Spezial-Ausgabe 2020
SpezialAusgabe 2020
DAS FACHMAGAZIN FÜR DEN EMS-MARKT
DAS FACHMAGAZIN FÜR DEN EMS-MARKT
HEALTHCARE
06 PERSPEKTIVEN
08 WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
37 PRAXISBERICHT
46 KNOW-HOW
Vom Zitterrochen zum Medizinprodukt
Medizinisches EMS-Training im stationären Einsatz DAS FACHMAGAZIN FÜR DEN EMS-MARKT
Medizinisches EMS-Training bei Rückenschmerzen
Safety first: Leitlinien zur Anwendung von Ganzkörper-EMS
SpezialAusgabe 2020
Herzlich willkommen zur Spezialausgabe der newsystEMS HEALTHCARE „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts“ – wusste schon Arthur Schoppenhauer. Diese berühmten Worte beschreiben das Denken und Handeln aller Dienstleister im Gesundheitsmarkt. Der Gesundheitsmarkt unterliegt seit vielen Jahren einem starken und schnelllebigen Wandel. Der Spagat zwischen bestmöglicher therapeutischer und/oder präventiver Behandlung und dem wirtschaftlichen Wohl des Unternehmens wird immer größer. Um sich als fortschrittlicher Gesundheitsdienstleister und attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, sind individuelle Lösungen, Strategien und Konzepte gefragter denn je. Medizinisches EMS-Training mit einem zugelassenen Medizinprodukt erfüllt alle Voraussetzungen, den aktuellen und kommenden Herausforderungen zu begegnen. Sie erfüllen die hohen Ansprüche Ihrer Patienten und Kunden und leisten zugleich einen wertvollen Beitrag für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg der Gesundheitseinrichtungen. Wie ist der aktuelle Stand der Wissenschaft? Wie verhält sich medizinisches EMS-Training bei unterschiedlichen Krankheitsbildern? Was berichten langjährige Anwender aus ihrer Praxis? Hierzu haben uns ausgewiesene Experten aus den genannten Bereichen ihre Erfahrungen mitgeteilt. Ihre Berichte lesen Sie in der vorliegenden Sonderausgabe. Mit relevantem Hintergrundwissen und wissenschaftlichen Fakten liefert dieses Magazin aktuelle Erkenntnisse zu medizinischem EMS-Training und Gesundheit mit Her(t)z. Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg bei Ihrer persönlichen Umsetzung! Herzliche Grüße Burkhard M. Peters newsystEMS
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INHALTSVERZEICHNIS
06
Vom Zitterrochen zum Medizinprodukt
38
Medizinisches EMS-Training im stationären Einsatz
08
Medizinisches EMS-Training bei Rückenschmerzen
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Ganzkörper-EMS: Safety first!
KNOW-HOW Die wichtigsten Fragen und Antworten zum EMS-Training
PERSPEKTIVEN 14
Zwölf Jahre miha bodytec – der Premiumhersteller für EMS-Geräte stellt sich vor Safety first: Leitlinien zur Anwendung von Ganzkörper-EMS DIN-Norm 33961: Rechtssicherheit im EMS-Training
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PRAXISBERICHT
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Vom Zitterrochen zum Medizinprodukt
06
miha bodytec – Empfohlenes Produkt der PGA Golf Kliniken
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Medizinisches EMS-Training für COPD-Patienten – Perspektiven für die Physiotherapie
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EMS-Training in der Onkologie – Erfahrung und Perspektive
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reelife Medical-EMS
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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Therapeutisches EMS-Training im Gesundheitszentrum Chiemgau, Traunstein
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Medizinisches EMS-Training bei Rückenschmerzen 08
Ist EMS-Training auch Landpraxis-tauglich?
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Neue Zielgruppen erschließen: EMS für Senioren
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Natura Fit: EMS-Anwendungen sind unverzichtbar für Therapie und Prävention
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Medizinisches EMS-TRAINING bei internistischen Erkrankungen
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PhysioSteps2 empfiehlt EMS-Training
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GK-EMS-Training bei Krebserkrankungen und Adipositas
26
Funktionelle Rehabilitation mit therapeutischem EMS-Training
36
GK-EMS im Leistungssport: Ausgewählte Untersuchungen
42
Frankenlandklinik: GK-EMS in der medizinischen Trainingstherapie
38
Patientenfeedback zum EMS-Training
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VOM ZITTERROCHEN ZUM MEDIZINPRODUKT
A
uch wenn EMS als Ganzkörpertraining eine innovative und neuartige Trainings- und Therapieform darstellt – die elektrische Muskelstimulation blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits etwa 200 v. Chr. wurden in Kleinasien erstmals Elektrizitätsquellen bestimmter Tierarten genutzt, um beispielsweise Kopfschmerzen zu behandeln. Nachdem bereits Mitte des 18. Jahrhunderts Physiker die Grundsteine für die heutige physikalische Therapie gelegt hatten, erfolgte 1780 mit dem Nachweis elektrischer Erregbarkeit von Muskelgewebe durch den italienischen Arzt Galvani ein weiterer Meilenstein in Richtung Elektromyostimulation als Trainingsmethode. Der berühmte „Froschschenkelversuch“ ist einigen von Ihnen sicher noch aus dem Biologieunterricht in bester Erinnerung. ENTWICKLUNG DES EMS-TRAININGS Die im 19. Jahrhundert entworfenen ersten mechanischen Stromgeneratoren zur Ansteuerung lokaler Muskelbereiche dienen bis heute als Vorbild moderner Elektrostimulation. Nach der Jahrhundertwende stellten namhafte Forscher mit ihren Untersuchungen zur Wirkung auf das Nerven- und Muskelsystem sowie der Festlegung einer Terminologie zur Elektrostimulation die Grundgesetze der Elektrostimulation auf. Zahlreiche Einsätze und Forschungen im Leistungssport sollten folgen, bis letztlich Ende der 1970er-Jahre erste belastbare wissenschaftliche Studien verfasst wurden.
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PERSPEKTIVEN
Parallel entwickelte sich Anfang der 1960er-Jahre der Zweig der funktionellen Elektrostimulation in der Therapie, welche bis heute großes Interesse in der medizinischen Forschung findet. Sowohl in der Schmerztherapie als auch zur gelenkschonenden Therapie nach Verletzungen, Unfällen oder Operationen, ist „der Strom“ nicht mehr wegzudenken Mit der Markteinführung des ersten Ganzkörper-EMS-Gerätes im Jahr 2003 etablierte sich das Training unter fortlaufender Weiterentwicklung durch den Marktführer miha bodytec – so Jens Vatter, Sebastian Authenrieth und Stephan Müller in ihrer Publikation „EMS Beratungs- und Trainingshandbuch“ – mehr und mehr im Fitness- und Breitensport.
DER EMS-MARKT AUF DEM VORMARSCH Der deutsche Sportstudioverband DSSV veröffentlichte hierzu folgende Eckdaten: 2018 haben über 141 EMS-Einrichtungen eröffnet Aktuell gibt es in Deutschland über 1.300 EMS-Einrichtungen Die Gründe für dieses Wachstum sind: Geringer Flächenbedarf Niedriges Investitionsvolumen Hohe Individualität Vergleichsweise hohe Mitgliedsbeiträge (vgl. „Eckdaten der deutschen Fitness- Wirtschaft“, © DSSV 2018)
EMS IN DER THERAPIE Neben der bekannten und in Praxen etablierten lokalen Anwendung, zum Beispiel der TENS-Therapie, gewinnt in den letzten Jahren auch das EMS-Ganzkörpertraining immer mehr an Bedeutung. Bereits im Jahr 2012 brachte miha bodytec das erste EMS-Medizinprodukt auf den Markt. Einige innovativ denkende Therapeuten und Rehakliniken waren schon damals von den Einsatzmöglichkeiten begeistert und setzten die Geräte zur Behandlungsunterstützung bei ihren Patienten ein. Das Interesse der Wissenschaft war ungebrochen und so folgten zahlreiche Studien zu den unterschiedlichsten Beschwerde- und Krankheitsbildern. Federführend waren hier die Universität Erlangen, die LMU in München und das Deutsche Herzzentrum in Bad Oeynhausen. Trotz der überaus positiven Studienergebnisse sollte es noch einige Jahre dauern, bis das medizinische EMS-Training seinen Weg in die Therapieeinrichtungen fand. Durch die Zulassung der neuesten miha bodytec Gerätegeneration zum Medizinprodukt, in Verbindung mit der Einführung der gewerblichen DIN-Norm zur Regelung eines sicheren EMS-Trainings, setzen mehr und mehr Therapeuten, Ärzte und Kliniken auf die Wirksamkeit dieser hochwirksamen und sicheren Trainingsmethode. ERFOLGREICHE UMSETZUNG IM PRAXISBETRIEB Mit dem alleinigen Verkauf eines Geräts ist es heute nicht mehr getan. Nur die Symbiose zwischen einem hochwertigen Produkt und einer fachkompetenten Beratung und Betreuung führt zum gewünschten Erfolg – für alle Beteiligten. Langjährige Erfahrung und das Know-how ausgebildeter Medizinprodukteberater bilden die Basis der Erfolg versprechenden Investition in ein Medizinprodukt. Die persönliche und individuelle Konzept- und Umsetzungsberatung vor Ort sowie der gezielte Einsatz bewährter praxistauglicher Marketingtools bilden die Grundlage für eine langfristige vertrauensvolle Zusammenarbeit.
folgsfaktoren von entscheidender Bedeutung für einen langfristigen Erfolg: • persönliche und individuelle Betreuung in einer 1:1-Situation durch einen fachkompetenten Trainer oder Therapeuten • die Abfolge einfacher, gelenkschonender und alltagsrelevanter Übungen in sehr kurzer Zeit • die Verbindlichkeit eines festen Trainingstermins. Bei all diesen Punkten findet sich der Therapeut in seinem beruflichen Umfeld wieder. Seine Arbeit ist terminiert, individuell, persönlich und zielt darauf ab, die Alltagstauglichkeit seiner Patienten so schnell wie möglich wieder herzustellen. Medizinisches und persönlich angeleitetes EMS-Training kann die Praxis, ob groß oder klein, hierbei auf sehr einfach umsetzbare und höchst wirkungsvolle Weise unterstützen. EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT – WO GEHT DIE REISE HIN? Das medizinische oder therapeutische EMS-Training steckt meiner Meinung nach noch in seinen Anfängen. Viele Therapeuten berichten allerdings bereits heute von guten bis sehr guten Erfahrungen bei unterschiedlichsten Krankheitsbildern. Diese Erkenntnisse werden sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Folglich muss es das Ziel sein, die überaus positiven Erfahrungen aus der Orthopädie auch in andere Bereiche zu übertragen und mit Untersuchungen und Studien wissenschaftlich zu evaluieren. Ob in der Onkologie, Neurologie, Kardiologie oder Psychiatrie – nur die wissenschaftliche Evidenz schafft Sicherheit und steigert langfristig die Akzeptanz des medizinischen EMS-Trainings bei Ärzten und Therapeuten.
WORIN LIEGEN DIE VORTEILE EINES THERAPEUTISCHEN EMS-TRAININGS? Mehrwert für die Praxis Vergrößerung des individuellen Behandlungsspektrums In die vorhandenen Räumlichkeiten integrierbar Ansprache neuer gesundheitsorientierter Zielgruppen Hohe Wertschöpfung bei niedrigen Investitionskosten Steigerung der Attraktivität als fortschrittlicher Arbeitgeber – ein Faktor, der immer wichtiger wird! Mehrwert für die Patienten Gelenk- und wirbelsäulenschonendes Muskeltraining Hohe Akzeptanz – auch oder gerade bei älteren Menschen Frühzeitiger Einsatz – bereits in der Immobilisationsphase möglich Hohe und zeitnahe Erfolgsquote durch verbindliche und persönliche Betreuung Einsatz bei unterschiedlichsten Beschwerdebildern WARUM IST EIN MEDIZINISCHES EMS-TRAINING SO WIRKUNGSVOLL? Lassen wir einmal die erwiesene Wirksamkeit einer niederfrequenten Strombehandlung außer Acht, sind nachfolgende Er-
BURKHARD M. PETERS Diplom Sportwissenschaftler mit Schwerpunkt Sportmedizin und Trainingslehre Leitung miha bodytec healthcare E-Mail: bp@miha-bodytec.de
PERSPEKTIVEN
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Medizinisches EMS-Training bei Rückenschmerzen
„ICH HAB RÜCKEN“ Seit einigen Jahren ist die Elektromuskelstimulation als Ganzkörperanwendung primär durch spezielle Mikrostudios populär geworden. Hier gibt es ausgebildete Trainer und unterschiedlichste Konzepte. Foto: Stasique - stock.adobe.com
N
un können LMU Mediziner den Bogen spannen vom Fitnessmarkt hin zum medizinischen Anwendungsbereich. PD Dr. Bernd Wegener, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilitation und sein Team haben in einer Studie die Wirkung von Ganzkörper-EMS bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Rückenschmerzen untersucht. „Wir haben 85 Rückenschmerzpatienten mit EMS-Behandlungen einer weit verbreiteten multimodalen Therapie (gilt als Goldstandard) gegenübergestellt, wobei wir die Studie auf den Aspekt Schmerz fokussiert haben. Unsere Kernaussage: Wir haben bei den betreuten Patientinnen und Patienten eine signifikante Schmerzlinderung bewirken können. Die EMS-Therapie lief bei uns über sechs Monate mit Datenerfassung vor Beginn der Therapie und dreimal im Verlauf. Das multimodale Programm haben wir über vier Wochen verfolgt. Wir haben bei der EMS-Therapie insgesamt erstaunlich positive Effekte gesehen, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität und eine deutliche Reduzierung der depressiven Aspekte.“ Um medizinisches EMS-Training im therapeutischen Umfeld besser zu verstehen, haben wir Dr. Wegener folgende Fragen gestellt: Worin sehen Sie die größten Vorteile eines Ganzkörper-EMSTrainings hinsichtlich des Volksleidens Nr. 1 – Rückenschmerzen? PD Dr. Bernd Wegener: Mit Ganzkörper-EMS-Training besteht die Möglichkeit, Menschen in sportliche Bewegung zu bringen, die körperlichen Aktivitäten sonst ablehnend gegenüberstehen oder aus gesundheitlichen Gründen Sport nicht ohne weiteres durchführen können. Bei chronischen Rückenschmerzen gelten andere Regeln als bei akuten Schmerzen. Während akute Rückenschmerzen durch eine Behandlung mit Schmerzmedikamenten, muskelentspannende Me-
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WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
dikamente, passiven aktiven Maßnahmen der Physiotherapie und manchmal sogar mit Schonung gut zu beeinflussen sind, greifen alle diese Maßnahmen bei chronischen Rückenschmerzen nicht in der gleichen Weise. Chronische Rückenschmerzen haben ihre Ursache nicht zwangsläufig in strukturellen Veränderungen wie Bandscheibenvorfällen. Sie führen zudem zu einer psychosozialen Komponente, welche durch die oben genannten Maßnahmen nicht beeinflusst werden kann. Dem trägt die Nationale Versorgungsleitlinie für den Kreuzschmerz Rechnung. Dort wird chronischen Rückenschmerzpatienten empfohlen, sich aktiv zu bewegen. Diese Bewegungsempfehlung soll vom behandelnden Arzt sowie dem behandelnden Physiotherapeuten ermunternd und motivierend unterstützt werden. Die Praxis zeigt jedoch: das ist „leichter gesagt als getan“. Viele Betroffene verspüren bei sportlicher Betätigung zunächst den sie plagenden Rückenschmerz. Das führt zu einem völlig kontraproduktiven Vermeidungsverhalten. Häufig sind sie auch durch andere orthopädische Erkrankungen, wie zum Beispiel verschlissene Gelenke beeinträchtigt. Nicht selten spielen auch Erkrankungen aus dem Herz-Kreislauf-System, Lungenerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen eine wesentliche Rolle. Genau diesen Menschen kann man mit Ganzkörper-EMS sehr gut helfen. Sie können die Muskulatur trainieren, ohne komplexe oftmals Beschwerden verursachende Bewegungen. Es gibt zwischenzeitlich einige wissenschaftliche medizinische Studien, die darauf hindeuten, dass es gelingt, mit Ganzkörper-EMS chronische Rückenschmerzen erfolgreich lindern zu können. Auch in unserer eigenen Untersuchung konnten wir zeigen, dass durch eine Ganzkörper-EMS-Behandlung Rückenschmerzen erfolgreich bekämpft werden konnten. Bei welchen weiteren Krankeitheitsbildern halten Sie EMS als therapiebegleitendes Training für sinnvoll? PD Dr. Bernd Wegener: In erster Linie ist Ganzkörper-EMS ein sehr effektives Krafttraining. Grundsätzlich profitiert davon fast jeder Mensch. Neben dem positiven Effekt bei chronischen
Rückenschmerzen gibt es zahlreiche weitere Krankheitsbilder, die von einem Krafttraining profitieren können. Gerade Menschen mit Übergewicht oder Gelenkproblemen werden erheblich profitieren. Ein großes Potenzial sehe ich auch bei alten Menschen. Eines der Hauptprobleme im Alter ist der Verlust von Muskel- und Knochenmasse (Sarkopenie, Osteoporose). Beides bedingt einander. Insbesondere ältere Menschen haben mit klassischem Sport häufig Probleme oder sie haben Hemmungen, in ein klassisches Fitnessstudio zu gehen. Diesem körperlichen Verfall, der oft durch zusätzliche Erkrankungen verstärkt wird, kann mit Ganzkörper-EMS erfolgreich entgegengewirkt werden. Körperliche Bewegung ist auch bei Stoffwechselerkrankungen wie dem Diabetes wichtig. Viele Diabetiker würden von mehr Bewegung sehr profitieren. Aus vielerlei Gründen tun sie es aber nicht. Mit Ganzkörper-EMS steht hier ein sehr effektives Krafttraining zur Verfügung, welches nur einen geringen Zeitaufwand erfordert. Eine ganz andere Gruppe, die von diesem Training profitieren kann, sind Menschen mit Gelenksproblemen infolge anderer Erkrankungen. Beispielsweise kommt es bei Patienten mit Hämophilie durch häufige Einblutungen in die Gelenke zu einer Zerstörung des Knorpels. Diese Menschen können nicht ohne weiteres eine Stunde Joggen gehen. Sie können aufgrund der eingeschränkten Beweglichkeit ihrer Gelenke auch oftmals kein klassisches Gerätetraining absolvieren. Mit Ganzkörper-EMS gelingt es dagegen sehr gut, die Muskulatur zu trainieren, ohne die Gelenke massiv zu belasten. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Patienten mit Herzinsuffizienz von einem Ganzkörper-EMS-Training profitieren können. Sie erreichen durch das Ganzkörper-EMS-Training einen Trainingseffekt, den sie durch normales Training aufgrund der Limitation der Herzleistung sonst nicht mehr erzielen würden. Man könnte jetzt die Reihe von Erkrankungen beliebig fortsetzen, bei denen von einem EMS-Training ein positiver Effekt erwartet werden darf. Bei all diesen Erkrankungen muss man jedoch ausdrücklich darauf hinweisen, dass es einer engen Abstimmung mit dem behandelnden Arzt/Ärztin und einer fachkundigen Betreuung beim Training bedarf, um nicht mit guten Willen Nachteiliges zu bewirken. Welche Vorteile haben Physiotherapeuten beim Einsatz eines medizinischen EMS-Systems? PD Dr. Bernd Wegener: Viele Erkrankungen limitieren ein sportliches Training. Um eine angemessene und dosierte körperliche Belastung durchführen zu können, bedarf es medizinischer Kenntnisse. Physiotherapeuten sind mit Krankheitsbildern gut vertraut. Sie können sehr gut einschätzen, welche Bewegung und welche Belastung einem kranken Menschen zugemutet werden kann, ohne ihn zu schädigen. Zudem ist Elektrotherapie Bestandteil der Ausbildung. Insofern verfügen Physiotherapeuten über Fachkompetenzen, die ihnen beim Ganzkörper EMS-Training helfen. Physiotherapeuten können eine optimale Betreuung von Menschen gewährleisten, die aufgrund ihrer Erkrankungen nicht ohne weiteres in ein Fitnessstudio gehen können oder wollen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Kontraindikationsliste aus medizinischer Sicht vor dem Hintergrund eines Medizinproduktes und eines EMS-Einsatzes durch Therapeuten und/oder Mediziner? PD Dr. Bernd Wegener: Es ist sicherlich sinnvoll, für das Training im Rahmen eines Fitnessprogramms enge Grenzen aufzuzeigen,
damit es nicht in guter Absicht zu körperlichen Schäden kommt. Diese drohen vor allem dann, wenn in guter Absicht zu viel, zu intensiv und zu oft trainiert wird. Aus medizinischer Sicht sind viele der gegenwärtig als Kontraindikation benannten Krankheiten eher ein guter Grund für Ganzkörper-EMS. Insofern bin ich mit der Liste der Kontraindikationen nicht ganz glücklich. Es empfiehlt sich jedoch grundsätzlich, dies mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Warum soll ein Diabetiker kein Krafttraining machen? Warum sollte ein Mensch mit Bluthochdruck nicht trainieren? Auch bei der Hämophilie gibt es eigentlich keinen Grund, weshalb Patienten nicht trainieren sollten. Im Gegenteil. Die beschädigten Gelenke können mit wenig Belastung einen sehr guten Trainingseffekt für die Muskulatur erfahren. Auch die Mehrzahl der chirurgischen Implantate steht einem Training nicht entgegen. Um dies abzuklären, ist ein Besuch beim fachkundigen Arzt sicherlich empfehlenswert. Wohin wird sich der medizinische/therapeutische EMS-Markt aus Ihrer Sicht entwickeln? PD Dr. Bernd Wegener: Ganzkörper-EMS hat bislang in der medizinischen Trainingstherapie einen geringen Stellenwert. Dies steht im signifikanten Widerspruch zu den Möglichkeiten, die diese Technologie aufzeigt. Es wird sehr wichtig sein, durch weitere wissenschaftliche Untersuchungen die Wirksamkeit von Ganzkörper-EMS auf verschiedene Krankheitsbilder zu evaluieren. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse müssen dann Eingang in die medizinische und therapeutische Ausbildung finden, um das Potenzial der Behandlung hinsichtlich Prävention und Therapie nutzen zu können. Wir konnten in diesem Jahr auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Physikalische und Rehabilitative Medizin eine ganze EMS-Sitzung etablieren. Auch auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie und mehreren Sportmedizinischen Kongressen ist das Thema vertreten. Es wäre nach meiner Einschätzung falsch darauf zu warten, dass die Krankenversicherungen die Kosten übernehmen, was natürlich sehr schön wäre. Man muss Ganzkörper-EMS-Training als persönliche Gesundheitsprävention verstehen. Dabei besteht zunächst kein Unterschied zu anderen Sportarten. Insbesondere bei der Therapie des chronischen Rückenschmerzes und bei der Prävention des Muskel- und Knochenschwundes sind nachhaltige Erfolge zu erwarten.
PD DR. BERND WEGENER Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilitation
WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
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Wolfgang Kemmler, Institut für Medizinische Physik, FAU Erlangen-Nürnberg
NEUE ZIELGRUPPEN ERSCHLIESSEN MIT GANZKÖRPER-EMS-TRAINING: FOKUS AUF SENIOREN?
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WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
EMS-Training speziell für Senioren? Spezifische Angebote oder eine gezielte Ansprache für die Zielgruppe Senioren gibt es bislang kaum. Prof. Dr. Wolfgang Kemmler vom Institut für Medizinische Physik an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg wirft die Frage auf, warum das so ist. Die Trainingsmethode Ganzkörper-EMS und die Zielgruppe Senioren passen nämlich auch unter der Lupe der Wissenschaft perfekt zusammen.
„Lieber Herr Kemmler“, sagte die alte Dame auf der Informationsveranstaltung unserer Bewegungsstudie, „jetzt habe ich 50 Jahre keinen Sport mehr betrieben, dann fange ich mit 70 Jahren auch nicht mehr damit an.“ Noch klarer kann die fehlende Bereitschaft und Einsicht einer Vielzahl von „sport-abstinenten“ Senioren, ein regelmäßiges und intensives Körpertraining zu beginnen, nicht in Worte gefasst werden. Der Hinweis, dass ein Körpertraining in jedem Lebensalter effektiv wirkt, wird meist mit Einwänden wie Zeitknappheit, Scham, Schwitzen/Anstrengen, geringer Leistungsfähigkeit, Gelenkschmerzen und fehlender individueller Betreuung „abgebügelt“ – interessanterweise spielt der finanzielle Aspekt nur in seltenen Fällen eine Rolle.
Foto: Merpics - stock.adobe.com
OPTION FÜR SENIOREN: GANZKÖRPER-EMS Insofern erscheint die Ganzkörper-Elektromyostimulation (WBEMS) zumindest im derzeit empfohlenen Setting einer engen Betreuung[1], als zeiteffektive, diskrete, gelenkschonende und sichere Option für den älteren, wenig sport-affinen Menschen, eigenverantwortlich Gesundheit und Leistungsfähigkeit positiv zu beeinflussen. Hinzu kommt, dass auch wissenschaftliche Kritiker des WB-EMS grade wenig trainierte, leistungsschwache Personen als geeignetes Kollektiv für das WB-EMS ansehen, eine Einschätzung, die durch eine Vielzahl von Untersuchungen mit älteren Menschen und überwiegend positivem Untersuchungsergebnis[2] bestätigt wird.
WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
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Von links: Prof. Dr. Wolfgang Kemmler, BA Anja Weissenfels, Dipl. Sportwissenschaftler Marc Teschler und Dr. Simon von Stengel
STUDIENLAGE MIT DURCHWEG POSITIVEN ERGEBNISSEN Möchte man die Effektivität einer WB-EMS Anwendung auf Risikofaktoren und Erkrankungen höheren Lebensalters bewerten, so liegen bereits eine ganze Anzahl von evidenzbasierten Untersuchungen im Spannungsfeld vor. Als „resistance-type exercise“ wirkt WB-EMS naturgemäß besonders prominent auf muskuläre Größen ein(Übersicht in [3]). Fokussiert man zunächst auf die Muskelmasse, so zeigen sich neben dem Einfluss auf Muskelfunktion auch eine zentrale Bedeutung im Bereich Grundumsatz[4], höhere Kapillarisierung und maximale Sauerstoffaufnahme[5] und Thermoregulation[6, 7]. Da die Muskelmasse den höchsten Beitrag zum Grundumsatz liefert, spielt die Muskelmasse im Bereich der Adipositas[8] bzw. der
Sarcopenic Obesity[9] eine wichtige Rolle. Mehrere Untersuchungen mit älteren Menschen(Übersicht in [3]) zeigen eine signifikante Erhöhung der Muskelmasse im Bereich eines HIT-Krafttrainings[10]. Eine begleitende Proteingabe im Bereich von 1,5-1,7 g/d/kg Körpergewicht verstärkt diesen WB-EMS induzierten Effekt möglicherweise nochmals deutlich[12, 13]. Auch im für den älteren Menschen besonders relevanten Bereich der Muskelfunktion weisen WB-EMS Konzepte mit adjuvanten leichten Bewegungsformen einen hochrelevanten Einfluss auf die Muskelfunktion (Übersicht in[3] auf. Bezogen auf die dynamische Maximalkraft konnten Veränderungen der Kraft im Bereich von 15-25 % nach 12-16 wöchiger WB-EMS Applikation (1,5 x 20 min/Wo.) nachgewiesen werden, die bezogen auf die Kraft der
Literatur 1. Kemmler W, Froehlich M, von Stengel S, Kleinöder H. Whole-Body Electromyostimulation – The Need for Common Sense! Rationale and Guideline for a Safe and Effective Training. Dtsch Z Sportmed. 2016;67:218-221. 2. Kemmler W, Shojaa M, Kohl M, von Stengel S. Exercise effects on bone mineral density in older men: a systematic review with special emphasis on study interventions. Osteoporos Int. 2018. 3. Kemmler W, Weissenfels A, Willert S, et al. Efficacy and safety of low frequency Whole-Body Electromyostimulation (WB-EMS) to improve health-related outcomes in non-athletic adults. A systematic review. Frontiers of Physiology. 2018;9:573. :doi: 10.3389/fphys.2018.0057. 4. Muller MJ, Geisler C, Hubers M, Pourhassan M, Braun W, Bosy-Westphal A. Normalizing resting energy expenditure across the life course in humans: challenges and hopes. Eur J Clin Nutr. 2018;72:628-637. 5. Hepple RT, Mackinnon SL, Goodman JM, Thomas SG, Plyley MJ. Resistance and aerobic training in older men: effects on VO2peak and the capillary supply to skeletal muscle. J Appl Physiol (1985). 1997;82:1305-1310.
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WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
6. Payne S, Macintosh A, Stock J. Body size and body composition effects on heat loss from the hands during severe cold exposure. American journal of physical anthropology. 2018;166:313-322. 7. Rowland LA, Bal NC, Periasamy M. The role of skeletal-muscle-based thermogenic mechanisms in vertebrate endothermy. Biological reviews of the Cambridge Philosophical Society. 2015;90:1279-1297. 8. Strasser B, Schobersberger W. Evidence for resistance training as a treatment therapy in obesity. Journal of obesity. 2011;2011:http://dx.doi. org/10.1155/2011/482564. 9. Goisser S, Kemmler W, Porzel S, et al. Sarcopenic obesity and complex interventions with nutrition and exercise in community-dwelling older persons--a narrative review. Clin Interv Aging. 2015;10:1267-1282. 10. Kemmler W, Teschler M, Weissenfels A, Fröhlich M, Kohl M, von Stengel S. Ganzkörper-Elektromyostimulationst versus HIT-Krafttraining - Effekte auf Körperzusammensetzung und Muskelkraft. Dtsch Z Sportmed. 2015;66:321-327. 11. Bauer J, Biolo G, Cederholm T, et al. Evidence-based recommendations for
Hüft- und Kniestreckmuskulatur nur leicht unter den korrespondierenden Effekten einer HIT-RT Intervention liegt[10]. Angesichts der sehr positiven Effekte auf die Muskulatur, ist die Wirkung eines WBEMS Trainings auf die Knochendichte als Surrogat der Frakturwiderstandsfähigkeit weniger prominent[14]. Gleichwohl können u. E. nach in diesem Spannungsfeld positive Daten[14] im Bereich der Ganzkörper-Vibration erwartet werden[15]. Neben muskuloskeletalen weisen auch Größen, die mit kardiometabolischen Risikofaktoren und Erkrankungen korrelieren, günstige Veränderungen nach WB-EMS Applikation auf[3]. Besonders prominent sind die Auswirkungen auf die gesamte und abdominale Fettmasse. Fast alle vorliegenden Untersuchungen weisen dabei eine Reduktion des Gesamtkörperfetts nach, die etwas höher liegt als die Erhöhung der Muskelmasse[3]. Neben klassischen kardiometabolischen Risikofaktoren (Blutdruck, Blutfette, Glucose) zeigen einige WB-EMS Untersuchungen[17-19] ebenfalls Effekte bei herzinsuffizienten Personen bis hin zu einer höher Auswurfleistung[17, 18]. HOHE AKZEPTANZ Zudem zeigten die vorliegenden Untersuchungen mit älteren Menschen keine nennenswerten „unerwünschten“ Nebenwirkungen [3]. Nennenswert ist ebenfalls, dass die Akzeptanz des WB-EMS Trainings durch die Senioren, zumindest in einem eng begleiteten Setting, sehr hoch ist. EIN IDEALES UND WIRKSAMES TOOL FÜR ÄLTERE MENSCHEN Insofern erscheint WB-EMS als ideales „Tool“ für ein gesundheitsorientiertes Training des älteren Menschen. Allerdings sind für ein erfolgreiches EMS-Training bei Senioren einige Punkte in besonderem Maße zu beachten. Besonders wichtig für die Anwendung von WB-EMS innerhalb der oft fragilen Gruppe älterer Menschen mit geringem Körpergefühl und fehlender Referenz für Belastungsreize ist die Frage nach Sicherheit und Verträglichkeit. Eine konsequente Überprüfung und Anwendung von Ausschlusskriterien und medizinischen Kontraindikationen ist dabei obligat. Bei Senioren, die eine ärztliche Freigabe für ein EMS-Training möchten, kann auch der überwiegend nicht WB-EMS kundige Hausarzt über einen Informationsflyer mit Link zu zusätzlichen
neutralen Informationsmöglichkeiten in die Lage versetzt werden, eine belastbare Entscheidung pro oder contra WB-EMS zu treffen. Kooperationen zwischen Ärzten und EMS-Anbietern erleichtern die ärztliche Entscheidung durch die Kenntnis der Qualifikation der Einrichtung und deren Personal. RICHTLINIEN FÜR SICHERE EMS ANWENDUNG Daneben halten wir die Anwendung der WB-EMS Richtlinien[1] nicht nur, aber ganz besonders für Senioren für absolut verbindlich. Zentrales Moment der Richtlinien ist eine sehr enge Betreuung, bei der maximal zwei Übende von einem Therapeuten betreut werden. Ältere weder sport- noch technikaffine Menschen profitieren von dieser sehr engen Betreuung und Interaktion ganz besonders. Insofern ist ein möglichst enger Betreuungsschlüssel nicht nur hinsichtlich der Sicherheit sondern auch der Effektivität ein absolutes Qualitätskriterium. GROSSES POTENZIAL MIT HOHEM NUTZEN Fasst man das sehr hohe Potential und die Besonderheiten eines WB-EMS Trainings mit Senioren abschließend zusammen, verwundert es, dass seniorenspezifische Angebote oder zumindest eine seniorenspezifische Adressierung des bestehenden, z. T. definitiv qualitativ hochwertigen Angebots im gesundheitsorientierten WB-EMS derzeit kaum eine Rolle spielen.
PROF. DR. WOLFGANG KEMMLER ist Forschungsdirektor am Institut für Medizinische Physik der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Der Trainings- und Sportwissenschaftler gilt als ausgewiesener Experte in der trainingswissenschaftlichen Interventionsforschung sowie im Bereich alternative Trainingstechnologien mit Schwerpunkt Ganzkörper-Elektromyostimulation.
optimal dietary protein intake in older people: a position paper from the PROTAGE Study Group. J Am Med Dir Assoc. 2013;14:542-559.
as osteoporosis treatment in postmenopausal women: a systematic review. Eur J Clin Exp Med. 2019;17:146-152.
12. Kemmler W, Grimm A, Bebenek M, Kohl M, von Stengel S. Effects of Combined Whole-Body Electromyostimulation and Protein Supplementation on Local and Overall Muscle/Fat Distribution in Older Men with Sarcopenic Obesity: The Randomized Controlled Franconia Sarcopenic Obesity (FranSO) Study. Calcif Tissue Int. 2018;103:266-277.
16. Teschler M, Wassermann A, Weissenfels A, et al. Short time effect of a single session of intense whole-body electromyostimulation on energy expenditure. A contribution to fat reduction? Appl Physiol Nutr Metab. 2018;43:528-530.
13. Kemmler W, Weissenfels A, Teschler M, et al. Whole-body Electromyostimulation and protein supplementation favorably affect Sarcopenic Obesity in community-dwelling older men at risk. The Randomized Controlled FranSO Study. Clin Interv Aging. 2017;12. 14. von Stengel S, Bebenek M, Engelke K, Kemmler W. Whole-Body Electromyostimulation to Fight Osteopenia in Elderly Females: The Randomized Controlled Training and Electrostimulation Trial (TEST-III). Journal of osteoporosis. 2015;2015:643520. 15. Peretti AL, Ciqueleiro RT, Flores LJ, Bertolini GR. Use of whole-body vibration
17. van Buuren F, Mellwig KP, Frund A, et al. Electromyostimulation: Verbessserung von Lebensqualität, Sauerstoffaufnahme und linksventrikuläerer Funktion bei chronischer Herzinsuffizienz. Rehabilitation. 2014;53:321-326. 18. van Buuren F, Mellwig KP, Prinz C, et al. Electrical myostimulation improves left ventricular function and peak oxygen consumption in patients with chronic heart failure: results from the exEMS study comparing different stimulation strategies. Clinical research in cardiology: official journal of the German Cardiac Society. 2013;102:523-534. 19. Fritzsche D, Fruend A, Schenk S, et al. Elektromyostimulation (EMS) bei kardiologischen Patienten. Wird das EMS-Training bedeutsam für die Sekundärprävention? Herz. 2010;35:34-40.
WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
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DIE WICHTIGSTEN FRAGEN UND ANTWORTEN ZUM EMS-TRAINING
Das EMS-Training wird bei den Physiotherapeuten und in Reha-Einrichtungen immer beliebter. Die praktische Erfahrung weist das Training als effektiv und sicher aus. Dennoch: Vorurteile und Halbwissen halten sich hartnäckig, obwohl der Einsatz von „Strom“ ursprünglich aus dem Bereich der Medizin und Heilkunde kommt.
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eute sind die Wirkungen einer EMS-Anwendung wissenschaftlich evaluiert und eventuelle Risiken begrenzt und kalkulierbar. Gerade das medizinische EMS-Training mit einem geprüften Medizinprodukt und unter der Anleitung eines ausgebildeten Therapeuten oder Mediziners sorgt für zusätzliche Sicherheit. Wer sich also nicht gerne auf Aussagen von Anbietern oder begeisterten Anwendern verlassen möchte, kann heute aktuelle Studien namhafter unabhängiger Institute hinzuziehen. Seit über zehn Jahren erforscht die Universität Erlangen unter der Leitung von Prof. Dr. Kemmler die Anwendungsmöglichkeiten der Ganzkörper-Elektrostimulation. In einem aktuellen Interview haben wir ihn zu wissenschaftlichen Perspektiven, Anwendungsgebieten, Risiken und Handlungsempfehlungen des EMS-Trainings befragt.
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KNOW-HOW
Ganzkörper-Elektromyostimulation (WB-EMS) wird oftmals als „Training ohne Anstrengung“ beworben. Wie bewerten Sie diese Aussage? Prof. Dr. Kemmler: Hmm, das ist eine interessante Frage und hängt davon ab, wie „Anstrengung“ aufgefasst wird. Faktisch ist es integraler Bestandteil der derzeitigen gesundheits-WB-EMS Methodenvariante, dass eine angemessene Stromapplikation die Effekte generiert, sodass der Anteil der willkürlichen Belastung relativ gering bleibt. In der Trainingspraxis bedeutet dies, dass in enger Interaktion zwischen Trainer und Anwender eine angemessen hohe Reizintensität (via Impulsstärke) appliziert werden muss, die durchaus als „anstrengend“ rückgemeldet werden sollte. Insbesondere bei den oft weniger sportaffinen WB-EMS Anwendern mit entsprechend schwach ausgeprägtem Belastungsempfinden ist dieses Heranführen an eine angemessen hohe Belastung und die Herausbildung einer entsprechenden Sensibilisierung des Körpergefühls die zentrale „Challenge“ für den Trainer.
Kritiker sprechen häufig von geringen bis ausbleibenden Effekten auf Funktionalität und Koordination durch die „künstliche“ Aktivierung des Ganzkörper-EMS-Trainings. Was sagen Sie zu dieser Kritik? Prof. Dr. Kemmler: Diese Meinung ist durch eine Vielzahl von EMSUntersuchungen mit signifikant positiven Effekten auf eine Vielzahl von Funktionalitätsparametern wie Kraft und Leistungsfähigkeit inzwischen widerlegt. Bei einer rein passiven EMS-Anwendung mag dieses Argument zweifellos noch zutreffen, in der Trainingspraxis, insbesondere im fortgeschrittenen therapeutischen Einsatz wird EMS überwiegend in der Dynamik, also unter Einsatz funktioneller Bewegungen, durchgeführt. Hier unterscheidet sich übrigens die leistungssportliche von der gesundheitsrelevanten Anwendung. Während im Leistungssport eine hohe willkürliche Aktivierung mit einer moderaten Stromintensität vorherrscht, die eine absolut korrekte disziplinspezifische Ausführung der Bewegung erlaubt, steht in der Frühphase einer Therapiemaßnahme primär die Stromkomponente als Belastungsinstrument im Vordergrund. Dies ändert sich jedoch im Laufe der Therapie, abhängig vom individuellen Leistungsstand des Patienten. Bei älteren Menschen, die neben (funktionellen) Trainingszielen auch die Muskel- und Fettmasse positiv beeinflussen müssen, erscheint ein Mischtraining beider Methoden idealerweise periodisiert mit hypertrophisch orientierten und funktionell orientierten Abschnitten ideal. Erst kürzlich warnte die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) vor
dem WB-EMS-Training. Kann WB-EMS tatsächlich schädlich oder gefährlich wirken? Prof. Dr. Kemmler: Diese Frage schlägt regelmäßig hohe Wellen in den Medien und verunsichert die Teilnehmer an einem EMS-Training leider massiv. Aus diesem Grund möchten wir diese Frage im Rahmen der Möglichkeiten eines Interviews erschöpfend und angemessen differenziert adressieren. Zunächst ist WB-EMS bezüglich akuter orthopädischer und kardialer Risiken aus unserer Sicht definitiv die Trainingsmethode der Wahl. Ein immer wieder aufgeführtes Risiko der EMS-Anwendung steht in Zusammenhang mit der sogenannten Rhabdomyolyse, vereinfacht einer belastungsinduzierten Beschädigung des Muskelgewebes. Aufgrund seiner hohen Sensitivität gilt CK (Kreatinkinase) als primärer Serummarker einer Rhabdomyolyse. Basierend auf CK-Ruhewerten von unter 200 IE/l wird eine milde Rhabdomyolyse bis zu 10-facher, eine moderate Rhabdomyolyse zwischen 11- und 50-facher und eine schwere Rhabdomyolyse bei über 50-facher Erhöhung der Basiskonzentration definiert. Wichtig ist in diesem Zusammenhang ebenfalls der Hinweis, dass eine große intraindividuelle Varianz der CK Konzentration bei derselben relativen Belastung besteht. D. h. konkret, dass manche Menschen wesentlich sensibler und mit höherem CK-Level auf eine körperliche Belastung reagieren. Tatsächlich ist WB-EMS durch die große Anzahl an Muskelgruppen, die simultan und im Extremfall supramaximal (also höher als durch willkürliche Innervation) stimuliert werden können in der Lage, eine Rhabdomyolyse zu generieren. Eine ärztlich eng begleitet Untersuchung unseres Hauses zeigte nach EMS-Erstapplikation mit individuell maximal tolerierbarer Reizhöhe sehr hohe Kreatinkinase- und (etwas eingeschränkt) Myoglobin-Werte, die im Mittel – aber nicht bei allen Teilnehmern – im Bereich einer schweren Rhabdomyolyse lagen. Im Einklang mit der vorliegenden Literatur konnten allerdings keinerlei klinische Konsequenten erfasst werden. Ob dieses Ergebnis auf gesundheitlich limitierte Anwender transferiert werden kann, sei allerdings dahingestellt. Ein zentrales Studienergebnis war jedoch, dass im weiteren Verlauf des WB-EMS-Trainings sich bei allen Probanden ein sehr ausgeprägter Konditionierungseffekt zeigte. Tatsächlich wurde nach zehnmaliger EMS-Applikation und wiederum ausbelastendem WB-EMS eine 30-fache Reduktion der CK-Werte, also eine Konzentration im Bereich eines konventionellen Krafttrainings, nachgewiesen. Die Problematik der EMS induzierten Rhabdomyolyse beruht somit weitestgehend auf einer unangemessen hochintensiven Stromapplikation während der initialen Einheiten. Wir haben in den „Richtlinien zur sicheren und effektiven Anwendung von Ganz-Körper-Elektromyostimulation“ Vorgaben vorgelegt, welche diese Thematik umfassend adressieren. Ihr Team an der Universität Erlangen forscht seit langem im Bereich des Ganzkörper-EMS und hat maßgeblich an den Richtlinien für einen sicheren und effektiven Einsatz mitgewirkt. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Verhaltensmaßregeln, die ein Anbieter von EMS-Training beachten muss? Prof. Dr. Kemmler: Aus unserer Sicht stehen Wirkungsgrad und Sicherheit bei der medizinischen EMS-Anwendung klar im Vordergrund. Wie bereits besprochen ist EMS kein allzeit effektiver und un-
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bedingt sicher anwendbarer Selbstläufer. Tatsächlich ist in höherem Maße als bei anderen Trainingsmaßnahmen eine kompetente und vertrauensvolle Interaktion zwischen Anwender und Therapeut zur Generierung eines bestmöglichen Ergebnisses das zentrale Merkmal einer erfolgreichen und sicheren Therapiemaßnahme. Aus diesem Grund sehen wir bei der Therapie eine 1:1-Betreuung als wichtiges Kriterium an. Bei einem präventiven Training liegt der Betreuungsschlüssel bei max. zwei Trainierenden pro Betreuer. Daneben ist eine angemessene therapeutische und/oder sportwissenschaftliche Ausbildung des Anbieters wichtig, um über anwendbare Trainingsprinzipien, Kontraindikationen und das Erkennen bestimmter Belastungsparameter bei unterschiedlichen Krankheitsbildern langfristige Erfolge zu sichern. In punkto Kontraindikationen ist die Entwicklung sicher noch nicht abgeschlossen. Insbesondere im therapeutischen und medizinischen Einsatz wandeln sich gerade einige absolute zu relativen Kontraindikationen. Gerade im therapeutischen Segment versprechen wir uns durch Aufklärung und Kooperationen mit Ärzten und Kliniken mehr Sicherheit durch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse. Das Herz ist doch auch ein Muskel. Warum wird das Herz von den elektrischen Impulsen der Elektromyostimulation nicht beeinflusst? Prof. Dr. Kemmler: Wie jeder Muskel kontrahiert sich auch der Herzmuskel, wenn elektrische Signale die Muskelfasern über eine gewisse Schwelle depolarisieren. Auf diese Weise wird über das autonome Reizleitungssystem das Herz zur rhythmischen Kontraktion gebracht. Grundsätzlich kann also auch der Herzmuskel durch externe Ströme beeinflusst oder gestört werden, wie dies bei einem Stromunfall oder bei einer Wiederbelebung mit einem Defibrillator der Fall sein kann. Im Gegensatz zur Steckdose oder einem Defibrillator, welche sehr hohe Spannungen und Stromstärken erzeugen, ist bei einer EMS-Anwendung die Stromstärke sehr gering und der Stromfluss regional begrenzt. Denn zur Aktivierung der Skelettmuskulatur sind extrem geringe Stromstärken ausreichend. Der Haupteffekt bei der Elektromyostimulation mit niederfrequenten Strömen besteht in der Aktivierung der kleinen motorischen Nervenäste in der Nähe der Elektroden. Werden diese durch den externen Strom über eine bestimmte Schwelle depolarisiert, so erzeugen die Nerven ein Aktionspotential, welches sich selbsttätig in Richtung Muskelfasern fortsetzt und diese aktiviert. Dadurch, dass der externe Strom die körpereigene physiologische Erregungsleitung „anstößt“, wird die Muskulatur auch in der Tiefe aktiviert und zu einer kräftigen Kontraktion angeregt. Es tritt dabei aber kein relevanter Stromfluss außerhalb der Skelettmuskeln durch den Brustkorb zum Herzen auf. Dennoch stellen Herzrhythmusstörungen und insbesondere Herzschrittmacher eine Kontraindikation dar, die aus Gründen der Vorsicht strikt eingehalten werden sollte. Die positiven kardiologischen Auswirkungen eines medizinischen EMS-Trainings wurden in einer Studie im deutschen Herzzentrum in Bad Oeynhausen wissenschaftlich belegt. Funktionelles Training gilt seit einigen Jahren als hocheffektive Methode, um Fitness- und Gesundheitsziele schnell und effektiv zu erreichen. Wie sehen Sie hier den Zusammenhang/die Abgrenzung zum EMS-Training? Prof. Dr. Kemmler: Der Vergleich ist tatsächlich interessant: Funktionelles Training wird ja oft als das exakte Gegenteil zum EMS-Trai-
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ning dargestellt, da Übungen mit komplexen Bewegungen über mehrere Gelenke und Muskelgruppen im Mittelpunkt stehen, während für EMS, zumindest in der Vergangenheit, immer der Aspekt der Statik und nicht der Funktionalität im Raum stand. Nun wird modernes und insbesondere therapeutisches EMS-Training selten statisch, sondern überwiegend dynamisch appliziert. Gerade Therapeuten bevorzugen bei ihrem individuellen EMS-Training alltagsrelevante Bewegungen über mehrere Gelenke und soweit möglich großer Amplitude. Um die nötige überschwellige Intensität zu generieren, bedient sich das klassische funktionelle Training häufig unterschiedlicher Zusatzbelastungen. Beim EMS-Training wird die Intensität primär über den Stromimpuls geregelt. Letzter Aspekt trägt zu einer günstigeren orthopädischen Verträglichkeit und geringeren Verletzungsgefahr, besonders bei Ungeübten und/ oder athletisch weniger Vortrainierten, bei. Aspekte wie geringes zeitliches Budget, Gesundheitsorientierung/gesundheitliche Limitationen, geringe Affinität zu konventionellem Training und exzellent dosierbare Intensitätssteuerung sprechen in diesem Zusammenhang für ein therapeutisch angeleitetes EMS-Training. Wer ist aus Ihrer Sicht die tatsächliche Zielgruppe für ein medizinisches Ganzkörper-EMS-Training? Prof. Dr. Kemmler: Durch das besonders wirbelsäulen- und gelenkschonende Training ohne Schwer- und Druckbelastungen ist das therapeutische EMS-Training schon frühzeitig und parallel zu einer krankengymnastischen Einzelbehandlung einsetzbar. Die Kombination mit den oben bereits erwähnten alltagsrelevanten funktionellen Übungen verschafft uns eine unerschöpfliche Zielgruppe, die auch im zeitlichen Einsatz unbegrenzt ist. Unter den Vorgaben vom „Leichten zum Schweren“ und vom „Einfachen zum Komplexen“ sprechen wir sowohl alt als jung, trainiert oder untrainiert sowie gesund oder erkrankt/verletzt an. Das EMS-Training ist somit mindestens ebenso umfassend applizierbar wie ein konventionelles Krafttraining. In unserer Forschungsgruppe haben wir uns aktuell zentral auf muskuloskeletale und kardiometabolische Erkrankungen und Konditionen (meist) höheren Lebensalters spezialisiert. Gerade in letzter Zeit tun sich mehr und mehr andere Zielgruppen und Anwendungsgebiete auf. Über einen Forschungsverbund mit anderen wissenschaftlichen und medizinischen Einrichtungen werden wir die EMS-Forschung weiter vorantreiben, wichtige und sinnvolle Anwendungsgebiete identifizieren und in der Zukunft gemeinsam evaluieren. Ich denke, die EMS-Forschung wird sich in den nächsten Jahren international prominenter entwickeln, so dass wir noch spannende Forschungsergebnisse zu diesem Thema erwarten dürfen.
PROF. DR. WOLFGANG KEMMLER ist Forschungsdirektor am Institut für Medizinische Physik der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Der Trainings- und Sportwissenschaftler gilt als ausgewiesener Experte in der trainingswissenschaftlichen Interventionsforschung sowie im Bereich alternative Trainingstechnologien mit Schwerpunkt Ganzkörper-Elektromyostimulation.
MIHA BODYTEC – EMPFOHLENES PRODUKT DER PGA GOLF KLINIKEN
Vor dem Hintergrund der wachsenden Zielgruppe Ü50 ist die enge Kooperation des PGA Golfprofessionals mit geschulten Ärzten und Physiotherapeuten bedeutsamer denn je. Eine gute Möglichkeit bietet das Konzept „PGA Golf Klinik“.
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lubs, Professionals und Golfschulen, die mit einer offiziellen PGA Golfklinik zusammenarbeiten, beweisen exzellenten Kundenservice, zeigen Kompetenz und haben die Chance, auch neue Mitglieder zu gewinnen. Denn ganz gleich, ob es darum geht, jugendliche Leistungssportler optimal zu fördern oder Mitgliedern mit körperlichen Einschränkungen wieder schmerzfreies Spiel zu ermöglichen: Die enge Kooperation zwischen Golflehrer und Sportmediziner ist heute in jedem Club ein Thema. Damit eine solche Zusammenarbeit funktioniert und für alle Seiten Früchte trägt, ist Know-how auf beiden Seiten nötig; vor allem müssen Mediziner und Therapeuten die Anforderungen des Golfsports kennen, um entsprechend therapeutisch oder präventiv helfen zu können. Ist das der Fall, sind sie für Golfanlagen wertvolle Kooperationspartner. Einen solchen Partner, der nachweislich hohe Kompetenz in der spezifischen Behandlung von Golfsportlern mitbringt, sollte sich jede Golfanlage suchen.
„Als PGA Golf Klinik unterstreichen die Einrichtungen ihr Engagement im aufstrebenden Golf-Gesundheitsmarkt. Wir sind fest davon überzeugt, dass in diesem Bereich ein großes Wachstumspotenzial steckt, weshalb sich die PGA of Germany hier bereits seit einigen Jahren intensiv engagiert“, so Felix Lechner, Leiter Marketing der PGA of Germany.
Kliniken und Therapiezentren haben die Möglichkeit, sich als offizielle „PGA Golf Klinik“ lizenzieren zu lassen. Aktuell sind drei Rehabilitationskliniken sowie acht Therapiezentren geschult in Sachen Golf & Gesundheit und befugt, die Gütesiegel der PGA of Germany zu führen. „Wir bieten Golf-Amateuren und Golf-Profis ein einzigartiges Behandlungskonzept für die typischen Probleme am Bewegungsapparat eines Golfers. In unserer Golfer-Sprechstunde können wir umfassend analytisch, diagnostisch und symptombezogen behandeln – für einen optimalen Abschlag“, sagt etwa Philipp Wolf vom Ortho-Zentrum Bergstraße in Heppenheim. Kooperationspartner des medizinischen Zentrums sind der GC Heddesheim Gut Neuzenhof und der GC Bensheim.
Einige Therapeuten setzen hierbei bereits heute auf die Effektivität von EMS-Training mit miha bodytec.
Dieses Engagement wird zukünftig durch eine weitere strategische und gesundheitsfördernde Kooperation erweitert. miha bodytec als EMS-Premiumhersteller ist offizieller Partner der PGA Golf Kliniken. Golf ist eine komplexe Sportart, mit hohen koordinativen und spezifischen muskulären Ansprüchen. Viele Physiotherapeuten haben dies erkannt und bieten ihren Patienten und Kunden ein eigens entwickeltes Golf-Trainingsprogramm, durch das sie langfristig beschwerdefrei und erfolgreich ihren Sport ausüben können.
Darüber hinaus lassen sich golfspezifische Beschwerden und/ oder Erkrankungen des muskulären Bewegungsapparates mit der EMS-Therapie, kombiniert mit klassischen physiotherapeutischen Maßnahmen, optimal behandeln. Die positiven Erfahrungen und der Wunsch nach Weiterentwicklung versprechen eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen zwei engagierten und innovativen Unternehmen im Sinne des gesunden Golfsports als Lifetime Sportart.
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ZWÖLF JAHRE MIHA BODYTEC – DER PREMIUMHERSTELLER FÜR EMS GERÄTE STELLT SICH VOR
Ob in Gesundheitseinrichtungen, in den sogenannten Mikrostudios oder zuhause mit einem mobilen Trainer: Heute nutzen allein in Deutschland rund 250.000 Menschen regelmäßig Ganzkörper-EMS! Sie tun das nicht nur in der Therapie oder zur Vorbereitung auf sportliche Wettkämpfe, sondern vor allem für den Aufbau und Erhalt ihrer Muskulatur und somit ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit. 18
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Betreuung, festen regelmäßigen Terminen und einer hocheffizienten Anwendung sorgt für eine breite Zielgruppenansprache. Das nachhaltige Erreichen von Trainings- und Behandlungsergebnissen ist dank Empfehlungsmarketing der Katalysator für die Ausbreitung. Der EMS-Markt in Deutschland boomt und der stetig größeren Anzahl von Menschen, die von den Vorteilen des EMS-Trainings profitieren, steht eine dynamisch wachsende Zahl von rund 3.000 EMS-Anbietern gegenüber. Inmitten dieses neuen Segments im Gesundheitsmarkt erfreut sich der Name miha bodytec wachsender Bekanntheit und ist insbesondere unter professionellen EMS-Betreibern ein Synonym für Innovationskraft und Qualität. Als Marktführer für EMS-Geräte vertreibt das deutsche Unternehmen seit nunmehr 12 Jahren sein gleichnamiges Gerät und beliefert nahezu alle relevanten Umsetzungsmodelle weltweit. DIE MIHA BODYTEC GMBH Der Name miha hat seinen Ursprung in der miha Maschinen GmbH, die über 40 Jahre innovative Produkte für die Sport- und Medizinbranche entwickelt und gefertigt hat. Aus ihr entstanden ist die 2007 gegründete miha bodytec GmbH, die im Jahr 2017 ihr zehnjähriges Bestehen feierte und seit den Anfängen des EMSTrainings die Position des weltweiten Markt- und Technologieführers inne hat. Dies nicht ohne Grund – denn sowohl auf der Seite des Produkts als auch im Service setzt die miha bodytec GmbH seit seiner Gründung Maßstäbe. Das Unternehmen stellte sich diesen anspruchsvollen Aufgaben und wirkte darüber hinaus nachhaltig an der Steigerung der Bekanntheit der innovativen Trainingstechnologie mit. Auf dieser Arbeit beruhend nahm die deutschlandweite Verbreitung von Ganzkörper-EMS-Training ihren Lauf.
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ie moderne Methode setzt auf elektrische Muskelstimulation. Das Besondere: Durch den Einsatz von Reizstrom in einem textilen Elektrodensystem lässt sich nahezu die komplette Körpermuskulatur zeitgleich aktivieren – und das ohne Gelenkbelastung. Dabei wird selbst die tieferliegende Muskulatur angesprochen, die mit herkömmlichen Trainings- oder Therapiemethoden nicht oder nur schwer erreichbar ist. In den vergangenen Jahren hat diese Form von EMS-Training eine enorme Entwicklung gemacht: Die Kombination aus persönlicher
Heute liegen die Anfänge bereits mehr als zehn Jahre in der Vergangenheit. Das Unternehmen, das 2007 mit zwei Mitarbeitern startete, ist zwischenzeitlich zu einem „Global Player“ geworden, der auch international auf Wachstumskurs ist. miha bodytec bedient heute eine Vertriebsstruktur von mehr als 50 Ländern. Von den 6.000 m2 Gesamtfläche des Unternehmenssitzes in Gersthofen werden Geräte und Zubehör in die ganze Welt exportiert. In Großbritannien und den USA ist miha bodytec mit einer eigenen Tochterfirma vertreten. Stets bleibt der Anspruch maßgebend, jedem Kunden ein umfassendes Leistungspaket zu Verfügung zu stellen, das ihm hilft, sich im Zukunftsmarkt „EMS“ erfolgreich zu positionieren. KOOPERATION IN DEN BEREICHEN FORSCHUNG UND AUSBILDUNG Die angebotenen Trainingsprogramme durften sich nicht allein auf eigene Erfahrungswerte und Erfolge des Trainings stützen.
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EMS-TRAININGSKLEIDUNG mit einzigartigen Eigenschaften
Für ein Produkt, das mit dem Prädikat „made in Germany“ den weltweiten Gesundheitsmarkt verändern sollte, statt nur ein Modererscheinung zu sein, war eine Qualifikation erforderlich, die durch wissenschaftliche Fakten und Studien belegt ist. Dafür waren Kooperationen mit anerkannten, wissenschaftlichen Institutionen unverzichtbar. In diesem Sinne unterhält miha bodytec heute zahlreiche langjährig gewachsene Forschungskooperationen wie zum Beispiel zum Klinikum der Universität München, der Sporthochschule Köln, der TU Kaiserslautern oder zum Lehrstuhl für Medizinische Physik an der Universität Erlangen. DAS UNTERNEHMEN UND SEINE ROLLE IM EMS-MARKT Dass diese Entwicklung gerade in den Anfängen 2007 keine Selbstverständlichkeit war, lag vor allem an der Unbekanntheit der noch neuen, innovativen Technologie. Zunächst hatte kaum jemand eigene Erfahrungen mit Ganzkörper-EMS-Training. Daher war es wenig verwunderlich, dass viele Kunden vor dem ersten eigenen Training der Vorstellung, während des Trainings verkabelt zu sein und sich die Muskeln durch Stromimpulse stimulieren zu lassen, skeptisch gegenüberstanden. Diese Vorbehalte galt es durch positive Erfahrungen abzubauen und das Produkt erst einmal in den Markt einzuführen. Damit hatte das Unternehmen aus Gersthofen bei Augsburg seit jeher eine besondere Rolle und Verantwortung inne, die weit über
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die Produktion, Lieferung und Kundenservice hinausgeht. Da für die Produktkategorie „EMS-Training“ noch keinerlei Erfahrungswerte und ebenso wenig Qualitäts- und Sicherheitsstandards vorlagen, lag eine besondere Verantwortung in der Rolle von miha bodytec, diese zuerst zu bestimmen. Durch den von miha bodytec initiierten regelmäßigen Austausch zwischen Praxis und Wissenschaft wurden Leitlinien zum sicheren Einsatz der Technologie entwickelt. Diese Safety-First-Regeln sind heute der Goldstandard für alle professionell arbeitenden EMS-Anbieter weltweit. Die miha bodytec GmbH ist Mitglied der DIN und arbeitet aktiv in entsprechenden Ausschüssen mit. MIHA BODYTEC II MEDICAL miha bodytec vereint innovative Technologie, komfortable Bedienung und modernes Design zu einem einzigartigen System. Das updatefähige Steuergerät besteht aus Aluminium und lässt sich überall problemlos einsetzen. Der miha bodytec wird in Deutschland produziert, ist ein geprüftes Medizinprodukt und entspricht auch den hohen Anforderungen internationaler Zulassungsbehörden (FDA, Anvisa, SAA). Außergewöhnlich umfangreiche Garantiezeiten und -leistungen unterstreichen den hohen Qualitätsanspruch.
100% KONFORM! miha bodytec medical ist ein zertifiziertes Medizinprodukt und erfüllt alle Anforderungen der DIN Norm 33961-5 für EMS-Training.
ELEKTRODENSYSTEM „I-BODY“ Das für den Dauerbetrieb konzipierte und zum Patent angemeldete Elektrodensystems „i-body“ überzeugt durch optimale Passform. Über eine flexible Funktionsweste mit integrierten Elektroden können alle Muskelgruppen individuell aktiviert werden. Ergänzt wird die Weste um einzelne „i-body“-Elektrodengurte für Arme, Beine und Gesäß. Das gesamte Elektrodensystem ist waschbar und antibakteriell ausgerüstet. Der Anschluss an das Steuergerät erfolgt durch das innovative und selbstfindende Verbindungssystem „i-body connect“. EMS-TRAININGSKLEIDUNG MIT EINZIGARTIGEN EIGENSCHAFTEN Bei der Entwicklung der Trainingskleidung setzt miha bodytec neben nachhaltiger Produktion auf die Zusammenarbeit mit führenden Herstellern von textilen Fasern und Ausrüstungsverfahren. Hauptbestandteil der neuen Kleidungsserie ist die Faser TENCEL, die außergewöhnliche Eigenschaften mitbringt. TENCEL überzeugt durch ein perfektes Feuchtigkeitsmanagement und ein besonders angenehmes Hautgefühl. Die Faser ist äußerst reißfest, saugfähiger als Baumwolle und bleicht auch nach mehrmaligem Waschen nicht aus. Die gesamte Trainingskleidung ist in SEAMLESS Technologie produziert und ausgerüstet mit SANITIZED ACTIFRESH. Dies verleiht ein längeres Frischegefühl, verhindert Schweißgeruch und unterdrückt die Vermehrung von Bakterien und Pilze.
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GK-EMS in der Bewegungstherapie am Beispiel chronischer Herzinsuffizienz
MEDIZINISCHES EMS-TRAINING BEI INTERNISTISCHEN ERKRANKUNGEN
Foto: Herz- und Diabeteszentrum NRW
Sport als Therapie – mit diesem Leitsatz verbindet sich die Erkenntnis einer leitlinienorientierten evidenzbasierten Sporttherapie, die vom Arzt verordnet, überwacht und individuell angepasst werden muss. AUSGANGSSITUATION Die Vorstellung, dass ein moderates Ausdauertraining im Rahmen der Sekundärprävention die Prognose der chronischen Herzinsuffizienz verbessert, wurde inzwischen hinreichend validiert. So ist ein moderates Bewegungstrainingsprogramm mittlerweile als Standard in die Leitlinien zur Therapie der Herzinsuffizienz mit einem hohen Empfehlungsgrad eingeflossen. Dieses gezielte Bewegungstraining als therapeutische Option hat einen nachgewiesenen positiven Effekt auf die Bereiche Ventilation, Verbesserung der Muskulatur, Verbesserungen in der Gefäßperipherie, aber auch auf die Herzfrequenz, verbesserten Vagotonus und das Schlagvolumen.
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WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
Leider gibt es Patienten, die überwiegend aufgrund orthopädischer, neurologischer, manchmal auch geriatrischer Probleme nicht an den normalen Bewegungsprogrammen partizipieren können. Herzinsuffiziente Patienten (oder herzkranke Patienten) sind bei der Durchführung dynamischer Trainingsarten (Joggen, Rad fahren, etc.) durch einen raschen Anstieg der Herzfrequenz regelhaft limitiert und erreichen meist nicht die für ein effektives körperliches Training notwendige Belastungsstufe. Ebenso zeigt die klinischen Routine, dass erfahrungsgemäß nur wenige, gut geführte, hoch motivierte und meist jüngere Patienten offen für eine dauerhafte sportliche Begleittherapie sind.
Vor diesem Hintergrund entwickelten wir am HDZ NRW daher eigene Überlegungen, einen Therapieansatz zur Optimierung systemischer skelettmuskulärer, inflatorischer und neurohumoraler Störungen zu untersuchen, welche unabhängig von den mentalen und physischen Kapazitäten der Patienten sind. GEZIELTES BEWEGUNGSTRAINING MIT EMS Durch ein medizinisches EMS-Training werden große Muskelgruppen unabhängig von sonstigen patientenseitigen Faktoren extern innerviert. Wir haben somit die Möglichkeit, mithilfe des EMS-Trainings eine Intensität der Belastung zu erreichen, die es dieser Patientengruppe erlaubt, von der Optimierung zahlreicher Stoffwechsel- und muskelphysiologischer Parameter zu profitieren. STUDIENDESIGN In unseren Studien am HDZ zur Wirkungsweise der GanzkörperElektromyostimulation, kurz EMS, konnten wir sehr große Erfolge mit dieser Trainingsform nachweisen. Mehr als 80 Patienten mit gesicherter Diagnose einer chronischen Herzinsuffizienz wurden in unserer Studiengruppe über ein sechsmonatiges Trainingsprogramm evaluiert und ausgewertet. So wurde auch das Trainingsintervall von 2-mal wöchentlichem 20-minütigen Training in einem Beobachtungszeitraum von drei Monaten bei uns entwickelt. Ein Problem der Trainingssteuerung bei Herzpatienten ist die fehlende technische Möglichkeit einer Herzfrequenzüberwachung. Mithilfe einer Pulsoximetrie und der standardisiert erhobenen Borgskala konnten wir dieses Problem lösen. Die von uns mittels Spiroergometrie untersuchten Parameter der Sauerstoffaufnahme an der anaeroben Schwelle, maximale Sauerstoffaufnahme (Vo²ml/kg/KG), die Leistung an der anaeroben Schwelle und maximal (Watt) wurden vor Aufnahme und nach dem Trainingszyklus erhoben. Um nachzuweisen, dass tatsächlich ein Muskeltraining stattgefunden hat, wurden in die Aufnahme und Abschlussuntersuchungen auch Parameter des Muskelstoffwechsels und der Leber- und Nierenfunktion inkludiert. So konnten wir in Einzelfällen, bei besonders hoch motivierten Patienten mit einem Anstieg der CK/Myoglobinwerte sofort gegensteuern. Dies führte konsequent zu einer Schutz-Unterbrechung und Neujustierung der EMS-Therapie. ERGEBNISSE Auffällig waren die signifikanten Verbesserungen von teilweise mehr als 50 % in allen gemessenen Messgrössen vor allem in der Gruppe der Herzinsuffiezienz-Patienten.
Die Ergebnisse im Einzelnen: • • • • • • •
Steigerung der Sauerstoffaufnahme an der anaeroben Schwelle auf 125,4 % gegenüber dem Ausgangswert Leistungssteigerung in Watt an der anaeroben Schwelle auf 131,4 % in Bezug auf den Ausgangswert Nahezu konstante Herzfrequenz während eines 20-minütigen Trainingszyklus Signifikante Reduzierung des diastolischen Blutdrucks nach einer Trainingseinheit Signifikante Reduzierung des Blutzuckerspiegels durch ein 20-minütiges Training um 23 % Anstieg der Muskelmasse um 5 % Die bei 11 Patienten (73 %) geäußerten „Rückenschmerzen“ waren bereits nach wenigen Trainingseinheiten komplett eliminiert
Als weiteren Parameter schlossen wir daher den SF36 als Überprüfung der subjektiven Verbesserungen der Patienten ein. Auch hier konnten wir eine statistisch hochsignifikante Verbesserung hinsichtlich der Lebensqualität nachweisen, wobei kein Patient die Studie während der Trainingsphase verließ. THERAPEUTISCHER AUSBLICK Perspektivisch stellt das EMS-Training in den Händen professioneller Therapeuten eine wichtige weitere Möglichkeit zu Förderung dieser Patientengruppe dar. Unsere Verbesserungsvorschläge hinsichtlich des Handlings und der Elektrodenanlage sind aufgrund des engen Kontakts zum Hersteller in der aktuellen Geräteversion umgesetzt worden. Ein weiteres Einsatzgebiet sehen wir im Rahmen unseres klinischen Klientel in der begleitenden nachfolgenden Therapie schwerstkranker Patienten nach dem verlängerten Aufenthalt auf einer Intensivstation (intensive care muscular weakness/Critical Illness Polyneuropathie). Sehr vielversprechend sind die Erfolge bei einer noch sehr kleinen Gruppe von Patienten mit COPD und/oder Patienten mit einer pulmonalen Hypertonie. Auch hier könnte sich die EMSTherapie als sinnvolle Unterstützung erweisen. Die ersten Ergebnisse im HDZ sind sehr erfolgversprechend. (siehe Artikel über COPD in dieser Ausgabe)
ANDREAS FRÜND Therapieleitung Physiotherapie HDZ NRW
ÜBER UNS – MEDIZINISCHE KOMPETENZ UND MENSCHLICHE NÄHE
Leitung der AG Herz-Kreislauf des Physio Deutschland; Mitglied der EACPR (europäische Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation, Sektion Sportkardiologie ); Vorstandsmitglied der ICCRPT des Weltphysiotherapieverbandes WCPT und Mitglied der Arbeitsgruppe Sportkardiologie des HDZ mit u. a. Betreuung von Handballbundesliga, Deutsches Zehnkampfteam und dem Frankfurter Tennisleistungszentrums; Publikationen zu Themen der Physiotherapie bei Herzinsuffizienz, Physiotherapie auf Intensivstationen und dem Einsatz von EMS-Training bei Herz- und Diabetespatienten.
Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen ist eine international führende Einrichtung zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen. Mit 35.000 Patienten pro Jahr, davon 14.000 in stationärer Behandlung, zählt das HDZ NRW zu den ersten Klinikadressen in Europa. Seit 1989 ist die Einrichtung Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum. www.hdz-nrw.de
WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
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Medizinisches EMS-Training für COPD-Patienten – Perspektiven für die Physiotherapie
MEHR LUFT DURCH EMS-TRAININGSTHERAPIE
Chronische Erkrankungen sind in der Bevölkerung auf dem Vormarsch. Nach den Herz- und Muskel-Skelett-Erkrankungen gehört mittlerweile COPD als chronische Lungenerkrankung zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Je früher eine COPD diagnostiziert wird, umso eher lässt sich der Verlauf der Krankheit günstig beeinflussen. Die Therapie fußt auf zwei Säulen: Medikamente und tägliche Bewegung. Die Medikamente ermöglichen Bewegung, indem sie die Bronchien erweitern und so das Atmen erleichtern. Die körperliche Bewegung spielt nach den neuen Leitlinien eine noch wichtigere Rolle. 24
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iele COPD-Patienten denken fälschlicherweise, sie müssten sich schonen, weil sie bei Belastung schnell außer Atem geraten. Dabei ist das Gegenteil richtig: Sie müssen ihre Muskulatur trainieren, damit die Luftnot nachlässt. Denn gut trainierte Muskeln verbrauchen weniger Sauerstoff. Die Angst vor Atemnot ist bei COPD Patienten groß, schon aus diesem Grund ist ein personalisiertes Training unter therapeutischer Aufsicht der richtige Schritt. Hierbei kann das mittlerweile etablierte und weit verbreitete EMS-Training viel positive Unterstützung leisten. Lange Zeit war die Elektrostimulation den medizinischen Fachkräften vorbehalten. Inzwischen haben nicht nur Leistungssportler die Vorteile der Elektrostimulation erkannt und nutzen das Training zur Verbesserung ihrer Muskelleistung. Therapeutisches EMS-Training ist mittlerweile auch im präventiven Gesundheitsbereich nahezu für jedermann zugänglich. Umso erstaunlicher ist es, dass es für viele Physiotherapeuten im Umgang mit chronischen Erkrankungen noch nicht zum Alltag gehört. Der Hamburger Physiotherapeut Jan Kaufmann erläutert, dass gerade bei den fortgeschrittenen Schweregraden von COPD körperliches Training wegen Komorbiditäten oder Exazerbationen immer schwieriger wird und die medizinische Elektrostimulation hierbei ein effektives Angebot mit vielen positiven Effekten ist. Eine aktuelle Cochrane-Metaanalyse kam zu dem Ergebnis, dass bereits die Monotherapie in Kraft und Ausdauer des Quadrizeps für die COPDler positive Effekte auf die bessere Verwertung von Sauerstoff und damit für die Atmung hat.(1)
Der Effekt, dass eine gut trainierte Muskulatur zu einer verbesserten Atmung führt, hat sich auch bei einer Untersuchung an herzinsuffizienten Patienten (s.a. Fritzsche, van Buuren; Herzzentrum NRW, Bad Oeynhausen, 2010 und 2012) bestätigt. Parallel zeigte sich bei den Patienten auch oft eine Verbesserung der Lungenfunktion. Dies lag an der deutlichen Verbesserung der exspiratorischen Kapazität, die durch das Training der Atemmuskulatur, insbesondere der interkostalen Muskulatur, bewirkt wurde. Die Patienten wurden die Luft besser los, was gerade bei den obstruktiven Lungenerkrankungen das Krankheitsbild entscheidend zu verbessern half. Heute ermöglichen auch medizinisch zugelassene EMS-Geräte eine gezielte Stimulation und versprechen auch bei COPDlern mit fortgeschrittenen Myopathien Erfolg. Da die erzeugten Reize nicht selektiv sind, kommt es zur sensiblen Erregung, was nach Erfahrung des Physiotherapeuten Jan Kaufmann nicht alle Kranken gut tolerieren. Wichtig ist daher, nach Ermitteln des Schwellenwerts die Stromstärke langsam zu steigern. „Sonst erschrecken sich die Patienten und bekommen Atemnot“, so Kaufmann. Auch Patienten, die mit der Behandlung gut zurechtkommen, müssen sich zunächst an die ungewohnten fremdbestimmten Muskelkontraktionen gewöhnen. Die Adaptation erfolgt aber in der Regel schnell. Zudem solle man die Patienten schon im Vorfeld darauf hinweisen, dass ein leichter Muskelkater auftreten könne.
Mittlerweile steht die Bewegung in den Leitlinien für COPD ganz oben. Ziel der bundesweiten Initiative „Mein Atem, mein Weg“ ist, Menschen mit COPD zu mehr Bewegung zu motivieren. Im Rahmen von Wandertagen gehen die Teilnehmer unter Begleitung von therapeutischem und ärztlichem Fachpersonal gemeinsam spazieren. Die meisten Patienten sind überrascht über die Verbesserung der Atmung, der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität, die sie erfahren, wenn sie regelmäßig in Bewegung kommen. Die Präsenz von medizinischem EMS-Training durch miha bodytec als Therapieansatz im Rahmen von „Mein Atem, mein Weg“ stößt auf großes Interesse. Nicht nur bei Patienten, auch die Mediziner erkennen die Möglichkeiten. Ausgelöst durch den medizinisch-technischen Fortschritt und das wachsende Gesundheitsbewusstsein wächst die Nachfrage nach gesundheitsorientierten professionellen Dienstleistungen wie individuellen Gesundheitsleistungen. Der zweite Gesundheitsmarkt boomt, nicht zuletzt dank der strikten Ausrichtung an den Bedürfnissen seiner Kunden und der Nachfrage. Insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, psychische Störungen und Diabetes mellitus sind weit verbreitet. Besonders für Physiotherapeuten eröffnen sich mit dem therapeutischen EMS-Training in diesen Bereichen zahlreiche neue Handlungsfelder und daraus resultierende Gesundheitsdienstleistungen für chronisch Erkrankte nach der letzten Verordnung zur Verbesserung des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität. Dabei wird Gesundheit in Selbstverantwortung für die Patienten immer wichtiger und der Physiotherapeut kann seine therapeutische Leistung mit neuen und innovativen Zusatzangeboten im Sinne der Patienten erweitern. Zudem macht er sich wirtschaftlich unabhängig. Quelle: 1.Hill K et al. Cochrane Database Syst Rev 2018; 5: CD010821
UTA OEHL Uta Oehl ist seit über 25 Jahren im Gesundheitswesen tätig. Die Sportwissenschaftlerin gilt als ausgewiesene Expertin bei der Vernetzung von unterschiedlichsten Akteuren aus Sportmedizin, Prävention, Trainingssteuerung und Wirtschaft. In Ergänzung dazu gibt ihr das systemische Gesundheitscoaching den besonderen und vor allem ganzheitlichen Blick für Therapieansätze bei chronischen Erkrankungen verschiedenster Indikationen. Seit fast zehn Jahren liegen ihre Schwerpunkte bei den Atemwegserkrankungen und Adipositas.
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Hector-Center an der Universitätsklinik Erlangen
GK-EMS-TRAINING BEI KREBSERKRANKUNGEN UND ADIPOSITAS
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as Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport ist ein interdisziplinäres Forschungs- und Therapiezentrum an der Medizinischen Klinik 1 des Universitätsklinikums Erlangen. Das Center wird geleitet von Prof. Dr. Yurdagül Zopf und widmet sich unter Mitarbeit ihrer Kollegen Dr. Hans-Joachim Herrmann (Ernährungswissenschaftliche Leitung) und Dr. Dejan Reljic (Sportwissenschaftliche Leitung) in Wissenschaft und Praxis wichtigen präventiven und therapeutischen Bereichen der Ernährungs- und Sportmedizin. Schwerpunktbereiche sind Krebserkrankungen, Adipositas, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, chronisches Darmversagen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die Bedeutung von regelmäßiger körperlicher Aktivität zur Vorbeugung von chronisch-degenerativen Erkrankungen ist hinreichend bekannt. Neben den gut belegten präventiven Effekten von ausreichender Bewegung gibt es zunehmende Evidenz, dass auch Patienten in vielen Krankheitssituationen in hohem Maße von einem körperlichen Training profitieren können. Während beispielsweise onkologischen Patienten früher meist noch eine körperliche Schonung empfohlen wurde, hat sich diese Einstellung in den letzten Jahren stark verändert und ein gezieltes Bewegungsprogramm im Rahmen der multimodalen Therapie immer mehr an Bedeutung gewonnen. So kann eine auf das Krankheitsbild angepasste Sporttherapie nicht nur nachweislich positive Effekte auf die Lebensqualität induzieren, sondern auch den Krankheitsverlauf und die klinische Prognose verbessern1, 2. Ein individuell gestaltetes Ausdauer- und Krafttraining soll dabei unter anderem zum Erhalt der Herz-Kreislaufleistung beitragen und einem Abbau der Muskelmasse/-kraft entgegenwirken. Bei bestimmten Patientenkollektiven stellt die Durchführung konventioneller Trainingsmethoden aber häufig auch eine große Herausforderung dar. Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen sind z. B. aufgrund funktionell einschränkender Faktoren, körperlicher Schwäche oder vorliegender Kontraindikationen (z. B. Knochenmetastasen mit Frakturrisiko) mitunter nicht in der Lage, ein Krafttraining in der für den Muskelaufbau notwendigen Intensität und Dauer durchzuführen3. Ferner kann ein typisches 3-Satz Gerätekrafttraining aufgrund des Zeitaufwandes auch eine hohe Barriere für sehr untrainierte Patienten darstellen und dadurch die Adhärenz zu dem Sportprogramm verringern. Hier kann ein Ganzkörper-Elektromyostimulationstraining (WB-EMS) eine alternative Methode darstellen, um ein zeiteffizientes und zugleich schonendes Muskeltraining zu erzielen.
Die positiven Effekte von WB-EMS auf die Muskelmasse/-kraft bei Gesunden4 oder die Beschwerdesymptomatik bei Rückenschmerzpatienten5 ist mittlerweile gut belegt. Nur wenige Daten gibt es bisher hingegen zu dem Einsatz von WB-EMS bei internistischen Krankheitsbildern, insbesondere zu der Anwendung bei sehr leistungsschwachen Patienten. Erste Studien zeigen jedoch,
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WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
dass auch Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung oder palliative Patienten mit einem WB-EMS noch muskulär aktiviert werden können und dadurch effektiv die Muskelmasse aufbauen und Lebensqualität verbessern können6, 7. Hervorzuheben ist dabei, dass der Einsatz von WB-EMS bei solchen vulnerablen Patientengruppen eine besonders intensive 1:1-Betreuung durch erfahrene und lizensierte Therapeuten erfordert und die Regelung bzw. Steigerung der Trainingsintensität sehr vorsichtig und unter engmaschigem Monitoring von Belastungsmarkern wie z. B. Kreatinkinase (CK) erfolgen sollte. Im Folgenden wird das Potenzial von WB-EMS für den Einsatz in der Sporttherapie bei Tumorerkrankungen und Adipositas anhand von zwei Fallbeispielen aus dem Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport der Medizinischen Klinik 1 am Universitätsklinikum Erlangen vorgestellt.
FALLBEISPIEL 1: KREBSPATIENTIN Die Vorstellung einer 37-jährigen Patientin erfolgte aufgrund ausgeprägter Mangelernährung bei einer malignen Grunderkrankung mit ungewolltem Gewichtsverlust von mehr als 10 %. Bei einem langjährig bekannten Morbus Crohn wurde ein metastasiertes Kolonkarzinom diagnostiziert. Nach Stomaanlage bei Zustand nach einer Darmperforation bei fortgeschrittener Peritonealkarzinose kam es zu einer Ernährungsstörung mit Einschränkung der oralen Nahrungsaufnahme. Nach mehrfachen palliativen Chemotherapie-Zyklen und chirurgischer Entfernung von peritonealen Metastasen verschlechterte sich der Zustand der Patientin zusehends. Trotz optimierter oraler Ernährung unter Einbeziehung nährstoffreicher Trinknahrung konnte keine adäquate Nährstoffaufnahme erreicht werden, sodass eine aminosäurenreiche parenterale Ernährung eingeleitet wurde. Parallel wurde eine Sporttherapie in Form eines WB-EMS begonnen (zweimal pro Woche à 20 Minuten) mit dem Ziel, den Muskelaufbau zu unterstützen. Das WB-EMS (6 Sek. Impulsdauer/4 Sek. Pause, Frequenz: 85 Hz, Impulsbreite: 350 µs) wurde in Kombination mit zusätzlichen Arm- und Beinbewegungen durchgeführt, um hierdurch eine Potenzierung des Muskelaufbaus über alle Bereiche der Bewegungsreichweite hinweg sicherzustellen. Die Patientin war körperlich sehr geschwächt und musste den Großteil des Tages liegen oder sitzen. Entsprechend zeigte sich initial eine in der Bioimpedanzanalyse (BIA) deutlich reduzierte Muskelmasse. Im Verlauf von drei Monaten verbesserte sich durch die kombinierte Ernährungs- und Sporttherapie die körperliche Aktivität und korrelierend präsentierte sich in der BIA eine gesteigerte Muskelmasse und ein verbesserter Phasenwinkel (Maß für den zellulären Ernährungszustand). Die Bein- und Handmuskelkraft verbesserten sich deutlich um ca. 30 %. Zudem zeigten sich klinisch relevante Verbesserungen der Dyspnoe und Fatigue sowie eine Steigerung der physischen, sozialen und Rollenfunktion und der allgemeinen Lebensqualität. Der Karnofsky-Index (Skala zur Einordnung des Allgemeinzustandes von Krebspatienten) erhöhte sich von 30 auf 80 %.
FALLBEISPIEL 2: ADIPOSITAS-PATIENT Die Vorstellung eines 52-jährigen Patienten erfolgte wegen deutlichem Übergewicht mit zusätzlichen kardiometabolischen Risikofaktoren und eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit. Der Patient berichtete über ein schlechtes subjektives Wohlbefinden und dass er aufgrund von Symptomen wie Kurzatmigkeit sowie Rücken- und Gelenkschmerzen im Alltag und in seiner beruflichen Tätigkeit stark beeinträchtigt sei. Mehrmalige Versuche einer Gewichtsreduktion in der Vergangenheit blieben erfolglos. Bei der Erstuntersuchung in unserer Abteilung wurden Adipositas Grad 2 (BMI 38.7 kg/m2, Körperfettanteil: 38.8 %) und eine Insulinresistenz diagnostiziert. Die in der Fahrrad-Spiroergometrie erreichte maxi-
male Wattleistung und Sauerstoffaufnahme lagen deutlich unter den altersspezifischen Normwerten. Der Patient hat dann mit einer kombinierten Sport- und Ernährungstherapie am Hector-Center begonnen, die über einen Zeitraum von 12 Wochen durchgeführt wurde und eine Reduktionskost (Ziel: 500 kcal Energiedefizit/ Tag) und ein WB-EMS (2x/Woche à 20 Minuten) enthielt. Innerhalb von drei Monaten konnte der Patient durch diese Kombinationstherapie eine Gewichtsreduktion um 8 kg erzielen. Durch die BIA wurde objektiviert, dass sich dabei die Fettmasse um 7.2 kg reduzierte, während die Muskelmasse nahezu aufrechterhalten werden konnte. Die Maximalkraftleistung der Hauptmuskelgruppen steigerte sich deutlich um im Mittel 55 %. Gleichzeitig berichtete der Patient auch über eine wesentlich verbesserte Lebensqualität und geringere Schmerzsymptomatik. Zudem zeigte sich insgesamt auch eine klinisch relevante Verbesserung der Insulinresistenz und des kardiometabolischen Risikoprofils.
DR. DEJAN RELJIC Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport Medizinische Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie Universitätsklinikum Erlangen www.medizin1.uk-erlangen.de/ hector-center
Referenzen: 1. Segal R, et al. (2017). Exercise for people with cancer: a systematic review. Curr Oncol; 24: e290-e315. 2. Cormie P, et al. (2017). The impact of exercise on cancer mortality, recurrence, and treatment-related adverse effects. Epidemiol Rev; 39: 71–92. 3. Heywood R, McCarthy AL, Skinner TL (2017). Safety and feasibility of exercise interventions in patients with advanced cancer: a systematic review. Support Care Cancer; 25: 3031-3050. 4. Kemmler W, et al. (2018). Efficacy and safety of low frequency whole-body electromyostimulation (WB-EMS) to improve health-related outcomes in non-athletic adults. A systematic review. Front Physiol; 9: 573. 5. Kemmler W, et al. (2017). Effects of whole-body electromyostimulation on low back pain in people with chronic unspecific dorsal pain: a meta-analysis of individual patient data from randomized controlled WB-EMS trials. Evid Based Complement Alternat Med; 2017: 8480429. 6. Schink K, et al. (2018). Effects of whole-body electromyostimulation combined with individualized nutritional support on body composition in patients with advanced cancer: a controlled pilot trial. BMC Cancer; 18(1): 886. 7. Schink K, et al. (2018). Whole-body electromyostimulation combined with individualized nutritional support improves body composition in patients with hematological malignancies - a pilot study. Front Physiol; 9: 1808.
WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
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EMS-TRAINING IN DER ONKOLOGIE – ERFAHRUNG UND PERSPEKTIVE
Im November 2012 gründeten das Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Köln Bonn, die Uniklinik Köln und die Deutsche Sporthochschule Köln ein bewegungstherapeutisches Trainingszentrum ausschließlich für onkologische Patienten.
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rüher galt für Krebspatienten: möglichst schonen und wenig Belastung. Das ist mittlerweile überholt. Heute sind Mediziner und Wissenschaftler von einem positiven Zusammenhang von körperlicher Aktivität und der Verfassung bzw. Psyche von Krebserkrankten überzeugt. Auf ca. 110 Quadratmetern werden Krebspatienten durch erfahrene und speziell qualifizierte Therapeuten im Rahmen der Versorgung aber auch von wissenschaftlichen Studien trainiert. Das Besondere an der Onkologischen Trainingstherapie in Köln: Mediziner, Psychologen und Sportwissenschaftler arbeiten unter einem Dach zusammen, und zwar dort, wo die Patienten auch medizinisch betreut werden. Seit gut einem Jahr kommt neben klassischen Kraft- und Ausdauergeräten auch ein medizinisches EMS-Gerät von miha bodytec zum Einsatz.
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PERSPEKTIVEN
FUNKTIONIERT EIN EMS-TRAINING MIT KREBSPATIENTEN? Unsere ersten Erfahrungen mit einem Ganzkörper-EMS-Training bei onkologischen Patienten deuten an, dass das Training nicht nur gut umsetzbar sondern auch effektiv im Kraft- und Muskelaufbau ist und damit eine sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Trainingsmethoden darstellen kann. Das Training ließ sich sehr gut umsetzen bei Patienten vor oder nach abgeschlossener onkologischer Therapie, war aber auch für Patienten unter akuter medizinischer Therapie, wie Chemotherapie oder Bestrahlung möglich. Natürlich bedarf es insbesondere unter akuter Therapie besonderer onkologispezifisch ausgebildeter Trainer, um auf mögliche Kontraindikationen und Einschränkungen durch die Erkrankung oder Therapie (z. B. niedrige Blutwerte) eingehen zu können. Darüber hinaus ist ein stetiger Dialog mit den Patienten vor, während und nach dem Training obligatorisch.
Das Training an sich sollte in einer 1:1-Betreuung laufen, da onkologische Patienten sehr unterschiedliche Voraussetzungen und Einschränkungen mitbringen. Für ein optimal effektives Training sollten Intensitäten, Übungen und Umfang personalisiert werden. Wir haben festgestellt, dass Patienten im ersten Training mit einem gesunden Maß an Vorsicht an diese neue Trainingsmethode herangehen, sich aber bereits während der ersten Trainingseinheit an die Stromapplikation gewöhnen. So können und sollten die Stromimpulse frühzeitig durch alltagsnahe und funktionale Bewegungen begleitet werden. Bereits beim zweiten Training waren die initialen Hemmungen vor höheren Intensitäten der Strompulse bei vielen Patienten gelöst und die gewünschten Trainingsbereiche zum Muskelaufbau konnten erreicht werden. Das ist ein Vorteil gegenüber vielen herkömmlichen Trainingsformen, wo oftmals zuerst eine ausreichende Bewegungsqualität hergestellt werden muss, um sicher in höheren Intensitäten arbeiten zu können. Beim EMS-Training erfolgt die Regulation der Intensitäten über die Stromapplikation und wird dem Patienten daher passiv zugeführt, was bedeutet, man könnte theoretisch auch ohne besondere Vorkentnisse bereits sehr schnell in hohen Intensitäten trainieren, zumindest was das Muskelbzw. Kraftaufbautraining angeht. Hier sehe ich auch den primären Ansatzpunkt des EMS-Trainings in der Onkologie. Ein effektives und zeitsparendes Krafttraining, das keiner besonderen Vorkenntnisse seitens der Krebspatienten bedarf. Zudem kann – je nach Ausführungsform – das Training gelenk- und knochenschonend durchgeführt werden, was in der Onkologie im Rahmen von Osteoporose, bruchgefährdeten Knochen und chronischen Gelenkschmerzen von hoher Relevanz sein kann. Für ein Ausdauertraining über EMS-Applikationen sehe ich bisher keinen Ansatzpunkt, da es für mich keine erkennbaren Vorteile zu herkömmlichen Methoden gibt.
PERSPEKTIVE EMS-TRAINING IN DER ONKOLOGIE Ich halte das EMS-Training für eine sinnvolle Ergänzung und Erweiterung des bewegungstherapeutischen Repertoires in der Onkologie. Wahrlich eignet sich das EMS-Training nicht für jeden, jedoch gibt es einige Situationen, in denen ein EMS-Training besonderes Potenzial aufweist. Zum einen ist zukünftig zu klären, ob ein EMS-Training effektiver gegenüber einem herkömmlichen Krafttraining ist, um Muskelkraft und -masse zu erhalten bzw. aufzubauen. Der Tumor assoziierte Gewichts- und Muskelmassenverlust (Kachexie) verläuft oftmals rapide und ist schwierig zu behandeln. Ein multimodales Vorgehen mit einem intensivem Krafttraining bei initialem Gewichtsverlust könnte einen Fortgang einer Kachexie eventuell verlangsamen oder aufhalten, gerade durch die schnell zu erreichenden hohen Intensitäten eines EMS-Trainings zum Kraft- und Muskelerhalt bzw. -aufbau. Ein weiteres Potential des EMS-Trainings könnten kurzfristige Interventionen über einen Zeitraum von 2-3 Wochen sein. Das ist oftmals der Zeitrahmen zwischen Diagnosestellung und Therapiebeginn und bietet die Möglichkeit, ein Aufbautraining durchzuführen, um die Patienten bestmöglich für eine Operation oder Chemotherapie vorzubereiten. Hierzu eignen sich ebenfalls schnell zu erlernende und effektive Trainingsmethoden wie das EMS-Training. Diese ersten Eindrücke müssen natürlich noch durch hochwertige Studien aufgezeigt werden. Unsere ersten Erfahrungen zeigen hier jedoch bereits erste positive Tendenzen. Das EMS-Training kann in meinen Augen also bewährte Trainingsmethoden nicht ersetzen, bietet aber eine innovative Ergänzung zum bestehenden bewegungstherapeutischen Kontingent in der Onkologie. Autoren: Dr. Freerk Baumann; Timo Niels www.cio-koeln-bonn.de
PERSPEKTIVEN
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PRAXISBERICHT
Gesundheitszentrum Chiemgau, Traunstein
THERAPEUTISCHES EMS-TRAINING DER „ERSTEN STUNDE“ PRAXISBERICHT
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tefan Wels vom Gesundheitszentrum Chiemgau in Traunstein arbeitet bereits seit 2007 mit „Strom von miha bodytec“. Dort leitet er die MTT. Er betreut Patienten und Kunden sowie Leistungssportler aus den Bereichen Biathlon, Leichtathletik, Skisprung und Triathlon in der Trainingstherapie im Rahmen der medizinischen Rehabilitation und Prävention. Nach einem „Selbsttest“ war für ihn sofort klar: „Das ist das Trainingssegment, wonach ich gesucht hatte und das in unserem Trainingsangebot noch fehlte. Ich entschied mich spontan für das EMS-Training von miha bodytec, da ich fest davon überzeugt war, dieses Training würde sich etablieren.“ „Ich bin ein Mann der ersten Stunde“, berichtet er voller Stolz und blickt auf sehr erfolgreiche 12 Jahre zurück. „Wir sprechen bei medizinischem EMS-Training nicht von einem standardisierten Training, sondern von einer anderen Liga im tiefen-/neuromuskulären Aufbau – im direkten Vergleich zum herkömmlichen isolierten Muskelaufbautraining. Das EMS-Training ist kein Ersatz für das klassische Krafttraining, es ist vielmehr eine unverzichtbare Ergänzung. Selbst bei akuten und komplizierten Beschwerdebildern machte ich die Erfahrung, dass es zu erstaunlichen und unerwartet positiven Resultaten kam.“ Diese Resultate führt Stefan Wels bis heute auf das besonders wirbelsäulenfreundliche und gelenkschonende Training zurück. „Mit dem EMS-Training kann man beispielsweise 100 kg auf die Muskulatur imitieren, jedoch wird nur das Eigengewicht der Extremität oder des Rumpfes beansprucht. Dies hat zur Folge, dass keine nennenswerten Scherkräfte auf die Gelenke und den passiven Bewegungsapparat wirken.“
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PRAXISBERICHT
Er fügt aus vollster Überzeugung hinzu: „Eine gelenkschonendere sowie tiefen-/neuromuskuläre Art zu trainieren, gibt es für mich nicht!“ Im Laufe der letzten Jahre haben sich in seiner täglichen Arbeit folgende Trainings- und Behandlungsschwerpunkte herauskristallisiert: • EMS für den starken und schmerzfreien Rücken in der Präven tion und Therapie • EMS zum muskulären und koordinativen Aufbau nach Sport verletzungen • Stärkung des Beckenbodens zur Unterstützung bei Inkontinenz und Potenzproblemen sowie • in der postnatalen Nachsorge • EMS für das allgemeine Wohlbefinden und den persönlichen Erfolg eines jeden Einzelnen • EMS als ideale Unterstützung im sportspezifischen Training von Breiten- und Spitzensportlern • EMS als Unterstützung von feinmotorischen Bewegungsabläu fen z. B. nach Verletzungen, Bewegungseinschränkungen und zur Leistungssteigerung. Stefan Wels steht für Qualität und Know-how. „Das individuelle und funktionelle Trainingsprogramm muss gezielt ausgeführt werden und auf die Bedürfnisse und Diagnosen der Patienten und Kunden abgestimmt sein. Dies kann nur unter der direkten Betreuung eines ausgebildeten Trainers erfolgen.“ „Für mich und meine Kunden ist das medizinische EMS-Ganzkörpertraining ein unverzichtbares Tool geworden, das in einer zukunftsorientierten Gesundheits-/Trainingseinrichtung nicht fehlen sollte. www.gesundheitszentrum-chiemgau.de
Praxis für Physiotherapie, Rosenberg
IST EMS-TRAINING AUCH LANDPRAXIS-TAUGLICH? PRAXISBERICHT
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uf den ersten Blick scheint das EMS-Training eher für den urbanen Bereich und seine hippe Klientel zugeschnitten zu sein. Aber weit gefehlt – wenn man es richtig angeht, wie Steffen Röpke, Inhaber der gleichnamigen Praxis in Rosenberg, beweist. Rosenberg ist eine Landgemeinde mit ca. 2.000 Einwohnern und liegt im Neckar-Odenwald-Kreis (Nord-Baden). Im Umkreis von knapp 20 km leben insgesamt ca. 38.000 Menschen. Steffen Röpke eröffnete dort 2009 seine Praxis und erweiterte sie Schritt für Schritt – zuletzt 2014. Sie ist modern in Erscheinung und Ausstattung und verfügt über 11 Behandlungsräume mit einer Gesamtfläche von 155 m2 plus zwei großen Räumlichkeiten für konventionelles Geräte- und Gruppentraining mit insgesamt 100 m2. In der Praxis sind aktuell sieben Mitarbeiter in Vollzeit beschäftigt.
- Last but not least: 1:1-Betreuung durch geschulte Physiothera peuten, um sich von Anfang an gegenüber anderen potentiellen Anbietern absetzen zu können Heute, nach vier Monaten im Echtbetrieb, zeigt sich, dass das persönliche EMS-Training von Alt- und Neukunden sehr gut angenommen wird und auch wirtschaftlich eine interessante Ergänzung der Angebotspalette darstellt. Dabei sei nicht verschwiegen, dass das kundenorientierte Zeitmanagement für eine physiotherapeutische Landpraxis eine Herausforderung darstellt! Aber ohne Fleiß kein Preis, denn zufriedene Kunden sind die beste Werbung! www.sr-physio.de
Von Beginn an bot er neben der „physiotherapeutischen Grundversorgung“ auch die Schwerpunkte Sportphysiotherapie (DOSBLizenz) und die Betreuung von Sportvereinen an. Später kamen die betriebliche Gesundheitsförderung, Wellness-Behandlungen und diverse Fitness-Kurse hinzu. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, besuchen Steffen Röpke und sein Team u. a. regelmäßig die relevanten Messen der Branche. So kam es im Januar 2019 auf der TheraPro in Stuttgart zu einem ersten Gespräch mit der Firma miha bodytec aus Gersthofen. Das von Herrn Peters, Leiter miha bodytec healthcare, vorgestellte EMS-Konzept erschien zwar überzeugend, dennoch blieb eine gewisse Skepsis auf Seiten des Praxis-Teams, ob ein solches Training „unter Strom“ in einer Landpraxis angenommen würde. In der im Nachgang zur Messe geführten intensiven Diskussion überwogen beim Team dann doch die Chancen gegenüber den Risiken, so dass sich Steffen Röpke entschied, mit dem zukunftssicheren System miha bodytec II seine Angebotspalette zu erweitern. Anfang März testete das Team bereits „am eigenen Leib“ das EMS-System in der Rosenberger Praxis, vorbereitet und begleitet durch kompetente Schulungen des miha bodytec Trainers, Herrn Greiner. Danach wurde die Behandlung auf ausgesuchte Kunden und Patientengruppen ausgedehnt. Die anfängliche Skepsis wich schnell einer begründeten Zuversicht. Die von der Praxis Steffen Röpke angebotene EMS-Dienstleistung beinhaltet aktuell: - Wöchentliches Personal Training im Rahmen eines 10er-Abos - Flexibles Zeitmanagement, um gerade Kunden mit stark eingeschränktem Zeitbudget anzusprechen - Eigener EMS-Raum, um ungestört trainieren zu können
PRAXISBERICHT
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Natura Fit GmbH & CO KG
BEHANDLUNGSERFOLGE DAUERHAFT SICHERN Die Natura Fit GmbH & Co KG wurde am 01.01.2019 gegründet und ist die Nachfolgegesellschaft der Natura Fit GbR, die seit dem Jahr 2000 sehr erfolgreich im Bereich der Therapie sowie Sekundär- und Tertiärprävention tätig ist. PRAXISBERICHT
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atura Fit betreibt aktuell zwei Standorte (Neuenstein und Kupferzell) mit insgesamt sieben Mitarbeitern an beiden Standorten.
Neben der klassisch therapeutischen Ausrichtung verfolgen wir das Ziel, unsere Patientinnen und Patienten bestmöglich langfristig zu versorgen. Die Grundphilosophie besteht darin, in der Betreuung aus einem Patienten ein „Patientchen“ und schlussendlich einen Kunden zu machen. Diese Zielsetzung ist allen angebotenen Maßnahmen bei Natura Fit übergeordnet. Ein optimales Beispiel für die Umsetzung dieser Philosophie bietet die Anwendung der Ganzkörper-EMS mit dem miha bodytec System. Bei dieser Art der Anwendung arbeiten wir bereits in Akutphase mit Parametern aus der Elektrotherapie lokal (1 Kanal oder mehr) oder auf den „ganzen Körper“ (bis zu 10 Kanäle gleichzeitig). Je besser der Leistungsstand des Patienten ist, desto mehr gehen wir in ein klassisches Ganzkörper-EMS-Training über. Diese Leistungsoptimierung kann über sehr lange Zeiträume (mehrere Jahre) angepasst und gesteuert werden. Die Anwendung der Ganzkörper-EMS ist im therapeutischen Bereich in unserer Einrichtung nicht mehr wegzudenken, da das Spektrum an Möglichkeiten extrem vielfältig ist. Zu den „klassischen Indikationen“ gehören neben den orthopädischen Krankheitsbildern (z. B. Rückenschmerzen auf Basis verschiedenster Grundproblematiken, Arthrose, Impingement, usw.) auch neurologische (z. B. MS, Parkinson, Hemiparesen), gynäkologische (Rectusdiastase, Rückbildung) und internistische Anwendungsgebiete (Atemwegsprobleme, HKL-Probleme). Bei unseren älteren Patienten spielt auch das Thema Sturzprophylaxe eine große Rolle.
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Ganzkörper-EMS setzen wir in der Regel synergistisch mit anderen etablierten physiotherapeutischen Therapieverfahren ein. Dabei entscheiden unsere Therapeuten, ob die Anwendung generell notwendig ist.
Thomas Beisswenger gilt als ausgewiesener Experte im Bereich der Elektrotherapie sowie in der medizinisch-therapeutischen Anwendung der Ganzkörper-EMS und gibt sein erlebtes Wissen als Referent regelmäßig an interessierte Anwender weiter.
Alle unsere Therapeuten haben zusätzlich die Ausbildung am Berufskolleg Waldenburg bzgl. der „medizinisch-therapeutischen Aspekte des EMS“ durchlaufen, um einen maximalen Qualitätsstandard zu gewährleisten. Ferner sind wir bei Natura Fit in der glücklichen Lage, in enger Kooperation mit dem Berufskolleg Waldenburg an der Weiterentwicklung der therapeutischen Anwendung des Ganzkörper-EMS mitzuarbeiten.
Aus unserer Sicht ist Ganzkörper-EMS mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil des therapeutischen und präventiven Spektrums mit einem riesigen Potential im gesamten Therapiebereich. Wir können jeder Kollegin und jedem Kollegen diese Art der Anwendung empfehlen.
PRAXISBERICHT
www.naturafit-online.de
EMS-Training bei PhysioSteps2, Wien
PHYSIOTHERAPIE AUF HOHEM NIVEAU Die Praxis für Physiotherapie „PhysioSteps2“ in Wien steht für hohe fachliche Kompetenz sowie ein individuelles und vielfältiges Therapieangebot. Stefaniya Naydenova und ihr Team haben sich auf komplexe Erkrankungen spezialisiert. Der brennende Wunsch zu heilen und zu helfen treibt sie jeden Tag aufs Neue an. PRAXISBERICHT MEDIZINISCHES EMS-TRAINING – KRANKHEITSBILDER IM BEREICH ORTHOPÄDIE UND NEUROLOGIE Der Körper ist ein sensibles Instrument. Ist das harmonische Zusammenspiel durch Verletzung oder Erkrankung gestört, benötigt er neben medizinischer Versorgung nachhaltige Unterstützung. Physiotherapie kann den Heilungsprozess in vielen Bereichen der Medizin wirkungsvoll vorantreiben. Ergänzend zum bisherigen Ansatz haben Stefaniya Naydenova und ihr Team ihr persönliches Behandlungsspektrum erweitert und bieten seit Anfang 2019 in ihrer Praxis medizinisches EMS-Training an. Das breitgefächerte Leistungsspektrum der Ganzkörper-Elektromuskelstimulation wird bei komplexen orthopädischen wie neurologischen Krankheitsbildern individuell an den Patienten angepasst und zielgerichtet eingesetzt. Dabei sieht das Team der Physiotherapie PhysioSteps² folgende Vorteile beim Einsatz von medizinischem EMS-Training: • einfachere Anbahnung von Bewegungsmustern und somit erleichterte Bewegungskoordination • konkrete Hilfestellung bei unspezifischem Rückenschmerz • positiver Einfluss auf das Schmerzkontrollsystem möglich • ohne Gelenksbelastung im offenen und geschlossenen System arbeiten • Patient kann bereits in der Akutphase global „beübt“ werden – dadurch Reduktion des Risikos von: Atrophien, Stauungen, Durchblutungsstörungen und Entzündungsreaktionen KÖRPERLICHE ENTLASTUNG DES THERAPEUTEN – ZUSÄTZLICHE EINNAHMEN FÜR DIE PRAXIS „Sicherlich war auch meine eigene sowie die körperliche Entlastung meiner Mitarbeiter ein wichtiges Entscheidungskriterium für den Einsatz von EMS-Training in der Praxis. Physiotherapie ist ein Knochenjob – wer Anderen helfen will, muss auf sich selbst Acht geben “, sagt Stefaniya. „Wir wollen uns von anderen Physiotherapie-Praxen abheben und schauen daher gerne über den Tellerrand hinaus“, so die fortschrittlich denkende Inhaberin. „EMS-Training unterstützt uns dabei, die Eigenverantwortlichkeit unserer Patienten zu stärken. Viele Patienten kommen im Anschluss an die Therapie auch weiterhin 1x wöchentlich zum EMS-Training zu uns. Wir werden damit unserem Anspruch eines nachhaltigen Behandlungsansatzes gerecht und erzielen darüber hinaus noch kassenunabhängige Einnahmen für die Praxis.“
„Ich kann jeder Kollegin und jedem Kollegen EMS-Training empfehlen. Meine Erfahrungen mit miha bodytec sind fachlich wie wirtschaftlich sehr positiv. Aktuell müssen wir Patienten und Anfragen sogar auf die Warteliste nehmen, da wir den EMS-Bereich bereits nach wenigen Monaten voll ausgelastet haben“, resümiert Stefaniya. www.physiosteps2.at
PRAXISBERICHT
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Funktionelle Rehabilitation von 16 Wochen
FALLBEISPIEL HANDBALLSPIELERIN: EINSATZ EINES THERAPEUTISCHEN EMS-TRAININGS PRAXISBERICHT
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ei Wurfgeschwindigkeiten um die 100 km/h im internationalen Handball wirken immense Kräfte auf die Schulter ein. Eine funktionierende kinetische Kette ist Grundvoraussetzung für eine physiologisch stabilisierte Bewegung der Schulter in der Wurfbewegung. Akute Schulterverletzungen sind im Handball, im Vergleich zu chronischen Pathologien, eher selten anzutreffen. Die chronischen Verletzungen allerdings treten bei bis zu einem Drittel aller Handballspieler während ihres Sportlerlebens auf. Bei der Prophylaxe und in der Rehabilitation sollte daher ein besonderes Augenmerk auf das Zusammenspiel der funktionell beteiligten Strukturen gelegt werden. FALLBEISPIEL Hochklassige Handballspielerin, 25 Jahre mit Schulterschmerzen, Scapula-Dyskinesie Wurfarmseite, BWS-Kyphose und muskuläre Dysbalancen.
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PRAXISBERICHT
DIAGNOSE Internal Impingement, SLAP-Läsion Typ II nach Snyder, Rotatorenmanschetten-Tendinopathie. Unter der Annahme, dass über den Einsatz des Ganzkörper-EMSTrainings auch tiefer liegende Muskelgruppen angesprochen werd (weitere Studien dazu müssen noch durchgeführt werden), wurden im EMS-Training explizit Übungen für die Scapulastabilisatoren, wie M. serratus anterior, die Mm. rhomboiden und den M. trapezius pars descendens, pars ascendens und pars transversa, die eher oberflächlich liegen, durchgeführt. Den muskulären Dysbalancen Rechnung tragend, wurde der pectoralen Musklegruppe (M. pectoralis major u.v.a. M. pectoralis minor) weniger Stromintensität während des Trainings zugeführt.
Eine verbesserte Aktivierung des tief liegenden M. serratus anterior könnte den um 15 % verbesserten funktionellen M. serratus anterior Test erklären. Isokinetische Testungen am Ende der Rehabilitation ergaben keine pathologischen Einbrüche der Kraftkurven der Außen- und Innenrotatoren. Die Darstellung der Kraftentwicklung war physiologisch und mit der gesunden Seite vergleichbar. Seitenunterschiede über 10 % bestanden auch in der funktionellen Return to Sport Testung nicht mehr, sowohl bei der statischen Stabilisationsfähigkeitstestung als auch in der dynamischen Kraftproduktion und – absorption. Wir konnten aufzeigen, dass ein gezieltes und therapeutisch angeleitetes EMS-Training bei bei einer mehrdimensionalen Schulterverletzung sinnvoll und gewinnbringend eingesetzt werden kann. Diese positiven Erfahrungen beobachten wir in unserem Therapie- und Trainingszentrum auch bei anderen komplexen Sport- und Gelenkverletzungen. Somit ist das EMS-Training seit vielen Jahren fester Bestandteil unserer umfassenden Therapiemaßnahmen. Die Hessingpark-Clinic Therapie und Training bietet Patienten und Kunden ein komplettes Leistungsspektrum in hochmodern ausgestatteten Räumen auf über 1.300 m2 in einer großzügigen, hellen und harmonischen Atmosphäre umfasst das Leistungsspektrum die Physiotherapie, Prävention und das medizinisch unterstützte Training bis hin zu Naturheilkunde und Osteopathie in eigener Praxis.
www.hpc-therapie-training.de
Zur Tonussenkung der verspannten Muskelpartien wurden myofasciale Techniken und detonisierende Übungen durchgeführt. Im Rahmen des medizinischen EMS-Trainings wurden für die Athletin, aufgrund der Chronifizierung der Sehnenpathologie im Sinne einer Tendinose, exzentrische Übungsformen nach dem Hessingpark-Clinic-Regime, für diese Muskelgruppe gewählt. Nach den ersten miha-bodytec-Einheiten, kombiniert mit myofascialer Therapie und Tonusregulationsübungen, konnte bereits eine Schmerzlinderung (minus 4 Punkte auf der visuellen Analog-Skala) erreicht werden.
STEFFEN RODEFELD Dipl. Sportwissenschaftler Präv./Reha univ. TU München Leitung Hessingpark-Clinic Therapie und Training
Bei der Elevationsbewegung über die Flexion war eine geänderte Scapula-Position über den modifizierten lateralen Scapula slide Test (Kibler 2006) festzustellen.
PRAXISBERICHT
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Frankenlandklinik, Nordbayern
MEDIZINISCHES EMS-TRAINING IM STATIONÄREN EINSATZ PRAXISBERICHT
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ie Frankenlandklinik ist eine Klinik der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern mit den Fachbereichen Orthopädie, Innere Medizin, Dermatologie und Schmerztherapie. „Wer immer nur das macht, was schon immer gemacht wurde, wird auch nur das bekommen, was man immer bekommen hat.“ Das hat sich auch der Chefarzt einer orthopädischen Rentenversicherungsklinik gedacht, als er im Jahre 2012 mit der Investition in zwei miha bodytec medical Systeme das damals noch unbekannte medizinische EMS-Training in das Behandlungsspektrum seiner Klinik in Bad Windsheim integriert hat. Unter der Leitung des Chefarztes Dr. med. Rainer Tischendorf stehen im Fachbereich Orthopädie 110 Betten zur Verfügung. Im Rahmen der stationären Nachsorge werden alle Indikationen im Rahmen der Orthopädie behandelt und therapiert. Auslöser der für die damalige Zeit noch recht ungewöhnlichen Investition waren persönliche Erfahrungen. Herr Dr. Tischendorf lernte das Training im privaten Umfeld kennen und war schon nach der ersten Trainingseinheit begeistert und überzeugt. Er erkannte sofort die positiven Effekte dieser neuartigen Trainingsform und integrierte das Ganzkörper-EMS-Training in sein bewährtes Therapieangebot, anfangs speziell für seine Patienten mit der Indikation Wirbelsäule. Weitere Indikationen sollten schnell folgen.
„Das EMS-Training hat sich in unserer Klinik etabliert und ist fester therapeutischer Bestandteil der Rehabilitationsmaßnahme“, beschreibt Dr. Tischendorf den EMS-Einsatz. Während des Reha-Aufenthaltes erhalten Patienten, vorwiegend mit chronischen Rückenschmerzen sowie Erkrankungen im Bereich der unteren Extremität, einmal pro Woche ein 20-minütiges EMS-Training unter der Aufsicht geschulter Therapeuten.
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PRAXISBERICHT
Einigen Patienten ist das EMS-Training durch wohnortnahe Gesundheitseinrichtungen bereits bekannt. Hier ist die Freude, es nun auch zur Wiederherstellung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit „verabreicht“ zu bekommen, doppelt groß. Aber auch bei den übrigen Patienten, die diese Form des Trainings noch nicht kennen, weicht die anfängliche Skepsis, „Training mit Strom“ durchzuführen, sehr schnell. Gerade diese anfangs verunsicherten Patienten trainieren mit viel Engagement und verzeichnen während des dreiwöchigen Rehaaufenthaltes erste Fortschritte. „Viele unserer Patienten verlassen die Klinik mit der ernsthaften Motivation, das EMS-Training wohnortnah fortzuführen“, resümiert der Chefarzt seine Abschlussgespräche. „Für unsere Klinik ist das medizinische EMS-Ganzkörpertraining eine ideale Ergänzung zu der recht umfassenden medizinischen Trainingstherapie. Die intensive, dabei aber sehr gelenk- und wirbelsäulenfreundliche Trainingsform ist in unserem Behandlungsspektrum eine besondere Variante des Muskelaufbauprogramms“, sagt auch die leitende Physiotherapeutin Frau Juliane von dem Bussche.
DR. MED. RAINER TISCHENDORF Chefarzt Frankenlandklinik
www.frankenland-klinik.de
Schneller gesund durch Ganzkörper-Elektro-Muskel-Stimulation
REELIFE MEDICAL-EMS – EIN KONZEPT NICHT NUR FÜR DIE BUNDESLIGA
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hysiotherapeut und Osteopath Michael Schweika und Sportmediziner Dr. Andreas Elsner haben mit ihrem Unternehmen „reelife“ ein Konzept für medizinisch-therapeutisches EMS-Training erarbeitet. Patienten mit Rückenschmerzen, Sportverletzungen oder anderen Erkrankungen können damit schonender, schneller und effektiver therapiert werden. Sogar in der Fußball-Bundesliga haben sie mit ihrem „medical-EMS“-Konzept schon erste Erfolge gefeiert. Seit 2010 sind wir im EMS-Training aktiv. Durch unsere Kernkompetenzen – Osteopathie, Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die therapeutische Betreuung eines 2. Liga-Fußballvereins, wurden wir mit neuen Aufgaben für das EMS-Training konfrontiert. Es wurde die Idee geboren, die guten Ergebnisse von EMS-Training auch im Bereich therapeutischer Notwendigkeiten unserer Fachgebiete medizinisch in einer 1:1-Betreuung anzuwenden. Akute Krankheitsbilder des Bewegungsapparates stehen seitdem im Focus. Die Resonanz hat uns begeistert. Gemeinsam mit unserem Team wollen wir mit medizinischem EMS-Training Instabilitäten beseitigen. Diese sehen wir vorwiegend im orthopädisch unfallchirurgischen und osteopathischen Patientengut, ebenso im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe, aber vor allem im prophylaktischen Ansatz eines gesundheitsorientierten EMS-Trainings. Die Idee einer Institutionalisierung wurde 2017 durch die Gründung des Institutes für Osteopathie Orthopädie und Sportmedizin (DIOOS) verwirklicht. Eigene Übungsserien, Dokumentationen und Behandlungspfade unter Berücksichtigung einzelner Indikationen sowie das Auseinandersetzen mit Kontraindikationen führen zu einem medizinischen Training, das durch die
Eigenschaften des miha bodytec Systems höchst wirkungsvoll gestaltet wird. Individuelle Trainingsgeräte wurden entwickelt, die das gesundheitsfördernde bzw. -erhaltende Training optimieren. So ist das miha bodytec System zu einem nachhaltig erfolgreichen Werkzeug in unserem Therapiealltag geworden. Die Präsentation von „medical-EMS“ auf medizinischen Kongressen stößt auf großes Interesse. Der Erfahrungsaustausch mit Medizinern und Therapeuten ist sehr produktiv und führt permanent zu einer Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten. Seit Sommer 2018 existiert eine „reelife medical-EMS“-Basis in Hamburg, auch als Instituts- und Ausbildungsbasis. Im Januar 2019 freuen wir uns auf Zuwachs in Zürich. Bewegungsmedizin und Osteopathie ist immer auf der Suche nach Stabilität. Dank miha bodytec und dem „reelife medical-EMS“-Ansatz lässt sich Stabilität effizient und für die Patienten erfolgreich umsetzen. Das Team von „reelife“ möchte sein „medical-EMS“-Konzept auch anderen Therapeuten anbieten. Neben der Orthopädie findet das Konzept Anwendung in der Gynäkologie zur Rückbildungsunterstützung oder Inkontinenzbehandlung durch gezieltes EMS unterstützendes Beckenbodentraining oder auch in der Pflege älterer Menschen. Konzeptpartner bekommen ein fertiges Konzept an die Hand. Ebenfalls wurde ein Ausbildungssystem entwickelt, um MedicalEMS-Partner lizenziert weiterzubilden. Weitere Informationen unter www.reelife.de
PERSPEKTIVEN
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PATIENTEN
FEEDBACK
„Ich hatte vor kurzem einen Bandscheibenvorfall mit Ausfallerscheinungen und ständigen Schmerzen. Seitdem ich regelmäßig das EMSTraining absolviere, bin ich beschwerdefrei! Top!“ Sabine
„Vor ein paar Jahren habe ich mir eine langwierige Entzündung im Iliosakralgelenk zugezogen. Ich war lange Zeit in physiotherapeutischer Behandlung, bis mir schließlich meine Physiotherapeutin mir geraten hat, in ein EMS-Training zu gehen. Innerhalb kurzer Zeit haben sich meine Schmerzen stark reduziert und die Entzündung hat sich zurückgebildet. Seit ich regelmäßig das EMS-Training mache, verspüre ich keine entzündlichen Schmerzen in meiner Wirbelsäule mehr.“ Franziska
„Ich habe seit Mitte September begonnen zu trainieren. Schon nach dem vierten Training bin ich hier rausgegangen und dachte mir: Oh, du kannst den Stock ja wegschmeissen! Seit dem vorletzten Training, also nach zehn Wochen, gehe ich schon Strecken von 400 Metern ganz ohne Stock. Ich kann auch hier in der Stadt ohne Stock einkaufen gehen. Ich ruhe mich zwar zwischendurch aus, aber ich bin schon sehr zufrieden mit der erlangten Stabilität.“ Edith
ZUM EMS-TRAINING
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PRAXISBERICHT
„Bei mir wurde massive Schultersteiffigkeit diagnostiziert. Der Orthopäde empfahl mir dringend eine OP. Durch Zufall entdeckte ich das EMS-Training, das mir in kürzester Zeit half, die Bewegungseinschränkung meiner Schulter wieder komplett aufzuheben und mir somit eine Operation ersparte. Seit nunmehr 10 Jahren trainiere ich regelmäßig mit EMS. Es tut mir einfach gut und macht mir enormen Spaß.“
„Nach zwei Bandscheibenvorfällen habe ich mit dem EMS-Training gestartet, um meinen Rücken zu stabilisieren. Erreicht habe ich viel mehr als erwartet: einen schmerzfreien Rücken, mehr Kraft und Ausdauer und außerdem macht das Training viel Spaß – es ist fordernd, aber motivierend und sehr professionell.“ Sylvia
Gabi
„Als Rollstuhlfahrer in einer Kleinstadt sind die Bewegungsmöglichkeiten leider eingeschränkt. Ich habe jetzt einige EMS-Trainingseinheiten hinter mir und es geht mir deutlich besser. Ich kann wieder einigermaßen Berge hochfahren. Meine Schubkraft hat sich deutlich verbessert. Es ist wie eine Therapie, um Muskeln aufzubauen und vor allem abzunehmen.“
„Bei mir wurde mit 40 Jahren Morbus Hodgkin diagnostiziert. Die Herausforderung und die Anstrengung im Training haben mir großen Spaß gemacht. Es kostet alleine schon Überwindung, sich dem „Strom“ zu stellen, aber sobald man aktiv mitmacht (und weiter atmet) wird der „Schmerz“ erträglich. Man merkt wie viele Muskeln man trotz Cortisonbehandlung, mit entsprechendem Muskelschwund doch noch hat. Somit sind die Muskelschmerzen in den darauffolgenden Tagen eine Bestätigung. Ich mag, es an meine Grenzen zu gehen und zu merken, wie schnell man Kraft aufbauen kann. Im Gegensatz zum normalen Krafttraining habe ich schnell sichtbare und spürbare Erfolge verzeichnen können. Das hat mich motiviert. Meine Körperspannung und Koordination ist besser geworden und ich habe spürbar mehr Muskeln aufbauen können. Besonders am Bauch. Ich fühle mich kraftvoller, so dass ich trotz andauernder Gliederschmerzen besonders im Knie, Nacken, Fersen und Händen wieder Yoga anfangen konnte.“ Jessica
Sefa
PRAXISBERICHT
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Dr. Heinz Kleinöder, Deutsche Sporthochschule Köln
AUSGEWÄHLTE UNTERSUCHUNGEN MIT GK-EMS IM LEISTUNGSSPORT
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ie Arbeitsgruppe Kraftdiagnostik und Bewegungsforschung (Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik, Deutsche Sporthochschule Köln) unter der Leitung von Dr. Heinz Kleinöder hat seit 2006 in unterschiedlichen Studien eine Vielzahl positiver Effekte von Trainingsinterventionen mit Ganzkörper-Elektromyostimulation (GK-EMS) auf die Leistungsfähigkeit feststellen können. Es wurden unterschiedliche Trainingsprogramme, wie z. B. Trainingsformen mit dem eigenen Körpergewicht, Training mit Zusatzlasten und sportartspezifische Bewegungsformen durch simultane EMS-Applikation von mehreren Muskelgruppen gleichzeitig intensiviert und Effekte auf den Organismus untersucht. Die Fragestellungen und Parameterauswahl reichten von akuten physiologischen Reaktionen bei Trainingseinheiten (Metabolismus, Hormone) bis hin zu langfristigen Anpassungen im Bereich differenzierter Kraftfähigkeiten (Maximalkraft, maximale Leistung, Schnellkraft etc.). Darüber hinaus spielt der Übertrag in sportmotorische Fähigkeiten (Sprint, Sprung, Wurf, Schlag) eine entscheidende Rolle. Alle Untersuchungen wurden mit niederfrequenter EMS durchgeführt. ZUM FORSCHUNGSSTAND GK-EMS Nachfolgend sind einige wesentliche Ergebnisse von Untersuchungen der letzten Jahre an der DSHS Köln bzw. in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zusammengestellt. Abgebildet wird dabei ein breites Spektrum der Einsatzmöglichkeiten dieser Trainingsmethode vom Breiten- bis zum Hochleistungssportler. EMS IM VERGLEICH UND IN KOMBINATION MIT ANDEREN KRAFTTRAININGSMETHODEN In dieser Studie wurden verschiedene Krafttrainingsmethoden – Muskelaufbau-, Maximalkraft-, Kraftausdauer-, Ganzkörper-Elektro-
myostimulation (GK-EMS, miha bodytec) und verschiedene Mischmethoden – hinsichtlich ihrer Wirksamkeit verglichen. Das GK-EMSTraining wurde mit mittlerer Reizintensität (60 %) durchgeführt. Diese wurde gewählt, um eine Kombination von GK-EMS mit einer dynamischen Bewegungsausführung zu ermöglichen, was bislang kaum wissenschaftlich untersucht wurde. Für die Sportpraxis stellt aber gerade die Dynamik der Bewegungsausführung im Hinblick auf die in vielen Sportarten entscheidende sportmotorische Fähigkeit Schnelligkeit einen entscheidenden Faktor dar. 80 Sportstudenten mit mindestens zwei Jahren Krafttrainingserfahrung trainierten die Beinbeuger- und die Beinstreckmuskulatur an Maschinen (gym80) in verschiedenen Gruppen (Maximalkraft, Muskelaufbau, Kraftausdauer, 2x/Woche, jeweils 3 Serien) mit verschiedenen Zusatzlasten (30–90 % der individuellen Maximalkraft (1 Repetition Maximum), 3–15 Wiederholungen). Die GK-EMSGruppe führte stattdessen Ausfallschritte und Kniebeugen ohne Zusatzlast, aber mit elektrischer Stimulation durch (3 Serien, 10 Wiederholungen, Belastung/Pause 6 s/4 s, 85 Hz Impulsfrequenz, 350 µs Impulsbreite, rechteckförmiger Impuls). Das Training fand 2x/Woche über einen Zeitraum von vier Wochen statt. Alle Krafttrainingsgruppen konnten die Leistung der Beinstreckund der Beinbeugemuskulatur signifikant verbessern. Ein wesentliches Ergebnis dieser Studie war, dass dies mit Ausnahme der GKEMS- und der gemischten GK-EMS-/Muskelaufbau-Gruppe über den Faktor Kraft geschah. Nur die GK-EMS- und die gemischte GKEMS-/Muskelaufbau-Gruppe wiesen signifikante Ergebnisse in der Verbesserung der Geschwindigkeit auf. Die gemessene Leistung verbesserte sich dementsprechend über eine höhere Geschwindigkeit um ca. 30 %. Dies ist für die Sportpraxis von besonderer
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WISSENSCHAFT & FORSCHUNG
Bedeutung, da innerhalb kurzer Zeit die im Allgemeinen nicht einfach zu verbessernde Fähigkeit Schnelligkeit gesteigert werden konnte. Eine Erklärung für dieses Ergebnis liegt beim GK-EMSTraining offensichtlich in der direkten Ansteuerung von schnellen Muskelfasern über den elektrischen Stimulus. Darüber hinaus zeigte die Studie, dass der wohldosierte Einsatz von GK-EMS in Kombination mit einer dynamischen Bewegungsausführung eine vielversprechende Kombination für das Kraft- und Schnelligkeitstraining darstellt. ZUM EINSATZ VON EMS IM PROFIFUSSBALL Die nachfolgende Studie verfolgte das Ziel, die Anwendbarkeit einer dynamischen, niederfrequenten Ganzkörper-Elektromyostimulation (GK-EMS, miha bodytec) auf Kraft-, Sprint-, Sprung- und Schusskraftfähigkeiten professioneller Fußballspieler zu untersuchen. 22 professionelle Feldspieler des Mannschaftskaders vom SC Fortuna Köln (Regionalliga West Saison 2011/12) wurden in eine EMS-Gruppe (EMSG, n=12), eine Sprunggruppe (SPG, n=5) und eine Kontrollgruppe (KG, n=5) eingeteilt. Die EMSG absolvierte parallel zum gewohnten Mannschaftstraining 2-mal pro Woche ein Ganzkörper-Elektrostimulationstraining (GK-EMS) und vertikale Sprünge über 14 Wochen. Die niederfrequente GK-EMS wurde über ein Westen-Gurtsystem mit eingebauten Elektroden appliziert (miha bodytec, Augsburg, Germany). SPG und EMSG führten 2-mal pro Woche vertikale Sprünge durch. Die KG erfuhr keine Intervention und absolvierte lediglich die 6-7 Einheiten Mannschafttraining in der Woche. Nach 14 Wochen stieg die Maximalkraft (1RM) der Spieler der EMSG an der Beinpresse signifikant um +22.42±12.79 % und in den 4 Wochen bis zum Retest noch weiter bis +30,07±17,36 % an. Bei SPG und KG gab es keine signifikanten Veränderungen. Die Erhöhung der Maximalkraft zeigte positiven Einfluss auf die vertikale Sprungkraft der Spieler. So konnte die EMSG ihre vertikale Sprunghöhe nach 14 Wochen im SJ um +9,14±9,36 % verbessern. Beim CMJ lag die Steigerung bei +8,83±8,17 % und beim DJindex (Verhältnis zwischen Sprunghöhe und maximal kurzer Kontaktzeit) bei +19,38 ± 16,13 %. Die Verbesserungen der Maximal- und Sprungkraft konnten die Spieler der EMSG bis zum Retest aufrechterhalten. Im Gegensatz dazu war während den ersten 7 Wo-
chen der Rückrunde (Vorbereitungsperiode) für die SPG und KG eine signifikante Verschlechterung der Sprungfähigkeit bzw. der Explosivität zu beobachten. Erst im Posttest nach 14 Wochen hatten diese Gruppen ihr Ursprungsniveau vor der Winterpause wieder erreicht. Nur für den DJindex konnten für SPG und KG signifikante Steigerungen in der Sprungfähigkeit erzielt werden (wk18: +12,77±8,0 %, +13,17±9,49 %). Auch für die Sprintfähigkeit waren signifikante Verbesserungen bei den Spielern der EMSG zu beobachten. Innerhalb von 7 Wochen konnte die EG die lineare Sprintzeit bzw. Antrittschnelligkeit über 5m und 10m signifikant verbessern. Nach 18 Wochen konnten wir eine Verbesserung von -4,37±4,41 % über 5m und -2,61±3,48 % über 10m nachweisen. Die Sprintzeiten über 20m und 30m blieben unverändert. Für die SPG und KG ergaben sich für keinen Messpunkt Verbesserungen innerhalb der 18-wöchigen Intervention. Hinsichtlich der fußballspezifischen Sprintfähigkeit mit Richtungsänderungen über 15m in spezifischen Winkeln konnten die Spieler der EMSG ihre Sprintzeit nach 14 Wochen um -5,34 ±5,73 % verbessern. Die fußballspezifische Sprintfähigkeit der SPG und KG blieb im Vergleich zum Eingangstest vor der Winterpause unverändert. Eine Zunahme der Schussgeschwindigkeit war für die EMSG schon nach 7 Wochen nachweisen. Innerhalb von 14 Wochen stieg die Schussgeschwindigkeit (km/h) in der EMSG signifikant sowohl mit einem Anlaufschritt (+13,3±4,5 %) als auch mit 3 Schritten Anlauf (+6,0±3,4 %) an. Diese steigerte sich noch weiter bis zum Retest (1step +16,3±6,7 %, 3step +8,5±7,8 %). Im Gegensatz dazu zeigte die SPG erst im Retest eine signifikante Zunahme der Schussgeschwindigkeit bei einem Schritt Anlauf (+4,8±3,3 %). Bei der KG lagen keine Veränderungen vor. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Bedeutung der Maximalkraft hinsichtlich der fußballspezifischen Schnelligkeitsaktionen. Eine Steigerung der Maximalkraft in dieser Studie äußerte sich in einem positiven Einfluss auf die Entwicklung der Sprungkraft, der Antrittsschnelligkeit und der Schussgeschwindigkeit. Einige Autoren begründen die Erhöhung der Maximalkraft durch EMS und die daraus erhöhte Bewegungsgeschwindigkeit und Explosivität über eine verbesserte Ansteuerung der Muskulatur bzw.
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einer bevorzugten Rekrutierung der schnellen Typ-II Muskelfasern. GK-EMS-Training in Verbindung mit fußballspezifischen Trainingsinhalten kann die gewohnte Belastungsstruktur im Fußball ergänzen und somit auch noch hochtrainierten Athleten Leistungssteigerungen ermöglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die spezifische Leistungsfähigkeit professioneller Fußballer mit nur 2 GK-EMS Einheiten von je 12min zusätzlich zu 6-7 Fußballtrainings-Einheiten pro Woche effektiv gesteigert werden kann. Aufgrund der Zeitersparnis und Effektivität bietet GK-EMS eine vielversprechende Trainingsalternative zum herkömmlichen Krafttraining im Hochleistungssport. Um weitere Effekt des GK-EMS auf die Leistungsfähigkeit detailliert zu begründen, wird die Wirkungsweise dieser Trainingsmethode auf zellulärer Ebene momentan in einer weiteren Studie an der Deutschen Sporthochschule in Köln untersucht. ZUM EINSATZ VON EMS IN LEICHTATHLETISCHEN WURFDISZIPLINEN Die Zielstellung dieses Transfer-Forschungsprojekts war die wissenschaftlich begleitete Einführung der alternativen Trainingsmetho-
Ausgewähle Literatur Alon, G., McCombre, S.A., Koutsantonis, S., Stumphauzer, L.J., Burgwin, K.C., Parent, M.M., & Bosworth, R.A. (1987). Comparison of the Effects of Electrical Stimulation and Exercise on Abdominal Musculature. Journal of Orthopaedic and Sports Physical Therapy, 8 (12), 567-573. Babault, N., Cometti, G., Bernardin, M., Pousson, M. & Chatard, J.-C. (2007). Effects of Electromyostimulation Training on Muscle Strength and Power of Elite Rugby Players. Journal of Strength and Conditioning Research, 21(2), 431-437. Billot, M, Martin, A, Patzis, C, Cometti, C, and Babault, N. Effects of an electrostimulation training program on strength, jumping, and kicking capacities in soccer players. Journal of Strength and Conditioning Research 24(5):1407-1413, 2010. Brocherie et al. (2005). Electrostimulation training effects on the physical performance of ice hockey players. Med Sci Sports Exerc, 37, 455-460. Doermann, U., Houben, P., Ziandi, S., Nowak, S., Wirtz, N., Kleinoeder, H., Nowak, S., Mester, J. (2011). Effects of dynamic electrostimulation of leg muscle chain on isometric and isoinertial strength parameters and sprint performance. Book of Abstracts of the 16th Annual Congress of the European College of Sport Science 6-9 July 2011 Liverpool, UK.
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dik Ganzkörper-Elektromyostimulation (GK-EMS, miha bodytec) in das Hochleistungstraining von NK1- bis OK Athletinnen des DLV innerhalb der leichtathletischen Wurfdisziplinen. Neben der akuten Leistungssteigerung der Athletinnen durch eine Intervention sollte GK-EMS mit längerfristiger Perspektive für Weltklasse-Athletinnen als saisonbegleitende Maßnahme etabliert und dafür notwendige GK-EMS Anwendungsempfehlungen mit Übungskatalog abgeleitet werden. Zur Sicherung der Anschlussfähigkeit von Bundeskaderathleten an die Weltspitze ist eine solche wissenschaftlich begründete Implementierung innovativer und intensiver Trainingsmethoden wichtig. Drei Kaderathletinnen des TSV Bayer Leverkusen aus den leichtathletischen Disziplinen Speerwurf (n=2) und Diskuswurf (n=1) nahmen an der Interventionsphase des Transferprojektes teil. Die Einführung der intensiven Trainingsmethode GK-EMS wurde aufgrund der sportartspezifischen Periodisierung im November vorgenommen. Eine 6-monatige Interventionsphase wurde anschließend in der Vorbereitungsperiode zwischen November und April durchgeführt. Dies
Filipovic, A, Kleinöder, H, Dörmann, U, and Mester, J. Electromyostimulation – A systematic review of the effects of different EMS methods on selected strength parameters in trained and elite athletes. J Strength Condit Res 26(9): 2600-2614, 2012. Filipovic, A, Kleinöder, H, Dörmann, U, and Mester, J. Electromyostimulation – A systematic review of the influence of training regimens and stimulation parameters on effectiveness in EMS training of selected strength parameters. J Strength Condit Res 25(11): 3218-3238, 2011. Herrero, J. A., Izquierdo, M., Maffiuletti, N. A., & Garcia-Lopez, J. (2006). Electromyostimulation and plyometric training effects on jumping and sprint time. Int J Sports Med,27(7), 533-539. Kemmler, W., Schliffka, R., Von Stengel, S. (2009). Effekt von Ganzkörper-Elektromyostimulation auf physiologische und muskuläre Parameter älterer Menschen. Unveröff. Abschlußbericht Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizinische Physik. Kleinöder, H. Muskeltraining der Zukunft: Wissenschaftliche und praktische Anwendung von Ganzkörper-Elektromyostimulations-Training (GK-EMS) unter besonderer Berücksichtigung des Krafttrainings. Medical sports network 4/07, 2007.
erfolgte in Blockperiodisierung von GK-EMS mit den Schwerpunkten November/Dezember und März/April mit einer Einheit pro Woche. Um der komplexen Periodisierung und Belastungssteuerung im Hochleistungssport gerecht zu werden, wurde GK-EMS unter Berücksichtigung der jeweiligen Trainingspläne der Athletinnen individuell angesetzt. Die grundlegenden EMS-spezifischen Einstellungen am Stimulationsgerät wurden bei allen Athletinnen gleich gewählt (Intensität: submaximal 70 %; Impulsart: bipolar; Impulsfrequenz: 85Hz; Impulsbreite: 400µs; Impulsanstieg: rechteckförmig; Impulszeit/-pause: übungsspezifisch). Die submaximale Intensität der EMS ermöglichte die Ausführung von dynamischen, sportartspezifischen Übungen bei simultaner GK-EMS. Die ausgewählten Trainingsübungen wurden von den beiden DLV-Disziplintrainern individuell nach Sportart und Athletin angepasst. Die Durchführung des dynamischen GK-EMS-Trainings fand in der Vorbereitungsperiode der Kaderathletinnen auf die anstehende Sommersaison statt. Regelmäßig wurden einzelne GK-EMS Trainingseinheiten in den Trainingsplan der Athletinnen integriert und individuell angepasst. Mit der komplexen und individuellen Belastungssteuerung steht damit im Hochleistungssport die individuelle Leistungsentwicklung der einzelnen Athletinnen bei der Betrachtung der Ergebnisse im Vordergrund. Alle drei Athletinnen konnten ihre sportartspezifische Abwurfgeschwindigkeit über den Interventionszeitraum steigern. Insbesondere die hochrangingen Kaderathletinnen aus dem Speerwurf konnten beachtliche Verbesserungen der Abwurfgeschwindigkeit von +17,3 % EK Athletin und 9,6 % OK Athletin erzielen. Dies weist auf ein hohes Verbesserungspotential durch die Integration von GK-EMS, selbst bei hochtrainierten Athletinnen, hin. Der integrative und offene Angang im Zusammenschluss zwischen Trainingspraxis und Wissenschaft im Hochleistungssport bestätigt die positiven Ergebnisse und liefert wichtige sicherheitsrelevante Erkenntnisse und sportartspezifische Empfehlungen. Trotz der intensiven Trainingsmethode GK-EMS verlief die Saisonvorbereitung ohne negative Beeinträchtigungen mit der deutlichen Steigerung des leistungsrelevanten Faktors Abwurfgeschwindigkeit.
Kots, J.M. & Chwilon, W. (1971). Das Muskelkrafttraining mit der Methode der Elektromyostimulation (russ.). In: Adrianowa, G. et al. (1974). Die Anwendung der Elektrostimulation für das Training der Muskelkraft. Kraemer, W. J., Adams, K., Cafarelli, E., Dudley, G. A., Dooly, C., Feigenbaum, M. S., et al. (2002). American College of Sports Medicine position stand. Progression models in resistance training for healthy adults. Medicine & Science in Sports & Exercise, 34(2), 364-380. Kreuzer, S., Kleinoeder, H., Mester, J. (2006). Effects of Whole Body Electro Stimulation Training and Traditional Strength Training on Various Strength and Blood Parameter in Juvenile Elite Water Polo Players. Ed. H. Hoppeler et al. 11 ed. Book of abstracts of the 11th annual congress of the European College of Sport Science. Cologne: Sportverlag Strauss, 264. Maffiuletti, N. A., Cometti, G., Amiridis, I. G., Martin, A., Pousson, M., & Chatard, J. C. (2000). The effects of electromyostimulation training and basketball practice on muscle strength and jumping ability. Int J Sports Med, 21 (6), 437-443. Maffiuletti, N. A., Dugnani, S., Folz, M., Di Pierno, E., & Mauro, F. (2002). Effect of combined electrostimulation and plyometric training on vertical jump height. Med Sci Sports Exerc, 34(10), 1638-1644.
Info • Abteilung Trainingswissenschaftliche Interventionsforschung (Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik, Deutsche Sporthochschule Köln) • Erste Studien zum EMS-Training bereits 2006 untersucht wurde bisher u. a. - die Wirksamkeit von EMS-Training bei chronisch herzinsuffizienten Patienten - die Auswirkungen von EMS-Training auf die Bewegungs geschwindigkeit - der Einsatz von EMS bei der Flughafenfeuerwehr Köln - der Einsatz von EMS-Training im Profisport • www.dshs-koeln.de
DR. HEINZ KLEINÖDER Dr. Heinz Kleinöder ist seit 1990 als Dozent an der Deutschen Sporthochschule Köln am Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik tätig. Er leitet dort seit 2003 die Abteilung Kraftdiagnostik und Bewegungsforschung. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören die Diagnostik konditioneller Fähigkeiten im Leistungssport verschiedener Sportarten und das Kraft- und Techniktraining mit klassischen und innovativen Trainingsmethoden. Eng damit verbunden ist eine langjährige Trainertätigkeit im Hochleistungssport (Tennis). Forschungsschwerpunkte sind die Effekte verschiedener Krafttrainingsmethoden und unterschiedlicher Trainingsmittel (inkl. EMS und Vibration) in Bezug auf Gesundheit und Leistung, aus denen viele Veröffentlichungen hervorgegangen sind. Der Praxistransfer der wissenschaftlichen Ergebnisse erfolgte in viele Sportarten und wurde in zahlreichen Referaten an der Trainerakademie des DOSB in Köln weitergegeben.
Paillard, Th. 2008).Combined Application of Neuromuscular Electrical Stimulation and Voluntary Muscular Contractions. Sports Med 38 (2): 161-177. Pichon, F., Chatard, J. C., Martin, A., & Cometti, G. (1995). Electrical stimulation and swimming performance. Med Sci Sports Exerc, 27 (12), 1671-1676. Wirtz, N., Buitrago, S., Kleinöder, H. & Mester, J. (2010a). Laktatkonzentrationen bei 4 verschiedenen Krafttrainingsmethoden. Schw. Zeitschr. Sportmed. 57 (3), 108-112 Wirtz, N., Buitrago, S., Kleinoeder, H., Mester, J. (2010). Blood lactate after different strength training methods. 658. Book of Abstracts of the 15th Annual Congress of the European College of Sport Science – 23-26 June Antalya, Turkey. Wirtz N., Kleinoeder, H., Baucsek, S., Mester, J, (2011a). Blood lactate kinetic in multiple set strength training. 211. Book of Abstracts of the 16th Annual Congress of the European College of Sport Science – 6-9 July 2011 Liverpool, UK. Wirtz N., Kleinoeder H, Wechsler K., Kulzer M , Mester J. (2011b). Blood lactate kinetic in circuit strength training. 212. Book of Abstracts of the 16th Annual Congress of the European College of Sport Science – 6-9 July 2011 Liverpool, UK. Wisloff, U, Castagna, C, Helgerud, J, Jones, R, and Hoff, J. Strong correlation of maximal squat strength with sprint performance and vertical jump height in elite soccer players. Br J Sports Med 38: 285–288, 2004.
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Leitlinien zur optimierten Anwendung von Ganzkörper-EMS
SAFETY FIRST!
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Ganzkörper-Elektromyostimulationstraining (WB-EMS) hat sich mittlerweile als überaus zeiteffiziente Methode zur Verbesserung der physischen Fitness, zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und Gesundheit etabliert. Aktuelle Erkenntnisse reihen die Effekte des WB-EMS im Bereich eines HIT-Krafttrainings ein, einer hochintensiven Trainingsmethode zur Verbesserung muskulo-skelettaler Größen, welches viele Menschen aufgrund der hohen mechanischen Belastung und somit orthopädischer Limitationen nicht mehr durchführen möchten oder können.
N
icht nur, aber in besonderem Maße ist bei diesem Personenkreis ohne sportliche Vorerfahrung und/oder gesundheitliche Limitationen eine hinreichend sichere und behutsame WB-EMS-Applikation angezeigt. Leider werden immer wieder negative bzw. gesund-
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KNOW-HOW
heitsgefährdende Zwischenfälle berichtet, die auf eine zu intensive WB-EMS-(Erst)Applikation zurückzuführen sind und die eine prinzipiell sehr sichere und (gelenk-)schonende Trainingsmethode WB-EMS in die Kritik bringen können. Unbestritten und ohne Zweifel ist aller-
dings, dass eine missbräuchliche WB-EMS-(Erst)Applikation zu einer schwerwiegenden Rhabdomyolyse („Muskelzerfall“) führen kann, die potentiell mit erheblichen renalen, hepatischen und kardialen Konsequenzen verbunden ist. Das hierfür ursächliche Feature des WB-EMS, die großflächige Anwendung in Verbindung mit der Möglichkeit, eine für jede Region supramaximale Reizintensität generieren zu können, muss somit sehr verantwortungsvoll genutzt und nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt werden. Leider herrschte in der Vergangenheit in wichtigen Fragen Unsicherheit hinsichtlich einer sicheren und/aber effektiven EMS-Applikation. Aus diesem Grund wurde auf Anregung der im WB-EMS-Bereich forschenden Trainingswissenschaftler der Universitäten Köln, Kaiserslautern und Erlangen im Rahmen einer Konsensusveranstaltung mit Vertretern von Wissenschaft, Ausbildung und Geräteherstellern Leitlinien erarbeitet, welche bei der WB-EMS-Anwendung künftig Berücksichtigung finden sollen. Die aufgeführten Leitlinien wenden sich sowohl an den Anwender als auch den Betreiber und Trainer.
LEITLINIEN ZUR SICHEREN UND EFFEKTIVEN WB-EMS APPLIKATION. GENERELL GILT: 1. Ein sicheres und effektives Ganzkörper-EMS-Training muss im mer mit Begleitung eines ausgebildeten und lizensierten WB EMS-Trainers oder wissenschaftlich geschultem und in der The matik beheimatetem Personenkreis durchgeführt werden. 2. Bei jedem Neueinsteiger muss vor dem ersten Training eine Anamnese mit schriftlicher Abfrage möglicher Kontraindikati onen stattfinden. Diese wird schriftlich dokumentiert, durch die Unterschrift des Kunden und des Abfragenden bestätigt und ar chiviert. Bei relevanten Auffälligkeiten darf das Training erst nach ärztlicher Freigabe durchgeführt werden.
VORBEREITUNG AUF DAS TRAINING: 1. Wie bei jedem intensiven Körpertraining ist darauf zu achten, dass das Ganzkörper-EMS-Training nur in guter körperlicher Ver fassung und ohne Schmerzen durchzuführen ist. Dies beinhal tet einen Verzicht auf Alkohol, Drogen, Stimulanzien/Muskel relaxanzien oder erschöpfende Belastung im Vorfeld. Beson ders bei fiebrigen Erkrankungen sollte von einem Training kom plett abgesehen werden. 2. Ganzkörper EMS-Training führt über den sehr hohen Umfang an beanspruchter Muskelmasse zu einer sehr hohen metaboli schen Belastung des Organismus. Diesem Zustand ist durch eine ausreichende möglichst kohlenhydratreiche Nahrungsauf nahme im Vorfeld Rechnung zu tragen. Falls dies nicht realisiert werden konnte, sollte möglichst ein kohlenhydratreicher, aber nicht belastender Snack (≈250 kcal) idealerweise ca. 2 Stunden vor dem Training eingenommen werden. 3. Um einer möglichen Nierenbelastung (insb. bei unbekannter Vorschädigung) durch intensive WB-EMS-Applikation entge genzuwirken, ist auf eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr (je 500 ml) vor/während und nach dem Training zu achten. 4. Prinzipiell ist bei Unwohlsein, körperlichen Einschränkungen, Infekten oder sonstigen gesundheitlichen internistischen, kar-
diologischen oder orthopädischen Erkrankungen eine ärztli che – ideal sportärztliche – Statuserhebung bzw. Abklärung an zuraten.
DURCHFÜHRUNG DES TRAININGS: 1. Unabhängig vom körperlichen Status, Sportvorerfahrung und dem entsprechenden Wunsch des Anwenders darf in keinem Fall ein ausbelastendes WB-EMS-Training während der ersten Trainingssession bzw. einem Probetraining statt finden. Besonders diese Vorgehensweise führte in der Ver gangenheit zu unerwünschten Nebenwirkungen und negati ven gesundheitlichen Konsequenzen und hat somit unbe dingt zu unterbleiben. 2. Nach moderater initialer WB-EMS-Applikation muss die Reizhö he bzw. Stromstärke sukzessive gesteigert und den individu ellen Zielen angepasst werden. Frühestens nach 8-10 Wo chen systematischen Trainings darf die höchste Ausprägung stattfinden (subjektive Belastungseinschätzung des Anwen ders: schwer-schwer+). Ein komplett ausbelastendes Training insbesondere im Sinne eines schmerzhaften, stetigen Tetanus während der Stromphase muss generell vermieden werden. 3. Daneben sollte das Ersttraining mit reduzierter effektiver Trai ningszeit stattfinden. Empfohlen wird eine Impulsgewöhnung über 5 Minuten sowie ein verkürztes Training mit moderater Reizintensität (subjektive Belastungseinschätzung des Anwen ders: etwas schwer) und intermittierender Belastung mit kurzer Impulsphase (≈) über 12 Min. Die Trainingsdauer sollte erst im Anschluss vorsichtig gesteigert werden und schließlich maxi mal 20 Minuten Trainingsdauer betragen. 4. Um eine ausreichende Konditionierung zu gewährleisten und mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen zu minimieren bzw. auszuschließen, darf die Trainingshäufigkeit während der ersten 8 - 10 Wochen eine Trainingseinheit pro Woche nicht übersteigen. 5. Auch nach dieser Konditionierungsphase muss ein Abstand von ≥4 Tagen zwischen den Trainingseinheiten eingehalten werden, um einer Akkumulation von Muskelzerfallsprodukten vorzubeugen, Regeneration und Anpassung zu sichern und so mit den Trainingserfolg zu gewährleisten.
SICHERHEITSASPEKTE WÄHREND UND NACH DEM TRAINING: 1. Der Trainer bzw. das geschulte und lizensierte Personal hat sich während der Trainingssession ausschließlich um die Belange des/der Anwender zu kümmern. Vor, während und nach dem Training überprüft der Trainer verbal und per Augenschein den Zustand des Trainierenden, um gesundheitliche Risiken auszu schließen und ein effektives Training zu gewährleisten. Bei mög lichen Kontraindikatoren ist das Training sofort abzubrechen. 2. Während des Trainings sind die Bedienelemente des Gerätes für den Trainer und auch für den Trainierenden jederzeit direkt erreichbar. Die Bedienung/Regelung muss einfach, schnell und präzise erfolgen können.
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Fazit Innerhalb der vorliegenden Leitlinien haben wir ausschließlich den betreuten WB-EMS adressiert. Tatsächlich war es allgemeiner Konsens, dass eine sichere und effektive WB-EMS-Applikation ausschließlich in diesem Setting gewährleistet bzw. garantiert werden kann. Von der privaten Nutzung der Technologie ohne Begleitung durch einen ausgebildeten und lizensierten Trainer/ Betreuer oder entsprechend wissenschaftlich geschultes Personal raten wir somit ausdrücklich ab. In diesem Zusammenhang sehen wir auch die Vorgehensweise von einigen Anbietern kritisch, den Betreuungsschlüssel auf ein Maß zu erhöhen, dass auch bei Berücksichtigung der technischen Entwicklung und Trainerausbildung ein individualisiertes und somit sicheres und effektives Training nicht mehr zulässt. Der Kölner Sportwissenschaftler Ingo
Froböse bezeichnete vor Kurzem WB-EMS als „therapeutische Waffe“, die, möchte man diesen Vergleich weiterführen, „in die richtigen und verantwortungsvollen Hände“ gehört. WB-EMS ist eine noch junge und aufstrebende Trainingstechnologie, bei der noch vieles in Bewegung ist und sicherlich noch weitere Fragen auftreten werden. Insofern sehen wir uns als Wissenschaftler in der Pflicht, weitere geeignete Anwendungsfelder zu evaluieren, mögliche Konsequenzen zu adressieren und insgesamt für einen verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit dieser Trainingstechnologie Sorge zu tragen. Wir betrachten diese Leitlinie daher als verbindliches, aber nach Forschungslage flexibles und erweiterbares „Tool“, das zu einer sicheren und effektiven WB-Applikation beitragen kann.
UNIV.-PROF. DR. PHIL. HABIL. MICHAEL FRÖHLICH Professor für Sportwissenschaft an der TU Kaiserslautern. Hauptforschungsgebiete: Bewegungs- und Trainingswissenschaft, Gesundheitsthemen, Interventionsforschung. Mitgliedschaft in mehreren wissenschaftlichen Vereinigungen, Gutachtertätigkeit für zahlreiche nationale und internationale Zeitschriften. Derzeit rund 220 Publikationen in den genannten und angrenzenden Gebieten.
PROF. DR. WOLFGANG KEMMLER Forschungsdirektor am Institut für Medizinische Physik der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Der Trainings- und Sportwissenschaftler gilt als ausgewiesener Experte in der trainingswissenschaftlichen Interventionsforschung sowie im Bereich alternative Trainingstechnologien mit Schwerpunkt Ganzkörper-Elektromyostimulation.
STEPHAN MÜLLER Ernährungsberater, Sportlehrer und Sportphysiotherapeut. Darüber hinaus betreut er als Personal-Fitness-Trainer, Ausbilder und Ernährungsexperte zahlreiche Weltmeister, Olympiasieger und Topsportler sowie Bundesligaprofis aus den Bereichen Fußball, Handball und Volleyball. Er ist Mitglied im Vorstand des Bundesverbands PT e. V. und im EMS-Trainingsausschuss des DSSV sowie Inhaber des GluckerKolleg und der PT Lounge GmbH.
JENS VATTER Inhaber der PT Lounge Köln by Jens Vatter, Dipl.-Sportökonom und European Master of Science in Health and Fitness (Univ. Bayreuth), Wissenschaftlicher Berater für EMS-Training, mehrfacher Buchautor – EMS-Training, Ausbilder und Dozent für EMS-Training, Functional Training und Coaching sowie Athletiktraining mit Schwerpunkt Sprint und Sprung u. a. beim GluckerKolleg sowie TÜV zertifizierter Personal Fitness Trainer.
DR. HEINZ KLEINÖDER Dr. Heinz Kleinöder ist seit 1990 als Dozent an der Deutschen Sporthochschule Köln am Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik tätig. Er leitet dort seit 2003 die Abteilung Kraftdiagnostik und Bewegungsforschung. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören die Diagnostik konditioneller Fähigkeiten im Leistungssport verschiedener Sportarten und das Kraft- und Techniktraining mit klassischen und innovativen Trainingsmethoden. Eng damit verbunden ist eine langjährige Trainertätigkeit
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im Hochleistungssport (Tennis). Forschungsschwerpunkte sind die Effekte verschiedener Krafttrainingsmethoden und unterschiedlicher Trainingsmittel (inkl. EMS und Vibration) in Bezug auf Gesundheit und Leistung, aus denen viele Veröffentlichungen hervorgegangen sind. Der Praxistransfer der wissenschaftlichen Ergebnisse erfolgte in viele Sportarten und wurde in zahlreichen Referaten an der Trainerakademie des DOSB in Köln weitergegeben.
RECHTSSICHERHEIT IM EMS-TRAINING DURCH DIN-NORM 33961
EMS-MARKT: MEHR QUALITÄT DURCH NEUE REGELUNGEN
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MS hat sich als Trainingsform fest etabliert. Aktuelle Entwicklungen betreffen die Qualitätssicherung im Bereich des EMSTrainings: So sind zum einen in der Modernisierung des Strahlenschutzrechtes neue Regelungen vorgesehen, zusätzlich wurde die DIN-Norm 33961 ganz aktuell um EMS-Training erweitert. Mit einer Zertifizierung nach dieser Norm können Anbieter ihre Qualität neutral dokumentieren, im Marketing sichtbar machen und Rechtssicherheit bei der EMS-Anwendung erhalten. Der EMS-Markt ist einer der Wachstumstreiber der deutschen Fitness- und Gesundheitsbranche. Von Konzepteinrichtungen über Angebote im Personal Training bis hin zum Zusatzangebot in Gesundheitseinrichtungen, das EMS-Training hat sich im Markt fest etabliert. Mit aktuellen Regelungen soll die Qualität von EMS-Angeboten gesichert werden: Zum einen wurde EMS-Training in der Modernisierung des Strahlenschutzrechtes berücksichtigt. Zum anderen ist es nun Bestandteil der Normenreihe DIN 33961 („Fitness-DIN“). Damit haben EMS-Anbieter schon heute die Möglichkeit, ihre Qualität durch eine neutrale Zertifizierung sichtbar zu machen. Zudem erhalten sie Rechtssicherheit bei der Anwendung von EMS-Training. SICHERHEIT BEIM EMS-TRAINING Bei der Modernisierung des Strahlenschutzrechtes wurden am 19. Oktober 2018 im Bundesrat neue Regelungen verabschiedet, die sich auch auf die Anwendung von Ganzkörper-EMS-Training beziehen. Dass bei der Anwendung von EMS-Training die Sicherheit des Trainierenden entscheidend ist, hat die Branche schon früh erkannt und unter dem Titel „SAFETY FIRST“ konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt. Diese basieren auf den aktuellen wis-
senschaftlichen Forschungsergebnissen der im EMS-Bereich forschenden Wissenschaftler der Universitäten Köln, Kaiserslautern und Erlangen. ERWEITERUNG DER NORMENREIHE DIN 33961 UM EMS-TRAINING Die Normenreihe DIN 33961 („Fitness-DIN“) wurde um den Bereich EMS-Training erweitert. Dieser neue Teil 5 der Normenreihe wurde im Januar 2019 veröffentlicht. Die DIN-Norm regelt wichtige Bereiche wie z. B. Ausstattung und Anforderungen an EMS-Geräte, die Bedienbarkeit der Geräte, Betreuungskonzepte, Trainingsprogramme/-ablauf, Personalanforderungen für EMSTraining, Eingangsbefragung/Anamnese sowie Trainingsdurchführung und deckt die Regelungen des modernisierten Strahlenschutzrechtes vom 19. Oktober 2018 bereits ab. Die Qualität und Sicherheit von EMS-Training ist somit in einer offiziellen DINNorm verankert. RECHTSSICHERHEIT DURCH ZERTIFIZIERUNG NACH DIN-NORM 33961 Die unabhängige und neutrale DIN-Zertifizierung auf Basis einer demokratisch legitimierten Norm bietet allen EMS-Anbietern die Möglichkeit, sich aktiv als Qualitätsanbieter zu positionieren. Außerdem sind die Regelungen der DIN-Norm anerkannter Standard in der Anwendung von EMS-Training und schaffen damit Rechtssicherheit im Sinne des Verbraucherschutzes. Die Zertifizierungsstelle BSA-Zert führt Zertifizierungen von EMSAnbietern auf Basis der DIN-Norm 33961 (Teil 5) durch.
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