Kultur
Über 20 Jahre lang waren Sie bei den FestspieleninReichenaunichtzusehen. Aber vergangenes Jahr sind Sie als Regisseur und Schauspieler zurückgekehrt. Was hat sich in der Zwischenzeit verändert?
Robert Meyer: Na, es ist – ohne jemandem nahe treten zu wollen – alles deutlich professioneller geworden. Heute arbeiten hier richtige Bühnenbildner, die gab es in meiner ersten Zeit in Reichenau nicht. Damals haben Peter Loidolt und seine Frau Renate die Festspiele geschupft und alles selber gemacht. Und seit 2005, seitdem es den neuen Spielraum gibt, laufen gleich vier Produktionen parallel. Ich kann mich erinnern, im ersten Jahr der Festspiele haben wir lediglich sechs Aufführungen gespielt. Das war’s.
Das war 1988. Sie waren von Anfang an mit von der Partie. Wie kam es dazu?
Der Loidolt hat den Karli Hackl, die Dunja und den Kurti Sowinetz, die Ida Krottendorf, den Walter Langer und meine Wenigkeit angerufen und gesagt, dass er im Sommer ein Sommerfestival aufziehen will, und uns für die wenigen Abende eine sehr gute Gage angeboten. DaraufhinhabenwirunsalleinderKantine des Burgtheaters beraten: „Wer ist der Loidolt? Was wird das? Wollen wir das riskieren?“ Schlussendlich haben wir uns mit dem Regisseur Heinzi Marecek im Café Bristol getroffen und die Sache perfekt gemacht. Und nachdem diesechsVorstellungenallesamtausverkauft waren, wurden es im Jahr darauf zwölf. Irgendwann habe ich dann 30 Vorstellungen in einem Sommer gespielt. An manchen Tagen am Nachmittag und am Abend und einmal auch noch am Vormittag. Heute würde ich das nicht mehr machen. Ja und dann hab’ ich mich mit den Loidolts zerstritten und bin nicht mehr nach Reichenau gekommen. Bis mich Maria Happel angerufen hat, weil sie von mir geträumt hatte.
Was denn?
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Dass ich „Einen Jux will er sich machen“ in Reichenau inszeniere. Und so ist es auch geschehen. Das Tollste war: Der Jux ist nicht nur bei allen gut angekommen, sondern wir hatten auch eine 100-prozentige Auslastung. So kam die Bitte, für die nächsten Festspiele gleich wieder einen Nestroy zu machen. Ich hätte mir ja auch etwas anderes vorstellen können – Eugène Labiche oder Georges Feydeau zum Beispiel – aber es musste Nestroy sein.
Warum eigentlich?
Weil er ein Zugpferd ist, das sehen wir ja am Verkauf. In jeder Ruine in Niederösterreich wird Nestroy gespielt, nur in Wien führt ihn keiner mehr auf. Warum das so ist, begreife ich nicht. Es ist kein Geheimnis, dass ich ein großer NestroyVerehrerbin.Darumbinichauch,wenn ich ihn inszeniere, sehr streng, nicht nur, was den Text betrifft. Die Schauspieler wissen das auch ganz genau: Bei mir gibt es keine Spompanadeln.
Apropos Schauspieler: Warum haben Sie sich dieses Jahr bei „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ für ein gänzlich neues Ensemble entschieden?
Ich habe nur einen leichten Einfluss darauf, wer mitspielt. Maria Happel schlägt Schauspieler vor, die sie mag, und mit den meisten von ihnen hat sie wohl auch schon gespielt. Ich aber nicht, weil ich in den 15 Jahren als Volksoperndirektor ganz weit vom Schauspiel weggerückt bin. Es hat mich einfach nicht mehr sehr interessiert. Nach wie vor finde ich das Musiktheater aufregender. Darum wird beim Lumpazivagabundus die Musik auch eine wichtige Rolle spielen.
Was erwarten Sie von den Künstlern, mit denen Sie zusammenarbeiten?
Ich erwarte mir, dass jeder sehr gut vorbereitet zu den Proben kommt. Und ich erwarte mir Genauigkeit, denn ich spiele Nestroy vom Blatt. Sie werden deshalb bei mir auch nie erleben, dass ich eine Männerrolle mit einer Frau besetze. Nicht, dass ich etwas gegen Frauen hätte, aber von diesem modernistischenSchas,derjetztüberallausgebrochen ist, jede wichtige Männerrolle mit einer Frau zu besetzen, halte ich