

























mo 20/01
19.30 Uhr
Großer Saal
Festspielhaus St. Pölten
Gesamtdauer: ca. 1 Std. 40 Min. (inkl. Pause)
Einführung mit Clemens Hellsberg
18.30 Uhr, Kleiner Saal
Künstlerische Leiterin Festspielhaus St. Pölten: Bettina Masuch
Violine
SAYAKA SHOJI
Dirigent
JOHANNES BRAHMS (1833 – 1897)
Konzert für Violine und Orchester
D-Dur op. 77 (1878/79)
Allegro non troppo
Adagio
Allegro giocoso, ma non troppo vivace – Poco più presto
38’
ANTONÍN DVO Ř ÁK (1841 – 1904)
Symphonie Nr. 8 G-Dur op. 88 (1889)
Allegro con brio
Adagio
Allegretto grazioso
Allegro ma non troppo
38 ’
Bitte beachten Sie, dass die tatsächliche Spieldauer von diesen Angaben geringfügig abweichen kann.
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77
Allegro non troppo
Adagio
Allegro giocoso, ma non troppo vivace – Poco più presto
Johannes Brahms verband sein Komponistenleben lang eine künstlerische und auch private Freundschaft mit einem der bedeutendsten Geiger des 19. Jahrhunderts, Joseph Joachim. Im heute burgenländischen Kittsee geboren, eroberte Joachim als Wunder k ind die Konzertsäle Europas. Besonders geschätzt wurde seine Interpretation von Beethovens Violinkonzert (die auch der noch halbwüchsige Brahms hörte). Später prägte Joachim als Konzert meis ter verschiedener Orchester, mit seinen Konzertauftritten als Solist und mit seinem Streichquartett, als Dirigent und als Pädagoge maßgeblich das Musikleben besonders im deutschsprachigen Raum.
Brahms und Joachim hatten einander 1853 in Hannover, wo Joa c him als Leiter der Königlichen Kapelle wirkte, kennengelernt und schlossen im Kreis um Robert Schumann eine jugendliche Künstlerfreundschaft. Der junge Brahms komponierte gemein s am mit Schumann und Albert Dietrich die FAE-Sonate für Joseph Joachim, frei nach dessen Lebensmotto: «Frei, aber einsam». Später zog Brahms bei allen seinen kompositorischen Unternehmungen in Zusammenhang mit der Violine und mit Kammermusik Joachim zu Rate.
So ist auch das Violinkonzert D-Dur op. 77 von Brahms in direktem Zusammenhang mit Joachim zu bewerten. Schon lange war dem Freund ein Solokonzert für sein Instrument versprochen, doch der für Brahms so übermächtige Schatten des «Riesen Beethoven» fiel auch auf seine Pläne bezüglich dieses Genres. 1874, als Brahms mit seiner ersten Symphonie grandios aus diesem Schatten getreten war, begannen in ihm konkretere Pläne
für ein Violinkonzert zu reifen, das er aus dem symphonischen Geist heraus konzipierte. Die viersätzige Anlage wurde allerdings wieder verworfen, als sich Brahms 1878 während des Sommeraufenthalts in Pörtschach an die endgültige Komposition des Werkes machte. Der Solopart der Violine entstand in einem angeregten brieflichen Hin und Her mit Joachim, der auf die spieltechnischen Aspekte des Werkes entscheidenden Einfluss nahm und die kompositorische Entwicklung faktisch Takt für Takt mitverfolgen und begutachten konnte. Das Werk enthält eine Fülle überaus schwieriger instrumentaler Passagen, die dem damals neuesten Stand des Violinspiels entsprechen.
Wie so oft stützte Brahms auch im Fall des Violinkonzerts die Entstehung mit Parallelwerken ab, mit denen er kompositorische Sicherheit gewann. So befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Violinkonzert die erste Violinsonate op. 78. In gleichem Maße spielte aber auch die ein Jahr zuvor in Pörtschach entstandene Symphonie Nr. 2 in derselben Tonart D-Dur eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung und Formung des Violinkonzerts. So ist der Kopfsatz, Allegro non troppo , aus einem der Symphonie ähnlichen fließenden Gedanken im ungeraden Dreiermetrum entwickelt, der vorwiegend lyrische Qualitäten in sich trägt und nur selten zu wuchtiger Größe anwächst. Das sanftschwärmerische Seitenthema unterstreicht den Charakter dieses Eröffnungssatzes, der erst durch ein zackiges rhythmisches Motiv (mit Doppelgriffen für das Soloinstrument verbunden) als Schlussgedanke der Exposition geballte Energien bekommt. Doch wie in der zweiten Symphonie wachsen auch im Violinkonzert weiterhin alle Steigerungen aus einem schönen pastoralen Umfeld heraus. Bezeichnend für die entwickelnde Kompositionsweise Brahms’ ist, dass sich die Solovioline bei ihrem ersten Einsatz erst über Figurationen dem Hauptthema annähert, das sie dann in Zartheit aussingt.
Aus dem thematischen Material gewinnt Brahms in dem formal in symphonischer Großflächigkeit angelegten Satz ein bewegendes Wechselspiel aus dramatischeren Momenten und lyrischen Linien. Manchmal kommt es – wie etwa bei einer Reminiszenz an die dunkle d-Moll-Welt des ersten Klavierkonzerts – zu heftigen Ausbrüchen, die sich aber, so schnell sie gekommen sind, wieder in ruhigen Stimmungen auflösen. Die Kadenz behielt Brahms Joachim vor, dessen Version bis heute von den meisten Solisten übernommen wird. Dafür bereitet Brahms dem Solisten am Ende der Kadenz eine wunderbare Rückkehr in das orchestrale Umfeld: Im Piano kann die Solovioline über einem samtenen StreicherUntergrund mit warmer Horn-Füllung noch einmal das Hauptthema verströmen. Ein Mirakel ist es dann auch, wie Brahms aus dieser der Zeit enthobenen Passage mit wenigen Akkorden und Skalen die Solovioline und das Orchester in einen glanzvollen Fortissimo-Ausklang des Satzes bringt.
Der zweite Satz, Adagio, hebt mit einem herzzerreißend schönen Lied der Solo-Oboe an, der bereits im Kopfsatz so manche berührende Melodie vorbehalten war. In Hinblick auf dieses AdagioSolo ätzte der Brahms-Zeitgenosse und Violinvirtuose Pablo de Sarasate, er sehe keine Veranlassung, dieses Violinkonzert zu spielen, denn warum solle er mit der Geige in der Hand zuhören, wie die Oboe die einzige Melodie des Stückes blase. Doch mit der weiteren Entwicklung des Satzes wird Sarasate Lügen gestraft, denn Brahms lässt die Solovioline das Oboenthema mit einer Fülle herrlicher Skalen, Figurationen und Umspielungen weiterspinnen. Hier kann jeder Solist seine Fähigkeiten einer feinen Tongebung und eines innigen Ausdrucks entfalten. Die Melodik ist in einen reichhaltigen, harmonisch reizvollen kammermusikalischen Orchestersatz eingebunden.
Im Rondothema des Finalsatzes, Allegro giocoso, ma non troppo vivace, vermeint man, wie in so vielen anderen Fällen bei Brahms auch, einen ungarischen Einschlag vernehmen zu können. Eine
direkte Verbindung zur magyarischen Musik und zu einer ihrer Melodien lässt sich nicht nachweisen, aber die Würze des von der Solovioline in Terzen doppelgriffig ausgespielten und von verzückten, trillerdurchsetzten Bewegungen des Orchesters im Stil eines Verbunkostanzes begleiteten Motivs ist nicht zu verachten (familiäre Wurzeln Joachims verlaufen übrigens ins Ungarische, vielleicht hat auch dies in Brahms’ Themenerfindung mitgespielt).
In das pulsierende Treiben im Zweivierteltakt baut Brahms zwei kontrastierende Couplets – eines davon im Dreivierteltakt – ein. Das konzertierende Moment gewinnt in diesem Satz deutlich die Oberhand über das noch im ersten Satz vorherrschende symphonische Prinzip. Im Rondo darf der Solist auch losgelöst vom Orchester brillieren. In der Coda erhöht Brahms die Rasanz noch erheblich, indem er das Zweiermetrum in eine motorische Sechsachtel-Variante des Themas umwandelt.
Der Komponist hat das Violinkonzert Joseph Joachim zugeeignet, der das Werk am 1. Jänner 1879 in Leipzig als Solist unter der Leitung des Komponisten auch aus der Taufe hob.
Rainer Lepuschitz
Der Autor, geboren in Salzburg, lebt in Graz. Dramaturgische und publizistische Arbeit u. a. für das Wiener Konzerthaus, die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, die Salzburger Festspiele, das Festspielhaus St. Pölten und das Grafenegg Festival.
ENTSTEHUNG 1878/79 — URAUFFÜHRUNG am 1. Jänner 1879 in Leipzig unter der Leitung des Komponisten, Solist: Joseph Joachim VOM TONKÜNSTLER-ORCHESTER ZULETZT AUFGEFÜHRT im August 2021 in Grafenegg, Solist: Christian Tetzlaff, Dirigent: Gustavo Gimeno
Die japanische Violinistin SAYAKA SHOJI debütierte 2018 mit Leonard Bernsteins Serenade für Solovioline, Harfe, Schlagwerk und Streichorchester bei den Tonkünstlern. Der Mitschnitt der Konzerte im Musikverein Wien unter der Leitung von Chefdirigent Yutaka Sado erschien im selben Jahr auf einer CD zusammen mit Bernsteins dritter Symphonie, «Kaddish», im Eigenlabel des Orchesters.
MIT VORFREUDE UND
BEGEISTERUNG ZU
UNSEREN KONZERTEN
KOMMT, DANN SPÜRT ES,
DASS DIE MUSIK UND
DIE DARBIETUNG DES ORCHESTERS ETWAS
ERWARTUNG UND DIE
EMOTIONALE VERBINDUNG
ZUM ORCHESTER SCHAFFEN
EINE EINZIGARTIGE
ATMOSPHÄRE – AUCH FÜR
UNSERE MUSIKERINNEN
UND MUSIKER.
»
Inga Freuis leitet seit 2022 das Tonkünstler-Kartenbüro in Wien
Seit 2015 kamen an dieser Stelle die Orchestermitglieder mit sehr persönlic hen Wortmeldungen zu Komponisten, Mitwirkenden und zum jeweiligen Konzertprogramm zu Wort. Nun, anlässlich der letzten Saison mit Yutaka Sado als Chefdirigent der Tonkünstler, äußern sich hier die Mitarbeitenden der Verwaltung über ihre Arbeit – für das Orchester, das Publikum und die Musik.
Symphonie Nr. 8 G-Dur op. 88
Allegro con brio
Adagio
Allegretto grazioso
Allegro ma non troppo
Antonín Dvořák verdankt seinen späten künstlerischen Durchbruch eigentlich Johannes Brahms. Dieser hatte dafür gesorgt, dass die «Slawischen Tänze» im Druck erschienen und damit einen entscheidenden Impuls für Dvořáks internationale Anerkennung gegeben. Aber nicht nur in den populären Tänzen legte Dvořák das Wesen seiner Heimat in musikalisch farbenfrohen Ausdrucksvarianten nieder, auch sein sympho nisc hes Œuvre sprudelt immer wieder über vor böhmischer Melodienüppigkeit. Eines der besten Beispiele dafür ist seine Symphonie Nr. 8 G-Dur op. 88, die er selbst als «ein von seinen anderen Symphonien verschiedenes Werk» sah und das er «mit individuellen, in neuer Weise ausgearbeiteten Gedanken» zu erfüllen gedachte.
entsprungen
Sein Biograf Otakar Šourek hatte diesen Einblick in die Geschichte der Symphonie von Dvořák noch selbst erhalten; tatsächlich markiert sie auch einen Wendepunkt in seiner Kompositionsweise: Entgegen den ästhetischen Vorstellungen etwa eines Johannes Brahms begann er, Programmmusik zu schreiben – darunter seinen Klavierzyklus «Poetische Stimmungsbilder» oder die symphonischen Dichtungen «In der Natur», «Karneval» und «Othello». Überdies geht er in der Gesamtanlage mit der symphonischen Form recht frei um. Die Entstehung der manchmal auch «Die Englische» genannten Symphonie (Herbst 1889) fällt in eine Zeit ungetrübter Schaffenskraft und vor allem auch gewachsener internationaler Anerkennung von Dvořák s Werk. Erst am 10. August 1889 schrieb Dvořák an seinen Freund Alois Göbl:
«Sie wollen wissen, was ich tue? Ich habe den Kopf voll, wenn der Mensch das nur gleich aufschreiben könnte! Aber was nützt es, ich muss langsam machen, soweit die Hand will und das Übrige wird der Herrgott geben […] Es geht über die Erwartung leicht und die Melodien fliegen mir nur so zu …» Zur Zeit des Briefes vollendete er noch sein Klavierquartett op. 87, und schon am 26. August 1889 setzte er die Arbeit an den ersten Entwürfen zur neuen Symphonie fort, die in wenigen Wochen skizziert vorlag. Es mag auch an seinem Landhäuschen in Vysoká liegen, dass er eine derart vielfältige Symphonie so rasch zu Papier bringen konnte – diente ihm doch gerade die freie Natur zeitlebens als Inspirationsquelle.
ICH WERDE FÜR ALLE
ZUKUNFT FÜR
ALLE MEINE
WERKE SOVIEL
V ERLANGEN, WIE ICH WILL.
DER MIR'S
ZAHLT, DEM
GEBE ICH SIE […]
DIE WELT WIRD
DANN SICHER
AUF MEINER
SEITE STEHEN!
»
Der verärgerte Antonín Dvořák an seinen Verleger Fritz Simrock, der den Preisforderungen Dvorˇáks nicht nachgeben will, neue Werke ablehnt, aber auf seinem Prioritätsrecht besteht. Später versöhnen sich die beiden wieder.
Die Aus ar beitung und Instrumentierung nahm er dann in Prag vor. Am 8. November 1889 war die Symphonie fertig, jetzt erweitert um die Fanfaren zu Beginn des Finales, die in der Skizze noch nicht enthalten waren. Die Uraufführung dirigierte Dvořák selbst in einem Konzert des Vereins «Umělecká beseda» im Prager Rudolfinum am 2. Februar 1890. Die Widmung der Symphonie ging an die Franz-JosefsAkademie für Wissenschaft und Kunst in Prag, deren Mitglied Dvořák zwei Monate später wurde. Warum aber bezeichnete man das Werk lange als «Englische»?
Musikalische Gründe gibt es dafür nicht, doch tatsächlich englisc he: Seit seinem ersten Besuch in London im Jahr 1884 war Dvořák immer wieder eingeladen worden, dort zu dirigieren, da ihn die Briten außerordentlich schätzten. Aus diesem Grund
verlieh ihm die Universität von Cambridge im Juni 1891 einen Ehrendoktor, und er bot im Gegenzug seine achte Symphonie als «Exercise» an – widmete sie also ein weiteres Mal. Hinzu kam, dass sich Dvořák, an Selbstbewusstsein deutlich reicher als noch vor einigen Jahren, mit seinem Verleger Fritz Simrock (der eine Art Vorkaufsrecht an Dvořáks Werken hatte) immer mehr stritt und sich schließlich weigerte, ihm die Rechte für die Symphonie zu überlassen.
Simrock wollte ihm, mit Hinweis auf die schlechten Aussichten bei großen Orchesterwerken, nur einen Mindestpreis zahlen. Dvořák wandte sich daraufhin an den englischen Verlag Novello, der mit Freuden die Symphonie annahm und sie im Jänner 1892 in Partitur, Stimmen und einer Fassung für Klavier zu vier Händen herausgab. Simrock wurde vor vollendete Tatsachen gestellt –und «Die Englische» war geboren. Somit wird man vergeblich im musikalischen Innenleben der Symphonie nach dem «typisch Englischen» suchen. Dvořáks Biograf Otakar Šourek meinte vielmehr: «Sie macht den Eindruck, als wäre sie unmittelbar der böhmischen Natur und dem tschechischen Volk entsprungen.» Und genau das war Dvořáks Intention, denn immerhin bedankte sich der Komponist persönlich in einer Privataudienz bei Kaiser Franz Josef für die Aufnahme in die Akademie mit eben dieser Symphonie, als einer Komposition in der Tonsprache seiner Heimat.
Die Violoncelli eröffnen, unterstützt von Klarinetten, dem ersten Fagott und Hörnern, mit einem schwärmerischen Thema den Kopfsatz, Allegro con brio. Dvořák folgt hier weniger den Regeln der Sonatenhauptsatzform, vielmehr gönnt er dem Reichtum der Themen und Motive die Freiheit rhapsodischer Entfaltung und weiträumiger Steigerungen. Flugs erscheint ein zweites Thema, in e-Moll, ruhiger als das von g-Moll nach G-Dur aufgehellte und variierte Hauptthema. Plötzlich setzt eine Wiederholung
des ersten Teiles ein, doch entpuppt sich der Rückgriff auf den Symphoniebeginn als Auftakt zu einem dramatisch erhitzten Durchführungsabschnitt. Eine klassische Reprise bleibt bewusst ausgespart zugunsten des unweigerlich rhythmisch zündenden Vorwärtsdrangs.
AN DIESER AUFFÜHRUNG
HÄTTEN SIE
GEWISS FREUDE
GEH ABT. WIR
ALLE HABEN
GEFÜHLT, DASS
ES SICH UM EIN
HER RLICHES
WERK HANDELT:
DARUM WAREN
WIR ALLE MIT ENTHUSIASMUS
DABEI. [...] DER
BEIFALL WAR
WARM UND
HERZLICH. »
Der Dirigent Hans Richter in einem Brief an Antonín Dvořák über die Wiener Erstaufführung der achten Symphonie
Die beiden Mittelsätze erscheinen uns in erster Linie als immer wieder schwärmerisch aufrauschende Stimmungsmalerei: Das Adagio entwickelt sich vom herrlich dunkel gefärbten Balladenton des Beginns in einen tänzerischen Verlauf, woraus sich wieder um k antigere, schärfere Momente entspinnen. Allerlei Selbstzitate sind darin verwoben, das dritte der «Poetischen Stimmungsbilder» op. 85 oder das Choralt hema der «Hussiten»-Ouvertüre. Nach einem Rückgriff auf die Anfangsstimmung kommt der Satz beinahe zum Stillstand, bevor daraus ein auffahrendes Hornthema zu einem Poco più animato mit schmetternden Trompeten führt – und von dort zurückfließt in den von abwärts gleitenden Figuren umspielten tänzerischen Duktus.
An einen stilisierten, wehmütigen Walzer erinnert der dritte Satz, Allegretto grazioso , dessen (nicht so bezeichnetes) Trio auf einem Thema aus Dvořáks eigener Oper «Tvrdé palice» («Die eigensinnigen Dummköpfe») basiert. Die schmissige Coda lässt die wehmütige Walzerstimmung plötzlich vergessen und scheint sie im Nachhinein als Trugbild zu entlarven. Gleichzeitig bereitet sie den Boden für das effektvolle Finale, Allegro ma non troppo , dessen glänzende Instrumentierung den Kehraus- Charakter noch verstärkt. Das Haupt-
thema wird dreimal variiert, bevor es in der vierten Variation ausbricht, Fortissimo und mit den berühmten Horntrillern versehen. In scharfem Kontrast schließt ein marschartiges zweites Thema an, aus dem sich sodann, freilich zögerlicher, etwas abgeklärter als zu Beginn, erneut das Hauptthema entspinnt. Es wird zunehmend ruhiger, verdämmert beinahe, bevor es doch noch ein letztes Mal stürmisch explodiert.
Markus Hennerfeind
Der Autor, geboren in Wien, studierte Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Geschichte in seiner Heimatstadt. Er arbeitete als Grafiker für den Musikverlag Doblinger und die Salzburger Festspiele und ist in Grafenegg für Dramaturgie und Presse verantwortlich.
ENTSTEHUNG 1889 — URAUFFÜHRUNG am 2. Februar 1890 in Prag unter der Leitung des Komponisten — VOM TONKÜNSTLER-ORCHESTER ZULETZT AUFGEFÜHRT im Juni 2018 in Wien, St. Pölten und Grafenegg, Dirigent: Yutaka Sado
GABRIEL BEBEȘELEA reüssierte beim Tonkünstler-Orchester und seinem Publikum 2022 in Baden und Wiener Neustadt unter anderem mit Ludwig van Beethovens sechster Symphonie, seiner «Pastorale». Wenige Wochen später dirigierte der aus Rumänien stammende Musiker die Ton- und Filmaufnahmen mit Musik von Franz Schubert zur Kinoproduktion «Romantik! Schubert!» anlässlich der 200. Wiederkehr seines Aufenthalts in und um St. Pölten. Der Film läuft seit dem Frühjahr 2024 in zahlreichen österreichischen Kinos.
Sayaka Shoji Violine
Sayaka Shoji stammt aus Japan. 1999 gewann sie als 16-Jährige den renommierten Paganini-Wettbewerb in Genua. Seither ist sie weltweit auf den großen Konzertbühnen zu Gast, wurde von Dirigenten wie Semyon Bychkov, Mariss Jansons, Zubin Mehta, Lorin Maazel sowie Yuri Temirkanov gefördert und trat mit Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, New York Philharmonic und dem London Symphony Orchestra auf.
Zu den Höhepunkten der Spielzeit 24–25 zählen Konzerte mit dem San Francisco Symphony unter Esa-Pekka Salonen, dem Cleveland Orchestra mit Kahchun Wong, dem Evergreen Symphony Orchestra mit Jaap van Zweden und dem Stuttgarter Kammerorchester sowie eine Japan-Tournee mit dem hr-Sinfonieorchester unter Alain Altinoglu. Mit dem Pianisten Gianluca Cascioli verbindet sie eine 15-jährige künstlerische Partnerschaft. Zu ihren weiteren Kammermusikpartnerinnen und -partnern zählen Benjamin Grosvenor, Beatrice Rana, Steven Isserlis, Stephen Kova cev ich und Víkingur Ólafsson. Sayaka Shoji ist auf CD unter anderem mit einer Gesamteinspielung der Violinsonaten von Ludwig van Beethoven, den Violinkonzerten von Sergej Prokofjew und Dmitri Schostakowitsch sowie Solostücken von Johann Sebas t ian Bach und Max Reger zu erleben; 2025 erscheint ein zweites Album mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Sie spielt auf der «Récamier»-S tradivari aus dem Jahr 1729, die ihr von der Ueno Fine Chemicals Industry Ltd. zur Verfügung gestellt wird.
Gabriel Bebeşelea Dirigent
Gabriel Bebeşelea ist Chefdirigent der «George Enescu»Philharmonie Bukarest und künstlerischer Leiter des Ensembles und des Festivals Musica Ricercata. Der Preisträger des Lovro von Matačić-Dirigentenwettbewerbs in Zagreb 2015 schloss 2018 sein Doktoratsstudium an der Nationalen Musikuniversität Bukarest «summa cum laude» ab. Er stand bereits am Pult zahlreicher Orchester, darunter das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das Royal Philharmonic Orchestra, das Orchestre National du Capitole de Toulouse, das Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya, das Orquesta Sinfónica de Castilla y León und das Singapore Symphony Orchestra. Zu den Höhepunkten der Spielzeit 24–25 zählen sein Debüt beim Shanghai Philharmonic Orchestra sowie Konzerte mit dem Rumänischen Kammerorchester beim Choriner Musiksommer und im Concertgebouw Amsterdam.
Bereits 2011 wurde Gabriel Bebeşelea zum Chefdirigenten der Rumänischen Nationaloper in Iași ernannt, 2015 folgte seine Berufung als Generalmusikdirektor des Nationalen Rumänischen Opernhauses in Cluj-Napoca. Bemüht um die Erforschung und Wiederentdeckung vergessener Kompositionen, gründete er 2017 das Ensemble Musica Ricercata, mit dem er sich der historisch informierten Aufführung von Musik des Barock bis zur Moderne widmet. 2018 erschienen seine mit dem Rundfunk-Sinfonieor chester Berlin eingespielten Erstaufnahmen von George Enesc us Or atorium «Strigoii» und der «Pastorale-Fantaisie».
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
Chefdirigent Yutaka Sado
Das Tonkünstler-Orchester mit seinen fünf Residenzen im Musik verein Wien und in Niederösterreich zählt zu den größten und wichtigsten musikalischen Botschaftern Österreichs. Eine 75-jährige Tradition verbindet das Orches ter mit den Sonntagnachmittags-Konzerten im Wiener Musikverein. In Grafenegg, im Festspielhaus St. Pölten und in der Kurstadt Baden treten die Tonkünstler als Residenz orchester auf, ebenso im Stadttheater Wiener Neustadt, das sie nach mehrjährigem Umbau im November 2024 mit einer glanzvollen Gala wiedereröffneten.
Den Kernbereich der künst ler ischen Arbeit bildet das Orchesterrepertoire von der Klassik bis zur Musik des 20. Jahrhunderts.
Alternative Programmwege der Tonkünstler werden von Musizierenden und Publikum geschätzt. Musikerpersönlichkeiten wie Walter Weller, Heinz Wallberg, Miltiades Caridis, Fabio Luisi, Kristjan Järvi und Andrés Orozco-Estrada waren Chefdirigenten des Orchesters. Seit der Saison 15–16 wird es von Yutaka Sado geleitet, Fabien Gabel folgt ihm 2025 nach. Tourneen führten die Tonkünstler zuletzt nach Großbritannien, Deutschland, Japan und Tschechien. Zahlreiche CD-Aufnahmen spiegeln ihr vielseitiges künstlerisches Profil wider: Im orchestereigenen Label erscheinen bis zu vier CDs pro Jahr, zumeist als Live-Mitschnitte aus dem Musikverein Wien.
Ausführliche Orchesterbiografie: tonkuenstler.at
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich
KONZERTMEISTER/IN Lieke te Winkel, Alexander Gheorghiu, Vahid KhademMissagh 1. VIOLINE Alois Wilflinger, Xuan Ni, Susanne Masetti, Gerhard Fechner, Martha Wagner, Ines Miklin, Teodora Sorokow, Maria Fomina, Sophie Gansch, Sophie Kolarz-Löschberger, Yaromyr Babskyy, Maria Winkler, Aleksandra Martinoska, Elisabeth Gansch, AMarina Caputo, AMiriam Magdalena Haniková 2. VIOLINE Julia Mann, Natalia Sagmeister, Kora Lemberg, Doğa Altınok Zayranov, Liselotte Murawatz, Dora Huber, Gerald Hinterndorfer, Judith Steiner, Isabelle Reinisch, Yuka Bartosch-Murakami, Noriko Takenaka, Evelina Ivanova-Peham, Stephanie Grandpierre, Veronika Wincor, Angelika Wimmer, ASunniva Herland Monstad, ATaiga Sasaki VIOLA *Gertrude Rossbacher, **Nikita Gerkusov, Philip Nolte, Martin Fuchs, Christian Knava, Peter Ritter, Susanne Stockhammer, Stefan Sinko, Victoria Fónyad-Eitzinger, Terez Brandl, Liudmila Kharitonova, AAnton Borusan, AAgnes Oberndorfer VIOLONCELLO *Georgy Goryunov, Eugene Lifschitz, Laura Szabó, Martin Först, Martin Dimov, Thomas Grandpierre, Sebastian Dozler, Iris Cho, Ion Storojenco, AMichael Sotriffer KONTRABASS Michael Seifried, Ernő Rácz, Bernhard Binder, Mathias Kawka-Rona, Simon Pennetzdorfer, Johannes Knauer, Lukas PalfyStröcker, AMartin Wagner FLÖTE Walter Schober, Ana Kaličanin Radivojević, Heidrun Lanzendörfer, Birgit Fluch-Latini, ASagit Zur OBOE Barbara Ritter, Andreas Gschmeidler, Johannes Strassl, Theresia Melichar KLARINETTE
Helmut Wiener, Christoph Moser, Kurt Franz Schmid, Stefan Vohla FAGOTT Gottfried Pokorny, Szabolcs Szőke, Andor Csonka, Barbara Loewe HORN Christoph Peham, Jonas Rudner, Sebastian Kolarz-Löschberger, Markus Hartner, Michel Gasciarino, Klaus Höpfler, AKatharina Paul TROMPETE Thomas Bachmair, Patrick Hofer, Josef Bammer, Thomas Lachtner POSAUNE Andreas Eitzinger, Gabriel Antão, Erik Hainzl, Wolfgang Gastager TUBA Michael Pircher HARFE Miriam Ruf PAUKE Gunter Benedikt, Margit Schoberleitner SCHLAGWERK Bence Kulcsár, Joachim Murnig, AJohanna Gappmaier
A Orchesterakademie des Tonkünstler-Orchesters
Instrumente zur Verfügung gestellt von der *Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung: Viola Giovanni Rota, 1809 Violoncello Joannes Florenus Guidantus, 1720 **Oesterreichischen Nationalbank: Viola Giovanni Paolo Maggini, Brescia, frühes 17. Jahrhundert
GESCHÄFTSFÜHRUNG Frank Druschel, Johannes Sterkl, Barbara Sorgner (Assistenz) ORCHESTERDIREKTOR Samo Lampichler ORCHESTER- UND BETRIEBSBÜRO Fateme Beytollahi, Julia Eder, Roswitha Wallisch-Gepart, Irmtraud Madl (Orchesterinspektion) DRAMATURGIE UND PRESSE Ute van der Sanden MARKETING Edith Schweitzer, Viktoria Bauer MUSIKVERMITTLUNG Vanessa Bundschuh, Sara Franchini, Sara Gregorič, Barbara Maierl NOTENBIBLIOTHEK Nikolaus Blach (Leitung), Viola Deme, Caroline Stevenson ORCHESTERLOGISTIK Emil Zitarevic (Leitung), Nenad Djordjevic, Christian Pehatschek VERKAUF Sandra Feichtinger, Doris Moutesidis, Julia Nendzig KARTENBÜRO Inga Freuis (Leitung), Tijana Adamovic, Julia Beisteiner, Sylvia Bestenlehner, Clemens Fröschl, Sonja Hanl, Myriam Khouri, Romana Köstler, Annemarie Nocker, Kerstin Pachschwöll, Pia Ruthensteiner, Lea Schwarz, Doris Tempfer-Naar, Martina Wagerer
Aufdrehen!
Jeden vierten Freitag des Monats ab 21.03 Uhr auf Radio Niederösterreich:
Der perfekte Audio-Guide! Eine musikalische Programmvorschau für vier Wochen mit ServiceInformationen, CD-Aufnahmen der Tonkünstler und BackstageGeschichten über das Orchesterleben aus erster Hand.
Die aktuelle Sendung ist zum Nachhören auf sound.ORF.at verfügbar.
ORCHESTER
Tanz/Live-Musik Serge Aimé
Coulibaly kehrt mit einer energetischen und sozialkritischen Feier des Lebens auf die Bühne zurück. Mit neun
Performer:innen und einer Mischung aus Tanz, Musik und Video untersucht er den Zustand der heutigen Welt und stellt die Frage: Wie können wir wieder miteinander in Kontakt treten?
sa 15/02
EUR 12-52
ÖSTERREICH-PREMIERE SHUTTLE-BUS aus Wien
Ciné-Konzert: Nosferatu von Friedrich Wilhelm Murnau
Musik Cameron Carpenter, der extravagante KlassikVirtuose mit Rockstar-Flair, hat das Format Orgelkonzert neu definiert. Im Februar ist er mit seiner musikalischen Begleitung des Horrofilmklassikers Nosferatu (1921) im Festspielhaus zu Gast. Meisterhafte Improvisation garantiert!
fr 28/02
EUR 36
do 23
ANA CARLA MAZA
19.30 Uhr Kleiner Saal Caribe Musik/Klassik/Latin
fr 24
SIDI LARBI CHERKAOUI . BALLET DU GRAND THÉÂTRE
19.30 Uhr Großer Saal DE GENÈVE . EASTMAN
Ihsane
Tanz/Live-Musik
Februar 2025
sa 15
SERGE AIMÉ COULIBALY . FASO DANSE THÉÂTRE
19.30 Uhr Großer Saal C la vie Tanz/Live-Musik
mo 17
TONKÜNSTLER-ORCHESTER
19.30 Uhr Großer Saal Korngold/Strauss Musik/Klassik
do 20
THOMAS GANSCH BLASMUSIK SUPERGROUP
19.30 Uhr Großer Saal Blasmusik goes Hollywood Musik/Blech
fr 28
19.30 Uhr Großer Saal
mo 03
CAMERON CARPENTER
Ciné-Konzert: Nosferatu von Friedrich Wilhelm Murnau Musik/Film/Improvisation
TONKÜNSTLER-ORCHESTER
19.30 Uhr Großer Saal Sibelius/Mozart/Brahms Musik/Klassik
fr 07
OONA DOHERTY
19.30 Uhr Großer Saal Specky Clark, A series of theatrical Images Tanz/Live-Musik
Das gesamte Saisonprogramm 2024/2025 finden Sie auf www.festspielhaus.at.
IMPRESSUM Herausgeber Niederösterreichische Kulturszene Betriebs GmbH, Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten, T: +43(0)2742/90 80 80, www.festspielhaus.at. Für den Inhalt verantwortlich Thomas Gludovatz, Andreas Gremel. Künstlerische Leiterin Bettina Masuch. Musikkuratorin Constanze Eiselt. Koordination Gülcan Simsek. Redaktion Kern Markus Hennerfeind, Ute van der Sanden. Redaktion Umschlag Marlene Jann. Gestaltung Kern parole, München. Fotos Sophie Deiss (C la vie), Dovile Sermokas (Cameron Carpenter). Druck Walla GmbH. Produziert in Wien. Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Fotografieren, Ton- und Videoaufzeichnungen nicht gestattet. Preis des Programmheftes: EUR 2,90.
Mit freundlicher Unterstützung von
Mit Kunst, Kultur und Wissenschaft. Mit Menschen, die sich dafür interessieren. Mit Ermäßigungen für zwei bei 600 Kulturpartnern, dem monatlichen Ö1 Magazin gehört, Freikarten und exklusiven Veranstaltungen.
Alle Vorteile für Ö1 ClubMitglieder auf oe1.ORF.at/club
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+43 (0) 2742/90 80 80 600 karten@festspielhaus.at www.festspielhaus.at
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