CAROLINE RÜGGE
„Nur im leeren Raum ist Bewegung möglich.“
„Die nicht die Kleinheit großer Dinge in sich fühlen, die werden auch die Größe kleiner Dinge in anderen übersehen.“
Okakura Kakuzō, 1862 – 1913 Das Buch vom Tee, 1906
INHALT
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Eine Robinsonade im Jahre 2020
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Die Zeit der Ausgrabungen
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Ein Gespräch
208
Clemens von Brentano
12
Über Caroline Rügge – eine Rede
220
Alexander von Humboldt
16
Ausstellung und Wettbewerb
240
Garten, Raum, Galerie und Architektur
44
Schmuck aus der Natur
258
Objektverzeichnis
72
Malerei und Bilder
267
Lebenslauf
90
Triennale des norddeutschen Kunsthandwerks
268
Ausstellungen
108
Von Pâte de verre und Glas
269
Auszeichnungen
124
Kostbare Metalle und Papier
270
Danksagungen
140
Gestaltung der Gefäße
272
Impressum
162
Im Zeichen der Kalligrafie
AUSSTELLUNG UND WET TBEWERB
WENN EIN NEIN ZUM JA WIRD ...
Diese Voraussetzung schien mir bei dem Titel „BLAUmachen“ nicht gegeben. Mir gefiel die Formulierung nicht und ich beschloss sofort, dem Berufsverband eine Absage zu erteilen. In diesem Fall würde ich es sein, die blaumacht.
jetzt nützlich sein, und so tippte ich meine Absage mit meiner Reiseschreibmaschine auf das Silberblatt. Dieses gefiel mir aber nun so gut und machte mir so viel Freude, dass ich gleich einen zweiten Brief schrieb – eher zum Thema „BLAUsein“. Darin schreibt ein Japaner über seinen Besuch in Deutschland. Der Berufsverband hatte ihn zum Sommerfest eingeladen und dort hatte er viel zuviel getrunken (wie die Geschichte endet, ist auf Seite 38 beschrieben).
Doch dann erinnerte ich mich, dass ich ja Experimente mit ganz dünn ausgewalztem Feinsilber unternommen hatte. Die könnten mir
Ich las zu der Zeit gerade das Buch von Maja Lunde „Die Geschichte des Wassers“ und stolperte über die poetische Stelle mit den blauen
Die Herausforderung, zu einem Thema zu arbeiten, fand ich immer schon spannend – sofern die Themen oder Titel der Ausstellungen gut und intelligent formuliert sind.
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Eiern und dem entsprechenden Text (Seite 20). Das wollte ich aufnehmen und umsetzen. Dies sind nun meine Beiträge für eine Ausstellung, an der ich nicht teilnehmen wollte. Meine eigenen Ausstellungen in der GalerieWerkstatt habe ich gern mit Künstler*innen aus anderen Sparten – der Bildhauerei, der Malerei und der Keramik – gestaltet. Auch stellten wir uns Themen, um diese dann von unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Wenn es richtig gut läuft, kommt es zu fruchtbaren Auseinandersetzungen. Gemeinsam komme ich so weiter als allein.
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Das Tränenkrüglein Es waren einmal eine Mutter und ein Kind, und die Mutter hatte das Kind, ihr einziges, lieb von ganzem Herzen, und konnte ohne das Kind nicht leben und nicht sein. Aber da sandte der Herr eine große Krankheit, die wüthete unter den Kindern und erfaßte auch jenes Kind, daß es auf sein Lager sank und zum Tod erkrankte. Drei Tage und drei Nächte wachte, weinte und betete die Mutter bei ihrem geliebten Kinde, aber es starb. Da erfaßte die Mutter, die nun allein war auf der ganzen Gotteserde, ein gewaltiger und namenloser Schmerz, und sie aß nicht und trank nicht und weinte weinte weinte wieder drei Tage lang und drei Nächte lang ohne Aufhören, und rief nach ihrem Kinde. Wie sie nun so voll tiefen Leides in der dritten Nacht saß, an der Stelle, wo ihr Kind gestorben war, tränenmüde und schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Türe auf, und die Mutter schrak zusammen, denn vor ihr stand ihr gestorbenes Kind. Das war ein seliges
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Englein geworden und lächelte süß wie die Unschuld und schön wie Verklärung. Es trug aber in seinen Händchen ein Krüglein, das war schier übervoll. Und das Kind sprach: „O lieb Mütterlein, weine nicht mehr um mich! Siehe, in diesem Krüglein sind Deine Tränen, die Du um mich vergossen hast; der Engel der Trauer hat sie in dieses Gefäß gesammelt. Wenn Du nur noch eine Träne um mich weinest, so wird das Krüglein überfließen, und ich werde dann keine Ruhe haben im Grabe und keine Seligkeit im Himmel. Darum, o lieb Mütterlein, weine nicht mehr um Dein Kind, denn Dein Kind ist wohl aufgehoben, ist glücklich, und Engel sind seine Gespielen.“ Damit verschwand das tote Kind und die Mutter weinte hinfort keine Träne mehr. Um des Kindes Grabesruhe und Himmelsfrieden nicht zu stören, um des Kindes Seligkeit willen weinte sie keine Träne mehr, bezwang sie ihren ungeheuern tiefen Seelenschmerz. So stark und mächtig ist Mutterliebe! Ludwig Bechstein (1801 – 1860) 25
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Raum: „Außer der Möglichkeit aufgefüllt zu werden, hat der Raum keine weitere Eigenschaft; er ist, abgesehen von der Festlegung der Einzelorte und ihrer Auffüllung, ein leeres, totes Nichts.“ W. Metzer Gefäß: Es gilt nun, dieses Nichts zu er- und umfassen, es ein- und abzugrenzen, um es zu erfüllen und zu begreifen. Aus Denkräumen werden Gefäße für die Seele für den Genuss für den Gebrauch für die Notwendigkeit für mich!
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IMPRESSUM © 2022 Caroline Rügge Summa Summarum 1. Auflage ISBN 978-3-00-071320-0 Idee und Konzept: Caroline Rügge Layout und Gestaltung: Caroline Rügge, Fabian Schwarze Bildbearbeitung und Satz: Fabian Schwarze, Gisa Kersting Fotos: Caroline Rügge (wenn nicht anders angegeben) Druck und Bindung: Beltz Grafische Betriebe Auflage: 500 Printed in Germany 2022 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Erlaubnis der Autorin darf das Werk weder komplett noch teilweise reproduziert, übertragen oder kopiert werden. Caroline Rügge, Fleischhauerstraße 63, 23552 Lübeck Telefon: 0451 – 70 20 367 galeriewerkstatt-ruegge.de
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Realisiert mit freundlicher Unterstützung von:
ISBN 978-3-00-071320-0