I D N A SK N E I V A N #editorial
Das Nordeuropa-Magazin
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dänemark norwegen schweden finnland island färöer grönland
E S I RE D N HA CH In Kooperation mit
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Skandinavien Reisehandbuch 2018
#editorial Photo: Ronald Griffin
l a i r o t i d e # n
hefredaktio
rnewski | C
he Susanne Sc
Liebe Leserin, lieber Leser,
w Eine Zone
370 435 498
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Zwei Zonen
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Ganz Norwegen €
as sollte man in Schweden auf keinen Fall verpassen? Wie »koselig« ist eigentlich Lillehammer? Wie süffig ist das Bier in den Kneipen von Aki Kaurismäki? Und wie kam Silkeborg zu seiner VIP-Leiche? Unsere Autoren waren für Sie im Norden unterwegs und sind mit spannenden Antworten heimgekehrt. Mitgebracht haben sie u. a. eine Bucket List, für die man ganz bestimmt nicht »die Löffel abgeben« muss. Zudem einen Sack voller »Stadtgemütlichkeit«, Szenen am Tresen und einen archäologischen Weltklassefund …
Mit dem Reisehandbuch Skandinavien möchten wir Ihnen auch im Jubiläumsjahr von Nordis – ja, Nordis ist 2019 stolze 25 Jahre jung geworden – den Abwechslungsreichtum Nordeuropas nahebringen; Sie mitnehmen in moderne Hauptstädte, beliebte Ferienorte, hochlandähnliche Vulkanlandschaften und herrliche Naturreservate. Wir lassen Fjord auf Fjäll treffen. Lassen Rentiere und Schafe mit Polarfüchsen und Walen schäkern. Wir erzählen, wo kalbende Gletscher und umkippende Eisberge drohen, und verraten, wo Kaffeepausen besonders wohltuend sind. Unsere klar strukturierten Reiserouten sollen Anregungen liefern für Ihre nächste Reise in die nordischen Länder. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir mit dieser Lektüre viel Spaß und vor allem gute Orientierung bei Ihren Touren durch Nordeuropa! Erzählen Sie uns, in welchen Ecken Skandinaviens Sie besonders gerne unterwegs sind. Und lassen Sie uns wissen, bei welchen Themen Ihnen das Reisehandbuch eine Hilfe war. Schreiben Sie uns einfach an die Verlagsadresse oder an verlag@nordis.com.
DAS “EXPLORE NORWAY TICKET”
Wir freuen uns immer über »Urlaubspost« …
Mit dem „Explore Norway Ticket” von Widerøe können Sie so viele interessante Orte besuchen, wie Sie mögen. Das Ticket ermöglicht Ihnen zwei Wochen lang das unbegrenzte Fliegen in den Zonen Ihrer Wahl und die freie Wahl Ihrer Reiseroute. Das „Explore Norway Ticket” gilt im Zeitraum 1.7. - 31.8.2019. Der Preis beinhaltet Anschlussflüge von Hamburg oder München nach Bergen.
Ihre
2 Weitere Informationen und Kauf unter: wideroe.no/explorenorway Skandinavien Reisehandbuch 2018
Susanne Schernewski
VIEN A N I D N SKA
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CH
BU ISEHAND
t l a h n i # 3
Editorial
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Ålesund Tromsø
Route 1: Kristiansand, Stavanger & Bergen Route 2: Oslo & die Telemark Route 3: Zwischen Oslo und Trondheim Route 4: Durchs Fjordland Route 5: Durchs Helgeland zu den Lofoten Route 6: Zwischen Tromsø und Nordkap
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DÄNEMARK
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Hardfacts
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Tatort Tollund – Silkeborg ist eine oft übersehene Perle Dänemarks!
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dk no se fin is fo gr
14 20 24 26
Kopenhagen Aarhus Aalborg Odense
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Route 1: Reise entlang der dänischen Nordseeküste Route 2: Dänemarks Ostseeküsten Bornholm: Dänemark ganz skandinavisch
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Das Nordeuropa-Magazin
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Infos zu Anreise und Übernachtung Veranstaltungen
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NORWEGEN
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Hardfacts
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Familienurlaub Lillehammer – Spannende Erlebnisse für Groß und Klein
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Oslo Bergen Trondheim Stavanger Kristiansand Lillehammer
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Infos zu Anreise und Übernachtung Veranstaltungen
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SCHWEDEN
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Hardfacts
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Die Schwedenhöhepunkte – Bucketlist: Die Schweden Top 10
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Reykjavík Akureyri
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Route 1: Rund um Island auf der Ringstraße Route 2: Golden Circle Route 3: Halbinsel Reykjanes
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FINNLAND
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Hardfacts
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Kneipentour in Helsinki – Trinken bei Aki Kaurismäki
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Helsinki/Helsingfors Tampere/ Tammerfors Oulu/ Uleåborg Turku/ Åbo Åland/ Ahvenanmaa
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Route 1: Von Turku entlang der finnischen Westküste Route 2: Von Helsinki über Jyväskylä nach Kuusamo Route 3: Von Helsinki über Porvoo zur finnischen Seenplatte Route 4: Eine Fahrt durch Lappland
Unterwegs auf den Färöern Infos zu Anreise und Übernachtung
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Stockholm Göteborg Malmö Visby
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Route 1: Von Malmö nach Göteborg Route 2: Von Malmö nach Kalmar Route 3: Die Höhepunkte Smålands Route 4: Von Kalmar nach Stockholm
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Infos zu Anreise und Übernachtung Veranstaltungen
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ISLAND
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Hardfacts
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Ganz nah bei den Giganten – Walbeobachtung
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Skandinavien Reisehandbuch 2019
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Route 5: Die Dalarna-Runde Infos zu Anreise und Übernachtung Veranstaltungen
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SKANDI NAVIEN
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Skandinavien Reisehandbuch 2019
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Infos zu Anreise und Übernachtung Veranstaltungen
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FÄRÖER
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Hardfacts
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GRÖNLAND
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Hardfacts
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Unterwegs auf Grönland Infos zu Anreise und Übernachtung
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SERVICE
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Aktiv im nordischen Sommer Wintersport im Norden Skandinavien von A bis Å Touristeninformationen Impressum
450 456 474 482
RE HAND BUCHD
SKAN NAVIEN
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RE HAND BUCH
SKAN NAVIE
20IS1 RE
G E W R O N EN #norwegen
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Die Wälder des Fløyen in Bergen erstrahlen in der Abendsonne. 62
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R O N E W N E G #norwegen
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n e g e w r o n # #talkingnordic
UNTERWEGS IN NORWEGEN ab fra Abfahrt avgang an til Ankunft ankomst Auto bil Bahnhof stasjon Bus buss Fähre ferge Fahrkarte billett Fahrplan ruteplan Flughafen lufthavn, flyplass Guten Tag Hei! Hafen havn Haltestelle stoppested Mehrfachkarte klippekort Platzkarte plassbillett Polizei politi Schließfach bagasjeboks Taxi taxi Haben Sie ein Einzel-/Doppelzimmer? Har dere et enkelt-/dobbeltrom? Nehmen Sie Schecks/Kreditkarten? Tar dere sjekker/kredittkort? DAS WETTER Wetterbericht/-vorhersage wolkenlos bedeckt Sonnenschein Nebel Regen(schauer) Gewitter Wind starker Wind stürmischer Wind Sturmwarnung
værmelding skyfri overskyet solskinn tåke regn(byge) tordenvær vind kuling sterk kuling kulingvarsel
GESUNDHEIT (Zahn-)Arzt (tann)lege Apotheke apotek Krankenhaus sykehus Krankenwagen ambulanse (Zahn-)Ärztlicher Notdienst (tann)legevaktsentral
Skandinavien Reisehandbuch 2019
#hardfacts Norwegen bedeckt eine Fläche von 323.759 km². Rechnet man Svalbard und Jan Mayen hinzu, muss man ca. 61.000 km² addieren. Die Entfernung vom Nordkap nach Lindesnes, dem südlichsten Punkt, beträgt 1.752 km. Die Küstenlinie des Festlands ist rund 21.192 km lang, inklusive Fjorden, Buchten und Inseln summiert sich die Strecke auf 100.915 km. An der breitesten Stelle ist das Land 430 km breit, an der schmalsten Stelle nahe Narvik 6,3 km. In Norwegen leben über 5,3 Mio. Menschen, die größte Bevölkerungsdichte verzeichnet man am Oslofjord mit 118 Einwohnern pro km², die geringste in der Finnmark mit knapp 1,6 Einwohner pro km². Größere Städte sind Oslo (674.000 Einwohner), Bergen (280.000), Trondheim (190.000), Stavanger (132.000), Kristiansand (89.000) und Tromsø (72.000). Norwegen ist eine konstitutionelle Monarchie. König Harald V. bestieg den Thron am 21.2.1991 als Nachfolger seines Vaters Olav V. Das Parlament (Storting) besteht aus einer Kammer mit 169 Abgeordneten, wobei die dünn besiedelten nördlichen Bezirke im Verhältnis zu ihrer Stimmenzahl stärker repräsentiert sind als der dichter bewohnte Süden.
TEXT & FOTOS # NORWEGEN: MARTIN SCHMIDT (sofern nicht anders gekennzeichnet)
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#norwegen #reportage
e s s i n b e l r E e d n e n n in a e l Sp K d n u für Groß Familienurlaub Lillehammer
Schwungvolle Wanderung durch die Moore in Sjusjøen.
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Der Aufstieg Lillehammers zu einer modernen Reisedestination begann im Grunde mit einem Versprecher. Als Juan Antonio Samaranch verkündete, dass die Olympischen Winterspiele 1994 in »Lilly Hammer« stattfinden sollten, brach eine neue Zeitrechnung für den 180 Kilometer nördlich von Oslo gelegenen 28.000-EinwohnerOrt an. Gut, dass schon seinerzeit auf Nachhaltigkeit gesetzt wurde. Postolympische Bauruinen sucht man vergebens. Die Stadt präsentiert sich freundlich und koselig, also skandinavisch gemütlich. Gerade für Familien gibt es dabei unglaublich viel zu erleben, im Ort selbst und in den Wäldern und auf den Hochebenen des Umlands.
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illehammer tut gut. Das durfte schon einst Anders Sandvig am eigenen Leib erfahren. Schwer lungenkrank und nur mit einem geliehenen 10-Kronen-Schein in der Tasche erreichte er 1885 die kleine Stadt am Nordende des Mjøsa-Sees, wo er sich als Zahnarzt niederließ. Auf seinen Reisen zu Patienten lernte er die Kultur des Gudbrandsdals schätzen und lieben. Er begann einzelne interessante Gegenstände zusammenzutragen – Buttergefäße, Bierschalen und Stühle, später dann auch ganze Häu66
rauszubekommen, grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit. Zumal wir in dem Moment noch nicht ahnen konnten, dass anschließend noch mal eine halbe Stunde auf dem Spielboden der alten Post einzuplanen ist.
Urtümliche Wälder durchstreifen.
Kos. Die norwegische Art, das Leben entspannt zu genießen und sich nach Möglichkeit nicht zu viel Stress zu machen, nennt sich kos. Ein wunderbares Wort, das mit einem warmen, langen U in der Mitte gesprochen wird und welches sich prima mit anderen Wörtern kombinieren lässt. Mit by zum Beispiel, der Stadt. Bei einem Bummel durch die Storgata, die geschäftige wie auch hübsche Fußgängerzone Lillehammers, erlebt man bykos, also die Stadtgemütlichkeit, auf Schritt und Tritt. Hier ein hübscher Laden mit stilvoller skandinavischer Kleidung oder nordisch-frischem Design, dort ein hyggeliges Café, wie zum Beispiel das Kleine Pfannkuchenhaus (Lille Pannekakehuset) mit Köstlichkeiten für Groß und Klein. Knorrige Wohn- und Lagerhäuser im Freilichtmuseum Maihaugen.
ser. 1904 sprach die Stadt ihm das Gelände Maihaugen zu, wo er fortan seiner Sammelleidenschaft frönen konnte. Gut und gerne 200 Häuser wurden seit jener Zeit auf dem Maienhügel umgesetzt. Dass diese nun nicht einfach leblos zwischen Birken und Fichten ihr Dasein fristen, merkt man an unseren Kindern. Die knorrige Stabkirche von Garmo anzusehen war toll, die Enten im Teich zu füttern und Schafe auf der Alm zu streicheln ebenso. Sie jetzt jedoch aus den Waggons des historischen Zugs wieder heSkandinavien Reisehandbuch 2019
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#norwegen #reportage
Hyttekos. Das Wohlbefinden in der Hütte. Unser »kleines Stück Norwegen« haben wir auf der Hochebene in Sjusjøen, nur 20 Minuten von Lillehammer entfernt, gefunden. Hier können wir in einem kleinen Reich aus skandinavischem Dekor, naturbelassenem Holz und Panoramablick auf die knorrigen, standhaften Bäume des Gebirges zur Ruhe kommen und den Norden genießen. Beim Abschalten und Entspannen hilft der wunderbare Kakao von Freia.
Eine »koselige« Hütte im Gebirge.
Turkos. In Norwegen ist Wandern Selbstzweck, man genießt es. Wer nun angesichts der monumentalen Berge Norwegens etwas Zweifel hat, ob der Genuss mit Kindern im Schlepptau auch wirklich zum Tragen kommt, der ist in der Landschaft rund um Lillehammer goldrichtig. Direkt oberhalb des Ortes, rund um die frei zugängliche Schanzenanlage, führen
no Entzünden der Olympiaflamme.
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Nordlicht im Olympischen Museum.
Skandinavien Reisehandbuch 2019
unzählige kurze und lange Wege in den dichten Tann. Weiter oberhalb, auf 800 bis 1.000 Metern Höhe, kann die Endlosigkeit des Fjells erkundet werden. Die Pfade steigen meist nur sanft an und sind von Kindern jeden Alters perfekt zu meistern. Langweilig wird es dabei nie. In die knorrigen, flechtenumschlungenen Fichten lässt sich so mancher Troll hineindichten, sprudelnde Bäche gilt es zu überwinden oder mit Dämmen auszutrocknen, je nach- dem. Schwere Felsbrocken wollen erklommen und Seeufer erforscht werden. Mit etwas Glück lässt sich auch der König des Waldes blicken, denn auch Elche haben eine Vorliebe für die Natur Ostnorwegens. Sportkos. Rasant unterwegs und Spaß dabei. Der Ausgangspunkt für athletische Aktivitäten in der Region ist bei den Birkebei-
nern zu finden, die anno 1206 mit Skiern unter den Füßen und dem Königssohn auf dem Arm über 50 Kilometer weit über das Fjell stürmten. Den sportlichen Ritterschlag erfuhr Lillehammer anno 1994 mit der Austragung der Olympischen Winterspiele. Heutzutage ist die Auswahl riesengroß. Sei es nun, dass man in der kalten Jahreszeit die Pisten hinabjagt oder das 400 Kilometer lange Loipennetz erkundet, dass man im Sommer mit dem Mountainbike einer nicht enden wollenden Zahl an Gebirgsschotterwegen folgt oder den Bike-Park am Hafjell nutzt, auf den Asphaltstrecken in Sjusjøen die Inliner unterschnallt und die Biathleten beim Training beobachtet, langweilig wird es jedenfalls nie. Da sind die familienfreundlichen Angebote des Hunderfossen Freizeitparks und des Miniaturlandes Lilleputthammer fast schon zu viel des Guten. Aber nur fast. •
Typisch Norwegisch: grasbewachsene Dächer.
Skandinavien Reisehandbuch 2019
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#oslo Oper: Oslos »Eisscholle« bei Nacht.
#oslo
Die mit rund 670.000 Einwohnern größte Stadt Norwegens darf sich 2019 mit dem Titel »Grüne Hauptstadt Europas« schmücken. Ein Grund ist schnell ausgemacht. Egal wo man sich in Oslo aufhält, nie ist es weit bis zum Fjord, in die Einsamkeit der Wälder, zu einem Badesee oder in einen Park. Doch auch das urbane Leben kommt nicht zu kurz. Herausragende Architektur mischt sich mit historischen Gebäuden. Zahllose einzigartige Museen wollen ebenso erkundet werden wie hippe Viertel, Szenekneipen und Restaurants der Spitzenklasse.
Festung Akershus. Widerstandsmuseum Rathaus Königliches Schloss Karl Johans gate mit Nationaltheater und Universität Historisches Museum Nationalgalerie Kunstgewerbemuseum Dom Ibsen Museum Touristeninformation (Adresse s. Service-Teil Info)
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slo war keineswegs immer kultig, angesagt oder gar beliebt. Die um das Jahr 1000 von Wikingern an einem Flusslauf unterhalb des Ekeberg angelegte Siedlung suchten zahlreiche Brände heim und musste 1624 zu Füßen der schützenden Festung Akershus unter dem Namen Christiania sogar neu gegründet werden. Als 1925 Oslo seinen alten Namen zurückerhielt, war der Ort stark von Industrialisierung und extremen sozialen Gegensätzen geprägt. Im Osten, der Østkant, herrschte bittere Armut, wohingegen im Westen, der Vestkant, stattliche Villen in den »Himmel« wuchsen. Die Grenze bildete der Fluss Akerselva. Heute folgen seinen von Wasserfällen und Stromschnellen durchsetzten Fluten Wander- und Fahrradwege. Was einst trennte, hält nun die Stadt zusammen. Oslos Wirtschaft boomt und mit der stetig wachsenden Bevölkerungszahl
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Skandinavien Reisehandbuch 2019
erfindet sich die Stadt zunehmend auf kreative Art und Weise neu, im Osten wie im Westen.
Historisches Oslo und Vigelandspark Das Zentrum durchquert die Karl Johans gate, die Prachtstraße und Flaniermeile der Hauptstadt. Diese gliedert sich in Richtung Osten, also Richtung Bahnhof, in einen architektonisch eher schlichten und in Richtung Westen in einen baulich deutlich mondäneren Teil. Flankiert wird die Fußgängerzone von wichtigen sakralen und weltlichen Bauten, wie der 1697 vollendeten und reich ausgeschmückten Domkirche, dem »Storting« genannten Parlament (1866), dem zwar baulich, jedoch nicht künstlerisch bescheidenen Nationaltheater (1899) und den Hauptgebäuden der Universität (1851). Am Ende des Weges, 71
#oslo Eindrucksvoller Vigelandspark.
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auf einer kleinen Anhöhe, thront das 1849 eingeweihte Königliche Schloss. Wer Tickets vorab bestellt, kann es besuchen. Ansonsten lohnen sich auch die Wachablösung um 13:30 Uhr und ein Rundgang durch den beschaulichen Schlosspark. Durchquert man diesen, gelangt man geradewegs zu den Einkaufsstraßen Hegdehaug- und Bogstadveien. Diese erstrecken sich bergan bis zur T-bane-Haltestelle Majorstuen. Von dieser aus sind schon Oslos Wälder und die Schanze des Holmenkollen zu erblicken. Über den kreuzenden Kirkeveien gelangt man in das von mondänen Stadtvillen geprägte Frogner und zum weltbekannten Vigelandspark. Dieser beheimatet die imposanten Werke des Bildhauers Gustav Vigeland, 214 Skulpturen aus Granit, Bronze und Eisen mit Szenen aus dem menschlichen Leben sowie einen 17 Meter hohen Monolithen.
Halbinsel Bygdøy mit Museen Henie-OnstadKunstzentrum Vigelandmuseum Stadtmuseum Vigelandpark Holmenkollensprungschanze mit Skimuseum Botanischer Garten Munch Museum Technisches Museum Touristeninformation (Adresse s. Service-Teil Info)
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Skulpturen lockern auch die ansonsten eher strenge, kantige Fassade des 1950 vollendeten Rathauses auf, das in dem quirligen innerstädtischen Hafen »Pipervika« zu finden ist. Der mit roten Ziegelsteinen verkleidete Betonbau ahmt äußerlich im weiteren Sinne das Stockholmer Stadshus nach. Einen Besuch wert sind die mit Fresken und Gemälden ausgestalteten Innenräume. Im Foyer wird alljährlich der Friedensnobelpreis verliehen. Seiner Geschichte sowie den bekannten Preisträgern, wie Michail Gorbatschow und Barack Obama, ist vor dem Rathaus in den Räumlichkeiten des historischen Westbahnhofs ein eigenes Museum gewidmet. Auf historischen Spuren wandelt man auf dem Gelände der im 17. Jahrhundert zum Renaissanceschloss umgestalteten Festung Akershus. 72
Skandinavien Reisehandbuch 2019
// LANGESUND/OSLO
Günstig nach Langesund/Oslo Fjord Line bringt Sie günstig nach Oslo. Täglich nach Langesund und in nur zwei Stunden in Oslo sein. Fjord Line GmbH Nizzestraße 28 | D-18311 Ribnitz-Damgarten Tel.: +49 3821 709 72 10 E-Mail: Buchung@FjordLine.de
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#oslo Sommer im Vigelandspark.
Von den Verteidigungswällen bietet sich ein einmaliger, friedvoller Blick auf den Hafen und die Stadtviertel Aker Brygge und Tjuvholmen.
Modernes und hippes Oslo Die Umgestaltung Oslos wurde mit einem Konkurs eingeleitet. Die Aker Werft musste 1982 ihre Pforten schließen. Das Gelände wurde daraufhin verkehrsberuhigt und umgestaltet. Es entstand mit der Aker Brygge ein neues, schickes Hafenviertel mit über 70 Läden und zahllosen Cafés und Restaurants. Dieses wurde in den letzten Jahren um das Viertel Tjuvholmen erweitert. Dort, wo einst der Galgen Oslos stand, ragen nun faszinierend gestaltete Wohn- und Bürokomplexe in den Himmel, Schwungvoll: Oslos Sprungschanze Holmenkollen.
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Skandinavien Reisehandbuch 2019
samt dem beleuchteten Aussichtsturm »Tjuvtitten«, dem vom Stararchitekten Renzo Piano gestalteten Astrup-FearnleyMuseum für moderne Kunst und einem sehenswerten Skulpturenpark mit angeschlossener Badebucht. Einzigartig wie dieses Viertel ist auch die 2008 eingeweihte, vom Büro Snøhetta entworfene Oper. Diese folgt der Osloer Tradition, sich architektonisch den Menschen hinzuwenden und besitzt daher ein begehbares Dach, von dem sich besonders abends ein einzigartiger Blick auf die Stadt bietet.
schmalen Gebäuden, die die Frischluftzufuhr in das Zentrum nicht unterbinden, und die Halbinsel Sørenga, die neben Wohngebäuden auch Strand und Freibad besitzt, sind ebenso architektonisch einzigartige Beispiele. Und weitere werden folgen. So steht in den kommenden Jahren sowohl die Eröffnung der neuen Nationalgalerie und des neuen Munch-Museums an – beide Häuser sind Heimat jeweils einer Version des »Schrei« von Edvard Munch – als auch der neuen Bibliothek, ein »Palast für Bücher«.
Mit Tjuvholmen und der neuen Oper endet keineswegs Oslos Entwicklung hin zu einer modernen, außergewöhnlichen Stadt. Das Barcode-Viertel mit äußerst
Doch auch Herkömmliches ist einem steten Wandel unterzogen. War noch in den 1980er-Jahren Grünerløkka ein Ort, den es nicht lohnte, einen Besuch abzustatten, so
Gut erhalten: das Osebergschiff im Wikingerschiffsmuseum.
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#oslo
Fahnenmeer am 17. Mai, dem Nationalfeiertag.
Rathaus Oslo bei Nacht.
felsfrei die aus dem Ort Gol hierher umgesetzte Stabkirche. Unweit entfernt steht das Gebäude des Wikingerschiffsmuseums, mit Originalen aus dem 9. Jahrhundert. Schmuckstück der Ausstellung ist das Oseberg-Schiff. Um Schiffe geht es auch in drei weiteren Museen. Thema des ersten Gebäudes, des Maritimen Museums, ist die Geschichte der norwegischen Seefahrt. Diese ist wiederum im Fram-Museum zum Greifen nahe, beherbergt es doch das Originalschiff der berühmten Entdecker und Abenteurer Roald Amundsen und Fridtjof Nansen. Ein Forscher der jüngeren Geschichte ist hingegen Thor Heyerdahl, dessen Expeditionen das Kon-Tiki-Museum gewidmet ist.
Holmenkollen und Umgebung
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sind heute »hipp« und »in« fast schon Untertreibungen für dieses kreative städtische Quartier.
Museumshalbinsel Bygdøy Zwischen Mitte März und Mitte Oktober legt am Hafen vor dem Rathaus eine kleine Fähre ab. Diese steuert Oslos berühmte Museumshalbinsel Bygdøy an. Inmitten von Parks, Wäldern und stattlichen Villen wird hier norwegische Geschichte lebendig. Die größte Ausstellungsfläche besitzt das Freilichtmuseum. Es geht auf eine 1881 zusammengestellte Gebäudesammlung zurück und kann als ältestes Museum seiner Art angesehen werden. Höhepunkt ist zwei76
Norwegen wird nicht umsonst gerne als die »Heimat des Skisports« bezeichnet. Kein Wunder, wurde doch hier der moderne Skilauf erfunden, zu dem auch Skispringen und Slalom gehören. Beiden Sportarten kann man auf den Anhöhen Oslos nachgehen. In jedem Sinne herausragend ist dabei die Schanzenanlage des Holmenkollen. Von der Spitze des ungestüm in den Himmel ragenden Turmes bietet sich ein eindrucksvoller Rundblick, und so manchem Besucher wird gewiss, dass er mit Skiern an den Füßen diesen Ort niemals verlassen würde. Dass es trotzdem viele Wagemutige gibt, die dies tun, davon zeugt das angeschlossene Skimuseum, das sich ganz der Geschichte des Skilaufs verschrieben hat. Hier erfährt man auch, dass selbst König Olav V. schon die Hunderte Kilometer Loipen der Nordmarka erkundete. • Skandinavien Reisehandbuch 2019
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#bergen
#bergen
Die Kulturstadt Bergen ist durch seinen lebendigen Hafen, den Fracht-, Kreuzfahrtund Fährschiffen sowie den Hurtigruten-Anleger, sehr maritim geprägt. Gleichzeitig ist man in der »Stadt unter den sieben Bergen« auch schnell zu Fuß oder per Seilbahn im Fjell und kann verwunschene Wälder, stille Seen und raue Hochebenen erkunden. Diese einmalige Lage an der Küste und im Gebirge hat jedoch ihren Preis, und der heißt Regen. Doch da Wasser die farbenfrohen Fassaden der Holzhäuser erst recht erstrahlen lässt, glänzt Bergen auch bei schlechtem Wetter.
B
ergen wurde 1070 unter dem Namen »Bjørgvin« (Wiese zwischen den Bergen) vom norwegischen König Olav Kyrre gegründet. Den wohl größten Einfluss auf die Stadtentwicklung hatte die rund 500 Jahre währende Zeit der Hanse. Das deutsche Kontor wurde 1360 ins Leben gerufen. Bergen ist heute mit 279.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Norwegens.
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Zwischen Architektur und Natur Zentraler Platz am Hafen ist der Torget. Hier findet täglich der traditionelle, vielbesuchte Fischmarkt statt, für den auch eigens eine Markthalle errichtet wurde. Neben lokalen Spezialitäten, wie Lachs und Stockfisch, sind auch köstliche und kostbare Meeresfrüchte aus aller Welt erhältlich.
Viele der Hauptsehenswürdigkeiten liegen nördlich des Fischmarkts. Direkt am Hafenbecken stehen die windschiefen, unter dem Schutz der UNESCO stehenden Holzhäuser der Bryggen. Das Leben im Hanseviertel wurde über Jahrhunderte hinweg durch eine eigene Gesetzgebung geregelt. Über die Wohnverhältnisse und den Handel der Hanseaten, die Stockfisch, Tran und Häute exportierten und im Gegenzug Mehl, Getreide, Salz und Bier nach Norwegen einführten, erfährt man mehr im historischen Versammlungshaus, der Gildehalle Schøtstuene. Fundstücke vom Gelände der 1702 und 1955 von Bränden heimgesuchten Brygge-Häuser präsentiert das Bryggens Museum. Es liegt unweit zweier weiterer wichtiger Bauwerke, der um 1150 fertiggestellten Mariakirche,
Festung Bergenhus Schøtstuene, Mariakirche, Bryggen Museum Hanseatisches Museum Fischmarkt und Hauptstr. Aussichtsberg Fløyen Lepramuseum Rasmus Meyers Sammlungen, Stenersens Sammlung, Bergen Bildergalerie Theater Kunstgewerbemuseum Fischereimuseum Museum der Universität Schifffahrtsmuseum Aquarium USF-kulturhuset på Verftet Touristeninformation (Adresse s. Service-Teil Info)
einst Gemeindekirche der hanseatischen Kaufleute und weniger von Bränden heimgesucht, wie die am anderen Ende der Øvregaten gelegenen Domkirche und der ehrwürdigen Festung Bergenshus. Deren wichtigste Gebäude sind die romanische Håkonshalle und der im Stile der Renaissance umgebaute Rosenkranzturm. Besonders Kinder haben an dem verwinkel-
ten Aufbau dieses verwunschenen Wohnturms ihre Freude. Bei einem Besuch in Bergen darf die Fahrt mit der Standseilbahn auf den 400 Meter hohen Hausberg Fløyen nicht fehlen. Abgesehen vom wahrlich überwältigenden Panoramablick lohnen die Wanderwege in die malerische Umgebung den Ausflug.
Abendlicher Blick vom Hausberg Fløyen.
Herrliche Wanderwege führen vom Fløyen zurück in die Stadt. 78
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#bergen
Empfehlenswert ist auch der Spaziergang zurück in die Stadt, vorbei am Spielplatz, die Serpentinen »Fløysvingene« hinab. Wendet man sich am Fischmarkt in Richtung Süden, erreicht man den geschäftigen Teil der Stadt. Zahlreiche Läden und Kaufhäuser säumen die Strandgaten, die Olav Kyrres gate und den Torgallmenningen. Den häufig von Bränden heimgesuchten Marktplatz dominieren heute neoklassizistische Bauten der 1920er-Jahre. Ab dem Torgallmenning lohnen drei Abstecher. Der erste führt auf die Halbinsel Nordnes. Mit ihrem bunt zusammenge-
würfelten Holzhausensemble, dem bekannten Aquarium, dem Nordnes Park und dem USF Verftet Kulturhaus, mit Restaurant, Kneipe und Kino ist das Viertel der ideale Ort für eine Pause vom Stadtleben. Wendet man sich in die entgegengesetzte Richtung, gelangt man zum See Lille Lungegårdsvann. Entlang seines Ufers stehen die Grieghalle und die Kunstmuseen Kode 1–4. Jedes der Häuser präsentiert norwegische und internationale Malerei bzw. Kunsthandwerk und Design von Weltrang.
Hexen ist der Überflug leider nicht gestattet.
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Abendstimmung in den Wäldern Bergens.
Der Pavillon mit dem Berg Ulriken im Hintergrund.
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Die Holzhäuser Bergens im goldenen Abendlicht.
Ebenfalls lohnend ist der dritte Abstecher, die Vestre Torggaten bergan zur Johanneskirche. Hier im Universitätsviertel lohnen die Kulturhistorischen Sammlungen mit Wikingerschätzen und alten Stabkirchportalen, das neu sanierte Naturhistorische Museum, das Seefahrtsmuseum und der Botanische Garten einen Besuch.
Entdeckungen außerhalb der Innenstadt Nördlich des Zentrums, am Wasser, sind zwei weitere interessante Museen zu finden. Das erste, das neu gestaltete Fischereimuseum, ist im Sommer mit einem kleinen Boot ab dem Fischmarkt zu erreichen. Zum zweiten, dem Freilichtmuseum Gamle Bergen, fahren Busse. Zu sehen sind historische Bürgerhäuser, die in der Hochsaison von Schauspielern zu Leben erweckt werden. Einige hochkarätige Sehenswürdigkeiten verbergen sich auch im Süden der Stadt. Naturliebhaber sollten hier eine Seilbahnfahrt auf den mit 643 Metern höchsten Hausberg einplanen. Zur Talstation fahren ab dem Torget Ausflugsbusse. Wer sich für Kultur interessiert, sollte der (wiederaufgebauten) Stabkirche in Fantoft und dem königlichen Anwesen Gamlehaugen einen Besuch abstatten. Wer sich hingegen für klassische Musik begeistert, darf das Anwesen Troldhaugen nicht verpassen. Hier auf dem »Trollhügel« lebte einst der in Bergen geborene weltberühmte Komponist Edvard Grieg. Ein weiterer musikalischer Ausnahmekönner, Ole Bull, hatte auf der Insel Lysøen sein architektonisch eigenwillig gestaltetes Anwesen. • Skandinavien Reisehandbuch 2019
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#trondheim
m i e h d n o r t #
An der Nahtstelle zwischen dem Süden und dem Norden, inmitten fruchtbarer Hügellandschaft liegt Trondheim. Die mit 192.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Norwegens besitzt eine der größten Universitäten des Landes und zeichnet sich durch ein aktives Kulturleben sowie eine spannende Mischung aus alter und neuer Architektur aus.
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ie im Jahre 997 unter dem Namen Nidaros am Flusslauf Nið angelegte Siedlung war zeitweise Hauptstadt Norwegens. Zwei Könige prägen die Geschichte. Zum einen Gründervater Olav I. Tryggvason, dessen Statue den zentralen Marktplatz (Torg) ziert, zum anderen der heiliggesprochene Olav II. Haraldsson. Er fiel am 29. Juli 1030 in der Schlacht von Stiklestad und trug entscheidend zur Christianisierung des Landes bei. Über seinem Grab wurde der Trondheimer Dom errichtet.
Blick über Trondheim auf den Fernsehturm Tyholttårnet.
In einer großen Kehre umschlingt der Fluss Nidelven die auf einer Halbinsel gelegene Innenstadt. Diese wird vom weithin sichtbaren Nidarosdom, dem größten sakralen Bauwerk Skandinaviens, überragt. Er ist die Krönungskirche des Landes und wurde einst im romanischen Stil errichtet. Da das Bauwerk im Zuge der Reformation jedoch vernachlässigt wurde und verfiel, stammen die meisten Gebäudeteile aus dem 19. und 20. Jahrhundert. So auch die monumentale Westfassade, die 75 Skulpturen ziert.
Nidarosdom Erzbischofshof Kunstgewerbemuseum Wissenschaftsmuseum Stiftsgården Fischmarkt Schifffahrtsmuseum Munkholmen Musikhistorisches Museum Ringve Trøndelag Folkemuseum Sverresborg Touristeninformation (Adresse s. Service-Teil Info)
Zur Anlage gehört auch der Erkebispegården (Erzbischofspalais). Die Hofanlage stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist das älteste Profanbauwerk Nordeuropas. Ausgestellt sind die Kronregalien. Über die Munkegata (Mönchsstraße) gelangt man, vorbei am Kunstmuseum mit einigen Werken des Expressionisten Edvard Munch und des Romantikers J.C. Dahl und dem sehenswerten Kunstgewerbemuseum, zum Marktplatz. Unweit des Torget stehen der Stiftsgården, das größte Holzhaus Skandinaviens, und die romanisch-gotische Vår Frue Kirche. Diese besitzt einen kleinen Fachwerkanbau, der der nördlichste seiner Art in der Welt sein dürfte. Ab dem Gotteshaus gelangt man sowohl über die Fußgängerzone Nordre gate als auch über die Kongens gate zum Fluss. Dieser wird von zum Teil aus dem 18. Jahr-
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Skandinavien Reisehandbuch 2019
Der mächtige Trondheimer Dom.
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#trondheim
365 Tage Skandinavien.
Historische Speicherhäuser am Fluss Nidelv.
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hundert stammenden, in zumeist Rot- und Gelbtönen gehaltenen Speicherhäusern flankiert. Über die historische Stadtbrücke (bybro) gelangt man zum jenseitigen Ufer in das von Holzhäusern und Cafés geprägte Viertel Baklandet. Der weltweit einmalige Fahrradlift »Trampen« führt den steilen Berg hinauf zur 1681 erbauten Festung Kristiansten, von der sich ein fantastischer Blick auf die Stadt bietet. Von hier oben erspäht man auch eine kleine Insel im breiten Trondheimsfjord. Sie trägt den Namen Munkholmen (Mönchsinsel), beheimatet neben einem Kloster auch eine weitere Festung. Heute dient das Eiland besonders im Sommer der Erholung (Badeplätze). Boote legen ab dem Fischmarkt 84
Ravnkloa ab. Gegenüber dem Kai führen über einen breiten Damm mit Klappbrücke Gleisanlagen zum beschaulichen Hauptbahnhof der Stadt. Das künstlich aufgeschüttete Gebiet schnitt einst Trondheim vom Fjord ab, wird heute jedoch sukzessive umgestaltet. So entstanden in Brattøra bereits einige architektonisch teils eigenwillige Gebäude, wie ein Badeland, das Rockheimen-Museum und das Clarion Hotel. Ebenfalls jüngeren Datums ist das neben dem kleinen Seefahrtsmuseum gelegene Viertel Nedre Elvehavn mit Uferpromenade, Einkaufszentrum, Restaurants und Kneipen sowie einem quirligen Nachtleben. • Skandinavien Reisehandbuch 2019
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#stavanger
r e g n a v a t #s Im äußersten Südwesten Norwegens, in der von Landwirtschaft geprägten, eher flachwelligen Region Jæren, liegt das 133.000 Einwohnern zählende Stavanger. Die sich direkt vor der Haustüre auftürmenden rauen Fluten der Nordsee prägen seit der Gründung im 12. Jahrhundert die Geschicke der Stadt. Sorgten zunächst Fischfang, Schifffahrt und Konservenindustrie für einen nur bescheidenen Wohlstand und ein vergleichsweise geringes Bevölkerungswachstum, nahm Stavanger mit den ersten Ölfunden in den 1960erJahren eine rasante bauliche wie auch ökonomische Entwicklung.
Domkirche Stavanger Museum Kulturhaus Breidablikk Ledaal Gamle Stavanger Konservenmuseum Schifffahrts- und Handelsmuseum Valbergturm Norwegisches Ölmuseum Archäologisches Museum Touristeninformation (Adresse s. Service-Teil Info)
dem sind am Rand des idyllischen Quartiers das Maritime- und das Hermitkkmuseum zu finden. Letzteres ist in einer alten Konservenfabrik untergebracht.
wurde deren traditionell weißes Äußeres durch peppige, schrille Farbtöne ersetzt. Im Erdgeschoss der bunten Bauten sind kleine Cafés und Läden zu finden. Eine für den Einzelhandel ebenfalls wichtige Straße ist die Kirkegate. Oberhalb dieser ist der Vålbergtårnet zu erblicken. Der Turm war vor 150 Jahren noch Wohnsitz des Nachtwächters.
Gegenüber der Altstadt liegt das »Sentrum«. Architektonisch ist das Viertel zwar weniger einheitlich, trotzdem finden sich auch an dieser Stelle viele der typischen kleinen Holzhäuser. In der Øvre Holmegate
Am Südende des Vågen, in dessen Becken häufig mächtige Kreuzfahrtschiffe einen eindrucksvollen Kontrast zur kleinteiligen Bebauung bieten, liegen die Fischhalle, der Markt (Torvet) und die Domkirche. Errichtet
Holzhaussiedlungen unterhalb der Stadtbrücke.
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ie viele norwegische Orte besitzt auch Stavanger einen »Vågen« (Kleine Bucht) genannten innerstädtischen Hafen. Entlang des westlichen Ufers, dem Strandkaien folgend, liegt die Altstadt Gamle Stavanger (Alt-Stavanger). 173 kleine, reinweiße Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert konnten hier vor dem typischen Modernisierungsprozess der 1960erund 70er-Jahre gerettet werden. Außer-
Unterwegs in Gamle Stavanger.
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Øvre Holmegate.
Skandinavien Reisehandbuch 2019
wurde diese nach Stavangers Ernennung zum Bischofssitz im 12. Jahrhundert. Neben dem kultur- und naturgeschichtlichen Stavanger-Museum und dem gut sortierten Kunstmuseum lohnt speziell das Ölmuseum einen Besuch. Das Bauwerk am Wasser erinnert an eine Bohrplattform und bereitet die Herausforderungen und Risiken der Ölförderung didaktisch hervorragend auf. Stavanger ist ein beliebter Ausgangspunkt für Fahrten zum Kloster Utstein und zur weltbekannten Felskanzel des Preikestolen. •
Kontraste in Gamle Stavanger.
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d n a s n a i t is
#kr
Sommerleben an der Fiskebrygga.
Foto: © Kjersti Solberg Monsen - Visitnorway.com
#kristiansand
Im Abenteuerland.
Wer von Dänemark kommend mit der Fjord Line nach Norwegen übersetzt, legt in Kristiansand an. Die heute knapp 90.000 Einwohner zählende Stadt ließ der dänischnorwegische König Christian IV. im Jahre 1641 mit schachbrettartigem Grundriss auf einer Halbinsel an der Mündung der Otra anlegen. Kristiansand ist besonders bei norwegischen Sommertouristen beliebt und das Einfallstor nach Südnorwegen.
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Foto: © patricia.thiede/Foap/Visitnorway.com
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ie »Kvadraturen« genannte Innenstadt wirkt eher etwas großstädtisch und besitzt im Detail nicht den gleichen Charme wie andere Orte des Sørlands, wartet aber trotzdem mit einigen Sehenswürdigkeiten auf.
schicken Yachten, einem Sandstrand und Spielplätzen zur Festung Christiansholm aus dem Jahre 1672. Läuft man ab hier zurück ins Zentrum, gelangt man zum Marktplatz. Hier steht der 1885 vollendete neugotische Dom.
Eine einheitliche, stilvoll restaurierte Holzhausbebauung weist »Posebyen« auf, ein Viertel im nördlichen Bereich der Straßenzüge Rådhusgata, Gyldenløves gate und Skippergata.
Zwölf Kilometer östlich von Kristiansand ist der Zoo (Dyreparken) zu finden. Er ist eine der meistbesuchten Attraktionen Norwegens und der einzige dieser Größe in Norwegen. Angeschlossen sind auch das Abenteuerland Kardemomme by, in dem man Piraten begegnen kann, und ein Badeland.
Ebenfalls einen Abstecher wert ist die genau in der anderen »Ecke« des Zentrums gelegene Fiskebrygga. In die Holzhäuser am Beginn der von Wanderern geschätzten Insel Odderøya sind ein Fischmarkt, Restaurants und Cafés eingezogen. Auch liegt hier das architektonisch einmalige Kulturhaus Kilden, dessen überhängendes Dach an die Wellen des Meeres erinnert. An der Fiskebrygga beginnt Kristiansands einladend gestaltete Uferpromenade. Diese führt vorbei an einem Museumshafen,
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Kristiansand Domkirche Kristiansand Festung Sørland-Kunstmuseum Aquarama Bad Wergeland-Park Touristeninformation (Adresse s. Service-Teil Info)
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// KRISTIANSAND
Schnell nach Kristiansand
Wer dem Trubel aus dem Weg gehen möchte, dem sei hingegen eine Fahrt mit den historischen Zügen der SetesdalBahn, ein Besuch der Gartenanlage Baneheia und des Herrenhofes Gimle gård empfohlen. Auf den Spuren norwegischer Geschichte wandelt man im Freilichtmuseum (Vest-Agder Fylkesmuseum), drei Kilometer nordöstlich des Zentrums. Insgesamt 40 historische Gebäude wurden hier zusammengetragen. •
Fjord Line bringt Sie in nur 2¼ Std. nach Kristiansand. Die schnellste Fährverbindung nach Norwegen. Fjord Line GmbH Nizzestraße 28 | D-18311 Ribnitz-Damgarten Tel.: +49 3821 709 72 10 E-Mail: Buchung@FjordLine.de
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#lillehammer
r e m m a h e l #lil
Der beschauliche 27.000-Einwohner-Ort wurde 1827 vom Kaufmann Ludvig Wiese am Nordende des Mjøsa, dem größten See Norwegens, unter dem Namen »Klein-Hamar« gegründet. Nachdem Lillehammer durch seine günstige Verkehrsanbindung und das gute Klima lange schon ein Mekka für Künstler und Skitouristen war, fanden hier 1994 die 17. Olympischen Winterspiele statt.
Garmo Stabkirche im Freilichtmuseum. Olympiapark/Håkons Hall Fahrzeugmuseum Kunstmuseum Maihaugen/ Sandvigsche Museum/ Olympisches Museum Kulturhaus Banken Fußgängerzone Hauptbahnhof Touristeninformation (Adresse s. Service-Teil Info)
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TRADISJON OG LEVEMÅTE
Romantik in Sjusjøen.
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as Zentrum Lillehammers besteht hauptsächlich aus der idyllischen und belebten Einkaufsstraße Storgata. Unterhalb dieser, am Markt Stortorget, liegt das qualitativ hochwertige Kunstmuseum. Die Storgata endet am Søndre Park. Unterhalb ist die neogotische Stadtkirche zu finden, oberhalb das berühmte Freilichtmuseum Maihaugen. Es ist das größte Norwegens und beheimatet neben einer Stabkirche und 170 Gebäuden auch das interessante Olympische Museum. 90
Unweit entfernt liegen weitere Attraktionen, wie Bjerkebæk, das ehemalige Anwesen der Literaturnobelpreisträgerin Sigrid Undset, die mächtige Eishalle Håkonshallen und die alles überragende, auch im Sommer geöffnete Sprungschanzenanlage. In und außerhalb der Stadt gibt es hervorragende Wander- und vor allem Skigebiete, wie Sjusjøen (Langlauf) und das Hafjell (Abfahrt). Unterhalb der Pisten liegen zudem der Freizeitpark Hunderfossen, das Straßenbaumuseum (Vegmuseum) und die Miniaturstadt Lilleputthammer. • Skandinavien Reisehandbuch 2019
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• Dynamisch: die Sprunganlage von Lillehammer.
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Über 200 historische Gebäude Aktivitäten für die ganze Familie
maihaugen.no
Kennen Sie die Olympischen Spiele? Olympische Momente neu erleben
ol.museum.no
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#ålesund
#ålesund
Abendlicher Blick über Ålesund.
Als der Fischereiort Ålesund im Jahr 1904 nahezu komplett abbrannte, hatte kaum jemand mit einer Wiederauferstehung der Stadt gerechnet. Durch die Unterstützung des deutschen Kaisers und Norwegenfans Wilhelm II. erstrahlte Ålesund bald wieder im alten Glanz. Da aus Brandschutzgründen alle Häuser nun aus Stein errichtet wurden, entstand zudem ein im Norden einzigartiges Jugendstilensemble.
Stille entlang des Brosundes.
Ausgrabungen werden im Mittelalter-Museum dokumentiert. Vorbei an der im Jugendstil erbauten Ålesund Kirche, die einen fantastisch verzierten Chorraum aufweist, gelangt man in Richtung Westen zum Atlanterhavsparken. Das Aquarium ist eines der schönsten Skandinaviens und einen Besucht wert. Vorgestellt wird hauptsächlich die
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lesund gruppiert sich um den innerstädtischen, zwischen zwei Inseln gelegenen »Brosundet« (Brückensund). Entlang des malerischen Meereswasserarms und entlang der Einkaufsstraße Kongensgate sind die schönsten Jugendstilfassaden zu finden. Den schönsten Blick auf die Symbiose aus Architektur und wilder westnorwegischer Natur hat man vom 189 Meter hohen Aussichtsberg Kniven. Diesen kann man mit dem Auto oder aber über 418 erst kürzlich sanierte Treppenstufen vom Stadtpark aus erreichen. Besonders romantisch ist der Aufenthalt in diesen Höhen im Licht der untergehenden Sonne. 92
Einen Überblick über die maritime Geschichte der Stadt bietet das Ålesund-Museum. Das Thema Architektur greift hingegen das Jugenstilsenter unweit des Rathauses auf. Gleich nebenan befindet sich zudem das Kunstmuseum KUBE, das sich den Themen Malerei und Design widmet.
heimische Unterwasserwelt. In der Umgebung finden sich Tauch- und Badeplätze. Ålesund ist Anlegestelle der Hurtigruten. Ab hier startet in den Sommermonaten die Postschifflinie zu ihren Ausflügen in den berühmten Geirangerfjord. Außerdem wird der Hafen von zahlreichen Kreuzfahrtschiffen angesteuert. •
Jugendstilfassaden in der Innenstadt.
Weitere Attraktionen liegen etwas außerhalb. Östlich des Zentrums, auf einer Halbinsel im historisch bedeutenden Ortsteil Borgund, ist das Freilichtmuseum Sunnmøre mit über 50 Gebäuden aus der Region angesiedelt. Unweit entfernt befand sich ein mittelalterlicher Handelsplatz. Die Skandinavien Reisehandbuch 2019
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#tromsø
Mit 75.000 Einwohnern ist Tromsø die größte Stadt Nordeuropas nördlich des Polarkreises. Bewohnt ist die vom Golfstrom umspülte Insel Tromsøy seit vielen Tausend Jahren, eine Stadtgründung fand jedoch erst im Jahre 1794 statt. Der Ort mit seinem reichhaltigem Kultur- und Nachteben war und ist Ausgangspunkt für Reisen in Richtung Arktis und der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen. Zahlreiche Polarexpeditionen, unter anderem jene der norwegischen Abenteurer Fridtjof Nansen und Roald Amundsen, nahmen hier ihren Anfang.
Fassade der Eismeerkathedrale. Dom Polarmuseum Nordnorwegisches Kunstmuseum Eismeerkathedrale Seilbahn Fjellheisen Tromsø Museum Polaria
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Blick auf Eismeerkathedrale und mächtige Berge.
Foto: © Christian Roth Christensen/ Visitnorway.com
Foto: © Christian Roth Christensen / Visitnorway.com
#tromsø
eute ziehen das Licht der Mitternachtssonne, die Faszination des Nordlichts, das hier besonders gut zu beobachten ist, und die zwischen November und Januar in den umliegenden Gewässern auftauchenden Wale Gäste aus aller Welt an.
Den wiederum besten Blick auf die Stadt hat man von einem Aussichtsberg aus. Im Falle Tromsøs ist dieser 421 Meter hoch, trägt den Namen Storsteinen und ist mit einer Gondelbahn zu erreichen. Deren Fahrzeiten werden im Sommer bis nach Mitternacht ausgeweitet. Unweit der Talstation steht die Eismeerkathedrale. Das 1965 geweihte und von Jan Hovik entworfene Haus erinnert in seiner Struktur an Gletscherspalten. Rund 40 Jahre später wurde das Thema am gegenüberliegenden Ufer, also jenseits der schwungvoll den Sund überquerenden Brücke, in Gestalt des Polaria-Museums wieder aufgegriffen. Das Haus beheimatet neben einer Ausstellung auch ein Aquarium. 94
Touristeninformation (Adresse s. Service-Teil Info)
Durch das Zentrum der Stadt führt die von einigen schönen Holzhäusern gesäumte Fußgängerzone Storgata. Über diese gelangt man zu den innerstädtischen Sehenswürdigkeiten, wie der 1861 geweihten Domkirche, dem nördlichsten protestantischen Dom der Welt, der historischen Brauerei Mack – es ist natürlich ebenfalls die nördlichste der Welt – und der Glasbläserei Blåst.
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Keinesfalls verpasst werden sollte das über die Hafenpromenade erreichbare Polarmuseum. Zwar wirkt die Ausstellung etwas antiquiert, bietet dafür aber Originalgegenstände der norwegischen Polarhelden. An das Museum grenzen die historischen Gebäude der alten Zollstation an. Auch lag hier eine mittelalterliche Befestigungsanlage. Wer sich neben Kultur für die Natur interessiert, dem sei der Botanische Garten ans Herz gelegt. Er ist Teil der nördlichsten Universität der Welt und ist selbst ebenfalls der nördlichste seiner Art. • Skandinavien Reisehandbuch 2019
Skandinavien Reisehandbuch 2019
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NOR WE
#route 1
Typische Holzhäuser der Region.
ROUTE 1
Der Südwesten – Mit Kristiansand, Stavanger und Bergen
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Kristiansand – Kap Lindesnes – Halbinsel Lista – Nordseestraße – Stavanger mit Preikstolen und Kjerag – Haugesund – Tysnes – Bergen – Norheimsund – Hardangerbrücke / Vøringfossen – Odda – Låtefoss – Haukeli – Setesdal – Kristiansand
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Foto: © Kurt Hamann - Visitnorway.com
er Südwesten Norwegens bietet eine erstaunliche landschaftliche Vielfalt. Neben dichten Wäldern und feinsandigen Stränden gibt es raue Hochebenen und kolossale Felsformationen, mächtige Fjorde und verzweigte Inselwelten. Doch auch kulturell ist die Region etwas für Feinschmecker. Besonders hervorzuheben sind idyllische Orte wie Flekkefjord und Farsund sowie die abwechslungsreichen Großstädte Stavanger und Bergen. Die Route kann an den Fähranlegern der Fjord Line in Kristiansand, Stavanger oder Bergen begonnen werden.
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Skandinavien Reisehandbuch 2019
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#norwegen #route1
Südnorwegische Idylle im kleinen Küstenort Skottevik nahe Kristiansand.
Foto: © Kurt Hamann - Visitnorway.com
#Ravnedalen
Mit der Fjord Line schnell und komfortabel in Richtung Norwegen unterwegs.
#KildenKulturhaus
Extravagant: das Theater- und Kulturhaus »Kilden«.
Foto: © knut.arne.gjertsen/Foap/ Visitnorway.com
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Ein Kulturhaus versteht sich gerne als Quelle der Inspiration. Da lag es nahe, dem entsprechenden Neubau in Kristiansand einen diesbezüglich passenden Namen zu geben: »Kilden«, »Die Quelle«. Idealerweise liegt das 2012 eingeweihte Gebäude direkt an den Fluten des Skageraks und greift auch architektonisch das Thema meisterlich auf. Vermeintlich goldene Wellen steigen aus einem schwarzen Kubus schwungvoll gen Himmel. Kunst für die Sinne, in jeder Hinsicht.
Unsere Route beginnt in Norwegens Sommerhauptstadt Kristiansand und führt auf der E 39 in Richtung Westen. Die Landschaft hat hier noch einen typischen idyllischen Sørland-Charakter, mit Wiesen, flachwelligen Bergkuppen und einem Gewirr aus Schäreninseln. Abstecher lohnen sich auf das Eiland Flekkerøy und in das Holzhausörtchen Høllen, einst ein betriebsamer Ausfuhrhafen für Holz. Im Sommer legen Boote nach Ny-Hellesund ab, ein historischer Lotsenhafen, in dem schon Olav der Heilige im 11. Jahrhundert Zuflucht finden konnte. Der nächste größere Ort ist das 16.000 Einwohner zählende Mandal. Norwegenweit berühmt ist die Stadt für ihren fast einen Kilometer langen, kieferngesäumten Sandstrand. Einen Stopp lohnen zudem die Empire-Kirche, die schmucken Holzhäuser unterhalb des Bauwerks und der Hafen, über den eine Brücke zum neuen Kulturhaus Buen führt (Kino, Touristeninformation, Spielplatz). Eine der unbestritten größten Attraktionen im Süden Norwegens ist das aus rötlichem Fels geformte Kap Lindesnes, der südlichste Festlandspunkt des Landes. Ein vielfotografierter Wegweiser verkündet, dass es ab hier sage und schreibe 2.518 Kilometer zum entgegengesetzten Sehnsuchtsziel, dem Nordkap, wären. Neben dem Leucht-
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Skandinavien Reisehandbuch 2019
Im »Tal der Raben« siegte die Natur über das Militär. Als hier in den 1860er-Jahren ein Schießübungsplatz angelegt werden sollte, war es vorbei mit der Folgsamkeit des Generals Joseph Frantz Oscar Wergeland. »Ein Frevel ist das«, brach es aus ihm heraus und ließ stattdessen einen Park planen. 1874–78 rückten Soldaten an und brachten Setzlinge in die Erde, statt Waffen in die Hand zu nehmen. Noch heute ist Ravnedalen ein Ort der Ruhe und Erholung.
turm erhält man für das Eintrittsgeld auch Zugang zu Ausstellungen, die von den nicht ganz ungefährlichen Gewässern der Umgebung berichten. Zwei Wanderwege erschließen zudem die Umgebung. Über Vigeland, den Geburtsort des wohl bekanntesten skandinavischen Bildhauers Gustav Vigeland (1869–1943), erreicht man Lyngdal (Heidekrauttal). Das Städtchen, das neben einem Sandstrand und einem Spaßbad vor allem eine reichhaltige Auswahl an Supermärkten bietet, ist Ausgangspunkt für einen Abstecher auf die Halbinsel Lista. Wie eine Mauer stehen die Berge vor dieser flachen, von Geröll- und Sandstränden sowie Lesesteinmauern dominierten Landzunge. Diese überragt der 38 Meter hohe Lista fyr. Der Leuchtturm lohnt ebenso einen Stopp wie Farsund, die alte Seeräuberstadt, mit ihrer schön gestalteten Uferpromenade. Inmitten einer immer rauer werdenden Landschaft – die nahe Nordsee lässt grüßen – liegt die kleine, reinweiße Perle Flekkefjord. Ab hier wurden einst die Rohstoffe des Hinterlandes verschifft, Molybdän aus Knaben und vor allem Holz. Es heißt, große Teile Amsterdams seien aus Hölzern aus dieser Region errichtet worden. Einen schönen Blick auf die Stadt hat man vom Hausberg Lilleheia. Im Skandinavien Reisehandbuch 2019
#KapitänSäbelzahn Der Zoo von Kristiansand ist der einzige seiner Art und Größe in Norwegen und seit 1983 zugleich ein Freizeitpark. 1990 betrat hier zum ersten Mal Skandinaviens berüchtigtster Pirat die Bühne, Kapitän Säbelzahn. Seither ist viel passiert. Er wurde zusammen mit seiner Horde ungestümer Schurken Buch- und TV-Star und besitzt im Tierpark eine eigene Stadt, in der es wild zur Sache geht und wo er noch immer höchstpersönlich jeden Sommer von seinen Erlebnissen auf den Sieben Weltmeeren berichtet. 99
#norwegen #route1
#Flekkerøya Entlang des rauen, sturmumtosten Skagerak waren geschützte Buchten im 16./17. Jahrhundert willkommene Ruhezonen für Segelschiffe. Wer nun im Süden des Landes in den »Östlichen Schlund« (»Østergapet«) einlief, passierte unweigerlich die Insel Flekkerøya. Folgerichtig wurde das Eiland mit verschiedenen Festungen ausgestattet. Von diesen finden sich kaum mehr Überreste. Flekkerøy hat nun mit seinen charmanten Holzhausvierteln einen friedlichen Bullerbücharakter. Zum Nordkap ist es ein gutes Stück zu reisen.
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#Lindesnes Auf alten Karten wurden unbekannte Gebiete mit »Hic sunt dracones« (Hier sind Drachen) markiert. Auch die wilde Küste Südnorwegens galt lange Zeit als nur wenig erforscht und vor allem gefährlich. Kein Wunder, dass hier am Kap Lindesnes 1655 Norwegens erster Leuchtturm in Betrieb genommen wurde. Zunächst versuchte man mit drei Dutzend Kerzen den Weg zu beleuchten, später mit einem mächtigen Kohlefeuer, vom dem noch Mauerreste zu sehen sind. Der heutige rund einhundert Jahre alte gusseiserne Bau versieht seinen Dienst vollautomatisch und mit vielfacher Lichtstärke. 100
Der Leuchtturm in Lindesnes.
Zentrum lohnt ein Spaziergang entlang der bestens bewahrten Häuser an der Kirkegaten, der Sirdalsgaten, an der auch das kleine, aber ehrwürdige Grand Hotel zu finden ist – und der Hidragaten.
Unter einem Heller versteht man im Norwegischen einen überhängenden Fels. Jenes natürlich geschaffene Steinmonument am Jøssingfjord ist mit 60 Metern Breite das größte seiner Art in Norwegen. Als Besonderheit sind unter dem Vorsprung zwei geradezu winzige Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert zu entdecken. Der sie schützende Fels besteht aus plutonischem Anorthosit. Der Geologe Carl Fredrik Kolderup vermerkte 1897: »Diese Steine … wirken so ungeheuer imposant auf den Durchreisenden …, dass man sie nicht vergessen kann.«
Die beiden letztgenannten Straßen tragen den Namen zweier bekannter Landschaften, des von Almen geprägten Sirdal im Norden, wo man auf der extrem steilen historischen Serpentinenstraße Tronåsen beschleunigen, und der lieblichen Insel Hidra im Süden, auf der man entschleunigen kann. Dem ruhigen Leben hat sich auch das idyllische Sogndalstrand verschrieben. Der Ort ist Teil des Cittaslow-Projekts und liegt südlich der Nordsjøvegen (Nordseestraße). Diese folgt der Rv44, die in Richtung Stavanger eine lohnenswerte Alternative zur gut ausgebauten Hauptroute, der E 39, darstellt. Die kurvige Straße führt durch eine karge, beeindruckende Felsenwelt, in deren Mitte der schmale, düstere Jøsingfjord zu finden ist. Unter seine Berghänge ducken sich die winzigen Häuser der Miniatursiedlung Helleren. An einem Felsen der Region, dem »Ruggesteinen«, kann die eigene Kraft einer Probe unterzogen werden. Der 70 Tonnen schwere »Riesenkiesel« wurde vom Eis vor über 10.000 Jahren so geschickt gelagert, dass er sich mit etwas Schwung bewegen lässt. Das Naturdenkmal ist in Hauge i Dalane in einem wildromantischen Tal zu finden (an der Rv44 ausgeschildert). Ein weiteres, ebenfalls während der letzten Eiszeit entstandenes Felsenphänomen ist Trollpikken nahe der von spätklassizistischen Holzhäusern geprägten FayencenStadt Egersund. Der Parkplatz für die Wanderung zum sich munter emporreckenden Gestein mit dem pikanten Namen »Trollpenis« befindet sich am Kjervallveien. Nach einem Vandalismusschaden im Juni 2017 konnte die Attraktion wieder aufgerichtet werden. Hinter Egersund fällt die Landschaft abrupt ab und erinnert nunmehr eher an Dänemark, denn an Norwegen. In »Jæren« (Kante am Meer) verbergen sich hinter hohen Skandinavien Reisehandbuch 2019
#Helleren
Dünen ausgedehnte Sandstrände. Am historischen Pfarrhof von Hå und am von einem Herr-der-Ringe-Zauber umgebenen Friedhof von Varhaug können zudem wild zusammengewürfelte Geröllufer erkundet werden. Den archälogischen Funden dieses alten Wikinger-Siedlungsgebietes, der Landwirtschaft und dem leider viel zu früh verstorbenen Mathematikgenie Niels Henrik Abel (1802– 1829) ist der »Vitengarden« (Wissenshof) in Nærbø gewidmet. An die Schlacht der Nordmänner am Hafrsfjord anno 850 erinnern außerdem drei monumentale Schwerter im Fels (Rv509, Madlaveien).
Raue Küstenwelt.
Vorbei am Kongeparken-Freizeitpark und der Fahrradstadt Sandnes erreicht man Stavanger. Nach den landschaftlich flachen Strukturen der Region Jæren sind die steil abfallenden, gewaltigen Felsen des Luftlinie nur zehn Kilometer östlich Stavangers gelegenen Lysefjord ein imposantes Kontrastprogramm. Mit dem Ausflugsboot kann dieser 42 Kilometer lange Meereswasserarm durchfahren werden. Dabei passiert man neben Skandinavien Reisehandbuch 2019
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#norwegen #route1
#EigersundFyr
der exakt 4.444 Stufen umfassenden längsten Treppe Skandinaviens in Flørli auch die weltberühmte Felskanzel des Preikestolen. Das 604 Meter senkrecht abfallende Gesteinsmassiv kann auf einer vielbegangenen Wanderroute auch zu Fuß erreicht werden. Tom Cruise hingegen, der im Herbst 2017 hier für den sechsten Teil der Mission Impossible vor der Kamera stand, machte sich die Mühe nicht. Er reiste per Helikopter an. Wer nun einen ähnlich schwindelerregenden Eindruck von der spektakulären Landschaft haben möchte, sollte die Tour zum eingeklemmten Felsen, dem Kjerag, unternehmen. Diese startet oberhalb des winzigen Örtchens Lysebotn, das nur per Boot oder über eine 27 nervenkitzelnde Haarnadelkurven umfassende Straße erreichbar ist.
Mit 32,9 Metern und seiner rotweiß-geringelten Gestalt ist der Leuchtturm von Eigersund einer der höchsten und schönsten des Landes. Erbaut wurde er zwischen 1853 und 1854 und ist auf der landfesten Insel Eigerøy zu finden. Ein zwei Kilometer langer Fußweg führt über nackten Fels. Über ihn erreicht man den Turm und mit ihm das ehemalige Leuchtturmwärterhaus, in dem im Sommer ein Café geöffnet hat.
Nordwestlich Stavangers erstreckt sich die historische Region Ryfylke. Diese umfasst den schon erwähnten, zeigestockschmalen Lysefjord und sein landschaftliches Pendant, den tellerförmigen Boknafjord mitsamt seiner zahlreichen Inseln. Diese sind bei Anglern begehrte Ziele. Ab Judaberg auf Finnøy steuert eine Fährlinie verschiedene dieser Eilande an. Ziel der Boote ist das fotogene Dorf Jelsa mit seiner schneeweißen Renaissancekirche mit Sternenhimmel über dem Langhaus.
Geröllstrand in Jæren.
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Fahrt durch die Kulturlandschaft Jærens.
Am Beginn des Fjords, auf Mosterøy, steht ein weiteres ehrwürdiges Gebäude, das Kloster Utstein, im 13. Jahrhundert von Benediktinern gegründet. Mosterøy und die Nachbarinseln sind über Tunnel-/Brückenkombinationen ans Festland angebunden. Die Bauwerke beeindrucken den Reisenden und sind doch von geradezu kleinbürgerlichen Ausmaßen im Vergleich zu dem, was bis 2025/26 noch folgen soll. Das Zauberwort heißt Rogfast. Das Akronym besteht aus der ersten Silbe des Regionalnamens Rogaland und dem norwegischen Wort für fest oder bindend. Konkret soll die wie kleingehäckselt erscheinende Landschaft zwischen Stavanger und Bergen durch kühne Bauten zusammengefügt werden, die wiederum die Fahrzeit zwischen den Großstädten um 40 Minuten verkürzen. Größtes Vorhaben soll dabei der 26,7 Kilometer lange Boknafjordtunnel sein, dessen tiefster Punkt sagenhafte 392 Meter unter dem Meer liegen wird.
#Flor&Fjære Als Åsmund Bryn 1987 arbeitsunfähig wurde, begann er mehr oder minder aus Langeweile die Gegend um seine Hütte auf der Insel Sør Hidle zu bepflanzen. Man kann sagen, dass das Projekt leicht aus dem Ruder gelaufen ist. Einerseits, was die Größe der Anlage betrifft, umfasst diese doch heute nahezu das gesamte Eiland, anderseits im Bezug auf die Pflanzen. Der Garten »Flor & Fjære« beheimatet u. a. Feigen, Trauben, Palmen und Kakteen. Das milde Fjordklima macht es möglich.
Bis es so weit ist, muss gen Norden noch eine Fähre genommen werden. Mit dieser erreicht man die Insel Karmøy. Schon die Wikinger siedelten in dieser flachwelligen, von kleinen Sandstränden durchzogenen Landschaft. Davon berichten der Wikingerhof und das geschichtlich ausgerichtete Nordvegen Historiesenter in Avaldsnes sowie In der Altstadt Stavangers.
#Ritlandskrater Dass Täler und Mulden in Norwegen nicht nur durch Erosion entstehen, beweist eine Vertiefung in der Region Ryfylke. Vor rund 500 Millionen Jahren schlug hier ein Meteorit ein. 100 Meter soll sein Durchmesser betragen haben. Entsprechend groß war der hinterlassene Schaden. 350 Meter Tiefe und 2.500 Meter Breite maß, so nimmt man an, der durch den außerirdischen Koloss verursachte Krater. Das Gelände erschließt ein mittelschwerer Wanderweg ab Kleivaland. 102
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#norwegen #route1
#DieOlavskirche InAvaldsnes
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Die um 1250 von König Håkon Håkonson in Auftrag gegebene Olavskirche in Avaldsnes war seinerzeit die viertgrößte des Landes und gleichzeitig eine wichtige Landmarke für die Seefahrer der Region. Berühmt wurde das in den 1920er-Jahren restaurierte, romanisch-gotische Bauwerk für ein Denkmal neben der Kirchenwand, die »Nähnadel der Jungfrau Maria«. Berührt der 7 Meter hohe Stein diese, geht in Folge einer Sage die Welt unter. Glücklicherweise, so scheint es, wird regelmäßig eine Ecke aus der Spitze gebrochen, sodass für den Fortbestand unserer Erde gesorgt ist.
Leben auf der Insel: zwischen Bergen und Haugesund.
Mit der Fähre über den Boknafjord.
die unter König Håkon Håkonson um 1250 errichtete Olavskirche. In Richtung der Fassade des Hauses neigt sich unerbittlich ein hoher Stein, die »Nähnadel der Jungfrau«. Erreicht das Monument das Gemäuer, soll es mit der Welt zu Ende gehen. In der Hoffnung, dass der jüngste Tag noch ein Stück entfernt sein möge, sollte man die Reise frohen Mutes fortsetzen und zum Beispiel dem wiederum ganz in Weiß gehaltenen Fischerdorf Skudeneshavn einen Besuch abstatten.
Nicht weniger als 4,2 Millionen Tonnen Kupfer, Zink und Schwefel wurden den Gruben von Visnes auf Karmøy zwischen 1865 und 1972 abgerungen. Im 19. Jahrhundert war die Schürfanlage zeitweise Norwegens größter Arbeitsplatz. Das Kupfer von Visnes ging um die halbe Welt, auch bis nach New York. Hier kam es bei der Errichtung der Freiheitsstatue zu hohen Ehren.
Neben der Fischerei war einst auch der Bergbau eine wichtige Erwerbsquelle. In den Visnes Gruben wurde einst Kupfer gefördert. Es kam unter anderem beim Bau der New Yorker Freiheitsstatue zum Einsatz. Vorbei an den »Fünf törichten Jungfrauen«, einer Steinsetzung aus der Eisenzeit, gelangt man nach Haugesund. Auch wenn es wohl ein ewiges Rätsel bleiben wird, wie man sich gesund hauen soll, so ist doch immerhin verbürgt, dass die heute 37.000 Einwohner zählende Stadt als kleine Siedlung schon Anfang des 13. Jahrhunderts existierte, denn der isländische Chronist Snorre erwähnte sie in seinem Werk. Lebte man hier einst hauptsächlich
vom Fischfang, so prägen heute Erdöl- und Aluminiumindustrie die kleine Boomtown. Sehenswert sind die Uferpromenade entlang des Karmsunds, das recht monumentale, in Schweinchenrosa gehaltene Rathaus aus den 1930er-Jahren und das Freilichtmuseum Dokken. Zwei Kilometer nördlich des Zentrums erinnert das Nationalmonument Haraldshaugen an die sich 1872 zum 1.000. Mal jährende Einigung Norwegens unter Harald Hårfagre, dessen Grab ebenso hier zu finden ist. Über die E 134 in Richtung Nordwesten kann die Rundfahrt abgekürzt werden. Wir fahren auf der E 39 in Richtung Norden. Es folgen die wiederum bei Anglern sehr beliebten Eilande Bømlo (Die Dicke), Espevær (Espendorf), Stord (Die Aufragende) und Tysnes (Nase des Ty). Tynes wurde vor 3.500 Jahren vom Volk der Hordaner besiedelt und war im zehnten Jahrhundert ein Machtzentrum der Wikinger. Es lohnt sich, die Insel auf der kleinen Panoramastraße zu umrunden und einen Stopp am alten Handelsort Årbakka einzubauen. Nördlich des Bjørnafjords liegt die größte Stadt Westnorwegens, Bergen. Unsere Route führt nun nach Osten zum
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#KupferFür DieFreiheit
Skandinavien Reisehandbuch 2019
#HandelsortÅrbakka Schon zu Beginn der Zeitenrechnung war Årbakka an der lieblichen, windabgewandten Ostseite der Insel Tysnes, ein beliebtes Siedlungsgebiet. 20 Grabhügel und drei Gedenksteine zeugen davon. Im 19. Jahrhundert, als der Handel in Westnorwegen noch zumeist auf dem Wasser abgewickelt wurde, entwickelte sich der Hafen zu einem belebten Handelszentrum. Später verlagerte sich die wirtschaftliche Aktivität in Richtung der Hauptstraße; der historische Kaufladen ist heute ein Museum. 105
#norwegen #route1
Typisch Norwegisch: ein Kreisverkehr im Berg. Abenteuerlich unterwegs am Hardangerfjord.
#Steindalsfossen
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Wasserfälle gibt es in Norwegen in reicher Zahl. Und der Steindalsfossen ist mit seinen eher bescheidenen 50 Metern Fallhöhe bestimmt kein Gigant unter ihnen. Was ihn jedoch zu einer viel besuchten Besonderheit machen lässt, ist die Tatsache, dass man hinter seinen wild schäumenden Fluten auf einem gesicherten Weg entlanggehen kann. Man wird dabei noch nicht einmal nass.
Schaumschläger: der Wasserfall Steindalsfossen.
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Hardangerfjord. Wer es etwas eiliger hat, wählt die E 16 über den Wintersportort Voss. Attraktiver, aber zeitintensiver, ist hingegen die Route über die Rv7. In Trengereid zweigt die Nebenstrecke von der Europastraße nach Süden ab und durchquert in Kvamskogen eines der Naherholungsgebiete Bergens, mit Wanderwegen im Sommer und Loipen und Skiliften im Winter. Kurz vor Erreichen des Hardangerfjords erblickt man linker Hand einen stürmisch über die Felskante rauschenden Wasserfall, den Steindalsfossen. Gewiss, er überwindet lediglich 50 Meter und es gibt in Norwegen zahlreiche deutlich höhere, nur kann man hinter diesen nicht entlanggehen, ohne auch nur einen Tropfen des kühlen Nass abzubekommen. Im Doppelort Norheimsund/Øystese, mit zahleichen Einkaufsmöglichkeiten und einer Museumswerft (Hardanger Fartøyvernsenter), ist der Fjord erreicht. Zwei Dinge fallen sofort auf, die zahllosen Obstbäume, die hier dank des milden Klimas besonders gut gedeihen, und die gleißende Gletscherkuppe des Folgefonn am Horizont. Wenn sich dann noch, wie durchaus recht häufig in den warmen Monaten, Schweinswale im Wasser tummeln, ergibt sich ein perfektes Urlaubspanorama. Und es ist nicht das Einzige an diesem wundervollen, fast schon magischen Fjord, der vor allem in der Zeit der Romantik Maler und Musiker anzog. Tidemand und Gude verewigten den Hardanger in ihrem in der Nationalgalerie in Oslo ausgestellten Meisterwerk »Brudeferd i Hardanger« (Brautfahrt in Hardanger), Nils Bergslien, dem in Eidfjord ein Museum gewidmet ist, verewigte die ortsansässigen Nisser (Wichtel und Zwerge) in seinen Bildern, und Edvard Grieg konnte in seiner Komponistenhütte am Wasser Ruhe und Inspiration Skandinavien Reisehandbuch 2019
finden. Dass diese ausgerechnet in Lofthus lag, einem von steilen Berghängen und einem schäumenden Wasserfall umgebenen, inmitten einer lieblichen Obstplantage gelegenen Ort, verwundert nicht. Um nach Lofthus zu gelangen, überquert man den Fjord auf der gewaltigen, 1.380 Meter langen Hängebrücke Hardangerbrua. Und da man in Norwegen eigentlich nie ohne einen Tunnel auskommt, beginnt und endet das Bauwerk genau in einem solchen. Fährt man durch die Röhren, erblickt man zudem im Inneren des Berges ein weiteres bautechnisches Hobby des Landes: einen Kreisverkehr, prächtig in Blau- und Gelbtönen erleuchtet, strahlend wie ein Zwergenschatz. Drei Abstecher lohnen, bevor einem am Ende des Fjords im Industrieort Odda das ästhetische Gruseln gelehrt wird. Der erste führt ab Eidfjord durch diesmal Serpentinen schlagende Tunnel hinauf auf die Hardangervidda zum vielbesuchten, 145 Meter hohen Wasserfall Vøringsfoss. Sein Wasser steht in Teilen im Dienste der Wasserkraft, darf jedoch zur Freude der Touristen im Sommer mit »Volldampf« die Hänge hinaufrauschen. Beschaulicher geht es da definitiv im Freilichtmuseum Aga und im Hardanger Volksmusuem in Utne zu. Dieses ist unweit des historischen Utne-Hotels zu finden und widmet seine Ausstellungen unter anderem einem norwegischen Nationalinstrument, der Hardangerfiedel. Am Südzipfel des Hardangerfjords liegt Odda, ein Ort, der Anfang des 20. Jahrhunderts dem Tourismus abschwor und sich der Industrieproduktion verschrieb. Skandinavien Reisehandbuch 2019
Die Fluten des Vøringsfosses.
#UtneHotel 1722, zu einer Zeit, als das Reisen in Norwegen noch zu einem der großen Abenteuer auf dieser Welt zählte und der Begriff Tourismus noch weit davon entfernt war, seinen Weg in den Wortschatz zu finden, wurde das Utne Hotel am Hardangerfjord gegründet. Erbauen ließ es Feldwebel Peder Larsson Børsem, der neben seinem Sold von König Christian VII. auch die Konzession für einen Gasthof erhielt. Das Haus konnte seinen Charme bis heute bewahren und zählt zu den ursprünglichsten Herbergen des Landes. 107
#norwegen #route1
#GalerieN.Bergslien In Eidfjord am Hardangerfjord holen viele Schwung, um die Serpentinen hinauf zum Oberlauf des berühmten Wasserfalls Vøringsfossen zu meistern. Oder sie erholen sich von dem »Gekurve«, je nach Fahrtrichtung. In beiden Fällen lohnt ein Zwischenstopp an der Galerie im Quality Hotel Vøringfoss. Zu sehen sind überdimensionale Landschafts-, Märchen- und Nissebilder des Malers Nils Bergslien. Man begegnet fröhlich zechenden Mönchen in Lebensgröße, verschmitzten Wichteln und erhält einen lebhaften Eindruck von der gewaltigen Weite der Hardangervidda.
Oberhalb eines der zur Energiegewinnung angelegten Stauseen, dem Ringedalsvatnet, wohnen die Trolle. Also zumindest ist dies anzunehmen, findet man doch mitten in der Landschaft die Trolltunga, die Trollzunge, eine der spektakulärsten Felsformationen Europas. Zu ihr kann man nur auf einer recht anstrengenden Wanderung gelangen, die nur bei gutem Wetter und guter Kondition unternommen werden sollte. Deutlich einfacher sind hingegen die Wasserfälle südlich von Odda zu erreichen, an diesen führt die Hauptstraße direkt vorbei. Neben den vielen unbenannten und unbesungenen Wasserläufen ragen eindeutig der 165 Meter hohe Zwillingswasserfall Låtefoss und der sagenhafte 612
#Eisengewinnung zur Wikingerzeit
In Skare zweigt die E 134 nach Südosten ab und überquert die südlichen Ausläufer der mit über 8.000 Quadratmeter größten Hochebene Europas, der Hardangervidda. Die zahlreichen zu passierenden Tunnel können im Sommer auf alten, schmalen Wegstrecken umfahren werden. Einen Stopp lohnt die um 1250 erbaute Stabkirche von Røldal, eines der schneereichsten Skigebiete weltweit. In Haukeligrend verlassen wir nun die Europastraße und biegen auf die Rv9 ein. Diese führt durch das sehr ursprüngliche Setesdal nach Süden nach Kristiansand und damit zurück zum Ausgangspunkt.
Die Wikinger waren einerseits für ihre wagemutigen Fahrten als auch für ihren Schmuck und ihren Kampfesmut berühmt, oder besser gesagt berüchtigt. Eine Grundlage ihrer Kultur stellte das Eisen dar, war es doch das Material, aus dem Waffen und Alltagsgegenstände hergestellt wurden. Im Skigebiet Hovden im oberen Setesdal berichtet ein kleines, lebendiges Museum von eben diesem Prozess der Eisengewinnung und -veredlung vor 1.000 Jahren.
Zunächst durchqueren wir das von kleinen Fjellbirken bestandene Gebirge der Setesdalsheiene. Hier liegt auch der bekannte Wintersportort Hovden, der vom Fähranleger der Fjord Line binnen drei Stunden zu erreichen ist. Zentrum des oberen, von glatten Felsen dominierten Talabschnitts ist der wahrlich nicht große Ort Valle. In der Umgebung sind die historische Hofanlage Ryngestadtunet und die 1619 erbaute Bykle Kirche zu finden. Gebirgsstraßen führen nach Osten in Richtung Dalen (Route 2) und nach Westen in Richtung Stavanger.
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Im südlichen Talabschnitt, in eher entspannter, denn dramatischer Wald- und Seenlandschaft, liegt Evje. In den Gruben der Umgebung wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts Nickelerze abgebaut. In Steinbrüchen darf nun nach Mineralien gesucht werden. Einige der schönsten Fundstücke sind im Setesdal Mineral Park ausgestellt. Dieser ist in Form eines kleinen Freizeitparks angelegt und daher ein lohnendes Familienziel. Generell ist das Setesdal bei allen, die einen aktiven Urlaub verleben wollen, ein beliebtes Ziel. So kann man zum Ausgangspunkt des 200 Meter hohen Wasserfalls Reiårsfossen wandern, raften, Kanu fahren, klettern und an Elchsafaris teilnehmen. Wer da auf Nummer sicher gehen will, kann natürlich auch einfach den Elchpark »Elgtun« in Bygland besuchen.
Foto: © julieweiss10/Foap/Visitnorway.com
Motiv von Nils Bergslien.
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Höhenmeter überwindende Langfoss an der E 134 (Åkrafjord) heraus.
#DieKircheVonBykle Im oberen Setesdal ist in der Siedlung Bykle die älteste Kirche des Tals zu finden. Erbaut wurde sie 1619. Bescheidene 11 Meter misst sie in der Länge, was wohl darauf schließen lässt, dass die Region schon damals nicht gerade dicht besiedelt war. Besonders eindrucksvoll ist die 1826 von Aslak Ånundson Vasshus ausgeführte Rosenmalerei im Innenraum. Dicht verschlungene Ranken recken sich dem sternen- und wolkenverzierten Dach entgegen und hinterlassen so einen sehr lebendigen Eindruck.
Gipfel im Setesdal.
Die Fluten des Vøringsfosses.
Von Evje sind es 63 Kilometer bis Kristiansand. Skandinavien Reisehandbuch 2019
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#route 2
NOR WE
liegt auf einer Halbinsel am Rande der historischen Region der Telemark, die gerne auch als »Norwegen im Kleinformat« beschrieben wird. Herzstück der Telemark ist der 105 Kilometer lange Telemarkkanal. Er führt vom Fjord in Skien nach Dalen ins Hochgebirge. Erbaut wurde die einzelne Seen verbindende Wasserstraße Mitte / Ende des 19. Jahrhunderts und diente dem Personen- und Materialtransport. Noch heute ist es absolut beeindruckend zu sehen, wie dem nackten, harten Fels eine Fahrrinne abgetrotzt wurde. Selbst wer nicht mit einem der nostalgischen Schiffe reisen möchte, sollte zumindest einer der imposanten Schleusenanlagen einen Besuch abstatten. Die größte ist in Vrangfoss zwischen Ulefoss und Lunde zu finden. Sie besteht aus fünf Kammern und besitzt eine Hubhöhe von 23 Metern. Von den Rutenschiffen durchfahren wird sie im Sommer um um 12:05 Uhr bzw. um 14:05 Uhr. Vrangfoss liegt genau in der Mitte unserer Route und kann über einen jeweils einstündigen Abstecher ab den Orten Langesund, Vrådal und Notodden erreicht werden.
ROUTE 2
Der Südosten – Mit Oslo und der Telemark
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Langesund – Kragerø – Risør – Arendal – Kristiansand – Fyresdal – Dalen – Fyresdal – Vrådal – Kviteseid – Rjukan – Kongsberg – Numedal – Gol – Nesbyen – Oslo – Fredrikstad – Moss – Horten – Tønsberg / Verdens Ende – Sandefjord – Larvik – Langesund
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er zwar das typische Norwegen erleben möchte, es aber auch etwas lieblicher mag und zudem die Hauptstadt Oslo kennenlernen will, der folgt dieser Route. Sie führt durch die Wälder der Telemark, vorbei an vom Eis glatt geschliffenen Felsen, durch idyllische Holzhausorte und mitten hinein ins städtische Leben. Auch einige der schönsten Stabkirchen liegen am Wegesrand. Die Route kann in Langesund oder Kristiansand begonnen werden.
Im Südosten Norwegens begegnet man zwei herausragenden Künstlern des Landes. Zum einen dem Dichter und Dramatiker Henrik Ibsen, der im nördlich von Langesund gelegenen Skien am 20. März 1828 geboren wurde, und dem weltbekannten Maler Edvard Munch (1863–1944). Dieser verbrachte viele Jahre im knapp 45 Kilometer südwestlich von Langesund gelegenen Kragerø, das er gerne als »Perle unter den Küstenstädten« bezeichnete. Hier konnte er durchatmen, wieder zu sich selbst finden und schuf eines seiner bekanntesten und wegweisendsten Werke: »Solen« (Die Sonne). Kragerø ist mit seinen Holzhäusern und Gassen entlang des Hafens Blindtarmen (Blind-
Morgedal: Wiege des modernen Skisports.
Wir starten am Fjord Line-Anleger in Langesund. Der rund 5.000 Einwohner zählende Holzhausort hat eine lange Tradition im Schiffsbau und der Holzausfuhr vorzuweisen. Er 110
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