125 Jahre Gewerbeschau Chronik

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125 Jahre – Gewerbeschau Pfaf fenhofen

Chronik der Gewerbeschau P faf fenhofen

hundert fünfund zwanzig jahre 1886 –2011

Galli Verlag Autor A ndreas Sauer


Hei m isches Ha ndwerk u nd G ewerbe von der Gr ü nder zeit bis heute G ewerbeausstel lu ng P faf fen hofen 18 8 6 –201 1

hundert fünfund zwanzig jahre

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I n ha lt sver zeich n is

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Einf ühr ung

7 21 29 47 59 69 75 83

K apitel 1 : Handwerk und G ewerbe i n P f a f f e n h o f e n i m 19 . J a h r h u n d e r t

K apitel 2 : Das Z eit umfeld in P faf fen hofen u n d d i e e r s t e G e w e r b e s c h a u 18 8 6 K apitel 3 : Der A nbr uch der Moder ne – Unter neh men aus der Gr ü nder z eit

K a p i t e l 4 : D i e G e w e r b e -P r o d u k t e n s c h a u v o n 19 2 1

We c h s e l v o l l e J a h r z e h n t e f ü r d e n M i t t e l s t a n d – K r i s e n j a h r e , E r s t e r We l t k r i e g 19 1 4–19 18 u n d e i n N e u a n f a n g 19 2 1 K a p i t e l 5 : Vo n d e n „G o l d e n e n Z w a n z i g e r n“ b i s z u m Z w e i t e n We l t k r i e g – D i e B e d e u t u n g d e r e r s t e n Vo l k s f e s t e u n d d i e H a n d w e r k s w o c h e 19 3 5

K a p i t e l 6 : W i r t s c h a f t s w u n d e r, „Ö l s c h o c k “ und Wiederer stehen der G ewerbeschauen in P faf fenhofen K a p i t e l 7 : Vo n d e r G e w e r b e s c h a u über d ie „Ha l ler t auer Messe“ z u r „ N e u e n M e s s e P f a f f e n h o f e n“

Q uel lenverzeichnis

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Einführung : DieSE Ausstellung erinnert an das 125-jährige Jubiläum der Pfaffenhofener Gewerbeschau, die erstmals im Jahr 1886, dem Todesjahr König Ludwigs II., veranstaltet wurde.

Als Instrument zur Stärkung des heimischen Mittelstandes und des Standorts Pfaffenhofen hatte sie damals wie heute Bedeutung für die heimischen und regionalen Gewerbe. Gezeigt werden in historischen Aufnahmen, Anzeigen und Dokumenten wichtige Stationen und Besonderheiten der Gewerbe- und Firmengeschichte der Stadt Pfaffenhofen a.d.Ilm. Zahlreiche der gezeigten Fotos sind erstmals zu sehen. Großer Dank gebührt allen Familien, die in ihren privaten Unterlagen gesucht und Fotos und Dokumente zur Verfügung gestellt ha-

Werbeplakate aus 3 Jahrhunderten (1886, 1921, 2011)

ben. Ohne diese große Unterstützung hätte die Ausstellung nicht stattfinden können. Gedankt sei auch dem Veranstalter der „Neuen Messe Pfaffenhofen“, Herrn Rainer Nowak und seinem Team, für die Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten und Herrn Galli, Inhaber des Galli-Verlags für sein verlegerisches Engagement, factum | adp für die Gestaltung und satztechnische Umsetzung der Chronik sowie der Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm und der Wirtschafts- und Servicegesellschaft Pfaffenhofen (WSP) für die Unterstützung des Projekts.

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K apitel 1 Ha ndwerk u nd G ewerbe i n P faf fen hofen i m 19 . Ja h r h u n d e r t

das neunzehnte jahrhundert

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Die von Bürgern der Stadt 1833 gestiftete Säule stand früher auf Höhe des „Müllerbräu“. (Stadtarchiv Pfaffenhofen a.d.Ilm, Bildersammlung)

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Zeitspiegel : Der Beginn des 19. Jahrhunderts in ­Europa war geprägt von massiven Umwälzungen in staatlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht.

1803 Das Rathaus am Hof berg fällt an den Staat und wird Rentamt, die städtische Verwaltung zieht ins Haus Hauptplatz 29 1807 Die vier Stadttore werden versteigert, die Stadtmauer wird abgetragen, das Münchener und das Ingolstädter Tor werden abgebrochen 1811 Letzte Hinrichtung in Pfaffenhofen auf der Richtstätte an der Moosburger Straße 1812 Neues Wappen für Pfaffenhofen ohne das „redende“ Symbol, den Pfaffen (Abbildung im Nazional-Garde-Almanach 1813).

Die im Zuge der „Aufklärung“ und der französischen Revolution beginnenden Veränderungen strahlten auch auf Pfaffenhofen aus, das aufgrund von Durchzügen französischer und österreichischer Truppen und Gefechte sogar kurzzeitig Kriegsschauplatz wurde. Die Stadt zählte zu Beginn des 19. Jahunderts rund 1.800 Einwohner. 175 selbständige Unternehmen existierten in Pfaffenhofen, etwa jeder 10. Bewohner übte ein eigenes Gewerbe aus. Die wenigsten jedoch konnten davon leben. 8 Bäcker, 12 Weber oder 9 Schuhmacher am Ort nahmen sich gegenseitig die Kunden und konnten nicht allein von ihrem Handwerk die Familie ernähren.

1813 Großfeuer am Hauptplatz vernichtet fünf Wohn- u. zahlreiche Nebengebäude 1826 Erstes Pferderennen 1833 Einweihung des Marienbrunnens in der „Dirlgasse“ 1842 Gründung des Krieger- und Veteranenvereins Pfaffenhofen 1855 Pfaffenhofen zählt 2.092 Einwohner 1862 Gründung des MTV Pfaffenhofen und der Feuerwehr als Turnerwehr 1863 Georg Stadler, Aufschlagseinnehmer in Pfaffenhofen, wird erster Ehrenbürger der Stadt

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1867 Eröffnung der Eisenbahnlinie München–Ingolstadt–Treuchtlingen und des Bahnhofs

Die Lithographie von Laminit aus dem Jahr 1815 zeigt Pfaffenhofen mit den geschliffenen Stadtmauern noch in seiner Größe vor dem Wachstum im 19. Jahrhundert. (Lipowsky, National-Garde-Jahrbuch)

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Kapitel 1

Die Gesetzgebung strebte über das Gesetz von 1825 zur Ansässigmachung und die Gewerbeordnung von 1869 an, die Eröffnung von Gewerben zu erleichtern und das bayerische Wirtschaftsgeschehen zu beleben. Die Zahl der ansässigen Gewerbe – das Spektrum umfasste 38 verschiedene Berufe – änderte sich im Lauf des 19. Jahrhunderts kaum. Erst mit der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im Land durch den Ausbau wich­ tiger Verbindungsstraßen und dem Auf bau eines Eisenbahnnetzes schuf die königlichbayerische Regierung die Voraussetzungen für ein dynamisches Gewerbeleben. Mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinie München–Ingolstadt–Treuchtlingen erhielt das re­ gionale Gewerbe entscheidende Impulse.

Ansicht Pfaffenhofens von Süden mit dem 1867 errichteten Bahnhofsgebäude und der Wirtschaft, jedoch noch ohne die 1872 einsetzende Bebauung entlang der Münchener Straße in Richtung Stadt. (Stadtarchiv Pfaffenhofen a.d.Ilm, Bildersammlung)

Bereits in den folgenden Jahren siedelten sich Landmaschinenfabriken und industriell fer­ tigende Betriebe entlang der Münchener Straße an. Damit wurden erste Beschäftigungsmöglichkeiten in der Stadt außerhalb der Landwirtschaft und des heimischen Handwerksbetriebes geschaffen, die ersten größeren Arbeitgeber mit über 20 Arbeitsplätzen kamen in die Stadt.

Josef Lindner bot mit Windenergie angetriebene Motoren an (1881).

Anzeige der Maschinenfabrik Buxbaum aus Augsburg, die als erste in der Münchener Straße eine Niederlassung gründete (1872).

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Traditionsreiche Betriebe aus dem 19. Jahrhundert

Rotgerberei Schöll

Rotgerberei Kanzler

1744 Christian Schöll richtet in der Münchener Straße 9 eine Rotgerberei ein.

1797 Begründung des Rotgerbergewerbes in der Scheyerer Straße 6 durch Lorenz Kanzler aus Kastl in der Oberpfalz.

1800 bis 1802 bekleidet der Rotgerber Johann Paul Schöll das Bürgermeisteramt. Geschäftsbetrieb läuft über 200 Jahre.

Rechnungsbuch von Johann Schöll mit den Abrechnungen des Jahres 1864 an Schuhmacher Huber in Pfaffenhofen. (Familie Schöll) Das im Jahr 1840 erbaute Wohnhaus der Rotgerberfamilie Schöll (1916). (Familie Schöll)

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Kapitel 1

Bis in das 20. Jahrhundert hinein betrieb der Rotgerbermeister Josef Kanzler in vierter Generation das Gewerbe.

Rotgerbermeister Franz Xaver Kanzler (1839–1911), (Familie Kanzler) Die Gerberei in der Scheyerer Straße 6 (um 1905) (Familie Kanzler)

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Kapitel 1

Buchbinderei, Verlag und Druckerei Prechter 1827 eröffnet Vinzenz Prechter aus Frauenzell/Niederbayern eine Buchbinderei, daneben Druck von Formularen und Glückwunschkarten. Ab 1849 Auslieferung des in Freising gedruckten Pfaffenhofener Wochenblatts. 1862 Eröffnung eines Buchhandels durch Sohn Joseph Prechter. Verlag und Druckerei Prechter in der sechsten Generation bestehend.

Das Stammhaus der Druckerei Prechter in der Ingolstädter Straße 18 (1927). (Familie Hans Prechter)

Sägewerk und Ölfabrik Geisreiter 1832 erwirbt Lorenz Geisreiter die Sägmühle am südlichen Stadtrand; neben dem Sägewerk Einrichtung einer Ölfabrik. 1872 Bau einer Schleifmühle durch Sohn Lorenz Geisreiter und Eröffnung eines Schleifund Poliergeschäftes. Verkauf von Schmierseife, Schuhcreme, Raps- und Maschinenöl im kleinen Laden in der Sonnenstraße.

Eröffnungsanzeige der neuen Schleifmühle von Lorenz Geisreiter (1872).

Nach 1900 Eröffnung eines öffentlichen Schwimmbades bei der Mühle durch Heinrich Geisreiter. Sägewerk in der fünften Generation im Besitz der Familie.

Anzeige der Zulassung Joseph Prechters als Buchhändler (1862).

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Die Anlage der Familie Geis­ reiter mit Sägewerk, Ölfabrik und auf der rechten Seite dem bei der ­Bevölkerung sehr beliebten Bad (um 1905). (Familie Geisreiter)

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Kapitel 1

Schreinerei Dichtl und Bestattungsinstitut Pfefferler 1843 Auf bau einer Schreinerei durch Martin Dichtl. 1862/63 Verlegung des Betriebes in die Ingolstädter Straße 29 und den Neubau Ingolstädter Straße 31. Schreinermeister Xaver Dichtl und sein Sohn gleichen Namens stellen Möbel und Särge her.

Wohnhaus mit Werkstatt von Schreinermeister Xaver Dichtl (um 1900). (Familie Pfefferler)

Schäfflerei Söckler 1861 erwirbt der Schäfflermeister Jakob Söckler aus Mainburg mit seiner Frau Brigitte das Schäfflerhaus in der Münchener Straße. Wichtigste Auftraggeber sind neben den Brauereien Landwirte, die Holzfässer zur Auf bewahrung benötigen. Bis 1966 Ausübung dieses traditionellen Handwerks durch die Familie Söckler.

1945 erwirbt Alfred Pfefferler den Besitz und richtet im Jahr 1952 ein Bestattungsinstitut mit allen Dienstleistungen ein, die Schreinerei betreibt er bis in die 1960er Jahre. Das Unternehmen führt heute der Sohn Alfred Pfefferler. Die „Belegschaft“ der Schreinerei mit Werkzeugen (um 1890). (Familie Pfefferler)

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Geschäftsübergabe der Schäfflerei Söckler (1882). Schäfflermeister Josef Söckler (1871–1934) in seiner Werkstatt (um 1925). (Familie Söckler)

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Kapitel 1

Johann Erdle mit Spielzeugpferd und seine Großmutter zeigen sich vor der Drechslerei Erdle in der Löwenstraße. Über dem Eingang weist der Schirm auf die Herstellung von Sonnen- und Regenschirmen hin (1913). (Familie Erdle)

Schirme und Spielwaren aus der Drechslerei Erdle

Melberei und Bäckerei Bergmeister

1867 erhält Johann Erdle aus Burgberg bei Heidenheim/Württemberg die „Licenze“ zum Regen- und Sonnenschirmmachen sowie die Erlaubnis zum Ausüben einer Drechslerei in der Löwenstraße.

1874 Eröffnung einer Bäckerei durch Castulus Bergmeister im ehemaligen Gasthaus „Zur Goldenen Krone“.

Schaufensterauslage der Bäckerei Bergmeister (undatiert). (Familie Bergmeister)

Seit 1885 Handel mit Getreide, 1901 Erweiterung des Geschäftsbetriebs um eine Konditorei.

Unter anderem Herstellung von Kegeln und „lignum sanctum“-Holzkugeln für den Wirtshausbetrieb.

1952 Erwerb des Nachbarhauses und Verkauf von Tabakwaren, Garten- und Geschenkartikeln sowie von Bedarf für Gartenpflanzen.

Später Herstellung von Spielwaren durch Gustav und Johann Erdle.

Bäckerei heute in der fünften Generation in Familienbesitz.

Johann Erdle bei der Arbeit an der Drechslerbank (ca. 1930). (Familie Erdle)

Das Geschäftshaus am Hauptplatz, in dem auch eine Niederlassung der „Bayerische[n] Disconto- und Wechsel-Bank“ untergebracht war (um 1905). (Familie Bergmeister) „Lizenze“ für den Drechslermeister Johann Erdle zum Sonnen- und Regenschirmmachen sowie zur Ausübung des Drechslerhandwerks (1867). (Familie Erdle)

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K apitel 2 Das Z eit u mfeld i n P faf fen hofen u n d d i e e r s t e G e w e r b e s c h a u 18 8 6

achtzehnhundertsechsund achtzig

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Das T端rltor, wenige Jahre vor seinem Abbruch im Jahr 1891. (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Bildersammlung)

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Zeitspiegel : Die Welt befand sich insbesondere im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts im technischen Aufbruch. Die Arbeitswelt begann sich zunächst in den GroSSstädten zu verändern.

1868 Eröffnung des neuen Rathauses 1871 Eröffnung einer gewerblichen Fort­ bildungsschule 1877 Grundsteinlegung für neues Schulhaus an Stelle von Schwesternhaus und Bürgersaal (heute Haus der Begegnung) 1883 Das Scheyerer Tor wird abgebrochen 1884 Gründung der „Gesamtinnung selbstständiger Gewerbetreibender des Amtsgerichts Pfaffenhofen“ als Vertretung von Handwerk und Gewerbe

Mädchenschule, Müllerbräu-Verwaltung und rechts die Stadtapotheke von August Walter (um 1900). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Ansichtskartensammlung)

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Kapitel 2

Die weitere verkehrstechnische Erschließung der Räume ließ Stadt und Land näher zusammenrücken. Die Weltausstellungen zeugten von technischen Errungenschaften, das Automobil wurde erfunden und die elektrische Stromversorgung breitete sich langsam aus. Im Raum Pfaffenhofen hielt sie 1900 Einzug.

Die Stadt begann auch außerhalb der früheren Stadtmauer zu wachsen und die verbesserten Verkersbedingungen machten den Standort für Maschinenfabriken und Betriebe, die für den Transport ihrer Güter auf die Eisenbahn angewiesen waren, jetzt interessant.

Hatte die Bevölkerungszahl Pfaffenhofens mit der Lockerung der Ansässigmachungs­ gesetzgebung, die den Zuzug erleichterte, schon nach 1825 sichtbar zugenommen, so erhöhte sie sich allein von 1850 bis 1880 um die Hälfte von 2.000 auf 3.000. Im Jahr 1900 war der Stand von 1850 bereits verdoppelt.

Mit dem Bau der Eisenbahn rückte Pfaffenhofen näher an die Großstädte heran. Dies galt jedoch auch umgekehrt, da die Geschäftswelt in München und Ingolstadt jetzt auch den ländlichen Raum als Absatzmarkt entdeckte. Dies blieb nicht ohne Auswirkungen auf das heimische Gewerbe. Preisdruck durch die

Arbeitsbuch von Gustav Erdle (1887). (Familie Erdle)

neue Konkurrenz erforderte eine bis dahin nicht gekannte Neuausrichtung der Betriebe, um konkurrenzfähig zu bleiben. Um ein Forum zur besseren Präsentation zu schaffen, ergriffen einige Männer die Initiative und hoben die „Gesamtinnung selbstständiger Gewerbetreibender des Amtsgerichts Pfaffenhofen“ aus der Taufe. Eines der zentralen Anliegen der Innung war der Erhalt sicheren Nachwuchses für Handwerk und Gewerbe und der entsprechende Leistungsnachweis durch Ausbildung, Wanderschaft und Abschlußprüfung.

Stempel verschiedener Orte in Schwaben und Württemberg, wo sich Gustav Erdle während seiner Lehrzeit aufhielt. (Familie Erdle)

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Mitgliederzahlen und Lehrlingszahlen der Gesamtinnung aus den Anfangsjahren

1883 44 Mitglieder 1884 69 Mitglieder 48 Lehrlinge aufgenommen 4 Lehrlinge freigesprochen 1885 85 Mitglieder 22 Lehrlinge aufgenommen 8 Lehrlinge freigesprochen 1886 118 Mitglieder 27 Lehrlinge aufgenommen 23 Lehrlinge freigesprochen 1887 125 Mitglieder 21 Lehrlinge aufgenommen 14 Lehrlinge freigesprochen 1888 133 Mitglieder 15 Lehrlinge aufgenommen 6 Lehrlinge freigesprochen

Malermeister Franz Xaver Kunesch, treibende Kraft bei der „Gesamtinnung“ (um 1875). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Bildersammlung) Schuhmacher­ meister Georg Guttmann, Mitbegründer der „Gesamtinnung“ (um 1885). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Bildersammlung)

Titelblatt und Ziel­setzung der „Gesamt-Innung“ von 1883. (Staatsarchiv München, LRA 50022)

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Die erste Gewerbeschau von 1886

Kapitel 2

Am 12. Mai 1886 ergriffen die Offiziellen der Gesamtinnung, Uhrmacher Lorenz Braun, der Gold- und Silberarbeiter Ludwig Lechner als amtierender Bürgermeister der Stadt und Bezirksamtmann Emil Schöller die Initiative und entwickelten ein Konzept für die geplante Gewerbeausstellung. Die Werbung lief auf vollen Touren, alles war schon für die Ausstellung vom 27. Juni bis 4. Juli vorbereitet, als der mysteriöse Tod König Ludwigs II. das ganze Land aufschreckte. Aufgrund dieses tragischen Ereignisses, das alle anderen Themen wochenlang zurücktreten ließ, wurde die Eröffnung der Gewerbeschau auf den 15. August verlegt.

Bürgermeister Ludwig Lechner war einer der Organisatoren der ersten Gewerbeausstellung. (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Bildersammlung)

Anzeige zur Gewerbe­­ ausstellung mit Begleit­ programm aus dem Bezirks-Amtsblatt. Blick über den Hauptplatz (um 1890). (Stadtarchiv Pfaffenhofen a.d.Ilm, Bildersammlung)

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Kapitel 2

Michael Birk eröffnete im Jahr 1889 eine Möbelschreinerei, die er 1892 in die Frauenstraße verlegte. Sein Betrieb entwickelte sich schnell weiter und gab bereits nach wenigen Jahren mehreren Gesellen und Lehrlingen Arbeit (um 1900). (Familie Krammer)

Das Rathaus, Veranstaltungsort der Gewerbeausstellung, die in acht Räumen stattfand (ca. 1880). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Bildersammlung)

Die Resonanz auf die Einladung unter den überwiegend Pfaffenhofener Geschäftsinhabern war groß. 161 Handwerksmeister, aus deren Betrieben 400 Stücke ausgestellt wurden, nahmen an der Schau, die in acht Räumen des Rathauses stattfand, teil und präsentierten ihre Arbeiten. Die Ausstellung diente auch dem handwerklichen Nachwuchs. Lehrlinge und Gesellen konnten erstmals an die Öffentlichkeit treten und ihre Arbeiten zeigen, für manchen bedeutete dies den Sprung in die Selbständigkeit.

Die Ausstellung wurde zu einem großen Erfolg. Bereits an den beiden ersten Tagen wurden mehr als 1.000 Eintrittskarten und über 500 Lose, die den Besuchern Gewinne aus den Ausstellungsstücken versprachen, verkauft. Mehrere Tausend Besucher kamen zur Ausstellung, das entsprach dem Doppelten der damaligen Einwohnerzahl Pfaffenhofens von 3.400.

Ansicht der Maschinenfabrik von Kaspar Stocker aus dem Jahr 1886 mit der Produktpalette, Firmenchef Kaspar Stocker und den Mitarbeitern. (Alois Stocker)

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K apitel 3 Der A nbr uch der Moder ne Un t e r n e h m e n a u s d e r G r 체 n d e r z e i t

die moderne und gr체nderzeit

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Max Stocker mit einem transportablen S채gegatter, wichtigstes Markenzeichen des Unternehmens (1915). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Fotosammlung)

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Zeitspiegel : Maschineneinsatz, technische Erfindungen und der Einzug des elektrischen Stroms kündeten gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine neue Zeit an.

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Erste Unternehmen boten nun in höherer Zahl Arbeitsplätze in Pfaffenhofen. Daneben entstanden auch neue kleinere Betriebe und Firmen, die es bis heute verstanden haben, mit der Zeit zu gehen und auf veränderte Rahmenbedingungen mit neuen Angeboten zu reagieren. Einige von ihnen sollen kurz vorgestellt werden.

Ansicht der Stadt Pfaffenhofen von Nordwesten. Erkennbar sind der Verlauf des alten Stadtkerns und rechts oben die Bebauung im Südosten entlang der Münchener Straße (ca. 1910). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Ansichtskartensammlung )

Kapitel 3

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Kapitel 3

Maschinenfabrik Stocker Die Maschinenfabrik Stocker verlegte ihre Fertigungsstätte vom ursprünglichen Standort bei Mitterscheyern nach Pfaffenhofen in die Münchener Straße, wo am 29. Juli 1886 der Betrieb aufgenommen wurde. Die günstige Lage in Bahnhofsnähe bildete die Grundlage für den Transport der hergestellten Maschinen ins In- und Ausland sowie für eine breite Weiterentwicklung der Angebotspalette des Betriebes. In Pfaffenhofen wurde der Bau von Maschinen für Brauereien, Mühlen, Sägewerke, Zie-

Blaudruck GroSS geleien und andere Unternehmen ausgeweitet. Insbesondere die international bekannten Sägegatter, die sogenannten „Stocker-Gatter“, wurden seit den 1920er Jahren in nahezu alle Kontinente der Erde geliefert. Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Maschinenfabrik Stocker ein wichtiger Arbeitgeber für Pfaffenhofen.

Im Jahr 1911, vor genau 100 Jahren, gründete Adolf Groß die Firma Blaudruck, die sich zunächst der Herstellung von Schürzen, später auch von Hemden widmete. Bald entwickelte sich das Unternehmen zu einem blühenden Betrieb und war im frühen 20. Jahrhundert der größte Arbeitgeber in der Stadt Pfaffenhofen a.d.Ilm. Bis in die 1960er Jahre blieb die Firma „Deutsche Blaudruck“ ein bedeutender Wirtschaftsfaktor der Stadt, ehe internationale Konkurrenz aus Asien mit Billigartikeln das Ende der Produktion in Pfaffenhofen herbeiführte.

Ansicht der Fabrikanlage der „Deutsche Blaudruck GmbH“ von Adolf Groß am Münchener Vormarkt (ca. 1935). (Familie Steidle) Der große Nähsaal des Betriebes (ca. 1935). (Familie Steidle)

Anzeige der Maschinenfabrik Stocker aus dem Jahr 1908, die damals bereits international bekannt war. Ein Sägegatter in der Moos­ burger Straße, gezogen vom Gespann der Spedition Stocker, auf dem Weg zu einem Kunden in den Karpaten (1926). (Alois Stocker)

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Näherinnen beim Zuschneiden (ca. 1935). (Familie Steidle)

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Kapitel 3

Landmaschinenfabrik Stiglmayr Im Jahr 1905 richtete der Schreiner Michael Stiglmayr in der Weiherer Straße ein Geschäft für landwirtschaftliche Maschinen ein. Mit der einsetzenden Motorisierung stellte sich der Firmengründer auch auf die Reparatur und den Verkauf von Motorädern und Automobilen um. Xaver Stiglmayr erwarb in den 1930er Jahren die heutigen Firmengebäude in der Ingolstädter Straße, wo die aufgrund des wachsenden motorisierten Verkehrs notwendige Erweiterung der Räumlichkeiten stattfinden konnte. Heute betreibt dort Martin Stiglmayr unter dem Namen „italsport“ eine Vertragswerkstatt und Autohandlung für Fiat und Alfa Romeo. Xaver Stiglmayr eröffnete im früheren Domizil der IlmgauZeitung in der Ingolstädter Straße eine Reparaturwerkstatt für Landmaschinen und Autos (um 1935). (Martin Stiglmayr)

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Die Anfänge der Landmaschinenfirma Michael Stiglmayr in der Weiherer Straße (1905). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Fotosammlung)

Konditorei Herb Am 16. Mai 1885 etablierte Willibald Herb im Gebäude Hauptplatz 35, das er durch Heirat der Melberstochter Brigitte Häuslmair erworben hatte, eine Konditorei mit Café. Zuvor hatte er beim Pfaffenhofener Konditor Anton Seidl eine Lehre absolviert und dort nach dessen Tod mehrere Jahre die Geschäfte geführt. Die Melberei seiner Schwiegereltern führte er weiter und handelte ab 1887 auch mit Kaffee und Zucker. Durch seine außergewöhnliche Ausbildung, die er bei den besten Adressen in der Schweiz, in Speyer und Stuttgart genossen hatte, baute er das Geschäft schrittweise aus. Sein Sohn Franz übernahm in schwieriger wirtschaftlicher Zeit im Jahr 1922 den Betrieb und bot unter anderem Kinderzwiebackmehl an. Bis zur Geschäftsaufgabe vor weni-

gen Jahren war das historische Haus eine gefragte Adresse für hochwertige Kuchen, Pralinen und Gebäck. Willibald Herb verkaufte in seiner Konditorei auch Tee, Kakao und Schokolade (um 1900). (Familie Herb)

Die stilvolle Inneneinrichtung des Cafés (1922). (Familie Herb)

Werbung für Kinderzwiebackmehl aus dem Hause Herb zur Stärkung der Kleinsten (um 1930). (Familie Herb)

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Prächtig gestaltete Torte aus der Konditorei Seidl, gefertigt anläßlich der Vermählung von Tochter Bertha mit Stadtapotheker August Walter (1895). (Familie Hipp)

Kapitel 3 Die Konditorei und Wachs­ zieherei von Joseph Hipp wenige Jahre nach der Eröffnung. Auch Weine, Liköre und Met gehörten zur Angebotspalette (ca. 1900) (Hans Hipp)

Konditorei und Wachszieherei Hipp Am 11. August 1897 übernahm Joseph Hipp von der Lebzelterswitwe Maria Seidl das traditionsreiche Geschäft am Hauptplatz. Er hatte bereits vier Jahre lang bei ihr als Konditormeister, Lebzelter und Wachszieher gearbeitet. In der vierten Familiengeneration führen heute Hans und Bernadette Hipp die seit über 400 Jahren nachgewiesene Konditorei und Wachszieherei mit Café. Im Jahr 1899 entdeckte Joseph Hipp die Möglichkeit, der Kindernahrung Zwiebackmehl zuzuführen, um Neugeborene – seine Frau Maria brachte damals Zwillingskinder zur Welt – besser durch die ersten Wochen ihres Lebens zu bringen. Dadurch wurde ein neuer

Geschäftszweig erschlossen, der sich so gut entwickelte, dass eine Auslagerung dieser Sparte in größere Gebäude in die Münchener Straße notwendig wurde. Dort hat die Firma Nährmittel HIPP, mittlerweile ein Unternehmen von Weltruf, seitdem ihren Firmensitz.

Seltene Innenaufnahme der Wachszieherei (um 1900). (Familie Hipp)

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Kapitel 3

Bader- und Friseur­ geschäft Blank Im Jahr 1897 zeigte der approbierte Bader Friedrich Blank die Eröffnung seines Geschäftes in der Münchener Straße 15 an. Zu den damaligen Aufgaben der Bader gehörte neben dem Haareschneiden und Rasieren auch das Setzen von Blutegeln und das Zahnreißen. Das Geschäft, der heutige Biostethik-Salon Bauer, befindet sich in der vierten Generation in Familienbesitz.

Anzeige zur Geschäftseröffnung des Baders Friedrich Blank (1897). Friedrich Blank präsentiert sich mit seinen Angestellten vor dem Geschäftslokal in der Münchener Straße (ca. 1905). (Familie Bauer)

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Spedition Kettner Im Jahr 1896 begann Johann Baptist Kettner an der Unteren Stadtmauer ein kleines Unternehmen aufzubauen. Mit einem Wagen, einem Pferd und einem Gehilfen bot er zunächst Gepäcktransporte vom Bahnhof in die Stadt und Transporte innerhalb der näheren Umgebung an. Bald transportierten Johann Kettner und sein Sohn größere und schwerere Ladungen auch in auswärtige Orte. Einen Aufschwung nahm das Unternehmen

nach dem Zweiten Weltkrieg. Die große Nachfrage sowie die Erledigung von Stückguttransporten für die Deutsche Bundesbahn machten die Erweiterung des Fuhrparks notwendig, um alle Touren – seit 1963 mit LKW – fahren zu können. Das Unternehmen, seit 1981 im Gewerbegebiet an der Raiffeisenstraße, wird heute in vierter Generation von der Familie Kettner geführt. Das SchimmelFuhrwerk der Spedition Kettner mit einem Fässertransport im Hof der Schäfflerei Söckler (ca. 1915). (Familie Kettner)

Der Wagen der Spedition vor dem Geschäft von Karl Bauer in der Ingolstädter Straße (ca. 1920). (Familie Kettner)

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Kapitel 3

Kyanisierfabrik und Holzimprägnierung Demel

Wagnerei und Holzbiegerei Haschner

Im Jahr 1904 eröffnete der gelernte Wagner Josef Demel auf der Insel eine Holz-Imprägnier-Anstalt. Insbesondere die Präparierung von Hopfenstangen und Masten für die ­damaligen ISARAmperwerke waren der Grundstock für den florierenden Geschäftsbetrieb. Später kamen eine maschinenbetriebene Holzspalterei und eine Brennmaterialenhandlung dazu. Der Betrieb existierte bis 1985.

Am 14. Januar 1907 erwarben der Wagner Ferdinand Haschner und seine Frau Maria das Haus in der Moosburger Straße 1. Mit dem Einbau eines Ladens in das Gebäude erfuhr der Betrieb, der bereits 1903 in kleinem Umfang gegründet worden war, einen spürbaren Aufschwung. Neben der Wagnerei wurde auch eine Holzbiegerei betrieben, wo Ski, Schlitten und Eisstöcke gefertigt wurden.

Wohnhaus und Betriebs­ gebäude der Firma Demmel (1940). (Frau Demmel)

Neben dem Wagenbau wurden für die nach dem Ersten Weltkrieg im Bezirk aufkommenden Automobile und Lastwagen Karosserieauf bauten angeboten. Neben der Holzverarbeitung wurde früher auch ein Kolonialwarengeschäft betrieben, später mit Feinkost gehandelt. Der Schreinerbetrieb ist heute in der vierten Generation in Familienbesitz.

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Schaufensterauslage des Ladengeschäfts Haschner. (Familie Haschner)

Innenaufnahme der Werkstatt (um 1920). (Familie Haschner)

Eine Spezialität der Wagnerei Haschner war der Wagenbau, bei dem Holzaufbauten auf die Fahrgestelle der ersten Automobile und Kleinlaster aufgesetzt wurden (um 1920). (Familie Haschner)

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Kapitel 3

Schuhgeschäft Walter Im Jahr 1907 gründete Bartholomäus Walter ein Schuhmachergeschäft in der Frauenstraße 18. Im Jahr 1937 erweiterte sein Sohn Albert den Betrieb um ein Verkaufsgeschäft und widmete sich der Orthopädieschuhmacherei. Der Enkel des Firmengründers, Schuhmachermeister Helmut Walter, legte den Schwerpunkt des Geschäfts ab 1963 auf den Verkauf von Bequemschuhen. In vierter Familiengeneration führen nun seit 2003 Angelika und Kornelia Walter das 1998 komplett neu gestaltete Geschäft. Ausstellungsstand der Schuhmacherei von Bartholomäus Walter auf der Gewerbeschau des Jahres 1921. (Familie Walter)

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Bekleidungshaus Krieglmeier/Westermeier

Meisterbrief von Albert Walter aus dem Jahr 1926. (Familie Walter)

Im Jahr 1908 erwarb der Schneidermeister Andreas Krieglmeier von seinem Berufskollegen Max Lorenz, für den er bis dahin als Zuschneider tätig war, das Geschäftshaus in der Frauenstraße. Er führte Herren- und Knabenkonfektion und spezialisierte sich auf Maßschneidereien. Durch den Erwerb des Nachbarhauses konnte das expandierende Geschäft nach einem Neubau im Jahr 1911 in zusätzlichen Räumlichkeiten betrieben werden. Bis heute befindet sich das Bekleidungshaus in Familienbesitz.

Die Anfänge des Modehauses Krieglmeier als Herrenbekleidungsgeschäft in der Frauenstraße (ca. 1910). (Familie Westermeier)

Der ansprechend dekorierte Stand des Modehauses auf der Gewerbeschau 1921. (Familie Westermeier)

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Kapitel 3

Spenglerei Götz Am 16. März 1914 erwarben Spenglermeister Ludwig Götz und seine Frau Maria das Anwesen Hofberg 9, in dem Ludwig Weidlein bereits eine Spenglerei betrieben hatte und insbesondere mit Feuerwehrhelmen, Grableuchten und Laternen erfolgreich war. Ludwig Götz lieferte Gebrauchsgegenstände aus Blech und lieferte bald die in Mode kommenden modernen „Badeöfen“ an.

Werbeanzeige der Bauspänglerei Ludwig Götz (undatiert).

Anton und Annemarie Götz, die 1951 den Betrieb übernahmen, legten ihr Augenmerk zunehmend auf den Heizungsbau. Peter Götz verlegte den Geschäftssitz des Unternehmens im Jahr 1979 in das Gewerbegebiet an der Joseph-Fraunhofer-Straße, wo er und sein Sohn Alexander die Geschäfte führen. Die Spenglerei von Ludwig Götz am Hofberg mit der reichhaltig gefüllten Schaufensterauslage (um 1920). (Familie Götz)

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Alt und neu – Eine Schafherde weidet vor dem „neuen“ Schlachthof, im Hintergrund die Villa Müller in der Weiherer Straße (um 1920). (Familie Bergmeister)

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K apitel 4 D i e G e w e r b e -P r o d u k t e n s c h a u v o n 19 2 1 We c h s e l v o l l e Ja h r z e h n t e f ü r d e n M i t t e l s t a n d – K r i s e nj a h r e , E r s t e r We l t k r i e g 19 1 4–19 18 u n d e i n N e u a n f a n g 19 2 1

krisenjahre und neuanfang

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Die Amperwerke versorgten seit der Jahrhundertwende Pfaffenhofen mit elektrischem Strom und schufen damit die Grundlage für technische Neuerungen bei den Unternehmen (ca. 1908). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Ansichtskartensammlung)

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Zeitspiegel : Die Jahre zwischen den Gewerbeschauen von 1886 und 1921 sollten sich als die turbulentesten und am stärksten von Krisen durchzogenen erweisen, die die Geschäftswelt in Pfaffenhofen bis dahin erlebt hatte.

1891 Zweigleisiger Ausbau der Eisenbahnlinie 1898 Bau einer elektrischen Anlage durch die Süddeutschen Wasserwerke

1896 Kreditskandal der Geschäftsfrau Kopf in Pfaffenhofen, die durch zweifelhafte Kreditgeschäfte Privat- und Geschäftsleute um deren Ersparnisse bringt und in Einzelfällen deren Existenz gefährdet.

1899 Fertigstellung des neuen Bezirksamtes 1899 Die elektrische Beleuchtung hält in Pfaffenhofen Einzug 1899 Erste öffentliche Telefonanstalt mit 10 Anschlüssen 1910 Fertigstellung des städtischen Schlachthofs 1915 Pfaffenhofen wird Garnisonsstadt

Rekrutenvereidigung auf dem oberen Hauptplatz (1915). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Ansichtskartensammlung)

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1907 Drohende Konkurrenz aus der Großstadt durch ein geplantes großes Warenhaus, das jedoch nicht realisiert wird. ab 1907 Politische Parteien (katholisches Zentrum, Liberale und Sozialdemokraten) thematisieren unter anderem die Wirtschaftspolitik und werben um die Gunst der Wähler.

Kapitel 4

1908 Der sogenannte „Holzbauer“-Skandal sorgt abermals durch risikoreiche Kreditgeschäfte eines Unternehmers in Pfaffenhofen für eine massive Bedrohung von Geschäftsleuten; als einer der damals größten Arbeitgeber ist die Firma Blaudruck König am Münchener Vormarkt am stärksten betroffen und muß ihre Produktion einstellen; auch die Kreditkasse der Gesamtinnung und verschiedene Firmen geraten in existenzielle Gefahr, durch das eingeleitete Konkursverfahren können jedoch die meisten Unternehmen ihren Geschäftbetrieb wieder aufnehmen. 1914 bis 1918 Der Erste Weltkrieg bringt bereits im zweiten Jahr ein Erliegen der wirtschaftlichen Tätigkeit, erheblichen Rohstoffmangel und fehlende Artikel des Grundbedarfs und führt zur

Ausgabe von Lebensmittelkarten; Pfaffenhofen wird Garnisonsstadt und das Geschäftsleben kommt nahezu zum Erliegen. Am Ende des Ersten Weltkriegs stand die heimische Wirtschaft vor dem Nichts. Die Betriebsinhaber waren als Soldaten über Jahre im Krieg, die Frauen mußten sich unter schwierigsten Bedingungen um Geschäft und Familie kümmern. Bei Kriegsende war die gesamte Wirtschaft zusammengebrochen, es gab weder Rohstoffe noch Arbeitsplätze. Ungeachtet dessen machten sich in den Jahren nach 1919 jedoch unermüdliche Unternehmer daran, neue Betriebe zu gründen, die wichtige Arbeitgeber wurden und zum Teil bis heute bestehen.

Eine Postkutsche hält vor dem Schreibwarengeschäft von Leonhard Krammel am Hauptplatz (Juli 1915). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Ansichtskartensammlung)

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Anzahl der Gesellen gröSSerer Betriebe in Pfaffenhofen im Jahr 1903

38

Färber & Blaudruck Ludwig König

4

Bäcker Castulus Bergmeister

Sägewerk Pedrotti

33

Maschinenfabrik Alois Stocker

4

Schäffler Mathias Ingerl

8

Brauer Michael Amberger

4

Schreiner Johann Karg

5

Schreiner Michael Birk

4

Metzger Josef Schmittner

Nach dem Ersten Weltkrieg gründete Alois Pedrotti an der äußeren Münchener Straße ein Säge- und Hobelwerk, das bereits im Lauf der folgenden Jahre ein wichtiger Arbeitgeber der Region wurde.

5

Kupferschmied Michael Dotterweich

4

Pflasterer Jakob Thallmair

5

Kunstanstalt Josef Kiermeier, vormals Balthasar Kraft

Maßnahmen zum Erhalt der Arbeiterdisziplin. (Stadtarchiv Pfaffenhofen Nr. 3079)

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Kapitel 4

Arbeitsordnung der Firma Blaudruck König, einem der größten Arbeitgeber im frühen 20. Jahrhundert. (Stadtarchiv Pfaffenhofen Nr. 3079)

Langholzfuhrwerk beim Ab­ laden zur weiteren Bearbeitung der Stämme (um 1930). (Familie Blähser)

Spezialität des Unternehmens war die Fertigung von Eisenbahnschwellen in großem Umfang und der Handel mit Grubenholz für den Kohleabbau in Nordrhein-Westfalen.

Das Sägewerk von Alois Pe­ drotti an der ­äußeren Münchener Straße (um 1930). (Familie Blähser)

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Die „Gewerbe-Produktenschau“ von 1921 – Unternehmerische Initiative im Umfeld inflationärer Tendenzen

Kunstschlosserei Bachthaler Im Jahr 1920 richtete der Schmiedmeister Ludwig Bachthaler in der Auenstraße in Pfaffenhofen ein Huf beschlag- und Wagenbaugeschäft ein. Durch die wirtschaftlich katastrophalen Folgejahre mit der Inflation von 1923 hindurch gelang es ihm, sein junges Unternehmen am Markt zu halten und auszubauen. Der bis heute bestehende Betrieb, weiterhin in Familienbesitz, hat mittlerweile im Gewerbegebiet am nördlichen Ortsrand mit neuen Räumen der gewachsenen Nachfrage Rechnung getragen. Die Anfänge des Geschäfts von Ludwig Bachthaler in der Auenstraße (ca. 1920). (Familie Bachthaler) Ludwig Bachthaler und seine Mitarbeiter in der Werkstatt zur Anfangszeit des Betriebes (um 1920). (Familie Bachthaler)

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Die dramatische Notsituation nach dem Weltkrieg in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht ließ einige Männer unter der Federführung des Maschinenfabrikanten Alois Stocker nicht ruhen. Sie machten sich an die Organisation einer Gewerbeschau in Pfaffenhofen, die sie mit Zustimmung der Stadt und der Regierung von Oberbayern in der JosefMaria-Lutz-Schule, der damaligen Knabenschule, abhalten durften. Bereits ab Februar liefen die Vorbereitungen für die Leistungsschau des heimischen Gewerbes, die von 6. bis 16. August stattfand. Die starke Teilnahme der ortsansässigen Firmen ließ die „Produktenschau“ – wie sie damals offiziell betitelt wurde – zu einem groWerbeaufruf der Firma Stiglmayr zum Besuch der Gewerbeschau 1921.

Kapitel 4

ßen Erfolg werden und machte die wiedergewonnene Leistungsfähigkeit der Wirtschaft wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg deutlich. Die angespannte wirtschaftliche und soziale Lage nach dem Ersten Weltkrieg war Thema der politischen Parteien. Der „sozialdemokratische Verein“ rief die gesamte Bevölkerung zur Informationsveranstaltung in den Müllerkellersaal.

Bereits bald nach ihrer Gründung agierte die „Natio­nalsozia­ listische Deutsche Arbeiter­ partei“(NSDAP) in Pfaffenhofen und versuchte, die Massen zu mobilisieren.

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Prächtiger Blick über die Produkte der ausstellenden Firmen. Links zu sehen sind Artikel der Elektro­firma Wittmann, ein Sägegatter und Zahnräder der Maschinenfabrik Stocker, Hufeisen von Hufschmied Joseph Furtmayr (hinten); rechts stehen Fässer der Schäfflerei Ingerl, Arbeiten von Sattler Burkhart und dahinter Kutschen und Wagen der Firma Haschner (1921). (Alois Stocker)

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Kapitel 4

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Impressionen von der „Gewerbe-Produktenschau“ 1921

Kapitel 4 Wannen und Behältnisse stellte die Schäfflerei Ludwig Ingerl aus. (Alois Stocker)

Ludwig Götz erhielt für die Arbeiten aus seinem Betrieb eine hohe Auszeichnung durch die Preisrichterkommission. (Familie Götz) Die Schuh­ macher-Innung, vertreten durch Benno Sommer und Bartholomäus Walter. (Familie Walter)

Der ansprechend deko­ rierte Stand der Bäckerei Bergmeister. (Familie Bergmeister)

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Aufruf des Vorstandes der „Gesamt-Innung“ zur Auflösung des Vereins und zur nachfolgenden Gründung eines „Gewerbevereins Pfaffenhofen“ (1921).

Mit mehreren Wagen und Kutschen präsentierte Ferdinand Haschner seinen Betrieb. (Familie Haschner)

Blick über die Ausstellungsstände in der Turnhalle der Knabenschule (1921). (Stadtarchiv Pfaffenhofen a.d.Ilm, Bildersammlung)

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K apitel 5 Vo n d e n „G o l d e n e n Z w a n z i g e r n“ b i s z u m Z w e i t e n We l t k r i e g – D i e B e d e u t u n g d e r e r s t e n Vo l k s f e s t e u n d d i e H a n d w e r k s w o c h e 193 5

die zwanziger und dreißiger jahre

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Transport der Bierfässer beim „Müllerbräu“ (um 1930). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Bildarchiv)

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Zeitspiegel : Nur ein Jahr nach der Gewerbeschau des Jahres 1921 kam es in wirtschaftlicher Hinsicht zur Katastrophe.

Rekord-Inflation im Jahr 1923 Im Lauf des Jahres 1922 nahm die Geldentwertung als Resultat der Rüstungspolitik des Ersten Weltkrieges mit einem immensen Finanzvolumen und der politisch unsicheren Verhältnisse immer mehr zu und mündete in eine Hyperinflation. Der Kurs des US-Dollar stieg am 20. November 1923 auf unglaubliche 4,2 Billionen Mark, die Stadt Pfaffenhofen ließ wie andere Kommunen eigenes „Notgeld“ drucken. Mit der Einführung der Rentenmark als neuer Währung wurde zwar eine stabile Währung geschaffen, die Ersparnisse der Bevölkerung jedoch waren vernichtet.

Die Brauereianlagen der 1922 gegründeten „Brauhaus AG“ (um 1930). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Ansichtskartensammlung)

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Kapitel 5 Werbung der Pfaffenhofener Brauereien und der Konditoreien Herb und Hipp (ca. 1932). (Stadtarchiv Pfaffenhofen)

Strukturwandel im Brauerwesen Pfaffenhofens Aktie der Brauhaus AG aus dem Jahr 1922 mit nachgetragenen Stempeln im Zuge der späteren Währungsumstellung auf Goldmark und Reichsmark. (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Nr. 3151)

Im Zuge der Wirtschaftskrise 1922 beschlossen die Besitzer von vier Pfaffenhofener Traditionsbrauereien, sich zusammenzuschließen und zu fusionieren: Sebastian Urban, ­Josefa Niedermayr, Theo Hirschberger und Benno Mayr firmierten nun gemeinsam unter der Bezeichnung „Brauhaus Pfaffenhofen AG“. Alle Arbeiter wurden übernommen und alle Lokalitäten von der Brauhaus AG weiterhin betrieben. Neben diesem Zusammenschluß bestanden noch zwei weitere große Brauereien in Pfaffenhofen fort. Die Brauerei Amberger bestand bis 1970, Bier vom „Müllerbräu“, seinerzeit „Erstes Haus am Platze“, gibt es bis heute. Gasthof und Hotel Müllerbräu (um 1935). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Ansichtskartensammlung)

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Transport der Bierfässer beim „Müllerbräu“, Teil 2 (um 1930). (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Bildarchiv)

Kapitel 5

Kurze Phase des Aufschwungs Wirtschaftlich ging es vorübergehend aufwärts, viele Geschäfte erholten sich und konnten sich sogar erweitern. Die politischen Verhältnisse in der „Weimarer Republik“ (1918–1933) dagegen waren nicht stabil. Gegen Ende der 1920er Jahre – verbun-

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Auszeichnung für Thomas Würfl anläßlich der Landwirtschaftlichen Bezirksausstellungen, die auf dem Volksfest im September 1929 zum Programm gehörten. (Nachlaß Würfl)

den mit einer neuerlichen Wirtschaftskrise – nahm die Radikalisierung auf dem rechten und linken Flügel im Parteienspektrum zu und mündete wenige Jahre später in die diktatorische Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten.

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Luftaufnahme von Pfaffenhofen mit dem bereits bebauten „Beamtenviertel“ (ca. 1930). (Familie Haschner)

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Kapitel 5

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Zeitspiegel : Volksfest 1929, Wirtschaftskrise und Nationalsozialismus – Der Mittelstand in wechselvollen Jahren

Kapitel 5

Aufruf der Metzger – stellvertretend für die anderen Gewerbe in Pfaffenhofen – das heimische Gewerbe zu fördern und nicht „Großstadt-Flilialen, die Totengräber des deutschen Mittelstands“ zu unterstützen (1935).

Vor diesem schwierigen Zeithintergrund gelang es den Verantwortlichen in Pfaffenhofen, diesmal waren Bürgermeister Grabmair und der Stadtrat die Initiatoren, eine mehrtägige Veranstaltung zu organisieren: Das „1. Hallertauer Oktoberfest“, der Beginn der Pfaffenhofener Volksfeste. Ein Bestandteil des Veranstaltungskalenders war eine Schau landwirtschaftlicher Maschinen und die Präsentationsmöglichkeit für das einheimische Handwerk und Gewerbe. Wenige Wochen darauf kam es mit dem sogenannten „Schwarzen Freitag“ an der New Yorker Börse zu einem Kollaps der Weltwirtschaft. Die deutsche Wirtschaft, die in den 1920er Jahren vor allem mittels amerikanischer Kredite und nicht mit Eigenkapital in Schwung gekommen war, war deshalb am stärksten vom Börsencrash betroffen. Die Arbeitslosenzahlen stiegen – bedingt durch Entlassungen in den Betrieben – massiv an und Die Pfaffenhofener Antwort auf „Die drei von der Tankstelle“ geben Adolf Stiglmayr (re.) und Xaver Hipp (mi.) sowie ein namentlich nicht bekannter Mechaniker. (Martin Stiglmayr)

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Sonderausgabe der „Ilmgau-Zeitung“ anläßlich der Handwerkswoche 1935. (Stadtarchiv Pfaffenhofen, Zeitungsarchiv)

erreichten in Deutschland eine Zahl von sechs Millionen. Diese Situation war der Nährboden für radikale Parteien wie die NSDAP, die mit der Machtübertragung am 30. Januar 1933 die Regierungsgewalt in Deutschland erhielt. Der Umbau des Systems der Weimarer Republik in eine Diktatur ab 1933 und eine aggressive Außenpolitik führten in den Zweiten Weltkrieg (1939–1945) mit der vollständigen Niederlage Deutschlands und dem Ende des Dritten Reichs. In wirtschaftlicher Hinsicht konnten die Nationalsozialisten bei der Bevölkerung durch den Rückgang der Arbeitslosigkeit große Erfolge verbuchen. Geplante Arbeitsbeschaffungsprogramme und sogenannte „Arbeitsschlachten“ brachten Programme zur Förderung der Wirtschaft und zum Abbau der Arbeitslosigkeit. Die Metzger­ innung von Pfaffenhofen präsentiert sich vor der Metzgerei Krammer (1935). (Familie Krammer)

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K apitel 6 W i r t s c h a f t s w u n d e r, „Ö l s c h o c k “ u nd Wiederer stehen der G ewerbeschauen i n P faf fen hofen

neuanfang und ein wunder

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Motorisierter Aufbruch in eine neue Zeit (50er Jahre).

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Zeitspiegel : Das Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 markierte den Beginn der US-amerikanischen Besatzungszeit und brachte in wirtschaftlicher Hinsicht einen Neuanfang bei Null.

Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg Die Jahre der Militärregierung (bis 1949) waren noch geprägt von immenser Wohnungsnot durch den Zuzug von Heimatvertrie­ benen und Flüchtlingen, Rohstoffmangel, einer wertlos gewordenen Währung, die vom Schwarzmarkt verdrängt wurde, aber auch gekennzeichnet vom Bestreben der Amerikaner, wieder demokratische Strukturen in Deutschland aufzubauen.

Währungsreform und Wirtschaftswunder Einen Aufschwung leiteten erst die Währungsreform von 1948, die jedoch die Sparer durch nachteilige Umtauschquoten erheblich schädigte, und das Wirtschaftskonzept der „Soziale(n) Marktwirtschaft“ von Ludwig Erhard ein. Sie waren Voraussetzung für das Mitte der 50er Jahre stattfindende „Wirtschaftswunder“, das in der Folgezeit den Betrieben volle Auftragsbücher brachte und in die Vollbeschäftigung führte.

Kapitel 6

Bis in die 1970er Jahre hinein kannte man, bis auf eine kleine Konjunkturdelle 1966/67, nur wirtschaftliches Wachstum, Vollbeschäftigung und (noch) keine „Grenzen des Wachs-

tums“, die eine Studie des Club of Rome aus dem Jahr 1972, ein Jahr vor der Ölkrise 1973, thematisierte. Kinowerbung zur Blütezeit der Lichtspielhäuser nutzten zahlreiche Firmen in Pfaffenhofen (50er Jahre).

Die Werbe­ broschüre der Stadt Pfaffenhofen aus dem Jahr 1959 stellte die Vorzüge der Stadt vor und warb mit einer Vorstellung der heimischen Betriebe in Wort und Bild. (Stadtarchiv Pfaffenhofen)

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71


Zeitspiegel : Der Ölschock 1973, die Krise des Mittelstands und die Wiedergeburt der Gewerbeschau

Die Auswirkungen der Ölkrise vom Herbst 1973, in Erinnerung geblieben durch die autofreien Sonntage im November – wirkten sich auch auf den Mittelstand in Pfaffenhofen aus. Umsatz und Absatz gingen zurück, es kam zu Entlassungen von Mitarbeitern und Geschäfte mußten schließen.

Rundgang anläßlich der Eröffnung der Pfaffenhofener Gewerbeschau im Mai 1976 mit: vorne von links: Staatsminister Dr. Hans Eisenmann, Johann Drittenpreis, 1. Vorsitzender des Gewerbevereins Pfaffenhofen, und 1. Bürgermeister Anton Schranz. (Archiv Donaukurier, Lokalredaktion Pfaffenhofen)

Kapitel 6

Der Gewerbeverein Pfaffenhofen, 1949 wieder gegründet, wiederholt umstrukturiert und neu belebt, machte sich unter der Führung von Johann Drittenpreis Mitte der 1970er Jahre daran, erstmals nach 55 Jahren wieder eine Gewerbeschau zu initiieren. Im Mai 1976 wurde den einheimischen Firmen,

Behörden und Dienstleistern auf dem Volksfestplatz Pfaffenhofen Gelegenheit zur Präsentation des Leistungsspektrums gegeben. Die damalige Schau war der Auftakt zu den seitdem in zweijährigem Turnus stattfindenden Gewerbeschauen. Druckerei Prechter mit den in Mode kommenden Taschenrechnern. (Familie Hans Prechter) Stand vonSchuhmachermeister Albert Walter. (Familie Walter) Eröffnung der Gewer­ beschau Mai 1976. (Archiv Donaukurier, Lokal­ redaktion Pfaffenhofen)

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K apitel 7 Vo n d e r G e w e r b e s c h a u ü b e r d i e „ H a l l e r t a u e r M e s s e“ z u r „ N e u e n M e s s e P f a f f e n h o f e n“

drei namen eine idee

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Reger Besuch und gute Gespräche auf der „Hallertauer Messe“ des Jahres 2009 (Werbeagentur Nowak)

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Zeitspiegel : Mit dem Erfolg der Gewerbeschau des Jahres 1976 war das Signal gegeben, diese Veranstaltung künftig in zweijährigem Turnus durchzuführen.

Erste Werbe­ broschüre des Gewerbevereins Pfaffenhofen aus dem Jahr 1980. (Stadtarchiv Pfaffenhofen)

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Seitdem erfolgte technische Innovationen wie der Einzug der EDV, die Nutzung des Internets und computergestützter Netzwerke stellten und stellen in den letzten Jahrzehnten an den Unternehmer von heute neue Anforderungen, bieten aber auch Chancen, um am hart umkämpften Markt bestehen zu können.

sellschaft Pfaffenhofen an der Ilm (WSP)“ und dem „Energie- und Solarverein“ sind Zeichen der Weiterentwicklung der einstigen Gewerbeschauen der früheren Jahre. Mit den historischen Vobildern gemeinsam hat die „Neue Messe“ das Bestreben, die heimische Geschäftswelt sowie den Standort und die Region Pfaffenhofen wirtschaftlich zu stärken.

Die Änderung des Namens der Gewerbeschau im Jahr 1994 in „Hallertauer Messe“ und die erstmalige Abhaltung der Messe im Jahr 2011 auf der „Hopfenmeile“, jetzt unter den Namen „Neue Messe Pfaffenhofen“, durch Rainer Nowak als Veranstalter mit den Hauptpartnern „Wirtschafts- und Servicege-

Das Leitmotiv „Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung“ knüpft an das Anliegen der ersten Gewerbeschau von 1886 an: Produkte aus heimischen Betrieben bekannt zu machen, Dienstleistungen ortsansässiger Anbieter vorzustellen und den Raum zwischen den Metropolen München und Ingolstadt zu stärken und als eigenständigen Wirtschaftsraum zu positionieren. Das Musikhaus Franz-Felix Gary wartete auf der Schau des Jahres 1982 mit flotten Melodien auf. (Archiv Donaukurier, Lokalredaktion Pfaffenhofen)

Kapitel 7

Eröffnung der Gewerbeschau des Jahres 1982 mit Metzgermeister Ludwig Krammer, der Hallertauer Hopfenkönigin des Jahres 1981 Brigitte Schulmayr und Staatsminister Dr. Hans Eisenmann an vorderster Front. (Archiv Donaukurier, Lokalredaktion Pfaffenhofen)

Einzug der Stadtkapelle anläßlich der Gewerbeschau 1988. (Archiv Donaukurier, Lokalredaktion Pfaffenhofen)

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Impressionen von 1988 bis 2009

Kapitel 7

Das Außengelände diente der Präsentation von Automobilen und Landmaschinentechnik und erinnert damit an die früheren Leistungsschauen auf den Volksfesten (1988). (Archiv Donaukurier, Lokalredaktion Pfaffenhofen)

Die Stadt Pfaffenhofen mit Inge Stadler, Josef Schrag und 1. Bürgermeister Prechter stellte auf der „Milleniumsmesse“ ihren Internet-Auftritt vor (2000). (Elisabeth Benen)

Gefüllte Ränge auf der Messe des Jahres 2005. (Werbeagentur Nowak)

CB Green als Stargast auf der Messe im Jahr 2005. (Elisabeth Benen)

Programmteil der Schauen ab 1976 waren HubschrauberRundflüge über die Stadt und die nähere Um­ gebung, die die Besucher gewinnen konnten (1988). (Archiv Donau­kurier, Lokalre­­daktion Pfaffenhofen)

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„Isar-Indianer“ Willy Michl zu Gast auf der Hallertauer Messe 1996. (Archiv Donaukurier, Lokalredaktion Pfaffenhofen)

„Auf gutes Gelingen!“ stoßen an: Rainer Nowak, 2. Bürgermeister Albert Gürtner, Brauereibesitzer Fritz Müller, Wirtschaftsreferent Markus Käser und Claudia Nowak von Fit4Lifestyle. (Elisabeth Benen)

Erster Bürgermeister Thomas Herker und Messeveranstalter Rainer Nowak auf der Messe 2009. (Elisabeth Benen)

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Beeindruckende Luftaufnahme des Messegel채ndes 2005. (Werbeagentur Nowak)

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Kapitel 7

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Quellenverzeichnis

Staatsarchiv München

StaDTarchiv Pfaffenhofen

Bestand Landratsämter: 50017 Förderung des Handwerks, Genossenschaftswesen 1898–1926 50019 Errichtung von Handwerkskammern 1899–1900 50020 Neubildung der Handwerkskammern 1908–1933 50022 Innungswesen 1888–1945 50023 Gründung einer Gesamt-Innung für den Amtsgerichtsbezirk 1883–1928 50043 Formation der Gewerbevereine 1862–1863 50044 Auflösung der Gewerbevereine 1868–1869

Nr. 078 Berufs- und Betriebszählungen 1882–1925 Nr. 849 Die Gewerbeausstellung pro 1886 Nr. 865 Gewerbeausstellung 1921 Nr. 2686 Die gewerbliche Innung von Pfaffenhofen 1884–1904 Nr. 3079 Firmenakt Blaudruck und Färberei Ludwig König 1899–1908 Nr. 3140 Verzeichnis der in der Stadt betriebenen Gewerbe und wohnhaften Gewerbetreibenden 1890 Nr. 3151 Fusion von vier Brauereien in Pfaffenhofen 1922

50046 Bezirksgewerbeausstellung Pfaffenhofen 1921–1922

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Viel Publikumsverkehr an den Ständen der Messe im Jahr 2007. (Werbeagentur Nowak)

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Herausgeber: Stadt Pfaffenhofen und Galli Verlag + Vertrieb GmbH Redaktion und Autor:

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist in der Ge-

Andreas Sauer M. A.

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85298 Scheyern

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125 Jahre – Gewerbeschau Pfaf fenhofen

Chronik der Gewerbeschau P faf fenhofen

hundert fünfund zwanzig jahre 1886 –2011

Galli Verlag Autor A ndreas Sauer


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