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Hinausschauen

26 globale Entwicklungen und die Schweiz

Jeter un regard vers l’extérieur :

26 défis globaux et la Suisse

Herausgegeben von

Anna Stünzi

Anna-Lina Müller

Markus Herrmann

Benno Zogg

Aurèle Cotton

Ueli Staeger NZZ

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Korrektorat: Ricarda Berthold, Freiburg i. Br.

Umschlag: Katarina Lang Book Design, Zürich

Gestaltung, Satz: Claudia Wild, Konstanz

Druck, Einband: CPI books GmbH, Leck

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

ISBN Print 978-3-907396-39-1

ISBN E-Book 978-3-907396-52-0 www.nzz-libro.ch

NZZ Libro ist ein Imprint der Schwabe Verlagsgruppe AG.

Danksagung

Dieses Buch ist das Schlussergebnis eines unglaublichen Efforts von ehrenamtlichen Autor:innen und Editor:innen sowie vielen Helfer:innen im Hintergrund. Wir danken Markus Herrmann für die initiale Idee und das Grundkonzept.

Ein grosses Dankeschön geht an Andreas Müller, Salomé Eggler, Patrick Renz und Léa Suter für die hilfreichen Inputs und Kommentare zum Konzept und Aufbau des Buches. Des Weiteren danken wir Florence Balthasar herzlich für den ersten Review des Buches. Auch möchten wir uns bei Darius Farman, Amani Bathily, Riccardo Bussmann und Andrina Schmitz für die gesamte Unterstützung im Prozess bedanken. Nicht möglich gewesen wäre dieses foraus-Buch zudem ohne die grosszügige finanzielle Unterstützung der Kairos-Stiftung und der Sunflower Stiftung. Herzlichen Dank!

Cet ouvrage est le produit d’un grand effort collectif de la part d’auteur.e.s. et d’éditeur.ice.s bénévoles, ainsi que de nombreuses personnes de la communauté foraus. C’est à Markus Herrmann que nous devons toutefois l’idée initiale et le concept de base.

Nos remerciements vont tout d’abord à Andreas Müller, Salomé Eggler, Patrick Renz et Léa Suter pour leurs suggestions pertinentes et leurs commentaires judicieux quant à la structure et au concept du présent livre. Nous remercions également chaleureusement Florence Balthasar pour sa première révision complète de l’ouvrage. Darius Farman, Amani Bathily, Riccardo Bussmann et Andrina Schmitz nous ont apporté leur soutien précieux durant tout le processus de rédaction. Enfin, ce livre n’aurait pas vu le jour sans le généreux soutien financier de la KairosStiftung et de la Sunflower Stiftung. Un grand merci !

Disclaimer

Die Buchkapitel geben jeweils die persönliche Meinung der Autor:innen als engagierte Mitglieder der Zivilgesellschaft wieder. Sie repräsentieren keine Position ihrer Arbeitgeber:innen oder des Vereins foraus.

Les chapitre du livre reflètent l’opinion personnelle de leurs auteur.e.s en tant que membres engagé.e.s de la société civile. Ils ne représentent pas la position de leurs employeur.euse.s respectif.ve.s ou celle de l’association foraus.

Einleitung

Editorial Board

Globale Entwicklungen und Herausforderungen …

Derzeit scheinen mehrere, sich verstärkende Krisen gleichzeitig über die Welt hereinzubrechen und der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft den Schlaf zu rauben. Manche wünschen sich, nach einer Pandemie erstmal in Ruhe alles «zum Alten» rücken zu können: Dass Tourist:innen wieder im Tiefschnee ihren Skiurlaub geniessen können und man erst später über die Anpassung an die globale Erwärmung diskutiert. Dass der Welthandel brummt und die Lieferfristen bei Aliexpress und Amazon wieder bei wenigen Tagen liegen. Dass die Friedensdividende hoch und die Energierechnung niedrig ist.

Ob es uns gefällt oder nicht: Die Welt befindet sich stetig im Wandel. Das ist nicht neu. Klar aber ist: Die globale Gemeinschaft steht aktuell vor enormen Herausforderungen und vielen ungelösten Fragen. Einige davon – wie das Artensterben – sind menschengemacht und viele Risiken und notwendige Massnahmen wären bekannt. Pandemien wurden zwar in Szenarien vorhergesagt, doch COVID-19 erwischte uns trotzdem mit überraschender Wucht. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine entsetzt und wirft Fragen auf, mit denen wir uns lange nicht beschäftigt haben. Die globale Gemeinschaft ist immer noch global, aber immer weniger «Gemeinschaft» – Multilateralismus und internationale Institutionen sind vielerorts in der Krise. Stattdessen bilden sich rivalisierende Blöcke.

Schon nur eine dieser Herausforderungen zu ignorieren ist problematisch. Denn diesen Entwicklungen kann nicht getrennt voneinander begegnet werden. Sie sind auf komplexe Art und Weise miteinander verbunden. Die Herausforderungen sind grösstenteils global und ihre Vorund Anzeichen manifestieren sich in vielerlei Regionen und Themen. An bereits überholten Szenarien festzuhalten ist keine Option.

… die Schweiz ist mittendrin. Die globale Erwärmung beeinflusst das Klima in der Schweiz überproportional. Finanzdienstleistungen, Rohstoffhandel und Pharmazie sind gewichtige, global ausgerichtete Wirtschaftsbranchen. Das internationale Genf verkörpert die humanitäre Tradition und die multilaterale Mitarbeit der Schweiz. Aber während das Land global so vernetzt und mobil ist wie wenige andere, sind wir in der Schweiz erstaunlich zurückhaltend darin, globale Entwicklungen und Herausforderungen zu beobachten, zu erkennen und zu diskutieren.

Die Schweiz nimmt in aussenpolitischen Diskussionen oft eine von zwei «Igelperspektiven» ein. Entweder wird eine vollständige Souveränität proklamiert. Dies beruht auf einer Überschätzung der eigenen Möglichkeiten, beispielsweise, wie frei die Schweiz ihre Position unter dem Druck der Weltmächte einnehmen kann. Oder sie wählt ein bewusstes oder unklar begründetes Verstecken in der Rolle als Kleinstaat, dessen Entscheidungen den Dreh der Welt ohnehin nicht beeinflussen können. Das kann daran liegen, dass die aussenpolitische Diskursstruktur in der Schweiz – wie anderswo oft auch – letztlich sehr gegen innen gerichtet ist. Wie viele Think Tanks tragen genuin aus äusseren Entwicklungen fokussierte Analysen in die Debatte hinein? Wie viele Korrespondent:innen decken die internationale Berichterstattung in Schweizer Medien ab? Wie stark wird das Wissen des Privatsektors zur internationalen Politik genutzt? Wie viel Auslandserfahrung, -perspektiven und -netzwerke haben wichtige Akteur:innen in der Schweizer Aussenpolitik tatsächlich? Abstrakter gefragt: Wie viele Informationen und fundierte Analysen zu globalen Entwicklungen dringen überhaupt in den Schweizer Diskurs? Besteht nicht oft die Gefahr, dass wir sogleich mit «Schweizer Linse» filtern, Positionen ergreifen und moralisieren, und uns damit von externen Sachverhalten und Diskursen abschneiden?

Es gibt in unseren Augen die Tendenz, bei globalen Entwicklungen und Herausforderungen auf den «Schweiz-Anteil» – im Sinne von Betroffenheit und Handlungsfähigkeit – zu fokussieren und diesen entweder zu über- oder unterschätzen. Aber ein souveränes Land ist keine Insel, an der globale Entwicklungen einfach vorbeiziehen. Und gleichzeitig ist man – um bei dieser Metapher zu bleiben – trotzdem ein Fels, an dem Wellen abgeschwächt werden können oder sogar die Richtung ändern.

Hinausschauen statt Abwarten: Wir identifizieren sechs Entwicklungen

Die Voraussetzung für ein Agieren – vorausschauend zu gestalten oder realistisch zu adaptieren – statt einem reinen Reagieren auf Druck von aussen bedingt zwei Dinge: erstens eine nüchterne Betrachtung von globalen Entwicklungen. Und zweitens den Mut, die Fragen, die sich daraus ergeben, zu stellen. Mit diesem Buch wollen wir dazu beitragen. foraus hat sich zum Ziel gesetzt, mit einer unbefangenen, analytischen Perspektive zentrale globale Entwicklungen und Herausforderungen zu beschreiben. In 26 Kapiteln wird jeweils ein Thema beleuchtet. Das Buch hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber der Blick ist global, will laufende globale Entwicklungen und Herausforderungen nachzeichnen und ist vorwärts gewandt. Als Grundlage dafür identifizieren wir sechs strukturelle und globale Entwicklungen, in denen sich die 26 Kapitel verorten lassen.

Entwicklung #1 – Stabil geglaubte Ordnungen im Fluss

Der UNO-zentrierte Multilateralismus ist Grossmachtrivalitäten, politischer Verweigerung und gestalterischem Stillstand ausgesetzt. Rund um grundlegende Fragen wie den in der UNO-Charta verbrieften universellen Menschenrechten sind konkurrierende Deutungshoheiten entstanden. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bringt nach Jahrzehnten gefühlten Friedens wieder Krieg zurück nach Europa. Die Entwicklung neuer Technologien offenbart Lücken in Regulierungssystemen.

Entwicklung #2 – Versagen globaler Kooperation

Der Umgang mit Migration, Klimawandel, Ernährungssystemen und Pandemien wäre ein Lehrbuchbeispiel notwendiger globaler Kooperation. Die Realität zeugt vom Gegenteil: von kurzfristigem Denken und Abschieben von Verantwortung, von Konkurrenz um den moralischen Führungsanspruch und «Hamstern» von Impfstoffen, Flüssiggas und Klimakonferenz-Badges. Dies hilft alles nichts, denn die Herausforderungen können nur gelöst werden, wenn alle zu Lösungen beitragen.

Entwicklung #3 – Multipolarität mit strategischen Akteuren

Trotz breiter Verurteilung sind Reaktionen auf Russlands Aggression gegen die Ukraine uneinheitlich und grösstenteils «westlich». Dies ist ein Abbild einer neuen multipolaren Realität, in der sich einzelne Staaten wegen kultureller, politischer oder wirtschaftlicher Abhängigkeit oder unterschiedlicher Wertesysteme an regionalen Machtzentren orientieren. Die USA und China ringen um eine strategische Führungsrolle. Die EU versucht, autonomer zu werden, während die MENA-Region und Afrika nicht nur Objekte dieses Tauziehens sein wollen, sondern verstärkt als selbstbewusste und eigenständige Akteure auftreten.

Entwicklung #4 – Entflechtung und Neuflechtung

Die Stichworte gehen von decoupling, deglobalisation bis hin zu reshoring, um die aktuelle Situation der Weltwirtschaft zu beschreiben, obschon sich der weltweite Handel nach den Pandemie-Jahren wieder stark erholt hat. Wertschöpfungsketten und Handelsströme werden politisch gestaltet, um Technologieführerschaft zu sichern und Abhängigkeiten zu reduzieren. Energieengpässe und Handelshemmnisse treiben weltweit die Inflation an. Das Internet fragmentiert sich wegen nationaler Sicherheitsüberlegungen und Industriepolitik oder divergierenden Datenschutzkonzepten. Gleichzeitig werden soziale Ungleichheit, technologischer Wandel und ökologische Veränderungen Migration weiter prägen.

Entwicklung #5 – Handlungs(un)fähiger Staat

Mit Kooperationsversagen, Unsicherheit und Konflikt konfrontiert, holt sich der Staat einen Teil der Handlungsfähigkeit zurück. Nationale Verteidigungsfähigkeit und geopolitisch motivierte Bündnisse stehen wieder im Zentrum. Industriepolitik der Grossmächte bremst die «globalistische», auf Arbeitsteilung orientierte Wirtschaft. Bei Big Tech versucht der Staat, für seine sozial- und ordnungspolitischen Ziele regulatorisches Oberwasser zurückzuerlangen. Staaten entwickeln mit Blick auf die Herausforderungen der Geschlechtergerechtigkeit mehr Ambitionen für eine feministische Aussenpolitik. Internationale und unilaterale Bemühungen hinterfragen Steuerpraktiken. Traditionelle staatliche Mediation kämpft indes damit, dass das Feld an beteiligten Akteuren in Konflikten immer fragmentierter wird.

Entwicklung #6 – Neue Konfliktarenen

Von einer ursprünglich westfälisch-territorialen Realität der internationalen Politik haben sich nicht zuletzt wegen der Digitalisierung und dem technologischen Fortschritt die Handlungsdimensionen sowie die vulnerablen Kollektivgüter stark verschoben. Im Cyber- oder im Weltraum konkurrieren geopolitische Ambitionen im faktischen Vakuum interna- tionaler Regeln. Vernetzung ist heute von parallelen sowie überlagernden politischen und geo-ökonomischen Ambitionen geprägt, die selbst lebensnotwendige Ressourcen wie Wasser zum Konfliktgut machen. foraus ist der partizipative Schweizer Think Tank zur Aussenpolitik, dessen Inhalte von engagierten Expert:innen ehrenamtlich erarbeitet werden. Dieses Projekt setzte einen Rahmen, um die diversen Expertisen zu globalen Entwicklungen zu bündeln. Insgesamt schrieben 30 junge Autor:innen, kuratiert wurden sie von einem sechsköpfigen Editor:innen-Team. Der Prozess dahin folgte daher kaum dem üblichen Muster von Sammelbänden, sondern war dezentraler, umfasst eine diverse Gruppe von Beteiligten mit verschiedenen Hintergründen und Tätigkeitsfeldern sowie möglichst unvoreingenommenen, praxisnahen Perspektiven. Die Themen setzte nicht nur das Editor:innen-Team, sondern sie entstanden auch bottom-up aus der foraus-Gemeinschaft. Das Resultat ist ein Buch mit 26 Kapiteln, welche die komplexen, teils zusammenhängenden, globalen Entwicklungen aufspannen mit einem Blick aus der und über die Schweiz hinaus.

Alle diese Entwicklungen betreffen die Schweiz inhärent. Dieses Buch beschreibt, in welcher Welt die Schweiz agieren, reagieren und sich positionieren muss. Es erörtert entsprechende Entwicklungen internationaler Gouvernanz- und Wirtschaftssysteme und des internationalen Systems an sich, wo noch nicht einmal klar scheint, ob sich ein bipolares, apolares oder multipolares System ausprägt.

Es ergeben sich Chancen und Herausforderungen. Die Autor:innen reflektieren entsprechend auch den Bezug zur Schweiz und leiten Fragen ab. Fragen, die sich die Schweiz stellen muss, wenn sie aussenpolitisch agieren will. Das sind zum Teil harte Fragen mit unklaren oder möglicherweise unangenehmen Antworten – die wir uns und denen wir uns aber stellen müssen.

Hinausschauen und die darin aufgeworfenen Fragen sollen Impulse geben an das foraus-Netzwerk von Freiwilligen und Mitgliedern, an Politiker:innen, die Verwaltung, interessierte Bürger:innen und Medien. Es ist eine Einladung, sich an der Diskussion mit vertiefenden Analysen und Meinungen zu beteiligen und soll – basierend auf einem Verständnis der globalen Entwicklungen und Herausforderungen – zur Skizzierung möglicher Antworten motivieren.

Introduction

Editorial Board

Des développements et défis globaux …

À l’heure actuelle, plusieurs crises qui se renforcent mutuellement semblent s’abattre sur le monde en même temps, empêchant le monde politique, l’économie mondiale et nos sociétés de fermer l’œil. Certain.e.s aimeraient pourtant qu’après une pandémie mondiale tout redevienne comme avant : que les touristes puissent à nouveau profiter de la poudreuse lors de leurs vacances de ski sans avoir à se soucier de l’adaptation au réchauffement climatique. Que le commerce mondial reprenne son essor et que les colis estampillés Aliexpress et Amazon arrivent à nouveau le lendemain. Que les dividendes de la paix soient élevés et les factures d’électricité basses.

Que cela nous plaise ou non, le monde est en constante évolution. Jusqu’ici, rien de nouveau. Mais ce qui est clair, c’est que la communauté internationale se trouve actuellement face à de nombreux défis et questions non résolues. Certains de ces défis – tels que l’extinction des espèces – sont d’origine humaine. Les risques qu’ils posent et les mesures qu’il faudrait prendre pour y remédier sont souvent connus. Si des pandémies d’ampleur globale avaient déjà été envisagées dans certains scénarios, le Covid-19 nous a tout de même frappés avec une force surprenante. L’invasion russe de l’Ukraine nous horrifie et soulève des questions que nous n’avions pas eu à aborder depuis longtemps. Si la communauté internationale est toujours « globale », elle fait de moins en moins « communauté » – en témoignent les multiples crises que traversent le multilatéralisme et les institutions internationales. À la place, des blocs rivaux sont en train de se former.

Ignorer ne serait-ce qu’un seul de ces défis serait imprudent, car les développements auxquels nous devons actuellement faire face ne sont pas dissociables. Au contraire, ils sont entremêlés de manière complexe, sont intrinsèquement de nature globale et se manifestent à travers diffé- rentes régions et thématiques. S’en tenir à des scénarios déjà dépassés n’est pas une option.

… et la Suisse est en plein milieu

Le réchauffement climatique influence le climat en Suisse de manière disproportionnée. Les services financiers, le commerce de matières premières et l’industrie pharmaceutique sont tous des secteurs économiques importants pour la prospérité helvétique et tournés vers l’extérieur. La Genève internationale incarne la tradition humanitaire et multilatérale de la Suisse. Mais alors que notre pays est profondément interconnecté et ouvert sur le monde, nous sommes en Suisse étonnamment réticents à observer, appréhender et commenter les développements et défis au-delà de nos frontières.

En matière de politique étrangère, la Suisse adopte souvent une attitude de « hérisson ». Soit elle proclame haut et fort sa souveraineté – ce qui implique souvent qu’elle surestime sa marge de manœuvre et ses moyens d’action face à la pression que peuvent exercer sur elle les grandes puissances. Soit elle se retranche, consciemment ou non, dans son rôle de « petit État » dont les décisions n’ont, selon elle, de toute manière aucune influence sur la marche du monde.

Cette attitude s’explique peut-être par le fait que le discours en matière de politique étrangère en Suisse est – comme c’est souvent le cas ailleurs également – très « domestique ». Combien de laboratoires d’idées contribuent aux débats avec des analyses portant sur des développements qui ont lieu à l’extérieur de notre pays ? Combien de correspondant.e.s couvrent les affaires internationales dans les médias suisses ? Dans quelle mesure les connaissances du secteur privé en matière de politique internationale sont-elles exploitées ? De quelles expériences, connaissances et réseaux à l’étranger disposent les acteur.ice.s important.e.s de la politique étrangère en Suisse ? En bref, combien d’analyses et d’informations sur le monde extérieur parviennent jusqu’au discours suisse ? Ne court-on pas ainsi le risque de filtrer, conceptualiser et appréhender les événements mondiaux avec une « lorgnette helvétique » et de se couper d’autres perspectives ?

Quand il s’agit d’appréhender des défis ou des développements, il existe selon nous une propension à se concentrer uniquement sur la « composante suisse » de la question – et de la sous-estimer ou surestimer. Mais un pays souverain n’est pas juste une île sur laquelle les développements mondiaux peuvent simplement « passer ». Même de petits rochers, pour filer la métaphore, peuvent atténuer le courant – ou en changer la direction.

Jeter un regard vers l’extérieur : 26 développements d’importance pour la Suisse

Dépasser l’attentisme qui consiste simplement à réagir à la pression extérieure et développer une attitude proactive visant à anticiper et à s’adapter aux développements globaux requièrent deux choses : premièrement, considérer ces derniers de la manière la plus objective possible. Et, deuxièmement, avoir le courage de poser les questions qui en découlent. C’est ce à quoi nous voulons contribuer avec ce livre. foraus s’est fixé pour objectif d’identifier les principaux développements et défis mondiaux actuels de manière analytique et sans parti pris. Chacun des 26 chapitres qui suivent aborde un thème différent. Cet ouvrage n’a pas la prétention d’être exhaustif, mais son regard est global et résolument tourné vers l’avenir. À cette fin, nous avons identifié six développements structurels et globaux qui nous ont permis de classer les chapitres par catégorie.

Développement #1 – Ordres en flux

Le multilatéralisme onusien est menacé par la rivalité entre grandes puissances, une politisation croissante et une sclérose institutionnelle. Des interprétations divergentes de principes fondamentaux garantis par la Charte des Nations unies, tels que l’universalité des droits humains, ont vu le jour. Après des décennies de paix apparente, l’agression russe en Ukraine signale le retour de la guerre en Europe. L’émergence de nouvelles technologies met en lumière des lacunes dans les cadres réglementaires existants.

Développement #2 – Déficiences de la coopération internationale

La gestion des migrations, du changement climatique, des systèmes alimentaires et des pandémies devrait constituer un cas d’école de la nécessité de la coopération internationale. La réalité témoigne pourtant du contraire, entre court-termisme, déresponsabilisation, moralisation et course à l’approvisionnement en gaz naturel liquéfié et vaccins. Ces défis ne peuvent pourtant être relevés que si toutes les parties prenantes contribuent à trouver des solutions.

Développement #3 – Un monde plus multipolaire avec des acteurs stratégiques

Même si elle a largement été condamnée dans l’ensemble, l’agression russe en Ukraine suscite des réactions hétérogènes. Ce sont principalement les pays occidentaux qui manifestent leur opposition. Ce phénomène est le reflet d’une nouvelle réalité davantage multipolaire structurée par des alignements régionaux, économiques, politiques ou culturels. Les États-Unis et la Chine se disputent le leadership mondial pendant que l’Union européenne (UE) tente d’affirmer son autonomie. Des régions comme le Moyen-Orient et l’Afrique du Nord (MENA), ainsi que le reste du continent africain, ne veulent pas se contenter de n’être que l’objet de ce bras de fer. À maints égards, elles tentent de plus en plus de se profiler comme des acteurs en tant que tels.

Développement #4 – Décloisonnement et re-cloisonnement

Malgré le fort rebond du commerce mondial après plusieurs années de pandémie, les mots à la mode pour décrire l’économie mondiale sont découplage, déglobalisation et reshoring. Les chaînes de valeurs et les flux commerciaux sont désormais tributaires de considérations politiques, telles que la nécessité de garantir un leadership technologique dans certaines industries ou de réduire les dépendances envers l’étranger. Les goulots d’étranglement et les barrières tarifaires menacent la sécurité de l’approvisionnement et jettent de l’huile sur le feu de l’inflation mondiale. Internet risque la fragmentation en raison de l’importance croissante d’enjeux liés à la sécurité nationale, au retour de la politique industrielle et à l’émergence de cadres réglementaires divergents pour la protection des données. Parallèlement, les inégalités sociales, le progrès technologique et l’impact du changement climatique viendront de plus en plus façonner les flux migratoires.

Développement #5 – Un État (in)capable d’agir Confronté à l’échec de la coopération, à l’insécurité et aux conflits, l’État récupère une partie de sa capacité d’action. La capacité à assurer la défense nationale et à conclure des alliances selon des lignes géopolitiques est de nouveau au centre des préoccupations. Le retour de la politique industrielle chez les grandes puissances menace l’économie mondialisée et axée sur la division du travail. Au niveau réglementaire, l’État tente de reprendre l’ascendant sur les géants de la technologie pour accomplir ses objectifs régaliens et sociaux. Une politique étrangère féministe ambitieuse apparaît comme un nouvel outil pour faire avancer l’égalité des sexes. Des efforts à la fois internationaux et unilatéraux remettent en question la concurrence fiscale et certaines pratiques. La médiation étatique traditionnelle se heurte de plus en plus à la fragmentation des acteurs impliqués dans les conflits.

Développement #6 – Nouvelles arènes de conflit foraus est le laboratoire d’idées suisse participatif sur la politique étrangère, dont les contenus sont élaborés bénévolement par des expert.e.s engagé.e.s. Ce projet a fourni un cadre pour rassembler diverses expertises sur les développements mondiaux. Au total, 30 jeunes auteur.e.s ont contribué à l’ouvrage sous la direction d’une équipe de six éditeur.ice.s. Contrairement au processus habituel employé pour l’élaboration des ouvrages collectifs, le présent livre a été établi de manière plus décentralisée et a impliqué un groupe hétéroclite de contributeur.ice.s possédant différentes expertises et issu.e.s de différents domaines d’activités et de différentes origines. Les thématiques choisies n’ont pas été uniquement définies par le comité éditorial, mais également par la communauté foraus. Le résultat est un livre composé de 26 chapitres portant chacun un regard depuis la Suisse vers l’étranger et les développements globaux qui y ont lieu.

Avec la numérisation et le progrès technologique, les logiques de la politique internationale et la protection des infrastructures critiques englobent désormais de nouvelles dimensions. Du cyberespace à l’espace extra-atmosphérique, les ambitions géopolitiques se heurtent dans de nouvelles arènes dépourvues de règles de conduite. La connectivité est désormais imprégnée par des objectifs politiques et économiques qui s’entrechoquent et se superposent, faisant même des ressources vitales comme l’eau un bien conflictuel.

Tous ces développements concernent la Suisse de manière inhérente. Ils décrivent le monde dans lequel la Suisse doit agir, réagir et se positionner. Ils reflètent les évolutions correspondantes des systèmes économiques, de la gouvernance mondiale et de l’ordre international luimême – vers une configuration dont on ne sait pas encore si elle sera bipolaire, apolaire ou multipolaire.

Il en résulte des opportunités et des défis pour la Suisse, que les auteur.e.s de l’ouvrage évoquent et questionnent ouvertement. Les questions qu’ils et elles soulèvent sont celles que la Suisse doit se poser si elle veut réellement pouvoir agir en matière de politique étrangère. Il s’agit en partie de questions difficiles dont les réponses sont pour l’instant peu claires ou alors éventuellement désagréables – ce qui les rend d’autant plus essentielles.

Cet ouvrage et les questions qu’il soulève a pour but de donner une impulsion aux membres et aux bénévoles du réseau foraus, aux politicien.ne.s, à l’administration, aux citoyen.ne.s intéressé.e.s et aux médias.

Il s’agit d’une invitation à participer à une discussion approfondie et –sur la base d’une meilleure compréhension des développements et défis globaux – à encourager l’élaboration de réponses possibles.

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