Andermatt Music (D)

Page 1


Alpenklänge einmal anders

Andermatt Music hat alles, was es für Konzerte in den Bergen braucht: einen grandiosen Saal, ein eigenes Residenzorchester internationale Stars, heimische Grössen – und eine ideensprühende Intendantin. Das steht ab Frühling auf der Agenda.

Zu jeder Jahreszeit gibt es gute Gründe, nach Andermatt zu pilgern. Sportbegeisterte finden hier eine vielfältige Erlebniswelt, Naturverbundene Erholung in den Bergen. Dank der Initiative des ägyptischen Investors Samih Sawiris hat sich der Ort im Urserental in den letzten 15 Jahren zu einem touristischen Hotspot entwickelt. Davon profitiert auch die Kultur. Ganz besonders gilt das für Andermatt Music. Das ehrgeizige Projekt ist weit mehr als ein Festival: Mit der Dirigentin Lena­Lisa Wüstendörfer als profilierter, charismatischer Intendantin und dem von ihr gegründeten Swiss Orchestra setzt es auf ein Ganzjahresprogramm, das sowohl Einheimische als auch Gäste aus aller Welt anzieht. Seit fünf Jahren verfügt Andermatt über eine moderne, höchsten Ansprüchen genügende Konzerthalle mit 420 Plätzen, die vom Londoner Büro der Architektin Christina Seilern konzipiert und mit einem Konzert der Berliner Philharmoniker eingeweiht wurde.

Musikgenuss mit vielen Facetten

Andermatt Music umfasst drei Programmsäulen: «World Stage – Weltbühne» bringt internationale Stars nach Andermatt, das Swiss Orchestra zeigt Schweizer Klassik im Kontext grosser Namen und «Local Roots – Heimatklänge» fokussiert auf herausragende Innerschweizer Formationen, die sich einer traditionsbewussten, gleichzeitig weltoffenen und innovativen Volksmusik widmen. In allen drei Sparten bietet die Agenda für das erste Halbjahr 2025 Ausserordentliches; ob Volksmusik oder Klassik, Familienkonzert oder Rezital –die Frühlingssaison präsentiert sich als bunter Strauss von Veranstaltungen. Neue Volksmusik der besonderen Art bieten unter der Affiche «Volk im Doppel» das Duo Fränggi & Maria Gehrig sowie das Trio InterFolk am 23. März. In beiden Formationen ist die Geigerin Maria Gehrig eine treibende Kraft. Im Duo musiziert sie mit ihrem Bruder, dem Akkordeonisten Fränggi Gehrig, im Trio tritt die Andermatterin mit Patricia Ulrich am Klavier und Andrea Ulrich am Akkordeon auf. Mit der Ziehharmonika kommt ein Instrument zum Einsatz, das von Puristen lange schief angesehen und als «Quetschkommode» verspottet wurde. Dabei erfreut es sich

weltweiter Beliebtheit und hat in verschiedenen Kulturen stilbildend gewirkt: von der französischen Musette bis zum argentinischen Tango lässt sich die Linie ziehen. Am Ostersamstag, 19. April, laden unter dem Titel «Cellos on the Rocks» acht Cellistinnen und Cellisten des Swiss Orchestra zu einer musikalischen Abenteuerfahrt ein, auf der alle Facetten ihres Instruments zur Geltung kommen – von Fabian Müllers «Swiss Suite», die einheimische Volksliedthemen aufgreift, bis zu Astor Piazzollas «Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires» führt die Reise. Giovanni Sollima integriert in seinem einsätzigen Werk «Violoncelles, vibrez», das über ein mitreissendes Crescendo zu einem langen, anmutigen Decrescendo führt, auch Elemente des Jazz. Und mit «Casino Royale» von David Arnold geht es mit Verve in die gefährliche Filmwelt von James Bond.

Familienkonzert mit Bernhard Russi

Ein Heimspiel gibt am Ostersonntag, 20. April, der gebürtige Andermatter Bernhard Russi, der in den 1970er Jahren zu den weltbesten Skirennfahrern gehörte und bis heute zu den prominentesten Schweizer Persönlichkeiten zählt. Im Rahmen des Familienkonzerts mit dem Swiss Orchestra, dirigiert von LenaLisa Wüstendörfer, sowie unter Mitwirkung der Tanzschule Dance Fusion Altdorf tritt er als Erzähler auf.

Dargeboten wird «Der Feuervogel», der mit seiner packenden, zwei altrussische Märchen verbindenden Geschichte ebenso wie mit der farbkräftigen Musik zu den populärsten Werken des russischen Komponisten Igor Strawinski gehört. Die Geschichte erzählt vom Prinzen Iwan, der auf der Jagd nach dem flimmernden Feuervogel in den Garten des unsterblichen Zauberers Kaschtschei gerät. Der Prinz fängt den Vogel, lässt ihn auf dessen Bitten aber wieder frei und bekommt zum Dank eine seiner goldenen Federn geschenkt, die ihm bei Gefahren helfen soll. Nur zu bald schon kann er sie gut brauchen: Weil er sich in die Prinzessin Zarewna verliebt hat, dringt er in den Palast des Zauberers ein. Dieser nimmt ihn gefangen und droht, ihn in einen Stein zu verwandeln. Doch dank der Feder des Feuervogels kann Iwan die Kraft des Zauberers bannen und Zarewna gewinnen.

Tief in die Schatzkammer der Schweizer Sinfonik führt das Pfingstkonzert mit dem Swiss Orchestra unter Lena­Lisa Wüstendörfer sowie mit der Mezzosopranistin Marie­ Claude Chappuis und dem Geiger Sherniyaz Mussakhan. Die Dirigentin hat für den 7. Juni einen klug durchdachten Ablauf konzipiert: Orchesterlieder des Lachener Komponisten Joseph Joachim Raff sowie die Sinfonie op. 9 des Basler Tonsetzers August Walter werden mit Werken von Mendelssohn und Wagner kontrastiert. Die beiden deutschen Komponisten hatten

bekanntlich einen starken Bezug zur Schweiz, der erste als Reisender, der zweite als politisch Verfolgter im Exil. Zudem war Raff, der in jungen Jahren von Mendelssohn gefördert wurde, der Verfasser einer kritischen Schrift mit dem Titel «Die Wagnerfrage», in der er unter anderem schrieb, Wagners Melodien schwämmen auf den Harmonien seiner Musik wie Fettaugen auf einer Wassersuppe! Wir Heutigen müssen uns zum Glück nicht mehr zwischen den Kontrahenten entscheiden, sondern können Raffs Orchesterlied «Traumkönig und sein Lieb» ebenso geniessen wie die «Träume» aus Wagners Wesendonck­Liedern.

Bekannte Solisten und Formationen

Dem Anspruch, Weltstars nach Andermatt zu bringen, wird Lena­Lisa Wüstendörfer mit der Einladung des Pianisten Fazıl Say gerecht. Er ist nicht nur ein Virtuose von hohem Rang, sondern auch ein hellwacher politischer Kopf: Er scheut sich nicht, gesellschaftliche Missstände in seiner türkischen Heimat und anderswo zu kritisieren und für eine freiheitliche, mit ihren Ressourcen sorgsam umgehende Welt zu plädieren. Niemand weiss besser als er, dass auch Instrumentalmusik politische Botschaften enthalten kann. Exemplarisch dafür stehen die Werke des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch, der unter dem Schreckensregime Stalins eine Gratwanderung zwischen Anpassung und Widerstand unternahm und in seinen Werken das politische Geschehen immer wieder mit List und Ironie konterkarierte. Am 8. Juni, dem Pfingstsonntag, spielt Fazıl Say mit dem Zürcher Kammerorchester unter der Leitung des Geigers Willi Zimmermann das Klavierkonzert Nr. 12 KV 414 von Wolfgang Amadeus Mozart sowie das Klavierkonzert Nr. 2 op. 102 von Dmitri Schostakowitsch. Werke für Streicher von Frank Martin und Schostakowitsch sowie das nach einer Safari entstandene Stück «Leopards» von Fazıl Say selbst runden das reichhaltige Programm ab. Das Saisonfinale am 5. und 6. Juli bietet zwei besondere Attraktionen, die durch die Zusammenarbeit von Andermatt Music und Swiss Alps Classics zu­

stande gekommen sind: Unter der Affiche «Rising Stars» geben Aidan Zhao (13) und Deva Mira Sperandio (17) ein Klavierrezital. Die beiden von der Lang Lang International Music Foundation geförderten Talente zeigen ihr – keineswegs nur für ihr jugendliches Alter – verblüffendes Können mit Werken von Bach, Beethoven, Brahms, Chopin und anderen. Tags darauf reist das berühmte, 1982 von Claudio Abbado gegründete Orchester Filarmonica della Scala ins Urnerland; Julian Rachlin leitet das Konzert und ist selbst der Solist in Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert op. 64, einem der beliebtesten und einflussreichsten Solokonzerte des 19. Jahrhunderts, bevor von Beethoven die Coriolan­ Ouvertüre und die siebte Sinfonie erklingen. Das Programm von Andermatt Music im Frühjahr und Sommer 2025 zeigt: Höchste qualitative Ansprüche und Publikumsnähe müssen keine Widersprüche sein, so wenig wie Liebe zur Tradition und Mut zur Innovation.

Die Agenda im Überblick

23.03., 17.00 Uhr: Volk im Doppel –Neue Volksmusik

19.04., 19.30 Uhr: Cellos on the Rocks – Swiss Orchestra Soloists

20.04., 16.00 Uhr: Der Feuervogel –Familienkonzert

07.06., 19.30 Uhr: Schatzkammer Schweizer Sinfonik

08.06., 19.30 Uhr: Fazıl Say in Concert

05.07., 19.30 Uhr: Rising Stars –Klavierrezital

06.07., 17.00 Uhr: Filarmonica della Scala andermattmusic.ch

Inhalt

Die Schweizer Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer mit dem 2018 von ihr gegründeten Swiss Orchestra in der Andermatt Konzerthalle.

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.