Aufblühen mit Beethoven
Frühlings-Fest vom 11. bis 13. April im KKL Luzern: Unter Leitung von Rafael Payare und Franz Welser-Möst erweckt das Lucerne Festival Orchestra je eine Sinfonie von Beethoven zum Leben – und konzertiert einmal mit Starpianist Mao Fujita.
Von Musikkritikern wird er als «neuer Stern am Pianistenhimmel» gefeiert. Mao Fujita macht mit seinem virtuosen Spiel und grosser emotionaler Ausdruckskraft weltweit auf sich aufmerksam. Der junge Japaner, so heisst es, meistere selbst schwieriges Repertoire mit «zauberhafter Leichtigkeit» und entlocke seinem Instrument einen warmen, farbenreichen Klang. 1998 in Tokio geboren, setzte sich Fujita schon im zarten Alter ans Klavier. Seine Eltern, ein Arzt und eine Krankenpflegerin, förderten das Interesse ihrer Kinder an westlicher klassischer Musik, die in der japanischen Gesellschaft ohnehin einen hohen Stellenwert geniesst. Zu seinen frühen Vorbildern zählte Vladimir Horowitz, den er auf alten Filmaufnahmen erleben konnte. «Ich empfand es als reine Magie, wie er mit seinen Fingern die Tasten anschlug und seinen ganz eigenen Klang erzeugte», erinnert er sich heute. Fujita nutzte damals jede freie Minute, um weiter in diesen Kosmos vorzudringen. Nach und nach begann er, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Bereits mit zwölf Jahren erhielt er bei einem internationalen Wettbewerb in Taiwan den ersten Preis. 2017 gewann er den «Concours Clara Haskil» in Vevey, zwei Jahre darauf errang er die Silbermedaille am renommierten TschaikowskyWettbewerb in Moskau. Seither gastiert Fujita regelmässig bei bekannten Orchestern und Festivals in Europa, Asien und den USA.
Zurück in Luzern
Das Dritte Klavierkonzert von Sergei Rachmaninow, das selbst gestandenen Pianisten Schweisstropfen auf die Stirn treibt, verhalf Mao Fujita im Frühjahr 2022 zu einem fulminanten Debüt bei der Filarmonica della Scala. Chefdirigent Riccardo Chailly lud ihn daraufhin spontan ans SommerFestival ein, wo er das Lucerne FestivalPublikum als Solist im Zweiten Klaviertkonzert des russischen Komponisten beeindruckte. Der erste Auftritt mit dem Lucerne Festival Orchestra sei für ihn ein magischer Moment gewesen, bekennt er. Am 11. April kehrt Fujita zu diesem Klangkörper zurück, um sein Können abermals unter Beweis zu stellen. Unter Leitung des venezolanischen Dirigenten Rafael Payare wird er zur Eröffnung des Frühlings Fests, das bis zum 13. April stattfindet, das lyrische Vierte Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven interpretieren. «Dieses Konzert beginnt mit einem himmlischen Klang, von G Dur moduliert es plötzlich nach H Dur. Alles an diesem Harmoniewechsel ist für mich ein Wunder», schwärmt Fujita. «Beethoven macht
Klavierabend am 12. April
Zum Frühlings-Fest vom 11. bis 13. April im KKL Luzern ist ausserdem der junge russische Pianist Alexander Malofeev eingeladen. Im vergangenen Sommer überzeugte er mit einer atemberaubenden Interpretation des Ersten Klavierkonzerts von Rachmaninow. Am 12. April bietet er dem Publikum einen vielschichtiges Soloprogramm, etwa mit Stücken von Franz Schubert, Leoš Janáček und Franz Liszt. Tickets und Infos: lucernefestival.ch

hier klare, strenge Dynamikangaben, und von Pianissimo und Piano geht es dann plötzlich zu Forte. Das ist sehr effektvoll.»
Debüt in Luzern
Payare, der kurzfristig für den erkrankten Chailly einspringt, debütiert als Dirigent bei Lucerne Festival und tritt am 11. April zum ersten Mal an das Pult des Festivalorchesters. In Venezuela erhielt er sein erstes musikalisches Rüstzeug durch das Bildungsprogramm El Sistema. Von 2001 bis 2012 spielte er als Solohornist im Orquesta Sinfónica Simón Bolivar, auch unter Leitung von Claudio Abbado, dem Gründer des Lucerne Festival Orchestra. Während seiner Ausbildung zum Dirigenten wurde er unter anderem Assistent von Abbado und nahm in Luzern an einem vom Festival organisierten Meisterkurs mit Bernard Haitink teil.

Unter der Stabführung von Rafael Payare, der inzwischen Chefdirigent der San Diego Symphony und des Orchestre symphonique de Montréal ist, erklingt am Frühlings Fest auch Ludwig van Beethovens Sechste Sinfonie mit dem Beinamen «Pastorale». Das Werk, in dem der Komponist das einfache Landleben zelebriert, könne auch heute Menschen der Natur näherbringen, meint Payare.
«Wie ein Samen nimmt man Wasser auf und wartet auf die Sonnenstrahlen, um aufblühen zu können. Das sind meine Empfindungen, wenn ich die ersten Töne dieser Sinfonie höre», verriet er in einem von seinem kalifornischen Orchester verbreiteten Video. Beethoven nehme die Zuhörer an der Hand und führe sie mitten in diese zauberhafte Welt hinein. «Man nimmt den Duft einer Blume wahr und im nächsten Moment das Zwitschern eines Vogels –das ist wunderbar.»

Noch eine Premiere
Auch der Dirigent Franz WelserMöst, der mit dem Cleveland Orchestra und den Wiener Philharmonikern regelmässig bei Lucerne Festival gastiert, ist erstmals mit dem Festivalorchester zu erleben. Am 13. April steht Beethovens berühmte Neunte Sinfonie auf dem Programm, deren Uraufführung sich 2024 zum zweihundertsten Mal gejährt hatte. Zum ersten Mal wurde hier die menschliche Stimme in ein sinfonisches Werk einbezogen, im Finale wirken vier Solistinnen und Solisten sowie ein Chor mit. Die Vertonung von Friedrich Schillers «Ode an die Freude» hat die Idee einer weltumspannenden Brüderlichkeit unter den Menschen seither über viele Generationen wachgehalten. 1971 erklärte der Europarat die «Ode an die Freude» zur offiziellen Europahymne.
Nicht nur Musiker, sondern auch Dichter, Schriftsteller, Philosophen und bildende Künstler haben sich immer wieder von diesem epochalen, auf allen Kontinenten aufgeführten Werk inspirieren lassen.
Mit dem Cleveland Orchestra, das er noch bis 2027 leiten wird, nahm sich WelserMöst vor einigen Jahren im Rahmen des «Prometheus Projekts» sämtliche
Sinfonien des Komponisten vor und stellte sie in einen übergeordneten philosophischen Kontext. «Um den Zeitgeist der Werke zu verstehen, legt sich etwa die Lektüre von Schiller, Fichte, Schelling, Hegel und Winckelmann nahe», sagte er in einem Interview mit einem Wiener Radiosender. «Auf dem Hintergrund dieser Ideenwelt hat Beethoven seine Werke geschrieben. Beethovens Musik ist Philosophie in Tönen.» In der Neunten versuche der Komponist, alles zusammenzubringen, was er im Laufe seines Schaffens ergründet habe, erklärte der Dirigent. Beethoven sei nie be
scheiden gewesen, er begreife sich hier als Schöpfer eines Universums.
Die Heimkehrerin
Unter Leitung von WelserMöst wird das Lucerne Festival Orchestra mit der Sopranistin Regula Mühlemann, der Mezzosopranistin Marie Claude Chappuis, dem Tenor Benjamin Bruns, dem Bariton Markus Werba und dem MDRRundfunkchor auf die Bühne kommen. Mühlemann, die aus Adligenswil nahe Luzern stammt, kehrt immer gern in ihre Heimat zurück. «In Luzern zu singen, ist für mich nach wie vor speziell. Den phantastischen Saal des KKL kenne ich inzwischen so gut, dass ich mich dort wie zu Hause fühle.» Bei Lucerne Festival debütierte sie 2013 mit einem Liederrezital. Vor zwei Jahren war sie mit dem Festivalorchester und dem Dirigenten Andrés OrozcoEstrada als Solistin in der Sinfoniekantate «Lobgesang» von Felix Mendelssohn zu erleben. «In dem Orchester spielen Spitzenmusiker, die mit grosser Freude und Motivation bei der Sache sind. Dass dies eine besondere Klangqualität hervorbringt, kann man sofort hören.» Mühlemann, die bei Beethovens Neunter zuerst 2016 auf einer Tournee mit dem Ensemble Concentus Musicus Wien mitwirkte, erkennt in dem Werk etwas Zeitloses und Allgemeingültiges. «Es ist unglaublich schön, die Neunte gemeinsam aufzuführen. Es geht mir richtig zu Herzen, wenn Solisten und Chor mit voller Kraft singen. Wenn das Finale beginnt, bekomme ich jedes Mal eine Gänsehaut. Beethovens Botschaft hat eine ungeheure Kraft.»
Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von Lucerne Festival erstellt.