Die Beliebtesten Irischen Sagen

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IRISCHEN SAGEN Eithne Massey

Illustriert von Lisa Jackson

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Eithne Massey studierte am University College Dublin (UCD) und an der National University of Ireland in Maynooth. Bereits seit frühester Jugend interessiert sie sich für Mythologie. Sie lebt in Irland und in der Bretagne. Weitere Bücher von Eithne Massey: The Secret of Kells, The Dreaming Tree, The Silver Stag of Bunratty, When the Stones Sing und Legendary Ireland.

Lisa Jackson wurde in Dublin geboren und wuchs im Norden der irischen Grafschaft Wicklow auf. Sie studierte klassische Animation im Senior College Ballyfermot in Dublin, arbeitete anschließend als Grafikdesignerin an Trickfilmen und Comics und illustriert jetzt Kinderbücher.

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Inhalt Der Lachs des Wissens 4 Wie Cú Chulainn zu seinem Namen kam 12 Die Kinder des Königs Lir 20 Der König mit den Eselsohren 30 Fionn und der Riese 38 Der weisse Wolfshund 46 Oisín 56 <#>

Der Lachs des Wissens l

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AUSSPRACHE Fionn: Fjonn; Finnegas: Finneygass 4

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n Irland lebte vor langer Zeit ein Junge namens Fionn, der immer alles wissen wollte. Seine Mutter wurde es m체de, auf seine vielen Fragen zu antworten, und sie schickte ihn zu zwei weisen alten Frauen, bei denen er fortan zu Hause war. Sie lehrten Fionn viele Dinge, aber auch ihnen wurde es eines Tages zu viel, seine Fragen zu beantworten.

Sie schickten ihn zu dem weisesten Mann in ganz Irland. Sein Name war Finnegas und Fionn lebte nun bei ihm. Doch selbst Finnegas wusste nicht alles, und auch er wurde es m체de, st채ndig von Fionn ausgefragt zu werden.

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„Wie nur kann ich alles wissen?“, fragte Fionn. „Alles auf der ganzen Welt?“ „Das werde ich dir nicht verraten“, sagte Finnegas, denn er hatte ein Geheimnis.

Fionn erledigte die gesamte Hausarbeit für Finnegas. Kochen und Saubermachen mochte er gar nicht, aber er liebte die Jagd und das Fischen im Fluss Boyne. Finnegas schickte ihn oft zum Fluss, um dort Fische zu fangen. Fionn gefiel es dort, weil er im Schatten eines riesengroßen, alten Haselstrauches sitzen konnte. Oft sah er die Haselnüsse ins Wasser fallen und davontreiben, und manchmal tauchte ein silberner Lachs aus den Tiefen des Flusses auf und verschluckte die Nüsse.

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Eines Tages fing Fionn den Lachs.

Als Finnegas den Fisch sah, wurde er sehr aufgeregt. „Bereite ihn sofort zu“, sagte er, „und iss nichts davon selbst, auch nicht das kleinste Stückchen! Dieser Fisch ist nur für mich.“ Fionn fand das nicht ganz fair. Der Lachs war riesig, und er hatte ihn gefangen. Aber Finnegas war sein Meister, also tat er, wie Finnegas ihn geheißen hatte.

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Er machte Feuer und briet den Lachs. Trotz des köstlichen Dufts probierte er ihn nicht. Doch als er den Lachs vom Feuer nahm, verbrannte er seinen Daumen an der heißen, Blasen werfenden Haut des Lachses. Er steckte den Daumen in den Mund, um den Schmerz zu lindern, und brachte den Fisch zu Finnegas. „Du hast doch nichts von dem Lachs gegessen?“, fragte Finnegas argwöhnisch und mit vor Unruhe zitternder Stimme. „Nein“, sagte Fionn. „Du hast noch nicht einmal die Haut probiert?“ Fionn hätte fast wieder „Nein“ gesagt, aber dann fiel ihm der verbrannte Finger wieder ein. „Ich habe nur meinen Finger in den Mund gesteckt, nachdem ich ihn an der Haut verbrannt hatte“, sagte er. „Aber ich habe nichts von dem Lachs gegessen.“ 8

Da wurde Finnegas sehr zornig. „Jetzt hast du es! Du hast jetzt alles Wissen!“, donnerte er. „Wie bitte?“, sagte Fionn. „Was meint Ihr damit?“ „Dieser Fisch ist der Lachs des Wissens. Er hat die Nüsse des alten Haselstrauches verschluckt, der alles Wissen der Welt in sich vereint. Und der erste Mensch, der von diesem Lachs kostet, erlangt dieses ganze Wissen!“ Fionn war verwundert. „Ihr könnt doch den ganzen Rest haben“, sagte er schuldbewusst. „Das nützt nichts mehr“, sagte Finnegas. „Es ist jetzt nur noch ein ganz normaler Fisch. Das gesamte Wissen ist nun in dir.“ 9

„Das kann ich nicht glauben“, sagte Fionn. „Ich spüre keinen Unterschied.“ „Welchen Finger hast du dir verbrannt?“, fragte Finnegas. „Den Daumen“, sagte Fionn und hielt ihn hoch. „Steck ihn in den Mund“, befahl Finnegas.

Fionn schaute seinen Daumen an und steckte ihn sich langsam in den Mund. Und plötzlich fühlte er, wie alles Wissen der Welt in seinen Kopf strömte.

Er brauchte nur an eine Frage zu denken – irgendeine Frage – und wusste sofort die Antwort.

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Der arme Finnegas! Sie aßen zwar den Rest des Fisches gemeinsam, aber Finnegas hatte keinen rechten Appetit mehr. Er wusste jetzt, dass er niemals die Weisheit erlangen würde, auf die er sein ganzes Leben lang gewartet hatte.

Ein kleiner Junge war ihm zuvorgekommen.

Als Fionn erwachsen war, wurde er ein großer Krieger und Jäger. Er war ein weises Oberhaupt der Fianna, der bedeutendsten Kriegerschar, die Irland je hatte. Und immer, wenn er etwas wissen wollte – ganz egal, was – brauchte er nur seinen Daumen in den Mund zu stecken und fest auf ihn zu beißen. Er musste niemals wieder auch nur einem Menschen eine Frage stellen.

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