OBS-Arbeitsheft 104
OBS-Arbeitsheft 104
OBS-Arbeitsheft 104
Sagvosdkin – Qualifiziert für die Zukunft?
Valentin Sagvosdkin
Qualifiziert für die Zukunft? Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung in Deutschland
Qualifiziert für die Zukunft? Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung in Deutschland
www.otto-brenner-stiftung.de
Ein Projekt der Otto Brenner Stiftung Frankfurt am Main 2021
OBS-Arbeitsheft 104 ISSN-Print: 1863-6934
Die Otto Brenner Stiftung …
ISSN-Online: 2365-2314
... ist die gemeinnützige Wissenschaftsstiftung der IG Metall. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Als Forum für gesellschaftliche Diskurse und Einrichtung der Forschungsförderung ist sie dem Ziel der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Ausgleich zwischen Ost und West.
Herausgeber: Otto Brenner Stiftung Jupp Legrand Wilhelm-Leuschner-Straße 79 D-60329 Frankfurt am Main
... initiiert den gesellschaft lichen Dialog durch Veranstaltungen, Workshops und Koopera tionsveranstaltungen (z. B. im Herbst die OBS-Jahrestagungen), organisiert Konferenzen, lobt jährlich den „Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“ aus, fördert wissenschaftliche Untersuchungen zu sozialen, arbeitsmarkt- und gesellschaftspolitischen Themen und legt aktuelle medienkritische und -politische Analysen vor.
Tel.: 069-6693-2810 Fax: 069-6693-2786 E-Mail: info@otto-brenner-stiftung.de www.otto-brenner-stiftung.de Autor: Valentin Sagvosdkin (M.A.) Institut für Ökonomie Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Postfach 1146
... informiert regelmäßig mit einem Newsletter über Projekte, Publikationen, Termine und Veranstaltungen.
D-54461 Bernkastel-Kues E-Mail: valentin.sagvosdkin@cusanus-hochschule.de |
... veröffentlicht die Ergebnisse ihrer Forschungsförderung in der Reihe „OBS-Arbeitshefte“ oder als Arbeitspapiere (nur online). Die Arbeitshefte werden, wie auch alle anderen Publikationen der OBS, kostenlos abgegeben. Über die Homepage der Stiftung können sie auch elektronisch bestellt werden. Vergriffene Hefte halten wir als PDF zum Download bereit unter: www.otto-brennerstiftung.de/wissenschaftsportal/ publikationen/ ... freut sich über jede ideelle Unterstützung ihrer Arbeit. Aber wir sind auch sehr dankbar, wenn die Arbeit der OBS materiell gefördert wird. ... ist zuletzt durch Bescheid des Finanzamtes Frankfurt am Main V (-Höchst) vom 4. November 2020 als ausschließlich und unmittelbar gemeinnützig anerkannt worden. Aufgrund der Gemeinnützigkeit der Otto Brenner Stiftung sind Spenden steuerlich absetzbar bzw. begünstigt.
v.sagvosdkin@posteo.de Redaktion:
Hinweis zu den Nutzungsbedingungen:
Benedikt Linden (OBS)
Dieses Arbeitsheft darf nur für nichtkommerzielle Zwecke
Isabelle Puccini (OBS)
im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und Beratung
Ann-Kristin Kopp (OBS)
und ausschließlich in der von Otto Brenner Stiftung und DGB veröffentlichten Fassung – vollständig und unverändert – von
Satz und Gestaltung: think and act – Agentur für strategische Kommunikation |
Dritten weitergegeben sowie öffentlich zugänglich gemacht werden.
thinkandact-mainz.de In den Arbeitsheften werden die Ergebnisse der ForschungsTitelbild:
förderung der Otto Brenner Stiftung dokumentiert und der
kasto/AdobeStock.com
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die Inhalte sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich.
Druck: Druckerei Zeidler GmbH & Co. KG, Mainz-Kastel
Bestellungen: Über die Internetseite der Otto Brenner Stiftung können
Redaktionsschluss:
weitere Exemplare dieses OBS-Arbeitsheftes kostenlos be-
30. April 2021
zogen werden – solange der Vorrat reicht. Es besteht dort aber auch die Möglichkeit, sowohl aktuelle als auch bereits
Wir danken der Hans-Böckler-Stiftung für die
vergriffene OBS-Arbeitshefte kostenlos herunterzuladen.
Unterstützung bei der Veröffentlichung der Publikation.
Mehr Infos: www.otto-brenner-stiftung.de
Unterstützen Sie unsere Arbeit, z. B. durch eine zweckgebundene Spende Spenden erfolgen nicht in den Vermögensstock der Stiftung, sie werden ausschließlich und zeitnah für die Durchführung der Projekte entsprechend dem Verwendungszweck genutzt. Bitte nutzen Sie folgende Spendenkonten: Für Spenden mit zweckgebundenem Verwendungszweck zur Förderung von Wissenschaft und Forschung zum Schwerpunkt: • Förderung der internationalen Gesinnung und des Völkerverständigungsgedankens Bank: IBAN: BIC:
HELABA Frankfurt/Main DE11 5005 0000 0090 5460 03 HELA DE FF
Für Spenden mit zweckgebundenem Verwendungszweck zur Förderung von Wissenschaft und Forschung zu den Schwerpunkten: • Angleichung der Arbeits- und Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland (einschließlich des Umweltschutzes) • Entwicklung demokratischer Arbeitsbeziehungen in Mittel- und Osteuropa • Verfolgung des Zieles der sozialen Gerechtigkeit Bank: IBAN: BIC:
HELABA Frankfurt/Main DE86 5005 0000 0090 5460 11 HELA DE FF
Geben Sie bitte Ihre vollständige Adresse auf dem Überweisungsträger an, damit wir Ihnen nach Eingang der Spende eine Spendenbescheinigung zusenden können. Oder bitten Sie in einem kurzen Schreiben an die Stiftung unter Angabe der Zahlungsmodalitäten um eine Spendenbescheinigung. Verwaltungsrat und Geschäftsführung der Otto Brenner Stiftung danken für die finanzielle Unterstützung und versichern, dass die Spenden ausschließlich für den gewünschten Verwendungszweck genutzt werden.
Aktuelle Ergebnisse der Forschungsförderung in der Reihe „OBS-Arbeitshefte“
OBS-Arbeitsheft 103*
Ingo Dachwitz, Alexander Fanta
Medienmäzen Google
Wie der Datenkonzern den Journalismus umgarnt
OBS-Arbeitsheft 102*
Wolfgang Schroeder, Samuel Greef u. a.
Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts
Interventionsversuche und Reaktionsmuster
OBS-Arbeitsheft 101*
Leif Kramp, Stephan Weichert
Nachrichten mit Perspektive
Lösungsorientierter und konstruktiver Journalismus in Deutschland
OBS-Arbeitsheft 100* Tim Engartner
Wie DAX-Unternehmen Schule machen
Lehr- und Lernmaterial als Türöffner für Lobbyismus
OBS-Arbeitsheft 99*
Tobias Gostomzyk, Daniel Moßbrucker
„Wenn Sie das schreiben, verklage ich Sie!“
Studie zu präventiven Anwaltsstrategien gegenüber Medien
OBS-Arbeitsheft 98*
Lutz Frühbrodt, Annette Floren
Unboxing YouTube
Im Netzwerk der Profis und Profiteure
OBS-Arbeitsheft 97*
Wolfgang Schroeder, Stefan Fuchs
Neue Mitglieder für die Gewerkschaften
Mitgliederpolitik als neues Politikfeld der IG Metall
OBS-Arbeitsheft 96*
Rainer Faus, Simon Storks
Im vereinten Deutschland geboren – in den Einstellungen gespalten?
OBS-Studie zur ersten Nachwendegeneration
OBS-Arbeitsheft 95* Bernd Gäbler
AfD und Medien
Erfahrungen und Lehren für die Praxis
OBS-Arbeitsheft 94*
Olaf Hoffjahn, Oliver Haidukiewicz
Deutschlands Blogger
Die unterschätzten Journalisten
OBS-Arbeitsheft 93* Michael Haller
Die „Flüchtlingskrise“ in den Medien
Tagesaktueller Journalismus zwischen Meinung und Information
* Printfassung leider vergriffen; Download weiterhin möglich.
Diese und weitere Publikationen der OBS finden Sie unter www.otto-brenner-stiftung.de Otto Brenner Stiftung | Wilhelm-Leuschner-Straße 79 | D-60329 Frankfurt/Main
Vorwort
Vorwort
Glaubt man einem Bericht auf tagesschau.de aus dem Frühjahr 2021, befinden wir uns gegenwärtig in einer „leisen, professionellen und gleichzeitig hocheffizienten Revolution“: Die Neuausrichtung der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik unter Präsident Joe Biden mit ihren Billionen schweren Investitionsprogrammen stelle das bisherige amerikanische Wirtschaftssystem und die vorherrschende Wirtschaftstheorie „vom Kopf auf die Füße“, schreibt Arthur Landwehr aus dem Studio der ARD in Washington. Auch der langjährige Chefökonom der Financial Times Deutschland, Thomas Fricke, frohlockt in einer Spiegel-Kolumne Anfang April, dass von Biden nun endlich das „marktliberale Wirtschaftsdogma“ entsorgt wird, denn schließlich habe es keine „Wirtschaftsideologie gegeben […], die zugleich so sehr danebenlag und so dramatische Schäden verursacht hat“. Nicht zuletzt betont auch der US-Präsident selbst in seiner ersten Pressekonferenz: „Ich will einen umfassenden Paradigmenwechsel“. Auf den Wirtschaftsjournalismus, so lässt sich schlussfolgern, dürften in den nächsten Jahren also besonders arbeitsreiche und spannende Zeiten mit vielen neuen Herausforderungen zukommen. Zu vermuten ist, dass dieser Wandel nach und nach auch in Europa um sich greifen wird – zumal die Corona-Krise und der Klimawandel dazu beitragen, die Doktrin vom alles selbstregulierenden Markt als Illusion zu entlarven. Der Wirtschaftsjournalismus sieht sich vor die Aufgabe gestellt, die Geschichte zu beschreiben, während sie noch dampft: Die zu erwartenden großen wirtschaftspolitischen und -theoretischen Umbrüche müssen für die Leser*innen verständlich dargestellt, kenntnisreich eingeordnet, historisch kontextualisiert und in profunden Kommentaren bewertet werden. Sind angehende Wirtschaftsjournalist*innen für diese verantwortungsvolle und komplexe Aufgabe gerüstet? Wird den Leitartikler*innen von morgen schon heute ein breites Bild von Wirtschaft vermittelt, das eine Anpassung auf neue Gegebenheiten erleichtert? Oder werden sie zu Expert*innen ebenjenes Dogmas ausgebildet, das nach Einschätzung vieler soeben zu Grabe getragen wird? Die Otto Brenner Stiftung hat mit Valentin Sagvosdkin einen kompetenten und engagierten Wissenschaftler für die Untersuchung dieser Fragen gewonnen. Der Forscher der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung hat die wirtschaftsjournalistische Ausbildung in Deutschland mit Blick auf die Vielfalt der vermittelten Wirtschaftstheorien und -paradigmen analysiert sowie die Rolle, die reflexive Inhalte wie wirtschaftshistorische oder -ethische Fragestellungen einnehmen, untersucht. Seine Auswertung von mehr als 300 Lehrveranstaltungen aus über 17 Studiengängen von neun Ausbildungsstätten liefert eine Bestandsaufnahme, die als Weckruf
1
Qualifiziert für die Zukunft?
verstanden werden muss. Durchschnittlich 80 Prozent der untersuchten Inhalte vermitteln eine einzige, spezifische Sichtweise auf Wirtschaft, die unter der Bezeichnung „orthodox“ als wirtschaftswissenschaftliches Fundament des von Fricke benannten „wirtschaftsliberalen Dogmas“ gelten muss. Von einer zukunftsfesten Vermittlung vielfältiger Perspektiven kann, von Ausnahmen abgesehen, definitiv nicht gesprochen werden. Auch um die Reflexivität der Lehrinhalte ist es nicht gut bestellt: Meist liegt der Anteil von Fächern wie Ideen- oder Wirtschaftsgeschichte, die zur historischen Kontextualisierung aktueller Umbrüche befähigen, deutlich unter 20 Prozent, in einigen Ausbildungsgängen sind sie überhaupt nicht vorgesehen. Die wirtschaftsjournalistischen Ausbildungsstätten, so das Fazit der Studie, sind gut beraten, über eine Erweiterung ihrer Lehrinhalte nachdenken und auf größere Vielfalt in der Vermittlung wirtschaftswissenschaftlicher Perspektiven zu setzen. Nur so können angehende Journalist*innen mit Inhalten vertraut gemacht werden, die auch „wirtschaftspolitische Revolutionen“ überdauern. Dass dies keine leichte Aufgabe wird, hängt auch mit dem Zustand der wissenschaftlichen Bezugsdisziplin des Wirtschaftsjournalismus – den Wirtschaftswissenschaften – zusammen. Schon in unserer kritischen Untersuchung der Bericht erstattung zur Finanzmarktkrise wurde vor über elf Jahren konstatiert: „Journalismus ist […] sehr abhängig von dem vielfältigen Sachverstand der dazu gehörenden Wissenschaft [und d]ie deutsche Volkswirtschaft ist in ihrem Denken und Forschen sehr homogen neoliberal“. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass diese (neo)liberale Dominanz auch heute noch besteht – allerdings gibt es auch in den Wirtschaftswissenschaften Anzeichen „leiser“ und „professioneller“ Revolutionen in Form von neuen Theorien, die die orthodoxe Sichtweise infrage stellen. Besonders hervorzuheben ist, dass unser Autor Valentin Sagvosdkin die kritische Analyse der Journalist*innenausbildung mit der Debatte um eine Pluralisierung der Wirtschaftswissenschaften in einen konstruktiven Dialog bringt. Dieser Ansatz sollte aus Sicht von Stiftung und Autor zukünftig verstärkt und in die journalistische (Ausbildungs-) Praxis überführt werden. Die vorliegende Studie möchte einen Teil dazu beitragen, um den Wirtschaftsjournalismus von der ökonomischen Orthodoxie zu emanzipieren und die angehenden Journalist*innen für die vielfältigen – leisen und lauten – Transformationen der Zukunft zu stärken.
Jupp Legrand Geschäftsführer der OBS
2
Frankfurt am Main, im Mai 2021
Inhalt
Inhalt
1 Einleitung..................................................................................................................5 2
Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung..................................... 8 2.1 Die gesellschaftliche Rolle des Wirtschaftsjournalismus..................................................8 2.2 Aktuelle Kritik am wirtschafts(politischen) Journalismus..................................................9
3
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften.................................................................. 15 3.1 Hintergrund: Die Pluralismus-Debatte.............................................................................15 Exkurs: Die Econ-Plus-Studie 2016 –
Zur Pluralität der volkswirtschaftlichen Lehre in Deutschland...........................................27
3.2 Empirische Pluralismus-Forschung: Die zentrale Rolle fachlicher Ausbildungen.............. 30 Exkurs: Zentrale Lehrbücher der VWL..............................................................................33 3.3 Schlussfolgerungen: Welche Kenntnisse sind für
4
Wirtschaftsjournalist*innen notwendig?........................................................................ 36
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz..................................... 40 4.1 Wie wird man Wirtschaftsjournalist*in?......................................................................... 40 4.2 Die relevanten Hoch- und Journalist*innenschulen......................................................... 44
5 Forschungsdesign...................................................................................................59 5.1 Methode zur Untersuchung von Pluralität...................................................................... 59 5.2 Methode zur Untersuchung von Reflexivität................................................................... 64
6 Ergebnisse ............................................................................................................ 66 6.1 Pluralität in der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung.................................................66 6.1.1 Die einzelnen Hochschulen und ihre Studiengänge...............................................66 6.1.2 Relationaler Vergleich zwischen den Studiengängen.............................................84 6.1.3 Vergleich Bachelor- und Master-Studiengänge.....................................................88 Exkurs: Vergleich einzelner Fächergruppen.....................................................................91
3
Qualifiziert für die Zukunft?
6.2 Reflexivität.................................................................................................................... 93 Exkurs: Die Pluralität reflexiver Inhalte............................................................................97
7
Zusammenfassung, Fazit, Ausblick......................................................................... 101 Literaturverzeichnis.............................................................................................................107 HInweise zum Autor.............................................................................................................116 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen............................................................................ 117
4
Einleitung
1 Einleitung
Die Gesellschaft sieht sich mit komplexen, mit-
Wirtschaftsjournalismus durch seine Orien-
Perspektiven-
einander verwobenen ökologischen, sozialen
tierung an der vorherrschenden Wirtschafts-
vielfalt als
und ökonomischen Herausforderungen kon-
wissenschaft seine Rolle als ,Frühwarnsys-
Qualitätskriterium
frontiert. Ob Finanz-, Euro-, Klima-, oder jüngst
tem‘ im Zuge der Finanzkrise nicht auszufül-
die Corona-Krise: Es gibt kaum einen gesell-
len vermochte und dem Qualitätsanspruch
schaftlichen Bereich, in den wirtschaftspoliti-
der Vielfalt und Multiperspektivität in dieser
sche Aspekte nicht hereinragen oder gar eine
wie in anderen Krisen mangels ausgewoge-
Schlüsselrolle einnehmen. Das Interesse und
ner Berichterstattung nicht gerecht werden
der Bedarf der Öffentlichkeit, sich über wirt-
konnte. Aktuelle Forschungsbefunde zeigen
schaftspolitische Themen zu informieren, ist
zudem, dass bestimmte wirtschaftspoliti-
hoch. Entsprechend kommt der journalistischen
schen Themen wie etwa Gerechtigkeits- und
Berichterstattung über Wirtschaft und Wirt-
Ungleichheitsdebatten kaum journalistisch
schaftspolitik eine besondere Rolle und Verant-
aufgegriffen werden. Auch scheint bei der
wortung zu: Sie muss diese oftmals sperrigen
Heranziehung ökonomischer Expertise gene-
Themen mit Hilfe wirtschaftswissenschaftlichen
rell eine einseitige Fokussierung auf überwie-
Hintergrundwissens und unter Einsatz geeigne-
gend männliche Ökonomen vorzuherrschen,
ter journalistischer Instrumente für eine breite
die ähnliche ökonomische Theorie-Strömun-
Bevölkerung aufbereiten und so nicht zuletzt
gen repräsentieren, welche meist markt-
durch vielfältige Perspektiven eine demokra-
freundlich und staats-, regulierungs- und
tische Meinungsbildung auch bei wirtschaft-
umverteilungskritisch ausgerichtet sind (sie-
lichen Themen ermöglichen (siehe Kapitel 2).
he 2.2). Diese Befunde spiegeln teilweise die
Gesellschaftliche Entwicklungen wie die Digita-
Lage der Wirtschaftswissenschaften wider, wo
lisierung und eine komplexe, dynamische und
inzwischen seit mindestens einem Jahrzehnt
Pluralismus-
globalisierte Weltwirtschaft stellen die journa-
eine Pluralismus-Debatte geführt wird: Der
Debatte
listische Arbeit dabei zusätzlich vor Herausfor-
Volkswirtschaftslehre (VWL) in Deutschland
in der Wirtschafts
derungen, verändert sich doch Arbeit(sweise)
wird anhand empirischer Studien mangelnde
wissenschaft
und Themenfeld des (Wirtschafts-)Journalismus
Vielfalt hinsichtlich der bearbeiteten Themen,
permanent (Otto/Köhler 2017a: 5).
der eingesetzten Methoden und der verwen-
Hinzu kommt, dass sich sowohl der Wirt-
deten theoretischen Grundlagen attestiert.
schaftsjournalismus als auch die Wirtschafts-
Gleichzeitig zeigen viele Untersuchungen den
wissenschaft in verschiedener Hinsicht selbst
Einfluss des VWL-Studiums auf Studierende im
in – oftmals miteinander verschränkten – Kri-
Allgemeinen auf und kritisieren im Speziellen
sen befinden: So wird etwa kritisiert, dass der
die als weitgehend homogen beschriebenen
1
1 Die Begriffe Wirtschaftswissenschaften und Ökonomik werden in der vorliegenden Arbeit synonym verwendet.
5
Qualifiziert für die Zukunft?
Standardlehrbücher. Die Kritik reicht dabei
übertragen. Insofern wird in der vorliegenden
von Vorwürfen der theoretischen Einseitig
Arbeit der zentralen Forschungsfrage nachge-
keit bis hin zu solchen der Indoktrina tion
gangen: Wie wirtschaftswissenschaftlich plural
(siehe 3.2).
und reflexiv ist die wirtschaftsjournalistische
Zusammenhang
In der vorliegenden Studie sollen die-
von Wirtschafts
se beiden bisher meist getrennten Debatten
Die vorliegende Studie will einen Beitrag
wissenschaft und
zusammengeführt werden, denn grundsätzlich
leisten, wirtschaftswissenschaftliche Plurali-
-journalismus
gilt zur Verbindung von Wirtschaftswissen-
tät im Wirtschaftsjournalismus als Qualitäts-
schaft und -journalismus: „Um eine unabhän-
kriterium zur Diskussion stellen. Dafür werden
gige Sicht auf ökonomische Vorgänge leisten
zunächst unterschiedliche wirtschaftsjourna-
zu können, ist ökonomisches Fachwissen uner-
listische Qualifizierungszugänge vorgestellt
lässlich“ (Otto und Köhler 2017b: 273). Es wird
(grundlegend siehe 4.1, detaillierter siehe 4.2)
weiterhin jedoch nicht nur begründet, dass,
und ihre Relevanz mittels vorliegender und er-
sondern auch welche ökonomischen Kennt-
gänzend eigener Forschung eingeordnet.
6
Qualifizierung in Deutschland?
nisse wirtschaftspolitische Journalist*innen
Hauptforschungsgegenstand dieser Stu-
(mindestens) benötigen, um der oben skiz-
die sind sodann die Lehrveranstaltungen
zierten Aufgabe der demokratischen Willens-
unterschiedlicher Qualifizierungswege, die im
bildung auch bei wirtschaftlichen Themen
Hinblick auf ökonomische „Pluralität“ sowie
nachkommen zu können (siehe 3.3). Die Erfah-
journalistische und ökonomische „Reflexivi-
rung aus den Wirtschaftswissenschaften im
tät“ untersucht werden. Als Forschungsdesign
Zuge der Pluralismus-Debatte legt nahe, dass
(siehe Kapitel 5) werden für die Analyse der
es auch in der wirtschaftsjournalistischen Aus-
Pluralität zwei voneinander unabhängige Kate-
bildung auf die konkreten Inhalte ankommt.
gorisierungen verwendet um die Aussagekraft
So könnte ein Grund für die genannten Ver-
der Ergebnisse zu erhöhen, insgesamt wer-
säumnisse der wirtschaftspolitischen Bericht-
den dafür 303 Modulbeschreibungen mittels
erstattung darin liegen, dass Wirtschaftsjour-
Text-Mining-Methode analysiert. Zur Analyse
Wichtigkeit
nalist*innen während ihrer Qualifizierung (zu)
der Reflexivität werden die Beschreibungen
plural-
wenig Kenntnisse einer pluralen Ökonomik
nach fünf ökonomisch-reflexiven Fächern und
ökonomischer
vermittelt bekommen und sie sich in Bezug auf
zwei journalistisch-reflexiven Fächer durch-
Kenntnisse
die Wirtschaftswissenschaften nicht ausrei-
sucht und deren Umfang nach Relevanz ge-
chend reflexive Fähigkeiten aneignen können.
wichtet.
Die spätestens seit der Finanzkrise 2008 offen-
Die Frage nach wirtschaftswissenschaft-
baren Versäumnisse, blinde Flecken und Pro-
licher Pluralität in der wirtschaftsjournalis-
bleme einer zu einseitig ausgerichteten Wirt-
tischen Ausbildung ist so bisher noch nicht
schaftswissenschaft würden sich in diesem
aufgeworfen worden. Insofern wird mit der
Falle auch auf den (Wirtschafts-)Journalismus
vorliegenden Studie ein wichtiger blinder
Einleitung
Fleck thematisiert und eine Forschungslücke
mus für die eigentliche journalistische Praxis
Praxisrelevanz
angegangen, die sowohl für die (Wirtschafts-)
hoch relevant – insofern richtet sich die vor-
der Debatte
Journalistik und die wirtschaftsjournalistische
liegende Arbeit nicht nur an Qualifizierungs
Qualifizierungspraxis bedeutsam ist, aber
institutionen, sondern explizit auch an Verla-
auch für die Pluralismus-Debatte innerhalb
ge, Redaktionen und (angehende) Wirtschafts-
der Wirtschaftswissenschaft neue Erkenntnis-
journalist*innen und lädt zur Auseinander-
se liefern will. Nicht zuletzt ist die Frage nach
setzung um einen vielfältigeren und pluralen
Perspektivenvielfalt im Wirtschaftsjournalis-
Wirtschaftsjournalismus ein.
7
Qualifiziert für die Zukunft?
2 Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung 2.1 Die gesellschaftliche Rolle des Wirtschaftsjournalismus
rer Rolle als (politische) Bürger*in, um sich mit den gesellschaftspolitischen Aspekten wirtschaftlicher Vorgänge auseinanderzusetzen
Wirtschaftsjournalismus erfüllt gesellschaft-
(Mast 2012b: 12, 159). Wirtschaftsjournalismus
lich bedeutsame Funktionen. Gerade in Zeiten
stellt insofern nicht nur theoretisch, sondern
Die Bedeutung
komplexer gesellschaftlicher Krisen steht er
auch faktisch eine zentrale Schnittstelle zwi-
des Wirtschafts
vor der Aufgabe, multiperspektivisch zu be-
schen Wirtschaft(swissenschaft) und demo-
journalismus für
richten, Kritik und Kontrolle öffentlicher Ak-
kratischer Öffentlichkeit dar und kann somit
die Demokratie
teure auszuüben sowie als eines von mehre-
sowohl wissenschafts- und bildungs-, wie auch
ren Frühwarnsystemen vor (Finanz-)Krisen zu
wirtschaftspolitische Debatten beeinflussen
warnen (Arlt und Storz 2010a). Daneben fällt
oder kritisch reflektieren.
dem Wirtschaftsjournalismus die Aufgabe zu,
Dabei gibt es nicht den „einen“ Wirtschafts-
mit Hilfe von wirtschaftswissenschaftlichem
journalismus, sondern viele Facetten – von
Hintergrundwissen Themen richtig, verständ-
Unternehmensreports, über Verbraucher*in-
lich und vielfältig aufzubereiten und so Öffent-
nen- oder Finanzjournalismus bis hin zu wirt-
lichkeit herzustellen (Mast 2012: 56 f.; Otto
schaftspolitischem Journalismus (Moss 2009).
und Köhler 2017a). Nicht zuletzt unterstützt der
Letzterer steht in der vorliegenden Arbeit im
Wirtschaftsjournalismus durch eine kontrover-
Fokus, da dieser die Leser*innen am ehesten
se und multiperspektivische Berichterstattung
in ihrer umfassenden Rolle als demokratische
die Leser*innen in einer differenzierten Mei-
Bürger*Innen andressiert und sie nicht in ers-
nungsbildung und macht sie in ihrer Rolle als
ter Linie in ihren potentiellen Rollen als Inves-
demokratische Akteure handlungs- und ent-
tor*innen oder Konsument*innen anspricht.2
scheidungsfähig. Diese theoretische Bedeu-
Wirtschaftsjournalismus wird hier zudem we-
tung des Wirtschaftsjournalismus zeigt sich
niger darüber definiert, dass er im Ressort
in der Praxis daran, dass in der Bevölkerung
„Wirtschaft“ einer Redaktion produziert wird,
großes Interesse für wirtschaftspolitische
ausschlaggebend ist vielmehr der Gegen-
Themen vorhanden ist und diese Themen in
standsbereich. Diesen beschreiben Mast und
den letzten Jahren medial verstärkt behandelt
Spachmann wie folgt:
werden. Laut einer repräsentativen Umfrage interessieren sich rund 86 % der Bevölkerung
„Wirtschaftsjournalismus ist derjenige
(sehr) stark für Wirtschaftsthemen. Drei Viertel
Bereich im Journalismus, der speziell Wirt-
nutzen Wirtschaftsjournalismus dabei in ihrer
schaftsthemen bearbeitet – oder auch ‚her-
Rolle als Verbraucher*in und knapp 70 % in ih-
stellt‘. Denn Journalisten greifen nicht nur
2 Da Kontextualisierung und Einordnung aber stets zum journalistischen Handwerk gehören, können viele der Argumente für eine größere Vielfalt der Perspektiven und Sichtweisen sicherlich auch auf andere Spielarten des Wirtschaftsjournalismus übertragen werden.
8
Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung
(passiv) auf vorgegebene Ereignisse zu. Sie
nicht eingelöst werden. Das zeigt sich nicht
erzeugen vielmehr aktiv Themen, indem
nur mit Blick auf die dominanten Themenset-
sie Ereignisse und Informationen nach ih-
zungen und deren Rahmung, sondern auch mit
ren eigenen – eben den journalistischen –
Blick auf eine mangelnde Kenntnis der Wirt-
Kriterien auswählen und nach bestimmten
schaftsjournalist*innen über vom Mainstream
Mustern aufbereiten“ (2014: 255).
abweichende Deutungsmuster und Zugänge innerhalb der Wirtschaftswissenschaft.
Zentrale (wirtschafts-)journalistischen Krite rien sind dabei etwa wirtschaftliche, intellektuelle und ideologische Unabhängigkeit. Gängige Deutungen oder gar Deutungsmonopole
2.2 Aktuelle Kritik am wirtschafts (politischen) Journalismus
sollten durch alternative Perspektiven in Frage
So zentral ein vielfältiges Verständnis von
gestellt werden (Müller 2017: 43 f.): „Domi
Ökonomie insbesondere im wirtschaftspoliti-
nante ökonomische Narrative herauszufor-
schen Journalismus also für eine Gesellschaft
dern, gehört zu den originären Funktionen des
mit demokratischem Anspruch ist, aktuelle
wirtschaftspolitischen Journalismus“ (ebd.:
Forschungsarbeiten zeigen hier große Mängel
42). Weitere Qualitätsanforderungen sind
auf. Insbesondere sind dabei Krisendiskur-
beispielsweise „Aktualität, Vielfalt, Relevanz,
se sowie Gerechtigkeits- und Ungleichheits-
Akzeptanz, Richtigkeit, Verständlichkeit und
debatten zu nennen sowie eine Kritik an ei-
Rechtmäßigkeit“ (Otto und Köhler 2017a). In
ner einseitigen Fokussierung auf bestimmte
Zeiten, in denen mit Blick auf die gesamte Ge-
(männliche) Wirtschaftsexperten, mit häufig
sellschaft eine Krise der Demokratie diskutiert
relativ ähnlichen Hintergründen, die kaum ein
(Merkel 2016), gar von postdemokratischen
breites Spektrum wirtschaftspolitischer Posi-
Tendenzen gesprochen wird (Crouch 2008)
tionen vertreten.
und sich gesellschaftliche Polarisierungen ver-
Im Zuge der Finanzkrise 2007/2008 kom-
Wirtschaftsjour-
schärfen, ist von allen diesen Anforderungen
men beispielweise eine Reihe von Studien zu
nalismus in der
vor allem das Kriterium der Vielfalt besonders
dem Ergebnis, dass es dem Wirtschaftsjourna-
Finanzkrise
hervorzuheben. Mit dem Journalistik-Professor
lismus nicht gelang, die Rolle von zumindest ei-
2007/2008
Tanjev Schultz gesprochen: „Wissenschaft und
nem von mehreren Frühwarnsystemen auszu-
Wahrheitsorientierung zu verteidigen, kann
füllen (Arlt und Storz 2010a) oder während der
(…) nur im Modus eines aufgeklärten Zwei-
Krise ausgewogen zu berichten. Im Gegenteil:
felns und im Bewusstsein des Pluralismus in der Wissenschaft gelingen“ (2020: 97).
„Bis zum Bankrott von Lehman Brothers
Wie sich im Folgenden zeigen wird, kann
(15. September 2008) und weitere Tage da-
der Qualitätsanspruch der Vielfalt in wirt-
nach hat der größte Teil des Wirtschaftsjour-
schaftspolitischen Diskursen häufig jedoch
nalismus Hand in Hand und Mund an Mund
9
Qualifiziert für die Zukunft?
mit Wirtschaftsexperten und Politpromi-
mit vier bis fünf Prozent Randerscheinungen
nenz Leugnungs- und Beruhigungsrhetorik
darstellten. Die verwendeten Deutungsrahmen
produziert“ (Arlt und Storz 2010b: 36) .
interpretieren Geschehnisse und sind daher
3
per se nicht neutral, sondern politisch und Schiffrin (2015) fasst eine Reihe von Studien
können unbewusst Meinungen beeinflussen
zusammen und kommt zum Fazit,
(Wehling 2016: 17 f.). Zudem zeigte sich, dass sich einige Medien wechselseitig aneinander
„dass die Medien die Krise nicht kommen
orientierten – die Studien-Autor*innen kon
sahen, die Rolle der Finanzinstitutionen,
statieren daher eine Themenhomogenität und
die die Krise verursachten, nicht vollständig
mangelnde Hintergrundberichterstattung.
abdeckten und es versäumten, alternative
Auch Pühringer und Hirte (2015) untersuch-
Lösungen zu präsentieren, um die Wirt-
ten mittels kritischer Diskursanalyse 1.300 Arti-
schaft wieder anzukurbeln und Arbeitsplät-
kel (3.000 Seiten) einflussreicher deutschspra-
ze zu schaffen, nachdem die Krise eingetre-
chiger Printmedien für den Zeitraum vom 1. Juli
ten war“ (ebd.: 648; eigene Übersetzung).
2008 bis 31. Dezember 2009 im Hinblick darauf, wie Ökonom*innen in diesen Medien die Finanz-
Einseitige
Es wird ebenso die Rolle des Wirtschaftsjour-
krise sprachlich darstellten. Hier wurden im We-
Krisendeutungen
nalismus bei der Deutung dieser und anderer
sentlichen fünf Deutungsrahmen gefunden, wo-
Krisen erforscht und kritisch nachvollzogen: So
bei zwei dominierten (ebd.: 20): Erstens wurde
identifizieren etwa Bach et al. (2012) in der Be-
die Finanzkrise als Krankheit gerahmt, was so-
richterstattung überregionaler Tageszeitungen
wohl den (Finanz-)Markt als auch die Wirtschaft
vom Herbst 2008 in 721 Beiträgen acht zentrale
als Ganzes „normalerweise“ als Robust und die
Deutungsrahmen der Finanzkrise: Während die
Finanzkrise als „außergewöhnliches Ereignis“
Interpretation der Krise als „Bedrohung“ mit
deutet (ebd.: 615). Zweitens wurde die Finanz-
37 % mit Abstand dominierte, folgte mit 17 % der
krise als Naturkatastrophe oder Militärangriff
Ruf nach „Regulierung“, während die Schwer-
interpretiert, was ebenfalls die Krise als außer-
punkte „Globalisierung“, „Gier“, „Solidarität“
gewöhnliches Ereignis „von außen“ – oder öko-
oder „Selbstbereinigung“ nur bei rund zehn
nomisch ausgedrückt – als „externen Schock“
Prozent lagen und Perspektiven, die „Komplexi
interpretiert, statt die Problemursachen inner-
tät“ oder moralische Probleme zentral setzen
halb des Systems zu vermuten (ebd.: 616)5.
4
3 Zu einzelnen Wirtschaftsjournalist*innen, die vor der Krise gewarnt haben, siehe Arlt und Storz (2010a: 258 f.). Sie weisen zudem darauf hin, dass kritisches Wissen zwar vorhanden war, jedoch neben dem herrschenden Markt- Paradigma keine kritische Masse erreicht habe (ebd.: 265). 4 Im Original wird das Deutungsmuster „Moral-Hazard“ genannt, was mit „Gefahr für die Moral“ übersetzt werden könnte. 5 Die weniger dominanten Deutungsrahmen interpretierten die (Finanz-)Märke als empfindlichen Akteur, die Finanz krise als Unglück im wirtschaftlichen (bzw. ökonomischen) Spiel oder hoben hervor, dass ökonomisches Handeln eine spezifische Moralität/Verantwortung erfordere (ebd.: 617 f.).
10
Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung
„Diese Art der Rahmung bietet eine über-
inzwischen breiten öffentlichen sowie fach-
Journalistische
zeugende Erklärung für die Tatsache, dass
wissenschaftlichen Debatte um die Notwen-
Vielfalt angesichts
die Finanzkrise keine gravierenden Aus-
digkeit einer „Postwachstumsgesellschaft “
der Klimakrise
wirkungen auf das herrschende Paradig-
im Zuge der Klimakrise, spiegelt das kaum die
zentral
ma der Ökonomen hatte. Darüber hinaus
Vielfalt der Positionen wider, die gesellschaft-
erklärt sie auch, warum es nicht viel kri-
lich und wissenschaftlich debattiert wird und
tischen Diskurs über die Ökonomie und
folglich auch journalistisch aufgegriffen wer-
die Rolle der Ökonomen in diesem Bereich
den sollte.
gegeben hat“ (ebd.: 617, eigene Übersetzung).
7
Neben Forschungen in Bezug auf Krisendiskursen gibt es auch Untersuchungen in Bezug auf wirtschaftspolitische Themen: So unter-
Zahlreiche weitere Studien – ob zur Bericht-
suchten Theine und Grisold (2020) die Debatte
erstattung der Finanzkrise oder auch der
über Vermögens- und Erbschaftssteuern – die
anschließenden sog. griechischen Staats-
als maßgebliches Instrument im Kampf gegen
schuldenkrise bis hin zur aktuellen Corona-
die steigende soziale Ungleichheit gesehen
Krise – kritisieren in ähnlicher Weise einsei-
werden – in sieben deutschen Tages- bzw.
tige Krisendeutungen . Relevant in Bezug auf
Wochenzeitungen zwischen den Jahren 2000
die Klimakrise (die treffender eigentlich als
und 2018 (ebd.: 32 f.). Es zeigte sich, dass das
ökologische Vielfachkrise bezeichnet werden
Thema Vermögens- und Erbschaftssteuer in
Vermögenssteuer –
müsste) ist die Arbeit von Knauß (2015), der
der Berichterstattung abgesehen von kurzen
kaum ein Thema
die (west)deutsche Wirtschaftspresse seit
Zeiträumen nur wenig vertreten ist: Insge-
dem Zweiten Weltkrieg untersucht und zu dem
samt in nur 0,2 bis 0,6 % aller Artikel (ebd.:
Schluss gelangt, dass – vermutlich mangels
59). Kommt das Thema doch einmal vor, liegt
ideengeschichtlichen und historischen Wis-
der inhaltliche Fokus überwiegend auf einer
sens – das Wachstumsparadigma weitgehend
(partei)politischen Ebene, während (polit)
unreflektiert verteidigt wird. Angesichts der
ökonomische Aspekte und gesellschaftliche
6
6 Zur Finanzkrise beispielsweise Kutter (2013), Brait (2018), Mannheim (2011), für die USA etwa Schiffrin und Fagan (2013) oder für das Vereinigte Königreich Tambini (2010). Zur Griechenland-Krise 2015 siehe Otto et al. (2016). Im Zuge der aktuellen Corona-Krise gibt es erste mediale Diskursforschung und Diskussionen über die (einseitige) Deutung der Krise (z. B. Henning 2020; Fiedler 2020), jedoch noch nicht spezifisch für den Bereich des Wirtschaftsjournalismus. 7 Postwachstum oder Degrowth meint, vereinfacht gesagt, eine Kritik an der positiven Bewertung und Vorherrschaft des Wirtschaftswachstums. Diese Kritik wird einerseits mit verschiedenen Strängen anderer Gesellschaftskritiken verknüpft und bietet andererseits als explizit normatives Konzept Vorschläge und Visionen für eine sozial-ökologische Gesellschaft an (Schmelzer und Vetter 2019: 14 f.). Ein häufiges Missverständnis ist, dass es dabei um eine generelle Schrumpfung der Wirtschaft innerhalb der momentanen Strukturen geht. Stattdessen sollen jedoch strukturelle gesellschaftliche Veränderungen erreicht werden, die Wachstumsunabhängigkeit gewährleisten und ein „Gutes Leben“ für alle ermöglichen, insbesondere im Hinblick auf globale sozial-ökologische Gerechtigkeit (ebd.: 24 f.).
11
Qualifiziert für die Zukunft?
Hinter grundberichterstattung wenig thema-
journalismus im Hinblick auf ökonomische Ex-
tisiert werden (ebd.): So wird in den unter-
pert*innen und deren Positionen verdeutlichen
suchten Medien meist ein idealtypisches Bild
sollen:
von Unternehmen gezeichnet und es besteht
In einer Diskursanalyse der Berichter-
„eine klare Dominanz zur Unternehmensseite“
stattung über Sozial- und Wirtschaftspolitik
in der Beschreibung der Auswirkungen dieser
im SPIEGEL (1981 bis 2003) zeigt Wolter auf,
Steuern, während mögliche positive Wirkun-
„dass neoliberal gefärbte Medienbeiträge
gen entsprechender Reformen auf weniger
häufig Verweise auf akademische Experten
wohlhabende gesellschaftliche Gruppen so-
enthalten“ (Wolter 2016: 292, zum Neolibera
wie Gerechtigkeits- und Ungleichheitsfragen
lismus-Begriff siehe auch den Infokasten
allgemein kaum zur Sprache kommen (ebd.:
unten). Dabei wird oftmals weder der Hinter-
42 f.). Zudem überwiegen bei den Akteuren,
grund der betreffenden ökonomischen Theo-
auf deren ökonomische Expertise sich gestützt
rieschule expliziert, noch der Name der betref-
wird, diejenigen, die einer Vermögens- oder
fenden Person genannt. Stattdessen werden
Erbschaftssteuer ablehnend gegenüberste-
an Autoritäten appellierende Formulierungen
hen (ebd.: 59). Weitere Studien beispielswei-
verwendet, wie beispielsweise „Wirtschafts-
se zur Berichterstattung über ökonomische
experten sind überzeugt“, „Experten schät-
Ungleichheit kommen zu ähnlichen Befunden
zen“ oder „,Ökonomen jedenfalls halten‘
einer mangelnden Perspektivenvielfalt (Bank
eine Kürzung der Sozialhilfe ,von mindestens
2017; Smith Ochoa 2020).
10 Prozent‘ für erforderlich“ (ebd.: 293). Wol-
Die bisher dargestellten Studien machen
ter stellt in seiner Untersuchung dabei einen
bereits deutlich, dass im wirtschaftspoliti-
dramatischen Anstieg der neoliberalen Artikel
schen Journalismus gerne auf die Einschätzung
fest: Während 1983 rund 14 % der untersuch-
Ökonom*innen
von Expert*innen zurückgegriffen wird. Dabei
ten Artikel als „neoliberal“ eingestuft wurden,
als neutrale
fehlt oftmals jedoch die kritische Betrachtung
waren es im Jahr 2002 rund 85 %, gegenteilig
„Expert*innen“
und Erläuterung der (theoretischen) Hinter-
sank der Anteil der „anti-neoliberalen“ Artikel
gründe der befragten Personen, die kaum ein
von rund 66 % (1983) auf knapp drei Prozent
breites Spektrum an Perspektiven und Theorie-
2002 (ebd.: 177). Wolter schlussfolgert daraus:
ansätzen abbilden, während es gleichzeitig im
„Ganz gleich, welcher Generation sie angehö-
Allgemeinen eine starke Fokussierung auf pro-
ren: Journalisten, die über Wirtschaftspolitik
minente männliche Persönlichkeiten gibt . Im
schreiben, scheinen in der Regel unter merk-
Folgenden werden einige Studienergebnisse
lichem Einfluss bestimmter Theorieschulen zu
dargestellt, die den Status quo im Wirtschafts-
stehen“ (ebd.: 291).
8
8 Dies spiegelt teilweise die Situation in der akademischen Wirtschaftsforschung wider, wo Frauen ebenfalls generell unterrepräsentiert sind (siehe Women in European Economics 2020; für die USA: Bayer und Rouse 2016).
12
Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung
Zum Begriff des Neoliberalismus Der Begriff „Neo-Liberale“ geht ursprünglich auf eine Eigenbezeichnung von Intellektuellen zurück, die sich in Netzwerken wie der 1946 gegründeten Mont Pélerin Society und in Vorläufer-Konferenzen für einen erneuerten wirtschaftlichen Liberalismus organisierten. Wichtige Vordenker waren z. B. Ludwig von Mises, Friedrich August von Hayek und Milton Friedman. Seit den 1970er Jahren wird „Neoliberalimus“ als Kritikbegriff gegen die von Vertreter*innen dieser Netzwerke vorangebrachten und befürworteten wirtschaftspolitischen Programme wie Privatisierung, Deregulierung, Freihandel und Sozialstaatsabbau verwendet. Der Begriff ist vielfältig und strittig: So beschreibt er darüber hinaus bestimmte Wirtschaftstheorien oder auch eine politische Erzählung, eine ökonomisierte Gesellschaftsform oder eine Form radikaler politischer Regulierung, mit dem Ziel die Interessen der Besitzenden gegen die Demokratie durchzusetzen (siehe z. B. Slobodian 2019). Teilweise wird alternativ auch von „Marktfundamentalismus“ gesprochen (Ötsch 2019).
Diese mangelnde Ausgewogenheit beim
Jahrzehnte hinweg der massenmediale Diskurs
Prägung des
Zitieren von Ökonom*innen kann für deutsche
von Ökonom*innen geprägt wurde, die etwa
Mediendiskurses
Medien grundsätzlich konstatiert werden: In
über neoliberale Thinktanks miteinander gut
durch (neoliberale)
einer großen angelegten Forschung zum „per-
vernetzt waren und sind (ebd.: 54).
Ökonom*innen
formativen Fußabdruck“ (ab 1954) und dabei
Auf Basis der Online-Datenbank Genios
auch zur medialen Präsens deutscher Öko-
zeigt eine weitere Studie, wie häufig 1.300
nom*innen zwischen 1947 bzw. 1948 und 1994
wichtige deutsche Ökonom*innen9 in 40 dort
im SPIEGEL und der ZEIT (Ötsch et al. 2018:
erfassten Printmedien zitiert wurden.
44; 47 f.) konnte die Dominanz einiger weniger (überwiegend männlicher) Ökonomen – auch
„Tatsächlich wurde die Mehrheit der Ökono-
speziell im Diskurs über die Finanzkrise – nach-
men in dem Zeitraum überhaupt nicht in den
gewiesen werden (Ötsch et al. 2018: 244 f.).
Print-Medien zitiert, was bedeutet, dass die-
Dabei zeigte sich insbesondere, dass über
se Wissenschaftler entweder von sich aus
9 Grundlage für die Bewertung der „Wichtigkeit“ war das Mitgliedsverzeichnis des Vereins für Sozialpolitik, Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Präsident*innen und Abteilungsleiter*innen der führenden Forschungsinstitute (Dullien 2008: 10).
13
Qualifiziert für die Zukunft?
auf Teilnahme an der öffentlichen Debatte
2018; D. Meier 2017; Wiberny 2020) und Bernd
verzichtet haben oder von der Presse aus-
Lucke (Rang 4 im Jahr 2020), Mitgründer der
geschlossen wurden“ (Dullien 2008: 10).
Partei Alternative für Deutschland (AfD), initiierte 2005 den „Hamburger Appell“, einen Auf-
Stattdessen gab es eine monopolartige Fixie-
ruf, der deutlich für neoliberale Wirtschafts
rung auf die zwei Ökonomen Hans-Adalbert
politik plädierte. Frauen sind unter den ersten
Ökonomen-Medien-
Rürup und Hans-Werner Sinn. Beide kommen
50 Rängen nur vereinzelt vertreten: Im Jahr
Rankings: Frauen
gemeinsam auf etwa die Summe an Zitatio-
2019 ist nur eine Frau dabei (Isabell Schnabel
kaum vertreten
nen wie die folgenden acht (!) Volkswirte zu-
Rang 17), im Jahr 2020 sind es vier (in den Rän-
sammen (ebd.: 11) . Auch im jährlichen F.A.Z-
gen 30, 35, 36 und 50)12.
10
Ökonomen-Ranking (F.A.Z. 2019; 2020), das
Bei spezifischen Themen wie der Berichter-
Deutschlands einflussreichste Ökonom*innen
stattung über die Vermögens- und Erbschafts-
unter Beachtung der Medienzitate auflistet,
besteuerung zeigt sich zwar, dass durchaus
zeigt sich beispielsweise eine Fokussierung
auch Ökonomen (jedoch ebenfalls ausschließ-
auf einzelne prominente Ökonom*innen, da-
lich Männer) zu Wort kommen, die sonst selten
runter viele mit deutlich neoliberalem Hinter
medial vertreten sind (Theine und Grisold 2020:
grund: So ist Clemens Fuest (Rang 1 2019 und
58), insbesondere der in diesem Themenfeld
2020) beispielsweise seit 2013 Mitglied des
prominente französischen Ökonom Thomas
neoliberalen Thinktanks Kronberger Kreis
Piketty. Insgesamt ist die Verengung auf we-
(Stiftung Marktwirtschaft 2020) , Ferdinand
nige, neoliberale Ökonomen aber ein robuster
Dudenhöffer (Rang 2 in beiden Jahren) ist Lei-
Befund – und auch beim Thema Besteuerung
ter des CAR Center Automotive Research in
folgen auf den obersten Rängen nach Piketty
Duisburg und wird aufgrund seiner Positionen
mit Bert Rürup, Clemens Fuest und Hans-Werner
medial auch als „Autopapst“ bezeichnet (Hoff
Sinn wieder bekannte Namen (ebd.: 57).
11
10 Rürup belegt in der Rangliste der einflussreichsten Ökonomen zwischen 1954 und 1994 Platz 7 (Ötsch et al. 2018: 55). Er war unter anderem zwischen 2000 und 2009 im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Bundesregierung (umgangssprachlich auch „Wirtschaftsweisen“ genannt) (Ehemalige Ratsmitglieder 2020) und ist beispielweise durch seine rentenpolitische Beratung bekannt (Stichwort „Rürup-Rente“, eine Form der privaten Altersvorsorge). Hans-Werner Sinn ist auf Platz 6 der medial einflussreichsten Ökonomen zwischen 1954 und 1994 (Ötsch et al. 2018: 55). Er war unter anderem von 1999 bis 2016 Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung. 11 Laut Ötsch et al. (2018: 57) spielt der Kronberger Kreis eine besondere Rolle darin, neoliberale (Ötsch verwendet den Begriff „marktfundamentale“) Ökonom*innen zu vernetzen (siehe auch ebd.: 219 f.). 12 Wobei es natürlich sein kann, dass sich Personen (ob mit männlichem oder weiblichem Namen) einem anderen Geschlecht zuordnen oder sich als divers verstehen. Im F.A.Z.-Ranking 2019 war im Übrigen eine eigene Kategorie „Ökonominnen“ abrufbar, vermutlich um Frauen sichtbarer zu machen, die allerdings im Jahr 2020 wieder abgeschafft wurde (F.A.Z. 2020).
14
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
3 Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
Neben medialen Eigenlogiken, beispielsweise
School of Economics, Professor Luis Garicano,
Das Versagen der
dem Anreiz sich aufgrund (zeit-)ökonomischen
der stellvertretend für seine Fachkolleg*innen
Mainstream-
Drucks auf prominente Wirtschaftsexpert*in-
ihrer Majestät erläutern sollte, warum kein*e
Ökonomik
nen und etablierte Institutionen zu beziehen
Ökonom*in die Krise habe kommen sehen.
in der Finanzkrise
anstatt nach Wissenschaftler*innen mit kon-
Die Antwort Garicanos machte deutlich, dass
trären Haltungen zu suchen (Hall et al. 2013:
die herrschende ökonomische Lehre in der Tat
61), liegt es nahe, auch die wirtschaftsjourna-
blind für die Möglichkeit einer Krise war und
listische Qualifizierung in den Blick zu nehmen,
man sich stattdessen gegenseitig darin bestä-
wenn nach Gründen für die oben dargestell-
tigte, dass alles in Ordnung ist: „In jeder Phase
ten Befunde der mangelnden Vielfalt im Wirt-
verließ sich jemand auf einen anderen und je-
schaftsjournalismus gefragt wird. Der Bezugs-
der dachte, er würde das Richtige tun“ (Pierce
disziplin der Wirtschaftswissenschaft kommt
2008, eigene Übersetzung).
dabei eine besonders zentrale Bedeutung zu.
Tatsächlich jedoch hatten mindestens
Um dies nachvollziehen zu können, wird im Fol-
zwölf Ökonomen*innen zwischen 2001 und
genden als Hintergrund für die vorliegende Stu-
2007 bereits deutlich vor der Krise gewarnt
die die bereits erwähnte Pluralismus-Debatte
(eine Liste findet sich bei Bezemer 2009: 9),
in den Wirtschaftswissenschaften skizziert:
nur wurden sie nicht ernst genommen oder
Empirische Forschungen thematisieren eine
nicht beachtet. Dies lag daran, dass es – wie
theoretische, methodische und inhaltliche
im Wirtschaftsjournalismus auch – „die“ Wirt-
Engführung im VWL-Studium in Deutschland,
schaftswissenschaft nicht gibt, sondern eine
Untersuchungen zeigen Beeinflussungseffekte
Vielfalt unterschiedlicher Theorieschulen bzw.
auf Studierende im Studium und es wird die
Strömungen, von denen einige etablierter und
Konformität und die teilweise manipulative
weiter verbreitet sind als andere. Da die Wis-
lehrbücher Sprache ökonomischer Standard
senschaftler*innen, die vor der Krise gewarnt
kritisiert.
hatten, nicht der dominanten Theorieschule in der Wirtschaftswissenschaft zugehörig wa-
3.1 Hintergrund: Die Pluralismus-Debatte
ren, wurden sie weder von Fachkolleg*innen aus ebendieser Schule, noch von der Mehrheit der Wirtschaftsjournalist*innen ausreichend
Eine Krise als Katalysator:
gehört und ernstgenommen – obwohl ihre Er-
Einige historische Schlaglichter
gebnisse und Prognosen mitunter „treffender“
Die etablierte Wirtschaftswissenschaft steht
waren. Unter anderem an diesem Umstand
zunehmend in der Kritik, vor allem seit der
entzündete sich die Pluralismus-Debatte, in
Finanzkrise 2007/2008. Berühmt wurde in die-
welcher für vielfältigere Perspektiven in den
sem Zusammengang die Frage der britischen
Wirtschaftswissenschaften gestritten wird, da-
Queen an den Forschungsdirektor der London
mit Warnrufe nicht mehr missachtet werden,
15
Qualifiziert für die Zukunft?
nur, weil sie aus der „falschen“ Theorieschule
mehr theoretische und methodische Vielfalt,
stammen. Studentische Initiativen wie das
Interdisziplinarität in Lehre und Forschung und
Akteure der
bundesweite Netzwerk Plurale Ökonomik und
ein stärkerer Bezug zur Realität, insbesondere
Pluralismus-
seine Vorläufer in Deutschland oder die Inter
eben zu gesellschaftlichen Krisen und deren
Debatte
national Student Initiative for Pluralism in Eco-
Lösungen. Nach der Finanzkrise 2008 erhiel-
nomics engagieren sich mit Aufrufen, Podien,
ten diese Anliegen erheblichen Auftritt und
Ringvorlesungen und Materialsammlungen
die Pluralismus-Debatte kam richtig in Fahrt.
schon seit rund zwei Jahrzehnten für mehr
Mittlerweile sind ihre Forderungen längst keine
Pluralität in der Ökonomik, unterstützt durch
Nische mehr und der innerwissenschaftliche
zahlreiche Lehrende und Professor*innen.
Streit schafft es immer wieder in die Öffentlich-
Kernforderungen sind dabei unter anderem
keit (siehe Infokasten).
Der Streit um wirtschaftspolitische Lehrstühle an der Universität zu Köln Eine für die wirtschaftsjournalistische Ausbildung relevante Diskussion entbrannte 2009 als an der Universität zu Köln (wo die Auszubildenden der Kölner Journalistenschule parallel studieren) Lehrstühle des Faches Wirtschaftspolitik durch makroökonomische Lehrstühle ersetzt werden sollten. 83 Professor*innen der Volkswirtschaftslehre veröffentlichten einen Aufruf, in dem sie „mit Sorge die zunehmenden Bestrebungen, die Lehre von der Wirtschaftspolitik an den Universitäten zurückzudrängen“ verfolgten (Aberle et al. 2009). Sie kritisierten unter anderem, dass Ökonom*innen sich aus der Wirklichkeit zurückzögen: „In der volkswirtschaftlichen Theorie herrscht die Tendenz vor, aus jeweils gewählten Annahmen logische Schlussfolgerungen abzuleiten. Das jeweilige Ergebnis ist bereits vollständig in den Annahmen enthalten“ (ebd). In einem Gegenmanifest im Handelsblatt konterten daraufhin 145 Ökonom*innen, ihre Kolleg*innen argumentierten „für eine Zementierung international nicht wettbewerbsfähiger Strukturen an deutschen VWL-Fakultäten“ (Adam 2009). Eine Mehrheit der VWL-Gebiete sei angewandt und würde theoretische und empirische Analysen sowie wirtschaftspolitische Implikationen beinhalten (ebd.). Rückblickend kommentierte Braunberger (2010) (Wirtschaftsjournalist der F.A.Z): „Bedroht sind nicht nur die wirtschaftspolitischen Lehrstühle, sondern auch Professuren für Methodenlehre, Finanzwissenschaft sowie Wirtschafts- und Dogmengeschichte, die den Neuerern lediglich als Orchideenfächer gelten, aber durchaus ihre Existenzberechtigung besitzen. Insofern kämpfen die Traditionalisten nicht nur direkt für den Erhalt eigenständiger wirtschaftspolitischer Professuren, sondern indirekt auch für die Bewahrung der Vielfalt in den Wirtschaftswissenschaften.“ 16
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
Verschiedene Studien unterstreichen heu-
Die zentralen Begrifflichkeiten der
te den Rückhalt für die Forderungen nach Per-
Pluralismus-Debatte
spektivenvielfalt: Bei einer groß angelegte
Gängige Begrifflichkeiten, mit denen die Domi
Befragung unter 920 Studierenden und Ab-
nanz von bestimmten theoretischen Strömun-
solvent*innen der Ökonomik aus 85 Ländern
gen kontrovers diskutiert wird, sind dabei
aller sechs Kontinente gaben 89,2 % an, Öko-
etwa Mainstream, Orthodoxie und Hetero
nom*innen könnten durch einen Austausch
doxie (Colander et al. 2004: 490). Dabei wird
mit anderen Sozialwissenschaften besser auf
„Mainstream“ meist als Sammelbegriff für
Krisen reagieren (Hanney et al. 2020: 5). 64,5 %
jene Theorieschulen verwendet, die eine domi-
sehen ihre Kurse in Bezug auf bestimmte The-
nante Position in akademischen Institutionen
men, beispielsweise verschiedene Formen der
und in der Öffentlichkeit innehaben (ebd., der
Diskriminierungen, als systematisch (poli
weniger bekannte Gegenbegriff „Sidestream“
tisch) voreingenommen an (ebd.: 12). Dass es
wird weiter unten erläutert). Unabhängig da-
im Hinblick auf Ungleichheiten tatsächlich eine
von wird eine Theorieschule als „orthodox“
Schieflage gibt, zeigt eine weitere Studie: Von
bezeichnet, um sie (als tendenziell starr und
500 Ökonom*innen in 38 Ländern, unterrich-
dogmatisch) zu kritisieren. „Heterodox“ oder
ten Ökonom*innen die zu den herrschenden
„plural“ als Gegenbegriffe zu orthodox be-
Theorieschulen gezählt werden nur zu 38 %
zeichnen diejenigen Strömungen, die weni-
Kurse, die rassistische Ungleichheit oder die
ger wirkmächtig im Diskurs vertreten sind.
Rolle des europäischen Kolonialismus bei wirt-
Die unterschiedlichen Strömungen der Öko-
schaftlichen Ergebnissen thematisieren. Öko-
nomik verwenden dabei teilweise nicht nur
nom*innen anderer Theorieschulen greifen
verschiedene Methoden und unterscheiden
diese Themen zu 87 % aus unterschiedlichen
sich im Hinblick auf die Schwerpunkte ihres
Blickwinkeln auf (Kvangraven und Kesar 2020).
Untersuchungsgegenstandes, sondern betrei-
Im Jahr 2020 ist der Pluralismus-Diskurs zudem
ben Wissenschaft mitunter auch ganz grund
auch in der Klimabewegung angekommen, da
legend aus unterschiedlichen erkenntnistheo-
sich die Stimmen unter den Ökonom*innen
retischen Annahmen oder Weltbildern heraus.
mehren, die Reformen in der VWL als Voraus-
Abbildung 1 zeigt beispielhaft, wie sich eine
setzung für einen Beitrag der Ökonomik zur
Vielzahl ökonomischer Schulen schon darin
Lösung der Klimakrise begreifen. So riefen etwa
unterscheiden, was sie als zentrales ökono-
die deutschsprachigen Economists4Future,
misches Problemfeld identifizieren. Wie genau
unterstützt von 43 Bildungsinstitutionen, zu ei-
diese Schulen nun den Begriffen Mainstream,
ner Reform der ökonomischen Bildung auf und
Sidestream, Orthodoxie und Heterodoxie zuge-
Die Neoklassik
begründeten das unter anderem damit, dass
ordnet werden, ist nicht unumstritten (siehe
als dominante
Studierende durch die Einseitigkeit der gelehr-
unten). Klar ist jedoch, dass die Theorieschule
Strömung
ten Inhalte bisher „daran gehindert [werden],
der „Neoklassik“ (bzw. ihre grundlegenden
in der Ökonomik
reale wirtschaftliche Probleme verstehen und
Annahmen, Definitionen und Normen) der-
bewältigen zu lernen“ (Econ4Future 2020).
zeit eine der dominantesten Strömungen und
17
Qualifiziert für die Zukunft?
daher meist (mit)gemeint ist, wenn an Main-
genstandsbereich definieren. So wird häufig
stream und Orthodoxie Kritik geübt wird (zur
auf die Definition nach Lionel Robbins aus dem
Definition der Neoklassik, siehe unten). Die
Jahr 1932 zurückgegriffen, die die Wirtschafts
marxistischen, feministischen oder auch post
wissenschaft unter der Annahmen unersätt
keynesianischen Theorien werden hingegen
licher Bedürfnisse des Menschen auf die Unter
meist zur Heterodoxie gezählt.
suchung des menschlichen Verhaltens als ein
Die fundamentalen Unterschiede der Strö
Verhältnis zwischen Zwecken und knappen
mungen auf begrifflicher, theoretischer und
Mitteln beschränkt (Robbins 1945: 16). Man
methodischer Ebene können zu grundlegen
che Ökonom*innen, die sich stolz als „ökono
Kontroversen der
den Kontroversen, mitunter zu vollkommen
mische Imperialisten“ bezeichnen, definieren
unterschiedlichen
konträren wirtschaftspolitischen Positionen
die Wirtschaftswissenschaft sogar ausschließ
Theorie-
und Empfehlungen führen. Es gibt kaum eine
lich über diese ökonomische Methode der
Strömungen
Frage, die in der Wirtschaftswissenschaft nicht
Zweck-Mittel-Kalkulation. Sie meinen, es ließe
strittig ist – selbst bei der bloßen Definition
sich damit alles menschliche Verhalten, auch
von Wirtschaft oder Wirtschaftswissenschaft
Bereiche außerhalb der Ökonomie, besser er
gibt es keinen Konsens. Beispielhaft gezeigt
klären als durch andere Sozialwissenschaften
werden kann dies daran, dass manche Wissen
wie die Soziologie oder die Psychologie (sie
schaftler*innen die Wirtschaftswissenschaft
he Becker 1990; Becker 2010, kritisch dazu:
über ihre Methode, andere sie über ihren Ge
Graupe 2014). Wird die Wirtschaftswissen
Abbildung 1
Ökonomische Theorieschulen nach zentralen Problemfeldern
Quelle: Mirko von Gizycki für exploring-economics.org, 2021.
18
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
schaft hingegen über den Gegenstandsbereich
(Beckenbach et al. 2016: 32) und mehr Plura-
Erkenntnisgewinn
definiert, werden diejenigen Institutionen,
lismus folglich zu mehr Erkenntnissen führe
durch Pluralität
Ressourcen und Aktivitäten in den Blick ge-
(Grimm et al. 2014) .
nommen, die in einer Gesellschaft die mate
14
Allerdings gibt es in der Pluralismus-
rielle Produk tion und Reproduktion sichern
Debatte vor allem zwei strittige Punkte, die
(Hedtke 2016: 2). Dieser Ansatz erlaubt es,
hervorgehoben werden müssen, um Missver-
auch vielfältige Sichtweisen einzubeziehen,
ständnisse vorzubeugen und die Komplexität
da auf die interessierenden Faktoren (Institu
der Debatte nachvollziehen zu können: Ers-
tionen, Akteure, Aktivitäten usw.) unter ande-
tens gibt es unterschiedliche Verständnisse
rem aus psychologischer, soziologischer oder
lismus überhaupt meint. davon, was Plura
ökologischer Perspektive geschaut werden
Verteidiger*innen des Status quo verweisen
kann (siehe Abbildungen 2 und 3).
oft darauf, dass die Methoden und Theorien
13
Der Pluralismus-Diskurs in der Wirtschafts-
innerhalb des Mainstreams sehr vielfältig
wissenschaft erhebt somit eine bildungs-
seien und sich seit der Finanzkrise weiterent
politische Forderung nach mehr Theorie-,
wickelt haben (z. B. Bachmann 2017)15. Um die-
Methoden- und Disziplinenvielfalt (Thieme
ser Entwicklungen Rechnung zu tragen, be-
2019: 261). Zugleich führt er aber auch eine
ginnt sich der Begriff „pluraler Mainstream“
wissenschaftspolitische Kritik an der Ausgren-
zu etablieren (Cedrini/Fontana 2018). Dieser
zung heterodoxer Ansätze an. Diese margi-
Term macht deutlich, dass mit dem Main
nalisierten Strömungen müssten schlicht als
stream zwar weiterhin andere Grundannah-
ein Gebot der Wissenschaftlichkeit im Diskurs
men als bei heterodoxen Ansätzen verbunden
stärker inte griert werden (Heise 2016: 30).
sind, nichtsdestotrotz aber auch innerhalb
Plural oder
Schließlich argumentieren erkenntnistheore-
des Mainstreams andere (auch progressi-
nicht plural?
tische Begründungen, dass sich über soziale
ve) Themenschwerpunkte als üblich gesetzt
Sachverhalte nur mittels einer Vielfalt an
werden können16. Kritiker*innen halten dem
Konzepten und Methoden verständigen ließe
jedoch entgegen, dass sich Pluralität eben
13 Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich der Makroökonomie: Vertreter*innen der Modern Monetary Theory kritisieren, dass grundlegende Beschreibungen, wie etwa in unserem Wirtschaftssystem Geld geschöpft wird, in makroökonomischen Lehrbüchern schlicht falsch sind und auch in der medialen Öffentlichkeit hartnäckig falsch reproduziert werden (Höfgen 2020). Insofern heißt Pluralität nicht nur eine Vielfalt an Perspektiven zuzulassen, sondern kann auch schlicht bedeuten, Irrtümer kenntlich zu machen bzw. Behauptungen zur Diskussion zu stellen. 14 Für weitere aktuelle Publikationen zu Perspektiven einer Pluralen Ökonomik siehe beispielweise Petersen et al. (2019) oder Fridrich et al. (2020). 15 Pluralismus-Verfechter*innen sehen sich umgekehrt teilweise dem Vorwurf ausgesetzt, ihr Wissenschaftsverständnis sei zu normativ und politisch (z. B. Strohschneider 2014). Konzeptionen einer transformativen Wirtschaftswissenschaft versuchen hier deutlich zu machen, dass Wissenschaft nie wertfrei ist, aber diese Bezüge reflektieren und transparent machen kann und sich an Zielen einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung orientieren sollte (Pfriem et al. 2017). 16 Ein Beispiel wären die Forschungen des französischen Ökonomen Thomas Piketty zu Vermögensungleichheit (Theine und Grisold 2020: 32). Obwohl in der Mainstream Methodik und Theorie verhaftet, bearbeitet Piketty ein für Mainstream-Ökonom*innen unübliches Thema.
19
Qualifiziert für die Zukunft?
Abbildung 2
Veranschaulichung des „ökonomischen Imperialismus“
Bildung …
Journalismus
Familie
Ökonomisches Denken (wirtsch.wissensch. Mainstream/ Orthodoxie)
Gesundheit
Nachhaltigkeit
Wirtschaft Klimakrise
Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 3
Definition von Wirtschaft(swissenschaften) über Gegenstandsbereiche
Psychologie Politische Ökonomie
…
Ökonomischer Mainstream
Wirtschaft Nachhaltigkeit Bildung …
Soziologie der Wirtschaft
Keynesianismus
Feministische Ökonomik Ökologische Ökonomik
Quelle: Eigene Darstellung.
20
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
gerade nicht lediglich an einer Vielzahl an Me-
streitenden wissenschaftlichen Paradigmen
Pluralität heißt:
thoden und Theorien erschöpft, sondern eine
gegeben sein müssen (Heise 2016: 29, zum
paradigmatische
Vielfalt an Erkenntniszugängen und wider-
Paradigma-Begriff siehe Infokasten).
Vielfalt
Der Begriff des „Paradigma“ in der Wissenschaft „Paradigma“ meint eine grundsätzliche Denkweise, ein Erklärmodell oder auch eine Weltanschauung. Der Begriff wurde vor allem durch den Wissenschaftsphilosophen Thomas S. Kuhn in seinem 1962 erstmal erschienenen Werk „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ geprägt. Für Kuhn vollzieht sich wissenschaftlicher Fortschritt nicht linear als Anhäufung von „immer mehr“ Erkenntnis, sondern in revolutionären Prozessen, in sogenannten Paradigmenwechseln (Kuhn 1976: 2). Verkürzt gesagt geht Kuhn davon aus, dass Wissenschaften ein Paradigma ausbilden, d. h. ein disziplinäres System, das auch als „ganze Konstellation von Meinungen, Werten, Methoden usw., die von den Mitgliedern einer gegebenen Gemeinschaft geteilt werden“ (ebd. S. 186) beschrieben wird oder als „Musterbeispiele“, die explizite Regeln der Wissenschaft ersetzen können (ebd.: 186). Innerhalb dieses Paradigmas kommt es dann in der Tat zur Anhäufung von immer mehr aufeinander aufbauendem Wissen. Dem herrschenden Paradigma widersprechende Phänomene werden allerdings nicht wahrgenommen und Kritik am Paradigma zurückgewiesen, bis es durch eine Krise und dem Auftreten eines neuen Paradigmas durch andere Wissenschaftler*innen zu einem „Paradigmenwechsel“ kommen kann (z. B. ebd.: 90 f.). Das neue Paradigma ermöglicht dann meist die Erklärung einiger der Phänomene, welche das alte Paradigma nicht (oder nicht gut) lösen oder gar erkennen konnte, hat dafür aber eigene blinde Flecken – von einem zum anderen Paradigma kann man also nicht per se einfach von einem „Erkenntnisfortschritt“ sprechen. Eine Schwierigkeit im Dialog zwischen unterschiedlichen Paradigmen ist nun, dass Wissenschaftler*innen wie in unterschiedlichen Welten arbeiten, da sie von grundsätzlich verschiedenen Normen, Begriffsdefinitionen und Theorien ausgehen (ebd.: 160). Diskussionen über „richtig“ und „falsch“, „wahr“ oder „unwahr“ sind zwischen verschiedenen Paradigmen daher meist nur sehr schwer möglich. Ein berühmtes Beispiel für einen Paradigmenwechsel ist die kopernikanische Revolution, in welcher die Vorstellung der Erde als ruhender Mittelpunkt des Universums durch das heliozentrische Weltbild ersetzt wurde, das die Sonne in den Mittelpunkt rückt. Andere wissenschaftstheoretische Ansätze, die der Grundidee der Paradigmen nicht unähnlich sind, sind beispielweise der „Denkstil“ bei Ludwig Fleck (1980), die „Forschungsprogramme“ bei Imre Lakatos (1974) oder die „Denkmodelle“ bei Karl-Heinz Brodbeck (1996). 21
Qualifiziert für die Zukunft?
Ergänzung
Während beispielsweise die einen die
Diskussion, welche wirtschaftswissenschaft
oder Teil des
Verhaltensökonomik als empirisch fundierte
lichen Strömungen, Annahmen oder Methoden
Mainstreams?
Antwort auf den Vorwurf der Realitätsferne
als mainstream, orthodox oder heterodox zu
abstrakt-mathematischer Modellierungen in
charakterisieren sind, kann hier jedoch nicht
der herrschenden Lehre betrachten (z. B. Wei-
vertieft nachgezeichnet werden, da dies stark
mann 2015), sehen andere dieselbe rational-
kontrovers diskutierte wissenschaftstheoreti-
berechnende Logik am Werk wie im Mainstream
sche und -politische sowie erkenntnistheoreti-
sonst auch (Graupe 2020: 11). Vereinfacht kann
sche Fragen berührt18.
jedoch gesagt werden, dass Vertreter*innen des Mainstreams die Ökonomik häufig als
Die zentralen Begrifflichkeiten
Naturwissenschaft begreifen, Verfechter*in-
der vorliegenden Studie
nen für mehr Pluralismus die Ökonomik in der
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird auf
Regel jedoch als Sozialwissenschaft verstehen
die Klassifizierung der Econ-Plus-Studie von
(z. B. Beckenbach et al. 2016: 32).
Beckenbach et al. (2016) zurückgegriffen, da
Die zweite Schwierigkeit in der Pluralis-
diese für das Forschungsdesign der vorliegen-
mus-Debatte ist das erwähnte Problem, dass
den Studie die konkrete empirische Analyse
es keinen Konsens gibt, wie wirtschaftswis-
von Materialien ermöglicht und die Klassifi-
senschaftliche Strömungen unterschieden
zierung fundiert hergeleitet wurde (für mehr
oder klassifiziert werden sollen. Wie bereits
Informationen zur Econ-Plus-Studie siehe den
angedeutet, können Strömungen nach ihrer
Exkurs am Ende des Kapitels).
Dominanz im Diskurs oder aber grundlegen-
In der groß angelegten Econ-Plus-Studie
Kontroversen
der nach bestimmten Annahmen, Konzepten
wurden zwei unterschiedliche Kategorisierun-
bei der
oder Methoden gruppiert und unterschieden
gen zur Vermessung des Feldes der wirtschafts-
Kategorisierung
werden: Beispielweise können „formal-mathe-
wissenschaftlichen Theorieschulen erarbeitet:
matische“ Theorieschulen von „sozialwissen-
Die erste Klassifizierung zielte darauf ab, zwi-
schaftlichen“ Theorieschulen abgegrenzt (Thie-
schen dominierenden und marginalisierten
me 2019: 266) oder bestimmte Ausrichtungen
Theorieschulen und ihren Begrifflichkeiten,
innerhalb von Theorieschulen als „marktfun-
Annahmen usw. zu unterscheiden. Dazu wur-
damental“ (Ötsch 2019) kritisiert werden . Die
den 580 Wirtschaftswissenschaftler*innen (die
17
17 Da sich mechanistische oder marktfundamentale Strömungen sowohl in mainstreamen als auch in heterodoxen Theorieschulen finden lassen, kann auch von wirtschaftswissenschaftlichen Metaparadigmen gesprochen werden (Heller/Sagvosdkin 2020). 18 Für eine Diskussion des Pluralismus-Begriffs und zur Klassifizierungen in der Wirtschaftswissenschaft siehe etwa Hirte und Thieme (2013), Quaas (2014), Heise und Thieme (2015) und Heise (2016). Ein weiterer Punkt, der in der vorliegenden Studie unberührt bleiben muss, ist die Frage, wie es überhaupt zur Dominanz der Neoklassik kam, obwohl deren Theoriegebäude so offensichtliche Probleme hat. Heise et al. (2017: 5) weisen darauf hin, dass mitunter das Fehlen von Pluralität selbst mit einer neoklassisch-neoliberalen Logik gerechtfertigt wird, mit dem Argument, „dass allein der Wissenschafts-Markt über die Existenzberechtigung von Theorien und Paradigmen entscheidet“. Dadurch wird auch in dieser Frage von Interessen, Machtbeziehungen und politischen Faktoren vollständig abstrahiert.
22
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
meisten Inhaber*innen von VWL-Lehrstühlen
Bestandteile der Neoklassik darstellen (siehe
an deutschen Universitäten, aber teilweise
Abbildung 4).
auch wissenschaftliche Mitarbeitende und
Als Sidestream wurden im Gegenzug eben-
Privat dozierende) danach gefragt, welche
falls bestimmte Theorieströmungen angesehen
ökonomischen
Theorien, Begriffe, Methoden und Annahmen
(wie die „Komplexitäts“-, „Institutions“- oder
„Sidestreams“
zurzeit dem Mainstream der ökonomischen
„Evolutionsökonomik“), darüber hinaus nann-
Wissenschaft zuzuordnen sind und welche
ten die Befragten aber auch methodische An-
nicht, letztere wurden Sidestream genannt
sätze (wie die „experimentelle Forschung“) und
(ebd.: 134). Als Mainstream definierten die
bestimmte Begrifflichkeiten („Ethik“) die sie in
befragten Ökonom*innen dabei zum einen
der aktuellen Wissenschaft als marginalisiert
die bereits erwähnte Theorieschule der Neo-
ansahen (siehe Abbildung 5). Der Vorteil die-
klassik, nannten aber auch konkrete Konzepte
ser Klassifizierung liegt nun darin, dass sie die
(wie den „Homo Oeconomicus“) oder Begriff-
Meinung vieler Fachexpert*innen im Feld der
lichkeiten (wie „Rationalität“), die wichtige
Wirtschaftswissenschaften abbildet (ebd.: 135).
Beispiele des
Abbildung 4
Charakterisierung des „Mainstreams“ Häufigkeit der Nennungen von Mainstreambegriffen 0 Homo Oeconomicus Rationalität Gleichgewicht Maximierung Neoklassik Verhaltensökonomik Optimierung Methodologischer Individualismus Nutzentheorie Anreiz Marginalanalyse Institutionenökonomik Effizienz Emp. Fundierung Marktversagen Ökonometrie Spieltheorie Keynes Statistik Präferenz
20
40
60
80
100
120
140
110 91 63 51 38 37 28 25 25 23 23 22 21 20 19 16 16 16 14 13 Quelle: Beckenbach et al. 2016: 88.
23
Qualifiziert für die Zukunft?
Einigkeit über
Dies kann aber auch als Nachteil gedeutet
se können durchaus andere Wahrnehmungen
mangelnde
werden: Zwar teilten die meisten die Auffas-
darüber haben, welche Theorieschulen, Begrif-
Pluralität
sung der mangelnden Pluralität und führten
fe usw. zurzeit häufiger oder seltener zum Zuge
oftmals zeitliche oder strukturelle Gründe an,
kommen. Dieser Nachteil zeigt sich auch darin,
warum sie nicht selbst pluraler lehren könnten
dass die Unterscheidung Mainstream/Side
(siehe Exkurs unten). Gleichzeitig ist fraglich,
stream nicht eindeutig ist, da es Begriffe gibt,
wie weit die Kenntnis der marginalisierten Theo
die von den Befragten sowohl dem Mainstream
rieströmungen bei den Befragten tatsächlich
als auch dem Sidestream zugeordnet wurden
reichen, um sie fundiert benennen zu können,
(z. B. „Verhaltensökonomik“ oder „Keynes“,
wenn sie diese in der Lehre kaum aufgreifen.
siehe Abbildung 4 und 5 sowie ebd.: 135).
Nachteilig ist außerdem die mangelnde
Die zweite Klassifizierung (also die Unter-
theoretische und somit inhaltliche Fundierung
scheidung zwischen orthodox und heterodox)
dieser Klassifizierung (ebd.: 135), welche ja auf
setzt genau an diesem Kritikpunkt an: Sie geht
Einschätzungen der Befragten beruht – und die-
nicht mittels einer Befragung vor, die erhebt,
Abbildung 5
Charakterisierung des „Sidestreams“ Häufigkeit der Nennungen von Sidestreambegriffen 0 Verhaltensökonomik Erweiterung andere Wissenschaften Beschränkte Rationälität Theoriegeschichte Institutionenökonomik Komplexitätsökonomik Psychologie Ethik Evolutionsökonomik Erweiterung andere Methoden Alternative Marx Soziologie Österreichische Schule Agentenbasierte Modellierung Alternative Ansätze Präferenzausbildung Normen Evolution (Andere) Experimentelle Forschung Keynes
20
40
60
80
100
120
140
84 33 28 27 24 23 18 18 17 16 15 15 13 13 12 11 11 10 10 10 Quelle: Beckenbach et al. 2016: 92.
24
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
was andere als dominierende Theorieschu-
also alle gesellschaftlichen Geschehnisse
le wahrnehmen und leitet daraus inhaltliche
auf individuelles Handeln zurückgeführt
Punkte ab, sondern beginnt mit der theoreti-
(Neck 2018: 3), beispielsweise auch die
schen Herleitung. Zunächst wird die Schule
Ungleichverteilung der Vermögen oder die
der Neoklassik theoriebasiert charakterisiert
Arbeitslosenzahlen einer Gesellschaft.
und deren zentrale Merkmale als orthodox
Die Erklärungsmethode bedient sich dabei
definiert, während die Negationen dieser
mathematischer Modellierungen. Zum Bei-
Merkmale – sowie die auf diesen Negationen
spiel wird das Angebot-Nachfrage-Diagramm
aufbauenden Theorieschulen – als heterodox
aus der Allgemeinen Gleichgewichtstheorie
bezeichnet werden.
dabei meist standardmäßig in Einführungs-
Als zentrale Merkmale der neoklassischen
kursen vermittelt und stellt – oftmals still-
Theorieschule – und damit als Grundlage für
schweigend – ein Modell „vollkommener
die Definition orthodoxer Ökonomik in der vor-
Konkurrenz“ dar20.
liegenden Arbeit – werden dabei unter anderem die Folgenden angenommen : 19
Es wird angenommen, dass ökonomische
Der Mensch
Akteur*innen prinzipiell rational und be-
als Nutzen-
wusst bei der Auswahl zwischen bestimm-
maximierer*in
Ökonomik wird als Zuordnung und Vertei-
ten Zielen handeln. Dies können Entschei-
lung knapper Ressourcen definiert, da der
dungen zwischen einzelnen Güter sein
Ausgangspunkt der Ökonomik in dieser
(bspw. die Frage, ob man Schokoladen-
Sichtweise stets das Individuum ist, wel-
oder Erdbeereis bevorzugt), aber auch grö-
chem unbegrenzte Bedürfnisse in einer Welt
ßere „Ziele“ (z. B. die Abwägung, ob hohes
begrenzter Ressourcen unterstellt werden.
Einkommen oder materielle Sicherheit vor-
Die zentrale ökonomische Frage ist für die
zuziehen sind). Dabei unterstellt die Neo-
Neoklassik also die der Verteilung knapper
klassik, dass die Akteur*innen diese Ziele
Ressourcen (siehe auch Abbildung 1).
in eine feststehende „innere“ Reihenfolge
Die Erklärungsmethode erfolgt im Sinne ei-
(„Präferenzordnung“) gebracht haben, die
Methodologischer
nes „methodologischen Individualismus“:
sich im Prozess der Entscheidung nicht
Individualismus
Das bedeutet, dass soziale Phänomene
mehr ändert und dass sie stets die maxi-
stets durch die Motivation und das Verhalten
male Erreichung dieser Ziele anstreben: Der
isolierter Individuen betrachtet und erklärt
Mensch wird als „Homo Oeconomicus“, als
werden. Letztlich werden in der Neoklassik
„Nutzenmaximierer“, modelliert.
19 Vereinfacht zusammengefasst, basierend auf Beckenbach et al. (2016: 55 f.). Ein Überblick zu verschiedenen Verständnissen und Definitionen der Neoklassik findet sich auf der Lernplattform Exploring Economics (Boerger et al. 2016). 20 Das Modell dürfte als spezifisches Modell also nur für Phänomene heranzogen werden, in denen vollkommenen Konkurrenz herrscht, wofür es empirisch kaum Anwendungsfälle gibt. Statt dessen wird es oftmals sowohl herangezogen, um unterschiedliche Märkte zu erklären, als auch, um „die Marktwirtschaft“ oder „den Markt“ zu erklären, was selbst innerhalb der neoklassischen Logik inkonsistent ist (siehe ausführlich Ötsch 2019: 172 f.).
25
Qualifiziert für die Zukunft?
Die Rahmenbedingungen, die die Hand-
Entwicklung der Arbeitslosenzahlen hier also
lungsmöglichkeiten der Akteur*innen be-
nicht auf das Verhalten von Einzelnen zurück-
schränken, zum Beispiel ihr Einkommen,
geführt, sondern auf die gesamtwirtschaftliche
werden in der Neoklassik als gegeben be-
Nachfrage. Die marxistische Ökonomie wiede-
trachtet und haben keinen Einfluss auf die
rum verwendet zusätzlich häufig historische
Auswahl der Akteur*innen zwischen den
Analysen anstatt mathematischer Modellierun-
verschiedenen Zielen.
gen als Erklärungsmethode. Von der neoklassi-
Schließlich geht die Neoklassik davon aus,
schen Grundannahme der durchgängig rational
dass es in der Interaktion der Akteur*innen
handelnden und von ihrem Kontext unabhän-
stets zu einem Gleichgewicht der optima-
gigen Akteur*innen weicht schließlich eine
len Verteilung der Güter kommen kann,
Vielzahl von Theorieschulen ab, unter anderem
in welchem alle beteiligten Akteur*innen
auch die Komplexitätsökonomik. Schließlich
bestmöglich dastehen. Die Interaktion wird
stellt die feministische Ökonomik die soge-
somit stets aus der Perspektive des Gleich-
nannte Care- oder Sorgearbeit ins Zentrum und
gewichts untersucht.
nimmt unbezahlte, nicht-marktwirtschaftlich vermittelte Teile der Wirtschaft und die Rolle
Heterodoxe
Als „heterodox“ werden im Folgenden also alle
von Geschlechtervorstellungen bei ökonomi-
ökonomische
Theorieschulen bezeichnet, die von einigen oder
schen Phänomenen in den Blick (Urban und
Strömungen
allen der oben genannten Punkte abweichen.
Pürckhauer 2016).
Solche „nicht-neoklassischen“ Strömungen in
Ähnlich wie die Kategorie Sidestream be-
der Ökonomik sind nach dieser Lesart zum Bei-
schreibt der Begriff Heterodoxie also kein zu-
spiel der Post-Keynesianismus, der Marxismus,
sammenhängendes Konzept, sondern ist eine
die Komplexitätsökonomik oder die feministi-
bunte Mischung sehr unterschiedlicher Ansät-
sche Ökonomik (ebd.: 135 f.). Wie Abbildung 1
ze und Theorieschulen, die oftmals nicht mehr
zeigt, sind für diese vier Theorieschulen eher
gemeinsam haben als die Ablehnung der star-
„Unsicherheit“, „Wandel“ oder „Herrschaft“
ren theoretischen und methodischen Grund
zentrale ökonomische Fragestellungen, weni-
annahmen der Neoklassik. Wie in der Econ-
ger die „Knappheit“, die die Neoklassik zum
Plus-Studie auch, werden in der vorliegenden
Ausgangspunkt ihrer Überlegungen macht. Als
Arbeit beide Klassifizierungen zur Anwendung
Methode zur Erklärung wirtschaftlicher Bege-
kommen, um eine breitestmögliche Akzeptanz
benheiten greift beispielsweise die postkey-
der Ergebnisse zu erlangen.
nesianische Ökonomie auf den „methodologi-
26
Nach diesem Überblick zur Pluralismus-
schen Holismus“ zurück, der Phänomene durch
Debatte folgt nun zunächst ein Exkurs zur Econ-
das Handeln von Kollektiven erklärt (Aboobaker
Plus-Studie, auf deren Forschungsinstrumenta-
et al. 2016). Anders als die Neoklassik, wird die
rium die vorliegende Arbeit wesentlich aufbaut
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
und die zeigt, dass die Wirtschaftswissenschaften in Deutschland zurzeit wenig plural aufge-
Die zentralen Ergebnisse der Befragung lauten:21
stellt sind. Anschließend werden im nächsten
Die große Mehrheit der befragten Öko-
Unterkapitel einige Stränge der empirischen
nom*innen (72 %) sind der Auffassung,
Pluralismus-Forschung vorgestellt, die die Fol-
dass es in der Ökonomik einen Mainstream,
gen dieser Nicht-Pluralität aufzeigen: Thema-
d. h. eine vorherrschende Sichtweise, gibt
tisiert wird der Einfluss des VWL-Studiums auf
und relevante ökonomische Konzepte und
Persönlichkeit und Weltsicht von Studierenden
Theorien von diesem nicht abgedeckt wer-
und die bedeutende Rolle ökonomischer Stan-
den (62,6 %).
dardlehrbücher. Dies soll nochmals die be-
Die Befragten hielten die Kritik (mangeln-
sondere Bedeutung der fachlichen Ausbildung
der Pluralismus) „für relativ weitgehend
hervorheben, da nicht ausschließlich angehen-
gerechtfertigt“.
de Ökonom*innen, sondern auch Wirtschafts-
Allerdings zeigte sich eine Einstellung-
journalist*innen mit VWL-Inhalten in Berührung
Praxis-Lücke: Die in den Antworten gezeigte
kommen. Schließlich wird in Kapitel 3.3 dann
grundsätzliche Offenheit der Wirtschafts-
aus den bisherigen Erkenntnissen abgeleitet,
wissenschaftler*innen bezüglich einer plu
welche wirtschaftswissenschaftlichen Kennt-
raleren Lehre, wird mit Verweis auf (ver-
nisse Wirtschaftsjournalist*innen benötigen.
meintliche) institutionelle Sachzwänge –
Sachzwänge
den Umfang des Pflichtstoffes der gelehrt
als Gründe
werden müsse, personelle Engpässe, die Ar-
für mangelnde
beitsbelastung u. ä. – in der Praxis zumeist
Pluralität?
Exkurs: Die Econ-Plus-Studie 2016 – Zur Pluralität der volkswirtschaftlichen Lehre in Deutschland
nicht umgesetzt.
Im Jahr 2016 untersuchte die Econ-Plus-Studie
Über die Befragung hinaus wurden die Lehrin-
erstmals systematisch die (Nicht-)Pluralität der
halte auf ihre (Nicht-)Pluralität überprüft. Dazu
VWL-Lehre in Deutschland und konnte zeigen,
wurden zunächst die Beschreibungen der
dass größtenteils eine Vorselektion von The-
volkswirtschaftlichen Seminare und Vorlesun-
men, Konzepten und Methoden im Sinne eines
gen, die in sogenannte Module gebündelt wer-
standardisierten neoklassischen Mainstreams
den, mit Hilfe von Wortlisten („Dictionaries“)
vorherrscht (Beckenbach et al. 2016: 222).
und einer speziellen Methode (dem „Text-
Dazu wurden 580 Wirtschaftswissenschaft-
Mining“) nach Schlagworten durchsucht, die
ler*innen befragt.
dem Mainstream oder dem Sidestream sowie
21 Zu den detaillierten Ergebnissen der Befragungen: https://www.pluralowatch.de/econplus/econplus-befragung- lehrende/ (aufgerufen am: 15.1.2020).
27
Qualifiziert für die Zukunft?
Klare Dominanz
orthodoxen oder heterodoxen Theorieschulen
Um zusätzlich den Zusammenhang zwi-
von Mainstream
zugeordnet werden konnten. Durch die Analyse
schen Modulbeschreibungen und tatsäch
und Orthodoxie
der Beschreibungen der Lehrveranstaltungen
lichen Lehrveranstaltungen zu überprüfen,
ist ein Vergleich der VWL-Lehre je nach Hoch-
wurden ergänzend Lehrmaterialien (anonymi-
schulstandort möglich. Die Ergebnisse zeigen
siert) ausgewertet. Von 79 Lehrenden konnte
sowohl in den Einführungsvorlesungen, als
ein Sample von 49 Lehrveranstaltungsmateria-
auch in den unterschiedlichen Schwerpunkten
lien verwendet werden (ebd.: 129)22. Auch hier
(Mikro- und Makroökonomie) eine klare Domi-
zeigte sich ein eindeutiges Bild, wie die Ab-
nanz des Mainstreams und der Orthodoxie.
bildungen 6 und 7 veranschaulichen. Es kann
Abbildung 6
Ergebnisse der Schlagwortsuche in den Modulbeschreibungen aller untersuchten VWL-Studiengänge in Deutschland
Einführung in die VWL
Mikroökonomik
Makrookönomik
(32 Module)
(78 Module)
(78 Module)
21,57 %
19,82 %
78,43 %
Kategorisierung:
19,05 %
80,18 %
Sidestream vs.
80,95 %
Mainstream
2,51 % 15,17 %
18,63 %
Kategorisierung: Heterodox vs.
81,37 %
97,69 %
84,83 %
Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Beckenbach et al. (2016: 139 f .).
22 Zur Analyse der Lehrinhalte https://www.pluralowatch.de/econplus/zusammenfassung-und-download/ (29.3.2021).
28
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
also davon ausgegangen werden kann, dass
tes Wortnetzwerk bildeten, ließ sich beim Side
Theorieschulen –
die überwiegend neoklassischen Inhalte aus
stream und der Heterodoxie kein konzeptio
ohne
den Modulbeschreibungen auch tatsächlich in
neller Zusammenhang erkennen (Beckenbach
konzeptionellen
den Kursen gelehrt werden.
et al. 2016: 90 f.).
Zusammenhang
Zudem bestätigten die Ergebnisse, dass
Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass
Sidestream und Heterodoxie als Sammelkate-
heterodoxe und Sidestream-Ansätze in rund 80 %
gorien verstanden werden müssen: Während
der untersuchten Studiengänge nicht themati-
bei den Untersuchungen die Begrifflichkeiten
siert werden – die Wirtschaftswissenschaften in
des Mainstreams und der Orthodoxie ein dich-
Deutschland sind also alles andere als plural.
Abbildung 7
Ergebnisse der Schlagwortsuche in Lehrveranstaltungsmaterialien aller untersuchten VWL-Studiengänge in Deutschland
Einführung in die VWL
Mikroökonomik
Makrookönomik
(9 Materialien)
(20 Materialien)
(20 Materialien)
15,78 % (1.491)
8,64 % (2.019)
18,29 % (3.457)
Kategorisierung: Sidestream vs.
84,22 %
91,36 %
81,71 %
(7.960)
(21.343)
(15.440)
6,04 %
1,33 %
8,41 %
(337)
(285)
(833)
Mainstream
Kategorisierung: Heterodox vs.
93,96 %
98,67 %
91,59 %
(5.242)
(21.121)
(9.071)
Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Beckenbach et al. (2016: 161 f.)
29
Qualifiziert für die Zukunft?
3.2 Empirische Pluralismus-Forschung: Die zentrale Rolle fachlicher Aus bildungen
dabei nicht nur Gegenstand der Wirtschaftswissenschaften selbst, sondern auch anderer Disziplinen wie der Soziologie (etwa der Social Studies of Economics, siehe dazu u. a. Maeße
Im Folgenden werden einige Studienergebnis-
et al. 2017; Maeße et al. 2021).
se dargestellt, die die Folgen der Nicht-Plura-
Dabei konnte die Forschung recht früh zei-
lität der Wirtschaftswissenschaften mit Blick
gen, dass Studierende des Fachs Wirtschafts-
auf die Ausbildung angehender Ökonom*in-
wissenschaften gegenüber Studierenden an-
nen untersucht haben. Ziel ist es, deutlich zu
derer Fächer signifikant egoistischer sind
machen, warum auch die Pluralität der wirt-
(Rubinstein 2006). Allerdings stellte sich die
schaftsjournalistischen Ausbildung in den Fo-
Frage, ob hier eine Selbstselektion vorliegt –
kus des Interesses rücken muss.
also egoistischere Menschen eher dazu neigen
Zum aktuellen Forschungstand über die
VWL zu studieren – oder ob Inhalte und Umfeld
akademische Lehre und Forschung (sowie die
des Studiums auf die Studierenden Einfluss
ökonomische Politikberatung) haben Urban
ausüben, was als „Indoktrinations-Hypothe-
und Rommel (2020) eine systematische Litera-
se“ („indoctrination hypothesis“) bezeichnet
tursichtung vorgelegt, die weitere Erhebungen
wurde (Urban und Rommel 2020: 11). Außer-
auch nach der großen Econ-Plus-Studie zu-
halb der deutschen Wirtschaftswissenschaften
sammenfasst. Das Fazit lautet auch vier Jahre
konnte bereits 2009 gezeigt werden, dass Öko-
später:
nomie-Studierende der Universität Washington beim Spenden für wohltätige Zwecke weniger
„Die Lehre an fast allen Hochschulen erfolgt
großzügig als andere Studierende waren, so-
in einheitlicher Weise, orientiert an einem
dass Beeinflussungseffekte vermutet wurden
internationalen Lehrbuchstandard. Sie stellt
(Bauman und Rose 2009). In einer schrift
eine kollektive Erfahrung für die Studieren-
lichen Befragung von 351 VWL-Studierenden in
den dar und prägt so ihre Einstellung und
Deutschland rund zehn Jahre später, gab die
Praxis auf einheitliche Weise“ (ebd.: 25).
Mehrheit an, durch ihr VWL-Studium solche persönlichen Eigenschaften stärker ausgeprägt zu
Wirkung des
Neben Erhebungen über den Status quo der
haben, die mit dem ökonomischen Menschen-
VWL-Studiums
Lehre, gibt es inzwischen einen eigenen For-
bild eines rationalen Nutzenmaximierer, dem
auf Studierende
schungsbereich, der Beeinflussungseffekte
Homo Oeconomicus, stärker einhergehen als
des VWL-Studiums auf Studierende untersucht
mit dem Bild eines sozialen und politischen
und manipulative Techniken in Lehrbüchern
Menschen: Ihr wirtschaftswissenschaftliches
aufdeckt. Die Wirksamkeit eines wirtschafts-
Studium hätte ihr Abstraktionsvermögen, ihre
wissenschaftlichen Studiums auf die Weltsicht
Karriereambitionen und ihr Konkurrenzdenken
und die Persönlichkeit der Studierenden ist
stärker gefördert als ihren Gerechtigkeitssinn,
30
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
ihre Hilfsbereitschaft und ihr Verständnis von
sondern eigene kreative Wege entwickeln, um
Solidarität, gaben die Befragten an (Engartner
ihrer ursprünglichen Studienmotivation – die
und Schweitzer-Krah 2019: 3).
oftmals wenig mit den abstrakten, mathemati-
Eine weitere Studie, die Bäuerle et al.
schen Lehrinhalten zu tun hat – nachzugehen
(2020) vorlegen, untersuchte erstmals die stu-
(ebd.: 180; dazu detailliert Pühringer/Bäuerle
dentische Wahrnehmung des wirtschaftswis-
2019). Dennoch wirke sich eine Kombination
Restriktive
senschaftlichen Studiums mittels qualitativer
aus restriktiven Studienstrukturen und dem
Strukturen
Sozialforschung:
Vor allem die ersten vier
inhaltlichen Lernen des Konzepts der Effizienz
im VWL-Studium
Semester wurden dabei als „monoton, stan-
aus der neoklassischen Ökonomik auf die Stu-
dardisiert, reglementiert, fremdbestimmt und
dierenden aus:
23
stressbeladen“ (ebd.: 174) und in diesem Sinne als Tunnelerfahrung charakterisiert. Die Stu-
„Damit wird zum einen ein Denken in der
dierenden erleben ihr Studium dabei stärker
Kategorie von ökonomischer Effizienz ver-
durch stresshaft erlebte strukturelle Rahmen-
festigt und zum anderen ein Handeln nach
bedingungen als durch spezifische Inhalte ge-
Kriterien von ökonomischer Effizienz durch
prägt (ebd.: 174). Es wurde, so die Ergebnisse
Anreize positiv verstärkt: schrittweise kön-
der Befragung, zudem ein abstrakt-mathe-
nen sich so die Maximen des eigenen Han-
matisches Denken als Selbstverständlichkeit
dels an die modelltheoretischen Annahmen
etabliert und keine relevanten alternativen
des homo oeconomicus annähern“ (Bäuerle
Sichtweisen im Grundlagenbereich angeboten
et al. 2020: 178).
(ebd.). Für die befragten Studierenden herrscht eine Kluft zwischen dem VWL-Studium und der
Ein weiterer Forschungszweig befasst sich mit
Ökonomische
Welt „da draußen“ (ebd.: 131). Erst nach den
der Rolle ökonomischer Lehrbücher. In der vor-
Lehrbücher
Grundlagensemestern zeichnet sich das Stu-
gestellten Econ-Plus-Studie bejahten 76 % der
dium aus Sicht der Studierenden durch eine
befragten Wirtschaftswissenschaftler*innen,
relative Wahlfreiheit aus, was gleichwohl nur
in der Lehre auf Lehrbücher zurückzugreifen
die optionale Auswahl zwischen bereits vorge-
(Beckenbach et al. 2016: 214). Beckenbach
gebenen Fächern meint (ebd.: 163).
et al. (2016) konstatieren im Allgemeinen eine
Gleichzeitig beschreibt die Studie, dass
„prägnante Konformität“ der Lehrbücher im
die Studierenden keineswegs ausschließlich
Bereich Mikro- und Makroökonomik, wie sie
als passive Empfänger*innen indoktrinieren-
auch bei den Lehrinhalten der konkreten Ver-
der Botschaften beschrieben werden können,
anstaltungen festgestellt wurden: Die Lehr
23 Es wurden Interviews mit 16 Gruppen mit insgesamt 53 Studierenden an fünf Universitätsstandorten durchgeführt, die laut Handelsblatt-Forschungs-Ranking zu den wichtigsten im deutschsprachigen Raum zählen (in Deutschland: Köln, Frankfurt/Main, Mannheim; in Österreich: Wien, Linz).
31
Qualifiziert für die Zukunft?
bücher „entsprechen weitgehend den Kate-
angehende Wirtschaftsjournalist*innen – soll-
gorien des ,[M]ainstream[s]‘ bzw. der ,ortho-
te sich ihre Ausbildung als ähnlich „unplural“
doxen‘ Sichtweise. Es ist anzunehmen, dass
erweisen – gegenüber diesen negativen Effek-
Konformität der
sich die Konformität der Lehrbücher und die
ten resistenter sind als ihre wirtschaftswissen-
Lehrbücher und
Konformität der Grundlagenveranstaltungen
schaftlichen Kommiliton*innen und Kolleg*in-
Veranstaltungen
gegenseitig bestärken“ (ebd.: 219). Kritische
nen. Zum anderen kommen Wirtschaftsjourna-
Gebiete, wie etwa die Verhaltensökonomik,
list*innen über fachspezifische Studiengänge
werden in den Standardlehrbüchern nur am
oder Einführungsveranstaltungen auch ganz
Rand behandelt, während grundlegende Al-
konkret mit der hier dargestellten VWL-Lehre
ternativen komplett fehlten (ebd.: 218). Bäu-
in Berührung (siehe für Zugänge in den Wirt-
erle (2019) zeigt in einer Diskursanalyse auf,
schaftsjournalismus Kapitel 4), sind also ähn-
dass in den führenden Standardlehrbüchern
lichen Einflüssen ausgesetzt. Im Rahmen der
ähnliche Deutungsrahmen angesprochen wer-
Erhebung der vorliegenden Studie stellte sich
den: Beispielweise wird immer wieder trans-
zum Beispiel heraus, dass ökonomische Stan-
portiert, bestimmte ökonomische Inhalte als
dardlehrbücher auch in einigen wirtschafts-
zeitlos geltende Prinzipien bzw. „Wahrheiten“
journalistischen Studiengängen verwendet
anzusehen (ebd.: 6 f.), sowie ein „rationales“
werden (siehe den Exkurs zu den Lehrbüchern
und „ökonomisches“ Bildungs- bzw. Subjekt-
von Pindyck/Rubinfeld und Gregory Mankiw
verständnis als „Ökonom“ zu entwickeln (ebd.:
am Ende des Kapitels).
32
9 f.). Graupe und Steffestun (2018) zeigen mit
Aus den bisherigen Strängen lässt sich also
Bezug auf die Kognitions- und linguistische
zusammenfassen: Es wurde begründet, dass
Forschung, wie in Standardlehrbüchern massiv
Vielfalt in der Berichterstattung ein wichtiges
sprachliche Metaphern verwendet werden, um
Qualitätskriterium des wirtschaftspolitischen
ideologische Konzepte wie einen personifizier-
Journalismus darstellt, nicht zuletzt aufgrund
ten „Marktmechanismus“ oder eine „unsicht-
der bedeutenden gesellschaftlichen Rolle des
bare Koordination“ zu plausibilisieren, die
Wirtschaftsjournalismus für eine lebendige
implizit (wirtschafts-)politische Botschaften
Demokratie. Sodann wurde aktuelle Forschung
enthalten – beispielsweise, dass der als ineffi
zusammengetragen, die aufzeigt, dass es ei-
zient beschriebene und mit „Planwirtschaft“
nen deutlichen Mangel an vielfältigen Per
in Verbindung gesetzte „Staat“ das Wirtschaf-
spektiven im Wirtschaftsjournalismus gibt,
ten möglichst „dem Markt“, d. h. privaten Ak-
der sich in mangelhafter Berichterstattung
teur*innen überlassen solle.
etwa über Krisen, in unzureichender Behand-
Relevanz
Die hier dargestellten Ergebnisse sind im
lung bestimmter Themen wie der Vermögens-
für wirtschafts
hohem Maße relevant für den Bereich der wirt-
ungleichheit oder in einer einseitigen Auswahl
journalistische
schaftsjournalistischen Ausbildung. Zum ei-
der zu Wort kommenden Wirtschaftsexpert*in-
Ausbildung
nen gibt es keinen Grund anzunehmen, dass
nen niederschlägt. Anschließend wurde der
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
Blick darauf gelenkt, dass einer der Gründe
gen. Pindyck und Rubinfeld sind – gemeinsam
für die mangelnde Vielfalt in der wirtschafts-
mit einem weiteren, sehr bekannten Lehrbuch
journalistischen Ausbildung zu suchen ist. Als
von Hal Varian (Lehrbuchautor und seit 2007
Hintergrund wurde zunächst in die Debatte um
Chef-Ökonom bei Google) – Marktführer auf
Pluralität in der Wirtschaftswissenschaft ein-
dem Gebiet der VWL-Lehrbücher: „In 90 % der
geführt: Der Status quo in der VWL-Lehre und
[VWL-]Kurse wird entweder Varian oder Pin-
insbesondere die deutlichen Ergebnisse der
dyck/Rubinfeld verwendet“ (Egerer und Reb-
empirischen Pluralismus-Forschung in Bezug
han 2018). Wie die vorliegende Studie später
auf den Einfluss des einseitigen VWL-Studiums
zeigen wird, ist das Buch auch eines der zen-
auf Studierende legen nahe, dass auch die kon-
tralen Lehrbücher in VWL-Kursen der Katholi-
statierte mangelnde Perspektivenvielfalt des
schen Universität Eichstätt-Ingolstadt und da-
Wirtschaftsjournalismus mit einer mangelnden
mit direkt für die dortigen wirtschaftsjourna-
Pluralität in der Ausbildung zusammenhängen
listischen Studiengänge relevant. Schließlich
könnte. Doch welche ökonomischen Kennt-
bestätigt auch die Econ-Plus-Studie die Bedeu-
nisse benötigen wirtschaftspolitische Journa-
tung von Pindyck und Rubinfelds Lehrbuch: So-
list*innen nun? Inwiefern ist Wissen um eine
wohl in der Befragung der Lehrenden als auch
plurale Ökonomik die Voraussetzung für mehr
in der Analyse der Lehrveranstaltungen wurde
Vielfalt in der Berichterstattung? Diese Fragen
die häufige Verwendung deutlich (Beckenbach
werden in Kapitel 3.3 behandelt. Zuvor werden
et al. 2016: 215, 217 f.).
in einem Exkurs jedoch zwei zentrale VWL-Stan-
Inhaltlich wird das Lehrbuch jedoch durch-
dardlehrbücher detaillierter beschrieben, die
aus kritisiert. Beckenbach beispielsweise kon-
auch in der wirtschaftsjournalistischen Ausbil-
statiert, dass wichtige Bestandteile des Buches
Konzeptionelle
dung zum Einsatz kommen.
„konzeptionelle Widersprüche auf[weisen],
Widersprüche
die sie als wissenschaftlicher Leitfaden für das
im Lehrbuch
Exkurs: Zentrale Lehrbücher der VWL
Verständnis von Marktprozessen ungeeignet machen“ (Beckenbach 2016b: 95). Ein präg-
Das Lehrbuch von Pindyck und Rubinfeld
nantes Beispiel, wie das Lehrbuch stillschwei-
Das Lehrbuch von Robert S. Pindyck und
gende Annahmen macht, bietet auch Ötsch
Daniel L. Rubinfeld (2009) ist eines der meist
(2019). Ötsch zeigt auf, dass es im Lehrbuch
verwendeten Lehrbücher in volkswirtschaft
von Pindyck und Rubinfeld bei der Vorstellung
lichen Studiengängen in Deutschland. So wur-
des Marktmechanismus zunächst heißt, „dass
de von Rebhan (2017) die gesamte Lehrliteratur
man das Angebots-Nachfrage-Modell nur an-
in volkswirtschaftlich relevanten Studiengän-
wenden könne, ,wenn ein Markt annährend
gen in Deutschland erhoben, dabei landete das
kompetitiv ist‘“ (ebd.: 215). Aber bereits „drei
Werk von Pindyck/Rubinfeld auf Platz 3 – eine
Seiten später wird das Modell verwendet, um
Popularität, die auch andere Studien bestäti-
die zunehmende Ungleichheit der Löhne und
33
Qualifiziert für die Zukunft?
Gehälter in den USA seit 1980 zu erklären. Für
Rubinfeld ein (wünschenswertes) „Gleich
die Autoren bildet offensichtlich die gesamte
gewicht am Markt“ nur durch die Abwesen-
Wirtschaft der USA einen Wettbewerbsmarkt.“
heit „staatlicher Interventionen“ zustande
(ebd.: 215)
(ebd.: 347, Verweis auf Pindyck/Rubin feld
Zahlreiche weitere Ökonom*innen kritisie-
2009), was die subtile normative Voreinge-
ren das Lehrbuch. So weist etwa Elsner (2016)
nommenheit des Lehrbuches deutlich macht.
darauf hin, dass bei Pindyck und Rubinfeld
Diesen Aspekt kritisiert auch Gräbner (2016).
Wirtschaft und VWL lediglich „Märkte“ und
Überschriften wie „Die Vorteile des Freihan-
„Preise“ seien (ebd.: 49). So werde Konsum-
dels“ folge kein Abschnitt zu Nachteilen des
verhalten nicht als Konsumverhalten behan-
Freihandels (ebd.: 67). Das eindeutige Fazit
delt, sondern als „Nutzenmaximierung unter
Gräbners lautet daher:
Budgetbeschränkung“ abstrahiert (ebd.: 50). Faktoren wie Gerechtigkeit und Fairness, aber
„Angesichts der Tatsache, dass Pindyck/
auch Zeit und Bedauern (zum Beispiel nach
Rubinfeld keines der selbst in der Neoklas-
falschen Erwartungen) würden zwar erwähnt,
sik wohlbekannten Probleme (…) angemes-
blieben aber isoliert und unerklärt (ebd.).
sen berücksichtigen, erscheint es nicht
Graupe (2018) schließlich analysiert das Lehr-
verwunderlich, dass keine einzige alterna-
buch (in seiner englischsprachigen Variante)
tive Theorierichtung überhaupt nur erwähnt
in Bezug auf zentrale Begrifflichkeiten: So fin-
wird. So fehlt in der durchaus umfang
det sich der Begriff „Markt“ in verschiedenen
reichen Sammlung weiterführender Litera-
Ausprägungen über 3000-mal im Lehrbuch,
tur am Ende des Buchs jeglicher Hinweis
während der Begriff „Staat“ weniger als 400-
auf alternative oder heterodoxe Literatur.
mal vorkommt; ein Verhältnis, dass mit der
Aufgrund der zahlreichen Schwächen ist
großen Bedeutung des Staates für die wirt-
Pindycks und Rubinfelds „Mikroökonomie“
schaftlichen Prozesse in der Realität nichts zu
nicht für die Verwendung in der Lehre zu
Demokratie
tun hat. Ein konzeptionelles Verständnis vom
empfehlen – das gilt nicht nur für pluralisti-
und Politik
Staat wird in diesem Lehrbuch somit nicht
sche, sondern auch für die reflektiert-neo-
spielen keine Rolle
vorgestellt und während der Begriff „Politik“
klassische Lehre“ (ebd.: 67).
genau einmal Erwähnung findet, wird über
34
„Demokratie“ überhaupt nicht gesprochen
Das VWL-Lehrbuch von Gregory Mankiw
(Graupe 2018: 63) – auch dies, angesichts
Der ehemalige oberste wirtschaftspoliti-
der großen Bedeutungen demokratischer Ent-
sche Berater des damaligen US-Präsiden-
scheidungen für wirtschaftliche Prozesse, ein
ten Georg W. Bush, N. Gregory Mankiw,
deutliches Zeichen realitätsferner Abstrak
hat einige der weltweit einflussreichsten
tionen bzw. politisch neoliberaler Positionen.
lichen Lehrbücher (mit-)vervolkswirtschaft
Zudem, so Ötsch (2019), kommt bei Pindyck/
fasst, die folglich auch in Deutschland populär
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
sind. In der Lehrenden-Befragung der Econ-
Model lierungen verwendet. Auf über zehn
Plus-Studie wurde bei der Frage nach ver-
Prozent aller Seiten finden sich Angebots-,
wendeten Lehrbüchern der Autor Mankiw am
Nachfrage- und Marktdiagramme, auf deren
zweithäufigsten genannt, besonders beliebt
Grundlage unhinterfragt nahezu alles über
ist das gemeinsam mit Mark P. Taylor ver-
Wirtschaft erklärt wird:
fasste Lehrbuch „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“ (Beckenbach et al. 2016: 215;
„Stets geschieht dies ohne Rückgriff auf die
217 f.). Ebenso wie das Lehrbuch von Pindyck/
mathematischen Fundamente der entspre-
Rubinfeld, wird auch das Lehrbuch von Man-
chenden Diagramme und auch ohne Bezug
kiw/Taylor in der wirtschaftsjournalistischen
auf konkrete lebensweltliche Erfahrungen
Ausbildung verwendet (konkret im Bachelor-
der Studierenden; die Darstellung erfolgt
Studiengang „Management und Medien“ der
allein in einer Art Vakuum sprachlicher und
Universität der Bundeswehr München).
visueller Erfahrungen, wie sie der Lernkontext selbst vermittelt“ (Graupe 2017: 88).
Mankiws einflussreiche Lehrbücher werden von vielen Kritiker*innen als Paradebeispiel für mainstream bzw. orthodoxe Wirtschaftswis-
Zudem zeichnet sich das Lehrbuch, so Grau-
senschaft betrachtet und auf verschiedenen
pe in einer Rezension zur deutschsprachigen
Ebenen stark kritisiert – bis hin zum Vorwurf
Variante, durch eine „nahezu vollkommene
der Indoktrination von Studierenden. So unter
Geschichtsvergessenheit“ aus: Es finden sich
suchte Graupe (2017) das Werk von Mankiw/
keine Hinweise auf Primärquellen oder Fach
Ausblendung
Taylor (in seiner englischsprachigen Variante)
literatur, um etwa die ideengeschichtlichen
ideengeschicht-
unter anderem im Hinblick auf rhetorische Be-
Hintergründe mancher Modelle (beispiels-
licher Hintergründe
einflussungs- und Manipulationstechniken.
weise des umstrittenen Preis-Mengen-Dia-
Beispielweise wurde in der Studie untersucht,
gramms) zu reflektieren (Graupe 2016: 25).
mit welchen sprachlichen Mitteln – wie etwa
Van Treeck (2016) rezensierte ebenfalls das
Metaphern – der Begriff „der Markt“ aufgela-
deutschsprachige Lehrbuch von Mankiw/
den und dargestellt wird. Dabei zeigte sich,
Taylor (2016) und kritisiert die Vermittlung ei-
dass im Sinne eines schwarz-weiß-Antagonis-
nes einseitigen Menschenbildes, das sich am
mus Märkte prinzipiell mit positiven Assozia-
Homo Oeconomicus orientiert. So heißt es in
tionen belegt wurden (z. B. durch Verbindung
dem Lehrbuch beispielsweise:
zu Begriffen wie „Erfolg“ oder „Aufklärung“), während dem gegenüber die „Planwirtschaft“
„Konsumenten (häufig auch als ‚Agenten‘
oder „der Staat“ sprachlich abgewertet wur-
bezeichnet) sind rational. Es wird lieber
den (z. B. mit Begriffen wie „Kollaps“ oder
mehr als weniger konsumiert. Konsumen-
„aufgegebenes System“). Gleichzeitig werden
ten streben nach Nutzenmaximierung. Kon-
in hohem Maße mathematische-abstrakte
sumenten werden von Eigeninteressen ge-
35
Qualifiziert für die Zukunft?
steuert und berücksichtigen nicht den Nut-
kratischen Meinungsbildung müssen der Öf-
zen anderer“ (Mankiw/Taylor 2016: 136, zit.
fentlichkeit also streitbare (Wissenschafts-)
nach van Treeck 2016: 33).
Kontroversen zugemutet und die Bandbreite an Positionen verständlich aufgefächert wer-
Aufgrund der gravierenden Schwächen des
den. Diese Funktionen können aber nur erfüllt
Homo Oeconomicus Standardmodells, schluss-
werden, wenn Journalist*innen entsprechend
folgert van Treeck mit Verweis auf alternative
geschult sind. Eine plurale und zugleich gegen-
Ansätze etwa aus der Psychologie oder Sozio-
standsbezogene Ausbildung in wirtschaftlichen
logie, „dass auf den Einsatz dieser Lehrbücher
Frage stellungen scheint daher unerlässlich.
im Bereich ökonomischer Verhaltensmodelle
Wie die vorangegangenen Abschnitte aufzeig-
verzichtet werden sollte“ (ebd.: 31).
ten, legen jedoch zahlreiche Studien der empi-
24
rischen Pluralismus-Forschung die Vermutung
3.3 Schlussfolgerungen: Welche Kenntnisse sind für Wirtschafts journalist*innen notwendig?
nahe, dass diese Ausbildungsziele gerade nicht erwartet werden können, wenn sich die wirtschaftsjournalistische Ausbildung in Sachen ökonomischen Sachverstands alleine auf die
Was lässt sich aus den bisher dargestellten Er-
Bezugsdisziplin der Volkswirtschaftslehre ver-
gebnissen und Überlegungen schlussfolgern?
lässt, wie sie an den meisten Universitäten und
Zunächst einmal wird deutlich: Realitätsbezug
Hochschulen gelehrt wird. Die empirisch unter-
und plurale Sichtweisen sind unerlässlich,
suchten wirtschaftswissenschaftlichen Lehrver-
wenn wirtschaftspolitischer Journalismus als
anstaltungen sind, abgesehen von graduellen
Frühwarnsystem für wirtschaftliche Krisen die-
Unterschieden zwischen den Universitäten und
nen oder adäquate Lösungen gegenwärtiger
Hochschulen, im Allgemeinen wenig plural,
(ökonomischer) Krisen angemessen diskutie-
unabhängig davon, ob die Pluralität als Main-
ren soll. Der Umstand, dass sich verschiedene
stream vs. Sidestream oder als orthodox vs.
Ansätze dabei nicht nur fruchtbar ergänzen,
heterodox kategorisiert wird (Beckenbach et al.
sondern im Hinblick auf gesellschaftliche Lö-
2016). Zudem scheint der reale Bezug zu Wirt-
sungsvorschläge sich auch fundamental wider
schaft und Gesellschaft oftmals hinter weitge-
sprechen können, macht deutlich, dass die
hend abstrakt-mathematisierten ökonomischen
(Wirtschafts-)
(Wirtschafts-)Wissenschaft und somit auch die
Modellierungen zu verschwinden. Allerdings
Wissenschaft
auf ihr beruhenden Ausbildungen kein a-poli
zeitigt die Pluralismus-Debatte bereits einige
als politisches
tischer und konfliktfreier Raum sind (Barth
Erfolge: So sind in den letzte Jahren einige neu
und strittiges Feld
und Rommel 2017). Auch im Sinne einer demo
konzipierte Studiengänge und sogar Hochschu-
24 Eine Liste mit alternativen Lehrbüchern (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) findet sich auf der Webseite des Netzwerks Plurale Ökonomik: www.plurale-oekonomik.de
36
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
len gestartet worden, die einen explizit pluralen
wirtschaftsjournalistischen Qualifizierung ein
Anspruch in der ökonomischen Lehre und For-
Mindestmaß an Kenntnissen pluraler Ökono-
schung vertreten. Insofern gibt es bereits best-
mik angeeignet wird. Dieses Mindestmaß soll-
practice Beispiele (Lehrinhalte, didaktische
te sich durch drei Kernbausteine auszeichnen:
Konzepte, Literatur mit pluralem Anspruch), auf
Erstens brauchen Wirtschaftsjournalist*in-
welche zurückgegriffen werden kann.
Überblicks- und
nen ein Überblick- und Kontextwissen zur plu-
Kontextwissen zur
Welche Kenntnisse einer pluralen Ökono-
ralen Ökonomik. Dies beugt beispielsweise der
pluralen Ökonomik
mik brauchen Wirtschaftsjournalist*innen nun,
Gefahr vor, dass Ökonom*innen pauschal als
um für ihre skizzierten Aufgaben gerüstet zu
homogene „Expert*innen“ ihres Fachs wahrge-
sein? Einerseits kann nicht erwartet werden,
nommen und dargestellt werden, anstatt etwa
dass in der wirtschaftsjournalistischen Ausbil-
als Vertreter*innen bestimmter Theorieschulen
dung dieselbe Tiefe an Fachwissen vermittelt
oder fachlich umstrittener Einschätzungen.
und angeeignet werden kann, wie es (besten-
Außerdem würde so der Gefahr einer zu star-
falls) in der Ausbildung von Ökonom*innen
ken Fokussierung auf einzelne prominente Öko-
möglich ist. Andererseits haben die bisherigen
nomen*innen vorgebeugt. Ein solches Über-
Ausführungen zur Pluralismus-Debatte gezeigt,
blickswissen müsste insbesondere das Wissen
dass es fast keinen Aspekt wirtschaftlichen
über inhaltliche Schwerpunkte ökonomischer
Handelns gibt, bei dem plurale Perspektiven
Theorieschulen miteinschließen. In Bezug auf
nicht von der herrschenden Lehre abweichen.
gesellschaftliche Krisen sollten wirtschaftspoli
Da in der vorliegenden Studie nicht erschöp-
tische Journalist*innen dann beispielsweise
fend diskutiert werden kann, welches ökono-
wissen, wie und wo sie an weiterführendes
mische Fachwissen im Detail und in welchem
oder kontextualisierendes Wissen gelangen26.
genauen Maße zu einer wirtschaftsjournalisti-
Zudem sollte das Überblickswissen die Journa-
schen Qualifizierung gehören sollte – darüber
list*innen befähigen, die Aussagekraft mathe-
Befähigung
besteht auch in den Wirtschaftswissenschaften
matischer und ökonometrischer Methoden im
zur Einschätzung
selbst kein Konsens –, ist es das Ziel dieser Ar-
Gegensatz zu alternativen Ansätzen einschät-
von Ansätzen
beit, Pluralität im Wirtschaftsjournalismus als
zen zu können, aber auch andere wissenschaft-
relevantes Forschungs- und Diskussionsthema
liche Zugänge, beispielsweise qualitativer oder
erst einmal sichtbar zu machen. Sichergestellt
soziologischer Art, zu kennen27. Schließlich
werden sollte jedoch in jedem Falle, dass in der
gilt: Nur wer Grundkenntnisse von feministi-
25
25 Ein stets aktualisierter Überblick über die Studiengänge mit pluralem Anspruch findet sich ebenfalls auf der Web seite des Netzwerk Plurale Ökonomik: https://www.plurale-oekonomik.de. Empirisch wurden diese Zugänge allerdings noch nicht vergleichend untersucht. 26 Peukert (2020: 252) bietet einen kleinen Überblick, welche ökonomischen Theorieschulen welche konstruktive Rolle für eine nachhaltige Transformation der Gesellschaft „im Zeitalter der Ökokalypse“ (ebd.: 143) spielen können. Weitreichendes Material finden sich auch auf der Plattform: https://www.exploring-economics.org/de/ 27 Zur Unterscheidung formal-mathematischer vs. sozialwissenschaftlicher Wirtschaftswissenschaft siehe Thieme (2019).
37
Qualifiziert für die Zukunft?
scher Ökonomik, Postmachwachstumsökono-
zu reflektieren. Ökonomik würde folglich als
mik, Sozioökonomie, Neuricardianismus, Alt-
Möglichkeitswissenschaft begriffen werden
Institutionalismus oder der historischen Schu-
(Hochmann et al. 2019):
le hat, wird auch diese Ansätze journalistisch aufgreifen (können). Bestandteil des journalis-
„In demokratischen Gesellschaften hat Wis-
tischen Überblickswissen wäre es zudem, als
senschaft nicht die Aufgabe vorzuschrei-
Journalist*in über konkretes Wissen bezüglich
ben, in welcher Welt wir zukünftig und auf
der relevanten wissenschaftlichen Akteur*in-
welche Weise zu leben haben. Wissenschaft
nen und Institutionen zu verfügen und somit
kann aber Möglichkeiten aufzeigen, be-
potenzielle Interviewpartner*innen zu kennen.
gründen und rechtfertigen. Und sie kann
Fähigkeit zur
Zweitens brauchen Wirtschaftsjourna-
die Bedingungen benennen und verbessern
Meta-Reflexion
list*innen die Fähigkeit zur Meta-Reflexion
helfen, unter denen diese möglichen ande-
über Ökonomik
über Ökonomik (für didaktische Beispiele im
ren Zukünfte zu verwirklichen sind“ (Hoch-
Bereich Lehramtsstudierende siehe Casper
mann 2020: 18).
et al. 2020). Im Gegensatz zu einem Verständnis, das von einer quasi „objektiven“, natur-
Fächer, die diese Fähigkeit zur Meta-Reflexion
wissenschaftlichen und wertneutralen Wissen-
über Ökonomik innerhalb der Wirtschafts-
schaft ausgeht, muss reflektiert werden, dass
wissenschaften fördern, sind insbesondere
die Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissen-
die ökonomische Ideengeschichte, die Wirt-
schaft nie „objektiv“ oder wertneutral sein
schaftsgeschichte und die Wissenschaftstheo
kann (siehe z. B. Thieme 2017). Diese Debatte
rie. Sie verdeutlichen die historische Gewor-
dürfte dabei anschlussfähig sein an die zurzeit
denheit der Disziplin, zeigen eine Vielfalt an
ebenfalls wieder hochaktuelle (Dauer)Debatte
ökonomischen Ideen und Theorieschulen auf
über die (Un)Möglichkeit eines wertneutralen
und thematisieren, dass es ein breites Spek
oder rein objektiven Journalismus (Kreienbrink
trum wissenschaftlicher Ansätze zur Beschrei-
2019; Neshitov 2017; NDR 2020).
bung und Erklärung von Sachverhalten gibt.
Normativität
Ziel der Reflexivität in der wirtschaftsjour-
Aber auch Inhalte der politischen Ökonomie
ökonomischer
nalistischen Ausbildung wäre es also, die nor-
und solche der Nachhaltigkeit sind insbeson-
Strömungen
mativen Annahmen der einzelnen Strömungen
dere zur Reflexion gegenwärtiger gesellschaft-
transparent zu machen und deren Wertbezüge
licher Krisen wichtig28.
28 Gemeint sind nicht die dem ökonomischen Mainstream zuzuordnenden Inhalte der sogenannten Neuen Politischen Ökonomie (kritisch zu dieser Strömung etwa Ötsch 2019: 232). Auch beim Thema Nachhaltigkeit ist zunächst noch nichts darüber gesagt, aus welcher Perspektive eine Reflexion erfolgt – ein Nachhaltigkeitsbezug bedeutet nicht per se Reflexivität oder Pluralität. So stützt sich die Strömung der Umweltökonomik auf neoklassische Annahmen und Methoden und ist dem Mainstream bzw. der Orthodoxie zuzurechnen. Beide Ansätze können als Beispiele des in Abbildung 2 dargestellten „ökonomischen Imperialismus“ gelten. Die ökologische Ökonomik betrachtet dagegen Natur als Eigenwert und steht der Quantifizierung von Natur und dem Wachstumsparadigma kritisch gegenüber (siehe etwa Røpke 2005; Venkatachalam 2007; Kull et al. 2015).
38
Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften
Neben einem Überblicks- und Kontext-
stellungen hinaus gefragt und legen häufig
wissen zur pluralen Ökonomik und der Fähig-
auch ein selbstbewusstes Auftreten an den
keit zur Meta-Reflexion des eigenen Wissen-
Tag, der ihre öffentliche Wahrnehmung als un-
schaftsverständnisses benötigen Wirtschafts-
umstrittene (Wirtschafts-)Expert*innen zusätz-
journalist*innen, drittens, Einblick in aktuelle
lich verstärkt (Groot und van den Brink 2019:
Forschungen über den gegenwärtigen Zustand
135 f.)29. Da jedoch „[ein] Verhaltenskodex für
der VWL. Denn nur wenn bekannt ist, welche
das Medienverhalten von Wissenschaftler*in-
wirtschaftswissenschaftlichen Theorieschulen
nen, genauer gesagt von Wirtschaftswissen-
im Diskurs dominant sind und welche blinden
schaftler*innen, fehlt“ (ebd.: 134, eigene
Journalist*innen
Flecken es gibt, kann proaktiv mehr Pluralität
Übersetzung), ist es umso wichtiger, dass
als Gatekeeper
vorangebracht werden.
fachkundige Journalist*innen als Gatekeeper
pluraler
für eine ökonomisch plurale Berichterstattung
Berichterstattung
Neoklassische Ökonom*innen sind bisher in den Medien weit über ökonomische Frage-
einstehen können.
29 Siehe ergänzend beispielsweise Maeße (2017). In der Wirtschaftswissenschaft drückt sich dieser universale Deutungsanspruch im erwähnten Schlagwort des „ökonomischen Imperialismus“ aus.
39
Qualifiziert für die Zukunft?
4 Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz 4.1 Wie wird man Wirtschafts journalist*in?
1) Ein (volkswirtschaftliches) Studium mit anschließendem Volontariat, 2) die Ausbildung an Journalist*innenschulen (für Wirtschaftsjournalismus),
Für die Untersuchung der wirtschaftsjournaWege in den
listischen Qualifizierung stellt sich zunächst
3) fachspezifische Bachelorstudiengänge und
Wirtschafts-
die Frage, welche Zugänge es für den Beruf
4) fachspezifische Masterstudiengänge.
journalismus
gibt und wie relevant diese Zugänge sind. Aufgrund der gesetzlich festgelegten Freiheit des
Die folgende Abbildung 8 veranschaulicht die
Journalist*innenberufes ist kein formaler Weg
Zugänge: Dabei wurde ergänzend beim zweiten
in den Wirtschaftsjournalismus festgeschrie-
Zugang (Ausbildung an Journalist*innenschu-
ben. Otto und Köhler (2017b: 282-284) unter-
len) weiter differenziert, weil einige Schulen
scheiden daher idealtypisch vier Zugänge30:
ein (Fach-)Studium voraussetzen oder parallel
Abbildung 8
Idealtypische Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus
Relevantes Studium
1)
2)
VWL-Studium
evtl. anderes Studium VWL-Inhalte fließen ggf. ein
VWL-Studium
evtl. anderes Studium VWL-Inhalte fließen ggf. ein
VWL-Studium
evtl. anderes Studium VWL-Inhalte fließen ggf. ein
Volontariate
anschließend
anschließend
Journalist*innenschulen für Wirtschaftsjournalismus
parallel ohne Studium
3)
Fachspezifische Studiengänge (Bachelor)
4)
Fachspezifische Studiengänge (Master)
Quelle: Eigene Darstellung nach Otto/Köhler (2017b).
30 Natürlich sind auch Variationen dieser Zugänge denkbar – beispielweise könnte erst ein fachspezifischer Studien gang studiert und parallel dazu oder im Anschluss ein Volontariat absolviert werden. Zudem schreiben auch Journalist*innen über wirtschaftliche Themen, die keinen wirtschaftswissenschaftlichen oder fachspezifischen Studiengang absolviert oder eine entsprechende Journalist*innenschule besucht haben. Aus forschungspraktischen Gründen wird sich in der vorliegenden Studie jedoch auf die vier idealtypischen Zugänge fokussiert.
40
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz
zur Ausbildung studiert wird, während andere
„normale“ wirtschaftswissenschaftliche Lehr-
Schulen kein Studium erwarten.
angebote an Universitäten zurückgreifen. Die
Die Ausbildungsschulen mit Schwerpunkt
hier untersuchten VWL-Studiengänge in den
Die VWL
Wirtschaftsjournalismus wurden dabei durch
Zugängen 3 und 4 machen dabei gleichzeitig
als wichtige
eine Auflistung des deutschen Fachjourna-
einen Teilbereich des ersten Zugangs aus. In
Bezugsdisziplin
listenverbandes (dfjv) und mittels zusätz
Kombination der bereits erforschten und der
licher Internetrecherchen zusammengetragen
in der vorliegenden Studie analysierten Inhalte
(DFJV 2019) . Die fachspezifischen Studien-
wird somit ein großer Teil der wirtschaftsjour-
gänge konnten über gängige Studien- Such-
nalistischen Ausbildung einer Bewertung unter
Maschinen (Hochschulkompass.de; Studien-
den Gesichtspunkten der Pluralität zugänglich.
gänge.Zeit.de) ausfindig gemacht und durch
Offen ist jedoch die Frage, welche der be-
Hinweise in der Literatur (Otto/Köhler 2017b:
schriebenen Zugänge wie stark genutzt werden
283) ergänzt werden.
und ob manche Zugänge relevanter sind als
31
32
Tabelle 1 gibt an, welche Hoch- bzw. Aus-
andere.
bildungsschulen für die jeweiligen Zugänge
Aktuelle und repräsentative Daten liegen
ermittelt wurden. Zudem sind diejenigen Zu-
dazu nicht vor. Nach einer kleineren, älteren
gänge (oder Teile von Zugängen) dunkelblau
Umfrage unter 137 Wirtschaftsredakteur*in-
eingefärbt, die im Rahmen der vorliegenden
nen durch Heinrichs und Moss (2006) haben
Studie untersucht werden konnten – dies sind
72 % der Befragten ein Volontariat absolviert,
insbesondere fachspezifische Studiengänge
82 % generell ein Hochschulstudium und
(Zugänge 3 und 4) sowie das für eine der vier
38 % explizit ein wirtschaftswissenschaft
ermittelten Wirtschaftsjournalismus-Schulen
liches Hochschulstudium abgeschlossen (zi-
notwendige VWL-Studium (Zugang 2) . In der
tiert nach Otto/Köhler 2017b: 273 f.). Da eine
Tabelle sind darüber hinaus die ersten bei-
umfassende Erhebung im Rahmen dieser
den Zugänge teilweise blau hinterlegt, da dort
Arbeit nicht geleistet werden konnte, wur-
durch die bisherige Pluralismus-Forschung der
den diese Hinweise durch eine exemplari-
Wirtschaftswissenschaften bereits Ergebnisse
sche Analyse ergänzt. Untersucht wurden die
im Hinblick auf ökonomische Pluralität vorlie-
Ausbildungshintergründe der Wirtschafts-
gen – immer dann, wenn die journalistischen
redakteur*innen einer der wichtigsten Quali-
Ausbildungswege auf bereits analysierte
tätszeitungen in Deutschland, der Frankfurter
33
31 Fortbildungen mit Schwerpunkt Verbraucherjournalismus wurden hier ausgeklammert, zudem wird die Akademie der Bayrischen Presse ebenfalls nicht aufgenommen, da sich hier lediglich ein einziges Seminar mit Wirtschaftsbezug (zu den Themen Börse, Unternehmen, Märkte, Unternehmensberichterstattung u. a.) fand (abp 2020). 32 Die Schlagwörter nach denen gesucht wurde lauteten: Wirtschaftsjournalismus, economic journalism (Zugriff: 11.11.2019). 33 Eine Untersuchung der Pluralität der vermittelten ökonomischen Inhalte in den Volontariaten ist mit dem vorliegenden Untersuchungsdesign und aus forschungspraktischen Gründen nicht möglich. Darüber hinaus waren mögliche eigenständige wirtschaftswissenschaftliche Lehrmaterialien der Ausbildungsschulen für Wirtschaftsjournalismus nicht zugänglich und konnten somit nicht analysiert werden.
41
Qualifiziert für die Zukunft?
Tabelle 1 Recherchierte Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus 1)
VWL-Studium
evtl. anderes Studium
(Econ-Plus-Studie: Vergleiche nach Standort möglich)
2)
VWL-Studium
A
(Econ-Plus-Studie: Vergleiche nach Standort möglich)
B
Universität zu Köln
(VWL-Inhalte fließen ggf. ein)
anschließend
Volontariate
anschließend
Georg von Holtzbrinck-Schule
evtl. anderes Studium (VWL-Inhalte fließen ggf. ein) evtl. anderes Studium
B.Sc. VWL B.Sc. VWL SoWi
parallel
B.Sc. Sozialwissenschaften M.Sc. Economics
C
Kein Studium als Voraussetzung Ausbildung/Schulabschluss
Kölner Journalistenschule
(VWL-Inhalte fließen ggf. ein)
anschließend
Deutsches Journalistenkolleg Axel-SpringerAkademie
Hochschule BSP Business School Berlin: B.Sc. Kommunikationsmanagement Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik
3)
Universität der Bundeswehr München: B.A. Management und Medien TU Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus Hochschule Ansbach: B.A. Ressortjournalismus Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik Universität der Bundeswehr München: M.A. Management und Medien
4)
TU Dortmund: M.A. Economics und Journalismus Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW): M.A. Konvergenter Journalismus Julius-Maximilians-Universität Würzburg: M.Sc. International Economic Policy
Erklärung: Dargestellt sind die Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus mit den in der Recherche jeweils gefundenen Ausbildungsschulen und Studiengängen. Die alphanumerischen Bezeichnungen stehen für: 1) = Ein (volkswirtschaftliches) Studium mit anschließendem Volontariat, 2a)= Eine Ausbildung an Journalist*innenschulen (für Wirtschaftsjournalismus) mit vorherigem (VWL-)Studium, 2b) = Eine Ausbildung an Journalist*innenschulen (für Wirtschaftsjournalismus) mit parallelem (VWL-)Studium, 2c) = Eine Ausbildung an Journalist*innenschulen (für Wirtschaftsjournalismus) ohne vorheriges Studium, 3) = fachspezifische Bachelorstudiengänge und 4) = fachspezifische Masterstudiengänge. Die Farbmarkierungen bedeuten: Grau = Dieser (Teil des) Zugang konnte nicht beforscht werden, Hellblau = Für diesen (Teil des) Zugang liegen bereits teilweise Ergebnisse vor, Dunkelblau = Dieser (Teil des) Zugang wird in der vorliegenden Studie untersucht. Quelle: Eigene Darstellung.
42
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz
Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.), die für ihre um-
Onlineredaktion und inklusive der Sonntags-
Die F.A.Z.-Wirt
fangreiche Wirtschaftsberichterstattung be-
zeitung, analysiert (Stichtag 13.4.2020) und
schaftsredaktion
kannt ist. Hierbei wurden die online vollständig
die Qualifizierungen der jeweiligen Personen
zugänglichen Lebensläufe der 90 Wirtschafts-
kategorisiert (VWL/BWL, anderes Studium und
redakteur*innen, sowohl aus der Print- wie
jeweils die Journalist*innen-Ausbildungen)34.
Abbildung 9
F.A.Z.-Wirtschaftsredaktion nach wirtschaftswissenschaftlichem Studium 80 70 60 50 40 30 20 10 0
71,11 %
37,78 % 28,89 %
Redakteur*innen, die (auch) Wirtschaftswissenschaften studiert haben (VWL, BWL oder „Wirtschaft“)
Redakteur*innen, die ausschließlich Wirtschaftswissenschaften studiert haben
Redakteur*innen ohne wirtschaftswissenschaftliches Studium (meist mit anderem Studium) Quelle: Eigene Daten und Darstellung.
Abbildung 10
F.A.Z.-Wirtschaftsredaktion nach Fachausbildung an einer Schule für Wirtschaftsjournalismus 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0
15,3 %
13,3 %
3,6 % 0,9 % Redakteur*innen mit wirtschaftsjournalistischer Ausbildung
Redakteur*innen mit Ausbildung an der Kölner Journalistenschule*
Redakteur*innen mit Ausbildung an der Georg von Holtzbrinck-Schule
Redakteur*innen mit Ausbildung an der Axel-Springer Journalistenschule
*inkl. VWL-Studium, z. T. VWL sozialwissenschaftlicher Richtung. Quelle: Eigene Daten und Darstellung.
34 Zur Kategorisierung wurde das Tool QDA-Minor verwendet.
43
Qualifiziert für die Zukunft?
Die Ergebnisse zeigen zwar, dass für die Wirtschaftsredaktion der F.A.Z. die fachspezi-
4.2 Die relevanten Hoch- und Journalist*innenschulen
fischen Studiengänge zumindest aktuell nicht bedeutsam scheinen. Umso relevanter stellt
Da von den recherchierten Ausbildungsschulen
sich jedoch das wirtschaftswissenschaftliche
kein eigenständiges Untersuchungsmaterial
Studium im Allgemeinen dar: Rund zwei Drit-
zugänglich war, werden primär die Studien-
tel der Redaktuer*innen haben VWL oder BWL
gänge mit wirtschaftsjournalistischem Bezug
studiert (teilweise noch ergänzend mit ande-
näher untersucht und im Folgenden vorgestellt.
ren Fächern, siehe Abbildung 9). Abseits der
Zusätzlich werden die parallel zur Ausbildung
F.A.Z-Redaktion gibt es jedoch auch Hinweise
an der Kölner Journalistenschule verpflichten-
Wachsende
für eine wachsende Bedeutung journalistischer
den Studiengänge analysiert, weshalb die Köl-
Bedeutung
Studiengänge. Weischenberg et al. (2006: 67)
ner Schule detaillierter als die anderen Wirt-
journalistischer
haben in einer Studie aus dem Jahr 2005 ge-
schaftsjournalismusschulen vorgestellt wird.
Studiengänge
zeigt, dass nur etwa 15 % der Journalist*innen
Neben der Vorstellung der konkreten Institu
in Deutschland einen Journalismus-Studien
tionen sind für die Einschätzung ihrer Relevanz
gang absolviert hatten. Zehn Jahre später zeigt
im Folgenden auch Informationen über die je-
sich in einer Befragung durch Gossel (2015,
weiligen Absolvent*innen zusammengetragen,
Teil 2: 6) jedoch, „dass rund 38 % einen Journa-
sofern Daten dazu vorlagen. Außerdem wird
lismus- oder Publizistikstudiengang absolviert
kurz ausgeführt, welches Material (im Wesent-
hatten, in der Regel mit integriertem oder nach-
lichen Modulhandbücher) für die vorliegende
folgendem Volontariat“ (zit. nach Nowak 2019:
Studie gesichtet werden konnte. Näheres zur
112). Ob diese Entwicklung auch im Falle der
Bedeutung von Modulhandbüchern als Unter
wirtschaftsjournalistischen Studiengänge kom-
suchungsgegenstand folgt dann in Kapitel 5
men wird, wird sich zeigen. Die Untersuchung
(Forschungsdesign). Die dargelegten Informa-
der Lebensläufe der F.A.Z.-Wirtschaftsredak-
tionen stammen dabei, sofern nicht anders an-
tion zeigt weiterhin, dass die Ausbildung an
gegeben, aus dem ersten Halbjahr 2020, die
der Kölner Journalistenschule in Kombination
Modulhandbücher sind die entsprechend zu
mit einem VWL Studium sehr bedeutsam ist
diesem Zeitpunkt aktuellen Fassungen.
(siehe Abbildung 10). Rund 13 % haben diesen
44
Ausbildungsweg, dessen Studienanteile auch
Kurzvorstellung: Die Georg-von-Holtzbrinck-
Gegenstand der vorliegenden Analyse sind,
Schule für Wirtschaftsjournalismus,
durchlaufen. Im folgenden Abschnitt werden
das deutsche Journalistenkolleg und die
die Ausbildungsschulen und Studiengänge
Axel-Springer-Akademie
kurz vorgestellt und durch weitere Hinweise zu
An der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirt-
deren Relevanz für die wirtschaftsjournalisti-
schaftsjournalisten kann man eine 18-monati-
sche Ausbildung ergänzt.
ge Ausbildung absolvieren, die sich Volontariat
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz
nennt. Laut Otto und Köhler (2017b: 282) werden
schaftswoche, dem Handelsblatt, der absatz-
erste praktische Erfahrungen vorausgesetzt,
wirtschaft und mit MEEDIA. Entsprechend über-
zudem ist auf der Webseite zu lesen, dass ein
rascht es nicht, dass von den 19 ehemaligen
„für Ihre journalistische Arbeit relevantes Stu-
Volontär*innen mit Profiltext neun angeben,
dium“ etwa in den „Fächern Wirtschaft, Recht,
dass sie beim Handelsblatt arbeiten (bzw. ge-
Politik, Naturwissenschaften oder Sprachen“
arbeitet haben). Zwei sind bei der Wirtschafts-
erwartet wird (Holtzbrinck-Schule 2020). Eben-
woche und der Rest bei anderen Redaktionen
falls auf der Webseite zu finden sind Profiltexte
beschäftigt (oder es gibt keine Angaben dazu)
von 27 aktuellen und ehemaligen Volontär*in-
(Holtzbrinck-Schule 2020a).
nen, von denen 23 ihren Studien-Hintergrund
Das deutsche Journalistenkolleg bietet ei-
angegeben haben (Holtzbrinck-Schule 2020a).
nen 18-monatigen Fern- und Onlinelehrgang
Dies stellt zwar kein repräsentatives Abbild
für Nachwuchsjournalist*innen (Berufsanfän-
der Studien-Hintergründe aller Volontär*innen
ger*innen/Quereinsteiger*innen) und Jour
dar, gibt jedoch einen exemplarischen Eindruck
nalist*innen mit Weiterbildungsbedarf an
welche Studiengänge stark vertreten sind. Da-
(Journalistenkolleg 2020). Neben sprachlichen
bei zeigt sich, dass die Studienhintergründe
Fähigkeiten und IT-Fertigkeiten wird ent
durchaus divers sind, auch wenn bei vielen ein
weder Abitur (oder ein vergleichbarer Schul-
expliziter Wirtschaftsbezug gegeben ist. Die
abschluss), eine abgeschlossene Berufsaus-
Volontär*innen arbeiten „drei Wochen im Mo-
bildung, ein paralleles Volontariat bei einem
nat in den Print- und Online-Redaktionen des
Verlag bzw. Sender oder fünf Jahre Berufser-
Hauses“ mit (oder absolvieren externe Prak-
fahrung im Mediensektor vorausgesetzt (Jour-
tika) und haben je einmal pro Woche Schule.
nalistenkolleg 2020b). Inhaltlich müssen min-
In einer halbjährigen Spezialisierung „stehen
destens zwölf Kurseinheiten aus bis zu sechs
Themen aus Politik, Wirtschaft und Finanzen
Kompetenzbereichen, vier Praxiswerkstätten
auf dem Lehrplan“ (Holtzbrinck-Schule 2020b).
und eine Examensarbeit absolviert werden
Zumindest von den auf der Webseite angege-
(Journalistenkolleg 2020c). Dabei müssen
benen ständigen Modulen (also der Seminare
mindestens zwei ressortspezifische Bericht-
und Vorlesungen) weist nur ein einziges einen
erstattungsfelder gewählt werden, von denen
Bezug zu ökonomischem Fachwissen auf: Die
der Wirtschaftsjournalismus eines darstellt. Es
„Einführung in die Bilanzberichterstattung,
wird also lediglich eine Kurseinheit zum The-
Rechercheansätze, Bilanzanalyse“ (ebd.). Das
ma angeboten, deren Materialien einer Analy-
deutet darauf hin, dass ökonomisches Fach-
se jedoch nicht zugänglich waren. Online ab-
wissen überwiegend durch ein vorheriges Stu-
rufbar ist jedoch ein 70-seitiger Studienbrief,
dium erworben wird. Laut Webseite steht die
der den Teilnehmenden zu lesen empfohlen
Holtzbrinck-Schule in enger Zusammenarbeit
wird (Viehöver 2011). Informationen über Ab-
mit der Handelsblatt Media Group, der Wirt-
solvent*innen waren nicht zugänglich.
Das deutsche Journalistenkolleg
45
Qualifiziert für die Zukunft?
Die Axel Springer
An der Axel Springer Akademie kann eine
Akademie
zweijährige Ausbildung als Wirtschaftsjourna-
keiten einer (wirtschafts-)journalistischen Ausbildung an:
list*in absolviert werden. Die Akademie bietet jährlich 40 Plätze an. Teil der Ausbildung ist
(1) Die vierjährige Vollausbildung richtet sich
eine 18-monatige Praxisphase bei Print- und
an Abiturient*innen bzw. Menschen ohne
Online-Magazinen wie die Welt Kompakt, Welt
abgeschlossene Studienqualifikation (Köl-
Online oder Bild.de und ein anschließendes
ner Schule 2020a). Journalistische Vorer
zehnmonatiges Praktikum bei einer Redaktion
fahrungen werden nicht vorausgesetzt
des Verlages (z. B. Handelszeitung) (AS Aka-
(Kölner Schule 2020b). Die Auszubilden-
demie 2020a). Zum Thema Fachwissen heißt
den studieren ab dem dritten Ausbildungs-
es auf der Webseite: „Fachkenntnisse auf dem
semester parallel an der Wirtschafts- und
Gebiet der Ökonomie kann ein Wirtschaftsjour-
Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni-
nalist beispielsweise durch ein entsprechen-
versität zu Köln, wo sie eines der angebo-
des Studium erlangen, zwingend erforderlich
tenen Studienfächer auswählen können
ist das jedoch nicht. Viele Fachjournalisten
(ebd.). Die meisten studieren laut der Aus-
eignen sich ihr Wissen über das jeweilige Res-
bildungsleiterin der Journalist*innenschule
sort während ihrer redaktionellen Tätigkeit
jedoch VWL sozialwissenschaftlicher Rich-
an“ (AS Akademie 2020a). Hinweise über die
tung oder Sozialwissenschaften35. Die im
Vermittlung ökonomischen Fachwissens darü-
Rahmen dieser Arbeit ausgewerteten Le-
ber hinaus finden sich auf der Webseite nicht,
bensläufe der Wirtschaftsredakteur*in-
ebenso wenig gibt es Angaben zu ehemaligen
nen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Absolvent*innen.
(siehe oben) ergaben, dass zumindest die F.A.Z.-Redakteur*innen jedoch meist VWL
Kölner Journalistenschule für Politik
studiert haben: Von den 14 Redakteur*in-
und Wirtschaft
nen, die an der Kölner Journalistenschule
Auch die Kölner Journalistenschule für Poli-
waren, haben neun Personen an der Univer-
tik und Wirtschaft stellt kein eigenständiges
sität zu Köln parallel zur ihrer Ausbildung
Lehrmaterial für eine Analyse zur Verfügung,
VWL studiert, zwei VWL sozialwissenschaft-
es konnten jedoch die parallel zur Ausbildung
licher Richtung und jeweils eine Person
verpflichtend zu absolvierenden Studiengänge
VWL mit Sozialwissenschaften oder Politik
an der Universität zu Köln untersucht werden.
(siehe Online-Anhang A). Auf der Webseite
Die Kölner Journalistenschule für Politik
der Kölner Schule wird auf insgesamt neun
und Wirtschaft bietet seit 2020 zwei Möglich-
Studiengänge verwiesen, die parallel stu-
35 Quelle: E-Mail vom 26.11.2019, Ausbildungsleiterin der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft.
46
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz
diert werden können36. Wer bereits einen
insgesamt 66 Stunden wirtschaftsbezogener
66 Stunden wirt-
Bachelor-Abschluss hat und die Vollaus-
Seminare außerhalb des regulären Wirt-
schaftsbezogene
bildung absolvieren möchte, hat auch die
schaftsstudiums – innerhalb einer vierjähri-
Seminare
Möglichkeit, parallel ein Master-Studium an
gen Ausbildung – quantitativ nur eine kleine
der Universität zu Köln zu absolvieren .
Ergänzung. Zusätzlich zu den eigenen Semi-
(2) Die zweijährige Kompaktausbildung setzt ei-
naren stehen laut der Ausbildungsleiterin der
nen Bachelor-Abschluss und journalistische
Kölner Journalistenschule zudem wöchent
Vorerfahrungen voraus. Nach einer zusam-
liche Lehrredaktionen auf dem Programm, in
menfassenden Grundausbildung steigen
denen sich die Auszubildenden mit Texten zu
die Teilnehmenden in das fünfte Semester
Wirtschaftsthemen befassen, sowie Koopera-
der Vollausbildung mit ein (Kölner Schule
tionen mit anderen Redaktionen. Außerdem
2020b). Parallel zur Kompaktausbildung
tauschen sich die Auszubildenden mit rund
kann ein Master-Studium an der Universität
zwölf Unternehmen in einzelnen Termine aus,
zu Köln oder anderen Hochschulen absol-
die zwischen zwei und acht Stunden dauern.
37
viert werden . 38
Im Rahmen dieser Arbeit wurden die B.Sc.-Studiengänge VWL, VWL sozialwissen-
Neben dem Erwerb von ökonomischem Fach-
schaftlicher Richtung (VWL SoWi) und Sozial-
wissen im parallelen Studium, bietet die Kölner
wissenschaften sowie der M.Sc. Economics39
Journalistenschule auch ergänzende und eigen-
analysiert. Damit wurde die bereits vorliegen-
ständige Veranstaltungen mit Wirtschaftsbezug
de Untersuchung der Econ-Plus-Studie aus
im Rahmen der Ausbildung an (siehe Tabelle 2).
dem Jahr 2016 folgendermaßen ergänzt, aktua
Wie bereits erwähnt, stand für diese eigen-
lisiert und erweitert: Neben der aktuelleren
ständigen Veranstaltungen der Journalist*in-
Datengrundlage (Modulbeschreibungen) beim
nenschule kein Lehrmaterial zur Analyse zur
bereits von der Econ-Plus-Studie untersuchten
Verfügung, sodass die Pluralität dieser An-
Studiengang B.Sc. VWL wurden drei Studien-
gebote nicht untersucht werden konnte. Je-
gänge vollständig neu analysiert, dabei wur-
doch: Selbst wenn diese Inhalte nun plurale
den zahlreiche bisher noch nicht untersuchten
Perspektiven abdecken sollten, wären es mit
Lehrangebote aufgenommen.
36 Die angegebenen Studiengänge lauten: Volkswirtschaftslehre (VWL), Volkswirtschaftslehre sozialwissenschaftlicher Richtung (VWL SoWi), Betriebswirtschaftslehre (BWL), Sozialwissenschaften (SoWi), Wirtschaftsinformatik, Gesundheitsökonomie, Lehramt Berufskolleg, Regionalwissenschaften China, Lateinamerika oder Ost- und Mitteleuropa, Medienwissenschaften (Kölner Schule 2020b). 37 Hier wird auf die Studiengänge Business Administration, Economics (Volkswirtschaftslehre), Politikwissenschaft und Sociology and Social Research bzw. auf die Universitäts-Webseite verwiesen (Kölner Schule 2020b). Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden Modulbeschreibungen des M.Sc. Economics untersucht. 38 Es wird zudem auf die möglichen Fächer Regionalstudien oder Medienwissenschaften sowie auf die Philosophische Fakultät der Universität zu Köln verwiesen. 39 Beim M.Sc. Economics konnten die zwei Module „Foundations in Macroeconomics and Public Policy A“ und „B“ nicht untersucht werden, da die Modulbeschreibungen leer waren.
47
Qualifiziert für die Zukunft?
Tabelle 3 stellt die Anzahl aller analysierten
ligen Studiengängen belegen müssen. Dies ist
Lehrveranstaltungen dar. Neben der Gesamt-
wichtig, da es in vielen Themenschwerpunkten
zahl (Insgesamt) werden die analysierten Lehr-
der einzelnen Studiengänge Wahlmöglichkei-
veranstaltungen in zwei weiteren Kategorien
ten zwischen verschiedenen Seminaren oder
angegeben: Pflichtmodule und Basismodule.
Vorlesungen gibt. Je nach individueller Wahl
Die Pflichtmodule fassen alle Lehrveranstaltun-
kann sich somit unterscheiden, wie viele plu-
gen zusammen, die Studierende in ihren jewei-
rale oder weniger plurale Veranstaltungen im
Tabelle 2 Universitätsunabhängige ökonomische Lehrveranstaltungen der Kölner Journalistenschule im Jahr 2019 Lehrveranstaltungen
Umfang
Wirtschaftsjournalismus im Lokalen
8 Stunden
Unternehmensporträt
4 Stunden
Verbraucherjournalismus
14 Stunden
Bilanzen lesen
12 Stunden
Kapitalmarkt und Börse
8 Stunden
Branchenberichterstattung
8 Stunden
Unternehmensrecherche
4 Stunden
Konjunkturberichterstattung
4 Stunden
Bankenberichterstattung
4 Stunden
Quelle: E-Mail vom 26.11.2019 von der Ausbildungsleitung der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft.
Tabelle 3 Anzahl der analysierten wirtschaftswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen (Module) der Universität zu Köln nach Studiengängen, die im Rahmen der Ausbildung an der Kölner Journalistenschule belegt werden können Universität zu Köln:
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
B.Sc. VWL
25
10
4
B.Sc. VWL SoWi
21
12
5
B.Sc. Sozialwissenschaften
13
8
7
M.Sc. Economics
66
18
18 Quelle: Eigene Darstellung.
48
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz
Laufe eines Studiums gewählt werden. Wäh-
diengangs angibt40, zeigen die Pflichtmodule
Relevante
rend die Kategorie „Insgesamt“ in der späte-
den Pluralitätsgrad derjenigen Veranstaltun-
Kategorien:
ren Analyse also lediglich einen theoretischen
gen innerhalb des Studienganges an, die alle
Pflicht- und
Durchschnitt der Pluralität des jeweiligen Stu-
Studierende in jedem Falle besuchen müssen.
Basismodule
Abbildung 11
Absolvent*innen der Kölner Journalistenschule in unterschiedlichen Medien-Verlagen
Erklärung: In der Graphik sind angegeben, bei welchen Medienverlagen Absolvent*innen der Kölner Journalistenschule arbeiten (oder gearbeitet haben). Die Zahlen in Klammern geben die Anzahl der Personen an. Die Größe der Kreise veranschaulicht nochmals graphisch diese Anzahl: Je größer, desto mehr Absolvent*innen waren oder sind dort beschäftigt. Quelle: Eigene Darstellung.
40 Theoretisch deshalb, da alle verfügbaren Module in die Analyse inkludiert wurden. Studierende müssen sich jedoch oftmals zwischen zwei oder mehr Modulen entscheiden und können nicht alle besuchen. Anders formuliert: Es kann also sein, dass die Kategorie „Insgesamt“ mehr Module analysiert hat, als ein Studierender im jeweiligen Studiengang in der Realität studieren kann.
49
Qualifiziert für die Zukunft?
Die Basismodule wiederum sind eine Teilmen-
Redaktionen und ca. 30 % im Bereich der Öf-
ge der Pflichtmodule: Es sind die einführenden
fentlichkeitsarbeit (in 85 Organisationen). Ab-
Veranstaltungen der entsprechenden Studien-
bildung 11 macht deutlich, dass insbesondere
gänge und somit der erste fachliche Eindruck
das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche, die
den Studierende von ihrem Studienfach be-
WELT-Gruppe und die F.A.Z wichtige Arbeit-
kommen. Die dort vermittelte Sichtweise auf
geber*innen im journalistischen Bereich dar-
Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft ist
stellen. Bei nicht wenigen Absolvent*innen ist
Starke Prägekraft
für den weiteren Studienverlauf prägend, wie
zudem explizit angegeben, dass sie im Wirt-
der Basismodule
auch die Econ-Plus-Studie betont:
schaftsressort arbeiten, einige haben auch zentrale Leitungspositionen inne (z. B. Chef
„Mittels dieser Veranstaltungen werden
redakteur von ZEIT Online, leitender Redakteur
die Grundorientierungen für das weitere
bei Spiegel+, Chefreporterin Investigativteam
Studium der Volkswirtschaftslehre fest-
der WELT-Gruppe) (Kölner Schule 2020c, siehe
gelegt. Die Ausgestaltung dieser Grund-
auch Online-Anhang A).
lagenveranstaltungen determiniert damit auch die Perspektive der Studierenden auf
Hochschule BSP Business School Berlin
die Inhalte des Studienfaches und damit
Die Hochschule BSP Business School Berlin
auf ihr weiteres Studium“ (Beckenbach
bietet einen B.Sc. Studiengang „Kommunika-
et al. 2016: 21).
tionsmanagement“ an, der laut den gängigen Studien-Such-Maschinen einen wirtschafts-
Insbesondere bei fachfremden Studierenden
journalistischen Bezug aufweist41: Laut Web-
kann es sein, dass sie von der VWL hauptsäch-
seite ist jedoch die berufliche Zielrichtung
lich oder gar ausschließlich diese Basismodule
nicht der Wirtschaftsjournalismus, sondern
belegen.
eine Tätigkeit als Social-Media-, Marketing-,
Die besondere
Die besondere Relevanz der Kölner Jour-
PR- und Event-Manager*in sowie Pressespre-
Relevanz der Kölner
nalistenschule, die sich oben in der Analyse
cher*in (BSP 2020a). Inhaltlich gibt es je ein
Journalistenschule
der F.A.Z.-Redaktion angedeutet hat, kann
Modul zu VWL und BWL sowie eines zum Thema
durch einen Blick auf die Alumni verdeutlicht
Public Relations und Wirtschaftsjournalismus
werden (siehe für eine visuelle Verdeutlichung
(BSP Module 2020). Nur die Beschreibung für
Abbildung 11). Von über 700 Absolvent*in-
das letztgenannte Modul lag für die Analyse
nen werden 321 auf der Webseite der Ausbil-
im Rahmen dieser Arbeit vor. Angaben zu den
dungsschule aufgelistet. Von diesen arbeiten
beruflichen Wegen von Absolvent*innen gab es
rund 70 % journalistisch in 79 verschiedenen
keine.
41 Quelle: hochschulkompas.de und studiengaenge.zeit.de, verwendete Schlagwörter: „Wirtschaftsjournalismus“ und „economic journalism“ (Zugriff: 11.11.2019).
50
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Bereich „Wirtschaft“ das Modul BWL I all dieje-
Die katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
nigen verpflichtend besuchen, die „keine Kom-
bietet einen Bachelor-Studiengang Journalistik
petenzen im wirtschaftswissenschaftlichen Be-
und einen nicht-konsekutiven Master-Studien-
reich einbringen“ können (ebd.: 7). Die Themen
gang Journalistik mit Schwerpunkt Innovation
entsprechen dabei teilweise den Inhalten aus
und Management an (KU Journalistik 2020a).
dem Bachelor (ebd.: 27), darüber hinaus gibt
Neben den üblichen Zulassungsvoraussetzun-
es eine fachspezifische Veranstaltung „Volks-
gen (z. B. Abitur) (KU Journalistik 2020b) ist
wirtschaftslehre I: Mikroökonomie I“. Da die
im Bachelor-Studiengang, in dem es 50 Stu-
angehenden Journalist*innen auch „Mikroöko-
dienplätze pro Jahr gibt, ein einmonatiges
nomik im Nebenfach“ belegen konnten, wurde
redaktionelles Praktikum Voraussetzung (KU
diese Veranstaltung (aus dem Wintersemester
Journalistik 2020c). Der Master bietet pro Jahr
2014/15) in die Analyse aufgenommen. Bemer-
20 Plätze. Bewerber*innen werden nach drei
kenswert: Das zuvor kritisierte Buch „Mikroöko-
Kriterien ausgewählt: fachliche und akademi-
nomie“ von Robert S. Pindyck und Daniel L.
Lehrbuch Pindyck/
sche Erfahrung, praktische Kenntnisse und
Rubinfeld (2009) wird bereits in der Gliederung
Rubinfeld (2009)
Zusatzqualifikationen (KU Journalistik 2020d).
als „zentrales Lehrbuch der Veranstaltung“ vor-
zentral
Unter den Lehrangeboten aus denen die
gestellt (Weber 2014, siehe den Exkurs in Ka-
Studierenden wählen können, gibt es zwei Ge-
pitel 3). Darüber hinaus konnten Dokumente
biete mit explizitem Wirtschaftsbezug: „Wirt-
mit alten Klausuren zwischen 2008 und 2014
schafts- und Sozialgeschichte“ (ebd.: 20) so-
(ohne 2011) analysiert werden. Die Anzahl aller
wie „Betriebswirtschaftslehre“. In letzterem
in der vorliegenden Studie analysierten Lehr-
finden sich zwei volkswirtschaftliche Inhalte
veranstaltungen der Katholischen Universität
(Mikroökonomie I und II). Im Master müssen im
Eichstätt-Ingolstadt stellt Tabelle 4 dar.
Tabelle 4 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) und Materialien der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt nach Studiengängen Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) bzw. Klausuren Insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
B.A. Journalistik
5
4
2
M.A. Journalistik
1
1
1
Zusatz-Analyse: Mikroökonomie Nebenfach
1
Zusatz-Analyse: Klausuren (2008-2014, ohne 2011)
6
1
Quelle: Eigene Darstellung.
51
Qualifiziert für die Zukunft?
Alumni der
Hinsichtlich der Absolvent*innen der
ben die Möglichkeit das Studium zu absolvie-
KU Eichstätt-
Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
ren, wenn Kapazitäten frei sind und ein Unter-
Ingolstadt
liegt eine Befragung der Universität aus dem
nehmen oder eine öffentliche Einrichtung die
Jahr 2018 vor, die unter mehreren Jahrgängen
Studiengebühren übernimmt (UBM 2020a).
erhoben wurde. Demnach arbeitet über die
Als Berufsperspektiven wird unter anderem
Hälfte der ehemaligen Bachelorabsolvent*in-
Medien-, Kommunikationsmanagement und
nen im Bereich Journalismus und rund ein
Journalismus (auch Wirtschaftsjournalismus)
Drittel in PR und Marketing (Meier 2019: 1 f.).
genannt (UBM 2020b). Der Studiengang Jour-
Leider wurde nicht erhoben, wie viele spezi-
nalismus und Wirtschaft (heute: Manage-
ell über Wirtschaftsthemen berichten . Bei
ment und Medien) wurde zum Studienjahr
den Master-Absolvent*innen scheint die Zahl
2010/2011 eingeführt (E-Mail einer zuständi-
der im Journalismus tätigen zudem stärker zu
gen Professorin vom 30.3.2020). Da die Stu-
schwanken: Während im Jahrgang 2016/2017
dierenden in der Regel im Anschluss mehrere
beispielsweise lediglich acht Prozent im Jour-
Jahre bei der Bundeswehr bleiben, wird der
nalismus tätig waren, waren es zwei Jahre zu-
Großteil der Absolvent*innen den zivilen Ar-
vor fast 60 %.
beitsmarkt – und somit potentiell den Wirt-
42
schaftsjournalismus – voraussichtlich erst im Universität der Bundeswehr München
Sommer 2022 erreichen. Folglich stellt dieser
An der Universität der Bundeswehr München
Studiengang bisher noch keinen besonders
wird der Studiengang Management und Medi-
relevanten Zugang in den Wirtschaftsjourna-
en (B.A. und M.A.) angeboten. Das Studium ist
lismus dar und es liegen auch noch keine In-
kostenlos für diejenigen, die eine Offizierslauf-
formationen über berufliche Wege abseits der
bahn einschlagen möchten. Zivilist*innen ha-
Bundeswehr-Karriere vor. Es wird sich zeigen,
Tabelle 5 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) und Materialien der Universität der Bundeswehr München nach Studiengängen Universität der Bundeswehr München
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
B.A. Management und Medien
5
3
2
M.A. Management und Medien
4 Quelle: Eigene Darstellung.
42 Dies wurde in einer E-Mail von Klaus Meier vom 4.3.2020 bestätigt.
52
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz
wie sich dies zukünftig entwickelt. Die unter-
Technische Universität Dortmund
schiedlichen Institute der Universität sind alle
An der TU Dortmund wird ein achtsemestri-
an der Fakultät für Betriebswirtschaft angesie-
ger Bachelor-Studiengang wirtschaftspoliti-
delt (UBM 2020c). Inhaltlich dominieren ent-
scher Journalismus sowie ein viersemestriger
sprechend in Veranstaltungen mit Wirtschafts-
Master-Studiengang Economics und Journalis-
bezug betriebswirtschaftliche Inhalte (wie
mus angeboten.
bereits Otto/Kühler 2017b: 283 angemerkt ha-
Im Bachelor gibt es 20 Studienplätze. Neben
ben), jedoch auch (wirtschafts-)mathematische
üblichen Voraussetzungen für die Zulassung zu
Module . Es gibt jedoch beispielsweise auch
einem grundständigen Studiengang, wird eine
im Bachelor ein Pflichtmodul Grundlagen der
„mindestens sechswöchige Hospitation in der
Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik.
Redaktion eines tagesaktuellen Mediums oder
In der inhaltlichen Beschreibung wird bereits
eines hochwertigen, thematisch passenden
bestände des Wirtschaftens“ auf „Grundtat
Monatsmagazins“ vorausgesetzt (TU 2020a).
wie „dem Problem der Knappheit“ verwiesen
Der Studiengang ist prinzipiell zulassungsbe-
sowie auf Grundzüge der Mikroökonomie,
schränkt, wobei 2019 alle Bewerber*innen zu-
„wie die Funktionsweise von Märkten, Markt-
gelassen wurden (TU 2019a). Er soll explizit „be-
formen, Preisbildung und Marktgleichgewicht
rufliche Perspektiven im wirtschaftspolitischen
und Marktversagen“ (UBM 2020d: 15). Sodann
Fachjournalismus oder in anderen Tätigkeits
heißt es offen: „Abgerundet wird dieses Wissen
feldern der VWL“ eröffnen (TU 2020a). Am Ende
durch die Kenntnis der Rahmenbedingungen
des Studiums ist ein journalistisches Volontariat
der Wirtschaftspolitik und der Inhalte der herr-
integriert44. Im Bachelor-Studiengang werden
schenden volkswirtschaftlichen Paradigmen“
„die elementaren volkswirtschaftlichen Stan-
(ebd., nachträgliche Hervorhebung). Unter den
dardinhalte eines wirtschaftswissenschaft
sechs angegeben Lehrbüchern ist dabei auch
lichen Bachelorstudiums mit dem Schwerpunkt
das stark orthodoxe Werk von Mankiw und
Volkswirtschaftslehre angeboten“ (ebd.). Für
Taylor „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“
die neun VWL-Basismodule sowie zwei Wahl-
Fachwissen aus der
(in der Auflage von 2016, siehe den Exkurs in
pflichtmodule wird dann auch entsprechend
wirtschaftswissen-
Kapitel 3). Tabelle 5 stellt die Anzahl aller in
im Modulhandbuch auf die wirtschaftswissen-
schaftlichen Fakultät
der vorliegenden Studie analysierten Lehrver-
schaftliche Fakultät verwiesen (TU 2017: 23 f.).
anstaltungen der Universität der Bundeswehr
In diesem Sinne lagen sowohl mikro- als auch
München dar.
makroökonomische Module, wirtschaftspoliti-
43
43 Etwa (Wirtschafts-)Mathematik (5 LP), Wirtschafts- und Medieninformatik (10 LP), Grundlagen des Rechnungswesens (10 LP), Betriebliche Finanzwirtschaft (5 LP), Unternehmensplanspiel TOPSIM General Management (Wahlpflicht, 5 LP), Business-to-Business Marketing (Wahlpflicht, 5 LP) jedoch auch Europäische Wirtschaftsintegration (5 LP) (MH B.A. Management und Medien 2020). 44 Für eine Liste der Medienpartner des Instituts für Journalistik der TU Dortmund siehe TU (2020b).
53
Qualifiziert für die Zukunft?
sche, methodische und weitere Inhalte für die
(TU 2020c). Das zweite Profil Wirtschaftspo-
Untersuchung vor .
litscher Qualitätsjournalismus richtet sich vor
45
Der Master Economics und Journalismus
allem an VWL-Absolvent*innen mit journalisti-
hat 30 Studienplätze und setzt ein wirt-
scher Volontariatsausbildung und soll auf die
schaftswissenschaftliches Bachelorstudium
Tätigkeit in Redaktionen des Qualitätsjourna-
oder einen vergleichbaren Abschluss voraus
lismus vorbereiten (ebd.). In beiden Profilen
(TU 2020c). Der Studiengang wird mit zwei
sollen die vier Wahlpflicht-Module Economics
Profilen angeboten: Der Schwerpunkt VWL
entweder an der wirtschaftswissenschaftli-
und wirtschaftspolitischer Journalismus rich-
chen Fakultät der TU Dortmund oder an der
tet sich an diejenigen, die noch kein journa-
Ruhr Universität Bochum erworben werden.
listisches Volontariat absolviert haben. Ne-
Wie im Bachelor-Studiengang deckten die un-
Berufsperspektive
ben journalistischen Tätigkeiten qualifiziert
tersuchten Module auch im Master ein breites
nach dem Studium
dieses Profil für „die Öffentlichkeitsarbeit
inhaltliches Spektrum ab (Tabelle 6)46. Eini-
für wirtschaftspolitisch ausgerichtete Insti
ge VWL-Module beider Studiengänge wurden
tutionen und Verbände, etwa Behörden, Bund
bereits 2016 in der Econ-Plus-Studie unter-
und Länder, Verbände und Organisationen,
sucht. Die vorliegende Studie aktualisiert und
Industrie- und Handelskammern, Konjunktur-
erweitert diese Untersuchung. Informationen
und Wirtschaftsforschungsinstitute, Finanz-,
über Absolvent*innen der Studiengänge la-
Kredit- und Versicherungswirtschaft etc.“
gen nicht vor.
Tabelle 6 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Technischen Universität Dortmund nach Studiengängen Technische Universität Dortmund
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus B.Sc. Wirtschaftswissenschaften
24
23
15
M.A. Economics und Journalismus M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
20
20
7
Wirtschaftswissenschaften Ruhr Universität Bochum
73
8
3 Quelle: Eigene Darstellung.
45 Bei den folgenden Modulen fehlte die Beschreibung, weshalb sie nicht in die Analyse eingeflossen sind: Empirische Industrieökonomik I und II, Öffentliche Finanzen I, Komplement II. 46 Bei folgenden Modulen der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der TU Dortmund fehlte die Beschreibung, weshalb sie nicht in die Analyse eingeflossen sind: Makroökonomie III, Öffentliche Finanzen II (Public Finance).
54
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz
Hochschule Ansbach
Hochschule für Medien, Kommunikation
Die Hochschule Ansbach bietet einen sie-
und Wirtschaft (HMKW)
bensemestrigen Bachelor-Studiengang Res-
Die Hochschule für Medien, Kommunikation und
sortjournalismus an, von dem ein möglicher
Wirtschaft (HMKW) bietet einen Masterstudien-
Schwerpunkt Politik und Wirtschaft darstellt.
gang Digitaler Journalismus an (HMKW 2020).
Auf der Webseite heißt es, dass einerseits
Im Rahmen dieser Arbeit wurde der Vorgän-
„fachliche Grundlagen für die Tätigkeit in Poli
ger-Studiengang Konvergenter Journalismus
Studiengang
tik- und Wirtschaftsredaktionen“ erworben
untersucht, der (in Vollzeit oder berufsbeglei-
Konvergenter
werden sollen und gleichzeitig das Angebot
tend) an den Standorten Köln (auf Deutsch) und
Journalismus
aufgrund seiner Vielfalt auf „journalistische
Berlin (auf Englisch) angeboten wurde. Bewer-
Generalisten“ abziele (Ansbach 2020a). Es
ber*innen sollten ein grundständiges geistes-
gibt drei Grundlagenmodule Politik und Wirt-
wissenschaftliches Studium mitbringen, be-
schaft sowie jeweils zwei vertiefende und zwei
vorzugt aus den Bereichen Sport/Gesundheit,
Praxis-Module, die untersucht werden konn-
Wirtschaft/Politik oder Kultur/Unterhaltung.
ten (Ansbach 2019 und siehe Tabelle 7). Infor-
Als Zielberufe wurden neben Journalist*in, auch
mationen über Absolvent*innen lagen nicht
Pressesprecher*in, Medienberater*in und ähn-
vor.
liches angegeben. Am Kölner Standort gab es
Tabelle 7 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Hochschule Ansbach Hochschule Ansbach
B.A. Ressortjournalismus
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
7
7
3 Quelle: Eigene Darstellung.
Tabelle 8 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW)
M.A. Konvergenter Journalismus
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
3
3
1 Quelle: Eigene Darstellung.
55
Qualifiziert für die Zukunft?
im April 2020 einen Durchgang mit sechs und
Fakultät der Universität angeboten, deren Mo-
einen mit neun Teilnehmer*innen. Während der
dule in der Econ-Plus-Studie teilweise unter-
Datenerhebung zur vorliegenden Arbeit lagen
sucht wurden. Die Universität Würzburg bietet
noch keine Informationen darüber vor, inwiefern
zudem innerhalb mehrerer weiterer Studien-
Absolvent*innen im Bereich Wirtschaftsjourna-
gänge einen Schwerpunkt Wirtschaftsjour-
lismus arbeiten (Auskunft der HMKW in einer
nalismus und Wirtschaftskommunikation an.
E-Mail vom 2.4.2020). Die Hochschule stellte
Dies ist der Fall im Bachelor Wirtschaftswis-
Studiengang
jedoch die nicht online-zugänglichen Modulbe-
senschaft, im Master Business Management
International
schreibungen für die Analyse freundlicherweise
und International Economic Policy; für ein-
Economic Policy
zur Verfügung. Wie Tabelle 8 zeigt, wurden ins-
zelne Module auch im Master-Studiengang
gesamt ein Basismodul und zwei Aufbaumodule
Medienkommunikation
zu „Wirtschaft und Politik“ untersucht.
Grundlage der Analyse im Rahmen der vorlie-
(Würzburg
2020).
genden Studie war das Modulhandbuch des Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Studiengangs International Economic Policy
Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg
(M.Sc.), das als einziger der genannten Studi-
bietet einen englischsprachigen Studien-
engänge durch die gängigen Suchmaschinen
gang International Economic Policy (M.Sc.)
in der Anfangsrecherche gefunden wurde und
an, der für eine Karriere im privaten sowie
somit einer Analyse zugänglich war. Passen-
im öffentlichen Sektor oder für die Arbeit im
de Basis- oder Pflichtmodule gab es nicht,
akademischen Bereich qualifizieren soll. Ein
dafür insgesamt 35 Module aus dem Schwer-
möglicher Schwerpunkt nach wirtschaftswis-
punkt- bzw. Wahlbereich (z. B. mit makro
senschaftlichen Grundmodulen ist auch der
ökonomischen Inhalten sowie mit Inhalten
Wirtschaftsjournalismus (Würzburg 2018). Zu-
der Ökonometrie, Geld-, Finanz- und Steuer-
gangsvoraussetzung ist ein abgeschlossener
politik), die analysiert werden konnten.47 Da
Bachelor „mit ausgewiesenen Kompetenzen
der Studiengang ein relativ neues Angebot
in Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Mathe-
darstellt, lagen im ersten Halbjahr 2020 noch
matik und Statistik“ sowie Englischkenntnisse
keine Erkenntnisse von Seiten der Universi-
(mind. B2) und Deutschkenntnisse (mind. A2)
tät über die tatsächlichen Berufstätigkeiten
(ebd., eigene Übersetzung).
der Absolvent*innen vor (Auskunft der Julius-
Die Lehrveranstaltungen des Studiengangs werden an der wirtschaftswissenschaftlichen
Maximilians-Universität Würzburg in einer E-Mail vom 27.3.2020).
47 Nicht einbezogen werden konnten einzelne leere Modulbeschreibungen: die Projektmodule International Economic Policy I und II und das Modul wirtschaftspolitischer Journalismus, aktuelle Themen der Wirtschaftsinformatik I und II, Communication in Business and Economics, Design of Field Experiments and Studies, Europäisches und deutsches Kartellrecht II, Experimental Economics, Behavioral Economics, Contract Theory, Programming Survey and Experiments, Research Seminar Applied Economic Policy, Research Seminar Economic Theory, Strategic Decisions and Competition.
56
Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz
Die untersuchten Hochschulen und Studien-
zusammen und stellt sie nach Kategorie der
gänge auf einen Blick
Lehrveranstaltung, nach Studiengang und
Die folgende Tabelle 9 fasst noch einmal die
Hochschule sowie nach Zugangsart in den Wirt-
Zahl der untersuchten Lehrveranstaltungen
schaftsjournalismus dar.
Tabelle 9 Überblick der untersuchten Module, Studiengänge und Hochschulen Zugang 2) B: Ausbildung + paralleles Studium Universität zu Köln
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
B.Sc. VWL (180 ECTS)
25 (261 ECTS)
10 (81 ECTS)
4 (33 ECTS)
B.Sc. VWL SoWi (180 ECTS)
21 (201 ECTS)
12 (87 ECTS)
5 (39 ECTS)
B.Sc. Sozialwissenschaften (180 ECTS)
13 (102 ECTS)
8 (99 ECTS)
7 (60 ECTS)
M.Sc. Economics (120 ECTS)
66 (426 ECTS)
18 (108 ECTS)
18 108 ECTS)
4 (20 ECTS)
2 (10 ECTS)
Zugang 3) Bachelor-Studiengänge Hochschule BSP Business School Berlin B.Sc. Kommunkationsmanagement (120 ECTS)
1
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt B.A. Journalistik
5 (25 ECTS)
Zusatz-Analyse: Mikroökonomie Nebenfach
1 (5 ECTS)
Zusatz-Analyse: Klausuren (2008-2014, ohne 2011)
1 (5 ECTS)
6
Universität der Bundeswehr München B.A. Management und Medien (210 ECTS)
5 (35 ECTS)
3 (20 ECTS)
2 (15 ECTS)
24 (202,5 ECTS)
23 (195 ECTS)
15 (135 ECTS)
Technische Universität Dortmund B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus (240 ECTS) B.Sc. Wirtschaftswissenschaften
57
Qualifiziert für die Zukunft?
Zugang 3) Bachelor-Studiengänge Hochschule Ansbach
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module)
B.A. Ressortjournalismus (180 ECTS)
Insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
7 (35 ECTS)
7 (35 ECTS)
3 (15 ECTS)
1 (5 ECTS)
1 (5 ECTS)
Zugang 4) Master-Studiengänge Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt M.A. Journalistik
1 (5 ECTS)
Universität der Bundeswehr München M.A. Management und Medien (90 ECTS)
4 (20 ECTS)
Technische Universität Dortmund M.A. Economics und Journalismus (120 ECTS) M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
20 (150 ECTS)
20 (150 ECTS)
7 (52,5 ECTS)
Wirtschaftswissenschaften RU Bochum
73 (405 ECTS)
8 (45 ECTS)
3 (20 ECTS)
3 (42 ECTS)
1 (12 ECTS)
Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) M.A. Konvergenter Journalismus (120 ECTS)
3 (42 ECTS)
Julius-Maximilians-Universität Würzburg M.Sc. International Economic Policy (120 ECTS) Sample insgesamt
17 relevante Studiengänge (15 Zugänge)
35 (228 ECTS) Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
303 (2.137,5 ECTS)
117 (887 ECTS)
68 (504,5 ECTS)
Quelle: Eigene Darstellung.
58
Forschungsdesign
5 Forschungsdesign
Nach der Vorstellung der Zugänge in den Wirt-
VWL eine „grundlegende Übereinstimmung“
Übereinstimmung
schaftsjournalismus wird nun im Folgenden
zwischen den Modulbeschreibungen und den
zwischen Modul
das Forschungsdesign der vorliegenden Studie
tatsächlichen Inhalten in der Lehre gab (siehe
beschreibungen
näher erläutert. Um die zentrale Forschungs-
den Exkurs in Kapitel 3 und PluraloWatch 2016).
und Lehre
frage – Wie wirtschaftswissenschaftlich plural
In Kapitel 3 wurde begründet, dass für Wirt-
und reflexiv ist die wirtschaftsjournalistische
schaftsjournalist*innen bzw. die wirtschafts-
Qualifizierung in Deutschland? – empirisch zu
journalistische Ausbildung einerseits Kennt-
beantworten, wurde wie folgt vorgegangen:
nisse einer pluralen Ökonomik und anderer-
Untersuchungsgegenstand sind die Lehr-
seits Fertigkeiten zur Reflexion über Ökonomik
veranstaltungen mit (volks-) wirtschaftlichem
wünschenswert sind. Auch wurde deutlich,
Bezug aus den für die wirtschaftsjournalisti-
dass es zwei etablierte Maße für Pluralität gibt:
sche Qualifizierung bedeutsamen Studien-
Zum einen die Kategorisierung entlang der Be-
gängen, deren Inhalte über die jeweiligen
grifflichkeiten Mainstream und Sidestream,
Modulhandbücher, also die Beschreibungen
zum anderen entlang der Begriffe Orthodoxie
der Lehrveranstaltungen, untersucht wurden.
und Heterodoxie. Im Folgenden wird beschrie-
Ein Modul besteht in der Regel aus mehreren
ben, wie die Pluralität der einzelnen Lehrver-
Lehrveranstaltungen (z. B. Vorlesung, Seminar
anstaltungen mithilfe dieser beiden Maße
und Tutorium). Modulhandbücher waren auch
konkret bestimmt und wie zur Erfassung der
zentraler Forschungsgegenstand in der bereits
Reflexivität vorgegangen wurde.
vorgestellten Econ-Plus-Studie (siehe den Exkurs in Kapitel 3). Sie eignen sich deshalb zur Untersuchung der Lehrveranstaltungen, da sie zentrale Inhalte, Lernziele und Prüfungsformen
5.1 Methode zur Untersuchung von Pluralität
in einem relativ einheitlichen Raster darstel-
Zur Untersuchung von Pluralität wird ein Samp-
303 Modulbeschrei
len (Beckenbach et al. 2016: 66). Zwar unter-
le von 303 Modulbeschreibungen mit (volks-)
bungen aus
scheiden sich Modulhandbücher im Hinblick
wirtschaftlichem Bezug aus 17 für die wirt-
17 Studiengängen
auf Ausführlichkeit und Allgemeinheitsgrad,
schaftsjournalistische Qualifizierung bedeut-
„[i]n jedem Fall bieten sie aber mit der Fest-
samen Studiengängen von sechs Universitäten
legung der Inhalte, Methoden und Lernziele
und drei Hochschulen herangezogen, in einem
eine auch in den Prüfungsordnungen veran-
Fall werden zusätzlich Klausuren und eine Über-
kerte Orientierung für die zu erwartende Lehr-
sicht zu „Mikroökonomie im Nebenfach“ analy-
praxis“ (ebd.: 127). Darüber hinaus ist ihnen
siert (siehe Kapitel 4 für Details). Wie in Kapi-
eine rechtliche Verbindlichkeit inhärent, an der
tel 4 beschrieben, werden die Beschreibungen
sich Lehrende zu orientieren haben (ebd.). Die
für die Analyse neben einer Gesamtdarstellung
Econ-Plus-Studie konnte anhand von ergän-
in die zwei Kategorien Basismodule und Pflicht-
zenden Analysen zudem zeigen, dass es in der
module gruppiert. Ergänzend zu dieser Darstel-
59
Qualifiziert für die Zukunft?
lung wird in einem Exkurs inhaltlich noch weiter
suchende Material empirisch analysiert wer-
zwischen den Veranstaltungen differenziert –
den. Text-Mining kann „als Prozess der Identi
konkret zwischen den Inhalten Einführung in
fizierung neuer, interessanter und verständ
Gruppierung
die VWL, Mikroökonomik, Makroökonomik so-
licher Muster aus einer Sammlung von Texten“
nach ökono-
wie andere Inhalte mit (volks-)wirtschaftlichem
beschrieben werden (Blake 2011: 126, eigene
mischen Fächern
Bezug. Dadurch kann zusätzlich nachvollzogen
Übersetzung). Ein Vorteil dieser Methode ist
werden, aus welchen Fächern genau bestimmte
es, dass große Textmengen untersucht werden
Perspektiven (z. B. ein orthodoxer oder hetero-
können (Philipps 2018: 368). Dabei wird zum
doxer Einschlag) stammen, zudem ist so ein
einen gezählt, wie oft ein bestimmter Begriff
direkter Vergleich zur Econ-Plus-Studie aus
in einem Text vorkommt. Darüber hinaus kann
dem Jahr 2016 möglich.
ggf. aber auch erfasst werden, in welchen Zu-
Zur Untersuchung von Pluralität wird auf
sammenhängen einzelne Begriffe verwendet
die in Kapitel 3.1 vorgestellten Klassifizierun-
werden. Aufgrund der maschinellen Zählung
gen der Econ-Plus-Studie zurückgegriffen. Zur
von Begriffen ist die Methode weniger anfäl-
Erinnerung: Die erste Kategorisierung unter
lig für subjektive Einschätzungen hinsichtlich
scheidet zwischen einem ökonomischen Main-
eines Textes, wenngleich insbesondere bei
stream und einem Sidestream. Sie wurde aus Ex-
der Auswahl der zu erfassenden Begriffe (und
pert*innen-Interviews mit aktiven Wirtschafts-
der Zuordnung dieser Begriffe zu bestimmten
wissenschaftler*innen abgeleitet, spiegelt also
Kategorien) auch subjektive Elemente einflie-
eine Kategorisierung von Personen wieder, die
ßen können (Beckenbach et al. 2016: 132). Eine
sich selbst zumeist dem Mainstream zurechnen
kleine Auswahl der verwendeten Wortlisten fin-
würden. Aufgrund mangelnder theoretischer
det sich beispielhaft in Tabelle 1048.
Fundierung und begrifflicher Uneindeutigkei-
Nachdem auf diese Art und Weise erfasst
ten wurde in der Econ-Plus-Studie eine da-
wurde, welche Begriffe aus welcher Katego-
von unabhängige (kritischere) Klassifizierung
rie wie oft in einem Text vorkommen, können
nach inhaltlichen Gesichtspunkten entwickelt,
diese Zahlen zueinander in Beziehung gesetzt
die zwischen orthodox und heterodox unter-
werden. So kann beispielsweise bestimmt wer-
scheidet.
den, ob die Begrifflichkeiten einer Lehrveran-
Wortlisten
Für beide Kategorisierungen liegen detail-
staltung zu 80 % dem Mainstream und nur zu
für das
lierte Wortlisten (sogenannte Dictionaries) vor,
20 % dem Sidestream zugeordnet werden kön-
Text-Mining
die aufzeigen, welche Begriffe welcher Kate-
nen – nach diesem Pluralitätsmaß wäre diese
gorie zugeordnet werden. Mittels der Metho-
Veranstaltung also wenig plural. Zur besseren
de des maschinellen Text-Mining kann unter
Veranschaulichung werden die Ergebnisse in
Rückgriff auf diese Wortlisten das zu unter
der Darstellung wie folgt graphisch aufbereitet
48 Alle analysierten und zugewiesenen Begriffe finden sich im Online-Anhang B aufgeschlüsselt.
60
Forschungsdesign
Tabelle 10 Exemplarische Begriffe zur Text-Mining-Analyse Kategorie
Sub-Kategorie
Begriff
Mainstream
*ANREIZ*
*ANREIZ*
Mainstream
*GLEICHGEWICHT*
NASH_GLEICHGEW*
Mainstream
*WETTBEWERB*
*WETTBEWERB*
Sidestream
ALTERNATIV*
VIELFÄLTIGE_MÖGLICHKEITEN
Sidestream
ALTERNATIVE*_WOHLSTANDSINDIKATOR*
ALTERNATIVE*_WOHLSTANDSINDIKATOR*
Sidestream
ALTERNATIVE_FINANZMARTTHEORIE
ALTERNATIV*_Z*_KREDIT*
Orthodox
HOMO_OECONOMIC*
HOMO_OECONOMIC*
Orthodox
KOSTEN_NUTZEN_ANALYSE
KOSTEN_NUTZEN_ANALYS*
Orthodox
MAXIMIERUNG
NUTZENMAXIMIERUNG
Heterodox
KRITISCH*
KRITISCH*_HINTERFR*
Heterodox
PLURALITÄT
PLURALITÄT
Heterodox
REGULIERUNG
REGULIERUNG Quelle: Eigene Darstellung (angelehnt an Beckenbach et al. 2016).
Abbildung 12
Abbildung 13
Schema Ergebnisdarstellung
Schema Ergebnisdarstellung
(Mainstream-Sidestream)
(Orthodox-Heterodox)
Uni: Studiengang
Uni: Studiengang
(XX Module | XX ECTS)
(XX Module | XX ECTS)
Sidestream
Mainstream
Heterodox
Orthodox
50 % (XX abs. Treffer)
50 % (XX abs. Treffer)
50 % (XX abs. Treffer)
50 % (XX abs. Treffer)
Quelle: Eigene Darstellung.
Quelle: Eigene Darstellung.
61
Qualifiziert für die Zukunft?
Prozentuale
(siehe Abbildungen 12 und 13). Die prozentua-
Es lassen sich anhand der Platzierung der
Ergebnisse
le Gewichtung der Kategorien Mainstream und
einzelnen Studiengänge jeweils zwei Dinge ab-
und absolute
Sidestream sowie Orthodoxie und Heterodoxie
lesen:
Text-Mining-Treffer
werden, aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen anderer Studien-
Zum einen das absolute Verhältnis von
gänge oder Hochschulen stets als Tortendia-
Mainstream- zu Sidestream-Begriffen im
gramme und in Prozentangaben dargestellt. Um
jeweiligen Studiengang: Überwiegen die
die Aussagekraft des jeweiligen Ergebnisses
Mainstream-Begriffe (ist der Studiengang
einschätzbar zu machen, werden in Klammern
also nicht plural), dann ist der Studiengang
jedoch auch die absoluten Treffer der einzelnen
in der linken Hälfte des Tortendiagramms
Kategorien angezeigt. Neben der Nennung des
platziert.
Namens der Hochschule und des Studiengangs
Zum anderen die relative Pluralität im Ver-
wird zudem auch die Anzahl der im jeweiligen
gleich zu den anderen Studiengängen:
Studiengang analysierten Module angegeben.
Überwiegen die Mainstream-Begriffe noch
Relationaler
In Kapitel 6.1.2 soll zudem ein relationaler
stärker als im Durchschnitt der anderen
Vergleich
Vergleich zwischen den Studiengängen vor-
Studiengänge, ist der Studiengang links
genommen werden, also ob ein Studiengang
des „Durchschnitt“-Pfeils platziert. Ist er
im Vergleich zum Durchschnitt aller anderen
im Verhältnis pluraler, wird er rechts des
Studiengänge verhältnismäßig plural ist – oder
„Durschnitt“-Pfeils platziert.
eben nicht. Abbildung 14 zeigt beispielhaft die Darstellungsform dieser Ergebnisse und ist
Entsprechend der absoluten und relativen
folgendermaßen zu lesen: Im Diagramm wird
Platzierung werden die Studiengänge klassi
auf einer Uhr die Prozentzahlen für den Main-
fiziert und entsprechend farblich hervorge-
stream angegeben : Zeigt ein Pfeil ganz nach
hoben: So ist im dargestellten Beispiel 1) der
oben, bedeutet dies, es wurden 100 % Main-
Studiengang bzw. der Pfeil blau eingefärbt,
stream-Treffer erzielt, zeigt ein Pfeil nach un-
weil sowohl absolut als auch relational der
ten, wurden 50 % Mainstream-Treffer erzielt.
Mainstream nicht überwiegt. Anders hingegen
Im Darstellungsbeispiel gibt es zwei Studien-
Beispiel 2): Hier überwiegt der Mainstream mit
gänge: Der eine mit 1) beschriftete Pfeil hat
75 % sowohl absolut als auch relational und ist
40 % Mainstream-Treffer. Der mit der 2) be-
daher hellrot eingefärbt.
49
schriftete Pfeil hat 75 % Mainstream-Treffer.
Abschließend stellt sich die Frage, was
Der grüne Pfeil gibt den Durchschnittswert
für Verhältnisse zwischen den verschiedenen
an – im dargestellten Beispiel sind dies 57,5 %
Kategorien wünschenswert wären. Diese fina-
Mainstream-Treffer.
le Interpretation ist natürlich nicht strikt fest
49 Bei der zweiten Kategorisierung wird entsprechend die Orthodoxie angegeben.
62
Forschungsdesign
gelegt und kann diskutiert werden. Für die vor-
Pluralität zu sprechen. Schließlich vereint jede
Welches
liegende Studie soll an eines der Ergebnisse
dieser Kategorien eine Vielzahl verschiedener
Verhältnis
aus der Econ-Plus-Studie erinnert werden: In
Sichtweisen, während Mainstream und Ortho
ist „plural“?
einer ergänzenden Netzwerk-Analyse konnte
doxie eine einzige, relativ homogene Per
diese Studie zeigen, dass Begrifflichkeiten des
spektive repräsentieren. Wenn beispielweise
Mainstreams und der Orthodoxie eng miteinan-
50 % eines VWL-Studiums orthodox und 50 %
der in Verbindung stehen und sich aufeinander
heterodox sind, hieße das, dass in der Hälfte
beziehen, während sich beim Sidestream und
der Lehrzeit die Inhalte aus der Perspektive
der Heterodoxie kein konzeptioneller Zusam-
der Neoklassik gelehrt würden, während sich
menhang erkennen ließ (Beckenbach et al.
alle anderen Theorieschulen – wie die feminis-
2016: 90 f.). Vor diesem Hintergrund ist es plau-
tische Ökonomik, die keynesianische Theorie
sibel, nicht nur jeweils eine Gleichverteilung
oder marxistische Ansätze – die zweite Hälfte
zwischen Mainstream und Sidestream bzw. or-
teilen müssten: Eine klare neoklassische Domi-
thodoxen und heterodoxen Perspektiven anzu-
nanz wäre somit immer noch gegeben. Dieser
streben, sondern erst bei einem Überhang von
Standpunkt leitet die vorliegende Arbeit in der
Sidestream und Heterodoxie von tatsächlicher
Interpretation und Bewertung der Ergebnisse. Ergebnisse
Abbildung 14
Schema Ergebnisdarstellung „Pluralität“ – Studiengänge im Vergleich
Beispiel hier: Mainstream 57,5 % | Sidestream 42,5 %
75 %
überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream
er plu
Alles mit dem Uhrzeigersinn nach dem grünen Pfeil = überdurchschnittlich mainstream.
überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer
D Links der MItte: Der Mainstream überwiegt in absoluten Zahlen.
ral
p l u ra
50 %
25 %
ler
ig wen
nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream
mainstream
2
D
Beispiel hier: Mainstream 75 % | Sidestream 25 %
2
100 %
Beispiel hier: Mainstream 40 % | Sidestream 60 %
1
1 Alles gegen den Uhrzeigersinn nach dem grünen Pfeil = unterdurchschnittlich mainstream.
Quelle: Eigene Darstellung.
63
Qualifiziert für die Zukunft?
5.2 Methode zur Untersuchung von Reflexivität
in den jeweiligen Lehrveranstaltungen thematisiert wurden. Abweichend von der EconPlus-Studie wurde neben „Ethik“ auch nach
Neben Pluralität wird in der vorliegenden
Schlagworten gesucht, die auf das Themen-
Studie auch untersucht, wie reflexiv die Stu-
feld „Nachhaltigkeit“ hindeuten (dabei wur-
diengänge sind. Dafür wurden mittels manu-
den auch BWL-Module mit einbezogen) oder
eller Schlagwortsuche erneut die Modulhand
auf erweiterte Bezüge wie beispielsweise
bücher der Lehrveranstaltungen durchsucht50:
„politische Ökonomie“ verweisen51. Tabelle 11
Wie in Kapitel 3 erwähnt, explizieren Fächer
stellt die Suchbegriffe dar, die den jeweiligen
Wissenschafts-
wie Wissenschaftstheorie, Wirtschaftsge-
Fächern und ihren Perspektiven zugeordnet
theorie und
schichte und Ideengeschichte die histori-
wurden.
Wirtschafts-
sche Relativität und mögliche Pluralität der
Um die Aussagekraft zur Reflexivität zu
geschichte
Wirtschaftswissenschaft und ermöglichen so
erhöhen, wird nicht nur untersucht, ob eines
eine erweiterte Perspektive und kritische Re-
der Schlagworte in den Modulbeschreibun-
flexion, weshalb überprüft wurde, ob diese
gen vorhanden ist, sondern auch, in welchem
Fächer (bzw. die Perspektiven dieser Fächer)
Maße das Thema im jeweiligen Modul laut der
Tabelle 11 Suchbegriffe für Module mit reflexiven Inhalten
Ökonomische Module mit erweiterter bzw. reflektierender Perspektive
Suchbegriffe
Wissenschaftstheorie
„Wissenschaftstheo“, „Wissenschaftsphilo“, „Epist“, „Erkenntnis“, „Methodol“
Ideengeschichte
„Ideengeschichte“, „Dogm“, „Economic thought“, „Geschicht“, „Histor“, „ökonomisches Denken“, „Paradigm“
Wirtschaftsgeschichte
„Geschicht“, „Histor“, „Wirtschaftssystem“
Ethik/Nachhaltigkeit
„Ethi“, „Moral“, „Wertorient“, „nachhaltig“, „respons“, „solidar“, „kooperativ“, „sustain“
Weitere erweiterte Bezüge (z. B. Politische Ökonomie)
„Wirtschaft“, „ökonom“, „volkswirt“, „politische ökonom“
Quelle: Eigene Darstellung und Erweiterung, angelehnt an: Beckenbach et al. (2016: 249).
50 Die hier verwendete Kategorie der Reflexivität ist eine Erweiterung dessen, was in der Econ-Plus-Studie als „erweiterte Perspektive“ bezeichnet wird (Beckenbach et al. 2016: 212). 51 Zudem wurde ergänzend in journalistischen Modulen (ohne Bezug zum Thema „Wirtschaft“) nach bestimmten Schlagworten (Ethi(k), Moral und Quali(tät)) gesucht, die eine Reflexion der journalistischen Arbeit an sich – beispielsweise durch Darstellung verschiedener Selbstverständnisse oder normativer Grundlagen des Berufes – anzeigen könnten.
64
Forschungsdesign
Beschreibung behandelt wird. Es wird nach
sicht und einen Eindruck, in welchem Maße
drei Relevanz-Stufen unterschieden :
ökonomische Inhalte vermittelt werden und
52
vor allem aus welchen Perspektiven ökonomi Geringe Relevanz: Das Thema (Ethik,
sche Bildung in der wirtschaftsjournalistischen
Ideengeschichte usw.) wird als Begriff oder
Ausbildung erfolgt. Im Rahmen dieser Arbeit
Thema im Modul erwähnt, nimmt aber nur
können somit Aussagen darüber getroffen
Die Aussagekraft
einen geringen Stellenwert ein.
werden, wie plural und reflexiv die wirtschafts-
der vorliegenden
Mittlere Relevanz: Das Thema wird relativ
wissenschaftlichen Inhalte sich in den unter-
Studie
ausführlich in der Modulbeschreibung er-
suchten wirtschaftsjournalistischen (Teil-)Zu-
wähnt und nimmt somit – vermutlich – ei-
gängen darstellen, d. h. mit welchen Perspek-
nen mittleren Stellenwert neben anderen
tiven angehende Wirtschaftsjournalist*innen
Themen des Moduls ein.
konfrontiert werden. Es kann dadurch nicht
Hohe Relevanz: Das Thema wird als Hauptthema im Modul behandelt.
notwendig ein kausaler Wirkzusammenhang auf die spätere Berichterstattung geschlossen werden. Wie in Kapitel 2 und 3 argumentiert,
Für die Darstellung der Ergebnisse, zu welchem
gibt es jedoch gute Gründe anzunehmen, dass
Anteil die untersuchten Studiengänge reflexiv
die vermittelten Inhalte prägend sind für die
sind oder nicht, werden die Module mit gerin-
journalistische Praxis. Dennoch: Wie sich die
ger Relevanz geringer gewichtet als solche mit
konkrete Erfahrungswelt angehender Wirt-
mittlerer Relevanz, welche wiederum gerin-
schaftsjournalist*innen gestaltet, wie sie mit
ger gewichtet werden als Veranstaltungen mit
den ihnen angebotenen Inhalten während
hoher Relevanz. Dies ermöglicht eine diffe-
der Qualifizierung tatsächlich umgehen, ob
renziertere Beurteilung über das tatsächliche
womöglich weniger Ausbildung und Studium,
Ausmaß der reflexiven Inhalte (siehe Tabellen-
sondern eher Volontariate auch für ihr ökono-
Übersichten im Online-Anhang D) .
misches Fachwissen prägend sind – diese und
53
54
Das gewählte Forschungsdesign und das
ähnliche Überlegungen müssen in Folgestu
methodische Vorgehen ermöglichen anhand
dien zur Pluralität im Wirtschaftsjournalismus
des zugänglichen Materials eine erste Über-
ergänzend erforscht werden.
52 Durch die Modulbeschreibungen wird ziemlich eindeutig ersichtlich, ob ein Inhalt nur am Rande behandelt wird oder Hauptthema einer Veranstaltung ist. Dennoch können subjektive Elemente bei dieser Beurteilung nicht vollständig ausgeschlossen werden. 53 Genauer gesagt: Die Leistungspunkte (sogenannte ECTS-Points) der Module mit geringer Relevanz wurden durch drei, die mit mittlerer Relevanz durch zwei geteilt, während die mit hoher Relevanz vollständig gewertet wurden. ECTS steht für „Credit Transfer and Accumulation System“ und ist der Versuch, Studienleistungen vergleichbarer zu machen: Die Studiengänge teilen sich in Module auf, die mit ECTS-Punkten versehen sind, die das jeweils geschätzte Arbeitspensum angeben, welches zum Absolvieren des Moduls nötig sind. Ein ECTS-Punkt steht für 25 Echtzeitstunden à 60 Minuten notwendigem Arbeitsaufwand (bmbwf 2021). 54 In einem weiteren Schritt wurden bei den entsprechenden Modulen eine Text-Mining-Analyse mit den Wortlisten zur Pluralität durchgeführt, um einen Eindruck davon zu bekommen, aus welchen Perspektiven die Inhalte beleuchtet werden.
65
Qualifiziert für die Zukunft?
6 Ergebnisse
Im Folgenden werden zuerst die wichtigsten Er-
jeweiligen Studiengangs um haben somit für
gebnisse der Untersuchungen im Hinblick auf
Studierende besonders prägenden Charakter
die Pluralität der wirtschaftsjournalistischen
(siehe Kapitel 4). Zur Erinnerung: In der vorlie-
Ausbildung vorgestellt. Dabei wird zunächst
genden Studie wird Pluralität dann angenom-
beleuchtet, wie plural die einzelnen Studien-
men, wenn die Kategorien Sidestream oder
gänge sind. Anschließend werden die Zugänge
Heterodoxie jeweils stärker vertreten sind als
untereinander vergleichend betrachtet sowie
ihre Gegenstücke Mainstream und Orthodoxie.
systematische Unterschiede zwischen Bachelor- und Master-Studiengängen thematisiert. Ergänzend werden in einem Exkurs die Module umgruppiert, um besser nachvollziehen zu kön-
6.1.1 Die einzelnen Hochschulen
und ihre Studiengänge
nen, woher ein bestimmter Trend stammt und
Kölner Journalistenschule für Wirtschaft
um die Ergebnisse mit denen der Econ-Plus-
und Politik/Universität zu Köln
Studie 2016 vergleichen zu können. Sodann
Wie in Abschnitt 4.2 ausführlich dargestellt,
werden die Studienergebnisse im Hinblick auf
erwerben angehende Wirtschaftsjournalist*in-
Reflexivität vorgestellt (siehe Abschnitt 6.2).
nen der Kölner Journalistenschule ihr ökonomisches Fachwissen überwiegend durch ein pa
6.1 Pluralität in der wirtschafts journalistischen Ausbildung
66
ralleles Studium an der Universität zu Köln. Da es mehrere Studiengänge gibt, die parallel zur Ausbildung studiert werden können, werden
Überblick:
Wie oben bereits ausgeführt, werden die Er-
die untersuchten Studiengänge vergleichend
Die Darstellung
gebnisse zur Pluralität im Folgenden jeweils
betrachtet.
der Ergebnisse
durch die beiden voneinander unabhängigen
Bei der ersten Kategorisierung von Plura-
Klassifizierungen Mainstream vs. Sidestream
lität (Mainstream vs. Sidestream) zeigt sich
und orthodox vs. heterodox dargestellt (zu
über alle Module aller Studiengänge hinweg
Gemeinsamkeiten und Unterschieden beider
ein fast ausgeglichenes Ergebnis, in den Stu-
Kate goriensysteme siehe Kapitel 3 und Ka-
diengängen VWL sozialwissenschaftlicher
pitel 5). Für die einzelnen Studiengänge wird
Richtung und Sozialwissenschaften über-
dabei zunächst das Gesamtergebnis über
wiegt sogar der Sidestream leicht (siehe Ab-
alle Module des Studiengangs vorgestellt.
bildung 15).
Anschließend erfolgt die Darstellung der Er-
Bei der inhaltlich kritischeren Kategorisie-
gebnisse für die Plichtmodule – die Module,
rung von orthodox vs. heterodox (siehe Abbil-
die von allen Studierenden des Studiengangs
dung 16) tritt dagegen in allen untersuchten
belegt werden müssen – bevor die Ergebnis-
Studiengängen der Universität zu Köln eine
se der Basismodule vorgestellt werden. Letz-
deutlich orthodoxe Dominanz hervor: Rund
tere sind die Einführungsveranstaltungen des
zwei Drittel der relevanten Begrifflichkeiten der
Ergebnisse
Bachelor-Lehrveranstaltungen sind als ortho
retisch wählbaren Module der Kölner Studien-
Ergebnisunter-
dox zu klassifizieren. Am deutlichsten zeigt
gänge das Verhältnis als annähernd ausge
schiede je nach
sich diese Ausrichtung beim Master Econo-
glichen darstellt, gibt die zweite Klassifikation
Pluralitätsmaßstab
mics, wo rund 82 % orthodoxe und nur knapp
Orthodox-Heterodox deutliche Hinweise auf
18 % heterodoxe Begriffe vorhanden sind.
Beschränkungen der Pluralität – hier kommt es
Während also die breitere Klassifikation
darauf an, welcher Klassifikation eine größere
nach Mainstream und Sidestream für alle theo
Legitimität zugeschrieben wird.
Abbildung 15
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (alle Module) B.Sc. VWL
B.Sc. VWL SoWi
B.Sc. Sozialwissenschaften
M.Sc. Economics
(25 Module | 261 ECTS)
(22 Module | 201 ECTS)
(13 Module | 102 ECTS)
(66 Module | 426 ECTS)
49,72 %
50,28 %
56,17 %
(89)
(90)
(91)
43,83 % (71)
54,64 % (53)
Ergebnisse insgesamt | Kategorisierung:
45,36 %
48,09 %
51,91 %
(44)
(189)
(204)
Sidestream vs.
Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 16
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (alle Module) B.Sc. VWL
B.Sc. VWL SoWi
B.Sc. Sozialwissenschaften
M.Sc. Economics
(25 Module | 261 ECTS)
(22 Module | 201 ECTS)
(13 Module | 102 ECTS)
(66 Module | 426 ECTS) 17,72 %
34,33 % (23)
39,34 % 65,67 % (44)
(24)
(28)
35,48 % 60,66 % (37)
Ergebnisse insgesamt | Kategorisierung:
(11)
64,52 %
82,28%
(20)
Heterodox vs.
(130)
Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.
67
Qualifiziert für die Zukunft?
Keine Wahl-
Werden die Pflichtmodule der jeweiligen
und B.Sc Sozialwissenschaft) der Sidestream
möglichkeiten:
Studiengänge betrachtet (siehe Abbildung 17),
leicht überwiegt. Lediglich im Master Eco
Pflichtmodule
setzt sich der beschriebene Trend – jeweils
nomics sind die verpflichtenden Module deut-
leicht verstärkt – fort: Im Bachelor VWL ist das
lich stärker durch den Mainstream geprägt als
Verhältnis weitgehend ausgeglichen, während
die frei wählbaren Lehrveranstaltungen: Rund
in den beiden Studiengängen mit sozialwis-
61 % der Begriffe lassen sich dieser Kategorie
senschaftlichen Anteilen (B.Sc. VWL SoWi
zuordnen.
Abbildung 17
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Pflichtmodule) B.Sc. VWL
B.Sc. VWL SoWi
B.Sc. Sozialwissenschaften
M.Sc. Economics
(10 Module | 81 ECTS)
(12 Module | 87 ECTS)
(8 Module | 99 ECTS)
(18 Module | 108 ECTS)
46,15 % (30)
53,85 %
58,24 %
(35)
(53)
41,76 % (38)
55,38 % (36)
Ergebnisse Pflichtmodule | Kategorisierung:
39,02 %
44,61 %
(48)
(29)
60,98 % (75)
Sidestream vs.
Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 18
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Pflichtmodule) B.Sc. VWL
B.Sc. VWL SoWi
B.Sc. Sozialwissenschaften
M.Sc. Economics
(10 Module | 81 ECTS)
(12 Module | 87 ECTS)
(8 Module | 99 ECTS)
(18 Module | 108 ECTS)
27,59 %
37,04 %
36,36 %
(8)
(10)
(12)
5,88 % (4)
72,41 %
62,96 %
63,64 %
(21)
(17)
(21)
Ergebnisse Pflichtmodule | Kategorisierung:
Heterodox vs.
94,12% (64) Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.
68
Ergebnisse
Mit dem zweiten Pluralitätsverständnis
zeichnen sich die „reinen“ volkswirtschaft-
Starke Dominanz
zeigt sich auch bei den Pflichtmodulen ein
lichen Studiengänge dadurch aus, dass die
der orthodoxen
Überhang der Orthodoxie (siehe Abbildung 18).
Orthodoxie jeweils noch dominanter ist. Am
Perspektive
Während sich die verpflichtenden Veranstal-
stärksten ist dies wieder im Master Economics:
tungen in den Studiengängen mit sozial-
Bei einer Verteilung von rund 94 % orthodoxer
wissenschaftlichem Anteil jedoch kaum von
Begrifflichkeiten und nur knapp sechs Prozent
der Gesamtheit aller Module unterscheiden,
heterodoxer Treffer, lässt sich ableiten, dass
Abbildung 19
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Basismodule) B.Sc. VWL
B.Sc. VWL SoWi
B.Sc. Sozialwissenschaften
M.Sc. Economics
(4 Module | 33 ECTS)
(5 Module | 39 ECTS)
(7 Module | 60 ECTS)
(18 Module | 108 ECTS)
33,33 %
33,33 %
(5)
(14) 66,67 %
66,67 %
(10)
(28)
56,52 % (26)
Ergebnisse Basismodule | Kategorisierung:
39,02 %
43,48 %
(48)
(20)
60,98 % (75)
Sidestream vs.
Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 20
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Basismodule) B.Sc. VWL
B.Sc. VWL SoWi
B.Sc. Sozialwissenschaften
M.Sc. Economics
(4 Module | 33 ECTS)
(5 Module | 39 ECTS)
(7 Module | 60 ECTS)
(18 Module | 108 ECTS)
0 % (0)
5,88 % (4)
15,38 % 29,17 %
(2)
(7) 100 % (13)
84,62 % (11) Ergebnisse Basismodule | Kategorisierung:
70,83 %
94,12%
(17)
Heterodox vs.
(64) Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.
69
Qualifiziert für die Zukunft?
hier ausschließlich das neoklassische Paradigma vermittelt wird.
Abschließend können für die Studiengänge der Universität zu Köln, die für die
Besonders
Werden nun die besonders wichtigen
Ausbildung an der Kölner Journalistenschule
wichtig:
Basismodule erfasst, die als Einführungsver-
für Politik und Wirtschaft relevant sind, fol-
Basismodule
anstaltungen den ersten und prägenden Ein-
gende Trends festgehalten werden: Unabhän-
druck eines Faches auf Studierende vermitteln,
gig vom angewendeten Pluralitätsmaß sind
werden diese Tendenzen nochmals gesteigert:
gänge mit sozialwissenschaftdie Studien
In der ersten Kategorisierung gibt es im Bache
lichem Anteil (B.Sc. VWL SoWi, B.Sc. Sozial-
lor VWL und im Master Economics einen kla-
wissenschaften) stets pluraler als die „rein“
ren Mainstream-Überhang, der sich im Ver-
wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge
gleich zur Betrachtung aller Module sowie der
(B.Sc. VWL, M.Sc. Economics). Das Plurali-
Pflichtmodule nochmals leicht verstärkt (siehe
tätsmaß Mainstream-Sidestream misst für
Abbildung 19). Umgekehrt verstärkt sich aber
wissenschaftlichem Studiengänge mit sozial
auch der Sidestream-Überhang in den Studien
Anteil eine zunehmend höhere Pluralität, je
gängen mit sozialwissenschaftlichem Anteil,
verpflichtender und grundlegender die Veran-
was darauf hindeutet, dass Pluralität eher in
staltungen für die Studierenden sind, für die
Lehrveranstaltungen zu finden sind, die nicht
wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge
originär der VWL zuzuordnen sind.
jedoch eine abnehmende Pluralität. Das Plura-
Das Pluralitätsverständnis in der Klassifi-
litätsmaß Orthodox-Heterodox misst jedoch für
kation Orthodox-Heterodox hält hingegen eine
alle Studiengänge mit zunehmender Verpflich-
Abnahme der Pluralität in den Basismodulen
tung eine abnehmende Pluralität. Zumindest
gegenüber allen anderen Modulen fest, er-
in den wirtschaftswissenschaftlichen Studien-
kennbar wird eine sehr starke orthodoxe Do-
gängen ist die Pluralität also unabhängig vom
minanz in allen Studiengängen (siehe Abbil-
angewendeten Maßstab und konkreten Veran-
dung 20). Zwar gibt es etwas weniger absolute
staltungen als unzureichend zu betrachten.
Treffer, trotzdem ist es ein deutliches Signal, wenn kein einziger heterodoxer Begriff in den
Hochschule BSP Business School Berlin
Einführungsveranstaltungen des Bachelor VWL
Wie in Kapitel 4 beschrieben, thematisiert der
genannt wird. Auch in den beiden Bachelor-
untersuchte Studiengang B.Sc. Kommunika
Studiengängen mit sozialwissenschaftlichem
tionsmanagement an der Hochschule BSP Busi
M.Sc. Economics:
Anteil sinkt der heterodoxe Anteil auf unter
ness School Berlin Wirtschaftsjournalismus nur
Nur rund 6 %
30 % bzw. etwa 15 %, während er im Master
am Rande. Zudem konnte für die vorliegende
heterodoxe Treffer
Economics bei rund sechs Prozent auf dem
Analyse nur ein (Wahl-)Modul untersucht wer-
gleichen Niveau wie im Falle der Pflichtmodule
den, sodass das Ergebnis aufgrund der dünnen
stagniert.
Datenlage eher als Indiz gewertet werden sollte.
70
Ergebnisse
In der Kategorisierung Mainstream-Sidestream
und zu strukturieren.“ Auf welche wirtschafts-
überwiegt der Sidestream mit einem Anteil von
wissenschaftlichen Theorien dabei zurückge-
zwei Dritteln an den relevanten Begrifflichkei-
griffen wird, wird aus der Beschreibung jedoch
ten (6 zu 3 Treffern), in der zweiten Kategorisie-
nicht ersichtlich.
rung nach Orthodoxie und Heterodoxie ließen sich gar keine passenden Begriffe finden (sie-
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
he Abbildung 21). Ein Blick in die ausführliche
An der Katholischen Universität Eichstätt-
Beschreibung des untersuchten Moduls „Public
Ingolstadt wurden die zwei Studiengänge B.A.
Relations und Wirtschaftsjournalismus“ zeigt,
Journalistik und M.A. Journalistik untersucht.
dass das Qualifikationsziel auch eher auf das
Für den Studiengang B.A. Journalistik an
Kommunikationsmanagement innerhalb einer
der Katholischen Universität Eichstätt-Ingol-
management
Organisation abzielt, was den Begriffsmangel
stadt gibt es insgesamt fünf relevante Modu-
statt Ökonomik
erklären könnte: So stehen unter anderem „Pu-
le, die untersucht werden konnten. Ebenfalls
blic Relations“ und „PR im Marketingmix“ auf
untersucht, wurden zudem eine Gliederung der
dem Plan, aber auch Journalismus-Theorien und
Lehrveranstaltung „Mikroökonomie im Neben-
-Formen sowie praktische Übungen. In Bezug
fach“ sowie sechs Mikroökonomie-Klausuren
auf Wirtschaftspolitik heißt es lediglich: „Die
aus den Jahren 2008 bis 2014 (ohne 2011), da
Studierenden sind in der Lage, wirtschafts
Journalistik-Studierende mit Fokus auf „Be-
politische Themen, Unternehmensberichter-
triebswirtschaftslehre“ auch mikroökonomi-
stattungen und Börsennachrichten zu erfassen
sche Module besuchen. Die Ergebnisse dieser
Kommunikations-
Abbildung 21
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.Sc. Kommunikationsmanagement der BSP Business School Berlin B.Sc. Kommunikationsmanagement (1 Modul)
33,33 % (3) 66,67 % (6)
Ergebnisse insgesamt | Kategorisierung:
Sidestream vs.
Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.
71
Qualifiziert für die Zukunft?
Abbildung 22
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (nach Art der Module), inklusive Zusatzanalysen B.A. Journalistik (VWL-Module) 5 Module | 25 ECTS
41,67 % (5)
4 Module | 20 ECTS
58,33 % (7)
20,0 %
25,0 %
(1)
(1) 80,0 %
75,0 %
(4)
(3)
Ergebnisse insgesamt
Pflichtmodule
Mikroökonomie-Nebenfach
VWL-Klausuren*
0,0 %
0,0 %
(0)
(0)
2 Module | 10 ECTS
Basismodule
Kategorisierung:
100,0 % (20) Zusatz I
100,0 % (53)
Sidestream vs. Mainstream
Zusatz II *2008-2014; ohne 2011. Quelle: Eigene Darstellung.
72
Extra-Analyse validieren die Befunde der übri-
Dieser Eindruck wird durch das zweite
gen Untersuchung, gehen jedoch nicht in die
Pluralitätsmaß Orthodox-Heterodox bestärkt:
Gesamtwertung mit ein und werden gesondert
Hier finden sich ausschließlich orthodoxe
dargestellt.
Begriffe in den entsprechenden Modulbe-
In der Kategorisierung Mainstream-Side
schreibungen (siehe Abbildung 23). Besonders
stream lässt sich für alle untersuchten Modu-
prägnant stechen dabei die Zusatz-Analysen
le mit 60 % der Begriffe ein leichter Überhang
hervor: Trotz einer jeweils hohen Trefferzahl –
des Mainstreams konstatieren (siehe Abbil-
bei Mikroökonomie im Nebenfach finden sich
dung 22). In den verpflichtenden Modulen ver-
38, bei den Klausuren insgesamt 103 Begrif-
stärkt sich dieser Mangel an Pluralität jedoch,
fe – sind diese ausschließlich orthodox. Die
der Überhang beträgt hier 80 % (Pflichtmodu-
VWL-Inhalte in diesem Studiengang dürften
Analyse
le) bzw. 75 % (Basismodule). Die Zusatz-Ana-
somit fast ausschließlich der neoklassischen
der Klausuren
lysen einer weiteren Kurseinheit sowie einiger
Theorieschule entstammen (allerdings lagen
Mikroökonomie-Klausuren finden sogar aus-
zur detaillierten Untersuchung des Wahl-
schließlich Mainstream-Begriffe, was den Be-
pflichtbereichs „Wirtschafts- und Sozial
fund der mangelnden Pluralität verstärkt.
geschichte“ keine Beschreibungen vor, dort
Ergebnisse
Abbildung 23
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (nach Art der Module), inklusive Zusatzanalysen B.A. Journalistik (VWL-Module) 5 Module | 25 ECTS
4 Module | 20 ECTS
2 Module | 10 ECTS
0,0 %
0,0 %
0,0 %
(0)
(0)
(0)
100,0 %
100,0 %
100,0 %
(4)
(4)
(4)
Ergebnisse insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
Mikroökonomie-Nebenfach
VWL-Klausuren*
0,0 %
0,0 %
(0)
(0) Kategorisierung:
100,0 %
100,0 %
(38)
(103)
Zusatz I
Zusatz II
Heterodox vs. Orthodox
*2008-2014; ohne 2011. Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 24
Abbildung 25
Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang
Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang
M.A. Journalistik; KU Eichstätt-Ingolstadt
M.A. Journalistik; KU Eichstätt-Ingolstadt
M.A. Journalistik
M.A. Journalistik
(1 Modul | 5 ECTS)
(1 Modul | 5 ECTS) 0,0 % (0)
33,33 % (2) 66,67 %
100,0 %
(4)
(2)
Ergebnisse insgesamt/Pflicht- und Basismodul Kategorisierung:
Sidestream vs.
Mainstream
Quelle: Eigene Darstellung.
Ergebnisse insgesamt/Pflicht- und Basismodul Kategorisierung:
Heterodox vs.
Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung.
73
Qualifiziert für die Zukunft?
könnten gegebenenfalls noch andere Per
wirtschaftswissenschaftlichem Bezug (siehe
spektiven vermittelt werden).
Abbildung 26). In der ersten Kategorisierung
Im M.A. Journalistik an der Katholische Uni-
zeigt sich insgesamt mit rund 70 % ein klarer
versität Eichstätt-Ingolstadt steht nur ein ver-
Überhang der Mainstream-Begriffe. Bei den
pflichtendes Basismodul in Mikroökonomik im
relevante(re)n Pflicht- und Basismodulen baut
Modulhandbuch. Die Analyse dieses Moduls
sich diese Dominanz auf knapp 85 % in den
zeigt – auf sehr kleiner Datenbasis – im ers-
Pflicht- und 80 % in den Basismodulen aus.
ten wie im zweiten Pluralitätsmaß die Domi
Umgekehrt bedeutet dies: Je größer die Wahl-
nanz des Mainstreams bzw. der Orthodoxie
möglichkeiten der Studierenden, desto pluraler
an: Während vier Mainstream-Begriffe und
(nach diesem Maßstab) auch die Lehrangebote.
zwei Sidestream-Begriffen gegenüberstehen,
Bei der zweiten Kategorisierung finden
finden sich zwei orthodoxe und keine hetero-
sich keinerlei heterodoxe Begriffe (siehe Ab-
doxen Begriffe (siehe Abbildungen 24 und 25).
bildung 27). Auch wenn hier die Gesamttrefferzahl mit acht Treffern eher gering ist, deu-
Universität der Bundeswehr München
tet dies auf eine starke (oder ausschließliche)
neoklassische
An der Universität der Bundeswehr München
neoklassische Ausrichtung der entsprechen-
Ausrichtung
wurden der Bachelor- und Master-Studiengang
den Lehrveranstaltungen hin.
Starke
Management und Medien untersucht.
Für den M.A. Management und Medien
Beim B.A. Management und Medien erfolg-
konnten vier relevante Module mit Wirtschafts-
te die Analyse anhand von vier Modulen mit
bezug untersucht werden, die jedoch weder
Abbildung 26
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München (nach Art der Module) B.A. Management & Medien 5 Module | 35 ECTS
3 Module | 20 ECTS 16,67 %
31,82 %
21,43 %
(3)
(7)
2 Module | 15 ECTS
Kategorisierung:
(3)
68,18 %
83,33%
78,57 %
(15)
(15)
(11)
Ergebnisse insgesamt
Pflichtmodule
Sidestream vs. Mainstream
Basismodule
Quelle: Eigene Darstellung.
74
Ergebnisse
Basis- noch Pflichtmodule darstellten. Im
doxie mit rund 67 % gegenüber der Hetero
Pluralitätsmaß Mainstream-Sidestream gibt
doxie (33 %) deutlich stärker – allerdings gab
es einen leichten Überhang an Mainstream-
es in absoluten Zahlen auch nur vier orthodo-
Treffern (55 %) (siehe Abbildung 28). In der
xe und zwei heterodoxe Treffer (siehe Abbil-
zweiten Kategorisierung überwiegt die Ortho
dung 29).
Abbildung 27
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München (nach Art der Module) B.A. Management & Medien 5 Module | 35 ECTS
3 Module | 20 ECTS
2 Module | 15 ECTS
0,0 %
0,0 %
0,0 %
(0)
(0)
(0)
Kategorisierung: Heterodox vs.
100,0 %
100,0 %
100,0 %
(8)
(7)
(7)
Ergebnisse insgesamt
Pflichtmodule
Basismodule
Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 28
Abbildung 29
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studien
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang
gang M.A. Management und Medien an der Uni
M.A. Management und Medien an der Universität der
versität der Bundeswehr München
Bundeswehr München
M.A. Management und Medien
M.A. Management und Medien
(4 Module | 20 ECTS)
(4 Module | 20 ECTS)
45,0 % (9)
33,33 % (2)
55,0 % (11)
66,67 % (4)
Ergebnisse insgesamt (entspricht Wahlmodulen) Kategorisierung:
Sidestream vs.
Mainstream
Quelle: Eigene Darstellung.
Ergebnisse insgesamt (entspricht Wahlmodulen) Kategorisierung:
Heterodox vs.
Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung.
75
Qualifiziert für die Zukunft?
Technische Universität Dortmund
Das zweite Pluralitätsmaß zeigt insgesamt
An der Technischen Universität Dortmund
einen größeren Mangel an Pluralität: Über alle
wurden der Studiengang B.A. Wirtschaftspoli
Module betrachtet, überwiegt die Orthodoxie
tischer Journalismus sowie der Master Econo-
mit einem Begriffsanteil von rund 87 % deutlich
mics & Journalism untersucht.
gegenüber der Heterodoxie mit rund 13 % (sie-
Für den Bachelorstudiengang wurden die-
he Abbildung 31). Trotz einer hohen Anzahl ab-
jenigen Module der wirtschaftswissenschaft
soluter Treffer, ließen sich insgesamt nur acht
lichen Fakultät untersucht, auf welche in
heterodoxe Begriffe finden. Überraschend ist
den Modulhandbüchern der journalistischen
jedoch, dass sich – entgegen der bisherigen
Studiengänge verwiesen wird. Nach dem ers-
Ergebnisse an anderen Hochschulen – die
ten Pluralitätsmaß überwiegt der Mainstream
Gesamtheit der verpflichtenden Module hier
gegenüber dem Sidestream sehr deutlich mit
pluraler darstellt: In diesen liegt der Anteil or-
71 % zu 29 % (siehe Abbildung 30). Während die
thodoxer Begriffe bei „nur“ 65 % und alle acht
Pflichtmodule dieses Verhältnis grob beibehal-
heterodoxen Treffer finden sich hier. Die beson-
ten – es also keinen großen Pluralitätsunter-
ders relevanten Basismodule sind jedoch auch
Je relevanter,
schied zwischen den verpflichtenden und den
an der Technischen Universität Dortmund kaum
umso stärker
Wahl-Modulen insgesamt zu geben scheint –,
plural und mit 88 % sehr orthodox ausgerichtet.
Mainstream
erhöht sich die Mainstream-Dominanz in den
Studierende des Masters „Economics &
Einführungsveranstaltungen auf knapp 78 %.
Journalism“ können laut Modulhandbuch Lehr-
Auch hier gilt also: Je relevanter die Module,
veranstaltungen mit Wirtschaftsbezug sowohl
desto stärker dominiert der Mainstream.
am wirtschaftswissenschaftlichen Institut der
Abbildung 30
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module) B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus ( Wirtschaftswissenschaftliche Module) 24 Module | 202,5 ECTS
23 Module | 195 ECTS
29,41 %
32,69 %
(35)
(34)
15 Module | 135 ECTS 22,39 %
Kategorisierung:
(15)
70,59 %
67,31 %
77,61 %
(84)
(70)
(52)
Ergebnisse insgesamt
Pflichtmodule
Sidestream vs. Mainstream
Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.
76
Ergebnisse
Abbildung 31
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module) B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus ( Wirtschaftswissenschaftliche Module) 24 Module | 202,5 ECTS 12,5 % (8)
23 Module | 195 ECTS
15 Module | 135 ECTS 11,63 % (5)
34,78 %
Kategorisierung:
(8) 87,5%
65,22%
88,37 %
(56)
(15)
(38)
Ergebnisse insgesamt
Pflichtmodule
Heterodox vs. Orthodox
Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 32
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang Master Economics & Journalism der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module und nach besuchter Hochschule) M.A. Economics & Journalism ( TU Dortmund: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften) 20 Module | 150 ECTS
44,05 % (37)
55,95 % (47)
20 Module | 150 ECTS
44,05 % (37)
7 Module | 52,5 ECTS
41,18 %
55,95 %
(14)
(47)
58,82 % (20)
M.A. Economics & Journalism ( Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften) 73 Module | 405 ECTS
46,5 % (93)
53,5 %
8 Module | 45 ECTS
3 Module | 20 ECTS
31,82 % (7)
(107)
42,86 % (6)
68,18 %
57,14 % (8)
(15)
Ergebnisse insgesamt
Pflichtmodule Kategorisierung:
Sidestream vs.
Basismodule Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.
77
Qualifiziert für die Zukunft?
Zwei
eigenen Universität (TU Dortmund) als auch an
TU Dortmund dabei ähnliche Verhältnisse wie
Universitäten
der Universität Bochum belegen, weshalb im
der gesamte Moduldurchschnitt aufweisen,
zur Auswahl
Folgenden die Ergebnisse der jeweiligen Stu-
zeigt sich bei den Pflichtmodulen an der Uni-
diengangsmodule für beide Universitäten ge-
versität Bochum eine Abweichung. Hier ist der
trennt dargestellt werden.
Mainstream mit einem Anteil von rund 68 %
In der ersten Kategorisierung sind die Ergebnisse bei beiden Universitäten prozentual
der relevanten Begriffe gegenüber 32 % für den Sidestream deutlich dominanter.
relativ ähnlich: Überall überwiegt der Main-
Legt man das zweite Pluralitätsmaß an, zeigt
stream leicht mit etwa 53 % bis 58 % (siehe
sich ein erheblicher Mangel an Pluralität: Bei
Abbildung 32). Während die Basismodule bei-
den Lehrveranstaltungen der TU Dortmund ist
der Universitäten und die Pflichtmodule der
die Orthodoxie insgesamt mit rund 90 % eindeu-
Abbildung 33
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang Master Economics & Journalism der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module und nach besuchter Hochschule) M.A. Economics & Journalism ( TU Dortmund: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften) 20 Module | 150 ECTS
20 Module | 150 ECTS
7 Module | 52,5 ECTS
9,68 %
8,11 %
0,0 %
(3)
(3)
(0)
90,32 %
91,89 %
100,0 %
(28)
(34)
(13)
M.A. Economics & Journalism ( Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften) 73 Module | 405 ECTS 19,15 % (9)
8 Module | 45 ECTS 0,0 %
0,0 %
(0)
(0)
80,85 %
100,0 %
100,0 %
(5)
(2)
Pflichtmodule
Basismodule
(38)
Ergebnisse insgesamt
3 Module | 20 ECTS
Kategorisierung:
Heterodox vs.
Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.
78
Ergebnisse
tig der Fokus der Lehrveranstaltungen – noch
Hochschule Ansbach
stärker als in den Modulen in Bochum (81 %,
Im an der Hochschule Ansbach untersuchten
Studiengang
Abb. 33). An beiden Universitäten vergrößert
Studiengang B.A. Ressortjournalismus können
Ressortjourna-
sich der Mangel an pluralen Lehrinhalten zudem
Studierende einen Schwerpunkt „Wirtschaft und
lismus (B.A.)
mit steigendem Verpflichtungsgrad der Lehr
Politik“ wählen. In diesem Bereich gibt es insge-
angebote und die Einführungsvorlesungen sind
samt sieben Module mit Wirtschaftsbezug, die
vollständig orthodox ausgerichtet.
alle untersucht wurden (siehe Abbildungen 34
Abbildung 34
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Ressortjournalismus an der Hochschule Ansbach (nach Art der Module) B.A. Ressortjournalismus 7 Module | 35 ECTS
3 Module | 15 ECTS
40,0 % 60,0 %
Kategorisierung:
40,0 %
60,0 % (2) 100,0 % (3) (7)
(4)
(6)
Ergebnisse insgesamt/ Pflichtmodule
Sidestream vs. Mainstream
Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 35
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Ressortjournalismus an der Hochschule Ansbach (nach Art der Module) B.A. Ressortjournalismus 7 Module | 35 ECTS
3 Module | 15 ECTS
0,0 %
0,0 %
(0)
(0)
Kategorisierung:
100,0 %
100,0 %
(3)
(1)
Ergebnisse insgesamt/ Pflichtmodule
Basismodule
Heterodox vs. Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung.
79
Qualifiziert für die Zukunft?
und 35). Insgesamt gab es nur relativ wenige
heterodoxe als orthodoxe Treffer gibt. In den
Begriffstreffer, weshalb die Aussagekraft der Er-
Modulbeschreibungen ist entsprechend nicht
gebnisse wiederum nur als Indiz gewertet wer-
von abstrakt-mathematischen Inhalten die Rede,
den sollte. Da alle untersuchten Module Pflicht-
sondern es wird hervorgehoben, dass Politik
module (innerhalb des Wahl-Schwerpunktbe-
und Wirtschaft aus institutioneller Perspektive
reichs „Wirtschaft und Politik“) sind, sind deren
der Akteure thematisiert wird. Gleichzeitig wer-
Ergebnisse zugleich das Gesamtergebnis. Im
den auch Datenerhebung, -Auswertung und
Pluralitätsmaß Mainstream-Sidestream über-
-Visualisierung vermittelt, denn „[q]uantitative
wiegt in den Pflichtmodulen der Sidestream mit
Angaben sind heute für ein tieferes Verständnis
rund 60 % (6 zu 4 Treffer), in den Basismodulen
des Wirtschafts- und Politiksystems unerläss-
kehrt sich dieses Verhältnis jedoch zugunsten
lich.“ Passend wird jedoch zu Beginn des ersten
des Mainstreams um (allerdings mit noch klei-
Moduls (Wirtschaft und Politik I) die besondere
nerer Datenbasis: 3 zu 2 Treffer).
gesellschaftliche Bedeutung des Wirtschafts-
Auf extrem kleiner Datenbasis (3 Treffer
journalismus hervorgehoben:
insgesamt) werden im zweiten Pluralitätsmaß Orthodox-Heterodox ausschließlich orthodoxe Begriffstreffer erzielt (siehe Abbildung 35).
„Dem Politik- und Wirtschaftsjournalismus kommt in modernen Demokratien wie der Bundesrepublik Deutschland eine ele-
Hochschule für Medien, Kommunikation
mentare gesellschaftliche Bedeutung zu.
und Wirtschaft (HMKW)
Die Berichterstattung aus diesen beiden
Überraschend
Der an der Hochschule für Medien, Kommu-
Ressorts ist für die öffentliche Meinungs-
plural
nikation und Wirtschaft (HMKW) untersuchte
und Willensbildung von größtmöglicher
Master-Studiengang „Konvergenter Journalis-
Relevanz. Entsprechend wichtig sind nicht
mus“ sticht in der Analyse besonders heraus:
nur fundierte fachliche und sachbezogene
In der ersten Kategorisierung überwiegt der
Kompetenzen der in diesen Teilbereichen
Sidestream in allen Modularten deutlich mit
tätigen Journalistinnen und Journalisten,
jeweils über 60 % gegenüber dem Mainstream
sondern auch ethisch-moralisches Verant-
(siehe Abbildung 36).
wortungsbewusstsein.“
Auch hinsichtlich der zweiten Kategorisie-
80
rung zeigen die Ergebnisse ein überraschendes
In diesem Sinne steht etwa „mediale Nachhal-
Maß an Pluralität an (siehe Abbildung 37): Die
tigkeit“ auf der Agenda des zweiten Moduls.
Heterodoxie überwiegt deutlich in den Pflicht-
Es soll die Fähigkeit erworben werden, „Orien
modulen (rund 67 %) und stärker noch in den
tierung in Hinsicht auf die akademischen Dis-
Basismodulen (75 %). Das ist insofern beson-
kussionen und Themen [zu] erlangen [und] Ver-
ders bemerkenswert, als dass dieser Studien-
ständnis der Kriterien, Vielschichtigkeit und
gang der einzige ist, bei dem es überall mehr
Geltungsproblematik journalistischer Strate
Ergebnisse
gien.“ Auch soll ein „Verständnis der Inter
aus den Beschreibungen nicht detailliert zu
Reflexivität als
dependenzen von Machtverhältnissen“ erwor-
entnehmen. Nichtsdestotrotz wird deutlich,
wichtiges Element
ben werden. Welche wirtschaftswissenschaft-
dass die Neoklassik kein expliziter inhaltlicher
der Ausbildung
lichen Inhalte bzw. Theorieschulen abgesehen
Schwerpunkt ist und auch die journalistische
von Akteurs- und institutionellen Perspektiven
Reflexivität eine wichtige Rolle in dem Studien
noch in die Lehrveranstaltungen einfließen, ist
gang einnimmt.
Abbildung 36
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Master-Studiengang „Konvergenter Journalismus“ an der HMKW (nach Art der Module) M.A. Konvergenter Journalismus 3 Module | 42 ECTS
1 Modul | 12 ECTS
34,88 %
33,33 %
(15)
(9)
65,12 % (28)
66,67%
Sidestream vs. Mainstream
(18)
Ergebnisse insgesamt/ Pflichtmodule
Kategorisierung:
Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 37
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Master-Studiengang „Konvergenter Journalismus“ an der HMKW (nach Art der Module) M.A. Konvergenter Journalismus 3 Module | 42 ECTS
1 Modul | 12 ECTS 25,0 %
33,33 % 66,67 %
(3)
(6) Ergebnisse insgesamt/ Pflichtmodule
(1) 75,0% (3)
Kategorisierung: Heterodox vs. Orthodox
Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.
81
Qualifiziert für die Zukunft?
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
sische und angebotsorientierte Wirtschafts-
Studiengang:
Für den untersuchten Studiengang M.Sc. Inter
wissenschaft und -politik gestellt hat und oft-
International
national Economic Policy der Julius-Maximilians-
mals dem (post-)keynesianischen Spektrum
Economic
Universität Würzburg wurden insgesamt 35 Mo-
zugeordnet wird (Bofinger 2020). Im Modul-
Policy (M.Sc.)
dule analysiert, allesamt Wahl(pflicht)module
handbuch dieses Studiengangs spiegelt sich
(für Details, auch zu relevanten Modulen für die
diese Theorieschule bzw. Positionierung aber
keine Beschreibung vorlag, siehe Kapitel 4.2.).
nicht wider – es tauchen lediglich zwei Mal
In der ersten Kategorisierung überwiegt der
die Begriffe des neoklassisch beeinflussten
Mainstream mit knapp 69 % gegenüber dem
„Neokeynsianismus“ auf. Zum einen waren in
Sidestream (31 %) deutlich.
diesem Studiengang besonders viele Modul-
Wendet man das zweite Pluralitätsmaß an,
beschreibungen leer (siehe Kapitel 4). Zum
zeigt sich wie auch schon in anderen Studien-
anderen finden sich speziell bei den Modulen
gängen eine deutliche Verschärfung: Die Ortho-
des Leerstuhls von Herrn Bofinger nur sehr kurz
doxie dominiert stark mit über 91 % gegenüber
und allgemein gehaltene Beschreibungen wie
der Heterodoxie mit weniger als neun Prozent.
„inhaltliche Vertiefung spezieller Fragestellun-
Dieses Ergebnis mag auf den ersten Blick
gen der Makroökonomie, insbesondere Geld-
überraschen – ist an der Universität Würzburg
politik und aktuellen Wirtschaftspolitik“ (Würz-
doch mit Peter Bofinger ein prominenter Wirt-
burg 2018: 75). Allerdings ist der Lehrstuhl nur
schaftswissenschaftler (und ehemaliger „Wirt-
in sechs Modulen in der Verantwortung, sodass
schaftsweiser“) Professor, der sich immer
bei 35 insgesamt untersuchten Modulen die Er-
wieder auch öffentlich gegen eine neoklas-
gebnisse dennoch aussagekräftig sind.
Abbildung 38
Abbildung 39
Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang
Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang
M.Sc. International Economic Policy; JMU Würzburg
M.Sc. International Economic Policy; JMU Würzburg
M.Sc. International Economic Policy
M.Sc. International Economic Policy
(35 Module | 228 ECTS)
(35 Module | 228 ECTS) 8,97 % (7)
31,06 % (50) 68,94 %
91,03 %
(111)
(71)
Ergebnisse insgesamt (entspricht Wahl(Pflicht)modulen) Kategorisierung:
Sidestream vs.
Mainstream
Quelle: Eigene Darstellung.
82
Ergebnisse insgesamt (entspricht Wahl(Pflicht)modulen) Kategorisierung:
Heterodox vs.
Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung.
Ergebnisse
Zwischenfazit und Grundtendenzen
überwiegen insgesamt und in allen Modularten
Mainstream
Betrachten wir die Ergebnisse in der verglei-
die Mainstream-Begriffe (siehe Abbildung 40).
überwiegt
chenden Gesamtschau über alle Studiengänge
Zugleich lässt sich hier auch der Trend able-
in allen
hinweg, lassen sich folgende Ergebnisse fest-
sen, der sich in vielen Studiengängen bereits
Modularten
halten: Zieht man das Pluralitätsmaß der Kate
abzeichnete: Der Mainstream ist in Pflicht
gorisierung Mainstream-Sidestream heran,
modulen, vor allem aber in den Einführungs-
Abbildung 40
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Lehrinhalte aller Studiengänge (nach Art der Module) 303 Module | 2.137,5 ECTS
46,14 % (700)
53,86 % (817)
alle Module
117 Module | 887 ECTS
43,85 % (285)
56,15 % (365)
Pflichtmodule
68 Module | 504,5 ECTS
42,32 %
Kategorisierung:
57,68 %
(168)
Sidestream vs.
(229)
Mainstream
Basismodule
Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 41
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Lehrinhalte aller Studiengänge (nach Art der Module) 303 Module | 2.137,5 ECTS
21,27 % (121)
117 Module | 887 ECTS
68 Module | 504,5 ECTS 10,82 % (21)
20,65 % (51)
Kategorisierung:
78,73%
79,35%
89,18 %
(448)
(196)
(173)
Pflichtmodule
Basismodule
alle Module
Heterodox vs. Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung.
83
Qualifiziert für die Zukunft?
veranstaltungen (Basismodulen) stärker aus-
solute Gewichtung zwischen Mainstream und
geprägt als in den restlichen (Wahl-)Modulen .
Sidestream zu sehen ist als auch die relative
Je verpflichtender
Insofern kann tendenziell gesagt werden: Je
Positionierung der Studiengänge in Bezug auf-
und relevanter,
verpflichtender und je relevanter die Module,
einander und in Bezug auf den Durchschnitt
umso weniger
umso weniger plural sind sie. Positiv gewendet
(siehe der grüne Pfeil in den Grafiken).
plural
heißt dies aber auch: Die (mögliche) Pluralität
Im Gesamtvergleich der ersten Kategorisie-
der Inhalte steigt tendenziell im Laufe des Stu-
rung Mainstream-Sidestream (Abbildung 42)
diums, da erfahrungsgemäß mit steigendem
lassen sich die Studiengänge in drei Gruppen
Semester auch die Zahl der Wahlmöglichkeiten
sortieren: In fünf Studiengängen überwiegt der
zunehmen.
Mainstream nicht, sondern der Sidestream; bei
55
Mit dem kritischeren und inhaltlich be-
drei Studiengängen überwiegt absolut gese-
stimmteren zweiten Pluralitätsmaß entlang
hen der Mainstream leicht, sie sind aber unter
der Achse Orthodox-Heterodox kategorisiert,
durchschnittlich mainstream. In der dritten
ist der gleiche Trend auf höherem Niveau ables-
Gruppe überwiegt der Mainstream sowohl ab-
bar: Über alle untersuchten Lehrveranstaltun-
solut wie auch in Bezug auf den Durchschnitt.
gen hinweg dominiert die orthodoxe Ausrich-
Im Gesamtvergleich in der zweiten Katego-
tung mit rund 79 %, dieser Wert steigert sich
risierung Orthodox-Heterodox (Abbildung 43)
bei den Basismodulen auf knapp 90 % (siehe
gibt es vier Gruppen: Nur ein einziger Stu-
Abbildung 41). Auch hier gilt also: Je relevanter
diengang hat nicht überwiegend und unter-
(und verpflichtender) die Module, umso weni-
durchschnittlich orthodoxe Ergebnisse – der
ger plurale Inhalte finden sich. Die Dominanz
M.A. „konvergenter Journalismus“ der Hoch-
der Orthodoxie und damit der Neoklassik ist
schule für Medien, Kommunikation und Wirt-
in der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung
schaft (HMKW). Vier Studiengänge sind zwar
auch über zehn Jahre nach der Finanzkrise noch
weniger orthodox als der Durchschnitt, aber
immer eindeutig.
absolut gesehen überwiegen die orthodoxen Inhalte. Fünf Studiengänge sind überwiegend
6.1.2 Relationaler Vergleich
zwischen den Studiengängen
und überdurchschnittlich orthodox, bei vier wurden sogar ausschließlich orthodoxe Treffer erzielt56.
In den folgenden Grafiken werden die Ergeb-
Bei den Pflichtmodulen der ersten Kate
nisse der Analyse der Studiengänge im Ver-
gorisierung zeigt sich graphisch eine viel
gleich veranschaulicht, wobei sowohl die ab-
breitere Fächerung als im Gesamtblick (siehe
55 Da die Datenbasis in der Gesamtschau deutlich größer ist als in der Betrachtung einzelner Studiengänge, sind auch kleinere Prozentunterscheide als bedeutsam zu werten. 56 Wenngleich bei den Studiengängen, wo ausschließlich mainstream oder orthodoxe Ergebnisse festgestellt wurden, eher wenig Module untersucht und in absoluten Zahlen meist wenige Treffer erzielt wurden.
84
Ergebnisse
Abbildung 42
Ergebnisse „Pluralität“ insgesamt (Mainstream-Sidestream)
Uni Köln: M.Sc. Economics
8
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
9
Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien
10
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
11
KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik
12
KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik
13
Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien
14
Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy
15
Uni Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus
D
Insgesamt (303 Module): Sidestream: 700 Treffer = 46,14 % Mainstream: 817 Treffer = 53,86 %
mainstream
15 14 13 12
er plu
ral
25 %
75 %
ler
Uni Köln: B.Sc. VWL
Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften
6 7
Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi
5
Hochschule Ansbach: B.A. Ressortjournalismus
4
HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus
3
ig wen
2
100 %
Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikationsmanagement
1
p l u ra
2 11
10 9
54
87 6
1
3
D
nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt
Quelle: Eigene Darstellung.
Ergebnisse
Abbildung 43
Ergebnisse „Pluralität“ insgesamt (Orthodox-Heterodox) 11 1 2
HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus
3
Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften
4
Uni Köln: B.Sc. VWL
5
Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien
6
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
7
Uni Köln: M.Sc. Economics
8
Uni Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus
9
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
10
Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy
11
Hochschule Ansbach: B.A. Ressortjournalismus
11
Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien
11
KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik
11
KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik
nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream
Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikationsmanagement
überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream
Insgesamt (303 Module): Heterodox: 121 Treffer = 21,27 % Orthodox: 448 Treffer = 78,73 %
ausschließlich mainstream
8
7
ig wen
5 4
orthodox
75 %
25 %
e r r pl ural plurale
D
6
D
9
Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi
10
1
3 2
50 %
überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer
Quelle: Eigene Darstellung.
85
Qualifiziert für die Zukunft?
Pflicht- und Basis-
Abbildung 44). Es gibt drei Gruppen: Die erste
durchschnittlich orthodox – absolut gesehen
module im relatio-
(nicht überwiegend und unterdurchschnittlich
jedoch relativ weit von der 50 %-Marke ent-
nalen Vergleich
Mainstream) ist auf vier geschrumpft. Nur ein
fernt. Zwei Studiengänge sind überwiegend
Studiengang ist unterdurchschnittlich main-
und überdurchschnittlich orthodox mit jeweils
stream, während in absoluten Zahlen der
über 90 % und fünf Studiengänge ausschließ-
Mainstream überwiegt. In sieben Studien-
lich orthodox.
gängen überwiegt sowohl in absoluten Zahlen
In den besonders relevanten Basismodu-
der Mainstream, während dieser auch relativ
len der ersten Kategorisierung sind in der ers-
gesehen überdurchschnittlich ausgeprägt ist.
ten Gruppe nur noch zwei Studiengänge (sie-
Bei der zweiten Kategorisierung ist bei
he Abbildung 46): Neben dem überall hervor
den Pflichtmodulen wieder nur ein Studien-
stechenden M.A. konvergenter Journalismus
gang in der ersten Gruppe (nicht überwiegend
zeigt sich daneben der B.Sc. Sozialwissen-
und unterdurchschnittlich orthodox; siehe
schaften, der auch in den vorherigen Grafiken
Abbildung 45). Vier Studiengänge sind unter-
öfter in der ersten Gruppe auftauchte. Ein weiErgebnisse
Abbildung 44
Ergebnisse „Pluralität“ Pflichtmodule (Mainstream-Sidestream)
1 2
HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus
3
Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi
4
Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften
5
Uni Köln: B.Sc. VWL
6
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
7
Uni Köln: M.Sc. Economics
8 9
KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik
100 %
Hochschule Ansbach: B.A. Ressortjournalismus
plu ral
KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik
12
Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien
6 5
Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikationsmanagement
D
D
al e
r
1
11
Pflichtmodule insgesamt (117 Module): Sidestream: 285 Treffer = 44,81 % Mainstream: 351 Treffer = 55,18 %
pl u r
25 %
ig wen
er
10 9 8
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy
mainstream
75 %
10
Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien
11
Uni Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus
12
7
50 %
4
3
2
nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer
Quelle: Eigene Darstellung.
86
Ergebnisse
Abbildung 45
Ergebnisse „Pluralität“ Pflichtmodule (Orthodox-Heterodox)
7
Uni Köln: M.Sc. Economics
8 8
Hochschule Ansbach: B.A. Ressortjournalismus
8 8
KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik
8
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
orthodox
5
er
plu ral
Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien
4
KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik
Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikationsmanagement Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy
D
75 %
Insgesamt (117 Module): Heterodox: 51 Treffer = 26,65% Orthodox: 196 Treffer = 79,35 %
3
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
25 %
ler
6
D
Uni Köln: B.Sc. VWL
Uni Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus
5
Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften
Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi
3 4
ig wen
2
8
7
6
HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus
1
p l u ra
1
2 50 %
nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream überwiegend & überdurchschnittlich mainstream ausschließlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer
Quelle: Eigene Darstellung.
Ergebnisse
Abbildung 46
Ergebnisse „Pluralität“ Basismodule (Mainstream-Sidestream) 100 %
HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus
2
Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften
3
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
4
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
5
10 9
Hochschule Ansbach: B.A. Ressortjournalismus
6 7
Uni Köln: M.Sc. Economics
8
7 7
Uni Köln: B.Sc. VWL
8 9
KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik
10
Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien
7 6
54
3
ral
pl u r
50 %
ale
25 %
r
ig wen
er plu
mainstream
Uni Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus
Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik
1
1
2
D
Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy
D
Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikationsmanagement
nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream
Basismodule insgesamt (68 Module): Sidestream: 168 Treffer = 42,32 % Mainstream: 229 Treffer = 57,68 %
überwiegend & überdurchschnittlich mainstream
überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer
Quelle: Eigene Darstellung.
87
Qualifiziert für die Zukunft?
6.1.3 Vergleich Bachelor- und Master-
terer Studiengang ist zumindest noch knapp
Studiengänge
unterdurschnittlich mainstream, während der Rest sich im Spektrum überwiegend und über-
Schließlich stellt sich auch die Frage nach den
durchschnittlich mainstream befindet. In der zweiten Kategorisierung ist wieder
Ergebnissen im Hinblick auf Bachelor- und
nur ein Studiengang im Bereich nicht über-
Master-Studiengänge. Gibt es messbare Unter-
wiegend und unterdurchschnittlich heterodox
schiede in der Pluralität zwischen beiden Stu-
(siehe Abbildung 47). Die drei noch unterdurch-
dienabschlüssen? Insgesamt konnten 101 der
schnittlich orthodoxen gehen absolut gesehen
untersuchten Modulbeschreibungen Bachelor-
weit in den orthodoxen Bereich. Ein Studien-
und doppelt so viele – 202 Beschreibungen –
gang ist auch überdurchschnittlich orthodox,
Master-Studiengängen zugeordnet werden. Kategorisiert man diese nun nach dem ers-
während die restlichen sieben ausschließlich
ten Pluralitätsmaß Mainstream-Sidestream, ist
orthodoxe Treffer erzielten.
Ergebnisse
Abbildung 47
Ergebnisse „Pluralität“ Basismodule (Orthodox-Heterodox)
Uni Köln: M.Sc. Economics
6 6
Uni Köln: B.Sc. VWL
6 6
Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien
6
KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik
6
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
6
Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften
Hochschule Ansbach: B.A. Ressortjournalismus KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik
75 % 2
orthodox e r plu
ral
5
3
1
ler
Uni Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus
4
4
Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi
Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften
6
5
3
D
ig wen
HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus
1 2
p l u ra
50 %
Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikationsmanagement Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy
D
Basismodule insgesamt (68 Module): Heterodox: 21 Treffer = 10,82 % Orthodox: 173Treffer = 89,18 %
nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer
Quelle: Eigene Darstellung.
88
Ergebnisse
zu sehen, dass sich der Trend einer abnehmen-
falls nur sehr kleine Unterschiede festzustellen:
den Pluralität je verpflichtender und relevanter
Entgegen der Erwartung, dass die höheren (Mas-
die Veranstaltungen sind, für beide Studienab-
ter-)Studiengänge pluraler sein könnten als
schlussarten finden lässt: Während die Lehrver-
ihre Bachelor-Pendants, zeigen die Ergebnisse
Master
anstaltungen der Bachelor-Studiengänge insge-
eher das Gegenteil (48 %-Sidestream-Begriffe
weniger plural
samt rund 48 % Sidestream-Begriffe aufweisen,
im Durchschnitt der Bachelor-Studiengänge zu
als Bachelor
sind es in den Basismodulen nur 41 % (siehe
45 % in den Master-Studiengängen).
Abbildung 48). In den Masterstudiengängen ist
Nach dem zweiten Pluralitätsmaß, der
diese Entwicklung ebenfalls feststellbar, aber
Orthodox-Heterodox-Kategorisierung, domi-
deutlich schwächer ausgeprägt: Hier reicht die
niert die Orthodoxie sowohl in Bachelor- als
Spanne nur von 43 % in den Einführungsveran-
auch in Master-Studiengängen viel deutlicher
staltungen zu 45 % im Durchschnitt. Zwischen
als der Mainstream in der ersten Kategorisie-
beiden Studienabschlussarten sind somit eben-
rung (siehe Abbildung 49). Der schon bekannte
Abbildung 48
Vergleich Bachelor- und Masterstudiengänge (Mainstream-Sidestream) Bachelor-Studiengänge 101 Module | 761,5 ECTS
67 Module | 537 ECTS
38 Module | 307 ECTS
47,87 %
52,13 %
45,53 %
54,47 %
41,45 %
58,55 %
(292)
(318)
(163)
(195)
(80)
(113)
Kategorisierung: Sidestream vs.
Master-Studiengänge 202 Module | 1.276 ECTS
50 Module | 350 ECTS
30 Module | 197,5 ECTS
44,98 %
55,02 %
43,88 %
56,11 %
43,14 %
56,86 %
(408)
(499)
(122)
(156)
(88)
(116)
Ergebnisse insgesamt
Pflichtmodule
Mainstream
Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.
89
Qualifiziert für die Zukunft?
Trend ist nun deutlicher: Während der Durch-
Basismodulen. Die relevanten Module sind ein-
schnitt aller Bachelor-Studiengänge einen Anteil
deutig am wenigsten plural. Anders als in der
von rund 28 % heterodoxer Begriffe aufweist,
ersten Kategorisierung wird hier zudem sicht-
sinkt dieser auf 13 % in den Einführungsmodu-
bar, dass die Master-Studiengänge unabhängig
len ab. Allerdings weisen die Pflichtmodule mit
von der Modulart deutlich orthodoxer sind als
rund 30 % sogar einen leicht höheren Anteil he-
die Bachelor-Studiengänge. Das ist deshalb
terodoxer Begriffe auf, was den Trend für die
überraschend, da mit dem Trend „je später im
Bachelor-Studiengänge etwas uneindeutiger
Studium, umso größer die Wahloptionen und
macht als im Falle der Master-Studiengänge:
die Pluralität“ zu erwarten gewesen wäre, dass
Hier sinkt der Anteil heterodoxer Begriffe mit
Master-Studiengänge per se pluraler aufgestellt
zunehmender Verpflichtung der Lehrveran-
sind. Dies ist im Hinblick auf die hier untersuch-
staltungen stetig ab. Von einem niedrigen
ten Studiengänge jedoch eindeutig nicht der
Ausgangsniveau (17 % im Durchschnitt) auf elf
Fall: Je höher der Studienabschluss, desto stär-
Prozent in den Pflicht- und acht Prozent in den
ker die Dominanz der neoklassischen Lehre.
Abbildung 49
Vergleich Bachelor- und Master-Studiengänge (Orthodox-Heterodox) Bachelor-Studiengänge 101 Module | 761,5 ECTS
67 Module | 537 ECTS
27,73 %
30,16 %
(66)
(38)
38 Module | 307 ECTS 13,33 % (14)
72,27 %
69,84 %
86,67 %
(172)
(88)
(91) Kategorisierung:
Master-Studiengänge 202 Module | 1.276 ECTS
50 Module | 350 ECTS
(55)
30 Module | 197,5 ECTS (7)
83,38 %
89,26 %
92,13 %
(276)
(108)
(82)
Pflichtmodule
Basismodule
Ergebnisse insgesamt
Orthodox
7,87 %
10,74 % (13)
16,62 %
Heterodox vs.
Quelle: Eigene Darstellung.
90
Ergebnisse
Exkurs: Vergleich einzelner Fächergruppen
gen sind alle Studiengänge zusammengefasst, um mögliche Trends offenzulegen. In der ersten Kategorisierung zeigt sich,
Mikroökonomik
Um genauer nachzuvollziehen, aus welchen Fä-
dass die Fächer der Mikroökonomie weniger
am wenigsten
chern ein bestimmter Einschlag an Mainstream-
plural sind als die der EVWL und der Makroöko-
plural
oder Sidestream- bzw. orthodoxen oder hetero-
nomik (siehe Abbildung 50). In letzteren über-
doxen Inhalten kommt, können die Ergebnis-
wiegt der Mainstream mit 67 % bzw. 68 %, in
se zusätzlich nach typischen Fächergruppen
der Mikroökonomik etwas deutlicher mit rund
analysiert werden. Dafür werden die einzelnen
zehn Prozentpunkten mehr (77 %). Im Vergleich
Lehrveranstaltungen der „Einführung in die
mit der Econ-Plus-Studie, wo es in bei allen drei
VWL (EVWL)“, der „Mikroökonomik“ oder der
Fächern um die 80 % Mainstream-Treffer gibt
„Makroökonomik“ zugeordnet. Dies entspricht
(siehe Abbildung 51), zeigt sich, dass die hier
auch der Sortierung aus der Econ-Plus-Studie
untersuchten wirtschaftswissenschaftlichen
2016 und ermöglicht daher einen direkten Ver-
Module etwas pluraler sind. Die restlichen Mo-
gleich mit deren Ergebnissen. Zusätzlich gibt
dule sind mit einer annähernden Gleichvertei-
es hier noch die Gruppe „Anderes“, da nicht
lung zwischen Mainstream- und Sidestream-
alle wirtschaftsjournalistischen Lehrveran-
Begriffen zudem fast ausgeglichen. Das ist
staltungen den drei (aus den Wirtschaftswis-
insofern nicht überraschend, da schon zuvor
senschaften stammenden) Fächergruppen zu-
festgestellt wurde, dass sich plurale Inhalte am
geordnet werden konnten. Die Ergebnisse für
ehesten gerade nicht in typischen VWL-Lehr-
jeden Studiengang im Einzelnen finden sich im
veranstaltungen finden, sondern eher in ande-
Online-Anhang C. In den folgenden Abbildun-
ren sozialwissenschaftlichen Modulen.
Abbildung 50
Vergleich einzelner Fächergruppen (Mainstream-Sidestream) Einführung in die VWL
Mikroökonomik
Makroökonomik
Anderes
(4 Module | 34 ECTS)
(27 Module | 167,5 ECTS)
(31 Module | 205,5 ECTS)
(241 Module | 1.730,5 ECTS)
22,58 %
33,33 %
32,0 %
(21)
(6)
(48)
66,67 %
77,42 %
68,0 %
(12)
(72)
(102)
Kategorisierung:
Sidestream vs.
49,76 %
50,24 %
(625)
(631)
Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.
91
Qualifiziert für die Zukunft?
Abbildung 51
Fächergruppen in der Econ-Plus-Studie 2016 (Mainstream-Sidestream) Einführung in die VWL
Mikroökonomik
Makroökonomik
(32 Module)
(78 Module)
(78 Module)
21,57 %
19,82 %
19,05 %
(33)
(152)
(80)
Kategorisierung:
78,43 %
80,18 %
80,95 %
(120)
(615)
(340)
Sidestream vs. Mainstream
Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Beckenbach et al. 2016: 139 f.
Abbildung 52
Vergleich einzelner Fächergruppen (Orthodox-Heterodox) Einführung in die VWL
Mikroökonomik
Makroökonomik
Anderes
(4 Module | 34 ECTS)
(27 Module | 167,5 ECTS)
(31 Module | 205,5 ECTS)
(241 Module | 1.730,5 ECTS)
4,81 % (5)
20,0 %
4,84 % (3)
28,24 %
(2)
(111) 80,0 %
95,19 %
95,16 %
71,76 %
(8)
(99)
(59)
(282)
Kategorisierung:
Heterodox vs.
Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.
Abbildung 53
Fächergruppen in der Econ-Plus-Studie 2016 (Orthodox-Heterodox) Einführung in die VWL
Mikroökonomik
Makroökonomik
(32 Module)
(78 Module)
(78 Module)
2,51 % (18)
18,63 %
15,17 % (27)
(19)
Kategorisierung:
81,37 %
97,69 %
84,83 %
(83)
(698)
(151)
Heterodox vs. Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Beckenbach et al. 2016: 139 f.
92
Ergebnisse
Bei der zweiten Kategorisierung überwiegt
konnte. Dies geht zu Lasten der wirtschafts-
Nicht mit pluralen
die Orthodoxie überall wesentlich stärker (sie-
journalistischen Ausbildung, da diese mit den
Studienangeboten
he Abbildung 52). In den EVWL-Modulen domi-
älteren Studiengängen und nicht mit den in-
verknüpft
nieren orthodoxe Treffer mit 80 %, was in etwa
zwischen pluralen Angeboten verknüpft ist – es
auch dem Ergebnis aus der Econ-Plus-Studie
sei denn, angehende Wirtschaftsjournalist*in-
2016 entspricht, wo orthodoxe Inhalte mit 81 %
nen nutzen proaktiv die bestehenden pluralen
überwiegen (siehe Abbildung 53). Damit zeigt
Studiengänge.
sich, dass, obwohl hier nur vier EVWL-Module untersucht und insgesamt zehn absolute Treffer erzielt wurden, sich die gleiche Rela
6.2 Reflexivität
tion wie 2016 in allen VWL-Studiengängen wie-
Nachdem die verschiedenen Zugänge in den
derfindet – ein Indiz dafür, dass auch wenige
Wirtschaftsjournalismus mit Blick auf die
absolute Treffer als aussagekräftig angesehen
Pluralität der wirtschaftswissenschaftlichen
werden können. Mikro- und Makroökonomik
Lehrinhalte untersucht wurden, sollen in die-
weisen jeweils etwa 95 % orthodoxe Treffer auf.
sem Kapitel die Ergebnisse im Hinblick auf
Dies stellt eine Differenz zur Econ-Plus-Studie
Reflexivität dargestellt werden: In welchem
dar, wo in der Mikroökonomik rund 98 % und
Umfang werden reflexive Inhalte in den jeweili-
in der Makroökonomik knapp 85 % orthodoxe
gen Studiengängen angeboten? Welche Trends
Treffer vorlagen. In der wirtschaftsjournalisti-
zeigen sich im Vergleich der Studiengänge und
schen Ausbildung stellen sich, anders als in der
über alle Studiengänge hinweg?
deutschen VWL insgesamt, Mikro- und Makro
Wie bereits in Abschnitt 5.2 ausführlicher
ökonomie somit als gleichermaßen starke Trei-
dargelegt, wurde nach reflexiven Schlüsselbe-
ber einer nicht-pluralen Lehre heraus. Auch in
griffen gesucht, die auf Inhalte aus folgenden
der zweiten Kategorisierung sind die Module
reflexiven Fächern hinweisen: Wissenschafts-
„Anderes“ etwas pluraler als die anderen Mo-
theorie, (ökonomische) Ideengeschichte, Wirt-
dule, mit 72 % orthodoxen und 28 % heterodo-
schaftsgeschichte, Ethik/Nachhaltigkeit und
xen Treffern. Zusammengefasst lässt sich fest-
„Weitere“ (beispielsweise „Politische Öko-
halten, dass sich, abgesehen von leichten Dif-
nomie“). Im Anschluss wurde anhand der je-
ferenzen, die Trends aus der Econ-Plus-Studie
weiligen Modulbeschreibung die Relevanz der
2016 mit den aktuelleren Daten bestätigen las-
reflexiven Inhalte in der jeweiligen Lehrver-
sen. Damit lässt sich die Vermutung äußern,
anstaltung als „gering“, „mittel“ oder „hoch“
dass die Wirkung der Pluralismus-Debatte auf
eingestuft und die Module entsprechend ge-
die ökonomische Lehre eher zur Entstehung
wichtet. Die im folgenden dargestellten Ergeb-
neuer Studienangebote beigetragen hat (sie-
nisse sind also in diesem Sinne gewichtete Er-
he Abschnitt 4.1) als dass sie die bestehende
gebnisse. Zur Nachvollziehbarkeit finden sich
Lehre in nennenswerter Weise pluralisieren
entsprechende Tabellen im Online-Anhang D,
93
Qualifiziert für die Zukunft?
in welchen der Gesamtumfang des jeweiligen
reflexive Inhalte angeboten werden. Im Bache
Moduls und entsprechende Schlagworte nach-
lor sind in zwei Fällen keine, im Master über-
geschlagen werden können. Zusätzlich wurde
all reflexive Inhalte vorhanden. Der Umfang
nach Inhalten gesucht, die auf eine Reflexi-
im Hinblick auf das Gesamtstudium ist stark
on der journalistischen Grundlagen des Wirt-
unterschiedlich, von rund einem Prozent bis
schaftsjournalismus hindeuten (durch Worte
35 %. Es fällt auf, dass Ethik/Nachhaltigkeit mit
wie „Ethik“ und „Qualität“). Die Ergebnisse
am meisten verbreitet ist (neun Zugänge) und
Journalistische
dazu finden sich ebenfalls in Grafiken im On-
vom Umfang her auch meistens die größten
Reflexivität in
line-Anhang D: Es kann positiv vermerkt wer-
Teile ausmacht. Auch Wissenschaftstheorie
sieben Zugängen
den, dass in sieben Zugängen entsprechende
ist in neun Zugängen zu finden. Wirtschafts-
Inhalte vorhanden sind, wobei der Umfang
geschichte in sieben und politische Ökonomie
im Hinblick auf das Gesamtstudium zwischen
wird bei vier Zugängen angeboten. Das wich-
2,8 % und 14,3 % schwankt. Verpflichtende In-
tige Fach der ökonomischen Ideengeschichte
halte sind in fünf Zugängen mit einem Umfang
findet sich nur in zwei Studiengängen58.
zwischen 2,8 % und 8,3 % zu finden57.
Die meisten reflexiven Inhalte hat der Mas-
Der Hauptfokus der Untersuchung liegt je-
ter Economics der Universität zu Köln vorzuwei-
doch auf Inhalten gesucht, die auf eine Refle-
sen, wo alle fünf Fächer vertreten sind und die
xion der wirtschaftswissenschaftlichen Grund-
Inhalte vor allem aufgrund der hohen Begriffs
lagen hindeuten, weshalb sie im Folgenden
treffer zu „Nachhaltigkeit“ 35 % des Studiums
ausführlicher dargestellt und eingeordnet wer-
ausmachen (können). Der Master Internatio-
den. Anschließend wird ergänzend analysiert,
nal Economic Policy der Universität Würzburg
inwiefern reflexive Inhalte auch zu mehr Plura-
folgt mit vier Fächern und rund 31 % reflexiven
lität beitragen.
Inhalten, die im Laufe eines Studiums belegt werden können. Im Bachelor haben die drei
Ökonomische Reflexivität
Studiengänge der Universität zu Köln einen
Die Ergebnisse in Abbildung 54 zeigen zu-
vergleichsweise hohen reflexiven Anteil mit je
nächst, dass in fast allen Zugängen (12 von 14)
3-4 Fächern und zwischen rund 15 bis 20 %;
57 Es konnte über die Modulbeschreibungen kein Hinweis gefunden werden, wonach in journalistisch reflexiven Veranstaltungen ökonomisches Wissen kritisch reflektiert wird. Ein Beispiel: In der Beschreibung des „Integrationsmoduls“ im B.A. Studiengang Wirtschaftspolitischer Journalismus der TU Dortmund geht es zwar explizit um den Zusammenhang zwischen VWL und Journalismus. Es geht jedoch nicht darum, die Inhalte an sich kritisch zu reflektieren und plural einzuordnen, sondern darum, wie diese Inhalte journalistisch übersetzt bzw. vermittelt werden können. Es heißt, dass die Seminare an die parallel laufenden VWL-Veranstaltungen anknüpfen: „Dabei geht es im Kern auch um die Frage der Übersetzbarkeit und die journalistische Relevanz der VWL-Erkenntnisse und Theorien, die die Studierenden in den VWL-Einführungen kennenlernen. Die Leitfrage lautet: Wie lassen sich relevante öko nomische Zusammenhänge und Erkenntnisse in der Berichterstattung für ein heterogenes Laienpublikum erfolgreich übersetzen?“ (TU 2017: 18). 58 Dargestellt sind nur die Inhalte, die tatsächlich studiert werden können, wenn beachtet wird, dass sich Studierende aufgrund von Wahlmodulen teilweise zwischen Inhalten entscheiden müssen. Im Online-Anhang D findet sich ergänzend eine Grafik, wo die potenziell möglichen Inhalte aufgeschlüsselt sind: Dort sind auch alle Wahlmodule aufgeführt, die in der Realität nicht alle gleichzeitig studiert werden (können).
94
Ergebnisse
wie im Master kommen diese vor allem auf-
Die Abbildung 55 bildet ab, ob und in wel-
grund der vielen Treffern zu „Nachhaltigkeit“
chem Umfang Fächer der ökonomischen Re-
zustande .
flexivität verpflichtend sind. Hier zeigt sich,
59
Abbildung 54
Ergebnisse ökonomische Reflexivität (alle Module) 17,5 %
Bachelorstudiengänge
Köln: B.Sc. VWL (180 ECTS) Köln: B.Sc. VWL SoWi (180 ECTS)
20,83 %
Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften (180 ECTS)
14,48 %
BSP: B.Sc. Kommunikationsmanagement (120 ECTS)
0
KU: B.A. Journalistik (180 ECTS)
13,89 % 4,17 %
Uni der Bundeswehr: B.A. Management & Medien (210 ECTS) Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus + B.Sc. WiWi (240 ECTS)
0 6,49 %
Ansbach: B.A. Ressortjournalismus (180 ECTS)
35 %
Masterstudiengänge
Köln: M.Sc. Economics (120 ECTS) KU: M.A. Journalistik (120 ECTS)
1,04 %
UB: M.A. Management & Medien (90 ECTS)
2,78 %
Dortmund: M.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus + M.Sc. WiWi (TU & RU) (120 ECTS)
13,4 %
HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus (120 ECTS)
7,5 %
Würzburg: M.Sc. International Economic Policy (120 ECTS)
31,25 %
0
20
40
60
80
100
%-Anteil Gesamt-Studium Wissenschaftstheorie
Wirtschaftsgeschichte
Weitere erweiterte Bezüge
Ökonomische Ideengeschichte
Ethik/Nachhaltigkeit
(z. B. Politische Ökonomie)
Lesehilfe: Die Farben der Balken zeigen an, ob Module mit bestimmten reflexiven Inhalten in einem jeweiligen Studiengang vorkommen. Die horizontale Länge des Balkens zeigt, in welchem Umfang hier der jeweilige Inhalt tatsächlich möglich ist und wie viel Prozent im Hinblick auf das Gesamtstudium ausmacht. Berechnungsgrundlage sind die nach Relevanz gewichteten ECTS-Punkte (siehe oben). Quelle: Eigene Darstellung.
59 Zu beachten ist, dass Abbildung 54 den prozentualen Umfang im Hinblick auf das jeweilige Gesamtstudium zeigt – in Studiengängen mit hoher ECTS-Summe stecken also mehr ECTS-Punkte und damit Arbeitsumfang hinter den Prozentpunkten als in Studiengängen mit geringeren ECTS-Umfang, was allerdings am relationalen Vergleich nur unwesentlich etwas ändert. Im Vergleich Bachelor- und Master-Studiengänge sind im Bachelor insgesamt 12,9 % reflexive Inhalte möglich und im Master 15,16 %. Betrachtet man jedoch die ECTS-Punkte, so können im Bachelor durchschnittlich 25,46 und im Master nur 20,54 Leistungspunkte erworben werden.
95
Qualifiziert für die Zukunft?
dass diese reflexiven Inhalte bei zehn Zugän-
Fächer pro Studiengang. In zwei Fällen gibt es
gen (und in allen Master-Studiengängen) kom-
Wirtschaftsgeschichte, in zwei Fällen Wissen-
plett fehlen – sie müssen nur in vier Zugängen
schaftstheorie und nur ein Mal ökonomische
absolviert werden und machen dort nur rund
Ideengeschichte. In keinem einzigen Zugang
ein bis vier Prozent des Studiums aus. Es findet
stehen Ethik/Nachhaltigkeit und politische
sich jeweils nur ein Fach, in einem Fall zwei
Ökonomie verpflichtend im Curriculum.
Abbildung 55
Masterstudiengänge
Bachelorstudiengänge
Ergebnisse ökonomische Reflexivität (Pflichtmodule)
Köln: B.Sc. VWL (180 ECTS)
3,33 %
Köln: B.Sc. VWL SoWi (180 ECTS)
3,33 % 1,25 %
Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften (180 ECTS) BSP: B.Sc. Kommunikationsmanagement (120 ECTS)
0
KU: B.A. Journalistik (180 ECTS)
0 3,57 %
Uni der Bundeswehr: B.A. Management & Medien (210 ECTS) Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus + B.Sc. WiWi (240 ECTS)
0
Ansbach: B.A. Ressortjournalismus (180 ECTS)
0
Köln: M.Sc. Economics (120 ECTS)
0
KU: M.A. Journalistik (120 ECTS)
0
UB: M.A. Management & Medien (90 ECTS)
0
Dortmund: M.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus + M.Sc. WiWi (TU & RU) (120 ECTS)
0
HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus (120 ECTS)
0
Würzburg: M.Sc. International Economic Policy (120 ECTS)
0
0
20
40
60
80
100
%-Anteil Gesamt-Studium
Wissenschaftstheorie
Wirtschaftsgeschichte
Weitere erweiterte Bezüge
Ökonomische Ideengeschichte
Ethik/Nachhaltigkeit
(z. B. Politische Ökonomie)
Lesehilfe: Die Farben der Balken zeigen an, ob Module mit bestimmten reflexiven Inhalten in einem jeweiligen Studiengang als Pflichtveranstaltung vorkommen. Die horizontale Länge des Balkens zeigt, in welchem Umfang das entsprechende Modul im Hinblick auf das Gesamtstudium belegt werden muss. Berechnungsgrundlage sind die nach Relevanz gewichteten ECTS-Punkte (siehe oben). Quelle: Eigene Darstellung.
96
Ergebnisse
Insgesamt kann also positiv vermerkt wer-
tät erfolgen, wurde ergänzend eine Text-Mining-
Die Verbindung
den, dass in den meisten Studiengängen das
Untersuchung mit den Wortlisten zur Pluralität
von Pluralität
ein oder andere reflexive Fach vorhanden ist.
durchgeführt. Hier wird zunächst das Gesamt
und Reflexivität
Insgesamt mangelt es jedoch erheblich an
ergebnis dargestellt (siehe Abbildungen 56 und
Angeboten reflexiver Fächer, am gravierends-
57), um die Trends sichtbar zu machen:
ten im Pflichtbereich, wo in den allermeisten
In der ersten Kategorisierung überwiegt
Zugängen überhaupt keine reflexiven Fächer
insgesamt betrachtet der Sidestream (siehe
gelehrt werden.
Abbildung 56). Im Einzelnen überwiegt in drei von fünf Fächern der Sidestream: Wissen schaftstheorie, Ethik/Nachhaltigkeit und Wirt-
Exkurs: Die Pluralität reflexiver Inhalte
schaftsgeschichte. Bei Ideengeschichte gibt
Um einen Eindruck davon zu bekommen, aus
es nur zwei zu untersuchende Module bei de-
welchen Perspektiven die Module der Reflexivi-
nen der Mainstream leicht überwiegt.
Abbildung 56
Reflexivität – Text-Mining-Ergebnisse (Mainstream-Sidestream) Pluralität der reflexiven Fächer Insgesamt
Wissenschaftstheorie
Ideengeschichte
65 Module
14 Module
2 Module
57,62 % (257)
36,84 %
42,38 % (189)
63,16 %
(42)
47,37 %
52,63 %
(9)
(10)
(72)
Kategorisierung: Sidestream vs.
Ethik/Nachhaltigkeit
Wirtschaftsgeschichte
Weiteres*
28 Module
12 Module
8 Module
37,13 % (62) 62,87 % (105)
59,52 %
40,58 %
(50)
(34)
Mainstream
33,87 % (21) 66,13 % (41)
*z B. politische Ökonomie. Quelle: Eigene Darstellung.
97
Qualifiziert für die Zukunft?
Tendenz:
In der zweiten Kategorisierung sind ortho
Im Gesamttrend kann gesagt werden, dass
Reflexivität
doxe und heterodoxe Treffer genau ausge
die untersuchten Fächer nicht nur im Hinblick
heißt auch mehr
glichen. Im Einzelnen überwiegt in zwei Fällen
auf Reflexivität wichtig sind, sondern tendenzi-
Pluralität …
die Heterodoxie – in der Wissenschaftstheorie
ell auch zu mehr Pluralität beitragen. Vor allem
mit rund 85 %, Ethik/Nachhaltigkeit mit etwa
vor dem Hintergrund der Analyse der Studien-
55 %. Das Fach Wirtschaftsgeschichte, das
gänge (siehe Abschnitt 6.1.2), wo es insgesamt
oben überwiegend Sidestream klassifiziert
nur ca. 21 % heterodoxe Treffer gibt, wird hier
ist, ist in der zweiten Kategorisierung eindeu-
deutlich, dass 50 % heterodoxe Treffer beacht-
tig überwiegend orthodox. Politische Öko-
lich sind – wenn auch nicht verwunderlich, da
nomie ist überwiegend orthodox (wie oben
Fächer wie Wissenschaftstheorie grundsätzlich
überwiegend mainstream), Ideengeschichte
eher keinen mainstream- oder orthodoxen In-
ist ebenfalls überwiegend orthodox.
halt darstellen.
Abbildung 57
Reflexivität – Text-Mining-Ergebnisse (Orthodox-Heterodox) Pluralität der reflexiven Fächer Insgesamt
Wissenschaftstheorie
Ideengeschichte
65 Module
14 Module
2 Module
14,29 % (4) 50,0 %
50,0 %
(61)
(61)
30,0 % (3)
85,71 %
70,0 %
(24)
(7)
Kategorisierung: Heterodox vs.
Ethik/Nachhaltigkeit
Wirtschaftsgeschichte
28 Module
12 Module
54,24 %
45,76 %
(32)
(27)
Weiteres*
Orthodox
8 Module 0,0 %
15,38 % (2)
(0)
84,12 % (11)
100,0 % (12)
*z B. politische Ökonomie. Quelle: Eigene Darstellung.
98
Ergebnisse
Abgesehen von diesem Trend zeigt ein
wehr München einen umgekehrten Trend gibt
… aber nicht
Blick in die Ergebnisse im Einzelnen, dass die
(72,7 % mainstream, 100 % orthodoxe Treffer;
in jedem Fall
konkrete Ausgestaltung der reflexiven Inhalte
siehe Abbildung 58).
aber durchaus unterschiedlich plural ausfallen
Ein zweites Beispiel: Im Master Economics
können. Greifen wir hier exemplarische zwei
finden sich im Fach Ethik/Nachhaltigkeit 75 %
besonders prägnante Fälle auf (die Ergebnisse
Sidestream-Treffer und 80 % orthodoxe Treffer.
der Analysen für jeden Studiengang findet sich
Im Bachelor VWL (an der gleichen Universität)
im Online-Anhang D): So finden sich im Fach
überwiegt der Sidestream mit 53,1 % nur leicht.
Ideengeschichte im Master Economics der Uni-
Die zweite Kategorisierung ist dem Ergebnis
versität zu Köln je 75 % sidestream und hetero-
des Master-Studiengangs genau entgegen
doxe Treffer, während es im Bachelor Manage-
gesetzt: 80 % orthodoxe und nur 20 % hetero
ment und Medien der Universität der Bundes-
doxe Treffer (siehe Abbildung 59).
Abbildung 58
Exemplarischer Vergleich reflexiver Fächer I Ideengeschichte Uni Köln: M.Sc. Economics
Universität der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien
1 Modul
1 Modul
25,0 %
27,27 %
(2)
(3)
Kategorisierung: Sidestream vs.
75,0 %
72,73%
(6)
(8)
Mainstream
1 Modul
1 Modul 0,0 % 25,0 %
(0)
Kategorisierung:
(1) 75,0 % (3)
Heterodox vs.
100,0 %
Orthodox
(6)
Quelle: Eigene Darstellung.
99
Qualifiziert für die Zukunft?
Insofern kann gesagt werden, dass der Trend
da Inhalte wie Ethik/Nachhaltigkeit sowohl aus
insgesamt deutlich zeigt, dass reflexive Inhalte
einer Mainstream als auch aus Sidestream-Per-
auch in Bezug auf Pluralität relevant sind. Sie
spektiven bzw. aus orthodoxen oder heterodo-
tragen aber nicht per se zu mehr Pluralität bei,
xen Blickwinkeln thematisiert werden können.
Abbildung 59
Exemplarischer Vergleich reflexiver Fächer II Ethik/Nachhaltigkeit Uni Köln: M.Sc. Economics
Uni Köln: B.Sc. VWL
5 Module
4 Module Kategorisierung:
25,0 % (5) 75,0 %
53,12 % 46,88 % (17)
(15)
Sidestream vs. Mainstream
(15)
5 Module
4 Module
20,0 %
20,0 %
(2)
(2)
Kategorisierung: Heterodox vs.
80,0 %
80,0 %
(8)
(8)
Orthodox
Quelle: Eigene Darstellung.
100
Zusammenfassung, Fazit, Ausblick
7 Zusammenfassung, Fazit, Ausblick
Wirtschaftsjournalismus kommt – nicht zuletzt
journalismus), (3) fachspezifische Bachelor
Zugänge in
angesichts gesellschaftlicher Krisen, die immer
studiengänge und (4) fachspezifische Master
den Wirtschafts-
und oftmals sehr zentral mit wirtschaftlichen
studiengänge. Der erste Zugang ist im Hinblick
journalismus
Aspekten verwoben sind – die wichtige Rolle
auf volkswirtschaftliche Studiengänge in
zu, mit vielfältigen und kontroversen Perspek-
Deutschland unter anderem mit der Econ-Plus-
tiven zu einer fundierten Meinungsbildung und
Studie bereits relativ gut erforscht (Becken
damit lebendigen Demokratie beizutragen.
bach et al. 2016), wenngleich in den letzten
Der wirtschaftspolitische Journalismus steht
Jahren neue Studienangebote mit pluralem
jedoch in der Kritik, dabei nicht ausgewogen
Anspruch entstanden sind, die jedoch (bisher)
und vielfältig genug zu berichten und wenigen
nicht direkt mit einer wirtschaftsjournalisti-
prominenten (männlichen) Ökonomen als „Ex-
schen Ausbildung gekoppelt sind. Im Rahmen
perten“ bestimmter Theorieschulen eine Dis-
der vorliegenden Arbeit wurden vor allem die
kurshoheit einzuräumen. Gleichzeitig gibt es
Zugänge (3) und (4) angegangen, teilweise
in der Bezugsdisziplin der Wirtschaftswissen-
sind die Ergebnisse aber auch für die Zugän-
schaft, aus der wichtige Interviewpartner*in-
ge (1) und (2) bedeutsam, sodass der wesent
nen, Quellen und Akteure wirtschaftsjourna-
liche Teil der Forschungslücke hier geschlossen
listischer Berichterstattung kommen, seit nun
wird. Dabei wäre es wünschenswert, die unter
zwei Jahrzehnten eine Pluralismus-Debatte:
suchten Studiengänge zukünftig mit anderen
Empirische Befunde konstatieren eine man-
Forschungsmethoden nochmals vertiefter zu
gelnde Pluralität in der volkswirtschaftlichen
betrachten. Die vorliegende Studie hat unter-
Lehre, in Studien zum Einfluss von Studium
sucht, welche Art wirtschaftswissenschaft
und Standardlehrbüchern wird gar der Vorwurf
lichen Fachwissens in Studiengängen vermit-
der theoretischen Einseitigkeit sowie der Be-
telt wird, die direkt für die Qualifizierung von
einflussung und Indoktrination der Studieren-
Wirtschaftsjournalist*innen relevant sind –
den erhoben.
entweder, weil es sich um Studiengänge mit
Die vorliegende Studie führt diese Diskurse
wirtschaftsjournalistischen Inhalten handelt
zusammen und wirft die folgende Frage auf: Wie
oder weil es volkswirtschaftliche Studiengänge
(wirtschaftswissenschaftlich) plural und reflexiv
sind, die unmittelbar für die wirtschaftsjourna-
werden Wirtschaftsjournalist*innen qualifiziert?
listische Qualifizierung bedeutsam sind.
Um die Forschungsfrage zu beantworten,
Im Hinblick auf die qualitative Relevanz
wurden im Rahmen der vorliegenden Stu-
der Zugänge gibt es einen wachsenden Trend
Relevanz der
die zunächst idealtypisch vier Zugänge in
in Richtung Studiengänge. Besonders rele-
Kölner Journalisten-
den Wirtschaftsjournalismus unterschieden:
vant scheint zudem die Kölner Journalisten
schule
(1) Ein (volkswirtschaftliches) Studium mit an-
schule für Politik und Wirtschaft zu sein, wie
schließendem Volontariat, (2) die Ausbildung
zumindest eine exemplarische Auswertung
an Journalist*innenschulen (für Wirtschafts-
der Lebensläufe von Wirtschaftsredakteur*in-
Besondere
101
Qualifiziert für die Zukunft?
nen der F.A.Z im Rahmen der vorliegenden
Blick auf Pflicht- und Basismodule lässt sich
Arbeit nahelegt. Des Weiteren zeigt die Liste
der Trend ablesen, dass Wahlmodule tenden-
der Absolvent*innen eine starke Reichweiten-
ziell pluraler sind. Damit kann gesagt werden,
relevanz der Kölner Journalistenschule, wobei
je relevanter die Module, umso weniger aus
für die meisten anderen Zugänge keine oder
geglichen plural und umso stärker mainstream
wenig vergleichbare Daten vorliegen. Durch
sind sie. Auch in der Unterscheidung zwischen
die parallel zur Ausbildung zu absolvierenden
Bache lor- und Master-Studiengängen findet
Studiengänge an der Universität zu Köln wurde
sich dieses Muster im Durchschnitt wieder.
dieser Zugang hier indirekt mit untersucht.
Bereits Bäuerle et al. (2020: 174 f.) haben in ihrer umfangreichen Erhebung aufgezeigt,
Relevante
Untersuchungsgegenstand waren Modul-
Studiengänge
handbücher mit (volks-) wirtschaftlichem Be-
dass die Grundlagenveranstaltungen im VWL-
untersucht
zug aus den für die wirtschaftsjournalistische
Studium als maximal reglementiert und
Qualifizierung bedeutsamen Studiengängen
fremdbestimmte Tunnelerfahrung charakteri-
(sowie in einem Fall ergänzend ein Gliede-
siert werden können, während in höheren Se-
rungsdokument sowie VWL-Klausur-Aufgaben).
mestern eine durch eine relative Wahlfreiheit
Das Material wurde zum einen im Hinblick auf
geprägte Studienphase folgt. Im Sinne dieser
„Pluralität“ und zum anderen im Hinblick auf
Studienautor*innen muss auch hier nachdrück-
„Reflexivität“ untersucht:
lich betont werden, dass wirtschaftswissen-
Für die Analyse der Pluralität konnte ein
schaftliche Pluralität gerade in den Pflicht- und
Sample von 303 relevanten Modulbeschreibun-
vor allem in den Grundlagenveranstaltungen
gen aus 17 Studienzugängen von sechs Univer-
entscheidend ist, weil vor allem die Studien-
sitäten und drei Hochschulen herangezogen
inhalte zu Beginn des Studiums prägend sind.
werden, die Einblick in die Inhalte der Lehrver-
Es kann insofern nicht argumentiert werden,
anstaltungen geben. Aufgrund von Überschnei-
dass in einem VWL-Studium oder in einer wirt-
dungen wurden zu besseren Übersichtlichkeit
schaftsjournalistischen Qualifizierung erst
jedoch nur 15 Zugänge unterschieden. In An-
einmal die „klassischen Grundlagen“ studiert
lehnung an die Econ-Plus Studie 2016 wurden
werden sollten, um sich dann je nach Interesse
zwei voneinander unabhängige Kategorisie-
anderen Theorieschulen als einem Bonus im
rungen von Pluralität verwendet (Mainstream
Wahlbereich zuzuwenden.
vs. Sidestream sowie eine kritischere Konzep-
Für einen direkten Vergleich mit der Econ-
tion Orthodox vs. Heterodox) und mittels Text-
Plus-Studie 2016 wurden die vorliegenden
Mining-Analyse nach jeweiligen Begriffstreffern
Module ergänzend in Einführung in die VWL,
gesucht:
Mikroökonomik und Makroökonomik und an-
Pluralitätsmaß
In der ersten Kategorisierung überwiegen
dere Module gruppiert: Es zeigte sich, dass in
Mainstream vs.
bei zehn Studienzugängen der Mainstream,
den ersten drei Fächer der Mainstream rela
Sidestream
bei fünf der Sidestream. Beim spezifischen
tiv ähnlich dominiert: Bei EVWL und Makro
102
Zusammenfassung, Fazit, Ausblick
ökonomik mit rund 67 % und 68 % und etwas
führung in die VWL dominiert die Orthodoxie
stärker die Mikroökonomik mit ca. 78 %. Damit
mit 80 %, in Mikro- und Makroökonomik sogar
ist in allen drei Fächern der Sidestream etwas
mit über 95 %. In anderen Modulen überwiegen
stärker als bei der Econ-Plus-Studie 2016, wo
orthodoxe Inhalte „nur“ mit rund 72 %. Es kann
der Mainstream jeweils um die 80 % ausmach-
also gesagt werden, dass sich ausgeglichene
te. Andere Module (nicht Gegenstand der
oder plurale Perspektiven am ehesten in Ver-
Econ-Plus-Studie) sind mit etwas über 50 %
anstaltungen finden lassen, die nicht typische
mainstream und leicht unter 50 % sidestream
VWL-Kurse sind.
vergleichsweise ausgeglichen.
Für den wichtigen Ausbildungszugang der
Die zweite, kritischere Kategorisierung
Kölner Journalistenschule kann konkret der
Pluralitätsmaß
von Pluralität zeigt eine überdeutliche Domi-
Schluss gezogen werden, dass im Vergleich
Orthodox vs.
nanz orthodoxer Perspektiven: In insgesamt
der vier hier untersuchten Studiengänge an
Heterodox
13 Fällen überwiegt die Orthodoxie und nur in
der Universität zu Köln, der Bachelor Sozial-
einem Fall die Heterodoxie (ein Studiengang
glichensten und wissenschaften am ausge
hatte hier keine Treffer). Im Durchschnitt ma-
pluralsten ist, gefolgt von dem Bachelor VWL
chen damit die orthodoxen Perspektiven rund
sozialwissenschaftlicher Richtung. Über alle
78 % und die heterodoxen nur etwa 21 % aus.
Ausbildungszugänge hinweg sticht der Mas-
Die oben beschriebene Tendenz ist hier ein
ter Konvergenter Journalismus der Hochschu-
klarer Trend: Je verpflichtender und relevan-
le für Medien, Kommunikation und Wirtschaft
ter die Module, umso orthodoxer und weniger
(HMKW) mit ungewöhnlich vielen sidestream
plural sind sie. Bei Pflicht- und Basisinhalten
und heterodoxen Treffern heraus (wobei ein
ist jeweils nur ein Studiengang überwie-
detaillierter Blick in die Beschreibungen nur
gend heterodox. Im Durchschnitt überwiegen
wenig Aufschluss über die tatsächlichen wirt-
ortho doxe Inhalte bei verpflichtenden Mo-
schaftswissenschaftlichen Inhalte vermittelt).
dulen mit fast 80 % und bei den wichtigen
Neben der Pluralitätsanalyse wurde ergän-
Basismodulen sogar mit fast 90 %. Im Ver-
zend mittels Schlagwort-Suche nach Inhalten
gleich Bachelor- und Master ist der steigend
mit journalistischer und wirtschaftswissen-
orthodoxe Trend bei Pflicht- und vor allem
schaftlicher Reflexivität gesucht und die Rele
Basismodulen stark ausgeprägt, wobei die
vanz des jeweiligen Umfangs als „gering“,
Master-Studiengänge im Durchschnitt etwas
„mittel“ oder „hoch“ eingestuft.
ortho doxer als die Bachelor- Studiengänge
Die zentrale Wichtigkeit reflexiver Module,
sind (Bachelor insgesamt: rund 72 % ortho-
wie Ideengeschichte und Wissenschaftstheo-
dox; Master insgesamt: rund 83 % orthodox).
rie, kann nicht zu hoch eingeschätzt werden.
Im Vergleich mit der Econ-Plus-Studie 2016
Sie ermöglichen überhaupt erst, zwischen
können mit kleinen Abweichungen die gleichen
einer Pluralität von Theorieschulen zu unter-
Trends wieder bestätigt werden: Im Fach Ein-
scheiden und wirtschaftswissenschaftliche
Wichtigkeit reflexiver Inhalte
103
Qualifiziert für die Zukunft?
Paradigmen als solche zu erkennen. Äußerun-
Studiengänge M.Sc. Economics an der Uni-
Expert*innen-
gen wirtschaftswissenschaftlicher Expert*in-
versität Köln (35 % mit allen fünf Fächern),
Wissen
nen, beispielsweise aus der universitären
der M.Sc. International Economic Policy an
kontextualisieren
und außeruniversitären Forschung, von Bera
der Universität Würzburg (31,25 % mit vier
tungsinstituten oder aus der Politik, könnten
Fächern) sowie im Bachelor die drei Studien
von solcherart geschulten Journalist*innen
gänge der Universität zu Köln mit jeweils drei
kontextualisiert und als Sichtweise einer
bis vier Fächern und zwischen ungefähr 15
Theorieströmung – nicht jedoch als Erkenntnis
und 20 % reflexiven Inhalten, die absolviert
„der“ Wirtschaftswissenschaft an sich – ein
werden können. Alle diese Studiengänge hat-
geordnet werden. Sie ermöglichen Wirtschafts-
ten vor allem im Bereich Ethik/Nachhaltigkeit
journalist*innen, eine kritische Distanz zu wirt-
viele Treffer zu verzeichnen. Insgesamt gibt
schaftswissenschaftlichem Fachwissen und
es jedoch relativ wenige reflexive Inhalte –
andere Perspektiven einzunehmen sowie (eige-
bei der Hälfte aller Studiengänge sind unter
nes oder fremdes) Nicht-Wissen als solches zu
zehn Prozent der Inhalte reflexiv und können
erkennen, um proaktiv nach anderen Theorien
im Laufe des Studiums tatsächlich absolviert
oder Perspektiven zu suchen. Reflexive Inhal-
bzw. anerkannt werden. Noch gravierender
te erhöhen außerdem die Wahrscheinlichkeit
sind die Ergebnisse, wenn nur verpflichtende
für Pluralität sehr. Wie eine ergänzende Text-
Module betrachtet werden: In zehn Studien-
Mining-Analyse zeigt, sind diese Fächer in der
gängen gibt es keine einzige Pflichtveranstal-
Tendenz deutlich pluraler aufgestellt als ande-
tung aus dem Bereich ökonomischer Reflexivi-
re (wenngleich im Einzelnen Themen wie Ethik
tät, bei den vier anderen lediglich im Umfang
oder Nachhaltigkeit nicht zwingend die main-
zwischen einem und vier Prozent im Hinblick
stream oder orthodoxe Perspektive verlassen
auf das Gesamtstudium. Ethik/Nachhaltigkeit
müssen). Ein Mindestmaß an wirtschaftswis-
und politische Ökonomie fehlen komplett als
Ergebnisse zur
senschaftlicher Pluralität in der Qualifizierung
Pflichtfach.
ökonomischen
von Wirtschaftsjournalist*innen ist im Bereich
Mit diesen Befunden kann insgesamt das
Reflexivität
ökonomischer Reflexivität somit auf jeden Fall
Fazit gezogen werden, dass es eindeutige Defi
gegeben.
zite in der wirtschaftsjournalistischen Qualifi-
104
Die Analyse zeigt, dass in 12 von 14 Zu-
zierung im Hinblick auf die Ausgeglichenheit
gängen Inhalte ökonomischer Reflexivität
der ökonomischen Perspektiven gibt. Zukünf-
studiert werden können, wenngleich in stark
tig sollten deutlich mehr plurale Inhalte in
unterschiedlichem Umfang (zwischen rund
die Ausbildung einfließen. Mehr Pluralität in
einem und 35 % im Hinblick auf den jeweili-
der wirtschaftsjournalistischen Qualifizierung
gen Studiengang). Mit nur zwei Ausnahmen
ist ein wichtiger Baustein zu mehr Vielfalt in
fehlt jedoch das wichtige Fach ökonomische
der wirtschaftspolitischen Berichterstattung –
Ideengeschichte. Spitzenreiter sind dabei die
wenngleich weitere Faktoren wie etwa die
Zusammenfassung, Fazit, Ausblick
Tradi tion oder politische Orientierung be-
Forschung zur Pluralität im Wirtschafts-
stimmter Medien verlage oder eine „ökono-
journalismus sollte dabei nicht als Mittel zum
mische“ Medienlogik, die sich auf bestimmte
Zweck der destruktiven Kritik oder gar Bloßstel-
prominente Expert*innen fokussiert, ebenfalls
lung der Qualifizierungsinstitutionen (miss)ver-
nicht außer Acht zu lassen sind.
standen werden. Vielmehr kann sie eine Einla-
Einladung zur
Die vorliegende Studie stellt eine erste,
dung zum forschenden Lernen sein und zur ge-
gemeinsamen
aber sicherlich keine abschließende For-
meinsamen Weiterentwicklung einer pluraleren
Weiterentwicklung
schungsarbeit zur wirtschaftswissenschaft
(wirtschafts-)journalistischen Praxis beitragen.
lichen Pluralität im Wirtschaftsjournalismus
In welchem Ausmaß plurales (wirtschafts-
dar. Neben erwähnten Methoden zu Diskurs-
wissenschaftliches) Wissen für Wirtschafts-
und Netzwerkforschung, könnte die Qualifi-
journalist*innen notwendig ist, soll hier nicht
zierung durch wirtschaftsjournalistische Aus-
abschließend geklärt werden, sondern Gegen-
bildungsschulen und Volontariate Gegenstand
stand einer anzustoßenden Debatte oder eines
vertiefender Forschung sein, insbesondere
fruchtbaren Dialogs zwischen (Wirtschafts-)
die Frage, wie angehende Wirtschaftsjourna-
Wissenschaftler*innen und (Wirtschafts-)Jour-
list*innen die ihnen angebotenen Inhalte tat-
nalist*innen sein. Es wird jedoch dafür plä-
sächlich rezipieren. In der vorliegenden Arbeit
diert, (wirtschaftswissenschaftliche) Pluralität
wurden exemplarisch die Studiengänge unter-
als Qualitätskriterium im wirtschaftspoliti-
sucht, die durch die gängigen Studiensuch
schen Journalismus zu etablieren. Insbesonde-
maschinen auffindbar waren. Hier könnten
re könnten drei Kernbausteine zum Standard
Drei Bausteine als
noch weitere beforscht werden, alternativ
im Rahmen einer wirtschaftsjournalistischen
wirtschaftsjourna-
könnte mittels Befragungen erhoben wer-
Ausbildung werden: Erstens ein Überblicks-
listische Qualitäts-
den, welche Studiengänge Wirtschaftsjourna-
und Kontextwissen zur pluralen Ökonomik,
kriterien
list*innen tatsächlich belegen und inwiefern
was die Kenntnis inhaltlicher Schwerpunkte
plurale Studiengänge darunter sind.
von Theorieschulen mit einschließt. Dies wür-
In der erwähnten Studie über die VWL-Leh-
de ermöglichen, Aussagen von Expert*innen
re von Bäuerle et al. (2020) ist ein zentrales
einzuordnen und proaktiv kontroverse Stand-
Ergebnis, dass im Sinne eines „Primats der
punkte ergänzend einzubeziehen. Dafür müss-
Studienstrukturen“ (ebd.: 35 f.) nicht nur der
te das konkrete Wissen vermittelt werden, an
Inhalt, sondern auch die Form des Studiums
welchen Universitäten oder Forschungsinsti
entscheidend prägt. Insofern könnten die
tuten andere Perspektiven angesiedelt sind
Fragen, durch welche Strukturen und Formen
und Quellenmaterial und Interview-Partner*in-
angehende Wirtschaftsjournalist*innen lernen
nen herangezogen werden können. Des Wei-
und wie sich etwa die Form einer Ausbildung
teren kann so weiterführendes Wissen, etwa
von der eines Fachstudiums unterscheidet,
in Bezug auf gesellschaftliche Krisen, berück-
weitere relevante Untersuchungsfelder sein.
sichtigt werden. Das Thema Nachhaltigkeit
105
Qualifiziert für die Zukunft?
sollte angesichts der gesellschaftlichen Lage
VWL vermittelt und Debatten um eine Plura-
zentral behandelt und multiperspektivisch
le Ökonomik auf der einen und wirtschafts-
betrachtet werden. Zweitens die Fähigkeit zur
journalistische Vielfalt auf der anderen Seite
Meta-Reflexion der Ökonomik: So sollte im
thematisiert und kritisch reflektiert werden.
Rahmen einer journalistischen Ausbildung die
Mit Kenntnissen über die blinden Flecken in
politische Nicht-Neutralität von wissenschaft
wirtschaftspolitischen Diskursen kann Plurali-
Pluralität als
lichen Theorien thematisiert werden, etwa
tät so proaktiv vorangebracht werden, sodass
Beitrag zur
vor dem Hintergrund wissenschaftstheoreti-
der Wirtschaftsjournalismus seinen Beitrag
Lösung gesell-
scher und ideengeschichtlicher Überlegungen.
bei den anstehenden gesellschaftlichen He
schaftlicher Krisen
Drittens sollte Wissen über den Zustand der
rausforderungen (besser) zu leisten vermag.
Danksagung
Ein herzlicher Dank geht an alle, die mich mit Rat und Tat bei der Erstellung der vorliegenden Studie unterstützt haben! Frank Beckenbach, David Hofmann und besonders Maria Daskalakis – die Autor*innen der Econ-Plus-Studie, für ihren methodischem Werkzeugkasten und hilfreichen Hinweise, Hendrik Theine für seine freundlichen Ratschläge in der Anfangsphase, meine Kollegen von der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung, Florian Rommel und Lukas Bäuerle für ermutigende Impulse und ihren professionellen Blick und schließlich an Isabelle Puccini, Ann-Kristin Kopp und vor allem Benedikt Linden von der Otto Brenner Stiftung für die gute Zusammenarbeit und das unermüdliche Lektorat!
106
Anhang
Literaturverzeichnis
Aberle, Gerd. 2009. „Volkswirtschaftslehre: Rettet die Wirtschaftspolitik an den Universitäten!“ FAZ.NET, 2009. Online unter: www.faz.net (abgerufen: 30.11.2020). Aboobaker, Adam, Karsten Köhler, Franz Prante und Ruben Tarne. 2016. Postkeynesianismus. Online unter: www.exploring-economics.org (abgerufen am 29.3.2021). abp. 2020. Online unter: www.a-b-p.de (abgerufen am 18.11.2020) Adam, Klaus. 2009. „Baut die deutsche VWL nach internationalen Standards um! Ein Aufruf von 145 Professoren und Forschern der Volkswirtschaftslehre: Nicht wettbewerbsfähige Strukturen in den deutschen Ökonomie-Fakultäten nicht zementieren“. Online unter: www.vwl.uni-mannheim.de (abgerufen am 30.11.2020) Ansbach. 2019. Modulhandbuch B.A. Ressortjournalismus. Hochschule Ansbach. Online unter: www.hs- ansbach.de (abgerufen am 25.3.2020). Ansbach. 2020. B.A. Ansbach Politik/Wirtschaft. Hochschule Ansbach. Online unter: www.hs-ansbach.de (abgerufen am 25.3.2020). Arlt, Hans-Jürgen und Wolfgang Storz. 2010a. Witschaftsjournalismus in der Krise – zum massenmedialen Umgang mit Finanzmarktpolitik. Online unter: www.otto-brenner-stiftung.de (abgerufen am 15.9.2019). Arlt, Hans-Jürgen und Wolfgang Storz. 2010b. „Krisenerlebnisse und Lernprozesse des Wirtschaftsjournalismus“. Forschungsjournal Soziale Bewegungen 23 (3). Online unter: www.doi.org (abgerufen am 7.4.2020). AS Akademie 2020a. Axel Springer Akademie. Online unter: www.axel-springer-akademie.de (abgerufen am 20.3.2020). Bach, Thomas, Matthias Weber und Oliver Quiring. 2012. Das Framing der Finanzkrise. Deutungsmuster und Inter-Media Frame Transfer im Krisenherbst 2008. Online unter: www.scm.nomos.de (abgerufen am 7.4.2020). Bachmann, Rüdiger. 2017. Zur aktuellen Pluralismusdebatte in der Ökonomik: Ansichten eines wohlwollenden Pluralismusskeptikers. Wirtschaftsdienst 97 (12): 843-47. Bank, Julian. 2017. Economic Inequality in German Quality Press. International Journal of Communication 11. Online unter: www.duepublico2.uni-due.de (abgerufen am 28.10.2020). Barth, Jonathan und Florian Rommel. 2017. Auf dem Weg zu einer transformativen Wirtschaftswissenschaft. In: Transformative Wirtschaftswissenschaft im Kontext nachhaltiger Entwicklung, herausgegeben von Reinhard Pfriem, Uwe Schneidewind, Jonathan Barth, Silja Graupe und Thomas Korbun. Marburg: Metropolis. Bäuerle, Lukas. 2019. The Power of Economic Textbooks. Bernkastel-Kues: Working Paper Serie der Institute für Ökonomie und Philosophie, Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung. Online unter: www. cusanus-hochschule.de (abgerufen am 30.3.2021). Bäuerle, Lukas, Stephan Pühringer und Walter Otto Ötsch. 2020. Wirtschaft(lich) studieren. Erfahrungsräume von Studierenden der Wirtschaftswissenschaften. Wiesbaden: Springer. Bauman, Yoram und Elaina Rose. 2009. „Why Are Economics Students More Selfish than the Rest?“ Discussion Paper. Department of Economics, University of Washington, 26. Bayer, Amanda und Cecilia Elena Rouse. 2016. „Diversity in the Economics Profession: A New Attack on an Old Problem“. Journal of Economic Perspectives 30 (4): 221-42. Online unter: www.doi.org (abgerufen am 28.10.2020). 107
Qualifiziert für die Zukunft?
Beckenbach, Frank, Maria Daskalakis und David Hofmann. 2016a. Zur Pluralität der volkswirtschaftlichen Lehre in Deutschland. Eine empirische Untersuchung des Lehrangebotes in den Grundlagenfächern und der Einstellung der Lehrenden. Marburg. Beckenbach, Frank. 2016b. „Mathematisch rationalisierte Ideologieproduktion statt Marktanalyse. Zur Kritik der Denkform der neoklassischen (Lehrbuch-) Mikroökonomik“. In Wirtschaft neu denken: Blinde Flecken in der Lehrbuchökonomie. iRights Media, herausgegeben von Till van Treeck und Janina Urban, 1. Aufl., 82-97. Berlin: iRights.Media. Becker, Gary. 2010. Economic Imperialism. Acton Institute. Online unter: www.acton.org (abgerufen am 17.9.2020). Becker, Gary S. 1990. The economic approach to human behavior. University of Chicago press. Bezemer, Dirk J. 2009. „No one saw this coming“: understanding financial crisis through accounting models. University of Groningen. Online unter: www.mpra.ub.uni-muenchen.de (abgerufen am 30.3.2021). Blake, Catherine. 2011. Text Mining. Annual Review of Information Science and Technology 45 (1): 121-55. Online unter: www.doi.org (abgerufen am 10.9.2020). bmbwf. 2021. ECTS-System. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (Österreich). Online unter: www.bmbwf.gv.at (abgerufen am 30.3.2021). Boerger, Lara und Team Exploring Economics. 2016. Neoklassik. Online unter: www.exploring-economics. org (abgerufen am 30.3.2021). Bofinger, Peter. 2020. „Fridays for Keynesianism“. Keynes-Gesellschaft. Online unter: www.keynes-gesellschaft.de (abgerufen am 29.3.2021). Brait, Romana. 2018. Die Medienberichterstattung der Finanz- und Wirtschaftskrise. Kurswechsel: Zeitschrift für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen. Wien: Sonderzahl Verlagsges.. Braunberger, Gerald. 2010. „Wirtschaftswissenschaften: Wie politisch soll der Ökonom sein?“ FAZ.NET, 2010. Online unter: www.faz.net (abgerufen am 2.2.2021). Brodbeck, Karl-Heinz. 1996. Erfolgsfaktor Kreativität. Zur Zukunft unserer Marktwirtschaft. Darmstadt: WBG. BSP Module. 2020. Modulübersuchten. BSP Busines School Berlin. Online unter: www.businessschool- berlin.de (abgerufen am 20.3.2020). BSP Zielgruppe. 2020a. Zielgruppen. BSP Busines School Berlin. Online unter: www.businessschool-berlin. de (abgerufen am 20.3.2020). Casper, Marc, Tade Tramm und Christiane Thole. 2020. Universitäre Lehrerbildung: Kritisch-reflexiv, multiperspektivisch, gestaltungsorientiert: Konzept und Erfahrungen aus der Veranstaltung ‚Wirtschaftswissenschaften als Gegenstand Ökonomischer Bildung‘ an der Universität Hamburg. S. 265-290. Online unter: www. doi.org (abgerufen am 30.3.2021). Cedrini, Mario und Magda Fontana. 2018. Just Another Niche in the Wall? How Specialization Is Changing the Face of Mainstream Economics. Cambridge Journal of Economics 42 (2): 427-51. Online unter: www.doi. org (abgerufen am 1.2.2021). Colander, David, Richard Holt und Barkley Rosser Jr. 2004. The changing face of mainstream economics. Review of Political Economy 16 (4): 485-499. 108
Anhang
Crouch, Colin. 2008. Postdemokratie. Frankfurt am Main: Suhrkamp. DFJV. 2019. Aus- und Weiterbildungen Wirtschaftsjournalismus. Deutscher Fachjournalistenverband. Online unter: www.dfjv.de (abgerufen am 2.12.2019). Dullien, Sebastian. 2008. Wirtschaftspolitische Berichterstattung in Deutschland – ein Fall von Marktversagen. In: Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht: Festschrift für Jürgen Kromphardt, herausgegeben von Harald Hagemann, 211-223. Marburg: Metropolis. Online unter: www.dullien.net (abgerufen am 6.4.2020). Econ4Future. 2020. Aufruf zur Reformierung der Lehre im Wintersemester 2020. Online unter: www.econ4future.de (abgerufen am 30.11.2020). Egerer, Elsa und Chrisian Rebhan. 2018. Welche Lehrbücher werden in der VWL verwendet? Online unter: www.exploring-economics.org (abgerufen am 10.9.2020). Ehemalige Ratsmitglieder. 2020. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Online unter: www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de (abgerufen am 17.9.2020). Elsner, Wolfram. 2016. Dichotomien, Inkonsistenz, merkwürdige Antiquiertheit Mainstream-Mikro-Lehr bücher: Das Beispiel sozialer Institutionen. In Wirtschaft neu denken. Blinde Flecken der Lehrbuchökonomie, herausgegeben von Till van Treeck und Janina Urban, 42-56. Berlin: iRights.Media. Engartner, Tim und Eva Schweitzer-Krah. 2019. Wie denken Studierende über die Pluralismusdebatte in der Volkswirtschaftslehre? Ergebnisse einer quantitativen Befragung an deutschen Hochschulen. Düsseldorf: Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung e. V. (FGW). Online unter: www.ssoar.info (abgerufen am 31.8.2020). Exploring Economics. 2021. Orientieren. Online unter: www.exploring-economics.org (abgerufen am 17.1.2021). F.A.Z. 2019. Die Tabelle: Deutschlands einflussreichste Ökonomen 2019. FAZ.NET. Online unter: www.faz.net (abgerufen am 7.9.2020). F.A.Z. 2020. „Die Tabelle: Deutschlands einflussreichste Ökonomen 2020“. FAZ.NET, 2020. Online unter: www.faz.net (abgerufen am 17.1.2021). Fiedler, Maria. 2020. Das Virus ist eine ‚Plage‘, der Kampf dagegen ein ‚Krieg‘. Online unter: www.tagesspiegel.de (abgerufen am 4.5.2020). Fleck, Ludwik. 1980. Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Fridrich, Christian, Reinhold Hedtke und Walter Otto Ötsch, Hrsg. 2020. Grenzen überschreiten, Pluralismus wagen: perspektiven soziokonomischer Bildung und Wissenschaft. Wiesbaden: Springer. Graupe, Silja. 2020. „Der Gemeinsinn als dynamisches Fundament von Wirtschaft und Gesellschaft“. Bernkastel-Kues: Working Paper Serie der Institute für Ökonomie und Philosophie, Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung. Online unter: www.cusanus-hochschule.de (abgerufen am 20.3.2021). Graupe, Silja. 2018. ‚Living in morgal terror of a breakdown‘. Beeinflussung von Bildern über den Staat in ökonomischen Standartlehrbüchern. In: Macht der Bilder. Macht der Sprache, herausgegeben von Walter Otto Ötsch und Silja Graupe, 37-74. Neu-Isenburg: Lenz.
109
Qualifiziert für die Zukunft?
Graupe, Silja und Theresa Steffestun. 2018. ‚The market deals out profit and losses‘: Wie ökonomische Standardlehrbücher das unreflektierte Denken in Metaphern fördern. Bernkastel-Kues: Cusanus Hochschule, Institut für Ökonomie und Institut für Philosophie. Online unter: www.econstor.eu (abgerufen am 30.3.2021). Graupe, Silja. 2017. Beeinflussung und Manipulation in der ökonomischen Bildung – Hintergründe und Beispiele. FGW – Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung e. V. Online unter: www.fgw-nrw. de (abgerufen am 21.3.2021). Graupe, Silja. 2014. Geistige Monokultur oder Befähigung zum eigenständigen Denken? 1. Bernkastel-Kues: Working Paper Serie der Institute für Ökonomie und für Philosophie. Online unter: www.cusanus-hochschule. de (abgerufen am 20.3.2021). Gräbner, Claudius. 2016. Die Rolle des Gleichgewichtskonzepts in der mikroökonomischen Ausbildung. In: Wirtschaft neu denken: Blinde Flecken in der Lehrbuchökonomie. iRights Media, herausgegeben von Till van Treeck und Janina Urban, 1. Aufl., 58-71. Berlin: iRights.Media. Grimm, Christian, Jakob Kapeller und Florian Springholz. 2014. Führt Pluralismus in der ökonomischen Theorie zu mehr Wahrheit? Online unter: www.jakob-kapeller.org (abgerufen am 30.3.2021). Groot, Wim und Henriette Maassen van den Brink. 2019. Economists, their role and influence in the media. In: The Ethical Formation of Economists, 132. Hall, Stuart, Chas Critcher, Tony Jefferson, John Clarke, und Brian Roberts. 2013. Policing the crisis: Mugging, the state and law and order. 2. Aufl. London: Macmillan International Higher Education. Hanney, Oliver, Catriona Watson und Bandile Ngidi. 2020. Economists and Crises. Rethinking Economics. Online unter: www.rethinkeconomics.org (abgerufen am 30.3.2021). Hedtke, Reinhold. 2016. Paradigmatische Parteilichkeit, lückenhafte Lehrpläne und tendenziöses Unterrichtsmaterial? Eine Studie zu Gestalt und Gehalt sozio/ökonomischer Bildung. FGW – Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung e. V., 108. Heise, Arne. 2016. Pluralismus in den Wirtschaftswissenschaften – Klärungen eines umstrittenen Konzepts. Expertise für die Hans Böckler Stiftung. Online unter: www.boeckler.de (abgerufen am 30.3.2021). Heise, Arne, Henrike Sander und Sebastian Thieme. 2017. Das Ende der Heterodoxie. Wiesbaden: Springer. Heise, Arne und Sebastian Thieme. 2015. Zur De-Pluralisierung der Wirtschaftswissenschaft nach 1970: Explorationen in einem wissenschaftlichen Macht-und Kampffeld. Journal of Contextual Economics 135 (2): 155-187. Heller, Hannah und Valentin Sagvosdkin. 2020. Ideologie und Erzählung: Das marktfundamentale Meta narrativ in der Wirtschaftswissenschaft explizieren und seine Wirkung reflektieren. In: Jahrbuch „Ökonomie und Gesellschaft“ herausgegeben von Wenzel Matiaske und Werner Nienhüser. Marburg: Metropolis. Henning, Martin. 2020. Die Verengung der Welt. Zur medialen Konstruktion Deutschlands unter Covid-19 anhand der Formate ARD Extra – Die Coronalage und ZDF Spezial. Online unter: www.researchgate.net (abgerufen am 15.9.2020). Hirte, Katrin und Sebastian Thieme. 2013. Mainstream, Orthodoxie und Heterodoxie. Zur Debatte um die Ausrichtung sowie einer Klassifizierung der Wirtschaftswissenschaften“. ICAE Working Paper Series. Online unter: www.econstor.eu (abgerufen am 18.1.2020).
110
Anhang
HMKW. 2020b. HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft. 2020b. Online unter: www. hmkw.de (abgerufen am 10.9.2020). Hochmann, Lars, Hrsg. 2020. „Wie wir wirtschaften, so leben wir auch. Über die Notwendigkeit von economists 4future“. In: economists4future. Verantwortung übernehmen für eine bessere Welt. Hamburg: Murmann. Hochmann, Lars, Silja Graupe, Thomas Korbun, Stephan Panther und Uwe Schneidewind, Hrsg. 2019. Möglichkeitswissenschaften. Ökonomie mit Möglichkeitssinn. Marburg: Metropolis. Hoff, Hans. 2018. Wenn Auto, dann Dudenhöffer – Ein Fall fürs Kartellamt? Online unter: www.dwdl.de (abgerufen am 7.9.2020). Holtzbrinck-Schule. 2020. Online unter: www.journalistenkolleg.de (abgerufen am 18.3.2020). Holtzbrinck-Schule. 2020a. Online unter: www.holtzbrinck-schule.de (abgerufen am 18.3.2020). Holtzbrinck-Schule. 2020b. Online unter: www.journalistenkolleg.de (abgerufen am 18.3.2020). Höfgen, Maurice. 2020. Mythos Geldknappheit. Modern Monetary Theory oder Warum es am Geld nicht scheitern muss. 1. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Journalistenkolleg 2020. Online unter: www.journalistenkolleg.de (abgerufen am 18.3.2020). Journalistenkolleg 2020b. Online unter: www.journalistenkolleg.de (abgerufen am 18.3.2020). Journalistenkolleg 2020c. Online unter: www.journalistenkolleg.de (abgerufen am 18.3.2020). Knauß, Ferdinand. 2015. „Wirtschaftsjournalismus und Wachstumsparadigma“. Institute for Advanced Sustainability Studies (IASSS) Portsdam. Online unter: www.iass-potsdam.de (abgerufen am 7.4.2020). Kölner Schule. 2020a. Bewerbung. Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft. Online unter: www. koelnerjournalistenschule.de (abgerufen am 17.3.2020). Kölner Schule. 2020b. Vollausbildung. Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft. Online unter: www.koelnerjournalistenschule.de (abgerufen am 17.3.2020). Kölner Schule. 2020c. Absolventen. Online unter: www.koelnerjournalistenschule.de (abgerufen am 4.3.2020). Kreienbrink, Matthias. 2019. Journalismus versus Aktivismus: Der Objektivitäts-Schwindel“. Die Tageszeitung: taz, 2019, Abschn. Gesellschaft. Online unter: www.taz.de (abgerufen am 29.3.2020). KU Journalistik. 2020a. Journalistik. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Online unter: www.journalistik.ku.de (abgerufen am 20.3.2020). KU Journalistik. 2020b. Voraussetzungen. Online unter: www.ku.de (abgerufen am: 20.3.2020). KU Journalistik. 2020c. Zulassung Bachelor. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Online unter: www. journalistik.ku.de (abgerufen am 20.3.2020). KU Journalistik. 2020d. Zulassung. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Online unter: www.journalistik.ku.de (abgerufen am 20.3.2020). Kuhn, Thomas S. 1976. Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. 2., rev.um Das Postskriptum von 1969 erg. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
111
Qualifiziert für die Zukunft?
Kull, Christian A., Xavier Arnauld de Sartre und Monica Castro-Larrañaga. 2015. The political ecology of ecosystem services. Geoforum 61: 122-134. Kutter, Amelie. 2013. Totgesagte leben länger. Die Fortschreibung ökonomischer Ordnung in Krisenlektionen der deutschen Finanzpresse. In: Ökonomie, Diskurs, Regierung, 95-120. Wiesbaden: Springer. Kvangraven, Ingrid Harvold, und Surbhi Kesar. 2020. Why Do Economists Have Trouble Understanding Racia lized Inequalities? Institute for New Economic Thinking. Online unter: www.ineteconomics.org (abgerufen am 30.3.2021). Lakatos, Imre. 1974. Falsifikation und die Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme. In Kritik und Erkenntnisfortschritt: Abhandlungen des Internationalen Kolloquiums über die Philosophie der Wissenschaft, London 1965, Band 4, herausgegeben von Imre Lakatos und Alan Musgrave, 89-189. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie. Wiesbaden: Vieweg+Teubner Verlag. Online unter: www.doi.org. Maeße, Jens. 2017. Ökonomisches Expertentum. Für eine Diskursive Politische Ökonomie der Wirtschaftswissenschaft. In: Wissen, Macht und Performativität in der Wirtschaftswissenschaft, herausgegeben von Jens Maeße, 251-286. Wiesbaden: Springer. Maeße, Jens, Hanno Pahl und Jan Sparsam. 2017. Die Innenwelt der Ökonomie: Wissen, Macht und Performativität in der Wirtschaftswissenschaft. Wiesbaden: Springer. Maeße, Jens, Stephan Pühringer, Thierry Rossier und Pierre Benz. 2021. Power and influence of economists: Contributions to the social studies of economics. London: Routledge. Mankiw, N. G., und M. P. Taylor. 2016. Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Mannheim, Petra Storjohann. 2011. Der öffentliche Diskurs der Wirtschaftkrise in Zeitungstexten. German as a Foreign Language (GFL), Nr. 1: 124-147. Mast, Claudia. 2012a. Grundlagen des Wirtschaftsjournalismus. Funktionen, Entwicklungen und Perspektiven. In: Neuorientierung im Wirtschaftsjournalismus, herausgegeben von Claudia Mast, 29-72. Wiesbaden: Springer. Mast, Claudia. 2012b. Zu diesem Buch. In: Neuorientierung im Wirtschaftsjournalismus, herausgegeben von Claudia Mast. Wiesbaden: Springer. Mast, Claudia und Klaus Spachmann. 2014. Strukturen und Trends im Wirtschaftsjournalismus: Herausforderungen für die Medienarbeit. In: Handbuch Unternehmenskommunikation, 253-269. Wiesbaden: Springer. Meier, Daniel. 2017. Ferdinand Dudenhöffer: Der Autopapst. NZZ am Sonntag. Online unter: www.nzzas.nzz. ch (abgerufen am 7.9.2020). Meier, Klaus. 2019. Absolventenbefragung 2018 Journalistik Eichstätt im Vergleich zu 2016 und 2015. Katho lische Universität Eichstätt-Ingolstadt Studiengang Journalistik. Online unter: www.journalistik.ku.de (abgerufen am 4.3.2020). Merkel, Wolfgang. 2016. Ist die Krise der Demokratie eine Erfindung? In: Demokratiepolitik, herausgegeben von Werner Friedrichs und Dirk Lange, 25-27. Wiesbaden: Springer. Moss, Christoph. 2009. Den ‚einen‘ Wirtschaftsjournalismus gibt es nicht. In: Spezialisierung im Journalismus, herausgegeben von Beatrice Dernbach und Thorsten Quandt, 147-155. Wiesbaden: Springer.
112
Anhang
Müller, Henrik. 2017. Funktionen und Selbstverständnis des wirtschaftspolitischen Journalismus. In: Qualität im wirtschaftspolitischen Journalismus, 27-48. Wiesbaden: Springer. NDR. 2020. Medien im Klimawandel: Aktivismus oder Journalismus? Online unter: www.ndr.de (abgerufen am 29.3.2021). Neck, Reinhard. 2018. Der Methodologische Individualismus. In: Handbuch Karl Popper, herausgegeben von Giuseppe Franco, 1-16. Springer Reference Geisteswissenschaften. Wiesbaden: Springer. Online unter: www. doi.org (abgerufen am 29.3.2021). Neshitov, Tim. 2017. Wie viel Aktivismus verträgt der Journalismus?. Online unter: www.sueddeutsche.de (abgerufen am 29.3.2021). Nowak, Eva. 2019. Journalistenausbildung an staatlichen Fachhochschulen. In: Quo Vadis Journalistenausbildung? 107-118. Springer. Ötsch, Walter Otto. 2019. Mythos Markt. Mythos Neoklassik: das Elend des Marktfundamentalismus. Kritische Studien zu Markt und Gesellschaft, Band 11. Marburg: Metropolis-Verlag. Ötsch, Walter Otto, Stephan Pühringer und Katrin Hirte. 2018. Netzwerke des Marktes. Ordoliberalismus als Politische Ökonomie. Wiesbaden: Springer. Otto, Kim und Andreas Köhler. 2017a. Einführung: Qualität im wirtschaftspolitischen Journalismus. Aktuelle Herausforderungen, Fragestellungen, Befunde und Strategien. In: Qualität im wirtschaftspolitischen Journalismus, 1-24. Wiesbaden: Springer. Otto, Kim und Andreas Köhler. 2017b. Neue Anforderungen in der wirtschaftspolitischen Journalismus- Ausbildung. In: Qualität im wirtschaftspolitischen Journalismus, 269-285. Springer Otto, Kim, Andreas Köhler und Kristin Baars. 2016. „Die Griechen provozieren!“ – Die öffentlich-rechtliche Berichterstattung über die griechische Staatsschuldenkrise, OBS-Arbeitsheft 87. Frankfurt a. M.: OttoBrenner-Stiftung. Online unter: www.otto-brenner-stiftung.de (abgerufen am 30.3.2021). Petersen, David J., Daniel Willers, Esther M. Schmitt, Robert Birnbaum, Jan HE Meyerhoff, Sebastian Gießler und Benjamin Roth. 2019. Perspektiven einer pluralen Ökonomik. Wiesbaden: Springer. Peukert, Helge. 2020. Plurale Ökonomik im Zeitalter der Ökokalpyse. Die Ökonomenzunft auf dem Weg zur Großen Transformation. In: Economists4Future: Verantwortung übernehmen für eine bessere Welt. Hamburg: Murmann. Pfriem, Reinhard, Uwe Schneidewind, Jonathan Barth, Silja Graupe und Thomas Korbun. 2017. Transformative Wirtschaftswissenschaft im Kontext nachhaltiger Entwicklung. Marburg: Metropolis. Philipps, Axel. 2018. Text Mining-Verfahren als Herausforderung für die rekonstruktive Sozialforschung. Sozialer Sinn 19 (2): 367-87. Online unter: www.doi.org (abgerufen am 10.9.2020). Pierce, Andrew. 2008. The Queen Asks Why No One Saw the Credit Crunch Coming, 5. November 2008, Abschn. News. Online unter: www.telegraph.co.uk (abgerufen am 28.8.2020). Pindyck, Robert S., und Daniel L. Rubinfeld. 2009. Mikroökonomie. Bd. 1069. München: Pearson. PluraloWatch. 2016. Econ-Plus-Studie. Online unter: www.pluralowatch.de (abgerufen am 10.2.2021). Pühringer, Stephan, und Lukas Bäuerle. 2019. What economics education is missing: the real world. International Journal of Social Economics 8 (46): 977-991. Online unter: www.doi.org (abgerufen am 30.3.2021). 113
Qualifiziert für die Zukunft?
Pühringer, Stephan und Katrin Hirte. 2015. The financial crisis as a heart attack: Discourse profiles of economists in the financial crisis. Journal of Language and Politics 14 (4): 599-625. Quaas, Friedrun. 2014. Orthodoxer Mainstream und Heterodoxe Alternativen: Eine Analyse der ökonomischen Wissenschaftslandschaft. Working Paper. Online unter: www.econstor.eu (abgerufen am 27.1.2021). Rebhan, Christian. 2017. Einseitig oder plural? Eine quantitative Analyse der wirtschaftswissenschaftlichen Einführungslehrbücher an deutschen Hochschulen. Marburg: Metropolis. Robbins, Lionel. 1945. An Essay on the Nature and Significance of Economic Science. 2. Aufl. London: Macmillan. Røpke, Inge. 2005. Trends in the Development of Ecological Economics from the Late 1980s to the Early 2000s. Ecological Economics 55 (2): 262-90. Online unter: www.doi.org (abgerufen am 8.9.2020). Rubinstein, Ariel. 2006. A Sceptic’s Comment on the Study of Economics. The Economic Journal 116 (510): C1-9. Online unter: www.doi.org (abgerufen am 31.8.2020). Schiffrin, Anya. 2015. „The press and the financial crisis: A review of the literature“. Sociology Compass 9 (8): 639-53. Schiffrin, Anya und Ryan Fagan. 2013. Are we all Keynesians now? The US press and the American Recovery Act of 2009. Journalism 14 (2): 151-172. Schmelzer, Matthias und Andrea Vetter. 2019. Degrowth/Postwachstum zur Einführung. Hamburg: Junius. Schultz, Tanjev. 2020. Wahrheit und Zweifel Zur Zukunft des Wissenschaftsjournalismus. Universität Mainz. Slobodian, Quinn. 2019. Globalisten: Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Smith Ochoa, Christopher. 2020. Trivializing inequality by narrating facts: a discourse analysis of contending storylines in Germany. Critical Policy Studies 14 (3): 319-38. Online unter: www.doi.org (abgerufen am 28.10.2020). Stiftung Marktwirtschaft. 2020. Mitglieder Kronberger Kreis. Online unter: www.stiftung-marktwirtschaft. de (abgerufen am 7.9.2020). Strohschneider, Peter. 2014. Zur Politik der Transformativen Wissenschaft. In: Die Verfassung des Politischen, herausgegeben von André Brodocz, Dietrich Herrmann, Rainer Schmidt, Daniel Schulz und Julia Schulze Wessel, 175-192. Wiesbaden: Springer. Online unter: www.doi.org (abgerufen am 2.2.2021). Tambini, Damian. 2010. What Are Financial Journalists For? Journalism Studies 11 (2): 158-74. Online unter: www.doi.org (abgerufen am 7.4.2020). Theine, Hendrik und Andrea Grisold. 2020. Streitfall Vermögenssteuer – Defizite in der Medienberichterstattung. Otto Brenner Stiftung. Online unter: www.otto-brenner-stiftung.de (abgerufen am 28.10.2020). Thieme, Sebastian. 2017. Die Frage der Normativität einer transformativen Wirtschaftswissenschaft. In: Transformative Wirtschaftswissenschaft im Kontext nachhaltiger Entwicklung, herausgegeben von Reinhard Pfriem, Uwe Schneidewind, Jonathan Barth, Silja Graupe und Thomas Korbun. Marburg: Metrolopolis. Thieme, Sebastian. 2019. „Die Ökonomik als Sozialwissenschaft? Kritische Anmerkungen zur Pluralismus- Debatte“. In Spiel-Räume des Denkens. Festschrift zu Ehren von Karl-Heinz Brodbeck, herausgegeben von Silja Graupe, Walter Otto Ötsch und Florian Rommel, 257-86. Marburg: Metropolis-Verlag. 114
Anhang
Treeck, Till van. 2016. Welches Menschenbild für die ökonomische Bildung? Nicht-egoistisches Verhalten und soziale Vergleiche in der Haushaltstheorie. In Wirtschaft neu denken: Blinde Flecken in der Lehrbuchökonomie. iRights Media, herausgegeben von Till van Treeck und Janina Urban, 1. Aufl., 30-41. Berlin: iRights.Media. TU. 2017. Modulhandbuch B.A Journalistik. TU Dortmund. Online unter: www.journalistik.tu-dortmund.de (abgerufen am 24.3.2020). TU. 2019a. NC. TU Dormund. Online unter: www.tu-dortmund.de (abgerufen am 24.3.2020). TU. 2020b. Volontariat. Institut für Journalistik. TU Dormtmund. Online unter: www.journalistik.tu-dortmund. de (abgerufen am 24.3.2020). TU. 2020c. Voraussetzungen Master Economics und Journalismus. Online unter: www.journalistik.tu- dortmund.de (abgerufen am 24.3.2020). TU. 2020a. Voraussetzungen B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus. TU Dortmund. Online unter: www. tu-dortmund.de (abgerufen am 24.3.2020). UBM. 2020c. Fakultät für Betriebswirtschaft. Universität der Bundeswehr München. Online unter: www. unibw.de (abgerufen am 25.3.2020). UBM. 2020d. Modulhandbuch B.A. Management und Medien. Universität der Bundeswehr München. Online unter: www.unibw.de (abgerufen am 25.3.2020). UBM. 2020a. Voraussetzungen B.A./M.A. Management und Medien. Universität der Bundeswehr München. Online unter: www.unibw.de (abgerufen am 25.3.2020). UBM. 2020b. Perspektiven B.A./M.A. Management und Kommunikation. Online unter: www.unibw.de (abgerufen am 25.3.2020). Urban, Janina und Andrea Pürckhauer. 2016. Feministische Ökonomik. Online unter: www.exploring-economics.org (abgerufen am 29.3.2021). Urban, Janina und Florian Rommel. 2020. Its Current Form and Content: Working Paper Serie der Institute für Ökonomie und Philosophie, Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung. Online unter: www.cusanus- hochschule.de (abgerufen am 6.5.2020). Viehöver, Ulrich. 2011. Wirtschaftsjournalismus. Berlin: Deutsches Journalistenkolleg GmbH. Online unter: www.journalistenkolleg.de (abgerufen am 18.3.2020). Venkatachalam, Lakshmanan. 2007. Environmental economics and ecological economics: Where they can converge? Ecological economics 61 (2-3): 550-558. Weber, Reinhard. 2014. Mikroökonomie im Nebenfach Gliederung. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Online unter: www.ku.de (abgerufen am 4.3.2020). Wehling, Elisabeth. 2016. Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Köln: Halem. Weimann, Joachim. 2015. Die Rolle von Verhaltensökonomik und experimenteller Forschung in Wirtschaftswissenschaft und Politikberatung. Perspektiven der Wirtschaftspolitik 16 (3): 231-52. Online unter: www.doi. org (abgerufen am 1.2.2021). Wiberny, Daniel. 2020. Uni Duisburg-Essen findet Nachfolgerin für den Autopapst. Online unter: www.waz. de (abgerufen am 7.9.2020). 115
Qualifiziert für die Zukunft?
Wolter, Philipp. 2016. Neoliberale Denkfiguren in der Presse. Wie ein Wirtschaftskonzept die Meinungshoheit eroberte. Marburg: Metropolis. Women in European Economics. 2020. Online unter: www.women-economics.com (abgerufen am 22.9.2020). Würzburg. 2018. Modulhandbuch International Economic Policy. Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Online unter: www.uni-wuerzburg.de (abgerufen am 27.3.2020). Würzburg. 2020. Professur Wirtschaftsjournalismus. Online unter: www.wiwi.uni-wuerzburg.de (abgerufen am 15.9.2020).
Hinweise zum Autor
Valentin Sagvosdkin (M.A.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung. Neben der Pluralität in der Wirtschaftswissenschaft und im wirtschaftspolitischen Journalismus beschäftigt er sich mit der Vielfalt der Narrative für ein nachhaltiges Wirtschaften. Er ist zudem freiberuflicher Bildungsreferent für sozioökonomische und politökonomische Themen sowie zu pluraler Ökonomik und zu Narrativen in der Ökonomik. Publikationen (Auswahl): 2021: [gemeinsam mit Hannah Heller]: Ideologie und Erzählung: Die Metanarrative in der Wirtschaftswissenschaft explizieren und ihre Wirkung reflektieren. In: Matiaske, Wenzel; Nien hüser, Werner (Hrsg.): Jahrbuch „Ökonomie und Gesellschaft“, Band 32: „Ökonomie und Ideologie“ Marburg: Metropolis-Verlag. S. 147-202. Als Working-Paper im Open-Access: https://www.cusanus-hochschule.de/wp-content/ uploads/2020/06/60_O%CC%88konomie-und-Ideologie.pdf 2020: [gemeinsam mit Hannah Heller]: Die narrative Krise der (Wirtschafts-)Wissenschaft und ihre Bedeutung in der globalen Umweltpolitik. In: Ötsch, Walter Otto und Steffestun, Theresa (Hrsg.): Wissen und Nichtwissen der ökonomisierten Gesellschaft – Aufgaben einer neuen Politischen Ökonomie. Marburg: Metropolis. S. 279-310. Als Working-Paper im Open-Access: https://www.cusanus-hochschule.de/wp-content/ uploads/2020/11/64_Narrative-Krise.pdf 2020: Resonanz statt Kampf – wie transformativen Bildung gelingen könnte. Ein Essay. In.: Eicker, Jannis, Konzeptwerk neue Ökonomie et al. (Hrsg.): Bildung Macht Zukunft. Lernen für die sozial-ökologische Transformation. Frankfurt/Main: Wochenschau-Verlag.
116
Anhang
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
Abbildung 1:
Ökonomische Theorieschulen nach zentralen Problemfeldern.....................................18
Abbildung 2:
Veranschaulichung des „ökonomischen Imperialismus“............................................ 20
Abbildung 3:
Definition von Wirtschaft(swissenschaften) über Gegenstandsbereiche...................... 20
Abbildung 4:
Charakterisierung des „Mainstreams“.......................................................................23
Abbildung 5:
Charakterisierung des „Sidestreams“.......................................................................24
Abbildung 6:
Ergebnisse der Schlagwortsuche in den Modulbeschreibungen aller untersuchten VWL-Studiengänge in Deutschland............................................... 28
Abbildung 7:
Ergebnisse der Schlagwortsuche in Lehrveranstaltungsmaterialien aller untersuchten VWL-Studiengänge in Deutschland................................................29
Abbildung 8:
Idealtypische Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus............................................. 40
Abbildung 9:
F.A.Z.-Wirtschaftsredaktion nach wirtschaftswissenschaftlichem Studium...................43
Abbildung 10:
F.A.Z.-Wirtschaftsredaktion nach Fachausbildung an einer Schule für Wirtschaftsjournalismus......................................................................................43
Absolvent*innen der Kölner Journalistenschule in unterschiedlichen Abbildung 11: Medien-Verlagen.....................................................................................................49 Abbildung 12:
Schema Ergebnisdarstellung (Mainstream-Sidestream).............................................. 61
Abbildung 13:
Schema Ergebnisdarstellung (Orthodox-Heterodox)................................................... 61
Abbildung 14:
Schema Ergebnisdarstellung „Pluralität“ – Studiengänge im Vergleich.......................63
Abbildung 15:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (alle Module).........................................................................67
Abbildung 16:
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (alle Module).........................................................................67
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln Abbildung 17: (Pflichtmodule)....................................................................................................... 68 Abbildung 18: Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Pflichtmodule)....................................................................................................... 68 Abbildung 19: Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Basismodule).........................................................................................................69 Abbildung 20: Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Basismodule).........................................................................................................69 Abbildung 21:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.Sc. Kommunikationsmanagement der BSP Business School Berlin........................... 71
Abbildung 22:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (nach Art der Module), inklusive Zusatzanalysen.........................................................................................72
Abbildung 23:
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (nach Art der Module), inklusive Zusatzanalysen.........................................................................................73
Abbildung 24:
Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang M.A. Journalistik; KU Eichstätt-Ingolstadt.............................................................................................73
117
Qualifiziert für die Zukunft?
118
Abbildung 25:
Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang M.A. Journalistik; KU Eichstätt-Ingolstadt.............................................................................................73
Abbildung 26:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München (nach Art der Module)...............................................................................................74
Abbildung 27:
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München (nach Art der Module)............................................................................................... 75
Abbildung 28:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang M.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München............... 75
Abbildung 29:
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang M.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München............... 75
Abbildung 30:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module)...............................................................................................76
Abbildung 31:
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module)............................................................................................... 77
Abbildung 32:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang Master Economics & Journalism der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module und nach besuchter Hochschule)............................................... 77
Abbildung 33:
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang Master Economics & Journalism der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module und nach besuchter Hochschule)...............................................78
Abbildung 34:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Ressortjournalismus an der Hochschule Ansbach (nach Art der Module)...............79
Abbildung 35:
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Ressortjournalismus an der Hochschule Ansbach (nach Art der Module)...............79
Abbildung 36:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Master-Studiengang „Konvergenter Journalismus“ an der HMKW (nach Art der Module)..............................81
Abbildung 37:
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Master-Studiengang „Konvergenter Journalismus“ an der HMKW (nach Art der Module)..............................81
Abbildung 38:
Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang M.Sc. International Economic Policy; JMU Würzburg.................................................. 82
Abbildung 39:
Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang M.Sc. International Economic Policy; JMU Würzburg.................................................. 82
Abbildung 40:
Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Lehrinhalte aller Studiengänge (nach Art der Module)...............................................................................................83
Abbildung 41:
Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Lehrinhalte aller Studiengänge (nach Art der Module)...............................................................................................83
Abbildung 42:
Ergebnisse „Pluralität“ insgesamt (Mainstream-Sidestream)......................................85
Anhang
Abbildung 43:
Ergebnisse „Pluralität“ insgesamt (Orthodox-Heterodox)...........................................85
Abbildung 44:
Ergebnisse „Pluralität“ Pflichtmodule (Mainstream-Sidestream)................................ 86
Abbildung 45:
Ergebnisse „Pluralität“ Pflichtmodule (Orthodox-Heterodox)......................................87
Abbildung 46:
Ergebnisse „Pluralität“ Basismodule (Mainstream-Sidestream)..................................87
Abbildung 47:
Ergebnisse „Pluralität“ Basismodule (Orthodox-Heterodox)....................................... 88
Abbildung 48:
Vergleich Bachelor- und Masterstudiengänge (Mainstream-Sidestream)..................... 89
Abbildung 49:
Vergleich Bachelor- und Master-Studiengänge (Orthodox-Heterodox)......................... 90
Abbildung 50:
Vergleich einzelner Fächergruppen (Mainstream-Sidestream)..................................... 91
Abbildung 51:
Fächergruppen in der Econ-Plus-Studie 2016 (Mainstream-Sidestream).......................92
Abbildung 52:
Vergleich einzelner Fächergruppen (Orthodox-Heterodox)..........................................92
Abbildung 53:
Fächergruppen in der Econ-Plus-Studie 2016 (Orthodox-Heterodox)............................92
Abbildung 54:
Ergebnisse ökonomische Reflexivität (alle Module)....................................................95
Abbildung 55:
Ergebnisse ökonomische Reflexivität (Pflichtmodule)................................................ 96
Abbildung 56:
Reflexivität – Text-Mining-Ergebnisse (Mainsream-Sidestream)...................................97
Abbildung 57:
Reflexivität – Text-Mining-Ergebnisse (Orthodox-Heterodox)...................................... 98
Abbildung 58:
Exemplarischer Vergleich reflexiver Fächer I...............................................................99
Abbildung 59:
Exemplarischer Vergleich reflexiver Fächer II............................................................ 100
Tabelle 1:
Recherchierte Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus............................................. 42
Tabelle 2:
Universitätsunabhängige ökonomische Lehrveranstaltungen der Kölner Journalistenschule im Jahr 2019............................................................... 48
Tabelle 3:
Anzahl der analysierten wirtschaftswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen (Module) der Universität zu Köln nach Studiengängen, die im Rahmen der Ausbildung an der Kölner Journalistenschule belegt werden können............................................ 48
Tabelle 4:
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) und Materialien der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt nach Studiengängen........................ 51
Tabelle 5:
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) und Materialien der Universität der Bundeswehr München nach Studiengängen..................................52
Tabelle 6:
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Technischen Universität Dortmund nach Studiengängen.......................................54
Tabelle 7:
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Hochschule Ansbach......... 55
Tabelle 8:
Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft....................................... 55
Tabelle 9:
Überblick der untersuchten Module, Studiengänge und Hochschulen.......................... 57
Tabelle 10:
Exemplarische Begriffe zur Text-Mining-Analyse......................................................... 61
Tabelle 11:
Suchbegriffe für Module mit reflexiven Inhalten........................................................ 64
119
Qualifiziert für die Zukunft?
OBS-Arbeitspapiere Infos und Download: www.otto-brenner-stiftung.de
120
Nr. 46
Wenn Politik Presse macht. Gastbeiträge von Politiker*innen in ausgewählten Tageszeitungen (Marvin Oppong)
Nr. 45
30 Jahre staatliche Einheit – 30 Jahre mediale Spaltung. Schreiben Medien die Teilung Deutschlands fest? (Lutz Mükke)
Nr. 44
„Alleine ist man zerbrechlich“. Perspektiven auf die Interessenvertretung von Arbeitnehmer*innen in Ost und West (Simon Storks, Jana Faus, Rainer Faus)
Nr. 43
Streitfall Vermögenssteuer. Defizite in der Medienberichterstattung (Hendrik Theine, Andrea Grisold)
Nr. 42
Mauer in den Köpfen? Einstellungen zur deutschen Einheit im Wandel (Ayline Heller, Ana Nanette Tibubos, Manfred Beutel, Elmar Brähler)
Nr. 41
Wählen mit 16? Ein empirischer Beitrag zur Debatte um die Absenkung des Wahlalters (Thorsten Faas, Arndt Leininger)
Nr. 40
Armutszeugnis. Wie das Fernsehen die Unterschichten vorführt (Bernd Gäbler)
Nr. 39
Stumme Migranten, laute Politik, gespaltene Medien. Die Berichterstattung über Flucht und Migration in 17 Ländern (Susanne Fengler, Marcus Kreutler)
Nr. 38
Rechte Allianzen in Europa. Wie sich NationalistInnen gegen die EU verbünden (Malene Gürgen, Patricia Hecht, Christian Jakob, Sabine am Orde [Redaktion])
Nr. 37
Zwischen „Flüchtlingskrise“ und „Migrationspakt“. Mediale Lernprozesse auf dem Prüfstand (Michael Haller)
Nr. 36
Krimis, Kontroversen, Kochrezepte. Das Regionale in den Dritten der ARD – mit aktuellen Programmanalysen von rbb und SWR (Joachim Trebbe, Eva Spittka)
Nr. 35
Agenda-Setting bei ARD und ZDF? Analyse politischer Sendungen vor der Bundestagswahl 2017 (Marc Liesching, Gabriele Hooffacker)
Nr. 34
Demoskopie, Medien und Politik. Ein Schulterschluss mit Risiken und Nebenwirkungen (Thomas Wind)
Nr. 33
Zwischen Fanreportern und Spielverderbern. Fußballjournalismus auf dem Prüfstand (Tonio Postel)
Nr. 32
Unsichere Arbeit – unsichere Mitbestimmung. Die Interessenvertretung atypisch Beschäftigter (Berndt Keller)
Nr. 31
Aufstocker im Bundestag III. Eröffnungsbilanz der Nebenverdienste der Abgeordneten zu Beginn der 19. Wahlperiode (Sven Osterberg)
Nr. 30
Netzwerk AfD. Die neuen Allianzen im Bundestag (Malene Gürgen, Christian Jakob, Sabine am Orde)
Nr. 29
Lindners FDP. Profil – Strategie – Perspektiven (Michael Freckmann)
Nr. 28
Unternehmensteuern in Deutschland. Rechtliche Grauzonen und zivilgesellschaftliche Alternativen (Christoph Trautvetter, Silke Ötsch, Markus Henn)
Nr. 27
Polarisiert und radikalisiert? Medienmisstrauen und die Folgen (Oliver Decker, Alexander Yendell, Johannes Kiess, Elmar Brähler)
OBS-Arbeitsheft 104 ISSN-Print: 1863-6934
Die Otto Brenner Stiftung …
ISSN-Online: 2365-2314
... ist die gemeinnützige Wissenschaftsstiftung der IG Metall. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Als Forum für gesellschaftliche Diskurse und Einrichtung der Forschungsförderung ist sie dem Ziel der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Ausgleich zwischen Ost und West.
Herausgeber: Otto Brenner Stiftung Jupp Legrand Wilhelm-Leuschner-Straße 79 D-60329 Frankfurt am Main
... initiiert den gesellschaft lichen Dialog durch Veranstaltungen, Workshops und Koopera tionsveranstaltungen (z. B. im Herbst die OBS-Jahrestagungen), organisiert Konferenzen, lobt jährlich den „Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“ aus, fördert wissenschaftliche Untersuchungen zu sozialen, arbeitsmarkt- und gesellschaftspolitischen Themen und legt aktuelle medienkritische und -politische Analysen vor.
Tel.: 069-6693-2810 Fax: 069-6693-2786 E-Mail: info@otto-brenner-stiftung.de www.otto-brenner-stiftung.de Autor: Valentin Sagvosdkin (M.A.) Institut für Ökonomie Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Postfach 1146
... informiert regelmäßig mit einem Newsletter über Projekte, Publikationen, Termine und Veranstaltungen.
D-54461 Bernkastel-Kues E-Mail: valentin.sagvosdkin@cusanus-hochschule.de |
... veröffentlicht die Ergebnisse ihrer Forschungsförderung in der Reihe „OBS-Arbeitshefte“ oder als Arbeitspapiere (nur online). Die Arbeitshefte werden, wie auch alle anderen Publikationen der OBS, kostenlos abgegeben. Über die Homepage der Stiftung können sie auch elektronisch bestellt werden. Vergriffene Hefte halten wir als PDF zum Download bereit unter: www.otto-brennerstiftung.de/wissenschaftsportal/ publikationen/ ... freut sich über jede ideelle Unterstützung ihrer Arbeit. Aber wir sind auch sehr dankbar, wenn die Arbeit der OBS materiell gefördert wird. ... ist zuletzt durch Bescheid des Finanzamtes Frankfurt am Main V (-Höchst) vom 4. November 2020 als ausschließlich und unmittelbar gemeinnützig anerkannt worden. Aufgrund der Gemeinnützigkeit der Otto Brenner Stiftung sind Spenden steuerlich absetzbar bzw. begünstigt.
v.sagvosdkin@posteo.de Redaktion:
Hinweis zu den Nutzungsbedingungen:
Benedikt Linden (OBS)
Dieses Arbeitsheft darf nur für nichtkommerzielle Zwecke
Isabelle Puccini (OBS)
im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und Beratung
Ann-Kristin Kopp (OBS)
und ausschließlich in der von Otto Brenner Stiftung und DGB veröffentlichten Fassung – vollständig und unverändert – von
Satz und Gestaltung: think and act – Agentur für strategische Kommunikation |
Dritten weitergegeben sowie öffentlich zugänglich gemacht werden.
thinkandact-mainz.de In den Arbeitsheften werden die Ergebnisse der ForschungsTitelbild:
förderung der Otto Brenner Stiftung dokumentiert und der
kasto/AdobeStock.com
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die Inhalte sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich.
Druck: Druckerei Zeidler GmbH & Co. KG, Mainz-Kastel
Bestellungen: Über die Internetseite der Otto Brenner Stiftung können
Redaktionsschluss:
weitere Exemplare dieses OBS-Arbeitsheftes kostenlos be-
30. April 2021
zogen werden – solange der Vorrat reicht. Es besteht dort aber auch die Möglichkeit, sowohl aktuelle als auch bereits
Wir danken der Hans-Böckler-Stiftung für die
vergriffene OBS-Arbeitshefte kostenlos herunterzuladen.
Unterstützung bei der Veröffentlichung der Publikation.
Mehr Infos: www.otto-brenner-stiftung.de
Unterstützen Sie unsere Arbeit, z. B. durch eine zweckgebundene Spende Spenden erfolgen nicht in den Vermögensstock der Stiftung, sie werden ausschließlich und zeitnah für die Durchführung der Projekte entsprechend dem Verwendungszweck genutzt. Bitte nutzen Sie folgende Spendenkonten: Für Spenden mit zweckgebundenem Verwendungszweck zur Förderung von Wissenschaft und Forschung zum Schwerpunkt: • Förderung der internationalen Gesinnung und des Völkerverständigungsgedankens Bank: IBAN: BIC:
HELABA Frankfurt/Main DE11 5005 0000 0090 5460 03 HELA DE FF
Für Spenden mit zweckgebundenem Verwendungszweck zur Förderung von Wissenschaft und Forschung zu den Schwerpunkten: • Angleichung der Arbeits- und Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland (einschließlich des Umweltschutzes) • Entwicklung demokratischer Arbeitsbeziehungen in Mittel- und Osteuropa • Verfolgung des Zieles der sozialen Gerechtigkeit Bank: IBAN: BIC:
HELABA Frankfurt/Main DE86 5005 0000 0090 5460 11 HELA DE FF
Geben Sie bitte Ihre vollständige Adresse auf dem Überweisungsträger an, damit wir Ihnen nach Eingang der Spende eine Spendenbescheinigung zusenden können. Oder bitten Sie in einem kurzen Schreiben an die Stiftung unter Angabe der Zahlungsmodalitäten um eine Spendenbescheinigung. Verwaltungsrat und Geschäftsführung der Otto Brenner Stiftung danken für die finanzielle Unterstützung und versichern, dass die Spenden ausschließlich für den gewünschten Verwendungszweck genutzt werden.
Aktuelle Ergebnisse der Forschungsförderung in der Reihe „OBS-Arbeitshefte“
OBS-Arbeitsheft 103*
Ingo Dachwitz, Alexander Fanta
Medienmäzen Google
Wie der Datenkonzern den Journalismus umgarnt
OBS-Arbeitsheft 102*
Wolfgang Schroeder, Samuel Greef u. a.
Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts
Interventionsversuche und Reaktionsmuster
OBS-Arbeitsheft 101*
Leif Kramp, Stephan Weichert
Nachrichten mit Perspektive
Lösungsorientierter und konstruktiver Journalismus in Deutschland
OBS-Arbeitsheft 100* Tim Engartner
Wie DAX-Unternehmen Schule machen
Lehr- und Lernmaterial als Türöffner für Lobbyismus
OBS-Arbeitsheft 99*
Tobias Gostomzyk, Daniel Moßbrucker
„Wenn Sie das schreiben, verklage ich Sie!“
Studie zu präventiven Anwaltsstrategien gegenüber Medien
OBS-Arbeitsheft 98*
Lutz Frühbrodt, Annette Floren
Unboxing YouTube
Im Netzwerk der Profis und Profiteure
OBS-Arbeitsheft 97*
Wolfgang Schroeder, Stefan Fuchs
Neue Mitglieder für die Gewerkschaften
Mitgliederpolitik als neues Politikfeld der IG Metall
OBS-Arbeitsheft 96*
Rainer Faus, Simon Storks
Im vereinten Deutschland geboren – in den Einstellungen gespalten?
OBS-Studie zur ersten Nachwendegeneration
OBS-Arbeitsheft 95* Bernd Gäbler
AfD und Medien
Erfahrungen und Lehren für die Praxis
OBS-Arbeitsheft 94*
Olaf Hoffjahn, Oliver Haidukiewicz
Deutschlands Blogger
Die unterschätzten Journalisten
OBS-Arbeitsheft 93* Michael Haller
Die „Flüchtlingskrise“ in den Medien
Tagesaktueller Journalismus zwischen Meinung und Information
* Printfassung leider vergriffen; Download weiterhin möglich.
Diese und weitere Publikationen der OBS finden Sie unter www.otto-brenner-stiftung.de Otto Brenner Stiftung | Wilhelm-Leuschner-Straße 79 | D-60329 Frankfurt/Main
OBS-Arbeitsheft 104
OBS-Arbeitsheft 104
OBS-Arbeitsheft 104
Sagvosdkin – Qualifiziert für die Zukunft?
Valentin Sagvosdkin
Qualifiziert für die Zukunft? Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung in Deutschland
Qualifiziert für die Zukunft? Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung in Deutschland
www.otto-brenner-stiftung.de
Ein Projekt der Otto Brenner Stiftung Frankfurt am Main 2021