Qualifiziert für die Zukunft? Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung

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OBS-Arbeitsheft 104

OBS-Arbeitsheft 104

OBS-Arbeitsheft 104

Sagvosdkin – Qualifiziert für die Zukunft?

Valentin Sagvosdkin

Qualifiziert für die Zukunft? Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung in Deutschland

Qualifiziert für die Zukunft? Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung in Deutschland

www.otto-brenner-stiftung.de ­

Ein Projekt der Otto Brenner Stiftung Frankfurt am Main 2021


OBS-Arbeitsheft 104 ISSN-Print: 1863-6934

Die Otto Brenner Stiftung …

ISSN-Online: 2365-2314

... ist die gemeinnützige Wissenschaftsstiftung der IG Metall. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Als Forum für gesellschaftliche Diskurse und Einrichtung der Forschungsförderung ist sie dem Ziel der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Ausgleich zwischen Ost und West.

Herausgeber: Otto Brenner Stiftung Jupp Legrand Wilhelm-Leuschner-Straße 79 D-60329 Frankfurt am Main

... initiiert den gesellschaft­ lichen Dialog durch Veranstaltungen, Workshops und Koopera­ tionsveranstaltungen (z.  B. im Herbst die OBS-Jahrestagungen), organisiert Konferenzen, lobt jährlich den „Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“ aus, fördert wissenschaftliche Untersuchungen zu sozialen, arbeitsmarkt- und gesellschaftspolitischen Themen und legt aktuelle medienkritische und -politische Analysen vor.

Tel.: 069-6693-2810 Fax: 069-6693-2786 E-Mail: info@otto-brenner-stiftung.de www.otto-brenner-stiftung.de Autor: Valentin Sagvosdkin (M.A.) Institut für Ökonomie Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Postfach 1146

... informiert regelmäßig mit einem Newsletter über Projekte, Publikationen, Termine und Veranstaltungen.

D-54461 Bernkastel-Kues E-Mail: valentin.sagvosdkin@cusanus-hochschule.de |

... veröffentlicht die Ergebnisse ihrer Forschungsförderung in der Reihe „OBS-Arbeitshefte“ oder als Arbeitspapiere (nur online). Die Arbeitshefte werden, wie auch alle anderen Publikationen der OBS, kostenlos abgegeben. Über die Homepage der Stiftung können sie auch elektronisch bestellt werden. Vergriffene Hefte halten wir als PDF zum Download bereit unter: www.otto-brennerstiftung.de/wissenschaftsportal/ publikationen/ ... freut sich über jede ideelle Unterstützung ihrer Arbeit. Aber wir sind auch sehr dankbar, wenn die Arbeit der OBS materiell gefördert wird. ... ist zuletzt durch Bescheid des Finanzamtes Frankfurt am Main V (-Höchst) vom 4. November 2020 als ausschließlich und unmittelbar gemeinnützig anerkannt worden. Aufgrund der Gemeinnützigkeit der Otto Brenner Stiftung sind Spenden steuerlich absetzbar bzw. begünstigt.

v.sagvosdkin@posteo.de Redaktion:

Hinweis zu den Nutzungsbedingungen:

Benedikt Linden (OBS)

Dieses Arbeitsheft darf nur für nichtkommerzielle Zwecke

Isabelle Puccini (OBS)

im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und Beratung

Ann-Kristin Kopp (OBS)

und ausschließlich in der von Otto Brenner Stiftung und DGB veröffentlichten Fassung – vollständig und unverändert – von

Satz und Gestaltung: think and act – Agentur für strategische Kommunikation |

Dritten weitergegeben sowie öffentlich zugänglich gemacht werden.

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förderung der Otto Brenner Stiftung dokumentiert und der

kasto/AdobeStock.com

Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die Inhalte sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich.

Druck: Druckerei Zeidler GmbH & Co. KG, Mainz-Kastel

Bestellungen: Über die Internetseite der Otto Brenner Stiftung können

Redaktionsschluss:

weitere Exemplare dieses OBS-Arbeitsheftes kostenlos be-

30. April 2021

zogen werden – solange der Vorrat reicht. Es besteht dort aber auch die Möglichkeit, sowohl aktuelle als auch bereits

Wir danken der Hans-Böckler-Stiftung für die

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Aktuelle Ergebnisse der Forschungsförderung in der Reihe „OBS-Arbeitshefte“

OBS-Arbeitsheft 103*

Ingo Dachwitz, Alexander Fanta

Medienmäzen Google

Wie der Datenkonzern den Journalismus umgarnt

OBS-Arbeitsheft 102*

Wolfgang Schroeder, Samuel Greef u. a.

Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts

Interventionsversuche und Reaktionsmuster

OBS-Arbeitsheft 101*

Leif Kramp, Stephan Weichert

Nachrichten mit Perspektive

Lösungsorientierter und konstruktiver Journalismus in Deutschland

OBS-Arbeitsheft 100* Tim Engartner

Wie DAX-Unternehmen Schule machen

Lehr- und Lernmaterial als Türöffner für Lobbyismus

OBS-Arbeitsheft 99*

Tobias Gostomzyk, Daniel Moßbrucker

„Wenn Sie das schreiben, verklage ich Sie!“

Studie zu präventiven Anwaltsstrategien gegenüber Medien

OBS-Arbeitsheft 98*

Lutz Frühbrodt, Annette Floren

Unboxing YouTube

Im Netzwerk der Profis und Profiteure

OBS-Arbeitsheft 97*

Wolfgang Schroeder, Stefan Fuchs

Neue Mitglieder für die Gewerkschaften

Mitgliederpolitik als neues Politikfeld der IG Metall

OBS-Arbeitsheft 96*

Rainer Faus, Simon Storks

Im vereinten Deutschland geboren – in den Einstellungen gespalten?

OBS-Studie zur ersten Nachwendegeneration

OBS-Arbeitsheft 95* Bernd Gäbler

AfD und Medien

Erfahrungen und Lehren für die Praxis

OBS-Arbeitsheft 94*

Olaf Hoffjahn, Oliver Haidukiewicz

Deutschlands Blogger

Die unterschätzten Journalisten

OBS-Arbeitsheft 93* Michael Haller

Die „Flüchtlingskrise“ in den Medien

Tagesaktueller Journalismus zwischen Meinung und Information

* Printfassung leider vergriffen; Download weiterhin möglich.

Diese und weitere Publikationen der OBS finden Sie unter www.otto-brenner-stiftung.de Otto Brenner Stiftung | Wilhelm-Leuschner-Straße 79 | D-60329 Frankfurt/Main


Vorwort

Vorwort

Glaubt man einem Bericht auf tagesschau.de aus dem Frühjahr 2021, befinden wir uns gegenwärtig in einer „leisen, professionellen und gleichzeitig hocheffi­zienten Revolution“: Die Neuausrichtung der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik unter Präsident Joe Biden mit ihren Billionen schweren Investitionsprogrammen stelle das bisherige amerikanische Wirtschaftssystem und die vorherrschende Wirtschaftstheorie „vom Kopf auf die Füße“, schreibt Arthur Landwehr aus dem Studio der ARD in Washington. Auch der langjährige Chefökonom der Financial Times Deutschland, Thomas Fricke, frohlockt in einer Spiegel-Kolumne Anfang April, dass von Biden nun endlich das „marktliberale Wirtschaftsdogma“ entsorgt wird, denn schließlich habe es keine „Wirtschaftsideologie gegeben […], die zugleich so sehr danebenlag und so dramatische Schäden verursacht hat“. Nicht zuletzt betont auch der US-Präsident selbst in seiner ersten Pressekonferenz: „Ich will einen umfassenden Paradigmenwechsel“. Auf den Wirtschaftsjournalismus, so lässt sich schlussfolgern, dürften in den nächsten Jahren also besonders arbeitsreiche und spannende Zeiten mit vielen neuen Herausforderungen zukommen. Zu vermuten ist, dass dieser Wandel nach und nach auch in Europa um sich greifen wird – zumal die Corona-Krise und der Klimawandel dazu beitragen, die Doktrin vom alles selbstregulierenden Markt als Illusion zu entlarven. Der Wirtschaftsjournalismus sieht sich vor die Aufgabe gestellt, die Geschichte zu beschreiben, während sie noch dampft: Die zu erwartenden großen wirtschaftspolitischen und -theoretischen Umbrüche müssen für die Leser*innen verständlich dargestellt, kenntnisreich eingeordnet, historisch kontextualisiert und in profunden Kommentaren bewertet werden. Sind angehende Wirtschaftsjournalist*innen für diese verantwortungsvolle und komplexe Aufgabe gerüstet? Wird den Leitartikler*innen von morgen schon heute ein breites Bild von Wirtschaft vermittelt, das eine Anpassung auf neue Gegebenheiten erleichtert? Oder werden sie zu Expert*innen ebenjenes Dogmas ausgebildet, das nach Einschätzung vieler soeben zu Grabe getragen wird? Die Otto Brenner Stiftung hat mit Valentin Sagvosdkin einen kompetenten und engagierten Wissenschaftler für die Untersuchung dieser Fragen gewonnen. Der Forscher der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung hat die wirtschaftsjournalistische Ausbildung in Deutschland mit Blick auf die Vielfalt der vermittelten Wirtschaftstheorien und -paradigmen analysiert sowie die Rolle, die reflexive Inhalte wie wirtschaftshistorische oder -ethische Fragestellungen einnehmen, untersucht. Seine Auswertung von mehr als 300 Lehrveranstaltungen aus über 17 Studiengängen von neun Ausbildungsstätten liefert eine Bestandsaufnahme, die als Weckruf

1


Qualifiziert für die Zukunft?

verstanden werden muss. Durchschnittlich 80 Prozent der untersuchten Inhalte vermitteln eine einzige, spezifische Sichtweise auf Wirtschaft, die unter der Bezeichnung „orthodox“ als wirtschaftswissenschaftliches Fundament des von Fricke benannten „wirtschaftsliberalen Dogmas“ gelten muss. Von einer zukunftsfesten Vermittlung vielfältiger Perspektiven kann, von Ausnahmen abgesehen, defi­nitiv nicht gesprochen werden. Auch um die Reflexivität der Lehrinhalte ist es nicht gut bestellt: Meist liegt der Anteil von Fächern wie Ideen- oder Wirtschafts­geschichte, die zur historischen Kontextualisierung aktueller Umbrüche befähigen, deutlich unter 20 Prozent, in einigen Ausbildungsgängen sind sie überhaupt nicht vorgesehen. Die wirtschaftsjournalistischen Ausbildungsstätten, so das Fazit der Studie, sind gut beraten, über eine Erweiterung ihrer Lehrinhalte nachdenken und auf größere Vielfalt in der Vermittlung wirtschaftswissenschaftlicher Perspektiven zu setzen. Nur so können angehende Journalist*innen mit Inhalten vertraut gemacht werden, die auch „wirtschaftspolitische Revolutionen“ überdauern. Dass dies keine leichte Aufgabe wird, hängt auch mit dem Zustand der wissenschaftlichen Bezugsdisziplin des Wirtschaftsjournalismus – den Wirtschaftswissenschaften – zusammen. Schon in unserer kritischen Untersuchung der Bericht­ erstattung zur Finanzmarktkrise wurde vor über elf Jahren konstatiert: „Journalismus ist […] sehr abhängig von dem vielfältigen Sachverstand der dazu gehörenden Wissenschaft [und d]ie deutsche Volkswirtschaft ist in ihrem Denken und Forschen sehr homogen neoliberal“. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass diese (neo)liberale Dominanz auch heute noch besteht – allerdings gibt es auch in den Wirtschaftswissenschaften Anzeichen „leiser“ und „professioneller“ Revolutionen in Form von neuen Theorien, die die orthodoxe Sichtweise infrage stellen. Besonders hervorzuheben ist, dass unser Autor Valentin Sagvosdkin die kritische Analyse der Journalist*innenausbildung mit der Debatte um eine Pluralisierung der Wirtschaftswissenschaften in einen konstruktiven Dialog bringt. Dieser Ansatz sollte aus Sicht von Stiftung und Autor zukünftig verstärkt und in die journalistische (Ausbildungs-) Praxis überführt werden. Die vorliegende Studie möchte einen Teil dazu beitragen, um den Wirtschaftsjournalismus von der ökonomischen Orthodoxie zu emanzipieren und die angehenden Journalist*innen für die vielfältigen – leisen und lauten – Transformationen der Zukunft zu stärken.

Jupp Legrand Geschäftsführer der OBS

2

Frankfurt am Main, im Mai 2021


Inhalt

Inhalt

1 Einleitung..................................................................................................................5 2

Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung..................................... 8 2.1 Die gesellschaftliche Rolle des Wirtschaftsjournalismus..................................................8 2.2 Aktuelle Kritik am wirtschafts(politischen) Journalismus..................................................9

3

Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften.................................................................. 15 3.1 Hintergrund: Die Pluralismus-Debatte.............................................................................15  Exkurs: Die Econ-Plus-Studie 2016 –

Zur Pluralität der volkswirtschaftlichen Lehre in Deutschland...........................................27

3.2 Empirische Pluralismus-Forschung: Die zentrale Rolle fachlicher Ausbildungen.............. 30  Exkurs: Zentrale Lehrbücher der VWL..............................................................................33 3.3 Schlussfolgerungen: Welche Kenntnisse sind für

4

Wirtschaftsjournalist*innen notwendig?........................................................................ 36

Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz..................................... 40 4.1 Wie wird man Wirtschaftsjournalist*in?......................................................................... 40 4.2 Die relevanten Hoch- und Journalist*innenschulen......................................................... 44

5 Forschungsdesign...................................................................................................59 5.1 Methode zur Untersuchung von Pluralität...................................................................... 59 5.2 Methode zur Untersuchung von Reflexivität................................................................... 64

6 Ergebnisse ............................................................................................................ 66 6.1 Pluralität in der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung.................................................66 6.1.1 Die einzelnen Hochschulen und ihre Studiengänge...............................................66 6.1.2 Relationaler Vergleich zwischen den Studiengängen.............................................84 6.1.3 Vergleich Bachelor- und Master-Studiengänge.....................................................88  Exkurs: Vergleich einzelner Fächergruppen.....................................................................91

3


Qualifiziert für die Zukunft?

6.2 Reflexivität.................................................................................................................... 93  Exkurs: Die Pluralität reflexiver Inhalte............................................................................97

7

Zusammenfassung, Fazit, Ausblick......................................................................... 101 Literaturverzeichnis.............................................................................................................107 HInweise zum Autor.............................................................................................................116 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen............................................................................ 117

4


Einleitung

1 Einleitung

Die Gesellschaft sieht sich mit komplexen, mit-

Wirtschaftsjournalismus durch seine Orien-

Perspektiven-

einander verwobenen ökologischen, sozia­len

tierung an der vorherrschenden Wirtschafts-

vielfalt als

und ökonomischen Herausforderungen kon-

wissenschaft seine Rolle als ,Frühwarnsys-

Qualitätskriterium

frontiert. Ob Finanz-, Euro-, Klima-, oder jüngst

tem‘ im Zuge der Finanzkrise nicht auszufül-

die Corona-­Krise: Es gibt kaum einen gesell-

len vermochte und dem Qualitätsanspruch

schaftlichen Bereich, in den wirtschaftspoliti-

der Vielfalt und Multiperspektivität in dieser

sche Aspekte nicht hereinragen oder gar eine

wie in anderen Krisen mangels ausgewoge-

Schlüsselrolle einnehmen. Das Interesse und

ner Berichterstattung nicht gerecht werden

der Bedarf der Öffentlichkeit, sich über wirt-

konnte. Aktuelle Forschungsbefunde zeigen

schaftspolitische Themen zu informieren, ist

zudem, dass bestimmte wirtschaftspoliti-

hoch. Entsprechend kommt der journalistischen

schen Themen wie etwa Gerechtigkeits- und

Berichterstattung über Wirtschaft und Wirt-

Ungleichheitsdebatten kaum journalistisch

schaftspolitik eine besondere Rolle und Verant-

aufgegriffen werden. Auch scheint bei der

wortung zu: Sie muss diese oftmals sperrigen

Heran­ziehung ökonomischer Expertise gene-

Themen mit Hilfe wirtschaftswissenschaftlichen

rell eine einseitige Fokussierung auf überwie-

Hintergrundwissens und unter Einsatz geeigne-

gend männliche Ökonomen vorzuherrschen,

ter journalistischer Instrumente für eine breite

die ähnliche ökonomische Theorie-Strömun-

Bevölkerung aufbereiten und so nicht zuletzt

gen repräsentieren, welche meist markt-

durch vielfältige Per­spektiven eine demokra-

freundlich und staats-, regulierungs- und

tische Meinungsbildung auch bei wirtschaft-

umverteilungskritisch ausgerichtet sind (sie-

lichen Themen ermöglichen (siehe Kapitel 2).

he 2.2). Diese Befunde spiegeln teilweise die

Gesellschaftliche Entwicklungen wie die Digita-

Lage der Wirtschaftswissenschaften wider, wo

lisierung und eine komplexe, dynamische und

inzwischen seit mindestens einem Jahrzehnt

Pluralismus-

globalisierte Weltwirtschaft stellen die journa-

eine Pluralismus-Debatte geführt wird: Der

Debatte

listische Arbeit dabei zusätzlich vor Herausfor-

Volkswirtschaftslehre (VWL) in Deutschland

in der Wirtschafts­

derungen, verändert sich doch Arbeit(sweise)

wird anhand empirischer Studien mangelnde

wissenschaft

und Themenfeld des (Wirtschafts-)Journalismus

Vielfalt hinsichtlich der bearbeiteten Themen,

permanent (Otto/Köhler 2017a: 5).

der eingesetzten Methoden und der verwen-

Hinzu kommt, dass sich sowohl der Wirt-

deten theoretischen Grundlagen attestiert.

schaftsjournalismus als auch die Wirtschafts-

Gleichzeitig zeigen viele Untersuchungen den

wissenschaft in verschiedener Hinsicht selbst

Einfluss des VWL-Studiums auf Studierende im

in – oftmals miteinander verschränkten – Kri-

Allgemeinen auf und kritisieren im Spe­ziellen

sen befinden: So wird etwa kritisiert, dass der

die als weitgehend homogen beschriebenen

1

1 Die Begriffe Wirtschaftswissenschaften und Ökonomik werden in der vorliegenden Arbeit synonym verwendet.

5


Qualifiziert für die Zukunft?

Standardlehrbücher. Die Kritik reicht dabei

übertragen. Insofern wird in der vorliegenden

von Vorwürfen der theoretischen Einseitig­

Arbeit der zentralen Forschungsfrage nachge-

keit bis hin zu solchen der Indoktrina­ tion

gangen: Wie wirtschaftswissenschaftlich plural

(siehe 3.2).

und reflexiv ist die wirtschaftsjournalistische

Zusammenhang

In der vorliegenden Studie sollen die-

von Wirtschafts­

se beiden bisher meist getrennten Debatten

Die vorliegende Studie will einen Beitrag

wissenschaft und

zusammen­geführt werden, denn grundsätzlich

leisten, wirtschaftswissenschaftliche Plurali-

-journalismus

gilt zur Verbindung von Wirtschaftswissen-

tät im Wirtschaftsjournalismus als Qualitäts-

schaft und -journalismus: „Um eine unabhän-

kriterium zur Diskussion stellen. Dafür werden

gige Sicht auf ökonomische Vorgänge leisten

zunächst unterschiedliche wirtschaftsjourna-

zu können, ist ökonomisches Fachwissen uner-

listische Qualifizierungszugänge vorgestellt

lässlich“ (Otto und Köhler 2017b: 273). Es wird

(grundlegend siehe 4.1, detaillierter siehe 4.2)

weiterhin jedoch nicht nur begründet, dass,

und ihre Relevanz mittels vorliegender und er-

sondern auch welche ökonomischen Kennt-

gänzend eigener Forschung eingeordnet.

6

Qualifizierung in Deutschland?

nisse wirtschaftspolitische Journalist*innen

Hauptforschungsgegenstand dieser Stu-

(mindes­tens) benötigen, um der oben skiz-

die sind sodann die Lehrveranstaltungen

zierten Aufgabe der demokratischen Willens-

unter­schiedlicher Qualifizierungswege, die im

bildung auch bei wirtschaftlichen Themen

Hinblick auf ökonomische „Pluralität“ sowie

nachkommen zu können (siehe 3.3). Die Erfah-

journalistische und ökonomische „Reflexivi-

rung aus den Wirtschaftswissenschaften im

tät“ unter­sucht werden. Als Forschungsdesign

Zuge der Pluralismus-Debatte legt nahe, dass

(siehe Kapitel 5) werden für die Analyse der

es auch in der wirtschaftsjournalistischen Aus-

Pluralität zwei voneinander unabhängige Kate-

bildung auf die konkreten Inhalte ankommt.

gorisierungen verwendet um die Aussagekraft

So könnte ein Grund für die genannten Ver-

der Ergebnisse zu erhöhen, insgesamt wer-

säumnisse der wirtschaftspolitischen Bericht-

den dafür 303 Modulbeschreibungen mittels

erstattung darin liegen, dass Wirtschaftsjour-

Text-Mining-Methode analysiert. Zur Analyse

Wichtigkeit

nalist*innen während ihrer Qualifizierung (zu)

der Reflexivität werden die Beschreibungen

plural-

wenig Kenntnisse einer pluralen Ökonomik

nach fünf ökonomisch-reflexiven Fächern und

ökonomischer

vermittelt bekommen und sie sich in Bezug auf

zwei journalistisch-reflexiven Fächer durch-

Kenntnisse

die Wirtschaftswissenschaften nicht ausrei-

sucht und deren Umfang nach Relevanz ge-

chend reflexive Fähigkeiten aneignen können.

wichtet.

Die spätestens seit der Finanzkrise 2008 offen-

Die Frage nach wirtschaftswissenschaft-

baren Versäumnisse, blinde Flecken und Pro-

licher Pluralität in der wirtschaftsjournalis-

bleme einer zu einseitig ausgerichteten Wirt-

tischen Ausbildung ist so bisher noch nicht

schaftswissenschaft würden sich in diesem

aufgeworfen worden. Insofern wird mit der

Falle auch auf den (Wirtschafts-)Journalismus

vorliegenden Studie ein wichtiger blinder


Einleitung

Fleck thematisiert und eine Forschungslücke

mus für die eigentliche journalistische Praxis

Praxisrelevanz

angegangen, die sowohl für die (Wirtschafts-)

hoch relevant – insofern richtet sich die vor-

der Debatte

Journalistik und die wirtschaftsjournalistische

liegende Arbeit nicht nur an Qualifizierungs­

Qualifizierungspraxis bedeutsam ist, aber

institutionen, sondern explizit auch an Verla-

auch für die Pluralismus-Debatte innerhalb

ge, Redaktionen und (angehende) Wirtschafts-

der Wirtschaftswissenschaft neue Erkenntnis-

journalist*innen und lädt zur Auseinander-

se liefern will. Nicht zuletzt ist die Frage nach

setzung um einen vielfältigeren und pluralen

Perspektivenvielfalt im Wirtschaftsjournalis-

Wirtschaftsjournalismus ein.

7


Qualifiziert für die Zukunft?

2 Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung 2.1 Die gesellschaftliche Rolle des Wirtschaftsjournalismus

rer Rolle als (politische) Bürger*in, um sich mit den gesellschaftspolitischen Aspekten wirtschaftlicher Vorgänge auseinanderzusetzen

Wirtschaftsjournalismus erfüllt gesellschaft-

(Mast 2012b: 12, 159). Wirtschaftsjournalismus

lich bedeutsame Funktionen. Gerade in Zeiten

stellt insofern nicht nur theoretisch, sondern

Die Bedeutung

komplexer gesellschaftlicher Krisen steht er

auch faktisch eine zentrale Schnittstelle zwi-

des Wirtschafts­

vor der Aufgabe, multiperspektivisch zu be-

schen Wirtschaft(swissenschaft) und demo-

journalismus für

richten, Kritik und Kontrolle öffentlicher Ak-

kratischer Öffentlichkeit dar und kann somit

die Demokratie

teure auszuüben sowie als eines von mehre-

sowohl wissenschafts- und bildungs-, wie auch

ren Frühwarnsystemen vor (Finanz-)Krisen zu

wirtschaftspolitische Debatten beeinflussen

warnen (Arlt und Storz 2010a). Daneben fällt

oder kritisch reflektieren.

dem Wirtschaftsjournalismus die Aufgabe zu,

Dabei gibt es nicht den „einen“ Wirtschafts-

mit Hilfe von wirtschaftswissenschaftlichem

journalismus, sondern viele Facetten – von

Hintergrundwissen Themen richtig, verständ-

Unternehmensreports, über Verbraucher*in-

lich und vielfältig aufzubereiten und so Öffent-

nen- oder Finanzjournalismus bis hin zu wirt-

lichkeit herzustellen (Mast 2012: 56 f.; Otto

schaftspolitischem Journalismus (Moss 2009).

und Köhler 2017a). Nicht zuletzt unterstützt der

Letzterer steht in der vorliegenden Arbeit im

Wirtschaftsjournalismus durch eine kontrover-

Fokus, da dieser die Leser*innen am ehesten

se und multiperspektivische Berichterstattung

in ihrer umfassenden Rolle als demokratische

die Leser*innen in einer differenzierten Mei-

Bürger*Innen andressiert und sie nicht in ers-

nungsbildung und macht sie in ihrer Rolle als

ter Linie in ihren potentiellen Rollen als Inves-

demokratische Akteure handlungs- und ent-

tor*innen oder Konsument*innen anspricht.2

scheidungsfähig. Diese theoretische Bedeu-

Wirtschaftsjournalismus wird hier zudem we-

tung des Wirtschaftsjournalismus zeigt sich

niger darüber definiert, dass er im Ressort

in der Praxis daran, dass in der Bevölkerung

„Wirtschaft“ einer Redaktion produziert wird,

großes Interesse für wirtschaftspolitische

ausschlaggebend ist vielmehr der Gegen-

Themen vorhanden ist und diese Themen in

standsbereich. Diesen beschreiben Mast und

den letzten Jahren medial verstärkt behandelt

Spachmann wie folgt:

werden. Laut einer repräsentativen Umfrage inte­ressieren sich rund 86 % der Bevölkerung

„Wirtschaftsjournalismus ist derjenige

(sehr) stark für Wirtschaftsthemen. Drei Viertel

Bereich im Journalismus, der speziell Wirt-

nutzen Wirtschaftsjournalismus dabei in ihrer

schaftsthemen bearbeitet – oder auch ‚her-

Rolle als Verbraucher*in und knapp 70 % in ih-

stellt‘. Denn Journalisten greifen nicht nur

2 Da Kontextualisierung und Einordnung aber stets zum journalistischen Handwerk gehören, können viele der Argumente für eine größere Vielfalt der Perspektiven und Sichtweisen sicherlich auch auf andere Spielarten des Wirtschaftsjournalismus übertragen werden.

8


Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung

(passiv) auf vorgegebene Ereignisse zu. Sie

nicht eingelöst werden. Das zeigt sich nicht

erzeugen vielmehr aktiv Themen, indem

nur mit Blick auf die dominanten Themenset-

sie Ereignisse und Informationen nach ih-

zungen und deren Rahmung, sondern auch mit

ren eigenen – eben den journalistischen –

Blick auf eine mangelnde Kenntnis der Wirt-

Kriterien auswählen und nach bestimmten

schaftsjournalist*innen über vom Mainstream

Mustern aufbereiten“ (2014: 255).

abweichende Deutungsmuster und Zugänge innerhalb der Wirtschaftswissenschaft.

Zentrale (wirtschafts-)journalistischen Krite­ rien sind dabei etwa wirtschaftliche, intellektuelle und ideologische Unabhängigkeit. Gängige Deutungen oder gar Deutungsmonopole

2.2 Aktuelle Kritik am wirtschafts­ (politischen) Journalismus

sollten durch alternative Perspektiven in Frage

So zentral ein vielfältiges Verständnis von

gestellt werden (Müller 2017: 43 f.): „Domi­

Ökonomie insbesondere im wirtschaftspoliti-

nante ökonomische Narrative herauszufor-

schen Journalismus also für eine Gesellschaft

dern, gehört zu den originären Funktionen des

mit demokratischem Anspruch ist, aktuelle

wirtschaftspolitischen Journalismus“ (ebd.:

Forschungsarbeiten zeigen hier große Mängel

42). Weitere Qualitätsanforderungen sind

auf. Insbesondere sind dabei Krisendiskur-

beispielsweise „Aktualität, Vielfalt, Relevanz,

se sowie Gerechtigkeits- und Ungleichheits-

Akzeptanz, Richtigkeit, Verständlichkeit und

debatten zu nennen sowie eine Kritik an ei-

Rechtmäßigkeit“ (Otto und Köhler 2017a). In

ner einseitigen Fokussierung auf bestimmte

Zeiten, in denen mit Blick auf die gesamte Ge-

(männliche) Wirtschaftsexperten, mit häufig

sellschaft eine Krise der Demokratie diskutiert

relativ ähnlichen Hintergründen, die kaum ein

(Merkel 2016), gar von postdemokratischen

breites Spektrum wirtschaftspolitischer Posi-

Tendenzen gesprochen wird (Crouch 2008)

tionen vertreten.

und sich gesellschaftliche Polarisierungen ver-

Im Zuge der Finanzkrise 2007/2008 kom-

Wirtschaftsjour-

schärfen, ist von allen diesen Anforderungen

men beispielweise eine Reihe von Studien zu

nalismus in der

vor allem das Kriterium der Vielfalt besonders

dem Ergebnis, dass es dem Wirtschaftsjourna-

Finanzkrise

hervorzuheben. Mit dem Journalistik-Professor

lismus nicht gelang, die Rolle von zumindest ei-

2007/2008

Tanjev Schultz gesprochen: „Wissenschaft und

nem von mehreren Frühwarnsystemen auszu-

Wahrheitsorientierung zu verteidigen, kann

füllen (Arlt und Storz 2010a) oder während der

(…) nur im Modus eines aufgeklärten Zwei-

Krise ausgewogen zu berichten. Im Gegenteil:

felns und im Bewusstsein des Pluralismus in der Wissenschaft gelingen“ (2020: 97).

„Bis zum Bankrott von Lehman Brothers

Wie sich im Folgenden zeigen wird, kann

(15. September 2008) und weitere Tage da-

der Qualitätsanspruch der Vielfalt in wirt-

nach hat der größte Teil des Wirtschaftsjour-

schaftspolitischen Diskursen häufig jedoch

nalismus Hand in Hand und Mund an Mund

9


Qualifiziert für die Zukunft?

mit Wirtschaftsexperten und Politpromi-

mit vier bis fünf Prozent Rand­erscheinungen

nenz Leugnungs- und Beruhigungsrhetorik

darstellten. Die verwendeten Deutungsrahmen

produziert“ (Arlt und Storz 2010b: 36) .

interpretieren Geschehnisse und sind daher

3

per se nicht neutral, sondern politisch und Schiffrin (2015) fasst eine Reihe von Studien

können unbewusst Meinungen beeinflussen

zusammen und kommt zum Fazit,

(Wehling 2016: 17 f.). Zudem zeigte sich, dass sich einige Medien wechselseitig aneinander

„dass die Medien die Krise nicht kommen

orientierten – die Studien-Autor*innen kon­

sahen, die Rolle der Finanzinstitutionen,

statieren daher eine Themenhomogenität und

die die Krise verursachten, nicht vollständig

mangelnde Hintergrundberichterstattung.

abdeckten und es versäumten, alternative

Auch Pühringer und Hirte (2015) untersuch-

Lösungen zu präsentieren, um die Wirt-

ten mittels kritischer Diskursanalyse 1.300 Arti-

schaft wieder anzukurbeln und Arbeitsplät-

kel (3.000 Seiten) einflussreicher deutschspra-

ze zu schaffen, nachdem die Krise eingetre-

chiger Printmedien für den Zeitraum vom 1. Juli

ten war“ (ebd.: 648; eigene Übersetzung).

2008 bis 31. Dezember 2009 im Hinblick darauf, wie Ökonom*innen in diesen Medien die Finanz-

Einseitige

Es wird ebenso die Rolle des Wirtschaftsjour-

krise sprachlich darstellten. Hier wurden im We-

Krisendeutungen

nalismus bei der Deutung dieser und anderer

sentlichen fünf Deutungsrahmen gefunden, wo-

Krisen erforscht und kritisch nachvollzogen: So

bei zwei dominierten (ebd.: 20): Erstens wurde

identifizieren etwa Bach et al. (2012) in der Be-

die Finanzkrise als Krankheit gerahmt, was so-

richterstattung überregionaler Tageszeitungen

wohl den (Finanz-)Markt als auch die Wirtschaft

vom Herbst 2008 in 721 Beiträgen acht zentrale

als Ganzes „normalerweise“ als Robust und die

Deutungsrahmen der Finanzkrise: Während die

Finanzkrise als „außergewöhnliches Ereignis“

Interpretation der Krise als „Bedrohung“ mit

deutet (ebd.: 615). Zweitens wurde die Finanz-

37 % mit Abstand dominierte, folgte mit 17 % der

krise als Naturkatastrophe oder Militärangriff

Ruf nach „Regulierung“, während die Schwer-

interpretiert, was ebenfalls die Krise als außer-

punkte „Globalisierung“, „Gier“, „Solidarität“

gewöhnliches Ereignis „von außen“ – oder öko-

oder „Selbstbereinigung“ nur bei rund zehn

nomisch ausgedrückt – als „externen Schock“

Prozent lagen und Perspektiven, die „Komplexi­

interpretiert, statt die Problemursachen inner-

tät“ oder moralische Probleme zentral setzen

halb des Systems zu vermuten (ebd.: 616)5.

4

3 Zu einzelnen Wirtschaftsjournalist*innen, die vor der Krise gewarnt haben, siehe Arlt und Storz (2010a: 258 f.). Sie weisen zudem darauf hin, dass kritisches Wissen zwar vorhanden war, jedoch neben dem herrschenden Markt-­ Paradigma keine kritische Masse erreicht habe (ebd.: 265). 4 Im Original wird das Deutungsmuster „Moral-Hazard“ genannt, was mit „Gefahr für die Moral“ übersetzt werden könnte. 5 Die weniger dominanten Deutungsrahmen interpretierten die (Finanz-)Märke als empfindlichen Akteur, die Finanz­ krise als Unglück im wirtschaftlichen (bzw. ökonomischen) Spiel oder hoben hervor, dass ökonomisches Handeln eine spezifische Moralität/Verantwortung erfordere (ebd.: 617 f.).

10


Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung

„Diese Art der Rahmung bietet eine über-

inzwischen breiten öffentlichen sowie fach-

Journalistische

zeugende Erklärung für die Tatsache, dass

wissenschaftlichen Debatte um die Notwen-

Vielfalt angesichts

die Finanzkrise keine gravierenden Aus-

digkeit einer „Postwachstumsgesellschaft “

der Klimakrise

wirkungen auf das herrschende Paradig-

im Zuge der Klimakrise, spiegelt das kaum die

zentral

ma der Ökonomen hatte. Darüber hinaus

Vielfalt der Positionen wider, die gesellschaft-

erklärt sie auch, warum es nicht viel kri-

lich und wissenschaftlich debattiert wird und

tischen Diskurs über die Ökonomie und

folglich auch journalistisch aufgegriffen wer-

die Rolle der Ökonomen in diesem Bereich

den sollte.

gegeben hat“ (ebd.: 617, eigene Übersetzung).

7

Neben Forschungen in Bezug auf Krisendiskursen gibt es auch Untersuchungen in Bezug auf wirtschaftspolitische Themen: So unter-

Zahlreiche weitere Studien – ob zur Bericht-

suchten Theine und Grisold (2020) die Debatte

erstattung der Finanzkrise oder auch der

über Vermögens- und Erbschaftssteuern – die

anschließenden sog. griechischen Staats-

als maßgebliches Instrument im Kampf gegen

schuldenkrise bis hin zur aktuellen Corona-­

die steigende soziale Ungleichheit gesehen

Krise – kritisieren in ähnlicher Weise einsei-

werden – in sieben deutschen Tages- bzw.

tige Krisendeutungen . Relevant in Bezug auf

Wochenzeitungen zwischen den Jahren 2000

die Klimakrise (die treffender eigentlich als

und 2018 (ebd.: 32 f.). Es zeigte sich, dass das

ökologische Vielfachkrise bezeichnet werden

Thema Vermögens- und Erbschaftssteuer in

Vermögenssteuer –

müsste) ist die Arbeit von Knauß (2015), der

der Berichterstattung abgesehen von kurzen

kaum ein Thema

die (west)deutsche Wirtschaftspresse seit

Zeiträumen nur wenig vertreten ist: Insge-

dem Zweiten Weltkrieg untersucht und zu dem

samt in nur 0,2 bis 0,6 % aller Artikel (ebd.:

Schluss gelangt, dass – vermutlich mangels

59). Kommt das Thema doch einmal vor, liegt

ideengeschichtlichen und historischen Wis-

der inhaltliche Fokus überwiegend auf einer

sens – das Wachstumsparadigma weitgehend

(partei)politischen Ebene, während (polit)

unreflektiert verteidigt wird. Angesichts der

ökonomische Aspekte und gesell­schaftliche

6

6 Zur Finanzkrise beispielsweise Kutter (2013), Brait (2018), Mannheim (2011), für die USA etwa Schiffrin und Fagan (2013) oder für das Vereinigte Königreich Tambini (2010). Zur Griechenland-Krise 2015 siehe Otto et al. (2016). Im Zuge der aktuellen Corona-Krise gibt es erste mediale Diskursforschung und Diskussionen über die (einseitige) Deutung der Krise (z. B. Henning 2020; Fiedler 2020), jedoch noch nicht spezifisch für den Bereich des Wirtschaftsjournalismus. 7 Postwachstum oder Degrowth meint, vereinfacht gesagt, eine Kritik an der positiven Bewertung und Vorherrschaft des Wirtschaftswachstums. Diese Kritik wird einerseits mit verschiedenen Strängen anderer Gesellschaftskritiken verknüpft und bietet andererseits als explizit normatives Konzept Vorschläge und Visionen für eine sozial-ökologische Gesellschaft an (Schmelzer und Vetter 2019: 14 f.). Ein häufiges Missverständnis ist, dass es dabei um eine generelle Schrumpfung der Wirtschaft innerhalb der momentanen Strukturen geht. Stattdessen sollen jedoch strukturelle gesellschaftliche Veränderungen erreicht werden, die Wachstumsunabhängigkeit gewährleisten und ein „Gutes Leben“ für alle ermöglichen, insbesondere im Hinblick auf globale sozial-ökologische Gerechtigkeit (ebd.: 24 f.).

11


Qualifiziert für die Zukunft?

Hinter­ grundberichterstattung wenig thema-

journalismus im Hinblick auf ökonomische Ex-

tisiert werden (ebd.): So wird in den unter-

pert*innen und deren Positionen verdeutlichen

suchten Medien meist ein idealtypisches Bild

sollen:

von Unter­nehmen gezeichnet und es besteht

In einer Diskursanalyse der Berichter-

„eine klare Dominanz zur Unternehmensseite“

stattung über Sozial- und Wirtschaftspolitik

in der Beschreibung der Auswirkungen dieser

im SPIEGEL (1981 bis 2003) zeigt Wolter auf,

Steuern, während mögliche positive Wirkun-

„dass neoliberal gefärbte Medienbeiträge

gen entsprechender Reformen auf weniger

häufig Verweise auf akademische Experten

wohlhabende gesellschaftliche Gruppen so-

enthalten“ (Wolter 2016: 292, zum Neolibera­

wie Gerechtigkeits- und Ungleichheitsfragen

lismus-Begriff siehe auch den Infokasten

allgemein kaum zur Sprache kommen (ebd.:

unten). Dabei wird oftmals weder der Hinter-

42 f.). Zudem überwiegen bei den Akteuren,

grund der betreffenden ökonomischen Theo-

auf deren ökonomische Expertise sich gestützt

rieschule expliziert, noch der Name der betref-

wird, diejenigen, die einer Vermögens- oder

fenden Person genannt. Stattdessen werden

Erbschaftssteuer ablehnend gegenüberste-

an Autoritäten appellierende Formulierungen

hen (ebd.: 59). Weitere Studien beispielswei-

verwendet, wie beispielsweise „Wirtschafts-

se zur Berichterstattung über ökonomische

experten sind überzeugt“, „Experten schät-

Ungleichheit kommen zu ähnlichen Befunden

zen“ oder „,Ökonomen jedenfalls halten‘

einer mangelnden Perspektivenvielfalt (Bank

eine Kürzung der Sozialhilfe ,von mindestens

2017; Smith Ochoa 2020).

10 Prozent‘ für erforderlich“ (ebd.: 293). Wol-

Die bisher dargestellten Studien machen

ter stellt in seiner Untersuchung dabei einen

bereits deutlich, dass im wirtschaftspoliti-

dramatischen Anstieg der neoliberalen Artikel

schen Journalismus gerne auf die Einschätzung

fest: Während 1983 rund 14 % der untersuch-

Ökonom*innen

von Expert*innen zurückgegriffen wird. Dabei

ten Artikel als „neoliberal“ eingestuft wurden,

als neutrale

fehlt oftmals jedoch die kritische Betrachtung

waren es im Jahr 2002 rund 85 %, gegenteilig

„Expert*innen“

und Erläuterung der (theoretischen) Hinter-

sank der Anteil der „anti-neoliberalen“ Artikel

gründe der befragten Personen, die kaum ein

von rund 66 % (1983) auf knapp drei Prozent

breites Spektrum an Perspektiven und Theorie-

2002 (ebd.: 177). Wolter schlussfolgert da­raus:

ansätzen abbilden, während es gleichzeitig im

„Ganz gleich, welcher Generation sie angehö-

Allgemeinen eine starke Fokussierung auf pro-

ren: Journalisten, die über Wirtschaftspolitik

minente männliche Persönlichkeiten gibt . Im

schreiben, scheinen in der Regel unter merk-

Folgenden werden einige Studienergebnisse

lichem Einfluss bestimmter Theorieschulen zu

dargestellt, die den Status quo im Wirtschafts-

stehen“ (ebd.: 291).

8

8 Dies spiegelt teilweise die Situation in der akademischen Wirtschaftsforschung wider, wo Frauen ebenfalls generell unterrepräsentiert sind (siehe Women in European Economics 2020; für die USA: Bayer und Rouse 2016).

12


Bedeutung & Kritik wirtschaftspolitischer Berichterstattung

Zum Begriff des Neoliberalismus Der Begriff „Neo-Liberale“ geht ursprünglich auf eine Eigenbezeichnung von Intellektuellen zurück, die sich in Netzwerken wie der 1946 gegründeten Mont Pélerin Society und in Vorläufer-­Konferenzen für einen erneuerten wirtschaftlichen Liberalismus organisierten. Wichtige Vordenker waren z. B. Ludwig von Mises, Friedrich August von Hayek und Milton Friedman. Seit den 1970er Jahren wird „Neoliberalimus“ als Kritikbegriff gegen die von Vertreter*innen dieser Netzwerke vorangebrachten und befürworteten wirtschaftspolitischen Programme wie Privatisierung, Deregulierung, Freihandel und Sozialstaatsabbau verwendet. Der Begriff ist vielfältig und strittig: So beschreibt er darüber hinaus bestimmte Wirtschaftstheorien oder auch eine politische Erzählung, eine ökonomisierte Gesellschaftsform oder eine Form radikaler politischer Regulierung, mit dem Ziel die Interessen der Besitzenden gegen die Demokratie durchzusetzen (siehe z. B. Slobodian 2019). Teilweise wird alternativ auch von „Marktfundamentalismus“ gesprochen (Ötsch 2019).

Diese mangelnde Ausgewogenheit beim

Jahrzehnte hinweg der massenmediale Diskurs

Prägung des

Zitieren von Ökonom*innen kann für deutsche

von Ökonom*innen geprägt wurde, die etwa

Mediendiskurses

Medien grundsätzlich konstatiert werden: In

über neoliberale Thinktanks miteinander gut

durch (neoliberale)

einer großen angelegten Forschung zum „per-

vernetzt waren und sind (ebd.: 54).

Ökonom*innen

formativen Fußabdruck“ (ab 1954) und dabei

Auf Basis der Online-Datenbank Genios

auch zur medialen Präsens deutscher Öko-

zeigt eine weitere Studie, wie häufig 1.300

nom*innen zwischen 1947 bzw. 1948 und 1994

wichtige deutsche Ökonom*innen9 in 40 dort

im SPIEGEL und der ZEIT (Ötsch et al. 2018:

erfassten Printmedien zitiert wurden.

44; 47 f.) konnte die Dominanz einiger weniger (überwiegend männlicher) Ökonomen – auch

„Tatsächlich wurde die Mehrheit der Ökono-

speziell im Diskurs über die Finanzkrise – nach-

men in dem Zeitraum überhaupt nicht in den

gewiesen werden (Ötsch et al. 2018: 244 f.).

Print-Medien zitiert, was bedeutet, dass die-

Dabei zeigte sich insbesondere, dass über

se Wissenschaftler entweder von sich aus

9 Grundlage für die Bewertung der „Wichtigkeit“ war das Mitgliedsverzeichnis des Vereins für Sozialpolitik, Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Präsident*innen und Abteilungsleiter*innen der führenden Forschungsinstitute (Dullien 2008: 10).

13


Qualifiziert für die Zukunft?

auf Teilnahme an der öffentlichen Debatte

2018; D. Meier 2017; Wiberny 2020) und Bernd

verzichtet haben oder von der Presse aus-

Lucke (Rang 4 im Jahr 2020), Mitgründer der

geschlossen wurden“ (Dullien 2008: 10).

Partei Alternative für Deutschland (AfD), initiierte 2005 den „Hamburger Appell“, einen Auf-

Stattdessen gab es eine monopolartige Fixie-

ruf, der deutlich für neoliberale Wirtschafts­

rung auf die zwei Ökonomen Hans-Adalbert

politik plädierte. Frauen sind unter den ersten

Ökonomen-Medien-­

Rürup und Hans-Werner Sinn. Beide kommen

50 Rängen nur vereinzelt vertreten: Im Jahr

Rankings: Frauen

gemeinsam auf etwa die Summe an Zitatio-

2019 ist nur eine Frau dabei (Isabell Schnabel

kaum vertreten

nen wie die folgenden acht (!) Volkswirte zu-

Rang 17), im Jahr 2020 sind es vier (in den Rän-

sammen (ebd.: 11) . Auch im jährlichen F.A.Z-­

gen 30, 35, 36 und 50)12.

10

Ökonomen-Ranking (F.A.Z. 2019; 2020), das

Bei spezifischen Themen wie der Berichter-

Deutschlands einflussreichste Ökonom*innen

stattung über die Vermögens- und Erbschafts-

unter Beachtung der Medienzitate auflistet,

besteuerung zeigt sich zwar, dass durchaus

zeigt sich beispielsweise eine Fokussierung

auch Ökonomen (jedoch ebenfalls ausschließ-

auf einzelne prominente Ökonom*innen, da-

lich Männer) zu Wort kommen, die sonst selten

runter viele mit deutlich neoliberalem Hinter­

medial vertreten sind (Theine und Grisold 2020:

grund: So ist Clemens Fuest (Rang 1 2019 und

58), insbesondere der in diesem Themenfeld

2020) beispielsweise seit 2013 Mitglied des

prominente französischen Ökonom Thomas

neo­liberalen Thinktanks Kronberger Kreis

Piketty. Insgesamt ist die Verengung auf we-

(Stiftung Marktwirtschaft 2020) , Ferdinand

nige, neoliberale Ökonomen aber ein robuster

Dudenhöffer (Rang 2 in beiden Jahren) ist Lei-

Befund – und auch beim Thema Besteuerung

ter des CAR Center Automotive Research in

folgen auf den obersten Rängen nach Piketty

Duisburg und wird aufgrund seiner Positionen

mit Bert Rürup, Clemens Fuest und Hans-­Werner

medial auch als „Autopapst“ bezeichnet (Hoff

Sinn wieder bekannte Namen (ebd.: 57).

11

10 Rürup belegt in der Rangliste der einflussreichsten Ökonomen zwischen 1954 und 1994 Platz 7 (Ötsch et al. 2018: 55). Er war unter anderem zwischen 2000 und 2009 im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Bundesregierung (umgangssprachlich auch „Wirtschaftsweisen“ genannt) (Ehemalige Ratsmitglieder 2020) und ist beispielweise durch seine rentenpolitische Beratung bekannt (Stichwort „Rürup-Rente“, eine Form der privaten Altersvorsorge). Hans-Werner Sinn ist auf Platz 6 der medial einflussreichsten Ökonomen zwischen 1954 und 1994 (Ötsch et al. 2018: 55). Er war unter anderem von 1999 bis 2016 Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung. 11 Laut Ötsch et al. (2018: 57) spielt der Kronberger Kreis eine besondere Rolle darin, neoliberale (Ötsch verwendet den Begriff „marktfundamentale“) Ökonom*innen zu vernetzen (siehe auch ebd.: 219 f.). 12 Wobei es natürlich sein kann, dass sich Personen (ob mit männlichem oder weiblichem Namen) einem anderen Geschlecht zuordnen oder sich als divers verstehen. Im F.A.Z.-Ranking 2019 war im Übrigen eine eigene Kategorie „Ökonominnen“ abrufbar, vermutlich um Frauen sichtbarer zu machen, die allerdings im Jahr 2020 wieder abgeschafft wurde (F.A.Z. 2020).

14


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

3 Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

Neben medialen Eigenlogiken, beispielsweise

School of Economics, Professor Luis Garicano,

Das Versagen der

dem Anreiz sich aufgrund (zeit-)ökonomischen

der stellvertretend für seine Fachkolleg*innen

Mainstream-

Drucks auf prominente Wirtschaftsexpert*in-

ihrer Majestät erläutern sollte, warum kein*e

Ökonomik

nen und etablierte Institutionen zu beziehen

Ökonom*in die Krise habe kommen sehen.

in der Finanzkrise

anstatt nach Wissenschaftler*innen mit kon-

Die Antwort Garicanos machte deutlich, dass

trären Haltungen zu suchen (Hall et al. 2013:

die herrschende ökonomische Lehre in der Tat

61), liegt es nahe, auch die wirtschaftsjourna-

blind für die Möglichkeit einer Krise war und

listische Qualifizierung in den Blick zu nehmen,

man sich stattdessen gegenseitig darin bestä-

wenn nach Gründen für die oben dargestell-

tigte, dass alles in Ordnung ist: „In jeder Phase

ten Befunde der mangelnden Vielfalt im Wirt-

verließ sich jemand auf einen anderen und je-

schaftsjournalismus gefragt wird. Der Bezugs-

der dachte, er würde das Richtige tun“ (Pierce

disziplin der Wirtschaftswissenschaft kommt

2008, eigene Übersetzung).

dabei eine besonders zentrale Bedeutung zu.

Tatsächlich jedoch hatten mindestens

Um dies nachvollziehen zu können, wird im Fol-

zwölf Ökonomen*innen zwischen 2001 und

genden als Hintergrund für die vorliegende Stu-

2007 bereits deutlich vor der Krise gewarnt

die die bereits erwähnte Pluralismus-­Debatte

(eine Liste findet sich bei Bezemer 2009: 9),

in den Wirtschaftswissenschaften skizziert:

nur wurden sie nicht ernst genommen oder

Empirische Forschungen thematisieren eine

nicht beachtet. Dies lag daran, dass es – wie

theoretische, methodische und inhaltliche

im Wirtschaftsjournalismus auch – „die“ Wirt-

Engführung im VWL-Studium in Deutschland,

schaftswissenschaft nicht gibt, sondern eine

Untersuchungen zeigen Beeinflussungseffekte

Vielfalt unterschiedlicher Theorieschulen bzw.

auf Studierende im Studium und es wird die

Strömungen, von denen einige etablierter und

Konformität und die teilweise manipulative

weiter verbreitet sind als andere. Da die Wis-

lehrbücher Sprache ökonomischer Standard­

senschaftler*innen, die vor der Krise gewarnt

kritisiert.

hatten, nicht der dominanten Theorieschule in der Wirtschaftswissenschaft zugehörig wa-

3.1 Hintergrund: Die Pluralismus-­Debatte

ren, wurden sie weder von Fachkolleg*innen aus ebendieser Schule, noch von der Mehrheit der Wirtschaftsjournalist*innen ausreichend

Eine Krise als Katalysator:

gehört und ernstgenommen – obwohl ihre Er-

Einige historische Schlaglichter

gebnisse und Prognosen mitunter „treffender“

Die etablierte Wirtschaftswissenschaft steht

waren. Unter anderem an diesem Umstand

zunehmend in der Kritik, vor allem seit der

entzündete sich die Pluralismus-Debatte, in

Finanz­krise 2007/2008. Berühmt wurde in die-

welcher für vielfältigere Perspektiven in den

sem Zusammengang die Frage der britischen

Wirtschaftswissenschaften gestritten wird, da-

Queen an den Forschungsdirektor der London

mit Warnrufe nicht mehr missachtet werden,

15


Qualifiziert für die Zukunft?

nur, weil sie aus der „falschen“ Theorieschule

mehr theoretische und methodische Vielfalt,

stammen. Studentische Initiativen wie das

Interdisziplinarität in Lehre und Forschung und

Akteure der

bundesweite Netzwerk Plurale Ökonomik und

ein stärkerer Bezug zur Realität, insbesondere

Pluralismus-

seine Vorläufer in Deutschland oder die Inter­

eben zu gesellschaftlichen Krisen und deren

Debatte

national Student Initiative for Pluralism in Eco-

Lösungen. Nach der Finanzkrise 2008 erhiel-

nomics engagieren sich mit Aufrufen, Podien,

ten diese Anliegen erheblichen Auftritt und

Ringvorlesungen und Materialsammlungen

die Pluralismus-Debatte kam richtig in Fahrt.

schon seit rund zwei Jahrzehnten für mehr

Mittlerweile sind ihre Forderungen längst keine

Pluralität in der Ökonomik, unterstützt durch

Nische mehr und der innerwissenschaftliche

zahlreiche Lehrende und Professor*innen.

Streit schafft es immer wieder in die Öffentlich-

Kernforderungen sind dabei unter anderem

keit (siehe Infokasten).

Der Streit um wirtschaftspolitische Lehrstühle an der Universität zu Köln Eine für die wirtschaftsjournalistische Ausbildung relevante Diskussion entbrannte 2009 als an der Universität zu Köln (wo die Auszubildenden der Kölner Journalistenschule parallel studieren) Lehrstühle des Faches Wirtschaftspolitik durch makroökonomische Lehrstühle ersetzt werden sollten. 83 Professor*innen der Volkswirtschaftslehre veröffentlichten einen Aufruf, in dem sie „mit Sorge die zunehmenden Bestrebungen, die Lehre von der Wirtschaftspolitik an den Universitäten zurückzudrängen“ verfolgten (Aberle et al. 2009). Sie kritisierten unter anderem, dass Ökonom*innen sich aus der Wirklichkeit zurückzögen: „In der volkswirtschaftlichen Theorie herrscht die Tendenz vor, aus jeweils gewählten Annahmen logische Schlussfolgerungen abzuleiten. Das jeweilige Ergebnis ist bereits vollständig in den Annahmen enthalten“ (ebd). In einem Gegenmanifest im Handelsblatt konterten daraufhin 145 Ökonom*innen, ihre Kolleg*innen argumentierten „für eine Zementierung international nicht wettbewerbsfähiger Strukturen an deutschen VWL-Fakultäten“ (Adam 2009). Eine Mehrheit der VWL-Gebiete sei angewandt und würde theoretische und empirische Analysen sowie wirtschaftspolitische Implikationen beinhalten (ebd.). Rückblickend kommentierte Braunberger (2010) (Wirtschaftsjournalist der F.A.Z): „Bedroht sind nicht nur die wirtschaftspolitischen Lehrstühle, sondern auch Professuren für Methodenlehre, Finanzwissenschaft sowie Wirtschafts- und Dogmengeschichte, die den Neuerern lediglich als Orchideenfächer gelten, aber durchaus ihre Existenzberechtigung besitzen. Insofern kämpfen die Traditionalisten nicht nur direkt für den Erhalt eigenständiger wirtschaftspolitischer Professuren, sondern indirekt auch für die Bewahrung der Vielfalt in den Wirtschaftswissenschaften.“ 16


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

Verschiedene Studien unterstreichen heu-

Die zentralen Begrifflichkeiten der

te den Rückhalt für die Forderungen nach Per-

Pluralismus-­Debatte

spektivenvielfalt: Bei einer groß angelegte

Gängige Begrifflichkeiten, mit denen die Domi­

Befragung unter 920 Studierenden und Ab-

nanz von bestimmten theoretischen Strömun-

solvent*innen der Ökonomik aus 85 Ländern

gen kontrovers diskutiert wird, sind dabei

aller sechs Kontinente gaben 89,2 % an, Öko-

etwa Mainstream, Orthodoxie und Hetero­

nom*innen könnten durch einen Austausch

doxie (Colander et al. 2004: 490). Dabei wird

mit anderen Sozialwissenschaften besser auf

„Mainstream“ meist als Sammelbegriff für

Krisen reagieren (Hanney et al. 2020: 5). 64,5 %

jene Theo­rieschulen verwendet, die eine domi-

sehen ihre Kurse in Bezug auf bestimmte The-

nante Posi­tion in akademischen Institutionen

men, beispielsweise verschiedene Formen der

und in der Öffentlichkeit innehaben (ebd., der

Diskriminierungen, als systematisch (poli­

weniger bekannte Gegenbegriff „Sidestream“

tisch) voreingenommen an (ebd.: 12). Dass es

wird weiter unten erläutert). Unabhängig da-

im Hinblick auf Ungleichheiten tatsächlich eine

von wird eine Theorieschule als „orthodox“

Schieflage gibt, zeigt eine weitere Studie: Von

bezeichnet, um sie (als tendenziell starr und

500 Ökonom*innen in 38 Ländern, unterrich-

dogmatisch) zu kritisieren. „Heterodox“ oder

ten Ökonom*innen die zu den herrschenden

„plural“ als Gegenbegriffe zu orthodox be-

Theorie­schulen gezählt werden nur zu 38 %

zeichnen diejenigen Strömungen, die weni-

Kurse, die rassistische Ungleichheit oder die

ger wirkmächtig im Diskurs vertreten sind.

Rolle des europäischen Kolonialismus bei wirt-

Die unterschiedlichen Strömungen der Öko-

schaftlichen Ergebnissen thematisieren. Öko-

nomik verwenden dabei teilweise nicht nur

nom*innen anderer Theorieschulen greifen

verschiedene Methoden und unterscheiden

diese Themen zu 87 % aus unterschiedlichen

sich im Hinblick auf die Schwerpunkte ihres

Blickwinkeln auf (Kvangraven und Kesar 2020).

Untersuchungsgegenstandes, sondern betrei-

Im Jahr 2020 ist der Pluralismus-­Diskurs zudem

ben Wissenschaft mitunter auch ganz grund­

auch in der Klimabewegung angekommen, da

legend aus unterschiedlichen erkenntnistheo-

sich die Stimmen unter den Ökonom*innen

retischen Annahmen oder Weltbildern heraus.

mehren, die Reformen in der VWL als Voraus-

Abbildung 1 zeigt beispielhaft, wie sich eine

setzung für einen Beitrag der Ökonomik zur

Vielzahl ökonomischer Schulen schon darin

Lösung der Klima­krise begreifen. So riefen etwa

unterscheiden, was sie als zen­trales ökono-

die deutschsprachigen Economists4Future,

misches Problemfeld identifizieren. Wie genau

unter­stützt von 43 Bildungsinstitutionen, zu ei-

diese Schulen nun den Begriffen Mainstream,

ner Reform der ökonomischen Bildung auf und

Sidestream, Orthodoxie und Heterodoxie zuge-

Die Neoklassik

begründeten das unter anderem damit, dass

ordnet werden, ist nicht unumstritten (siehe

als dominante

Studierende durch die Einseitigkeit der gelehr-

unten). Klar ist jedoch, dass die Theorieschule

Strömung

ten Inhalte bisher „daran gehindert [werden],

der „Neoklassik“ (bzw. ihre grund­legenden

in der Ökonomik

reale wirtschaftliche Probleme verstehen und

Annahmen, Definitionen und Normen) der-

bewältigen zu lernen“ (Econ4Future 2020).

zeit eine der dominantesten Strömungen und

17


Qualifiziert für die Zukunft?

daher meist (mit)gemeint ist, wenn an Main-

genstandsbereich definieren. So wird häufig

stream und Orthodoxie Kritik geübt wird (zur

auf die Definition nach Lionel Robbins aus dem

Definition der Neoklassik, siehe unten). Die

Jahr 1932 zurückgegriffen, die die Wirtschafts­

marxistischen, feministischen oder auch post­

wissenschaft unter der Annahmen unersätt­

keynesianischen Theorien werden hingegen

licher Bedürfnisse des Menschen auf die Unter­

meist zur Heterodoxie gezählt.

suchung des menschlichen Verhaltens als ein

Die fundamentalen Unterschiede der Strö­

Verhältnis zwischen Zwecken und knappen

mungen auf begrifflicher, theoretischer und

Mitteln beschränkt (Robbins 1945: 16). Man­

methodischer Ebene können zu grundlegen­

che Ökonom*innen, die sich stolz als „ökono­

Kontroversen der

den Kontroversen, mitunter zu vollkommen

mische Imperialisten“ bezeichnen, definieren

unterschiedlichen

konträren wirtschaftspolitischen Positionen

die Wirtschaftswissenschaft sogar ausschließ­

Theorie-

und Empfehlungen führen. Es gibt kaum eine

lich über diese ökonomische Methode der

Strömungen

Frage, die in der Wirtschaftswissenschaft nicht

Zweck-Mittel-Kalkulation. Sie meinen, es ließe

strittig ist – selbst bei der bloßen Definition

sich damit alles menschliche Verhalten, auch

von Wirtschaft oder Wirtschaftswissenschaft

Bereiche außerhalb der Ökonomie, besser er­

gibt es keinen Konsens. Beispielhaft gezeigt

klären als durch andere Sozialwissenschaften

werden kann dies daran, dass manche Wissen­

wie die Soziologie oder die Psychologie (sie­

schaftler*innen die Wirtschaftswissenschaft

he Becker 1990; Becker 2010, kritisch dazu:

über ihre Methode, andere sie über ihren Ge­

Graupe 2014). Wird die Wirtschaftswissen­

Abbildung 1

Ökonomische Theorieschulen nach zentralen Problemfeldern

Quelle: Mirko von Gizycki für exploring-economics.org, 2021.

18


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

schaft hingegen über den Gegenstands­bereich

(Becken­bach et al. 2016: 32) und mehr Plura-

Erkenntnisgewinn

definiert, werden diejenigen Institutionen,

lismus folglich zu mehr Erkenntnissen führe

durch Pluralität

Ressourcen und Aktivitäten in den Blick ge-

(Grimm et al. 2014) .

nommen, die in einer Gesellschaft die mate­

14

Allerdings gibt es in der Pluralismus-­

rielle Produk­ tion und Reproduktion sichern

Debatte vor allem zwei strittige Punkte, die

(Hedtke 2016: 2). Dieser Ansatz erlaubt es,

hervorgehoben werden müssen, um Missver-

auch vielfältige Sichtweisen einzubeziehen,

ständnisse vorzubeugen und die Komplexität

da auf die inte­ressierenden Faktoren (Institu­

der Debatte nachvollziehen zu können: Ers-

tionen, Akteure, Aktivitäten usw.) unter ande-

tens gibt es unterschiedliche Verständnisse

rem aus psychologischer, soziologischer oder

lismus überhaupt meint. davon, was Plura­

ökologischer Perspektive geschaut werden

Verteidiger*innen des Status quo verweisen

kann (siehe Abbildungen 2 und 3).

oft darauf, dass die Methoden und Theorien

13

Der Pluralismus-Diskurs in der Wirtschafts-

inner­halb des Mainstreams sehr vielfältig

wissenschaft erhebt somit eine bildungs-

seien und sich seit der Finanzkrise weiterent­

politische Forderung nach mehr Theorie-,

wickelt haben (z. B. Bachmann 2017)15. Um die-

Methoden- und Disziplinenvielfalt (Thieme

ser Entwicklungen Rechnung zu tragen, be-

2019: 261). Zugleich führt er aber auch eine

ginnt sich der Begriff „pluraler Main­stream“

wissenschafts­politische Kritik an der Ausgren-

zu etablieren (Cedrini/Fontana 2018). Dieser

zung hete­rodoxer Ansätze an. Diese margi-

Term macht deutlich, dass mit dem Main­

nalisierten Strömungen müssten schlicht als

stream zwar weiterhin andere Grundannah-

ein Gebot der Wissenschaftlichkeit im Diskurs

men als bei heterodoxen Ansätzen verbunden

stärker inte­ griert werden (Heise 2016: 30).

sind, nichtsdestotrotz aber auch innerhalb

Plural oder

Schließlich argumentieren erkenntnistheore-

des Mainstreams andere (auch progressi-

nicht plural?

tische Begründungen, dass sich über sozia­le

ve) Themenschwerpunkte als üblich gesetzt

Sachverhalte nur mittels einer Vielfalt an

werden können16. Kritiker*innen halten dem

Konzepten und Methoden verständigen ließe

jedoch entgegen, dass sich Pluralität eben

13 Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich der Makroökonomie: Vertreter*innen der Modern Monetary Theory kritisieren, dass grundlegende Beschreibungen, wie etwa in unserem Wirtschaftssystem Geld geschöpft wird, in makroökonomischen Lehrbüchern schlicht falsch sind und auch in der medialen Öffentlichkeit hartnäckig falsch reproduziert werden (Höfgen 2020). Insofern heißt Pluralität nicht nur eine Vielfalt an Perspektiven zuzulassen, sondern kann auch schlicht bedeuten, Irrtümer kenntlich zu machen bzw. Behauptungen zur Diskussion zu stellen. 14 Für weitere aktuelle Publikationen zu Perspektiven einer Pluralen Ökonomik siehe beispielweise Petersen et al. (2019) oder Fridrich et al. (2020). 15 Pluralismus-Verfechter*innen sehen sich umgekehrt teilweise dem Vorwurf ausgesetzt, ihr Wissenschaftsverständnis sei zu normativ und politisch (z. B. Strohschneider 2014). Konzeptionen einer transformativen Wirtschaftswissenschaft versuchen hier deutlich zu machen, dass Wissenschaft nie wertfrei ist, aber diese Bezüge reflektieren und transparent machen kann und sich an Zielen einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung orientieren sollte (Pfriem et al. 2017). 16 Ein Beispiel wären die Forschungen des französischen Ökonomen Thomas Piketty zu Vermögensungleichheit (Theine und Grisold 2020: 32). Obwohl in der Mainstream Methodik und Theorie verhaftet, bearbeitet Piketty ein für Mainstream-Ökonom*innen unübliches Thema.

19


Qualifiziert für die Zukunft?

Abbildung 2

Veranschaulichung des „ökonomischen Imperialismus“

Bildung …

Journalismus

Familie

Ökonomisches Denken (wirtsch.wissensch. Mainstream/ Orthodoxie)

Gesundheit

Nachhaltig­keit

Wirtschaft Klimakrise

Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 3

Definition von Wirtschaft(swissenschaften) über Gegenstandsbereiche

Psychologie Politische Ökonomie

Ökonomischer Mainstream

Wirtschaft Nachhaltigkeit Bildung …

Soziologie der Wirtschaft

Keynesianismus

Feministische Ökonomik Ökologische Ökonomik

Quelle: Eigene Darstellung.

20


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

gerade nicht lediglich an einer Vielzahl an Me-

streitenden wissenschaftlichen Paradigmen

Pluralität heißt:

thoden und Theorien erschöpft, sondern eine

gegeben sein müssen (Heise 2016: 29, zum

paradigmatische

Vielfalt an Erkenntniszugängen und wider-

Paradigma-­Begriff siehe Infokasten).

Vielfalt

Der Begriff des „Paradigma“ in der Wissenschaft „Paradigma“ meint eine grundsätzliche Denkweise, ein Erklärmodell oder auch eine Weltanschauung. Der Begriff wurde vor allem durch den Wissenschaftsphilosophen Thomas S. Kuhn in seinem 1962 erstmal erschienenen Werk „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ geprägt. Für Kuhn vollzieht sich wissenschaftlicher Fortschritt nicht linear als Anhäufung von „immer mehr“ Erkenntnis, sondern in revolutionären Prozessen, in sogenannten Paradigmenwechseln (Kuhn 1976: 2). Verkürzt gesagt geht Kuhn davon aus, dass Wissenschaften ein Paradigma ausbilden, d. h. ein disziplinäres System, das auch als „ganze Konstellation von Meinungen, Werten, Methoden usw., die von den Mitgliedern einer gegebenen Gemeinschaft geteilt werden“ (ebd. S. 186) beschrieben wird oder als „Musterbeispiele“, die explizite Regeln der Wissenschaft ersetzen können (ebd.: 186). Innerhalb dieses Paradigmas kommt es dann in der Tat zur Anhäufung von immer mehr aufeinander aufbauendem Wissen. Dem herrschenden Paradigma widersprechende Phänomene werden allerdings nicht wahr­genommen und Kritik am Paradigma zurückgewiesen, bis es durch eine Krise und dem Auftreten eines neuen Paradigmas durch andere Wissenschaftler*innen zu einem „Paradigmenwechsel“ kommen kann (z. B. ebd.: 90 f.). Das neue Paradigma ermöglicht dann meist die Erklärung einiger der Phänomene, welche das alte Paradigma nicht (oder nicht gut) lösen oder gar erkennen konnte, hat dafür aber eigene blinde Flecken – von einem zum anderen Paradigma kann man also nicht per se einfach von einem „Erkenntnisfortschritt“ sprechen. Eine Schwierigkeit im Dialog zwischen unterschiedlichen Paradigmen ist nun, dass Wissenschaftler*innen wie in unterschiedlichen Welten arbeiten, da sie von grundsätzlich verschiedenen Normen, Begriffsdefinitionen und Theorien ausgehen (ebd.: 160). Diskussionen über „richtig“ und „falsch“, „wahr“ oder „unwahr“ sind zwischen verschiedenen Paradigmen daher meist nur sehr schwer möglich. Ein berühmtes Beispiel für einen Paradigmenwechsel ist die kopernikanische Revolution, in welcher die Vorstellung der Erde als ruhender Mittelpunkt des Universums durch das heliozentrische Weltbild ersetzt wurde, das die Sonne in den Mittelpunkt rückt. Andere wissenschaftstheoretische Ansätze, die der Grundidee der Paradigmen nicht unähnlich sind, sind beispielweise der „Denkstil“ bei Ludwig Fleck (1980), die „Forschungsprogramme“ bei Imre Lakatos (1974) oder die „Denkmodelle“ bei Karl-Heinz Brodbeck (1996). 21


Qualifiziert für die Zukunft?

Ergänzung

Während beispielsweise die einen die

Diskussion, welche wirtschaftswissenschaft­

oder Teil des

Verhaltensökonomik als empirisch fundierte

lichen Strömungen, Annahmen oder Methoden

Mainstreams?

Antwort auf den Vorwurf der Realitätsferne

als mainstream, orthodox oder heterodox zu

abstrakt-mathematischer Modellierungen in

charakterisieren sind, kann hier jedoch nicht

der herrschenden Lehre betrachten (z. B. Wei-

vertieft nachgezeichnet werden, da dies stark

mann 2015), sehen andere dieselbe ratio­nal-

kontrovers diskutierte wissenschaftstheoreti-

berechnende Logik am Werk wie im Main­stream

sche und -politische sowie erkenntnistheoreti-

sonst auch (Graupe 2020: 11). Vereinfacht kann

sche Fragen berührt18.

jedoch gesagt werden, dass Vertreter*innen des Mainstreams die Ökonomik häufig als

Die zentralen Begrifflichkeiten

Natur­wissenschaft begreifen, Verfechter*in-

der vorliegenden Studie

nen für mehr Pluralismus die Ökonomik in der

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird auf

Regel jedoch als Sozialwissenschaft verstehen

die Klassifizierung der Econ-Plus-Studie von

(z. B. Beckenbach et al. 2016: 32).

Beckenbach et al. (2016) zurückgegriffen, da

Die zweite Schwierigkeit in der Pluralis-

diese für das Forschungsdesign der vorliegen-

mus-Debatte ist das erwähnte Problem, dass

den Studie die konkrete empirische Analyse

es keinen Konsens gibt, wie wirtschaftswis-

von Materialien ermöglicht und die Klassifi-

senschaftliche Strömungen unterschieden

zierung fundiert hergeleitet wurde (für mehr

oder klassifiziert werden sollen. Wie bereits

Informationen zur Econ-Plus-Studie siehe den

angedeutet, können Strömungen nach ihrer

Exkurs am Ende des Kapitels).

Dominanz im Diskurs oder aber grundlegen-

In der groß angelegten Econ-Plus-Studie

Kontroversen

der nach bestimmten Annahmen, Konzepten

wurden zwei unterschiedliche Kategorisierun-

bei der

oder Methoden gruppiert und unterschieden

gen zur Vermessung des Feldes der wirtschafts-

Kategorisierung

werden: Beispielweise können „formal-mathe-

wissenschaftlichen Theorieschulen erarbeitet:

matische“ Theorieschulen von „sozialwissen-

Die erste Klassifizierung zielte darauf ab, zwi-

schaftlichen“ Theorieschulen abgegrenzt (Thie-

schen dominierenden und marginalisierten

me 2019: 266) oder bestimmte Ausrichtungen

Theorieschulen und ihren Begrifflichkeiten,

innerhalb von Theorieschulen als „marktfun-

Annahmen usw. zu unterscheiden. Dazu wur-

damental“ (Ötsch 2019) kritisiert werden . Die

den 580 Wirtschaftswissenschaftler*innen (die

17

17 Da sich mechanistische oder marktfundamentale Strömungen sowohl in mainstreamen als auch in heterodoxen Theorieschulen finden lassen, kann auch von wirtschaftswissenschaftlichen Metaparadigmen gesprochen werden (Heller/Sagvosdkin 2020). 18 Für eine Diskussion des Pluralismus-Begriffs und zur Klassifizierungen in der Wirtschaftswissenschaft siehe etwa Hirte und Thieme (2013), Quaas (2014), Heise und Thieme (2015) und Heise (2016). Ein weiterer Punkt, der in der vorliegenden Studie unberührt bleiben muss, ist die Frage, wie es überhaupt zur Dominanz der Neoklassik kam, obwohl deren Theoriegebäude so offensichtliche Probleme hat. Heise et al. (2017: 5) weisen darauf hin, dass mitunter das Fehlen von Pluralität selbst mit einer neoklassisch-neoliberalen Logik gerechtfertigt wird, mit dem Argument, „dass allein der Wissenschafts-Markt über die Existenzberechtigung von Theorien und Paradigmen entscheidet“. Dadurch wird auch in dieser Frage von Interessen, Machtbeziehungen und politischen Faktoren vollständig abstrahiert.

22


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

meisten Inhaber*innen von VWL-Lehrstühlen

Bestandteile der Neoklassik darstellen (siehe

an deutschen Universitäten, aber teilweise

Abbildung 4).

auch wissenschaftliche Mitarbeitende und

Als Sidestream wurden im Gegenzug eben-

Privat­ dozierende) danach gefragt, welche

falls bestimmte Theorieströmungen angesehen

ökonomischen

Theo­rien, Begriffe, Methoden und Annahmen

(wie die „Komplexitäts“-, „Institutions“- oder

„Sidestreams“

zurzeit dem Mainstream der ökonomischen

„Evolutionsökonomik“), darüber hinaus nann-

Wissenschaft zuzuordnen sind und welche

ten die Befragten aber auch methodische An-

nicht, letztere wurden Sidestream genannt

sätze (wie die „experimentelle Forschung“) und

(ebd.: 134). Als Mainstream definierten die

bestimmte Begrifflichkeiten („Ethik“) die sie in

befragten Ökonom*innen dabei zum einen

der aktuellen Wissenschaft als marginalisiert

die bereits erwähnte Theorieschule der Neo-

ansahen (siehe Abbildung 5). Der Vorteil die-

klassik, nannten aber auch konkrete Konzepte

ser Klassifizierung liegt nun darin, dass sie die

(wie den „Homo Oeconomicus“) oder Begriff-

Meinung vieler Fachexpert*innen im Feld der

lichkeiten (wie „Ratio­nalität“), die wichtige

Wirtschaftswissenschaften abbildet (ebd.: 135).

Beispiele des

Abbildung 4

Charakterisierung des „Mainstreams“ Häufigkeit der Nennungen von Mainstreambegriffen 0 Homo Oeconomicus Rationalität Gleichgewicht Maximierung Neoklassik Verhaltensökonomik Optimierung Methodologischer Individualismus Nutzentheorie Anreiz Marginalanalyse Institutionenökonomik Effizienz Emp. Fundierung Marktversagen Ökonometrie Spieltheorie Keynes Statistik Präferenz

20

40

60

80

100

120

140

110 91 63 51 38 37 28 25 25 23 23 22 21 20 19 16 16 16 14 13 Quelle: Beckenbach et al. 2016: 88.

23


Qualifiziert für die Zukunft?

Einigkeit über

Dies kann aber auch als Nachteil gedeutet

se können durchaus andere Wahrnehmungen

mangelnde

werden: Zwar teilten die meisten die Auffas-

darüber haben, welche Theorieschulen, Begrif-

Pluralität

sung der mangelnden Pluralität und führten

fe usw. zurzeit häufiger oder seltener zum Zuge

oftmals zeitliche oder strukturelle Gründe an,

kommen. Dieser Nachteil zeigt sich auch darin,

warum sie nicht selbst pluraler lehren könnten

dass die Unterscheidung Mainstream/Side­

(siehe Exkurs unten). Gleichzeitig ist fraglich,

stream nicht eindeutig ist, da es Begriffe gibt,

wie weit die Kenntnis der marginalisierten Theo­

die von den Befragten sowohl dem Mainstream

rieströmungen bei den Befragten tatsächlich

als auch dem Sidestream zugeordnet wurden

reichen, um sie fundiert benennen zu können,

(z. B. „Verhaltensökonomik“ oder „Keynes“,

wenn sie diese in der Lehre kaum aufgreifen.

siehe Abbildung 4 und 5 sowie ebd.: 135).

Nachteilig ist außerdem die mangelnde

Die zweite Klassifizierung (also die Unter-

theoretische und somit inhaltliche Fundierung

scheidung zwischen orthodox und heterodox)

dieser Klassifizierung (ebd.: 135), welche ja auf

setzt genau an diesem Kritikpunkt an: Sie geht

Einschätzungen der Befragten beruht – und die-

nicht mittels einer Befragung vor, die erhebt,

Abbildung 5

Charakterisierung des „Sidestreams“ Häufigkeit der Nennungen von Sidestreambegriffen 0 Verhaltensökonomik Erweiterung andere Wissenschaften Beschränkte Rationälität Theoriegeschichte Institutionenökonomik Komplexitätsökonomik Psychologie Ethik Evolutionsökonomik Erweiterung andere Methoden Alternative Marx Soziologie Österreichische Schule Agentenbasierte Modellierung Alternative Ansätze Präferenzausbildung Normen Evolution (Andere) Experimentelle Forschung Keynes

20

40

60

80

100

120

140

84 33 28 27 24 23 18 18 17 16 15 15 13 13 12 11 11 10 10 10 Quelle: Beckenbach et al. 2016: 92.

24


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

was andere als dominierende Theorieschu-

also alle gesellschaftlichen Geschehnisse

le wahrnehmen und leitet daraus inhaltliche

auf individuelles Handeln zurückgeführt

Punkte ab, sondern beginnt mit der theoreti-

(Neck 2018: 3), beispielsweise auch die

schen Herleitung. Zunächst wird die Schule

Ungleichverteilung der Vermögen oder die

der Neoklassik theoriebasiert charakterisiert

Arbeitslosenzahlen einer Gesellschaft.

und deren zentrale Merkmale als orthodox

Die Erklärungsmethode bedient sich dabei

definiert, während die Negationen dieser

mathematischer Modellierungen. Zum Bei-

Merkmale – sowie die auf diesen Negationen

spiel wird das Angebot-Nachfrage-­Dia­gramm

aufbauenden Theorieschulen – als heterodox

aus der Allgemeinen Gleichgewichtstheorie

bezeichnet werden.

dabei meist standardmäßig in Einführungs-

Als zentrale Merkmale der neoklassischen

kursen vermittelt und stellt – oftmals still-

Theorieschule – und damit als Grundlage für

schweigend – ein Modell „vollkommener

die Definition orthodoxer Ökonomik in der vor-

Konkurrenz“ dar20.

liegenden Arbeit – werden dabei unter anderem die Folgenden angenommen : 19

Es wird angenommen, dass ökonomische

Der Mensch

Akteur*innen prinzipiell rational und be-

als Nutzen-

wusst bei der Auswahl zwischen bestimm-

maximierer*in

Ökonomik wird als Zuordnung und Vertei-

ten Zielen handeln. Dies können Entschei-

lung knapper Ressourcen definiert, da der

dungen zwischen einzelnen Güter sein

Ausgangspunkt der Ökonomik in dieser

(bspw. die Frage, ob man Schokoladen-

Sichtweise stets das Individuum ist, wel-

oder Erdbeereis bevorzugt), aber auch grö-

chem unbegrenzte Bedürfnisse in einer Welt

ßere „Ziele“ (z. B. die Abwägung, ob hohes

begrenzter Ressourcen unterstellt werden.

Einkommen oder materielle Sicherheit vor-

Die zentrale ökonomische Frage ist für die

zuziehen sind). Dabei unterstellt die Neo-

Neoklassik also die der Verteilung knapper

klassik, dass die Akteur*innen diese Ziele

Ressourcen (siehe auch Abbildung 1).

in eine feststehende „innere“ Reihenfolge

Die Erklärungsmethode erfolgt im Sinne ei-

(„Präferenzordnung“) gebracht haben, die

Methodologischer

nes „methodologischen Individualismus“:

sich im Prozess der Entscheidung nicht

Individualismus

Das bedeutet, dass soziale Phänomene

mehr ändert und dass sie stets die maxi-

stets durch die Motivation und das Verhalten

male Erreichung dieser Ziele anstreben: Der

isolierter Individuen betrachtet und erklärt

Mensch wird als „Homo Oeconomicus“, als

werden. Letztlich werden in der Neoklassik

„Nutzenmaximierer“, modelliert.

19 Vereinfacht zusammengefasst, basierend auf Beckenbach et al. (2016: 55 f.). Ein Überblick zu verschiedenen Verständnissen und Definitionen der Neoklassik findet sich auf der Lernplattform Exploring Economics (Boerger et al. 2016). 20 Das Modell dürfte als spezifisches Modell also nur für Phänomene heranzogen werden, in denen vollkommenen Konkurrenz herrscht, wofür es empirisch kaum Anwendungsfälle gibt. Statt dessen wird es oftmals sowohl herangezogen, um unterschiedliche Märkte zu erklären, als auch, um „die Marktwirtschaft“ oder „den Markt“ zu erklären, was selbst innerhalb der neoklassischen Logik inkonsistent ist (siehe ausführlich Ötsch 2019: 172 f.).

25


Qualifiziert für die Zukunft?

Die Rahmenbedingungen, die die Hand-

Entwicklung der Arbeitslosenzahlen hier also

lungsmöglichkeiten der Akteur*innen be-

nicht auf das Verhalten von Einzelnen zurück-

schränken, zum Beispiel ihr Einkommen,

geführt, sondern auf die gesamtwirtschaftliche

werden in der Neoklassik als gegeben be-

Nachfrage. Die marxistische Ökonomie wiede-

trachtet und haben keinen Einfluss auf die

rum verwendet zusätzlich häufig historische

Auswahl der Akteur*innen zwischen den

Analysen anstatt mathematischer Modellierun-

verschiedenen Zielen.

gen als Erklärungsmethode. Von der neoklassi-

Schließlich geht die Neoklassik davon aus,

schen Grundannahme der durchgängig rational

dass es in der Interaktion der Akteur*innen

handelnden und von ihrem Kontext unabhän-

stets zu einem Gleichgewicht der optima-

gigen Akteur*innen weicht schließlich eine

len Verteilung der Güter kommen kann,

Vielzahl von Theorieschulen ab, unter anderem

in welchem alle beteiligten Akteur*innen

auch die Komplexitätsökonomik. Schließlich

bestmöglich dastehen. Die Interaktion wird

stellt die feministische Ökonomik die soge-

somit stets aus der Perspektive des Gleich-

nannte Care- oder Sorgearbeit ins Zentrum und

gewichts untersucht.

nimmt unbezahlte, nicht-marktwirtschaftlich vermittelte Teile der Wirtschaft und die Rolle

Heterodoxe

Als „heterodox“ werden im Folgenden also alle

von Geschlechtervorstellungen bei ökonomi-

ökonomische

Theorieschulen bezeichnet, die von einigen oder

schen Phänomenen in den Blick (Urban und

Strömungen

allen der oben genannten Punkte abweichen.

Pürckhauer 2016).

Solche „nicht-neoklassischen“ Strömungen in

Ähnlich wie die Kategorie Sidestream be-

der Ökonomik sind nach dieser Lesart zum Bei-

schreibt der Begriff Heterodoxie also kein zu-

spiel der Post-Keynesianismus, der Marxismus,

sammenhängendes Konzept, sondern ist eine

die Komplexitätsökonomik oder die feministi-

bunte Mischung sehr unterschiedlicher Ansät-

sche Ökonomik (ebd.: 135 f.). Wie Abbildung 1

ze und Theorieschulen, die oftmals nicht mehr

zeigt, sind für diese vier Theo­rieschulen eher

gemeinsam haben als die Ablehnung der star-

„Unsicherheit“, „Wandel“ oder „Herrschaft“

ren theoretischen und methodischen Grund­

zentrale ökonomische Frage­stellungen, weni-

annahmen der Neoklassik. Wie in der Econ-

ger die „Knappheit“, die die Neoklassik zum

Plus-Studie auch, werden in der vorliegenden

Ausgangspunkt ihrer Überlegungen macht. Als

Arbeit beide Klassifizierungen zur Anwendung

Methode zur Erklärung wirtschaftlicher Bege-

kommen, um eine breitestmögliche Akzeptanz

benheiten greift beispielsweise die postkey-

der Ergebnisse zu erlangen.

nesianische Ökonomie auf den „methodologi-

26

Nach diesem Überblick zur Pluralismus-­

schen Holismus“ zurück, der Phänomene durch

Debatte folgt nun zunächst ein Exkurs zur Econ-

das Handeln von Kollektiven erklärt (Aboobaker

Plus-Studie, auf deren Forschungsinstrumenta-

et al. 2016). Anders als die Neoklassik, wird die

rium die vorliegende Arbeit wesentlich aufbaut


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

und die zeigt, dass die Wirtschaftswissenschaften in Deutschland zurzeit wenig plural aufge-

Die zentralen Ergebnisse der Befragung lauten:21

stellt sind. Anschließend werden im nächsten

Die große Mehrheit der befragten Öko-

Unterkapitel einige Stränge der empirischen

nom*innen (72 %) sind der Auffassung,

Pluralismus-Forschung vorgestellt, die die Fol-

dass es in der Ökonomik einen Mainstream,

gen dieser Nicht-Pluralität aufzeigen: Thema-

d. h. eine vorherrschende Sichtweise, gibt

tisiert wird der Einfluss des VWL-Studiums auf

und relevante ökonomische Konzepte und

Persönlichkeit und Weltsicht von Studierenden

Theorien von diesem nicht abgedeckt wer-

und die bedeutende Rolle ökonomischer Stan-

den (62,6 %).

dardlehrbücher. Dies soll nochmals die be-

Die Befragten hielten die Kritik (mangeln-

sondere Bedeutung der fachlichen Ausbildung

der Pluralismus) „für relativ weitgehend

hervorheben, da nicht ausschließlich angehen-

gerechtfertigt“.

de Ökonom*innen, sondern auch Wirtschafts-

Allerdings zeigte sich eine Einstellung-

journalist*innen mit VWL-Inhalten in Berührung

Praxis-­Lücke: Die in den Antworten gezeigte

kommen. Schließlich wird in Kapitel 3.3 dann

grundsätzliche Offenheit der Wirtschafts-

aus den bisherigen Erkenntnissen abgeleitet,

wissenschaftler*innen bezüglich einer plu­

welche wirtschaftswissenschaftlichen Kennt-

raleren Lehre, wird mit Verweis auf (ver-

nisse Wirtschaftsjournalist*innen benötigen.

meintliche) institutionelle Sachzwänge –

Sachzwänge

den Umfang des Pflichtstoffes der gelehrt

als Gründe

werden müsse, personelle Engpässe, die Ar-

für mangelnde

beitsbelastung u. ä. – in der Praxis zumeist

Pluralität?

Exkurs: Die Econ-Plus-Studie 2016 – Zur Pluralität der volkswirtschaft­lichen Lehre in Deutschland

nicht umgesetzt.

Im Jahr 2016 untersuchte die Econ-Plus-Studie

Über die Befragung hinaus wurden die Lehrin-

erstmals systematisch die (Nicht-)Pluralität der

halte auf ihre (Nicht-)Pluralität überprüft. Dazu

VWL-Lehre in Deutschland und konnte zeigen,

wurden zunächst die Beschreibungen der

dass größtenteils eine Vorselektion von The-

volkswirtschaftlichen Seminare und Vorlesun-

men, Konzepten und Methoden im Sinne eines

gen, die in sogenannte Module gebündelt wer-

standardisierten neoklassischen Mainstreams

den, mit Hilfe von Wortlisten („Dictionaries“)

vorherrscht (Beckenbach et al. 2016: 222).

und einer speziellen Methode (dem „Text-­

Dazu wurden 580 Wirtschaftswissenschaft-

Mining“) nach Schlagworten durchsucht, die

ler*innen befragt.

dem Mainstream oder dem Sidestream sowie

21 Zu den detaillierten Ergebnissen der Befragungen: https://www.pluralowatch.de/econplus/econplus-befragung-­ lehrende/ (aufgerufen am: 15.1.2020).

27


Qualifiziert für die Zukunft?

Klare Dominanz

orthodoxen oder heterodoxen Theorieschulen

Um zusätzlich den Zusammenhang zwi-

von Mainstream

zugeordnet werden konnten. Durch die Analyse

schen Modulbeschreibungen und tatsäch­

und Orthodoxie

der Beschreibungen der Lehrveranstaltungen

lichen Lehrveranstaltungen zu überprüfen,

ist ein Vergleich der VWL-Lehre je nach Hoch-

wurden ergänzend Lehrmaterialien (anonymi-

schulstandort möglich. Die Ergebnisse zeigen

siert) ausgewertet. Von 79 Lehrenden konnte

sowohl in den Einführungsvorlesungen, als

ein Sample von 49 Lehrveranstaltungsmateria-

auch in den unterschiedlichen Schwerpunkten

lien verwendet werden (ebd.: 129)22. Auch hier

(Mikro- und Makroökonomie) eine klare Domi-

zeigte sich ein eindeutiges Bild, wie die Ab-

nanz des Mainstreams und der Orthodoxie.

bildungen 6 und 7 veranschaulichen. Es kann

Abbildung 6

Ergebnisse der Schlagwortsuche in den Modulbeschreibungen aller untersuchten VWL-Studiengänge in Deutschland

Einführung in die VWL

Mikroökonomik

Makrookönomik

(32 Module)

(78 Module)

(78 Module)

21,57 %

19,82 %

78,43 %

Kategorisierung:

19,05 %

80,18 %

Sidestream vs.

80,95 %

Mainstream

2,51 % 15,17 %

18,63 %

Kategorisierung: Heterodox vs.

81,37 %

97,69 %

84,83 %

Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Beckenbach et al. (2016: 139 f .).

22 Zur Analyse der Lehrinhalte https://www.pluralowatch.de/econplus/zusammenfassung-und-download/ (29.3.2021).

28


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

also davon ausgegangen werden kann, dass

tes Wortnetzwerk bildeten, ließ sich beim Side­

Theorie­schulen –

die überwiegend neoklassischen Inhalte aus

stream und der Heterodoxie kein konzeptio­

ohne

den Modulbeschreibungen auch tatsächlich in

neller Zusammenhang erkennen (Beckenbach

konzeptionellen

den Kursen gelehrt werden.

et al. 2016: 90 f.).

Zusammenhang

Zudem bestätigten die Ergebnisse, dass

Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass

Sidestream und Heterodoxie als Sammelkate-

heterodoxe und Sidestream-Ansätze in rund 80 %

gorien verstanden werden müssen: Während

der untersuchten Studiengänge nicht themati-

bei den Untersuchungen die Begrifflichkeiten

siert werden – die Wirtschaftswissenschaften in

des Mainstreams und der Orthodoxie ein dich-

Deutschland sind also alles andere als plural.

Abbildung 7

Ergebnisse der Schlagwortsuche in Lehrveranstaltungsmaterialien aller untersuchten VWL-Studiengänge in Deutschland

Einführung in die VWL

Mikroökonomik

Makrookönomik

(9 Materialien)

(20 Materialien)

(20 Materialien)

15,78 % (1.491)

8,64 % (2.019)

18,29 % (3.457)

Kategorisierung: Sidestream vs.

84,22 %

91,36 %

81,71 %

(7.960)

(21.343)

(15.440)

6,04 %

1,33 %

8,41 %

(337)

(285)

(833)

Mainstream

Kategorisierung: Heterodox vs.

93,96 %

98,67 %

91,59 %

(5.242)

(21.121)

(9.071)

Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Beckenbach et al. (2016: 161 f.)

29


Qualifiziert für die Zukunft?

3.2 Empirische Pluralismus-Forschung: Die zentrale Rolle fachlicher Aus­ bildungen

dabei nicht nur Gegenstand der Wirtschaftswissenschaften selbst, sondern auch anderer Disziplinen wie der Soziologie (etwa der Social Studies of Economics, siehe dazu u. a. Maeße

Im Folgenden werden einige Studienergebnis-

et al. 2017; Maeße et al. 2021).

se dargestellt, die die Folgen der Nicht-Plura-

Dabei konnte die Forschung recht früh zei-

lität der Wirtschaftswissenschaften mit Blick

gen, dass Studierende des Fachs Wirtschafts-

auf die Ausbildung angehender Ökonom*in-

wissenschaften gegenüber Studierenden an-

nen untersucht haben. Ziel ist es, deutlich zu

derer Fächer signifikant egoistischer sind

machen, warum auch die Pluralität der wirt-

(Rubinstein 2006). Allerdings stellte sich die

schaftsjournalistischen Ausbildung in den Fo-

Frage, ob hier eine Selbstselektion vorliegt –

kus des Interesses rücken muss.

also egoistischere Menschen eher dazu neigen

Zum aktuellen Forschungstand über die

VWL zu studieren – oder ob Inhalte und Umfeld

akademische Lehre und Forschung (sowie die

des Studiums auf die Studierenden Einfluss

ökonomische Politikberatung) haben Urban

ausüben, was als „Indoktrinations-Hypothe-

und Rommel (2020) eine systematische Litera-

se“ („indoctrination hypothesis“) bezeichnet

tursichtung vorgelegt, die weitere Erhebungen

wurde (Urban und Rommel 2020: 11). Außer-

auch nach der großen Econ-Plus-Studie zu-

halb der deutschen Wirtschaftswissenschaften

sammenfasst. Das Fazit lautet auch vier Jahre

konnte bereits 2009 gezeigt werden, dass Öko-

später:

nomie-Studierende der Universität Washington beim Spenden für wohltätige Zwecke weniger

„Die Lehre an fast allen Hochschulen erfolgt

großzügig als andere Studierende waren, so-

in einheitlicher Weise, orientiert an einem

dass Beeinflussungseffekte vermutet wurden

internationalen Lehrbuchstandard. Sie stellt

(Bauman und Rose 2009). In einer schrift­

eine kollektive Erfahrung für die Studieren-

lichen Befragung von 351 VWL-Studierenden in

den dar und prägt so ihre Einstellung und

Deutschland rund zehn Jahre später, gab die

Praxis auf einheitliche Weise“ (ebd.: 25).

Mehrheit an, durch ihr VWL-Studium solche persönlichen Eigenschaften stärker ausgeprägt zu

Wirkung des

Neben Erhebungen über den Status quo der

haben, die mit dem ökonomischen Menschen-

VWL-­Studiums

Lehre, gibt es inzwischen einen eigenen For-

bild eines rationalen Nutzenmaximierer, dem

auf Studierende

schungsbereich, der Beeinflussungseffekte

Homo Oeconomicus, stärker einhergehen als

des VWL-Studiums auf Studierende untersucht

mit dem Bild eines sozialen und politischen

und manipulative Techniken in Lehrbüchern

Menschen: Ihr wirtschaftswissenschaftliches

aufdeckt. Die Wirksamkeit eines wirtschafts-

Studium hätte ihr Abstraktionsvermögen, ihre

wissenschaftlichen Studiums auf die Weltsicht

Karriereambitionen und ihr Konkurrenzdenken

und die Persönlichkeit der Studierenden ist

stärker gefördert als ihren Gerechtigkeitssinn,

30


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

ihre Hilfsbereitschaft und ihr Verständnis von

sondern eigene kreative Wege entwickeln, um

Solidarität, gaben die Befragten an (Engartner

ihrer ursprünglichen Studienmotivation – die

und Schweitzer-Krah 2019: 3).

oftmals wenig mit den abstrakten, mathemati-

Eine weitere Studie, die Bäuerle et al.

schen Lehrinhalten zu tun hat – nachzugehen

(2020) vorlegen, untersuchte erstmals die stu-

(ebd.: 180; dazu detailliert Pühringer/Bäuerle

dentische Wahrnehmung des wirtschaftswis-

2019). Dennoch wirke sich eine Kombination

Restriktive

senschaftlichen Studiums mittels qualitativer

aus restriktiven Studienstrukturen und dem

Strukturen

Sozialforschung:

Vor allem die ersten vier

inhaltlichen Lernen des Konzepts der Effizienz

im VWL-Studium

Semester wurden dabei als „monoton, stan-

aus der neoklassischen Ökonomik auf die Stu-

dardisiert, reglementiert, fremdbestimmt und

dierenden aus:

23

stressbeladen“ (ebd.: 174) und in diesem Sinne als Tunnelerfahrung charakterisiert. Die Stu-

„Damit wird zum einen ein Denken in der

dierenden erleben ihr Studium dabei stärker

Kategorie von ökonomischer Effizienz ver-

durch stresshaft erlebte strukturelle Rahmen-

festigt und zum anderen ein Handeln nach

bedingungen als durch spezifische Inhalte ge-

Kriterien von ökonomischer Effizienz durch

prägt (ebd.: 174). Es wurde, so die Ergebnisse

Anreize positiv verstärkt: schrittweise kön-

der Befragung, zudem ein abstrakt-mathe-

nen sich so die Maximen des eigenen Han-

matisches Denken als Selbstverständlichkeit

dels an die modelltheoretischen Annahmen

etabliert und keine relevanten alternativen

des homo oeconomicus annähern“ (Bäuerle

Sichtweisen im Grundlagenbereich angeboten

et al. 2020: 178).

(ebd.). Für die befragten Studierenden herrscht eine Kluft zwischen dem VWL-Studium und der

Ein weiterer Forschungszweig befasst sich mit

Ökonomische

Welt „da draußen“ (ebd.: 131). Erst nach den

der Rolle ökonomischer Lehrbücher. In der vor-

Lehrbücher

Grundlagensemestern zeichnet sich das Stu-

gestellten Econ-Plus-Studie bejahten 76 % der

dium aus Sicht der Studierenden durch eine

befragten Wirtschaftswissenschaftler*innen,

relative Wahlfreiheit aus, was gleichwohl nur

in der Lehre auf Lehrbücher zurückzugreifen

die optionale Auswahl zwischen bereits vorge-

(Beckenbach et al. 2016: 214). Beckenbach

gebenen Fächern meint (ebd.: 163).

et al. (2016) konstatieren im Allgemeinen eine

Gleichzeitig beschreibt die Studie, dass

„prägnante Konformität“ der Lehrbücher im

die Studierenden keineswegs ausschließlich

Bereich Mikro- und Makroökonomik, wie sie

als passive Empfänger*innen indoktrinieren-

auch bei den Lehrinhalten der konkreten Ver-

der Botschaften beschrieben werden können,

anstaltungen festgestellt wurden: Die Lehr­

23 Es wurden Interviews mit 16 Gruppen mit insgesamt 53 Studierenden an fünf Universitätsstandorten durchgeführt, die laut Handelsblatt-Forschungs-Ranking zu den wichtigsten im deutschsprachigen Raum zählen (in Deutschland: Köln, Frankfurt/Main, Mannheim; in Österreich: Wien, Linz).

31


Qualifiziert für die Zukunft?

bücher „entsprechen weitgehend den Kate-

angehende Wirtschaftsjournalist*innen – soll-

gorien des ,[M]ainstream[s]‘ bzw. der ,ortho-

te sich ihre Ausbildung als ähnlich „unplural“

doxen‘ Sichtweise. Es ist anzunehmen, dass

erweisen – gegenüber diesen negativen Effek-

Konformität der

sich die Konformität der Lehrbücher und die

ten resistenter sind als ihre wirtschaftswissen-

Lehrbücher und

Konformität der Grundlagenveranstaltungen

schaftlichen Kommiliton*innen und Kolleg*in-

Veranstaltungen

gegenseitig bestärken“ (ebd.: 219). Kritische

nen. Zum anderen kommen Wirtschaftsjourna-

Gebiete, wie etwa die Verhaltensökonomik,

list*innen über fachspezifische Studiengänge

werden in den Standardlehrbüchern nur am

oder Einführungsveranstaltungen auch ganz

Rand behandelt, während grundlegende Al-

konkret mit der hier dargestellten VWL-Lehre

ternativen komplett fehlten (ebd.: 218). Bäu-

in Berührung (siehe für Zugänge in den Wirt-

erle (2019) zeigt in einer Diskursanalyse auf,

schaftsjournalismus Kapitel 4), sind also ähn-

dass in den führenden Standardlehrbüchern

lichen Einflüssen ausgesetzt. Im Rahmen der

ähnliche Deutungsrahmen angesprochen wer-

Erhebung der vorliegenden Studie stellte sich

den: Beispielweise wird immer wieder trans-

zum Beispiel heraus, dass ökonomische Stan-

portiert, bestimmte ökonomische Inhalte als

dardlehrbücher auch in einigen wirtschafts-

zeitlos geltende Prinzipien bzw. „Wahrheiten“

journalistischen Studiengängen verwendet

anzusehen (ebd.: 6 f.), sowie ein „rationales“

werden (siehe den Exkurs zu den Lehrbüchern

und „ökonomisches“ Bildungs- bzw. Subjekt-

von Pindyck/Rubinfeld und Gregory Mankiw

verständnis als „Ökonom“ zu entwickeln (ebd.:

am Ende des Kapitels).

32

9 f.). Graupe und Steffestun (2018) zeigen mit

Aus den bisherigen Strängen lässt sich also

Bezug auf die Kognitions- und linguistische

zusammenfassen: Es wurde begründet, dass

Forschung, wie in Standardlehrbüchern massiv

Vielfalt in der Berichterstattung ein wichtiges

sprach­liche Metaphern verwendet werden, um

Qualitätskriterium des wirtschaftspolitischen

ideologische Konzepte wie einen personifizier-

Journalismus darstellt, nicht zuletzt aufgrund

ten „Marktmechanismus“ oder eine „unsicht-

der bedeutenden gesellschaftlichen Rolle des

bare Koordination“ zu plausibilisieren, die

Wirtschaftsjournalismus für eine lebendige

implizit (wirtschafts-)politische Botschaften

Demokratie. Sodann wurde aktuelle Forschung

enthalten – beispielsweise, dass der als ineffi­

zusammengetragen, die aufzeigt, dass es ei-

zient beschriebene und mit „Planwirtschaft“

nen deutlichen Mangel an vielfältigen Per­

in Verbindung gesetzte „Staat“ das Wirtschaf-

spektiven im Wirtschaftsjournalismus gibt,

ten möglichst „dem Markt“, d. h. privaten Ak-

der sich in mangelhafter Berichterstattung

teur*innen überlassen solle.

etwa über Krisen, in unzureichender Behand-

Relevanz

Die hier dargestellten Ergebnisse sind im

lung bestimmter Themen wie der Vermögens-

für wirtschafts­

hohem Maße relevant für den Bereich der wirt-

ungleichheit oder in einer einseitigen Auswahl

journalistische

schaftsjournalistischen Ausbildung. Zum ei-

der zu Wort kommenden Wirtschaftsexpert*in-

Ausbildung

nen gibt es keinen Grund anzunehmen, dass

nen niederschlägt. Anschließend wurde der


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

Blick darauf gelenkt, dass einer der Gründe

gen. Pindyck und Rubinfeld sind – gemeinsam

für die mangelnde Vielfalt in der wirtschafts-

mit einem weiteren, sehr bekannten Lehrbuch

journalistischen Ausbildung zu suchen ist. Als

von Hal Varian (Lehrbuchautor und seit 2007

Hintergrund wurde zunächst in die Debatte um

Chef-Ökonom bei Google) – Marktführer auf

Pluralität in der Wirtschaftswissenschaft ein-

dem Gebiet der VWL-Lehrbücher: „In 90 % der

geführt: Der Status quo in der VWL-Lehre und

[VWL-]Kurse wird entweder Varian oder Pin-

insbesondere die deutlichen Ergebnisse der

dyck/Rubinfeld verwendet“ (Egerer und Reb-

empirischen Pluralismus-Forschung in Bezug

han 2018). Wie die vorliegende Studie später

auf den Einfluss des einseitigen VWL-Studiums

zeigen wird, ist das Buch auch eines der zen-

auf Studierende legen nahe, dass auch die kon-

tralen Lehrbücher in VWL-Kursen der Katholi-

statierte mangelnde Perspektivenvielfalt des

schen Universität Eichstätt-Ingolstadt und da-

Wirtschaftsjournalismus mit einer mangelnden

mit direkt für die dortigen wirtschaftsjourna-

Pluralität in der Ausbildung zusammenhängen

listischen Studiengänge relevant. Schließlich

könnte. Doch welche ökonomischen Kennt-

bestätigt auch die Econ-Plus-Studie die Bedeu-

nisse benötigen wirtschaftspolitische Journa-

tung von Pindyck und Rubinfelds Lehrbuch: So-

list*innen nun? Inwiefern ist Wissen um eine

wohl in der Befragung der Lehrenden als auch

plurale Ökonomik die Voraussetzung für mehr

in der Analyse der Lehrveranstaltungen wurde

Vielfalt in der Berichterstattung? Diese Fragen

die häufige Verwendung deutlich (Beckenbach

werden in Kapitel 3.3 behandelt. Zuvor werden

et al. 2016: 215, 217 f.).

in einem Exkurs jedoch zwei zentrale VWL-Stan-

Inhaltlich wird das Lehrbuch jedoch durch-

dardlehrbücher detaillierter beschrieben, die

aus kritisiert. Beckenbach beispielsweise kon-

auch in der wirtschaftsjournalistischen Ausbil-

statiert, dass wichtige Bestandteile des Buches

Konzeptionelle

dung zum Einsatz kommen.

„konzeptionelle Widersprüche auf[weisen],

Widersprüche

die sie als wissenschaftlicher Leitfaden für das

im Lehrbuch

Exkurs: Zentrale Lehrbücher der VWL

Verständnis von Marktprozessen ungeeignet machen“ (Beckenbach 2016b: 95). Ein präg-

Das Lehrbuch von Pindyck und Rubinfeld

nantes Beispiel, wie das Lehrbuch stillschwei-

Das Lehrbuch von Robert S. Pindyck und

gende Annahmen macht, bietet auch Ötsch

Daniel L. Rubinfeld (2009) ist eines der meist

(2019). Ötsch zeigt auf, dass es im Lehrbuch

verwendeten Lehrbücher in volkswirtschaft­

von Pindyck und Rubinfeld bei der Vorstellung

lichen Studiengängen in Deutschland. So wur-

des Marktmechanismus zunächst heißt, „dass

de von Rebhan (2017) die gesamte Lehrliteratur

man das Angebots-Nachfrage-Modell nur an-

in volkswirtschaftlich relevanten Studiengän-

wenden könne, ,wenn ein Markt annährend

gen in Deutschland erhoben, dabei landete das

kompetitiv ist‘“ (ebd.: 215). Aber bereits „drei

Werk von Pindyck/Rubinfeld auf Platz 3 – eine

Seiten später wird das Modell verwendet, um

Popularität, die auch andere Studien bestäti-

die zunehmende Ungleichheit der Löhne und

33


Qualifiziert für die Zukunft?

Gehälter in den USA seit 1980 zu erklären. Für

Rubinfeld ein (wünschenswertes) „Gleich­

die Autoren bildet offensichtlich die gesamte

gewicht am Markt“ nur durch die Abwesen-

Wirtschaft der USA einen Wettbewerbsmarkt.“

heit „staatlicher Interventionen“ zustande

(ebd.: 215)

(ebd.: 347, Verweis auf Pindyck/Rubin­ feld

Zahlreiche weitere Ökonom*innen kritisie-

2009), was die subtile normative Voreinge-

ren das Lehrbuch. So weist etwa Elsner (2016)

nommenheit des Lehr­buches deutlich macht.

darauf hin, dass bei Pindyck und Rubinfeld

Diesen Aspekt kritisiert auch Gräbner (2016).

Wirtschaft und VWL lediglich „Märkte“ und

Überschriften wie „Die Vorteile des Freihan-

„Preise“ seien (ebd.: 49). So werde Konsum-

dels“ folge kein Abschnitt zu Nachteilen des

verhalten nicht als Konsumverhalten behan-

Freihandels (ebd.: 67). Das eindeu­tige Fazit

delt, sondern als „Nutzenmaximierung unter

Gräbners lautet daher:

Budgetbeschränkung“ abstrahiert (ebd.: 50). Faktoren wie Gerechtigkeit und Fairness, aber

„Angesichts der Tatsache, dass Pindyck/

auch Zeit und Bedauern (zum Beispiel nach

Rubin­feld keines der selbst in der Neoklas-

falschen Erwartungen) würden zwar erwähnt,

sik wohlbekannten Probleme (…) angemes-

blieben aber isoliert und unerklärt (ebd.).

sen berücksichtigen, erscheint es nicht

Graupe (2018) schließlich analysiert das Lehr-

verwunderlich, dass keine einzige alterna-

buch (in seiner englischsprachigen Variante)

tive Theorierichtung überhaupt nur erwähnt

in Bezug auf zentrale Begrifflichkeiten: So fin-

wird. So fehlt in der durchaus umfang­

det sich der Begriff „Markt“ in verschiedenen

reichen Sammlung weiterführender Litera-

Ausprägungen über 3000-mal im Lehrbuch,

tur am Ende des Buchs jeglicher Hinweis

während der Begriff „Staat“ weni­ger als 400-

auf alternative oder heterodoxe Literatur.

mal vorkommt; ein Verhältnis, dass mit der

Aufgrund der zahlreichen Schwächen ist

großen Bedeutung des Staates für die wirt-

Pindycks und Rubinfelds „Mikroökonomie“

schaftlichen Prozesse in der Realität nichts zu

nicht für die Verwendung in der Lehre zu

Demokratie

tun hat. Ein konzeptionelles Verständnis vom

empfehlen – das gilt nicht nur für pluralisti-

und Politik

Staat wird in diesem Lehrbuch somit nicht

sche, sondern auch für die reflektiert-neo-

spielen keine Rolle

vorgestellt und während der Begriff „Politik“

klassische Lehre“ (ebd.: 67).

genau einmal Erwähnung findet, wird über

34

„Demokratie“ überhaupt nicht gesprochen

Das VWL-Lehrbuch von Gregory Mankiw

(Graupe 2018: 63) – auch dies, angesichts

Der ehemalige oberste wirtschaftspoliti-

der großen Bedeutungen demokratischer Ent-

sche Berater des damaligen US-Präsiden-

scheidungen für wirtschaftliche Prozesse, ein

ten Georg W. Bush, N. Gregory Mankiw,

deutliches Zeichen realitätsferner Abstrak­

hat einige der weltweit einflussreichsten

tionen bzw. politisch neoliberaler Positionen.

lichen Lehrbücher (mit-)vervolkswirtschaft­

Zudem, so Ötsch (2019), kommt bei Pindyck/

fasst, die folglich auch in Deutschland populär


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

sind. In der Lehrenden-­Befragung der Econ-

Model­ lierungen verwendet. Auf über zehn

Plus-Studie wurde bei der Frage nach ver-

Prozent aller Seiten finden sich Angebots-,

wendeten Lehrbüchern der Autor Mankiw am

Nachfrage- und Marktdiagramme, auf deren

zweithäufigsten genannt, besonders beliebt

Grundlage unhinterfragt nahezu alles über

ist das gemeinsam mit Mark P. Taylor ver-

Wirtschaft erklärt wird:

fasste Lehrbuch „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“ (Beckenbach et al. 2016: 215;

„Stets geschieht dies ohne Rückgriff auf die

217 f.). Ebenso wie das Lehrbuch von Pindyck/

mathematischen Fundamente der entspre-

Rubinfeld, wird auch das Lehrbuch von Man-

chenden Diagramme und auch ohne Bezug

kiw/Taylor in der wirtschaftsjournalistischen

auf konkrete lebensweltliche Erfahrungen

Ausbildung verwendet (konkret im Bachelor-­

der Studierenden; die Darstellung erfolgt

Studiengang „Management und Medien“ der

allein in einer Art Vakuum sprachlicher und

Universität der Bundeswehr München).

visueller Erfahrungen, wie sie der Lernkontext selbst vermittelt“ (Graupe 2017: 88).

Mankiws einflussreiche Lehrbücher werden von vielen Kritiker*innen als Paradebeispiel für mainstream bzw. orthodoxe Wirtschaftswis-

Zudem zeichnet sich das Lehrbuch, so Grau-

senschaft betrachtet und auf verschiedenen

pe in einer Rezension zur deutschsprachigen

Ebenen stark kritisiert – bis hin zum Vorwurf

Variante, durch eine „nahezu vollkommene

der Indoktrination von Studierenden. So unter­

Geschichtsvergessenheit“ aus: Es finden sich

suchte Graupe (2017) das Werk von Mankiw/

keine Hinweise auf Primärquellen oder Fach­

Ausblendung

Taylor (in seiner englischsprachigen Variante)

literatur, um etwa die ideengeschichtlichen

ideengeschicht-

unter anderem im Hinblick auf rhetorische Be-

Hintergründe mancher Modelle (beispiels-

licher Hintergründe

einflussungs- und Manipulationstechniken.

weise des umstrittenen Preis-Mengen-Dia-

Beispielweise wurde in der Studie untersucht,

gramms) zu reflektieren (Graupe 2016: 25).

mit welchen sprachlichen Mitteln – wie etwa

Van Treeck (2016) rezensierte ebenfalls das

Metaphern – der Begriff „der Markt“ aufgela-

deutschsprachige Lehrbuch von Mankiw/

den und dargestellt wird. Dabei zeigte sich,

Taylor (2016) und kritisiert die Vermittlung ei-

dass im Sinne eines schwarz-weiß-Antagonis-

nes einseitigen Menschenbildes, das sich am

mus Märkte prinzipiell mit positiven Assozia-

Homo Oeconomicus orientiert. So heißt es in

tionen belegt wurden (z. B. durch Verbindung

dem Lehrbuch beispielsweise:

zu Begriffen wie „Erfolg“ oder „Aufklärung“), während dem gegen­über die „Planwirtschaft“

„Konsumenten (häufig auch als ‚Agenten‘

oder „der Staat“ sprachlich abgewertet wur-

bezeichnet) sind rational. Es wird lieber

den (z. B. mit Begriffen wie „Kollaps“ oder

mehr als weniger konsumiert. Konsumen-

„aufgegebenes System“). Gleichzeitig werden

ten streben nach Nutzenmaximierung. Kon-

in hohem Maße mathematische-abstrakte

sumenten werden von Eigeninteressen ge-

35


Qualifiziert für die Zukunft?

steuert und berücksichtigen nicht den Nut-

kratischen Meinungsbildung müssen der Öf-

zen anderer“ (Mankiw/Taylor 2016: 136, zit.

fentlichkeit also streitbare (Wissenschafts-)

nach van Treeck 2016: 33).

Kontroversen zugemutet und die Bandbreite an Positionen verständlich aufgefächert wer-

Aufgrund der gravierenden Schwächen des

den. Diese Funktionen können aber nur erfüllt

Homo Oeconomicus Standardmodells, schluss-

werden, wenn Journalist*innen entsprechend

folgert van Treeck mit Verweis auf alternative

geschult sind. Eine plurale und zugleich gegen-

Ansätze etwa aus der Psychologie oder Sozio-

standsbezogene Ausbildung in wirtschaftlichen

logie, „dass auf den Einsatz dieser Lehrbücher

Frage­ stellungen scheint daher unerlässlich.

im Bereich ökonomischer Verhaltensmodelle

Wie die vorangegangenen Abschnitte aufzeig-

verzichtet werden sollte“ (ebd.: 31).

ten, legen jedoch zahlreiche Studien der empi-

24

rischen Pluralismus-Forschung die Vermutung

3.3 Schlussfolgerungen: Welche Kenntnisse sind für Wirtschafts­ journalist*innen notwendig?

nahe, dass diese Ausbildungsziele gerade nicht erwartet werden können, wenn sich die wirtschaftsjournalistische Ausbildung in Sachen ökonomischen Sachverstands alleine auf die

Was lässt sich aus den bisher dargestellten Er-

Bezugsdisziplin der Volkswirtschaftslehre ver-

gebnissen und Überlegungen schlussfolgern?

lässt, wie sie an den meisten Universitäten und

Zunächst einmal wird deutlich: Realitätsbezug

Hochschulen gelehrt wird. Die empirisch unter-

und plurale Sichtweisen sind unerlässlich,

suchten wirtschaftswissenschaftlichen Lehrver-

wenn wirtschaftspolitischer Journalismus als

anstaltungen sind, abgesehen von graduellen

Frühwarnsystem für wirtschaftliche Krisen die-

Unterschieden zwischen den Universitäten und

nen oder adäquate Lösungen gegenwärtiger

Hochschulen, im Allgemeinen wenig plural,

(ökonomischer) Krisen angemessen diskutie-

unabhängig davon, ob die Pluralität als Main-

ren soll. Der Umstand, dass sich verschiedene

stream vs. Sidestream oder als orthodox vs.

Ansätze dabei nicht nur fruchtbar ergänzen,

heterodox kategorisiert wird (Beckenbach et al.

sondern im Hinblick auf gesellschaftliche Lö-

2016). Zudem scheint der reale Bezug zu Wirt-

sungsvorschläge sich auch fundamental wider­

schaft und Gesellschaft oftmals hinter weitge-

sprechen können, macht deutlich, dass die

hend abstrakt-mathematisierten ökonomischen

(Wirtschafts-)

(Wirtschafts-)Wissenschaft und somit auch die

Modellierungen zu verschwinden. Allerdings

Wissenschaft

auf ihr beruhenden Ausbildungen kein a-poli­

zeitigt die Pluralismus-Debatte bereits einige

als politisches

tischer und konfliktfreier Raum sind (Barth

Erfolge: So sind in den letzte Jahren einige neu

und strittiges Feld

und Rommel 2017). Auch im Sinne einer demo­

konzipierte Studiengänge und sogar Hochschu-

24 Eine Liste mit alternativen Lehrbüchern (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) findet sich auf der Webseite des Netzwerks Plurale Ökonomik: www.plurale-oekonomik.de

36


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

len gestartet worden, die einen explizit pluralen

wirtschaftsjournalistischen Qualifizierung ein

Anspruch in der ökonomischen Lehre und For-

Mindestmaß an Kenntnissen pluraler Ökono-

schung vertreten. Insofern gibt es bereits best-

mik angeeignet wird. Dieses Mindestmaß soll-

practice Beispiele (Lehrinhalte, didaktische

te sich durch drei Kernbausteine auszeichnen:

Konzepte, Literatur mit pluralem Anspruch), auf

Erstens brauchen Wirtschaftsjournalist*in-

welche zurückgegriffen werden kann.

Überblicks- und

nen ein Überblick- und Kontextwissen zur plu-

Kontextwissen zur

Welche Kenntnisse einer pluralen Ökono-

ralen Ökonomik. Dies beugt beispielsweise der

pluralen Ökonomik

mik brauchen Wirtschaftsjournalist*innen nun,

Gefahr vor, dass Ökonom*innen pauschal als

um für ihre skizzierten Aufgaben gerüstet zu

homogene „Expert*innen“ ihres Fachs wahrge-

sein? Einerseits kann nicht erwartet werden,

nommen und dargestellt werden, anstatt etwa

dass in der wirtschaftsjournalistischen Ausbil-

als Vertreter*innen bestimmter Theorieschulen

dung dieselbe Tiefe an Fachwissen vermittelt

oder fachlich umstrittener Einschätzungen.

und angeeignet werden kann, wie es (besten-

Außer­dem würde so der Gefahr einer zu star-

falls) in der Ausbildung von Ökonom*innen

ken Fokussierung auf einzelne prominente Öko-

möglich ist. Andererseits haben die bisherigen

nomen*innen vorgebeugt. Ein solches Über-

Ausführungen zur Pluralismus-Debatte gezeigt,

blickswissen müsste insbesondere das Wissen

dass es fast keinen Aspekt wirtschaftlichen

über inhaltliche Schwerpunkte ökonomischer

Handelns gibt, bei dem plurale Perspektiven

Theorieschulen miteinschließen. In Bezug auf

nicht von der herrschenden Lehre abweichen.

gesellschaftliche Krisen sollten wirtschaftspoli­

Da in der vorliegenden Studie nicht erschöp-

tische Journalist*innen dann beispielsweise

fend diskutiert werden kann, welches ökono-

wissen, wie und wo sie an weiterführendes

mische Fachwissen im Detail und in welchem

oder kontextualisierendes Wissen gelangen26.

genauen Maße zu einer wirtschaftsjournalisti-

Zudem sollte das Überblickswissen die Journa-

schen Qualifizierung gehören sollte – darüber

list*innen befähigen, die Aussagekraft mathe-

Befähigung

besteht auch in den Wirtschaftswissenschaften

matischer und ökonometrischer Methoden im

zur Einschätzung

selbst kein Konsens –, ist es das Ziel dieser Ar-

Gegensatz zu alternativen Ansätzen einschät-

von Ansätzen

beit, Pluralität im Wirtschaftsjournalismus als

zen zu können, aber auch andere wissenschaft-

relevantes Forschungs- und Diskussionsthema

liche Zugänge, beispielsweise qualitativer oder

erst einmal sichtbar zu machen. Sichergestellt

soziologischer Art, zu kennen27. Schließlich

werden sollte jedoch in jedem Falle, dass in der

gilt: Nur wer Grundkenntnisse von feministi-

25

25 Ein stets aktualisierter Überblick über die Studiengänge mit pluralem Anspruch findet sich ebenfalls auf der Web­ seite des Netzwerk Plurale Ökonomik: https://www.plurale-oekonomik.de. Empirisch wurden diese Zugänge allerdings noch nicht vergleichend untersucht. 26 Peukert (2020: 252) bietet einen kleinen Überblick, welche ökonomischen Theorieschulen welche konstruktive Rolle für eine nachhaltige Transformation der Gesellschaft „im Zeitalter der Ökokalypse“ (ebd.: 143) spielen können. Weitreichendes Material finden sich auch auf der Plattform: https://www.exploring-economics.org/de/ 27 Zur Unterscheidung formal-mathematischer vs. sozialwissenschaftlicher Wirtschaftswissenschaft siehe Thieme (2019).

37


Qualifiziert für die Zukunft?

scher Ökonomik, Postmachwachstumsökono-

zu reflektieren. Ökonomik würde folglich als

mik, Sozio­ökonomie, Neuricardianismus, Alt-

Möglichkeitswissenschaft begriffen werden

Institu­tionalismus oder der historischen Schu-

(Hochmann et al. 2019):

le hat, wird auch diese Ansätze journalistisch aufgreifen (können). Bestandteil des journalis-

„In demokratischen Gesellschaften hat Wis-

tischen Überblickswissen wäre es zudem, als

senschaft nicht die Aufgabe vorzuschrei-

Journalist*in über konkretes Wissen bezüglich

ben, in welcher Welt wir zukünftig und auf

der rele­vanten wissenschaftlichen Akteur*in-

welche Weise zu leben haben. Wissenschaft

nen und Institutionen zu verfügen und somit

kann aber Möglichkeiten aufzeigen, be-

potenzielle Interviewpartner*innen zu kennen.

gründen und rechtfertigen. Und sie kann

Fähigkeit zur

Zweitens brauchen Wirtschaftsjourna-

die Bedingungen benennen und verbessern

Meta-Reflexion

list*innen die Fähigkeit zur Meta-Reflexion

helfen, unter denen diese möglichen ande-

über Ökonomik

über Ökonomik (für didaktische Beispiele im

ren Zukünfte zu verwirklichen sind“ (Hoch-

Bereich Lehramtsstudierende siehe Casper

mann 2020: 18).

et al. 2020). Im Gegensatz zu einem Verständnis, das von einer quasi „objektiven“, natur-

Fächer, die diese Fähigkeit zur Meta-Reflexion

wissenschaftlichen und wertneutralen Wissen-

über Ökonomik innerhalb der Wirtschafts-

schaft ausgeht, muss reflektiert werden, dass

wissenschaften fördern, sind insbesondere

die Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissen-

die ökonomische Ideengeschichte, die Wirt-

schaft nie „objektiv“ oder wertneutral sein

schaftsgeschichte und die Wissenschaftstheo­

kann (siehe z. B. Thieme 2017). Diese Debatte

rie. Sie verdeutlichen die historische Gewor-

dürfte dabei anschlussfähig sein an die zurzeit

denheit der Disziplin, zeigen eine Vielfalt an

ebenfalls wieder hochaktuelle (Dauer)Debatte

ökonomischen Ideen und Theorieschulen auf

über die (Un)Möglichkeit eines wertneutralen

und thematisieren, dass es ein breites Spek­

oder rein objektiven Journalismus (Kreienbrink

trum wissenschaftlicher Ansätze zur Beschrei-

2019; Neshitov 2017; NDR 2020).

bung und Erklärung von Sachverhalten gibt.

Normativität

Ziel der Reflexivität in der wirtschaftsjour-

Aber auch Inhalte der politischen Ökonomie

ökonomischer

nalistischen Ausbildung wäre es also, die nor-

und solche der Nachhaltigkeit sind insbeson-

Strömungen

mativen Annahmen der einzelnen Strömungen

dere zur Reflexion gegenwärtiger gesellschaft-

transparent zu machen und deren Wertbezüge

licher Krisen wichtig28.

28 Gemeint sind nicht die dem ökonomischen Mainstream zuzuordnenden Inhalte der sogenannten Neuen Politischen Ökonomie (kritisch zu dieser Strömung etwa Ötsch 2019: 232). Auch beim Thema Nachhaltigkeit ist zunächst noch nichts darüber gesagt, aus welcher Perspektive eine Reflexion erfolgt – ein Nachhaltigkeitsbezug bedeutet nicht per se Reflexivität oder Pluralität. So stützt sich die Strömung der Umweltökonomik auf neoklassische Annahmen und Methoden und ist dem Mainstream bzw. der Orthodoxie zuzurechnen. Beide Ansätze können als Beispiele des in Abbildung 2 dargestellten „ökonomischen Imperialismus“ gelten. Die ökologische Ökonomik betrachtet dagegen Natur als Eigenwert und steht der Quantifizierung von Natur und dem Wachstumsparadigma kritisch gegenüber (siehe etwa Røpke 2005; Venkatachalam 2007; Kull et al. 2015).

38


Die Rolle der Wirtschaftswissenschaften

Neben einem Überblicks- und Kontext-

stellungen hinaus gefragt und legen häufig

wissen zur pluralen Ökonomik und der Fähig-

auch ein selbstbewusstes Auftreten an den

keit zur Meta-Reflexion des eigenen Wissen-

Tag, der ihre öffentliche Wahrnehmung als un-

schaftsverständnisses benötigen Wirtschafts-

umstrittene (Wirtschafts-)Expert*innen zusätz-

journalist*innen, drittens, Einblick in aktuelle

lich verstärkt (Groot und van den Brink 2019:

Forschungen über den gegenwärtigen Zustand

135 f.)29. Da jedoch „[ein] Verhaltenskodex für

der VWL. Denn nur wenn bekannt ist, welche

das Medienverhalten von Wissenschaftler*in-

wirtschaftswissenschaftlichen Theorieschulen

nen, genauer gesagt von Wirtschaftswissen-

im Diskurs dominant sind und welche blinden

schaftler*innen, fehlt“ (ebd.: 134, eigene

Journalist*innen

Flecken es gibt, kann proaktiv mehr Pluralität

Übersetzung), ist es umso wichtiger, dass

als Gatekeeper

vorangebracht werden.

fachkundige Journalist*innen als Gatekeeper

pluraler

für eine ökonomisch plurale Berichterstattung

Berichterstattung

Neoklassische Ökonom*innen sind bisher in den Medien weit über ökonomische Frage-

einstehen können.

29 Siehe ergänzend beispielsweise Maeße (2017). In der Wirtschaftswissenschaft drückt sich dieser universale Deutungs­anspruch im erwähnten Schlagwort des „ökonomischen Imperialismus“ aus.

39


Qualifiziert für die Zukunft?

4 Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz 4.1 Wie wird man Wirtschafts­ journalist*in?

1) Ein (volkswirtschaftliches) Studium mit anschließendem Volontariat, 2) die Ausbildung an Journalist*innenschulen (für Wirtschaftsjournalismus),

Für die Untersuchung der wirtschaftsjournaWege in den

listischen Qualifizierung stellt sich zunächst

3) fachspezifische Bachelorstudiengänge und

Wirtschafts­-

die Frage, welche Zugänge es für den Beruf

4) fachspezifische Masterstudiengänge.

journalismus

gibt und wie relevant diese Zugänge sind. Aufgrund der gesetzlich festgelegten Freiheit des

Die folgende Abbildung 8 veranschaulicht die

Journalist*innenberufes ist kein formaler Weg

Zugänge: Dabei wurde ergänzend beim zweiten

in den Wirtschaftsjournalismus festgeschrie-

Zugang (Ausbildung an Journalist*innenschu-

ben. Otto und Köhler (2017b: 282-284) unter-

len) weiter differenziert, weil einige Schulen

scheiden daher idealtypisch vier Zugänge30:

ein (Fach-)Studium voraussetzen oder parallel

Abbildung 8

Idealtypische Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus

Relevantes Studium

1)

2)

VWL-Studium

evtl. anderes Studium  VWL-Inhalte fließen ggf. ein

VWL-Studium

evtl. anderes Studium  VWL-Inhalte fließen ggf. ein

VWL-Studium

evtl. anderes Studium  VWL-Inhalte fließen ggf. ein

Volontariate

anschließend

anschließend

Journalist*innenschulen für Wirtschaftsjournalismus

parallel ohne Studium

3)

Fachspezifische Studiengänge (Bachelor)

4)

Fachspezifische Studiengänge (Master)

Quelle: Eigene Darstellung nach Otto/Köhler (2017b).

30 Natürlich sind auch Variationen dieser Zugänge denkbar – beispielweise könnte erst ein fachspezifischer Studien­ gang studiert und parallel dazu oder im Anschluss ein Volontariat absolviert werden. Zudem schreiben auch Journalist*innen über wirtschaftliche Themen, die keinen wirtschaftswissenschaftlichen oder fachspezifischen Studiengang absolviert oder eine entsprechende Journalist*innenschule besucht haben. Aus forschungspraktischen Gründen wird sich in der vorliegenden Studie jedoch auf die vier idealtypischen Zugänge fokussiert.

40


Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz

zur Ausbildung studiert wird, während andere

„normale“ wirtschaftswissenschaftliche Lehr-

Schulen kein Studium erwarten.

angebote an Universitäten zurückgreifen. Die

Die Ausbildungsschulen mit Schwerpunkt

hier untersuchten VWL-Studiengänge in den

Die VWL

Wirtschaftsjournalismus wurden dabei durch

Zugängen 3 und 4 machen dabei gleichzeitig

als wichtige

eine Auflistung des deutschen Fachjourna-

einen Teilbereich des ersten Zugangs aus. In

Bezugsdisziplin

listenverbandes (dfjv) und mittels zusätz­

Kombination der bereits erforschten und der

licher Inter­netrecherchen zusammengetragen

in der vorliegenden Studie analysierten Inhalte

(DFJV 2019) . Die fachspezifischen Studien-

wird somit ein großer Teil der wirtschaftsjour-

gänge konnten über gängige Studien-­ Such-

nalistischen Ausbildung einer Bewertung unter

Maschinen (Hochschulkompass.de; Studien-

den Gesichtspunkten der Pluralität zugänglich.

gänge.Zeit.de) ausfindig gemacht und durch

Offen ist jedoch die Frage, welche der be-

Hinweise in der Literatur (Otto/Köhler 2017b:

schriebenen Zugänge wie stark genutzt werden

283) ergänzt werden.

und ob manche Zugänge relevanter sind als

31

32

Tabelle 1 gibt an, welche Hoch- bzw. Aus-

andere.

bildungsschulen für die jeweiligen Zugänge

Aktuelle und repräsentative Daten liegen

ermittelt wurden. Zudem sind diejenigen Zu-

dazu nicht vor. Nach einer kleineren, älteren

gänge (oder Teile von Zugängen) dunkelblau

Umfrage unter 137 Wirtschaftsredakteur*in-

eingefärbt, die im Rahmen der vorliegenden

nen durch Heinrichs und Moss (2006) haben

Studie untersucht werden konnten – dies sind

72 % der Befragten ein Volontariat absolviert,

insbesondere fachspezifische Studiengänge

82  % generell ein Hochschulstudium und

(Zugänge 3 und 4) sowie das für eine der vier

38  % explizit ein wirtschaftswissenschaft­­

ermittelten Wirtschaftsjournalismus-Schulen

liches Hochschulstudium abgeschlossen (zi-

notwendige VWL-Studium (Zugang 2) . In der

tiert nach Otto/Köhler 2017b: 273 f.). Da eine

Tabelle sind darüber hinaus die ersten bei-

umfassende Erhebung im Rahmen dieser

den Zugänge teilweise blau hinterlegt, da dort

Arbeit nicht geleistet werden konnte, wur-

durch die bisherige Pluralismus-Forschung der

den diese Hinweise durch eine exemplari-

Wirtschaftswissenschaften bereits Ergebnisse

sche Analyse ergänzt. Untersucht wurden die

im Hinblick auf ökonomische Pluralität vorlie-

Ausbildungshintergründe der Wirtschafts-

gen – immer dann, wenn die journalistischen

redakteur*innen einer der wichtigsten Quali-

Ausbildungswege auf bereits analysierte

tätszeitungen in Deutschland, der Frankfurter

33

31 Fortbildungen mit Schwerpunkt Verbraucherjournalismus wurden hier ausgeklammert, zudem wird die Akademie der Bayrischen Presse ebenfalls nicht aufgenommen, da sich hier lediglich ein einziges Seminar mit Wirtschaftsbezug (zu den Themen Börse, Unternehmen, Märkte, Unternehmensberichterstattung u. a.) fand (abp 2020). 32 Die Schlagwörter nach denen gesucht wurde lauteten: Wirtschaftsjournalismus, economic journalism (Zugriff: 11.11.2019). 33 Eine Untersuchung der Pluralität der vermittelten ökonomischen Inhalte in den Volontariaten ist mit dem vorliegenden Untersuchungsdesign und aus forschungspraktischen Gründen nicht möglich. Darüber hinaus waren mögliche eigenständige wirtschaftswissenschaftliche Lehrmaterialien der Ausbildungsschulen für Wirtschaftsjournalismus nicht zugänglich und konnten somit nicht analysiert werden.

41


Qualifiziert für die Zukunft?

Tabelle 1 Recherchierte Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus 1)

VWL-Studium

evtl. anderes Studium

(Econ-Plus-Studie: Vergleiche nach Standort möglich)

2)

VWL-Studium

A

(Econ-Plus-Studie: Vergleiche nach Standort möglich)

B

Universität zu Köln

(VWL-Inhalte fließen ggf. ein)

anschließend

Volontariate

anschließend

Georg von Holtzbrinck-Schule

evtl. anderes Studium (VWL-Inhalte fließen ggf. ein) evtl. anderes Studium

B.Sc. VWL B.Sc. VWL SoWi

parallel

B.Sc. Sozialwissenschaften M.Sc. Economics

C

Kein Studium als Voraussetzung Ausbildung/Schulabschluss

Kölner Journalistenschule

(VWL-Inhalte fließen ggf. ein)

anschließend

Deutsches Journalistenkolleg Axel-SpringerAkademie

Hochschule BSP Business School Berlin: B.Sc. Kommunikationsmanagement Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik

3)

Universität der Bundeswehr München: B.A. Management und Medien TU Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus Hochschule Ansbach: B.A. Ressortjournalismus Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik Universität der Bundeswehr München: M.A. Management und Medien

4)

TU Dortmund: M.A. Economics und Journalismus Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW): M.A. Konvergenter Journalismus Julius-Maximilians-Universität Würzburg: M.Sc. International Economic Policy

Erklärung: Dargestellt sind die Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus mit den in der Recherche jeweils gefundenen Ausbildungsschulen und Studiengängen. Die alphanumerischen Bezeichnungen stehen für: 1) = Ein (volkswirtschaftliches) Studium mit anschließendem Volontariat, 2a)= Eine Ausbildung an Journalist*innenschulen (für Wirtschaftsjournalismus) mit vorherigem (VWL-)Studium, 2b) = Eine Ausbildung an Journalist*innenschulen (für Wirtschaftsjournalismus) mit parallelem (VWL-)Studium, 2c) = Eine Ausbildung an Journalist*innenschulen (für Wirtschaftsjournalismus) ohne vorheriges Studium, 3) = fachspezifische Bachelorstudiengänge und 4) = fachspezifische Masterstudiengänge. Die Farbmarkierungen bedeuten: Grau = Dieser (Teil des) Zugang konnte nicht beforscht werden, Hellblau = Für diesen (Teil des) Zugang liegen bereits teilweise Ergebnisse vor, Dunkelblau = Dieser (Teil des) Zugang wird in der vorliegenden Studie untersucht. Quelle: Eigene Darstellung.

42


Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz

Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.), die für ihre um-

Onlineredaktion und inklusive der Sonntags-

Die F.A.Z.-Wirt­

fangreiche Wirtschaftsberichterstattung be-

zeitung, analysiert (Stichtag 13.4.2020) und

schaftsredaktion

kannt ist. Hierbei wurden die online vollständig

die Qualifizierungen der jeweiligen Personen

zugänglichen Lebensläufe der 90 Wirtschafts-

kategorisiert (VWL/BWL, anderes Studium und

redakteur*innen, sowohl aus der Print- wie

jeweils die Journalist*innen-Ausbildungen)34.

Abbildung 9

F.A.Z.-Wirtschaftsredaktion nach wirtschaftswissenschaftlichem Studium 80 70 60 50 40 30 20 10 0

71,11 %

37,78 % 28,89 %

Redakteur*innen, die (auch) Wirtschaftswissenschaften studiert haben (VWL, BWL oder „Wirtschaft“)

Redakteur*innen, die ausschließlich Wirtschaftswissenschaften studiert haben

Redakteur*innen ohne wirtschaftswissenschaftliches Studium (meist mit anderem Studium) Quelle: Eigene Daten und Darstellung.

Abbildung 10

F.A.Z.-Wirtschaftsredaktion nach Fachausbildung an einer Schule für Wirtschaftsjournalismus 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0

15,3 %

13,3 %

3,6 % 0,9 % Redakteur*innen mit wirtschaftsjournalistischer Ausbildung

Redakteur*innen mit Ausbildung an der Kölner Journalistenschule*

Redakteur*innen mit Ausbildung an der Georg von Holtzbrinck-Schule

Redakteur*innen mit Ausbildung an der Axel-Springer Journalistenschule

*inkl. VWL-Studium, z. T. VWL sozialwissenschaftlicher Richtung. Quelle: Eigene Daten und Darstellung.

34 Zur Kategorisierung wurde das Tool QDA-Minor verwendet.

43


Qualifiziert für die Zukunft?

Die Ergebnisse zeigen zwar, dass für die Wirtschaftsredaktion der F.A.Z. die fachspezi-

4.2 Die relevanten Hoch- und Journalist*innenschulen

fischen Studiengänge zumindest aktuell nicht bedeutsam scheinen. Umso relevanter stellt

Da von den recherchierten Ausbildungsschulen

sich jedoch das wirtschaftswissenschaft­liche

kein eigenständiges Untersuchungsmaterial

Studium im Allgemeinen dar: Rund zwei Drit-

zugänglich war, werden primär die Studien-

tel der Redaktuer*innen haben VWL oder BWL

gänge mit wirtschaftsjournalistischem Bezug

studiert (teilweise noch ergänzend mit ande-

näher untersucht und im Folgenden vorgestellt.

ren Fächern, siehe Abbildung 9). Abseits der

Zusätzlich werden die parallel zur Ausbildung

F.A.Z-­Redaktion gibt es jedoch auch Hinweise

an der Kölner Journalistenschule verpflichten-

Wachsende

für eine wachsende Bedeutung journalistischer

den Studiengänge analysiert, weshalb die Köl-

Bedeutung

Studien­gänge. Weischenberg et al. (2006: 67)

ner Schule detaillierter als die anderen Wirt-

journalistischer

haben in einer Studie aus dem Jahr 2005 ge-

schaftsjournalismusschulen vorgestellt wird.

Studiengänge

zeigt, dass nur etwa 15 % der Journalist*innen

Neben der Vorstellung der konkreten Institu­

in Deutschland einen Journalismus-Studien­

tionen sind für die Einschätzung ihrer Relevanz

gang absolviert hatten. Zehn Jahre später zeigt

im Folgenden auch Informationen über die je-

sich in einer Befragung durch Gossel (2015,

weiligen Absolvent*innen zusammengetragen,

Teil 2: 6) jedoch, „dass rund 38 % einen Journa-

sofern Daten dazu vorlagen. Außerdem wird

lismus- oder Publizistikstudiengang absolviert

kurz ausgeführt, welches Material (im Wesent-

hatten, in der Regel mit integriertem oder nach-

lichen Modulhandbücher) für die vorliegende

folgendem Volontariat“ (zit. nach Nowak 2019:

Studie gesichtet werden konnte. Näheres zur

112). Ob diese Entwicklung auch im Falle der

Bedeutung von Modulhandbüchern als Unter­

wirtschaftsjournalistischen Studien­gänge kom-

suchungsgegenstand folgt dann in Kapitel 5

men wird, wird sich zeigen. Die Unter­suchung

(Forschungsdesign). Die dargelegten Informa-

der Lebensläufe der F.A.Z.-Wirtschaftsredak-

tionen stammen dabei, sofern nicht anders an-

tion zeigt weiterhin, dass die Ausbildung an

gegeben, aus dem ersten Halbjahr 2020, die

der Kölner Journalistenschule in Kombina­tion

Modulhandbücher sind die entsprechend zu

mit einem VWL Studium sehr bedeutsam ist

diesem Zeitpunkt aktuellen Fassungen.

(siehe Abbildung 10). Rund 13 % haben diesen

44

Ausbildungsweg, dessen Studien­anteile auch

Kurzvorstellung: Die Georg-von-Holtzbrinck-­

Gegenstand der vorliegenden Analyse sind,

Schule für Wirtschaftsjournalismus,

durchlaufen. Im folgenden Abschnitt werden

das deutsche Journalistenkolleg und die

die Ausbildungsschulen und Studiengänge

Axel-Springer-Akademie

kurz vorgestellt und durch weitere Hinweise zu

An der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirt-

deren Relevanz für die wirtschaftsjournalisti-

schaftsjournalisten kann man eine 18-monati-

sche Ausbildung ergänzt.

ge Ausbildung absolvieren, die sich Volontariat


Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz

nennt. Laut Otto und Köhler (2017b: 282) werden

schaftswoche, dem Handelsblatt, der absatz-

erste praktische Erfahrungen vorausgesetzt,

wirtschaft und mit MEEDIA. Entsprechend über-

zudem ist auf der Webseite zu lesen, dass ein

rascht es nicht, dass von den 19 ehemaligen

„für Ihre journalistische Arbeit relevantes Stu-

Volontär*innen mit Profiltext neun angeben,

dium“ etwa in den „Fächern Wirtschaft, Recht,

dass sie beim Handelsblatt arbeiten (bzw. ge-

Politik, Naturwissenschaften oder Sprachen“

arbeitet haben). Zwei sind bei der Wirtschafts-

erwartet wird (Holtzbrinck-Schule 2020). Eben-

woche und der Rest bei anderen Redaktionen

falls auf der Webseite zu finden sind Profiltexte

beschäftigt (oder es gibt keine Angaben dazu)

von 27 aktuellen und ehemaligen Volontär*in-

(Holtzbrinck-Schule 2020a).

nen, von denen 23 ihren Studien-Hintergrund

Das deutsche Journalistenkolleg bietet ei-

angegeben haben (Holtzbrinck-Schule 2020a).

nen 18-monatigen Fern- und Onlinelehrgang

Dies stellt zwar kein repräsentatives Abbild

für Nachwuchsjournalist*innen (Berufsanfän-

der Studien-Hintergründe aller Volontär*innen

ger*innen/Quereinsteiger*innen) und Jour­

dar, gibt jedoch einen exemplarischen Eindruck

nalist*innen mit Weiterbildungsbedarf an

welche Studiengänge stark vertreten sind. Da-

(Journalistenkolleg 2020). Neben sprach­lichen

bei zeigt sich, dass die Studienhintergründe

Fähigkeiten und IT-Fertigkeiten wird ent­

durchaus divers sind, auch wenn bei vielen ein

weder Abitur (oder ein vergleichbarer Schul-

expliziter Wirtschaftsbezug gegeben ist. Die

abschluss), eine abgeschlossene Berufsaus-

Volontär*innen arbeiten „drei Wochen im Mo-

bildung, ein paralleles Volontariat bei einem

nat in den Print- und Online-Redaktionen des

Verlag bzw. Sender oder fünf Jahre Berufser-

Hauses“ mit (oder absolvieren externe Prak-

fahrung im Mediensektor vorausgesetzt (Jour-

tika) und haben je einmal pro Woche Schule.

nalistenkolleg 2020b). Inhaltlich müssen min-

In einer halbjährigen Spezialisierung „stehen

destens zwölf Kurseinheiten aus bis zu sechs

Themen aus Politik, Wirtschaft und Finanzen

Kompetenzbereichen, vier Praxiswerkstätten

auf dem Lehrplan“ (Holtzbrinck-Schule 2020b).

und eine Examensarbeit absolviert werden

Zumindest von den auf der Webseite angege-

(Journalistenkolleg 2020c). Dabei müssen

benen ständigen Modulen (also der Seminare

mindestens zwei ressortspezifische Bericht-

und Vorlesungen) weist nur ein einziges einen

erstattungsfelder gewählt werden, von denen

Bezug zu ökonomischem Fachwissen auf: Die

der Wirtschaftsjournalismus eines darstellt. Es

„Einführung in die Bilanzberichterstattung,

wird also lediglich eine Kurseinheit zum The-

Rechercheansätze, Bilanzanalyse“ (ebd.). Das

ma angeboten, deren Materialien einer Analy-

deutet darauf hin, dass ökonomisches Fach-

se jedoch nicht zugänglich waren. Online ab-

wissen überwiegend durch ein vorheriges Stu-

rufbar ist jedoch ein 70-seitiger Studienbrief,

dium erworben wird. Laut Webseite steht die

der den Teilnehmenden zu lesen empfohlen

Holtzbrinck-Schule in enger Zusammenarbeit

wird (Viehöver 2011). Informationen über Ab-

mit der Handelsblatt Media Group, der Wirt-

solvent*innen waren nicht zugänglich.

Das deutsche Journalistenkolleg

45


Qualifiziert für die Zukunft?

Die Axel Springer

An der Axel Springer Akademie kann eine

Akademie

zweijährige Ausbildung als Wirtschaftsjourna-

keiten einer (wirtschafts-)journalistischen Ausbildung an:

list*in absolviert werden. Die Akademie bietet jährlich 40 Plätze an. Teil der Ausbildung ist

(1) Die vierjährige Vollausbildung richtet sich

eine 18-monatige Praxisphase bei Print- und

an Abiturient*innen bzw. Menschen ohne

Online-Magazinen wie die Welt Kompakt, Welt

abgeschlossene Studienqualifikation (Köl-

Online oder Bild.de und ein anschließendes

ner Schule 2020a). Journalistische Vorer­

zehnmonatiges Praktikum bei einer Redaktion

fahrungen werden nicht vorausgesetzt

des Verlages (z. B. Handelszeitung) (AS Aka-

(Kölner Schule 2020b). Die Auszubilden-

demie 2020a). Zum Thema Fachwissen heißt

den studieren ab dem dritten Ausbildungs-

es auf der Webseite: „Fachkenntnisse auf dem

semester parallel an der Wirtschafts- und

Gebiet der Ökonomie kann ein Wirtschaftsjour-

Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni-

nalist beispielsweise durch ein entsprechen-

versität zu Köln, wo sie eines der angebo-

des Studium erlangen, zwingend erforderlich

tenen Studienfächer auswählen können

ist das jedoch nicht. Viele Fachjournalisten

(ebd.). Die meisten studieren laut der Aus-

eignen sich ihr Wissen über das jeweilige Res-

bildungsleiterin der Journalist*innenschule

sort während ihrer redaktionellen Tätigkeit

jedoch VWL sozialwissenschaftlicher Rich-

an“ (AS Akademie 2020a). Hinweise über die

tung oder Sozial­wissenschaften35. Die im

Vermittlung ökonomischen Fachwissens darü-

Rahmen dieser Arbeit ausgewerteten Le-

ber hinaus finden sich auf der Webseite nicht,

bensläufe der Wirtschaftsredakteur*in-

ebenso wenig gibt es Angaben zu ehemaligen

nen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Absolvent*innen.

(siehe oben) ergaben, dass zumindest die F.A.Z.-Redakteur*innen jedoch meist VWL

Kölner Journalistenschule für Politik

studiert haben: Von den 14 Redakteur*in-

und Wirtschaft

nen, die an der Kölner Journalistenschule

Auch die Kölner Journalistenschule für Poli-

waren, haben neun Personen an der Univer-

tik und Wirtschaft stellt kein eigenständiges

sität zu Köln parallel zur ihrer Ausbildung

Lehrmaterial für eine Analyse zur Verfügung,

VWL studiert, zwei VWL sozialwissenschaft-

es konnten jedoch die parallel zur Ausbildung

licher Richtung und jeweils eine Person

verpflichtend zu absolvierenden Studiengänge

VWL mit Sozialwissenschaften oder Politik

an der Universität zu Köln untersucht werden.

(siehe Online-Anhang A). Auf der Webseite

Die Kölner Journalistenschule für Politik

der Kölner Schule wird auf insgesamt neun

und Wirtschaft bietet seit 2020 zwei Möglich-

Studiengänge verwiesen, die parallel stu-

35 Quelle: E-Mail vom 26.11.2019, Ausbildungsleiterin der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft.

46


Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz

diert werden können36. Wer bereits einen

insgesamt 66 Stunden wirtschafts­bezogener

66 Stunden wirt-

Bachelor-Abschluss hat und die Vollaus-

Seminare außerhalb des regulären Wirt-

schaftsbezogene

bildung absolvieren möchte, hat auch die

schaftsstudiums – innerhalb einer vierjähri-

Seminare

Möglichkeit, parallel ein Master-Studium an

gen Ausbildung – quantitativ nur eine kleine

der Universität zu Köln zu absolvieren .

Ergänzung. Zusätzlich zu den eigenen Semi-

(2) Die zweijährige Kompaktausbildung setzt ei-

naren stehen laut der Ausbildungsleiterin der

nen Bachelor-Abschluss und journalistische

Kölner Journalistenschule zudem wöchent­

Vorerfahrungen voraus. Nach einer zusam-

liche Lehrredaktionen auf dem Programm, in

menfassenden Grundausbildung steigen

denen sich die Auszubildenden mit Texten zu

die Teilnehmenden in das fünfte Semester

Wirtschaftsthemen befassen, sowie Koopera-

der Vollausbildung mit ein (Kölner Schule

tionen mit anderen Redaktionen. Außerdem

2020b). Parallel zur Kompaktausbildung

tauschen sich die Auszubildenden mit rund

kann ein Master-Studium an der Universität

zwölf Unternehmen in einzelnen Termine aus,

zu Köln oder anderen Hochschulen absol-

die zwischen zwei und acht Stunden dauern.

37

viert werden . 38

Im Rahmen dieser Arbeit wurden die B.Sc.-Studiengänge VWL, VWL sozialwissen-

Neben dem Erwerb von ökonomischem Fach-

schaftlicher Richtung (VWL SoWi) und Sozial-

wissen im parallelen Studium, bietet die Kölner

wissenschaften sowie der M.Sc. Economics39

Journalistenschule auch ergänzende und eigen-

analysiert. Damit wurde die bereits vorliegen-

ständige Veranstaltungen mit Wirtschaftsbezug

de Untersuchung der Econ-Plus-Studie aus

im Rahmen der Ausbildung an (siehe Tabelle 2).

dem Jahr 2016 folgendermaßen ergänzt, aktua­

Wie bereits erwähnt, stand für diese eigen-

lisiert und erweitert: Neben der aktuelleren

ständigen Veranstaltungen der Journalist*in-

Datengrundlage (Modulbeschreibungen) beim

nenschule kein Lehrmaterial zur Analyse zur

bereits von der Econ-Plus-Studie untersuchten

Verfügung, sodass die Pluralität dieser An-

Studiengang B.Sc. VWL wurden drei Studien-

gebote nicht untersucht werden konnte. Je-

gänge vollständig neu analysiert, dabei wur-

doch: Selbst wenn diese Inhalte nun plurale

den zahlreiche bisher noch nicht untersuchten

Perspektiven abdecken sollten, wären es mit

Lehrangebote aufgenommen.

36 Die angegebenen Studiengänge lauten: Volkswirtschaftslehre (VWL), Volkswirtschaftslehre sozialwissenschaftlicher Richtung (VWL SoWi), Betriebswirtschaftslehre (BWL), Sozialwissenschaften (SoWi), Wirtschaftsinformatik, Gesundheitsökonomie, Lehramt Berufskolleg, Regionalwissenschaften China, Lateinamerika oder Ost- und Mitteleuropa, Medienwissenschaften (Kölner Schule 2020b). 37 Hier wird auf die Studiengänge Business Administration, Economics (Volkswirtschaftslehre), Politikwissenschaft und Sociology and Social Research bzw. auf die Universitäts-Webseite verwiesen (Kölner Schule 2020b). Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden Modulbeschreibungen des M.Sc. Economics untersucht. 38 Es wird zudem auf die möglichen Fächer Regionalstudien oder Medienwissenschaften sowie auf die Philosophische Fakultät der Universität zu Köln verwiesen. 39 Beim M.Sc. Economics konnten die zwei Module „Foundations in Macroeconomics and Public Policy A“ und „B“ nicht untersucht werden, da die Modulbeschreibungen leer waren.

47


Qualifiziert für die Zukunft?

Tabelle 3 stellt die Anzahl aller analysierten

ligen Studiengängen belegen müssen. Dies ist

Lehrveranstaltungen dar. Neben der Gesamt-

wichtig, da es in vielen Themenschwerpunkten

zahl (Insgesamt) werden die analysierten Lehr-

der einzelnen Studiengänge Wahlmöglichkei-

veranstaltungen in zwei weiteren Kategorien

ten zwischen verschiedenen Seminaren oder

angegeben: Pflichtmodule und Basismodule.

Vorlesungen gibt. Je nach individueller Wahl

Die Pflichtmodule fassen alle Lehrveranstaltun-

kann sich somit unterscheiden, wie viele plu-

gen zusammen, die Studierende in ihren jewei-

rale oder weniger plurale Veranstaltungen im

Tabelle 2 Universitätsunabhängige ökonomische Lehrveranstaltungen der Kölner Journalistenschule im Jahr 2019 Lehrveranstaltungen

Umfang

Wirtschaftsjournalismus im Lokalen

8 Stunden

Unternehmensporträt

4 Stunden

Verbraucherjournalismus

14 Stunden

Bilanzen lesen

12 Stunden

Kapitalmarkt und Börse

8 Stunden

Branchenberichterstattung

8 Stunden

Unternehmensrecherche

4 Stunden

Konjunkturberichterstattung

4 Stunden

Bankenberichterstattung

4 Stunden

Quelle: E-Mail vom 26.11.2019 von der Ausbildungsleitung der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft.

Tabelle 3 Anzahl der analysierten wirtschaftswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen (Module) der Universität zu Köln nach Studiengängen, die im Rahmen der Ausbildung an der Kölner Journalistenschule belegt werden können Universität zu Köln:

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

B.Sc. VWL

25

10

4

B.Sc. VWL SoWi

21

12

5

B.Sc. Sozialwissenschaften

13

8

7

M.Sc. Economics

66

18

18 Quelle: Eigene Darstellung.

48


Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz

Laufe eines Studiums gewählt werden. Wäh-

diengangs angibt40, zeigen die Pflichtmodule

Relevante

rend die Kategorie „Insgesamt“ in der späte-

den Pluralitätsgrad derjenigen Veranstaltun-

Kategorien:

ren Analyse also lediglich einen theoretischen

gen innerhalb des Studienganges an, die alle

Pflicht- und

Durchschnitt der Pluralität des jeweiligen Stu-

Studierende in jedem Falle besuchen müssen.

Basismodule

Abbildung 11

Absolvent*innen der Kölner Journalistenschule in unterschiedlichen Medien-Verlagen

Erklärung: In der Graphik sind angegeben, bei welchen Medienverlagen Absolvent*innen der Kölner Journalistenschule arbeiten (oder gearbeitet haben). Die Zahlen in Klammern geben die Anzahl der Personen an. Die Größe der Kreise veranschaulicht nochmals graphisch diese Anzahl: Je größer, desto mehr Absolvent*innen waren oder sind dort beschäftigt. Quelle: Eigene Darstellung.

40 Theoretisch deshalb, da alle verfügbaren Module in die Analyse inkludiert wurden. Studierende müssen sich jedoch oftmals zwischen zwei oder mehr Modulen entscheiden und können nicht alle besuchen. Anders formuliert: Es kann also sein, dass die Kategorie „Insgesamt“ mehr Module analysiert hat, als ein Studierender im jeweiligen Studiengang in der Realität studieren kann.

49


Qualifiziert für die Zukunft?

Die Basismodule wiederum sind eine Teilmen-

Redaktionen und ca. 30 % im Bereich der Öf-

ge der Pflichtmodule: Es sind die einführenden

fentlichkeitsarbeit (in 85 Organisationen). Ab-

Veranstaltungen der entsprechenden Studien-

bildung 11 macht deutlich, dass insbesondere

gänge und somit der erste fachliche Eindruck

das Handelsblatt, die Wirtschaftswoche, die

den Studierende von ihrem Studienfach be-

WELT-Gruppe und die F.A.Z wichtige Arbeit-

kommen. Die dort vermittelte Sichtweise auf

geber*innen im journalistischen Bereich dar-

Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft ist

stellen. Bei nicht wenigen Absolvent*innen ist

Starke Prägekraft

für den weiteren Studienverlauf prägend, wie

zudem explizit angegeben, dass sie im Wirt-

der Basismodule

auch die Econ-Plus-Studie betont:

schaftsressort arbeiten, einige haben auch zentrale Leitungspositionen inne (z. B. Chef­

„Mittels dieser Veranstaltungen werden

redakteur von ZEIT Online, leitender Redakteur

die Grundorientierungen für das weitere

bei Spiegel+, Chefreporterin Investigativteam

Studium der Volkswirtschaftslehre fest-

der WELT-Gruppe) (Kölner Schule 2020c, siehe

gelegt. Die Ausgestaltung dieser Grund-

auch Online-Anhang A).

lagenveranstaltungen determiniert damit auch die Perspektive der Studierenden auf

Hochschule BSP Business School Berlin

die Inhalte des Studienfaches und damit

Die Hochschule BSP Business School Berlin

auf ihr weiteres Studium“ (Beckenbach

bietet einen B.Sc. Studiengang „Kommunika-

et al. 2016: 21).

tionsmanagement“ an, der laut den gängigen Studien-Such-Maschinen einen wirtschafts-

Insbesondere bei fachfremden Studierenden

journalistischen Bezug aufweist41: Laut Web-

kann es sein, dass sie von der VWL hauptsäch-

seite ist jedoch die berufliche Zielrichtung

lich oder gar ausschließlich diese Basismodule

nicht der Wirtschaftsjournalismus, sondern

belegen.

eine Tätig­keit als Social-Media-, Marketing-,

Die besondere

Die besondere Relevanz der Kölner Jour-

PR- und Event-Manager*in sowie Pressespre-

Relevanz der Kölner

nalistenschule, die sich oben in der Analyse

cher*in (BSP 2020a). Inhaltlich gibt es je ein

Journalistenschule

der F.A.Z.-Redaktion angedeutet hat, kann

Modul zu VWL und BWL sowie eines zum Thema

durch einen Blick auf die Alumni verdeutlicht

Public Relations und Wirtschaftsjournalismus

werden (siehe für eine visuelle Verdeutlichung

(BSP Module 2020). Nur die Beschreibung für

Abbildung 11). Von über 700 Absolvent*in-

das letztgenannte Modul lag für die Analyse

nen werden 321 auf der Webseite der Ausbil-

im Rahmen dieser Arbeit vor. Angaben zu den

dungsschule aufgelistet. Von diesen arbeiten

beruflichen Wegen von Absolvent*innen gab es

rund 70 % journalistisch in 79 verschiedenen

keine.

41 Quelle: hochschulkompas.de und studiengaenge.zeit.de, verwendete Schlagwörter: „Wirtschaftsjournalismus“ und „economic journalism“ (Zugriff: 11.11.2019).

50


Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Bereich „Wirtschaft“ das Modul BWL I all dieje-

Die katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

nigen verpflichtend besuchen, die „keine Kom-

bietet einen Bachelor-Studiengang Journalistik

petenzen im wirtschaftswissenschaftlichen Be-

und einen nicht-konsekutiven Master-Studien-

reich einbringen“ können (ebd.: 7). Die Themen

gang Journalistik mit Schwerpunkt Innovation

entsprechen dabei teilweise den Inhalten aus

und Management an (KU Journalistik 2020a).

dem Bachelor (ebd.: 27), darüber hinaus gibt

Neben den üblichen Zulassungsvoraussetzun-

es eine fachspezifische Veranstaltung „Volks-

gen (z. B. Abitur) (KU Journalistik 2020b) ist

wirtschaftslehre I: Mikroökonomie I“. Da die

im Bachelor-Studiengang, in dem es 50 Stu-

angehenden Journalist*innen auch „Mikroöko-

dienplätze pro Jahr gibt, ein einmonatiges

nomik im Nebenfach“ belegen konnten, wurde

redaktionelles Praktikum Voraussetzung (KU

diese Veranstaltung (aus dem Wintersemester

Journalistik 2020c). Der Master bietet pro Jahr

2014/15) in die Analyse aufgenommen. Bemer-

20 Plätze. Bewerber*innen werden nach drei

kenswert: Das zuvor kritisierte Buch „Mikroöko-

Kriterien ausgewählt: fachliche und akademi-

nomie“ von Robert S. Pindyck und Daniel L.

Lehrbuch Pindyck/

sche Erfahrung, praktische Kenntnisse und

Rubin­feld (2009) wird bereits in der Gliederung

Rubinfeld (2009)

Zusatzqualifikationen (KU Journalistik 2020d).

als „zentrales Lehrbuch der Veranstaltung“ vor-

zentral

Unter den Lehrangeboten aus denen die

gestellt (Weber 2014, siehe den Exkurs in Ka-

Studierenden wählen können, gibt es zwei Ge-

pitel 3). Darüber hinaus konnten Dokumente

biete mit explizitem Wirtschaftsbezug: „Wirt-

mit alten Klausuren zwischen 2008 und 2014

schafts- und Sozialgeschichte“ (ebd.: 20) so-

(ohne 2011) analysiert werden. Die Anzahl aller

wie „Betriebswirtschaftslehre“. In letzterem

in der vorliegenden Studie analysierten Lehr-

finden sich zwei volkswirtschaftliche Inhalte

veranstaltungen der Katholischen Universität

(Mikroökonomie I und II). Im Master müssen im

Eichstätt-Ingolstadt stellt Tabelle 4 dar.

Tabelle 4 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) und Materialien der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt nach Studiengängen Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) bzw. Klausuren Insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

B.A. Journalistik

5

4

2

M.A. Journalistik

1

1

1

Zusatz-Analyse: Mikroökonomie Nebenfach

1

Zusatz-Analyse: Klausuren (2008-2014, ohne 2011)

6

1

Quelle: Eigene Darstellung.

51


Qualifiziert für die Zukunft?

Alumni der

Hinsichtlich der Absolvent*innen der

ben die Möglichkeit das Studium zu absolvie-

KU Eichstätt­-

Katho­lischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

ren, wenn Kapazitäten frei sind und ein Unter-

Ingolstadt

liegt eine Befragung der Universität aus dem

nehmen oder eine öffentliche Einrichtung die

Jahr 2018 vor, die unter mehreren Jahrgängen

Studiengebühren übernimmt (UBM 2020a).

erhoben wurde. Demnach arbeitet über die

Als Berufsperspektiven wird unter anderem

Hälfte der ehemaligen Bachelorabsolvent*in-

Medien-, Kommunikationsmanagement und

nen im Bereich Journalismus und rund ein

Journalismus (auch Wirtschaftsjournalismus)

Drittel in PR und Marketing (Meier 2019: 1 f.).

genannt (UBM 2020b). Der Studiengang Jour-

Leider wurde nicht erhoben, wie viele spezi-

nalismus und Wirtschaft (heute: Manage-

ell über Wirtschaftsthemen berichten . Bei

ment und Medien) wurde zum Studienjahr

den Master-Absolvent*innen scheint die Zahl

2010/2011 eingeführt (E-Mail einer zuständi-

der im Journalismus tätigen zudem stärker zu

gen Professorin vom 30.3.2020). Da die Stu-

schwanken: Während im Jahrgang 2016/2017

dierenden in der Regel im Anschluss mehrere

beispielsweise lediglich acht Prozent im Jour-

Jahre bei der Bundeswehr bleiben, wird der

nalismus tätig waren, waren es zwei Jahre zu-

Großteil der Absolvent*innen den zivilen Ar-

vor fast 60 %.

beitsmarkt – und somit potentiell den Wirt-

42

schaftsjournalismus – voraussichtlich erst im Universität der Bundeswehr München

Sommer 2022 erreichen. Folglich stellt dieser

An der Universität der Bundeswehr München

Studiengang bisher noch keinen besonders

wird der Studiengang Management und Medi-

relevanten Zugang in den Wirtschaftsjourna-

en (B.A. und M.A.) angeboten. Das Studium ist

lismus dar und es liegen auch noch keine In-

kostenlos für diejenigen, die eine Offizierslauf-

formationen über berufliche Wege abseits der

bahn einschlagen möchten. Zivilist*innen ha-

Bundeswehr-Karriere vor. Es wird sich zeigen,

Tabelle 5 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) und Materialien der Universität der Bundeswehr München nach Studiengängen Universität der Bundeswehr München

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

B.A. Management und Medien

5

3

2

M.A. Management und Medien

4 Quelle: Eigene Darstellung.

42 Dies wurde in einer E-Mail von Klaus Meier vom 4.3.2020 bestätigt.

52


Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz

wie sich dies zukünftig entwickelt. Die unter-

Technische Universität Dortmund

schiedlichen Institute der Universität sind alle

An der TU Dortmund wird ein achtsemestri-

an der Fakultät für Betriebswirtschaft angesie-

ger Bachelor-Studiengang wirtschaftspoliti-

delt (UBM 2020c). Inhaltlich dominieren ent-

scher Journalismus sowie ein viersemestriger

sprechend in Veranstaltungen mit Wirtschafts-

Master-­Studiengang Economics und Journalis-

bezug betriebswirtschaftliche Inhalte (wie

mus angeboten.

bereits Otto/Kühler 2017b: 283 angemerkt ha-

Im Bachelor gibt es 20 Studienplätze. Neben

ben), jedoch auch (wirtschafts-)mathema­tische

üblichen Voraussetzungen für die Zulassung zu

Module . Es gibt jedoch beispielsweise auch

einem grundständigen Studiengang, wird eine

im Bachelor ein Pflichtmodul Grundlagen der

„mindestens sechswöchige Hospitation in der

Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik.

Redaktion eines tagesaktuellen Mediums oder

In der inhaltlichen Beschreibung wird bereits

eines hochwertigen, thematisch passenden

bestände des Wirtschaftens“ auf „Grundtat­

Monatsmagazins“ vorausgesetzt (TU 2020a).

wie „dem Problem der Knappheit“ verwiesen

Der Studiengang ist prinzipiell zulassungsbe-

sowie auf Grundzüge der Mikroökonomie,

schränkt, wobei 2019 alle Bewerber*innen zu-

„wie die Funktionsweise von Märkten, Markt-

gelassen wurden (TU 2019a). Er soll explizit „be-

formen, Preisbildung und Marktgleichgewicht

rufliche Perspektiven im wirtschaftspolitischen

und Marktversagen“ (UBM 2020d: 15). Sodann

Fachjournalismus oder in anderen Tätigkeits­

heißt es offen: „Abgerundet wird dieses Wissen

feldern der VWL“ eröffnen (TU 2020a). Am Ende

durch die Kenntnis der Rahmenbedingungen

des Studiums ist ein journalistisches Volonta­riat

der Wirtschaftspolitik und der Inhalte der herr-

integriert44. Im Bachelor-Studiengang werden

schenden volkswirtschaftlichen Paradigmen“

„die elementaren volkswirtschaftlichen Stan-

(ebd., nachträgliche Hervorhebung). Unter den

dardinhalte eines wirtschaftswissenschaft­

sechs angegeben Lehrbüchern ist dabei auch

lichen Bachelorstudiums mit dem Schwerpunkt

das stark orthodoxe Werk von Mankiw und

Volkswirtschaftslehre angeboten“ (ebd.). Für

Taylor „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“

die neun VWL-­Basismodule sowie zwei Wahl-

Fachwissen aus der

(in der Auflage von 2016, siehe den Exkurs in

pflichtmodule wird dann auch entsprechend

wirtschaftswissen-

Kapitel 3). Tabelle 5 stellt die Anzahl aller in

im Modulhandbuch auf die wirtschaftswissen-

schaftlichen Fakultät

der vorliegenden Studie analysierten Lehrver-

schaftliche Fakultät verwiesen (TU 2017: 23 f.).

anstaltungen der Universität der Bundeswehr

In diesem Sinne lagen sowohl mikro- als auch

München dar.

makroökonomische Module, wirtschaftspoliti-

43

43 Etwa (Wirtschafts-)Mathematik (5 LP), Wirtschafts- und Medieninformatik (10 LP), Grundlagen des Rechnungswesens (10 LP), Betriebliche Finanzwirtschaft (5 LP), Unternehmensplanspiel TOPSIM General Management (Wahlpflicht, 5 LP), Business-to-Business Marketing (Wahlpflicht, 5 LP) jedoch auch Europäische Wirtschaftsintegration (5 LP) (MH B.A. Management und Medien 2020). 44 Für eine Liste der Medienpartner des Instituts für Journalistik der TU Dortmund siehe TU (2020b).

53


Qualifiziert für die Zukunft?

sche, methodische und weitere Inhalte für die

(TU 2020c). Das zweite Profil Wirtschaftspo-

Untersuchung vor .

litscher Qualitätsjournalismus richtet sich vor

45

Der Master Economics und Journalismus

allem an VWL-Absolvent*innen mit journalisti-

hat 30 Studienplätze und setzt ein wirt-

scher Vo­lon­tariatsausbildung und soll auf die

schaftswissenschaftliches Bachelorstudium

Tätigkeit in Redaktionen des Qualitätsjourna-

oder einen vergleichbaren Abschluss voraus

lismus vorbereiten (ebd.). In beiden Profilen

(TU 2020c). Der Studiengang wird mit zwei

sollen die vier Wahlpflicht-Module Economics

Profilen angeboten: Der Schwerpunkt VWL

entweder an der wirtschaftswissenschaftli-

und wirtschaftspolitischer Journalismus rich-

chen Fakultät der TU Dortmund oder an der

tet sich an diejenigen, die noch kein journa-

Ruhr Universität Bochum erworben werden.

listisches Volontariat absolviert haben. Ne-

Wie im Bachelor-­Studiengang deckten die un-

Berufsperspektive

ben journalistischen Tätigkeiten qualifiziert

tersuchten Module auch im Master ein breites

nach dem Studium

dieses Profil für „die Öffentlichkeitsarbeit

inhaltliches Spektrum ab (Tabelle 6)46. Eini-

für wirtschaftspolitisch ausgerichtete Insti­

ge VWL-Module beider Studiengänge wurden

tutionen und Verbände, etwa Behörden, Bund

bereits 2016 in der Econ-Plus-Studie unter-

und Länder, Verbände und Orga­nisationen,

sucht. Die vorliegende Studie aktualisiert und

Industrie- und Handelskammern, Konjunktur-

erweitert diese Unter­suchung. Informationen

und Wirtschaftsforschungsinstitute, Finanz-,

über Absolvent*innen der Studien­gänge la-

Kredit- und Versicherungswirtschaft etc.“

gen nicht vor.

Tabelle 6 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Technischen Universität Dortmund nach Studiengängen Technische Universität Dortmund

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus  B.Sc. Wirtschaftswissenschaften

24

23

15

M.A. Economics und Journalismus  M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

20

20

7

Wirtschaftswissenschaften  Ruhr Universität Bochum

73

8

3 Quelle: Eigene Darstellung.

45 Bei den folgenden Modulen fehlte die Beschreibung, weshalb sie nicht in die Analyse eingeflossen sind: Empirische Industrieökonomik I und II, Öffentliche Finanzen I, Komplement II. 46 Bei folgenden Modulen der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der TU Dortmund fehlte die Beschreibung, weshalb sie nicht in die Analyse eingeflossen sind: Makroökonomie III, Öffentliche Finanzen II (Public Finance).

54


Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz

Hochschule Ansbach

Hochschule für Medien, Kommunikation

Die Hochschule Ansbach bietet einen sie-

und Wirtschaft (HMKW)

bensemestrigen Bachelor-Studiengang Res-

Die Hochschule für Medien, Kommunikation und

sortjournalismus an, von dem ein möglicher

Wirtschaft (HMKW) bietet einen Masterstudien-

Schwerpunkt Politik und Wirtschaft darstellt.

gang Digitaler Journalismus an (HMKW 2020).

Auf der Webseite heißt es, dass einerseits

Im Rahmen dieser Arbeit wurde der Vorgän-

„fachliche Grundlagen für die Tätigkeit in Poli­

ger-Studiengang Konvergenter Journalismus

Studiengang

tik- und Wirtschaftsredaktionen“ erworben

untersucht, der (in Vollzeit oder berufsbeglei-

Konvergenter

werden sollen und gleichzeitig das Angebot

tend) an den Standorten Köln (auf Deutsch) und

Journalismus

aufgrund seiner Vielfalt auf „journalistische

Berlin (auf Englisch) angeboten wurde. Bewer-

Generalisten“ abziele (Ansbach 2020a). Es

ber*innen sollten ein grundständiges geistes-

gibt drei Grundlagenmodule Politik und Wirt-

wissenschaftliches Studium mitbringen, be-

schaft sowie jeweils zwei vertiefende und zwei

vorzugt aus den Bereichen Sport/Gesundheit,

Praxis-Module, die untersucht werden konn-

Wirtschaft/Politik oder Kultur/Unterhaltung.

ten (Ansbach 2019 und siehe Tabelle 7). Infor-

Als Zielberufe wurden neben Journalist*in, auch

mationen über Absolvent*innen lagen nicht

Pressesprecher*in, Medienberater*in und ähn-

vor.

liches angegeben. Am Kölner Standort gab es

Tabelle 7 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Hochschule Ansbach Hochschule Ansbach

B.A. Ressortjournalismus

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

7

7

3 Quelle: Eigene Darstellung.

Tabelle 8 Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW)

M.A. Konvergenter Journalismus

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

3

3

1 Quelle: Eigene Darstellung.

55


Qualifiziert für die Zukunft?

im April 2020 einen Durchgang mit sechs und

Fakultät der Universität angeboten, deren Mo-

einen mit neun Teilnehmer*innen. Während der

dule in der Econ-Plus-Studie teilweise unter-

Datenerhebung zur vorliegenden Arbeit lagen

sucht wurden. Die Universität Würzburg bietet

noch keine Informationen darüber vor, inwiefern

zudem innerhalb mehrerer weiterer Studien-

Absolvent*innen im Bereich Wirtschaftsjourna-

gänge einen Schwerpunkt Wirtschaftsjour-

lismus arbeiten (Auskunft der HMKW in einer

nalismus und Wirtschaftskommunikation an.

E-Mail vom 2.4.2020). Die Hochschule stellte

Dies ist der Fall im Bache­lor Wirtschaftswis-

Studiengang

jedoch die nicht online-zugänglichen Modulbe-

senschaft, im Master Business Management

International

schreibungen für die Analyse freundlicherweise

und International Economic Poli­cy; für ein-

Economic Policy

zur Verfügung. Wie Tabelle 8 zeigt, wurden ins-

zelne Module auch im Master-­Studiengang

gesamt ein Basismodul und zwei Aufbaumodule

Medienkommunikation

zu „Wirtschaft und Politik“ unter­sucht.

Grundlage der Analyse im Rahmen der vorlie-

(Würzburg

2020).

genden Studie war das Modulhandbuch des Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Studiengangs International Economic Policy

Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg

(M.Sc.), das als einziger der genannten Studi-

bietet einen englischsprachigen Studien-

engänge durch die gängigen Such­maschinen

gang International Economic Policy (M.Sc.)

in der Anfangsrecherche gefunden wurde und

an, der für eine Karriere im privaten sowie

somit einer Analyse zugänglich war. Passen-

im öffentlichen Sektor oder für die Arbeit im

de Basis- oder Pflichtmodule gab es nicht,

akademischen Bereich qualifizieren soll. Ein

dafür insgesamt 35 Module aus dem Schwer-

möglicher Schwerpunkt nach wirtschaftswis-

punkt- bzw. Wahlbereich (z. B. mit makro­

senschaftlichen Grundmodulen ist auch der

ökonomischen Inhalten sowie mit Inhalten

Wirtschaftsjournalismus (Würzburg 2018). Zu-

der Ökonometrie, Geld-, Finanz- und Steuer-

gangsvoraussetzung ist ein abgeschlossener

politik), die analysiert werden konnten.47 Da

Bachelor „mit ausgewiesenen Kompetenzen

der Studiengang ein relativ neues Angebot

in Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Mathe-

darstellt, lagen im ersten Halbjahr 2020 noch

matik und Statistik“ sowie Englischkenntnisse

keine Erkenntnisse von Seiten der Universi-

(mind. B2) und Deutschkenntnisse (mind. A2)

tät über die tatsächlichen Berufstätigkeiten

(ebd., eigene Übersetzung).

der Absolvent*innen vor (Auskunft der Julius-­

Die Lehrveranstaltungen des Studiengangs werden an der wirtschaftswissenschaftlichen

Maximilians-Universität Würzburg in einer E-Mail vom 27.3.2020).

47 Nicht einbezogen werden konnten einzelne leere Modulbeschreibungen: die Projektmodule International Economic Policy I und II und das Modul wirtschaftspolitischer Journalismus, aktuelle Themen der Wirtschaftsinformatik I und II, Communication in Business and Economics, Design of Field Experiments and Studies, Europäisches und deutsches Kartellrecht II, Experimental Economics, Behavioral Economics, Contract Theory, Programming Survey and Experiments, Research Seminar Applied Economic Policy, Research Seminar Economic Theory, Strategic Decisions and Competition.

56


Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus und ihre Relevanz

Die untersuchten Hochschulen und Studien-

zusammen und stellt sie nach Kategorie der

gänge auf einen Blick

Lehrveranstaltung, nach Studiengang und

Die folgende Tabelle 9 fasst noch einmal die

Hochschule sowie nach Zugangsart in den Wirt-

Zahl der untersuchten Lehrveranstaltungen

schaftsjournalismus dar.

Tabelle 9 Überblick der untersuchten Module, Studiengänge und Hochschulen Zugang 2) B: Ausbildung + paralleles Studium Universität zu Köln

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

B.Sc. VWL (180 ECTS)

25 (261 ECTS)

10 (81 ECTS)

4 (33 ECTS)

B.Sc. VWL SoWi (180 ECTS)

21 (201 ECTS)

12 (87 ECTS)

5 (39 ECTS)

B.Sc. Sozialwissenschaften (180 ECTS)

13 (102 ECTS)

8 (99 ECTS)

7 (60 ECTS)

M.Sc. Economics (120 ECTS)

66 (426 ECTS)

18 (108 ECTS)

18 108 ECTS)

4 (20 ECTS)

2 (10 ECTS)

Zugang 3) Bachelor-Studiengänge Hochschule BSP Business School Berlin B.Sc. Kommunkationsmanagement (120 ECTS)

1

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt B.A. Journalistik

5 (25 ECTS)

Zusatz-Analyse: Mikroökonomie Nebenfach

1 (5 ECTS)

Zusatz-Analyse: Klausuren (2008-2014, ohne 2011)

1 (5 ECTS)

6

Universität der Bundeswehr München B.A. Management und Medien (210 ECTS)

5 (35 ECTS)

3 (20 ECTS)

2 (15 ECTS)

24 (202,5 ECTS)

23 (195 ECTS)

15 (135 ECTS)

Technische Universität Dortmund B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus (240 ECTS)  B.Sc. Wirtschaftswissenschaften

57


Qualifiziert für die Zukunft?

Zugang 3) Bachelor-Studiengänge Hochschule Ansbach

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module)

B.A. Ressortjournalismus (180 ECTS)

Insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

7 (35 ECTS)

7 (35 ECTS)

3 (15 ECTS)

1 (5 ECTS)

1 (5 ECTS)

Zugang 4) Master-Studiengänge Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt M.A. Journalistik

1 (5 ECTS)

Universität der Bundeswehr München M.A. Management und Medien (90 ECTS)

4 (20 ECTS)

Technische Universität Dortmund M.A. Economics und Journalismus (120 ECTS)  M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

20 (150 ECTS)

20 (150 ECTS)

7 (52,5 ECTS)

 Wirtschaftswissenschaften RU Bochum

73 (405 ECTS)

8 (45 ECTS)

3 (20 ECTS)

3 (42 ECTS)

1 (12 ECTS)

Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) M.A. Konvergenter Journalismus (120 ECTS)

3 (42 ECTS)

Julius-Maximilians-Universität Würzburg M.Sc. International Economic Policy (120 ECTS) Sample insgesamt

17 relevante Studiengänge (15 Zugänge)

35 (228 ECTS) Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) Insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

303 (2.137,5 ECTS)

117 (887 ECTS)

68 (504,5 ECTS)

Quelle: Eigene Darstellung.

58


Forschungsdesign

5 Forschungsdesign

Nach der Vorstellung der Zugänge in den Wirt-

VWL eine „grundlegende Übereinstimmung“

Übereinstimmung

schaftsjournalismus wird nun im Folgenden

zwischen den Modulbeschreibungen und den

zwischen Modul­

das Forschungsdesign der vorliegenden Studie

tatsächlichen Inhalten in der Lehre gab (siehe

beschreibungen

näher erläutert. Um die zentrale Forschungs-

den Exkurs in Kapitel 3 und Pluralo­Watch 2016).

und Lehre

frage – Wie wirtschaftswissenschaftlich plural

In Kapitel 3 wurde begründet, dass für Wirt-

und reflexiv ist die wirtschaftsjournalistische

schaftsjournalist*innen bzw. die wirtschafts-

Qualifizierung in Deutschland? – empirisch zu

journalistische Ausbildung einerseits Kennt-

beantworten, wurde wie folgt vorgegangen:

nisse einer pluralen Ökonomik und anderer-

Untersuchungsgegenstand sind die Lehr-

seits Fertigkeiten zur Reflexion über Ökonomik

veranstaltungen mit (volks-) wirtschaftlichem

wünschenswert sind. Auch wurde deutlich,

Bezug aus den für die wirtschaftsjournalisti-

dass es zwei etablierte Maße für Pluralität gibt:

sche Qualifizierung bedeutsamen Studien-

Zum einen die Kategorisierung entlang der Be-

gängen, deren Inhalte über die jeweiligen

grifflichkeiten Mainstream und Sidestream,

Modulhandbücher, also die Beschreibungen

zum anderen entlang der Begriffe Orthodoxie

der Lehrveranstaltungen, untersucht wurden.

und Heterodoxie. Im Folgenden wird beschrie-

Ein Modul besteht in der Regel aus mehreren

ben, wie die Pluralität der einzelnen Lehrver-

Lehrveranstaltungen (z. B. Vorlesung, Seminar

anstaltungen mithilfe dieser beiden Maße

und Tutorium). Modulhandbücher waren auch

konkret bestimmt und wie zur Erfassung der

zentraler Forschungsgegenstand in der bereits

Reflexivität vorgegangen wurde.

vorgestellten Econ-Plus-Studie (siehe den Exkurs in Kapitel 3). Sie eignen sich deshalb zur Untersuchung der Lehrveranstaltungen, da sie zentrale Inhalte, Lernziele und Prüfungsformen

5.1 Methode zur Untersuchung von Pluralität

in einem relativ einheitlichen Raster darstel-

Zur Untersuchung von Pluralität wird ein Samp-

303 Modulbeschrei­

len (Beckenbach et al. 2016: 66). Zwar unter-

le von 303 Modulbeschreibungen mit (volks-)

bungen aus

scheiden sich Modulhandbücher im Hinblick

wirtschaftlichem Bezug aus 17 für die wirt-

17 Studiengängen

auf Ausführlichkeit und Allgemeinheitsgrad,

schaftsjournalistische Qualifizierung bedeut-

„[i]n jedem Fall bieten sie aber mit der Fest-

samen Studiengängen von sechs Universitäten

legung der Inhalte, Methoden und Lernziele

und drei Hochschulen herangezogen, in einem

eine auch in den Prüfungsordnungen veran-

Fall werden zusätzlich Klausuren und eine Über-

kerte Orientierung für die zu erwartende Lehr-

sicht zu „Mikroökonomie im Nebenfach“ analy-

praxis“ (ebd.: 127). Darüber hinaus ist ihnen

siert (siehe Kapitel 4 für Details). Wie in Kapi-

eine rechtliche Verbindlichkeit inhärent, an der

tel 4 beschrieben, werden die Beschreibungen

sich Lehrende zu orientieren haben (ebd.). Die

für die Analyse neben einer Gesamtdarstellung

Econ-Plus-­Studie konnte anhand von ergän-

in die zwei Kategorien Basismodule und Pflicht-

zenden Analysen zudem zeigen, dass es in der

module gruppiert. Ergänzend zu dieser Darstel-

59


Qualifiziert für die Zukunft?

lung wird in einem Exkurs inhaltlich noch weiter

suchende Material empirisch analysiert wer-

zwischen den Veranstaltungen differenziert –

den. Text-Mining kann „als Prozess der Identi­

konkret zwischen den Inhalten Einführung in

fizierung neuer, interessanter und verständ­

Gruppierung

die VWL, Mikroökonomik, Makro­ökonomik so-

licher Muster aus einer Sammlung von Texten“

nach öko­no-

wie andere Inhalte mit (volks-)wirtschaftlichem

beschrieben werden (Blake 2011: 126, eigene

mischen Fächern

Bezug. Dadurch kann zusätzlich nachvollzogen

Übersetzung). Ein Vorteil dieser Methode ist

werden, aus welchen Fächern genau bestimmte

es, dass große Textmengen untersucht werden

Perspektiven (z. B. ein orthodoxer oder hetero-

können (Philipps 2018: 368). Dabei wird zum

doxer Einschlag) stammen, zudem ist so ein

einen gezählt, wie oft ein bestimmter Begriff

direkter Vergleich zur Econ-Plus-Studie aus

in einem Text vorkommt. Darüber hinaus kann

dem Jahr 2016 möglich.

ggf. aber auch erfasst werden, in welchen Zu-

Zur Untersuchung von Pluralität wird auf

sammenhängen einzelne Begriffe verwendet

die in Kapitel 3.1 vorgestellten Klassifizierun-

werden. Aufgrund der maschinellen Zählung

gen der Econ-Plus-Studie zurückgegriffen. Zur

von Begriffen ist die Methode weniger anfäl-

Erinnerung: Die erste Kategorisierung unter­

lig für subjektive Einschätzungen hinsichtlich

scheidet zwischen einem ökonomischen Main-

eines Textes, wenngleich insbesondere bei

stream und einem Sidestream. Sie wurde aus Ex-

der Auswahl der zu erfassenden Begriffe (und

pert*innen-Interviews mit aktiven Wirtschafts-

der Zuordnung dieser Begriffe zu bestimmten

wissenschaftler*innen abgeleitet, spiegelt also

Kate­gorien) auch subjektive Elemente einflie-

eine Kategorisierung von Personen wieder, die

ßen können (Beckenbach et al. 2016: 132). Eine

sich selbst zumeist dem Main­stream zurechnen

kleine Auswahl der verwendeten Wortlisten fin-

würden. Aufgrund mangelnder theoretischer

det sich beispielhaft in Tabelle 1048.

Fundierung und begrifflicher Uneindeutigkei-

Nachdem auf diese Art und Weise erfasst

ten wurde in der Econ-Plus-­Studie eine da-

wurde, welche Begriffe aus welcher Katego-

von unabhängige (kritischere) Klassifizierung

rie wie oft in einem Text vorkommen, können

nach inhaltlichen Gesichtspunkten entwickelt,

diese Zahlen zueinander in Beziehung gesetzt

die zwischen orthodox und heterodox unter-

werden. So kann beispielsweise bestimmt wer-

scheidet.

den, ob die Begrifflichkeiten einer Lehrveran-

Wortlisten

Für beide Kategorisierungen liegen detail-

staltung zu 80 % dem Mainstream und nur zu

für das

lierte Wortlisten (sogenannte Dictionaries) vor,

20 % dem Sidestream zugeordnet werden kön-

Text-Mining

die aufzeigen, welche Begriffe welcher Kate-

nen – nach diesem Pluralitätsmaß wäre diese

gorie zugeordnet werden. Mittels der Metho-

Veranstaltung also wenig plural. Zur besseren

de des maschinellen Text-Mining kann unter

Veranschaulichung werden die Ergebnisse in

Rückgriff auf diese Wortlisten das zu unter­

der Darstellung wie folgt graphisch aufbereitet

48 Alle analysierten und zugewiesenen Begriffe finden sich im Online-Anhang B aufgeschlüsselt.

60


Forschungsdesign

Tabelle 10 Exemplarische Begriffe zur Text-Mining-Analyse Kategorie

Sub-Kategorie

Begriff

Mainstream

*ANREIZ*

*ANREIZ*

Mainstream

*GLEICHGEWICHT*

NASH_GLEICHGEW*

Mainstream

*WETTBEWERB*

*WETTBEWERB*

Sidestream

ALTERNATIV*

VIELFÄLTIGE_MÖGLICHKEITEN

Sidestream

ALTERNATIVE*_WOHLSTANDSINDIKATOR*

ALTERNATIVE*_WOHLSTANDSINDIKATOR*

Sidestream

ALTERNATIVE_FINANZMARTTHEORIE

ALTERNATIV*_Z*_KREDIT*

Orthodox

HOMO_OECONOMIC*

HOMO_OECONOMIC*

Orthodox

KOSTEN_NUTZEN_ANALYSE

KOSTEN_NUTZEN_ANALYS*

Orthodox

MAXIMIERUNG

NUTZENMAXIMIERUNG

Heterodox

KRITISCH*

KRITISCH*_HINTERFR*

Heterodox

PLURALITÄT

PLURALITÄT

Heterodox

REGULIERUNG

REGULIERUNG Quelle: Eigene Darstellung (angelehnt an Beckenbach et al. 2016).

Abbildung 12

Abbildung 13

Schema Ergebnisdarstellung

Schema Ergebnisdarstellung

(Mainstream-Sidestream)

(Orthodox-Heterodox)

Uni: Studiengang

Uni: Studiengang

(XX Module | XX ECTS)

(XX Module | XX ECTS)

Sidestream

Mainstream

Heterodox

Orthodox

50 % (XX abs. Treffer)

50 % (XX abs. Treffer)

50 % (XX abs. Treffer)

50 % (XX abs. Treffer)

Quelle: Eigene Darstellung.

Quelle: Eigene Darstellung.

61


Qualifiziert für die Zukunft?

Prozentuale

(siehe Abbildungen 12 und 13). Die prozentua-

Es lassen sich anhand der Platzierung der

Ergebnisse

le Gewichtung der Kategorien Mainstream und

einzelnen Studiengänge jeweils zwei Dinge ab-

und absolute

Sidestream sowie Orthodoxie und Heterodoxie

lesen:

Text-Mining-Treffer

werden, aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen anderer Studien-

Zum einen das absolute Verhältnis von

gänge oder Hochschulen stets als Tortendia-

Mainstream- zu Sidestream-Begriffen im

gramme und in Prozentangaben dargestellt. Um

jeweiligen Studiengang: Überwiegen die

die Aussagekraft des jeweiligen Ergebnisses

Mainstream-Begriffe (ist der Studiengang

einschätzbar zu machen, werden in Klammern

also nicht plural), dann ist der Studiengang

jedoch auch die absoluten Treffer der einzelnen

in der linken Hälfte des Tortendiagramms

Kategorien angezeigt. Neben der Nennung des

platziert.

Namens der Hochschule und des Studiengangs

Zum anderen die relative Pluralität im Ver-

wird zudem auch die Anzahl der im jeweiligen

gleich zu den anderen Studiengängen:

Studiengang analysierten Module angegeben.

Überwiegen die Mainstream-Begriffe noch

Relationaler

In Kapitel 6.1.2 soll zudem ein relationaler

stärker als im Durchschnitt der anderen

Vergleich

Vergleich zwischen den Studiengängen vor-

Studiengänge, ist der Studiengang links

genommen werden, also ob ein Studiengang

des „Durchschnitt“-Pfeils platziert. Ist er

im Vergleich zum Durchschnitt aller anderen

im Verhältnis pluraler, wird er rechts des

Studiengänge verhältnismäßig plural ist – oder

„Durschnitt“-Pfeils platziert.

eben nicht. Abbildung 14 zeigt beispielhaft die Darstellungsform dieser Ergebnisse und ist

Entsprechend der absoluten und relativen

folgendermaßen zu lesen: Im Diagramm wird

Platzierung werden die Studiengänge klassi­

auf einer Uhr die Prozentzahlen für den Main-

fiziert und entsprechend farblich hervorge-

stream angegeben : Zeigt ein Pfeil ganz nach

hoben: So ist im dargestellten Beispiel 1) der

oben, bedeutet dies, es wurden 100 % Main-

Studiengang bzw. der Pfeil blau eingefärbt,

stream-Treffer erzielt, zeigt ein Pfeil nach un-

weil sowohl absolut als auch relational der

ten, wurden 50 % Mainstream-Treffer erzielt.

Mainstream nicht überwiegt. Anders hingegen

Im Darstellungsbeispiel gibt es zwei Studien-

Beispiel 2): Hier überwiegt der Mainstream mit

gänge: Der eine mit 1) beschriftete Pfeil hat

75 % sowohl abso­lut als auch relational und ist

40 % Mainstream-Treffer. Der mit der 2) be-

daher hellrot eingefärbt.

49

schriftete Pfeil hat 75 % Mainstream-Treffer.

Abschließend stellt sich die Frage, was

Der grüne Pfeil gibt den Durchschnittswert

für Verhältnisse zwischen den verschiedenen

an – im dar­gestellten Beispiel sind dies 57,5 %

Kate­gorien wünschenswert wären. Diese fina-

Mainstream-­Treffer.

le Interpretation ist natürlich nicht strikt fest­

49 Bei der zweiten Kategorisierung wird entsprechend die Orthodoxie angegeben.

62


Forschungsdesign

gelegt und kann diskutiert werden. Für die vor-

Pluralität zu sprechen. Schließlich vereint jede

Welches

liegende Studie soll an eines der Ergebnisse

dieser Kategorien eine Vielzahl verschiedener

Verhältnis

aus der Econ-Plus-Studie erinnert werden: In

Sichtweisen, während Mainstream und Ortho­

ist „plural“?

einer ergänzenden Netzwerk-Analyse konnte

doxie eine einzige, relativ homogene Per­

diese Studie zeigen, dass Begrifflichkeiten des

spektive repräsentieren. Wenn beispielweise

Mainstreams und der Orthodoxie eng miteinan-

50 % eines VWL-Studiums orthodox und 50 %

der in Verbindung stehen und sich aufeinander

heterodox sind, hieße das, dass in der Hälfte

beziehen, während sich beim Sidestream und

der Lehrzeit die Inhalte aus der Perspektive

der Heterodoxie kein konzeptioneller Zusam-

der Neoklassik gelehrt würden, während sich

menhang erkennen ließ (Beckenbach et al.

alle anderen Theorieschulen – wie die feminis-

2016: 90 f.). Vor diesem Hintergrund ist es plau-

tische Ökonomik, die keynesianische Theorie

sibel, nicht nur jeweils eine Gleichverteilung

oder marxistische Ansätze – die zweite Hälfte

zwischen Mainstream und Sidestream bzw. or-

teilen müssten: Eine klare neoklassische Domi-

thodoxen und heterodoxen Perspektiven anzu-

nanz wäre somit immer noch gegeben. Dieser

streben, sondern erst bei einem Überhang von

Standpunkt leitet die vorliegende Arbeit in der

Sidestream und Heterodoxie von tatsäch­licher

Interpretation und Bewertung der Ergebnisse. Ergebnisse

Abbildung 14

Schema Ergebnisdarstellung „Pluralität“ – Studiengänge im Vergleich

Beispiel hier: Mainstream 57,5 % | Sidestream 42,5 %

75 %

überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream

er plu

Alles mit dem Uhrzeigersinn nach dem grünen Pfeil = überdurchschnittlich mainstream.

überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer

D Links der MItte: Der Main­stream überwiegt in absoluten Zahlen.

ral

p l u ra

50 %

25 %

ler

ig wen

nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream

mainstream

2

D

Beispiel hier: Mainstream 75 % | Sidestream 25 %

2

100 %

Beispiel hier: Mainstream 40 % | Sidestream 60 %

1

1 Alles gegen den Uhrzeigersinn nach dem grünen Pfeil = unterdurchschnittlich mainstream.

Quelle: Eigene Darstellung.

63


Qualifiziert für die Zukunft?

5.2 Methode zur Untersuchung von Reflexivität

in den jeweiligen Lehrveranstaltungen thematisiert wurden. Abweichend von der EconPlus-Studie wurde neben „Ethik“ auch nach

Neben Pluralität wird in der vorliegenden

Schlagworten gesucht, die auf das Themen-

Studie auch untersucht, wie reflexiv die Stu-

feld „Nachhaltigkeit“ hindeuten (dabei wur-

diengänge sind. Dafür wurden mittels manu-

den auch BWL-Module mit einbezogen) oder

eller Schlagwortsuche erneut die Modulhand­

auf erweiterte Bezüge wie beispielsweise

bücher der Lehrveranstaltungen durchsucht50:

„politische Ökonomie“ verweisen51. Tabelle 11

Wie in Kapitel 3 erwähnt, explizieren Fächer

stellt die Suchbegriffe dar, die den jeweiligen

Wissenschafts-

wie Wissenschaftstheorie, Wirtschaftsge-

Fächern und ihren Perspektiven zugeordnet

theorie und

schichte und Ideengeschichte die histori-

wurden.

Wirtschafts-

sche Relativität und mögliche Pluralität der

Um die Aussagekraft zur Reflexivität zu

geschichte

Wirtschaftswissenschaft und ermöglichen so

erhöhen, wird nicht nur untersucht, ob eines

eine erweiterte Perspektive und kritische Re-

der Schlagworte in den Modulbeschreibun-

flexion, weshalb überprüft wurde, ob diese

gen vorhanden ist, sondern auch, in welchem

Fächer (bzw. die Perspektiven dieser Fächer)

Maße das Thema im jeweiligen Modul laut der

Tabelle 11 Suchbegriffe für Module mit reflexiven Inhalten

Ökonomische Module mit erweiterter bzw. reflektierender Perspektive

Suchbegriffe

Wissenschaftstheorie

„Wissenschaftstheo“, „Wissenschaftsphilo“, „Epist“, „Erkenntnis“, „Methodol“

Ideengeschichte

„Ideengeschichte“, „Dogm“, „Economic thought“, „Geschicht“, „Histor“, „ökonomisches Denken“, „Paradigm“

Wirtschaftsgeschichte

„Geschicht“, „Histor“, „Wirtschaftssystem“

Ethik/Nachhaltigkeit

„Ethi“, „Moral“, „Wertorient“, „nachhaltig“, „respons“, „solidar“, „kooperativ“, „sustain“

Weitere erweiterte Bezüge (z. B. Politische Ökonomie)

„Wirtschaft“, „ökonom“, „volkswirt“, „politische ökonom“

Quelle: Eigene Darstellung und Erweiterung, angelehnt an: Beckenbach et al. (2016: 249).

50 Die hier verwendete Kategorie der Reflexivität ist eine Erweiterung dessen, was in der Econ-Plus-Studie als „erweiterte Perspektive“ bezeichnet wird (Beckenbach et al. 2016: 212). 51 Zudem wurde ergänzend in journalistischen Modulen (ohne Bezug zum Thema „Wirtschaft“) nach bestimmten Schlagworten (Ethi(k), Moral und Quali(tät)) gesucht, die eine Reflexion der journalistischen Arbeit an sich – beispielsweise durch Darstellung verschiedener Selbstverständnisse oder normativer Grundlagen des Berufes – anzeigen könnten.

64


Forschungsdesign

Beschreibung behandelt wird. Es wird nach

sicht und einen Eindruck, in welchem Maße

drei Relevanz-Stufen unterschieden :

ökonomische Inhalte vermittelt werden und

52

vor allem aus welchen Perspektiven ökonomi Geringe Relevanz: Das Thema (Ethik,

sche Bildung in der wirtschaftsjournalistischen

Ideen­geschichte usw.) wird als Begriff oder

Ausbildung erfolgt. Im Rahmen dieser Arbeit

Thema im Modul erwähnt, nimmt aber nur

können somit Aussagen darüber getroffen

Die Aussagekraft

einen geringen Stellenwert ein.

werden, wie plural und reflexiv die wirtschafts-

der vorliegenden

Mittlere Relevanz: Das Thema wird relativ

wissenschaftlichen Inhalte sich in den unter-

Studie

ausführlich in der Modulbeschreibung er-

suchten wirtschaftsjournalistischen (Teil-)Zu-

wähnt und nimmt somit – vermutlich – ei-

gängen darstellen, d. h. mit welchen Perspek-

nen mittleren Stellenwert neben anderen

tiven angehende Wirtschaftsjournalist*innen

Themen des Moduls ein.

konfrontiert werden. Es kann dadurch nicht

Hohe Relevanz: Das Thema wird als Hauptthema im Modul behandelt.

notwendig ein kausaler Wirkzusammenhang auf die spätere Berichterstattung geschlossen werden. Wie in Kapitel 2 und 3 argumentiert,

Für die Darstellung der Ergebnisse, zu welchem

gibt es jedoch gute Gründe anzunehmen, dass

Anteil die untersuchten Studiengänge reflexiv

die vermittelten Inhalte prägend sind für die

sind oder nicht, werden die Module mit gerin-

journalistische Praxis. Dennoch: Wie sich die

ger Relevanz geringer gewichtet als solche mit

konkrete Erfahrungswelt angehender Wirt-

mittlerer Relevanz, welche wiederum gerin-

schaftsjournalist*innen gestaltet, wie sie mit

ger gewichtet werden als Veranstaltungen mit

den ihnen angebotenen Inhalten während

hoher Relevanz. Dies ermöglicht eine diffe-

der Qualifizierung tatsächlich umgehen, ob

renziertere Beurteilung über das tatsächliche

womöglich weniger Ausbildung und Studium,

Ausmaß der reflexiven Inhalte (siehe Tabellen-­

sondern eher Volontariate auch für ihr ökono-

Übersichten im Online-Anhang D) .

misches Fachwissen prägend sind – diese und

53

54

Das gewählte Forschungsdesign und das

ähnliche Überlegungen müssen in Folgestu­

methodische Vorgehen ermöglichen anhand

dien zur Pluralität im Wirtschaftsjournalismus

des zugänglichen Materials eine erste Über-

ergänzend erforscht werden.

52 Durch die Modulbeschreibungen wird ziemlich eindeutig ersichtlich, ob ein Inhalt nur am Rande behandelt wird oder Hauptthema einer Veranstaltung ist. Dennoch können subjektive Elemente bei dieser Beurteilung nicht vollständig ausgeschlossen werden. 53 Genauer gesagt: Die Leistungspunkte (sogenannte ECTS-Points) der Module mit geringer Relevanz wurden durch drei, die mit mittlerer Relevanz durch zwei geteilt, während die mit hoher Relevanz vollständig gewertet wurden. ECTS steht für „Credit Transfer and Accumulation System“ und ist der Versuch, Studienleistungen vergleichbarer zu machen: Die Studiengänge teilen sich in Module auf, die mit ECTS-Punkten versehen sind, die das jeweils geschätzte Arbeitspensum angeben, welches zum Absolvieren des Moduls nötig sind. Ein ECTS-Punkt steht für 25 Echtzeitstunden à 60 Minuten notwendigem Arbeitsaufwand (bmbwf 2021). 54 In einem weiteren Schritt wurden bei den entsprechenden Modulen eine Text-Mining-Analyse mit den Wortlisten zur Pluralität durchgeführt, um einen Eindruck davon zu bekommen, aus welchen Perspektiven die Inhalte beleuchtet werden.

65


Qualifiziert für die Zukunft?

6 Ergebnisse

Im Folgenden werden zuerst die wichtigsten Er-

jeweiligen Studiengangs um haben somit für

gebnisse der Untersuchungen im Hinblick auf

Studierende besonders prägenden Charakter

die Pluralität der wirtschaftsjournalistischen

(siehe Kapitel 4). Zur Erinnerung: In der vorlie-

Ausbildung vorgestellt. Dabei wird zunächst

genden Studie wird Pluralität dann angenom-

beleuchtet, wie plural die einzelnen Studien-

men, wenn die Kategorien Sidestream oder

gänge sind. Anschließend werden die Zugänge

Heterodoxie jeweils stärker vertreten sind als

untereinander vergleichend betrachtet sowie

ihre Gegenstücke Mainstream und Orthodoxie.

systematische Unterschiede zwischen Bachelor- und Master-Studiengängen thematisiert. Ergänzend werden in einem Exkurs die Module umgruppiert, um besser nachvollziehen zu kön-

6.1.1 Die einzelnen Hochschulen

und ihre Studiengänge

nen, woher ein bestimmter Trend stammt und

Kölner Journalistenschule für Wirtschaft

um die Ergebnisse mit denen der Econ-Plus-

und Politik/Universität zu Köln

Studie 2016 vergleichen zu können. Sodann

Wie in Abschnitt 4.2 ausführlich dargestellt,

werden die Studienergebnisse im Hinblick auf

erwerben angehende Wirtschaftsjournalist*in-

Reflexivität vorgestellt (siehe Abschnitt 6.2).

nen der Kölner Journalistenschule ihr ökonomisches Fachwissen überwiegend durch ein pa­

6.1 Pluralität in der wirtschafts­ journalistischen Ausbildung

66

ralleles Studium an der Universität zu Köln. Da es mehrere Studiengänge gibt, die parallel zur Ausbildung studiert werden können, werden

Überblick:

Wie oben bereits ausgeführt, werden die Er-

die untersuchten Studiengänge vergleichend

Die Darstellung

gebnisse zur Pluralität im Folgenden jeweils

betrachtet.

der Ergebnisse

durch die beiden voneinander unabhängigen

Bei der ersten Kategorisierung von Plura-

Klassifizierungen Mainstream vs. Sidestream

lität (Mainstream vs. Sidestream) zeigt sich

und orthodox vs. heterodox dargestellt (zu

über alle Module aller Studiengänge hinweg

Gemeinsamkeiten und Unterschieden beider

ein fast ausgeglichenes Ergebnis, in den Stu-

Kate­ goriensysteme siehe Kapitel 3 und Ka-

diengängen VWL sozialwissenschaftlicher

pitel 5). Für die einzelnen Studiengänge wird

Richtung und Sozialwissenschaften über-

dabei zunächst das Gesamtergebnis über

wiegt sogar der Sidestream leicht (siehe Ab-

alle Module des Studiengangs vorgestellt.

bildung 15).

Anschließend erfolgt die Darstellung der Er-

Bei der inhaltlich kritischeren Kategorisie-

gebnisse für die Plichtmodule – die Module,

rung von orthodox vs. heterodox (siehe Abbil-

die von allen Studierenden des Studiengangs

dung 16) tritt dagegen in allen untersuchten

belegt werden müssen – bevor die Ergebnis-

Studiengängen der Universität zu Köln eine

se der Basismodule vorgestellt werden. Letz-

deutlich orthodoxe Dominanz hervor: Rund

tere sind die Einführungsveranstaltungen des

zwei Drittel der relevanten Begrifflichkeiten der


Ergebnisse

Bachelor-Lehrveranstaltungen sind als ortho­

retisch wählbaren Module der Kölner Studien-

Ergebnisunter-

dox zu klassifizieren. Am deutlichsten zeigt

gänge das Verhältnis als annähernd ausge­

schiede je nach

sich diese Ausrichtung beim Master Econo-

glichen darstellt, gibt die zweite Klassifikation

Pluralitätsmaßstab

mics, wo rund 82 % orthodoxe und nur knapp

Orthodox-Heterodox deutliche Hinweise auf

18 % heterodoxe Begriffe vorhanden sind.

Beschränkungen der Pluralität – hier kommt es

Während also die breitere Klassifikation

darauf an, welcher Klassifikation eine größere

nach Mainstream und Sidestream für alle theo­

Legitimität zugeschrieben wird.

Abbildung 15

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (alle Module) B.Sc. VWL

B.Sc. VWL SoWi

B.Sc. Sozialwissenschaften

M.Sc. Economics

(25 Module | 261 ECTS)

(22 Module | 201 ECTS)

(13 Module | 102 ECTS)

(66 Module | 426 ECTS)

49,72 %

50,28 %

56,17 %

(89)

(90)

(91)

43,83 % (71)

54,64 % (53)

Ergebnisse insgesamt | Kategorisierung:

45,36 %

48,09 %

51,91 %

(44)

(189)

(204)

Sidestream vs.

Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 16

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (alle Module) B.Sc. VWL

B.Sc. VWL SoWi

B.Sc. Sozialwissenschaften

M.Sc. Economics

(25 Module | 261 ECTS)

(22 Module | 201 ECTS)

(13 Module | 102 ECTS)

(66 Module | 426 ECTS) 17,72 %

34,33 % (23)

39,34 % 65,67 % (44)

(24)

(28)

35,48 % 60,66 % (37)

Ergebnisse insgesamt | Kategorisierung:

(11)

64,52 %

82,28%

(20)

Heterodox vs.

(130)

Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.

67


Qualifiziert für die Zukunft?

Keine Wahl-

Werden die Pflichtmodule der jeweiligen

und B.Sc Sozialwissenschaft) der Sidestream

möglichkeiten:

Studiengänge betrachtet (siehe Abbildung 17),

leicht überwiegt. Lediglich im Master Eco­

Pflichtmodule

setzt sich der beschriebene Trend – jeweils

nomics sind die verpflichtenden Module deut-

leicht verstärkt – fort: Im Bachelor VWL ist das

lich stärker durch den Mainstream geprägt als

Verhältnis weitgehend ausgeglichen, während

die frei wählbaren Lehrveranstaltungen: Rund

in den beiden Studiengängen mit sozialwis-

61 % der Begriffe lassen sich dieser Kategorie

senschaftlichen Anteilen (B.Sc. VWL SoWi

zuordnen.

Abbildung 17

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Pflichtmodule) B.Sc. VWL

B.Sc. VWL SoWi

B.Sc. Sozialwissenschaften

M.Sc. Economics

(10 Module | 81 ECTS)

(12 Module | 87 ECTS)

(8 Module | 99 ECTS)

(18 Module | 108 ECTS)

46,15 % (30)

53,85 %

58,24 %

(35)

(53)

41,76 % (38)

55,38 % (36)

Ergebnisse Pflichtmodule | Kategorisierung:

39,02 %

44,61 %

(48)

(29)

60,98 % (75)

Sidestream vs.

Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 18

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Pflichtmodule) B.Sc. VWL

B.Sc. VWL SoWi

B.Sc. Sozialwissenschaften

M.Sc. Economics

(10 Module | 81 ECTS)

(12 Module | 87 ECTS)

(8 Module | 99 ECTS)

(18 Module | 108 ECTS)

27,59 %

37,04 %

36,36 %

(8)

(10)

(12)

5,88 % (4)

72,41 %

62,96 %

63,64 %

(21)

(17)

(21)

Ergebnisse Pflichtmodule | Kategorisierung:

Heterodox vs.

94,12% (64) Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.

68


Ergebnisse

Mit dem zweiten Pluralitätsverständnis

zeichnen sich die „reinen“ volkswirtschaft-

Starke Dominanz

zeigt sich auch bei den Pflichtmodulen ein

lichen Studiengänge dadurch aus, dass die

der orthodoxen

Überhang der Orthodoxie (siehe Abbildung 18).

Orthodoxie jeweils noch dominanter ist. Am

Perspektive

Während sich die verpflichtenden Veranstal-

stärksten ist dies wieder im Master Economics:

tungen in den Studiengängen mit sozial-

Bei einer Verteilung von rund 94 % orthodoxer

wissenschaftlichem Anteil jedoch kaum von

Begrifflichkeiten und nur knapp sechs Prozent

der Gesamtheit aller Module unterscheiden,

heterodoxer Treffer, lässt sich ableiten, dass

Abbildung 19

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Basismodule) B.Sc. VWL

B.Sc. VWL SoWi

B.Sc. Sozialwissenschaften

M.Sc. Economics

(4 Module | 33 ECTS)

(5 Module | 39 ECTS)

(7 Module | 60 ECTS)

(18 Module | 108 ECTS)

33,33 %

33,33 %

(5)

(14) 66,67 %

66,67 %

(10)

(28)

56,52 % (26)

Ergebnisse Basismodule | Kategorisierung:

39,02 %

43,48 %

(48)

(20)

60,98 % (75)

Sidestream vs.

Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 20

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Basismodule) B.Sc. VWL

B.Sc. VWL SoWi

B.Sc. Sozialwissenschaften

M.Sc. Economics

(4 Module | 33 ECTS)

(5 Module | 39 ECTS)

(7 Module | 60 ECTS)

(18 Module | 108 ECTS)

0 % (0)

5,88 % (4)

15,38 % 29,17 %

(2)

(7) 100 % (13)

84,62 % (11) Ergebnisse Basismodule | Kategorisierung:

70,83 %

94,12%

(17)

Heterodox vs.

(64) Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.

69


Qualifiziert für die Zukunft?

hier ausschließlich das neoklassische Paradigma vermittelt wird.

Abschließend können für die Studiengänge der Universität zu Köln, die für die

Besonders

Werden nun die besonders wichtigen

Ausbildung an der Kölner Journalistenschule

wichtig:

Basis­module erfasst, die als Einführungsver-

für Politik und Wirtschaft relevant sind, fol-

Basismodule

anstaltungen den ersten und prägenden Ein-

gende Trends festgehalten werden: Unabhän-

druck eines Faches auf Studierende vermitteln,

gig vom angewendeten Pluralitätsmaß sind

werden diese Tendenzen nochmals gesteigert:

gänge mit sozialwissenschaftdie Studien­

In der ersten Kategorisierung gibt es im Bache­

lichem Anteil (B.Sc. VWL SoWi, B.Sc. Sozial-

lor VWL und im Master Economics einen kla-

wissenschaften) stets pluraler als die „rein“

ren Mainstream-Überhang, der sich im Ver-

wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge

gleich zur Betrachtung aller Module sowie der

(B.Sc. VWL, M.Sc. Economics). Das Plurali-

Pflichtmodule nochmals leicht verstärkt (siehe

tätsmaß Mainstream-­Sidestream misst für

Abbildung 19). Umgekehrt verstärkt sich aber

wissenschaftlichem Studiengänge mit sozial­

auch der Sidestream-Überhang in den Studien­

Anteil eine zunehmend höhere Pluralität, je

gängen mit sozialwissenschaftlichem Anteil,

verpflichtender und grundlegender die Veran-

was darauf hindeutet, dass Pluralität eher in

staltungen für die Studierenden sind, für die

Lehrveranstaltungen zu finden sind, die nicht

wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge

originär der VWL zuzuordnen sind.

jedoch eine abnehmende Pluralität. Das Plura-

Das Pluralitätsverständnis in der Klassifi-

litätsmaß Orthodox-­Heterodox misst jedoch für

kation Orthodox-Heterodox hält hingegen eine

alle Studiengänge mit zunehmender Verpflich-

Abnahme der Pluralität in den Basismodulen

tung eine abnehmende Pluralität. Zumindest

gegenüber allen anderen Modulen fest, er-

in den wirtschaftswissenschaftlichen Studien-

kennbar wird eine sehr starke orthodoxe Do-

gängen ist die Pluralität also unabhängig vom

minanz in allen Studiengängen (siehe Abbil-

angewendeten Maßstab und konkreten Veran-

dung 20). Zwar gibt es etwas weniger absolute

staltungen als unzureichend zu betrachten.

Treffer, trotzdem ist es ein deutliches Signal, wenn kein einziger heterodoxer Begriff in den

Hochschule BSP Business School Berlin

Einführungsveranstaltungen des Bachelor VWL

Wie in Kapitel 4 beschrieben, thematisiert der

genannt wird. Auch in den beiden Bachelor-

untersuchte Studiengang B.Sc. Kommunika­

Studien­gängen mit sozialwissenschaftlichem

tionsmanagement an der Hochschule BSP Busi­

M.Sc. Economics:

Anteil sinkt der heterodoxe Anteil auf unter

ness School Berlin Wirtschaftsjournalismus nur

Nur rund 6 %

30 % bzw. etwa 15 %, während er im Master

am Rande. Zudem konnte für die vorliegende

heterodoxe Treffer

Economics bei rund sechs Prozent auf dem

Analyse nur ein (Wahl-)Modul untersucht wer-

gleichen Niveau wie im Falle der Pflichtmodule

den, sodass das Ergebnis aufgrund der dünnen

stagniert.

Datenlage eher als Indiz gewertet werden sollte.

70


Ergebnisse

In der Kategorisierung Mainstream-­Sidestream

und zu strukturieren.“ Auf welche wirtschafts-

überwiegt der Sidestream mit einem Anteil von

wissenschaftlichen Theorien dabei zurückge-

zwei Dritteln an den relevanten Begrifflichkei-

griffen wird, wird aus der Beschreibung jedoch

ten (6 zu 3 Treffern), in der zweiten Kategorisie-

nicht ersichtlich.

rung nach Ortho­doxie und Hetero­doxie ließen sich gar keine passenden Begriffe finden (sie-

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

he Abbildung 21). Ein Blick in die ausführliche

An der Katholischen Universität Eichstätt-­

Beschreibung des untersuchten Moduls „Public

Ingolstadt wurden die zwei Studiengänge B.A.

Relations und Wirtschaftsjournalismus“ zeigt,

Journalistik und M.A. Journalistik untersucht.

dass das Qualifikationsziel auch eher auf das

Für den Studiengang B.A. Journalistik an

Kommunikationsmanagement innerhalb einer

der Katholischen Universität Eichstätt-Ingol-

management

Organisation abzielt, was den Begriffsmangel

stadt gibt es insgesamt fünf relevante Modu-

statt Ökonomik

erklären könnte: So stehen unter anderem „Pu-

le, die untersucht werden konnten. Ebenfalls

blic Relations“ und „PR im Marketingmix“ auf

unter­sucht, wurden zudem eine Gliederung der

dem Plan, aber auch Journalismus-Theo­rien und

Lehrveranstaltung „Mikroökonomie im Neben-

-Formen sowie praktische Übungen. In Bezug

fach“ sowie sechs Mikroökonomie-Klausuren

auf Wirtschaftspolitik heißt es lediglich: „Die

aus den Jahren 2008 bis 2014 (ohne 2011), da

Studierenden sind in der Lage, wirtschafts­

Journalistik-Studierende mit Fokus auf „Be-

politische Themen, Unternehmensberichter-

triebswirtschaftslehre“ auch mikroökonomi-

stattungen und Börsennachrichten zu erfassen

sche Module besuchen. Die Ergebnisse dieser

Kommunikations-

Abbildung 21

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.Sc. Kommunikationsmanagement der BSP Business School Berlin B.Sc. Kommunikationsmanagement (1 Modul)

33,33 % (3) 66,67 % (6)

Ergebnisse insgesamt | Kategorisierung:

Sidestream vs.

Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.

71


Qualifiziert für die Zukunft?

Abbildung 22

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (nach Art der Module), inklusive Zusatzanalysen B.A. Journalistik (VWL-Module) 5 Module | 25 ECTS

41,67 % (5)

4 Module | 20 ECTS

58,33 % (7)

20,0 %

25,0 %

(1)

(1) 80,0 %

75,0 %

(4)

(3)

Ergebnisse insgesamt

Pflichtmodule

Mikroökonomie-Nebenfach

VWL-Klausuren*

0,0 %

0,0 %

(0)

(0)

2 Module | 10 ECTS

Basismodule

Kategorisierung:

100,0 % (20) Zusatz I

100,0 % (53)

Sidestream vs. Mainstream

Zusatz II *2008-2014; ohne 2011. Quelle: Eigene Darstellung.

72

Extra-Analyse validieren die Befunde der übri-

Dieser Eindruck wird durch das zweite

gen Untersuchung, gehen jedoch nicht in die

Plura­litätsmaß Orthodox-Heterodox bestärkt:

Gesamtwertung mit ein und werden gesondert

Hier finden sich ausschließlich orthodoxe

dargestellt.

Begriffe in den entsprechenden Modulbe-

In der Kategorisierung Mainstream-­Side­

schreibungen (siehe Abbildung 23). Besonders

stream lässt sich für alle untersuchten Modu-

prägnant stechen dabei die Zusatz-Analysen

le mit 60 % der Begriffe ein leichter Überhang

hervor: Trotz einer jeweils hohen Trefferzahl –

des Mainstreams konstatieren (siehe Abbil-

bei Mikroökonomie im Nebenfach finden sich

dung 22). In den verpflichtenden Modulen ver-

38, bei den Klausuren insgesamt 103 Begrif-

stärkt sich dieser Mangel an Plura­lität jedoch,

fe – sind diese ausschließlich orthodox. Die

der Überhang beträgt hier 80 % (Pflichtmodu-

VWL-Inhalte in diesem Studiengang dürften

Analyse

le) bzw. 75 % (Basismodule). Die Zusatz-Ana-

somit fast ausschließlich der neoklassischen

der Klausuren

lysen einer weiteren Kurseinheit sowie einiger

Theorieschule entstammen (allerdings lagen

Mikroökonomie-Klausuren finden sogar aus-

zur detaillierten Untersuchung des Wahl-

schließlich Mainstream-Begriffe, was den Be-

pflichtbereichs „Wirtschafts- und Sozial­

fund der mangelnden Pluralität verstärkt.

geschichte“ keine Beschreibungen vor, dort


Ergebnisse

Abbildung 23

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (nach Art der Module), inklusive Zusatzanalysen B.A. Journalistik (VWL-Module) 5 Module | 25 ECTS

4 Module | 20 ECTS

2 Module | 10 ECTS

0,0 %

0,0 %

0,0 %

(0)

(0)

(0)

100,0 %

100,0 %

100,0 %

(4)

(4)

(4)

Ergebnisse insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

Mikroökonomie-Nebenfach

VWL-Klausuren*

0,0 %

0,0 %

(0)

(0) Kategorisierung:

100,0 %

100,0 %

(38)

(103)

Zusatz I

Zusatz II

Heterodox vs. Orthodox

*2008-2014; ohne 2011. Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 24

Abbildung 25

Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang

Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang

M.A. Journalistik; KU Eichstätt-Ingolstadt

M.A. Journalistik; KU Eichstätt-Ingolstadt

M.A. Journalistik

M.A. Journalistik

(1 Modul | 5 ECTS)

(1 Modul | 5 ECTS) 0,0 % (0)

33,33 % (2) 66,67 %

100,0 %

(4)

(2)

Ergebnisse insgesamt/Pflicht- und Basismodul Kategorisierung:

Sidestream vs.

Mainstream

Quelle: Eigene Darstellung.

Ergebnisse insgesamt/Pflicht- und Basismodul Kategorisierung:

Heterodox vs.

Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung.

73


Qualifiziert für die Zukunft?

könnten gegebenenfalls noch andere Per­

wirtschaftswissenschaftlichem Bezug (siehe

spektiven vermittelt werden).

Abbildung 26). In der ersten Kategorisierung

Im M.A. Journalistik an der Katholische Uni-

zeigt sich insgesamt mit rund 70 % ein klarer

versität Eichstätt-Ingolstadt steht nur ein ver-

Überhang der Mainstream-Begriffe. Bei den

pflichtendes Basismodul in Mikroökonomik im

relevante(re)n Pflicht- und Basismodulen baut

Modulhandbuch. Die Analyse dieses Moduls

sich diese Dominanz auf knapp 85 % in den

zeigt – auf sehr kleiner Datenbasis – im ers-

Pflicht- und 80 % in den Basismodulen aus.

ten wie im zweiten Pluralitätsmaß die Domi­

Umgekehrt bedeutet dies: Je größer die Wahl-

nanz des Mainstreams bzw. der Ortho­doxie

möglichkeiten der Studierenden, desto pluraler

an: Während vier Mainstream-Begriffe und

(nach diesem Maßstab) auch die Lehrangebote.

zwei Sidestream-­Begriffen gegenüberstehen,

Bei der zweiten Kategorisierung finden

finden sich zwei orthodoxe und keine hetero-

sich keinerlei heterodoxe Begriffe (siehe Ab-

doxen Begriffe (siehe Abbildungen 24 und 25).

bildung 27). Auch wenn hier die Gesamttrefferzahl mit acht Treffern eher gering ist, deu-

Universität der Bundeswehr München

tet dies auf eine starke (oder ausschließliche)

neoklassische

An der Universität der Bundeswehr München

neoklassische Ausrichtung der entsprechen-

Ausrichtung

wurden der Bachelor- und Master-Studiengang

den Lehrveranstaltungen hin.

Starke

Management und Medien untersucht.

Für den M.A. Management und Medien

Beim B.A. Management und Medien erfolg-

konnten vier relevante Module mit Wirtschafts-

te die Analyse anhand von vier Modulen mit

bezug untersucht werden, die jedoch weder

Abbildung 26

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München (nach Art der Module) B.A. Management & Medien 5 Module | 35 ECTS

3 Module | 20 ECTS 16,67 %

31,82 %

21,43 %

(3)

(7)

2 Module | 15 ECTS

Kategorisierung:

(3)

68,18 %

83,33%

78,57 %

(15)

(15)

(11)

Ergebnisse insgesamt

Pflichtmodule

Sidestream vs. Mainstream

Basismodule

Quelle: Eigene Darstellung.

74


Ergebnisse

Basis- noch Pflichtmodule darstellten. Im

doxie mit rund 67 % gegenüber der Hetero­

Pluralitätsmaß Mainstream-­Sidestream gibt

doxie (33 %) deutlich stärker – allerdings gab

es einen leichten Überhang an Mainstream-­

es in absoluten Zahlen auch nur vier orthodo-

Treffern (55 %) (siehe Abbildung 28). In der

xe und zwei heterodoxe Treffer (siehe Abbil-

zweiten Kategorisierung überwiegt die Ortho­

dung 29).

Abbildung 27

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München (nach Art der Module) B.A. Management & Medien 5 Module | 35 ECTS

3 Module | 20 ECTS

2 Module | 15 ECTS

0,0 %

0,0 %

0,0 %

(0)

(0)

(0)

Kategorisierung: Heterodox vs.

100,0 %

100,0 %

100,0 %

(8)

(7)

(7)

Ergebnisse insgesamt

Pflichtmodule

Basismodule

Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 28

Abbildung 29

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studien­

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang

gang M.A. Management und Medien an der Uni­

M.A. Management und Medien an der Universität der

versität der Bundeswehr München

Bundeswehr München

M.A. Management und Medien

M.A. Management und Medien

(4 Module | 20 ECTS)

(4 Module | 20 ECTS)

45,0 % (9)

33,33 % (2)

55,0 % (11)

66,67 % (4)

Ergebnisse insgesamt (entspricht Wahlmodulen) Kategorisierung:

Sidestream vs.

Mainstream

Quelle: Eigene Darstellung.

Ergebnisse insgesamt (entspricht Wahlmodulen) Kategorisierung:

Heterodox vs.

Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung.

75


Qualifiziert für die Zukunft?

Technische Universität Dortmund

Das zweite Pluralitätsmaß zeigt insgesamt

An der Technischen Universität Dortmund

einen größeren Mangel an Pluralität: Über alle

wurden der Studiengang B.A. Wirtschaftspoli­

Module betrachtet, überwiegt die Orthodoxie

tischer Journalismus sowie der Master Econo-

mit einem Begriffsanteil von rund 87 % deutlich

mics & Journalism untersucht.

gegenüber der Heterodoxie mit rund 13 % (sie-

Für den Bachelorstudiengang wurden die-

he Abbildung 31). Trotz einer hohen Anzahl ab-

jenigen Module der wirtschaftswissenschaft­

soluter Treffer, ließen sich insgesamt nur acht

lichen Fakultät untersucht, auf welche in

heterodoxe Begriffe finden. Überraschend ist

den Modulhandbüchern der journalistischen

jedoch, dass sich – entgegen der bisherigen

Studien­gänge verwiesen wird. Nach dem ers-

Ergebnisse an anderen Hochschulen – die

ten Pluralitätsmaß überwiegt der Mainstream

Gesamtheit der verpflichtenden Module hier

gegenüber dem Side­stream sehr deutlich mit

pluraler darstellt: In diesen liegt der Anteil or-

71 % zu 29 % (siehe Abbildung 30). Während die

thodoxer Begriffe bei „nur“ 65 % und alle acht

Pflichtmodule dieses Verhältnis grob beibehal-

heterodoxen Treffer finden sich hier. Die beson-

ten – es also keinen großen Pluralitätsunter-

ders relevanten Basismodule sind jedoch auch

Je relevanter,

schied zwischen den verpflichtenden und den

an der Technischen Universität Dortmund kaum

umso stärker

Wahl-Modulen insgesamt zu geben scheint –,

plural und mit 88 % sehr ortho­dox ausgerichtet.

Mainstream

erhöht sich die Mainstream-Dominanz in den

Studierende des Masters „Economics &

Einführungsveranstaltungen auf knapp 78 %.

Journalism“ können laut Modulhandbuch Lehr-

Auch hier gilt also: Je relevanter die Module,

veranstaltungen mit Wirtschaftsbezug sowohl

desto stärker dominiert der Mainstream.

am wirtschaftswissenschaftlichen Institut der

Abbildung 30

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module) B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus ( Wirtschaftswissenschaftliche Module) 24 Module | 202,5 ECTS

23 Module | 195 ECTS

29,41 %

32,69 %

(35)

(34)

15 Module | 135 ECTS 22,39 %

Kategorisierung:

(15)

70,59 %

67,31 %

77,61 %

(84)

(70)

(52)

Ergebnisse insgesamt

Pflichtmodule

Sidestream vs. Mainstream

Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.

76


Ergebnisse

Abbildung 31

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module) B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus ( Wirtschaftswissenschaftliche Module) 24 Module | 202,5 ECTS 12,5 % (8)

23 Module | 195 ECTS

15 Module | 135 ECTS 11,63 % (5)

34,78 %

Kategorisierung:

(8) 87,5%

65,22%

88,37 %

(56)

(15)

(38)

Ergebnisse insgesamt

Pflichtmodule

Heterodox vs. Orthodox

Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 32

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang Master Economics & Journalism der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module und nach besuchter Hochschule) M.A. Economics & Journalism ( TU Dortmund: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften) 20 Module | 150 ECTS

44,05 % (37)

55,95 % (47)

20 Module | 150 ECTS

44,05 % (37)

7 Module | 52,5 ECTS

41,18 %

55,95 %

(14)

(47)

58,82 % (20)

M.A. Economics & Journalism ( Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften) 73 Module | 405 ECTS

46,5 % (93)

53,5 %

8 Module | 45 ECTS

3 Module | 20 ECTS

31,82 % (7)

(107)

42,86 % (6)

68,18 %

57,14 % (8)

(15)

Ergebnisse insgesamt

Pflichtmodule Kategorisierung:

Sidestream vs.

Basismodule Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.

77


Qualifiziert für die Zukunft?

Zwei

eigenen Universität (TU Dortmund) als auch an

TU Dortmund dabei ähnliche Verhältnisse wie

Universitäten

der Universität Bochum belegen, weshalb im

der gesamte Moduldurchschnitt aufweisen,

zur Auswahl

Folgenden die Ergebnisse der jeweiligen Stu-

zeigt sich bei den Pflichtmodulen an der Uni-

diengangsmodule für beide Universitäten ge-

versität Bochum eine Abweichung. Hier ist der

trennt dargestellt werden.

Mainstream mit einem Anteil von rund 68 %

In der ersten Kategorisierung sind die Ergebnisse bei beiden Universitäten prozentual

der relevanten Begriffe gegenüber 32 % für den Sidestream deutlich dominanter.

relativ ähnlich: Überall überwiegt der Main-

Legt man das zweite Pluralitätsmaß an, zeigt

stream leicht mit etwa 53 % bis 58 % (siehe

sich ein erheblicher Mangel an Pluralität: Bei

Abbildung 32). Während die Basismodule bei-

den Lehrveranstaltungen der TU Dortmund ist

der Universitäten und die Pflichtmodule der

die Orthodoxie insgesamt mit rund 90 % eindeu-

Abbildung 33

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang Master Economics & Journalism der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module und nach besuchter Hochschule) M.A. Economics & Journalism ( TU Dortmund: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften) 20 Module | 150 ECTS

20 Module | 150 ECTS

7 Module | 52,5 ECTS

9,68 %

8,11 %

0,0 %

(3)

(3)

(0)

90,32 %

91,89 %

100,0 %

(28)

(34)

(13)

M.A. Economics & Journalism ( Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften) 73 Module | 405 ECTS 19,15 % (9)

8 Module | 45 ECTS 0,0 %

0,0 %

(0)

(0)

80,85 %

100,0 %

100,0 %

(5)

(2)

Pflichtmodule

Basismodule

(38)

Ergebnisse insgesamt

3 Module | 20 ECTS

Kategorisierung:

Heterodox vs.

Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.

78


Ergebnisse

tig der Fokus der Lehrveranstaltungen – noch

Hochschule Ansbach

stärker als in den Modulen in Bochum (81 %,

Im an der Hochschule Ansbach untersuchten

Studiengang

Abb. 33). An beiden Universitäten ver­größert

Studiengang B.A. Ressortjournalismus können

Ressortjourna-

sich der Mangel an pluralen Lehrinhalten zudem

Studierende einen Schwerpunkt „Wirtschaft und

lismus (B.A.)

mit steigendem Verpflichtungsgrad der Lehr­

Politik“ wählen. In diesem Bereich gibt es insge-

angebote und die Einführungsvor­lesungen sind

samt sieben Module mit Wirtschaftsbezug, die

vollständig orthodox ausgerichtet.

alle untersucht wurden (siehe Abbildungen 34

Abbildung 34

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Ressortjournalismus an der Hochschule Ansbach (nach Art der Module) B.A. Ressortjournalismus 7 Module | 35 ECTS

3 Module | 15 ECTS

40,0 % 60,0 %

Kategorisierung:

40,0 %

60,0 % (2) 100,0 % (3) (7)

(4)

(6)

Ergebnisse insgesamt/ Pflichtmodule

Sidestream vs. Mainstream

Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 35

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Ressortjournalismus an der Hochschule Ansbach (nach Art der Module) B.A. Ressortjournalismus 7 Module | 35 ECTS

3 Module | 15 ECTS

0,0 %

0,0 %

(0)

(0)

Kategorisierung:

100,0 %

100,0 %

(3)

(1)

Ergebnisse insgesamt/ Pflichtmodule

Basismodule

Heterodox vs. Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung.

79


Qualifiziert für die Zukunft?

und 35). Insgesamt gab es nur relativ wenige

hetero­doxe als orthodoxe Treffer gibt. In den

Begriffstreffer, weshalb die Aussagekraft der Er-

Modul­beschreibungen ist entsprechend nicht

gebnisse wiederum nur als Indiz gewertet wer-

von abstrakt-mathematischen Inhalten die Rede,

den sollte. Da alle unter­suchten Module Pflicht-

sondern es wird hervorgehoben, dass Politik

module (inner­halb des Wahl-Schwerpunktbe-

und Wirtschaft aus institutioneller Per­spektive

reichs „Wirtschaft und Politik“) sind, sind deren

der Akteure thematisiert wird. Gleichzeitig wer-

Ergebnisse zugleich das Gesamtergebnis. Im

den auch Datenerhebung, -Auswertung und

Pluralitätsmaß Mainstream-Sidestream über-

-Visualisierung vermittelt, denn „[q]uantitative

wiegt in den Pflicht­modulen der Sidestream mit

Angaben sind heute für ein tieferes Verständnis

rund 60 % (6 zu 4 Treffer), in den Basismodulen

des Wirtschafts- und Politiksystems unerläss-

kehrt sich dieses Verhältnis jedoch zugunsten

lich.“ Passend wird jedoch zu Beginn des ersten

des Mainstreams um (allerdings mit noch klei-

Moduls (Wirtschaft und Politik I) die besondere

nerer Daten­basis: 3 zu 2 Treffer).

gesellschaftliche Bedeutung des Wirtschafts-

Auf extrem kleiner Datenbasis (3 Treffer

journalismus hervorgehoben:

insgesamt) werden im zweiten Pluralitätsmaß Orthodox-Heterodox ausschließlich orthodoxe Begriffstreffer erzielt (siehe Abbildung 35).

„Dem Politik- und Wirtschaftsjournalismus kommt in modernen Demokratien wie der Bundesrepublik Deutschland eine ele-

Hochschule für Medien, Kommunikation

mentare gesellschaftliche Bedeutung zu.

und Wirtschaft (HMKW)

Die Berichterstattung aus diesen beiden

Überraschend

Der an der Hochschule für Medien, Kommu-

Ressorts ist für die öffentliche Meinungs-

plural

nikation und Wirtschaft (HMKW) untersuchte

und Willensbildung von größtmöglicher

Master-Studiengang „Konvergenter Journalis-

Relevanz. Entsprechend wichtig sind nicht

mus“ sticht in der Analyse besonders heraus:

nur fundierte fachliche und sachbezogene

In der ersten Kategorisierung überwiegt der

Kompetenzen der in diesen Teilbereichen

Sidestream in allen Modularten deutlich mit

tätigen Journalistinnen und Journalisten,

jeweils über 60 % gegenüber dem Mainstream

sondern auch ethisch-moralisches Verant-

(siehe Abbildung 36).

wortungsbewusstsein.“

Auch hinsichtlich der zweiten Kategorisie-

80

rung zeigen die Ergebnisse ein überraschendes

In diesem Sinne steht etwa „mediale Nachhal-

Maß an Pluralität an (siehe Abbildung 37): Die

tigkeit“ auf der Agenda des zweiten Moduls.

Heterodoxie überwiegt deutlich in den Pflicht-

Es soll die Fähigkeit erworben werden, „Orien­

modulen (rund 67 %) und stärker noch in den

tierung in Hinsicht auf die akademischen Dis-

Basis­modulen (75 %). Das ist insofern beson-

kussionen und Themen [zu] erlangen [und] Ver-

ders bemerkenswert, als dass dieser Studien-

ständnis der Kriterien, Vielschichtigkeit und

gang der einzige ist, bei dem es überall mehr

Geltungsproblematik journalistischer Strate­


Ergebnisse

gien.“ Auch soll ein „Verständnis der Inter­

aus den Beschreibungen nicht detailliert zu

Reflexivität als

dependenzen von Machtverhältnissen“ erwor-

entnehmen. Nichtsdestotrotz wird deutlich,

wichtiges Element

ben werden. Welche wirtschaftswissenschaft-

dass die Neoklassik kein expliziter inhaltlicher

der Ausbildung

lichen Inhalte bzw. Theorieschulen abgesehen

Schwerpunkt ist und auch die journalistische

von Akteurs- und institutionellen Perspektiven

Reflexivität eine wichtige Rolle in dem Studien­

noch in die Lehrveranstaltungen einfließen, ist

gang einnimmt.

Abbildung 36

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Master-Studiengang „Konvergenter Journalismus“ an der HMKW (nach Art der Module) M.A. Konvergenter Journalismus 3 Module | 42 ECTS

1 Modul | 12 ECTS

34,88 %

33,33 %

(15)

(9)

65,12 % (28)

66,67%

Sidestream vs. Mainstream

(18)

Ergebnisse insgesamt/ Pflichtmodule

Kategorisierung:

Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 37

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Master-Studiengang „Konvergenter Journalismus“ an der HMKW (nach Art der Module) M.A. Konvergenter Journalismus 3 Module | 42 ECTS

1 Modul | 12 ECTS 25,0 %

33,33 % 66,67 %

(3)

(6) Ergebnisse insgesamt/ Pflichtmodule

(1) 75,0% (3)

Kategorisierung: Heterodox vs. Orthodox

Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.

81


Qualifiziert für die Zukunft?

Julius-Maximilians-Universität Würzburg

sische und angebotsorientierte Wirtschafts-

Studiengang:

Für den untersuchten Studiengang M.Sc. Inter­

wissenschaft und -politik gestellt hat und oft-

International

national Economic Policy der Julius-Maximilians-­

mals dem (post-)keynesianischen Spektrum

Economic

Universität Würzburg wurden insgesamt 35 Mo-

zugeordnet wird (Bofinger 2020). Im Modul-

Policy (M.Sc.)

dule analysiert, allesamt Wahl(pflicht)module

handbuch dieses Studiengangs spiegelt sich

(für Details, auch zu rele­vanten Modulen für die

diese Theo­rieschule bzw. Positio­nierung aber

keine Beschreibung vorlag, siehe Kapitel 4.2.).

nicht wider – es tauchen ledig­lich zwei Mal

In der ersten Kategorisierung überwiegt der

die Begriffe des neoklassisch beeinflussten

Mainstream mit knapp 69 % gegenüber dem

„Neokeynsianismus“ auf. Zum einen waren in

Side­stream (31 %) deutlich.

diesem Studien­gang besonders viele Modul-

Wendet man das zweite Pluralitätsmaß an,

beschreibungen leer (siehe Kapitel 4). Zum

zeigt sich wie auch schon in anderen Studien-

anderen finden sich speziell bei den Modulen

gängen eine deutliche Verschärfung: Die Ortho-

des Leerstuhls von Herrn Bofinger nur sehr kurz

doxie dominiert stark mit über 91 % gegen­über

und allgemein gehaltene Beschreibungen wie

der Heterodoxie mit weniger als neun Prozent.

„inhaltliche Vertiefung spezieller Fragestellun-

Dieses Ergebnis mag auf den ersten Blick

gen der Makroökonomie, insbesondere Geld-

überraschen – ist an der Universität Würzburg

politik und aktuellen Wirtschaftspolitik“ (Würz-

doch mit Peter Bofinger ein promi­nenter Wirt-

burg 2018: 75). Allerdings ist der Lehrstuhl nur

schaftswissenschaftler (und ehemaliger „Wirt-

in sechs Modulen in der Verantwortung, sodass

schaftsweiser“) Professor, der sich immer

bei 35 insgesamt untersuchten Modulen die Er-

wieder auch öffentlich gegen eine neoklas-

gebnisse dennoch aussagekräftig sind.

Abbildung 38

Abbildung 39

Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang

Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang

M.Sc. International Economic Policy; JMU Würzburg

M.Sc. International Economic Policy; JMU Würzburg

M.Sc. International Economic Policy

M.Sc. International Economic Policy

(35 Module | 228 ECTS)

(35 Module | 228 ECTS) 8,97 % (7)

31,06 % (50) 68,94 %

91,03 %

(111)

(71)

Ergebnisse insgesamt (entspricht Wahl(Pflicht)modulen) Kategorisierung:

Sidestream vs.

Mainstream

Quelle: Eigene Darstellung.

82

Ergebnisse insgesamt (entspricht Wahl(Pflicht)modulen) Kategorisierung:

Heterodox vs.

Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung.


Ergebnisse

Zwischenfazit und Grundtendenzen

überwiegen insgesamt und in allen Modularten

Mainstream

Betrachten wir die Ergebnisse in der verglei-

die Mainstream-Begriffe (siehe Abbildung 40).

überwiegt

chenden Gesamtschau über alle Studiengänge

Zugleich lässt sich hier auch der Trend able-

in allen

hinweg, lassen sich folgende Ergebnisse fest-

sen, der sich in vielen Studiengängen bereits

Modularten

halten: Zieht man das Pluralitätsmaß der Kate­

abzeichnete: Der Mainstream ist in Pflicht­

gorisierung Mainstream-Sidestream heran,

modulen, vor allem aber in den Einführungs-

Abbildung 40

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Lehrinhalte aller Studiengänge (nach Art der Module) 303 Module | 2.137,5 ECTS

46,14 % (700)

53,86 % (817)

alle Module

117 Module | 887 ECTS

43,85 % (285)

56,15 % (365)

Pflichtmodule

68 Module | 504,5 ECTS

42,32 %

Kategorisierung:

57,68 %

(168)

Sidestream vs.

(229)

Mainstream

Basismodule

Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 41

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Lehrinhalte aller Studiengänge (nach Art der Module) 303 Module | 2.137,5 ECTS

21,27 % (121)

117 Module | 887 ECTS

68 Module | 504,5 ECTS 10,82 % (21)

20,65 % (51)

Kategorisierung:

78,73%

79,35%

89,18 %

(448)

(196)

(173)

Pflichtmodule

Basismodule

alle Module

Heterodox vs. Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung.

83


Qualifiziert für die Zukunft?

veranstaltungen (Basismodulen) stärker aus-

solute Gewichtung zwischen Mainstream und

geprägt als in den restlichen (Wahl-)Modulen .

Sidestream zu sehen ist als auch die relative

Je verpflichtender

Insofern kann tendenziell gesagt werden: Je

Positionierung der Studiengänge in Bezug auf-

und relevanter,

verpflichtender und je relevanter die Module,

einander und in Bezug auf den Durchschnitt

umso weniger

umso weniger plural sind sie. Positiv gewendet

(siehe der grüne Pfeil in den Grafiken).

plural

heißt dies aber auch: Die (mögliche) Pluralität

Im Gesamtvergleich der ersten Kategorisie-

der Inhalte steigt tendenziell im Laufe des Stu-

rung Mainstream-Sidestream (Abbildung 42)

diums, da erfahrungsgemäß mit steigendem

lassen sich die Studiengänge in drei Gruppen

Semester auch die Zahl der Wahlmöglichkeiten

sortieren: In fünf Studiengängen überwiegt der

zunehmen.

Mainstream nicht, sondern der Sidestream; bei

55

Mit dem kritischeren und inhaltlich be-

drei Studiengängen überwiegt absolut gese-

stimmteren zweiten Pluralitätsmaß entlang

hen der Mainstream leicht, sie sind aber unter­

der Achse Orthodox-Heterodox kategorisiert,

durchschnittlich mainstream. In der dritten

ist der gleiche Trend auf höherem Niveau ables-

Gruppe überwiegt der Mainstream sowohl ab-

bar: Über alle untersuchten Lehrveranstaltun-

solut wie auch in Bezug auf den Durchschnitt.

gen hinweg dominiert die orthodoxe Ausrich-

Im Gesamtvergleich in der zweiten Katego-

tung mit rund 79 %, dieser Wert steigert sich

risierung Orthodox-Heterodox (Abbildung 43)

bei den Basismodulen auf knapp 90 % (siehe

gibt es vier Gruppen: Nur ein einziger Stu-

Abbildung 41). Auch hier gilt also: Je relevanter

diengang hat nicht überwiegend und unter-

(und verpflichtender) die Module, umso weni-

durchschnittlich orthodoxe Ergebnisse – der

ger plurale Inhalte finden sich. Die Dominanz

M.A. „konvergenter Journalismus“ der Hoch-

der Orthodoxie und damit der Neoklassik ist

schule für Medien, Kommunikation und Wirt-

in der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung

schaft (HMKW). Vier Studiengänge sind zwar

auch über zehn Jahre nach der Finanzkrise noch

weniger orthodox als der Durchschnitt, aber

immer eindeutig.

absolut gesehen überwiegen die orthodoxen Inhalte. Fünf Studiengänge sind überwiegend

6.1.2 Relationaler Vergleich

zwischen den Studiengängen

und überdurchschnittlich orthodox, bei vier wurden sogar ausschließlich orthodoxe Treffer erzielt56.

In den folgenden Grafiken werden die Ergeb-

Bei den Pflichtmodulen der ersten Kate­

nisse der Analyse der Studiengänge im Ver-

gorisierung zeigt sich graphisch eine viel

gleich veranschaulicht, wobei sowohl die ab-

breitere Fächerung als im Gesamtblick (siehe

55 Da die Datenbasis in der Gesamtschau deutlich größer ist als in der Betrachtung einzelner Studiengänge, sind auch kleinere Prozentunterscheide als bedeutsam zu werten. 56 Wenngleich bei den Studiengängen, wo ausschließlich mainstream oder orthodoxe Ergebnisse festgestellt wurden, eher wenig Module untersucht und in absoluten Zahlen meist wenige Treffer erzielt wurden.

84


Ergebnisse

Abbildung 42

Ergebnisse „Pluralität“ insgesamt (Mainstream-Sidestream)

Uni Köln: M.Sc. Economics

8

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

9

Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien

10

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

11

KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik

12

KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik

13

Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien

14

Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy

15

Uni Dortmund: B.A. Wirtschafts­politischer Journalismus

D

Insgesamt (303 Module): Sidestream: 700 Treffer = 46,14 % Mainstream: 817 Treffer = 53,86 %

mainstream

15 14 13 12

er plu

ral

25 %

75 %

ler

Uni Köln: B.Sc. VWL

Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften

6 7

Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi

5

Hochschule Ansbach: B.A. Ressort­journalismus

4

HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus

3

ig wen

2

100 %

Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikations­management

1

p l u ra

2 11

10 9

54

87 6

1

3

D

nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt

Quelle: Eigene Darstellung.

Ergebnisse

Abbildung 43

Ergebnisse „Pluralität“ insgesamt (Orthodox-Heterodox) 11 1 2

HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus

3

Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften

4

Uni Köln: B.Sc. VWL

5

Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien

6

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

7

Uni Köln: M.Sc. Economics

8

Uni Dortmund: B.A. Wirtschafts­politischer Journalismus

9

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

10

Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy

11

Hochschule Ansbach: B.A. Ressort­journalismus

11

Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien

11

KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik

11

KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik

nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream

Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikations­management

überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream

Insgesamt (303 Module): Heterodox: 121 Treffer = 21,27 % Orthodox: 448 Treffer = 78,73 %

ausschließlich mainstream

8

7

ig wen

5 4

orthodox

75 %

25 %

e r r pl ural plurale

D

6

D

9

Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi

10

1

3 2

50 %

überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer

Quelle: Eigene Darstellung.

85


Qualifiziert für die Zukunft?

Pflicht- und Basis-

Abbildung 44). Es gibt drei Gruppen: Die erste

durchschnittlich orthodox – absolut gesehen

module im relatio-

(nicht überwiegend und unterdurchschnittlich

jedoch relativ weit von der 50 %-Marke ent-

nalen Vergleich

Mainstream) ist auf vier geschrumpft. Nur ein

fernt. Zwei Studiengänge sind überwiegend

Studien­gang ist unterdurchschnittlich main-

und überdurchschnittlich orthodox mit jeweils

stream, während in absoluten Zahlen der

über 90 % und fünf Studiengänge ausschließ-

Mainstream überwiegt. In sieben Studien-

lich orthodox.

gängen überwiegt sowohl in absoluten Zahlen

In den besonders relevanten Basismodu-

der Mainstream, während dieser auch relativ

len der ersten Kategorisierung sind in der ers-

gesehen überdurchschnittlich ausgeprägt ist.

ten Gruppe nur noch zwei Studiengänge (sie-

Bei der zweiten Kategorisierung ist bei

he Abbildung 46): Neben dem überall hervor­

den Pflichtmodulen wieder nur ein Studien-

stechenden M.A. konvergenter Journalismus

gang in der ersten Gruppe (nicht überwiegend

zeigt sich daneben der B.Sc. Sozialwissen-

und unterdurchschnittlich orthodox; siehe

schaften, der auch in den vorherigen Grafiken

Abbildung 45). Vier Studiengänge sind unter-

öfter in der ersten Gruppe auftauchte. Ein weiErgebnisse

Abbildung 44

Ergebnisse „Pluralität“ Pflichtmodule (Mainstream-Sidestream)

1 2

HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus

3

Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi

4

Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften

5

Uni Köln: B.Sc. VWL

6

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

7

Uni Köln: M.Sc. Economics

8 9

KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik

100 %

Hochschule Ansbach: B.A. Ressort­journalismus

plu ral

KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik

12

Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien

6 5

Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikations­management

D

D

al e

r

1

11

Pflichtmodule insgesamt (117 Module): Sidestream: 285 Treffer = 44,81 % Mainstream: 351 Treffer = 55,18 %

pl u r

25 %

ig wen

er

10 9 8

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy

mainstream

75 %

10

Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien

11

Uni Dortmund: B.A. Wirtschafts­politischer Journalismus

12

7

50 %

4

3

2

nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer

Quelle: Eigene Darstellung.

86


Ergebnisse

Abbildung 45

Ergebnisse „Pluralität“ Pflichtmodule (Orthodox-Heterodox)

7

Uni Köln: M.Sc. Economics

8 8

Hochschule Ansbach: B.A. Ressort­journalismus

8 8

KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik

8

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

orthodox

5

er

plu ral

Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien

4

KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik

Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikations­management Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy

D

75 %

Insgesamt (117 Module): Heterodox: 51 Treffer = 26,65% Orthodox: 196 Treffer = 79,35 %

3

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

25 %

ler

6

D

Uni Köln: B.Sc. VWL

Uni Dortmund: B.A. Wirtschafts­politischer Journalismus

5

Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften

Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi

3 4

ig wen

2

8

7

6

HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus

1

p l u ra

1

2 50 %

nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream überwiegend & überdurchschnittlich mainstream ausschließlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer

Quelle: Eigene Darstellung.

Ergebnisse

Abbildung 46

Ergebnisse „Pluralität“ Basismodule (Mainstream-Sidestream) 100 %

HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus

2

Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften

3

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

4

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

5

10 9

Hochschule Ansbach: B.A. Ressort­journalismus

6 7

Uni Köln: M.Sc. Economics

8

7 7

Uni Köln: B.Sc. VWL

8 9

KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik

10

Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien

7 6

54

3

ral

pl u r

50 %

ale

25 %

r

ig wen

er plu

mainstream

Uni Dortmund: B.A. Wirtschafts­politischer Journalismus

Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik

1

1

2

D

Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy

D

Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikations­management

nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream

Basismodule insgesamt (68 Module): Sidestream: 168 Treffer = 42,32 % Mainstream: 229 Treffer = 57,68 %

überwiegend & überdurchschnittlich mainstream

überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer

Quelle: Eigene Darstellung.

87


Qualifiziert für die Zukunft?

6.1.3 Vergleich Bachelor- und Master-­

terer Studiengang ist zumindest noch knapp

Studiengänge

unterdurschnittlich mainstream, während der Rest sich im Spektrum überwiegend und über-

Schließlich stellt sich auch die Frage nach den

durchschnittlich mainstream befindet. In der zweiten Kategorisierung ist wieder

Ergebnissen im Hinblick auf Bachelor- und

nur ein Studiengang im Bereich nicht über-

Master-Studiengänge. Gibt es messbare Unter-

wiegend und unterdurchschnittlich heterodox

schiede in der Pluralität zwischen beiden Stu-

(siehe Abbildung 47). Die drei noch unterdurch-

dienabschlüssen? Insgesamt konnten 101 der

schnittlich orthodoxen gehen absolut gesehen

untersuchten Modulbeschreibungen Bachelor-

weit in den orthodoxen Bereich. Ein Studien-

und doppelt so viele – 202 Beschreibungen –

gang ist auch überdurchschnittlich orthodox,

Master-Studiengängen zugeordnet werden. Kategorisiert man diese nun nach dem ers-

während die restlichen sieben ausschließlich

ten Pluralitätsmaß Mainstream-Sidestream, ist

orthodoxe Treffer erzielten.

Ergebnisse

Abbildung 47

Ergebnisse „Pluralität“ Basismodule (Orthodox-Heterodox)

Uni Köln: M.Sc. Economics

6 6

Uni Köln: B.Sc. VWL

6 6

Uni der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien

6

KU Eichstätt-Ingolstadt: M.A. Journalistik

6

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

6

Uni Dortmund: M.A. Economics & Journalism  Uni Bochum: M.Sc. Wirtschaftswissenschaften

Hochschule Ansbach: B.A. Ressort­journalismus KU Eichstätt-Ingolstadt: B.A. Journalistik

75 % 2

orthodox e r plu

ral

5

3

1

ler

Uni Dortmund: B.A. Wirtschafts­politischer Journalismus

4

4

Uni Köln: B.Sc. VWL SoWi

Uni Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften

6

5

3

D

ig wen

HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus

1 2

p l u ra

50 %

Hochschule BSP Business School Berlin: M.A. Kommunikations­management Uni der Bundeswehr München: M.A. Management & Medien Uni Würzburg: M.Sc. International Economic Policy

D

Basismodule insgesamt (68 Module): Heterodox: 21 Treffer = 10,82 % Orthodox: 173Treffer = 89,18 %

nicht überwiegend & unterdurchschnittlich mainstream überwiegend, aber unterdurchschnittlich mainstream überwiegend & überdurchschnittlich mainstream Durchschnitt keine Module/Treffer

Quelle: Eigene Darstellung.

88


Ergebnisse

zu sehen, dass sich der Trend einer abnehmen-

falls nur sehr kleine Unterschiede festzustellen:

den Pluralität je verpflichtender und relevanter

Ent­gegen der Erwartung, dass die höheren (Mas-

die Veranstaltungen sind, für beide Studienab-

ter-)Studiengänge pluraler sein könnten als

schlussarten finden lässt: Während die Lehrver-

ihre Bachelor-­Pendants, zeigen die Ergebnisse

Master

anstaltungen der Bachelor-Studien­gänge insge-

eher das Gegenteil (48 %-Sidestream-Begriffe

weniger plural

samt rund 48 % Sidestream-­Begriffe aufweisen,

im Durchschnitt der Bachelor-Studiengänge zu

als Bachelor

sind es in den Basismodulen nur 41 % (siehe

45 % in den Master-Studiengängen).

Abbildung 48). In den Masterstudiengängen ist

Nach dem zweiten Pluralitätsmaß, der

diese Entwicklung ebenfalls feststellbar, aber

Ortho­dox-Heterodox-Kategorisierung, domi-

deutlich schwächer ausgeprägt: Hier reicht die

niert die Orthodoxie sowohl in Bachelor- als

Spanne nur von 43 % in den Einführungsveran-

auch in Master-Studiengängen viel deutlicher

staltungen zu 45 % im Durchschnitt. Zwischen

als der Mainstream in der ersten Kategorisie-

beiden Studienabschlussarten sind somit eben-

rung (siehe Abbildung 49). Der schon bekannte

Abbildung 48

Vergleich Bachelor- und Masterstudiengänge (Mainstream-Sidestream) Bachelor-Studiengänge 101 Module | 761,5 ECTS

67 Module | 537 ECTS

38 Module | 307 ECTS

47,87 %

52,13 %

45,53 %

54,47 %

41,45 %

58,55 %

(292)

(318)

(163)

(195)

(80)

(113)

Kategorisierung: Sidestream vs.

Master-Studiengänge 202 Module | 1.276 ECTS

50 Module | 350 ECTS

30 Module | 197,5 ECTS

44,98 %

55,02 %

43,88 %

56,11 %

43,14 %

56,86 %

(408)

(499)

(122)

(156)

(88)

(116)

Ergebnisse insgesamt

Pflichtmodule

Mainstream

Basismodule Quelle: Eigene Darstellung.

89


Qualifiziert für die Zukunft?

Trend ist nun deutlicher: Während der Durch-

Basismodulen. Die relevanten Module sind ein-

schnitt aller Bachelor-Studiengänge einen Anteil

deutig am wenigsten plural. Anders als in der

von rund 28 % heterodoxer Begriffe aufweist,

ersten Kategorisierung wird hier zudem sicht-

sinkt dieser auf 13 % in den Einführungsmodu-

bar, dass die Master-Studiengänge unabhängig

len ab. Allerdings weisen die Pflichtmodule mit

von der Modulart deutlich orthodoxer sind als

rund 30 % sogar einen leicht höheren Anteil he-

die Bachelor-Studiengänge. Das ist deshalb

terodoxer Begriffe auf, was den Trend für die

überraschend, da mit dem Trend „je später im

Bachelor-Studiengänge etwas uneindeutiger

Studium, umso größer die Wahloptionen und

macht als im Falle der Master-­Studiengänge:

die Pluralität“ zu erwarten gewesen wäre, dass

Hier sinkt der Anteil hetero­doxer Begriffe mit

Master-Studiengänge per se pluraler aufgestellt

zunehmender Verpflichtung der Lehrveran-

sind. Dies ist im Hinblick auf die hier untersuch-

staltungen stetig ab. Von einem niedrigen

ten Studiengänge jedoch eindeutig nicht der

Ausgangsniveau (17 % im Durchschnitt) auf elf

Fall: Je höher der Studien­abschluss, desto stär-

Prozent in den Pflicht- und acht Prozent in den

ker die Dominanz der neoklassischen Lehre.

Abbildung 49

Vergleich Bachelor- und Master-Studiengänge (Orthodox-Heterodox) Bachelor-Studiengänge 101 Module | 761,5 ECTS

67 Module | 537 ECTS

27,73 %

30,16 %

(66)

(38)

38 Module | 307 ECTS 13,33 % (14)

72,27 %

69,84 %

86,67 %

(172)

(88)

(91) Kategorisierung:

Master-Studiengänge 202 Module | 1.276 ECTS

50 Module | 350 ECTS

(55)

30 Module | 197,5 ECTS (7)

83,38 %

89,26 %

92,13 %

(276)

(108)

(82)

Pflichtmodule

Basismodule

Ergebnisse insgesamt

Orthodox

7,87 %

10,74 % (13)

16,62 %

Heterodox vs.

Quelle: Eigene Darstellung.

90


Ergebnisse

Exkurs: Vergleich einzelner Fächergruppen

gen sind alle Studiengänge zusammengefasst, um mögliche Trends offenzulegen. In der ersten Kategorisierung zeigt sich,

Mikroökonomik

Um genauer nachzuvollziehen, aus welchen Fä-

dass die Fächer der Mikroökonomie weniger

am wenigsten

chern ein bestimmter Einschlag an Mainstream-­

plural sind als die der EVWL und der Makroöko-

plural

oder Sidestream- bzw. orthodoxen oder hetero-

nomik (siehe Abbildung 50). In letzteren über-

doxen Inhalten kommt, können die Ergebnis-

wiegt der Mainstream mit 67 % bzw. 68 %, in

se zusätzlich nach typischen Fächergruppen

der Mikroökonomik etwas deutlicher mit rund

analysiert werden. Dafür werden die einzelnen

zehn Prozentpunkten mehr (77 %). Im Vergleich

Lehrveranstaltungen der „Einführung in die

mit der Econ-Plus-Studie, wo es in bei allen drei

VWL (EVWL)“, der „Mikroökonomik“ oder der

Fächern um die 80 % Mainstream-Treffer gibt

„Makroökonomik“ zugeordnet. Dies entspricht

(siehe Abbildung 51), zeigt sich, dass die hier

auch der Sortierung aus der Econ-Plus-Studie

untersuchten wirtschaftswissenschaftlichen

2016 und ermöglicht daher einen direkten Ver-

Module etwas pluraler sind. Die restlichen Mo-

gleich mit deren Ergebnissen. Zusätzlich gibt

dule sind mit einer annähernden Gleichvertei-

es hier noch die Gruppe „Anderes“, da nicht

lung zwischen Mainstream- und Sidestream-­

alle wirtschaftsjournalistischen Lehrveran-

Begriffen zudem fast ausgeglichen. Das ist

staltungen den drei (aus den Wirtschaftswis-

insofern nicht überraschend, da schon zuvor

senschaften stammenden) Fächergruppen zu-

festgestellt wurde, dass sich plurale Inhalte am

geordnet werden konnten. Die Ergebnisse für

ehesten gerade nicht in typischen VWL-Lehr-

jeden Studiengang im Einzelnen finden sich im

veranstaltungen finden, sondern eher in ande-

Online-Anhang C. In den folgenden Abbildun-

ren sozialwissenschaftlichen Modulen.

Abbildung 50

Vergleich einzelner Fächergruppen (Mainstream-Sidestream) Einführung in die VWL

Mikroökonomik

Makroökonomik

Anderes

(4 Module | 34 ECTS)

(27 Module | 167,5 ECTS)

(31 Module | 205,5 ECTS)

(241 Module | 1.730,5 ECTS)

22,58 %

33,33 %

32,0 %

(21)

(6)

(48)

66,67 %

77,42 %

68,0 %

(12)

(72)

(102)

Kategorisierung:

Sidestream vs.

49,76 %

50,24 %

(625)

(631)

Mainstream Quelle: Eigene Darstellung.

91


Qualifiziert für die Zukunft?

Abbildung 51

Fächergruppen in der Econ-Plus-Studie 2016 (Mainstream-Sidestream) Einführung in die VWL

Mikroökonomik

Makroökonomik

(32 Module)

(78 Module)

(78 Module)

21,57 %

19,82 %

19,05 %

(33)

(152)

(80)

Kategorisierung:

78,43 %

80,18 %

80,95 %

(120)

(615)

(340)

Sidestream vs. Mainstream

Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Beckenbach et al. 2016: 139 f.

Abbildung 52

Vergleich einzelner Fächergruppen (Orthodox-Heterodox) Einführung in die VWL

Mikroökonomik

Makroökonomik

Anderes

(4 Module | 34 ECTS)

(27 Module | 167,5 ECTS)

(31 Module | 205,5 ECTS)

(241 Module | 1.730,5 ECTS)

4,81 % (5)

20,0 %

4,84 % (3)

28,24 %

(2)

(111) 80,0 %

95,19 %

95,16 %

71,76 %

(8)

(99)

(59)

(282)

Kategorisierung:

Heterodox vs.

Orthodox Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung 53

Fächergruppen in der Econ-Plus-Studie 2016 (Orthodox-Heterodox) Einführung in die VWL

Mikroökonomik

Makroökonomik

(32 Module)

(78 Module)

(78 Module)

2,51 % (18)

18,63 %

15,17 % (27)

(19)

Kategorisierung:

81,37 %

97,69 %

84,83 %

(83)

(698)

(151)

Heterodox vs. Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf Beckenbach et al. 2016: 139 f.

92


Ergebnisse

Bei der zweiten Kategorisierung überwiegt

konnte. Dies geht zu Lasten der wirtschafts-

Nicht mit pluralen

die Orthodoxie überall wesentlich stärker (sie-

journalistischen Ausbildung, da diese mit den

Studienangeboten

he Abbildung 52). In den EVWL-Modulen domi-

älteren Studiengängen und nicht mit den in-

verknüpft

nieren orthodoxe Treffer mit 80 %, was in etwa

zwischen pluralen Angeboten verknüpft ist – es

auch dem Ergebnis aus der Econ-Plus-Studie

sei denn, angehende Wirtschaftsjournalist*in-

2016 entspricht, wo orthodoxe Inhalte mit 81 %

nen nutzen proaktiv die bestehenden pluralen

überwiegen (siehe Abbildung 53). Damit zeigt

Studien­gänge.

sich, dass, obwohl hier nur vier EVWL-Module untersucht und insgesamt zehn absolute Treffer erzielt wurden, sich die gleiche Rela­

6.2 Reflexivität

tion wie 2016 in allen VWL-Studiengängen wie-

Nachdem die verschiedenen Zugänge in den

derfindet – ein Indiz dafür, dass auch wenige

Wirtschaftsjournalismus mit Blick auf die

absolute Treffer als aussage­kräftig angesehen

Pluralität der wirtschaftswissenschaftlichen

werden können. Mikro- und Makro­ökonomik

Lehrinhalte untersucht wurden, sollen in die-

weisen jeweils etwa 95 % orthodoxe Treffer auf.

sem Kapitel die Ergebnisse im Hinblick auf

Dies stellt eine Differenz zur Econ-Plus-Studie

Reflexivität dargestellt werden: In welchem

dar, wo in der Mikro­ökonomik rund 98 % und

Umfang werden reflexive Inhalte in den jeweili-

in der Makroökonomik knapp 85 % orthodoxe

gen Studiengängen angeboten? Welche Trends

Treffer vorlagen. In der wirtschaftsjournalisti-

zeigen sich im Vergleich der Studiengänge und

schen Ausbildung stellen sich, anders als in der

über alle Studiengänge hinweg?

deutschen VWL insgesamt, Mikro- und Makro­

Wie bereits in Abschnitt 5.2 ausführlicher

ökonomie somit als gleicher­maßen starke Trei-

dargelegt, wurde nach reflexiven Schlüsselbe-

ber einer nicht-­pluralen Lehre heraus. Auch in

griffen gesucht, die auf Inhalte aus folgenden

der zweiten Kategorisierung sind die Module

reflexiven Fächern hinweisen: Wissenschafts-

„Anderes“ etwas pluraler als die anderen Mo-

theorie, (ökonomische) Ideengeschichte, Wirt-

dule, mit 72 % orthodoxen und 28 % heterodo-

schaftsgeschichte, Ethik/Nachhaltigkeit und

xen Treffern. Zusammen­gefasst lässt sich fest-

„Weitere“ (beispielsweise „Politische Öko-

halten, dass sich, abgesehen von leichten Dif-

nomie“). Im Anschluss wurde anhand der je-

ferenzen, die Trends aus der Econ-Plus-­Studie

weiligen Modulbeschreibung die Relevanz der

2016 mit den aktuelleren Daten bestätigen las-

reflexiven Inhalte in der jeweiligen Lehrver-

sen. Damit lässt sich die Vermutung äußern,

anstaltung als „gering“, „mittel“ oder „hoch“

dass die Wirkung der Pluralismus-­Debatte auf

eingestuft und die Module entsprechend ge-

die ökonomische Lehre eher zur Entstehung

wichtet. Die im folgenden dargestellten Ergeb-

neuer Studienangebote beigetragen hat (sie-

nisse sind also in diesem Sinne gewichtete Er-

he Abschnitt 4.1) als dass sie die bestehende

gebnisse. Zur Nachvollziehbarkeit finden sich

Lehre in nennenswerter Weise plura­lisieren

entsprechende Tabellen im Online-Anhang D,

93


Qualifiziert für die Zukunft?

in welchen der Gesamtumfang des jeweiligen

reflexive Inhalte angeboten werden. Im Bache­

Moduls und entsprechende Schlagworte nach-

lor sind in zwei Fällen keine, im Master über-

geschlagen werden können. Zusätzlich wurde

all reflexive Inhalte vorhanden. Der Umfang

nach Inhalten gesucht, die auf eine Reflexi-

im Hinblick auf das Gesamtstudium ist stark

on der journalistischen Grundlagen des Wirt-

unterschiedlich, von rund einem Prozent bis

schaftsjournalismus hindeuten (durch Worte

35 %. Es fällt auf, dass Ethik/Nachhaltigkeit mit

wie „Ethik“ und „Qualität“). Die Ergebnisse

am meisten verbreitet ist (neun Zugänge) und

Journalistische

dazu finden sich ebenfalls in Grafiken im On-

vom Umfang her auch meistens die größten

Reflexivität in

line-Anhang D: Es kann positiv vermerkt wer-

Teile ausmacht. Auch Wissenschaftstheorie

sieben Zugängen

den, dass in sieben Zugängen entsprechende

ist in neun Zugängen zu finden. Wirtschafts-

Inhalte vorhanden sind, wobei der Umfang

geschichte in sieben und politische Ökonomie

im Hinblick auf das Gesamtstudium zwischen

wird bei vier Zugängen angeboten. Das wich-

2,8 % und 14,3 % schwankt. Verpflichtende In-

tige Fach der ökonomischen Ideengeschichte

halte sind in fünf Zugängen mit einem Umfang

findet sich nur in zwei Studiengängen58.

zwischen 2,8 % und 8,3 % zu finden57.

Die meisten reflexiven Inhalte hat der Mas-

Der Hauptfokus der Untersuchung liegt je-

ter Economics der Universität zu Köln vorzuwei-

doch auf Inhalten gesucht, die auf eine Refle-

sen, wo alle fünf Fächer vertreten sind und die

xion der wirtschaftswissenschaftlichen Grund-

Inhalte vor allem aufgrund der hohen Begriffs­

lagen hindeuten, weshalb sie im Folgenden

treffer zu „Nachhaltigkeit“ 35 % des Studiums

ausführlicher dargestellt und eingeordnet wer-

ausmachen (können). Der Master Internatio-

den. Anschließend wird ergänzend analysiert,

nal Economic Policy der Universität Würzburg

inwiefern reflexive Inhalte auch zu mehr Plura-

folgt mit vier Fächern und rund 31 % reflexiven

lität beitragen.

Inhalten, die im Laufe eines Studiums belegt werden können. Im Bachelor haben die drei

Ökonomische Reflexivität

Studiengänge der Universität zu Köln einen

Die Ergebnisse in Abbildung 54 zeigen zu-

vergleichsweise hohen reflexiven Anteil mit je

nächst, dass in fast allen Zugängen (12 von 14)

3-4 Fächern und zwischen rund 15 bis 20 %;

57 Es konnte über die Modulbeschreibungen kein Hinweis gefunden werden, wonach in journalistisch reflexiven Veranstaltungen ökonomisches Wissen kritisch reflektiert wird. Ein Beispiel: In der Beschreibung des „Integrationsmoduls“ im B.A. Studiengang Wirtschaftspolitischer Journalismus der TU Dortmund geht es zwar explizit um den Zusammenhang zwischen VWL und Journalismus. Es geht jedoch nicht darum, die Inhalte an sich kritisch zu reflektieren und plural einzuordnen, sondern darum, wie diese Inhalte journalistisch übersetzt bzw. vermittelt werden können. Es heißt, dass die Seminare an die parallel laufenden VWL-Veranstaltungen anknüpfen: „Dabei geht es im Kern auch um die Frage der Übersetzbarkeit und die journalistische Relevanz der VWL-Erkenntnisse und Theorien, die die Studierenden in den VWL-Einführungen kennenlernen. Die Leitfrage lautet: Wie lassen sich relevante öko­ nomische Zusammenhänge und Erkenntnisse in der Berichterstattung für ein heterogenes Laienpublikum erfolgreich übersetzen?“ (TU 2017: 18). 58 Dargestellt sind nur die Inhalte, die tatsächlich studiert werden können, wenn beachtet wird, dass sich Studierende aufgrund von Wahlmodulen teilweise zwischen Inhalten entscheiden müssen. Im Online-Anhang D findet sich ergänzend eine Grafik, wo die potenziell möglichen Inhalte aufgeschlüsselt sind: Dort sind auch alle Wahlmodule aufgeführt, die in der Realität nicht alle gleichzeitig studiert werden (können).

94


Ergebnisse

wie im Master kommen diese vor allem auf-

Die Abbildung 55 bildet ab, ob und in wel-

grund der vielen Treffern zu „Nachhaltigkeit“

chem Umfang Fächer der ökonomischen Re-

zustande .

flexivität verpflichtend sind. Hier zeigt sich,

59

Abbildung 54

Ergebnisse ökonomische Reflexivität (alle Module) 17,5 %

Bachelorstudiengänge

Köln: B.Sc. VWL (180 ECTS) Köln: B.Sc. VWL SoWi (180 ECTS)

20,83 %

Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften (180 ECTS)

14,48 %

BSP: B.Sc. Kommunikationsmanagement (120 ECTS)

0

KU: B.A. Journalistik (180 ECTS)

13,89 % 4,17 %

Uni der Bundeswehr: B.A. Management & Medien (210 ECTS) Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus + B.Sc. WiWi (240 ECTS)

0 6,49 %

Ansbach: B.A. Ressortjournalismus (180 ECTS)

35 %

Masterstudiengänge

Köln: M.Sc. Economics (120 ECTS) KU: M.A. Journalistik (120 ECTS)

1,04 %

UB: M.A. Management & Medien (90 ECTS)

2,78 %

Dortmund: M.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus + M.Sc. WiWi (TU & RU) (120 ECTS)

13,4 %

HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus (120 ECTS)

7,5 %

Würzburg: M.Sc. International Economic Policy (120 ECTS)

31,25 %

0

20

40

60

80

100

%-Anteil Gesamt-Studium Wissenschaftstheorie

Wirtschaftsgeschichte

Weitere erweiterte Bezüge

Ökonomische Ideengeschichte

Ethik/Nachhaltigkeit

(z. B. Politische Ökonomie)

Lesehilfe: Die Farben der Balken zeigen an, ob Module mit bestimmten reflexiven Inhalten in einem jeweiligen Studien­gang vorkommen. Die horizontale Länge des Balkens zeigt, in welchem Umfang hier der jeweilige Inhalt tatsächlich möglich ist und wie viel Prozent im Hinblick auf das Gesamtstudium ausmacht. Berechnungsgrundlage sind die nach Relevanz gewichteten ECTS-Punkte (siehe oben). Quelle: Eigene Darstellung.

59 Zu beachten ist, dass Abbildung 54 den prozentualen Umfang im Hinblick auf das jeweilige Gesamtstudium zeigt – in Studiengängen mit hoher ECTS-Summe stecken also mehr ECTS-Punkte und damit Arbeitsumfang hinter den Prozentpunkten als in Studiengängen mit geringeren ECTS-Umfang, was allerdings am relationalen Vergleich nur un­wesentlich etwas ändert. Im Vergleich Bachelor- und Master-Studiengänge sind im Bachelor insgesamt 12,9 % reflexive Inhalte möglich und im Master 15,16 %. Betrachtet man jedoch die ECTS-Punkte, so können im Bachelor durchschnittlich 25,46 und im Master nur 20,54 Leistungspunkte erworben werden.

95


Qualifiziert für die Zukunft?

dass diese reflexiven Inhalte bei zehn Zugän-

Fächer pro Studiengang. In zwei Fällen gibt es

gen (und in allen Master-Studiengängen) kom-

Wirtschaftsgeschichte, in zwei Fällen Wissen-

plett fehlen – sie müssen nur in vier Zugängen

schaftstheorie und nur ein Mal ökonomische

absolviert werden und machen dort nur rund

Ideengeschichte. In keinem einzigen Zugang

ein bis vier Prozent des Studiums aus. Es findet

stehen Ethik/Nachhaltigkeit und politische

sich jeweils nur ein Fach, in einem Fall zwei

Ökonomie verpflichtend im Curriculum.

Abbildung 55

Masterstudiengänge

Bachelorstudiengänge

Ergebnisse ökonomische Reflexivität (Pflichtmodule)

Köln: B.Sc. VWL (180 ECTS)

3,33 %

Köln: B.Sc. VWL SoWi (180 ECTS)

3,33 % 1,25 %

Köln: B.Sc. Sozialwissenschaften (180 ECTS) BSP: B.Sc. Kommunikationsmanagement (120 ECTS)

0

KU: B.A. Journalistik (180 ECTS)

0 3,57 %

Uni der Bundeswehr: B.A. Management & Medien (210 ECTS) Dortmund: B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus + B.Sc. WiWi (240 ECTS)

0

Ansbach: B.A. Ressortjournalismus (180 ECTS)

0

Köln: M.Sc. Economics (120 ECTS)

0

KU: M.A. Journalistik (120 ECTS)

0

UB: M.A. Management & Medien (90 ECTS)

0

Dortmund: M.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus + M.Sc. WiWi (TU & RU) (120 ECTS)

0

HMKW: M.A. Konvergenter Journalismus (120 ECTS)

0

Würzburg: M.Sc. International Economic Policy (120 ECTS)

0

0

20

40

60

80

100

%-Anteil Gesamt-Studium

Wissenschaftstheorie

Wirtschaftsgeschichte

Weitere erweiterte Bezüge

Ökonomische Ideengeschichte

Ethik/Nachhaltigkeit

(z. B. Politische Ökonomie)

Lesehilfe: Die Farben der Balken zeigen an, ob Module mit bestimmten reflexiven Inhalten in einem jeweiligen Studien­gang als Pflichtveranstaltung vorkommen. Die horizontale Länge des Balkens zeigt, in welchem Umfang das entsprechende Modul im Hinblick auf das Gesamt­studium belegt werden muss. Berechnungsgrundlage sind die nach Relevanz gewichteten ECTS-Punkte (siehe oben). Quelle: Eigene Darstellung.

96


Ergebnisse

Insgesamt kann also positiv vermerkt wer-

tät erfolgen, wurde ergänzend eine Text-­Mining-

Die Verbindung

den, dass in den meisten Studiengängen das

Untersuchung mit den Wortlisten zur Pluralität

von Pluralität

ein oder andere reflexive Fach vorhanden ist.

durchgeführt. Hier wird zunächst das Gesamt­

und Reflexivität

Insgesamt mangelt es jedoch erheblich an

ergebnis dargestellt (siehe Abbildungen 56 und

Angeboten reflexiver Fächer, am gravierends-

57), um die Trends sichtbar zu machen:

ten im Pflichtbereich, wo in den allermeisten

In der ersten Kategorisierung überwiegt

Zugängen überhaupt keine reflexiven Fächer

insgesamt betrachtet der Sidestream (siehe

gelehrt werden.

Abbildung 56). Im Einzelnen überwiegt in drei von fünf Fächern der Side­stream: Wissen­ schaftstheorie, Ethik/Nachhaltigkeit und Wirt-

Exkurs: Die Pluralität reflexiver Inhalte

schaftsgeschichte. Bei Ideengeschichte gibt

Um einen Eindruck davon zu bekommen, aus

es nur zwei zu untersuchende Module bei de-

welchen Perspektiven die Module der Reflexivi-

nen der Mainstream leicht überwiegt.

Abbildung 56

Reflexivität – Text-Mining-Ergebnisse (Mainstream-Sidestream) Pluralität der reflexiven Fächer Insgesamt

Wissenschaftstheorie

Ideengeschichte

65 Module

14 Module

2 Module

57,62 % (257)

36,84 %

42,38 % (189)

63,16 %

(42)

47,37 %

52,63 %

(9)

(10)

(72)

Kategorisierung: Sidestream vs.

Ethik/Nachhaltigkeit

Wirtschaftsgeschichte

Weiteres*

28 Module

12 Module

8 Module

37,13 % (62) 62,87 % (105)

59,52 %

40,58 %

(50)

(34)

Mainstream

33,87 % (21) 66,13 % (41)

*z B. politische Ökonomie. Quelle: Eigene Darstellung.

97


Qualifiziert für die Zukunft?

Tendenz:

In der zweiten Kategorisierung sind ortho­

Im Gesamttrend kann gesagt werden, dass

Reflexivität

doxe und heterodoxe Treffer genau ausge­

die untersuchten Fächer nicht nur im Hinblick

heißt auch mehr

glichen. Im Einzelnen überwiegt in zwei Fällen

auf Reflexivität wichtig sind, sondern tendenzi-

Pluralität …

die Heterodoxie – in der Wissenschaftstheorie

ell auch zu mehr Pluralität beitragen. Vor allem

mit rund 85 %, Ethik/Nachhaltigkeit mit etwa

vor dem Hintergrund der Analyse der Studien-

55 %. Das Fach Wirtschaftsgeschichte, das

gänge (siehe Abschnitt 6.1.2), wo es insgesamt

oben überwiegend Sidestream klassifiziert

nur ca. 21 % heterodoxe Treffer gibt, wird hier

ist, ist in der zweiten Kategorisierung eindeu-

deutlich, dass 50 % heterodoxe Treffer beacht-

tig überwiegend orthodox. Politische Öko-

lich sind – wenn auch nicht verwunderlich, da

nomie ist überwiegend orthodox (wie oben

Fächer wie Wissenschaftstheorie grundsätzlich

überwiegend mainstream), Ideengeschichte

eher keinen mainstream- oder orthodoxen In-

ist ebenfalls überwiegend orthodox.

halt darstellen.

Abbildung 57

Reflexivität – Text-Mining-Ergebnisse (Orthodox-Heterodox) Pluralität der reflexiven Fächer Insgesamt

Wissenschaftstheorie

Ideengeschichte

65 Module

14 Module

2 Module

14,29 % (4) 50,0 %

50,0 %

(61)

(61)

30,0 % (3)

85,71 %

70,0 %

(24)

(7)

Kategorisierung: Heterodox vs.

Ethik/Nachhaltigkeit

Wirtschaftsgeschichte

28 Module

12 Module

54,24 %

45,76 %

(32)

(27)

Weiteres*

Orthodox

8 Module 0,0 %

15,38 % (2)

(0)

84,12 % (11)

100,0 % (12)

*z B. politische Ökonomie. Quelle: Eigene Darstellung.

98


Ergebnisse

Abgesehen von diesem Trend zeigt ein

wehr München einen umgekehrten Trend gibt

… aber nicht

Blick in die Ergebnisse im Einzelnen, dass die

(72,7 % mainstream, 100 % orthodoxe Treffer;

in jedem Fall

konkrete Ausgestaltung der reflexiven Inhalte

siehe Abbildung 58).

aber durchaus unterschiedlich plural ausfallen

Ein zweites Beispiel: Im Master Economics

können. Greifen wir hier exemplarische zwei

finden sich im Fach Ethik/Nachhaltigkeit 75 %

besonders prägnante Fälle auf (die Ergebnisse

Sidestream-Treffer und 80 % orthodoxe Treffer.

der Analysen für jeden Studiengang findet sich

Im Bachelor VWL (an der gleichen Universität)

im Online-Anhang D): So finden sich im Fach

überwiegt der Sidestream mit 53,1 % nur leicht.

Ideengeschichte im Master Economics der Uni-

Die zweite Kategorisierung ist dem Ergebnis

versität zu Köln je 75 % sidestream und hetero-

des Master-Studiengangs genau entgegen­

doxe Treffer, während es im Bachelor Manage-

gesetzt: 80 % orthodoxe und nur 20 % hetero­

ment und Medien der Universität der Bundes-

doxe Treffer (siehe Abbildung 59).

Abbildung 58

Exemplarischer Vergleich reflexiver Fächer I Ideengeschichte Uni Köln: M.Sc. Economics

Universität der Bundeswehr München: B.A. Management & Medien

1 Modul

1 Modul

25,0 %

27,27 %

(2)

(3)

Kategorisierung: Sidestream vs.

75,0 %

72,73%

(6)

(8)

Mainstream

1 Modul

1 Modul 0,0 % 25,0 %

(0)

Kategorisierung:

(1) 75,0 % (3)

Heterodox vs.

100,0 %

Orthodox

(6)

Quelle: Eigene Darstellung.

99


Qualifiziert für die Zukunft?

Insofern kann gesagt werden, dass der Trend

da Inhalte wie Ethik/Nachhaltigkeit sowohl aus

insgesamt deutlich zeigt, dass reflexive Inhalte

einer Mainstream als auch aus Sidestream-Per-

auch in Bezug auf Pluralität relevant sind. Sie

spektiven bzw. aus orthodoxen oder heterodo-

tragen aber nicht per se zu mehr Plura­lität bei,

xen Blickwinkeln thematisiert werden können.

Abbildung 59

Exemplarischer Vergleich reflexiver Fächer II Ethik/Nachhaltigkeit Uni Köln: M.Sc. Economics

Uni Köln: B.Sc. VWL

5 Module

4 Module Kategorisierung:

25,0 % (5) 75,0 %

53,12 % 46,88 % (17)

(15)

Sidestream vs. Mainstream

(15)

5 Module

4 Module

20,0 %

20,0 %

(2)

(2)

Kategorisierung: Heterodox vs.

80,0 %

80,0 %

(8)

(8)

Orthodox

Quelle: Eigene Darstellung.

100


Zusammenfassung, Fazit, Ausblick

7 Zusammenfassung, Fazit, Ausblick

Wirtschaftsjournalismus kommt – nicht zuletzt

journalismus), (3) fachspezifische Bache­lor­

Zugänge in

angesichts gesellschaftlicher Krisen, die immer

studiengänge und (4) fachspezifische Master­

den Wirtschafts-

und oftmals sehr zentral mit wirtschaftlichen

studiengänge. Der erste Zugang ist im Hinblick

journalismus

Aspekten verwoben sind – die wichtige Rolle

auf volkswirtschaftliche Studiengänge in

zu, mit vielfältigen und kontroversen Perspek-

Deutschland unter anderem mit der Econ-Plus-

tiven zu einer fundierten Meinungsbildung und

Studie bereits relativ gut erforscht (Becken­

damit lebendigen Demokratie beizutragen.

bach et al. 2016), wenngleich in den letzten

Der wirtschaftspolitische Journalismus steht

Jahren neue Studienangebote mit pluralem

jedoch in der Kritik, dabei nicht ausgewogen

Anspruch entstanden sind, die jedoch (bisher)

und vielfältig genug zu berichten und wenigen

nicht direkt mit einer wirtschaftsjournalisti-

prominenten (männlichen) Ökonomen als „Ex-

schen Ausbildung gekoppelt sind. Im Rahmen

perten“ bestimmter Theorieschulen eine Dis-

der vorliegenden Arbeit wurden vor allem die

kurshoheit einzuräumen. Gleichzeitig gibt es

Zugänge (3) und (4) angegangen, teilweise

in der Bezugsdisziplin der Wirtschaftswissen-

sind die Ergebnisse aber auch für die Zugän-

schaft, aus der wichtige Interviewpartner*in-

ge (1) und (2) bedeutsam, sodass der wesent­

nen, Quellen und Akteure wirtschaftsjourna-

liche Teil der Forschungslücke hier geschlossen

listischer Berichterstattung kommen, seit nun

wird. Dabei wäre es wünschenswert, die unter­

zwei Jahrzehnten eine Pluralismus-Debatte:

suchten Studien­gänge zukünftig mit anderen

Empirische Befunde konstatieren eine man-

Forschungsmethoden nochmals vertiefter zu

gelnde Pluralität in der volkswirtschaftlichen

betrachten. Die vorliegende Studie hat unter-

Lehre, in Studien zum Einfluss von Studium

sucht, welche Art wirtschaftswissenschaft­

und Standardlehrbüchern wird gar der Vorwurf

lichen Fachwissens in Studiengängen vermit-

der theoretischen Einseitigkeit sowie der Be-

telt wird, die direkt für die Qualifizierung von

einflussung und Indoktrination der Studieren-

Wirtschaftsjournalist*innen relevant sind –

den erhoben.

entweder, weil es sich um Studiengänge mit

Die vorliegende Studie führt diese Diskurse

wirtschaftsjournalistischen Inhalten handelt

zusammen und wirft die folgende Frage auf: Wie

oder weil es volkswirtschaftliche Studiengänge

(wirtschaftswissenschaftlich) plural und reflexiv

sind, die unmittelbar für die wirtschaftsjourna-

werden Wirtschaftsjournalist*innen qualifiziert?

listische Qualifizierung bedeutsam sind.

Um die Forschungsfrage zu beantworten,

Im Hinblick auf die qualitative Relevanz

wurden im Rahmen der vorliegenden Stu-

der Zugänge gibt es einen wachsenden Trend

Relevanz der

die zunächst idealtypisch vier Zugänge in

in Richtung Studiengänge. Besonders rele-

Kölner Journalisten-

den Wirtschaftsjournalismus unterschieden:

vant scheint zudem die Kölner Journalisten­

schule

(1) Ein (volkswirtschaftliches) Studium mit an-

schule für Politik und Wirtschaft zu sein, wie

schließendem Volontariat, (2) die Ausbildung

zumindest eine exemplarische Auswertung

an Journalist*innenschulen (für Wirtschafts-

der Lebens­läufe von Wirtschaftsredakteur*in-

Besondere

101


Qualifiziert für die Zukunft?

nen der F.A.Z im Rahmen der vorliegenden

Blick auf Pflicht- und Basismodule lässt sich

Arbeit nahelegt. Des Weiteren zeigt die Liste

der Trend ablesen, dass Wahlmodule tenden-

der Absolvent*innen eine starke Reichweiten-

ziell pluraler sind. Damit kann gesagt werden,

relevanz der Kölner Journalistenschule, wobei

je relevanter die Module, umso weniger aus­

für die meisten anderen Zugänge keine oder

geglichen plural und umso stärker mainstream

wenig vergleichbare Daten vorliegen. Durch

sind sie. Auch in der Unterscheidung zwischen

die pa­rallel zur Ausbildung zu absolvierenden

Bache­ lor- und Master-Studiengängen findet

Studiengänge an der Universität zu Köln wurde

sich dieses Muster im Durchschnitt wieder.

dieser Zugang hier indirekt mit untersucht.

Bereits Bäuerle et al. (2020: 174 f.) haben in ihrer umfangreichen Erhebung auf­gezeigt,

Relevante

Untersuchungsgegenstand waren Modul-

Studiengänge

handbücher mit (volks-) wirtschaftlichem Be-

dass die Grundlagenveranstaltungen im VWL-­

untersucht

zug aus den für die wirtschaftsjournalistische

Studium als maximal reglementiert und

Qualifizierung bedeutsamen Studiengängen

fremdbestimmte Tunnelerfahrung charakteri-

(sowie in einem Fall ergänzend ein Gliede-

siert werden können, während in höheren Se-

rungsdokument sowie VWL-Klausur-Aufgaben).

mestern eine durch eine relative Wahlfreiheit

Das Material wurde zum einen im Hinblick auf

geprägte Studienphase folgt. Im Sinne dieser

„Plura­lität“ und zum anderen im Hinblick auf

Studienautor*innen muss auch hier nachdrück-

„Reflexivität“ untersucht:

lich betont werden, dass wirtschaftswissen-

Für die Analyse der Pluralität konnte ein

schaftliche Pluralität gerade in den Pflicht- und

Sample von 303 relevanten Modulbeschreibun-

vor allem in den Grundlagenveranstaltungen

gen aus 17 Studienzugängen von sechs Univer-

entscheidend ist, weil vor allem die Studien-

sitäten und drei Hochschulen herangezogen

inhalte zu Beginn des Studiums prägend sind.

werden, die Einblick in die Inhalte der Lehrver-

Es kann insofern nicht argumentiert werden,

anstaltungen geben. Aufgrund von Überschnei-

dass in einem VWL-Studium oder in einer wirt-

dungen wurden zu besseren Übersichtlichkeit

schaftsjournalistischen Qualifizierung erst

jedoch nur 15 Zugänge unter­schieden. In An-

einmal die „klassischen Grundlagen“ studiert

lehnung an die Econ-Plus Studie 2016 wurden

werden sollten, um sich dann je nach Interesse

zwei voneinander unabhängige Kategorisie-

anderen Theorieschulen als einem Bonus im

rungen von Plura­lität verwendet (Mainstream

Wahlbereich zuzuwenden.

vs. Side­stream sowie eine kritischere Konzep-

Für einen direkten Vergleich mit der Econ-

tion Orthodox vs. Hetero­dox) und mittels Text-­

Plus-Studie 2016 wurden die vorliegenden

Mining-Analyse nach jeweiligen Begriffstreffern

Module ergänzend in Einführung in die VWL,

gesucht:

Mikroökonomik und Makroökonomik und an-

Pluralitätsmaß

In der ersten Kategorisierung überwiegen

dere Module gruppiert: Es zeigte sich, dass in

Mainstream vs.

bei zehn Studienzugängen der Mainstream,

den ersten drei Fächer der Main­stream rela­

Sidestream

bei fünf der Sidestream. Beim spezifischen

tiv ähnlich dominiert: Bei EVWL und Makro­

102


Zusammenfassung, Fazit, Ausblick

ökonomik mit rund 67 % und 68 % und etwas

führung in die VWL dominiert die Ortho­doxie

stärker die Mikroökonomik mit ca. 78 %. Damit

mit 80 %, in Mikro- und Makroökonomik sogar

ist in allen drei Fächern der Side­stream etwas

mit über 95 %. In anderen Modulen überwiegen

stärker als bei der Econ-Plus-Studie 2016, wo

orthodoxe Inhalte „nur“ mit rund 72 %. Es kann

der Mainstream jeweils um die 80 % ausmach-

also gesagt werden, dass sich ausgeglichene

te. Andere Module (nicht Gegenstand der

oder plurale Perspektiven am ehesten in Ver-

Econ-Plus-Studie) sind mit etwas über 50 %

anstaltungen finden lassen, die nicht typische

mainstream und leicht unter 50 % sidestream

VWL-Kurse sind.

vergleichsweise ausge­glichen.

Für den wichtigen Ausbildungszugang der

Die zweite, kritischere Kategorisierung

Kölner Journalistenschule kann konkret der

Pluralitätsmaß

von Pluralität zeigt eine überdeutliche Domi-

Schluss gezogen werden, dass im Vergleich

Orthodox vs.

nanz orthodoxer Perspektiven: In insgesamt

der vier hier untersuchten Studiengänge an

Heterodox

13 Fällen überwiegt die Orthodoxie und nur in

der Universität zu Köln, der Bachelor Sozial-

einem Fall die Hetero­doxie (ein Studiengang

glichensten und wissenschaften am ausge­

hatte hier keine Treffer). Im Durchschnitt ma-

pluralsten ist, gefolgt von dem Bachelor VWL

chen damit die orthodoxen Perspektiven rund

sozialwissenschaftlicher Richtung. Über alle

78 % und die heterodoxen nur etwa 21 % aus.

Ausbildungszugänge hinweg sticht der Mas-

Die oben beschriebene Tendenz ist hier ein

ter Konvergenter Journalismus der Hochschu-

klarer Trend: Je verpflichtender und relevan-

le für Medien, Kommunikation und Wirtschaft

ter die Module, umso orthodoxer und weniger

(HMKW) mit ungewöhnlich vielen sidestream

plural sind sie. Bei Pflicht- und Basisinhalten

und heterodoxen Treffern heraus (wobei ein

ist jeweils nur ein Studiengang überwie-

detaillierter Blick in die Beschreibungen nur

gend heterodox. Im Durchschnitt über­wiegen

wenig Aufschluss über die tatsächlichen wirt-

ortho­ doxe Inhalte bei verpflichtenden Mo-

schaftswissenschaftlichen Inhalte vermittelt).

dulen mit fast 80 % und bei den wichtigen

Neben der Pluralitätsanalyse wurde ergän-

Basis­modulen sogar mit fast 90 %. Im Ver-

zend mittels Schlagwort-Suche nach Inhalten

gleich Bachelor- und Master ist der steigend

mit journalistischer und wirtschaftswissen-

orthodoxe Trend bei Pflicht- und vor allem

schaftlicher Reflexivität gesucht und die Rele­

Basismodulen stark ausgeprägt, wobei die

vanz des jeweiligen Umfangs als „gering“,

Master-­Studiengänge im Durchschnitt etwas

„mittel“ oder „hoch“ eingestuft.

ortho­ doxer als die Bachelor-­ Studiengänge

Die zentrale Wichtigkeit reflexiver Module,

sind (Bachelor insgesamt: rund 72 % ortho-

wie Ideengeschichte und Wissenschaftstheo-

dox; Master insgesamt: rund 83 % orthodox).

rie, kann nicht zu hoch eingeschätzt werden.

Im Vergleich mit der Econ-Plus-Studie 2016

Sie ermöglichen überhaupt erst, zwischen

können mit kleinen Abweichungen die gleichen

einer Pluralität von Theorieschulen zu unter-

Trends wieder bestätigt werden: Im Fach Ein-

scheiden und wirtschaftswissenschaftliche

Wichtigkeit reflexiver Inhalte

103


Qualifiziert für die Zukunft?

Para­digmen als solche zu erkennen. Äußerun-

Studien­gänge M.Sc. Economics an der Uni-

Expert*innen-

gen wirtschaftswissenschaftlicher Expert*in-

versität Köln (35 % mit allen fünf Fächern),

Wissen

nen, beispielsweise aus der universitären

der M.Sc. International Economic Policy an

kontextualisieren

und außeruniversitären Forschung, von Bera­

der Universität Würzburg (31,25 % mit vier

tungsinstituten oder aus der Politik, könnten

Fächern) sowie im Bachelor die drei Studien­

von solcherart geschulten Journalist*innen

gänge der Universität zu Köln mit jeweils drei

kontextualisiert und als Sichtweise einer

bis vier Fächern und zwischen ungefähr 15

Theo­rieströmung – nicht jedoch als Erkenntnis

und 20 % reflexiven Inhalten, die absolviert

„der“ Wirtschaftswissenschaft an sich – ein­

werden können. Alle diese Studiengänge hat-

geordnet werden. Sie ermöglichen Wirtschafts-

ten vor allem im Bereich Ethik/Nachhaltigkeit

journalist*innen, eine kritische Dis­tanz zu wirt-

viele Treffer zu verzeichnen. Insgesamt gibt

schaftswissenschaftlichem Fachwissen und

es jedoch relativ wenige reflexive Inhalte –

andere Perspektiven einzunehmen sowie (eige-

bei der Hälfte aller Studiengänge sind unter

nes oder fremdes) Nicht-Wissen als solches zu

zehn Prozent der Inhalte reflexiv und können

erkennen, um proaktiv nach anderen Theo­rien

im Laufe des Studiums tatsächlich absolviert

oder Perspektiven zu suchen. Refle­xive Inhal-

bzw. anerkannt werden. Noch gravierender

te erhöhen außerdem die Wahrscheinlichkeit

sind die Ergebnisse, wenn nur verpflichtende

für Pluralität sehr. Wie eine ergänzende Text-­

Module betrachtet werden: In zehn Studien-

Mining-Analyse zeigt, sind diese Fächer in der

gängen gibt es keine einzige Pflichtveranstal-

Tendenz deutlich pluraler aufgestellt als ande-

tung aus dem Bereich ökonomischer Reflexivi-

re (wenngleich im Einzelnen Themen wie Ethik

tät, bei den vier anderen lediglich im Umfang

oder Nachhaltigkeit nicht zwingend die main-

zwischen einem und vier Prozent im Hinblick

stream oder orthodoxe Per­spektive verlassen

auf das Gesamt­studium. Ethik/Nachhaltigkeit

müssen). Ein Mindestmaß an wirtschaftswis-

und politische Ökonomie fehlen komplett als

Ergebnisse zur

senschaftlicher Pluralität in der Qualifizierung

Pflichtfach.

ökonomischen

von Wirtschaftsjournalist*innen ist im Bereich

Mit diesen Befunden kann insgesamt das

Reflexivität

ökonomischer Reflexivität somit auf jeden Fall

Fazit gezogen werden, dass es eindeutige Defi­

gegeben.

zite in der wirtschaftsjournalistischen Qualifi-

104

Die Analyse zeigt, dass in 12 von 14 Zu-

zierung im Hinblick auf die Ausge­glichenheit

gängen Inhalte ökonomischer Reflexivität

der ökonomischen Perspektiven gibt. Zukünf-

studiert werden können, wenngleich in stark

tig sollten deutlich mehr plurale Inhalte in

unterschiedlichem Umfang (zwischen rund

die Ausbildung einfließen. Mehr Plura­lität in

einem und 35 % im Hinblick auf den jeweili-

der wirtschaftsjournalistischen Qualifizierung

gen Studien­gang). Mit nur zwei Ausnahmen

ist ein wichtiger Baustein zu mehr Vielfalt in

fehlt jedoch das wichtige Fach ökonomische

der wirtschaftspolitischen Berichterstattung –

Ideen­geschichte. Spitzen­reiter sind dabei die

wenngleich weitere Faktoren wie etwa die


Zusammenfassung, Fazit, Ausblick

Tradi­ tion oder politische Orientierung be-

Forschung zur Pluralität im Wirtschafts-

stimmter Medien­ verlage oder eine „ökono-

journalismus sollte dabei nicht als Mittel zum

mische“ Medien­logik, die sich auf bestimmte

Zweck der destruktiven Kritik oder gar Bloßstel-

prominente Expert*innen fokussiert, ebenfalls

lung der Qualifizierungsinstitutionen (miss)ver-

nicht außer Acht zu lassen sind.

standen werden. Vielmehr kann sie eine Einla-

Einladung zur

Die vorliegende Studie stellt eine erste,

dung zum forschenden Lernen sein und zur ge-

gemeinsamen

aber sicherlich keine abschließende For-

meinsamen Weiterentwicklung einer plura­leren

Weiterentwicklung

schungsarbeit zur wirtschaftswissenschaft­

(wirtschafts-)journalistischen Praxis beitragen.

lichen Pluralität im Wirtschaftsjournalismus

In welchem Ausmaß plurales (wirtschafts-

dar. Neben erwähnten Methoden zu Diskurs-

wissenschaftliches) Wissen für Wirtschafts-

und Netzwerkforschung, könnte die Qualifi-

journalist*innen notwendig ist, soll hier nicht

zierung durch wirtschaftsjournalistische Aus-

abschließend geklärt werden, sondern Gegen-

bildungsschulen und Volon­tariate Gegenstand

stand einer anzustoßenden Debatte oder eines

vertiefender Forschung sein, insbesondere

fruchtbaren Dialogs zwischen (Wirtschafts-)

die Frage, wie angehende Wirtschaftsjourna-

Wissenschaftler*innen und (Wirtschafts-)Jour-

list*innen die ihnen angebotenen Inhalte tat-

nalist*innen sein. Es wird jedoch dafür plä-

sächlich rezipieren. In der vorliegenden Arbeit

diert, (wirtschaftswissenschaftliche) Pluralität

wurden exemplarisch die Studiengänge unter-

als Qualitätskriterium im wirtschaftspoliti-

sucht, die durch die gängigen Studiensuch­

schen Journalismus zu etablieren. Insbesonde-

maschinen auffindbar waren. Hier könnten

re könnten drei Kernbausteine zum Standard

Drei Bausteine als

noch weitere beforscht werden, alternativ

im Rahmen einer wirtschaftsjournalistischen

wirtschaftsjourna-

könnte mittels Befragungen erhoben wer-

Ausbildung werden: Erstens ein Überblicks-

listische Qualitäts-

den, welche Studiengänge Wirtschaftsjourna-

und Kontextwissen zur pluralen Ökonomik,

kriterien

list*innen tatsächlich belegen und inwiefern

was die Kenntnis inhaltlicher Schwerpunkte

plurale Studiengänge darunter sind.

von Theorieschulen mit einschließt. Dies wür-

In der erwähnten Studie über die VWL-Leh-

de ermöglichen, Aussagen von Expert*innen

re von Bäuerle et al. (2020) ist ein zentrales

einzuordnen und proaktiv kontroverse Stand-

Ergebnis, dass im Sinne eines „Primats der

punkte ergänzend einzubeziehen. Dafür müss-

Studienstrukturen“ (ebd.: 35 f.) nicht nur der

te das konkrete Wissen vermittelt werden, an

Inhalt, sondern auch die Form des Studiums

welchen Universitäten oder Forschungsinsti­

entscheidend prägt. Insofern könnten die

tuten andere Perspektiven angesiedelt sind

Fragen, durch welche Strukturen und Formen

und Quellenmaterial und Interview-Partner*in-

angehende Wirtschaftsjournalist*innen lernen

nen herangezogen werden können. Des Wei-

und wie sich etwa die Form einer Ausbildung

teren kann so weiterführendes Wissen, etwa

von der eines Fachstudiums unterscheidet,

in Bezug auf gesellschaftliche Krisen, berück-

weitere relevante Untersuchungsfelder sein.

sichtigt werden. Das Thema Nachhaltigkeit

105


Qualifiziert für die Zukunft?

sollte angesichts der gesellschaftlichen Lage

VWL vermittelt und Debatten um eine Plura-

zentral behandelt und multiperspektivisch

le Ökonomik auf der einen und wirtschafts-

betrachtet werden. Zweitens die Fähigkeit zur

journalistische Vielfalt auf der anderen Seite

Meta-­Reflexion der Ökonomik: So sollte im

thematisiert und kritisch reflektiert werden.

Rahmen einer journalistischen Ausbildung die

Mit Kenntnissen über die blinden Flecken in

politische Nicht-Neutralität von wissenschaft­

wirtschaftspolitischen Diskursen kann Plurali-

Pluralität als

lichen Theorien thematisiert werden, etwa

tät so proaktiv vorangebracht werden, sodass

Beitrag zur

vor dem Hintergrund wissenschaftstheoreti-

der Wirtschaftsjournalismus seinen Beitrag

Lösung gesell-

scher und ideengeschichtlicher Überlegungen.

bei den anstehenden gesellschaftlichen He­

schaftlicher Krisen

Drittens sollte Wissen über den Zustand der

rausforderungen (besser) zu leisten vermag.

Danksagung

Ein herzlicher Dank geht an alle, die mich mit Rat und Tat bei der Erstellung der vorliegenden Studie unterstützt haben! Frank Beckenbach, David Hofmann und besonders Maria Daskalakis – die Autor*innen der Econ-Plus-Studie, für ihren methodischem Werkzeugkasten und hilfreichen Hinweise, Hendrik Theine für seine freundlichen Ratschläge in der Anfangsphase, meine Kollegen von der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung, Florian Rommel und Lukas Bäuerle für ermutigende Impulse und ihren professionellen Blick und schließlich an Isabelle Puccini, Ann-Kristin Kopp und vor allem Benedikt Linden von der Otto Brenner Stiftung für die gute Zusammenarbeit und das unermüdliche Lektorat!

106


Anhang

Literaturverzeichnis

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Anhang

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Qualifiziert für die Zukunft?

Graupe, Silja und Theresa Steffestun. 2018. ‚The market deals out profit and losses‘: Wie ökonomische Standardlehrbücher das unreflektierte Denken in Metaphern fördern. Bernkastel-Kues: Cusanus Hochschule, Institut für Ökonomie und Institut für Philosophie. Online unter: www.econstor.eu (abgerufen am 30.3.2021). Graupe, Silja. 2017. Beeinflussung und Manipulation in der ökonomischen Bildung – Hintergründe und Beispiele. FGW – Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung e. V. Online unter: www.fgw-nrw. de (abgerufen am 21.3.2021). Graupe, Silja. 2014. Geistige Monokultur oder Befähigung zum eigenständigen Denken? 1. Bernkastel-Kues: Working Paper Serie der Institute für Ökonomie und für Philosophie. Online unter: www.cusanus-hochschule. de (abgerufen am 20.3.2021). Gräbner, Claudius. 2016. Die Rolle des Gleichgewichtskonzepts in der mikroökonomischen Ausbildung. In: Wirtschaft neu denken: Blinde Flecken in der Lehrbuchökonomie. iRights Media, herausgegeben von Till van Treeck und Janina Urban, 1. Aufl., 58-71. Berlin: iRights.Media. Grimm, Christian, Jakob Kapeller und Florian Springholz. 2014. Führt Pluralismus in der ökonomischen Theorie zu mehr Wahrheit? Online unter: www.jakob-kapeller.org (abgerufen am 30.3.2021). Groot, Wim und Henriette Maassen van den Brink. 2019. Economists, their role and influence in the media. In: The Ethical Formation of Economists, 132. Hall, Stuart, Chas Critcher, Tony Jefferson, John Clarke, und Brian Roberts. 2013. Policing the crisis: Mugging, the state and law and order. 2. Aufl. London: Macmillan International Higher Education. Hanney, Oliver, Catriona Watson und Bandile Ngidi. 2020. Economists and Crises. Rethinking Economics. Online unter: www.rethinkeconomics.org (abgerufen am 30.3.2021). Hedtke, Reinhold. 2016. Paradigmatische Parteilichkeit, lückenhafte Lehrpläne und tendenziöses Unterrichtsmaterial? Eine Studie zu Gestalt und Gehalt sozio/ökonomischer Bildung. FGW – Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung e. V., 108. Heise, Arne. 2016. Pluralismus in den Wirtschaftswissenschaften – Klärungen eines umstrittenen Konzepts. Expertise für die Hans Böckler Stiftung. Online unter: www.boeckler.de (abgerufen am 30.3.2021). Heise, Arne, Henrike Sander und Sebastian Thieme. 2017. Das Ende der Heterodoxie. Wiesbaden: Springer. Heise, Arne und Sebastian Thieme. 2015. Zur De-Pluralisierung der Wirtschaftswissenschaft nach 1970: Explorationen in einem wissenschaftlichen Macht-und Kampffeld. Journal of Contextual Economics 135 (2): 155-187. Heller, Hannah und Valentin Sagvosdkin. 2020. Ideologie und Erzählung: Das marktfundamentale Meta­ narrativ in der Wirtschaftswissenschaft explizieren und seine Wirkung reflektieren. In: Jahrbuch „Ökonomie und Gesellschaft“ herausgegeben von Wenzel Matiaske und Werner Nienhüser. Marburg: Metropolis. Henning, Martin. 2020. Die Verengung der Welt. Zur medialen Konstruktion Deutschlands unter Covid-19 anhand der Formate ARD Extra – Die Coronalage und ZDF Spezial. Online unter: www.researchgate.net (abgerufen am 15.9.2020). Hirte, Katrin und Sebastian Thieme. 2013. Mainstream, Orthodoxie und Heterodoxie. Zur Debatte um die Ausrichtung sowie einer Klassifizierung der Wirtschaftswissenschaften“. ICAE Working Paper Series. Online unter: www.econstor.eu (abgerufen am 18.1.2020).

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Anhang

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Qualifiziert für die Zukunft?

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Anhang

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Qualifiziert für die Zukunft?

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Anhang

Treeck, Till van. 2016. Welches Menschenbild für die ökonomische Bildung? Nicht-egoistisches Verhalten und soziale Vergleiche in der Haushaltstheorie. In Wirtschaft neu denken: Blinde Flecken in der Lehrbuchökonomie. iRights Media, herausgegeben von Till van Treeck und Janina Urban, 1. Aufl., 30-41. Berlin: iRights.Media. TU. 2017. Modulhandbuch B.A Journalistik. TU Dortmund. Online unter: www.journalistik.tu-dortmund.de (abgerufen am 24.3.2020). TU. 2019a. NC. TU Dormund. Online unter: www.tu-dortmund.de (abgerufen am 24.3.2020). TU. 2020b. Volontariat. Institut für Journalistik. TU Dormtmund. Online unter: www.journalistik.tu-dortmund. de (abgerufen am 24.3.2020). TU. 2020c. Voraussetzungen Master Economics und Journalismus. Online unter: www.journalistik.tu-­ dortmund.de (abgerufen am 24.3.2020). TU. 2020a. Voraussetzungen B.A. Wirtschaftspolitischer Journalismus. TU Dortmund. Online unter: www. tu-dortmund.de (abgerufen am 24.3.2020). UBM. 2020c. Fakultät für Betriebswirtschaft. Universität der Bundeswehr München. Online unter: www. unibw.de (abgerufen am 25.3.2020). UBM. 2020d. Modulhandbuch B.A. Management und Medien. Universität der Bundeswehr München. Online unter: www.unibw.de (abgerufen am 25.3.2020). UBM. 2020a. Voraussetzungen B.A./M.A. Management und Medien. Universität der Bundeswehr München. Online unter: www.unibw.de (abgerufen am 25.3.2020). UBM. 2020b. Perspektiven B.A./M.A. Management und Kommunikation. Online unter: www.unibw.de (abgerufen am 25.3.2020). Urban, Janina und Andrea Pürckhauer. 2016. Feministische Ökonomik. Online unter: www.exploring-economics.org (abgerufen am 29.3.2021). Urban, Janina und Florian Rommel. 2020. Its Current Form and Content: Working Paper Serie der Institute für Ökonomie und Philosophie, Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung. Online unter: www.cusanus-­ hochschule.de (abgerufen am 6.5.2020). Viehöver, Ulrich. 2011. Wirtschaftsjournalismus. Berlin: Deutsches Journalistenkolleg GmbH. Online unter: www.journalistenkolleg.de (abgerufen am 18.3.2020). Venkatachalam, Lakshmanan. 2007. Environmental economics and ecological economics: Where they can converge? Ecological economics 61 (2-3): 550-558. Weber, Reinhard. 2014. Mikroökonomie im Nebenfach Gliederung. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Online unter: www.ku.de (abgerufen am 4.3.2020). Wehling, Elisabeth. 2016. Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Köln: Halem. Weimann, Joachim. 2015. Die Rolle von Verhaltensökonomik und experimenteller Forschung in Wirtschaftswissenschaft und Politikberatung. Perspektiven der Wirtschaftspolitik 16 (3): 231-52. Online unter: www.doi. org (abgerufen am 1.2.2021). Wiberny, Daniel. 2020. Uni Duisburg-Essen findet Nachfolgerin für den Autopapst. Online unter: www.waz. de (abgerufen am 7.9.2020). 115


Qualifiziert für die Zukunft?

Wolter, Philipp. 2016. Neoliberale Denkfiguren in der Presse. Wie ein Wirtschaftskonzept die Meinungshoheit eroberte. Marburg: Metropolis. Women in European Economics. 2020. Online unter: www.women-economics.com (abgerufen am 22.9.2020). Würzburg. 2018. Modulhandbuch International Economic Policy. Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Online unter: www.uni-wuerzburg.de (abgerufen am 27.3.2020). Würzburg. 2020. Professur Wirtschaftsjournalismus. Online unter: www.wiwi.uni-wuerzburg.de (abgerufen am 15.9.2020).

Hinweise zum Autor

Valentin Sagvosdkin (M.A.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung. Neben der Pluralität in der Wirtschaftswissenschaft und im wirtschaftspolitischen Journalismus beschäftigt er sich mit der Vielfalt der Narrative für ein nachhaltiges Wirtschaften. Er ist zudem freiberuflicher Bildungsreferent für sozioökonomische und politökonomische Themen sowie zu pluraler Ökonomik und zu Narrativen in der Ökonomik. Publikationen (Auswahl): 2021: [gemeinsam mit Hannah Heller]: Ideologie und Erzählung: Die Metanarrative in der Wirtschaftswissenschaft explizieren und ihre Wirkung reflektieren. In: Matiaske, Wenzel; Nien­ hüser, Werner (Hrsg.): Jahrbuch „Ökonomie und Gesellschaft“, Band 32: „Ökonomie und Ideologie“ Marburg: Metropolis-Verlag. S. 147-202. Als Working-Paper im Open-Access: https://www.cusanus-hochschule.de/wp-content/ uploads/2020/06/60_O%CC%88konomie-und-Ideologie.pdf 2020: [gemeinsam mit Hannah Heller]: Die narrative Krise der (Wirtschafts-)Wissenschaft und ihre Bedeutung in der globalen Umweltpolitik. In: Ötsch, Walter Otto und Steffestun, Theresa (Hrsg.): Wissen und Nichtwissen der ökonomisierten Gesellschaft – Aufgaben einer neuen Politischen Ökonomie. Marburg: Metropolis. S. 279-310. Als Working-Paper im Open-Access: https://www.cusanus-hochschule.de/wp-content/ uploads/2020/11/64_Narrative-Krise.pdf 2020: Resonanz statt Kampf – wie transformativen Bildung gelingen könnte. Ein Essay. In.: Eicker, Jannis, Konzeptwerk neue Ökonomie et al. (Hrsg.): Bildung Macht Zukunft. Lernen für die sozial-ökologische Transformation. Frankfurt/Main: Wochenschau-Verlag.

116


Anhang

Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

Abbildung 1:

Ökonomische Theorieschulen nach zentralen Problemfeldern.....................................18

Abbildung 2:

Veranschaulichung des „ökonomischen Imperialismus“............................................ 20

Abbildung 3:

Definition von Wirtschaft(swissenschaften) über Gegenstandsbereiche...................... 20

Abbildung 4:

Charakterisierung des „Mainstreams“.......................................................................23

Abbildung 5:

Charakterisierung des „Sidestreams“.......................................................................24

Abbildung 6:

Ergebnisse der Schlagwortsuche in den Modulbeschreibungen aller untersuchten VWL-Studiengänge in Deutschland............................................... 28

Abbildung 7:

Ergebnisse der Schlagwortsuche in Lehrveranstaltungsmaterialien aller untersuchten VWL-Studiengänge in Deutschland................................................29

Abbildung 8:

Idealtypische Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus............................................. 40

Abbildung 9:

F.A.Z.-Wirtschaftsredaktion nach wirtschaftswissenschaftlichem Studium...................43

Abbildung 10:

F.A.Z.-Wirtschaftsredaktion nach Fachausbildung an einer Schule für Wirtschaftsjournalismus......................................................................................43

Absolvent*innen der Kölner Journalistenschule in unterschiedlichen Abbildung 11: Medien-Verlagen.....................................................................................................49 Abbildung 12:

Schema Ergebnisdarstellung (Mainstream-Sidestream).............................................. 61

Abbildung 13:

Schema Ergebnisdarstellung (Orthodox-Heterodox)................................................... 61

Abbildung 14:

Schema Ergebnisdarstellung „Pluralität“ – Studiengänge im Vergleich.......................63

Abbildung 15:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (alle Module).........................................................................67

Abbildung 16:

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (alle Module).........................................................................67

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln Abbildung 17: (Pflichtmodule)....................................................................................................... 68 Abbildung 18: Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Pflichtmodule)....................................................................................................... 68 Abbildung 19: Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Basismodule).........................................................................................................69 Abbildung 20: Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Studiengänge der Universität zu Köln (Basismodule).........................................................................................................69 Abbildung 21:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.Sc. Kommunikationsmanagement der BSP Business School Berlin........................... 71

Abbildung 22:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (nach Art der Module), inklusive Zusatzanalysen.........................................................................................72

Abbildung 23:

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (nach Art der Module), inklusive Zusatzanalysen.........................................................................................73

Abbildung 24:

Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang M.A. Journalistik; KU Eichstätt-Ingolstadt.............................................................................................73

117


Qualifiziert für die Zukunft?

118

Abbildung 25:

Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang M.A. Journalistik; KU Eichstätt-Ingolstadt.............................................................................................73

Abbildung 26:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München (nach Art der Module)...............................................................................................74

Abbildung 27:

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München (nach Art der Module)............................................................................................... 75

Abbildung 28:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang M.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München............... 75

Abbildung 29:

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang M.A. Management und Medien an der Universität der Bundeswehr München............... 75

Abbildung 30:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module)...............................................................................................76

Abbildung 31:

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. wirtschaftspolitischer Journalismus der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module)............................................................................................... 77

Abbildung 32:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang Master Economics & Journalism der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module und nach besuchter Hochschule)............................................... 77

Abbildung 33:

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang Master Economics & Journalism der Technischen Universität Dortmund (nach Art der Module und nach besuchter Hochschule)...............................................78

Abbildung 34:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang B.A. Ressortjournalismus an der Hochschule Ansbach (nach Art der Module)...............79

Abbildung 35:

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang B.A. Ressortjournalismus an der Hochschule Ansbach (nach Art der Module)...............79

Abbildung 36:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Master-Studiengang „Konvergenter Journalismus“ an der HMKW (nach Art der Module)..............................81

Abbildung 37:

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Master-Studiengang „Konvergenter Journalismus“ an der HMKW (nach Art der Module)..............................81

Abbildung 38:

Mainstream-Sidestream-Verhältnis im Studiengang M.Sc. International Economic Policy; JMU Würzburg.................................................. 82

Abbildung 39:

Orthodox-Heterodox-Verhältnis im Studiengang M.Sc. International Economic Policy; JMU Würzburg.................................................. 82

Abbildung 40:

Das Mainstream-Sidestream-Verhältnis der Lehrinhalte aller Studiengänge (nach Art der Module)...............................................................................................83

Abbildung 41:

Das Orthodox-Heterodox-Verhältnis der Lehrinhalte aller Studiengänge (nach Art der Module)...............................................................................................83

Abbildung 42:

Ergebnisse „Pluralität“ insgesamt (Mainstream-Sidestream)......................................85


Anhang

Abbildung 43:

Ergebnisse „Pluralität“ insgesamt (Orthodox-Heterodox)...........................................85

Abbildung 44:

Ergebnisse „Pluralität“ Pflichtmodule (Mainstream-Sidestream)................................ 86

Abbildung 45:

Ergebnisse „Pluralität“ Pflichtmodule (Orthodox-Heterodox)......................................87

Abbildung 46:

Ergebnisse „Pluralität“ Basismodule (Mainstream-Sidestream)..................................87

Abbildung 47:

Ergebnisse „Pluralität“ Basismodule (Orthodox-Heterodox)....................................... 88

Abbildung 48:

Vergleich Bachelor- und Masterstudiengänge (Mainstream-Sidestream)..................... 89

Abbildung 49:

Vergleich Bachelor- und Master-Studiengänge (Orthodox-Heterodox)......................... 90

Abbildung 50:

Vergleich einzelner Fächergruppen (Mainstream-Sidestream)..................................... 91

Abbildung 51:

Fächergruppen in der Econ-Plus-Studie 2016 (Mainstream-Sidestream).......................92

Abbildung 52:

Vergleich einzelner Fächergruppen (Orthodox-Heterodox)..........................................92

Abbildung 53:

Fächergruppen in der Econ-Plus-Studie 2016 (Orthodox-Heterodox)............................92

Abbildung 54:

Ergebnisse ökonomische Reflexivität (alle Module)....................................................95

Abbildung 55:

Ergebnisse ökonomische Reflexivität (Pflichtmodule)................................................ 96

Abbildung 56:

Reflexivität – Text-Mining-Ergebnisse (Mainsream-Sidestream)...................................97

Abbildung 57:

Reflexivität – Text-Mining-Ergebnisse (Orthodox-Heterodox)...................................... 98

Abbildung 58:

Exemplarischer Vergleich reflexiver Fächer I...............................................................99

Abbildung 59:

Exemplarischer Vergleich reflexiver Fächer II............................................................ 100

Tabelle 1:

Recherchierte Zugänge in den Wirtschaftsjournalismus............................................. 42

Tabelle 2:

Universitätsunabhängige ökonomische Lehrveranstaltungen der Kölner Journalistenschule im Jahr 2019............................................................... 48

Tabelle 3:

Anzahl der analysierten wirtschaftswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen (Module) der Universität zu Köln nach Studiengängen, die im Rahmen der Ausbildung an der Kölner Journalistenschule belegt werden können............................................ 48

Tabelle 4:

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) und Materialien der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt nach Studiengängen........................ 51

Tabelle 5:

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) und Materialien der Universität der Bundeswehr München nach Studiengängen..................................52

Tabelle 6:

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Technischen Universität Dortmund nach Studiengängen.......................................54

Tabelle 7:

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Hochschule Ansbach......... 55

Tabelle 8:

Anzahl der analysierten Lehrveranstaltungen (Module) der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft....................................... 55

Tabelle 9:

Überblick der untersuchten Module, Studiengänge und Hochschulen.......................... 57

Tabelle 10:

Exemplarische Begriffe zur Text-Mining-Analyse......................................................... 61

Tabelle 11:

Suchbegriffe für Module mit reflexiven Inhalten........................................................ 64

119


Qualifiziert für die Zukunft?

OBS-Arbeitspapiere Infos und Download: www.otto-brenner-stiftung.de

120

Nr. 46

Wenn Politik Presse macht. Gastbeiträge von Politiker*innen in ausgewählten Tageszeitungen (Marvin Oppong)

Nr. 45

30 Jahre staatliche Einheit – 30 Jahre mediale Spaltung. Schreiben Medien die Teilung Deutschlands fest? (Lutz Mükke)

Nr. 44

„Alleine ist man zerbrechlich“. Perspektiven auf die Interessenvertretung von Arbeitnehmer*innen in Ost und West (Simon Storks, Jana Faus, Rainer Faus)

Nr. 43

Streitfall Vermögenssteuer. Defizite in der Medienberichterstattung (Hendrik Theine, Andrea Grisold)

Nr. 42

Mauer in den Köpfen? Einstellungen zur deutschen Einheit im Wandel (Ayline Heller, Ana Nanette Tibubos, Manfred Beutel, Elmar Brähler)

Nr. 41

Wählen mit 16? Ein empirischer Beitrag zur Debatte um die Absenkung des Wahlalters (Thorsten Faas, Arndt Leininger)

Nr. 40

Armutszeugnis. Wie das Fernsehen die Unterschichten vorführt (Bernd Gäbler)

Nr. 39

Stumme Migranten, laute Politik, gespaltene Medien. Die Berichterstattung über Flucht und Migration in 17 Ländern (Susanne Fengler, Marcus Kreutler)

Nr. 38

Rechte Allianzen in Europa. Wie sich NationalistInnen gegen die EU verbünden (Malene Gürgen, Patricia Hecht, Christian Jakob, Sabine am Orde [Redaktion])

Nr. 37

Zwischen „Flüchtlingskrise“ und „Migrationspakt“. Mediale Lernprozesse auf dem Prüfstand (Michael Haller)

Nr. 36

Krimis, Kontroversen, Kochrezepte. Das Regionale in den Dritten der ARD – mit aktuellen Programmanalysen von rbb und SWR (Joachim Trebbe, Eva Spittka)

Nr. 35

Agenda-Setting bei ARD und ZDF? Analyse politischer Sendungen vor der Bundestagswahl 2017 (Marc Liesching, Gabriele Hooffacker)

Nr. 34

Demoskopie, Medien und Politik. Ein Schulterschluss mit Risiken und Nebenwirkungen (Thomas Wind)

Nr. 33

Zwischen Fanreportern und Spielverderbern. Fußballjournalismus auf dem Prüfstand (Tonio Postel)

Nr. 32

Unsichere Arbeit – unsichere Mitbestimmung. Die Interessenvertretung atypisch Beschäftigter (Berndt Keller)

Nr. 31

Aufstocker im Bundestag III. Eröffnungsbilanz der Nebenverdienste der Abgeordneten zu Beginn der 19. Wahlperiode (Sven Osterberg)

Nr. 30

Netzwerk AfD. Die neuen Allianzen im Bundestag (Malene Gürgen, Christian Jakob, Sabine am Orde)

Nr. 29

Lindners FDP. Profil – Strategie – Perspektiven (Michael Freckmann)

Nr. 28

Unternehmensteuern in Deutschland. Rechtliche Grauzonen und zivil­gesellschaftliche Alternativen (Christoph Trautvetter, Silke Ötsch, Markus Henn)

Nr. 27

Polarisiert und radikalisiert? Medienmisstrauen und die Folgen (Oliver Decker, Alexander Yendell, Johannes Kiess, Elmar Brähler)


OBS-Arbeitsheft 104 ISSN-Print: 1863-6934

Die Otto Brenner Stiftung …

ISSN-Online: 2365-2314

... ist die gemeinnützige Wissenschaftsstiftung der IG Metall. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Als Forum für gesellschaftliche Diskurse und Einrichtung der Forschungsförderung ist sie dem Ziel der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Ausgleich zwischen Ost und West.

Herausgeber: Otto Brenner Stiftung Jupp Legrand Wilhelm-Leuschner-Straße 79 D-60329 Frankfurt am Main

... initiiert den gesellschaft­ lichen Dialog durch Veranstaltungen, Workshops und Koopera­ tionsveranstaltungen (z.  B. im Herbst die OBS-Jahrestagungen), organisiert Konferenzen, lobt jährlich den „Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus“ aus, fördert wissenschaftliche Untersuchungen zu sozialen, arbeitsmarkt- und gesellschaftspolitischen Themen und legt aktuelle medienkritische und -politische Analysen vor.

Tel.: 069-6693-2810 Fax: 069-6693-2786 E-Mail: info@otto-brenner-stiftung.de www.otto-brenner-stiftung.de Autor: Valentin Sagvosdkin (M.A.) Institut für Ökonomie Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Postfach 1146

... informiert regelmäßig mit einem Newsletter über Projekte, Publikationen, Termine und Veranstaltungen.

D-54461 Bernkastel-Kues E-Mail: valentin.sagvosdkin@cusanus-hochschule.de |

... veröffentlicht die Ergebnisse ihrer Forschungsförderung in der Reihe „OBS-Arbeitshefte“ oder als Arbeitspapiere (nur online). Die Arbeitshefte werden, wie auch alle anderen Publikationen der OBS, kostenlos abgegeben. Über die Homepage der Stiftung können sie auch elektronisch bestellt werden. Vergriffene Hefte halten wir als PDF zum Download bereit unter: www.otto-brennerstiftung.de/wissenschaftsportal/ publikationen/ ... freut sich über jede ideelle Unterstützung ihrer Arbeit. Aber wir sind auch sehr dankbar, wenn die Arbeit der OBS materiell gefördert wird. ... ist zuletzt durch Bescheid des Finanzamtes Frankfurt am Main V (-Höchst) vom 4. November 2020 als ausschließlich und unmittelbar gemeinnützig anerkannt worden. Aufgrund der Gemeinnützigkeit der Otto Brenner Stiftung sind Spenden steuerlich absetzbar bzw. begünstigt.

v.sagvosdkin@posteo.de Redaktion:

Hinweis zu den Nutzungsbedingungen:

Benedikt Linden (OBS)

Dieses Arbeitsheft darf nur für nichtkommerzielle Zwecke

Isabelle Puccini (OBS)

im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und Beratung

Ann-Kristin Kopp (OBS)

und ausschließlich in der von Otto Brenner Stiftung und DGB veröffentlichten Fassung – vollständig und unverändert – von

Satz und Gestaltung: think and act – Agentur für strategische Kommunikation |

Dritten weitergegeben sowie öffentlich zugänglich gemacht werden.

thinkandact-mainz.de In den Arbeitsheften werden die Ergebnisse der ForschungsTitelbild:

förderung der Otto Brenner Stiftung dokumentiert und der

kasto/AdobeStock.com

Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die Inhalte sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich.

Druck: Druckerei Zeidler GmbH & Co. KG, Mainz-Kastel

Bestellungen: Über die Internetseite der Otto Brenner Stiftung können

Redaktionsschluss:

weitere Exemplare dieses OBS-Arbeitsheftes kostenlos be-

30. April 2021

zogen werden – solange der Vorrat reicht. Es besteht dort aber auch die Möglichkeit, sowohl aktuelle als auch bereits

Wir danken der Hans-Böckler-Stiftung für die

vergriffene OBS-Arbeitshefte kostenlos herunterzuladen.

Unterstützung bei der Veröffentlichung der Publikation.

Mehr Infos: www.otto-brenner-stiftung.de

Unterstützen Sie unsere Arbeit, z. B. durch eine zweckgebundene Spende Spenden erfolgen nicht in den Vermögensstock der Stiftung, sie werden ausschließlich und zeitnah für die Durchführung der Projekte entsprechend dem Verwendungszweck genutzt. Bitte nutzen Sie folgende Spendenkonten: Für Spenden mit zweckgebundenem Verwendungszweck zur Förderung von Wissenschaft und Forschung zum Schwerpunkt: • Förderung der internationalen Gesinnung und des Völkerverständigungsgedankens Bank: IBAN: BIC:

HELABA Frankfurt/Main DE11 5005 0000 0090 5460 03 HELA DE FF

Für Spenden mit zweckgebundenem Verwendungszweck zur Förderung von Wissenschaft und Forschung zu den Schwerpunkten: • Angleichung der Arbeits- und Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland (einschließlich des Umweltschutzes) • Entwicklung demokratischer Arbeitsbeziehungen in Mittel- und Osteuropa • Verfolgung des Zieles der sozialen Gerechtigkeit Bank: IBAN: BIC:

HELABA Frankfurt/Main DE86 5005 0000 0090 5460 11 HELA DE FF

Geben Sie bitte Ihre vollständige Adresse auf dem Überweisungsträger an, damit wir Ihnen nach Eingang der Spende eine Spendenbescheinigung zusenden können. Oder bitten Sie in einem kurzen Schreiben an die Stiftung unter Angabe der Zahlungsmodalitäten um eine Spendenbescheinigung. Verwaltungsrat und Geschäftsführung der Otto Brenner Stiftung danken für die finanzielle Unterstützung und versichern, dass die Spenden ausschließlich für den gewünschten Verwendungszweck genutzt werden.

Aktuelle Ergebnisse der Forschungsförderung in der Reihe „OBS-Arbeitshefte“

OBS-Arbeitsheft 103*

Ingo Dachwitz, Alexander Fanta

Medienmäzen Google

Wie der Datenkonzern den Journalismus umgarnt

OBS-Arbeitsheft 102*

Wolfgang Schroeder, Samuel Greef u. a.

Bedrängte Zivilgesellschaft von rechts

Interventionsversuche und Reaktionsmuster

OBS-Arbeitsheft 101*

Leif Kramp, Stephan Weichert

Nachrichten mit Perspektive

Lösungsorientierter und konstruktiver Journalismus in Deutschland

OBS-Arbeitsheft 100* Tim Engartner

Wie DAX-Unternehmen Schule machen

Lehr- und Lernmaterial als Türöffner für Lobbyismus

OBS-Arbeitsheft 99*

Tobias Gostomzyk, Daniel Moßbrucker

„Wenn Sie das schreiben, verklage ich Sie!“

Studie zu präventiven Anwaltsstrategien gegenüber Medien

OBS-Arbeitsheft 98*

Lutz Frühbrodt, Annette Floren

Unboxing YouTube

Im Netzwerk der Profis und Profiteure

OBS-Arbeitsheft 97*

Wolfgang Schroeder, Stefan Fuchs

Neue Mitglieder für die Gewerkschaften

Mitgliederpolitik als neues Politikfeld der IG Metall

OBS-Arbeitsheft 96*

Rainer Faus, Simon Storks

Im vereinten Deutschland geboren – in den Einstellungen gespalten?

OBS-Studie zur ersten Nachwendegeneration

OBS-Arbeitsheft 95* Bernd Gäbler

AfD und Medien

Erfahrungen und Lehren für die Praxis

OBS-Arbeitsheft 94*

Olaf Hoffjahn, Oliver Haidukiewicz

Deutschlands Blogger

Die unterschätzten Journalisten

OBS-Arbeitsheft 93* Michael Haller

Die „Flüchtlingskrise“ in den Medien

Tagesaktueller Journalismus zwischen Meinung und Information

* Printfassung leider vergriffen; Download weiterhin möglich.

Diese und weitere Publikationen der OBS finden Sie unter www.otto-brenner-stiftung.de Otto Brenner Stiftung | Wilhelm-Leuschner-Straße 79 | D-60329 Frankfurt/Main


OBS-Arbeitsheft 104

OBS-Arbeitsheft 104

OBS-Arbeitsheft 104

Sagvosdkin – Qualifiziert für die Zukunft?

Valentin Sagvosdkin

Qualifiziert für die Zukunft? Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung in Deutschland

Qualifiziert für die Zukunft? Zur Pluralität der wirtschaftsjournalistischen Ausbildung in Deutschland

www.otto-brenner-stiftung.de ­

Ein Projekt der Otto Brenner Stiftung Frankfurt am Main 2021


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