ÖGB aktuell - April 2014

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3412 l April 2014 www.oegb.at

© Panthermedia / Diego Cervo / Bildagentur Waldhäusl

BIS ZUM UMFALLEN?

DIE EINEN WOLLEN immer

Mitgemeint „Bauarbeiter müssen schwer tragen und heben.“ Was ist vor Ihrem inneren Auge bei diesem Satz zu sehen? Ich bin sicher: Männer. Denn wenn Bauarbeiterinnen nicht extra erwähnt werden, dann werden sie auch nicht gesehen. Mitgemeint wird nicht. Deshalb brauchen wir das Binnen-I (z. B. ArbeiterInnen), auch wenn es sprachlich nicht allen gefällt. Wie sollen kleine Mädchen überhaupt auf die Idee kommen: „Ich will Professorin werden, wenn ich groß bin!“, wenn sie nicht wissen, dass es Professorinnen überhaupt gibt, weil sie immer nur von Professoren hören? Austrian Standards wollte die gendergerechte Schreibweise per Norm abschaffen, ist aber dann zurückgerudert: Worüber keine Einigkeit in der Gesellschaft herrsche, das werde auch nicht normiert. Sorgen wir also dafür, dass keine Einigkeit über die Nichtverwendung des Binnen-I herrscht – indem wir es ständig verwenden!

❮ Florian Kräftner

mehr und immer schneller produzieren; immer länger sollen die Menschen arbeiten, und dann sollen sie auch noch später in Pension gehen, für gute Gewinne. Die anderen wollen neben der Arbeit auch noch ein gutes Leben haben: Sie wollen Freizeit, in der sie nicht nur erschöpft sind, sie wollen Urlaub, der wirklich eine längere Pause ist, um sich von der Arbeit zu erholen, und sie wollen gesund sein, wenn sie in Pension gehen.

Beim Thema Zeit gehen die Bedürfnisse von Unternehmen und ArbeitnehmerInnen schon immer weit auseinander. ÖGB und Gewerkschaften setzen sich bei aktuellen Regierungsverhandlungen dafür ein, dass Veränderungen nicht zulasten der Gesundheit der Beschäftigten gehen. Denn mehr Urlaub oder größere Freizeitblöcke sind ein wichtiger Beitrag dazu, dass die Menschen länger gesund arbeiten können – und dabei ein gutes Leben haben. ❮ Seiten 3 und 6

GEWERKSCHAFT: Arbeitsrechtspaket, richtige Bezahlung: Bürgerinitiative, Unruhe bei ÖBB-Postbus. EXTRA: PensionistInnen-Extra. SERVICE: Aktuell, praktisch, einfach – nützliche Informationen für die Arbeit im Betrieb.


ÖGB-SOZIALEXPERTIN

Es wir viel diskutiert über die Lockerungen beim Kündigungsschutz für Menschen mit Behinderungen. Was haben sie gebracht? Die Lockerung des Kündigungsschutzes hat keine zusätzliche Beschäftigung gebracht. Die Wirtschaftskammer behauptet ständig, der Kündigungsschutz für bestimmte Gruppen – Behinderte, Lehrlinge, Ältere ... – verhindert neue Einstellungen, das erweist sich bei all diesen Gruppen als unwahr. Wären die Chancen behinderter Menschen höher, wenn es den Kündigungsschutz nicht gäbe? Der Kündigungsschutz ist in den seltensten Fällen wirklich ein Einstellungshindernis, das sind eher andere Vorurteile oder vorgeschobene Argumente. Menschen mit Behinderungen leisten wertvolle Beiträge, und zu welch tollen Leistungen sie fähig sind, zeigte sich bei den paralympischen Spielen in Sotschi. Soll man die Ausgleichstaxen für Firmen erhöhen, die zu wenige Menschen mit Behinderungen einstellen? Die Ausgleichstaxe liegt für jede/n begünstigte/n Behinderte/n, die/der zu beschäftigen wäre, monatlich bei 244, für DienstgeberInnen, die mehr als 100 Menschen beschäftigen, monatlich bei 342 und für Firmen, die mehr als 400 Beschäftigte haben, monatlich bei 364 Euro. Aus Sicht des ÖGB sind diese Beträge zu niedrig, um eine beschäftigungsfördernde Wirkung zu erzielen. Der ÖGB fordert, dass die Ausgleichstaxe erheblich erhöht werden soll. ❮ 2

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JOBS FÜR ÄLTERE Arbeitsmarktpaket für Ältere soll für Entspannung sorgen. DER NATIONALRAT hat im

März ein Arbeitsmarktpaket beschlossen, um über 50-Jährigen, die länger als ein halbes Jahr arbeitslos sind, zu einer Arbeit zu verhelfen. „Die Unternehmen setzen immer mehr ältere Menschen vor die Tür. Die Lage ist dramatisch“, sagt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Im März 2014 waren knapp 83.000 Menschen über 50 Jahren arbeitslos, um 20,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „Wir müssen daher alles tun, damit Ältere länger Arbeit haben.“

GEPLANTE MASSNAHMEN

Durch Kombilohnmodelle und Eingliederungsbeihilfen will die Bundesregierung die Arbeitslosigkeit unter Älteren reduzieren. Auch die verstärk­ te finanzielle Unterstützung von sozioökonomischen Betrieben ist in dem Arbeitsmarktpaket vorgesehen. Insgesamt stellt die Bundesregierung bis 2016 etwa 350 Millionen Euro bereit. Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist überzeugt, dass im Anschluss an diese Maßnahmen über 8.500 Menschen einen fixen Arbeitsplatz erhalten.

Der ÖGB fordert die rasche Einführung des BonusMalus-Systems zur Beschäftigung älterer Menschen.

ARBEITSZEIT VERKÜRZEN

Der ÖGB begrüßt, dass zusätzliches Geld für die Beschäftigung älterer Arbeitsuchender eingesetzt wird. „Statt aber einmal mehr die Firmen zu fördern, wäre es besser gewesen, in die Umschulung älterer Menschen zu investieren“, sagt Achitz. Der

ÖGB fordert zudem weitere Maßnahmen, um die Lage am Arbeitsmarkt zu entspannen, unter anderem die rasche Einführung des vorgesehenen Bonus-Malus-Systems zur Beschäftigung Älterer und die bessere Verteilung der vorhandenen Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung. ❮

KV-START. Am 13. März star-

teten einige große Kollektivvertragsverhandlungen. Für insgesamt mehr als 120.000 Beschäftigte läutete die Textil­ industrie den Frühjahrs-Reigen für die KV-Verhandlungen der PRO-GE und der GPA-djp ein. Es folgen unter anderem chemische Industrie, Papierindus­ trie und Glasindustrie. ❮

© ÖGB/Thomas Reimer

DINAH DJALINOUS-GLATZ,

© PantherMedia / Tyler Olson / Bildagentur Waldhäusl

3 Fragen an ...

STREIKSTATISTIK. Im Vorjahr wurde ein bisschen mehr gestreikt in Österreich. Mit 27 Sekunden pro Person hielt sich das Ausmaß des Arbeitskampfs aber auch 2013 in Grenzen. Die Zahl der Streikstunden betrug 26.215. Beteiligt waren 5.529 ArbeitnehmerInnen in der Metallindustrie und den Gesundheitsberufen. ❮


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GUTE ARBEIT, MODERNE REGELN Kein 12-Stunden-Tag für alle – Verbesserungen im Arbeitsrecht. SEIT ANFANG März verhandeln die Sozialpartner mit ExpertInnen des Sozialminis­ teriums über die Umsetzung des Regierungsprogramms im Arbeitsrecht. Die geplanten Änderungen können einiges an Verbesserungen für die ArbeitnehmerInnen bringen, betroffen sind unfaire Vertragsklauseln, Teilzeitarbeit, das Urlaubsrecht, das Lohn- und SozialdumpingBekämpfungsgesetz (LSDB-G). VERTRAGSKLAUSELN

Das Regierungsprogramm bietet einen guten Ausgangspunkt, um unfaire Vertragsklauseln zu beschränken (Ausbildungskostenrückersatz, All-in, Konventionalstrafen usw.). Bei All-in-Verträgen muss in jedem Fall das Grundgehalt für Normalarbeitszeit ausgewiesen werden. Wenn das nicht passiert, dann muss dem Ver­ trag der ortsübliche Ist-Lohn in der betreffenden Branche inklusive Überzahlung zugrunde gelegt werden. Das wird auf Sicht das Ende von All-in bringen, wie es für ganz normal Beschäftigte nie vorgesehen war.

URLAUBSGESETZ

Der ÖGB hat die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche gefordert, die nun geplanten Änderungen müssen in diese Richtung gehen. „Wir wollen die Anrechnung aller Vordienstzeiten, egal bei welchem Arbeitgeber“, fordert ÖGB-Präsident Erich Foglar. Zwischen 400.000 und 500.000 Menschen mehr würden damit in den Genuss einer sechsten Urlaubswoche kommen. „Das wäre ein deutlicher Schritt in Richtung Arbeitszeitverkürzung und damit Erhaltung der Arbeitsfähigkeit bei älteren ­ArbeitnehmerInnen.“

LOHNDUMPING

Im Regierungsprogramm ist etwas sehr Positives gelungen: Bisher wurde gestraft, wenn Arbeitgeber das Grundgehalt nicht korrekt bezahlt haben. Nun soll das gesamte Entgelt, also das Grundgehalt inklusive Zulagen, erfasst sein. Damit wird die Umsetzung einer weiteren Forderung des ÖGB-Bundeskongresses erreicht. Das schützt ArbeitnehmerInnen und Unternehmen

gleichermaßen vor Lohndumping und unfairem Wett­ bewerb.

ARBEITSZEIT

Hier kann eine wichtige Verbesserung für Teilzeitbeschäftigte gelingen: Sie müssen informiert werden, wenn im Betrieb eine Vollzeitstelle frei wird. Bei aktiven Reisezeiten und bei Gleitzeit soll in Zukunft die Möglichkeit bestehen, die tägliche Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden

auszudehnen. Das Thema Ausdehnung der Arbeitszeit in Gleitzeitmodellen ist im Regierungsprogramm unklar formuliert – eine generelle Erhöhung der Arbeitszeit auf zwölf Stunden täglich, wie das manche Arbeitgeber nun interpretieren, ist allerdings nicht herauszulesen. Die Ausdehnung der täglichen Höchstarbeitszeit in Gleitzeitmodellen soll nur zum Erreichen längerer Freizeitblöcke möglich sein. ❮

Es geht ums Gesamtpaket „Die Sozialpartner verhandeln, was im Regierungsprogramm vereinbart wurde“, sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar zu den laufenden Gesprächen. „Es geht um ein Gesamtpaket, nur einzelne Teile daraus wird es nicht geben.“ Zum Zwölf-Stunden-Tag sagt Foglar: „Man muss hier ganz präzise sagen, dass es dabei um Gleitzeitregelungen geht. Wenn Kollektivvertrag oder Betriebsvereinbarung das erlauben, kann man in Gleitzeitmodellen – und nur da – auf zwölf Stunden gehen. So entstehen längere Freizeitblöcke, die wöchentliche Höchstarbeitszeit bleibt unberührt. Es geht nicht um längere Arbeitszeiten, sondern um eine andere Verteilung der Arbeitszeit.“ Aktuelle Infos: www.oegb.at ❮

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RICHTIG BEZAHLT ÖGB Oberösterreich will Gesetzesänderung.

ÖGB und AK für Informationspflicht bei Unterbezahlung und Verlängerung der Verfallsfristen.

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IMMER WIEDER ZAHLEN ben rund 14.500 Menschen

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Firmen ihre Beschäftigten nicht korrekt: Weniger Lohn oder Gehalt wird überwiesen, als laut Kollektivvertrag zusteht, oder Überstunden und Zulagen werden falsch ausbezahlt. Viele Millionen Euro entgehen den ArbeitnehmerInnen dadurch jährlich. Ob Beschäftigte korrekt bezahlt werden, wird von den Gebietskrankenkassen (GKK) und Finanzämtern zwar geprüft – wenn dabei aber Unterentlohnung aufgedeckt wird, dann dürfen die betroffenen MitarbeiterInnen nicht informiert werden. ÖGB und Arbeiterkammer in Ober­ österreich haben deshalb eine Bürgerinitiative gestartet, Ziel ist eine Gesetzesänderung. In weniger als zwei Wochen ha-

die Bürgerinitiative unterschrieben, das heißt, dass das Anliegen von ÖGB und AK im Nationalrat, im Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen, behandelt wird. ÖGB und AK treten für eine Informationspflicht bei Unterbezahlung und eine Verlängerung der Verfallsfristen ein. Die Beschäftigten sollen verständigt werden müssen, wenn eine Kontrolle zeigt, dass sie zu wenig Lohn oder Gehalt bekommen haben. Verfallsfristen von weniger als drei Jahren für nicht bezahlte Ansprüche von ArbeitnehmerInnen sollen abgeschafft werden. Über die Website des ÖGB Oberösterreich kann man die Initiative unterstützen: www.oegb.at/ooe ❮

22. April: Wie mobil sollen wir sein? ArbeitnehmerInnenfreizügigkeit gilt als großer Vorteil der EU. In letzter Zeit scheint dieser Vorteil aber zum Nachteil zu werden: Die Beschäftigten sollen stets mobil sein, aber Arbeits- und Sozialrechte bleiben auf der Strecke. Darüber wird beim Europadialog diskutiert, u. a. mit ÖGB-Präsident Erich Foglar, Sozialminister Rudolf Hundstorfer, EU-Kandidatin Beatrix Karl, ÖGJ-Vorsitzendem Sascha Ernszt. 22. April, 18 Uhr, EU-Haus, Wipplingerstraße 35, 1010 Wien. Anmeldung: europadialog@oegb.at ❮

© Richter Harald / Bildagentur Waldhäusl

Unser Unternehmen ist gesund, weil wir es wieder sind.


IM GESPRÄCH Robert Wurm, Zentralbetriebsrat ÖBB-Postbus

“ Bei der ÖBB-Postbus ist der soziale Frieden in Gefahr. Was ist passiert? Robert Wurm: Der Auslöser für die Unruhe ist eine aktuelle Dienstanweisung, die gezielt ältere und erfahrene Buslenkerinnen und Buslenker – ungefähr die Hälfte der Beschäftigten – ausgrenzt. Etwa 1.800 MitarbeiterInnen sollen jetzt vor allem als „Springer“ eingesetzt werden. Für die Betroffenen bringt das finanzielle Nachteile mit sich. Zusätzlich wissen sie oft nicht, ob, wann und wie sie zum Beispiel an Wochenenden eingesetzt werden. Der Betriebsrat wurde nicht im Vorhinein über die geplanten Änderungen informiert. Darüber sind wir sehr verärgert und werden das natürlich nicht einfach so hinnehmen. Wie ist die Stimmung bei der Belegschaft? Robert Wurm: Seit 40 Jahren wurden die Dienstpläne

betriebsintern unter den Lenkerinnen und Lenkern ausgeschrieben. Durch Aktionen wie die aktuelle Dienstanweisung wird der soziale Frieden mit Füßen getreten, die Motivation der MitarbeiterInnen ist mittlerweile im Keller. Ich kann den Ärger und die Wut der betroffenen BuslenkerInnen vollkommen verstehen, sie haben mit ihrer Arbeit das Unternehmen ganz nach vorne gebracht, und als Dank sollen sie jetzt ausgegrenzt werden. Wie argumentiert die Postbus-Geschäftsführung die Veränderungen? Robert Wurm: In einigen Zeitungsberichten war zu lesen, dass die Dienstanweisung nur neue Dienstpläne betrifft und aufgrund des verstärkten Wettbewerbsdrucks notwendig war. Wir glauben jedoch, dass man hier einfach die älteren Lenkerinnen und Lenker dazu bringen möchte, sich

Alle Möglichkeiten ausschöpfen

„freiwillig“ aus dem Unternehmen zu verabschieden. Aus diesem Grund hat der Zentralbetriebsrat am 17. März einen Einspruch gegen die Wirtschaftsführung nach dem Arbeitsver fassungsgesetz eingebracht, um die Zurücknahme dieser Dienstanweisung zu erreichen.

len Angriffe des Geschäftsführers mir gegenüber. Ich persönlich halte diese Entgleisungen im Interesse der Beschäftigten aus. Zu entschuldigen sind sie jedoch nicht und sorgen auch nicht für ein positives Arbeitsklima und partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz.

Konnte danach auch bei der Aufsichtsratssitzung keine Einigung erzielt werden? Robert Wurm: Leider nicht. In der AR-Sitzung am 18. März 2014 haben wir deutlich zu verstehen gegeben, dass von der Geschäftsführung Gesetzesverstöße zugelassen werden, obwohl der Betriebsrat mehrmals aufgefordert hatte, dies zu unterlassen. Auch die EU- und Konzernrichtlinien zur Arbeitszeit sind missachtet worden. Dieses Verhalten der Geschäftsführung ist ein schlechtes Zeichen für die Unternehmenskultur. Genauso wie die bedrohenden verba-

Was werden die nächsten Schritte sein, die der Betriebsrat setzen wird, falls es zu keiner Einigung kommt? Robert Wurm: Sollte es auch nach dieser Aufsichtsratssitzung keine Konsequenzen geben, so wird der Betriebsrat jedenfalls nicht nachgeben. Wir überlegen bereits weitere gewerkschaftliche Maßnahmen. Zusätzlich werden wir alle gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfen und uns auf jeden Fall an den Konzernholding-Vorstand Kern und Verkehrsministerin Bures wenden, damit diese endlich Ordnung schaffen. ❮ 3412 l April 2014

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GUT FÜR ALLE

ÖSTERREICHISCHE Unternehmen schulden den Gebietskrankenkassen (GKK) insgesamt 920 Millionen Euro. Das geht aus einer Anfragebeantwortung durch Sozialminister Rudolf Hundstorfer hervor. Die größten Rückstände musste mit 360 Millionen Euro die Wiener GKK verzeichnen, gefolgt von der GKK Oberösterreich mit 165,9 Millionen Euro und der GKK Niederösterreich, die 118,7 Millionen Euro an Außenständen beklagte. Insgesamt sind die Rückstände gesunken – außer 2011. Damals waren es 1.011,1 Millionen Euro. 2012 lagen die Rückstände bei 950 Millionen Euro. Die Höhe der Beitragsrückstände, die als uneinbringlich abgeschrieben werden mussten, belief sich 2013 auf 169,9 Millionen. Jetzt soll eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die sich mit dem Sozialbetrug durch Scheinfirmen bzw. mit der Früherkennung von Scheinfirmen befassen soll. ❮

Arbeitspausen mildern Arbeitsdruck und erhöhen die Produktivität. ARBEITSPAUSEN werden Laut den ersten Erkenntnissen sondern auch für Arbeitgeber

immer wichtiger. Ein Grund dafür ist der in den letzten 20 Jahren stark gestiegene Arbeitsdruck. Pausen helfen, mit diesem Druck umzugehen. Es hängt jedoch stark von einem selbst ab, wie man während der Arbeit auf Erholung und Pausen achtet und dadurch mehr oder weniger ermüdet. Das geht aus der aktuellen Studie von Gerhard Blasche, Erholungsforscher am Zentrum für Public Health der MedUni Wien, hervor. Er untersuchte zu diesem Zweck, wie sich KrankenpflegerInnen zu Beginn und am Ende einer ZwölfStunden-Schicht fühlen.

der Studie macht vor allem die Pausenselbstgestaltung den entscheidenden Unterschied.

EIGENVERANTWORTUNG

„Jene MitarbeiterInnen, für die Erholung einen höheren Stellenwert hat, machen häufiger Pausen als jene mit einer geringeren Erholungsorientierung. Am Ende des Tages bringen mehr Pausen weniger Müdigkeit und eine höhere Leistungsbereitschaft“, sagt Blasche. Vorteile bringt das für alle Beteiligten: Aus anderen Studien ist bekannt, dass mehr Arbeitspausen nicht nur den ArbeitnehmerInnen nützen,

sinnvoll sind. Demnach mindern Pausen die Produktivität nicht, sondern können diese sogar erhöhen. Der Erholungsforscher plädiert deshalb einerseits für ein pausenförderliches Betriebsklima und andererseits für mehr Eigenverantwortung der MitarbeiterInnen.„In Zeiten der flächendeckenden Fließbandarbeit waren Arbeitspausen klar geregelt. In der heutigen Dienstleistungsgesellschaft ist der Spielraum für Pausen viel größer.“ Das sollten Unternehmen und Beschäftigte in beiderseitigem Interesse stärker nutzen und fördern. ❮

TIPPS FÜR RICHTIGE ARBEITSPAUSEN • Kürzere, aber häufigere Pausen • Fixe Rituale: etwa Obstpause am Vormittag, kleine Kaffeepausen am Nachmittag • Pause nach Abschluss einer Arbeit oder bei ersten Ermüdungszeichen

2./3. APRIL 2004: Angesichts von Sozial-

abbau und zunehmender Arbeitslosigkeit in vielen EU-Ländern machen die Gewerkschaften europaweit mit Aktionen auf die Gefahren für das europäische Gesellschaftssystem aufmerksam. Sie protestieren gegen die Schwächung der Sozialsysteme, die schrankenlose Privatisierung der öffentli-

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chen Dienste, die Verhinderung des Sozialen Dialoges in Europa, die Blockade sozialer Maßnahmen auf europäischer Ebene und gegen die zunehmende Übernahme der Shareholder-Value-Strategien in europäischen Unternehmen. In Österreich gibt es Aktionen in Wien, Graz und Innsbruck. ❮

© ÖGB

1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1198 1999 2000 2004 2005 2006 2007 2008 2009

ZEITGESCHICHTE

© Gredler-Oxenbauer Willfried / Bildagentur Waldhäusl

© Waldhäusl Franz / Bildagentur Waldhäusl

FIRMENSCHULDEN


EXTRA

PENSIONISTiNNEN

ELGA MACHT‘S BESSER!

KOMMENTAR

Endlich

Die Wogen gehen hoch, wenn es um ELGA geht. Datenschützern ist das alles zu unsi­ cher und den Hausärzten zu viel Arbeit. Verstehen kann ich beides nicht. Ich will nicht weiter mit einem Berg von Befunden quer durch Wien fahren oder in die Notfallam­ bulanz des AKH eingeliefert werden, um dann – nachdem ich endlich verdeutlicht habe, dass ich seit 25 Jahren Diabetiker bin –, nach allen möglichen Befunden befragt zu werden, die ich nie im Kopf haben kann. Ich bin bestens befundet und will, dass vorhandene Befunde verwendet werden und nicht noch eine Blutabnahmen oder ein Röntgen über mich ergehen lassen. Bei meiner Ärztin ist seit 1998 alles gespeichert und mein Apotheker hat alle meine Medikamente, die ich seither eingenommen habe, im PC gespeichert. Alles in Absprache mit mir. Ich nenne das ein ausgezeichnetes Service. Daher gibt es für mich nur eines: Ich will endlich ELGA! ❮ Franz Fischill

DIE ELEKTRONISCHE Gesundheitsakte, kurz ELGA genannt, stellt ein Informationssystem dar, das es dem behandelnden medizinischen Personal erlaubt, schnell und übersichtlich auf medizinische Daten ihrer PatientInnen zugreifen zu können. Die Vorteile eines solchen Systems werden am besten sichtbar, wenn man zum Vergleich den heutigen Zustand heranzieht. Im Prinzip weiß heute niemand, wo überall welche medizinischen Daten von ihm gespeichert sind. Dazu

kommt noch, dass die vorhandenen Daten nicht für andere Ärztinnen und Ärzte einsehbar sind. Mit ELGA soll nun versucht werden, diese Systemschwächen zu beheben. Sobald ein Patient dem Behandler die Erlaubnis erteilt, kann dieser nachsehen, ob im System relevante Daten vorhanden sind und bei Bedarf einsehen. Es kann daher nicht jeder wahllos PatientInnendaten einsehen, sondern nur jemand, zu dem ein Behandlungsverhältnis besteht und der mittels E-Card berechtigt wurde. ❮ 3412 l April 2014

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KARTENSTELLE Anatevka

FIDDLER ON THE ROOF

AIDA ANATEVKA

basierend auf den Geschichten von Sholem Aleichem mit ausdrücklicher Genehmigung von Arnold

Perl

JOSEPH STEIN Musik: JERRY BOCK Gesangstexte: SHELDON HARNICK Buch:

in NewYork von HAROLD PRINCE produziert Erstproduktion in New York

Regie und Choreographie von

JEROME ROBBINS

Mr. Robbins‘ Original-Regie und Choreographie neu produziert von Roland Gawlick Deutsch von ROLF

MERZ und GERHARD HAGEN

Intendanz KS Dagmar Schellenberger Die Übertragung des Aufführungsrechtes erfolgt in Übereinkunft mit JOSEF WEINBERGER LTD., LONDON im Namen von MUSIC THEATRE INTERNATIONAL, NEW YORK. Bühnenvertrieb für Österreich: JOSEF WEINBERGER WIEN, GESMBH.

RÖMERSTEINBRUCH ST. MARGARETHEN

SEEFESTSPIELE MÖRBISCH

10. bis 17. August – 20.30 Uhr Vorhang auf für „Aida“ im Römersteinbruch. Es ist eines der meistgespielten Werke der Opernliteratur, die Geschichte einer legendären Liebe bis in den Tod: Giuseppe Verdis Oper „Aida“ wird in einer monumentalen Inszenierung in St. Margarethen gezeigt. Regie führt Robert Dornhelm.

10. Juli bis 23. August – 20.30 Uhr „Anatevka“ ist 2014 erstmals auf der Seebühne in Mörbisch zu sehen und verspricht, mit wunderschönen Melodien, einem imposanten Bühnenbild sowie einer fulminanten Inszenierung ein Augen- und Ohrenschmaus zu werden. Das Musical „Anatevka“ erzählt die Geschichte des jüdischen Milchmanns Tevje und seiner Familie im Russischen Reich um 1905. Ermäßigte Preise Donnerstag, Freitag und Sonntag von 34,50 bis 61 Euro Ermäßigte Preise Samstag von 35,50 bis 63 Euro

© Komödie am Kai

Ermäßigte Preise Donnerstag und Sonntag von 26,10 bis 72,90 Euro Ermäßigte Preise Freitag und Samstag von 33,30 bis 80,10 Euro

Mehr kulturelle Angebote unter: http://kartenstelle.oegb.at Öffungszeiten: Mo, Di, Mi: 9 bis 16 Uhr; Do: 9 bis 18 Uhr; Fr: 9 bis 13 Uhr. Tel.: 01/534 44-39675, 39677, 39679, 39681, Adresse: Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien, E-Mail: ticketservice@oegb.at Bei der Kartenbestellung bitte Ihre Gewerkschaftsmitgliedschaft nachweisen.

LIEFERVERZUG

WAS IST ZU TUN

HARALD GLATZ,

Konsumentensprecher, Pensionistenverband Österreich

DIE NEUE KÜCHE KOMMT NICHT. Lieferverzug. Wenn Sie beispielsweise eine neue Küche kaufen und die neue Küche nicht zum vereinbarten Termin geliefert

wird, dann ist das sehr unangenehm. Man kann aber

In Zukunft einen pauschalen Schaden­ ersatz vereinbaren.

HARALD GLATZ

etwas dagegen tun. Man schreibt dem säumigen Handwerker einen eingeschriebenen Brief und fordert ihn auf, innerhalb von 14 Tagen zu liefern, und erklärt im Falle einer weiteren Nichtlieferung seinen Rücktritt. Die Postbestätigung hebt man auf. Wenn er dann nicht liefert, dann kann man sich einen anderen Tischler suchen. Anzahlungen muss der Unternehmer zurückzahlen, plus vier Prozent Zinsen. Besser noch, in Zukunft bei solchen Aufträgen vorweg einen pauschalen Schadenersatz vereinbaren. ❮

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SENIOR-FIT 2014

Der Gesundheitstag 2014 der Bundesvertretung der GÖD-PensionistInnen war auch heuer wieder ein voller Erfolg. Hunderte Kolleginnen und Kollegen aus Wien und Umgebung kamen zum Gesundheits-Check der BVA, trafen ehemalige KollegInnen, nahmen die zahlreichen Beratungsangebote in Anspruch und konnten beim kostenlosen Gewinnspiel zahlreiche schöne Preise gewinnen. Fotos vom Gesundheitstag gibt es auf der Website unter: www.goed.penspower.at ❮


Die Schließung von Polizeiinspektionen im Burgenland wurde mit Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil besprochen.

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JAHRE

Gabriele und Willi Griessenauer haben wieder ganze Arbeit geleistet. Sie organisierten in gewohnter Qualität den Ausflug der Salzburger PostpensionistInnen nach Prag.

„Alles Gute zum Neunziger.“ ÖBB-Pensionist Franz Unterberger (Foto links mit Helene Unterberger) und Postpensionist Johann Holub (rechtes Foto Mitte mit dem Stockerauer Bürgermeister Helmut Laab rechts und Dietmar Fürst links). Unterberger wurde auch heuer noch öfter auf der Skipiste und auf der Eisstockbahn gesichtet. Seine Treffsicherheit stellt er dabei noch immer unter Beweis. Holub war früher als Mitglied des Post-Zentralausschusses für das Bildungswesen verantwortlich und betreute die Fernmeldemonteurlehrlinge. Holub organisierte regelmäßig Ausflugsfahrten und Skikurse mit den Lehrlingen.

Die PRO-GE-PensionistInnen von Wels machten sich im Umgang mit dem Internet vertraut, um sich mit wichtigen gewerkschaftlichen, sozialen und politischen Informationen zu versorgen. 3412 l April 2014

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Otto Vanura an seinem Schreibtisch im fünften Stock der GÖD-Zentrale in der Wiener Innenstadt. Zweimal in der Woche erledigt er die gesamte Post der GÖD-PensionistInnen.

OTTO, ICH BRAUCH DICH ... Nach 24 Jahren als stellvertretender Vorsitzender der ÖGB-PensionistInnen ist Otto Vanura noch immer aktiv. „MIT 66 JAHREN, da fängt kamen Funktionen innerhalb der vereinbarten Uhrzeit und schaft, der irrt gewaltig. „Auf das Leben an“, heißt es in einem der unzähligen Schlager von Udo Jürgens. Jürgens singt dann weiter: „Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss.“ Die Zeilen treffen punktgenau auf Otto Vanura zu. Einzig „das Leben“ hat bei Vanura bereits mit 64 Jahren begonnen. Nach Jahrzehnten im Bautenminis­ terium als Finanzchef für den gesamten Bundeshochbau und Personalvertreter trat er in den Ruhe­stand, der dann aber alles andere als ein Ruhestand war. „Der Fritz Neugebauer hat gemeint, Otto, ich brauch dich bei den Pensionisten“, erinnert sich Vanura. Damals wurde im ÖGB gerade eine eigene PensionistInnen-Abteilung aufgebaut. Franziska Fast wurde erste Vorsitzende, Otto Vanura einer ihrer Stellvertreter. Dazu

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der Bundesvertretung der PensionistInnen der GÖD. Beinahe ein Viertel Jahrhundert, genau 24 Jahre, war Vanura als PensionistInnen-Vertreter aktiv und wirklich in Pension ist er heute immer noch nicht. Mit ein Grund, warum es gar nicht so leicht ist, mit ihm einen Termin für ein Gespräch zu vereinbaren. „Heute kommt er spätabends nach Hause, morgen ist er den ganzen Tag unterwegs. Ich sag‘s ihm, dass er anruft“, meint Vanuras Ehefrau am Telefon. Der Rückruf folgt nach zwei Tagen, und bevor überhaupt über einen Termin gesprochen werden kann, muss zuerst der Terminkalender durchforstet werden. Und es findet sich dann ein Termin. Im Büro der GÖD-PensionistInnen in der Schenkenstraße in Wien wartet er bereits vor

erzählt gleich über die Arbeit, die hier zu erledigen ist.

POSTVERANTWORLICHER

Als Schriftführer ist er nicht nur für die Sitzungsprotokolle, sondern für den gesamten Post­eingang bei den GÖD-PensionistInnen zuständig. Und so ist ihm Anfang des Jahres aufgefallen, dass sich immer mehr PensionistInnen über das neu eingeführte System der „Gehaltszettel“ für die PensionistInnen im öffentlichen Dienst beschweren. „Einfach nicht mehr lesbar“, meinten viele PensionistInnen, und Vanura schlug Alarm. Inzwischen wurde mit der Finanzverwaltung und dem Bundeskanzleramt verhandelt. Eine Lösung ist in Sicht. Wer nun glaubt, für ­Vanura gibt es „nur“ die Gewerk-

der Silvretta kennen meine Frau und ich jede Hütte wie unsere Westentasche“, lächelt er und meint: „Bergwandern und Skifahren geht jetzt nicht mehr so. Dafür gibt’s ausgedehnte Wanderungen, etwa in die Höhen des Wiener Kahlenberges.“ Ausgleich bietet auch noch der Garten, den er gemeinsam mit seiner Ehefrau – verheiratet seit 63 Jahren – seit mehr als 40 Jahren pflegt. Otto Vanura ist fürs Grasmähen und das Unkraut zuständig. Und dann gibt es noch drei Kinder und sechs Enkerln. Wen wundert‘s dass es da manchmal zu einer Terminkollision kommt. Den ÖGB-Bundes­ pensionistInnen-Ausschuss im April muss er „spritzen“, da ist er als Reiseleiter bei einem Ausflug der GÖD-PensionistInnen eingesetzt. ❮


© European Union 2013 Source:EP

Worüber genau die USA und die EU-Kommission derzeit verhandeln, ist noch unklar. Unter anderem ist beim „Investitionsschutz“ und den Wachstumsversprechungen Vorsicht geboten.

TTIP – ARBEITSRECHTE IN GEFAHR

Das EU-US-Freihandelsabkommen darf Gewerkschaftsrechte, Sozial- und Rechtsstaat nicht unterlaufen.

MEHR WACHSTUM und Ar- Zulassung von Produkten. So sind. „Die EU muss die An- die Recht bekommen, kommt

beitsplätze, natürlich auf beiden Seiten des Atlantiks – das wollen die USA und die EUKommission erreichen, wenn sie Handelsbarrieren abbauen. Deshalb verhandeln sie das Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantische Handelsund Investitionspartnerschaft). Doch dabei ist größte Vorsicht geboten. „Keinesfalls darf TTIP dazu führen, dass europäische Standards im Sozial- und Umweltbereich unterlaufen werden“, fordert ÖGB-Präsident Erich Foglar. Das wesentliche Problem: Klassische Handelshemmnisse wie zum Beispiel Zölle gibt es zwischen den USA und der EU kaum noch. Also wollen die Verhandlungspartner auf anderem Wege den Handel zwischen den zwei wichtigsten Wirtschaftsblöcken der Welt vereinfachen. Zum Beispiel durch vereinheitlichte Regelungen bei der

gibt es etwa in Europa viel strengere Regelungen von Chemikalien in Lebensmitteln.

ALLES NOCH UNKLAR

Was genau verhandelt wird, ist allerdings nicht bekannt – das Weiße Haus und die EU-Kommission verhandeln hinter verschlossenen Türen. „Was derzeit bekannt ist, ist nicht sinnvoll. Der Nutzen ist sehr bescheiden und der zu befürchtende Schaden wäre enorm“, sagt Foglar. Nicht nur Konsumentenschutz- und Umweltstandards sind bedroht. GewerkschafterInnen befürchten, dass die Rechte der ArbeitnehmerInnen in Bedrängnis geraten. Die USA haben nur zwei der acht Kern­ arbeitsnormen der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) ratifiziert. Das bedeutet, dass die Gewerkschaftsrechte in den USA nicht abgesichert

erkennung der ILO-Kernarbeitsnormen zur Bedingung für die TTIP machen“, fordert Foglar. Ebenso sichergestellt muss sein, dass kein Liberalisierungsdruck auf öffentliche Leistungen wie etwa die Wasserversorgung entsteht.

VORTEIL FÜR KONZERNE

Die vielleicht größte Gefahr droht vom sogenannten „Inves­titionsschutz“: Ein Land erlässt ein Gesetz, das zum Beispiel zu kürzeren Arbeitszeiten führt. Ein Konzern meint nun, das mache die Produktion teurer und seine Investitionen in diesem Land wären dadurch weniger wert. Seinen „Schaden“ soll der Konzern nun einklagen können, aber nicht bei einem normalen Gericht, sondern bei Schiedsgerichten. Diese entscheiden aber tendenziell eher im Sinne der klagenden Konzerne, denn wenn

es zu noch mehr Klagen, und daran verdienen wiederum die Anwaltskanzleien, die die Schiedsgerichte stellen.

JOBS BEDROHT

Auch die Wachstumsversprechungen der TTIP sind mit Vorsicht zu genießen: „Bei der Einführung des EUBinnenmarktes wurden auch 2,5 bis 6 Prozent zusätzliches Wachstum versprochen. Ende der 1990er-Jahre musste die Kommission dann zugeben, dass diese optimistischen Prognosen überhaupt nicht eingetreten sind“, so Angela Pfister, ÖGB-Außenhandelsexpertin. Zugespitzt formuliert, hat schönes Wetter mehr Einfluss auf Arbeitsplätze. Durch das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA gingen 800.000 Arbeitsplätze allein in den USA verloren. www.oegb-eu.at ❮ 3412 l April 2014

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Die Lösungwelt Gesunde Arbeit setzt sich intensiv mit Sicherheit und Gesundheit in der Arbeitwelt auseinander. Von der laufend aktualisierten Website über Bücher, Broschüren und Checklisten bis hin zur Online-Datenbank - die Themenbereiche sind: ArbeitnehmerInnenschutz | Psychische Belastungen | Betriebliche Gesundheitsförderung Verwendungsschutz | Alternsgerechte Arbeit

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Eine Initiative von AK und ÖGB.

Der Newsletter – jetzt abonnieren und informiert bleiben! Der Newsletter „Gesunde Arbeit“ informiert Sie regelmäßig über aktuelle News sowie Veranstaltungs-, Buch- und Broschürentipps zum Thema Sicherheit und Gesundheit in der Arbeitswelt.

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3412 l April 2014


KARTENSTELLE KABARETT SIMPL

DURCHWURSTELN ODER DURCHWURSCHTELN? Neue Simpl-Revue ab September 2014 von Michael Niavarani und Albert Schmidleitner

20 Prozent Ermäßigung!

„Was soll das jetzt schon wieder? Ist es nicht wurscht, ob es Durchwursteln oder Durchwurschteln heißt? Sollen wir jetzt Wurst schreiben oder Wurscht? – Wurst, da werden wir uns auch irgendwie durchwurschteln.“ Dieses Programm beschäftigt sich mit allen Dingen, die nicht so glatt laufen, zum Beispiel Ehe, Familie, Sex, Schule, Taufe, Firma, Religion, Straßenverkehr, Kinder, Schule und Karriere. Aber auch mit den

deutsch-österreichischen Unterschieden. Sagen die Deutschen Wurscht oder Wurst oder sagen die Österreicher Wurst oder Wurscht? Denn außer der gemeinsamen Sprache trennt die Deutschen und Österreicher nur der Fußball. Das ist zwar nicht immer Wurst, aber vollkommen wurscht! Termine auf Anfrage Ermäßigte Karten zum Preis von 12,80 bis 42,40 Euro

Mehr kulturelle Angebote unter: http://kartenstelle.oegb.at Tel.: 01/534 44-39675, 39677, 39679, 39681 Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi: 9 bis 16 Uhr; Do: 9 bis 18 Uhr; Fr: 9 bis 13 Uhr. Adresse: Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien, E-Mail: ticketservice@oegb.at Bei der Kartenbestellung bitte Ihre Gewerkschaftsmitgliedschaft nachweisen.

AM WORT

MONIKA JÄGER,

Obfrau der Personalvertretung der Landeshauptstadt Bregenz

„SEIT 1. DEZEMBER vergangenen Jahres vertrete ich als Obfrau der Personalvertretung 510 Beschäftigte der Stadt

Individuell die richtige Lösung finden.

MONIKA JÄGER

Bregenz. Gemeinsam mit meinen PV-KollegInnen sehe ich mich als Bindeglied zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten. Bei Problemen versuche ich immer, individuell die richtige Lösung zu finden und die KollegInnen bei Anfragen kompetent zu beraten. Da ich noch relativ neu in meiner Funktion als Obfrau bin, ist es für mich eine große Herausforderung, in letzter Instanz für Entscheidungen verantwortlich zu sein. Meine aktuellen Arbeitsschwerpunkte sind das persönliche Kennenlernen der KollegInnen und die Organisation unserer zahlreichen Aktivitäten. ❮

WWW.BETRIEBSRAETE.AT

© Starcamps.at

BELEGSCHAFTSVERTRETERiN

DIE

GEWERKSCHAFT

der Gemeindebediens­ teten – Kunst, Medien, Sport, freie Berufe und die Vereinigung der Fußballer bieten auch 2014 österreichweit rund 40 Fußballcamps für Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 14 Jahren unter der Leitung von ausgebildeten TrainerInnen an. Angebot 2014: Tagescamps um 99 Euro, Nächtigungscamps um 179 Euro. Weitere Infos: www.starcamps.at ❮ 3412 l April 2014

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IHR GUTES RECHT Arbeitsrecht. Normensammlung für

die betriebliche Praxis

Gesetze und Kommentare 129 Hrsg.: Gustav Wachter Buch + E-Book + Onlinedatenbank 1.024 Seiten, ÖGB-Verlag, 16. Auflage 2014 ISBN: 978-3-99046-017-7 Preis: 59,00 Euro

DER GILT – FÜR ALLE

Die Betriebsratswahl AutorInnen: Peter Jabornegg, Barbara Trost, Johanna Naderhirn 436 Seiten, ÖGB-Verlag, 6. Auflage 2014 Reihe: Gesetze und Kommentare 121 ISBN 978-3-7035-1608-5 Preis: 38,00 Euro

Kollektivverträge schnell online finden.

KOLLEKTIVVERTRÄGE SIND tion können BetriebsrätInnen

das Herzstück gewerkschaftlicher Arbeit. Sie regeln nicht nur Löhne und Gehälter, sondern auch Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen. Mit der neuen KollektivvertragsInfoplattform von ÖGB und allen Gewerkschaften werden BetriebsrätInnen, Mitgliedern und der Öffentlichkeit erstmals sämtliche Kollektivverträge zugänglich gemacht. Die KV-Plattform enthält die aktuellsten und wichtigsten Informationen rund um Kollektivverträge und bietet allen Interessierten eine rasche Übersicht.

Arbeitsverfassungsrecht Band 1 AutorInnen: Rudolf Mosler, Sieglinde Gahleitner 432 Seiten, ÖGB-Verlag, 11. Auflage 2014 Reihe: Gesetze und Kommentare 3 ISBN 978-3-99046-021-4 Preis: 33,00 Euro

Bestellmöglichkeit

SCHNELL ZUM KV

Internet: www.oegbverlag.at E-Mail: fachbuchhandlung@oegbverlag.at Telefon: 01/405 49 98-132, Fax: 01/405 49 98-136

Die Plattform enthält viele nützliche Funktionen, allen voran die Suche: In der Suchfunk-

und Mitglieder praktisch und schnell den gesuchten Kollektivvertrag finden. Gleichzeitig gibt es für diesen Kollektivvertrag auch eine Kurzübersicht, wo man auf einen schnellen Blick die wichtigsten Inhalte hat, wie das Ergebnis der letzten Verhandlung, eine Bandbreite des Mindestlohns für einfache bis qualifizierte Tätigkeiten, Zulagen, Kündigungsfristen etc. Immer wiederkehrende Angriffe auf Kollektivverträge kann man am besten abwehren, wenn möglichst viele Menschen ihren KV und die vielen wichtigen Bestimmungen darin kennen. Mit der neuen Plattform kollektivvertrag.at ist das jetzt nur noch eine Sache von ein paar Mausklicks. ❮

JA, ICH MÖ CHT E ÖGB -MI TGL IED WE

WWW.OEG B.AT

RDE N!

„WAS SIE UNBEDINGT WISSEN SOLLTEN“ 2014

WA S SIE UNB EDI NGT WIS SEN SOL LTE N

Wichtiges zu Arbeits- und Sozialrecht.

Bitte abtrennen , in ein

unfrankiertes Kuvert geben und adressieren.

An den Öst err eic his che n Ge we rks cha fts bu nd Joh ann -Bö hm -Pla tz 1 102 0 Wie n

Für ÖGB-Mitglieder: Bestellung der Broschüre unter service@oegb.at oder (01) 534 44-39100. Download unter www.mitgliederservice.at/broschueren

Der ÖGB informie

rt in dieser Bros

Arbeitsrechtliche

Beendigung des

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für Eltern und Kind

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WWW.OEG B.AT

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WA S SIE UNB EDI NGT WIS SEN SOL LTE N AUS GAB E

2014


WAS, WANN, WIE & WO

©Panthermedia / Gelpi José Manuel / Bildagentur Waldhäusl

Rechte und Pflichten von schwangeren Arbeitnehmerinnen. Wann muss eine Schwangerschaft gemeldet werden? Sobald Frauen wissen, dass sie schwanger sind, müssen sie den Arbeitgeber darüber informieren, sowie auch über den voraussichtlichen Geburtstermin. Das kann schriftlich oder mündlich erfolgen. Der Arbeitgeber kann eine ärztliche Bestätigung verlangen, muss aber die anfallenden Kosten zahlen.

Dienstverträgen gelten spezielle Regelungen). Der Kündigungsschutz gilt bis vier Monate nach der Entbindung bzw. bis vier Wochen nach Ende der Karenz. Wird eine Arbeitnehmerin gekündigt und teilt ihrem Arbeitgeber erst danach ihre Schwangerschaft mit, muss sie ihm diesen Umstand rasch bekannt geben, damit die Kündigung unwirksam wird. Für die Mitteilung gelten kurze Fristen.

Was passiert, wenn eine Schwangere in der Probezeit Dürfen Schwangere gekündigt wird? gekündigt werden? Wird das Dienstverhältnis Ab Meldung der Schwan- einer schwangeren Arbeitgerschaft können Arbeit- nehmerin nur wegen ihrer nehmerinnen in einem Schwangerschaft noch im unbefristeten Dienst- Probemonat gelöst, ist die verhältnis nicht g­ ekündigt Auflösung wegen Diskrimiwerden (bei befristeten nierung anfechtbar.

Sind alle Arbeiten erlaubt? Nein, schwere, körperliche Arbeiten sind grundsätzlich verboten. Auch dürfen schwangere Arbeitnehmerinnen nicht nachts und an Sonn- und Feiertagen arbeiten – abgesehen von bestimmten Ausnahmen. ❮

Rechtsinfos der ÖGB-Frauen Weitere Informationen rund um Schwangerschaft, Karenz und Gleichbehandlung gibt es in den Rechtsinfos der ÖGBFrauen „Baby-Package“ und „Gleichbehandlung in der Arbeitswelt“. Bestellung unter frauen@oegb. at, Download unter www.oegb.at/frauen ❮

Gewinnspiel

© Kratky

In welchem Land findet die American Football EM 2014 statt? 2014 findet die 13. Europameisterschaft im American Football statt, ÖGB-aktuell-LeserInnen können dabei sein. Die Preisfrage richtig beantworten und gewinnen. Antworten bis 21. Mai 2014 per Mail an: football@oegb.at Mit Namen, Anschrift, Telefonnummer und dem gewünschten Spieltag/Spielort. Nähere Informationen: www.football2014.at

Preise: 2 Tickets pro Person für einen der folgenden Spieltage: 31. Mai, Graz – Österreich gegen Dänemark 3. Juni, St. Pölten – Schweden gegen Deutschland 4. Juni, Graz – Frankreich gegen Österreich 7. Juni, Wien – Spiel um Platz 3 und Finale

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INFOGRAFIK MEHR STREIKS IM VORJAHR

kein Streik

453.363

4.500

26.215

2010

2011

2012

2013

Quelle: ÖGB

Streikstunden pro Jahr

2013 WURDE IN ÖSTERREICH WIEDER MEHR GESTREIKT.

Der ÖGB zählte 3.277 Streiktage und 26.215 Streikstunden. Beteiligt waren 5.529 ArbeitnehmerInnen in der Metallindustrie und bei den Gesundheitsberufen. „Die Zahlen zeigen, dass in Österreich immer noch weitgehend sozialer Friede herrscht. Betriebsräte und Gewerkschaft tragen dazu mit ihrer täglichen Arbeit bei. Die Warnstreiks und Streiks im Bereich der Metallindustrie machen aber auch deutlich, dass das Klima in Österreich rauer wird“, sagt ÖGB-Präsident Erich Foglar. Die meisten Streikstunden in der jüngeren Geschichte gab es 2003, als unter anderem gegen die Pensions- und ÖBB-Reformen protestiert wurde. ❮ GRAFIK

NACHRICHTENDIENST ZVR-Nummer: 576439352 Herausgeber: ÖGB, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leitung: Nani Kauer, Christoph Höllriegl Redaktion: Amela Muratović, Florian Kräftner, Katja Dämmrich, Franz Fischill, Friederike Scherr Alle: 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1 Tel.: 01/534 44-39263, Fax: 01/534 44-39916, E-Mail: redaktion@oegb.at Medieninhaber und Hersteller: Verlag des ÖGB GmbH, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1 Bildredaktion und Layout: Isabelle Carhoun Fotos: ÖGB-Archiv/Thomas Reimer, Bildagentur Waldhäusl Jahres-Abo: € 21,80 (Einzelnummer € 1,05 + Versand) Zu bestellen unter Tel. 01/534 44-39738 (Fr. Stieber) Verlags- und Herstellungsort: Wien Adressänderungen: Tel.: 01/534 44-39100, E-Mail: service@oegb.at, Mo bis Do: 8.00–16.30, Fr: 8.00–12.00 Uhr Offenlegung gemäß Mediengesetz, § 25: www.oegb.at/offenlegung

02Z031767M P.b.b. Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1230 Wien 23


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