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VIRTUAL REALITY VR im Tourismus –quo vadis?

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Wir sind ÖHV!

Wir sind ÖHV!

Virtual Reality hat jede Menge Potenzial, Gäste und auch Mitarbeitende zu begeistern. Welche Vision gibt´s hier für Österreich?

Barbara Prodinger von der Österreich Werbung gibt den Blick frei.

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Die Entwicklung von Virtual Reality beruht auf dem Wunsch der Menschen, die vertraute Umgebung vorübergehen zu verlassen. Diese Sehnsucht ist bis zu einem gewissen Grad mit Reisemotiven verbunden. Nutzer:innen wird das Gefühl gegeben, "vor Ort" zu sein. Während herkömmliche Bilder und Videos zeigen, was ein Reiseziel zu bieten hat, hat VR im Tourismus die Fähigkeit, den Gast in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen. Die Art und Weise, wie touristische Dienstleistungen und Produkte beworben und konsumiert werden, wird dadurch revolutioniert.

Never-Ending Tourism. Die Zukunft des Reisens. Die Professionalisierung virtueller Angebote wird nicht nur von einzelnen Pionier:innen in der Branche gesehen, sondern auch auf politischer Ebene. In der Tat ist die Erweiterung physischer Erlebnisse zu attraktiven hybriden und virtuellen Angeboten zu einem zentralen Anliegen der Europäischen Kommission geworden. In ihrem Dokument "Tourism Transition Pathway", das die europäische Tourismusagenda für 2030 festgelegt hat, wird die Digitalisierung von Reisen und Kulturerlebnissen zu einer der wichtigen Säulen für den Tourismus von Morgen erklärt.

Entlang der gesamten Customer Journey steckt großes Potential für Weiterbildung, Unterhaltung, Informationsvermittlung, Planung, Denkmalschutz und Barrierefreiheit. Diese gehen über die Grenzen der derzeitigen physischen und virtuellen Dimensionen hinaus. Für den Tourismus bedeutet dies, dass Konzepte für zukünftige Kundenerlebnisse ausgearbeitet und realisiert werden müssen. Einige Best-Practice-Beispiele, die Technologie, Musik, Film, Bildung und Kultur miteinander verbinden, sind bereits auf dem Markt.

Der Nutzen für den Tourismus. Der Mehrwert für den Gast.

Als „vor Ort“-Erlebnis zeigt das Schloss Schönbrunn, wie Gäste immersiv in die Geschichte eintauchen können. Virtual Reality ist hier ein Erlebnis an sich, Wartezeiten werden verkürzt und jeder Gast erlebt die österreichische Kultur in dessen Landessprache. Großer Mehrwert liegt auch in der Schulung von Mitarbeiter:innen in der Gastronomie und Hotellerie. Hands-on, mithilfe interaktiver virtueller Kochkurse. Teilnehmer:innen erarbeiten Schritt für Schritt die Themen Tiergesundheit, Schlachtung, Verarbeitung und Veredelung.

Um diesen Wandel mitzugestalten, pflegt die Österreich Werbung eine enge Zusammenarbeit mit Startups und Forschungsinstituten. Bei den Österreichischen Tourismustagen 2022 fand die erste Pressekonferenz im Metaverse statt. 2023 erfährt das Messeerlebnis an sich eine Revolution. Rollups und Flyer? Besucher:innen können im Innovations- bereich mit allen fünf Sinnen in eine Destination eintauchen. Pilotprojekte wie diese sind wichtig, um den Mehrwert für den Gast auszuloten und erste Schritte in Richtung Zukunft zu setzen.

DIE AUTORIN

Barbara Prodinger, Innovation & Community Managerin, Österreich Werbung barbara.prodinger@austria.info austriatourism.com/oewthek/ oew-change

TIPP: Mehr zu hybriden Welten im Tourismus in der Jänner-Ausgabe von ÖW Change, dem Zukunftsmagazin der Österreich Werbung, mit Barbara Prodinger und Oliver Csendes.

VR – WUNDERWUZZI IM HOTELMARKETING

Als 2017 das Novotel Wien Hauptbahnhof eröffnet wurde, suchte Thomas Wacker, Cluster General Manager, nach innovativen Möglichkeiten, das Haus dem Markt vorzustellen – insbesondere den MICE Feedermärkten wie Deutschland, UK, BeNeLux, Schweiz, etc. Innovativ und unterhaltsam sollte es sein. Und so kam schon damals VR zum Einsatz.

die lobby: Herr Wacker, wie haben Sie das Projekt damals aufgesetzt?

Thomas Wacker: Über einen Zeitraum von drei Tagen haben wir die wichtigsten Locations wie Lobby, Restauration, Kongress- und Tagungsräumlichkeiten und den Wellnessbereich abgefilmt. Wir haben auch persönliche Vorstellungen einzelner Mitarbeiter:innen aufgenommen. Das Ganze wurde dann mit englischen Untertiteln versehen und war nach etwas mehr als zwei Wochen einsatzbereit. 2017 hatten wir damit ein echtes Virtual Reality-Leuchtturmprojekt. Die Qualität der Darstellung, die UserExperience und die Flexibilität der Nutzung der Devices (VR-Brille, Cardboard-Brille, Smartphone, Tablet, PC und die Einbindung in die eigene Webseite) waren beispielhaft. Letzteres war mir wichtig, da VR-Brillen damals noch sehr teuer waren.

die lobby: Wie wurde die VR-Präsentation dann eingesetzt?

Thomas Wacker: V.a. auf Roadshows und Messen. An jedem Messestand laufen die immer gleichen Bilderpräsentationen auf Screens oder dem Laptop des Verkäufers ab. Eine interaktive VR-Präsentation macht diese sicher nicht obsolet, aber sehr viel persönlicher und erfolgsversprechender. Wir haben Kundinnen und Kunden erlebt, die sich virtuell frei durch das Hotel bewegen wollten aber natürlich auch solche, denen man sehr gezielt einzelne Räumlichkeiten zeigen konnte. Obwohl anfangs nicht geplant, hat sich herausgestellt, dass die VR-Experience noch weitere Anwendungen abdeckt. Es ist ein ideales Medium für Berufsmessen. Insbesondere jugendliches, tech- nikaffines Publikum lässt sich fesseln und in vertiefte Gespräche einbinden. Aber auch im Bereich Onboarding ist die Darstellung ein hilfreiches Format. die lobby: Konnten Sie damit auch den Verkauf ankurbeln? die lobby: Ihr Fazit?

Thomas Wacker: Wir konnten durch VR die Realisierungsquote bei Anfragen und Sales Leads deutlich steigern. Da die VR-Brillen in der Vergangenheit teuer und nicht sehr verbreitet waren, haben wir uns zusätzlich VR-Brillen aus Karton, sogenannte Cardboards mit integrierten Linsen, fertigen lassen. In diese konnte man sein Smartphone einlegen und die Präsentation auch in guter Qualität genießen. Diese Kartons haben wir z.B. interessierten MICE-Agenturen mit Sitz im Ausland für eine virtuelle Hausführung geschickt; die Kunden haben wir dann per Telefon oder Videocall durch das Haus begleitet. Aber auch Inhouse lässt sich die VR-Produktion gut nutzen. Wir haben uns mit dem Kunden z.B. in den Kongress-Saal des Hauses gestellt und ihm unterschiedlichste Bestuhlungsformen oder festliche Raumgestaltungen gezeigt.

Thomas Wacker: Ich würde VR in außergewöhnlichen Hotels sowohl im Städtetourismus als auch in der Ferienhotellerie jederzeit wieder einsetzen. Wünschenswert wäre eine parallele Entwicklung der touristischen Destinationen. Hier war die Stadt München, mit der VR-Darstellung des Rathauses, der Eisbachwelle und der Allianz Arena (nein, ich bin kein FC Bayern Fan), beispielgebend.

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