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TRI IT! - Das offizielle #triaustria Verbandsmagazin (Ausgabe 1/2021)
Age-Group-Medaillengarant Klaus Kübler
ZIEL: AUCH MIT ÜBER 80 NOCH TRIATHLET
Klaus Kübler ist aus der österreichischen Triathlonszene längst nicht mehr wegzudenken. Der 75-Jährige gilt zu Recht als wahrer Medaillengarant für das österreichische Age-Group-Team.
Der Salzburger startet für das „3 Team Saalfelden“ und konnte in seiner Karriere bislang stolze 20 Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften in seiner jeweiligen Altersklasse holen. Und eines ist klar: Es ist noch lange nicht Schluss! Grund genug für uns, diesen einzigartigen Sportler vor den Vorhang zu holen. Wir haben mit Klaus über seine große Leidenschaft und seinen Werdegang gesprochen.
Sport als Lebensbegleiter
Sehr sportlich war Klaus Kübler schon immer – bis zu seinem 16. Lebensjahr galt seine Leidenschaft allerdings hauptsächlich dem Turnen. Nach einer Teilnahme am sogenannten „Krauthügel-Lauf“ in Salzburg und nicht zuletzt dank des Leichtathletik-Pioniers Prof. Walter Heugl entdeckte er dann aber bei der Sportunion Salzburg den Laufsport für sich: „Damit war meine weitere Sportlaufbahn klar und das Laufen ist auch heute noch meine Lieblingsdisziplin. Aber auch das Schwimmen hat mir schon damals gefallen – allerdings wohl eher mit dem Ziel, meine Schulfreunde auch im Wasser abzuhängen, und um bei den Mädchen im Schwimmbad zu punkten.“ Die erste Ausfahrt auf einem Rennrad folgte übrigens deutlich später – erst am Tag vor seinem allerersten Triathlon im Jahr 1984 in Zell am See war es so weit. Am Mut, etwas Neues auszuprobieren, ist es also schon damals nicht gescheitert, und mit dem Triathlonsport hatte Klaus nun eine neue Sportart entdeckt, die ihn ab diesem Zeitpunkt so faszinierte, dass sie bis heute sein Leben prägt.
Die internationale Karriere beginnt ...
Erst viele Jahre später, nämlich 2009, folgte der erste internationale Bewerb: Klaus Kübler ging bei der Europameisterschaft in Holten (NED) an den Start und holte auf Anhieb Bronze in seiner Altersklasse. „Eigentlich wollte ich damals gar nicht bis zur Siegerehrung bleiben und war gerade am Zusammenpacken in meinem Wohnmobil für die Rückreise, als mir ein Vereinskollege aus Saalfelden mit einer SMS zum dritten Platz gratulierte!“, erinnert er sich lachend. Nur zwei Monate später folgte mit der Weltmeisterschaft in Australien ein ganzgroßes Highlight, an das er sich sehr gerne zurückerinnert: „Meine Tochter hat schon damals im Juli nach der EM in Holten gesagt: Im Herbst fahren wir zur WM nach Australien! Und genau so war es dann auch. Das Rennen an der Gold Coast an der australischen Ostküste war wohl mein bisher allerschönster Bewerb. Es war schon ein unglaubliches Gefühl – als Rookie bin ich am anderen Ende der Welt auf den 2. Platz gelaufen. Wenn aus den Lautsprechern bei deinem Zieleinlauf DJ Ötzi mit ,Hey Baby‘ ertönt … das vergisst du nie.“ Seine Tochter und seine Frau sindübrigens auch heute noch bei jedem internationalen Rennen mit dabei – so bietet sich auch immer die Möglichkeit, den Sport mit einem kleinen Familienurlaub zu verbinden.
Lieblingsdistanz: Olympisch
In den folgenden Jahren ging es nicht minder erfolgreich weiter: 20 Medaillen bei EM- und WM-Bewerben hat der Salzburger inzwischen für Österreich geholt, 14 Mal stand er ganz oben auf dem Podest. Wenn es um die Lieblingsdistanz geht, muss Klaus nicht lange nachdenken: „Am liebsten ist mir die Olympische Distanz. Beim Sprint ist für mich der Aufwand für die kurzen Strecken zu groß – da dauern das Zusammenpacken und die Anreise in der Regel viel länger als der Wettkampf selbst.“ An seine unzähligen Erfolge erinnert übrigens eine Weltkarte zu Hause im Stiegenhaus, auf der alle EM- und WM- Erfolge gekennzeichnet sind. Noch wichtiger sind für Klaus jedoch die Ergebnislisten, die fein säuberlich in einem Ordner einsortiert sind. Aber: „Die vielen schönen Erinnerungen sind natürlich auch für immer in meinem Kopf abgespeichert. Ich erinnere mich wirklich an jeden einzelnen Wettkampf, ganz egal, ob groß oder klein, ob im In- oder im Ausland. Natürlich ist jeder Start bei internationalen Bewerben etwas ganz Besonderes: Es ist eine Ehre, für Österreich am Start zu stehen und vielleicht sogar bei der Eröffnungsfeier oder Siegerehrung unser Land repräsentieren zu dürfen.“
Sein Motto vor dem Wettkampf – ganz egal, ob es sich um eine EM, WM, Staatsmeisterschaft oder einen normalen Bewerb handelt – ist grundsätzlich immer dasselbe: Cool bleiben und möglichst wenig Nervosität aufkommen lassen. Besonders wichtig ist es für Klaus, sich auf den Start und später auch auf die Abläufe in der Wechselzone zu konzentrieren. Wichtig ist es außerdem auch, sich im Vorfeld die topografischen Besonderheiten auf der Rad- oder Laufstrecke einzuprägen.
Ausgebremst – doch nicht vom Virus
Im vergangenen Jahr musste Klaus dann leider nicht coronabedingt, aber aufgrund einer Verletzung eine komplette Pause einlegen: Beim Radtraining im Mai stürzte er unverschuldet, nachdem ihm ein Kind ins Rad gelaufen war. Mehrere Knochenbrüche und drei verlorene Zähne waren die Folge – auf Wettkämpfe musste er in der Folge im Jahr 2020 somit vollständig verzichten.
Angesprochen auf die aktuelle Situation und die Unsicherheit, wann die ersten Wettkämpfe nun tatsächlich stattfinden werden, bleibt Klaus positiv:
„Das ist für mich und meine Leidenschaft für den Triathlon kein wirkliches Hindernis. An meiner Motivation und meinem Durchhaltevermögen ist es eigentlich noch nie gescheitert, ich bin es ohnehin gewöhnt, viel alleine zu trainieren. Ich bereite mich aktuell einfach so vor, als würden in wenigen Wochen die ersten Bewerbe stattfinden. Nur das Schwimmen geht mir schon sehr ab – ein Zugseil kann am Ende halt doch kein Hallenbad ersetzen. Aber da sitzen wir Age-Group-Triathleten ohnehin alle im selben Boot.“
Die Hoffnung, dass möglichst bald wieder Normalität einkehrt und nationale sowie internationale Bewerbe stattfinden können, ist aber dennoch groß: „Die Voraussetzung für eine Teilnahme ist für mich aber jedenfalls eine Impfung, denn ich trage ja nicht nur die Verantwortungfür mich selbst, sondern auch für meine Familie und meineSportkameraden.“ Klaus’ größter Wunsch wäre es natürlich, für die Weltmeisterschaft in Edmonton (CAN) sowie die Europameisterschaft in Valencia (ESP) endlich wieder in seinen rot-weiß-roten Wettkampfanzug schlüpfen zu dürfen.
Die wichtigsten Tipps für Einsteiger
Und was würde Klaus Kübler nach so vielen Jahren Triathlon- Erfahrung allen raten, die sich in dieser Saison vielleicht zum allerersten Mal an den Start wagen? „Triathlon ist in meinen Augen ein Projekt, für das man sich anfangs gar nicht allzu viel vornehmen sollte. Man legt es zudem besser über mehrere Jahre an – denn wenn man sich gleich auf eine Halbdistanz oder gar eine Langdistanz einlässt, sind Enttäuschungen, Verletzungen und Frust oft der Anfang vom Ende der noch sehr jungen Triathlon-Karriere. Man solltenicht unterschätzen, wie viel man gerade in den ersten Jahren dazulernt.“ Seine Empfehlung lautet deshalb, sich am besten einen nicht zu ehrgeizigen Trainer zu suchen, der einen in die Systematik eines erfolgversprechenden Trainings einführt. Abgesehen davon gibt es natürlich auch ausreichend Literatur, aus der man – abgestimmt auf die für das Training verfügbaren Ressourcen – jedenfalls viel für sich selbst lernen kann: „Schließlich hat nicht jeder gleich viel Zeit zur Verfügung. Mein Rat ist auch, sich bei der Auswahl des notwendigen Equipments als Einsteiger nicht von den hochpreisigen Spitzenprodukten irritieren zu lassen. Aber zum Beispiel über das Regelwerk und auch die richtige Ernährung vor und während des Wettkampfs sollte man sich unbedingt vorab entsprechend informieren.“
Und was bringt die Zukunft?
Spricht man Klaus auf die Ziele für die kommenden Jahre an, ist seine Antwort bescheiden: „Mit 75 Jahren hat man im Idealfall ja nur mehr wenige Ziele, die es noch zu erreichen gilt. Ich bin einfach dankbar, dass ich nach wie vor Triathlon betreiben darf. Somit wünsche ich mir nur, dass ich noch viele Jahre gesund und fit bleibe und mit 80 oder vielleicht sogar mit 90 Jahren noch an Triathlon- Bewerben teilnehmen kann. Ich möchte mein Leben genießen und weiterhin so viel Freude am Training und den Wettkämpfen haben. Und hoffentlich habe ich auch ganz bald wieder die Gelegenheit, die unzähligen Triathlon-Freunde und Funktionäre aus dem In- und Ausland wiederzusehen, die ich im Laufe der Jahre seit meinem allerersten Triathlon 1984 kennenlernen durfte.“
Auch wir wünschen Klaus Kübler alles erdenklich Gute für die kommende Saison und die nächsten Jahre – wir freuen uns schon jetzt, wenn wir das nächste Mal über einen Podestplatz von ihm bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft berichten dürfen. (LH)