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Faszination Triathlon
Reisen zu exotischen Wettkampforten, schöne Landschaften und fremde Kulturen - ist es das, was Triathlon so besonders macht?
Triathlon ist mehr
Tagtäglich springen Lukas und Philip Pertl ins Becken, steigen auf ihre Räder und schnüren die Laufschuhe. Das Training ist ihr Alltag, der Triathlon ihr Beruf. Die beiden Gasteiner leben ihren Traum. Unter Age-GroupAthlet:innen sieht das anders aus.
Training wird zwischen Beruf und Familienleben in den Alltag integriert, die Wettkämpfe finden am Wochenende statt. Doch auch wenn es bei den einen der Beruf und bei anderen die Freizeit ist, haben wir eines gemeinsam: Wir brennen für den Triathlon. Was ist es, das die Sportart so besonders macht? Wir haben mit den Pertl-Brüdern über ihre Faszination gesprochen und uns bei leidenschaftlichen Age-Group-Triathlet:innen umgehört.
Spaß als wichtiger Motivator
„Klar sind als Leistungssportler Erfolge zentral und eine große Motivation, aber ohne Spaß an der Sache machst du die Sportart nicht. Dafür ist es zu intensiv und zeitaufwendig“, erzählt Lukas Pertl. Er ist der ältere der beiden Pertl-Brüder und so wie sein jüngerer Bruder Philip auch ÖTRV-Kaderathlet und Profi. Angefangen hat er mit etwa zehn Jahren. Die ersten Erfolge kamen rasch und mit 13 Jahren erklärte er seinem Trainer auf die Frage, was er im Triathlon erreichen wolle: „In den Weltcup will ich natürlich.“ Damit startete sein Weg in den Spitzensport. Seit Beendigung der Schule ist Lukas Heeresleistungssportler des Österreichischen Bundesheers und damit Vollzeit-Berufssportler. Nach mehreren Europacupeinsätzen erfüllte er sich 2014 den Traum vom ersten Weltcup-Rennen.
Philip meint lachend, er sei immer der faulere Teil der Familie gewesen. Doch durch seinen Bruder begann auch er mit Triathlon. Eine Trainingsgruppe, in der er sich wohlfühlte, und Spaß am Tun waren sein Erfolgskonzept und er konzentrierte sich mehr und mehr auf den Sport. Die guten Leistungen trugen ihren Teil zur Motivation bei und einen weiteren wichtigen Baustein hebt Philip hervor: „Klar war Luki immer ein Vorbild und damit eine Motivation für mich. Bei meiner ersten Staatsmeisterschaftsteilnahme sicherte er sich seinen ersten Staatsmeistertitel. Ein paar Jahre später standen wir dann gemeinsam am Treppchen.“ Den engen Kontakt und das gute Verhältnis untereinander sehen die beiden als etwas Besonderes an.
Immer der Sonne nach
„Ich mag am Triathlon, dass wir immer der Sonne nachfliegen“, meint Lukas. Außerdem sei es nie fad. Durch die drei Sportarten ist im Training und im Wettkampf immer eine Varianz und eine Vielfalt vorhanden. Selbst bei kurzen Distanzen kann so viel passieren, dass es für Sportler:innen und Zuschauer:nnen nie fad wird. Nur eine Sportart trainieren? „Das wäre mir viel zu langweilig“, schmunzelt Philip. Dass die beiden dabei die ganze Welt bereisen, sehen sie als positiven Nebeneffekt und als Privileg. Der Fokus bei der Wettkampfauswahl liegt für Philip ganz klar auf dem Rennen an sich und nicht auf der Destination. Es gebe auch weniger schöne Orte, aber was muss, das muss. Lukas ergänzt, dass sich seine Perspektive in den letzten Jahren dabei etwas geändert hat. Zentral ist der Wettkampf, aber er versucht, in jedes Land ein bisschen einzutauchen. „Ich glaub, das hilft mir dann auch vor Ort beim Wettkampf.“
Auch wenn der Triathlonzirkus groß ist, sei er wie eine Familie, erzählen die beiden. „Man trifft immer wieder die gleichen Athleten auf Wettkämpfen“, meint Lukas. „Insbesondere im Weltcup ist das zu spüren.“ Da ergeben sich dann auch gemeinsame Trainingslager oder man teilt sich mal ein Zimmer mit einem Athleten, der auch allein vor Ort ist. Der Lieblingszimmerkollege ist für die beiden dann aber doch der eigene Bruder.
Die Freizeit für Triathlon
Während der Sport für Lukas und Philip Lebensinhalt ist, ist Triathlon für die meisten unter uns Freizeit. Freude am Tun und ambitionierte Ziele spielen auch hier eine wichtige Rolle. Iris Hermann ist eine Spätberufene. Erst vor fünf Jahren absolvierte die heute 49-Jährige ihren ersten Triathlon. „Durch meinen Mann habe ich bei einem Open-Water-Bewerb teilgenommen. Da wurde ich gefragt, ob ich nicht Triathlon ausprobieren will“, erzählt sie lachend. „Damals habe ich gesagt: Niemals! Auf ein Rennrad setz ich mich nicht.“ Inzwischen absolviert sie mehr als zehn Bewerbe pro Jahr. Warum sie das macht? „Als ich dann doch mit Triathlon angefangen habe, war mein großes Ziel, einmal mit einem rot-weiß-roten Anzug zu starten, auf dem ‚Hermann – AUT‘ steht. Diesen Traum habe ich mir bereits erfüllt.“
Ein weiterer Vielstarter ist Martin Leirer. Der 49-Jährige startete nach einigen Laufteilnahmen einmal bei einem Duathlon und vom ersten Moment an war er von Multisportbewerben fasziniert. 2013 stand er dann erstmals an der Startlinie eines Triathlons. Seither ist er national wie auch international erfolgreich unterwegs. Triathlon passe perfekt zu ihm, weil er gerne sehr viel trainiert und gerne seine Zeit draußen verbringt, erzählt der Familienvater. Die Sportart gibt ihm ein Freiheitsgefühl. Außerdem sei es immer wieder schön, bei Wettkämpfen Freunde und Bekannte zu treffen. „Triathlon ist zwar ein Einzelsport, aber Wettkämpfe sind immer wieder ein schöner Treffpunkt“, meint Leirer.
Dieser Communitycharakter ist auch für Vincent Hummel von großer Bedeutung. Der 32-jährige Wiener leitet gemeinsam mit seinem Team den Verein Sports Monkeys Triathlon Club. Einzelsport als Teamsport leben, das ist ihr Motto. Neben gemeinsamen Trainings bieten sie Workshops, fahren in großen Gruppen zu Meisterschaften und sicherten sich so nach 2019 und 2021 im Vorjahr zum bereits dritten Mal unter über 175 teilnehmenden Vereinen den ÖTRV-Vereinscup. Triathlon ist für Vincent Mittel zum Zweck, aber der Erfolg ist nicht zentral. Die Zielsetzung ist eine andere: „Wir nehmen uns manchmal selbst nicht so ernst. Hauptsache, wir machen Sport und haben Spaß!“
Triathlon als Lebensschule
Für Elke Schiebl ist die Faszination am Triathlon das Auspowern – alles geben bis zur Ziellinie. Sie liebe es zu leiden, erzählt sie lachend. Die Abwechslung der drei Sportarten, das stetige Dranbleiben und der Kampf gegen die Uhr machen die Sportart für sie besonders. „Im Triathlon lernst du fürs Leben“, sagt die 56-Jährige. Mentale Stärke und Durchhaltevermögen im Sport zahlen sich auch im Alltag aus. Triathlon bedeutet für sie aber auch Familienzeit. Vor ihrer Zeit als Triathletin besuchte sie mit ihrem Mann und ihren Kindern alle möglichen Laufwettkämpfe. „Für uns waren das die Familienausflüge und wir hatten immer viel Spaß dabei.“ Inzwischen sind die Kinder außer Haus, aber gemeinsame Wettkämpfe gibt es noch immer: „Die einen feuern an, die anderen starten selbst.“
Mehr als nur eine Sportart
Eine, wie wir finden, passende Zusammenfassung auf mehreren Ebenen. Triathlon verbindet drei Sportarten miteinander. Auch wenn das Training zeitaufwendig sein kann, ist Triathlon für jeden. Die ehrgeizigen Wettkampfathlet:innen gehören genauso dazu wie die Genussstarter:innen, die es nicht ganz so ernst nehmen – Vincent und seine Sports Monkeys machen es vor. Triathlon kann auch Familiensportart sein. Martin hat extra für seine Kids einen Verein gegründet: „Ich möchte ihnen eine gute Basisausbildung bieten.“ Hier schließt sich der Kreis – denn Triathlon ist für jedes Alter. Zum Anfangen ist es nie zu spät. Iris hat sich trotz weniger Jahre im Sport ihren Traum von einem internationalen Wettkampf erfüllt und träumt nun von viel größeren Zielen. (LB)