Frauen- und Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner im Speeddate HIV – eine Pille für danach Schädlingsbekämpfer Phillip im Berufsportrait
Frauen können alles! Zur Gleichberechtigung ist es aber noch ein langer Weg.
hallo! das Magazin der Österreichischen Gewerkschaftsjugend
Juni/Juli 17
€ 1,80
inhalt Meinung
7 Kamikatze. Es reicht! 17 Trendbarometer. Von Urlaubsgeld bis ImpfgegnerInnen. 17 Moooment. Österreich kickt bei der EM. 18 Pro und Kontra. Secondhand. 18 Die üblichen Verdächtigen. Weltenbummler 2.0.
Rechte und Cover: Gleiche vom e unabhängig all r fü n ce an Ch Jahr 2017 im ist s Da . ht Geschlec ider! cht Realität. Le immer noch ni
Demokratie & Gesellschaft
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ÖGJ Aktuell. 20-Jährige gewinnt Lehrlingswettbewerb in der Fahrzeugtechnik. Cover. Ihr habt doch eh schon alles erreicht! Interview. Frauen- und Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner im hallo! Speeddate. Was bewegt das Land? Die Identitären. Was bewegt die Welt? Die hässliche Fratze Europas.
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Freizeit & Beruf
12 Leben, Lieben, Leiden. HIV – eine Pille für danach. 13 Job und Cash. SchädlingsbekämpferIn. 14 Sport und Facts. Tischtennis. 15 MusicUpdate. Let’s make HERstory – Femme DMC. 16 Movietime. Die Migrantigen. Die Verführten. Dil Leyla. Spiderman – Homecoming.
16 Freestyle. Alles Wissenswerte rund um die Lehrlingsausbildung. How to get away with murder.
Rubriken
3 Comic 9 Prof. Schlaumeier 14 Wusstet ihr schon, dass ... 19 Cartoon
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Beruf: Phillip Steiner ist 21 Jah re. Als Schädlingsb ekämpfer weiß er, was zu tun ist , wenn Kakerla ken, Schaben, Silbe rfischchen od er Tauben zur Pla ge werden.
Speeddate: Fraue n- und Gesundheitsministerin Pam ela RendiWagner spricht im hallo! Speeddate über verfestigte Ro llenbilder in der Gesellschaft, Bewu sstseinsbildung und Berufschancen von Mädchen.
Impressum: Redaktion: 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1, Sekretariat (8–13 Uhr): (01) 534 44-39062. Fax: (01) 534 44100324. E-Mail: hallo@oegb.at. Chefredaktion: Mag.a Barbara Kasper. Layout: Katharina Bruckner. Herausgeber: Österreichischer Gewerkschaftsbund, 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1. Medieninhaber: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes GmbH, 1020 Wien, JohannBöhm-Platz 1, Tel.: (01) 662 32 96-0, Fax: (01) 662 32 9639793. E-Mail: zeitschriften@oegbverlag.at, www: http://www.oegbverlag.at. Hersteller: Leykam Druck GmbH & Co KG, 7201 Neudörfl, Bickfordstraße 21. Verlagsort: Wien. Herstellungsort: Neudörfl. Anzeigen werden nicht angenommen. Preise: Einzelnummer € 1,80. Jahresabo € 7,99. Bestellungen nimmt der Verlag des ÖGB (Adr. wie oben) entgegen. DVR-Nummer: 0046655. Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Gefördert durch das Bundesministerium für Familien und Jugend (Bundesjugendförderungsgesetz). ZVR-Nr.: 576439352
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17 Webnews. Botschaft ohne Worte. Fun gegen Rechts.
20-Jährige gewinnt Lehrlingswettbewerb in der Fahrzeugtechnik ÖGJ-Vorsitzender Sascha Ernszt gratuliert Brigitte Martinek zum Sieg und betont, dass überbetriebliche Ausbildung genauso gut ist wie die betriebliche.
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eim Wiener Lehrlingswettbewerb der FahrzeugtechnikerInnen hat Brigitte Martinek in der Kategorie Karosseriebautechnik gewonnen. Die 20-Jährige lernt den Beruf nicht in einem Lehrbetrieb, sondern in der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung von Jugend am Werk. „Ich gratuliere Brigitte Martinek ganz herzlich zu ihrem Erfolg. Sie zeigt, dass Frauen auch in sogenannten Männerberufen erfolgreich sind, und dass die überbetriebliche Lehrlingsausbildung um nichts schlechter ist als die Lehre in einem Betrieb“, sagt Sascha Ernszt, Vorsitzender der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ). „Die Zeiten, in denen die überbetriebliche Ausbildung den Ruf einer Lehre zweiter Klasse hatte, muss endgültig vorbei sein“, so Ernszt. Er fordert dennoch die Wirtschaft auf, wieder mehr Lehrlinge auszubilden. Auch der Geschäftsführer der Landesinnung für Fahrzeugtechnik, Leon-
hard Palden, wird auf wien.orf.at so zitiert: „Es sind einfach nicht ausreichend Lehrstellen vorhanden.“ Dazu Sascha Ernszt: „Viele Firmen nehmen ihre Verantwortung wahr und bilden in Top-Qualität aus, aber andere tun nichts und verlassen sich auf die aus Steuergeld finanzierte überbetriebliche Ausbildung. Hier sieht man wieder einmal, dass eine Reform der Lehrstellenförderung überfällig ist: Wer nicht ausbildet, soll zumindest einzahlen!“
ÖGJ-Modell für einen Ausbildungsfonds. Die Gewerkschaftsjugend fordert einen Ausbildungsfonds (Fachkräftemilliarde), in den Firmen einzahlen, die nicht ausbilden, obwohl sie es könnten, und aus dem Betriebe, die qualitativ hochwertig ausbilden, Förderungen erhalten. Der Fonds soll durch ein Prozent der Jahresbruttolohnsumme durch die Unternehmen finanziert werden.
Was bewegt die Welt?
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allo! Seit mehr als 100 Jahren kämpfen mutige Frauen für Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Gesellschaft. Oftmals scheint es so, als würde eh schon alles erreicht sein, Frauen würden eh gleich behandelt wie Männer. Leider ist das noch lange nicht so. Es gibt viele Beispiele von der Berufswahl, dem Einkommen, wenn es darum geht, wem was zugetraut wird, Führungspositionen, Hausarbeit und vieles mehr. Wir haben noch viel aufzuholen und dabei geht es vor allem darum, Bewusstseinsbildung zu betreiben. Alles darüber in der hallo!-Coverstory auf den Seiten 4–7.
Editorial Im Speeddate spricht Frauen- und Gesundheitsministerin Pamela RendiWagner über verfestigte und traditionelle Rollenbilder, Mindestlohn, und warum Mädchen in technische Berufe gehen sollen (S. 8). Im MusicUpdate stellen wir dieses Mal eine ungewöhnliche Truppe vor. Im HipHop Kollektive Femme DMC sind ausschließlich Frauen am Wort. Sie rappen, um Sachen rauszulassen und Messages zu verbreiten. Sonst noch im Heft: Die hässliche Fratze Europas (S. 11), Schädlingsbekämpfer Phillip im Berufsportrait (S. 13) und die neuesten Kino-Tipps auf Seite 16. Viel Spaß beim Lesen! Deine Gewerkschaftsjugend
„Das ist doch nicht fair, oder?!“ Wow! Die Gehaltsvorrückungen der letzten Jahre machen sich echt bezahlt. Warum hinkst du bloß hinterher?
Juni ´17
Schon mal was von Karenz gehört?
hallo!
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„Wir fordern seit 70 Jahren dasselbe, kämpfen dafür und sind immer noch weit von einer Gesellschaft entfernt, in der Frauen nicht dauernd aufs Frausein reduziert werden“, Susanne Hofer, GPAdjp-Bundesjugendvorsitzende.
Coverstory
Ihr habt doch eh schon alles erreicht! VO N BA R BA R A K A S P ER
Vor
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20 Jahren haben rund 650.000 Menschen für die Gleichstellung von Mann und Frau unterschrieben. Nur zwei der damaligen elf Forderungen wurden tatsächlich erfüllt. Auch 2017 verdienen Frauen noch immer durchschnittlich 22 Prozent weniger als Männer, in Führungspositionen sind sie eine Seltenheit und das, obwohl sie vergleichsweise besser ausgebildet sind als Männer. Nur 18,4 Prozent der Führungskräfte mittelständischer Unternehmen sind weiblich. In 40 Prozent der Unternehmen gibt es keine einzige Frau in der Führungsetage. Das ist ein Fehler. Denn es ist nachweislich belegt, dass Frauen in Führungspositionen wesentlich zum Erfolg des Unternehmens beitragen.
Traditionelle Rollenbilder. Doch wenn es um Gleichberechtigung geht, muss man gar nicht so weit nach oben schauen. Frauen erledigen auch heute noch 73 Prozent der Hausarbeit und 79 Prozent der Kinderbetreuung, auch wenn die klassische Hausfrau selten geworden ist. Das größte Hindernis für Gleichberechtigung sind noch immer verfestigte traditionelle Rollenbilder in unserer Gesellschaft und die damit verbundene Berufswahl von Frauen und Mädchen.
Es ist kompliziert. Einerseits bekennen sich fast alle dazu, dass Frauen und Männer die gleichen Rechte und Chancen haben sollen. Als FeministIn bezeichnen sich aber wenige. Das sei antiquiert und brauche man nicht mehr, in Österreich seien Frauen schon lange gleichberechtigt. Ganz so stimmt das leider nicht. „Wir müssen die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung vorantreiben, was diese Unterschiede, diese Stereotype betrifft. Das betrifft einerseits den privaten Bereich, wo Haushaltsarbeit und Kindererziehung noch immer mehr die Sachen der Frauen sind. Und andererseits das Berufsleben; diese gläsernen Decken sind keine Fiktion, die sind Realität. Da müssen wir kämpfen, dass Frauen gleiche Chancen haben“, sagt Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner.
Quoten. Wenn es darum geht, eine Quote von 50/50 einzuführen, damit bei bestimmten Positionen – sei es im Parlament, in Aufsichtsräten, im Betriebsrat
oder in anderen Gremien – gleich viele Männer wie Frauen vertreten sind, schreien meist die Männer laut auf. „Das wäre nicht nötig, das könne man auch ohne Quote regeln.“ Immer wieder sehen sich auch Frauen von einer Quote bedroht. Doch die oben genannten Zahlen beweisen, dass es ohne Quote derzeit nicht anders möglich ist. Susanne Hofer, GPA-djp-Bundesjugendvorsitzende, ist die einzige weibliche Vorsitzende einer Gewerkschaft innerhalb der Gewerkschaftsjugend. Sie ist der Meinung, einer der wichtigsten Schritte für eine flächendeckende Gleichberechtigung ist die Durchmischung von Frauen und Männern in Unternehmen. „Wir müssen diese Männerbündelei aufbrechen. Frauen zu organisieren reicht nicht. Es braucht für den Anfang eine klare Regelung, die Frauen in höhere Positionen bringt. Männer müssen Frauen den Platz geben“, ist sie überzeugt. „Bezeichnend dafür ist, dass beispielsweise der Handel hauptsächlich weibliche Mitarbeiterinnen hat, die Filialleitung trotzdem meist ein Mann über hat.“
Sexismus ist salonfähig. Gerade im vorigen Jahr und in den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, dass Sexismus manche
hallo!
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Coverstory
EGUNG – MEILENSTEINE IN DER FRAUENBEW EIN AUSZUG 1848: Erster Wiener demokratischer Frauenverein, der Beginn der Frauenbewegung in Österreich. 1911: Erster Internationaler Frauentag findet in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt. Es geht um Wahlrecht für Frauen, gleichen Lohn für gleiche Arbeit. 1918: Allgemeines Frauenwahlrecht in Österreich eingeführt. 1948: Allgemeine Erklärung der Menschenrechte: Diskrimi-
1975:
1989: 1993:
1997:
nierungsverbot hinsichtlich Geschlecht. Schwangerschaftsabbruch in Österreich unter bestimmten Bedingungen straffrei. Familienrechtsreform: Frauen dürfen erstmals ohne Zustimmung des Mannes arbeiten. Vergewaltigung in der Ehe wird strafbar. Gleichbehandlungsgesetz hinsichtlich Geschlecht tritt in Österreich in Kraft. Frauenvolksbegehren in Österreich mit der Forde-
2002: 2006: 2014:
2017:
rung, Kinderbetreuungseinrichtungen auszubauen. Gewaltschutzgesetz mit Ehepartner-Wegweisungsrecht. Neuregelung des Kinderbetreuungsgeldes. Erste Präsidentin des Nationalrats. Die Einführung von Einkommensberichten in Betrieben. Frauenvolksbegehren 2.0 – www.frauenvolksbe gehren.at www.oegb.at/frauen
Menschen einfach nicht mehr aufregt. Da gibt es einen amerikanischen Präsidenten, der in der Öffentlichkeit damit prahlt, Frauen sexuell belästigt zu haben, Männer, die es lächerlich finden, dass Po-Grapschen verboten ist, oder einen bekannten Extremsportler, der Frauen, die ihre Meinung öffentlich äußern, auf ihr Aussehen reduziert und beleidigt. Drei Viertel aller Frauen werden mindestens einmal in ihrem Leben sexuell belästigt, per Mail, in sozialen Netzen, am Arbeitsplatz oder auf der Straße. Das Recht auf den eigenen Körper – die eigene Sexualität und das Recht auf Schwangerschaftsabbruch – wird wieder infrage gestellt. In den USA und Polen gingen deshalb Tausende Frauen auf die Straßen. Das war für Teresa Havlicek, Maria Stern, Schifteh Hashemi und viele andere Frauen genug, um sich zu einer Bewegung zusammenzutun
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und das Frauenvolksbegehren 2.0 gemeinsam ins Leben zu rufen.
Jetzt erst recht! „Das Jahr 2016 war geprägt durch einen sexistischen Backlash. Der dadurch befürchtete Ver lust längst erkämpfter Privilegien hat viele Frauen wachgerüttelt. Gleichzeitig gibt es große Unzufriedenheit über die schleppende Umsetzung nötiger Maßnahmen. Wenn es um Frauenpolitik geht, ist es immer too little, too late“, so Teresa Havlicek, eine der drei Sprecherinnen des Frauenvolksbegehrens 2.0. Frauenpolitik ist immer auch die Vision einer besseren Gesellschaft für alle. Die 15 Forderungen des Frauenvolksbegehrens fokussieren sich auf Arbeit & Wirtschaft, Familie & Gesundheit, politische Teilhabe & Mitsprache. Zu den wichtigsten Forderungen aus diesen Bereichen gehören die Einführung einer
30-Stunden-Woche, Zugang zu kostenlosen Verhütungsmitteln und die Koppelung der Klubförderung im Parlament an eine 50-prozentige Frauenquote. „Eigentlich müsste ein Frauenvolksbegehren 100 Forderungen haben, dann würde man sehen, wie viel noch zu tun ist“, so Sprecherin Havlicek zum Forderungskatalog.
Von wegen gleichberechtigt. „Die Statements von vielen Männern, es wäre ja alles schon gleichberechtigt, und wenn Forderungen von Frauen in den Schmutz gezogen oder als nebensächlich abgetan werden, nerven mich unheimlich“, ärgert sich Susanne Hofer, die weiß, wie viel noch zu tun ist. „Wir fordern seit 70 Jahren dasselbe, kämpfen dafür und sind immer noch weit von einer Gesellschaft entfernt, in der Frauen nicht dauernd aufs Frausein
coverstory Es reicht!
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Der Unterschied zwischen den Beinen darf nicht über Chancen und Möglichkeiten entscheiden.
reduziert werden.“ Es gibt keinen plausiblen Grund dafür, warum Frauen weniger verdienen sollen als Männer, oder wieso eine Frau kein Manager oder Technikerin sein kann. In der Realität stoßen Frauen hier aber fast immer noch an ihre Grenzen.
Unbequem bleiben. Feminismus ist anstrengend. Seit Jahren für das Gleiche einzustehen, kos-
tet viel Energie und setzt Beharrlichkeit voraus. „Das was wir tun müssen, ist Frauen, Männer und Funktionärinnen zu sensibilisieren, Stereotype und Rollenbilder aufbrechen und Mädchen und junge Frauen darin bestärken, dass sie alles können, was sie wollen“, ist Susanne Hofer überzeugt. Darum ist Feminismus notwendig, und darum müssen wir weiterkämpfen.
Ich habe es so satt, auszugehen und nach fünf Minuten an der Bar von Männern grausig angegraben und begrapscht zu werden, als ob es das Selbstverständlichste auf der Welt wäre. Kurz mal den Hintern einer Frau streifen, das Becken an das ihre drücken, ungefragt den Arm um ihre Schulter legen und dann zu sagen: „Na Beauty, auf was darf ich dich denn einladen?“ Ich habe es satt, mit der U-Bahn zu fahren und am Weg nach oben gaffenden Blicken auszuweichen, mich vor Zurufen wie „Ohlala“, „So schön“ oder irgendwelchen Geräuschen, die man normalerweise nur von Tieren kennt, zu ekeln. Ich habe es satt, dass manche Männer ein „Nein“ nicht verstehen. Ich könnte Hunderte solcher Geschichten erzählen und auch jede einzelne meiner Freundinnen. Es ist nicht einzusehen, dass wir Frauen uns damit herumschlagen müssen, uns Gedanken darüber zu machen, ob wir uns vielleicht falsch verhalten haben, oder was wir beim nächsten Mal anders machen können. Ich habe es satt, mir in der Nacht überlegen zu müssen, welcher Nachhauseweg der sicherste, hellste und am wenigsten gefährlichste ist. Ich habe es satt, dass mir gesagt wird, dass Frauen halt nicht allein reisen, nicht in der Nacht unterwegs sein oder bestimmte Sachen einfach nicht anziehen sollen. Es ist verdammt noch mal nicht einzusehen, dass Frauen sich unwohl und unsicher fühlen, weil es Männer gibt, die nicht wissen, wie man sich in einer zivilisierten, fortschrittlichen Gesellschaft benimmt, in der Frauen die gleichen Rechte haben sollten wie Männer. Lasst uns gemeinsam was tun! Es reicht, wir haben 2017!
Die Kamikatze
hallo! speeddate
„Frauen können alles“ Seit März ist Pamela Rendi-Wagner Frauen- und Gesundheitsministerin. hallo! hat sie zum Speeddate getroffen und mit ihr über Gleichberechtigung, Berufswahl und Mindestlohn gesprochen. BA R BA R A K A S P ER
Warum ist es noch immer nicht selbstverständlich, dass Frauen und Männer in allen Lebensbereichen gleichberechtigt sind? Einiges wurde erreicht und vieles eben nicht. Das liegt daran, dass diese Geschlechterstereotype ganz tief in der Gesellschaft verwurzelt sind. Solche Dinge sind sehr langsam veränderbar, ABER sie sind veränderbar. Das ist die wichtige Botschaft, und da müssen wir dranbleiben. Wir müssen die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung vorantreiben was diese Unterschiede, diese Stereotype betrifft. Das betrifft einerseits den privaten Bereich, wo Haushaltsarbeit und Kindererziehung noch immer mehr Sache der Frauen sind. Und andererseits das Berufsleben; die Lohnschere,
8 hallo!
Was ist das Wichtigste, was wir gemeinsam erreichen müssen? Wir müssen die zwei großen Lebensbereiche der Frauen bearbeiten und nicht nur auf eines fokussieren. Der eine ist der private Bereich, Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung zu schaffen, wirklich ganztägige Kinderbetreuung bundesweit und auch für die unter Dreijährigen. Das ist ein ganz wichtiger Schritt, damit Frauen nach dem ersten, zweiten Kind nicht in die Teilzeitfalle gedrängt werden, damit die Lohnschere zwischen Männern und Frauen nicht noch mehr aufgeht und ihre Karrierechancen dadurch nicht noch stärker negativ beeinflusst werden als sie schon sind. Im Bereich des Arbeitslebens wissen wir, dass derzeit mehr als 200.000 Frauen weniger als 1.500 Euro brutto pro Monat verdienen. Daher ist ein kollektivvertraglicher Mindestlohn von 1.500 Euro ein wesentlicher erster Schritt.
Was würden Sie Mädchen in punkto Berufswahl raten? Wir müssen Mädchen und jungen Frauen klar machen, dass sie auch für technische Berufe geeignet sind. Frauen können alles! Den Anschluss an die Technik und die digitalisierte Berufswelt dürfen Mädchen nicht verabsäumen. Das sind zukunftsträchtige und auch besser bezahlte Berufssparten. Wir müssen hier zukunftsfähig sein und weg von den traditionell weiblichen Berufen. Da muss man Mädchen bei der Berufswahl unterstützen und einfach sagen: Das könnt ihr! Was denkt man sich, wenn man Sie vor ein paar Monaten als erstes nach Glücksschuhen und nicht nach Inhalten fragt? Grundsätzlich habe ich kein Problem, über meine Schuhe zu reden, aber ich würde viel lieber über dringende wichtige Fragen der Gesundheits- und Frauenpolitik reden. Was mich viel mehr stört ist, dass männliche Regierungsmitglieder oder Kollegen nicht als erstes nach ihren Schuhen befragt werden, oder wie sie es schaffen, die Kinderbetreuung und den Beruf unter Dach und Fach zu bekommen. Das sind typische Fragen, die leider nur Frauen bekommen.
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die gläsernen Decken sind keine Fiktion, die sind Realität. Da müssen wir kämpfen, dass Frauen gleiche Chancen haben.
hallo! extraservice
Was macht die Frauenministerin in ihrer Freizeit? Die verbringe ich hauptsächlich damit, mich mit den Kindern, mit der Familie und mit meinem Mann zu beschäftigen. Ein ganz klein wenig versuche ich, für mich abzuschneiden. Ich versuche, einmal die Woche Sport zu machen,
weil es mir wichtig ist, fit zu bleiben.
Würden Sie für die SPÖ in einer zukünftigen Regierung wieder als Ministerin zur Verfügung stehen? Ich habe mich vor drei Monaten bewusst dazu entschieden, den Job als Ministerin zu übernehmen, weil ich gewusst habe, welche wertvollen Projekte hier in der Pipeline sind. Ich möchte Dinge gestalten, umsetzen und zur Bevölkerung bringen und nicht nur auf einem Blatt Papier als Konzept belassen. Das war mir ein Anliegen, und da wollte ich auch meine Energie zur Verfügung stellen. Dieser Gestaltungswille hat kein Ablaufdatum. Sollte es nach der Wahl Möglich-
Professor Schlaumeier Sehr geehrter Herr Prof. Schlaumeier, ich habe nächsten Monat meine Lehrabschlussprüfung und frage mich, wann eigentlich meine Lehre genau vorbei ist, und wie lange ich nachher noch im Betrieb bleiben kann? LG Lukas Lieber Lukas! Es gibt zwei Möglichkeiten: Einerseits endet deine Lehrausbildung, wenn die Lehrzeit abgelaufen ist. Steht zum Beispiel im Lehrvertrag die Lehrzeitdauer von 3 Jahren die mit 1. September
2017 abläuft, so endet das Lehrverhältnis spätestens mit dem 1. September 2017, also mit dem Lehrzeitende, welches im Lehrvertrag niedergeschrieben wurde. Das Lehrverhältnis endet aber vor dem im Lehrvertrag angegebenen Zeitpunkt, wenn die Lehrabschlussprüfung davor positiv abgeschlossen wurde. Dann endet das Lehrverhältnis am Sonntag in der Woche, in der du die Lehrabschlussprüfung positiv abgeschlossen hast. Dein Betrieb muss dich mindestens drei Monate im Betrieb weiter beschäftigen
keiten geben – wovon ich ausgehe –, in der nächsten Legislaturperiode wieder Teil der Regierung zu sein, dann würde es mich sehr freuen, hier auch weiterarbeiten zu können.
wordrap
Was heißt für Sie Gewerkschaft? Gewerkschaft steht für mich für Solidarität und Zusammenhalt. Das ist das Wichtige und das ist, was ich auch in den ersten Monaten als Ministerin vonseiten der Gewerkschaft, vor allem vonseiten der Gewerkschaftsfrauen verspürt habe. Und dafür bin ich sehr dankbar.
Lieblingseis – Haselnuss Urlaub – Mit Familie Impfen – Auch ein solidarischer Akt
Papamonat – Ganz wichtig zur gerechten Aufteilung der Kinderbetreuung Zukunft – Müssen wir mitgestalten
und dir mehr als im letzten Lehrjahr bezahlen. Die Gewerkschaften konnten in einigen Kollektivverträgen erreichen, dass die dreimonatige Behaltefrist auf bis zu sechs Monate verlängert wurde. Die 3-monatige Behaltefrist darf vom Chef nicht einfach verkürzt werden. Einziger Grund der Halbierung der Behaltefrist auf 1 ½ Monate ist, wenn der Lehrling weniger als die Hälfte der Lehrzeit bei dem Chef gearbeitet hat, bei dem der Lehrling die Lehre beendet. Beste Grüße, dein Prof. Schlaumeier
hallo!
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Die Identitären Die Rechtsextremen von heute erkennt man nicht mehr an Springerstiefeln und Bomberjacken. Heute organisieren sie Demos, Aktionen und werben auf Social-MediaPlattformen. F P
April 2016: Mitten in einer Theatervorstellung an der Uni stürmen plötzlich 30 Rechtsextreme auf die Bühne und beschmieren die SchauspielerInnen mit roter Farbe. Mit Aktionen wie dieser wollen die Identitären auf sich aufmerksam machen. Diese neurechten Recken agieren ganz anders als Skinheads und andere rechtsextreme Gruppen. Früher waren Rechtsextreme und Neonazis deutlich erkennbar – in Springerstiefeln, Bomberjacken und voll mit martialischen Tattoos wie Hakenkreuzen, Runen und Bildern aus der Hitlerzeit. Die rechtsextremen Identitären nutzen lieber die Medienorgel und organisieren Demos und Aktionen. Und sie reiten gerne auf dem Zeitgeist, der seit längerem wieder nach rechts driftet.
Rechts ist wieder salonfähig. Seit einigen Jahren werden rechtsextreme und weit rechts stehende Positionen wieder salonfähig. Dazu tragen neue Parteien wie die AfD (Alternative für Deutschland) und Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), aber auch die österreichische FPÖ bei. Ihnen geht es nicht um die Freiheit des Einzelnen, sondern um die angeblichen Identitäten von Völkern, die angeblich von Flüchtlingen, Alternativen und Andersdenkenden gefährdet werden. Die Identitären – sie sind eine neue Bewegung, die der Rechtsextremismusexperte Andreas Peham als „neofaschistisch“ einstuft. Wie erkennt man die Identitären? In Österreich nennt sich die Gruppe „Identitäre Bewegung Österreich“ (IBÖ). Sie zu erkennen ist nicht einfach. Manchmal kleiden sie sich wie Alternative, kommen im Hipster-Outfit daher und wollen vor allem Jugendliche ansprechen. Sie verteilen Flugblätter, sind aber besonders in den sozialen Medien aktiv. Typische Begriffe aus der Neonaziszene vermeiden die Anhän-
gerInnen. Überall sehen sie einen Wettkampf der für sie säuberlich getrennten Kulturen – als ob heute nicht alle Kulturen längst miteinander vermischt wären. Auch wenn sie als Männerbund auftreten, setzen sie für ihre Propagandazwecke gezielt auch Frauen ein. Ihr Gedankengut beziehen sie aus Büchern, die schon dem Nationalsozialismus gegen den „Untergang des Abendlandes“ als Propaganda dienten. Sie verbreiten Kriegsund Kampfparolen und organisieren Selbstverteidigungskurse. Ihr Symbol ist das griechische Lambda (λ). In Österreich traten sie mit Besetzungen, Demonstrationen, Flashmobs und zuletzt bei der Mai-Kundgebung 2017 am Wiener Rathausplatz auf. Kurzum: alter Wein in neuen Schläuchen mit muffigem ewig-gestrigen Gestank.
Knallo!
hallo! weiter um Die Arbeitslosigkeit sank im Mai unselbst2,7 Prozent, während die Zahl der Proz ent 1,7 um igten häft Besc n dige stän en. Bei Jung die en itier prof stieg. Vor allem die Zahl den 15–24-jährigen Arbeitslosen ging um 16 ProEnde Mai gegenüber dem Vorjahr ck. zurü onen zent auf 34.183 Pers
Trump ist aus dem Par iser Klimaschutzbündnis ausgetreten. Im Dezember 2015 haben sich 195 Indust rie- und Schwellenländer darauf geeini gt, die Treibhausgase einzudämmen, um der Erderwärmung gegenzusteuern. Die US A sind nach China der weltweit zweitgröß te Verursacher von Treibhausgasen. Neben Syrien und Nicaragua sind sie das einzig e Land, das nun nicht mehr Teil des UN-Weltkl imavertrags ist.
FOTO: DÖW
Was bewegt das land?
Was bewegt die Welt?
Die hässliche Fratze Europas Sie sind rassistisch, frauenfeindlich und autoritär: In immer mehr Ländern Europas werden rechte Bewegungen und Parteien wieder stärker. In manchen sitzen sie schon seit Jahren in der Regierung und zeigen vor, wie DemokratieAbbau geht.
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Die Muster sind überall dieselben: kritische Medien werden zurückgedrängt, politisch Andersdenkende eingeschüchtert und drangsaliert, Minderheiten gezielt bekämpft. Und weit brauchen wir nicht zu schauen, um die Auswirkungen einer rechts-autoritären Politik zu sehen: In Ungarn regiert Viktor Orbán seit 2010 und baut den Staat für seinen Machterhalt um. Mit der EU ist Orbán demonstrativ auf Kriegsfuß. Besonders schwer wurde die Lage für Minderheiten im Land, vor allem Roma oder Flüchtlinge. Die polnische Regierung eifert diesem Weg stark hinterher. Das geplante Abtreibungsverbot musste nach Massenprotesten abgeblasen werden. Aber die autoritäre Marke ist längst gesetzt.
Verführerische Vorbilder. Diese Entwicklungen sind nicht auf Ungarn oder Polen beschränkt. Vor den Türen der EU zeigen zwei Staatschefs, was Autokratie heißt. In der Türkei ist Recep Erdoğan das Paradebeispiel: Politische Gegner und JournalistInnen lässt er kurzerhand entfernen oder einsperren. Über eine umstrittene Volksabstimmung ließ Erdoğan noch mehr Macht auf seine Person vereinen. In Russland spielt Vladimir Putin dieses Spiel schon länger. Interessant ist, dass Putin sein Wirken keineswegs nur auf Russland beschränkt: Russisches Geld und Putins Partei spielen
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auch in der Politik von EU-Ländern eine immer größere Rolle.
Putins lange Hand. Erst im Mai schaffte es Marine Le Pen, die Chefin des rechtsextremen Front National (FN), in die Stichwahl um die französische Präsidentschaft. Dort hat sie zwar gegen Emmanuel Macron verloren, aber die Bedeutung des FN ist in Frankreich mittlerweile enorm. Zu diesem Erfolg tragen auch günstige russische Kredite im zweistelligen Millionenbereich bei. Le Pen und der FN arbeiten auch eng mit der FPÖ zusammen. Auch die Freiheitlichen haben sehr gute Beziehungen zu Putins Partei. Neben gegenseitigen Besu-
chen und Krediten, die die FPÖ erhalten haben soll, sorgte ein Arbeitsabkommen zwischen den beiden Parteien Anfang des Jahres für Aufhorchen. Offensichtlich wird für Wien ein ähnlicher Weg angestrebt wie für Moskau.
Stimme erheben . Was tun gegen diesen Rechtsdrall in ganz Europa? Die Antwort lautet: Die Stimme erheben, auf die Straße gehen und vor allem – wählen gehen! Bei der Nationalratswahl am 15. Oktober kommt es wieder auf jede einzelne Stimme an. Denn unser Leben ist bunt und unsere Gesellschaft vielfältig. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass das auch so bleibt!
hallo!
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leben, lieben, leiden
HIV – die Pille danach Wer nach einem riskanten Sex-Erlebnis Angst vor HIV hat, kann mit einer Therapie eine Infektion vermeiden. Verlassen sollte man sich darauf aber nicht! F R A N KO P E T R I
Panik. Später fährt sie nach St. Pölten zurück. Da kommt die WhatsApp-Nachricht von einer von Peters Freundinnen: „Habt ihr Kondome benutzt? Peter ist HIVpositiv ...“, schreibt die Freundin, die sie erst gestern Abend kennengelernt hat. Schock und Panik
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kommen auf. Was tun? Peter erreicht sie nicht. Aber sie hat gehört, dass es im Notfall so etwas wie eine Pille danach gibt, die eine HIV-Infektion verhindern kann. In diesem Fall gibt es die Postexpositionsprophylaxe, kurz PEP genannt. Eigentlich wurde sie für medizinisches Personal entwickelt, die sich aus Versehen bei einem HIV-positiven Patienten angesteckt haben könnten. Aber diese Behandlung kann auch bei Sex-Unfällen eingesetzt werden. Tina weiß, dass sie jetzt schnell sein muss. Die Behandlung sollte unbedingt bis spätestens 48 Stunden – besser innerhalb von 24 Stunden – nach dem RisikoKontakt begonnen werden. Diese retrovirale Therapie muss vier Wochen lang täglich fortgesetzt werden. Die Medikamente sind dieselben, die auch HIV-Positive nehmen, damit ihre Virenlast sinkt und Aids nicht ausbricht.
Hilfe suchen. Tina sucht sofort im Internet nach einer Klinik, wo sie die Medikamente bekommt.
In allen österreichischen HIVBehandlungszentren wird die Behandlung angeboten. Diese gibt es in allen Bundesländern. In der Klinik ist sie erleichtert, dass die Kosten für die teure Behandlung von der Krankenkasse übernommen werden. Das ist aber nur dann so, wenn es sich um einen Sex-Unfall mit hohem HIV-Risiko oder eine Vergewaltigung handelt oder beim Kontakt mit dem Blut eines Infizierten.
PEP nur im Notfall. Tina macht Peter keinen Vorwurf, er hat ein Kondom benutzt. So etwas kann jedem und jeder passieren. In Österreich leben 7.000 Menschen mit einer HIV-Infektion und jeden Tag kommen ein bis zwei weitere dazu. Das Risiko sich anzustecken, ist realistisch und HIV wird noch viele Jahre unheilbar bleiben. Die PEP ist kein Freibrief für sorglosen Sex ohne Kondom, denn auch sie kann eine Ansteckung nicht 100%ig verhindern. Aber im Notfall gibt es zumindest diese letzte Möglichkeit.
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T
ina und ihre Freundinnen wohnen in St. Pölten. Am Samstagabend wollen sie Party machen, fahren nach Wien und hoffen, nette Typen kennenzulernen. In einem Club treffen sie Peter und seine Freunde, sie verstehen sich von der ersten Sekunde an. Tina findet Peter heiß und knutscht den ganzen Abend mit ihm herum. Irgendwann geht sie mit Peter nach Hause. Die zwei verbringen die Nacht zu zweit. Nach dem Sex merkt sie, dass da kein Kondom mehr ist und spürt sein Sperma in ihrer Scheide. Sie vermutet, dass das Ding gerissen oder abgerutscht sei. „Wird schon nichts passiert sein“, denkt sie. Peter ist wie sie selbst erst 17 und die Pille nimmt sie auch.
Mehr über das kämpferIn Berufsbild Schädlingsbe auf: www.oegj.at
job und cash
SchädlingsbekämpferIn Wenn kecke Kakerlaken in Küche und Kabinett krabbeln, dann ist professionelle Hilfe nötig. Phillip Steiner, 21 Jahre alt, weiß was zu tun ist und stellt für hallo! seinen Job vor. RO D ER I C K S C H Ö N S Z AVA I
Wie bist du auf diesen Job gekommen? Eigentlich wäre ich Speditionskaufmann geworden, aber ich habe mich für den Familienbetrieb entschieden. Ich dachte mir, das wäre einfacher – ein Irrtum. Was ist speziell in der Ausbildung? Wirkstoffkunde über die verschiedenen Substanzen und die Biologie der Schädlinge. Praktische Übungen sind auch dabei, wie Hausschwammbekämpfung oder eine Stickstoffbehandlung eines Holz-Gebildes gegen einen gemeinen Nagekäfer. Dazu: Kaufmännisches und angewandte Mathematik. Je nach Firma wird eine Kletterausbildung angeboten, beispielsweise für das Spannen von Taubennetzen. Um welches Ungeziefer geht es? Das ist ein riesiges Spektrum. Silberfischchen sind beispielsweise Lästlinge. Das sind Tierchen, die keinen spezifischen Schaden anrichten, aber das Wohlbefinden stören. Motten sind Schädlinge, wie Ratten, Bettwanzen, Schaben, Tauben, Käfer ...
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Welche Fähigkeiten sind nötig? Zum einen das Interesse
Wirtschaftsfaktor SchädlingsbekämpferIn ist ein sehr interessanter und spannender Beruf mit guten Zukunftsperspektiven. „Durch den Klimawandel wird es dauerhaft
an Biologie. Es reicht nicht nur zu wissen, wie Insekten, Ratten und Co. leben und auf Wirkstoffe reagieren, Haustiere dürfen nie gefährdet werden. Kontaktfreude und Einfühlungsvermögen sind ebenfalls wichtig. Man dringt in private Bereiche ein und Leute schämen sich oft für einen Schädlingsbefall. Da ist Fingerspitzengefühl notwendig. Und: Grausen darf man sich nicht.
Ist der Job anstrengend? Hauptsächlich wird Ködergel aufgebracht oder Spritzmittel ausgebracht. Es kann aber sein, dass ein Dachboden voller Taubenkot ist. Schutzanzug und Atemschutz ist dann Pflicht. Im Sommer kann das heftig sein. Dein schrägstes Erlebnis war … bei einer Dame. Unter dem Bett fanden wir „private Spielsachen“, die offen herumlagen. Es gibt viele witzige Seiten. In einem Wohnheim mit Kakerlakenbefall trafen wir auf ein Pärchen in Aktion, dem wir komplett egal waren.
„
Grausen darf man sich nicht.
“
verschiedene Tierchen zu haben. Meist sind sie durch das Internet falsch informiert und glauben, dass sie g’scheiter sind. Manchmal ist es auch eine Detektivarbeit, die Quelle eines Befalls zu finden.
Das coolste am Job ist … Als Meister sind das Begasungen. Entweder wird ein Haus umhüllt oder eine Wohnung komplett abgedichtet. Dann wird ein Gas eingeleitet. Jeglicher Befall ist nachher tot.
Besonders herausfordernd sind … Kunden/innen mit einer Zoophobie. Diese bilden sich ein,
Zum Abschluss ein Praxistipp? Bei Kleidermotten helfen Trichogramma. Das sind Nützlinge, die in Motteneier stechen, um ihre eigenen Eier abzulegen. Dadurch sterben die Larven der Motte und die Trichogramma selber, da diese keine Nahrung finden.
wärmer, und durch den Flugverkehr werden immer mehr Bettwanzen, Flöhe und Kakerlaken eingeschleppt“, meint Phillip. Die Lehre dauert drei Jahre und kann mit der Matura kombiniert werden. Die Lehrlingsentschädigun-
gen: im 1. Lj. € 648, im 2. Lj. € 837 und im 3. Lj. € 1.026 brutto, Stand März 2017. Der Einstiegslohn liegt bei rund € 1.750 brutto. Aufstiegschancen eröffnen sich durch den Meisterbrief und Weiterbildungen im Bereich der Chemie.
hallo!
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sport
Kein Stich für Schneiderkönige Wer beim Tischtennis gut sein will, sollte schnell und aktiv spielen. Wer am liebsten nur den Ball anschneidet, der hat gegen die Angriffsspieler keine Chance.
In kleinen Schritten am schnellsten. Simon trainiert zweimal pro Woche im Verein. Er liebt es, auf den drei Gramm schweren Zelluloid-Ball einzuschlagen.
„Schnelle Reaktion und lange Konzentration sind das Wichtigste“, sagt er. Daneben zeichnen gute TischtennisspielerInnen wichtige koordinative Fähigkeiten wie Gleichgewichtssinn, Reaktionsfähigkeit sowie eine gute Fußarbeit aus. „Beim Tischtennis bewegt man sich am schnellsten mit sehr kleinen Schritten“, erklärt Simon. Dabei wird das Körpergewicht auf die Fußballen gelegt. Wichtig sind auch die Schläger. Es gibt sie in vier gängigen Griffformen: gerade, konkav, anatomisch und konisch. Sie sind auch mit unterschiedlichen Belägen beschichtet.
Schmettern oder Schneiden? Simon ist Angriffsspieler, das
Schmettern liegt ihm im Blut und er ist damit erfolgreich. Bei einem Wettkampf muss jeder Schläger zwei Beläge unterschiedlicher Farbe aufweisen: einen roten und einen schwarzen Belag. Dadurch bemerkt die Gegnerin oder der Gegner das Drehen des Schlägers und kann entsprechend reagieren. Durch diese Regeländerungen haben die im Park so gefürchteten „Spinspieler“, die jeden Ball anschneiden, bei Turnieren keine Chance mehr. Simon kennt solche Spieler „Mein Vater ist so ein ,Schneiderkönig‘. Er will aber gegen mich nicht mehr spielen.“ Mehr auf www.oettv.org
Wusstet ihr schon, dass Weinbergschnecken ... ... in freier Natur bis zu acht Jahre alt werden können. Bei guter Haltung in einem Gehege werden manche sogar bis zu 20 Jahre alt.
... Zwitter sind. Das heißt, jedes Tier produziert männliche und weibliche Keimzellen. Sie können sich jedoch nicht selbst befruchten, brauchen also eine zweite Schnecke, um sich zu vermehren.
... ein Schneckenhaus haben, das sich im Normalfall nach rechts windet. Nur eine von einer Million hat ein Schneckenhaus, das sich nach links dreht. Das hat zur Folge, dass auch der Körper spiegelverkehrt angelegt ist. Weil sich auch die Geschlechtsorgane auf der linken Seite befinden, können sich solche Tiere nur mit ebenfalls linksgedrehten Schnecken fortpflanzen.
... sich von weichen, welken Pflanzenteilen und Algenbewüchsen ernähren. Sie weiden diese mit ihrer Raspelzunge, der Radula, auf der sich rund 40.000 Zähnchen befinden, ab.
... obwohl sie nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen streng geschützt sind, in vielen Ländern als Delikatesse gelten. Besonders in Frankreich werden sie gerne in einer Sauce aus Butter, Knoblauch und Petersilie zubereitet.
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ischtennis gehört zu den beliebtesten Sportarten auf der Welt, fast eine Viertel Milliarde Menschen üben den Sport aus. Ein TischtennisTisch, ein Netz und zwei Schläger sind leicht aufzutreiben. Bei uns kostet die Ausrüstung etwa 250 Euro. Gerne wird Ping-Pong, wie das Spiel in China heißt, in Parks oder im Garten ausgeübt. Doch wer im Freien Tischtennis spielt, sollte sich im Klaren sein, dass der Wind oft unfair ins Spiel eingreift.
C H R I S T I A N R E S EI
musicupdate
Musik-Update Apocalyptica uck, Music Hall 7.7.2017, Innsbr ucknerhaus 8.7.2017, Linz, Br semattenbühne 9.7.2017, Graz, Ka 7.2017, Bad Religion, 13. Wien, Arena 7.2017, Krautschädl, 14. osspark Gloggnitz, Schl
Let’s make HERstory – Femme DMC
Normalerweise werden Frauen im HipHop nur als Sexobjekte oder Aufputz gesehen. Nun wird zurückgerappt. Im HipHop-Kollektiv Femme DMC sind ausschließlich Frauen am Wort.
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ie Idee dazu wurde 2014 geboren“, erzählt Duffy, auch bekannt als Dacid Go8lin. Sie ist Kunst-Studentin und startete Femme DMC als kleines Projekt. „Am Anfang war es schockierend. Es gab kaum Frauen im Rap. Inzwischen ist es schön zu sehen, dass sich immer mehr Frauen anschließen.“
Mehr als HipHop. Femme DMC steht Künstlerinnen aus anderen Bereichen auch offen. „DJanes waren früh mit dabei. Später kamen Dance- und Graffiti-Künstlerinnen dazu.“ Verknüpft werden all diese Einflüsse bei eigenen Partys. Das wirkt auch auf Machos. „Sogar Männern, die das als Feminismus-Shit bezeichneten, haben wir die Augen geöffnet“, verrät Duffy und ergänzt: „Wir tauschen uns mit dem Publikum aus. Gemeinsam lernen wir
RO D ER I C K S C H Ö N S Z AVA I
voneinander. Gemeinsam verändern wir die Gesellschaft.“
Musik mit Verantwortung. Duffys Vorbilder sind eher politische Personen. „Die meisten Rapper haben wenig zu sagen. Fame, Geld und Bitches sind meist die Message. Das gehört dazu, aber mit Fame sollte mehr gemacht werden, als das Ego zu befriedigen.“ Sie selbst legte das aufgesetzte Gangsta-Rap-Image ab und geht einen anderen Weg. „Im HipHop gibt’s keinen Maulkorb. Texte rappen ist ein Ventil, um Sachen rauszulassen und eine Message rüberzubringen. Musik geht tief rein, also passe ich bei meinen Texten darauf auf, Menschen aufzubauen anstatt sie zu schädigen.“ Das Lachen der Medusa. Bei Femme DMC geht es um Freiheit
und um das Schöne. „Bei unseren Partys schaffen wir einen friedlichen Raum, ohne Schwulen-, Frauen- und Fremden-Hass“, unterstreicht Duffy. Wichtigstes Element sind die Texte der Frauen. „Die sind so wichtig und haben einen komplett anderen Kontext als das, was sonst geboten wird. Sie sind sehr persönlich, ehrlich und voller Selbstbewusstsein.“ Femme DMC und Duffy sind auch ein Statement und stehen für Widerstand gegen Kommerzialisierung. „Ich verkaufe das, was ich verkaufen will und nicht das, was interessant ist. Ich lasse mich nicht verbiegen.“ Wer sich live davon überzeugen will, die nächste Femme DMC Party ist Anfang September. Linktipps: www.facebook.com/FEMMEDMC www.soundcloud.com/dacidgo8lin
hallo!
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movietime & freestyle
Sogenannten Migrationshintergrund haben Marko und Benny. Davon bekommt aber kaum wer etwas mit. Super integriert könnte man dazu sagen. Alles schön und gut. Aber als eine TV-Redakteurin durch den Heimatbezirk der beiden auf der Suche nach Darstellern für ihre Doku zieht, stechen ihr Bennys schwarze Haare gleich ins Auge. Dann geht der Spaß los: Marko und Benny geben sich als
„Die Migrantigen“ kleinkriminelle und abgebrühte Neuösterreicher aus, die es faustdick hinter den Ohren haben. Damit ihre Lüge nicht auffliegt, bauen sie sich eine zweite Identität, die aus Klischees und Vorurteilen besteht. Und während die beiden durch die Erfüllung dieser Erwartungen und Vorurteile die Serie zum Erfolg machen, setzen sie sich gleichzeitig zum ersten Mal mit den echten Integrationsschicksalen auseinander – auch mit ihren eigenen. Der aus dem Iran stammende Regisseur Arman T. Riahi gilt mittlerweile als Fixgröße unter den jungen österreichischen RegisseurInnen. „Die Migrantigen“ ist sein zweiter Spielfilm. Eigentlich war der Stoff als Fernsehserie gedacht gewesen. Mal sehen, ob ein großer Kinoerfolg dieser Idee neues Leben einhaucht. Seit 9. Juni kann sich jede und jeder selbst ein Bild in den Kinos machen. (DN)
Kino-Neustarts Die Verführten Mit großer Starbesetzung nimmt sich Regisseurin Sofia Coppola („Lost in Translation“) den amerikanischen Bürgerkrieg vor. Es geht um einen verwundeten Soldaten, der die Schülerinnen und Lehrerinnen eines Mädcheninternats auf unheilvolle Weise in seinen Bann zieht. Mit Colin Farrell, Nicole Kidman, Kirsten Dunst und Elle Fanning. Ab 29. Juni in den Kinos. (DN)
Dil Leyla Mit 26 Jahren wird die Deutsch-Kurdin Leyla Imret jüngste Bürgermeisterin in der Türkei. Sie will das vom Bürgerkrieg gebeutelte, osttürkische Cizre in den Frieden führen – doch die Lage spitzt sich erneut zu. Doku über eine starke politische Kämpferin. Ab 23. Juni im Kino. (DN)
Spiderman – Homecoming Nach seinem Aufeinandertreffen mit den Avengers ist Peter Parker alias Spider-Man wieder zurück in New York. Dort lebt er bei seiner Tante May und schlägt sich mit den typischen TeenagerProblemen rum. Nun, und ein paar Schurken wären da auch noch zu bezwingen. Actionspaß garantiert! Zu sehen ab 14. Juli. (DN)
16 hallo!
Freestyle Alles Wissenswerte rund um die Lehrlingsausbildung Der neu erschienene Ratgeber fasst alles zusammen, was man über die Lehrlingsausbildung in Österreich wissen muss. Als Nicht-JuristIn versteht man Gesetzestexte oftmals nur schwer und weiß nicht, wie man sie auslegen muss. Dieses praxisorientierte Nachschlagewerk hilft zu verstehen, wie Lehrlingsausbildung funktioniert, welche Rechte und Pflichten der/die AusbildnerIn, der Unternehmer und der Lehrling hat. Es sind Informationen zur Lehrlingsausbildung allgemein und im Speziellen, aber auch Wichtiges zu Arbeitszeit, Berufsschule, Urlaub u. v. m. enthalten. Jedes Kapitel wird mit einem Fallbeispiel ergänzt, anhand dem die Rechtslage einfacher zu verstehen ist. (BK) Autor: Michael Trinko; Zu kaufen: www.oegbverlag.at
How to get away with murder Staffel 3 von HTGAWM geht genauso spannend weiter, wie wir es bereits von den ersten zwei Staffeln gewohnt sind. Die Keating-Five sind in ihrem zweiten Semester an der Universität. Von Ruhe ist jedoch keine Spur. Am ersten Tag des Semesters hängen überall auf dem Campus Zettel mit dem Gesicht von Annalise und dem Wort „Killer“. Außerdem wollen Annalise und ihre fünf StudentInnen herausfinden, wer Wes’ leiblichen Vater getötet hat. Und wo treibt sich überhaupt Frank herum? Er ist unauffindbar. Fragen über Fragen, die alle Schritt für Schritt beantwortet werden, um zum Staffelfinale erneut mit einem Knaller zu enden. (BK)
F O TO S : G O LD EN G I R L S F I L M ; U P I ; F I L M L A D EN ; WA R N ER
Eine politisch unkorrekte Komödie über falsche und echte Ausländer.
news und trends
den Tr barometer
+ + + + Urlaubsgeld + + Lehrlingszahlen steigen + Sonne genießen
- ImpfgegnerInnen - - 12-StundenArbeitstag - - - Angriffe auf die Arbeiterkammer
Web-News
F O TO : LI V EP I CC S . D E / P H O TO C A S E . D E
Botschaft ohne Worte Smileys, Emoticons, Gifs – mit einem Bild mehr sagen als mit 1.000 Worten. Egal, ob du auf WhatsApp, Messenger, Telegram oder SMS unterwegs bist. Eine Riesenauswahl an allen möglichen coolen Botschaften bietet euch der Smileygarden. Das ist auch ein Superarchiv, wo du checken kannst, was andere dir schicken. Die Smileycons reichen von der gesamten Gefühlspalette bis zu deinen Lebensbereichen und Interessen. Ob Ostern, Weihnachten, Silvester oder auch die passenden Gifs für die Jahreszeiten sind dabei. Die Bunnys, Fantasy
Moooment!
Österreich kickt bei der EM! Unglaublich, aber wahr: Da qualifiziert sich das österreichische Frauen-Nationalteam für die FußballEuropameisterschaft, und keinen interessiert’s. Oder keiner kriegt’s mit: kein Medienhype um unsere Fußballstars, keine Werbebanner an allen Ecken und Enden, noch nicht einmal Panini-Sticker-Alben. Das ist schade, denn Österreichs Fußballerinnen haben tolle Leistungen gezeigt und sich bereits im September durch ein Unentschieden gegen Wales für die Fußball-EM 2017 in den Niederlanden qualifiziert. Auch sonst braucht sich die Mann-
und Hamster sind besonders cool. Aber vergiss nicht, deine Messages können niemals genau das sagen, was du sagen willst! Dazu braucht es einfach dich selbst, deine Augen und dein Gegenüber – und das kannst du nur sagen, wenn du dich triffst. (FP) www.smileygarden.de
Fun gegen Rechts Hetze und Hasstiraden gegen Ausländer, Flüchtlinge und Andersdenkende sind zum Alltag geworden. Genau dagegen will „Comics gegen Rechts“ auftreten, ohne sich selber auf das tiefe Niveau der Hetzer herabzulassen. Darum haben sich österreichische ZeichnerInnen zusammengetan und zeichnen satirisch gegen rechte
schaft nicht zu verstecken: Sie liegt derzeit im UEFARanking auf Rang 16, in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 26. Ab 18. Juli wird es ernst: Österreich trifft in der Vorrundengruppe C auf die Schweiz, Frankreich und Island. Der ORF hat angekündigt, alle EM-Spiele der Frauen-Nationalelf live zu übertragen. Das ist zumindest mal ein Anfang, also: Bauen wir ein paar Großleinwände auf, kühlen wir das Bier ein und schauen wir guten Fußball! (MH)
Gewinnspiel:
hallo! verlost zwei lles WisExemplare von „A die Lehrum nd ru rte we sens eib uns hr Sc . g“ un lingsausbild gb.at, oe @ llo bis 30. Juni an ha gewinch Bu s da du m waru t etwas nen willst, und mi es Glück gehört ein davon dir.
Hetzparolen. Auch AmateurzeichnerInnen, Lehrlinge und SchülerInnen können ihre Werke einsenden, die dann veröffentlicht werden, wenn sie gut sind. Die Website funktioniert wie ein Tagebuch. Man geht auf einen Tag im Kalender und kann sich dann durch die Zeichnungen durchklicken. Wenn du gut zeichnen kannst, schick deine Ideen ein und der Kalender füllt sich. (FP) www.comicsgegenrechts.at
hallo!
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hallo! meinung
Secondhand
Coole Einzelstücke aus der Vergangenheit mit einem Stück Geschichte oder doch nur altes Zeug, das irgendjemand noch versucht, gewinnbringend zu verkaufen. Wie stehst du zu Secondhand? Ich mag Secondhand-Produkte, weil ich nicht genug Geld habe, mich ständig mit neuen Dingen einzudecken. Für mich ist die Abwechslung wichtig, Kleider, Stühle, manche Bücher oder auch Fahrräder begleiten mich eine Weile und dann verkaufe ich sie wieder. Diese für mich „neuen“ Hosen, Schuhe, Sesseln und Räder kann ich mir aber nur gebraucht leisten. Immer alles neu ist auch mit Verschwendung und sinnlosem Konsum verbunden – warum soll ich etwa neu produzierte Sachen anschaffen, wenn jemand etwas zu vergeben hat, das mir gefällt und noch wie neu aussieht? Auch kann ich damit Individualität zeigen, ohne besonders kreativ sein zu müssen. Ich schwärme daher für Internetportale die Dinge anbieten, die schon längst aus der Zeit gefallen sind. Vor kurzem wurde etwa ein Jawa 360 Motorrad aus den 1950er-Jahren in weinrot mit Velorex-Beiwagen inseriert. Ach hätte ich doch nur etwas Gescheites gelernt! Ich hätte statt Schreiber mit zwei linken Händen Motorrad-Mechaniker werden sollen! Dann wäre ich eine wirklich coole Socke. (CR)
Kontra.
Früher hießen sie Fetzentandler und heute sind es die Vintage-Läden. Die Bobos aus den Großstädten lieben sie. Wenn man so einen Laden betritt, dann fällt zuerst einmal der muffige Geruch auf, auch wenn die Sachen frisch gewaschen sind. In den Luxus-Secondhand-Läden sind die Preise oft überteuert. Die Händler kaufen Kleidung und Schuhe in Kubikmeter für einen Pappenstiel ein und tunen sie dann auf zu modisch Unmodischem. Der unverkäufliche Rest geht nach Afrika, wo die abgetragenen Klamotten die Ärmsten der Armen tragen müssen. Wer sich seine Outfits in solchen Läden aussucht statt neue zu kaufen, kann damit die Wirtschaft in Österreich und anderen Ländern sabotieren, wo Millionen Menschen in den Kleiderfabriken arbeiten. Aber immerhin sind das dauerhafte Jobs – leider meistens zu unsäglichen Bedingungen. Ein Besuch im Vintage-Laden kann cool sein, aber der Vergleich von Preis, Qualität und Design im Vergleich zu Neuware muss nicht immer für den alten Fetzen ausgehen. (FP)
Weltenbummler 2.0 Sie waren schon so gut wie überall: am Empire State Building, dem Eiffelturm, in dem kleinen Restaurant in Venedig (#Geheimtipp #Tiramisuuuu) und überhaupt an jedem verfluchten Urlaubsort, den man sich ausdenken kann. Weltenbummler 2.0 erwecken den Eindruck, auf der ganzen Welt zu Hause zu sein, aber nirgends fühlen sie sich so wohl wie auf dem eigenen Facebook-, Twitteroder Instagram-Account. Dort tummeln
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sich inzwischen so viele Bilder von Bacardi-Stränden, dass dagegen jeder Reisekatalog alt ausschaut. Die Message an die Daheimgebliebenen ist klar: Ich bin ein Globetrotter, schaut her, wo ich schon überall war! Blöd nur, dass nach dem Selfie keine Zeit mehr bleibt, sich umzuschauen. Schließlich muss man ja weiter zum nächsten Highlight. Und leider macht
auch der beste Instagramfilter das tausendste Foto vorm Sonnenuntergang nicht spannender als die 999 davor. Falls also irgendwann die Likes ausbleiben, wie wär’s denn im nächsten Urlaub damit: Handy abdrehen, entspannen, die Eindrücke genießen und nach dem Urlaub bei Essen und Wein den FreundInnen davon erzählen. (MH)
F O TO S : A R M I N S TAU D T B ER LI N / P H O TO C A S E . D E ; F LI C K R . CO M / TO M RO ELEV ELD
Pro.
www.oegj.at
! K R A T S T H C A M … Das Urlaubs- und Weihnachtsgeld, auch 13. bzw. 14. Gehalt genannt, sind Errungenschaften der Gewerkschaften, die laufend verteidigt werden müssen. Es besteht kein gesetzlicher Anspruch darauf, wie manche irrtümlicherweise glauben.
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