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En novembre 1989, Manuel Attali et Frédéric Moulin sont partis chacun de leur côté de Paris pour Berlin, d’où ils ont ramené ce reportage poétique sur la chute du Mur. Un reportage poétique de Manuel Attali (photos) et Frédéric Moulin (texte). Traduit par Achim Häkel.
Eine poetische Reportage von Manuel Attali (Fotos) und Frédéric Moulin (Text). Übersetzt von Achim Häkel.
Ballade de Berlin-Ouest à brêche + 8
Im November 1989 sind Manuel Attali und Frédéric Moulin, jeder für sich, von Paris nach Berlin gefahren von wo sie diese poetische Reportage über den Fall der Mauer mitgebracht haben.
Westberliner Ballade 8 Tage danach
Ballade de Berlin - Oues t à brêche Westberliner + 8 Ballade 8 Ta ge danach 1989 - 1999
design les graphistes rübimann
Fabrice Benoist Ed.
69,-F · 10,52
ISBN 2-914035-00-4
Ballade de Berlin - Oues t Ă brĂŞche Westberliner + 8 Ballade 8 Ta ge danach 1989 - 1999
Février Februar 1995
"(...) ; les "migrations d'infiltration" se rient des frontières où rédacteurs de traités de paix et stratèges s'étaient évertués pendant des siècles à délimiter des territoires contestés, à découper des patries éphémères ; le mur de Berlin n'est qu'un phénomène aussi régressif que la Grande Muraille de Chine ou le mur des Romains contre les Pictes d'Ecosse." (Paul Morand, Le Voyage, 1964)
„(…); die „Infiltrationsmigrationen“ kümmern sich einen Dreck um die Grenzen, an denen die Verfasser von Friedensverträgen und Strategen sich jahrhundertelang die Zähne ausgebissen haben, um umstrittene Gebiete zu delimitieren und vergängliche Heimatländer abzustecken; die Berliner Mauer ist ein ebenso regressives Phänomen wie die Chinesische Mauer oder der Limes der Römer gegen die schottischen Pikten.“ (Paul Morand, Die Reise, 1964)
Novembre November 1989
"Je crois que Lou Reed, dans Berlin, reprend la situation d'un film d'espionnage, avec l'espion perdu dans le brouillard et fumant une cigarette." (interview du groupe allemand Kraftwerk, 1975)
„Ich finde, daß Lou Reed in „Berlin“ die Situation eines Spionagethrillers aufnimmt, wobei der orientierungslose Spion im Nebel eine Zigarette raucht.“ (Interview der Gruppe Kraftwerk, 1975)
Westberliner Ballade 8 Tage danach Eine poetische Reportage von Manuel Attali (Fotos) und Frédéric Moulin (Text)
Ballade de Berlin - Ouest à brêche + 8 Un reportage poétique de Manuel Attali (photos) et Frédéric Moulin (texte)
Dieses Klopfen Der Meißel an der Berliner Mauer Von einem Ende bis zum anderen Und die Wurststände… "Bier, Wodka für eine D-Mark" ruft die Mutter, "Bier, Wodka für zwei D-Mark" ruft das Kind Denn ein Bier für eine Mark und ein Wodka für eine Mark Das macht zwei Mark, und das Kind lacht Und zieht seinen Vater am Ärmel Der Lederjacke. Eine Jacke, wie sie der ostdeutsche LKW-Fahrer trägt, Breitschultrig und mit offenem Blick - endlich eine Erklärung Für die Plakate Des sowjetischen Realismus. Heute abend kommt seine entwaffnende Offenheit Hinter einem Bierkrug zum Vorschein Down here in West-Berlin. Er sucht ein Mädchen Das er in den Arm nehmen kann,
La rangée des échos Des coups de burin sur le mur de Berlin Tout du long, tout du long Avec aussi des stands de merguez... "Bier, Wodka für ein D-Mark" crie la mère ; "Bier, Wodka für zwei D-Mark" crie l'enfant Puisqu'une bière à un Mark et une vodka à un Mark Ca fait deux Mark, et l'enfant rit Et il tire son père par la manche De cuir. Comme les vestes de cuir que transporte le chauffeur est-allemand, Torse vaste et regard franc - enfin compris D'où sortent les affiches Du réalisme soviétique -, Dont ce soir la candeur puissante S'étale derrière une chope Down here in West-Berlin. Il cherche une fille À saisir entre ses bras Pour cette nuit.
Für diese Nacht. Hier wie auch überall sonst - und recht hat er ja Hier wie auch überall sonst Ist das Mädchen mit der Kappe, das aus Frankreich kommt Einfach hübscher wenn sie lacht. Das tut sie auch: Sie lacht Und schlägt die Einladung aus. Deshalb bleiben er und seine Freunde bei uns Wir trinken und hören den good old Rock'n'Roll Down here in West-Berlin.
Ici comme ailleurs — et il a raison Ici comme ailleurs La fille à la casquette qui arrive de France Est plus belle quand elle sourit Et c'est ce qu'elle fait : elle sourit et elle décline L'invitation. Alors lui et ses amis continuent à boire avec nous En écoutant le vieux rock 'n' roll Down here in West-Berlin
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Die Stimmung in der S-Bahn Erinnert mich kurz an diese weit zurückliegende Zeit, Als Berlin für mich eine Stadt war, Die nicht existiert. Ein Engel geht mißgestimmt über den Siegesplatz, Der Eintrachtsplatz nach der Neutronenbombe. Wir sind nämlich zu dritt - ach, Unglückszahl! Warum nicht zu viert, warum nicht sechs, acht Nein, zu dritt treten wir aus einem kalten verlassenen Boulevard hervor, Der armselig im trüben Licht liegt, Das von der Mauer gedämpft wird, Die vor achtundzwanzig Jahren Zwischen dem Engel und dem Brandenburger Tor errichtet wurde. Zur Zeit rechnet man Tag für Tag damit, Daß dieser Teil der Mauer fällt: All diese Menschen, die hier Tag und Nacht ausharren, wie wir, Um den Sturz eines Symbols mitzuerleben, und Um die Geschichte zu sehen
La vue dans le S-Bahn Me rappelle un instant ce temps, ce temps Où Berlin était pour moi La ville qui n'existait pas. Un ange passe sur la place de la Victoire, La Concorde après la bombe à neutrons. C'est que nous sommes trois — oh! le vilain nombre! Pourquoi pas quatre, six, huit -, Trois alors que nous débouchons d'un fantôme de boulevard Glacé qui traine la savate sous une lumière déçue Par l'impassibilté de la muraille érigée Entre l'Ange et la porte de Brandebourg, Il y a vingt-huit ans. Ces temps-ci, chaque jour on attend la chute De ce morceau du mur de Berlin : Tant de gens plantés là, le jour, la nuit, nous aujourd'hui Pour voir tomber un symbole, et puis Pour voir l'Histoire
und vielleicht auch um zu überprüfen, Ob das Licht des Boulevards dann pulsiert Wie ein Stück Fleisch. Die Zeit verstreicht, uns wird immer kälter, die Nacht ist hereingebrochen, Down here in West-Berlin. Den Rücken dem Tor zugewandt, schwenken ein paar Aufrührer Eine schwarz-rot-goldene Fahne mit einem Adler durch die Luft Und streiten mit der Masse über Cola und Vietnam. Mit meinem Schal vor dem Gesicht gäbe ich ein schönes Titelbild ab. Wenn die Mauer heute abend hier fällt, werden wir alle umarmen Brüderlichkeit ist ein Zeitvertreib Down here in West-Berlin.
et pour constater peut-être Si oui ou non la lumière du boulevard Va palpiter alors comme une chair. Et nous, nous avons si terriblement froid au fil des heures, la nuit tombée Down here in West-Berlin. Dos à la porte, des agités brandissent Un drapeau noir-rouge-or frappé d'un aigle, S'engueulent avec la foule sur le coca et le Viet-Nam. Je ferais une belle couverture de magazine avec mon foulard sur le nez. Si le mur tombe ici ce soir, nous embrasserons tout le monde La fraternité est un passe temps Down here in West-Berlin
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U-Bahn Charlottenburg. In dem göttlichen Licht einer kalten Sonne Regt sich nichts und niemand. Davor hebt sich ein kleiner pastellfarbener Hochzeitskuchen ab, Auf dem keine Figürchen stehen, die die Herzen derjenigen rühren, Die zu spät zur zweiten Hochzeit dieses Paars gekommenen sind, Das sich endlich wieder für geeint hält - Im guten wie im schlechten, hier wie überall sonst auch. Zahllos sind sie aus der roten Stadt herbeigeströmt, Diese Fans des Westen, Und nun stehen sie für eine Schale Suppe Schlange, Inmitten der knipsenden Fotoapparate, die schnackeln wie preußische Offiziersstöcke. Und wenn sie gut gegessen haben Vor den Augen der ganzen Welt
Station Charlottenburg, Emergeant dans la lumière divine d'un soleil sans chaleur, Personne ni rien ne bouge : Petite pièce montée pastel Sans figurines de mariés pour faire vibrer les cœurs Des convives en retard aux secondes noces De ces époux qui se croient enfin réunis — Pour le meilleur et pour le pire, ici comme ailleurs. Ils sont venus innombrables de la ville rouge, Les amants de l'Ouest, À faire la queue pour leur bol de soupe Entourés par les déclics des appareils photo claquant comme des baguettes Prussiennes. Et quand ils auront bien mangé, Sous les yeux du monde, Qu'ils auront bien conservé leurs précieux deutschemarks, Ils iront par les rues
Und ihre wertvollen D-Mark noch haben, Dann werden sie durch die Straßen ziehen Und hübsche Kleider kaufen und dies und das Und auch Tortenschaufeln… Sind die verlorenen Brüder, die man beweint hat (am Fuße der Mauer) Schon zu Fremden geworden Down here in West-Berlin? Mit stumpfem Blick und hängendem Schnurrbart gehen sie durch den Übergang Friedrichstraße Während die Fernsehanstalten der ganzen Welt, Die Mikros, die Objektive, die Techniker, die Zensoren, Die Gerüste Und selbst der frierende Kameramann mit der Decke auf dem Kopf Das Tor Tag und Nacht im Auge behalten, Down here in West-Berlin.
S'acheter de jolis vêtements, des choses et des machins Et des pelles à gateau... Les frères perdus que l'on a pleurés (au pied du mur) Sont-ils déjà devenus des étrangers Down here in West-Berlin ? Et l'œil morne déjà, la moustache triste, ils transitent par Friedrichstrasse Tandis que les télévisions du monde, Leurs micros, leurs objectifs, leurs professionnels, leurs flics, Leurs échafaudages, Le caméraman transi, une couverture sur la tête, Scrutent la porte jour et nuit
Down here in West-Berlin.
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Mit leerem Bauch und leerem Gehirn Trotte ich durch die nächtlichen Prachtstraßen Hinter den beiden Mädchen mit den silbern leuchtenden Venen her, Die meine Begleiterinnen sind Und deren Vergangenheit - all diese Namen ohne Gesichter nicht meine eigene ist. Genauso wenig wie auch die Vergangenheit Berlins Mit der unseren gemein hat. Der junge Mann, der mir über den Weg läuft Ist groß. Sein Gesicht ist bleich, fein und wie versteinert, Was die zwei schwarzen Ränder Unter seinen Augen noch unterstreichen. Sein silbergrauer Trenchcoat, sein kurzes Haar - Das dazu hin noch purpurrot ist All das erinnert mich daran, Daß Berlin die Stadt war, die es nicht gibt. Heute morgen habe ich den Bahnhof Zoo gesehen, Aber nicht die Kinder…
Dent creuse et cervelle vide, Traîné hagard dans les avenues nocturnes Derrière les deux filles aux veines irriguées de vif-argent Qui sont mes compagnes d'errance Et dont le passé — tant de prénoms sans visage — n'est pas le mien Tout comme n'est pas le nôtre Le passé de Berlin. Le jeune homme que je croise Est grand. Son visage blafard, fin et pétrifié, souligné par deux traits noirs Tracés juste en dessous de chacun de ses yeux, Son pardessus anthracite, ses cheveux courts — Et pourpre surtout ! — Tout cela me rappelle que Berlin Etait la ville qui n'existe pas. J'ai vu le Bahnhof Zoo ce matin, N'en ai pas vu les enfants... Y ai fumé des cigarettes est-allemandes
Ich habe dort ostdeutsche Zigaretten Mit einem alten Spinner mit einer Schiffermütze geraucht. Ich habe die Nacht nicht als lächerlicher Gruftie verbracht, Der auf Bauhaus und Nick Cave tanzt, Ich habe in Kreuzberg keine türkische Pizza gegessen, Habe weder Iggy Pop noch David Bowie getroffen, Kein Café an der Mauer gesehen Erst recht keine Gitarren und wenig Liebe… Stumpfsinnig - da ich die Sprache nicht spreche habe ich bei Burger King Ein Kola geplouft Down here in West-Berlin.
Avec un vieux fou à casquette de marin. N'ai pas fini la nuit en grotesque gothique Dansant sur Bauhaus et Nick Cave ; Pas été à Kreuzberg manger des pizzas de Turquie ; N'ai rencontré ni Iggy Pop, ni David Bowie. Pas vu de café au pied du mur, Encore moins de guitare et bien peu d'amour... Hébété, paralysé par la langue, à Burger King, Ich habe ein Kola geploufen Down here in West-Berlin.
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Dieses Klopfen Der Meißel an der Berliner Mauer Von einem Ende bis zum anderen Sie kommen aus dem Osten, aus dem Westen, Aus ganz Europa (unserem Europa) und selbst aus Amerika. Da sind Engländer, die keinen Schritt Ohne ihren Union Jack machen; Sie sind gekommen, um Mauerstücke und Betonsplitter zu erbeuten. Die einen spielen das Spiel der Freiheit, Die anderen geben einfach an oder wollen voller Nostalgie Einen Splitter des kalten und grausamen Mythos mitnehmen (Der sich eh schon vor langem In sein perverses „Künstler“-Gehirn gebohrt hat). Weiter hinten versuchen Männer mit langen Eisenstangen Die Metallgitter, die die Mauer krönen, herunterzuhebeln. Mit derjenigen, die schnell die Schnauze voll hat,
La rangée des échos Des coups de burin sur le mur de Berlin Tout du long, tout du long... Ils sont venus de l'Est et de l'Ouest, De toute l'Europe (la nôtre) et même d'Amérique ; Il y a là des Anglais qui ne se déplacent pas sans Leur Union-Jack ; Ils sont venus arracher des bouts et des morceaux, Qui pour jouer à la liberté Qui pour frimer ou emporter nostalgique Un éclat de mythe glacé et cruel (De toute façon depuis longtemps fiché Dans leur cerveau "artiste" et pervers). Là-bas des hommes font levier au moyen de grandes barres de fer Afin de faire basculer les renforts metalliques qui couronnent le béton. Ici avec celle-qui-se-lasse-vite, adossés ensemble contre le mur,
lehnen wir rücklings an der Mauer Und posieren unter einer Inschrift, Das „We can be heroes“ aus der Zeit, als Berlin Für uns die Stadt war, die nicht existiert… Die Ruhe des No Man’s Land im Kontrast zu unseren einfarbigen Gesichtern, Eine große rote Scheibe Klebt über dem ausklingenden kalten Nachmittag. Wir haben sie schon unterwegs gesehen, Als ich vor einer erhabenen und trostlosen deutschen Landschaft Einen löslichen Couscous gegessen und dabei Reggae gehört habe! Als eine weinselige Gruppe zwischen zwei Stücken Einen French Cancan hinlegt Tam - tam tam - tam tam / tam tam tam tam - Bum! So träumt man am Brandenburger Tor Down here in West-Berlin.
Nous posons sous une inscription, Le " We can be heroes " de l'époque où Berlin Etait pour nous la ville qui n'existait pas... Sérénité du terrain vague face à nos visages monochromes, Un grand disque rouge plaqué Sur le froid de la fin d'après midi. Nous l'avons déjà vu sur la route quand Devant un paysage allemand solennel, désolé, Je mangeais un couscous soluble en écoutant du reggae ! Et alors qu'entre deux morceaux, un groupe de bar Amorce un french cancan, tan - tan tan - tan tan / tan tan tan tan - BOUM ! rêve-t-on à Brandenburger Tor, Down here in West-Berlin .
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Im Osten ist das Zu rote Blut der Klaustrophoben verspritzt, Auf unserer Seite ist die „Mauer der Schande“ kunterbunt: Tausende Farben, von einem Ende zum andern, Down here in West-Berlin. Ein verdutzter Gaukler singt im tanzenden Gold „can‘t get no satisfaction“ - Warum kommen denn die Kobolde, die den Hopfen der Germanen brauen, dem gesprächigen, in Ungnade gefallenen Aquitanen nicht zu Hilfe! – Ich habe meiner germanischen Königin eine Rose geschenkt. Diese Blume werfen wir nun Durch eine der Spalten, Die die Meißel in die Berliner Mauer gegraben haben. Wir werfen sie zu einem Wachturm hin, auf dem sich VOPOs langweilen, Hier wie überall sonst auch. Ja, Brüderlichkeit ist ein schöner Zeitvertreib,
Éclaboussé à l'Est Du sang trop vif des claustrophobes Le " mur de la honte " est bariolé de ce côté : Mille couleurs tout du long, tout du long, Down here in West-Berlin. Baladin ahuri chantant " can't get no satisfaction " dans le repaire de l'or dansant — Que les lutins qui brassent le houblon des Germains Viennent en aide à l'Aquitain bavard en disgrâce ! — J'ai offert une rose à celle qui reste ma reine germanique. Cette fleur nous la jetons A travers l'une des failles creusées Par les burins dans le mur de Berlin ; Nous la jetons en vue d'un mirador où les vopos regardent et s'ennuient Ici comme ailleurs. Oui, la fraternité est un bien beau passe-temps
Down here in West-Berlin. La rangée de failles Des coups de burin dans le mur de Berlin Permet à l'œil curieux de se poser sur un Autre mur, sans fente, Sans peinture. J'avais peur, moi qui ai longtemps rêvé seul De sublimes grisailles nourries du sang des claustrophobes, J'avais peur qu'ils mettent à bas Le mur qui coupe la ville qui n'existait pas Avant même que j'aie pu y faire mon morbide pélerinage. Mais ce n'était pas la peine, nous en construirons d'autres Ici ou ailleurs, et même entre nous aujourd'hui Down here in West-Berlin.
Down here in West-Berlin. Diese Spalten Der Meißel in die Berliner Geben dem neugierig schweifenden Auge den Blick frei Auf eine andere Mauer ohne Spalten Und ohne Farbe. Ich hatte Angst, ich, der lange alleine von Der tollen Eintönigkeit geträumt habe, die vom Blut der Klaustrophoben lebt. Ich hatte Angst, daß sie diese Mauer einreißen, Die die Stadt teilt, die nicht existiert Bevor ich diese morbide Pilgerfahrt unternehmen kann. Aber das war nicht nötig, denn wir werden andere Mauern errichten, Hier und auch anderswo, und heute auch zwischen uns, Down here in West-Berlin.
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An der Stirn das Zeichen Des zu früh abgebrochenen Kreuzzuges Führt ein teutonischer Ritter in den Kneipen Seinen imposanten Körper und seinen prallen Bierbauch umher. Als er mit mir spricht - Herzlich und schrecklich – Leuchtet die Sonne Spaniens in seinem Stoppelbart Die Gläser werden gefüllt und geleert… Er bemerkt mein jugendliches Alter, und in gebrochenem Englisch Macht er mich zum Zeugen Des wehenden Windes und der kommenden Stürme Down here in West-Berlin. Deshalb sage ich, was ich fühle, sehe, spüre: Wie gut es ist, denke ich, daß diejenigen, die geflohen sind Oft wieder an den Ort zurückkehren, der ihr Gefängnis war Um daraus voller Hoffnung und Kraft
Le front marqué du signe Des croisades trop tôt abandonnées, Un chevalier teutonique trimbale dans les tavernes Son imposante carcasse et sa panse gonflée de bière. Et alors qu'il me parle, Cordial et terrible, Luit dans sa barbe brousailleuse un soleil espagnol. Les verres s'emplissent et se vident... Il voit ma jeunesse et dans son anglais heurté Me contraint à me faire le témoin Du vent qui souffle et des tourmentes à venir Down here in West-Berlin. Alors je dis ce que je sens, vois, devine ; Comme il est bon, je pense, de voir ceux qui ont fui Souvent retourner à ce qu'ils ont cru être leur prison Pleins de l'espoir et de la force
Endlich ihr Heim zu machen. Seine Zustimmung rührt mir das Herz, und ich Armer Heuchler Bin fast betrunken vor Freiheit! Ohne Übergang und Zusammenhang spricht er plötzlich Von dem jungen Mann, der blutend am Fuße der Mauer liegt, Der über eine Stunde diejenigen um Hilfe bat, Die ihm nur Pflaster zuwerfen konnten, Von der anderen Seite der Mauer aus. - Down here in West Berlin. Der Ritter, der auch an der Mauer gemeißelt hat, geht pissen und verabschiedet sich, Bedankt sich „for interesting talking“ Down here in West-Berlin.
D'en faire enfin un foyer. Son approbation fait chaud au cœur et, Pauvre hypocrite, Me voilà presque ivre de liberté ! Ni transition, ni situation quand il évoque Le jeune homme étendu sanglant au pied du mur Qui appela à l'aide plus d'une heure Ceux qui lui jetaient des pansements Depuis l'autre côté - Down here in West-Berlin. Le chevalier, qui a lui aussi manié le burin, va pisser et me quitte En me remerciant "for interesting talking" Down here in West-Berlin.
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Verstört von diesem Fauxpas Habe ich den Eindruck, in sämtliche Fettnäpfchen getreten zu sein, Die es in Berlin gibt. Die Reise nach Jerusalem Hundert Mal gespielt, hundert Mal verloren. Gestern hat mir eine Kleine mit Melone gesagt, Daß ich keinen Blick mehr hätte. Heute abend habe ich im Fernsehen gesehen, Wie Berlin brannte, In dem Stahlsturm glaubte ich die Fassaden wiederzuerkennen, Und ich habe auch den letzten Naziaufmarsch Unter dem Brandenburger Tor gesehen. Und dann bin ich ins Café ‘Les Pipos’ zurückgekehrt, Da wo wir im warmen Licht geredet haben Über Einbrüche und unsere Berliner Träume. Und wenn ich meinen Blick verloren haben sollte, so habe ich doch Eine Stadt für meine Berliner Träume Gesehen und letztendlich auch gefunden.
Abruti par l'impair, Je crois être rentré dans toutes les portes vitrées que compte La ville de Berlin ; Cent fois joué, cent fois perdu A la chaise musicale. Hier une minette à chapeau melon m'a dit Que je n'avais plus de regard. Ce soir j'ai vu à la télévision Les jours où Berlin brûlait ; J'ai cru reconnaitre des façades dans la tempête d'acier Et j'ai vu le dernier défilé nazi Sous la porte de Brandebourg. Et, tu vois, je suis retourné au café des Pipos, Là-même où dans la lumière chaude nous avions parlé De nos cambriolages, de nos rêves Berlinois. Et si j'ai perdu mon regard, j'ai vu J'ai vu et finalement trouvé Une ville pour mes rêves berlinois...
Die Stadt, die es nicht gab, Habe ich gesehen, zerstört und dennoch wiedergefunden. Und jetzt, wo es zu spät ist, Wo ich hier im warmen Licht sitze, Weit weg vom Eisernen Vorhang mitten zwischen Feigheiten, Und die zerrissene Stadt im Nebel der Zigaretten zu Papier bringe, So liegt das wahrscheinlich daran, daß ich weiß, daß Du Nie wieder mit mir wegfährst Um morgens die kalte Luft einzuatmen Down there in West Berlin.
J'ai vu, détruit et pourtant retrouvé La ville qui n'existait pas. Si maintenant qu'il est trop tard, Assis dans la lumière chaude Bien loin du rideau de fer mais au milieu des lâchetés, Je couche ici la ville déchirée dans la fumée des cigarettes C'est peut-être un peu parce que je sais que tu ne repartiras Jamais avec moi Respirer au matin l'air glacé Down there in West-Berlin. (novembre 1989)
(November 1989)
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Fotografien Photographies Gedicht Poème Übersetzung Traduction Konzept und Gestaltung Conception graphique
Belichtung und Litho Photogravure Druck Impression Herausgegeben und vertrieben mit der Partizipation von Édité et distribué avec la participation de
Manuel Attali Frédéric Moulin Achim Häkel Blanche Rubini & Olaf Mühlmann les graphistes rübimann · die grafiker rübimann open graphic itf imprimerie Fabrice Benoist Ed. 118, rue de Clignancourt F-75018 Paris Les auteurs tiennent à remercier Marie Braunschvig, Armelle Hubert, Baptiste Levoir Die Autoren bedanken sich bei Marie Braunschvig, Armelle Hubert, Baptiste Levoir Tous droits réservés © Alle Rechte vorbehalten Paris sept.1999 Imprimé en France Gedruckt in Frankreich Dépôt légal : 4e trimestre 1999