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Nachtträume

Marcos Moraus Nachtträume waren das Zürcher Ballett-Ereignis des Jahres 2022. Als «tänzerisches Panoptikum und ambitioniertes Gesamtkunstwerk aus Tanz, Text, Musik und beeindruckenden Bildern» feierte die Presse den Abend, und das Publikum liess sich in sämtlichen Vorstellungen zu Ovationen hinreissen. Der spanische Choreograf Marcos Morau, der in Barcelona seit 2005 seine eigene Compagnie «La Veronal» leitet, hat sich mit seinen surrealen Inszenierungen einen Namen gemacht und ist gefeierter Gast bei den renommiertesten internationalen Tanzfestivals. Für Nachtträume arbeitete er erstmals mit dem Ballett Zürich zusammen. Ausgangspunkt seiner Kreation ist Der grüne Tisch, ein legendäres Tanzstück von Kurt Jooss aus dem Jahr 1932. Den Ersten Weltkrieg hatte der deutsche Choreograf seinerzeit als Totentanz dargestellt. Darin erschienen die Tänzerinnen und Tänzer als Typen, die anonymen Mächten ausgeliefert sind. Mächten, die am «grünen Tisch» über das Schicksal von Millionen entscheiden und zugleich jedes individuelle Schicksal negieren.

Neunzig Jahre nach Kurt Jooss fragt Marcos Morau angesichts neuer Weltenbrände in Nachtträume nach den Machtstrukturen von heute. Wie in einem selbstgewobenen Spinnennetz scheinen die marionettengleich agierenden Tänzerinnen und Tänzer zu zappeln. In einer Mischung aus Explosivität, Furor und Verzweiflung gelingt Marcos Morau mit dem Ballett Zürich eine tiefgründige Analyse der Gegenwart, in der uns Macht und Eitelkeit, Missgunst und Profitgier, Sozialdarwinismus und Wirtschaftsprimat allzu oft regelrecht im Würgegriff haben. Das Stück ist eine 90-minütige Albtraumreise in die Gefilde von Macht, Ohnmacht und kopfloser Gefolgschaft. In dunklen, kühlen Schwarz-WeissBildern weckt Marcos Morau in Nachtträume Erinnerungen an die Stummfilmzeit und den aufkommenden Nationalsozialismus mit erschreckenden Parallelen zur aktuellen politischen Weltlage. In der Traumwelt, die eine rätselhafte Königin heraufbeschwört und in der sich das Tänzerensemble geradezu ineinander zu verschlingen scheint, liegen Zerstörung und Hoffnung dicht beieinander.

Choreografie Marcos Morau

Musik Clara Aguilar

Bühnenbild Max Glaenzel

Kostüme Silvia Delagneau

Lichtgestaltung Martin Gebhardt

Dramaturgie Israel Solà

Michael Küster

Sänger / Schauspieler Ruben Drole

Ballett Zürich / Junior Ballett

Wiederaufnahme 4° Nov 2023

Weitere Vorstellungen 10, 16, 22, 26 Nov 2023 2 Dez 2023

Werkeinführung 45 Min. vor der Vorstellung

Dauer 1 Std. 35 Min. ohne Pause

Preise C CHF 169, 152, 130, 56, 20

Preise H° CHF 75, 59, 44, 25, 15 - AMAG Volksvorstellung

Partner Ballett Zürich a b

Aktuelle Informationen, Fotos, Videos, die Audio-Einführung und Interviews finden Sie auf www.opernhaus.ch/nachttraeume

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