175 Jahre Musikkapelle Tschengls Spielfreude seit 1847 AUS DEM RATHAUS Gemeinde Laas erhält das Label "Junges Dorf" KULTUR Auf denAlmenTschenglser JUGEND Gardaland ... "Wir sind da" von Allitz, Eyrs, Laas, Tanas u. Tschengls -PostaleAbbonamentoinSpedizioneS.p.A.ItalianePoste RegimePubblicazione–16.09.2021deln°02665/2021Aut. BimestralePeriodicità:Libero; -88Heft-2022Jahrg.: AugustJuli,
Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre! Das Redaktionsteam Liebe "s'Blattl"-Leserinnen und Leser,
auf die Titelseite unserer Sommerausgabe hat es wieder ein Jubiläum geschafft. Die Tschenglser Musikkapelle gibt es seit 175 Jahren! Musik, Sport, Kultur sind verbindende Elemente zwischen den Generationen. Aus vielen Einzel nen entsteht Gemeinschaft. Und dies gilt für alle Vereine in der Gemeinde Laas. Wir freuen uns über die zahlreichen Berichte aus dem Vereinsleben und all die anderen, ehren amtlich verfassten, Beiträge für das "s'Blattl".
G gehteselligeszu bei der Musi, das ist ein altes Klischee und doch nicht falsch. Musik schafft Verbindung und wer verbunden ist, weiß sich zu unter halten. Da kann es schon mal spät werden.
Alois Peer (1816-1879) von Steinach am Brenner als Leh rer nach Tschengls, dazu hat er den Mesner- und Organistendienst zu übernehmen. Der Schualmoaster war ein tüchtiger und talentierter Mann, der bald den Chorgesang von Instrumenten begleiten ließ. Im Mai 1847 heiratete er Brigitta Steck, die auch einer musischen Familie ent stammte. Zur Hochzeit konzertierte eine von ihm zusammengestellte „Musikbande“. Einen Gründungsakt hat die MK Tschengls nicht, doch es ist überliefert, dass Alois Peer als ers ter Kapellmeister im Schulhaus Pro ben abgehalten und die Männer im Notenlesen unterrichtet hat. Blasmu sik hat es schon vorher gegeben, aber nicht in dieser organisierten Form.
H stehtorn im Dialekt als Ausdruck für alle Blechblasinstrumente. „Hebbsch mir in Hourn?“ geht also auch, wenn man eine Trompete in der Hand hält.
J Amubiläumskonzert10.September 2022 findet das Jubiläumskonzert statt. Gleich zwei Neuheiten hat sich der Ausschuss ein fallen lassen: Ein Teil des Programms wurde durch eine online Abstim
zum
A 1845nfängekam
D Musikant:innenurchhaltevermögenbrauchen Biss, weil es Phasen gibt, in denen der Griff zum Instrument, der Probenbesuch oder so mancher Auftritt mühsam erschei nen. Was damals die Herausforderun gen eines kargen Lebens und des bäuerlichen Jahreslaufs waren, dem sich die Menschen zu stellen hatten, sind heute das bunte Freizeitangebot und die Anforderungen der Arbeits welt. Sich dennoch für eine Kapelle zu entscheiden, sich weiterzubilden und den Vereinsverpflichtungen nachzu kommen, ist nicht selbstverständlich.
F „Daseste Fest im Vinschgau“ lautete der Werbeslogan für das dreitägige Zeltfest im Mai 1997. Zum 150. Jubi läum der MK Tschengls zog man alle Register, lud Gastkapellen ein, zim merte Theken, organisierte unter Mithilfe aller Vereine einen Festum zug: Kurzum das gesamte Dorf war auf den Beinen, um dieses Jubiläum im großen Stil zu feiern. Noch lange wurde davon geredet, noch heute gehen die Anekdoten nicht aus.
E Inhrungdenspäten 1940er Jahren sollte der dienstälteste Musikant Alois Trö ger (Tounijaggl) ausgezeichnet wer den. In der Chronik von Philipp Trafo jer steht geschrieben: „Er war ein sehr ruhiger und bescheidener Mann. Als er für seine 60jährige Mitgliedschaft in der Musikkapelle geehrt werden sollte – die Latscher Musikkapelle war eigens nach Tschengls gekom men – verkroch er sich hinter seinem Ofen. Nur mit Gewalt konnte er her ausgezogen werden, damit ihm die Urkunde überreicht werden konnte.“
SpielfreudeJahre ABC Jubiläum Tschenglser Musi 1847-2022
Ein
I HistorischenstrumenteFotos zeigen, dass die Musi schon immer gut eingeteilte Register hatte. Zu Beginn viel Schlag werk und hohes und tiefes Blech, eher wenig Holzblasinstrumente. 1965 wurden neue Instrumente angeschafft, finanziert von der Frak tion Tschengls. Heute verfügt die Kapelle über eine schöne Zahl an Ins trumenten, dank der Unterstützung von Sponsoren und Gönnern.
Attraktive Musikgruppen sorgten für gute Stimmung, die erst verging, als für die angebotenen Hubschrau berrundflüge Strafen angedroht wur den. Ein weniger erfreuliches Kapitel, von dem der damalige Obmann Peter Steck ein Lied singen kann. Doch alles ist gut ausgegangen.
der
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C Aufgrundrescendoder privaten musikalischen Ausbildung, die die Kapellmeister Engelbert Tschenett (Steckn-Engl) und Josef Peer (Schualmoaster-Sepp) den Buben des Dorfes gaben, erfreute sich die Kapelle eines starken Nach wuchses. Später kam der Unterricht in den Musikschulen dazu. Im Jubilä umsjahr hat die Musikkapelle 49 Mit glieder mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren.
B mitusfahrtendemVerein sind meist ein beson deres Abenteuer. Die Musi hat noch nie eine Flugreise unternommen, aber bei langen Busfahrten schon oft ein gutes Sitzleder und Ausdauer beim Kartenspiel bewiesen.
Die Kapelle im Jahr 2016, Foto © Florian Peer
Obmann Hans-Jürgen Riedl (links) und Kapellmeister Josef Tschenett stehen seit 20 Jahren an der Spitze der Tschenglser Musi, Foto © Elmar Brunner
M „ImarschierenSchritt,Marsch!“
7 mung ermittelt. Der Kapellmeister hat 175 Stücke der vergangenen 20 Jahre ausgewählt, Franziska Andres hat sie mit Hörproben auf eine Web seite gestellt und allen die Möglich keit gegeben, ihre Lieblingsstücke zu bestimmen. Die meistgewählten werden am 10. September erklingen. Die zweite Idee, die umgesetzt wird: Die Kapelle wird beim Jubiläumskon zert durch ehemalige Musikant:innen verstärkt, die zum Mitspielen einge laden sind.
Q kamenuerflötennach den Schwegelpfeifen zum Instrumentarium der Kapelle. Ein altes, noch erhaltenes Exemplar aus Holz spielte Josef Thurner (PantlJosl, 1853-1941). Heute ist die Quer flöte in Tschengls in Frauenhand. In der ersten Reihe sitzen die Flötistin nen Margit Tscholl (spielt auch das Piccolo), Carmen Asam, Ramona Tscholl, Franziska Andres und Milena Oberhofer. Reditus bedeutetsolisauf Latein „Die Rückkehr der Sonne“. Welche Bewandtnis es damit in Tschengls hat, ist bekannt.
K Zwarupferschmiednichteinzig von der Tschenglser Musi gespielt, aber dennoch mit ihr verbunden ist ein besonderes Musik stück: Der kreuzfidele Kupferschmied. Es erklingt nur einmal im Jahr, beim Rohnenkirchtag am 8. September, den heuer die Musi ausrichtet. Die Noten für diesen vergnüglichen Marsch, zu dem auch gesungen und gepfiffen wird, sollen über Gufidaun nach Tschengls gekommen sein. Der Kupferschmied ist ein Stimmungsga rant und wird vom Publikum meist lautstark eingefordert.
P Beimrobelokalzweiten Tschenglser Dorfbrand im Jahr 1924 ist das Probelokal im alten Schulhaus abgebrannt. In der daraufhin neu errichteten Feu erwehrhalle sollte auch die Musi einen Raum bekommen, was einige Zeit dauerte. Man probte beim „Sil ler“ oder in einer Tischlerwerkstatt. Erst eine Spendenaktion, die Pfarrer Michael Leitner zum Wiederaufbau organisiert hatte, verhalf zur neuen Musihalle oberhalb der Feuerwehr halle (heute Zossweg). Seit 2004 hat die Musi ein neues Probelokal im Mehrzweckgebäude in der Sport zone, das auf Initiative von Gemein dereferent Markus Hauser errichtet worden ist. Er ist heute der dienstäl teste Musikant und seit 50 Jahren dabei.
L BeiederhosenderProzession knien die Teilneh menden nieder, wenn der Pfarrer mit der Monstranz den Segen gibt. In den Rindsledernen haben die Musikanten dabei etwas Mühe, da die Kniebund lederhosen wenig Bewegungsfreiheit erlauben. Seit 1985 hat die Musi ihre heutige Tracht: Von Fronleichnam bis zum Kirchtag tragen die Männer die Lederhosen, die restliche Zeit die lan gen Lodenhosen.
Es gibt eigene Richtlinien, wie man sich musizie rend bewegt. Über 30 Jahre lang ging Georg Riedl als Stabführer der Musi voran, gab die notwendigen Kommandos für ein geordnetes Gesamtbild und spornte die Kapelle zur Teilnahme an Wettbewerben an. Auf eigenen Wunsch hin gab Georg Riedl 2019 den Tambourstab an Alexander Januth weiter und marschiert seitdem am Flügelhorn im Marschierblock mit. Im Mai 2022 präsentierte die Jubelkapelle auf dem Sportplatz in Tschengls eine eigens einstudierte Marschiershow, die auf großen Anklang stieß. N Voneuerung1998 bis 2001 war Alexander Brunner aus Prad „der Kapelli“ der Tschenglser Musi. Er hat das musi kalische Spektrum modern erwei tert, den Ankauf vom kombinierten Schlagzeug und von Saxophonen angeregt. Die Musi hat von sei ner mitreißenden Art das Grooven gelernt, das lässige Spiel. Den Pep hat sie sich beibehalten! O Werbmanngestaltet spätnachts noch Flyer für das Fest? Wer telefoniert und rennt unermüdlich, nicht nur für die Musi, sondern gleich für mehrere Vereine? Wer hat schon wieder eine neue Idee für ein Event? Wer hat die komplexe Bürokratie im Blick und die Musi im Griff? Der Hansi, Hans-Jürgen Riedl, Musi-Obmann seit 2002. Seit 20 Jah ren stellen Hans-Jürgen als Obmann und Josef Tschenett als Kapellmeister das erfolgreiche Führungsduo.
Josef Peer (Schualmoaster-Sepp) war von 1971-1992 Kapell meister. Er ist ein Urenkel des ersten Kapellmeisters und der fünfte aus der Familie der Schualmoaster.
Z Wennusammenhaltesdrauf ankommt, hält die Musi immer zusammen. Wenn es drauf ankommt, reißt sie sich zusam men. Wenn es gilt, sind alle da. Ein Hoch auf die vielen Vereinsfunktio näre, die es in 175 Jahren gegeben hat, aber auch auf die vielen Musi kant:innen, die Passion und Zeit für die Musi aufbringen. (mr) 2019 vor dem Wiener Belvedere 8
S DiechualmoasterTschenglser
T AmaktstockDirigentenpult
Andrea Tschenett war von 1992 bis 1998 die erste Kapellmeisterin in Tschengls und hat Querflöte studiert. Ilse Tschenett spielt seit über 30 Jah ren 1. Trompete/1. Flügelhorn. Die drei sind die Kinder von Engelbert Tschenett (Steckn-Engl, 1927-2011) und Notburga Gaiser. Es gibt neben der Schualmoaster-Familie somit eine zweite, die für die Tschenglser Musi viel geleistet hat und leistet. Engel bert war von 1955-1971 ein zuver lässiger Kapellmeister.
You Are Not Alone von Michael Jackson hat die Kapelle einstudiert. Sie macht selbst vor dem King of Pop nicht Halt.
steht seit 2002 Josef Tschenett (Steckn-Sepp). Der 1981 geborene Tischler und Land wirt hat den Taktstock im jugend lichen Alter übernommen, als die Musi ohne Kapellmeister da stand. Er sprang in die Bresche und baute durch die Kapellmeisterausbildung seine Kompetenzen aus. Seit 20 Jah ren führt er die Kapelle ehrenamtlich. Sepp versteht es, abwechslungsrei che Stücke auszuwählen und sie bei Teil- und Vollproben einzustudieren. Man könnte sagen, das Talent ist ihm und seinen Schwestern Andrea und Ilse in die Wiege gelegt, doch das allein reicht nicht. Alle drei wussten aus ihrem Talent etwas zu machen.
Musi ist eng mit den Schulleuten Peer verbunden, ihre Nachkommen werden noch heute so genannt. Auf den ersten Kapell meister Alois Peer folgten mehrere aus seiner Familie. Dem Dorfbrand von 1885 fielen Instrumente und Notenmaterial zum Opfer. Der zweite Kapellmeister Josef Peer (1848-1915), ein Sohn von Alois, rekonstruierte die Noten, sammelte, tauschte und schrieb ab, damit die Kapelle wieder eine Basis hatte.
U DiemständeKapelle hatte viel Ausdauer, denn sie besteht seit 1847 ohne längere Unterbrechungen. Sie hat zwei Dorf brände, zwei Weltkriege, Faschismus und Nationalsozialismus, die Option, mehrere Muren und Pandemien über dauert. Der Neustart nach dem Ersten Weltkrieg gestaltete sich schwierig, auch weil Kapellmeister Josef Peer 1915 verstorben war. Johann Tarnel ler (Wastl-Honnes) sprang bis 1922 ein. Dann übernahm Josef (Peppi) Peer (1888-1955) die Musi, wiede rum ein Schualmoaster, der dritte der Musigeschichte. Auf ihn folgte der vierte, sein Bruder Andreas Peer. Bis 1946/47 dirigierte er die Tschen glser Musi. Er ist der Vater der vielen Schualmoaster, die wir kennen: Sepp, Maria, Touna, Otto, Brigit, Frieda, Ander. V MiteränderungJosefPeer (geb. 1936), dem wei tum bekannten Schualmoaster-Sepp, wurde 1971 der vorerst letzte aus der Schualmoaster-Familie Kapellmeister. Er förderte besonders die Jugend, in seiner Stube brachte er manchem Tschenglser das Instrumentenspiel bei oder fuhr die Buben mit sei ner Vespa zum Unterricht. Dabei bestimmte meist er, welches Instru ment nützlich war und gelernt wer den musste. Bis 1992 konnte er die Kapelle bei Wertungsspielen zu Erfol gen und bei Konzerten zu Anerken nung führen. 1989 wurde der Sepp in Innsbruck mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol ausgezeichnet. Das Gesellige kam und kommt beim Sepp nicht zu kurz, er beobachtet noch
Doch es ist auch der Titel einer Kom position aus der Feder von Armin Kof ler. Das stimmungs- und anspruchs volle Auftragswerk der Tschenglser Musi war ein Geschenk zum 10jähri gen Jubiläum von Kapellmeister Josef Tschenett. Beim Frühjahrskonzert 2014 wurde es uraufgeführt.
immer mit Sympathie die Ausrückun gen der Kapelle. 1981 holte er die ers ten vier Musikantinnen in die Kapelle, sie stammten aus Eyrs: Sibylle Kainz, Andrea Parth, Karin Riedl und Mar git Telser. Auf die Vier folgten nach und nach einige Tschenglserinnen. So kommt es, dass heute 22 Frauen und 27 Männer im Verein sind.
W Dortienkennt sich die Musi aus. 2005 und 2019 nahm sie am Österreichi schen Blasmusikfest teil und konzer tierte vor dem prunkvollen Schloss Belvedere, marschierte stolz in Schönbrunn und dem Ring entlang und brachte das Rathaus zum Beben.
Musiausflüge sind sehr beliebt, einige Reiseziele der vergangenen Jahrzehnte waren Hittisau, Silbertal, Innsbruck, Altrei, Spinges, Ratschings, Bregenz, Prag, Chioggia und Venedig.
X hatylophondieMusi keines, aber ein selbst gebautes Röhrenglockenspiel!
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