Design Anarchy

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Deutsche Ăœbersetzung

orange press


Als Kind spielte ich auf den leeren Grundstücken zwischen den Gebäuden, zwischen Ruinen, auf Brachland, auf verlassenen Industrieflächen, in Kies- und Sandgruben. Diese Räume, die durch Fehlplanung entstanden waren, waren unser Reich, das Reich der Kinder. Unser Raum war ein schmutziger, ungenutzter Ort, mit Schlangen, Echsen, Insekten jeglicher Art und wilder Vegetation.

Die Heilige Schrift

Kinder verstehen instinktiv die Sprache der natürlichen Vegetation. Sie können sie lesen, wenn sie nur über den Zaun klettern und ungestört spielen dürfen. Aber die Stadtgärtner kommen – die Zerstörer von Geheimnissen, die Mörder der leeren Räume. Sie mähen, pflastern und bepflanzen die Plätze, auf denen Kinder und Jugendliche einst spielten.

Sie befestigen die Wege, auf denen die Menschen gehen dürfen und verbieten das Laufen auf dem Gras. Der Rasen hat immer akkurate Kanten und die Blumen sind in identischen Zementtöpfen angeordnet. Natürlichkeit wird verstanden als Vernichtung der Spontaneität durch perfekte Gartenarbeit.

Herbs

Mein Interesse gilt den Rhythmen der Natur. – Pollock

Im Kampf zwischen Kommerz und Kultur hat der Kommerz gesiegt, und der Krieg ist vorbei. – Milton Glaser


Amerika: Offen für Geschäfte

Unsere Arbeit vom Geruch des Geldes zu befreien ist sowohl heuchlerisch als auch vergebens. Es ist an uns ... uns vom Haben-Wollen zu befreien

Ich habe die Design-Szene so satt – die Kunst-Stars, die schwerkraftbeugende Techno-Tapferkeit, die unersättliche Heuchelei von Form und Funktion. Ich habe die endlosen Wettbewerbe satt, die bloß nicht zu verpassenden auf-den-Rücken-klopf-Konferenzen, die glatten Veröffentlichungen voller trivialer Enthüllungen. Ich habe die apollinischen Pixel-Pusher satt, die UnternehmerArschkriecher, die selbstgeweihten Unterhändler des guten Geschmacks.

Was Design braucht sind zehn Jahre totaler Aufruhr ... ... Scheiß-auf-alles-Anarchie ... ... danach wird Design vielleicht wieder etwas bedeuten ... ... für etwas stehen ...

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Nach den Anschlägen des 11. September startete San Francisco die Kampagne „Amerika: Offen für Geschäfte“, die entworfen wurde, so Bürgermeister Willie L. Brown Jr., um „die Welt wissen zu lassen, dass diese Stadt und dieses Land aus der Asche der nationalen Tragödie aufsteigen werden.“ Die Idee wurde schnell von Unternehmen und Städten im ganzen Land aufgegriffen.


Kapitel 0

Nimm alles, behalte alles. Meine Seele geht mit mir. Form der Formen.

Warum ist da etwas anstatt nichts?

Was geschah vor dem Urknall?

Hat das Leben auf der Erde einen Sinn?


Wildniskonferenz

Gerechtigkeit

Kunsteins Luftschiff kurzsichtig Filmsinn BĂźffel

Wir langweilen uns in der Stadt. Einen Sonnentempel gibt es nicht mehr.


Das größte Problem, das wir haben, ist das Problem der Erhaltung der Generationenkette. Es ist ein Problem der Kohärenz, der Bedeutung, des göttlichen Zeichens gegenüber dem amateurhaften Lärm.

Es gibt keinen Unterschied zwischen Menschen und anderen Tieren.

voller Beschnitt

Ich werde meinen Anrufbeantworter einschalten, mein Karpaltunnelsyndrom mit 800 Milligramm Morphium lindern, eine Marlboro-Light rauchen. Werde alleine heimgehen zu den Wiederholungsfolgen von Love Connection, meinem veganen Mikrowellen-Essen, Alanis Morissette und einem Schrank voller abgetragener Kleider. Werde das Telefon ausschalten und den Anrufbeantworter die Nachricht meines arbeitssüchtigen Freundes schlucken lassen, der mit seinem Kopf in 3-DModellierungen, Algebra und einer Promotion steckt und in ein altes, erbärmliches Schuldgefühl verstrickt ist, wegen seines Schätzchens in einem anderen Teil des Landes, das ihn nicht aufgeben will. Vielleicht mache ich einen Spaziergang am Strand und hebe etwas Müll auf. Vielleicht werde ich eine Tüte rauchen, ein bisschen Gitarre spielen, über meine VISA-Rechnung weinen.

Teuflisch

Kapitel 1

Als ich ein kleines Kind war und wir mit der ganzen Familie fernsahen, sagte mein Vater immer, dass wir die Augen schließen sollten, wenn Werbung kam.

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Form ist Macht ...

© 1967 unbekannter Designer Black Panther Party Logo


... eine Art, die Wirklichkeit zu ordnen

die ganze Welt ist ein Text

... Realitätsordner EREIGNISSE MUSTER STRUKTUREN PARADIGMEN FORMEN COOLS

Wasserpegel

Ich weiß, wie man Stimmungen, Nuancen, Werte und Sichtweisen direkt in dein Hirn einschleusen kann, ohne dass du etwas davon merkst ...

Einst gab es einen Weg, zurück nach Hause

Das Land der Dollars Normale Ausrichtung

Perfekt für tägliche Aufnahmen

Geh niemals auf die Kunsthochschule. Geh niemals nach New York. Miete niemals ein Loft an. Lösch deinen Schriftenordner. Vergiss Symmetrie und Farbabstimmung. Hör auf, Sätze aus Leitartikeln zu kopieren, die du nicht liest, um sie als Blickfang zu präsentieren. Geh weg von deinem Computer. Heb ab. Flieg nach Indien, ins ländliche China, nach Rio, Caracas, Belize. Misch dich unter die Stinkreichen und die Bettelarmen. Grab alle Wurzeln des Terrors aus. Lass Hunger, Krankheit, Grausamkeit, Lust, Gier, Selbsterhaltungstrieb und Völkermord deine Wegbegleiter sein. Wenn dir dann das Geld ausgegangen ist und du es nicht mehr aushältst, flieg zurück nach Hause. Schau in den Spiegel. Konfrontiere dich mit deinen Ängsten, deinen Schwächen, Stärken, deinem bevorstehenden Tod. Wenn sich dann langsam alles vor deinen Augen zu einem Bild zusammenfügt, geh und such dir Arbeit.


Zu viel Form züchtet Neid, Zynismus und Hass Schau dir die zu Tode durchdesignte Kultur der Niederlande an, wo alles so schön gestaltet ist, dass es letztendlich nur auf eine große Leere hinausläuft ...

Oder schau dir Japan an, wo die Besessenheit von sozialen Umgangsformen – zu viel Verbeugen, zu viel Auswendiglernen in Schulen, zu viel Brauchtum und das Geradeklopfen krummer Nägel – Kreativität und wahre Innovation erstickt hat.

Cooler Faschismus

Unsere globale Kultur des Konsums ist das beste Beispiel für ein Zuviel an Design – jedes Auto, jedes Haus, jeder Lippenstift, jedes Produkt bis hin zum Einwegrasierer wurde von einem Team von Designern poliert und gewienert, bis es vor kühler Begierde nur so funkelt und glitzert.

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Kapitel 2 Ich wollte Künstler werden, aber stattdessen wurde ich Grafikdesigner Ich weiß, ich habe einen Blick dafür

Die Erzeugung gefälschter Bilder ist eine Voraussetzung des Kapitalismus

Zeitgeist durch die Geschichte

Arts & Crafts-Bewegung, 1890er Jugendstil, 1980-1910 Futurismus, 1909 Plakatstil, 1917 De Stijl, 1917 Bauhaus, 1919 Art Deco, 1920er Konstruktivismus, 1920er Swiss Design, 1940er New York School, 1940er, 50er Pushpin Stil, 1960er Postmodernes Design, 1980er New Wave Typography, 1990er Design Anarchy, 2000er

Bruttosozialprodukt aller Länder der Welt


Drehend und drehend in immer weiteren Kreisen

Der Mindfuck beginnt Guten Morgen! Haben Sie Pears Seife benutzt?

Die Welt zerfällt, die Mitte hält nicht mehr

Wünsche wecken

Dicht gedrängt mit Schrift, voller Fakten

Vornehmheit, Kultur und eine glückliche Familie

Nur zwanzig Jahre trennen die beiden obigen Anzeigen voneinander, aber der Unterschied ist bemerkenswert. Werbung änderte sich von einer auf nüchternen Tatsachen beruhenden Produktbeschreibung hin zur Statussymbolik und dem Wecken von Wünschen.

Gefühle werden angesprochen Die Steinway-Werbung ist bereits modern. Sie argumentiert gefühlsmäßig und prägt einen unvergesslichen Werbeslogan.

Billiger Nervenkitzel

Fortschritt


Für die Kinder Die Hügel, die Berghänge der Statistik liegen vor uns. der steile Anstieg, wo es mit allem aufwärts geht, aufwärts, während es mit uns allen abwärts geht. Im nächsten Jahrhundert oder in dem danach, sagen sie, wird es Täler geben, Wiesen, wir können uns dort in Frieden treffen, falls wir es schaffen.

Benötigte Zeit, damit ein Zoll Erde wächst: 1.000 Jahre

Für den Anstieg auf diese kommenden Gipfel ein Wort an euch, an euch und eure Kinder: bleibt zusammen lernt die Blumen geht leicht

Gary Snyder, „Schildkröteninsel“, Frank Schickler Verlag Berlin, 1980

Mein Gefühl für Schönheit ändert sich, je näher ich dem Tod komme Jetzt gefallen mir kleine Sachen besser als eindrucksvolle Farben, die nicht so hell sind Mir gefällt ruhende Kraft mehr als dynamische Untertreibung mehr als Übertreibung Ich genieße den ruhigen Moment vor der Aktivität Und neulich Dämmerte es mir, warum Bashos einziges Gedicht über den Mt Fuji Einen Tag beschreibt, an dem der Nebel die Sicht auf den Gipfel verhindert ...

Ruhe, Stille und leeren Raum wird man ersehnen


DESIGN ANARCHY Übersetzung: Lisa Stadler und Stephanie Beiner Gestaltung: Undine Löhfelm Lektorat: Dagmar Danko, Heiko Fischer © für diese Ausgabe orange-press 2006 © der Originalausgabe Adbusters Media Foundation und Kalle Lasn ISBN alt: 3-936086-27-3 ISBN neu: 978-3-936086-27-0 Abdruck des Textes von Gilles Deleuze in Kapitel 12 mit freundlicher Genehmigung des Merve Verlags: Gilles Deleuze, Félix Guattari: Tausend Plateaus. Berlin, 5. Aufl. 2002, S. 583.


ISBN alt: 3-936086-27-3 ISBN neu: 978-3-936086-27-0

www.orange-press.com


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