Oxfamaktuell Nr. 48 / Heft 04 / 2009
Umfrage in Afghanistan Armut als Ursache des Krieges Gewalt im Ost-Kongo Nothilfe f端r die Vertriebenen
Wissen ist Macht Bildung darf kein Privileg sein
© Ami Vitale l Oxfam
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Seit Anfang 2009 wurden im Ost-Kongo etwa eine Million Menschen vertrieben. Oxfam leistet Nothilfe. Seite 4 – 5
Umfrage in Afghanistan Die Afghanen machen nicht die Taliban, sondern Armut und Arbeitslosigkeit für den Krieg verantwortlich. Seite 12
Titelfoto: Eine Schülerin beim Mathematikunterricht im Dorf Zigberi, Burkina Faso. © Ami Vitale l Oxfam
© Gulbuddin Elham l Oxfam
Auf der Flucht vor Gewalt
© Vera Siber l Oxfam Deutschland
Schreiben will gelernt sein. Zigberi ist ein Dorf in einer abgelegenen Gegend von Burkina Faso. Jahrelang gab es hier weder eine Schule noch einen Lehrer. Schließlich taten sich die Eltern zusammen und bauten mit Oxfams Unterstützung eine Schule für ihre Kinder. Bildung ist in den meisten armen Ländern keineswegs selbstverständlich – vor allem nicht für Mädchen. Dabei ist Bildung die Grundlage dafür, dass man sein Leben verbessern kann. Seite 6 – 11
Inhalt
Bildung ist eines der wirkungsvollsten und nachhaltigsten Mittel um Armut zu bekämpfen. Lesen, Schreiben und Rechnen zu können, ist Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben. Bei unserer Projektarbeit spielt Bildung fast immer eine Rolle. Es geht nicht nur darum, Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, wie wir das beispielsweise in Mali oder Burundi tun. Auch für Erwachsene ist Bildung oft ein Wendepunkt in ihrem Leben. Auf den folgenden Seiten kommen auch Menschen zu Wort, die erst als Erwachsene Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt haben. Eindrucksvoll schildern sie, wie sich dadurch ihr Leben und ihr Denken verändert haben. In Benin können besonders Mädchen oft nicht zur Schule gehen, weil sie arbeiten müssen, um ihre Familien zu unterstützen. Unsere lokale Partnerorganisation ASSOVIE hat für dieses Problem eine ungewöhnliche, aber sehr erfolgreiche Lösung gefunden: Sie haben die Schulen einfach an den Arbeitsplatz der Mädchen verlegt. Wir sind stolz, dieses außerordentlich erfolgreiche Projekt unterstützen zu können. Eines der Millenniumsziele der Vereinten Nationen lautet, bis zum Jahr 2015 sicherzustellen, dass alle Kinder weltweit zur Schule gehen können. Im Juni und Juli 2010 findet in Südafrika die Fußballweltmeisterschaft statt. Aus diesem Anlass startet die Global Campaign for Education, der auch Oxfam angehört, die Kampagne: „1Goal – Bildung für alle!“ Ich wünsche Ihnen/Euch allen ein gutes Jahr 2010! Herzlichst
© Eckelt l Oxfam Deutschland
Liebe Leserin, lieber Leser,
Inhalt Projekte 4 Nothilfe im Ost-Kongo 5 Kurznachrichten Titelthema: Bildung 6 8 9 10 11
Ohne Bildung keine Entwicklung Nicht nur für Kinder Frauenbildung rettet Leben 1:0 für Bildung gegen Armut Schule auf dem Wochenmarkt
Kampagnen 12 13 13 14 15
Umfrage in Afghanistan Schluss mit Rüstungsexporten Kurznachrichten FDP im BMZ Klima-Aktionen vor Kopenhagen
Fundraising 16 Trailwalker 2010 im Harz 17 Fünf Fragen an ... Shops 18 Unentgeltlich, aber nicht umsonst 19 Oxfams One World-Kalender 19 Shop-News Impressum 20 Was ist Oxfam? / Impressum
Paul Bendix Geschäftsführer, Oxfam Deutschland e. V.
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Projekte
„Eine von Menschen verursachte Katastrophe“ Seit Mitte 2009 leistet Oxfam Deutschland im Osten der Demokratischen Republik Kongo Nothilfe. Die Menschen im Nord-Kivu leiden unter den Folgen einer Militäroffensive der kongolesischen Armee gegen ruandische Rebellen. Projekt-Referentin Vera Siber reiste im Oktober in den Nord-Kivu, um den Erfolg des Nothilfe-Projektes zu überprüfen. Besonders beeindruckt hat sie die Gastfreundschaft der Kongolesen: Trotz der eigenen Not nehmen sie vertriebene Familien bei sich auf. Der Nord-Kivu ist ein hügeliges Gebiet mit viel Wald und grünen Wiesen. Das Land ist sehr fruchtbar – eigentlich könnte es alle seine Einwohner ernähren. „Wenn man hier unterwegs ist, und alles ist ruhig, scheint es ein Paradies zu sein“, berichtet Vera Siber. Nur hin und wieder sehe man Frauen, die mit ihren Kindern die Straßen entlang laufen, schwer beladen mit ihrem gesamten Hab und Gut. „Da merkt man, dass etwas nicht stimmt.“
die Zahl der Binnenvertriebenen auf eine Million geschätzt. „Uns war klar, dass es einen riesigen Bedarf an Nothilfe gibt“, sagt Siber.
Angst vor Cholera Seit Anfang 2009 hat sich die Situation für die Menschen im Nord-Kivu dramatisch verschlechtert. Im Januar startete die kongolesische Armee eine Militäroffensive gegen die ruandischen Rebellen im Ost-Kongo. Als Folge nahm die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung massiv zu: Dörfer wurden abgebrannt, Frauen vergewaltigt und die Einwohner vertrieben. Anfang Oktober wurde
Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt (AA) hilft Oxfam im Nord-Kivu den vertriebenen Familien. „Viele Menschen sind in die größeren Städte wie Lubero, Kanyabayonga oder Luofu geflohen“, erklärt Siber. „Wegen der großen Zahl der Vertriebenen ist die Wasserversorgung zusammengebrochen.“ Durch verunreinigtes Wasser können Durchfallerkrankungen übertragen werden. „Die größte Gefahr ist allerdings immer die Cholera, die sich rasend schnell verbreiten kann.“ Oxfam und das AA verteilen deshalb an mindestens 30.000 Vertriebene Haushaltgegenstände wie Wasserkanister und Geschirr. Außerdem Hygieneartikel für Frauen sowie Moskitonetze zum Schutz vor Malaria.
Eine Mitarbeiterin nimmt beim Registrierungsgespräch die Daten einer Frau auf, die mit ihrer Familie fliehen musste.
alle Fotos © Vera Siber l Oxfam Deutschland
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Oxfam versorgt die Vertriebenen mit Trinkwasser.
+++ Kurznachrichten ++++++++ Schulen für arbeitende Mädchen Kinder können nicht zur Schule gehen Viele der Vertriebenen kommen in Gastfamilien unter. „Die Gastfreundschaft der Kongolesen ist beeindruckend“, sagt Siber. „Trotz der eigenen Armut nehmen sie andere Familien bei sich auf.“ Es sei zwar nicht so, dass dann eine große Hausgemeinschaft entstehe, Gast- und Aufnahmefamilie kochen und essen beispielsweise getrennt, doch die generelle Hilfsbereitschaft sei da. Eine große Sorge für die vertriebenen Familien sei, dass ihre Kinder in der Regel nicht zur Schule gehen könnten. „Es gibt einfach nicht genügend Schulen und Lehrkräfte“, erklärt Siber. Hier wachse eine junge Generation ohne Schulbildung heran. „Solche Kinder ohne Zukunftsperspektiven sind meist noch gefährdeter als andere. Sie könnten beispielsweise als Kindersoldaten rekrutiert werden.“ Mit diesem Problem könne man sich aber gegenwärtig noch nicht befassen. Denn es müsse, so Siber, zunächst das tägliche Überleben der Menschen gesichert werden. Text: Veronika Koca
Der Bau von sechs neuen Bildungszentren auf Märkten in Cotonou, Porto-Novo und Abomey-Calavi in Benin ist fast abgeschlossen. Bald können hier rund 200 arbeitende Mädchen ohne Schulbildung Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Für die jungen Mädchen ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit. (Seite 11)
Vorbildliche Projektarbeit Oxfam Deutschland unterstützt in der Demokratischen Republik Kongo und in Burundi den Bau von Schulen. Finanziert wird dies auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Im September haben externe Gutachter die Projekte überprüft. Das Ergebnis: Die Arbeit unserer lokalen Partnerorganisationen wurde für sehr gut befunden!
Frauenrechte in Südafrika stärken Diskriminierung, sexualisierte Gewalt und patriarchalische Machtstrukturen gehören für viele Frauen in Südafrika leider zum Alltag. Ein neues, gemeinsames Programm mehrerer nationaler Oxfam-Organisationen möchte dagegen etwas unternehmen. Zusammen mit lokalen Partnerorganisationen wollen wir die Position von Frauen in Gesellschaft und Politik stärken.
Vera Siber (vorne links) beim Besuch von Oxfams NothilfeProjekt im Nord-Kivu. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet sie in der Entwicklungszusammenarbeit. Die gelernte Kfz-Meisterin hat mehrere Jahre in Kamerun, Mosambik, dem Tschad und Mali gearbeitet. Nach einem MasterStudium der Humanitären Hilfe ist sie seit 2007 bei Oxfam Deutschland tätig.
Titelthema Bildung
Ohne Bildung keine Entwicklung Wenn sich nicht bald etwas ändert, werden 2015 immer noch über 700 Millionen Erwachsene Analphabeten sein. Doch die Geberländer investieren zu wenig in die Bildungssysteme armer Länder, meint Oxfams Entwicklungsexperte Tobias Hauschild. In den Entwicklungsländern insgesamt können inzwischen 79 Prozent der Erwachsenen lesen, schreiben und rechnen. Das Problem ist jedoch, dass es mit der Bildung zu langsam voran geht. 80 Prozent der Analphabeten leben in nur 20 Ländern – mehr als die Hälfte von ihnen in Bangladesch, China, Indien und Pakistan. Es gibt Länder, in denen es über 45 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind.
Nicht jeder darf lernen Die Chancen auf Bildung sind innerhalb der einzelnen Länder oft sehr ungleich verteilt. Ob ein Kind zur Schule gehen kann, hängt vom Einkommen der Eltern, der Wohngegend, der ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, der Sprache und nicht zuletzt vom Geschlecht ab. Die Lösungswege sind daher entsprechend unterschiedlich.
In Ghana wurde der Zugang zur Schule erleichtert, indem die Schulgebühren abgeschafft wurden, die eine große Hürde für in Armut lebende Familien bedeuten. Zuvor hatte die Regierung die Ausgaben für Bildung wesentlich erhöht – etwa ein Fünftel des nationalen Budgets wird inzwischen dafür eingesetzt. So konnten Schulen gebaut und Lehrer eingestellt werden. Inzwischen gehen in Ghana 1,2 Millionen Kinder mehr zur Schule.
Mehr Geld für den Staat Bei Bildung geht es nicht nur darum, dass sich der Einzelne persönlich weiterentwickelt. Berufliche Aus- und Fortbildung ist eine ganz entscheidende Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Wenn besser Gebildete höhere Einkommen erzielen, steigen auch die Steuereinnahmen des Staates. Bildung ist eine wirksame Maßnahme im Kampf gegen den Hunger. Die Zahlen belegen, dass Unterernährung in dem Maße abnimmt, in dem die Menschen lesen und schreiben können. Beispiele aus Südasien und aus Afrika südlich der Sahara zeigen, dass Kleinbauern nach abgeschlossener Grundschulbildung ihre Höfe deutlich besser bewirtschaften als vorher. Daher ist es eine der dringlichsten Aufgaben der armen Länder, in Bildung zu investieren – ohne die Unterstützung der reichen Länder ist dies jedoch unmöglich. Text: Tobias Hauschild © Tom Pietrasik l Oxfam
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Die Lehrerin Asha Nishad mit einer Schülerin aus der Gemeinschaft Shanti Busti in der indischen Stadt Lakhnau. Die etwa 210 Familien der Gemeinschaft verdienen sich ihren Lebensunterhalt durch Müllsammeln. Auch die Kinder müssen mitarbeiten. Ursprünglich stammen die Familien aus der Provinz Assam, weshalb sich ihre Sprache, Kultur und Religion von der Mehrheitsbevölkerung unterscheidet. Sie erleben deshalb vielfach Diskriminierung. In der von Oxfam geförderten Schule wird den Kindern auch beigebracht, wie sie sich vor Krankheiten schützen können.
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© Ami Vitale l Oxfam
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„Als ich jung war, durften die meisten Mädchen nicht zur Schule gehen. Sie sollten im Haushalt helfen, Wasser holen und auf ihre Geschwister aufpassen. Ich hatte Glück, denn mein Vater hatte verstanden, wie wichtig Bildung ist. Allerdings war die nächste Mädchenschule weit entfernt – jeden Tag musste ich 15 Kilometer laufen, um dort hinzukommen. Heute arbeite ich als Sozialarbeiterin und versuche Eltern davon zu überzeugen, dass sie ihre Kinder zur Schule schicken.“ Manena Walet, Mali
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Titelthema Bildung
Nicht nur Kinder wollen lernen Sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ist Bildung die Chance auf eine bessere Zukunft. Lesen, schreiben und rechnen zu können, ist eine wichtige Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben. Bildung spielt darum bei fast allen unseren Projekten eine wichtige Rolle.
© Ami Vitale l Oxfam
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„Als Kind habe ich genau eine Woche die Grundschule besucht. Ich habe mich immer dafür geschämt, nicht lesen, schreiben und rechnen zu können. Dank Oxfam habe ich es inzwischen gelernt und das hat alles verändert! Wenn ich jetzt auf den Markt gehe, um Tiere zu verkaufen oder zu kaufen, kann ich viel besser verhandeln. Ich werde nicht mehr übers Ohr gehauen. Vor allem hat sich jedoch meine Art zu Denken verändert – ich kann meine Meinung klar ausdrücken und bin viel selbstbewusster geworden. Ich weiß, dass ich meine Probleme lösen kann, dass ich immer einen Ausweg finden werde.“ Oumar Ag Watanofane, Mali
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Kinder haben oft schon deshalb nicht die Möglichkeit zur Schule zu gehen, weil es in ihrer Gegend entweder gar keine gibt oder Unterricht nur in baufälligen Baracken stattfindet. In Mali und Burundi* unterstützen wir daher den Bau von Grundschulen. In der Demokratischen Republik Kongo* hat unsere Partnerorganisation in einer entlegenen Region eine weiterführende Fachschule errichtet. Diesen Sommer hat dort das erste Mädchen ihr Abitur bestanden! In einigen Gegenden Pakistans sind Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Unsere Partnerorganisation Saibaan errichtet darum mit unserer Hilfe Dorfgemeinschaftshäuser. Diese sind von allen akzeptierte Treffpunkte für Frauen und Mädchen, an denen sie sich austauschen, an Alphabetisierungskursen teilnehmen oder ein Kunsthandwerk erlernen können. Viele erhalten hier erstmals Beratung zu sexueller und reproduktiver Gesundheit. Für Erwachsene bedeutet eine Ausbildung häufig auch Befreiung. In Simbabwe unterstützen wir ehemalige Prostituierte, die sich zu Pflegerinnen für Aidskranke ausbilden lassen. Dies ermöglicht den Frauen einen immensen sozialen Aufstieg: Als Prostituierte wurden sie von der Gesellschaft verachtet und diskriminiert, als Pflegerinnen sind sie in ihren Gemeinschaften gefragte Expertinnen. Text: Reinhild Schumacher
* gefördert durch Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
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Frauenbildung rettet Leben Zwei Drittel der Analphabeten weltweit sind Frauen. In den letzen Jahren sind zwar in den meisten armen Ländern die Einschulungsraten für Mädchen gestiegen. Laut UNESCO gehen jedoch 75 Millionen Kinder nicht zur Schule, und davon sind mehr als die Hälfte Mädchen.
Geringere Kindersterblichkeit Es lohnt sich für Entwicklungsländer, in die Bildung von Frauen und Mädchen zu investieren. Die Oxfam-Studie From Closed Books to Open Doors zeigt, dass Kindersterblichkeit eng mit der Bildung der Mütter zusammenhängt: Bei gebildeten Müttern ist sie um die Hälfte geringer. Frauen, die zur Schule gehen, heiraten zudem später und sind entsprechend älter, wenn sie Kinder bekommen. Insgesamt haben sie weniger Kinder. Entsprechend geringer ist auch die Müttersterblichkeit.
Das sicherste Verhütungsmittel
© Ami Vitale l Oxfam
Gebildete Mädchen sind aufgeklärter und können daher selbstbewusster über ihr Sexualleben bestimmen. Sie setzen beispielsweise durch, dass ihre Partner Kondome benutzen. Überhaupt verbessert Bildung den gesellschaftlichen Status der Frauen und Mädchen.
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„Endlich lesen können – wenn ich einkaufen gehe, muss ich nicht mehr andere fragen, was auf der Verpackung steht. Ich wohne weit weg von meinen Eltern und Geschwistern. Wenn ich erst richtig schreiben kann, werde ich ihnen Briefe schicken. Dann kann ich ihnen von meinem Sohn erzählen und, dass ich sie nicht vergessen habe, sondern sie vermisse und jeden Tag an sie denken muss.“ Makata Walett Magalla, Burkina Faso
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Je höher die Schulbildung, desto stärker kann eine Frau ihr Leben eigenständig gestalten und die sie betreffenden Entscheidungen ihrer Familie beeinflussen. Wer einen Beruf erlernt hat, findet leichter Arbeit und verfügt über eigenes Einkommen. Bildung ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe an politischen Entscheidungen. Gebildete Frauen setzen meist alles daran, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Text: Sandra Dworack
Die Oxfam-Studie From Closed Books to Open Doors finden Sie hier: www.oxfam.de/download/open_doors.pdf
Titelthema Bildung
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für Bildung gegen Armut © Global Campaign for Education
Im Sommer 2010 findet in Südafrika die Fußballweltmeisterschaft statt. Passend dazu hat die Global Campaign for Education (GCE), der auch Oxfam angehört, die Kampagne: „1Goal – Bildung für alle!“ gestartet. „Wir wollen die Staats- und Regierungschefs daran erinnern, mehr Geld in die Förderung von Bildung in armen Ländern zu investieren“, sagt Oxfams Kampagnenleiter Jörn Kalinski. „Sie haben versprochen, bis 2015 jedem Kind eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Die internationale Politik unternimmt bisher zu wenig, um dieses Ziel zu erreichen.“ Die FIFA, Fußballstars wie Thierry Henry (Foto) und Anthony Baffoe sowie Königin Rania von Jordanien unterstützen die GCE-Kampagne. „Bis zum Ende der Fußballweltmeisterschaft wollen wir 30 Millionen Stimmen für das Ziel Bildung für alle sammeln“, erklärt Kalinski. Vor dem UN-Millenniumsgipfel im September 2010 sollen die Staats- und Regierungschefs nochmals den öffentlichen Druck spüren. Fußballfans und alle, die sich engagieren möchten, sollten daher die Online-Petition unterschreiben. Text: Fiona Uellendahl
Die Petition finden Sie hier: www.bildungskampagne.org
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„Während des Bürgerkrieges in Liberia wurden viele Kinder gezwungen zu kämpfen. Dadurch haben sie ihre Unbeschwertheit verloren. Auch meine Schüler haben schreckliche Dinge erlebt und als ihre Lehrerin trage ich ihre Probleme mit. Es ist nicht leicht, sie zu unterrichten. In einer von Oxfam geförderten Weiterbildung habe ich gelernt, geduldig mit ihnen zu sein, keinen Druck auszuüben und sie zu ermutigen.” Mary N. Kartee, Liberia
© Aubrey Wade | Oxfam GB
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Schule auf dem Wochenmarkt Ein Drittel der Menschen in Benin sind Analphabeten. Anstatt zur Schule zu gehen, müssen insbesondere Mädchen oft arbeiten, um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Viele von ihnen schuften jeden Tag auf dem Wochenmarkt. „Wenn die Mädchen nicht zur Schule kommen können, muss die Schule eben zu den Mädchen kommen“, dachte sich Oxfams Partnerorganisation ASSOVIE und richtete auf mehreren Märkten Unterrichtsräume ein. Wenn alle Kinder in Benin eine Grundschule besuchen sollen, bräuchte es mehr als 24.000 zusätzliche Lehrkräfte. Doch damit allein wäre den meisten Mädchen und Jungen noch nicht geholfen. „Viele müssen ihre Familien bereits früh unterstützen – sogar Sechsjährige arbeiten oft schon den ganzen Tag“, sagt Oxfams Leiterin des Projektbereichs, Nicole Schenda. „Besonders betroffen sind die Mädchen.“
Keine Zeit fürs Lernen Auf den Wochenmärkten der größeren Städte arbeiten viele Mädchen hart, um ihre Eltern und Geschwister über Wasser zu halten. Für einen regulären Schulbesuch bleibt da keine Zeit. Um diesen Mädchen eine Chance auf Bildung zu geben, geht Oxfams Partnerorganisation ASSOVIE ( Association Vinavo et Environnement ) einen ungewöhnlichen Weg: Sie haben Lehre-
rinnen und Lehrer ausgebildet und auf 14 Märkten in der Großstadt Cotonou Schulräume errichtet. Vier Stunden in der Woche werden die Mädchen hier unterrichtet. Voraussetzung ist die Erlaubnis der Arbeitgeber. „Es ist sehr viel Überzeugungsarbeit nötig, damit die Marktfrauen den Mädchen die Zeit für den Unterricht freigeben“, erklärt Schenda. Das Projekt ist so erfolgreich, dass es auch auf andere Märkte ausgeweitet werden soll: Insgesamt 450 Mädchen in Cotonou und der Hauptstadt Porto-Novo sollen die Möglichkeit bekommen, Lesen und Schreiben zu lernen. Text: Julia Jahnz
Oxfam Deutschland unterstützt das Schulprojekt in Benin seit Juli 2009. Mehr Infos finden Sie hier:
Fotos auf dieser Seite: © ASSOVIE
www.oxfam.de/spenden_benin
In Cotonou hat Oxfams Partnerorganisation ASSOVIE auf 14 Wochenmärkten Schulräume für arbeitende Kinder eingerichtet. Das Projekt ist so erfolgreich, dass es ausgeweitet werden soll.
© Gulbuddin Elham l Oxfam
Kampagnen
„Wir wünschen uns nichts mehr als Frieden“ Seit 30 Jahren herrscht in Afghanistan fast ununterbrochen Krieg. Ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht. Wie erleben die Menschen in Afghanistan den Krieg, welche Ursachen sehen sie dafür, und wie könnte er ihrer Meinung nach beendet werden? Oxfam hat eine landesweite Befragung durchgeführt und überraschende Antworten erhalten: Die Meisten machen nicht die Taliban, sondern Armut und Arbeitslosigkeit für den Krieg verantwortlich. In Afghanistan lebt knapp die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Vor allem auf dem Land gibt es kaum Arbeit. Anfang 2009 befragte Oxfam gemeinsam mit seinen lokalen Partnerorganisationen 704 Afghaninnen und Afghanen.* Man wollte wissen, was die Betroffenen selbst für die Ursachen des Krieges halten und was helfen könnte, die Gewalt endlich zu beenden.
Armut ist die Ursache des Krieges „70 Prozent der Befragten erklären, dass die miserable wirtschaftliche Lage ihres Landes sowie Armut und Perspektivlosigkeit das größte Hindernis für einen Frieden ist“, sagt Oxfams Afghanistan-Experte Robert Lindner. Die schwache afghanische Regierung und die grassierende Korruption sind nach Meinung der Meisten die zweitwichtigsten Gründe für die Gewalt. Erst an dritter Stelle werden die Taliban genannt.
„Die Menschen in Afghanistan wollen, dass die wahren Ursachen des Krieges beseitigt werden“, erklärt Lindner. Die Internationale Staatengemeinschaft habe sich viel zu lange auf militärische Lösungen konzentriert.
Hilfe besser koordinieren Die Hilfe müsse außerdem die wirklich Bedürftigen erreichen. „Die Afghanen wollen selbst an der Auswahl von Entwicklungsvorhaben beteiligt werden“, sagt Lindner. „Wichtig ist es, endlich gemeinsam mit der afghanischen Regierung die Korruption wirkungsvoll zu bekämpfen.“ „Wir Afghanen haben zu viel Gewalt und Krieg erlebt“, erklärt ein Mann aus der Nähe von Kunduz. „Wir wünschen uns nichts mehr als Frieden, damit wir unsere Kinder großziehen und endlich ein normales Leben führen können.“ Text: Adréana Peitsch
Die Ergebnisse der Umfrage sind in der Oxfam-Studie The Cost of War zusammengefasst: www.oxfam.de/download/cost_of_war.pdf
Bild oben:
© Oxfam
Kinder spielen in den Ruinen des Ali Abad-Krankenhauses in Kabul Verstecken. linkes Bild: © Oxfam
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Interview für die Oxfam-Studie The Cost of War. Landesweit wurden 704 Personen befragt.
* Die Befragten wurden möglichst repräsentativ ausgewählt.
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+++ Kurznachrichten ++++++++ Dürre in Ostafrika
© Geoff Sayer l Oxfam
Wegen anhaltender Trockenheit erleidet Ostafrika derzeit eine der schlimmsten humanitären Katastrophen seit mehr als zehn Jahren. „Etwa 23 Millionen Menschen sind akut von Hunger bedroht“, sagt Markus Nitschke, Oxfams Berater zu humanitären Krisen. Besonders stark betroffen sind Äthiopien, Eritrea, Somalia, Kenia und der Süd-Sudan.
Schluss mit unverantwortlichen Rüstungsexporten Jedes Jahr werden weltweit hunderttausende Menschen durch Handfeuerwaffen, Granaten und anderes Kriegsgerät verletzt oder getötet. Die Internationale Gemeinschaft konnte sich jedoch bislang nicht einigen, wie Rüstungsexporte in Krisengebiete oder Unrechtsstaaten verhindert werden können. Jetzt scheint Bewegung in die UN-Verhandlungen zu kommen. Seit der Wahl von US-Präsident Barak Obama weht ein frischer Wind in der internationalen Abrüstungspolitik: Nicht nur die Verbreitung von Nuklearwaffen sondern auch von konventionellen Waffen soll weltweit eingedämmt werden. Ende Oktober stimmten 153 Staaten im UN-Abrüstungsausschuss dafür, ab 2010 über ein Abkommen zur Kontrolle des Waffenhandels zu verhandeln. 2012, so die optimistische Planung, soll der Vertragstext unterschriftsreif vorliegen.
Alle müssen sich einig sein Ein Wermutstropfen bleibt jedoch. Die USA haben ihre Zustimmung an die Bedingung geknüpft, dass im Konsens verhandelt wird. Das bedeutet: Jeder Staat kann durch sein Veto das geplante Abkommen verhindern oder inhaltlich abschwächen. 2006 sprach sich erstmals eine große Staatenmehrheit bei der UN dafür aus, weltweite Rüstungstransfers zu regulieren. Bisher scheiterte dies jedoch vor allem am Widerstand der USA. Oxfam setzt sich gemeinsam mit amnesty international und anderen Nichtregierungsorganisationen seit 2003 für ein Waffenhandelsabkommen ein. Text: Robert Lindner
Wir sind nicht bewaffnet! Kennzeichnung an einem Oxfam-Fahrzeug in Uganda.
„In den letzten Jahren hat es in großen Teilen Ostafrikas kaum geregnet“, erklärt Nitschke. „Weitere Faktoren, wie steigende Nahrungsmittelpreise und gewaltsame Konflikte, haben die Lage noch verschärft.“ Oxfams Hilfe erreicht derzeit mehr als 750.000 Menschen. Schwerpunkte sind dabei Trinkwasserversorgung und Hygienemaßnahmen.
Welternährungsgipfel bringt keine Lösungen Mitte November fand in Rom der Welternährungsgipfel statt. Die UN-Staaten diskutierten, wie man den weltweiten Hunger bekämpfen kann. Gegenwärtig hungern eine Milliarde Menschen. Anerkanntes Ziel ist es, diese Zahl bis 2015 zu halbieren. „Wie dies erreicht werden soll, wurde nicht erklärt – es bleibt wieder einmal bei bloßen Absichtserklärungen“, sagt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale. „Aus unserer Sicht müssten vor allem nachhaltige Anbaumethoden gefördert werden, um die Kleinbauern zu unterstützen.“ Einziger Lichtblick sei der neu gegründete UN-Welternährungsausschuss, der die verschiedenen Anstrengungen zur Hungerbekämpfung koordinieren und überprüfen soll.
Kampagnen
Armut bekämpfen oder die deutsche Wirtschaft stärken?
© Eckelt l Oxfam Deutschland
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Im Wahlkampf hat die FDP gefordert, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) abzuschaffen und die Entwicklungshilfe zu kürzen. Nun stellt sie sogar den Entwicklungsminister, Dirk Niebel. Das verspricht nichts Gutes – oder doch? Ein Kommentar von Oxfams Kampagnenleiter Jörn Kalinski. Dr. Jörn Kalinski leitet die Lobby- und Kampagnenarbeit von Oxfam Deutschland. Er arbeitet seit 1994 für Oxfam.
Eine der ersten Ankündigungen des frisch gebackenen Entwicklungsministers Dirk Niebel war, dass die Entwicklungszusammenarbeit mit China und Indien eingestellt werde. In klima- und menschenrechtspolitischer Hinsicht ist dies ein Rückschritt. Denn die Hilfe für Indien und China hat Impulse für den Ausbau von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Umweltschutz geliefert. Zudem werden neue Aufträge und Anschlussgeschäfte für deutsche Firmen ausbleiben, die sich aus dem Engagement zur Energie-Effizienzsteigerung ergeben könnten.
Mehr Hilfe für Afghanistan Es gibt aber auch gute Nachrichten aus dem BMZ: Die Entwicklungshilfe für Afghanistan soll endlich gesteigert werden, was Oxfam bereits seit Langem fordert. Laut Koalitionsvertrag sollen bei der globalen Armutsbekämpfung vor allem Bildung, Gesundheitsfürsorge und landwirtschaftliche Entwicklung gefördert werden. Gute Regierungsführung und starke Zivilgesellschaften in den armen Ländern sind weitere zentrale Ziele. Außerdem will sich die neue Regierung für ein internationales Insolvenzverfahren für Entwicklungsländer mit hoher Schuldenlast einsetzen. Große Sorge bereitet allerdings die folgende Ankündigung: In Zukunft sollen die Interessen der deutschen Wirtschaft, insbesondere die des Mittelstandes, bei entwicklungspolitischen Entscheidungen „angemessen“ berücksichtigt werden. Wichtig sei in erster Linie die Sicherung des Standortes Deutschland. Da fragt man sich, was eigentlich die Aufgabe des Entwicklungsministeriums ist: Die weltweite Armut bekämpfen oder die deutsche Wirtschaft fördern?
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© Tineke Dhaese l Oxfam
© Mike Auerbach l Oxfam Deutschland
© Andy Aitchison l Oxfam
Aktionen vor dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen
Minizelte in Berlin, Brüssel und London Laut Oxfam werden bis 2015 etwa 375 Millionen
Herman Josef Hack ließ darum in mehreren europäischen
Menschen von Trockenheit, Unwettern oder Über-
Städten seine schuhkartongroßen Minizelte aufbauen.
schwemmungen betroffen sein. Immer mehr sind
Gemeinsam mit Oxfam erinnerte er die EU-Staaten daran,
gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Der Künstler
mehr für den Klimaschutz zu tun.
Kellnern für das Klima Oxfams Big Heads servieren die Speisekarte für Kopenhagen. Es liegt an den Staats- und Regierungschefs, ob Ende des Jahres ein Weltklimaabkommen
© Oxfam
zustande kommt.
© Mike Auerbach l Oxfam Deutschland
Ein Koffer für Röttgen Oxfam und die Klimapiraten haben Umweltminister Norbert Röttgen (links) den Koffer für Kopenhagen gepackt. Darin ist unter anderem ein 40-Prozent-Symbol zur Erinnerung, dass die Industrieländer ihre Emissionen bis 2020 um 40 Prozent reduzieren müssen. Henrike Wegner von den Klimapiraten, Jörn Kalinski und Michael Dettbarn von Oxfam (v.l.n.r.)
Fundraising
© Blindtext © Rüdiger Litzba l Oxfam Deutschland
© Morris McLennan l Oxfam Australia
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Oxfam Trailwalker
Das deutsche Oxfam Team beim Trailwalker 2008 in Belgien:
2008 in Sydney
Dirk Horn, Antje Welp, Angela Schlicht , Uli Anders (v.l.n.r.)
100 Kilometer für eine gute Sache Vier Personen wandern 100 Kilometer in 30 Stunden, und das durch die schönsten Landschaften unserer Erde. Der Oxfam Trailwalker ist die aufregendste Nonstop-Wanderung der Welt und die einzige, bei der man sich gleichzeitig für etwas Gutes einsetzt. Der erste Oxfam Trailwalker fand vor 28 Jahren in Hongkong statt. Inzwischen wird er jedes Jahr in zwölf Ländern veranstaltet. 2010 endlich auch in Deutschland: Am 11. und 12. September werden zahlreiche begeisterte Viererteams durch das wunderschöne Harzer Mittelgebirge wandern. Start und Ziel liegen im idyllischen Osterode. Die 100 Kilometer lange Strecke ist gut ausgeschildert, es gibt in regelmäßigen Abständen Versorgungsstationen mit Essen und Trinken, medizinischer Betreuung und viel guter Laune.
So funktioniert die Teilnahme: Tun Sie sich mit drei Freund/innen, Bekannten oder Kolleg/innen zusammen. Jedes Team muss mindestens 2.000 Euro Spenden für Oxfam einwerben – im Freundeskreis, bei Nachbarn oder am Arbeitsplatz. Weltweit wurden so bereits mehr als 30 Millionen Euro gesammelt! Beim Trailwalker 2010 in Deutschland setzen wir die Spenden für unsere Bildungsprojekte ein.
Mehr Infos finden Sie ab Januar 2010 unter: www.oxfamtrailwalker.de Anmelden können Sie sich ab sofort. Schicken Sie eine E-Mail an Antje Welp: awelp@oxfam.de oder rufen Sie an: (030) 45 30 69 46
Ungewöhnlich spendabel „Es ist toll, auf was für Ideen unsere Spender kommen“, sagt Oxfams Fundraiserin Johanna Schäfer. Beispielsweise Klaus Völkel: Der 45jährige Energieberater informiert, wie Hausbesitzer sparen können. „Es gibt viele bauliche
Veränderungen, mit denen man Geldbeutel und Umwelt schonen kann“, erklärt Völkel. Das Geld, das er für seine Beratung erhält, spendet er zum Teil an Oxfam. 2009 kamen so bereits über 700 Euro zusammen. Ganz herzlichen Dank!
5 Fragen an...
5 Fragen an... Foto Silvia Liebrich © Andreas Monka; Foto Antje Welp © Eckelt l Oxfam Deutschland
Auf dieser Seite stellen sich Oxfams Mitarbeiter und Botschafter den Fragen von Journalisten. Dieses Mal:
Silvia Liebrich ist Wirtschaftsredakteurin bei der Süddeutschen Zeitung.
unter den Der Konkurrenzkampf rga in den ve ngenen Hilfsorganisationen ist n. Woran liegt das? Jahren härter geworde
naufkommen Wie hat sich das Spende ngenen Jahren von Oxfam in den verga elt? in Deutschland entwick
Antje Welp ist Leiterin des Bereichs Marketing & Kommunikation bei Oxfam Deutschland.
Erstens sind – insbesondere nach dem Tsunami 2004 – viele kleinere Hilfsorganisationen entstanden, die mit den etablierten um Spenden und Aufmerksamkeit konkurrieren. Zweitens hat sich die Spendenwerbung in den letzten zehn Jahren professionalisiert und die Konkurrenz ist entsprechend härter geworden. Mit rund 40 Prozent Spendenzuwachs jährlich steigern wir uns stärker als die Konkurrenz. Doch mit etwa einer Million Euro Spendeneinnahmen sind wir ein Zwerg unter den deutschen Hilfsorganisationen. Noch! In den letzten vier Jahren hat sich unsere Bekanntheit mehr als verdreifacht.
ser Wettbewerb Welchen Einfluss hat die n Oxfam? auf die Kampagnen vo
Wenig – die Inhalte unserer Arbeit orientieren sich in erster Linie an den gemeinsam festgelegten Prioritäten unseres Oxfam International-Verbundes.
ganisationen Mit welchen anderen Or sammen? g arbeitet Oxfam en zu
Mit zahlreichen Nichtregierungsorganisationen (NRO) in Deutschland, mit unseren lokalen Partnerorganisationen in armen Ländern und natürlich mit den 13 anderen Oxfam-Organisationen.
Helfer, um sich Was unternehmen die abzustimmen? untereinander besser
Die wichtigsten Abstimmungen finden vor Ort statt, meist koordiniert durch lokale NRO oder staatliche Stellen. Wenn Nothilfe geleistet wird, übernimmt das UN-Büro die Koordinierung. Wir achten darauf, dass es keine unnötigen Überschneidungen mit anderen Hilfsorganisationen gibt.
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Shops
„Unentgeltlich, aber nicht umsonst“ Im Jahr 2009 haben die Oxfam Shops ihren Umsatz erneut deutlich gesteigert. Das Geheimnis dieses Erfolges ist nicht zuletzt das Engagement der inzwischen über 2.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen. Doch die Shops bringen nicht nur Geld, sie machen uns auch bekannter: Jeder Vierte kennt Oxfam durch die Shops. „Wir arbeiten unentgeltlich, aber sicher nicht umsonst“, sagt Sonja Graubner aus dem Frankfurter Buchshop und bringt damit ihre Motivation, sich bei Oxfam zu engagieren, auf den Punkt. Der Blick auf die Jahresbilanz 2009 bestätigt, dass die Arbeit der Ehrenamtlichen keineswegs vergebens ist. „Die Shops haben 1,8 Millionen Euro für Oxfams Kampagnen- und Projektarbeit erwirtschaftet“, weiß Geschäftsführerin Christel Kaestner. „Damit sind die Shops weiterhin die wichtigste Finanzquelle für Oxfams Arbeit.“
bundesweit 34 Shops. „Das steigert auch die Bekanntheit von Oxfam in Deutschland“, erklärt Kaestner. „Im Moment beträgt diese mehr als zehn Prozent, wobei uns jeder Vierte durch die Shops kennt.“
Die Shops machen Oxfam bekannter
„Wir können mit dem ausklingenden Jahr sehr zufrieden sein“, sagt Kaestner. „Ich möchte mich darum bei allen unseren Shop-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern ganz herzlich für die engagierte und hervorragende Arbeit bedanken und wünsche allen ein gutes Jahr 2010!“
Drei neue Geschäfte wurden 2009 eröffnet: München, Dortmund und Göttingen. „Auch fürs nächste Jahr planen wir drei Neueröffnungen“, sagt Kaestner. Im Gespräch seien Düsseldorf und Karlsruhe. Mehr als 2.000 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen gibt es mittlerweile in den
Für die neuen Shops wurde ein modernes Beleuchtungs- und Farbkonzept entwickelt. Oxfams Projekt- und Kampagnenarbeit ist durch große Fotos und Informationstexte noch besser sichtbar. „Unsere Kunden sollen sofort wissen, dass sie bei uns für den guten Zweck einkaufen!“
Text: Veronika Koca
Beim fünften Geburtstag des Bremer Oxfam Shops gab es Livemusik,
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Helma Geiger,
und Christel Kaestner bedankte sich beim Shop-Team.
Waltraud Schwintzer und Ursula Schindler beim zehnten Geburtstag des Shops in Darmstadt.
Fotos: links, Mitte © Nikolai Wolff | www.fotoetage.de; rechts © Oxfam Deutschland
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+++ Shop-News +++++++++++++ Warm verpackt Rechtzeitig zur kalten Jahreszeit veranstalteten mehrere Oxfam Shops Mantel- und Jackenverkaufstage. Neben Leipzig, Nürnberg und Wiesbaden gab es auch im Kasseler Oxfam Shop die richtige Ausrüstung für den Winter. Vielleicht trug gerade das regnerisch-kalte Wetter dazu bei, dass es einen Rekordumsatz gab. Oxfams One World-Kalender
Ungeliebte Geschenke
mit zwölf eindrucksvollen Fotos
Für Vati gab’s zu Weihnachten Socken im Elch-Design, Mutti bekam ein Buch, das sie bereits im Regal stehen hat. Anstatt diese Geschenke im Schrank zu vergraben, sollte man sie lieber den Oxfam Shops spenden. Das sorgt Zuhause für Platz, und nebenbei tut man auch noch etwas Gutes.
und Hintergrundinformationen. Den Kalender (56 x 28 cm) können Sie bei uns bestellen. Schreiben einfach eine E-Mail an kalender-bestellung@oxfam.de und wir schicken Ihnen den Kalender für 18,20 € nach Hause. Außerdem ist er in allen Oxfam Shops erhältlich.
HOPS: NEU IN DEN S
kt
OxfamUnverpac
Seit Kurzem kann man die Geschenke von OxfamUnverpackt nicht nur online, sondern auch in einigen unserer Shops kaufen. Mit unseren Geschenken setzt man sich gegen Armut und Ungerechtigkeit auf der Welt ein. Und Freundin, Opa oder Tante erleben eine tolle Überraschung. Wir schicken natürlich keine Hühner nach Afrika oder Asien! Sondern wir setzen das Geld z. B. in Projekten zur Existenzsicherung ein, etwa für Kauf und Aufzucht von Hühnern.
NEU Da lachen ja die Hühner! Das Huhn ist eins von acht neuen Geschenken: oxfamunverpackt.de
Gut besucht Großer Andrang herrschte am 11. November 2009 bei der Eröffnung des bundesweit 33. Oxfam Shops in Dortmund. Neben Geschäftsführerin Christel Kaestner und Oxfams Kampagnenleiter Jörn Kalinski waren auch Mitarbeiter/innen anderer Shops angereist, um das neue Team zu begrüßen. Unterstützung gab es von der Band Die Toten Hosen: Sie hatten Einzelstücke und Fehldrucke aus ihrem Merchandising-Sortiment gespendet, die am Eröffnungstag verkauft wurden.
Taschen aus Krawatten Auch 2009 haben viele kreative Köpfe auf originelle Weise zum Erfolg der Shops beigetragen. „Edeltraud Jahnke aus dem Nürnberger Shop näht beispielsweise aus alten Krawatten Handtaschen“, berichtet Dirk Horn, Leiter des Frankfurter Oxfam-Büros. „Die Taschen finden reißenden Absatz und haben bereits mehr als 2.500 Euro eingebracht!“
Schon mal
e g e i Z verschenkt? eine
OxfamUnverpackt macht´s möglich!
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www.OxfamUnverpackt.de
Was ist Oxfam?
Impressum
Oxfam Deutschland ist eine unabhängige Hilfs- und Entwicklungsorganisation, die sich für eine gerechte Welt ohne Armut einsetzt.
Oxfam aktuell erscheint vierteljährlich
Sind Menschen durch Naturkatastrophen oder kriegerische Konflikte bedroht, leistet Oxfam Nothilfe. Wir stellen Trinkwasser und Notunterkünfte bereit und führen Hygienemaßnahmen und Gesundheitsberatung durch. Über Entwicklungsprojekte unterstützen wir Menschen, damit sie zur Schule gehen, Zugang zu Gesundheitsfürsorge erhalten, eine eigene Existenz aufbauen und sich selbst aus der Armut befreien können. Im Rahmen unserer Kampagnenarbeit mobilisieren wir die Öffentlichkeit und drängen Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft zu verantwortlichem Handeln.
Herausgeber Oxfam Deutschland e. V. Greifswalder Str. 33 a 10405 Berlin Tel (030) 42 85 06 - 21 Fax (030) 42 85 06 - 22 Verantwortlich: Paul Bendix Redaktion: Veronika Koca
Die wichtigste Finanzquelle für diese Arbeit sind die Erträge der 34 deutschen Oxfam Shops. Dort verkaufen mehr als 2.000 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen gespendete Secondhand-Waren.
Gestaltung: Jule Kienecker Druck: H. Heenemann gedruckt auf ResaOffset aus 100% Altpapier
Oxfam Deutschland ist Mitglied von Oxfam International, dem Verbund von 14 eigenständigen, nationalen Oxfam-Organisationen, die mit einer Stimme sprechen.
Spendenkonto 80 90 500 Bank für Sozialwirtschaft
Mehr über Oxfam unter: www.oxfam.de Haben Sie Fragen oder Anregungen zu einem unserer Artikel? Schreiben Sie uns an: oxfamaktuell@oxfam.de // Wenn Sie Oxfam aktuell in Zukunft nicht mehr erhalten möchten, schicken Sie uns bitte eine kurze Nachricht.
BLZ 370 205 00