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TIMES OF GRACE

Foto: Hristo Shindov

AUDIOVISUELL. Über zehn lange Jahre ist es her, dass TIMES OF GRACE ein Album veröffentlicht haben. Natürlich darf man hier nicht zu kritisch mit dem von KILLSWITCH ENGAGE bekannten Duo Jesse Leach und Adam Dutkiewicz ins Gericht gehen. Die beiden sind sicherlich bereits mit ihrer Hauptband ausgelastet, sie ist schließlich fast permanent auf Tour und bringt regelmäßig neue Alben raus. Wie es nun nach so langer Zeit doch noch zur Veröffentlichung von „Songs Of Loss And Separation“ gekommen ist, welche Rolle die Psyche von Jesse Leach dabei spielt und welche Bilder das neue Album zeichnet, verrät Jesse im Interview.

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ieso hat es so extrem lange gedauert, bis ein neues TIMES OF GRACE-Album erscheint? Oh je, du ahnst gar nicht, wie zeitintensiv KILLSWITCH ENGAGE sind. Hinzu kommt das Adam quasi immer beschäftigt ist. Wenn er keine Songs schreibt, produziert er gerade und so weiter. Er ist ein wahrer Tausendsassa und quasi permanent unterwegs. Hinzu kam dann auch noch, dass wir beide in den letzten Jahren eine wirklich harte Zeit durchgemacht haben. Es war vielleicht nicht der richtige Moment. Es gab Dinge, die vorher erledigt und zurechtgerückt werden mussten, bevor wir uns auf TIMES OF GRACE konzentrieren konnten. Ich bin kein Mensch, der auf Tour besonders kreativ ist. Ich versuche, zwischen den Shows zur Ruhe zu finden, abzuschalten und Kraft zu tanken. Es ist sehr selten, dass ich mich dann zwischen zwei Shows hinsetze und an einem Song schreibe. Adam ist da völlig anders. Er steht ständig unter Strom und hat in den letzten Jahren bereits unendlich viele Demos für „Songs Of Loss And Separation“ aufgenommen. „Songs Of Loss And Separation“ ist nicht gerade der positivste Albumtitel. Was steckt dahinter? Im Endeffekt könnte es eigentlich keinen besseren Namen geben als diesen. Er bezeichnet wirklich ganz genau, um was es bei den Songs des neuen Albums geht. Verlust, Trennungsschmerz, Einsamkeit waren für uns beide in den letzten Jahren leider große Konstanten. Die Dinge, die passiert sind, kann man meist nicht ändern, aber man muss versuchen, damit umzugehen. Ich leide seit Jahren unter Angststörungen und Depressionen und habe diese mal mehr und mal weniger im Griff. Musik hilft mir extrem, diese Dinge zu beschreiben und auch ein Stückweit zu verarbeiten. Man kann nicht immer nur fröhlich sein oder positive Aussagen treffen.

Manchmal muss man sich den Ballast von der Seele schreiben, singen und schreien. Das neue Album zeichnet im Gegensatz zu eurem Debüt „The Hymn Of A Broken Man“ ein völlig anderes Bild. Und dies meine ich wörtlich. Man muss unwillkürlich an starke Naturphänomene denken wie Wüsten, Felsformationen oder Flüsse. Wie kommt das? Ich freue mich, dass du das ansprichst. Mir geht es genauso. Es ist zwar etwas, das nicht bewusst passiert, aber auch etwas, das wir über die Jahre auch immer versucht haben, visuell umzusetzen. In unseren Videos oder Artwork sind Landschaften immer ein Thema. Vielleicht hat es ja auch damit zu tun, dass ich mich in den letzten Jahren zu einem totalen Naturburschen entwickelt habe und meine Zeit am liebsten im Freien verbringe. Wie sich das Ganze auf die Musik überträgt, kann ich gar nicht so genau greifen. Das hat auch viel mit Adams musikalischen Arrangements zu tun und wie er Spannungsbögen in den Songs erzeugt. Auf jeden Fall hilft es, die Songs zusätzlich zur rein musikalischen Komponente spannend zu halten. Wenn du sagst, vor deinem inneren Auge erscheinen Bilder, wenn du das Album hörst, haben wir alles richtig gemacht. Musik sollte neben den Emotionen auch bildgewaltig sein, finde ich. Auf euren neuen Promofotos taucht mittlerweile ein dritter Mann auf. Wer ist das und ist er nun festes Bandmitglied? Haha, okay, unter uns, der arme Kerl wurde dazu gezwungen. Sein Name ist Dan Gluszak und ist unser Drummer. Er hat diesmal aktiv bei der Produktion mitgewirkt und wirklich viel zum neuen Album beigetragen. Er hat einen wundervollen Stil und wir verstehen einander blind. Als wir dann das Album veröffentlichen wollten. haben wir

ihm gesagt, dass er mit auf die Promofotos muss und vollwertiges Mitglied der Band ist. Ihm war das fast schon unangenehm. Der Typ ist so unendlich bescheiden. Wir haben ihn dann einfach dazu gezwungen und irgendwann hat er es auch eingesehen, haha. So kam es zu der Kombination aus Adam, der quasi für die gesamte Musik verantwortlich ist, Dan, der hierbei aber die Drums übernimmt, und mir, der ich mich voll auf die Texte und den Gesang konzentrieren kann. Im Gegensatz zu „The Hymn Of A Broken Man“ hat Adam diesmal aber auch mehr Gesangspassagen, bei denen ich ihn lediglich mit Backgroundgesang unterstützt habe. Wir hatten wohl einfach beide sehr viel zu erzählen. Werden wir TIMES OF GRACE irgendwann auch auf Tour in Europa sehen? Definitiv. Natürlich haben wir jetzt mit KILLSWITCH ENGAGE erstmal jede Menge Shows und Festivals nachzuholen, aber wir werden definitiv auch versuchen, mit TIMES OF GRACE in Europa zu touren. Es wäre auch einfach viel zu schade, die neuen Songs nicht live präsentieren zu können. Hast du zum Abschluss noch einen Musiktipp für uns? NEUROSIS. Immer und immer wieder NEUROSIS. Ich bin schon so lange Fan und kann nur immer wieder betonen, was das für eine großartige Band ist. Vor allem ihre frühen Werke. Und dann sind da KATATONIA. Ich habe die Band in letzter Zeit so ein wenig für mich wiederentdeckt. Was diese Band an Soundlandschaften erschafft, ist unglaublich. Und dazu hat man gleich auch noch einen unfassbar guten Sänger. KATATONIA haben alles, was man von einer melodischen Metalband erwartet. Carsten Jung

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