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PLANLOS

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MY COMEBACK. Knappe zehn Jahre war die Punkband um Sänger Pino nicht aktiv. Nun meldet man sich mit neuem Album Gepäck zurück, auch wenn ihnen das große C wie überall zunächst einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Dennoch ist Pino zuversichtlich, wie er uns im Interview erklärt.

PLANLOS waren ja von 2010 bis 2019 nicht aktiv. Was habt ihr in der Zeit gemacht? Es war klar, dass wir das nicht ewig so durchziehen können. Unseren Lebensunterhalt hatten wir mit schlecht bezahlten Jobs und der Musik finanziert. Mit der Musik allein ging es nicht. Irgendwann sind wir an den Punkt gekommen, an dem wir uns entscheiden mussten. Ich habe dann beschlossen, die Band aufzugeben und mich erst mal um mein Leben zu kümmern. Da war einiges, das geradegerückt werden musste. Ich habe gut zwei Jahre keine Gitarre mehr angefasst, bis ich dann wieder angefangen habe, Songs zu schreiben. Nicht für PLANLOS, nicht für irgendwas, nur für mich. Ich musste mich erst neu entdecken. Sowohl den Typen Pino als auch den Musiker in mir. Ich habe dann eine neue Band gegründet, LUCKY CHARM, und ein paar Gigs gespielt und eine Platte aufgenommen und dadurch wieder die Liebe zur Musik gefunden.

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Und was war der finale Funken, wieder mit PLANLOS loszulegen? Es gab immer wieder Anfragen, ob wir PLANLOS nicht noch mal aufleben lassen. Besonders unser damaliger Booker hat wirklich konsequent zehn Jahre lang einmal im Jahr angerufen und gesagt: „Pino, ich weiß du sagst nein, aber ich frag trotzdem“! Das war schon wie ein Ritual für uns. Er fragt und ich sage: nein! Dann kamen einige Dinge zusammen. Unser damaliger Drummer der Band LUCKY CHARM ist kurzerhand ausgestiegen und gleichzeitig kam Michael, der alte Drummer von PLANLOS, nach zehn Jahren Berlin zurück in die Heimat. Mit ihm konnte ich mir vorstellen, noch mal ein paar Gigs mit PLANLOS zu spielen. Wir haben uns getroffen und das Ding war geritzt.

In den knapp zehn Jahren ohne PLANLOS hat sich die Welt ja weitergedreht, Social Media, aber auch das Musikbusiness an sich. Hat sich für euch etwas grundlegend verändert? Ja, die Technik hat sich deutlich verändert. Wo früher Monitorboxen zum Einsatz kamen, spielt man heute mit In-Ear, Kemper Amps hat die Gitarrenwelt auf links gedreht und vieles andere. Es läuft heute vieles anders als zu dem Zeitpunkt, an dem wir aufgehört haben. Social Media ... Ja, ich hatte nicht mal WhatsApp, als ich wieder angefangen habe. Schnell war klar, dass ohne Social Media heute gar nix mehr läuft. Ich meine, wir haben für das ausverkaufte Düsseldorfer Stahlwerk nicht ein Plakat kleben müssen. Das wäre früher undenkbar gewesen. Als wir gingen, gab es StudiVZ oder wie der Scheiß hieß. Da kam echt einiges auf uns zu. Aber alles gut. „Social Media, komm ich gut mit klar und bin jetzt so beliebt, wie ich es niemals war“, heißt es in unserem Song „Die fetten Jahre“.

Euer Comeback-Album steht an. Wie fühlte es sich nach so langer Zeit an, neue PLANLOS-Songs zu schreiben? Das fiel mir wirklich leicht. PLANLOS habe immer von den Texten gelebt, von dem, was man erlebt hat, was einen beschäftigt, wie man sich aktuell fühlt. Ich habe bei PLANLOS immer die Hose ganz weit runtergelassen. Und das habe ich diesmal auch wieder gemacht. Es ist leicht, wenn man sich nichts überlegen muss, sondern einfach schreibt, was man fühlt und denkt. Von daher habe ich die Dinger so aus dem Ärmel geschüttelt. Habe ja lange keine PLANLOS-Songs mehr geschrieben. Ja, und in zehn Jahren hat sich da schon was angesammelt.

Findest du, dass das neue Material nahtlos an PLANLOS 2010 anknüpft? Werden alte PLANLOSFans sich von Sekunde eins an wieder zu Hause fühlen? Da bin ich mir ganz sicher. Das, was PLANLOS ausgemacht hat, ist genauso auch wieder in den Songs vorhanden. Musikalisch konnten wir jetzt noch mal gut einen drauflegen. Mittlerweile produziere ich die Alben auch selber und habe so die nötige Zeit und Ruhe, an den Songs zu arbeiten. Wir sind selbstbewusst und energiegeladen. Wir haben das Gefühl zurück. Das Gefühl, das wir damals hatten, als wir angefangen haben, Musik zu machen. Die Leichtigkeit und die Freude an der Musik. Und das fühlt sich einfach gut an. Das werden die Leute bei den Songs auf der Platte und auch live auf den Konzerten merken.

Wie allen anderen ist euch Corona in die Planung reingegrätscht. Ist das besonders bitter, weil ihr ein Comeback geplant hattet? Wie geht ihr mit der Situation momentan um, plant ihr was für 2022? Im Prinzip war das schon nicht schön, ein ausverkauftes Konzert mit 2.000 Leuten zwei Wochen vorher abzusagen. Aber es gibt Schlimmeres. Wir sind gesund, haben finanziell keine Probleme bekommen – da gibt es ganz andere. Wir haben die Zeit genutzt und uns viel mit der neuen Technik auseinandergesetzt. Wir haben viele Songs geschrieben und unsere Platte in Ruhe mit einer Auswahl der besten Nummer aufgenommen. Uns geht es gut und wir freuen uns, wenn es dann endlich mal wieder für alle losgehen kann. Wenn wir hier an dieser Stelle jammern würden, wäre das fehl am Platze. Das sind Luxusprobleme. Wir haben Bock, sind gut vorbereitet und heiß endlich loszulegen. Für 2022 ist geplant den Festivalsommer mitzunehmen und einfach viel live zu spielen. Ich schreibe aktuell auch schon wieder an neuen Songs, denn nach der Platte ist vor der Platte. Dennis Müller

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