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BREATHE ATLANTIS
from FUZE.93
Foto: Kathi Sterl
REINKARANTION FÜR AUTARKIE. BREATHE ATLANTIS, der Alternative-Metalcore-Vierer aus Essen, ist mit dem vierten Album „Overdrive“ und in neuer Besetzung zurück auf der Bildfläche. Die sachte Attitüde der Vorgängerplatte ist passé und wurde durch ein progressives, musikalisches Muskelanspannen substituiert, ohne sich dabei einen Funken an Anspannung anmerken zu lassen. Mit uns spricht Fronter Nico Schiesewitz über die Ausrichtung der neuen Platte, Selbstbestimmung und die Erkenntnisse aus neuen Strukturen.
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Nach dem Ausscheiden des Gitarristen und des Drummers war die Zukunft von BREATHE ATLANTIS zunächst ungewiss: „Die Hälfte unserer Band zu verlieren, war definitiv ein harter Schlag, aber für uns beide war einfach noch nicht die Zeit gekommen, das Handtuch zu werfen. Also krempelten wir die Ärmel hoch und stürzten uns mit neuer Motivation in die Arbeit. Glücklicherweise konnten wir Silas, unseren neuen Mann hinter den Drums, und Lasse für den Bass finden“, erzählt Nico. Und es wirkt beinahe so, als hätten die verbliebenen Bandmitglieder Kraft aus der augenscheinlichen Misere geschöpft und sie in feines Songwriting und Arrangements gesteckt, die den Fokus auf Live-Musik wieder an die Spitze setzen. Die Band betrachtet die Rückbesinnung auf härtere Klänge als absolut inhärent und damit auch die Distanzierung vom Übermaß an Synth- und Layertracks: „Die aggressive Seite hat ehrlich gesagt schon immer in uns gesteckt, doch sie konnte nie so wirklich nach außen dringen.“ Was die Band selbst als Produkt ihrer „musikalischen Lebensschule“ beschreibt, wurde in Zusammenarbeit mit Andy Posdziech (ANY GIVEN DAY) produziert und als Melange der Einflüsse aus klassischem Metalcore und exemplarischen Fasern des Nu-Metal zum Leben erweckt. Die musikalische Entwicklung ist vor allem in Tracks wie „Earthquake“ erkennbar und spiegelt nicht nur die tonale Rückkehr, sondern zudem den Facettenreichtum des Sounds. „Overdrive“ führt jedoch nicht nur auf eine musikalische Zeitreise zu den Wurzeln der Band, sondern symbolisiert zudem die Teilstrecke eines persönlichen Wegs. In den Tiefpunkten zwischen der pandemischen Situation, den Stimmproblemen des Sängers – die ihn bis ins Krankenhaus brachten – und dem Verlust zweier Bandmitglieder hat sich die Band einen freundschaftlich gefestigten Raum geschaffen und nach Jahren des gemeinsamen Tourens das erste Mal offen und ehrlich über die individuellen Probleme und Ängste gesprochen. „Bei diesem Prozess wurde uns klar, wie wichtig es ist, sich zu öffnen und miteinander über mehr als nur die Musik zu sprechen. Genau hier setzt das Album an. Es thematisiert nicht nur die tiefsten Abgründe, die wir erlebt haben, die dunkelsten Seiten, die wir entdeckt haben, sondern auch, dass am Ende jeder Nacht die Dämmerung kommen wird. Der Weg dahin mag schwierig sein, aber es lohnt sich immer zu kämpfen“, berichtet der Fronter. „Break the silence“ ist definitiv ein Resultat dieses Lernprozesses und steht gleichermaßen für Selbstbestimmung als auch für die musikalische und inhaltliche Autarkie der Band, während Tracks, wie „Out there“ deutlich den gesellschaftlichen Verdruss darlegen sowie die „Hilflosigkeit, welcher sich viele von uns stellen müssen“. BREATHE ATLANTIS haben bereits vor dem Albumrelease eine beträchtliche Anzahl an Singles auf den Markt gebracht, ihrer Freude am ganzen Album tut dies jedoch keinen Abbruch: „Als wahre Rockmusiker ist ein Album für uns immer noch ein Meilenstein in der Bandgeschichte, denn es stellt, wie erwähnt, oftmals die Gefühlswelt eines Künstlers in einer bestimmten Episode dar.“ Und für die Zeit nach dem Release gilt es, diese Energie wieder live auf die Bühne zu bringen. Sarah Weber