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CADET CARTER

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HOLLYWOOD UNDEAD

HOLLYWOOD UNDEAD

Foto: Nick Neuenhaus

DAS BESSERE ICH. Zwei Jahre Pandemie haben uns alle mitgenommen. CADET CARTER aus München haben in der Zeit ein neues Album geschrieben, und „Anthems Of The Weak“ ist überraschend positiv geraten, nachdem der Vorgänger durchaus eher pessimistisch ausgefallen war. Woran das liegt, erklärt uns Sänger Nick.

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Eine zeitlang dachte ich, Emo sei so eine Nostalgieveranstaltung der Generation Ü30, aber gerade tut sich da wieder was. Ist es eine gute Zeit, um ein EmoAlbum zu veröffentlichen? Total. Wir haben auf Tour schon scherzhaft gesagt, wir haben es jetzt so lange ausgesessen, dass es schon wieder modern ist. Das haben wir jetzt auch bei den Konzerten gemerkt, dass es eben nicht ausschließlich dieses Nostalgiepublikum ist, die da hingehen, weil sie der Sound an ihre Jugend erinnert, sondern es sind auch Leute, die mit Acts wie Machine Gun Kelly in diese Pop-Punk- und Emo-Schiene eingestiegen sind und jetzt nach Sachen mit mehr Substanz oder mehr Tiefgang suchen. Nicht dass wir jetzt die tiefgründigste Band auf der Welt wären, aber die Leute suchen nach dieser Szene.

Du gehörst ja zu der Generation, die mit „Clarity“ von JIMMY EAT WORLD oder „Something To Write Home About“ von THE GET UP KIDS aufgewachsen ist. Merkst du da einen Unterschied zu den modernen Bands, die vielleicht Anfang zwanzig sind? Eigentlich hatte ich immer das Gefühl, bei den Bands, die wir in unserer Jugend gefeiert haben, waren Zugänglichkeit und Catchyness etwas, das eher zufällig nebenher passiert ist. Es gibt da ja Storys über „The middle“ von JIMMY EAT WORLD, dass die den eigentlich mal als Witz mit drei Akkorden aufgenommen haben, bis die Plattenfirma gesagt hat, das sei die Single. Früher waren die Bands mutiger, mal was zu machen, was die Hörer mehr fordert. Ich will Machine Gun Kelly gar nicht bewerten, aber bei ihm oder bei der neuen Avril Lavigne-Platte, merkst du, wie Hit-getrimmt das ist. Jeder Song muss theoretisch als Single funktionieren – und auf „Clarity“ sind zum Beispiel Songs, die nur in diesem Kontext funktionieren.

Ihr seid ja eher Oldschool unterwegs, es gibt erst zwei Singles ... Streng genommen sind schon vier Songs veröffentlicht, wir lassen uns schon auf dieses Spiel ein. Es bringt ja auch nichts, sich da hinzustellen und „Früher war alles besser“ zu rufen, nur weil es mehr die Art und Weise ist, wie wir als Musiker und Konsumenten ticken. Aber es ist schon so, dass wir uns die Songs, die vor allem im Albumkontext funktionieren, nicht haben nehmen lassen. In den letzten zwei Monaten haben wir „In the clear“ und „Stumbling“ veröffentlicht, das sind sehr straighte Songs, die CADET CARTER durch und durch sind, aber auf der Platte sind schon auch noch ein oder zwei Überraschungen, damit man auch tiefer eintauchen kann. Auf dem letzten Album war der Song „A few bad weeks“, der dort auch sehr im Fokus stand. Da ging es ja darum, dass du damals eine nicht einfache Zeit hinter dich gebracht hast. Wie geht es dir jetzt rückblickend damit und mit diesem Song? Ich liebe den Song nach wie vor sehr, ich merke nur, dass er immer wieder mal aus der Live-Setlist fliegt. Es ist eine schmerzvolle, aber stolze Erinnerung an diese Zeit, dafür war der Song auch damals geschrieben. Wir haben jetzt mit Absicht mit „In the clear“ auf dem neuen Album einen genauen Kontrapunkt gesetzt. Da lauten die ersten Zeilen: „I’ve been moving on, the weight is gone“. Die Idee war, wenn du „Perceptions“ von 2020 durchgehört hast, dann ist die letzte Zeile „I don’t know who you are“, also an mich selbst gerichtet. Und kommst du in das neue Album direkt danach rein, dann ist diese Schwere weg. Das war die Idee dahinter. Es ist eigentlich ein KomplementärAlbum, wie Schwarz und Weiß.

Spiegelt „In the clear“ für dich die Stimmung des Albums insgesamt wider? Ja, wobei es so ist, dass es Songs wie „In the clear“ oder „The best part“ gibt, in denen ich mit mir selber spreche und mir gut zurede, dass ich endlich mal optimistischer an Dinge rangehen sollte. Das ist eine Krankheit, die ich habe, dass ich ein Pessimist bin und auch nicht aus meiner Haut raus kann. Und auf „Anthems For The Weak“ sind Songs, die super positiv sind und optimistisch in die Zukunft schauen, aber eben auch welche, die sad sind, wie „Strange ways“, in denen es darum geht, was einem so in den letzten Jahren widerfahren ist, auch die Pandemie spielt hier eine Rolle als große Belastung für mich und auch für die Band.

Versuchst du so in deinen Songs ein positives Bild von dir selbst zu erschaffen? Auf jeden Fall. Mir ist das auch erst in den letzten Monaten aufgefallen, dass das so ist, dass meine Songs ganz oft Selbstgespräche mit mir selbst sind, wo ein besseres Ich mir jetzt sagt, was ich tun soll oder wie ich mich verhalten soll, um ein besserer Freund, Kollege, Bandkumpel, Bruder, Sohn oder Ehemann zu sein. Jeder ist in seinem Leben auf einer Reise und niemand möchte, dass die Leute von einem sagen, dass man früher cooler oder ausgeglichener war. Jeder kämpft ja darum, eine bessere Version von sich selber zu werden. Das ist so ein Dauerstruggle, den ich mit mir selber und mit meinen Songs ausmache und aktuell gewinne ich eher, als dass ich verliere. Dennis Müller

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