MA SE RATI
ISBN 978-3-906298-06-1
MASERATI 22. Oktober 2017 bis 15. April 2018
I T A R E MAS il 2018 r p A . 5 1 is b 7 01 22. Oktober 2 sel.ch pantheonba
77 +41 61 466 40 tenz, Telefon F 10. ut CH M s 2 ei 13 pr ts -4 0 Uhr, Eintrit strasse 72, CH .3 er 16 ck s fa bi Ho 10 , : l AG Sa und So Pantheon Base bis 17.30 Uhr, Mo bis Fr: 10 n: ite ze gs un Ă–ffn
Maserati und der Zauber des Anfangs
Stephan Musfeld
Maserati beginnt mit einer italienischen Familiengeschichte. Der Vater ist Lokführer, die Mutter Hausfrau, sie leben in der lombardischen Provinz und haben sieben Söhne. Einer stirbt im Kindsbett, einer wird Künstler und fünf von ihnen verschreiben sich bereits im Kindesalter der Arbeit in Fabriken. Sie schrauben mit sehr viel Passione an Velos, Motoren und Karosserien und, so stellt es sich heraus, sie sind hochbegabt. Der Viertgeborene, Alfieri. gründet 1914 in Bologna mit zwei seiner Brüder, das Familienunternehmen Maserati. Ein dritter Bruder sollte später dazustossen. Sie bauen Rennautos und fahren sie auf allen wichtigen Rundkursen Italiens – erfolgreich. – Maserati auf Maserati. Die fratelli Maserati sind selbst Teil des Zaubers, den der Anfang der Automobilindustrie in sich hatte. Doch sie mussten auch die bittere Seite der Pionierepoche erleben. Die Zeit stellte sich gegen sie, das Geld wurde knapp, sie mussten ihre Selbständigkeit aufgeben, sie wurden von einem Investor übernommen. Im Gegenzug hatten sie ihren Namen zu verkaufen, mussten sich verpflichten, erstens nie mehr Autos mit dem Namen Maserati herzustellen und zweitens, nach erfolgter Übernahme für zehn Jahre als Berater im Geschäft zu bleiben. Es behielt ihren Namen und wurde von Bologna nach Modena umgesiedelt. Das alles geschah 1937, am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Nach Ablauf dieser zehn Jahre gründeten drei Maserati in Bologna die Automobilfabrik OSCA. Trotz Erfolgen im Rennsport konnte sich ihre neue Marke nie richtig durchsetzen. Ganz anders Maserati. In den 1950er-Jahren gewann Juan Manuel Fangio auf einem WerksMaserati die Fahrer-Weltmeisterschaft. Maserati machte Ferrari und den anderen Konkurrenten damals ganz schön Druck und dies nicht nur auf den Rennstrecken. Legendär gewordene Fahrzeuge kamen auf die Strassen, die Marke hatte sich weltweit ein grosses Renommée verschafft. Die Ölkrise der 1970er-Jahre zog Maserati in ihren Sog, Citroën sprang ein und übernahm die Marke für wenige Jahre, dann kaufte sich der Sportwagenproduzent De Tomaso ein. Er krempelte die Fabrik in Modena um, setzte auf Grossserien und brachte den Maserati Biturbo, ein Massenprodukt. Anfänglich sehr zur Freude aller Beteiligten, bald aber auch zu ihrem Leid, denn das Auto hatte erhebliche Qualitätsmängel und kostete bald mehr, als es einbrachte. Fiat musste 1993 zur neuerlichen Rettung des Dreizacks einspringen, die Fiat-Chrysler-Gruppe hält heute noch die Mehrheitsanteile an Maserati.
Die Maserati-Ausstellung im Pantheon zeigt rund 30 Zeitzeugen, die an dieser Geschichte mitgeschrieben haben. Es sind allesamt Charakterautos, Sportwagen, die Dynamik, Kraft und Eleganz ausstrahlen. Auch Maserati-Motorräder sind darunter, die eigentlich gar keine Maserati-Motorräder sind, mehr davon in der Firmengeschichte. Ich bedanke mich bei allen Leihgebern dafür, dass sie diese Ausstellung überhaupt erst möglich gemacht haben. Ich bedanke mich bei den Hauptsponsoren Basler Kantonalbank, Die Mobiliar und Itten+Brechbühl für die Unterstützung, ebenso den weiteren Sponsoren. Auch dem bewährten Pantheon-Team sage ich Dank, namentlich Urs Gautschi fürs Fotografieren und Niggi Starck fürs Gestalten und Texten der Broschüre, und allen, die zum guten Gelingen der Ausstellung beigetragen haben. Ich freue mich darauf, Sie im Pantheon Basel zu begrüssen.
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Inhalt Vernissage vom 24. Oktober 2017 ............................................6 Eine lombardische Familienangelegenheit................................10 Maserati Tipo 26, 1928 ...........................................................20 Targa Florio 1932....................................................................26 Maserati 4CM 1500, 1932 ......................................................28 Maserati 4CS, 1933 ................................................................34 Maserati 8CM, 1933 ...............................................................38 Maserati 8CM, 1933 ...............................................................46 Maserati 6CM, 1936 ...............................................................52 Der Stammbaum.....................................................................54 Maserati A6GCS, 1954 ...........................................................56 Maserati A6GCS/53 Spyder Fantuzzi, 1954 .............................62 Maserati 125 L/T2 Turismo Lusso, 1955...................................68 Maserati L160/T4 Turismo Lusso, 1955....................................70 Nürburgring, 1956 ..................................................................72 Le Mans 1957 .........................................................................75 Fangio und Maserati 250F, Weltmeister 1957 .........................77 Maserati A6G 2000 Sport, 1956 .............................................78 Maserati A6G 2000 Coupé Zagato, 1956................................82 Maserati 3500 GT Spyder Vignale, 1960 .................................88 Maserati 3500 GT, 1961 .........................................................96 Maserati 5000 GT, 1959-1964 ..............................................102 Maserati 3500 GTI, 1961 ......................................................104 OSCA 1600 GT Coupe Zagato, 1962 ....................................110 Maserati Mistral 4000, 1966 .................................................116 Maserati Sebring, 1966 .........................................................120 Maserati Dueporte (Quattroporte), 1967 ...............................124 Maserati Quatroporte I, 1968................................................130 Maserati Ghibli Spyder, 1969 ................................................134 Maserati Mexico, 1969..........................................................138 Maserati Mistral Spyder, 1969...............................................142 Maserati Ghibli SS 5000, 1970 ..............................................146 Maserati Indy 4,7, 1970 ........................................................150 Maserati Bora, 1972..............................................................154 Maserati Merak 3000, 1973..................................................158 Maserati Khamsin, 1975 .......................................................162 Maserati Kyalami 4900, 1981................................................166 Maserati MC12 GT1, 2005....................................................170
© Editions Pantheon Basel, 2017 Hofackerstrasse 72 CH-4132 Muttenz +41 61 466 40 77 www.pantheonbasel.ch ISBN 978-3-906298-06-1 Idee und Konzept: Stephan Musfeld Farbfotos: Urs Gautschi, Ausnahmen sind bezeichnet Texte und Gestaltung: Niggi Starck 5
Vernissage vom 24. Oktober 2017 Fotos von Daniel Reinhard, Basel Alfieri Maserati
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Eine lombardische Familienangelegenheit
Niklaus Starck
Die Familie Maserati aus der lombardischen Kleinstadt Voghera, ziemlich genau zwischen Genua und Mailand in der Provinz Pavia gelegen, schrieb im ausgehenden italienischen Königreich Automobilgeschichte. Rodolfo Maserati, Lokführer aus Piacenza, und seine Frau Carolina, geborene Losi, hatten sieben Söhne – i fratelli Maserati. Der erste, Carlo, kam 1881, der letzte, Ernesto, 1898 zur Welt. Es war die Zeit des Königreichs Italien, an der Macht war König Umberto I. aus dem Haus Savoyen. Für die Mobilität im Land war damals einzig die Bahn zuständig, mit einem bereits sehr gut ausgebauten Netz, wie die Karte der Rete mediterranea aus dem Jahr 1885 zeigt. Bis 1896 umfasste dieses Streckennetz knapp 5'800 km. Im Mai 1895 fand mit dem Autorennen Turin–Asti–Turin über 93 km die erste Motorsportveranstaltung Italiens überhaupt statt. Von den fünf beteiligten Fahrzeugen erreichten drei das Ziel. Der italienische Ingenieur Simone Federmann siegte auf einem viersitzigen „Omnibus“, er kam auf eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 15,5 km/h. Die Plätze zwei und drei belegten Motorräder. Nur die Hälfte der Strecke schafften ein sechssitziger Dampfwagen und ein Benz-Motorwagen. Der Benz war neun Jahre zuvor als erstes Automobil überhaupt patentiert worden. Dieses Klassement aus dem Jahr 1885 ist charakteristisch für jene Zeit, die Entwicklung des Automobils steckte in den Kinderschuhen. Es war die Zeit der Pioniere. Die Gebrüder Maserati wurden mitten in diese Zeit hinein geboren.
Carlo und der erste Maserati-Motor Mit Jahrgang 1881 war Carlo der älteste der Maserati-Brüder. Er arbeitete in Mailand als Automobil- und Fahrradingenieur. Dort entwickelte er 1898 – mit 17 Jahren – ein produktionsreifes mit einem Einzylinder-Explosionsmotor angetriebenes Fahrrad, Carcano genannt, mit dem er kurz vor der Jahrtausendwende bei Brescia drei verschiedene Rennen gewann. Sein Projekt wurde vom Grafen Cesare Carcano finanziert, deshalb der Name. Im Jahr 1900 stellte er auf einem Carcano mit 50 km/h einen Geschwindigkeitsrekord auf. Der Carcano war der erste Maserati-Motor, er leistete 0.75 PS1. Man war nun auf diesen Carlo Maserati aufmerksam geworden und Fiat engagierte ihn im Jahr 1901 als Testfahrer.
Zwei Jahre später, 1903, wechselte er als Testfahrer zu Isotta Franschini und verschaffte dort auch seinem 16jährigen Bruder Alfieri eine Arbeit. Im Jahr 1908 gründete Carlo seine eigene Firma, er wollte ein innovatives Flugzeug entwickeln2. Kurz darauf erkrankte er an Tuberkulose. Carlo Maserati verstarb im Jahr 1910. 2
Gianni Cancellieri, Tutto Maserati, Nada, Vimodrome, Milano, 2015.
Oben: Carta delle strade ferrate italiane, rete mediterrane, Giuseppe Civelli, Editore,1885. Die Entwicklung des Schienen- war damals derjenigen des Strassennetzes weit voraus. Rechte Seite: Alfieri Maserati, der Firmengründer, vermutlich 1926.
Carlo Maserati, I fratelli Maserati e la OSCA, Tavola rotonda, Genova, 22. Februar 1998, Seite 13. 1
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Bindo, Manager mit Rennerfahrung
Alfieri, der Firmengründer
Der Zweitgeborene der fratelli Maserati war Bindo, 1883-1980. Auch er erlernte sein Metier als Autoingenieur bei Isotta Franschini, blieb jedoch im Gegensatz zu seinen Brüdern Carlo und Alfieri seinem Arbeitgeber von 1910 bis 1932, Alfieris Todesjahr, treu. Erst dann wechselte er ins Familienunternehmen und übernahm das Management. Bindo war gelegentlich auf Rennstrecken anzutreffen, so zum Beispiel an der Mille Miglia des Jahres 1927. Nach der Übernahme von Maserati durch Adolfo Orsi im Jahr 1937 blieb Bindo für die vertraglich festgelegte Dauer von zehn Jahren als Berater tätig. 1947 gründete er zusammen mit seinen jüngeren Brüdern Ettore und Ernesto die OSCA, Officine Specializzate Costruzione Automobili. Bindo Maserati starb im Alter von 87 Jahren in Bologna.
Wie sein älterer Bruder Marco habe Alfieri sich bereits als kleiner Junge brennend für Mechanik und Technik interessiert, und fand als Zwölfjähriger Arbeit in einer Fahrradfabrik. Mit 15 zog er nach Mailand, wo er auf Vermittlung von Carlo für die 1899 gegründete Fabbrica Automobili Isotta Franschini tätig war. Ein erstes Mal stellte er sein Können als Mechaniker und Beifahrer des Rennfahrers Vincenzo Trucco unter Beweis. Trucco gewann im Jahr 1908 das legendär gewordene sizilianische Bergrennen Targa Florio in einem Isotta Franschini tipo D3. Anschliessend verbrachte Alfieri zusammen mit seinem Bruder Bindo Wanderjahre als capotecnico, Chefmechaniker, in Isotta-Werken in Buenos Aires und London. 1912 liess er sich in Bologna nieder. Dort, an der Via dè Pepoli 1, gründete er zwei Jahre später, 1914, zusammen mit seinen Brüdern Ettore und Ernesto eine eigene Garage mit Werkstatt, die S.A. Officine Alfieri Maserati. Sie reparierte Kundenautos und pflegten Rennwagen von Isotta Franschini. Während des Ersten Weltkriegs entwickelte und produzierte Maserati innovative Zündkerzen. Zum Kriegsdienst eingezogen, bewahrte sie diese Produktion vor Fronteinsätzen, denn die italienische Armee war auf die von Maserati
Alfieri, der Erste Der 1885 drittgeborene Sohn der Maserati starb wenige Monate nach seiner Geburt. Sein Name wurde dem nächstgeborenen Sohn gegeben. Linke Seite: I fratelli Maserati vor ihrem Firmengebäude, 1915. Oben: Die drei Maserati-Piloten Ernesto Maserati, Amedeo Ruggieri und Luigi Fagiolini an der Targa Florio, 1932.
3 Roberto Petrini, Maserati, una grande storia sportiva, Lybra Edizioni Digitali, Spoleto, PG, 2011, Seite 7.
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hergestellten, speziellen Zündkerzen für Flugzeugmotoren angewiesen. Nach dem Krieg begannen die Maserati mit dem Bau eigener Rennwagen. Der erste war ein Diatto-Maserati, ein richtiger Bolide mit einem Diatto-Chassis und dem 6,33 Liter 4-Zylindermotor von Isotta Franschini, sie nannten ihn Tipo speziale. Alfieri wurde im Jahr 1921 Entwicklungsingenieur der Turiner Automarke Diatto, sie existierte von 1906 bis 1927. Aus dieser Zusammenarbeit entstand, basierend auf dem 1922 in Mailand vorgestellten Strassenfahrzeug Diatto 20S, ein Rennwagen, an dessen Steuer Alfieri mit seinem Bruder Ernesto als Beifahrer mehrere Erfolge feierte. Im Jahr 1925 trat der vom Team von Alfieri Maserati entwickelte 2-Liter-Diatto erfolgreich gegen Konkurrenten wie Alfa Romeo, Bugatti, Chiribiri, Duesenberg oder Eldridge an. Der Wagen erbrachte eine Leistung von 125 PS und erreicht die Geschwindigkeit von 200km/h. Seit dem Jahr 1926 trugen alle von Maserati gefertigten Rennwagen den Dreizack, das von Bruder Mario, dem Künstler, entworfene Firmenlogo. Der erste “richtige” Maserati war der Tipo 26 aus dem Jahr 19264. Nach einem Rennunfall im Jahr 1927 verlor Alfieri eine Niere, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich anschliessend von Jahr zu Jahr. Anlässlich einer neuerlichen Operation verstarb Alfieri Maserati 1932 als 44Jähriger in einem Bologneser Hospital.
tet. Ettore war im Familienbetrieb als Manager und zeitweise als verantwortlicher Ingenieur für den Motorenbau tätig. Nach dem Verkauf des Unternehmens an Adolfo Orsi blieben Ettore und Ernesto für vertraglich festgelegte zehn Jahre in ihren Funktionen als technische Berater und zogen mit der Firma von Bologna nach Modena. 1947 gründete er zusammen mit seinen Brüdern Bindo und Ernesto die OSCA, Officine Specializzate Costruzione Automobili. 1966 zog sich Ettore Maserati aus dem Arbeitprozess zurück. Er starb im Jahr 1990, 96jährig, in Bologna.
Ernesto, CEO und Werksrennfahrer Ernesto, der Jüngste der Dynastie, ist 1898 in Voghera geboren und 1975 in Bologna gestorben. Er stieg als 16Jähriger ins 1914 von Alfieri gegründete Familienunternehmen ein. Ernesto erlernte sein Metier von der Pike auf, stieg als Beifahrer von Alfieri in den Rennsport ein und wurde selbst ein erfolgreicher Rennfahrer. 1924, 1927 und 1930 gewann er mit einem Maserati Tipo 26 die italienische Fahrermeisterschaft, weitere Siege folgten. Nach Alfieris Tod im Jahr 1932 übernahm er den Posten des CEO, arbeitete weiter an der Entwicklung von Rennwagen und war gleichzeitig Werksrennfahrer seiner Marke. Wie seine Brüder musste er sich nach dem Verkauf der Firma an Adolfo Orsi 1937 für zehn Jahre an das neue Unternehmen binden. Nach Ablauf dieser Frist gründete er mit seinen Brüdern die OSCA. Ernesto Maserati verstarb 1975 im Alter von 76 Jahren.
Mario und der Dreizack Der fünfte Sohn der Maserati war Mario, 1890-1981. Mario studierte an der renommierten Mailänder Accademia di Brera Kunst. Mit der Technik hatte er als einziges Familienmitglied überhaupt nichts am Hut. Immerhin hat er 1926 das Logo der Marke entworfen. Es ist dem Dreizack nachempfunden, den die Neptun-Statue auf der Piazza del Nettuno in Bologna in der rechten Hand hält. Die Bolognesi nennen diese 1566 von Giovanni di Bologna geschaffene, 3,35 m hohe Skulptur des römischen Gottes „den Riesen“. In den Jahren von 1926 bis 1929 war der Maserati-Dreizack von einem stehenden Rechteck umgeben, ab 1930, wie heute noch, von einem stehenden Oval. Die im Logo verwendeten Farben Rot und Blau sind gleichzeitig die Stadtfarben von Bologna. Mario Maserati starb im Alter von 91 Jahren.
OSCA konnte sich nicht durchsetzen Die fratelli Maserati hatten beim Verkauf ihrer Firma im Jahr 1937 schlechte Karten. Das Unternehmen war in finanzielle Schieflage geraten. Der Investor Adolfo Orsi und seine Partner kauften den Namen Maserati und banden Bindo, Ettore und Ernesto Maserati vertraglich als Berater an ihre Firma, für zehn Jahre. Nach Ablauf dieser Frist kehrten die Brüder von Modena zurück nach Bologna, wo sie 1947 in San Lazzaro di Savena die Officine Specializzata Costruzioni Automobili, kurz OSCA, gründeten. Sie stellten Sport- und Rennwagen her. Der Bekannteste war der OSCA MT4, das steht für Maserati Tipo 4. Stirling Moss gewann zusammen mit Bill Lloyd im Jahr 1954 in einem MT4 das 12-Stunden-Rennen von Sebring. OSCA stellte die Produktion nach 20 Betriebsjahren 1967 ein. Die Maserati Brüder verkauften die Firma an Graf Domenico Agusta, Besitzer von MV Agusta. Damit hatten sich die fratelli Maserati aus dem Automobilgeschäft zurückgezogen.
Ettore, Manager und Techniker Carlo, der älteste der fratelli Maserati, nahm den damals 16jährigen Ettore, 1894-1990, als Lehrling in seine 1908 gegründete Firma auf. Nach Carlos Tod im Jahr 1910 verschafften die Brüder Bindo und Alfieri dem jungen Ettore eine Anstellung bei Isotta Franschini. Als Alfieri im Jahr 1914 seine eigene Firma gründete, wurde er von Ettore und dem jüngsten Maserati, Ernesto, beglei-
Der Maserati Tipo 26, rechts oben 1926 vor der Werkstatt in Bologna, rechts unten an der 17. Targa Florio in Sizilien, am Steuer Alfieri Maserati, der Beifahrer war Guerino Bertocchi, 25. April 1926, die beiden belegten den 8. Schlussrang.
Museo del marchio italiano, Il marchio Maserati, www.museodelmarchioitaliano.it, 6. Juli 2017. 4
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begann 1957 die serienmässige Maserati-Produktion, zuvor waren nur Einzelfahrzeuge oder Kleinserien gebaut worden. Der 3500 GT mit einem 6-Zylindermotor und, je nach Modell, mit rund 230 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von über 200 km/h, verkaufte sich über 2000 Mal.
Maserati erfindet den GranTurismo und wird Weltmeister Am Genfer Autosalon des Jahres 1946 präsentierte Maserati die Studie eines Autotyps, den es bisher noch nicht gab, den A6. A stand für Alfieri, 6 für die Anzahl der Zylinder – es war der erste GranTurismo. Das Konzept traf genau die Kundenerwartungen, der Maserati ging als A6 1500 mit einer von Pininfarina entworfenen Karosserie in Serie. In den 1950er-Jahren setzte sich Maserati mit dem 250F in der 1950 entstandenen Formel 1 durch. 1957 gewann der legendär gewordene Rennfahrer Juan Manuel Fangio mit dem Maserati-Werksteam die Fahrer-Weltmeisterschaft. Das war der sportliche Höhepunkt der Marke. Ein Jahr später zog sich Maserati aus der Formel 1 zurück und konzentrierte sich auf die Herstellung von Strassensportwagen. Adolfo Orsi, der Eigentümer, hatte eine ganze Reihe finanzieller Probleme. Mit dem 3500 GT
Maserati baute Motorräder Nicht wirklich, denn die von Adolfo Orsi 1947 gegründete Fabbrica Candele Accumulatori Maserati S.p.A., hatte mit Maserati überhaupt nichts zu tun, einzig der Name wurde genutzt. Im Jahr 1953 kaufte Orsi Italmoto, den kleinen Motorradhersteller aus Bologna, der auf einzylindrige Zwei- und Viertaktmotoren spezialisiert war. Italmoto hatte einen vorzüglichen Ruf. Orsi schloss die Italmoto in Bologna, sie wurde nach Modena verlegt, wo bald ein 125er Zweitakt- und ein 160er Viertakt-Motorrad gebaut wurde. Ein Dutzend weiterer Modelle sollte folgen5. Auf dem Motorblock der Maschinen stand Fabbrica Candele Accumulatori Maserati S.p.A., Modena, den Benzintank zierte das Logo mit dem Dreizack, was einem Etikettenschwindel wohl zumindest nahe kam. Die Freude an guten Verkaufszahlen blieb von kurzer Dauer, es kam immer wieder zu Kolbenklemmern, der Ruf litt, die Konkurrenz erstarkte, die Verkäufe brachen ein und nach nur sieben Betriebsjahren war Schuss mit den “Maserati-Motorrädern”.
Maserati und die Winde Im Jahr 1963 brachte Maserati mit dem Quattroporte erneut ein Fahrzeug in den Verkauf, das es zuvor noch nie gegeben hatte – schnell, gross und luxuriös. Dieser Wurf machte den Dreizack zum ernsthaften Konkurrenten für Marken wie Ferrari oder Lamborghini. Ebenfalls 1963 begründete Maserati die Tradition, seine Sportwagen nach Winden des Mittelmeerraums zu benennen. Mit dem leichten und leistungsstarken Mistral stellte die Marke am Turiner Autosalon des Jahres 1963 sein erstes nach einem Wind benanntes Auto vor. Der Mistral ist ein kalter, oft starker Fallwind, der aus nordwestlicher Richtung durchs untere Rhonetal zieht. Das erste Ghilbli-Modell kam 1966, das zweite 1992 und das dritte 2013 auf den Markt. Ghilbli steht für den heissen Wüstenwind, der in Libyen und Tunesien weht. Der Bora, ein zweisitziges Modell, war von 1972 bis 1978 im Verkauf. Bora ist ein adriatischer Wind, kalt und trocken. Er weht aus Nordosten. Der Khamsin wurde 1973 vorgestellt. Sein Name steht für einen heissen, trockenen Wüstenwind im Nahen Osten. Er tritt meist im Frühling auf. Der Karif, ein Zweisitzer, war von 1988 bis 1992 im Programm. Karif ist ein Wind des Sommermonsums an der Südwestküste der Arabischen Halbinsel, der meist nachts weht. Der Sportcoupé Maserati Shamal Giovanni Salmi, Registro storico moto Maserati Italia, Bologna, www.maseratialfieri.co.uk, 8. Juli 2017.
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bleme ergaben, holte die Familie Orsi Citroën ins Boot. Die Franzosen hielten 60 Prozent der Maserati-Anteile. Kurz darauf zogen sich die Orsi vollständig aus dem Maserati-Geschäft zurück. Adolfo Orsi verstarb 1972 im Alter von 84 Jahren.
wurde von 1989 bis 1995 gebaut. Shamal steht für den Sommerwind, der von Nordwesten über den Irak und den Persischen Golf zieht. Das Maserati SUV-Modell Levante schliesslich wurde 2016 am Genfer Autosalon präsentiert. Der Levante ist ein warmer Wind mittlerer Stärke, benannt nach Spaniens Ostküste, wo er unter anderem entsteht. Er weht von Osten nach Westen über Nordafrika und den westlichen Mittelmeerraum.
Maserati war Citroën
Adolfo Orsi,1888-1972, geboren in San Lazzaro bei Modena, gestorben in Bologna. Orsi wuchs als ältestes von fünf Kindern in ärmlichen Verhältnissen auf. Nachdem sein Vater starb, als Adolfo 10 Jahre alt war, musste er als Kind ins Erwerbsleben einsteigen, um Geld für die Familie zu verdienen. Metall war sein Ding, er entwickelte sich vom Schrotthändler zum Grossindustriellen, beschäftigte im Raum Modena Ende der 1920er-Jahre rund 2’000 Personen und galt als steinreich. Nach der Übernahme von Maserati im Jahr 1937 gehörte die Marke über 30 Jahre zum Orsi-Konzern und entwickelte sich, mit Hochs und Tiefs, sowohl sportlich als auch kommerziell hervorragend. Als sich Ende der 1960er-Jahre wirtschaftliche Pro-
In den Jahren 1968 bis 1975 gehörte Maserati wirtschaftlich zu Citroën. Giulio Alfieri, Chefkonstrukteur, bemühte sich um die Nutzung von Synergien bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge und übernahm insbesondere die hervorragende Hydraulik-, Lenkungsund Bremssysteme von Citroën. Im Gegenzug baute Citroën den Sechszylinder des Merak in den SM ein, der zwischen 1970 und 1975 gebaut wurde. Der SM war ein technologischer Hingucker und gleichzeitig ein kommerzieller Misserfolg. Die Ölkrise von 1973 trug das Ihrige zum frühen Produktionsstop des SM, SérieMaserati oder Sa Majesté, bei und zu einer neuerlichen Finanzkrise. Maserati schrieb im Jahr 1977 einen Verlust von rund fünf Millionen US-Dollars6 und auch Citroën begann wirtschaftlich zu kränkeln. Maserati stand 1975 vor der Schliessung. Die Arbeiter besetzten die Fabrikhallen, die italienische Regierung schaltete sich
Oben: Sterling Moss im OSCA MT4, 1954 in Sebring.
6 Martin Buckley: Maserati. Italienischer Luxus und Flair. Heel Verlag, Königswinter 2012, Seite 118.
Die Ära Adolfo Orsi, grossindustrieller Autofan
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ein, in Alejandro de Tomaso, dem Sportwagenhersteller, wurde ein Käufer gefunden.
Maserati war De Tomaso Als erstes halbierte De Tomaso den Personalbestand, forcierte die Produktion erfolgreicher Modelle und leitete die Wandlung von Maserati vom Klein- zum Grossserienhersteller ein. Diese Neuausrichtung hatte einen Namen: Biturbo. Er war kleiner, schwächer und preiswerter als die früheren Maserati-Modelle. Zwischen 1981 und 1994 wurden insgesamt 37’000 Fahrzeuge abgesetzt. Der grosse Haken an dieser nur scheinbar erfolgreichen Sache waren Qualitätsmängel, die Motoren neigten zu überdurchschnittlich vielen Defekten. Der schlechte Ruf liess die Verkaufszahlen sinken, die Kosten für Garantiemängel stiegen an, das Geschäft mit dem Biturbo lohnte sich nicht lange.
Maserati war Fiat war Ferrari ist Fiat-Chrysler Nachdem Fiat bereits 1989 einen Minderheitsanteil von 49 Prozent übernommen hatte, gehörte Maserati ab dem Jahr 1993 vollständig dem Turiner Konzern. Dieser unterstellte 1997 den Dreizack dem Cavallo rampante, Maserati gehörte nun dem einstigen Dauerkonkurrenten Ferrari. Diese Konstellation wurde 2005 wieder aufgelöst, indem sowohl aus Maserati als auch aus Ferrari eigenständige Aktiengesellschaften gemacht wurden. Die Maserati S.p.A. hat ihren Sitz in Modena, sie gehört zur Fiat-ChryslerGruppe.
Links oben: Der Neptunbrunnen in Bologna. Rechte Seite: Juan Manuel Fangio im Maserati 250 F, 1957.
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Maserati Tipo 26, 1928 Motor: 8-Zylinder in Reihe Chassis: 1510 ex 21 Hubraum: 1493 ccm Leistung: 128 PS Geschwindigkeit: 200 km/h Gewicht: 720 kg Besitzer: Hans Matti, L’Isle Nachdem die Officine Alfieri Maserati in den ersten Firmenjahren Rennwagen und Strassenfahrzeuge für Isotta Fraschini und Diatto bauten, erschien mit dem Tipo 26 – 26 steht für das Jahr 1926 – der erste eigentliche Maserati. Dieser Erstling basierte technisch auf dem Diatto-Rennwagen aus dem Jahr 1925. Aus dem Tipo 26 wurden in der Folge der Tipo 26B und der Tipo 26MM entwickelt, der Letztere eigens für die Teilnahme an der Mille Miglia. Der ausgestellte Tipo 26 wurde als Werksrennmaschine gebaut und am 28. August in Bologna fertiggestellt. Die ersten beiden Zahlen seiner Chassisnummer weisen darauf hin, dass es sich um ein 1500ccm-Modell handelt, die beiden letzten darauf, dass es der Zehnte gebaute Wagen der Serie war. Ernesto Maserati bestritt mit diesem Tipo 26 im Jahr 1931 den dritten Grand Prix von Tunis in der 1500ccm-Klasse siegreich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 129 km/h in 3 Stunden und 40 Minuten; Zweitplatzierter war Pierre Veyron auf Bugatti mit über 11 Minuten Rückstand. Nach diesem Erfolg gelangte der Tipo 26 in Privatbesitz, war aber weiterhin auf Rennstrecken zu sehen. Der heutige Besitzer entdeckte den Wagen 1961 in Casablanca. Er liess ihn zwischen 1994 und 2002 restaurieren und hat inzwischen an den Klausen-Memorials 2002, 2006 und 2013 teilgenommen.
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Zustand vor der Restaurierung, 1924, Aubonne
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Targa Florio 1932
Das Maserati-Werksteam an der Targa Florio, Sizilien, am 8. Mai 1932: Ernesto Maserati, 1898-1975, Luigi Fagioli, 1898-1952, und Amedo Ruggeri, 1889-1932. – Amedo Ruggeri, mehrfacher Grand Prix-Sieger, verstarb im Dezember 1932 im Autodrome de Montlhéry südlich von Paris bei seinem Versuch, in einem Maserati V5 mit einem 5-Liter-16 Zylinder-Motor den Stundenweltrekord zu brechen. – Luigi “Gigi” Fagioli machte nach seinem Debut bei Maserati als Werksfahrer der Scuderia Ferrari auf Alfa Romeo, später bei Mercedes-Benz und Auto-Union Karriere, er gewann diverse Grand-Prix. Fagioli starb 1952 an den Folgen eines Trainingsunfalls auf einem Lancia Aurelia B20 in Monaco. – Gewinner der Targa Florio 1932 war Tazio Nuvolari auf einem Alfa Romeo 8C 2300 der Scuderia Ferrari, Amedo Ruggeri belegte den fünften, Luigi Fagioli den 13. Platz, beide auf einem Maserati 8C 2800. Ernesto Maserati war als dritter Fahrer des Teams gemeldet, ging jedoch nicht an den Start.
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Ernesto Maserati
Luigi “Gigi” Fagioli
Amedo Ruggeri am Start.
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Maserati 4CM 1500, 1932 Motor: 6-Zylinder in Reihe Chassis: 1379 Hubraum: 1498 ccm Leistung: 175 PS Geschwindigkeit:200 km/h Gewicht: 630 kg Privatbesitz Nachdem Maserati zu Beginn ausschliesslich Werksfahrzeuge baute, gehörte der 4CM zu den ersten Rennautos, die in den Verkauf gelangten. Er wurde von 1932 bis 1938 in diversen Varianten produziert, in der Reihenfolge 1100 ccm, 1500 ccm, 2000 ccm und zum Schluss, von 1934 bis 1937 als 2,5-Liter. Käufer des ausgestellten 4CM war der italienische Graf und Rennfahrer Luigi Castelbarco. Der Conte war an unzähligen Rennen unterwegs. Auch die folgenden Besitzer schrieben an der Renngeschichte des Wagens weiter. So hatte er Einsätze am Grand-Prix der Schweiz in Bern im Jahr 1934 und belegte im gleichen Jahr Platz 3 seiner Klasse im Klausenbergrennen. Am Grand-Prix von Tripolis nahm er teil, an Maloya-Bergrennen und so weiter. Sein heutiger Besitzer führt diese Tradition auf diversen Rennstrecken und Memorials fort.
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Maserati 4CS, 1933 Motor: 4-Zylinder in Reihe Hubraum: 1500 ccm Leistung: 175 PS Geschwindigkeit: 200 km/h Gewicht: 630 kg Besitzer: Philippe Douchet, Aubonne Text von Philippe Douchet: Den ausgestellten Maserati 4CS begleitet eine besondere Geschichte. Im Jahr 1933 wurde er mit einem 1500-ccm-4-Zylinder-Motor an den italienischen Rennfahrer Giuseppe “Beppe” Tuffanelli ausgeliefert, der damit diverse Rennen bestritt. Wohl aufgrund von Rennschäden wurden an Fahrzeug und Motor diverse mechanische Änderungen vorgenommen. Der Wagen kam in die Hände von Ulrich Maag, Schweizer Rennfahrer, der 1934 in Pescara als Beifahrer in einem Alfa Romeo 8C ums Leben kam. Zur Kriegszeit befand sich das Auto in Genf, von wo aus es möglicherweise nach England verkauft wurde. Die Reste dieses Autos zusammen mit einem von Thomson & Taylor restauriertem Originalchassis und einer aus Australien stammenden Teilesammlung ging zu Chelsia Motor. Im 1991 kaufte Bill Summers das ganze Projekt und beschloss den 4CS wieder aufzubauen. Nach weiteren Besitzerwechseln kaufte der heutige Eigner das Projekt in den frühen 2000 und liess das Fahrzeug bei Bayton Jones Historic Motorsport komplett restaurieren. Bis zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Broschüre konnte der ausgestellte 4CS aufgrund von Restaurationsarbeiten nicht fotografiert werden. Die Abbildungen mit dem Titel “under construction” stammen vom Besitzer des Wagens.
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Maserati 8CM, 1933 Motor: 8-Zylinder in Reihe Hubraum: 2991 ccm Leistung: 240 PS Geschwindigkeit: 250 km/h Besitzer: Andreas Jöhri, Aarberg Den Grand-Prix-Rennwagen Maserati 8CM bauten die Fratelli Maserati zwischen 1933 und 1935 in 19 Exemplaren. Seine Bezeichnung steht für 8 Cilindri, Monoposto. Für den 8CM wurde das nur wenig modifizierte Chassis des 4C, er war mit einem 1100-ccmMotor ausgestattet, verwendet – das Leichtgewicht von rund 800 kg erwies sich als zu schwach für die gewaltigen Kräfte des 8-Zylindermotors. Die Rennfahrerlegende Tazio Nuvolari, 1892-1953, mit dem Übernamen Mantovano volante, Fliegender Mantuaner, kam im Training zum Grand Prix von Belgien des Jahres 1933 mit dem 8CM nicht klar. Er schraubte zusammen mit seinem eigenen und den Maserati-Mechanikern die ganze Nacht vor dem GP am Vorderwagen, der Lenkung und den Bremsen herum, startete aus der letzten Reihe des Feldes – und gewann das Rennen. Damit war die erfolgreiche Rennkarriere des 8CM lanciert.
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Tazio Nuvolari an der Siegerehrung des GP von Belgien 1933.
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Maserati 8CM, 1933 Motor: 8-Zylinder in Reihe Chassis: 3015 Hubraum: 2991 ccm Leistung: 240 PS Geschwindigkeit: 250 km/h Besitzer: Kurt Hasler, Amriswil Der ausgestellte Maserati 8CM wurde von der 1933 in Lausanne gegründeten Ecurie Braillard gekauft. Nach verschiedenen Renneinsätzen musste der Rennstall aus finanziellen Gründen aufgeben, der 8CM kam 1937 in den Besitz eines ungarischen Grafen und Autorennfahrers. In Ungarn war dem Rennwagen eine wechselvolle Geschichte beschieden, sie dauerte bis ins Jahr 2015. Im Februar dieses Jahres fand der Wagen seinen abenteuerlichen Weg zurück in die Schweiz zu seinem heutigen Besitzer. Dieser veranlasste eine Totalrestauration mit dem Ziel, den 8CM in seinen Ursprungszustand zu versetzen. Gleichzeitig entstand das Buch Der Maserati 3015 von Bernhard Brägger. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb in ihrer Rezension vom 12. Dezember 2012 unter dem Titel Mit einem Maserati durch siebzig Jahre Geschichte – Wie ein Grand-Prix-Auto von der Zürcher Familie Escher nach Ungarn und Jahrzehnte später zurück in Schweiz kam: “Diesen Krimi beschreibt Bernhard Brägger in seinem soeben erschienenen Buch. Brägger, der sich als dreimaliger Organisator des kurzzeitig wiederauferstandenen Klausenpass-Rennens einen Namen als Kenner von historischen Automobilen gemacht hat, ging akribisch allen Spuren des Maserati nach. Dabei trug er eine Fülle von Fakten und historischen Fotografien zusammen und prüfte sie auf ihre Richtigkeit. Nur ein kleines Beispiel: Er stöberte den Obduktionsbericht der Isabella Duncan auf – der Schal in den Speichenrädern, war er Legende oder Tatsache?” Bernhard Brägger: Der Maserati 3015 – Seine Geschichte. Verlag Buchhandlung Schmidgasse, Zug, 2013. 190 Seiten, 170 Bilder, CHF 165.-.
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Maserati 6CM, 1936 Motor: 6-Zylinder, in Reihe Hubraum: 1493 ccm Leistung: 157 PS Geschwindigkeit: 230 km/h Gewicht: 650 kg Privatbesitz Den 6CM baute Maserati von 1936 bis 1939 in 28 Exemplaren als Monoposto, als Einsitzer-Rennwagen. Er wurde 1936 am Mailänder Automobilsalon vorgestellt. Die wichtigsten Rennerfolge fuhr der 6CM in Sizilien ein, er war auf der Targa Florio in seiner Klasse dreimal hintereinander, von 1937 bis 1939, siegreich. Im Jahr 1939 steigerte Maserati seine Leistung auf 177 PS. Bis zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Broschßre konnte der ausgestellte 6CM aufgrund von Restaurationsarbeiten nicht fotografiert werden. Rechts im Bild Giovanni Rocco, Sieger auf der Targa Florio des Jahres 1938.
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Der Stammbaum
Tipo 26
1926
Tipo 26B
8 Zyl., 1500 ccm, 120 PS
V4
8 Zyl., 2000 ccm, 155 PS
1927 1928
1929
16 Zyl., 4000 ccm, 280-305 PS
1930
Tipo 26C
Tipo 26R
Tipo 26M
8 Zyl., 1100 ccm, 100 PS
8 Zyl., 1700 ccm, 140 PS
8 Zyl., 2500, 195 PS
1931
1929
1933
V5
1931
1932
16 Zyl., 5000 ccm, 330-360 PS
1932
4CS, 4CM
4CM 2000
8C 2800
8C 2500 TA
4 Zyl., 1100 ccm, 105 PS 4 Zyl., 1500 ccm, 115 PS
4 Zyl., 2000 ccm, 165 PS
205 PS
210 PS
1932
1934
4CM 2500
8C 3000
4 Zyl., 2500 ccm, 195 PS
220 PS
1936
1933
8CM
6C 34
3000 ccm, 240-280 PS
1934
6 Zyl., 3700 ccm, 270 PS
1938
1935
6CM
8CTF
V8 RI
6 Zyl., 1500 ccm, 155-175 PS
3000 ccm, 350 PS
V8, 4800 ccm, 300-320 PS
1940
1939
4CL
8CL
4 Zyl., 1500 ccm, 220 PS
3000 ccm, 415 PS
1947
1950
4CLT
8CLT
4 Zyl., 1500 ccm, 270 PS
3000 ccm, 430 PS
bis 1500 ccm
2000-3000 ccm 54
über 3000 ccm
Graf Aymo Maggi auf Maserati Tipo 26 beim Boxenstop an der Targa Florio 1927, nachdem ihn ein Schaden am Fahrzeugrahmen in der fünften Runde zur Aufgabe zwang. Conte Aymo Maggi, 1903-1961, stammt aus der Aristokratie von Brescia. Als passionierter Autorennfahrer gewann er bereits im Alter von 20 Jahren auf einem Chiribiri das Bergrennen von Pontedemico-Giovi. Sein wöchentliches Vergnügen war das Wettrennen gegen den Zug von Brescia nach Milano, er teilte es mit seinem Freund, dem Conte Franco Mazzotti. Daraus entstand der Plan, Brescia zu einer Kapitale des Automobilsports zu machen – Geburtsstunde der Mille Miglia. Maggi bereute dieses Rennen bis ins Jahr 1957, als Alfonso De Portago am 12. Mai auf der Rennstrecke bei Guidizzolo, Provinz Mantua, tödlich verunfallte und neun Zuschauer, darunter fünf Kinder, mit in den Tod riss. Maggi verbrachte seinen Lebensabend auf dem Weingut seiner Familie.
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Maserati A6GCS, 1954 Motor: 6-Zylinder Hubraum: 1988 ccm Leistung: 160 PS Geschwindigkeit: 160 km/h Privatbesitz Der von 1947 bis 1955 gebaute zweisitzige A6GCS war einer der erfolgreichsten Sportwagen der Geschichte. In diversen Ausführungen wurde er von 1947 bis 1955 in knapp 70 Exemplaren gebaut, er erfreute sich insbesondere bei Privatfahrern grosser Beliebtheit. Als erfolgreichster Maserati-Rennwagen überhaupt hat er über 40 Gesamtsiege eingefahren. Die Modellbezeichnung steht für Alfieri, den Chefingenieur von Maserati, 6 für die Zylinderzahl, G für Ghisa, Grauguss-Motorblock, C für Corsa, Rennstrecke, und S für Sport. – Das ausgestellte Fahrzeug war im Besitz des Schweizer Rennfahrers Jo Siffert. Ein Onkel des heutigen Besitzers erwarb es 1962. Es wurde von 1987 bis 2001 vollständig restauriert.
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Maserati A6GCS/53 Spyder Fantuzzi, 1954 Motor: 6-Zylinder, in Reihe Chassis: 2072 Hubraum: 1986 ccm Leistung: 170 PS Geschwindigkeit: 235 km/h Besitzer: Gian Pietro Rossetti, Zürich Maserati baute von 1953 bis 1955 insgesamt 52 Exemplare des Rennsportwagens A6GCS/53, davon vier Coupés von Pininfarina in Turin und 48 Sypders mit einem Aluminiumaufbau der Carrozzeria Medaro Fantuzzi in Modena. Das Kürzel /53 sollte ihn vom seit 1947 gebauten A6GCS unterscheiden. – Der ausgestellte A6 wurde 1954 an den Rennfahrer John Simone nach Frankreich ausgeliefert, er war im gleichen Jahr für das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gemeldet. Von 1961 bis 1982 war er im Besitz eines italienischen Sammlers und kam dann in die Schweiz, in die Hände von drei verschiedenen Sammlern. Er wurde immer wieder an Oldtimer-Veranstaltungen eingesetzt, insbesondere an der Mille Miglia und der Ennstal Classic.
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Luigi Musso in einem Maserati A6GCS Barchetta von Fantuzzi am Start der Targa Florio, 1954.
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Maserati 125 L/T2 Turismo Lusso, 1955
Das erste Produkt der Fabbrica Candele Accumulatori Maserati S.p.A. in Modena war der Tipo 125/T2, ein dem damals in ganz Europa höchst erfolgreichen DKW-Motorrad nachempfundener 2Takter. Der 125/T2 wiegt unbefüllt 80 Kilogramm, er verfügt über ein Dreiganggetriebe. Er war von 1953 bis 1959 in Produktion. Der heutige Besitzer hat den Tipo 125/T2 in Tschechien gefunden, gekauft und von Grund auf restauriert: “Der 125-ccm-Zweitaktmotor der Maserati wies bei der Zerlegung einen klassischen Kolbenfresser auf. Vermutlich war das auch der Grund, warum das Motorrad von seinem Besitzer zu seiner Zeit abgestellt worden war und in Vergessenheit geriet.”
Motor: 1-Zylinder, 2-Takt Hubraum: 123 ccm Leistung: 4,8 PS Geschwindigkeit: 80 km/h Gewicht: 80 kg Besitzer: Thomas Schnitzler, Turbenthal
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Maserati L160/T4 Turismo Lusso, 1955 Motor: 1-Zylinder, 4-Takt Hubraum: 158 ccm Leistung: 8 PS Geschwindigkeit: 105 km/h Gewicht: 100 kg Besitzer: Werner und Monika Looser, Rheinfelden Der Tipo 160/T4 basierte auf dem Italmoto 160 Tourer, er blieb bis zur Aufgabe der Motorradproduktion im Jahr 1959 im Programm der Fabbrica Candele e Accumulatori Maserati, FCAM.
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Nürburgring, 1956
“Einer der am leichtesten zu beherrschenden, schönsten, am besten ausbalancierten Rennsportwagen, die je gebaut wurden.”, so das Urteil von Stirling Moss über den Maserati 300S. Er bescherte ihm neun Rennsiege, drei zweite, einen dritten und einen fünften Rang, er fiel in 13 Rennen nur zwei Mal aus. Moss gewann 1956 mit seinem Team das 1’000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring, Abbildung unten. Er übernahm als Letzter das Steuer des 300S, holte den Rückstand von 66 Sekunden auf den führenden Juan Manuel Fangio auf Ferrari auf und gewann schliesslich mit 26 Sekunden Vorsprung. Der 300S wurde von 1955 bis 1958 in 27 Exemplaren gebaut. 72
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Als Spross einer motorsportbegeisterten Familie begann Stirling Moss, geboren 1929 in London, seine Rennsportkarriere mit 19 Jahren, vorerst ausschliesslich auf englischen Automobilen. 1954 stieg er auf Maserati in die Formel-1 ein. Stirling Moss nahm in 85 verschiedenen Rennwagen an 529 Rennen teil, 212 davon beendete er als Sieger. Als Meister der Marken gewann er auf fĂźnf verschiedenen Marken Formel-1-Rennen: Mercedes-Benz, Maserati, Vanwall, Cooper und Lotus. 1999 erhob ihn KĂśnigin Elisabeth in den Adelsstand. In Zusammenarbeit mit Stirling Moss entwickelte Maserati fĂźr das Le-Mans-Rennen 1957 zwei Berlinetta-Versionen des 450S, siehe unten. Unter Einbezug des englischen Ingenieurs Frank Costin fertigte Zagato die Karosserien. Beide Rennwagen kamen nicht ins Ziel.
Stirling M oss, Sieger der Mille Migli a 1955.
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Start zum 25. 24-Stunden-Rennen von Le Mans vom 22. und 23. Juni 1957. Der Maserati 2500 Sport mit einem Talbot-Chassis mit der Nummer 23 gehörte zum Rennstall Automobiles Talbot, gefahren vom Italiener Franco Bordoni und dem Briten Bruce Halford. Sie belegten im Schlussklassement den 54. Platz. Mit dem Maserati 200SI mit der Nummer 25 fuhr das französische Team Léon Couliboeuf und José Behra auf den 28. Platz. Nachdem die Führenden Stirling Moss und Harry Schell auf dem Maserati 450S Costin Zagato Coupé mit Startnummer 1 das Rennen wegen Motorenschaden aufgeben mussten und auch die Ferrari auf der Strecke blieben, belegten die Jaguar D-Type die ersten vier Plätze.
Le Mans 1957
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Mit fünf Weltmeistertiteln prägte der argentinische Rennfahrer Juan Manuel Fangio, 1911-1995, die junge Formel 1. Seinen ersten Titel gewann er 1951, er war damals 40 Jahre alt, auf einem Alfa Romeo 159, den zweiten 1954 auf dem Maserati 250F bzw. dem Mercedes-Benz W 196, den dritten, 1955, wiederum auf dem Benz W 196 Stromlinie, den vierten, 1956, auf einem Lancia-Ferrari D50 und den fünften und letzten schliesslich 1957 auf dem Maserati 250F Tipo 2. Man sagt Fangio höchstes fahrtechnisches Können und hervorragendes renntaktisches Geschick nach. Er gilt als einer der erfolgreichsten Rennfahrer in der Grand-PrixSportgeschichte. “Du brauchst grosse Leidenschaft, denn alles was du mit Freude machst, machst du gut.” Juan Manuel Fangio. 76
Fangio und Maserati 250F, Weltmeister 1957
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Maserati A6G 2000 Sport, 1956 Motor: 6-Zylinder in Reihe Hubraum: 1985 ccm Leistung: 100 PS Geschwindigkeit: 160 km/h Besitzer: Werner und Monika Looser, Rheinfelden Die ersten A6-Modelle brachte Maserati unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, 1946, auf die Strasse, in Serie gingen sie 1947. Nachdem die Leistung des 1500-ccm-Motors des A6 nur 65 PS betrug, musste Maserati mit einem stärkeren Motor nachbessern, 1951 wurde auf den 2-Liter-Motor mit 100 PS aufgerüstet. Den A6G baute Maserati zwischen 1951 und 1954 in ingesamt 16 Exemplaren. Das ausgestellte Modell trägt eine Karosserie der Carrozzeria Allemano in Turin, auch die Designer Frua, Pininfarina und Vignale haben Aufbauten für den A6G entworfen. G in der Typenbezeichnung steht für ghisa und weist auf den Motorenblock aus Grauguss hin.
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Maserati A6G 2000 Coupé Zagato, 1956 Motor: 6-Zylinder in Reihe Chassis: 2148 Hubraum: 1985 ccm Leistung: 100 PS Geschwindigkeit: 160 km/h Privatbesitz Der Maserati 2000 A6G mit der Chassis-Nummer 2148 wurde im April des Jahres 1956 an den italienischen Rennfahrer Adolfo Tedeschi ausgeliefert, er fuhr damit im selben Jahr den Gesamtsieg in der italienischen Bergrennen-Meisterschaft, GT Klasse bis 2000 ccm, ein. Ein Jahr später ging der Wagen zurück an die Officine Alfieri Maserati, und wechselte danach mehrmals seine Besitzer. Sein heutiger erwarb den A6G 2000 im Jahr 2004, bestritt damit die Mille Miglia 2013 und gewann mit dem Auto mehrere Auszeichnungen.
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Maserati 3500 GT Spyder Vignale, 1960 Motor: 6-Zylinder in Reihe Hubraum: 3485 ccm Leistung: 230 PS Geschwindigkeit: 230 km/h Privatbesitz Den 3500 GT präsentierte Maserati am Genfer Salon von 1957 als Coupé, mit einem Aufbau der Carrozzeria Touring, Mailand. Die ersten Cabriolets waren ebenfalls Touring-Entwürfe, sie wurden 1958 vorgestellt. Der Auftrag zur Serienproduktion ging an die Carrozzeria Vignale in Turin. Vom Maserati 3500 GT Spyder von Vignale wurden zwischen 1960 und 1964 245 Exemplare gebaut. – Das ausgestellte Fahrzeug ist das siebente aus einer Vorserie, es wurde im März 1960 am Genfer Automobilsalon präsentiert. Die Vorserie hatte noch die lange Motorhaube des 3500 GT, Giovanni Michelotti, Designer bei Vignale, verkürzte sie für die Serienproduktion um 10 Zentimeter. Der Spyder trägt das Emblem des Maserati A6 G54, weil dasjenige für die Serie noch nicht zur Verfügung stand.
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Maserati 3500 GT, 1961 Motor: 6-Zylinder in Reihe Hubraum: 3485 ccm Leistung: 240 PS Geschwindigkeit: 230 km/h Besitzer: Herbert Allemann, Gersau Der Maserati 3500 GT wurde am Genfer Autosalon des Jahres 1957 als erster serienmässig gefertigter Strassensportwagen mit dem Dreizack vorgestellt. Der gezeigte Prototyp ging wegen seiner weissen Lackierung als Dama Bianca in die Geschichte ein. Es war die Zeit, als “Unternehmer, Stars und anderswie Erfolgreiche es nach schnellen, luxuriösen Sportwagen dürstete, sie wollten keine Rennen fahren, sondern schnell auf dem immer besser ausgebauten Strassennetz unterwegs sein”, so der Tages-Anzeiger vom 19. Juni 2012 in der Rubrik Kultautos. Beim Motor handelt es sich um den modifizierten Antrieb aus dem Rennsportmodell Tipo 350S, den Aufbau hat die Carrozzeria Touring in Mailand entworfen. Der 3500 GT zeigt eine gewisse Ähnlichkeit zum 1958 präsentierten, ebenfalls von Touring entworfenen Aston Martin DB 4. Die geschlossene Version des 3500 GT wurde zwischen 1957 und 1966 in rund 1’900 Exemplaren gebaut. – Der heutige Besitzer hat den Maserati 3500 GT im Jahr 2007 in Wien erworben und während sechs Jahren restauriert.
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Maserati 5000 GT, 1959-1964 Der glamouröstete aller Maserati war, da ist man sich in der Fachliteratur einig, der 5000 GT. Es sei “der schönste”, “der luxuriöseste”, der “exklusivste” der Dreizack-Modelle, “das edelste High-Society-Spielzeug”. Er war auch einer der Teuersten seiner Zeit, kostete rund zehn Mal mehr als ein VW-Käfer. Es sei der Schah von Persien gewesen, Mahammad Reza Pahlavi – erklärter Liebhaber von schönen und schnellen Autos –, der den damaligen Chefkonstrukteur Giulio Alfieri dazu bewog, den leicht modizierten V8-5-Liter-Motor aus dem 450S auf ein 3500-GT-Chassis zu bauen. So steht es im Jahr 2010 im Alphascript-Publishing-Verlag erschienenen Buch “Maserati 5000 GT”. Der 5000 GT wurde in einer Stückzahl von knapp drei Dutzend gebaut und gleich von acht verschiedenen Karossiers eingekleidet: Bei Allemano wurden mit 22 Exemplaren die grösste Zahl gefertigt, siehe Bild rechts, bei Bertone war es ein Auto, bei Frua deren vier, bei Ghia eines, bei Michelotti eines, bei Monterosa auch eines, bei Pininfarina ebenfalls und bei Touring schliesslich vier.
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Maserati 3500 GTI, 1961 Motor: 6-Zylinder in Reihe Chassis: AM*101/2462 Hubraum: 3485 ccm Leistung: 235 PS Geschwindigkeit: 245 km/h Besitzer: Philippe Douchet, Aubonne Mit den Maserati 3500 GT und GTI begann die serienmässige Herstellung von Strassensportwagen der Marke, sie wurden von 1957 bis 1966 produziert. Sein Debut gab der 3500 GT 1957 als 2+2sitziger Gran Turismo. Seine Karosserie wurde bei der Carrozzeria Touring in Mailang gefertigt. Den Unterschied zwischen beiden Typen machte die Lucas-Einspritzanlage des GTI aus. Es wurden insgesamt 1972 Fahrzeuge gebaut, hinzu kommen 245 von Vingale eingekleidete Spyder. Der ausgestellte 3500 GTI wurde im Jahr 1962 nach Holland ausgeliefert. In den 1980er-Jahren übernahm ihn ein Franzose aus dem Département Var, später war er in Bordeaux und Lyon immatrikuliert. In den Jahren von 2008 bis 2012 wurde er einer Restaurierung unterzogen. Sein heutiger Besitzer erwarb ihn anfangs 2013.
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OSCA 1600 GT Coupe Zagato, 1962 Motor: 4-Zylinder Hubraum: 1568 ccm Leistung: 95 PS Geschwindigkeit: 190 km/h Gewicht: 862 kg Besitzer: Herbert Allemann, Gersau Nach dem Verkauf der Officine Fratelli Maserati mussten sich die drei Maserati-Brüder Bindo, Ettore und Ernesto verpflichten, der Firma und ihrem neuen Eigentümer Adolfo Orsi für zehn Jahre, von 1937 bis 1947, als technische Berater zur Verfügung stehen. Als diese Zeit abgelaufen war, zogen die Maserati von Modena nach Bologna zurück und eröffneten dort die Officine Specializzate Costruzioni Automobili, OSCA. Während 20 Jahren stellten sie meist vierzylindrige, kleinvolumige Sport- und Rennwagen her. Insgesamt acht Modelle kamen auf den Markt, als letzter der OSCA 1600 GT. Er wurde 1962 vorgestellt. Damit sei er der letzte “echte” Maserati gewesen, hört und liest man in Insiderkreisen. Dass der ausgestellte OSCA 1600 von Zagato eingekleidet wurde, lässt sich unschwer an den Double Bubbles, einem Markenzeichen des Mailänder Designers, erkennen. Der Wagen war auf diversen Rennstrecken. unterwegs, hauptsächlich in England und Italien.
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Maserati Mistral 4000, 1966 Motor: 6-Zylinder in Reihe Hubraum: 4014 ccm Leistung: 255 PS Geschwindigkeit: 245 km/h Besitzer: Heinrich Pfenninger, Zumikon Der Mistral wurde als Maserati 3500 GTI 2Posti zusammen mit dem Quatroporte I am Turiner Autosalon des Jahres 1963 vorgestellt. Seine Karosserie hatte der Italiener Pietro Frua entworfen. Die Bezeichnung Mistral wurde erst ab 1966 verwendet. Zum 3,5 Sechszylinder-Motor gesellten sich ein 3,7- und ein 4-Liter. Bis zum Produktionsende im Jahr 170 verkauften sich rund 830 MistralCoupĂŠs und 123 Cabriolets, die Spyder genannt wurden. Der Mistral galt als nahezu idealer Sportwagen.
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Maserati Sebring, 1966 Motor: 6-Zylinder in Reihe Chassis: AM101/S/10*283* Hubraum: 3692 ccm Leistung: 245 PS Geschwindigkeit: 245 km/h Besitzer: Gerhard Witzany, Regensburg Den Sebring stellte Maserati 1962 am Genfer Automobilsalon als 3500 GTI S vor, den Namen Sebring erhielt er im Jahr 1964. Diese Bezeichnung erinnert an den Maserati-Doppelsieg beim 12-Stunden-Rennen von Sebring im Jahr 1957. Damals gewannen Juan Manuel Fangio und Jean Behra auf einem Maserati 450S vor Stirling Moss und Hary Schell auf einem Maserati 300S. Von der ersten Serie stellte Maserati zwischen 1962 und 1965 348 Exemplare her, von der zweiten, zwischen 1965 und 1970, 245. Die Sebring-Ausführung mit dem 3,7-Liter-Motor wurde von 1964 bis 1966 gebaut. Seine Karosserie wurde bei der Carrozzeria Alfredo Vignale in Turin entwickelt. – Der ausgestellte Sebring wurde 1966 an eine Römerin ausgeliefert. Nach einer Restaurierung bei Autosport in Bologna kam er 1990 in den Besitz eines Schweizer Sammlers, nach einer Auktion im Jahr 2001 übernahm ihn ein Engländer. Der heutige Besitzer erwarb den Maserati im Jahr 2012.
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Maserati Dueporte (Quattroporte), 1967 Motor: 8-Zylinder in Reihe Chassis: AM107*1452* Hubraum: 4136 ccm Leistung: 260 PS Geschwindigkeit: 225 km/h Besitzer: Michael Strasser, Zollikon Der Maserati Dueporte galt als schnellstes Feuerwehrauto der Welt. Insgesamt fünf Exemplare wurden von der Costruzione Estintori Antincendio, CEA, in Bologna für den Einsatz auf italienischen Rennstrecken in Auftrag gegeben. Umgebaut hat die Autos die Carrozzeria Grazia in Bologna. Basis war der 1963 vorgestellte Quatroporte, entworfen von Vignale, eine der schnellsten Serienlimousinen ihrer Zeit, von der bis 1970 776 Exemplare gebaut wurden. Weitere Details zum ausgestellten Dueporte sind auf der englischen Internetseite www.ipo107.com unter der obigen Chassis-Nummer zu finden. – Der heutige Eigentümer ist seit 2011 im Besitz de Dueporte, er liess ihn aufwändig restaurieren. Allein für die Karosseriearbeiten wurden 1272 Stunden aufgewendet. Der Originallack war bei CEA noch vorhanden und konnte verwendet werden.
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Maserati Quatroporte I, 1968 Motor: 8-Zylinder Hubraum: 4700 ccm Leistung: 290 PS Geschwindigkeit: 255 km/h Besitzer: Heinrich Pfenninger, Zumikon Maserati lancierte am Turiner Autosalon 1963 mit dem Quatroporte die erste viertßrige Hochleistungslimousine und setzte damit einen neuen Massstab im Luxussegment der Automobilbranche. Gleichzeitig war auch der neue Mistral am Maserati-Stand zu bewundern. Der Quatroporte war der Konkurrenz punkto Fahrleistung, Dynamik, Agilität und Ausstattung voraus. Zu Beginn wurde ein 8-Zylinder-Motor mit 4,1-Liter Hubraum eingesetzt, 1968 kam die 4,7-Liter Version hinzu. Insgesamt verkaufte Maserati von 1963 bis 1970 knapp 800 Exemplare des Quatroporte I.
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Maserati Ghibli Spyder, 1969 Motor: V8-Zylinder Chassis: AM115/S*1019* Hubraum: 4719 ccm Leistung: 309 PS Geschwindigkeit: 275 km/h Privatbesitz Am Turiner Autosalon von 1966 als zweisitziges Coupé mit Fliessheckkarosserie vorgestellt, wurde der Ghibli bis 1973 produziert, 1’124 Exemplare als Coupés und, ab 1968, 125 als Spyders. Der Motor ging seiner Grundkonzeption auf den Rennwagen Tipo 450S zurück. Der Ghibli war ein teures Auto, kostete 1969 in der Schweiz CHF 65’000 und damit mehr als ein Ferrari Daytona oder ein Lamborghini Miura, beide mit Zwölfzylindermotoren ausgerüstet. – Der ausgestellte Ghibli ist der Zehnte der 125 gebauten Spyders.
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Maserati Mexico, 1969 Motor: V8-Zylinder Chassis: AM 112.640 Hubraum: 4135 ccm Leistung: 260 PS Geschwindigkeit: 265 km/h Besitzer: Peter Straub, Zürich Der Maserati Mexico wurde am Pariser Autosalon des Jahres 1966 als viersitziges Gran-Turismo-Coupé vorgestellt, ein Jahr nach den Olympischen Sommerspielen in Mexico-Stadt. Giovanni Michelotti aus Turin hat den Wagen entworfen, er wurde bei der Carrozzeria Vingale, ebenfalls in Turin, eingekleidet. Er war mit einem 4,7-LiterV8-Motor ausgerüstet, im Jahr 1969 folgte der kleinere 4,2-LiterV8 aus dem ersten Quattroporte. Auf Kundenwunsch wurde der Mexico auch mit dem 4,9-Liter-Motor aus dem Ghibli oder dem 3,7Liter-V6-Motor aus dem Mistral ausgerüstet. Bis zum Produktionsende im Jahr 1973 wurden insgesamt 482 Maserati Mexico verkauft. – Der ausgestellte Wagen wurde von seinem heutigen Besitzer in den Jahren 2008-2011 restauriert.
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Maserati Mistral Spyder, 1969 Motor: 6-Zylinder, in Reihe Hubraum: 4014 ccm Leistung: 255 PS Geschwindigkeit: 245 km/h Privatbesitz Nachdem der Jaguar E-Type nach seiner Präsentation am Genfer Autosalon von 1961 Furore machte, brachte Maserati im Jahr 1963 den Mistral auf den Markt. Die Produktion lief bis ins Jahr 1970, der Mistral wurde vom Maserati Ghibli abgelÜst. Der Spyder kam 1965 als zweisitziges Cabriolet, wahlweise mit einem Hardtop, ins Programm, er wurde lediglich in 120 Exemplaren gebaut. Die von Pietro Frua entworfene Karosserie machte den Mistral zum Hingucker. Der Turiner Designer besann sich bei der Entwicklung des britischen AC 428 im Jahr 1965 und auch beim 1967 vorgestellten Monteverdi High Speed 375 auf die Mistral-Gene.
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Maserati Ghibli SS 5000, 1970 Motor: V8-Zylinder Hubraum: 4930 ccm Leistung: 335 PS Geschwindigkeit: 270 km/h Privatbesitz Der Ghibli SS 5000 mit vergrössertem Hubraumvolumen kam 1970 ins Programm. Der Ghibli galt als Stilikone, die Heckpartie des Coupés wurde von Sportwagenherstellern wie Bitter oder Monteverdi übernommen. Die Karosserie hat Giorgio Giugiaro für die Turiner Carrozzeria Ghia entworfen. Giugiaro zeichnete übrigens unter anderem auch für die Entwurfe des ersten VW Golf, des Audi 80, des Lancia Delta oder des Fiat Panda verantwortlich.
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Romy Schneider, Alain Delon und Maserati Ghibli in La Piscine, Swimming Pool, 1969.
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Maserati Indy 4,7, 1970 Motor: V8-Zylinder Hubraum: 4719 ccm Leistung: 290 PS Geschwindigkeit: 280 km/h Privatbesitz Der Indy war der letzte vor der Citroën-Ära präsentierte Maserati, er hatte sein Debüt am Genfer Autosalon des Jahres 1969. Sein Entwurf geht auf einen Prototypen des Turiner Designers Alfredo Vignale aus dem Jahr 1968 zurück. Drei Motorenvarianten waren im Verkauf, ein 4,2-, ein 4,7- und ein 4,9-Liter-Achtzylinder. Basis des viersitzigen Sportwagens war die Plattform des Maserati Ghibli. Der Name Indy geht auf die Maserati-Siege beim 500-MeilenRennen von Indianapolis der Jahre 1939 und 1940 zurück. Mit 1104 verkauften Exemplaren war der Indy eines der erfolgreichsten Maserati-Modelle. – Der ausgestellte Indy gehört dem heutigen Besitzer seit dem Jahr 2000.
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Maserati Bora, 1972 Motor: V8-Zylinder Hubraum: 4719 ccm Leistung: 310 PS Geschwindigkeit: 265 km/h Besitzer: Peter Straub, Zürich Der Bora war Maseratis erster Strassensportwagen mit Mittelmotor. Er wurde in der Citroën-Ära entwickelt und 1971 auf dem Automobilsalon Genf vorgestellt. Entworfen von Giorgio Giugiaro wurde die Karosserie bei Officine Padane in Modena aufgebaut. Die erste Ölkrise von 1973 behinderte den Erfolg des Bora, der, sportlich gefahren, für 100 gefahrene Kilometer über 25 Liter Benzin konsumierte. Daneben behinderten auch die amerikanischen Zulassungsbestimmungen bezüglich Abgase, Aussengeräusche und Sicherheit den Export in die USA. Bis zum Produktionsende im Jahr 1978 wurden 571 Exemplare des Bora abgesetzt. – Das ausgestellte Fahrzeug wurde weitgehend restauriert, das Interieur ist im Originalzustand.
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Maserati Merak 3000, 1973 Motor: V6-Zylinder Hubraum: 2970 ccm Leistung: 220 PS Geschwindigkeit: 245 km/h Besitzer: Biagio Pompa, Rüfenach Der Merak wurde am Pariser Autosalon von 1972 vorgestellt, während der Citroën-Phase von Maserati. Seinen Namen hat er entgegen der Tradition nicht von einem Wind, Merak ist ein Stern im Bild des Grossen Bären. Er hat einige Gemeinsamkeiten mit dem 1970 in Genf präsentierten Citroën SM, so sind die Motoren der beiden Modelle nahezu identisch, auch das Armaturenbrett und das Hochdruck-Hydrauliksystem. Der Merak gilt als “Schönling” und “kleiner Bruder” seines Vorgängers, des Maserati Bora, beides Entwürfe von Giorgio Giugiaro. – Der ausgestellte Merak stammt aus der ersten Produktionsserie, die Herstellung lief bis 1982, es wurden rund 1’700 Exemplare gebaut.
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Maserati Khamsin, 1975 Motor: V8-Zylinder Hubraum: 4930 ccm Leistung: 330 PS Geschwindigkeit: 275 km/h Privatbesitz Den Prototyp des Khamsin präsentierte Maserati am Turiner Autosalon im Jahr 1972, die Serienversion ein Jahr später am Genfer Autosalon. Die Karosserie wurde vom damaligen Chefdesigner bei Bertone, Marcello Gandini, entworfen. Diverse Komponenten stammten von Citroën, zum Beispiel die Servolenkung aus dem SM, aber auch das Brems- und Hydrauliksystem. – Der ausgestellte Khamsin mit der Seriennummer AM120160 ist der 80. von insgesamt 421 gebauten Fahrzeugen, er wurde nach Paris verkauft. Seine smooth nose gilt als Seltenheit, die meisten Khamsin wurden mit zusätzlichen Kühlrippen an der Frontpartie gebaut. Dem heutigen Besitzer gehört der Wagen seit 2001, er liess ihn von der Carrozzeria Autosport S.r.l. in Bastiglia di Modena restaurieren.
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Maserati Kyalami 4900, 1981 Motor: V8-Zylinder Hubraum: 4926 ccm Leistung: 284 PS Geschwindigkeit: 245 km/h Privatbesitz Der Maserati Kyalami 4200, ein Gran-Turismo-Coupé, wurde am Genfer Autosalon des Jahres 1976 in einer 4,2-Liter-Ausführung präsentiert. Er war der erste Maserati der Ära Alejandro De Tomaso und hatte auffällige Ähnlichkeit mit dem De Tomaso Longchamp, der 1972 vorgestellt wurde. Namensgeber war der Kyalami Grand Prix Circuit, eine Rennstrecke in der südafrikanischen Provinz Gauteng. 1978 folgte der Kyalami mit dem 4,9-Liter-Motor. Das Auto ist ein Entwurf des Turiner Designers Pietro Frua. Der kommerzielle Erfolg des Kyalami hielt sich in engen Grenzen, es sollen insgesamt knapp 200 Exemplare gebaut worden sein. Diese Tatsache ist auch auf den grossen Durst des Coupés zurückzuführen, es schluckte 25 Liter Benzin auf 100 Kilometer, und das zur Zeit, als die Automobilkrise an den Folgen der zweiten Ölkrise von 1979/1980 litt. – Der ausgestellte Maserati Kyalami wurde 1981 nach Lugano geliefert und gelangte später in den Besitz eines Schweizer Privatsammlers. Der heutige Besitzer erwarb ihn im Jahr 2005.
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Maserati MC12 GT1, 2005 Motor: V12-Zylinder Chassis: MC12C-011 Hubraum: 5998 ccm Leistung: 575 PS Geschwindigkeit: 340 km/h Gewicht: 1335 kg Besitzer: Fredy Lienhard, Romanshorn Die Strassenversion des MC12 baute Maserati in den Jahren 2004 bis 2005 in einer auf 50 Homologationsmodelle limitierten Zahl. Wie es sein Name Maserati Corsa 12 Zylinder sagt, wurde er für die Rennstrecke konstruiert, für die Gran-Turismo-Klasse der Fédération Internationale de l’Automobile, FIA. Die Leistung der insgesamt 14 gebauten Rennwagen betrug 755 PS, sie trugen die Bezeichnung MC12 Corsa. Maserati gewann mit dem MC12 die GT-Markenwertung der Jahre 2005 bis 2008. Die Karosserie stammt von Italdesign, der Carrozzeria von Giorgetto Giugiaro. Technisch ist der MC12 mit dem Enzo von Ferrari verwandt, die beiden Marken arbeiteten damals eng zusammen. Mit dem ausgestellten MC12 GT1 belegte sein Besitzer im Jahr 2007 an Rennen der American Le Mans Series einen zweiten und einen dritten Rang.
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ISBN 978-3-906298-06-1
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