Juni 2017 | Nr. 162
paraplegie Das Magazin der GĂśnner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung
Verantwortung ab Tag eins Pflegefachberufe am Schweizer Paraplegiker-Zentrum Kampf dem Schmerz | Weltpremiere: Junioren-WM in Nottwil
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Armbanduhr zum Gedenken an den Auto-Klassiker Quarzuhrwerk mit Edelstahlgehäuse • Zifferblatt aus Holz • Feine Gedenk-Gravuren • Elegantes Lederarmband • 120-Tage-Rücknahme-Garantie
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EDITORIAL
Liebe Gönnerin, lieber Gönner
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eweils im April ziehen die Gönner-Vereinigung und die Schweizer ParaplegikerStiftung Bilanz. Wir möchten Ihnen im Jahresbericht und an der Mitglieder-
Versammlung aufzeigen, wofür wir Ihre Unterstützung eingesetzt haben (siehe Seite 22). Im Blick zurück wird uns aber auch bewusst, wie viel Ausser gewöhnliches auf dem Campus Nottwil nur dank Ihrer Grosszügigkeit und Treue entstehen kann! Das berührt uns bei jeder Spende. Ein Höhepunkt 2016 war die einzigartige Unterstützung unseres Bauprojekts zur Erweiterung der Spezialklinik. Zum grossen Spendenerfolg haben unsere Gönnermitglieder ebenso beigetragen wie Einzelpersonen und Förderstiftungen. Von kleineren Beträgen bis zum zweckgerichteten Millionen-Engagement eines Ehepaars durften wir im vergangenen Jahr unvergessliche Zeichen der Solidarität und des Vertrauens entgegennehmen. Diese Mittel unterstützen nicht nur unsere vier Leistungsfelder, sie sind gleichermassen eine Anerkennung des leidenschaftlichen Engagements von Mensch zu Mensch, das die Mitarbeitenden auf dem Campus Nottwil tagtäglich leisten. Sie motivieren uns alle, weiterhin das Aussergewöhnliche im Dienste der Patienten zu suchen – und es dank Ihrer Hilfe umsetzen zu können. Unsere Titelgeschichte macht diese Motivation hautnah greifbar. Aus verschiedenen Perspektiven erhalten Sie Einblick in die facettenreichen und dynamischen Pflegefachberufe am Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) (siehe Seite 14). Für die Patientenbetreuung in der Spezialklinik braucht es ganz spezifische Kenntnisse und Kompetenzen – und nicht zuletzt engagierte Fachangestellte, die mit Leidenschaft dabei sind. Am SPZ übernehmen sie gerne Verantwortung. Bereits ab dem ersten Tag. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre – und danke für Ihre Unterstützung!
Dr. iur. Joseph Hofstetter Direktor Schweizer Paraplegiker-Stiftung
IMPRESSUM: Paraplegie. Das Magazin der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, www.paraplegie.ch 41. Jahrgang | Ausgabe: Juni 2017 / Nr. 162 | Erscheinungsweise: vierteljährlich in Deutsch, Französisch und Italienisch | Gesamtauflage: 1 011 990 Exemplare | Auflage Deutsch: 904 199 Exemplare | Copyright: Abdruck nur mit Genehmigung der Herausgeberin und der Redaktion. Herausgeberin: Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, 6207 Nottwil, sps@paraplegie.ch | Verantwortlich: Schweizer Paraplegiker-Stiftung, Corporate Communications, 6207 Nottwil | Redaktion: Manuela Vonwil (Leitung), Stefan Kaiser, redaktion@paraplegie.ch | Bild: Walter Eggenberger, Beatrice Felder, Astrid Zimmermann-Boog | Layout / Vorstufe: Regina Lips, Michael Kling, Melanie Camenzind | Anzeigen: Zürichsee Werbe AG 8712 Stäfa, info@fachmedien.ch | Vorstufe / Druck: Vogt-Schild Druck AG, 4552 Derendingen
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Foto: Rasso Bruckert
« Will man Schweres bewältigen, muss man es sich leicht machen. » Die Welt öffnet ihre Barrieren nur langsam für uns. Dennoch finden wir unseren Weg jeden Tag von Neuem. Folgen Sie mir auf meiner Reise durch den Dschungel des Alltags auf www.rigert.ch/barrierefrei. Heinz Frei, Weltmeister und Rollstuhlfahrer
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INHALT
6 NEWS
3652 Menschen haben in Olten (SO) am diesjährigen Wings for Life World Run teilgenommen, darunter auch ein 88-köpfiges Team der Schweizer Paraplegiker-Stiftung.
10 PORTRÄT
Verena und André Chiari blicken gemeinsam auf 120 Jahre mit Handicap zurück. Die dreifachen Grosseltern aus Evilard (BE) haben im Rollstuhl ihre Kindheitsträume erfüllt, sportliche Höchstleistungen vollbracht und sind weit gereist. Nun freuen sich die pensionierten Eheleute auf die nächste Etappe.
14 REPORTAGE – Pflegefachberufe am SPZ
Am Schweizer Paraplegiker-Zentrum lernen Patienten, ihren Alltag möglichst selbstständig zu meistern. Die ganzheitliche Pflege von querschnittgelähmten Patienten erfordert denn auch spezielle Kenntnisse. Wie sieht das Berufsbild einer Pflegefachperson in der Spezialklinik in Nottwil aus?
24 PRAXIS
In der Gruppentherapie am Zentrum für Schmerzmedizin werden chronische Schmerzen aus verschiedenen Blickwinkeln angegangen. Ein Programmschwerpunkt sind Schmerzbewältigungstrainings mittels positiver Psychologie.
27 WELTPREMIERE
350 Leichtathletik-Talente zwischen 14 und 20 Jahren holen sich internationale Wettkampferfahrung an der ersten Junioren-WM in Nottwil.
34 FINALE
Alltagsimpressionen von Rollstuhlfahrer Roland Burkart.
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Laufstrecke. Spitzensportler Heinz Frei für einmal ohne Renngerät.
Zeitgleich. Rund um den Globus wird zur selben Zeit gestartet.
Wings for Life World Run 2017 Am Wings for Life World Run 2017 haben sich 155 288 Personen beteiligt und 7,4 Mio. Franken an Spendengeldern für die Rückenmarkforschung generiert. In der Schweiz waren es 3652 Teilnehmer, darunter ein 88-köpfiges Team der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Sie machten Werbung für eine gute Sache.
Agenda 3.– 6. August Nottwil 2017 World Para Athletics Junior Championships Sport Arena Nottwil Die ersten Junioren Weltmeisterschaften des Internationalen Paralympischen Komitees finden in Nottwil statt (siehe Seite 27). 6. September, 19.30 Uhr Autorenlesung mit Martin Mosebach SPZ Nottwil, Bibliothek im GZI Der Georg-Büchner-Preisträger und meisterhafte Erzähler lässt die Zuhörer eintauchen in seine Wahrnehmungs- und Sprachkunst.
155 288 Menschen zusammen auf der Strasse für einen guten Zweck, zeitgleich in 24 Ländern. Am 7. Mai ist der Wings for Life World Run bereits zum vierten Mal durchgeführt worden, der Schweizer Teil fand in Olten statt. Die Stiftung Wings for Life verfolgt mit dem weltweiten Event ein ganz besonderes Ziel: Sie möchte, dass Querschnittlähmung eines Tages heilbar wird. Die Startgelder und Spenden fliessen zu 100 Prozent in die Rückenmarkforschung, die noch immer ungenügend finanziert ist. Hoffnung für Betroffene Auf der Laufstrecke um Olten zeigt sich eine beeindruckende Solidarität. Unter dem Motto «Wir laufen für alle, die nicht laufen können» startet trotz Regen ein unverkrampftes Teilnehmerfeld. Die Stimmung ist ausgelassen, ob Promi, Freizeitsportler, Rollstuhlfahrer oder Spaziergänger –
sie alle geniessen den Lauf. Der Event ist zu cool für die Karte Ehrgeiz. 30 Minuten nach dem Start fährt der «Catcher Car» los, gesteuert vom Comedy-Duo «Edelmais». Die fahrende Ziellinie holt alle einmal ein. Der Sieger in Olten, Sylvère Pruvost, schafft 68,1 Kilometer, bis er geschnappt wird. Heinz Frei, Spitzensportler und Präsident der Gönner-Vereinigung der Schweizer Schweizer Forschung gefördert Die Stiftung Wings for Life unterstützt weltweit aussichtsreiche Forschungsarbeiten, darunter ein Projekt am Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ). In einer umfassenden Studie werden Faktoren bei der Entstehung von Atemwegskomplikationen (z. B. Lungenentzündungen) untersucht, die bei Querschnittgelähmten noch immer zu den häufigsten Todesursachen zählen.
Einheizer. Die ParaFriends bringen eine tolle Stimmung ins Festzelt.
NEWS
Splitter Die Behindertenorganisation Procap lanciert neu eine Online-Börse für rollstuhlgängige Wohnungen. Das Angebot ist für Suchende und Anbietende kostenlos. Die Plattform trägt dazu bei, unnötige Rückbauten bei bereits angepassten Wohnungen zu vermeiden, indem diese direkt an Menschen mit Mobilitätsbehinderungen weitervermietet werden.
Paraplegiker-Stiftung (SPS), erzählt, er habe noch nie so wenig geschwitzt bei einem Rennen: «Die andern Teilnehmer haben meinen Alltagsrollstuhl fast ständig geschoben, das war toll!» Für Heinz Frei machen nicht nur die finanziellen und solidarischen Aspekte den Anlass speziell, auch das medizinische Ziel motiviert Querschnittgelähmte: «Die Aussicht auf Heilung gibt vielen Betroffenen Hoffnung.» SPS ist Kooperationspartner Die SPS ist nicht nur Partner des Wings for Life World Run, auch 88 Personen aus dem SPS-Team und zahlreiche Gönner nehmen am Anlass teil. Darunter auch die 15 Musiker der ParaFriends Band, die schon vor dem Start das prall gefüllte Fest-
zelt begeistern. In der gemischten Band aus Querschnittgelähmten und Fussgängern steht Hans Peter Gmünder am Bass, der Direktor des Schweizer Paraplegiker-Zentrums. Dass derart viele Mitarbeitende aus Nottwil nach Olten gekommen sind, bewegt den Klinikchef: «Der Einsatz für Querschnittgelähmte hört nicht einfach an der Kliniktüre auf. Es freut mich sehr, dass unsere Mitarbeitenden auch im Privatleben mit so viel Engagement dabei sind.» Regen, Gegenwind – und phänomenale Stimmung. Das Schöne an diesem Lauf ist, dass jeder dabei sein kann. Egal wie weit man kommt, man ist Teil einer Bewegung, die Mut macht.
Heinz Frei hat im Velodrome von Grenchen (SO) als erster Rollstuhlathlet überhaupt einen Stundenrekord aufgestellt. Mit einem speziell für diesen Anlass gefertigten Handbike legte er eine Distanz von 40,821 Kilometern zurück. Lautstark angefeuert wurde der weltbekannte Solothurner von einem zahlreichen Publikum. Schweizer gewinnen Boston Marathon 2017 mit Rekordzeiten: Die Luzerner Rollstuhlsportlerin Manuela Schär verbessert bei den Frauen mit einer Zeit von 1:28:16 die Weltbestleistung von 2011 um über fünf Minuten. Im Herrenrennen siegt der Thurgauer Marcel Hug mit 1:18:04 und stellt einen neuen Streckenrekord auf. Sechs Tage nach ihrem Sieg in Boston gewinnt Manuela Schär auch den Marathon in London.
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NEWS
Namentlich
Kinobus mit Rollstuhl-Challenge Im kleinsten Kino der Welt – es hat genau einen Platz – sitzen Sie im Rollstuhl. Sie tragen eine Virtual-Reality-Brille und sehen die Welt durch die Augen eines Querschnittgelähmten. Vom Rega-Transfer ins Schweizer Paraplegiker-Zentrum mit Operationssaal, Intensivstation und Rehabilitation bis zum Leben danach. Der Rollstuhl bewegt sich, Sie erleben alles mit. Interessierte können die kostenlose RollstuhlChallenge ganz in ihrer Nähe bewältigen: Der Kinobus tourt durch die Schweiz. Sein Ziel ist es, weitere Fachkräfte für die Arbeit mit Querschnittgelähmten zu begeistern. Trailer und Tourdaten: paraplegie.ch/karriere
Dr. med. Ronald Vonlanthen trat per 1. Juni 2017 ins Schweizer ParaplegikerZentrum ein. Er ist neuer Chefarzt und Bereichsleiter Akutmedizin. Der 46-jährige Facharzt für Anästhesiologie FMH war Oberarzt, Leitender Arzt und zuletzt als Leiter OP-Management am Kantonsspital Baselland tätig. In den vergangenen Jahren hat er sich unter anderem zum Executive MBA und Dipl. Qualitätsmanager weitergebildet. Dr. med. Raoul Heilbronner arbeitet seit 1. Mai fest am Schweizer Wirbelsäulen- und Rückenmarkzentrum SWRZ unter der Leitung von Dr. med. Martin Baur. Seit 1996 war er bereits als Konsiliararzt in Nottwil tätig, hauptamtlich wirkte er als Stv. Chefarzt Neurochirurgie am Kantonsspital St. Gallen. Raoul Heilbronner bildet eine neue Stütze der interdisziplinären Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädie auf dem Campus Nottwil. Er nimmt komplexe neurochirurgische Eingriffe am Rückenmark vor. Dazu mussten bis anhin querschnittgelähmte Patienten aus dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum und anderen Paraplegikerzentren nach St. Gallen verlegt werden. Dr. med. Guy Waisbrod ist neuer Oberarzt Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädie. Guy Waisbrod wurde am Luzerner Kantonsspital durch Dr. med. Martin Baur, den heutigen Leiter des Schweizer Wirbelsäulen- und Rückenmarkzentrum SWRZ, in der Wirbelsäulenchirurgie ausgebildet. Zuletzt vertiefte er in der Schulthess Klinik in Zürich seine Erfahrungen in Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie und ist nun seit Dezember 2016 am SWRZ im Einsatz.
Perspektivenwechsel. Das Publikum erlebt das Schicksal eines Betroffenen in realistischen 360-Grad-Bildern.
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PORTRÄT
Der Optimismus war stärker André ist 1953 gerade vier Jahre alt, als er an Kinderlähmung erkrankt. Verena wird 1960 im Alter von acht Jahren von einem Auto angefahren und ist seither querschnittgelähmt. Jahre später lernen sich die beiden kennen und verbringen gemeinsam ein aufregendes Leben. Die mittlerweile pensionierten Eheleute und stolzen Grosseltern erzählen gerne ihre Lebensgeschichte.
Kamerad. Utah, der junge Assistenzhund, ist ein geschätzter und nützlicher Begleiter.
Verbindung. André Chiari hält sich mit Internet und sozialen Medien auf dem Laufenden.
Text: Guillaume Roud | Fotos: Beatrice Felder
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erzlich willkommen, fühlen Sie sich wie zu Hause!» Gefolgt von ihrem jungen Labrador Utah, einem ausgebildeten Assistenzhund des Vereins Le Copain, bitten André (68) und Verena Chiari (65) in ihr Wohnzimmer in Evilard (BE). Zahlreiche Patchwork-Kreationen sorgen hier für bunte Farbtupfer. Verena zeigt lächelnd auf eine ihrer Patchwork-Arbeiten: «Diese besteht aus über 3000 handgenähten Teilen. Ich arbeite seit über zwei Jahren daran und bin immer noch nicht fertig!» Langsam kommen wir ins Gespräch. Die beiden Eheleute, die sich nach über 40 gemeinsamen Jahren inund auswendig kennen, führen immer wieder die Sätze des anderen zu Ende und haben oft zur selben Zeit den gleichen Gedanken. Bei einem Kaffee am Esstisch erzählt das Paar von seinem Leben, das seit jeher vom Handicap der beiden geprägt ist. Handicap seit frühester Kindheit André war vier Jahre alt, als er an Kinderlähmung erkrankte. Das Vallon de Saint-Imier
(BE), wo er mit seinen Eltern lebte, wurde damals von einer Polio-Epidemie heimgesucht. Es gab noch keine Impfung gegen diese Krankheit. «Mein Vater, der als Heizungsmonteur arbeitete, installierte damals
wir zusammen spazieren, war ich immer viel langsamer unterwegs als sie. Deshalb entschloss ich mich schliesslich auch für den Rollstuhl», erinnert er sich lächelnd, bevor seine Frau von ihrem Unfall erzählt.
« Der Sport hat uns zusammengebracht» in einem Spital Heizkörper. Wahrscheinlich ist der Virus so zu uns nach Hause gekommen. Er selbst und meine Mutter hatten nichts, doch bei mir brach die Krankheit aus. Das Schlimmste war, dass man nichts machen konnte.» Zwar sind alle seine Muskeln und Gelenke betroffen, doch André kann eine Berührung fühlen: «Ich spüre, wenn mich jemand kneift.» Die ersten 22 Jahre mit dem Handicap half er sich mit Krücken und Schienen. Bis er Verena kennenlernte. «Sie sass im Rollstuhl und ich hatte Krücken. Gingen
Verena Chiari
«Mit acht Jahren wurde ich von einem Auto erfasst. In einem Spital in Thurgau lag ich zunächst einige Zeit im Koma.» Ihre einzige Erinnerung an die sechs Monate im Spital ist, dass sie nach Strich und Faden verwöhnt wurde: «Ich bekam ohne Ende Schokolade. Die ersten zwei Jahre nach dem Unfall war ich überbehütet.» Doch das sollte sich ändern, als die Eltern mit ihren vier Töchtern und dem Sohn nach La Chaux-de-Fonds (NE) umzogen und Verena in ein Zentrum für behinderte Kinder in Zürich geschickt wurde. Dort lernte das elfjährige Mädchen
Komplizen. Das Ehepaar Chiari ist ein eingeschworenes Team. Paraplegie, Juni 2017 |
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« Wir lassen uns von Rückschlägen nicht entmutigen» André Chiari
sich durchzuschlagen. «Wir mussten uns alleine anziehen, unser Bett selber machen, den Boden putzen … die ganz harte Schule.» Dem fügt André hinzu: «Damals war man eigentlich auf sich selbst gestellt. Es gab weder Organisationen noch spezialisierte Zentren wie jene in Nottwil, die Menschen wie uns betreut hätten.» Während Verena, bevor sie Sekretärin wurde, ihre Schullaufbahn in Einrichtungen für behinderte Kinder absolvierte, schätzt sich André glücklich, dass er auf eine öffentliche Schule gehen durfte: «Auch meine Ausbildung zum Uhrmacher habe ich mit allen anderen Lernenden zusammen gemacht. Doch beruflich musste ich mich zunächst behaupten und beweisen, dass ich genauso gut bin wie die anderen.» Das ist ihm durchaus gelungen: Hinter ihm liegt eine 44-jährige Laufbahn in der Uhrenindustrie in Biel. Nicht einen Tag war er arbeitslos oder wurde von anderen schief angesehen. «Ich habe es einfach verstanden, meinen Mitmenschen zu vermitteln, dass sie mich ganz normal behandeln können.» Die goldenen Jahre 1974 lernte Verena André kennen, als es sie aus beruflichen Gründen nach Biel ver-
Ausflug. Mittelmeerkreuzfahrt oder Spaziergang um die Ecke, die Chiaris lieben die kleinen und die grossen Reisen.
schlug. Die beiden Sportbegeisterten gründeten dort zwei Jahre später mit einigen Freunden den Rollstuhlclub Biel. «Der Sport gab mir wieder das Gefühl, jemand zu sein. Wir verbrachten schöne gemeinsame Stunden mit den Mitgliedern des Rollstuhlclubs, der Sport hat uns alle zusammengeschweisst», erklärt Verena. Sie trainierten sich gegenseitig und ermöglichten sich so die Teilnahme an zahlreichen Leichtathletikwettkämpfen und Tennisturnieren. Bald darauf kamen für sie Schwimmen und Tischtennis, für ihn Basketball und Gewichtheben hinzu. Dank sportlicher Spitzenleistungen reisten sie viel in der Welt herum. So nahmen sie 1980 an den Paralympischen Spielen in Holland teil, wo sich Verena zwei Goldmedaillen im Tischtennis sicherte. Insgesamt gewannen sie im Laufe ihrer sportlichen Karriere rund hundert Medaillen und fünfzehn Pokale. «Die guten alten Zeiten», erinnert sich André beim Anblick ihrer sportlichen Errungenschaften, die umso erstaunlicher sind, wenn man bedenkt, dass sie in dieser Zeit Eltern wurden. Nach der Trauung im Jahr 1978 bekam das Paar drei Töchter: Murielle (39), Nathalie (36) und Jessica (33). Als Verena mit der
ältesten Tochter schwanger war, gab sie ihre Berufstätigkeit endgültig auf. Die Ängste der künftigen Eltern, einem Kind aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen nicht gerecht werden zu können, waren schnell verflogen: «Wir halfen uns gegenseitig, sie zu baden, und wenn wir sie vom Boden aufheben mussten, schafften wir es zu zweit. Zu zweit bekamen wir alles hin.» Grosszügig ist die Schweizer Paraplegiker- Stiftung bei der Anschaffung eines Autos eingesprungen. Wegen des schwierig zu0gänglichen öffentlichen Verkehrs war die wachsende Familie auf ein Fahrzeug angewiesen, das Platz für zwei Rollstühle und die Kinderschar bot. «Wir haben nicht zuletzt wegen der Kinder gelernt zusammenzuhalten.» Von Rückschlägen lassen sich die beiden so leicht nicht unterkriegen. «Trotz allem haben wir uns unseren Optimismus bewahrt», erklärt André. Gesundheitliche Rückschläge Ab 2002 hatte das Paar mit ernsthaften Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Die Wirbelsäule von Verena hatte sich zusammengeschoben, sodass sie nicht mehr gut atmen konnte. Nach zwei Operationen und insgesamt elf Monaten im Schweizer Para-
Team. Seit 40 Jahren kann sich das Gespann auf die gegenseitige Unterstützung verlassen.
plegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil hiess es, die Atemprobleme seien zwar behoben, aber Sport von nun an tabu. Verenas Leben veränderte sich auf einen Schlag: «Ich war immer gerne mit anderen Sportlern zusammen und brauchte die Bewegung. Dieses Urteil war wirklich schlimm.» Doch sie gewinnt Abstand, und dank ihrer lebensbejahenden Einstellung nimmt sie vor allem die positiven Seiten aus ihrer Rehabilitation im SPZ mit: «Ich habe Kontakte geknüpft, traf mich jeden Tag mit anderen Patienten im Aufenthaltsraum. Das war eine menschlich wertvolle Erfahrung.» André blieb daraufhin noch für einige Zeit sportlich aktiv und gründete, unterstützt von Verena, Biel-Bienne Indoors Tennis. Doch auch ihn holten gesundheitliche Probleme ein. Wenige Jahre nach seiner Frau musste auch er zweimal in Nottwil operiert werden, am Rücken und am Nacken. Danach musste das Paar endgültig einen Schlussstrich unter seine sportliche Karriere ziehen. Zum Glück gab es bald einen anderen Anlass zur Freude.
Kreativität. Patchwork ist die Königsdisziplin der talentierten Handarbeiterin.
Grosselternstolz Ihre Tochter Nathalie machte sie zu dreifachen glücklichen Grosseltern. «Es ist für uns eine ganz neue und überaus positive Erfahrung, Oma und Opa zu sein», erzählt André. Die beiden freuen sich über jeden Fortschritt von Loana (9), Esteban (7) und Diana (5). Die drei Enkel, die in ihren Grosseltern perfekte Spielkameraden gefunden haben, halten das Paar auf Trab. Malen, Basteln, Ausflüge, Gesellschaftsspiele: Die Wochenenden und Ferien in Evilard sind immer gut ausgefüllt.
Welche Bilanz die beiden nach einem erfüllten Leben ziehen? Nach zusammengenommen 120 Jahren mit ihrem Handicap blicken André und Verena gerne zurück und bereuen nichts von dem, was hinter ihnen liegt: Ob Kinder, Sport oder Reisen – keiner ihrer Kindheitsträume blieb unerfüllt. Auch wenn sie bereits viele Etappen ihres Lebens erlebt haben: Sie freuen sich auf die Zukunft mit ihren Töchtern und ihren Enkelkindern und schätzen ihren Zusammenhalt, der die Chiaris seit 40 Jahren vereint.
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REPORTAGE
Facettenreich und dynamisch Pflegefachberufe am SPZ «Pflege für ein selbstbestimmtes Leben» lautet die Vision des Bereichs Pflege am Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) – also bis zu dem Punkt, an dem ein Patient sein Leben wieder so selbstständig wie möglich meistern kann. Der Weg dorthin ist meist lang und facettenreich; für den Patienten wie auch die Pflegefachpersonen. Daraus ergibt sich ein dynamisches und modernes Berufsbild für die Pflegefachberufe am SPZ.
Text: Katrin Schmitter
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eit 33 Jahren ist Werner Pulfer querschnittgelähmt. Ein Motorradunfall stellte sein Leben auf den Kopf. Nach unzähligen Spital- und Rehabilitationsaufenthalten hatte er genug. Dreizehn lange Jahre hielt er sich von Ärzten fern. Doch irgendwann ging es nicht anders: Eine offene Wunde, starkes Fieber und Kräfteverlust brachten ihn ans Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ). Dort wollte er sich eine Salbe für die Wunde und Tabletten gegen das Fieber holen. Doch das SPZ behielt ihn gleich stationär. Vertrauen ist gut – Herzblut noch besser Werner Pulfer scherzt mit Rahel Kurmann, die ihm gerade dabei hilft, seinen Pullover anzuziehen. Sie ist Lernende Fachfrau Gesundheit (FaGe) im zweiten Lehrjahr. Dass Werner Pulfer noch vor nicht so langer Zeit Angst vor Spitälern hatte, sieht man ihm heute nicht an. Er bewundert die Pflegefachpersonen, denn auch Querschnittgelähmte seien manchmal «Schafseckel», wie er schmunzelnd und etwas beschämt zugibt. Es sei nicht immer einfach, seine Be-
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hinderung zu akzeptieren. Wichtig ist ihm, dass er den Pflegefachpersonen vertrauen kann. Dies zeigt sich in der Unterstützung bei einem Transfer, beispielsweise vom Rollstuhl aufs Bett, besonders deutlich. Eine offene und vertrauensvolle Kommunikation ist dabei zentral. Was er ebenfalls an den Pflegefachpersonen schätzt ist, wenn sie mit Leidenschaft dabei sind: «Als Patient spüre ich sofort, ob jemand seinen Job gerne macht.» Rahel Kurmann ist mit Herzblut dabei, das habe er von Weitem gesehen. Dass sie Pflege fachperson werden will, weiss sie seit dem nationalen Zukunftstag am SPZ. Sie begleitete ihre Mutter und strahlt noch heute: «Es war einfach der tollste Tag in meinem Leben.» Nach der Sekundarschule e ntschied sie sich für die Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit (FaGe). Den Lernenden am SPZ wird ab dem ersten Tag Verantwortung übertragen. «Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man aus einem Patientenzimmer rauskommt und weiss, dass man den Patienten alleine gepflegt hat», erzählt sie. Wenn der Patient Fortschritte macht, sei das für sie die
schönste Anerkennung. Oft stellt sie fest, dass es die kleinen Tipps und Tricks sind, die eine grosse Wirkung im Leben der Patienten haben. Über Monate hinweg arbeiten die Pflegefachpersonen im interprofessionellen Team auf das Ziel hin, die Patienten an einen möglichst selbstständigen Alltag heranzuführen. Und wenn mal etwas nicht so wie geplant funktioniert? «Ich habe immer eine Ansprechperson. Am wichtigsten ist es, dass es dem Patienten gut geht. Wenn ich ihm helfen kann, profitiert er ja davon. Und ich profitiere gleich zeitig, weil ich sehr viel lerne; das finde ich motivierend», ergänzt sie.
Zahlen im SPZ Das SPZ beschäftigt heute 1150 Mitarbeitende. 145 sind in Ausbildung, davon in der Pflege: –– 41 Lernende Fachfrau / -mann Gesundheit (FaGe) –– 37 Studierende Höhere Fachschule (HF), davon 2 Quereinsteiger –– 6 Studierende Fachhochschule (FH) –– 12 Pflegepraktikanten –– 4 Studierende Intensivpflege NDS –– 1 Studierende Anästhesiepflege NDS Weitere Informationen: paraplegie.ch/karriere paraplegie.ch/paracademy
REPORTAGE
1 Austausch. Zeit, um Energie zu tanken: Das gemeinsame Frühstück morgens um 9.30 Uhr gehört zum Alltag der Pflege fachpersonen. 2 Absprache. Berufsbildnerin Annegreth Christener bespricht mit der Lernenden Rahel Kurmann die Betreuung des Patienten. 3 Übung. Der tägliche Umgang mit einem Katheter will geübt werden. Die Fachexpertin Blase, Carolin Klein, erklärt Werner Pulfer anhand eines Modells die Funktionsweise der Harnröhre.
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Generationenteam Pflege Heute wird Rahel Kurmann von Annegreth Christener begleitet, ihrer Ansprechperson und Berufsbildnerin. Bevor Annegreth Christener vor 17 Jahren am SPZ als Pflegefachperson anfing, war sie zehn Jahre lang zu Hause und kümmerte sich um Haushalt und Kinder. Davor war sie als Pflegefachperson an einem Spital in Luzern tätig. Ganz unverbindlich und ohne grosse Hoffnung erkundigte sie sich damals nach Wiedereinstiegs-
möglichkeiten für Pflegende und wurde positiv überrascht: So war Guido A. Zäch, Gründer des SPZ, überzeugt, dass das SPZ genau solche Menschen wie Annegreth Christener benötigte. Er schätzte ihre Erfahrung mit der Familie. Mit einem 40-Prozent-Pensum begann Annegreth Christener als Wiedereinstei gerin am SPZ und arbeitete zunächst von 17.45 bis 23.00 Uhr, im sogenannten Nacht falterdienst. Den Einstieg machte sie sich
selbst nicht leicht – sie hatte sich zum Ziel gesetzt, ihren Teamkolleginnen niemals zur Last zu fallen und schnell zu lernen. «Wenn ich zurückblicke, wurde der Wiedereinstieg viel einfacher als gedacht. Ich wurde gefördert, konnte diverse Weiterbildungen besuchen und mein Team unterstützte mich enorm. Innert kürzester Zeit hatte ich erforderliches Know-how und Kompetenzen erlangt», erinnert sie sich. Ihre grösste Herausforderung war die Umstellung von der Chirurgie, damals in Luzern, auf die Paraplegiologie. Auch heute sind Quer- und Wiedereinsteiger, die eine Ausbildung am SPZ machen möchten, willkommen, erklärt Mechtild Willi S tuder, Leiterin Pflegemanagement. «Wir unterstützen die Interessierten ideell und finanziell, im Gegenzug zu einer anschliessenden Verpflichtungszeit.» Eine Win-win-Situation entsteht für beide Seiten. Heute reicht die Arbeit von Annegreth Christener über ihre Tätigkeit am SPZ hinaus; nebst den 80 Prozent in Nottwil betreut sie auf privater Basis querschnittgelähmte Patienten in deren Zuhause. Dabei
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REPORTAGE
Minutiös. Die Pflegefachpersonen bereiten das Material für die Wundversorgung vor. Selbstständig. Werner Pulfer benötigt beim Anziehen praktisch keine Hilfe mehr.
Transfer. Werner Pulfer wird vom Rollstuhl aufs Bett transferiert. Dabei helfen ihm Rahel Kurmann und Annegreth Christener.
sammelt sie Erfahrungen, die wiederum den Patienten im Rehabilitationsalltag am SPZ zugutekommen. Die Pflege nach der Entlassung Ein grosser Schritt in Richtung Selbstständigkeit kann der Umgang mit einem Blasenkatheter sein; nicht nur für Werner Pulfer. Dabei unterstützt ihn Carolin Klein, Pflegefachfrau BSc und Masterstudentin in Ausbildung. Sie absolviert berufsbegleitend den Master of Science in Pflege an der Berner Fachhochschule. Am SPZ hat sie die Zusatzfunktion Fachexpertin Blase inne. «Die Regulierung der Blase ist oftmals eine der grössten Herausforderungen für die Patienten. Es ist nicht gesellschaftsfähig, wenn die Hose nass ist oder man nach Stuhlgang riecht», erklärt sie. Über 90 Prozent der Patienten sind von einer Lähmung der Blase betroffen.
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Carolin Klein erklärt den Patienten warum ihre Blase nicht richtig funktioniert. Zur Hand hat sie ein Modell der Harnröhre und verschiedene Katheter. Schritt für Schritt versucht sie, den Patienten die Angst vor dem Katheter zu nehmen, und bringt ihnen bei, im Alltag damit selbstständig umzugehen. Die Aufgaben als Fachexpertin Blase hat sie am SPZ erlernt. Carolin Klein findet es einzigartig, dass man am SPZ so viele Weiterentwicklungsmöglichkeiten hat und aktiv gefördert wird. Nach der Ausbildung wird sie eine neue Funktion einnehmen und kommt wieder einen Schritt weiter. «Das motiviert mich sehr für meine Arbeit», ergänzt sie. In rund einem Monat wird Werner Pulfer aus dem SPZ entlassen. Ganz auf sich alleine gestellt wird er nicht sein. Diana Baumgartner, dipl. Pflegefachfrau HF, ist bei ParaHelp für die Beratung von querschnittgelähm-
ten Patienten zuständig. «Zu Hause sieht die Infrastruktur ganz anders aus als am SPZ, da stösst man schon mal an seine Grenzen. Wir schauen vor Ort, welche Hilfsmittel die Patienten zur Verfügung haben, was sie noch brauchen und was sie verändern könnten», erklärt sie. ParaHelp berät auch am Telefon, kooperiert mit der Spitex vor Ort und steht in permanentem Austausch mit dem SPZ. Sollte Werner Pulfer nach seinem Austritt ein Problem haben, kann er sich an ParaHelp wenden. Patienten helfen Patienten Während seines Aufenthalts am SPZ hat Werner P ulfer ein paar neue Freunde gewonnen. «Der Austausch zwischen Rollstuhlfahrern ist toll. Man kommt beim Kaffee ins Gespräch und kann um Hilfe bitten oder eine Frage stellen, die beim Pflegefachpersonal
Diana Sigrist-Nix ist Leiterin Rehabilitation am SPZ und Mitglied der Geschäftsleitung. Sie ist zuständig für die Mitgestaltung und Umsetzung der strategischen und operativen Zielvorgaben im Bereich Rehabilitation mit rund 550 Mitarbeitenden.
« Wir haben eine starke Lernkultur» ParaHelp. Die meisten Kolleginnen von Diana Baumgartner sind ehemalige SPZ-Mitarbeitende der Pflege. Eine erste Kontaktaufnahme mit dem Klienten findet idealerweise in der Klinik statt.
eventuell unangenehm wäre», erklärt er. Dieser Kontakt sei am SPZ einzigartig und so ganz anders als im privaten Umfeld. Tatsächlich ist die institutionalisierte Unterstützung durch andere, oft ehemalige Patienten in der Pflege strategie des SPZ verankert. «Peers» werden sie vom Fachpersonal genannt. «Peers besuchen Patienten in unserem Auftrag», erklärt Mechtild Willi Studer, Leiterin Pflegemanagement. Sie besprechen beispielsweise Themen wie Reisen oder Sexualität. Rollstuhlfahrer haben untereinander ein besonderes Verhältnis und können sehr offen über solche Sachen reden. Das SPZ möchte in Zukunft noch viel stärker mit den Peers zusammenarbeiten. «Es ist wichtig, mit dem sich noch akzentuierenden Fachkräftemangel zu überlegen, welche Fertigkeiten es für den Pflegeauftrag braucht, und welche Ressourcen wir noch entdecken und erschliessen können, auch ausserhalb des klassischen Pflegefachpersonals», ergänzt sie. Das ist eine zentrale Managementaufgabe.
Pflegefachberufe bei ParaHelp ParaHelp ist beratende Partnerin für Menschen mit einer Querschnittlähmung, Amyotropher Lateralsklerose (ALS) oder Spina Bifida. Gemeinsam mit den Betroffenen, ihren Angehörigen sowie Leistungserbringern wie Spitex entwickeln die Fachpersonen von ParaHelp schweizweit vor Ort individuelle Lösungen, um lähmungsbedingte Komplikationen zu vermeiden und eine grösstmögliche Selbstständigkeit zu erhalten. ParaHelp ist eine Tochtergesellschaft der Schweizer Paraplegiker-Stiftung und arbeitet mit allen vier Parazentren der Schweiz zusammen. Weitere Informationen: paraplegie.ch/parahelp
Diana Sigrist-Nix, die Vision der Pflege am SPZ lautet «Pflege für ein selbstbestimmtes Leben». Was bedeutet das konkret? Unser Ziel ist es, querschnittgelähmte Patienten so gut wie möglich darauf vorzubereiten, selbstständig im Alltag klarzukommen. Dazu gehören ein positives Selbstwertgefühl und ein neues Körpergefühl. Um dieses Ziel zu erreichen, betrachtet das SPZ die Patienten ganzheitlich: Die Individualität des Patienten, seine persönlichen Ressourcen, seine Biografie wie auch sein Umfeld spielen eine grosse Rolle. Da sind vom Pflegefachpersonal viele Kompetenzen gefragt. Das stimmt. Die Pflege von querschnittgelähmten Personen ist hoch komplex und erfordert spezielle Kenntnisse bei der Betreuung als auch permanente Weiterbildung des Fachwissens. Die meisten Pflege fachpersonen benötigen rund ein Jahr, bis sie sich nur mit dem Thema Querschnittlähmung auskennen. Welche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es am SPZ? Zum einen bieten wir die klassischen Pflegelaufbahnen an: Die Ausbildung zu Fachfrau / -mann Gesundheit (FaGe) als Lehre, die Ausbil dung zur Dipl. Pflegefachperson HF / FH und den berufsbegleitenden Masterstudiengang. Aber auch für Wiedereinsteigerinnen gibt es optimale Möglichkeiten. Uns ist der Generationen- und Laufbahnmix sehr wichtig. Wie sieht es mit Weiterbildungen aus? Am SPZ herrscht eine starke Lernkultur, in welcher Entfaltung und Innovation gefördert werden. Der hohe Spezialisierungsgrad für die Pflege querschnittgelähmter Patienten erfordert Kenntnisse von Blase und Darm, Haut und Wunden, Atmung, Kinästhetik und noch vielem mehr. Die Mitarbeiter haben am SPZ die Möglichkeit, sich zu Fachexperten einer solchen Kernkompetenz weiterzubilden. Was tun Sie, um die Pflege am SPZ weiterzubringen? All unsere Bemühungen haben immer eine breit abgestützte Patientenbetreuung im Fokus. Das SPZ achtet auf Weitsicht und Zukunftsorientierung, wir analysieren Trends und leiten Massnahmen frühzeitig ein. Ein starkes berufliches Netzwerk unterstützt dabei unseren professionellen Austausch in Hinblick auf die strategischen Ziele.
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Mit Roboter
wieder gehen lernen Für unser Wohlbefinden ist Bewegung elementar. Mit gezieltem Training kann Querschnittgelähmten ein Teil dieser Lebensqualität zurückgegeben werden. In der Rehabilitation setzt das in gehunterstützenden Technologien führende Schweizer Paraplegiker-Zentrum auch Therapieroboter ein.
Text: Patrick Preuss | Fotos: Roland Steiner
W
enn man den Therapieraum des Schweizer Paraplegiker-Zentrums (SPZ) zum ersten Mal betritt, wähnt man sich eher in einem Fitnesscenter. Nicht nur sehen die dort aufgestellten Maschinen vergleichbar aus, die Trainierenden in Nottwil haben auch einen ähnlich konzentrierten Ausdruck im Gesicht. «Ich habe nach dem ersten Training gemerkt: Das bringt mir etwas. Auch wenn ich weiss, dass ich danach kaputt bin, komme ich mit Freude wieder», beschreibt Manuel Travé seine Zeit im Therapieraum. Der inkomplette Tetraplegiker ist seit sechs Monaten in Nottwil und trainiert unter anderem regelmässig mit einem Therapieroboter, dem Lokomat. Auf den ersten Blick ist es ein unscheinbares Gerät. Doch der Lokomat kann für die Aussicht eines inkomplett Querschnittgelähmten, einen Teil seiner Bewegungsfähigkeit wieder zu erlangen, eine ausschlaggebende Rolle spielen. Die Maschine weckt den Gehreflex Wie gross die Bedeutung des Lokomats in der Therapie ist, wird deutlich, wenn man Ines Bersch-Porada zuhört. «Unter einem Querschnitt versteht man die Durchtrennung des Rückenmarks. Ist diese nicht vollständig, spricht man von einer inkompletten Querschnittlähmung», erläutert die TherapieInstruktorin und Spezialistin für robotische
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Assistenztechnologien. «Sind noch Nervenbahnen erhalten, können Bewegungsfunktionen wieder zurückgewonnen werden», erklärt sie weiter. Für das Training im Lokomat wird der Patient in ein Gewichtsentlastungssystem gehängt und beide Beine werden an Gehhilfen geschnallt. Während bis zu 30 Minuten steuert ein Computer mehr oder weniger geführte und gleichbleibende Bewegungen im natürlichen Gangmuster. So soll das im zentralen Nervensystem, also im Rückenmark und im Gehirn gespeicherte Muster des Gehens wieder angeregt werden. «Der Lokomat kann unter den richtigen Voraussetzungen helfen, die fehlende Verknüpfung zwischen Kopf und Körper wieder zu aktivieren», betont Bersch-Porada. Der Glaube an die Fähigkeiten «Ich wurde mit Verdacht auf Herzinfarkt in ein Krankenhaus eingeliefert», erzählt Manuel Travé. «Als man nichts feststellen konnte, wurde ich entlassen. Beim Aufste-
hen haben meine Beine versagt.» Nachdem weitere Abklärungen kein Resultat ergaben, wurde er mit einer Magnetresonanztomografie untersucht. «Die Ärzte stellten fest, dass mein Spinalkanal der Halswirbelsäule zu eng war. Da die Gefahr bestand, dass die darin liegenden Nerven vollständig geschädigt werden, wurde ich notfallmässig operiert», fährt er fort. Teile seines Rückenmarks bleiben geschädigt und der inkomplette Tetraplegiker kann zuerst nicht mehr aufstehen. «Ich habe in meinem Unterbewusstsein gespürt, dass ich meine Beine wieder würde brauchen können», beschreibt Travé seine Situation, als er wenige Wochen nach der Operation noch total gelähmt war. Da bei ihm noch ausreichend motorische Nervenstrukturen vorhanden sind, ist der Lokomat für sein Rehabilitationsprogramm ideal. Der Therapieroboter ist im SPZ täglich im Einsatz und unterstützt inkomplett Gelähmte, an ihrer Koordination, Ausdauer und Gehfunktion zu arbeiten. Der Nutzen
« Sind noch Nervenbahnen erhalten, können Bewegungsfunktionen zurückgewonnen werden» Ines Bersch-Porada, Therapie-Instruktorin
des Trainings geht jedoch darüber hinaus. Denn mit dem Lokomat lassen sich grundsätzliche Verbesserungen in den Bewegungsübergängen erreichen. Sich ohne Hilfe im Bett drehen zu können, aus dem Rollstuhl aufzustehen, um ins Auto zu steigen, oder gar mithilfe eines Rollators gehen zu können, verbessert die Selbstständigkeit entscheidend. «Wenn ein Patient nach langer Zeit im Rollstuhl zum ersten Mal wieder aufrecht steht und sieht, wie seine Beine sich bewegen, spürt man das Glücksgefühl und die Motivation, die daraus entsteht», beschreibt Ines Bersch-Porada die psychologische Komponente des Trainings im Lokomat. Nach der Besichtigung des Therapieraums bleibt neben der wichtigen Funktion der Assistenztechnologien in der Rehabilitation ein Satz aus dem Gespräch mit Manuel Travé hängen: «Verantwortlich dafür, dass ich heute wieder aufstehen und gehen kann, ist meine Therapeutin. Sie hat immer an meine Überzeugung geglaubt, wieder gehen zu können.»
Aktivierung. Das Training im Lokomat ist für inkomplett Querschnittgelähmte wie Manuel Travé von grossem Nutzen. Für die optimale Schritttechnik stellt Physiotherapeut Carsten Gugel den Therapieroboter patientenindividuell ein.
Unterstützen Sie die Therapierobotik mit Ihrer Spende Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum investiert in innovative Therapierobotik, die weit mehr bietet als die standardmässige Einrichtung, und ermöglicht damit querschnittgelähmten Menschen die beste Behandlung und Therapie. Für die Anschaffung hochmoderner Therapiegeräte hat die Spezialklinik 1,5 Millionen Franken vorgesehen. Der rund 400 000 Franken teure Lokomat ist eine erste wichtige Investition. Er ersetzt ein Vorgängermodell, das seit zwölf Jahren täglich in Gebrauch war. Seien Sie mit Ihrer Spende Teil der Innovation. Wir garantieren, dass jede Spende im vollen Umfang in die Anschaffung des Lokomats fliesst.
Wir danken für Ihre Spende Schweizer Paraplegiker-Stiftung PC Konto 60-147293-5 IBAN Nr. CH14 0900 0000 6014 7293 5 Zweck: Lokomat 2.0
SOLIDARITÄT
Beeindruckender Leistungsnachweis An der Mitglieder-Versammlung der Gönner-Vereinigung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung wurden eindrückliche Zahlen und bedeutende Projekte vorgestellt. Der Vorstand blickt zurück auf ein ereignisreiches Jahr 2016 und legt Rechenschaft ab. Text: Stefan Kaiser | Foto: Walter Eggenberger
S
ie repräsentieren heute 1,8 Millionen Gönnermitglieder», sagt Präsident Heinz Frei zu Beginn der diesjährigen MitgliederVersammlung. Die Anwesenden in der Aula des Schweizer Paraplegiker-Zentrums (SPZ) erkennen bald, was diese stolze Zahl bedeutet: Sie ist die Grundlage dafür, dass 2016 auf dem Campus Nottwil wegweisende Projekte für querschnittgelähmte Menschen verwirklicht werden konnten. Heinz Frei: «Über diese Tätigkeiten wollen wir Ihnen Rechenschaft ablegen – und im Namen aller Rollstuhlfahrer Danke sagen für die Unterstützung und das grosse Vertrauen, das Sie uns Jahr für Jahr entgegenbringen!» Es sind beeindruckende Zahlen, die Heinz Frei präsentiert. Im Jahr 2016 erhält der Ver-
1,8 Mio. Mitglieder Die Gönner-Vereinigung zählt 1,8 Mio. Mitglieder in 1,08 Mio. Haushalten. Die Anzahl der Dauermitglieder erhöht sich auf 65 922.
ein insgesamt 77,2 Mio. Franken (Vorjahr: 70,8 Mio.) von seinen Mitgliedern. Dabei kommen 7,9 Mio. Franken allein dadurch zustande, dass viele Mitglieder ihren Jahresbeitrag grosszügig aufgerundet haben. Aus diesen Mitteln zahlt die Gönner-Vereinigung 3,9 Mio. Franken direkt an neu verunfallte Mitglieder aus, und die Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) vergibt 15,5 Mio.
24. Mitglieder-Versammlung Die Mitglieder-Versammlung der Gönner-Vereinigung genehmigt am 19. April 2017 die Jahresrechnung 2016 und erteilt dem Vorstand unter grossem Applaus Décharge. Drei Vorstandsmitglieder werden für die nächsten zwei Jahre im Amt bestätigt: Barbara Moser Blanc (Rheinfelden, AG), Vreni Stöckli (Ibach, SZ) und Stephan Zimmermann (Zürich). Die Mitgliederbeiträge bleiben unverändert – auch dank des grossen Spendenerlöses für den Neubau.
Jahresberichte jetzt erhältlich Die Tätigkeiten 2016 der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, ihrer Tochtergesellschaften und Partnerorganisationen sind im Jahresbericht und Finanzbericht dokumentiert. Sie stehen ebenso wie der NonprofitGovernance-Bericht auf www.paralegie.ch zum Herunterladen bereit. Bestelladresse für gedruckte Exemplare: Schweizer Paraplegiker-Stiftung Guido A. Zäch Strasse 10, CH-6207 Nottwil T +41 41 939 63 63, sps.sec@paraplegie.ch Die 25. Mitglieder-Versammlung findet am Mittwoch, 18. April 2018 um 18.00 Uhr statt.
Franken für über 1000 Direkthilfe-Gesuche. Gesamthaft fliessen 28 Prozent der Mitgliederbeiträge unmittelbar in das Leistungsfeld Solidarität. SPS-Präsident Daniel Joggi fasst den Nutzen dieses Engagements in eine schöne Formel: «Wir können Menschen glücklich machen.» Die sehr persönlichen Dankesbriefe, die die Stiftung tagtäglich bekommt, belegen dies eindrücklich. Wohlgemerkt, es geht hier nicht um Luxus. Mit ihrer Direkthilfe leistet die Stiftung Finanzierungsbeiträge an Kosten, die nicht durch Garanten wie Versicherungen und Krankenkassen gedeckt sind – etwa an Rollstühle und Beatmungsgeräte, Fahrzeug- und Wohnungsumbau, medizinische Leistungen oder einmalige Zuschüsse in Härtefällen. Es geht darum, die Not von Betroffenen zu lindern. Medizin: hohe Auslastung 41 Prozent der Mitgliederbeiträge gehen in die restlichen Leistungsfelder, davon 12,4 Mio. Franken in die Medizin. Hier hebt Daniel Joggi die hohen Patientenzahlen hervor: Die 150 Patientenbetten im Schweizer Paraplegiker-Zentrum sind zu 96,8 Prozent ausgelastet, auf 1085 Querschnittgelähmte kommen 52 922 stationäre Pflegetage. Die beiden Leistungsfelder Forschung und Integration werden mit 8,9 Mio. bzw. 6,6 Mio. Franken unterstützt. 11 Prozent der Mitgliederbeiträge fliessen in die Instandhaltung der bestehenden Spezialklinik.
52 922 Pflegetage Im Schweizer Paraplegiker-Zentrum belegen 1085 querschnittgelähmte Patienten 52 922 stationäre Pflegetage.
Der Vorstand der Gönner-Vereinigung. Vorne (von links): Hans Jürg Deutsch, Dr. sc. tech. Daniel Joggi mit Assistenzhund Inka, Vreni Stöckli, Präsident Heinz Frei, Peter Landis. Hinten: Dr. med. Hans Georg Koch, Barbara Moser Blanc, Dr. iur. Stephan Zimmermann.
Verwendung Mitgliederbeiträge Administration Mitgliederbetreuung
Direkthilfe an Querschnittgelähmte
4% 16 %
297 Dossiers Das Institut für Rechtsberatung betreut 297 Dossiers zur rechtlichen Begleitung querschnittgelähmter Mitglieder der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung.
2016 machen sich 10 930 Besucher bei Rundgängen auf dem Campus Nottwil ein Bild dieses weltweit einzigartigen Leistungsnetzes. Dabei werden sie von 180 freiwilligen internen Gästeführern aus allen Hierarchiestufen und Arbeitsfeldern betreut. Ihre persönliche Expertise zeigt das Zusammenspiel der vier Leistungsfelder besonders anschaulich. Zuwachs zweckgebundener Spenden Die steigende Nachfrage nach spezialisierten Leistungen wird das SPZ ab 2020 mit einem neugebauten Kliniktrakt abdecken. Er bekommt eine hochmoderne medizinische Infrastruktur mit neuen Operationssälen und Patientenzimmern. In nur etwas mehr als einem Jahr konnten für diesen Zweck 15 Mio. Franken gesammelt werden – ganze 10 Prozent des Budgets! Entsprechend überwältigt zeigen sich Heinz Frei und Daniel Joggi an der Mitglieder-Versammlung: «Wir wurden völlig überrascht von diesem unglaublichen Spendenergebnis. Alle Mitarbeitenden sind zusätzlich motiviert, ihr Bestes zu geben!»
Dieses Bauprojekt zeigt die wachsende strategische Bedeutung von zweckgebundenen Spenden und Nachlassspenden für die SPS. Mithilfe einer Fondsstruktur – unterteilt in Namen-, Themen- und Direkthilfe- Fonds – investiert die Stiftung die ihr anvertrauten zweckgebundenen Mittel in klar definierte Projekte. Daniel Joggi nennt die nächste stolze Zahl: Insgesamt haben 2016 rund 350 000 Menschen die S chweizer Paraplegiker-S tiftung mit Spenden unterstützt. Zusammengekommen ist eine Summe von 26,0 Mio. Franken (davon 21,9 Mio. zweckgebunden). Ergänzend zu den Beiträgen der 1,8 Millionen Gönnermitglieder ist es dieses grosse Engagement von Gönnern, Einzelpersonen und Förderstiftungen, das es der Schweizer Paraplegiker-Gruppe erlaubt, den Betroffenen auf dem Campus Nottwil mit den bestmöglichen Mitteln zu helfen. Dabei wird rund ein Fünftel der Kosten durch das Solidarwerk gedeckt – eine gelebte Grosszügigkeit und Treue gegenüber querschnittgelähmten Menschen, die an der Mitglieder-Versammlung mit beiden Händen zu greifen war.
11 %
18%
13 %
Instandhaltung Infrastruktur Nottwil Unterstützung Leistungsfeld Forschung
10 %
Unterstützung Leistungsfeld Medizin Unterstützung Leistungsfeld Integration und lebenslange Begleitung
Verwendung Spenden Administration FundraisingAufwand
Projekte Direkthilfe 8% 1%
1922 Teilnehmer An den Befragungen zur SwiSCI-Studie der Schweizer Paraplegiker-Forschung nehmen insgesamt 1922 Personen teil.
28%
4% 7%
80%
Projekte Integration
Projekte Medizin, inkl. Um- und Erweiterungsbauten SPZ Nottwil
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PRAXIS
Chronischen Schmerzen die Stirn bieten Erfahrungen aus Schmerzwochen für nicht querschnittgelähmte Patienten führen zu einem neuen Therapieangebot für Querschnittgelähmte. Darin kommt der Schmerzbewältigung mithilfe positiver Psychologie eine bedeutende Rolle zu. Text: Manuela Vonwil | Foto: Walter Eggenberger
E
s gibt die ausgewiesenen Schmerz zentren. Und es gibt die spezialisierten Paraplegikerzentren. Einzig das Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil vereint bei des: In seinem Zentrum für Schmerzmedizin (ZSM) behandelt es jährlich rund 15 000 Pati enten, ungefähr 20 Prozent davon sind quer schnittgelähmt. Sechs unter ihnen, Para- und Tetraplegiker zwischen 37 und 63 Jahren, haben Anfang Jahr an einer erstmals für Rollstuhlfahrer durchgeführten intensi ven Gruppentherapie teilgenommen. Fünf Tage lang drehte sich alles um die Bewälti gung chronischer Schmerzen. Was aber kön nen die Teilnehmenden von diesen Schmerzwochen erwarten? Hoffnungsvolle Resultate «Bei chronischen Schmerzen spielen immer körperliche, psychische und soziale Fakto ren gemeinsam eine Rolle», sagt der Leiter des ZSM, André Ljutow. «Durch ihr Zusam menspiel wirken sie schmerzverstärkend.» Deshalb gibt es nur einen Weg, um dem Lei den die Stirn zu bieten: Das Schmerzproblem muss aus verschiedenen medizinischen und therapeutischen Blickwinkeln angegangen werden. Wie wirksam solche Schmerzwochen sind, zeigt die Auswertung dreier mittlerweile etablierter Angebote für nicht querschnitt gelähmte Patienten. Vor rund zehn Jahren führte das ZSM ein erstes Wochenprogramm bei Rückenschmerzen ein, später kamen Pro
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gramme bei Nackenschmerzen und zuletzt bei Kopfschmerzen hinzu. «Wir befragen unsere Patienten sowohl vor der Teilnahme wie drei Monate und zwölf Monate danach. Im Schnitt beurteilen sie ihre Lebensqua lität als deutlich verbessert», sagt Ljutow. Im Schnitt heisst zwar, dass es auch Patien ten gibt, die wenig profitiert haben, andere jedoch waren überwältigt vom Erfolg. Dazu Ljutow: «Der chronische Schmerz ist so indi viduell wie der Patient selbst. Auch lässt sich eine langjährige Schmerzgeschichte nicht in fünf Tagen kurieren. Doch diese Schmerzwochen bedeuten einen Kurswechsel.» Mit positiver Psychologie gegen Schmerzen Ein Programmschwerpunkt sind die Schmerzbewältigungstrainings. Denn wer unter ständigen Schmerzen leidet, ist beson ders anfällig für depressive oder gar ängst liche Stimmungsveränderungen. «Dem versucht die ‹positive Psychologie› entge genzuwirken», sagt der Leiter des ZSM in Nottwil. Dabei lernen die Patienten von
sychologen, wie ihre Einstellung und ihr P Verhalten den Schmerz beeinflussen und wie sie ihr Denken und Handeln verändern können, um eine Verbesserung zu erreichen. Es sind einfache Übungen – «Drei s chöne oder lustige Erlebnisse des Tages aufschrei ben», «Eine gute Tat vollbringen» oder «Freunde treffen» –, die helfen, gute Ge fühle, wie Begeisterung, Liebe und Heiter keit, zu steigern. Dass solche Übungen durchaus wirksam sind, zeigt eine neuere Studie der Schweizer Paraplegiker-Forschung. Ljutow betont: «Unser Ziel ist, dass die Freude am Genuss, an der Bewegung, an sozialen Kontakten in den Vordergrund rücken und sich dadurch der Stellenwert des Schmerzes verringert.» Jetzt, da er und sein Team die Schmerz wochen auch für Querschnittgelähmte anbieten können, hat André Ljutow einen ganz speziellen Wunsch: «Neue Angebote bedeuten neue Chancen. Schmerzgeplagte Menschen sollten die Hoffnung also nie mals aufgeben.» – Und neue Angebote wie dieses nutzen.
Schmerzwochen am Zentrum für Schmerzmedizin Das Zentrum für Schmerzmedizin in Nottwil organisiert Gruppen therapien bei chronischen Rücken-, Nacken- oder K opfschmerzen. Während fünf Tagen begleitet ein interdisziplinäres Fachteam die Teilnehmenden durch ein vielseitiges Programm mit ärztlichen Schulungen, körperlichen Aktivitäten und Schmerzbewältigungs trainings. Die positiven Erfahrungen haben dazu geführt, dass d iese Therapieform, leicht adaptiert und schweizweit einmalig, jetzt auch für Rollstuhlfahrer mit lähmungsspezifischem Schmerz angebo ten wird. Weitere Information zu den Behandlungsprogrammen: schmerz-nottwil.ch
Gruppentherapie. KĂśrperĂźbungen sind Teil des vielseitigen Wochenprogramms.
se Kostenlo
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t- Testamen Ratgeber n in B e s te ll ta lo itte der Heftm
Mit einem Legat oder einer Erbschaft hinterlassen Sie Querschnittgelähmten eine bessere Zukunft. Telefon 041 939 62 62, www.paraplegie.ch / legate
WELTPREMIERE
Chance für den Nachwuchs Sie sind die Hoffnungsträger von morgen. Ihre Namen kennt kaum jemand, aber mit etwas Glück, viel gesundem Ehrgeiz und Talent sind sie in ein paar Jahren Paralympicssieger. Text: Evelyn Schmid | Fotos: zVg
M
arcel Hug hat einst Junioren-Wettkämpfe gewonnen. Manuela Schär ebenso. Heute kennt man ihre Namen weit über die Landesgrenzen hinaus. Davon träumen auch die vier Schweizer Talente, w elche die Qualifikation für die Junioren- WM bestreiten, die vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) neu geschaffen wurde. Wie ihre Vorbilder können sie sich in der Schweiz bald mit Gleichaltrigen aus aller Welt messen. Das IPC hat Rollstuhlsport Schweiz beauftragt, die erste WM für Leichtathleten zwischen 14 und 20 Jahren auszutragen. Das ist eine Ehre und eine Verpflichtung. Heisse Augusttage Vom 3. bis 6. August messen sich 350 Athletinnen und Athleten aus knapp 40 Nationen in der Sport Arena Nottwil. Es starten sowohl
Preisgekrönt. Licia Mussinelli hat schon mehrere Goldmedaillen gewonnen – und ein grosses Ziel.
Sportler im Rollstuhl als auch solche mit Amputationen, cerebraler Lähmung, Sehoder Lernbehinderungen und Kleinwuchs in Wettkämpfen auf der Bahn oder der Wurfund Sprunganlage. «Der Anlass schliesst eine wichtige Lücke der Nachwuchslaufbahn», sagt Ruedi Spitzli, OK-Präsident der WM und Bereichsleiter Rollstuhlsport Schweiz. «Gegen die Elite haben die meisten zwar noch keine Chance. Aber Wettkampferfahrung und sportliche Erfolge sind wichtig, wenn wir junge Talente dazu motivieren wollen, voll auf die Karte Leistungssport zu setzen und hohe Trainingsvolumen zu bewältigen. Nur so können wir künftig Schweizer Siege an grossen Wettkämpfen feiern.» Mit dem gleichen Ziel hat OK-Präsident Ruedi Spitzli 2016 die Sport Akademie gegründet. Die Sportler wohnen, arbeiten, lernen und trainieren in Nottwil unter der Leitung von
Nachwuchstalent. Andrin Deschwanden trainiert seit zwei Jahren regelmässig.
erfahrenen Coaches und Spezialisten von Rollstuhlsport Schweiz, damit sie ihr Potenzial voll entfalten können. Licia Mussinelli ist die erste Nachwuchsathletin, die von diesem Angebot profitiert. Sie hat bereits erste internationale Wettkampferfahrung gesammelt und will beweisen, dass sich die Investition gelohnt hat. Die 16-Jährige trainiert für ein grosses Ziel: «Bei den letzten IWAS Junior Games, dem
WELTPREMIERE
« Mich beeindruckt, dass diese jungen Menschen sich nicht von ihrem Handicap einschränken lassen. Sie nehmen die Herausforderung an und zeigen, dass wir uns die Grenzen oft s elber setzen.» Marc Sway Vorläufer dieser Weltmeisterschaften, habe ich Gold über 100, 200, 400 und 1500 Meter gewonnen. Ich möchte auch an der Heim-WM erfolgreich sein. So komme ich meinem langfristigen Ziel – einer Teilnahme an Paralympischen Spielen – einen weiteren Schritt näher.» Die Schweizer Nachwuchstrainer Paul Odermatt ist seit über 20 Jahren für Leichtathletik-Talente zuständig und hat weitere Trümpfe im Ärmel: «Der 15-jährige Andrin Deschwanden hat Chancen auf gute Resultate. Er erlitt erst vor knapp drei Jahren durch einen Unfall eine Querschnittlähmung und trainiert seit zwei Jahren regelmässig. Wayra Huber und Dario Studer, 15 und 13 Jahre alt, sind zwei junge Talente, die das Poten-
zial für eine Selektion aufweisen. Wenn sie sich qualifizieren, haben sie vor Heimpublikum Chancen auf gute Platzierungen oder gar einen Überraschungssieg.» Konzerte und Kinderprogramm Neben Konzerten von Schweizer Musikgrössen wie Dodo («Hippie-Bus») und Marc Sway («Severina») gibt es einen kostenlosen Kids- & Family-Park mit Karussell, Hüpfburgen, Bullriding, Kletterwand und eine Hindernisbahn der Firma Funnyhouse. Da die Künstler auf einen grossen Teil ihrer Gage verzichten, sind die Konzerte gratis für alle, die vor 18.00 Uhr in der Sport Arena Nottwil eintreffen und die Athleten anfeuern. Für alle anderen gibt es Tickets an der Abendkasse (Erwachsene: CHF 25; Kinder bis 16 Jahre: CHF 5).
«Ich finde es grandios, was diese jungen Athleten leisten. Sie erbringen wie alle Leistungssportler – und auch viele K ünstler – einen aussergewöhnlichen Aufwand für ein aussergewöhnliches Ergebnis.» Dodo
Programm Donnerstag, 3. August 2017 12.00 Uhr
Eröffnungsfeier
16.30 – 19.00 Uhr Wettkämpfe Ganzer Tag
REGA-Hüpfburg
Freitag, 4. August 2017 09.30 – 12.00 Uhr Wettkämpfe 16.30 – 19.00 Uhr Wettkämpfe ab 19.30 Uhr Marc Sway, DJ ZsuZsu Ganzer Tag Kids- & Family-Park, REGA-Hüpfburg
Samstag, 5. August 2017 09.30 – 12.00 Uhr Wettkämpfe 16.30 – 19.00 Uhr Wettkämpfe 13.00 – 16.00 Uhr Ballonkünstler 14.00 – 17.00 Uhr Gratis Airbrush- Tattoos ab 19.30 Uhr
Präsentierender Partner
Ganzer Tag Kids- & Family-Park, REGA-Hüpfburg
Patronat
Institutionelle Partner
Dodo, Cookie the Herbalist
Konzept und Design Partner
Gold Partner
Sonntag, 6. August 2017 09.30 – 12.00 Uhr Wettkämpfe 16.30 – 19.00 Uhr Wettkämpfe 13.00 – 16.00 Uhr Ballonkünstler
Cross Media Partner
Official Race Service
Medical Partner
Screen Partner
Kategorie Sitzende
Hotel Partner
Nachwuchs Partner
14.00 – 17.00 Uhr Gratis Airbrush- Tattoos ab 19.30 Uhr
Party in der Beachbar mit DJ Butjes
Ganzer Tag Kids- & Family-Park, REGA-Hüpfburg 28 | Paraplegie, Juni 2017
Präsentierender Partner
MARC SWAY DODO
MUSIK TRIFFT SPORT DJ ZsuZsu • Cookie the Herbalist
4.– 6.8.2017 Nottwil
Programm World Para Athletics Junior Championships Wettkämpfe täglich von 9.30 bis 12.00 Uhr und 16.30 bis 19.00 Uhr
Rahmenprogramm Freitag ab 19.30 Uhr (Sport Arena): MARC SWAY, DJ ZsuZsu Samstag ab 19.30 Uhr (Sport Arena): DODO, Cookie the Herbalist Sonntag ab 19.30 Uhr (Beachbar): Party mit DJ Butjes Täglich Kids- & Family-Park by Funnyhouse, Sa/So Airbrush-Tattoos und Ballonkünstler Gratiseintritt für alle Zuschauer, welche bereits vor 18.00 Uhr die Athleten an der Junioren WM anfeuern. Ticketpreise nach 18.00 Uhr (nur an der Abendkasse) CHF 25.– Erwachsene, CHF 5.– unter 16 Jahre
Nottwil2017.ch #Nottwheel2017
Identität
Sommer-Festival | 11. August – 10. September 2017 Ausgewählte Konzerte 19. August LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA | Riccardo Chailly | Sophie Koch Werke von Strawinsky
28. August Orchester der LUCERNE FESTIVAL ACADEMY | Matthias Pintscher Spiegel von Cerha
23. August Mahler Chamber Orchestra | François-Xavier Roth | Patricia Kopatchinskaja Werke von Haydn und Bartók
4. September Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam | Daniele Gatti Werke von Rihm und Bruckner
Karten und Informationen +41 (0)41 226 44 80 | www.lucernefestival.ch
ENGAGEMENT
«Diese Begegnungen haben mich sehr positiv beeindruckt» Michael Haefliger ist seit 1999 Intendant des renommierten Lucerne Festival. Sein diesjähriges Festivalthema umschreibt auch eine Herausforderung für Querschnittgelähmte. Interview: Stefan Kaiser | Foto: zVg
Michael Haefliger, welche Eindrücke hatten Sie bei Ihrem ersten Besuch am Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ)? Ich kam mit einem Gefühl der Nachdenklichkeit nach Nottwil. Wir Menschen wollen ja die Starken sein auf diesem Planeten, die Kontrolle haben, entscheiden können. Und plötzlich wird man sich sehr existenziell bewusst, dass es im Leben andere Kräfte gibt, die wir nicht beeinflussen können. Man wird unschuldig in einen Autounfall verwickelt und ist von heute auf morgen selbst betroffen. Das SPZ erlebte ich dann als einen Ort der Offenheit: Als Besucher nimmt man real Teil am Alltag von Querschnittgelähmten und sieht, wie sie rasch in eine neue Form der Normalität hineinfinden. Sie stehen aktiv mitten im Leben; einfach mit gewissen Einschränkungen. Diese Begegnungen haben mich sehr positiv beeindruckt.
gen Erlebnistag wirkt in der Mozart-Oper «Idomeneo» ein Bewegungschor mit Flüchtlingen aus mehreren Ländern mit. Sie erzählen, singen und spielen ihre eigene Geschichte. Das kann ganz toll werden!
Worauf freuen Sie sich sonst noch beim Sommerfestival? Die Patienten müssen eine neue Identität ausbilden. Identität ist auch das Thema des diesjährigen Lucerne Festival. Worin besteht der Zugang in der Musik? Der künstlerische Prozess ist grundsätzlich eine Infragestellung der Identität: Wer bin ich? Was ist meine kompositorische Handschrift? Welche Interpretation mache ich? Welche Weiterentwicklung? In vielen musikalischen Werken gibt es zudem unterschiedliche Herkünfte, Urquellen und volkstümliche Elemente, denen nachzugehen sehr interessant ist. Und nicht zuletzt führen viele Musiker ein rastloses Nomadenleben. Sie sind in der ganzen Welt unterwegs oder sie müssen ins Exil und verlieren ihre Heimat. Daher ist die Suche nach dem «Herd» für Künstler ein Lebensthema.
Mit den grossen Flüchtlingsbewegungen spiegeln sich auch aktuelle gesellschaftliche Fragen im Festivalthema. Der Künstler per se übernimmt in der Gesellschaft eine Rolle der Reflexion über kollektive Werte. Die Flüchtlinge, die aus ihrer Heimat vertrieben werden, stellen eine menschliche Herausforderung dar. Wir stehen vor Extremsituationen, die wir nicht perfekt bewältigen können. Aber als Gesellschaft müssen wir handeln und unsere Verantwortung für die Schwächeren tragen. Am diesjähri-
Sicher auf die Monteverdi-Trilogie unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner; seine Fragen reichen bis an die Ursprünge der abendländischen Kultur. Für mich sehr faszinierend sind auch die jungen Talente der Lucerne Festival Academy: Musiker am Anfang ihrer Karriere spielen Zukunftsmusik. Ihre Experimentierfreude belebt das Festival – neben der Grossartigkeit der weltberühmten Orchester, die dem Publikum einzigartige Erlebnisse bieten.
Das Streben nach Exzellenz zeichnet nicht nur die besten Klangkörper der Welt aus. Auch die Spezialisten in Nottwil vollbringen Höchstleistungen. Was halten Sie davon, wenn die beiden Bereiche Musik und Medizin sich bei einem Konzert in Nottwil treffen würden? Das finde ich eine tolle Idee! Das SPZ hat dafür eine sehr professionelle Aula. Und wir könnten Menschen, die grundsätzlich weniger Zugang zu solchen Konzerten haben, die Möglichkeit geben, unsere Festivalmusiker live zu erleben. Das Lucerne Festival findet vom 11. August bis 10. September statt. Information und Tickets: lucernefestival.ch
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BESONDERE SPENDE
Zwei Therapiesättel zum Geschenk Vor drei Jahren erhielt der Pferdesportausstatter Stübben GmbH den Auftrag aus Nottwil, einen Sattel anzufertigen, der sich für die Hippotherapie mit querschnittgelähmten Patienten eignet. «Dieser spezielle Geschäftskontakt führte uns zur Idee, an Weihnachten 2016 im Namen unserer Kunden zwei ‹massgefertigte Geschenke› für die Patienten des Schweizer Paraplegiker-Zentrums anzukündigen», schaut Frank Stübben, General Manager des Stanser Unternehmens, zurück. Ende März nun brachten er und sein Betriebsleiter Xaver Odermatt die speziell angefertigten Therapiesättel im Wert von 7000 Franken persönlich nach Nottwil. Die Pferdefachmänner Robert Portmann und Erich A ckermann nahmen die aussergewöhnliche Spende dankbar entgegen. Die Hippotherapie (Physiotherapie mit Kleinpferden) wurde im
Therapiesattelübergabe. Robert Portmann, Frank Stübben und Erich Ackermann (von links).
Passgenau. Xaver Odermatt passt die Gurte vor Ort auf das Pferd an.
Schweizer Paraplegiker-Zentrum 1994 eingeführt. Im Stall auf dem Campus Nottwil stehen dazu acht speziell ausgebildete Islandpferde. Die Bewegungen auf dem Pferderücken haben beim Patienten einen durchblutungsfördernden und kräftigenden Effekt, der verkrampfte Muskeln in Beinen und Rumpf sowie Steifheit im Becken zu lösen vermag.
BRIEFE AN DIE STIFTUNG
Ein Leben lang dankbar Langsam pendelt sich mein Leben wieder ein, und dazu hat auch die Schweizer Para plegiker-Stiftung beigetragen. Insbesondere das umgebaute Auto bedeutet mir sehr viel. Es gibt mir Lebensqualität, Mobilität und Freiheit zurück. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre grosszügige Unterstützung. Robin Suter, Adliswil ZH Ich denke oft zurück an die schöne Ferienwoche für künstlich beatmete Rollstuhl fahrer, die ich zusammen mit fünf «Leidensgenossen» im Allgäu (D) verbringen konnte. Allen – Betreuerinnen, Organisatoren, Köchen, Fahrern –, die das möglich gemacht haben, muss ich ein riesiges Kompliment aussprechen. Was sie, teilweise ehrenamtlich, geleistet haben, ist nicht selbstverständlich. Und ohne die Unterstützung der Schweizer
Paraplegiker-Stiftung wären solche Ferien für mich und alle anderen Teilnehmer wohl kaum je möglich. Vielen herzlichen Dank! Theres Abächerli, Giswil OW Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mich bei der Anschaffung verschiedener Hilfsmittel finanziell unterstützen, umso mehr, als dies keine Selbstverständlichkeit ist. Wieder zu Hause, werden mir diese helfen, meinen Alltag selbstständig zu bewältigen und immer besser darin zu werden. Alfred Hurni, Lausanne VD Am 8. Oktober ist unser Alex geboren. Er ist gesund, wunderschön und macht uns jeden Tag, jede Sekunde glücklich. Ihre finanzielle Hilfe hat uns die Kraft gegeben durchzuhalten, bis sich unser Wunsch erfüllen konnte.
Wenn wir heute unseren Sohn anschauen, denken wir an Ihre Güte, die zu unserem Glück beigetragen hat. Wir sind Ihnen ein Leben lang dankbar dafür. Serhat Celik und Sara Mattinelli, Pregassona TI Sie boten meiner Familie Unterkunft auf dem Campus Nottwil. Dafür danke ich Ihnen sehr. Für mich als gehörlose Frau war es äusserst wertvoll, die Familie während meiner Rehabilitation zur Seite zu haben. Dank deren Unterstützung konnte ich viel erfolgreicher an den Therapien teilnehmen. Ich lerne nun jeden Tag besser, mit meiner Querschnittlähmung zu leben, nach meiner Gehörlosigkeit die zweite Herausforderung, die es nach dem fatalen Unfall zu meistern gilt. Sophie Hucher, Lausanne VD
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FINALE
© Roland Burkart
Individuelle Pflegelösungen im SPZ
Roland Burkart (35) hat den Bachelor-Studiengang IllustrationFiction an der HSLU Design und Kunst absolviert. Der Tetraplegiker ist seit neun Jahren im Rollstuhl. Er lebt und zeichnet in Luzern.
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