Frühjahrskatalog 2017

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FrĂźhjahr 2017 Neuerscheinungen



In eigener Sache Die Faszination für den französischen Philosophen Alain Badiou besteht nicht so sehr in der Überzeugungskraft seiner kommunistischen Hypothese, sondern in seiner unnachgiebigen Forderung, Alternativen zu den gesellschaftlichen Verhältnissen zu suchen, die zu einer solidarischeren Gesellschaft führen sollen. Diese Haltung verbindet ihn seit vielen Jahren mit dem Passagen Projekt. Als Resultat sind fast 20 Bücher von ihm im Passagen Verlag erschienen. Sie liefern eine kohärente, philosophisch begründete Analyse der Erscheinungsformen und gesellschaftlichen Auswirkungen des globalisierten Kapitalismus und begründen seine kommunistische Hypothese als Ausweg. Das macht Alain Badiou im Moment nicht nur zum „gefährlichsten Philosophen Europas“, wie die Berliner Zeitung schreibt, sondern auch zum gefragtesten. Umso mehr freuen wir uns, dass er uns anlässlich des kommenden 30-jährigen Jubiläums des Passagen Verlags am 21. September 2017 den ersten Text für die Erneuerung unserer Reihe Passagen Hefte gegeben hat. Trump. Der Tag der Wahl basiert auf einem Vortrag, den Alain Badiou am Abend des 8. Novembers in Los Angeles gehalten und dann später in Boston wiederholt hat. In diesem Buch erklärt Badiou das Phänomen Trump und entwickelt Ideen, wie wir dem im Augenblick überwältigenden Vormarsch rechter Kräfte eine alternative Politik entgegensetzen können. Die neu aufgelegten Passagen Hefte sollen auch in Zukunft spontanen Interventionen zu aktuellen Themen sowie kurzen grundlegenden Texten unserer Autoren auf den verschiedenen Gebieten Platz bieten. Der neue Gesprächsband mit Alain Badiou, Für eine Politik des Gemeinwohls, vertieft und ergänzt die Argumente des Autors aus seinem Text zu Trump ideal. Eine weitere Neuerscheinung in unserer Reihe Passagen Gespräche stellt die französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin Hélène Cixous vor. Wie keine Zweite steht sie mit ihrem Leben und Werk für die Risse und Katastrophen des 20. Jahrhunderts, die sich als roter Faden durch ihr Schreiben ziehen. Das Passagen Projekt bemüht sich seit langem, das Werk dieser französischen Autorin, deren vielschichtige Biographie stark mit Deutschland verbunden ist, bekannt zu machen. Wir hoffen, dass unser Gesprächsbuch dazu beiträgt, die deutschsprachigen Leser zum Werk dieser Autorin hinzuführen. Neben Büchern von jüngeren französischen Autoren wie Ivan Segré und dem Gemeinschaftswerk Foucault gegen Foucault von François Caillat, Leo Bersani, Georges DidiHuberman, Arlette Farge und Geoffroy de Lagasnerie finden Sie in diesem Frühjahrsprogramm auch den zweiten und abschließenden Teil von Jacques Derridas grundlegenden Überlegungen zur Souveränität, Das Tier und der Souverän. Damit haben wir in 30 Jahren fast 50 Titel dieses Philosophen, der zu den bedeutendsten unserer Zeit zählt, im Passagen Projekt übersetzt und Ihnen zur Verfügung gestellt. Als letztes möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf ein neues Buch von Felix Philipp Ingold lenken. Weltende, Kunstende, Lebensende untersucht die Todeskonzepte der russischen Moderne und macht dabei viele bisher verstreute Materialien erstmals in deutscher Übersetzung zugänglich. So gewinnt es den Charakter eines ausführlichen Grundlagenwerkes zur Beschäftigung mit den Eigenheiten der russischen Kultur. Zum Schluss noch ein Hinweis, falls Sie unsere Autoren im Gespräch mit mir zu aktuellen gesellschaftlichen Themen live erleben wollen: Wir setzen im Jubiläumsjahr unsere erfolgreiche Veranstaltungsreihe Passagen Gespräche nicht nur in Berlin im Gorki-Theater, sondern auch in Hamburg in der Kampnagelfabrik, in Zürich in der Gessnerallee, in Frankfurt im Mousonturm und in Wien im Semper Depot fort. Weitere Orte sind im Gespräch. Sie finden die stets aktuellen Informationen über unsere Aktivitäten sowie Berichte und Mitschnitte auf unser Facebook-Seite, unserem YouTube-Kanal, auf unserer Homepage und in unserem Podcast. Peter Engelmann


Überblick über die Neuerscheinungen

Passagen forum François Caillat, Foucault gegen Foucault Hélène Cixous, Osnabrück Jacques Derrida, Leben ist Überleben Jacques Derrida, Das Tier und der Souverän II François Furet, Inventare des Kommunismus Catherine Millot, Ein Leben mit Lacan Ivan Segré, Spinozas Mantel

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Passagen Hefte Alain Badiou, Trump

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Passagen Gespräche Alain Badiou, Für eine Politik des Gemeinwohls Hélène Cixous, Sagen, was ungesagt ist

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Passagen Thema Zahra Ali (Hg.), Islamische Feminismen

Passagen Philosophie Irini Athanassakis, Milk / Milch Johanna Braun, All-American-Gothic Girl Torsten Flüh, Flugblatt – Zeitung – Blog Felix Philipp Ingold, Weltende, Kunstende, Lebensende Benjamin A. Kaufmann, Der Sand aus den Uhren Laurence A. Rickels, Der integrierte Vampir Passagen Xmedia Alan N. Shapiro, Marion Digel, Irmi Wachendorff (Hg.), Transdisziplinäre Gestaltungen

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Passagen Wissenschaft – Transformation – Politik Wilhelm Krull, Die vermessene Universität

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Passagen Architektur Tom Schoper, Ein Haus. Werk – Ding – Zeug?

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Passagen Literatur Kirstin Breitenfellner, reger reigen Barbara Frenz, Feuer Wahn Zen

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Passagen Hefte

Trump

Der Tag der Wahl Alain Badiou

Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Martin Born 2017. Ca. 48 Seiten. 10,7 x 16,5 cm. Brosch. Ca. € 8,90 ISBN 978-3-7092-0265-4 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Wie erklärt man den Sieg einer Person wie Trump? Welche Form von Subjektivität braucht es unter diesen Umständen? Wie können politische Programme und Aktionen für die Zukunft aussehen? An eben dem Abend, an dem Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde, hielt Alain Badiou einen Vortrag an der UCLA in Los Angeles. In dieser hochaktuellen, politisch brisanten Rede bezieht der Philosoph Stellung zur Situation in den USA. Neben der Analyse der Ursachen und Gründe, die einem Politiker, der seiner Definition nach faschistisch ist, den Aufstieg zum sogenannten mächtigsten Mann der Welt ermöglicht haben, entwickelt Badiou hier Ansätze eines radikalen Gegenentwurfs: Er blickt nach vorne und versucht zu skizzieren, wie politischer Widerstand angesichts der aktuellen Ereignisse aussehen kann. Die Krise der westlichen Demokratien, deren jüngstes und vielleicht spektakulärstes Symptom der Wahlsieg Trumps darstellt, birgt neben der Bedrohung womöglich die Chance einer politischen Neuorientierung, eines Aufbruchs zu neuen Formen des Engagements jenseits der etablierten politischen Institutionen. Folgt auf diesen Schock ein politisches Erwachen im Westen?

Badiou

Alain Badiou, geboren 1937 in Rabat, Marokko, lebt als Philosoph, Mathematiker und Romancier in Paris.


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Passagen Gespräche

Für eine Politik des Gemeinwohls Im Gespräch mit Peter Engelmann Alain Badiou

Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Martin Born 2017. Ca. 88 Seiten. 12,2 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 12,– ISBN 978-3-7092-0247-0 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Alain Badiou im Passagen Verlag (Auswahl): Auf der Suche nach dem verlorenen Realen (978-3-7092-0222-7) Was tun? (978-3-7092-0223-4) Lob der Liebe (978-3-7092-0152-7) Philosophie des wahren Glücks (978-3-7092-0200-5) Rhapsodie für das Theater (978-3-7092-0171-8) Das Abenteuer der französischen Philosophie seit den 1960ern (978-3-7092-0130-5) Philosophie und Aktualität (978-3-7092-0201-2) Philosophie und die Idee des Kommunismus (978-3-7092-0107-7) Kino (978-3-7092-0086-5)

Im sechsten Band der Reihe Passagen Gespräche setzen Alain Badiou und Peter Engelmann auf kontoverse Weise ihre 2012 begonnene Diskussion über die Idee des Kommunismus, ihre Potenziale und Gefahren sowie ihre Bedeutung für die drängenden politischen Fragen der Gegenwart fort. War der erste Band der Reihe Passagen Gespräche den philosophischen Grundlagen der kommunistischen Hypothese Badious gewidmet, so nimmt dieser Band nun konkret Bezug auf die aktuelle politische Weltlage. Dabei wird die Gültigkeit und Anwendbarkeit von Badious Thesen angesichts von Problemen wie Migration, islamistischem Terrorismus und dem wiederauflebenden Nationalismus in Europa auf die Probe gestellt. Im Streitgespräch legt Badiou seine Überzeugung dar, dass die politischen Herausforderungen unserer Zeit nur mithilfe einer solidarischen Überbrückung jener Gräben gemeistert werden können, die die verschiedenen Nationen und Klassen heute schärfer denn je von einander trennen. Nur eine Politik, die sich als Politik aller Menschen versteht und nicht im Namen der Interessen einer Einzelgruppe agiert – sei es nun einer Nation, Religion oder Wertegemeinschaft –, kann die Welt aus der aktuellen Krise des globalisierten Kapitalismus herausführen.

Badiou

Alain Badiou, geboren 1937 in Rabat, Marokko, lebt als Philosoph, Mathematiker und Romancier in Paris.


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Passagen Gespräche

Sagen, was ungesagt ist

Im Gespräch mit Peter Engelmann Hélène Cixous

Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Claudia Simma 2017. Ca. 248 Seiten. 12,2 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 29,90 ISBN 978-3-7092-0251-7 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Der vorliegende Gesprächsband bietet Einblick in die Erfahrungs- und Gedankenwelt Hélène Cixous’, einer der wichtigsten französischsprachigen Autorinnen unserer Zeit. „Was ich tue, wenn ich schreibe, ist im Grunde, dass ich das Intimste, Verborgenste, Verbotenste schreibe, dort, wo es mit der Weltgeschichte in Verbindung steht und mit ihr kommuniziert. Das ist mein ständiges Anliegen.“ (Hélène Cixous) In vier Gesprächen, die hier erstmals veröffentlicht werden, spürt Peter Engelmann den maßgeblichen Themen in Hélène Cixous‘ Werken nach. Von zentraler Bedeutung ist die Kindheit der Autorin, die sie während des Zweiten Weltkrieges in Algerien zubringt, wo mit der vor dem Nationalsozialismus aus Osnabrück nach Oran geflohenen Großmutter auch Osnabrück als Fantasiestadt für sie weiterlebt. Diese algerische Kindheit teilt Cixous zudem mit Jacques Derrida, mit dem sie nicht nur eine lebenslange Freundschaft verband, sondern auch einen regen schöpferischen Austausch unterhielt. So bilden Cixous’ Biografie, ihre Beziehung zu Derrida und ihr politisches Engagement die Leitmotive dieses Bandes.

Hélène Cixous im Passagen Verlag: Insister (978-3-7092-0109-1) Benjamin nach Montaigne (978-3-85165-844-6) Voiles (978-3-85165-782-1) Manhattan (978-3-7092-0226-5) Hypertraum (978-3-7092-0012-4) Der Tag, an dem ich nicht da war (978-3-85165-878-1)

Cixous

Hélène Cixous, geboren 1937 in Algerien, lebt als Schriftstellerin und Professorin in Paris.


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Passagen forum

Osnabrück

Hélène Cixous

Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Esther von der Osten 2017. Ca. 184 Seiten. 14,0 x 23,5 cm. Brosch. Ca. € 23,90 ISBN 978-3-7092-0250-0 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

„Es geht um das Leben meiner Mutter, in Wahrheit, ums Leben, zu leben, von ihrem Überleben zu leben und sogar, was noch mehr ist, um ihr Überleben, ihre Weisen, sich selbst zu überleben und die Zeit.“ In diesem Buch erkundet Hélène Cixous erstmals die facettenreiche Persönlichkeit ihrer Mutter, die in vielen ihrer nachfolgenden Werke einen wichtigen Platz einnimmt und deren Geburtsort Osnabrück, Stadt des westfälischen Friedens, dem Band seinen Namen leiht. „Vor langer Zeit bereits ist dieses Buch aufgebrochen, Monate, Straßen, lang wie Nächte in fremden Ländern, ohne Züge, Städte in allen Größen, seit ein oder zwei Jahren durchwandert es das Mysterium der Zeiten auf den vier Kontinenten, die die Geschichte meiner Mutter tragen und sie gleichermaßen interessieren. [...] Doch bald schon entdeckte ich, dass es ein Kampf werden würde, dies Buch gegen sich selbst, und genauer noch ein Kampf meiner Mutter gegen meine Mutter, ich präzisiere: von Maman gegen meine Mutter und noch genauer ein in meiner Mutter selbst geführter Kampf, der sich über die ganze Erde hin erstreckte – die Erde, die sie ist –, zwischen Maman, meiner Mutter, Eve, unserer Mutter, Eva, Eva Klein der Verlobten meines Vaters, und Eve Cixous Hebamme, ein unausgesetzter Kampf so lebensnotwendig und stetig wie Herzschlag und Atem.“

Cixous

Hélène Cixous, geboren 1937 in Algerien, lebt als Schriftstellerin und Professorin in Paris.


Passagen forum

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Das Tier und der Souverän II Seminar 2002–2003 Jacques Derrida

Herausgeber der französischen Ausgabe: Michel Lisse, Marie-Luise Mallet und Ginette Michaud Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Markus Sedlaczek 2017. Ca. 456 Seiten. 14,0 x 23,5 cm. Brosch. Ca. € 58,– ISBN 978-3-7092-0227-2 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Der vorliegende Band umfasst die Sitzungen des zweiten Studienjahrs des Seminars Das Tier und der Souverän. Es handelt sich um das letzte Seminar Derridas und wurde von Herbst 2001 bis Frühjahr 2003 an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris gehalten. Strukturiert wird er in so origineller wie fruchtbarer Weise durch „zwei miteinander verbundene, bald parallele, bald sich überkreuzende Lektüren“: Gleichsam im Kreuzverhör zwischen Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe (1719) und Heideggers Vorlesung Die Grundbegriffe der Metaphysik (1929–1930) entwickelt Derrida seine Gedanken zur „Souveränität“. Neben einem Durchgang durch diverse historische Lektüren des Robinson Crusoe (von Rousseau, Kant, Marx, Joyce, Woolf, Lacan, Deleuze u. a.) stehen minutiöse Untersuchungen im Fokus – zu so heterogenen Begriffen wie „Einsamkeit“, „Insel“, „Welt“, „Kreis/ Zirkel“, „Ding“, „Gebet“, aber auch zum „Phantasma des LebendigToten“ oder zur „souveränen“ Entscheidung zwischen Erd- und Feuerbestattung. Derridas Überlegungen zur „Souveränität“ knüpfen dabei an Heideggers Gebrauch des Wortes „Walten“ an, das in all seiner „Unübersetzbarkeit“ reflektiert und mit der Frage nach dem „Eigenen des Menschen“ und dem Tier verbunden wird. Jacques Derrida (1930–2004) lehrte Philosophie in Paris und den USA.

Jacques Derrida im Passagen Verlag (Auswahl, Fts): Das Tier und der Souverän I (2001–2002) (978-3-7092-0134-3) Die Augen der Sprache (978-3-7092-0135-0) Politik und Freundschaft (978-3-7092-0111-4) Wie nicht sprechen (978-3-7092-0112-1) Apokalypse (978-3-7092-0031-5) Bleibe, Athen (978-3-85165-934-4) Rückkehr aus Moskau (978-3-85165-632-9)

Derrida

Für Jacques Derrida bildete die Tätigkeit als Lehrender zeitlebens eine Quelle seines Denkens und Schreibens. Die Veröffentlichung seiner Seminare bietet dem Leser die – im mehrfachen Wortsinn – unerhörte Chance, mit dem gesprochenen Wort des Philosophen in Berührung zu kommen.


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Passagen forum

Leben ist Überleben

Jacques Derrida

Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Markus Sedlaczek 2017. Ca. 72 Seiten. 2., durchgesehene Auflage. 12,2 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 10,90 ISBN 978-3-7092-0264-7 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Jacques Derrida im Passagen Verlag (Auswahl, Fts): Von der Gastfreundschaft (978-3-7092-0228-9) Psyche (I) (978-3-7092-0041-4) Psyche (II) (978-3-7092-0087-2) Mémoires (978-3-7092-0042-1) Schibboleth (978-3-7092-0032-2) Bleibe (978-3-85165-968-9) Positionen (978-3-85165-852-1)

Im August 2004 erschien in „Le Monde“ ein ausführliches Gespräch mit Jacques Derrida, das sowohl in seiner Thematik als auch im Duktus einen testamentarischen Charakter aufweist. In seinem persönlichsten Gespräch gesteht uns Jacques Derrida sein lebenslanges Ringen mit zwei klassischen Topoi der Philosophie, indem er sagt: „Ich habe niemals leben gelernt“ und: „Ich habe nicht gelernt, den Tod zu akzeptieren“. Reflexionen über die Figuren der „Generation“, der „Treue“ und des „Erbes“ kreisen immer wieder um den zentralen Begriff des „Überlebens“, das nicht zum Leben oder Sterben hinzutritt, sondern etwas „Ursprüngliches“ ist („Leben ist Überleben“) und letztlich sogar als das „Leben in seiner größtmöglichen Intensität“ bezeichnet werden kann. In Auseinandersetzung mit aktuellen geopolitischen Themen, die auch mit einer neuen Verantwortung „Europas“ verbunden sind, sowie in der erklärten Leidenschaft für die Sprache erweist sich Derrida erneut als vehementer Verteidiger der Komplexität und des Aporetischen gerade auch in öffentlichen Diskursen, als Verteidiger eines „unbestechlichen Ethos des Schreibens und Denkens“.

Derrida

Jacques Derrida (1930–2004) lehrte Philosophie in Paris und in den USA.


Passagen forum

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Spinozas Mantel

Für eine Ethik ohne Gesetz Ivan Segré

Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Christian Leitner 2017. Ca. 248 Seiten. 14,0 x 23,5 cm. Brosch. Ca. € 29,90 ISBN 978-3-7092-0236-4 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Bedeutet ein Leben unter Anleitung der Vernunft einen Verrat an der Sache der Juden? Der Talmudist Segré untersucht die Vorwürfe gegen den Philosophen von Amsterdam und schließt, dass es die Treue zur hebräischen Überlieferung verlangt, Spinozas durchlöcherten Mantel erneut ins Blickfeld zu rücken. Den bürgerlichen Theoretikern des Wortes „Jude“ stellt er ein Verständnis der hebräischen Texte entgegen, das solidarisch mit dem Wort „Arbeiter“ und dessen revolutionärem Werden ist. In Spinozas Mantel klafft ein Loch. Man hatte versucht, ihn zu erdolchen, und der Mantel zeigt die Spur dieses Mordversuchs. – Nach Erscheinen des Theologisch-politischen Traktats wurde eine heilige Allianz zur Sicherung einer sittlichen Ordnung geschmiedet, die sich durch die Philosophie eines freien Menschen bedroht sah. Ivan Segré setzt sich mit den neuesten Vertretern dieser ideologischen Reaktion auseinander, insbesondere mit jenen jüdischen Denkern, die Spinoza als „Verräter“ betrachten.

Segré

Ivan Segré, geboren 1973 in Paris, ist Philosoph und Talmudist.


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Passagen forum

Inventare des Kommunismus

François Furet

Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Paul Maercker 2017. Ca. 104 Seiten. 12,2 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 13,90 ISBN 978-3-7092-0261-6 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

François Furet, der große Historiograf der Französischen Revolution, entwirft in dieser 1996 aufgezeichneten Stellungnahme ein facettenreiches Bild des Kommunismus im 20. Jahrhundert und fragt nach der Zukunft politischer Kategorien wie Staat, Gleichheit und Demokratie. Im Frühling 1996 führte François Furet ein Gespräch mit dem Philosophen Paul Ricœur, in dem die beiden die Leitmotive des epochalen Werkes Furets über die Geschichte des Kommunismus, Das Ende der Illusion, das kurz zuvor erschienen war, rekapitulieren: die Lügen und Illusionen des Kommunismus, den Vergleich der totalitären Systeme sowjetischer Kommunismus und Nationalsozialismus, den Einfluss der Sowjetunion auf Intellektuelle im Ostblock und im Westen, die Zukunft der Utopie und der Demokratie. Das aufgezeichnete und transkribierte Gespräch wurde (ohne Paul Ricœurs Äußerungen) in einen zusammenhängenden Text überführt. Dabei wurden jene Ergänzungen, Belege und Ausführungen berücksichtigt, die Furet nachträglich in die Transkription eingefügt hatte. So entstand ein Text, der nicht nur Furets politisches und historiografisches Testament darstellt, sondern auch einen wichtigen Anhaltspunkt für künftige Reflexionen der kommunistischen Idee bietet.

Furet

François Furet (1927–1997) war Historiker und von 1977 bis 1985 Präsident der École des Hautes Études en Sciences Sociales. Furets Arbeiten zur Französischen Revolution gelten als Grundlagenwerke.


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Passagen forum

Foucault gegen Foucault

François Caillat

Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Isolde Schmitt 2017. Ca. 144 Seiten. 12,2 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 18,90 ISBN 978-3-7092-0260-9 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Michel Foucault überdachte in dem Maße, wie sein Werk wuchs, seine Vorgangsweise und Problemstellungen und brach immer wieder von Neuem mit seinen eigenen Paradigmen und Konzepten. Könnte man sein Werk also vielleicht als eine Abfolge von Brüchen und unerwarteten Wendungen sehen?

Mit Beiträgen von Leo Bersani Georges Didi-Huberman Arlette Farge Geoffrey de Lagasnerie

Foucault beteiligte sich an politischen Bewegungen, die er in der Folge in Frage stellte. Er behauptete von sich, „Strukturalist“ zu sein, nur um dies wenig später wieder zu verneinen. Er machte sich bisweilen über seine eigenen Werke lustig und nahm mit jeder neuen Arbeit eine Gegenposition zu sich selbst ein. Damit in Einklang steht auch seine Erklärung zur Frage, was es heißt, kreativ zu sein: Schöpferische Arbeit war für ihn untrennbar mit dem Willen verbunden, sich von sich selbst zu distanzieren. In diesem Band setzen sich Arlette Farge, Georges Didi-Huberman, Geoffroy de Lagasnerie und Leo Bersani mit dieser foucaultschen Haltung auseinander. Welchen Platz nimmt der Bruch in der philosophischen Arbeit Foucaults, in seinem Verhältnis zu politischen Bewegungen oder in seinem Leben ein? Inwiefern stellt der Bruch eine zentrale Analysekategorie dar, die hilft, das Werk Foucaults zu erfassen, und darüber hinaus das Kräftefeld des Denkens und emanzipatorische Wege der Politik immer wieder aufs Neue zu denken?

Caillat

François Caillat ist Cineast, Regisseur und Autor zahlreicher dokumentarischer Kino- und Fernsehfilme.


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Passagen Philosophie

Milk / Milch

Gabe, Lust und Verlust Irini Athanassakis

Übersetzt von Tessa Stevenson und Jean-Loup Thebaud 2017. Ca. 148 Seiten. Zahlreiche Farb-Abbildungen. 21,0 x 28,0 cm. Brosch. Ca. € 30,– Sprachen: Deutsch. Englisch. Französisch. ISBN 978-3-7092-0246-3 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Mit Beiträgen von

Athanassakis

Antonio Lucci Thomas Macho Elisabeth von Samsonow Heinz Stahlhut Ernst Strouhal Eva Waniek-Laquieze

Am Anfang war also die Milch. Denn wenn das Leben gegeben wird, eine Gabe, wird ein weiteres Geben lebensnotwendig, das der (Mutter-)Milch. Die Milch, eine Gegebenheit, oder auch nicht, wird produziert, um gegeben und genommen, eigentlich lustvoll eingesogen zu werden. Irini Athanassakis Arbeiten mit und zu Muttermilch begannen mit einer Serie von Tropfen aus Muttermilch auf Papier, rechts und links, beiläufigen hellen Flecken auf weißem Papier, und entwickelte sich in der Folge zu fragilen transparenten Mindmaps, assoziativen Kommentaren zur Anatomie der Brust, zu den Prozessen und Erfahrungen des Laktierens, des Kolostrums; sie umschreiben Gedanken zur Mythologie, zur Technologie und zur Ökonomie des Stillens. Damit schreibt Athanassakis die lange Tradition der künstlerischen Arbeiten mit Körperflüssigkeiten in Weiß fort, kopiert und zitiert ohne Zögern Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaften und Kunst und bringt diese ohne Kausalität auf milchigen Blättern in räumliche Nahverhältnisse, um schließlich für eine (Bio-)Praxis des unbedingten Gebens zu plädieren. Namhafte AutorInnen begleiten diese Suche nach der Bedeutung des Milchozeans, dem – der indischen Mythologie zufolge – alles entspringt. (Cows are mothers, too.) Irini Athanassakis, geboren 1968, lebt und arbeitet als bildende Künstlerin und Autorin in Paris und Athen.


Passagen forum

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Ein Leben mit Lacan

Catherine Millot

Hg. von Peter Engelmann Aus dem Französischen von Richard Steurer-Boulard 2017. Ca. 120 Seiten. 12,2 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 15,90 ISBN 978-3-7092-0262-3 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Die Psychoanalytikerin Catherine Millot erzählt von ihrem Leben an der Seite Jacques Lacans zwischen 1972 und 1981, seinen letzten Lebensjahren. Das Buch wurde in Frankreich 2016 mit dem „Prix André Gide“ ausgezeichnet.

Catherine Millot ist lacanianische Psychoanalytikerin und Autorin. Sie unterrichtete an der Universität Paris VIII.

Millot

Catherine Millot ist um die dreißig, als sie den siebzigjährigen Lacan kennen und lieben lernt. Von Anfang an ist ihre Beziehung von Reisen geprägt: nach Rom, Venedig, Barcelona, Budapest, Beirut, Tirana, London, zu den Kongressen und Vorträgen Lacans. Er hetzt durch sämtliche Museen und Kirchen, Auto fährt er nur mit Höchstgeschwindigkeit, er missachtet rote Ampeln und überholt am Pannenstreifen die im Stau steckenden Autos. Beim Skifahren gibt es nur Schussfahrten. Er geht nur in Restaurants, in denen man ihn kennt und nicht warten lässt. Millot fasziniert vor allem die Intensität, die die Persönlichkeit Lacans auszeichnet, sein Begehren, das sich direkt zu äußern scheint und sofortige Erfüllung verlangt, aber auch die äußerste Konzentration, zu der er fähig ist und die zu stundenlanger Bewegungslosigkeit beim Arbeiten führt. Millot zeigt uns den späten Lacan in intimen und alltäglichen Lebenslagen, in seinem Landhaus beispielsweise, wo Courbets Ursprung der Welt im Atelier an der Wand hängt, wo er bei jedem Wetter täglich im Pool schwimmt und endlos mit dem Borromäischen Knoten spielt, der die Verschlungenheit von Imaginärem, Symbolischem und Realem versinnbildlicht.


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Passagen Philosophie

All-American-Gothic Girl

Das Gerechtigkeitseinfordernde Mädchen in US-amerikanischen Erzählungen Johanna Braun

2017. Ca. 200 Seiten. Zahlreiche Farb-Abbildungen. 15,5 x 23,5 cm. Brosch. Ca. € 22,– ISBN 978-3-7092-0248-7 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Dieses künstlerisch-philosophische Bilder- und Textbuch untersucht die Figur des heimsuchenden Mädchens in US-amerikanischen Erzählungen als bedeutendes aktuelles Phänomen, das auf einen weitreichenden historischen Unterbau verweist und dabei die Bezugnahme auf gegenwärtige Rechtsdiskurse ermöglicht. Das hysterische Mädchen, das um die Jahrhundertwende in Wien als Star gefeiert wurde, erscheint nun 100 Jahre später in unübersehbarer Anzahl als Recht und Gerechtigkeit einfordernde Figur in US-amerikanischen Literatur-, Film- und Fernsehproduktionen. Diese Mädchen, die sich obsessiv für Recht und Ordnung einsetzen, bilden den Fokus des künstlerischen und wissenschaftlichen Schaffens Johanna Brauns. Braun versteht diese Mädchen, die besonders das Moment der Heimsuchung für ihre juristischen Anliegen nutzen, als politisch motivierte Akteurinnen und untersucht deren Darstellungen in ihren jeweiligen historischen und juristischen Kontexten. Dabei verwebt die Autorin ihre wissenschaftlichen und künstlerischen Forschungen zu einem künstlerisch-philosophischen Bilder- und Textbuch.

Braun

Johanna Braun, geboren 1987 in Wien, ist als Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin international tätig.


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Passagen Philosophie

Der integrierte Vampir (und was damit zusammenhängt) Laurence A. Rickels

2017. Ca. 192 Seiten. 12 Abbildungen. 12,8 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 21,90 ISBN 978-3-7092-0257-9 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Rickels deutet die Aktualisierungen des Vampirmythos im 21. Jahrhundert als Figuren der Integration, deren Spuren er auch im ScienceFiction-Genre der Nachkriegszeit ausmacht: in den Zukunftsvisionen „deutscher Science-Fiction“, die er als verschlüsselte Integrationsgeschichte Deutschlands nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches liest. Der Fokus liegt dabei auf jener der Fähigkeit zu trauern vorgelagerten Phase der Integration, die Klein als Wiedergutmachung bezeichnet. Im Wechseln zwischen Science-Fiction-Lektüren und Fallstudien zur modernen Kunst zeichnet die Untersuchung ein Portrait der Nachkriegswelt, das weder die Zerstörung noch die unhaltbaren Assoziationen außer Acht lässt, die auf den Spuren der Trauer entstehen und die eine Wiedergutmachung nachzeichnen muss. Im Schlusskapitel über die Kunstaustellung „Checkpoint California“ übernimmt „Kalifornien“ die Rolle der „Science-Fiction“ im Diskurs über die Integration Deutschlands. Laurence A. Rickels lehrte Sprachwissenschaften und Psychoanalyse an der University of California und Kunsttheorie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Als Sigmund Freud Professor unterrichtet er derzeit Medienphilosophie an der European Graduate School.

Laurence A. Rickels im Passagen Verlag: Der unbetrauerbare Tod (978-3-900767-21-1) Geprüfte Seelen (978-3-85165-980-1) Die Unterwelt der Psychoanalyse (978-3-7092-0126-8)

Rickels

Bereits mit dem Titel Geprüfte Seelen erweiterte der Autor den Begriff Integration im Rahmen der psychoanalytischen Theorie Melanie Kleins einer „inneren Welt“ aufgegebener Objektbeziehungen. Das Konzept einer integrierenden Trauer wird von Rickels in Der integrierte Vampir über D. W. Winnicotts Analyse asozialer Tendenzen konsequent weiter ausgeführt und auf das sozio-historische Problem der Eindämmung psychopathischer Gewalt angewandt.


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Passagen Philosophie

Der Sand aus den Uhren

Benjamin A. Kaufmann (Hg.)

2017. Ca. 120 Seiten. 16 Farbabbildungen. 12,8 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 15,90 ISBN 978-3-7092-0255-5 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Kaufmann

Die Bildlosigkeit angesichts des Unabbildbaren schreibt die Demut vor den Toten vor, Sprachlosigkeit angesichts des Unbesprechbaren aber würde sie verraten. Wenn aber auch der Versuch zu Sprechen misslingt, bleibt als Äußerstes noch das zu tun: auf das Schweigen aufmerksam zu machen. Der Band liefert neue Texte über die Möglichkeiten der Produktion von Kunst nach Auschwitz. Post War, Postmoderne, Contemporary, Postcontemporary: Der Kunstbegriff hat sich seit Adornos berühmtem Diktum, nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben sei barbarisch, entscheidend gewandelt. Ist es gelungen, zu einem legitimen künstlerischen Ausdruck zu finden oder sich mit dem Scheitern dieses Versuchs zu versöhnen? Wie steht es um das Verhältnis von Ästhetik, Theoretischer Praxis und Politik? Wie ist mit dem Zeugnis der Überlebenden umzugehen? Wie kann adäquat auf semiotische Verschiebungen in der Sprache durch die Geschichte als Agens hingewiesen werden? Diese Untersuchung ist Teil des interdisziplinären Projekts „Der Sand aus den Uhren“, welches diesen Fragen auch in den Sprachen der Bildenden Kunst, der Lyrik und der Musik nachgeht. Mit Beiträgen von Eva Geulen, Benedikt Ledebur, Benjamin A. Kaufmann und Gerhard Scheit. Benjamin A. Kaufmann ist Dichter, Kurator, Herausgeber und Vorstandsmitglied der LICRA in Österreich.


Passagen Philosophie

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Weltende, Kunstende, Lebensende Todeskonzepte der russischen Moderne von Tolstoj bis Lenin Felix Philipp Ingold

2017. Ca. 720 Seiten. 1 SW-Frontispiz. 15,5 x 23,5 cm. Brosch. Ca. € 79,– ISBN 978-3-7092-0254-8 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Zum 100. Jahrestag der Russischen Revolution erscheint die vorliegende Monografie, die darauf angelegt ist, die Todeskonzepte der russischen Moderne – das Denken des Todes in der gesamten Bandbreite seiner Erscheinungsformen – in umfassender Weise aufzuarbeiten. Dabei wird eine Vielzahl von aus der Verstreuung beigebrachten Materialien erstmals in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht: Die historisch-kritische Abhandlung gewinnt somit den Charakter eines epochalen, ausführlich kommentierenden Grundlagenwerkes.

Felix Philipp Ingold im Passagen Verlag: Direkte Rede (978-3-7092-0231-9)

Felix Philipp Ingold, geboren 1942 in Basel, ist emeritierter Ordinarius an der School of Human and Social Sciences der Universität St. Gallen und Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Er lebt und arbeitet als freier Autor, Herausgeber und Übersetzer in Romainmôtier (französische Schweiz).

Ingold

Mit stetiger Bezugnahme auf den zeitgeschichtlichen Kontext werden publizistische, philosophische und literarische Texte sowie politische und private Dokumente aus der Zeit zwischen 1890 und 1930 gesichtet, um das thanatologische Denken der russischen Moderne zu synthetisieren, dabei aber auch dessen Besonderheiten und Widersprüche herauszustellen. Als „Todeskonzepte“ werden nicht nur unterschiedliche Einstellungen zum individuellen Sterben festgehalten, sondern auch weithin diskutierte Topoi wie das Ende der Geschichte, der Untergang des Abendlands und des Russentums, die christliche Apokalyptik, die zivilisatorische Dekadenz und Entartung, der Traditionsbruch und der Innovationsanspruch der Künste. Es mag vom Untergang, vom Ende oder vom Tod die Rede sein – stets bleibt daran das Interesse gekoppelt, ob und wie es nach dem Tod weitergeht.


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Passagen Thema

Islamische Feminismen

Zahra Ali (Hg.)

Aus dem Französischen von Christian Leitner 2017. Ca. 218 Seiten. 2., durchgesehene Auflage. 14,0 x 23,5 cm. Brosch. Ca. € 22,50 ISBN 978-3-7092-0263-0 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Islamische Feminismen: ein Titel, der viele verstören wird, auch unter jenen, die sich frei von jedem Vorurteil glauben. Denn wie ein U-Boot taucht das Stereotyp „Islam = Unterdrückung der Frau“ bald deutlich sichtbar an der Oberfläche des Diskurses auf, bald bleibt es in den Tiefen des Unbewussten verborgen. Was in diesem Buch gezeigt wird, ist außerhalb der islamischen Welt kaum bekannt: dass auch in Ländern, deren vorherrschende Religion der Islam ist, gläubige Frauen für Gleichberechtigung kämpfen, ihre heiligen Schriften gegen das Patriarchat wenden und sich gegen politische und religiöse Autoritäten erheben, die die Rechte der Frauen zu beschränken versuchen. Von Ägypten bis in den Iran, von Marokko bis nach Syrien, in Frankreich, den USA und in Malaysia engagieren sich Forscherinnen, Intellektuelle und Aktivistinnen für einen feministischen Ansatz im Rahmen der muslimischen Theologie. Zahra Ali macht ihre Stimmen hörbar und eröffnet auf dieses Weise zugleich eine Möglichkeit, den hegemonialen Feminismus zu entkolonialisieren.

Ali (Hg.)

Zahra Ali ist seit vielen Jahren in muslimischen, feministischen und anti-rassistischen Bewegungen engagiert. Sie ist Doktorandin der Soziologie an der EHESS und dem IFPO in Paris.


Passagen Philosophie

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Flugblatt – Zeitung – Blog

Materialität und Medialität als Literaturen Torsten Flüh

2017. Ca. 256 Seiten. Zahlreiche SW-Abbildungen. 15,5 x 23,5 cm. Brosch. Ca. € 29,90 ISBN 978-3-7092-0252-4 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Die Frage der Materialität von Literaturen wird aktuell mit der Digitalisierung als Herausforderung auf vielfältige Weise neu formuliert. Und plötzlich sprechen JournalistInnen auf einer medienpolitischen Veranstaltung in Berlin wie selbstverständlich von Holzmedien. Was sind Holzmedien? Ein bestimmtes Material wird im Zeitalter des E-Papers, des Digital und Self-Publishing, der E-Books, der Blogs, Micro- und Nanoblogs wie Facebook und Twitter zu Zwecken der Unterscheidung neu eingeführt. Das vorliegende – gedruckte – Buch arrangiert in medialer Anknüpfung an die Darstellung von Literatur auf Internetseiten dreizehn Aufsätze in praxeologischer Hinsicht zu den AutorInnen: Ginka Steinwachs, Johann Wolfgang Goethe, Heinrich von Kleist, Heinrich Heine, Bettina von Arnim, Karl Marx, Jacob Moleschott, Else Lasker-Schüler, Walter Benjamin, Ronald M. Schernikau, Herta Müller, Navid Kermani und Rainald Goetz. Literaturen müssen in einem neuen Feld der Praktiken und des Verhältnisses von Bild und Text neu gedacht werden. Überraschenderweise lässt sich dies allerdings schon über ein Flugblatt von Johann Wolfgang von Goethe sagen, das in der deutschen Literatur Karriere gemacht hat.

Flüh

Torsten Flüh, geboren 1962, lehrt deutsche Literatur und BlogWissenschaft in Berlin. Er schreibt und gestaltet den Blog NIGHT OUT @ BERLIN.


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Passagen Wissenschaft – Transformation – Politik

Die vermessene Universität Ziel, Wunsch und Wirklichkeit Wilhelm Krull

2017. Ca. 148 Seiten. 2 SW-Abbildungen. 12,8 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 16,90 ISBN 978-3-7092-0256-2 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

In einer Welt, in der vieles ungewiss ist und doch nahezu alles messbar erscheint, unterliegen auch die Universitäten zunehmend einem Parametrisierungsdruck. Dabei käme es in der globalisierten Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts vielmehr darauf an, innerhalb der Universität Freiräume für vorbeugendes Nachdenken und fragendes Forschen zu erschließen. Rankings, Ratings, breit gefächerte Indikatorensysteme und eine immer weiter um sich greifende Tendenz, qualitative Bewertungen durch quantitative Angaben zu ersetzen, bestimmen mittlerweile das Bild. Vor diesem Hintergrund widmet sich das Buch unter anderem folgenden Fragen: Wie frei, autonom und kreativ ist die ‚vermessene‘ Universität? Welchen gesellschaftlichen Anforderungen muss sie gerecht werden? Wie kann sie ihre AbsolventInnen am besten auf ihre künftigen Aufgaben vorbereiten? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, um eine nachhaltig wirksame Kultur der Kreativität zu entfalten? Wie steht es um die Chancen des wissenschaftlichen Nachwuchses?

Krull

Wilhelm Krull, geboren 1952, ist seit 1996 Generalsekretär der VolkswagenStiftung. Neben seinen beruflichen Tätigkeiten in der Wissenschaftspolitik und Forschungsförderung nahm und nimmt er zahlreiche Funktionen in nationalen, ausländischen und internationalen Beratungsgremien wahr.


Passagen Xmedia

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Transdisziplinäre Gestaltung

Essays der Folkwang Universität der Künste Alan N. Shapiro, Marion Digel, Irmi Wachendorff (Hg.) 2017. Ca. 328 Seiten. Zahlreiche SW-Abbildungen. 15,5 x 23,5 cm. Brosch. Ca. € 36,– Sprachen: Deutsch. Englisch. ISBN 978-3-7092-0259-3 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Im Rahmen Transdisziplinären Designs gilt es, Wissen, Ideen und Theorien als Bruchstücke aufzufassen, die allererst im Hinblick auf ein konkretes Designprojekt – ein Kunstwerk, einen Film oder ein Computerspiel – in einen Zusammenhang gebracht werden. Auf diese Weise bringt Transdisziplinäres Design eine Reihe von Fragen ins Spiel, beispielsweise: Worin besteht die Rolle von Fiktion im kreativen Akt des Designers? Was sind Soziale Choreographie und Biodesign? Ist ein spezielles Internet denkbar, durch das Künstler und Designer zukünftig den Stellenwert des Geldes verändern, indem sie zu einer Ökonomie der Nachhaltigkeit ihrer kreativen Arbeit übergehen? Was bedeutet Künstliche Intelligenz aus einer Designperspektive? Welche Auswirkungen haben Queer-, Transgender- und feministische Theorie auf Design und Technologie? Wie kann das Verständnis von Quelltext für Computerprogramme und -spiele durch die Literaturwissenschaft befördert werden? Im Rahmen Transdisziplinären Designs spielt schließlich auch ein persönliches, existentielles, biographisches, körperhaftes und Performanz bezogenes Moment eine wichtige Rolle. Alan N. Shapiro lehrt Transdisziplinäres Design, Medientheorie, Creative Coding, Science-Fiction und französische Philosophie in Deutschland, Italien und der Schweiz. Marion Digel ist Dekanin des Fachbereichs Gestaltung an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Irmi Wachendorff ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Graduate Program für transdisziplinäre Gestaltung Heterotopia.

Shapiro et al. (Hg.)

Transdisziplinäres Design liegt auf der Grenze zwischen Theorie und Praxis. Akademische Fächer wie Philosophie, Soziologie, Medienwissenschaft, Kulturtheorie, Kunstgeschichte etc. können daher nicht einfach en bloc und ohne Umgestaltung von den geisteswissenschaftlichen Fakultäten übernommen werden.


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Passagen Literatur

reger reigen Gedichte

Kirstin Breitenfellner

Mit einem Nachwort von Horst-Jürgen Gerigk 2017. Ca. 80 Seiten. 12,8 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 11,– ISBN 978-3-7092-0249-4 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Breitenfellner

Kirstin Breitenfellners Gedichte handeln von Beziehungen – zum anderen, zu sich selbst, zur Natur und zur Sprache. Sie haben Reim und Rhythmus und nähern sich ihrem Thema auf eine ebenso rationale wie sinnliche Weise. Die Liebe ist ein Minenfeld, dem man sich nur mit Vorsicht und mit kühlem Kopf nähern sollte. Breitenfellner bewegt sich auf ihm wie eine Forscherin, die es unter ein unbekanntes Volk verschlagen hat. Mit ihren handwerklich sorgsam gebauten Gedichten beweist sie, dass man über Beziehungen schreiben kann, ohne psychologisch zu werden. Ihre Gedichte handeln nicht von Gefühlen, sondern von der Welt im Kopf. Sie spielen mit Wörtern, Wortbedeutungen, Reimen und Rhythmen. Vom Mainstream der zeitgenössischen Lyrik, die oft erzählend daherkommt, setzen sie sich durch ihre Kraft zur Abstraktion ab. Breitenfellners Werkzeug ist eine sachliche Sprache, die vergangene und verborgene Wortbedeutungen zutage fördert und sich dabei unversehens in Assoziationen verfängt, eine Sprache, die stolpert und schließlich doch zu tanzen beginnt. Dabei verändern sich die Wörter, die auf diese Weise die Verwerfungen auf dem Gebiet der Liebe genauso abbilden wie die Evolution des Lebens. Der Band ist zyklisch angelegt: ein „reger reigen“ durch den Kosmos des Menschen, eine Anthropologie in Gedichtform. Kirstin Breitenfellner lebt als freie Autorin, Journalistin und Yogalehrerin in Wien und Oberösterreich.


Passagen Literatur

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Feuer Wahn Zen 41 Gedichte

Barbara Frenz

Mit Zeichnungen von Thomas Rösch 2017. Ca. 88 Seiten. Zahlreiche SW-Abbildungen. 12,8 x 20,8 cm. Brosch. Ca. € 11,– ISBN 978-3-7092-0253-1 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

„Identity changes continuously as multiplied by time. (IDENTITY IS A VECTOR)“ (aus einer Arbeit von Lee Lozano, 1971). Diese Beobachtung trägt die in diesem Band versammelten Gedichte. Poetisches Sprechen fließt bis zu dem Augenblick, in dem es materialisiert, verschriftlicht wird. Hier entsteht ein Widerstand. Sein schriftlicher Vollzug ist ein Neustart von Mal zu Mal, also immer beginnend mit einer Zäsur, von der aus dieses Sprechen auf einer Grenzlinie zur begrifflichen Rede weiterläuft, stolpert, stockt, weiterläuft, wippt, stoppt etc. Gedichte als artifizielle Zeichen, gar Begriffe, Inklusionsmaschinen fürs Denken oder wie auch immer gelesen, entstehen auf einer Wissens- und Wörterhecke zwischen strahlender Enge und klirrendem Offenen, von der sie herunterfallen können. Es sei denn, sie fangen an zu schweben. Die hier vorgelegten Gedichte finden ihrerseits statt auf dieser durchlässigen Grenze zwischen begrifflich-formaler (Str)Enge und sprachlicher Freiheit.

Frenz

Barbara Frenz, geboren 1961 in Zürich, studierte Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte und promovierte über Gleichheitsdenken im Mittelalter. Sie arbeitet als Texterin und ist Autorin von Lyrik und Sachprosa. Thomas Rösch, geboren 1957 in Singen, studierte Kunst an der staatlichen AbK Stuttgart und promovierte mit einer Arbeit über „Kunst und Dekonstruktion. Serielle Ästhetik in den Texten von Jacques Derrida“. Beide leben und arbeiten in Frankfurt am Main.


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Passagen Architektur

Ein Haus. Werk – Ding – Zeug?

Gespräche mit Gion A. Caminada, Hermann Czech, Tom Emerson, Hans Kollhoff, Valerio Olgiati Tom Schoper

2017. Ca. 184 Seiten. Zahlreiche SW-Abbildungen. 15,5 x 23,5 cm. Brosch. 2., überarbeitete Auflage. Ca. € 21,90 ISBN 978-3-7092-0266-1 Erscheinungstermin: Frühjahr 2017

Was ist ein Werk in der Architektur und wie unterscheidet es sich vom alltäglichen Bauen? In persönlichen Gesprächen mit fünf international erfolgreichen und einflussreichen Architekten sucht Tom Schoper eine zeitgemäße Antwort auf diese Fragen. In seinen Gesprächen über das Wesen des Werkes in der Architektur fragt Tom Schoper, was das architektonische Werk heute sein kann, was seine Bedeutung ausmacht und weshalb die Architekten mit jeder Aufgabe von Neuem nach dem Werk streben. Zusätzliches Profil verleiht der Autor seiner Untersuchung durch den Gegenblick auf Heideggers Thesen zum Ursprung des Kunstwerkes, die das Werk sowohl vom dienenden Zeug als auch vom autonomen Ding unterscheiden. Die Aufzeichnungen dieser Gespräche zeigen, dass ungeachtet der Differenzen der befragten Architekten in Generation und Herkunft die Arbeit an der Disziplin der Architektur immer als eine Auseinandersetzung zwischen Idee, Geschichte, Erfahrung und Ästhetik verstanden wird. Diese Auseinandersetzung ist es, die zum Wesen der Architektur führt.

Schoper

Tom Schoper, geboren 1967 in München, ist Architekt und lehrt an der Fakultät Architektur der TU Dresden. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Wechselwirkung von Architektur, bildender Kunst und Philosophie.


Tel.: +43 1 513 77 61 www.passagen.at Verlagsleiter: Dr. Peter Engelmann Sekretariat und Verlagsassistenz: office@passagen.at Vertrieb: vertrieb@passagen.at Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Barbara Stang – PR Consulting Schlegelstraße 21 D-10115 Berlin Tel.: +49 30 216 061 24 presse@passagen.at Informationen über den Verlag: Der Passagen Verlag wird im Rahmen der Kunstförderung des Bundeskanzleramtes unterstützt. Die angegebenen €-Preise sind €-D-Preise. Preis- und Umfangsänderungen vorbehalten. Genauere Informationen zu den Erscheinungsterminen finden Sie unter www.passagen.at Das Passagen Programm präsentiert sich auf libreka! dem volltext-finder: www.libreka.de Manuskripteinsendungen an: lektorat@passagen.at Unverlangt eingesandte Manuskripte können nicht retourniert werden. © der Abbildungen bei den Autoren/ Herausgebern. © der Abbildung auf Seite 5 & 6 Marina Faust. © der Abbildung auf Seite 15 Cathérine Hélie, Editions Gallimard. © der Abbildung auf Seite 16 Eva Steckbauer. © der Abbildung auf Seite 19 Ayse Yavas. © der Abbildung auf Seite 23 Alan Shapiro. © der Abbildung auf Seite 24 Nina Helf. © der Abbildung auf Seite 26 Till Schuster. Redaktionsschluss: 7. Dezember 2016 ISBN 978-3-7092-0267-8

Auslieferung: Deutschland, Österreich, Schweiz: BUGRIM Verlagsauslieferung Saalburgstraße 3 D-12099 Berlin Tel.: +49 30 606 84 57 Fax: +49 30 606 34 76 E-Mail: bugrim@bugrim.de Homepage: www.bugrim.de Teilnehmer am BUGRIM-Partnermodell Vertreterin für Österreich: Elisabeth Anintah-Hirt Türkenstraße 29 A-1090 Wien Tel.: +43 676 610 58 03 E-Mail: anintah@msn.com Vertreter für Deutschland: Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Nordhessen Rudi Deuble c/o Stroemfeld Verlag Holzhausenstraße 4 D-60322 Frankfurt am Main Tel.: +49 69 49 04 66 E-Mail: r.deuble@me.com Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt Tell Schwandt Verlagsvertretungen Lerchenstraße 14a D-14089 Berlin Tel.: +49 30 832 40 51 E-Mail: BesTellBuch@t-online.de Homepage: www.Tell-Info.de

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