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ZUSAMMENGEBRAUT
Citra Weißbier
Zusammengebraut in der Pasta!-Redaktion
Text » TILL GABRIEL Foto » FLORIAN WEICHSELBAUMER
Isoamylacetat – das ist der Stoff, der ein klassisches bayerisches Weizenbier nach Banane schmecken lässt. Es handelt sich dabei aber keineswegs um eine dem
Bier zugesetzte Chemikalie, wie der Name zunächst vielleicht nahelegen mag, sondern um Essigsäure-Ester, die während des Brauvorgangs aus dem Weizenmalz gelöst werden. Dazu kommen üblicherweise Aromen von Nelken und anderen Gewürzen, deren
Intensität vor allem von der unter Brauern sogenannten Ferulasäurerast abhängt. Diese
Rast, also das Halten der Maische bei einer bestimmten Temperatur, findet üblicherweise bei 45 °C statt und dauert 20 – 25 Minuten. Doch am Ende des ganzen Brauprozesses steht die Vergärung mit einer echten
Weißbierhefe, die das Geschmacksprofil maßgeblich beeinflusst und den Charakter eines Weißbieres ausmacht. Eine eher untergeordnete Rolle spielt beim klassischen
Hefeweizen der Hopfen, der eigentlich nur zur Haltbarmachung eingesetzt wird, nicht als Geschmacksgeber. Eine intensive Hopfenblume ist beim bayerischen Weißbier also eher untypisch. So viel zum Standard.
Weil wir bei der Pasta! die Dinge ja gerne mal gegen den Strich bürsten und selten ausgetretene Pfade beschreiten, haben wir für unsere neueste Bierkreation einfach die Parameter umgedreht: Nicht die Banane, die Nelke oder die Hefe sollten im Vordergrund stehen, sondern der Hopfen. Schließlich ist Citra einer unserer Lieblings-hopfen, mit kräftigen Zitrusnoten und einem ganzen Bukett von Blumen und Früchten. Damit er seine Wirkung voll entfalten kann, wurde das Bier nach Abschluss der Hauptgärung noch für volle zehn Tage trockengestopft – was bedeutet, dass man den Hopfen in einem feinen Gewebesäckchen in den Gärtank legt; da er nicht mehr gekocht wird, gibt er nur Aroma-, aber keine Bitterstoffe mehr an das Bier ab.
Auch das gesamte Maischeverfahren haben wir konsequent an dieses Ziel angepasst. Herausgekommen ist ein fruchtig-spritziges Weißbier, das beim ein oder anderen eingefleischten Andorfer-Trinker (o. ä.) sicherlich den Gaumen provoziert, aber dennoch richtig Spaß macht. Mit seinem ausgeprägten Fruchtspiel, seiner überschwänglichen Kohlensäure, einem cremigen Antrunk und allenfalls hintergründigem Hefearoma ist es ein wunderbarer Abschluss für einen heißen Sommertag – natürlich gerne auch zusammen mit einer hausgemachten Kugel Eis ...
Pasta! Gemeinschaftssud #14
BIERNAME Citra Weißbier
BIERTYP
ALKOHOL
BITTERE
FARBE Weizenbier
5,2 % ca. 20 IBU
ca. 11 EBC STECKBRIEF
HOPFEN
MALZ
HEFE
ETIKETT Citra
Weizenmalz, Pale Ale Malz
Fermentis WB-06
Till Gabriel/Pasta!
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Innstadt-Bräu Bio Export
Verkostet von » TILL GABRIEL Foto » FLORIAN WEICHSELBAUMER
ZURÜCK ZU ALTEN UFERN?
Hier passiert was. So steht es auf der Titelseite der Mini-Broschüren, die derzeit in Passauer Getränkemärkten ausliegen. Oh! Also wenn irgendwo in Passau irgendwas passiert, dann spitze ich sofort meine Ohren und schärfe meinen Blick – besonders dann, wenn es um Bier geht. Dass sich als Absender der hübsch gestalteten Flyer auch noch eine Brauerei namens InnstadtBräu zu erkennen gibt, weckt mein besonderes Interesse: Sollte es sich dabei etwa um die ehemalige Innstadt-Brauerei handeln, die im Jahr 2012 ihre Tore für immer geschlossen hat? Tatsächlich kann man dem Text der Broschüre entnehmen, dass es um eine Wiederbelebung geht, ums Auflebenlassen und um Lebendigkeit. Offenbar möchte man zurück zu alten Ufern und anschließen an eine goldene Vergangenheit. Dafür wird derzeit das gesamte Sortiment der Marke Innstadt auf einen nost
Offenbar finden die Worte der Pasta! auch in Hacklberg einen gewissen Widerhall – denn das Thema Bio-Bier war und ist immer wieder Bestandteil unserer Artikel rund um die Braukultur. Vielleicht hat sich die Brauerei, die dieses Bier herstellt – und das ist nicht etwa die Innstadt-Brauerei bzw. Innstadt-Bräu – auch von dem allgemeinen Trend unter Brauereien anstecken lassen, wenigstens ein Bio-Bier im Sortiment zu haben. Denn auch wenn es in der erwähnten Werbebroschüre negiert wird: Bio-Bier ist eben doch trendig und chic. Dagegen lässt sich meines Erachtens auch algisch anmutenden Look umgestellt, alte Bierdeckel aus den 70ern dienten hierfür teilweise als Blaupause. Doch Fakt ist: Die Brauerei ist tot – und damit auch ein nicht unwesentlicher Teil der Innstadt. Nach 694 Jahren Brautradition in diesem Stadtteil wurde seinerzeit die Marke Innstadt von dem vormals bedeutendsten Konkurrenten, der Brauerei Hacklberg, übernommen; die Brauerei selbst hat man inzwischen weitgehend abgerissen.
Aufgrund all dieser Ereignisse fällt mir deshalb die Standortbestimmung des Hier passiert was schwer; wo genau ist denn dieses hier? Hier in der Innstadt? Oder hier in Hacklberg? Oder einfach nur hier in Passau? Vor 22 Jahren, als die Innstadt begann, zu meinem Lebensmittelpunkt zu werden, gab es noch die alte Brauerei. Mindestens zweimal in der Woche zog der intensive Duft der Biermaische durch die Gassen dieses damals noch quicklebendigar nichts einwenden, weshalb ich mich sehr freue, dass eine heimische Brauerei ein solches Produkt auf den Markt bringt. Besonders erfreulich ist, dass mit der Einführung des neuen Innstadt-Bräu Bio ExLicht der Welt erblickt, sondern auch ein neuer Bierstil im Rahmen des InnstadtSortiments: das Exportbier. Dieser Bierstil gehört zur Gruppe der Lagerbiere und unterscheidet sich vom hierzulande typischen Hellen Bier vor allem durch einen etwas höheren Alkoholgehalt und eine kräftigere Hopfung, die es in frühegen Stadtteils. Seither ist es ziemlich still geworden um die ehemalige Passauer Ausgehmeile zwischen Kapuzinerplatz und Severinstor – ebenso wie um die Brauerei. Vorbei sind die Zeiten, in denen man in der Innstadt sein Bier noch ab Rampe holen konnte und dabei rundherum in Gesichter blickte, die diesem Ortsteil Herz und Charakter verliehen. Doch die Innstadt-Brauerei ist tot – und das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Ich bitte daher um Verständnis, dass ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das neue, alte Innstadt-Logo und die druckfrischen Retro-Etiketten blicke; einerseits finde ich es gut und richtig, der Marke Innstadt ein neues (wenn auch historisches) Image zu verpassen – andererseits ist es für mich als Innstädter traurig zu wissen, dass der Absender all dieser Bemühungen seinen Sitz in Hacklberg hat.
ERSTES PASSAUER BIO-BIER
port nicht nur Passaus erstes Bio-Bier das Ich wünsche dennoch viel Erfolg! rer Zeit haltbarer für längere Exportwege machen sollte – daher der Name. Das neue Innstadt-Bräu Bio Export ist ein typischer Vertreter seiner Klasse, wobei der Hopfen im Vergleich zum traditionellen Dortmunder Export immer noch sehr mild ausfällt. Eine richtige Bittere ist jedenfalls nicht zu schmecken. Mit seiner goldgelben Farbe, seinen klaren Reflexen und dem wunderbar feinperligen Schaum ist das Bier im Glas sehr schön anzuschauen. Der Malzkörper zeigt sich kräftig und dominiert die feinherbe Hopfenaromatik mit einer am Gaumen deutlich wahrnehmbaren Süße.
Ungewohnt, aber gut
Die Vollmundigkeit dürfte für manchen Biertrinker ungewohnt sein – vor allem, seit sich überregionale Konzernbrauereien zuvörderst auf das Weglassen von Zuta- ten spezialisiert haben: Aus Doldenhop- fen sind erst Pellets und dann flüssiger Ex- trakt geworden, die Malzmengen wurden stetig reduziert, die Sudhaus-Ausbeute muss immer neue Spitzenwerte erreichen. Am Ende steht in den Bierfabriken das so- genannte High Gravity Brewing, bei dem besonders extraktreiche Sude gebraut und später je nach Bedarf mit Wasser ver- dünnt werden. All das hat mit Braukultur aus meiner Sicht überhaupt nichts mehr zu tun und steht mehr für Laborarbeit als für Handwerk. Jedenfalls ist dieser Sud er- freulicherweise nicht so nah am Wasser ge- braut (damit meine ich nicht den Ort der Braustätte!) wie manch anderes Bier regio- naler Brauereien.
In drei Punkten muss ich der Brauerei al- lerdings widersprechen: In der neuen Hauszeitung der Innstadt-Bräu, genannt Der Innstädter, wird das Bio Export als frech, spritzig, frisch beschrieben. Kei- ner der drei Begriffe, die man ansonsten eigentlich nur von zwielichtigen Super- markt-Perlweinen kennt, trifft meines Er- achtens auf das Produkt zu. Vielmehr ist es so, dass dieses Bier ein richtiges State- ment ist – kräftig eingebraut, vollaroma- tisch, vollmundig, süffig. Dazu sollte man einfach stehen! Alles andere würde so- wohl dem Bierstil als auch der Intention des Braumeisters widersprechen. Letzte- rem muss ich aber wirklich Respekt zollen – für mich ist das Innstadt Bio Export jetzt schon gleichauf mit dem guten alten Edel- sud, den ich bislang für das beste Bier aus dem Hause Innstadt gehalten habe. Kom- pliment!
Das Bio Export der Innstadt-Bräu ist in Kürze im ausgewählten Getränkefach- handel erhältlich.
Wie hat es Ihnen geschmeckt? Ich freue mich auf Ihre Kritik und Anregungen! gabriel@pastaonline.de