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KUNST/GENUSS
REIS
BILD & TEXT » MANFRED VON GLEHN
Reis mit seinen verschiedenen Unterarten ist die Nahrungsgrundlage eines großen Teils der Weltbevölkerung. Er stammt ursprünglich aus China, wo er bereits vor 8.000 Jahren kultiviert wurde. Von dort verbreitete er sich nach Südostasien und gelangte bereits in der Antike nach Babylon und Syrien. Die Mauren brachten ihn schließlich nach Spanien, bevor er während der Kolonialzeit seinen weltweiten Siegeszug antrat. In Afrika gibt es eine eigene, einheimische Sorte. Die größten Produzenten sind China und Südostasien, aber auch in vielen anderen Ländern wird Reis angebaut, zum Beispiel in den USA, Brasilien, Peru, Nigeria und sogar in Europa (Italien, Frankreich, Portugal und Spanien). Dieser Artikel gibt Gelegenheit, an eine alte indische Legende zu erinnern: Der Herrscher Shihram wollte sich bei Sissa, dem Erfinder des Schachspiels, bedanken und gab ihm einen Wunsch frei. Dieser sagte Folgendes: Gebt mir für das erste Feld des Schachbretts ein Reiskorn, für das zweite zwei, für das dritte vier, für das vierte acht, für das fünfte sechzehn usw. – also für jedes weitere Feld die doppelte Zahl. (Ein Schachbrett hat insgesamt 64 Felder.) Shiram war wegen dieser vermeintlichen Bescheidenheit zunächst verärgert, weil er dachte, Sissa würde ihn für arm oder geizig halten. Doch schließlich stimmte er zu. Wenig später erfuhr er von seinem Lagerverwalter, dass bei Weitem nicht genug Reis vorhanden war, um diesen scheinbar bescheidenen Wunsch zu erfüllen. Die Gesamtzahl der Reiskörner belief sich nämlich auf über 18 Trillionen. Das ist eine 18 mit (zufälligerweise) 18 Nullen. Eine Trillion sind 1.000 Billiarden, eine Billiarde sind 1.000 Billionen, eine Billion sind 1.000 Milliarden, eine Milliarde sind 1.000 Millionen, und eine Million sind 1.000 mal 1000. Ein Reiskorn wiegt ca. 0,03 Gramm. Wenn ich richtig rechne, wiegen 18 Trillionen Reiskörner zusammen rund 550 Milliarden Tonnen. Zum Vergleich: Die Weltjahresproduktion in der Saison 2018/2019 betrug rund 500 Millionen Tonnen. Manchmal wird die erwähnte Legende so weitererzählt: Da Shiram seine Zusage nicht einlösen konnte, aber auch nicht als Wortbrüchiger dastehen wollte, griff er zu einer List: Um die jeweils gelieferte Reismenge korrekt zu dokumentieren und zu bestätigen, musste Sissa die einzelnen Reiskörner zählen.
MANFRED VON GLEHN
IST EIN BILDENDER KÜNSTLER UND AUTOR. ER WUCHS IN BRASILIEN AUF UND LEBT HEUTE IN HINTERSCHMIDING BEI FREYUNG.