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D I E WELT DER SupERy a c h T E n

Kino An BorD EntErtainmEnt auf höchstEm nivEau

Gigasegler „A“ auf ersten Testfahrten Der maritime Schatz von Monte Carlo SilverfaSt

Kölner Styling für moderne Eigner

KARIbIK

„a“ vor Kiel: Die masten der 143-meter-Yacht ragen bis zu 100 meter in den himmel. ab seite 8.

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Porträt

Kabinen-Charter als neuer Trend?

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beneLux 11,50 S • Finnland 13,90 S • Frankreich 12,50 S • Italien 12,50 S • Slowakei 11,50 S • Spanien 12,50 S • Schweiz 16,90 sFr • Österreich 11,00 S • Deutschland 9,90 S

Kiel


MONACO BOAT SERVICE

Der Tunnel der Rivas Unter dem F端rstenpalast von Monte Carlo lagert ein maritimer Schatz. Seit den fr端hen 1960er-Jahren bewahrt dort der Monaco Boat Service eine Flotte historischer Rivas f端r ihre Eigner auf. Text Marcus Krall

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Fotos Marcus Krall, Francesco Rastrelli

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Kurz nach der Erรถffnung: Ende der 1950erJahre lieร Carlo Riva einen Tunnel in den Felsen von Monaco sprengen. Damals wie heute kรถnnen dort rund 50 Rivas parken.

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Liegeplatz garantiert: Kunden des Monaco Boat Service bekommen automatisch eine Muring im Port Hercule. Wer nicht viel f채hrt, lagert seine Aquarama im Tunnel.


MONACO BOAT SERVICE

A

ls Carlo Riva in den späten 1950er­ Jahren das Fürstentum Monaco für sich und seine hölzernen Runabouts entdeckte, staunte er nicht schlecht: Der Ort und seine solventen Einwohner schienen perfekt zu seinen Aristons und Tritones zu passen, nur der Hafen bot überhaupt keine geeigneten Plätze, um die grazilen Boote anzulegen. „Monseigneur, ich würde mich freuen, im Port Hercule eine Steganlage und an Land ein Lager für unsere schönen Boote zu installieren. Selbstverständlich auf meine Kosten.“ Exakt überliefert ist das Gespräch nicht, aber so oder so ähn­ lich muss es geklungen haben, als Carlo Riva bei Fürst Rainier III. vorstellig wurde, um die jenem unterstellte Marina etwas besser für die avisierte Jetset­Klientel aufzurüsten.

Mit dem Segen Rainiers Rainier jedenfalls, bekennender Lieb­ haber der hölzernen Tender aus Sarnico, machte eine Zusage, und so entstand mit dem Monaco Boat Service ein maritimer Stützpunkt, der damals seinesgleichen suchte. Da rund um den Hafen keine Halle zu mieten oder zu installieren war, erhielt Carlo Riva die Genehmigung, in den Felsen, auf dem oben der Fürsten­ palast thront, ein Lager zu sprengen. Mit einigen Stangen Dynamit war es dabei allerdings nicht getan; um die filigranen Mahagoni­Bauten im manchmal kalten und feuchten Winter des Fürstentums zu stauen, entstand ein rund hundert Me­ ter langer, zehn Meter breiter und rund sechs Meter hoher Tunnel mit Platz für etwa 50 Boote auf zwei Etagen. „Das sorgte in der Branche und auch hier in Monaco für reichlich Aufsehen“, erinnert sich Lia Riva, als wir uns knapp 50 Jahre nach Eröffnung des Tunnels und nur ein paar Schritte davon entfernt

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Glamour-Faktor: Gunter Sachs (u.) verhalf Riva in die Yellow Press. Auch Claudia Schiffer (o.) stieg an Bord.

gegenübersitzen. Die Tochter Carlo Rivas führt heute die Geschäfte des Monaco Boat Service und wird kontinuierlich auf diese ganz besondere Location ange­ sprochen. Stünden die Tore offen, blie­ ben die Touristen stehen und staunten, stetig seien Firmen am Telefon, ob sie den Tunnel für Events nutzen könnten. Das ginge natürlich, so Riva, doch das letzte Wort habe immer sie. „Am liebs­ ten vermiete ich für Charity­Events.“ Vor­

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MONACO BOAT SERVICE

Alles am Lager: Ersatzteile, auch historische, hält der Monaco Boat Service für die Kunden der manchmal schon etwas betagten Boote stets vorrätig. Die Batterien lagern im eigenen Regal, ebenso die Stoffe, Schablonen und Schnittmuster für das Interior.

nehmlich sei der Tunnel aber natürlich für ihre Eigner reserviert, bekräftigt Riva, die sich über mangelnde Kundschaft üb­ rigens nicht beklagen kann.

Bester Händler weltweit Nach einer kleinen Flaute im Kielwasser der Finanzkrise ist die Marke Riva rund um Monaco gefragter denn je. Ein Um­ satzplus von 50 Prozent sorgte etwa im vergangenen Jahr für die Auszeichnung „Bester Händler der gesamten Ferretti­

Gruppe“. Bedenkt man, dass zum Kon­ zern allein sieben Werften und natürlich weitaus mehr Verkaufsbüros rund um den Globus gehören, ist dies schon sehr bemerkenswert, wenngleich zum Mona­ co Boat Service auch Dependancen in Cannes und Saint­Tropez gehören. Die Klientel für Iseo, Aquariva und Domino stamme dabei aus aller Herren Länder, ein Zweitwohnsitz in Monaco oder an der Côte d’Azur habe fast jeder Kunde, so Lia Riva. „Erst kamen viele Araber, dann

Eine Aquarama gilt als interessantes Investment. Der Wert nimmt seit Jahren stetig zu 64

Japaner, jetzt auch Inder und Chinesen.“ Zu den umsatzstärksten Nationalitäten gehören aber die Niederländer und die Deutschen. „Ich kann leider nicht sagen, wer das ist, aber es sind sehr berühmte Namen darunter.“ Gunter Sachs, der die Marke durch das Liebesspiel mit Brigitte Bardot auf seinem Achterdeck in die Yellow Press katapultierte, darf indes genannt wer­ den. „Den Gunter und alle, die mit ihm unterwegs waren, habe ich sehr gern be­ treut.“ Ein bisschen Sehnsucht schwingt in Lia Rivas Stimme mit; der damalige Jetset scheint ihr gefallen zu haben. Mehrere Jahre hätten die Prominenten zwischenzeitlich andere Bootsmarken bevorzugt, inzwischen lege das Interesse aus diesen Kreisen aber genauso zu wie das von Superyachteignern. Eine Riva Iseo habe etwa die Familie von Steve Jobs für „Venus“ erworben, ein anderer Eigner kaufte für seine 90­Meter­Yacht zwei Iseos und eine Aquariva. „Der neu­ este Trend“, so Riva, „sind aber soge­

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Eigene Werkstatt: Im ersten Stock, direkt 체ber dem Tunnel, arbeitet eine hoch spezialisierte Mannschaft. Sie 체berarbeitet Motoren, Polster und auch komplett vernachl채ssigte Rivas.


SILVERFAST Riva-Boutique: Gleichen neben dem Tunnel können Aficionados der Marke sich mit Accessoires eindecken. Vielleicht mit einer Aquarama für den Nachwuchs?

und dann noch das Business – dass dies wahrscheinlich keine leichte Zeit war, lächelt sie einfach weg. „Der Nachname hilft manchmal schon beim Verkauf. Die Kunden haben ein ganz anderes Verhält­ nis zur Marke, wenn sie mit dem Grün­ der oder Eigentümer sprechen können.“ Doch der Nachname allein sorgt indes nicht für den Zulauf; es ist das attraktive Wort „Service“ in der Bezeichnung des Unternehmens. Über den Büros arbeitet ein gutes Dutzend Bootsbauer in der hauseigenen Werkstatt, wo etwa Motoren überholt, Polster neu bespannt und kleinere Schä­ den repariert werden sowie sämtliche Riva­Teile im internen Ersatzteillager verfügbar sind.

Garantie für einen Liegeplatz

nannte Chase­Boats. Der großen Yacht folgt eine Riva der 25­Meter­Klasse, die beispielsweise als Daycruiser für Aus­ flüge dient.“

Wohnung über der Werft Verblüffen können die Grande Dame, die im Fürstentum sehr gut vernetzt ist, sol­ che Wünsche kaum noch. Quasi seit ihrer Geburt ist sie mit den edlen Tendern, die genauso heißen wie sie selbst, vertraut. „Wir haben früher über den Werfthallen in Sarnico gewohnt, Arbeit und Freizeit verschmolzen bei uns. Den Holzgeruch habe ich geliebt und immer noch in der Nase. Die Arbeiterinnen nähten nebenbei

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noch Kleider für meine Puppen, und am Wochenende fuhren wir mit unserem Vater oft auf den See. Ich glaube, mit zwei oder drei Jahren durfte ich das erste Mal steuern.“ Nach Monaco zog es sie als junge Mutter, weil ihr das Fürstentum sicherer erschien als ihre Heimat zu der Zeit. Ihr damaliger Ehemann bekam das Manage­ ment des Monaco Boat Service anver­ traut; als die Ehe geschieden wurde, übernahm Lia Riva selbst. Drei Kinder

Wer bei Lia Riva kauft, bekommt außer­ dem quasi die Garantie, einen Liegeplatz im Port Hercule, in Cannes oder Saint­ Tropez zu erhalten, gleichzeitig ist bei kleineren Booten das Winterlager eben­ falls gesichert. Wer lieber in Italien, etwa nahe Portofino, festmachen möchte, wird ebenfalls aus erster Hand betreut. Der Porto Carlo Riva in Rapallo, einem der vielleicht schönsten Flecken an der ligurischen Küste, gehört ebenfalls zur Familie. „Trotzdem“, sagt Lia Riva und bezieht sich dabei auf ihr schon sehr ausgereiftes Geschäftsmodell, „muss man sich immer wieder andere Ansätze überlegen, um Kunden zu halten oder welche zu gewin­ nen.“ Die neue Riva Aquarama Lounge im Yacht Club de Monaco sei etwa ein

Mahagoni-Geruch in der Nase und mit zwei Jahren das erste Mal am Steuer boote eXCLUSIV 6/15


MONACO BOAT SERVICE

Riva total: Selbst im Büro steht ein hölzernes Runabout zwischen den Schreibtischen. Im Yacht Club de Monaco besitzt Riva eine eigene Lounge. Dort posiert auf dem Foto Lia Riva, die Präsidentin des Monaco Boat Service und Tochter von Carlo Riva.

geeignetes PR­Mittel, ebenso Charity­ Galas, die Riva mitunter organisiert und natürlich noch öfter selbst besucht. „Boote verkauft man nicht nur über das Produkt selbst, sondern auch über den Lifestyle und das Gesellschaftliche daran.“ Wichtig sei es aber dann, Men­

schen an Bord zu holen. So installierte sie vor Kurzem einen kleinen Charter­ Ableger des Monaco Boat Service. Einige Eigner vermieten darüber, meist sind es aber Inzahlungnahmen, die Riva eine Sai­ son in den Charterbetrieb gibt, bevor sie wieder verkauft werden. Gebucht wird

für ganz unterschiedliche Zeiträume. Manchmal ist es nur ein Nachmittag, das Maximum waren bisher drei Wochen. Ein hoher Erlebnisfaktor ist selbstver­ ständlich bei allen Törns gegeben: Mit einer Riva an der Côte d’Azur entlang­ bummeln – stilechter geht es kaum.

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