Segmentsbote Karnicon
Nr. 82 – Jahr des Lichts – 435 n.P.
Dritter Bote von Karnikon im Jahr 435 n.P. Erschienen im Jahr des Lichts Editorial...........................................................................................................................................2 Im Jahr des Lichts...........................................................................................................................3 Der Malkuhter Handelsring..............................................................................................................8 Mitteilungen und Verlautbarungen...................................................................................................9 Gründungsangebot der VaCre............................................................................................................................................10 Aktuelle Handelswaren des VarHa.....................................................................................................................................11
Unruhe über Mjallten......................................................................................................................13 Erwachen........................................................................................................................................15 Besiegelt mit Blut.........................................................................................................................17 Silberträume...................................................................................................................................18 Unter Wasser..................................................................................................................................25 Ende und Anfang...........................................................................................................................27 Auf der Walz..................................................................................................................................29 Kapitel 11: Ankunft auf Groß-Danamére (Teil II)...........................................................................................................29
Die Botschaft.................................................................................................................................34 Arru Myelk.....................................................................................................................................38 Die schwimmende Blüte.................................................................................................................40 Myra-Spielen leicht gemacht (II)...................................................................................................41 Der Sichtbereich...............................................................................................................................................................41 Karten..............................................................................................................................................................................42 Erkundungen....................................................................................................................................................................42 Erkunden für Fortgeschrittene...........................................................................................................................................42
Die letzte Seite.............................................................................................................................44 Impressum....................................................................................................................................44
EDITORIAL Dieser Bote beschäftigt sich erneut ausschließlich mit dem Asylia-Archipel. Ein Wiedererwachen Chelodarns steht weiter ohne konkretes Datum in den Sternen. Bis dahin sind alle (auch ehemaligen) Spieler Chelodarns eingeladen, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Fähigkeiten ins Geschehen im Archipel einzubringen. Wir freuen uns über Kulturberichte aus allen Regionen Karnicons und werden eine Veröffentlichung im Boten sehr wohlwollend prüfen. ;) Zum nächsten Boten schreiben wir einen Wettbewerb aus: Schickt uns Kartendarstellungen Eurer Länder und Städte – die besten werden wir mit insgesamt 5.000 GS belohnen (siehe ’Die letzte Seite’). Michael Ecker
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Jochen Sprengel
P.S.: Eine Wiederbelebung Chelodarns hängt auch von entsprechend geäußertem Interesse der dort aktiven oder auch ehemaligen Spieler ab. Bitte gebt dazu Rückmeldung an al.moccero@karnicon.de Das Titelbild beruht auf einem Original von Andreas Aschenbach (1815-1910). Da die urheberrechtliche Schutzfrist des Originals abgelaufen ist, kann es als gemeinfrei für Mash-Ups genutzt werden.
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IM JAHR DES LICHTS Geschehnisse im Eisigen Band und dem AsyliaArchipel im Winter des Jahres 435 nach Pondaron, geheißen das Jahr des Lichts
MANATAO: Zu GanuDia feiern die anwesenden Weisen und Handwerker den Abschluss der Arbeiten mit einem großen Fest in ungewöhnlicher Umgebung. Allenthalben herrscht Freude und Stolz, an einem so umfassenden Projekt mitgearbeitet zu haben. Und wahrlich, das nach Monden fertig gestellte Objekt ist ein strahlendes Beispiel, was man erreichen kann, wenn, ja wenn man nur zusammen arbeitet. Fast ist man ein wenig traurig, dass die so fruchtbare Zusammenarbeit nun endet. Oder ... ? In der langen Nacht treffen dann Gesandte der künftigen Besitzer in GanuDia ein, wo diese in Gebrauch und Wartung des Meisterstücks unterrichtet werden. Was da gebaut wurde? Das Wasserlicht heißt es unter den Manatois, U!AU:! – Feuer im Wasser, schnattern aufgeregt die Shoroch des Linth-Stammes, „Objekt zur dauerhaften Erzeugung von Sonnenähnlichem Licht aus Wassermagie, mithilfe eines Magiewandlers, unter Einbeziehung eines mechanischen Kontrollreglers zur Simulation eines natürlichen Sonnenverlaufes (vergleiche Sonnenunter/aufgangstabelle Chelodarn/Elcet)“, so die Bezeichnung in den Kladden des danamer’schen Sindralkundigen, die Sonne von GanuDia nennen es die Elcetis. Und bei den Gevattern führt man es auf der Soll-Seite schlicht unter dem Namen: Geschenk 17. In der FREIEN STADT FISCHINA trifft Gern Fjetten, der Leiter der Gesamtexpedition zu Kontaktaufnahmen und Handelsbeziehungen mit den Inseln des Asylia-Archipel und des Ewigen Eises mit einer kleinen Flotte ein, wo er freudig begrüßt wird.
SCHETOLA: Zu Sharantaf erfreut sich die mehr oder weniger lebende Bevölkerung über die ersten Einnahmen aus den jüngst begründeten Handelsverbindungen. Kostbare Spezereien, gar Äpfel aus dem fernen Malkuth können nun – zu gar nicht sooo teuren Preisen – erworben werden. Welch Genuss! Dra Abu Cast derweil plant zu Wabteros die endgültige „Befreiung“ der „ureigenen Gewässer Schetolas“ von „feindlichen“ Schiffen. Und die Zeichen stehen günstig. Sind doch die unheimlichen Niun mitsamt ihrem widernatürlichen Schwimmenden Land endlich abgezogen. Bald mag die Zeit kommen, in der das verhasste Varr völlig von der Außenwelt abgeschnitten ist. Und dann ...! Zu seinem Bedauern ereilt den Herrn von Schetola Ende des Winter die Nachricht, dass einige seiner „Augen“ entdeckt und ausgeschaltet wurden. Berufsrisiko, befindet Dra Abu Cast mit einem Schulterzucken und beordert neue „Freiwillige“. 3
In SCHWARZ-TUBRYNN – der ehemals langurischen Feste – stellt Lask, Erster und Einziger von Blutstein, die Ordnung unter seinen Templern durch höchst drastische Maßnahmen wieder her. Seiner „Säuberung“ fallen gut 500 der unzufriedenen, murrenden Templer zum Opfer. Dafür ist nunmehr der Blutgolem um einiges gewachsen. „Macht vergeht nicht- sie ändert nur die Form!“ Damit höchst zufrieden widmet sich der Seth-Priester hernach einem seit Monden vorbereiteten Ritual, woraufhin die Finsternis über Tubrynn verschwindet.
VARR: Die gesammelten varrer Handels und Kriegsflotten ankern im sicheren Hafen von Varr. Zu gefahrvoll erscheint derzeit das Auslaufen. In Varr ergeht an die Schmiedegilde der Auftrag, große Mengen an kupfernen Helmen mit spezifischen Prägungen zu fertigen. Dieseso informiert man das Volk (und die wenigen Fremden auf Varr) schützen vor der geistigen Übernahmen durch die verderbten Prismatoren. Wenig später stellt sich heraus, dass diese Behauptung wohl den Tatsachen entspricht. Entkommt doch durch eine Verkettung unglücklicher Umstände der in Varr eingekerkerte Prismator seinem Gefängnis, zieht einige Zeit durch Varr und wird schließlich von kupferhelmbewehrten Stadtwächtern wieder gefangen
MJALLTEN: Volk und Obere erwarten mit Furcht, Neugierde, Vorfreude die durch die Gevattern der Arru Myelk angekündigte „Erweckung“. Fest vertäut liegen die Schiffe Mjalltens im Hafen, unablässig patroullieren die Wachen die Straßen. Dann beginnt es: langsam, unmerklich zunächst, dann weiter, wilder, unaufhaltsam, die Wasser selbst strömen auf Mjallten zu, strömen aus allen Himmelsrichtungen, vereinen sich, erheben sich! Gischt, Wogen, Wellen empor! Der Geruch von Tang und Meeresgetier, von Salz und Wasser und Macht. Donnern, Kreischen, 1, 2, 6 Rhythmen zu einem verwoben! Weiter, immer weiter empor – und dann Erstarren, plötzliche Stille. Und vor Mjallten erhebt sich ein Turm aus Wasser, Gebein, Muscheln, Meerstahl und Korallen. Leuchtet und funkelt und glitzert. Niun umschwimmen, umtanzen den Turm, den Tempel, die sichtbar gewordene Macht ihres Gottes. Tanzen in wilder Anmut, IHN zu ehren: Herr der See, Mananaun, Nebcanaun, Argendor! Nachdem sich dann die See wieder beruhigt hat, läuft die „Aakonsbjörk“ mit einer Handvoll Begleitschiffen in den Hafen von Mjallten ein. Die fremdländische Herrin und Hüterin der malkuther Inseln, Dir-Agok, besucht das erschütterte Herz von Malkuth.
MALKUHT: Dir-Agok höchst selbst eilt mit einigen namhaften Begleitern nach Mjallten, um die dortige Lage mit eigenen Augen zu sehen. Ob die Retterin Malkuhts gedenkt, Verhandlungen mit diesem neuen Machtfaktor inmitten der malkuther Inseln aufzunehmen? Die anderen Eilande Malkuhts erfreuen sich derweil eines friedlichen, ja fast langweiligen Winters. Der Himmel ist – weitgehend – frei von den sonst „üblichen“ Dragolreitern, die See frei von fremden Schiffen. Der Handel auf und zwischen den einzelnen Inseln erreicht immer neue Höhen, und die Gewinne der Beteiligten sprudeln. Gold, welches in Störsjon gut genutzt wird. 4
Hier investiert man einiges an Gold und Mühen, und wird schließlich reichlich belohnt. So gelingt es – mit Hilfe danamer’scher Kundiger, der Mithilfe und der Geschichtskenntnisse der heimischen Bergbauern – den Standort der alten, lange vergessenen Silbermine wiederzuentdecken und deren Betrieb denn auch wieder aufzunehmen. Andernorts halten die Malkuhter ihre Augen offen und berichten ausführlich den Daheimgebliebenen. In DANAMÉRE bemerkt man, aufgrund eines stark säuerlichen Geruches aus seinem Labor, im Haus der Magie mit Erschrecken das kürzliche Verschwinden des Magister Profess Falbindorian. Nach Befragungen der Angestellen ergibt sich, dass dieser seit nunmehr 4 Monden nicht mehr gesehen ward. Eine vergilbte Notiz in seinem reich beschnitzen Schreibtisch bringt schließlich die Aufklärung. „Reise nach Machairas – erwarte neue Erkenntnisse – gute Bezahlung. Rückkehr im Frühjahr. Bestellt die morgendliche Milchlieferung ab“. Und tatsächlich ergeht es dem guten, entschlussfreudigen Herren mehr als wohl dort in der Fremde. Wahrlich reichhaltige Erkenntnisse für die danamer’schen Weisen füllen seine Kladden. Schlimme Gerüchte erreichen derweil den danamer’schen Inselkreis aus dem fernen Kuntesbörg. Gerüchte, welchen Danameri gerne auf den Grund gehen möchte. Auf der Expeditionsflotte vor dem verbotenen Eiland beendet man die langwierigen Vorbereitungen und Erkundungen und schickt sich an, besagte Insel erstmal zu betreten.
SALKERUSURA: Der Herre Currlagh gönnt den Seinen eine wohlverdiente Ruhepause in den heimischen Vulkanen. Ein wenig Kraft und neues Feuer sammeln. Dann mag das Frühjahr, dann mögen neue, aufregende Kriegszüge kommen. Die Baumaßnahmen auf den mehr oder weniger neuen „Erwerbungen“ standen kurz vor der Vollendung, die Befestigungen allesamt erneuert, der Tempel in neuem Glanz. Alles war gut, alles bereit! Das „Händlerpack“ hatte gute Arbeit geleistet. Sollten sie ihren Lohn, sollten sie das Obsidian erhalten, nach welchem es sie scheinbar so gelüstete. Jetzt galt es nur noch, die vielversprechendsten unter der jüngsten Dragolbrut auszuwählen. Und dann ...
ALMERON: In den von Prismatoren beherrschten Landen geschieht allerlei Sonderbares. So sieht das Landvolk in den staurischen Marken einen großen Lichtball gen dolgorische Halbinsel schweben. In der Feste Jetheba frönen die Bürger zunächst mehrheitlich der Falkenjagd, um sich in den Wintermonden mit Inbrunst dem Aufspüren und Zerquetschen diverser Insekten hinzugeben. In den Ruinen von Kartiena arbeitet buchstäblich Tag und Nacht ein nimmermüdes Arbeiterheer, reißt ein, sortiert, stapelt, tranportiert hin und her und nichts bleibt zurück als nackte Erde. In den Bergen von Almeron erblüht eine dort nie zuvor gesehene Pflanze in einem streng bewachten Hain. Und in und um Surkoth schwirrt und summt und brummt der SCHWARM und verhandelt mit Janis Teburion, dem neuen Herren von Almeron.
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Derweil der alte Herrscher Azobis Ghurak sich auf einem absonderlichen Eiland wiederfindet, wo er sich sogleich daran macht ... Der SCHWARM hält die Hauptstadt der Prismatoren fest in unzähligen Klauen und Mandibeln. Meint Janis es ernst? Schindet dieser nur Zeit? Gespannt wartet der SCHWARM. Noch!
LANGURIA: Im Hafen von Addrodd empfängt man fremde Händler, welche anscheinend von den Gevattern durch die Blockade der Straße von Reodoc gelotst wurden. Nach erstem „Beschnuppern“ zieht man sich rasch zu intensiveren Gesprächen zurück. Die Ernennung Mavron des Blauen als Verhandlungsführer für Languria lässt vermuten, in welche Richtung Langur die Verhandlungen zu treiben gedenkt. Im Neuen Wal, dem großen Norto-Tempel, stellt man einem Möchtegerndieb sehr beharrlich gewisse Fragen und erhält denn doch erstaunliche Antworten. Die um Tubrynn eingegrabenen Mannen berichten, dass sich die Finsternis über der Festung endlich aufgelöst habe. Dem Augenschein nach sei diese in die Feste gesogen worden. Mit den wiedergewonnenen Tageslicht klärt sich auch die Sicht nach Tubrynn hinein. Wo noch immer ein – jetzt etwas kleineres? – Heer unter dem Banner des Roten Turmes auf weißen Grund Stellung hält. Bedauerlicherweise scheint die besagtes Heer begleitende Monstrosität sogar noch gewachsen.
DOLGORIA erhält Besuch vom LICHT
VON
KARTIENA. Dessen Ausstrahlung empfindet die
Bevölkerung von Dolgoria als freundlich, beruhigend, wohltuend. Es ist wie eine Heimkehr. Wächst nun zusammen, was zusammen gehört? Unterdessen besagtes Eintreffen auf anderer Seite zu einiger Beunruhigung führt. Die Handelssippen aus ELCET gehen ihren Geschäften nach. Erstmals gelingt es – mit Hilfe eine befreundeten Macht – in die Innere See von Langur vorzustoßen, wo man im Hafen von Addrodd vor Anker geht. Und tatsächlich entwickeln sich die ersten Gespräche in eine günstige Richtung. Im Bereich der malkuhter Inseln investieren die Fjettens große Summen und bauen den Handel dort weiter aus. Selbst im – sonst so verschlossenen – Danamére gelingt es den gewieften Händlern zu den entscheidenden Stellen der danamerschen Bürokratie vorzustoßen, um dort weitreichende Angebote zu unterbreiten. Würde es tatsächlich gelingen, die Heimathäfen der Nebelinsel dem freien Handel zu öffnen? Gern Fjetten, der nominelle Anführer sämtlicher Handelsgeschäfte seiner Sippe, besucht in den Wintertagen die Freie und Handelsstadt Fischina, wo er gebührend empfangen wird. Jedoch wirkt der üblicherweise so tatkräftige Gern mitunter gedankenverloren. Grübelt er über neue Geschäftsfelder nach, ferne Häfen?
NIUN: nach Monden der Vorbereitungen, nach Monden der langsamen und doch zielstrebigen, unaufhaltsamen Fahrt waren die Lebensschiffe angekommen. Endlich! Scheinbar willkürlich verstreut, doch dem Wissenden in einer klarer Ordnung gefügt. Die Krebskolonie vor den Ufern Eskarlions, dem ersten Puls, am Anfang von Allem. Der 6
Wellenkamm ankernd, wo die ophische See die Inseln Malkuhts trifft. Weiter, weiter gen Ophis, in der endlosen Weite die Seelenwinter, machtvoll im Gedenken dem Verbannten Gotte. Die Salzträne umspielt, umkreist, liebkost und neckt der Gevattern Schiff und eins sind Ellmander und yaCreob, und die Woge steigt. Am Heck die Schlingersee, den Bug gen Mjalllten gerichtet die ARRU MYELK, die Gevattern gelassen, sich ihrer Pläne sicher. Und schließlich am Ersten Grün, furchtsam, neugierig beobachtet von Lebenden wie Toten inmitten der Schneeflockeninseln die Meernacht, weisend dem Schwimmenden Land, weisend DENEBCANAUN den Weg, das Ziel. Ein Kreis. Ein Kreis voll Macht. Ein Kreis aus unzähligen Leben, vereint in einem Ziel. Zu Erwecken die Macht des Verbannten Gottes. Die Worte wurden gesprochen, begleitet von Geste und Gabe und die See selbst horcht auf, fügt sich bereitwillig und eilt dem Ziel entgegen – Mjallten! Pulsieren, Wogen, Welle um Welle, Storm um Strom – nach Mjallten. Unaufhaltsam rasen die Wasser und vereinen sich. Vereinen sich allesamt zu einer einzigen, gewaltigen Woge vor Mjallten. Türmen sich auf, weiter, höher – erstarren! Die Feste Woge steht! Glänzend, abweisend, machtvoll! Der Erste, der Einzige Tempel Mananauns war erwacht! Erstanden, geschaffen von so vielen. Und die Niun tanzen. Freude, Glück, Hingabe. Huld und Preis den Gevattern, die Wort gehalten, die gelehrt und geteilt hatten. Lob und Liebe dem Leben selbst. Der erste Schritt war getan. Der Weg eingeschlagen und offenkundig. Still ist die See und tief und in ihr die Macht. Die GEVATTERN DER ARRU MYELK sind fast überall aktiv. Mal mehr, mal weniger offensichtlich. Doch an vielen Orten wird ihr Wirken sichtbar.
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DER MALKUHTER HANDELSRING Im Malkuther Ring werden die Handelsaktivitäten der Mächte Malkuth, Danamére, Elcet und der Gevattern der Arru Myelk erfasst und koordiniert.
MITTEILUNGEN UND VERLAUTBARUNGEN Ankündigung Almerons Geschätzte Bürger Almerons, werte Vertreter der benachbarten Reiche, Mit Freuden geben Wir heute bekannt, dass wir in einem Jahr eine Wahl durchführen werden. In dieser Wahl werden alle Einwohner Almerons aufgefordert, ihre Vertreter für die Volksversammlung und den Senat zu wählen. Die Wahl wird unabhängig und geheim stattfinden. Weiterhin rufen wir interessierte Einwohner, sich als potentielle Senatoren zur Wahl zu stellen. Insgesamt werden 12 Senatoren gewählt werden. Zur Wahl der Volksversammlung können sich sowohl Einzelpersonen als auch Parteien aufstellen. Die insgesamt 100 Sitze werden entsprechend den Anteile der gewonnen Stimmen vergeben. Weiterhin bitten Wir unsere Nachbarn darum, Wahlbeobachter nach Almeron zu entsenden, um sich von der Richtigkeit der Wahl zu überzeugen. Für Almeron, DER
PROVISORISCHE
REGIERUNGSRAT
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GRÜNDUNGSANGEBOT DER VACRE „Gehortetes Geld arbeitet nicht“ - getreu diesem Motto bietet die VaCre Euch ihr einmaliges Geldanlageprogramm an. Legt Euer ungenutztes Geld bei der VaCre an, und wir bieten Euch eine garantierte Verzinsung in Abhängigkeit der vereinbarten Laufzeit. Solltet Ihr Euer Geld für 1 Jahr bei der VaCre Anlegen, erhaltet Ihr nach Ablauf der Frist 105 % der angelegten Summe. Für Anlagen zu 2 Jahren bietet die VaCre eine Auszahlung von 115 %, nach 5 Jahre verdoppeln bieten wir Euch bereits eine Verdopplung des angelegten Geldes! Doch auch wenn Ihr knapp bei Kasse seid und weiteres Geld braucht, hat die VaCre das passende Angebot für Euch. Unser maßgeschneiderten Krediten bieten für jeden das Passende. Entsprechende Angebote werden auf Nachfrage streng vertraulich von der VaCre ausgearbeitet. Beispielhaft sei hier nur unser Schnell und Einfach-Kredit für den kurzentschlossenen Kreuzzügler auf der Suche nach Söldnern erwähnt. Nach Vertragsabschluss übergeben wir Euch 10'000 GS und erhalten von Euch für die kommenden 3 Jahre 5'000 GS, jeweils zum Jahresende. Für weitere Informationen und Angebote stehen unsere freundlichen Mitarbeiter gerne zur Verfügung!
Weitere rechtskundliche Informationen werden auf Anfrage gerne geliefert. Als Ort der Rechtsprechung und eventueller Vertragsabschlüsse gilt Varr. Verantwortlich für die Ausführung und den Ablauf der Geschäftsbeziehungen ist die entsprechende Gesellschaft.
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AKTUELLE HANDELSWAREN DES VARHA Aktuell bieten wir die folgenden Waren zu Verkauf, jeweils zum angegebenen Preis. Sollte die Nachfrage das Angebot übersteigen, werden die Waren entsprechend dem Bestelleingang oder (falls möglich) entsprechend der Angebotshöhe vergeben. Ware
Menge
Preis je Einheit
Perlen Anurs
10
5'000
Alppilze
10
2'000
Snördingskäkkanur
20
2'500
Varrer Björte
10
5'000
Speziell Perlen Anurs, Snördingskäkkanur und Varrer Björte seien Reichen, die sich mit Untoten herumplagen, ans Herz gelegt. Die Perlen Anurs wirken vortrefflich gegen Untote. Snördingskäkkanur hingegen kann Erkrankte von der finsteren Untotenseuchen heilen! Varrer Björte bietet Schutz vor Untoten und ihren Flotten. Weitere Waren werden können wir auf Nachfrage liefern, außerdem hören wir gerne Eure Angebote über andere Waren und Güter. Nach Abschluss eines Verkaufes kann die entsprechende Ware in einem unserer Kontore entgegen genommen werden. Alternativ bieten wir auch gute Konditionen für Lieferung mit VarDi.
Weitere rechtskundliche Informationen werden auf Anfrage gerne geliefert. Als Ort der Rechtsprechung und eventueller Vertragsabschlüsse gilt Varr. Verantwortlich für die Ausführung und den Ablauf der Geschäftsbeziehungen ist die entsprechende Gesellschaft.
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Botschaft von Blajall weitergeleitet durch
Diragok für die Gevattern der
Arru Myelk Dem Volk von Mjallten (zu Händen Ragnar Fanson, Hohepriester Dondras zu Dondraborg) In den Wintertagen des Jahres 435 werden Einheiten der Niun und der Gevattern der Arru Myelk den Tempel des Mannanaun auf dem Maer Mjallten wiedererwecken und seiner Bestimmung zuführen. Wir wünschen, dass dies Unterfangen friedlich von sich gehen mag. Ruft also Eure Schuztflotte heim in den Hafen von Mjallten und verankert diese fest, auf dass kein Unglück geschehe. Sucht nicht unser Trachten durch Mann oder Magie zu stören, auf dass Friede sei und sein wird. Wir bitten euch inständig !!! Bethedraa amistoso ! Für die Gevattern der Arru Myelk Mit Wissen und Einverständnis des Kondensats der Niun
Im Wolfsmond 435 n.P. weitergesendet durch
Diragok
U NRUHE
ÜBER
M JALLTEN
Ragnar träumte. Von sich auftürmenden, verschlingenden Wellen. Von sanften, beharrlichen Wogen. Von Muscheln und Türmen, von Perlmutt und gebleichtem Gebein. Vom Krieg und von Frieden. Von Fall und Aufstieg. Im Wachen starrte er in die See. Er, dem doch der Himmel so viel näher lag. „Was, oh Donnerer, was geschah ?“ ... … Weit unter ihr lag Dondraborg. Ihre scharfen Augen verweilten, liebevoll, besorgt auf Mutter. Selbst aus so weiter Entfernung sah sie seinen sorgenvollen Gang. Sah das Meer, die Ströme. Sah der Wellen Ziel. Und die Verheißung von Frieden und die Drohung von Krieg. „Sei klug, Mutter, sie kommen. Meines Vaters Kinder. Mit Macht, und sie sind eins mit der See. Bitte..“, und der Wind riss die Worte fort ... … Lag es an seiner besonderen Verbindung zur Wellengeschlüpften, oder war er zu einer eigenen Einsicht gekommen? Niemand wüsste es zu sagen, der wenige Tage später Ragnars Proklamation zu hören bzw. lesen bekam: „Im Namen des Donnerers sei es kundgetan, dass die Besucher von der See uns willkommen seien, um die Überreste eines lange verschütteten Heiligtums mit neuer Würde zu füllen.“ ... … Es folgte eine ziemlich penible Aufzählung aller Aktivitäten, die den „willkommenen Besuchern“ untersagt seien, etwa der Versuch, militärische Einheiten nach Mjallten zu bringen, die Einwohner Mjalltens zu missionieren oder den Anspruch der Dondrapriesterschaft auf die religiöse Oberhoheit über Mjallten zu untergraben etc. Dabei blieb eher vage, ob jeweils die Insel Mjallten oder die gleichnamige Stadt, Hauptstadt des einst stolzen Malkuth, gemeint sei. Doch verbreitete sich unter den Bewohnern letzterer rasch die Ansicht, man werde den Besuchern schon zeigen, wo der sprichwörtliche Hammer hängt, sollten sie versuchen, aggressiv gegen die Stadt vorzugehen. Ansonsten sollten sie doch mit alten Ruinen verfahren, wie sie wollten... Zumindest war das die Ansicht (oder die Gleichgültigkeit) der Mehrheit der Bevölkerung. Doch regte sich auch Widerstand. Zwar wagte in der Hauptstadt selbst niemand der Proklamation zu widersprechen, zumal aus dem Palast des Magnus Njallson Befehle kamen, die diese zu bestätigen schienen. Schon allein der Umstand, dass aus dem Palast erstmals seit Jahren Befehle kamen, hätte jeden Widerstand gegen jene im Keim erstickt. Doch Widerstand regte sich in den ländlichen Regionen. Dort wo die „willkommenen Besucher“ wahrscheinlich durch mussten, um zu den Ruinen zu gelangen. Und da gab es jene, die nur zu gut zu wissen glaubten, worauf es die „willkommenen Besucher“ abgesehen hatten: eine Wiedererweckung des Mannanaun-Kults...
Den meisten wäre das egal gewesen, und wahrscheinlich war es das sogar denen, die dieses Argument benutzten, um Widerstand gegen die „willkommenen Besucher“ zu entflammen. Doch wer kann schon der Verlockung widerstehen, als wahre Verteidiger des rechten Glaubens die Gemüter der Unentschlossenen anzustacheln? War nicht Mannanaun ein Verräter an seinem Vater, indem er sich den Finsteren zugewandt hat? War er nicht zu Recht verbannt in einer fernen Wüste? Konnten solche, die Mannanaun suchten, nicht selbst nur verabscheuungswürdige Finsterlinge sein? Und natürlich hatten diese Widerspenstigen auch einen schönen Namen, um sich mit religiöser Autorität zu schmücken: „Dondras Schwinge“ nannten sie ihren „Orden“ (jeder Ordenskrieger dieser Welt hätte sich angesichts dieses unorganisierten Häufleins gefragt: Orden? Welcher Orden?). Und im Grunde wäre das alles nicht so schlimm gewesen, wenn es nicht geheime Anhänger von „Dondras Schwinge“ verteilt über die ganze Insel Mjallten gegeben hätte. Einige davon auch in den Flotten, die um die Insel patroullierten, einige in der Garnison der Hauptstadt, und einige gar in der Tempelwacht von Dondraborg! Unruhe schwelt über Mjallten, während die merkwürdigen Besucher auf ihr Willkommen hoffen …
Zitate aus GanuDia Dafür, dass ich ursprünglich keine Ahnung von der Materie hatte, ist es erstaunlich gut geworden.
(Åwich Siat) Die Temperaturen sind fast tödlich und in den gelungensten Momenten am Abend sieht es aus wie Explosionen über dem Meer, aber eigentlich ist das Projekt mir zu harmlos.
(Serkes) Jetzt, wo ich es sehe, frage ich mich, warum ich nicht von selbst darauf gekommen bin. Vermutlich, weil es hier kein Meer gibt.
(Popelio) Dafür, dass es einmal eine nette Idee war, um jemand eine Freude zu bereiten, ist es erstaunlich teuer geworden.
(Gremmel)
ERWACHEN
A
lles lief an diesem einen Punkt zusammen. Das Auge des gewaltigen Wirbelsturms ruhte nicht weit von der steinigen Kueste, unter sich die dunkle und aufgepeitschte See. Strömungen trafen donnernd aufeinander und die Wellen tuermten sich zu wahren Bergen. Titanen gleich schlugen sie auf das Land ein. Im trueben Licht des Auges war es still, fast friedlich und die See lag spiegelglatt dar. Doch unter der Oberfläche brodelte es. Licht brach sich an tausenden und abertausenden von Schuppen oder öligen Häuten, die zu ebensovielen Fischen, Delphinen und Walen gehörten. Das Wasser unter dem Auge war zum bersten mit ihnen angefuellt und noch immer kamen weitere hinzu. Im nächsten Moment begannen sich die von den Strömungen genährten Wasser rot zu verfärben und aufzuschäumen. Riesige, blutige Blasen stiegen aus der Tiefe auf, immer mehr, immer grössere, bis das Meer selbst anzuwachsen schien, sich in unfassbare Höhen auftuermte, dessen Ränder vor Leben barsten. Dutzende, wenn nicht hunderte, von turmhohen Wellenblasen schoben sich aus dem Meer, schäumten, flossen, vergingen und verschmolzen zu einer einzigen brodelnden und kochenden Masse. Zwischen den Tieren schwammen andere Wesen, humanoid, schlank und mit lodernden weissen Haaren. Ihr unmenschlicher Gesang liess die Wasser vibrieren und verschmolz mit den Gesängen der Wale und Delphine zu einem atonalen Chor. Sie sangen sein Lied, sein Gebet und dort wo kein Wasser existieren konnte, begann sich ein Tropfen zu bilden. Die Stimme des Chors trug mehr als nur Töne durch Luft und Wasser, beruehrte das Innerste der Materie selbst und diese veränderte sich. Kristallen gleich die in eine uebersättigte Lösung fielen, begannen die Wellenberge zu erstarren. Triumph schwang in dem tierischen Gesang, Triumph, Liebe und Hoffnung, unter allem der Geschmack und die Härte von Damazenerstahl. Weisser Schaum krönte den in der Mitte des Auges aufgetuermten und regungslosen Wellenberg, an dem nun weitere Blasen zerplatzen und Blitzeis gleich die hundertausenden von entstehenden Tropfen in der Luft erstarren liess. Aufgetuermt von den aufsteigenden Blasen brachen sich wiederrum an diesen Splittern weitere Wellenberge. Schnell härteten Stege in alle Himmelsrichtungen aus und hunderten Spinnenfäden gleich begann sich eine gewaltige Bruecke aus dem harten, tiefblauen Wasser zwischen dem Zentrum und der Kueste zu formen. Nicht nur der Wirbelsturm wurde nun 15
von Minute zu Minute schwächer, sondern auch die See beruhigte sich, denn alle Kraft strömte in die göttliche Struktur, die einem bizarren Zuckerwerk gleich fast einen Kilometer vor der Kueste aufragte.
D
ie Niun ritten auf Delphinen und Walen, hinter sich gewaltige Netze prall gefuellt mit Muscheln, Algen und Quallen. Ihre Augen quollen ueber vor A’Kyryllin, die Muender aufgerissen, in dem grossen und einen Lied schwelgend, welches aus ihrem Geist tönte. Ihre Brueder auf den Flotten tanzten, während das Seelenschiff sich im Angesicht des Tempels auflöste. Abertausende Niun arbeiteten vereint, als ein Organismus, dem Kondensat, an dem lebenden Splitter Mannanauns. Ein Teil ihres Gottes war wiedergekehrt.
I
m Zentrum stand Waise Niun, es war die Mitte, der Fokus, der Teil, die Kraft, welche alles Zusammenhält. Macht hatte sich im Angesicht des Göttlichen vertausendfacht und stellte nun das Zentrum aller Niun dar. Waise stand auf einer transparenten Plattform, von der sich eine kunstvolle und elegante Muschelspiraltreppe in die Höhe wand. Waise war gross, ueberragte selbst die Kriegerniun, und fuer die Mysing war sie ein wahrer Riese. Schlanke, fast spindelduerre, zu lange Gliedmassen, mit einen ebenso schlanken und länglichen, fast ausgemergelten Körper, und aus dem Ruecken sowie den Unterarmen brachen knochige Flossen durch die gruenlich schimmernde Haut hervor. Die Finger waren so lang, schmal und scharf wie Klauen, das Gesicht flach ohne hervorstehende Merkmale. In ihrem Geist sang sie die Melodie, welche die Niun unsichtbar dirigierte. Nicht nur das, wirkte sie verloren geglaubte Magie in zuvor unbekanntem Maße. Sie härtete und formte die Wasser, rief Meerestiere, liess diese wachsen, beschleunigte die Zeit selbst. Sie war Mannanauns Finn, sein Knorpel, seine Zähne, seine Muskeln und Sehnen. Der Gott der Delphine zeigte sich als das Raubtier, welches er war.
K
orallen siedelten an den Stegen, die als Piere selbst fuer die gewaltigsten aller Schiffe dienen konnten. Doch nicht nur Korallen fanden ihre Heimat sondern auch die A‘Huawy gao, Riesenquallen ähnliche Kreaturen, die mit den Niun verschwistert waren. Mit ihnen kamen phosphorizierende Algen, welche den Tempel in ein ewiges Licht tauchten.
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BESIEGELT MIT BLUT Ein Seufzen, leise, zaghaft. „ Ach Liebster.“ Still beobachtet er ihr Zögern, ihr Grübeln, dann das Straffen ihres Körpers und das zaghafte, bezaubernde Lächeln. „ Diese Geschichte ist rasch erzählt. Doch um sie zu begreifen...“, stockt sie, und der Blick ihrer meerblauen Augen sucht nach Verständnis, nach einem Zeichen. Ernst lieg in seinen Zügen, Neugier und Sorge, doch vor allem Liebe. Sie nickte. „ Dann soll es so sein. Höre Liebster, unterbrich mich nicht. Bitte." Wortlose Zustimmung. „ Diese Geschichte begann vor vielen Jahren. Diese Geschichte ist die Meine und sie ist ein Teil – ein kleiner nur- der Geschichte der ARRU MYELK. Ich weiß, du kennst dieses Schiff und du kennst viele der Gerüchte, der Legenden die man sich überall in den Häfen im Archipel erzählt. Manche mit Schaudern, manche hinter vorgehaltener Hand, manche voll von Bewunderung oder Dankbarkeit. Die einen erzählen die ARRU MYELK habe sie auf hoher See gerettet. Andere behaupten auf dem Schiff spuke es. Gerüchte über Geister kursieren in den Tavernen, und solche über Wahnsinn, der die Besatzung von Zeit zu Zeit überkommt. In fremden Zungen würde gesprochen. Und in den Wänden seine die Seelen all derer gefangen, welche der ARRU MYEL Böses wollten. Man sagt die Gevattern könnten Gedanken lesen. Sie mordeten mit finsterer Magie. Und dass man besser kein Blut an Deck der ARRU MYELK vergösse. Teile davon sind wahr, andere entstellt oder verkürzt und das allermeiste ist falsch, verbreitet aus Unwissenheit oder Furcht oder gar Bosheit. Wahr ist es, dass die Gevattern mit den Ihren von Geist zu Geist sprechen und wahr ist, dass der Wahnsinn denen droht, welche sie hintergehen oder gar Gefahr sind für die ARRU MYELK. Du fragst dich, wie dies von Statten geht ? Ob auch ich ...? Du nickst. Ja Liebster, auch ich kann . Ich höre und spreche mit den Gevattern. Bin verbunden und gebunden an die Gevattern und die ARRU MYELK- wenn ich es will. Entsetzen in deinen Augen ? Fürchte nicht um mich. Ich bin eine Gewährsfrau der Gevattern. Ich nahm deren Angebot an, aus freien Willen und freudigen Herzens, und es reuet mich nicht. Was ich geben musste ? Du ahnst es schon Liebster, fürchtest es gar. Ein solcher Bund kann, ja muss mit Blut besiegelt werden ! Vergossen auf der ARRU MYELK verband es mich mit dieser , verband mich mit den Gevattern, öffnete ihnen meinen Geist und deren mir. Was ich dafür bekam ? Warum ? Nicht des Goldes wegen oder der Anerkennung oder einer hohen Stellung, obwohl ich all das eingetroffen ist. Ich tat es aus Neugier...“ Ein Schmunzeln umspielt ihre vollen Lippen. Abgelöst von einem schmerzlich anmutenden Verziehen des Gesichtes . „... und aus Furcht. Ja aus Angst. Angst vor dem Tod. Hast du dich jemals gefragt, was nach dem Tod kommt ? Ob dieser das Ende ist ? Hier glaubt man, dass die Seelen der Verstorbenen von Anur ins Totenreich geleitet werden. Und doch kreuzen Flotten von Totenschiffen, bemannt
von Toten die See um Allor. Ich... ich muss nicht mehr glauben. Ich weiß jetzt was mit mir, mit meiner Seele geschieht, wenn der Tag kommt. Denn dies ist das wahre Angebot der Gevattern, das Angebot dass nur wenige kennen und noch weniger erhalten. Vergisst du dein Blut auf der ARRU MYELK, bindest du dich, deine Seele für immerdar an das Schiff. Solange die ARRU MYELK ist, bist auch du ! Das Gerücht ist wahr. Die blutrot Schemen welche die Wände der ARRU MYELK durchziehen sind tatsächlich die gebundenen Seelen der längst vergangenen Gevattern. Und wenn sie wollen, dann reden sie mit den Lebenden dort, sehen durch deren Augen, haben weiter Teil am Leben. Umgekehrt gewinnt die Besatzung, das Volk der ARRU MYELK durch das Wissen, die Erfahrungen der Toten, der gebundenen Geister. ARRU MYELK . Zwei Worte. Zwei Worte aus einer uralten Sprache. Nur Zwei. Doch die Bedeutung. ARUU, der Hort. MYELK, die Seelen. Und genau das ist dieses Schiff. Eine Heimat, ein Hort , ein Anker. Sogar die Seelen der früheren Feinde sind jetzt eins. Sind jetzt Gevattern. Ich wollte, du könntest ...“ Ein Räuspern. Die Stimme versagt. Offene Arme. Festhalten. Liebe. Keine Zweifel.
SILBERTRÄUME Störsjon, Spätherbst 435
Leijf Karsson stand an der Spitze der Menge der Bewohner von Störsjon, die jubelnd das Schiff aus Abernalon begrüßten. Endlich waren die lang erwarteten Prospektoren eingetroffen. Der Andrang Freiwilliger zur Auswahl für die Hilfstrupps bei der Minensuche und -Ausbeutung war groß gewesen, obwohl in Störsjon derzeit nicht genügend Barmittel zur Rekrutierung vorhanden sind. Doch die Aussicht auf Silber, und alles was sich daraus entwickeln mochte, schien vielen hier Ansporn genug, ganz zu schweigen vom Ruhm der Wiederentdecker ..… Routiniert fingen die Hafenarbeiter die zugeworfenen Taue auf und belegten sie an den Pollern. Fast gleichzeitig zurrten die Matrosen ihr Ende an Bord fest und zogen damit das Schiff noch etwas näher an den Kai, bevor sie die Stelling herüberschoben und festmachten. Zunächst überquerte ein Seewächter den Steg und sicherte ihn landseitig, bevor die bereits wartenden Passagiere das Schiff verliessen. Nacheinander gingen nun gemessenen Schritts drei in die dunkelgrauen Reisemäntel eines offiziellen Abgesandten des Bundes der Dunkelheit gekleidete Gestalten an Land und verneigten sich kurz und nicht allzu tief vor Leijf Karsson, gefolgt von einem nur auf den ersten Blick jugendlich wirkenden Mann im mit regenbogenfarbenen Borten abgesetzten formellen Weiß des Hauses der Magie. Ihnen folgten eine ganze Reihe
Bediensteter in der Livree des Bundes (hellgrau mit dunkelgrauen Akzenten, großen schwarzen Zierknöpfen aus Horn und ebenso schwarzen, mit Werkzeughaltern besetzten Lederschärpen), die einige Truhen unterschiedlicher Größe an Land schleppten, alle mit aufwändigen Beschlägen und Schließvorrichtungen versehen. Der in die dunkelste Robe gekleidete Abgesandte warf einen kurzen Blick zur Seite, begutachtete die Entladung und nickte befriedigt, bevor er sich an Leijf Karsson wandte: „Meister Karsson, nehme ich an? Ich bin Tiefenmeister Soradirionan. Ich habe die Ehre, vom Gildenrat zum Boten der Finsternis für diese Expedition berufen worden zu sein. Darf ich vorstellen“, er wies auf den Robenträger zu seiner linken Seite, dessen Gewand eine Schattierung heller ausfiel, „Maestre logistoi i cameri Tarafinion und“ - er wandte sich nach rechts - „Maestre prospectori Abalikonan.“ Die Robe Abalikonans war als einzige nicht komplett grau, sondern an den Ärmeln und am Kragen himmelsblau paspelliert. „Uns begleitet zudem Magister Tar Kol Kamarodin des Hauses der Magie, der gemeinsam mit Maestre Tarafinion unsere Archive nach Hinweisen auf die genaue Lage der alten Minen durchforscht hat.“ Tar Kol Kamarodin lächelte bei seiner förmlichen Vorstellung leicht entschuldigend und verbeugte sich formvollendet. „Wir würden gern umgehend unser Quartier beziehen, unsere Geräte auspacken und zusammensetzen sowie nach der Seereise gegebenenfalls neu eichen. Morgen früh stehen wir Euch dann für eine erste Lagebesprechung und die Planung unseres weiteren Vorgehens zur Verfügung“, fuhr Soradirionan fort, und hängte quasi als Nachgedanken noch ein „Euer Einverständnis vorausgesetzt“ an. Leijf Karsson war nicht schlecht erstaunt über diese in seinen Augen zunächst eher merkwürdig erscheinende Gesandtschaft. Hätte Soradirionan sich nicht zuerst als Tiefenmeister vorgestellt, so wäre er vom "Boten der Finsternis" nicht nur über die Maßen überrascht gewesen, sondern hätte darauf vielleicht sogar unangemessen reagiert. Auch nachdem die Art der Vorstellung seine Zweifel über die Art der Dunkelheit, die hier gemeint war, erstmal ausgeräumt hatten, fühlte er sich etwas verstört und zudem außerordentlich bemüht, sich dieses nicht anmerken zu lassen. Mit Aufbietung all seiner Selbstbeherrschung gelang ihm schließlich eine höfliche Begrüßung der Gäste: "Im Namen der Herrin Dir-agok heiße ich Euch herzlich auf Störsjon willkommen. Ich bin Leijf Karsson und habe die Ehre, von der Herrin mit der Verwaltung von Störsjon beauftragt zu sein. Es freut mich sehr, Eure Gesandtschaft hier begrüßen zu dürfen. Lasst mich bitte fragen, ob Ihr für den Transport der Geräte Unterstützung benötigt. Einige Ochsenkarren könnte ich ohne weiteres bereitstellen lassen. Ansonsten bitte ich Euch, mir zu der für Euch vorbereiteten Unterkunft zu folgen."
Während Leijf noch abwartete, ob die Ochsenkarren benötigt würden oder nicht, vielleicht durften so hochsensible Geräte nach einer beschwerlichen Seefahrt ja auch nicht noch zusätzlich dem Gerumpel eines Karrenwegs ausgesetzt werden, winkte er Korsjan Menten heran, der in den letzten Monden die Aufgaben eines Adjudanten übernommen hatte. In wenigen Sätzen in gedämpfter Lautstärke gab er ihm Anweisung, die vorbereiteten Quartiere um eine Stufe aufzuwerten, denn diesen Abgesandten, die sogar einen Magier dabei hatten, würden die einfachen Gästequartiere innerhalb der Burgmauern nicht gerecht werden. Er war froh, sich darauf verlassen zu können, dass Korsjan die Aufgabe zuverlässig erledigen würde, ohne dass man ihm alles haarklein erklären musste. Nachdem Korsjan in die Burganlage (sie Garnison zu nennen, würde ihr nicht mehr wirklich gerecht werden, auch wenn es vielleicht noch keine richtige Burg war) vorausgeeilt war, wandte sich Leijf wieder den Gästen zu: "Würdet Ihr mir die Ehre erweisen, heute zum Abendessen meine Gäste zu sein? Selbstverständlich kann die Lagebesprechung bis morgen früh warten. Doch würde ich meine verehrten Gäste gern näher kennenlernen, zumal ich zugeben muss, mit den Gepflogenheiten der Gilden von Danamere gänzlich unvertraut zu sein, wobei es mir schwerfällt, meine Neugier zu verbergen. Vielleicht kann ich Euch im Austausch das ein oder andere Interessante über Störsjon, Malkuth, die Herrin Dir-agok oder gar über ihre ferne Heimat berichten. Es würde mich sehr freuen, wenn Ihr meine Einladung annehmen wolltet". „Gerne nehmen wir Eure Einladung an, sobald wir uns frisch gemacht haben“, erwiderte Soradirionan. „Wenn Ihr einen Karren bereitstellen könntet, wäre das sehr angenehm – einer reicht allerdings aus. Um das Beladen können sich unsere Tiruti kümmern“, mit ausholender Geste verwies er auf die Bediensteten in Livree. „Wir sind im Übrigen vollständig – Niedermeister Bracrlarr und seine Mannschaft werden erst mit einem späteren Schiff folgen, sobald wir die Stelle für eine erste Probegrabung festgelegt haben. Somit steht einem Aufbruch nichts mehr im Wege.“ Er nickte Leijf aufmunternd zu. Während der Prozession zur Burg wurde nicht viel gesprochen. Die Gäste sahen sich zwar aufmerksam um und nahmen die vielen Baustellen in der aufblühenden Stadt zur Kenntnis, stellten aber kaum Fragen und gaben keinerlei Kommentare ab. Lediglich Magister Tar Kol Kamarodin wirkte etwas lockerer, lächelte häufig und nickte gelegentlich anerkennend. Davon bekam der mit Soradirionan voraus gehende Leijf aber kaum etwas mit, da Kamarodin die Schlußposition der kleinen Gruppe eingenommen hatte.
In der Burg angekommen, machten sich alle Gäste gleich daran, ihre Quartiere in Beschlag zu nehmen. Zum Abendessen hatten alle ihre Gewänder gewechselt. Die Festroben der Besucher waren allerdings – immer mit Ausnahme des Mag. Kamarodin – genauso dunkel und gedeckt wie ihre
Reisekleidung, wenn auch deutlich aufwändiger in Schnitt und Material. Lediglich die silbernen Borten stachen heraus, die bei jedem der Besucher etwas anders ausgeführt waren. Kamarodin dagegen trug einen leichten weißen Umhang mit regenbogenfarbenen Stickereien über einer rot und blau gemusterten Tunika, darunter blaue, mit Flicken aus ebenso gefärbtem, weichem Leder besetzte Beinkleider aus einem Gewebe, das nicht ganz nach Segel- und nicht ganz nach Wolltuch aussah. Der Wechsel der Kleider hatte aber bei Soradirionans Leuten zu keinem Wechsel der Attitüde geführt – die war weiterhin steif und unnahbar. Leijfs Fragen beantwortete in der Regel Soradirionan höchstselbst, seine Untergebenen machten nur dann das Maul auf, wenn er ihnen mit einem Wink das Wort erteilte. Und die Antworten waren entweder äußerst knapp oder aber äußerst langatmig, wobei Leijf nicht feststellen konnte, welche Art von Frage nun welche Art von Antwort auslöste. Der Informationsgehalt war jedoch jeweils ähnlich gering. „Nun, der Bund der Dunkelheit ist nicht eigentlich eine Gilde, obschon einem Außenstehenden die Funktion ähnlich erscheinen mag. Gegründet wurde der Bund als Bruderschaft derer, die der Tiefe und der Finsternis ihre Schätze entreißen, der Bergmeister und Bergräte, Muter, Bergknappen und Grubenzimmerer, der Ingenieure und Tiefbaumeister. Heute betreiben wir eigene Ordensschulen, die nicht nur die Ausbildung, sondern auch vielerlei Forschungsarbeiten übernehmen, wir unterhalten neben Zechen, Pochwerken und Schmelzhütten auch Bergretter und eigene Hospitale, alles finanziert aus den Erträgen dedizierter Kuxe. Unsere Tiruti - ihr würdet vielleicht Lehrlinge sagen schwören ihren Meistern und durch sie dem Bund ihre ganze Treue; wer als Knappe oder Geselle aufgenommen wird, leistet seine Gelübde gegenüber seiner Kuxbruderschaft, die ihn lebenslang binden, die Geheimnisse des Ordens zu bewahren und zu mehren. So sind wir weit mehr als eine Gilde, wir sind eine Bruderschaft des Geistes, der Herzen und der Hände.“ So oder so ähnlich lauteten seine Ergüsse, und er wiederholte sich häufig in leicht abgewandelten Formulierungen…
Nach dem Essen erhob er sich würdevoll, verneigte sich und verließ den Speisesaal in Richtung seines Quartiers, nicht ohne zuvor Tarafinion und Abalikonan mit stummen Blick aufgefordert zu haben, es ihm gleich zu tun. Tarafinion folgte sogleich seinem Beispiel, allein Abalikonan brachte noch ein verlegenes Lächeln und ein „Bitte entschuldigt, aber es ist noch so viel zu tun…“ heraus. Leijf blieb mit Kamarodin zurück, der wie in Verzweiflung kurz sein Gesicht in den mit den Ellbogen auf dem Tisch aufgestützen Händen verbarg, den Kopf dann wieder hob, traurig lächelte und leise und eindringlich bat: „Bitte entschuldigt das Euch vielleicht etwas seltsam erscheinende Verhalten meiner Reisegefährten. Soradirionan ist ein Tiefenmeister der
alten Schule, in seinen Sitten äußerst konservativ und standesbewusst. Er ist in seinem Fach sicher einer der fähigsten und als Gelehrter Meister für den Rat designiert, aber ihm fehlt leider jedes Verständnis für die Sitten anderer Völker, zumal er noch nie zuvor aus Danamère heraus gekommen ist. Ihr könnt mir glauben, es war für mich keine einfache Überfahrt. Tarafinion und Abalikonan sind privat weit offener, ja haben sogar Sinn für Humor, doch stehen unter seinem Befehl.“ Sofort wurde die Stimmung am Tisch unwillkürlich (?) entspannter. „Ich denke, Ihr hattet viele Fragen, die heute abend nicht wirklich beantwortet wurden. Stellt sie nun neu – und ich will tun, was ich kann, um Eure Neugier zu befriedigen. Zum Ersten: Danamére ist ohne Götter, da auf Groß-Danamére, der Zentralinsel des Reiches, die Götter über keinerlei Macht verfügen. Doch wie es scheint, kann der Mensch nicht ganz ohne Religion sein – oder wenigstens nicht ohne religiös anmutende Rituale. Allerdings spielen die Danameris gern etwas mit den üblichen Einordnungen und Benennungen. In diesem Sinne wurde wohl auch der Name „Bund der Dunkelheit“ für die Gilde der Bergleute ganz bewusst gewählt. Soradirionan hat allerdings damit recht gehabt, dass der Bund eine darüber hinaus gehende Sonderrolle in Anspruch nimmt. Er hat sich eine Struktur gegeben, die sich mehr an einen religiösen Orden als an eine Handwerksgilde anlehnt, bis hin zu gewissen Gelübden. Zugleich umfasst er aber nicht nur ein deutlich breiteres Spektrum an Kenntnissen und Tätigkeiten als die meisten anderen Gilden, er steht auch in enger Beziehung zu dem, was häufig als das Herz danamerischer Identität und Tradition betrachtet wird – was ihm wiederum nicht nur beträchtlichen politischen Einfluß, sondern auch großen Reichtum verleiht. Und dieser wiederum ermöglicht ihm, neben Forschunginstitutionen auch klosterähnliche Ordensschulen zu unterhalten. Andere Gilden sind da weit weniger exklusiv und abgehoben. Doch Ihr werdet nun mit Soradirionan zurecht kommen müssen. Keine Sorge – wenn Ihr ihn nur machen lasst und ihm keine Steine in den Weg legt, wird er seine Aufgabe höchst effizient bewältigen. Der Plan ist, dass die drei die nächsten Wochen im Hochland diejenigen Stellen aufsuchen, die nach Tarafinions Recherchen für den Standort der Mine in Frage kommen. Meine eigenen Recherchen weisen auf das Bergland hin, doch Tarafinion hat vor, systematisch vorzugehen und sich langsam Stück für Stück dorthin vorzuarbeiten. Was durchaus einiges für sich hat. Genauer gesagt wird vor allem Abalikonan als erfahrenster und oberster Prospektor des Ordens die von Tarafinion identifizierten wahrscheinlichsten Plätze untersuchen, während die anderen die Umgebung nach Hinweisen absuchen. Sobald Abalikonan dann Proben beibringt, wird es meine Aufgabe sein, diese gemeinsam mit Soradirionan zu testen. Erst wenn wir des Standorts sicher sind, wird die eigentliche Bergbaumannschaft unter Bracrlarr anrücken.“
Leijf und sein Gefolge zeigten sich erfreut über die Informationen über den Bund der Dunkelheit. Zum einen ließen sie keinen Zweifel an der Kompetenz der Gesandtschaft offen, zum anderen war Leijf eher ein Freund des Gründlichen, als des Wahrscheinlichen. Er würde die Steifheit der "Dunklen" in Kauf nehmen, wenn sie dafür die Silbermine bald aufspüren. Nachdem nun auch die Gesellschaft etwas lockerer geworden war, kam Leijf auch gern seinem Versprechen nach, etwas mehr über die Gepflogen- und Gegebenheiten Störsjons und über die Herrin Dir-agok preiszugeben, wohl wissend (oder hoffend), dass der Magister diese Informationen mit den anderen Gesandten teilen würde. "Malkuth pflegt seit jeher eine eigene Tradition des Bergbaus", begann Leijf zu erläutern, "wenn auch weit weniger formell organisiert als in Danamére. Da Malkuther in erster Linie Seefahrer sind, schätzen viele den Adlergott Dondra sehr hoch, denn SEIN ist die See. Doch je verbundener der Erde, also hauptsächlich Bergbaufamilien, wird der Gott verehrt, der unserem Reich einst den Namen gab: Malkh, der Erdgott. Stellt Euch unsere Überraschung vor, als von unserem höchsten Berge herab, vom Aakonsbjörk, eine Fremde zu uns kam, die eben jenem Malkh huldigt, auch wenn sie IHN Kerbatu nennt. Beide Namen scheinen indes den Schütterer zu meinen, der auch Borgon genannt wird. Vielleicht habt Ihr es besser, ohne gottgebundene Religion, denn so gibt es auch keine Verwirrung ob IHRER Namen. Malkh, Kerbatu, Borgon - ER jedenfalls beherrscht die Kraft der Erde. Diese Kraft ist stark in dieser Fremden, die vom Aakonsbjörk herabkam. Es war ein Segen für Störsjon, und wie wir hören, auch für viele andere Teile Malkuths, dass sie die Führung übernommen hat. Trotz ihrer Jugend ist Dir-agok eine wahre Herrin. Es entginge Euch viel, wenn Ihr sie nicht persönlich kennenlernen könntet. Doch es mag sein, dass sie uns während der Dauer Eurer Expedition mit ihrer Anwesenheit beehrt. Sie kam übrigens aus einem fernen Land auf dem Gorganischen Kontinent. Es nennt sich Tarn-A-tuuk, und ist fast vollkomen im Gebirge gelegen. Sie haben einige Minen dort, sogar einen Bergbauminister. Stellt Euch ihre Verblüffung vor, als sie zum ersten Mal Schiffe gesehen hat ..." und so schwadronierte Leijf noch eine Weile über die Herrin und ihre Heimat. Dass er dabei oft sprunghaft von einem Thema aufs andere (und wieder zurück) kam, mochte seiner immer noch ungebrochenen Faszination über die Macht der Fremden geschuldet sein. Vielleicht war es aber auch pure Berechnung? Da er ansonsten jemand zu sein schien, der seine Aufgaben wunderbar im Griff hatte, schien letztere Vermutung zumindest nicht zu weit hergeholt. Doch Tar Kol Kamarodin wäre nicht seines Zeichens Magister geworden, ohne Informationen ordnen zu können, die in scheinbar zusammenhanglosen Versatzstücken präsentiert wurden. So formte sich allmählich ein Bild von der fremden Herrin, und in der Tat würde er es bedauern, sie nicht persönlich kennenlernen zu können.
Aufgrund der doch ausführlicheren Informationen von Magister Kamarodin über das geplante Vorgehen von Soradirionan verlief die Lagebesprechung am nächsten Morgen recht zielstrebig und produktiv. Leijf hatte aus den Freiwilligen bereits einen zuverlässigen Trupp an Pfadfindern, Jägern und Boten zusammengestellt, die Soradirionan, Tarafinion und Abalikonan ins Hochland (und ggf. weiter ins Bergland) begleiten sollten. Pert Kaulson, der Erfahrenste unter den Störsjoner Freiwilligen, der außerdem selbst aus dem Hochland stammte, aber auch sehr vertraut mit dem Bergland zu Füßen des Aakonsbjörk war, wurde als Anführer dieser Eskorte ausgewählt. Natürlich würde Soradirionan, so unnahbar er sich auch geben mochte, die Hilfe ortskundiger Führer zu schätzen wissen, die nicht nur das Gelände kannten, sondern auch seine Gefahren. Schließlich sind die Höhenlagen Störsjons zum großen Teil Wildnis, je höher, desto wilder. Und natürlich wurden genügend Botengänger gebraucht, um Leijf über die Fortschritte der Minensuche auf dem Laufenden zu halten. (Natürlich konnte man auch unmöglich vollkommen Fremde ohne Beobachtung durch Störsjon streifen lassen, auch wenn dieser Gedanke nie offen ausgesprochen wurde). So stand also einem Aufbruch der Expedition nichts mehr im Wege ... ***
Wenige Tage später erfuhr Leijf von der Flotte mit Mineuren aus Dojadan, die nach Störsjon unterwegs war. Sie würden wahrscheinlich etwa gleichzeitig mit Niedermeister Bracrlarr eintreffen, so dass dann die Mine endlich effizient ausgebeutet werden könnte, zum Vorteil von Störsjon, der Herrin Dir-agok, Malkuth im Allgemeinen und natürlich nicht zuletzt auch der Danaméri.
Zitate aus GanuDia Gir 1: Sieht aus wie echt... ist das echt? Gir 2: Nee, ist gemacht. Gir 1: Ach so... Sieht aus wie gemacht.
UNTER WASSER An der Spitze wird die Luft dünn. Er hätte lachen mögen, ein bitteres Lachen, aber das wäre keine gute Idee gewesen. Die Luft war nicht nur dünn, sie war überhaupt nicht vorhanden und außerdem war es kalt, kälter als Eis und mit Eis kannte er sich aus. Ja, Eis war kalt. Aber letztlich bestand Manatao aus Eis und er war Eiswerker. Eis jedoch berührte man mit den Füßen. Oder den Händen. Wasser, in dem man tauchte oder vielmehr hockte, berührte den ganzen Körper. Deshalb war Wasser an der Gefriergrenze einfach nur furchtbar. Eis war ein ehrlicher Werkstoff. Dieses Wasserbecken, vielmehr diese Wasserhöhle war gemeingefährlich. Nichts gegen das Becken an sich. Es war aus Eis, angeblich einer natürlichen Unterwasserhöhle nachempfunden, mit Sitzplätzen und einer in die Decke eingepassten Halterung, an die man Dinge hängen konnte. Bestimmt eine seiner besten Arbeiten, genau wie gewünscht, mit nur ganz wenigen kleinen Nachbesserungen. Nur sollte ein Becken gar keine Decke haben. Und man sollte das, was man darin zu erledigen hatte, von außen erledigen, mit den Händen, etwa Reinigung eines Fisches oder mit einem Werkzeug, wie das Nässen einer Stoffbahn, um diese dann, im Wind gefrierend, in eine gewünschte Form zu bringen. Er saß aber nun in einer verdammten, von ihm selbst gebauten Höhle, die man schon vor langem geflutet hatte und in der Popelio mit ein paar alten und neuen Freunden Versuche mit Licht durchführte. Ja, Licht war nötig, einen Winter in Manatao ohne Licht wollte niemand verbringen. Aber doch nicht unter Wasser - das konnte keiner wollen, der einen Gur von einem Schneesturm unterscheiden konnte! Noch dazu war er eingezwängt, fast schon eingenäht in ein Robbenfell mit einer seltsamen... war da etwas? Ein Schimmer schien von dort auszugehen, wo die Höhlendecke war, genauer konnte er es nicht erkennen. Oder täuschte er sich? Dieses Robbenfell jedenfalls, mit Tran auf beiden Seiten übermäßig beschmiert, war zwar der Grund, warum er noch nicht erfroren war, aber es klemmte überall und stank wie die Leiche eines im Herbst verloren gegangenen Tauren, den man an Mittsommer nur aufgrund des Geruches wiederfand. Der Schimmer wurde heller, leicht gelblich und er sah Bewegungen schräg neben sich. Die Laterne funktionierte also. Es war offenbar dieser Elcetsche Druide, der da irgendwelche wirren Gesten machte, vielleicht feierte man so im Ophis. Ihm gegenüber saß Serkes, von dem er gehört hatte, dass er ein gemütliches heißes Bad zu schätzen wusste. Warum hatte der sich nicht gedrückt, das wäre in seiner Position doch möglich gewesen? Er bewegte sich nicht. Entweder er war erfroren oder er hatte sich magisch geschützt und war eingeschlafen. Ihm selbst stand die zweite Möglichkeit nicht offen. Magie lag ihm eigentlich nicht. Dieser Trick, ohne Luft
atmen zu können, ohne zu ersticken, konnte nicht von den Göttern gewollt sein. Die Magier hatten ihm erklärt, wie das funktionierte - irgendwie war doch Luft im Spiel, die von außen in sein Mundstück übertragen wurde - aber er wollte das alles gar nicht wissen. Das Licht wurde noch heller und erleuchtete nun schemenhaft die gesamte Höhle. Das ähnelte tatsächlich einem Sonnenaufgang. Respekt, sie hatten es geschafft. Nur leider wurde die Höhle nicht wärmer - diese Funktion der echten Sonne hätten sie wirklich dazuerfinden müssen. Er wandte sich um zu dem Magister aus dem fernen Danamére, der erst ziemlich spät dazu gestoßen war. Er schien auf die Lichtquelle zu starren; vermutlich, weil er irgendein wichtiges Teil davon gebaut hatte. Zu sehen gab es an Gerätschaften da aber nichts. Man sah nur Licht und das war allmählich von einer Stärke, die man am hellsten Punkt nicht mehr gut ertrug. Dort, in der Mitte spielte es jetzt ins Rotgelbe, das nach den Seiten auslief. Es war völlig merkwürdig, diese Farben vor der Eishöhle zu sehen. Deren Wände waren allerdings blau gefärbt worden und das Trugbild wurde, je heller es wurde, immer besser. Es sah nicht ganz aus wie Himmel, wenn man genau hinsah - aber fast. Diese seltsamen Metallringe, die man mit irgendeinem Stoff fest und wasserdicht auf das Robbenfell geklebt hatte und die feinst geschliffenen Eisplättchen am Ende der Ringe, gerade so weit vom Auge entfernt, dass das Eis nicht schmolz - man konnte tatsächlich hindurchsehen, man konnte richtig sehen. Serkes war aufgewacht und paddelte durch das Wasser und auch die anderen kamen in Bewegung. Da war eine Ger zwischen all den Männern, die wie er auch keine Magierin war, er erkannte sie an ihren Augen diese Eisplättchen waren wirklich gut! Sie war als Leiterin für die Bemalung zuständig gewesen, dieser Auftrag war vermutlich die Spitze ihrer beruflichen Laufbahn wie auch seiner als Leiter der Eiswerkerei (wer hatte das noch einmal behauptet?) und so hatte sie die Ehre erhalten, für diese Veranstaltung in eine Robbe verswandelt zu werden, so wie er. Bloß fror sie als Ger nicht so wie er. Das Licht wurde immer strahlender und inzwischen sah es wirklich aus wie heller Morgen. Er hatte immer an dem gezweifelt, was hier geschah (doch die Bezahlung war gut), wenn man aber in Betracht zog, dass die Kunden, für die das Licht bestimmt war, gerne in solchen Höhlen wohnten, dann war dieser Apparat unbezahlbar. Die Feier hier würde bis zum Untergang der künstlichen Sonne weitergehen. Er hatte eigentlich vorgehabt, sich von der Scholle zu machen, sobald er den Ausgang erkennen konnte, aber ein bisschen wollte er jetzt doch noch durchhalten. Vielleicht sogar, bis er pinkeln musste. Ließ sich das eigentlich auch magisch vermeiden?
Zitate aus GanuDia Es ist saukalt in dem Becken, aber wir haben zum Putzen Licht!
(Der Leiter der Gur-Reinigungskolonne)
ENDE UND ANFANG Keiner wusste es. Nicht die Waldbauern und Jäger des Traumwaldes. Nicht das Volk von Mjallten. Nicht die Gelehrten des Reiches Malkuth. Es gab keine Aufzeichnungen, nirgendwo. Nicht einmal die Große Bibliothek von Kartiena gab Aufschluss über diesen sonderbaren, verwunschenen oder verfluchten Tempel. Keine Sagen oder Legenden kündeten, wer dies Bauwerk errichtet und wann. Gewiss, Geschichten und Gerüchte über das einst prächtige Yss und dessen Fall waren im Volk weit verbreitet. Doch erst die jüngsten Tage hatten wahrhafte Erkenntnisse gebracht. Manches schien nun klar. Anderes fragwürdiger als je zuvor. Sicher war nur, dass einem Erkunderheer unter der Führung von Magnus Njallsen, König Malkuths, und Ragnar Fanson, Reichshohepriester des Donnerers, gelungen war, den verwunschenen Wald zu betreten und sich den Weg in dessen Innerstes zu bahnen. Will man den Aussagen der beteiligten Waldläufer, Schwertträger und Priester des Donnerers glauben, wurde dabei der den Geist verwirrende Einfluss mit Hilfe von festem Glauben und Mut bezwungen. Eine andere Version besagt aber, dass der übermäßige Genuss von Vergorenem die bei Weitem größere Rolle spielte. Wahr ist jedenfalls, dass die malkuther Mannen (ob jetzt trunken oder nüchtern) den Wald unter Opfern durchquerten und schließlich ein riesiges Trümmerfeld betraten, welches einst wohl eine gar große und prächtige Stadt gewesen sein muss. Das legendäre Yss? Dafür sprach, dass man inmitten der Ruinen einen großen Tempel fand, welcher dem Zierwerk nach eindeutig dem Donnerer geweiht war. Von dorten barg Ragnar selbst das Ei von Yss. Eine prächtige Monstranz aus Gold und Silber und manch edlem Stein, geschützt und bewahrt von Magie (oder dem Gotte selbst). Wie jederman in Malkuth und besonders dem Volk von Mjallten bekannt, entschlüpfte besagtem Ei die weithin verehrte Riesenaarin. Ragnars Ziehtochter. Die Wellengeschlüpfte. Für das einfache Volk ein Symbol für die Macht und Größe des Donnerers. Ein Zeichen für das Wohlergehen Malkuths. Für die Priesterschaft von Dondraborg jedoch waren die Zeichen nicht so eindeutig, im Gegenteil! Was man in der innersten Kammer des Tempels fand, waren Gravuren, Reliefs, Zierwerk aller Art. Sturmwolken, Blitze, Aare – alles Hinweise auf den Donnerer. Doch wem waren Delphine, Wellen und Wogen zuzuordnen? Dem verfluchten Gott, dem Gefangenen in der Wüste? Mannanaun vom Chaos? Wie war das zu deuten? Und nun – im Jahre 435 nach Pondaron? Die Strömungen in den malkuther Gewässern durcheinander, umgekehrt. Zahllose Flotten um die eigenen Lande. Warnungen der Weisen. Unsicherheit überall.
Schließlich die Botschaft der Gevattern. Klarheit! Sie kommen. Niun, Wanderer der See. Die Arru Myelk, glückhaftes Schiff, fluchwürdiges. Ein schwimmendes Land, namenlos? Sie kommen alle. Sie sind da. Da, zu wecken den uralten Tempel, zu weihen dem gebannten Gott. Zu wecken dessen Kraft. Zu befreien ihn selbst? Mannanaun, Nebcanaun, Argendor! Furcht, Neugier und Hoffnung hielten sich die Waage beim Volk von Mjallten. Man hatte die Warnung beachtet. Die Heimatflotte lag sturmfest vertäut im Hafen. Die Stadtwache hielt mit Hilfe der Priesterschaft Ruhe und Ordnung aufrecht. Die Verlautbarungen des Königs und des Hohepriesters trugen zur Beruhigung bei. Jederman wartete und hieß die Fremden willkommen. Jederman? Im Traumwald, inmitten des einstigen Yss, vor den Toren des Heiligtums, warteten die selbsternannten Krieger des so genannten Ordens der Schwinge Dondras auf den eingebildeten Feind. Warteten auf die mörderischen, menschenfressenden, blasphemischen Horden der Niun und die abscheulichen Gesandten der Arru Myelk. Welche man – so der Plan – gebührend, also mit Feuer und Schwert, zu empfangen gedachte. Jedoch der Ansturm der widerwärtigen Fremden kam nicht. Was kam war – ein Rinnsal, ein Flüsschen, kaum wahrnehmbar. Leise, still, bahnte das Wasser sich seinen Weg. Erst unbeachtet. Dann entdeckt und geprüft. Salzig. Das Wasser der See. Kroch den Hügel hinauf, über Stock und Stein und eilends errichtete Barrikaden hinweg. Langsam, sicher, unaufhaltsam hin zum Tempel, hinauf die Wände und Säulen. Nicht kümmerten all die Bemühungen, die Schwerthiebe, die geschwungenen Fackeln die Wasser. Vollkommen bedeckt, umschlossen, umflossen der Tempel, funkelnd und glitzernd im Sonnenschein. Ein Abbild der Wasser selbst. Aufgetürmt an Land. Und schließlich ein Sprühen wie von Gischt, ein Wogen, ein Abfließen der Wasser, zurück ins Meer. Mit sich, in sich, die Macht des uralten Tempels. Fortgetragen, heimgetragen, getragen zur Festen Welle zum neuen Tempel des gebannten Gottes. Wo sich die See selbst erhob, wo die Wasser sind. Der uralte Tempel inmitten des Waldes aber liegt nunmehr zerfallen. Und der Traumwald ist nur noch ein Wald. Und wo Yss war, bleiben nur Steine.
Zitate aus GanuDia Dieser kleine meerblaue Stein und die silbrigen Wendeln, die in hauchfeine, kaum sichtbare Zweiglein münden mit einem grünen Tropfen am Ende und das zauberische warme Licht über allem, das sich nur unmerklich wandelt durch lauter Sonnenfarben bis zum einem unbeschreiblichem tiefen Rot, für das wir hier in Manatao gar keine Worte haben...
(Hilfs-Gor, der an anderer Stelle vermutlich einen anderen Beruf hätte)
AUF DER WALZ Erfahrungen eines Schiffsbauergesellen an fernen Küsten Aufgeschrieben von Comersicapitano Kol Fer Barin-Sang
KAPITEL 11: ANKUNFT AUF GROSSDANAMÉRE (TEIL II) War der Hafen selbst noch voller Dunstschwaden gewesen (wie ich später erfuhr, nennen die Danameri dies Dul; sie unterscheiden angeblich an die zwei Dutzend verschiedene Arten des Nebels), so herrschte wenige hundert Schritt weiter schon der volle Sonnenschein dieses frühherbstlichen Tages, und es herrschte kurz nach Mittag reges Markttreiben in den Straßen des Darasconer Hafenbezirks. Unser Weg führte uns hindurch zwischen dem Fischmarkt, der linker Hand den typischen Meeresgeruch verbreitete, und dem Spezereien-Platz zur Rechten mit seinen unzähligen Buden und exotischeren Wohlgerüchen. Vor uns lag das Labyrinth, ein höher gelegener und ummauerter Bezirk zwischen Hafen und Innerer Stadt, wo Somendalion eine saubere Pension zu kennen angab. Wir hielten auf den Hohen Turm zu, der dem Hafen zugewandt aus den in etwa halbkreisförmig angelegten Außenmauern des Labyrinths hervorspringt. Gute hundert Schritte davor beginnt die Rampe, die zum Labyrinth hinaufführt, das oberhalb des Hafenbezirks, jedoch unterhalb der noch höher gelegenen Inneren Stadt auf einem Felsplateau errichtet wurde und den einzigen Zugang vom Hafen zu jener darstellt. Das ganze Panorama wirkt vom Hafen aus gesehen im Grunde recht düster und abweisend, was nicht zuletzt durch den dunklen, ständig feucht glänzenden Stein bewirkt wird, der den Großteil der Befestigungsmauern ausmacht. Die oberen Bereiche der Mauerkrone dagegen sind mit hellem Marmor ragoneser Provienz verkleidet – so erklärte mir Somendalion jedenfalls – und bilden dadurch einen beeindruckenden, fast schon heiteren Kontrast.
Am Inneren Golf bei Darascon
Führte die zum Labyrinth hinauf führende Rampe zunächst in gerader Linie auf die Basis des Hohen Turms zu, machte sie kurz vor den vor aus aufragenden Klippen, auf denen sich dieser erhebt, jedoch einen scharfen Schwenk nach links und folgte dem Halbkreis derselben Klippen in immer geringer werdendem Abstand weiter in die Höhe. Diese grob behauene Felswand besteht aus einem dunkelgrauen Gestein mit scharfen Bruchkanten und weißgrauen Einsprengseln, deren Oberkante nun ungefähr auf meiner
Augenhöhe lag. Doch dort begann nicht sogleich das Mauerwerk, wie ich von weitem zu erkennen geglaubt hatte, sondern unter diesem schien zunächst ein glänzendschwarzes, gleichwohl leicht durchscheinend wirkendes Material übergangslos aus dem Grundgestein empor zu wachsen, das einen glatten Wall von unregelmäßiger Höhe bildete, zwischen einem und vielleicht anderhalb Schritten hoch. Darauf erst sind die glattgeschnittenen Quader aus einem vergleichsweise gewöhnlich wirkenden, doch – wie schon beschrieben - scheinbar von einem feuchten Film überzogenen schwarzen Stein geschichtet, die die eigentliche Mauer bilden und sie auf eine Höhe von fast vier Schritten über der Felskante bringen, bevor darauf wiederum der vorkragende Wehrgang aufsitzt, der durch seine Marmor-Verkleidung so weithin hell strahlt und die allgemeine Düsterkeit des Ortes durchbricht. Ein Stück weiter wurde die Straße nun auch auf der Außenseite der Rampe zum Hafenviertel hin von Gebäuden eingefasst, die mit ihren – teils etwas ungepflegt wirkenden – Fachwerkfassaden einen seltsamen Gegensatz zur dunkelglänzenden Wehrmauer rechts von uns bildeten. Waren diese Fassaden zur steil ansteigenden Straßenseite hin nur ein oder zwei Stock hoch, überragte doch die zum Hafenbezirk weisende Rückwand die dortigen Gassen aufgrund des bereits erreichten Höhenunterschieds um ein Mehrfaches. Somendalion bedeutete mir, dass diese Häuser an der Rampe zumeist Schiffsleuten und Krämern gehörten, die sich ein Zubrot mit der Vermietung von Kammern in den unterhalb der Straße gelegenen Stockwerken an Durchreisende verdienten; auch einige Spelunken der einen oder anderen Art finden sich wohl dazwischen. Als wir schließlich vom Hohen Turm aus gerechnet recht genau einen Viertelkreis um die Mauern des Labyrinths herum hinaufgestiegen waren, kamen wir endlich zum Tor, das uns Einlaß in den Bezirk selbst gewährte. Hinter dem wenig beeindruckenden Durchgang ging es aber nicht geradeaus weiter, sondern wir traten auf eine belebte Querstraße hinaus, die entlang der Außenmauer verlief. Somendalion bedeutete mir, mich nach rechts zu wenden, also entgegengesetzt zur Richtung, in der sich die noch höheren Mauern der Inneren Stadt erhoben – der Weg nach links sei nur eine Sackgasse. Wir folgten nun ein Stück dem Verlauf der Befestigungsmauern des Labyrinths. Beidseits erhoben sich Häuser von Handwerkern und kleinen Händlern; linkerhand lehnten sie sich an die Außenmauern, rechterhand konnte ich durch schmale Lücken, kaum breit genug, dass sich ein Mann hätte seitwärts durchschieben können, gelegentlich einen Blick auf eine parallel verlaufende weitere Straße werfen. Der Abstand zu dieser Straße schien mir kaum breiter als der Weg selbst, auf dem wir gingen. So bot das Erdgeschoß der meisten Häuser kaum genug Platz für eine Werkstatt, in deren Hintergrund eine Treppe in die oberen Stockwerke führte; dafür waren die Gebäude langgestreckt genug, um neben dem Verkaufsraum noch einen Esel- oder Schweinestall und ein Doppeltor unterzubringen, hinter dem sich wohl ein Karren verbarg. Die oberen Stockwerke kragten jeweils über das
darunterliegende hinaus, je weiter wir in die Stadt hinein kamen, desto weiter, so dass der sichtbare Ausschnitt des Himmels immer kleiner wurde. So legten wir nun in der Gegenrichtung erneut nahezu einen Viertelkreis zurück. Kurz bevor wir aber wieder den Hohen Turm erreicht hatten, endete die Straße an der Kreuzung mit einer Querstraße; gegenüber erhob sich die Front eines massiven Gebäudes, das offenbar das Quartier der Stadtwache bildete. Wir wanden uns nach links und sogleich wieder nach rechts, wo wir unseren Weg in der parallel verlaufenden Straße fortsetzten. Dabei überquerten wir einen breiten schwarzen Streifen im Straßenpflaster, der dem Fundament der Stadtmauern ähnelte; auch viele Hausmauern wiesen einen ähnlichen schwarzen Streifen am Boden auf. Es wurde eine längere Wanderung: Wohl eine halbe Stunde folgten wir der Straße, die uns immer weiter im Bogen nach links führte. Bald wiesen nur noch die Häuser auf der rechten Seite Fenster, Läden und Türen auf, während sie sich links mit einer fast undurchbrochenen Mauer präsentierten; nur die überkragenden Stockwerke über uns zeigten gelegentlich ein kleines Fenster. Meist lag unser Weg im Schatten dieser überhängenden oberen Stockwerke, zwischen denen die Sonne kaum einmal sichtbar wurde; die Richtung der Schatten aber veränderte sich kontinuierlich, während wir die Straße entlang stapften. Immer mal wieder gab es auch eine kleine Lücke zwischen den Häusern, die aber oft an einer Mauer endete und nur selten einen schmalen Schlupf bot, wobei die wenigen Schritte in die nächste Straße nicht selten über ausgetretene Treppenstufen zunächst hoch und dann wieder abwärts zu führen schienen; doch wir ließen alle diese Durchgänge rechts liegen. Schließlich erreichten wir einen breiteren Durchbruch zur rechts von der unseren verlaufenden Straße: Zwischen zwei Häusern führte eine vielleicht sechs Schritt breite Straße zunächst zwei Schritte weit steil nach oben und dann drei oder vier Schritte weit etwas weniger steil wieder nach unten. Dort bogen wir erneut nach rechts ab, so dass wir nun entgegen unserer bisherigen Richtung gingen. Diese Straße verlief im Bogen nach rechts, und es waren hier die Häuser auf der rechten Seite, die im Erdgeschoss nur eine geschlossene Wand zeigten, während sich links kleine Werkstätten und Läden höchst unterschiedlicher Art und Ärmlichkeit befanden. Nach kaum mehr als hundert Schritt trafen wir auf eine weitere Straße, die links von unserer abbog und offenbar in einer Kehrtwende weiter zurück nach links führte; Somendalion passierte sie ohne zweiten Blick. Ein etwas massiveres Haus als sonst in dieser Straße zu finden war trennte sie von einer zweiten Abzweigung, ebenfalls nach links, aber dort wieder gleich nach rechts abknickend; Somendalion jedoch ging geradeaus weiter. Unsere Straße verengte sich stark und wand sich bald nur noch wenig mehr als zwei Schritt breit zwischen einer wohlgefügten Mauer rechts und einer wenig ansprechend wirkenden Kaschemme und Herberge links dahin, die von einem herunter gekommen Fachwerkbau abgelöst wurde; über unseren Köpfen berührten sich die überkragenden zweiten und dritten Stockwerke an einigen Stellen fast, und wir wanderten mitten am Tag in düsterem Dämmerlicht dahin. Schließlich endete die Gasse
an einem Tor in einer strahlend weiß verputzten Mauer. Somendalion betätigte einen in Messing gearbeiteten Türöffner in Gestalt eines doppelgesichtigen Löwenkopfes, und ein alter Mann in einer lottrigen Livree öffnete uns. Aus den folgenden Verhandlungen entnahm ich, dass dies wohl die Herberge war, von der Somendalion gesprochen hatte. Hinter der Tür führte eine enge Treppe über mehrere ebenso enge Absätze nach oben und uns in einen langen Gang im zweiten Stock, wo uns eine Tür geöffnet wurde. Dahinter fand sich ein Raum von vielleicht drei auf drei Schritt, erhellt von zwei hohen und schmalen Fenstern gegenüber der Tür, in dessen Mitte eine große Zinkwanne auf dem Boden stand, daneben ein kleiner Waschtisch. Auf beiden Seiten des Raums ging je eine weitere Tür ab. Nun wandte sich Somendalion mir zu: „Rechts oder links?“ Auf meinen verständnislosen Blick hin grinste er. „Willst Du die Kammer auf der linken oder rechten Seite?“ Mit diesen Worten durchquerte er in zwei schnellen Schritten den Raum und öffnete schwungvoll die Tür auf der rechten Seite. Dahinter befand sich eine helle, schmale Kammer; links ein Fenster, rechts ein ramponierter Schrank, hinter diesem ein Bett, das gut zwei Drittel der gesamten Raumbreite einnahm, so dass zwischen Fenster und Bett nicht mal ein halber Schritt Platz blieb. Ich zwängte mich zum Fenster durch und blickte hinaus auf eine lebhafte, nach den engen Gassen der letzten halben Stunde breit erscheinende Straße. Rechterhand, hinter den Wohlstand ausstrahlenden Geschäften auf der gegenüberliegenden Seite, erhob sich ein massiver, gedrungener Turm, sicher anderthalb Dutzend Schritt breit. „Der gehört zur Befestigung der Inneren Stadt“, erklärte Somendalion, der es irgendwie geschafft hatte, sich neben mich zu zwängen und mir über die Schulter zu spähen. „Wenn Du Dich weit genug aus dem Fenster lehnst, kannst Du rechts vielleicht sogar das Tor erkennen – aber wahrscheinlich fällst Du vorher aus dem Fenster, Du solltest es also nicht versuchen.“ Nachdem wir uns mit unserem Gepäck eingerichtet und eine kurze Ruhepause eingelegt hatten, führte mich Somendalion wieder die Stiegen hinunter. Zu ebener Erde befand sich direkt neben diesen noch ein kleiner Speiseraum, der aber verlassen war. „Diese Pension hat keine Lizenz zum Ausschank von Bier oder Wein, und auch nicht zur Bewirtung mit warmen Speisen außer solchen, die in einem einzigen Topf zubereitet werden“, erklärte mir Somendalion. „Daher öffnen sie die Küche nur morgens, es gibt dann je nach Wahl Brot, Butter, Käse, Pilzspeck, Honig, Brennmus oder gesalzenes und gepfeffertes Pilzpuree. Wir werden uns daher für heute abend eine gute Taverne suchen, einverstanden?“ Ich nickte stumm, und so verließen wir unsere Herberge wieder durch die gleich enge, gewundene Gasse, durch die wir gekommen waren. Bei der ersten Abzweigung jedoch wandten wir uns nach rechts und traten auf eine belebte Geschäftsstraße hinaus, von der bereits niedrig stehenden Abendsonne beleuchtet. Das bildete einen angenehmen Kontrast zu den meist von überhängenden Gebäuden beschatteten Straßen, die ich bisher gesehen hatte.
Leider hatten wir keine Möglichkeit, gemütlich im Sonnenschein dahinzuschlendern, denn die Mitte der Straße wurde von dicht an dicht in beide Richtungen verkehrenden Karren, Kutschen und Lasteseln beansprucht. Mir fiel allerdings auf, dass keine der Kutschen und keiner der Karren breiter als etwa anderthalb Schritt war. Hätten sie die Ausmaße gehabt, wie sie andernorts üblich sind, wären sie wohl in den engen Gassen der Vorstadt kaum mehr aneinander vorbei gekommen. Hier blieb aber so auf beiden Seiten noch ein breiter Streifen, der den Fußgängern vorbehalten und mit Holzbohlen (oder jedenfalls hielt ich es dafür) gepflastert war – leider aber meist im Schatten der oberen Stockwerke lag. Während wir so nebeneinander dahin gingen, wies mich Somendalion immer wieder auf besonders interessante Auslagen und Geschäfte hin. Da gab es feine Tuche, exotische Früchte, fremdländische Gewürze, importierte Weine, exquisit gearbeitete Reisetruhen, Glas, Tonwaren und Porzellan – und gleich zwei Werkzeugschmieden, die einige für mich recht eigenartig wirkende Werkzeuge ausstellten. Auf meine Frage erklärte Somendalion, diese seien für die Pilzzucht und -ernte gedacht. Schließlich endete unser Weg vor der Mauer zur Inneren Stadt. Eine Rampe führte zu den Doppelbögen des Stadttors und durch es hindurch weiter hinauf, jedoch weit weniger steil und lang als die, die wir vom Hafen hinauf ins Labyrinth gestiegen waren. Der Verkehr durch das Tor war rege, doch jeder Wagen und auch jeder Fußgänger wurde von Wachen angehalten und musste einen Passierschein vorweisen. Somendalion führte uns auf der anderen Straßenseite zurück zu einer Taverne ganz in der Nähe unserer Abzweigung. „Die Innere Stadt schauen wir uns dann morgen an“, meinte er lakonisch. Ich stutzte. „Brauchen wir dafür nicht dann solche Pässe?“ „Ja schon, die kosten aber nur einen Hexahex den Tag – nein halt, Du bist ja Ausländer, da musst Du zwei bezahlen.“ Diese Regelung erschien mir zwar seltsam, ich sagte aber nichts weiter dazu: In der Fremde gelten eben fremde Sitten. Die Taverne, die wir schließlich aufsuchten, war sehr gepflegt, das Publikum wohlbeseidet und offenbar auch fremdländischen Genüssen nicht abgeneigt. Neben einheimischen Gerichten, die vor allem auf Pilz- und Ziegenfleisch zu beruhen schienen, ergänzt durch frisch gegrillten Seefisch an Seetang, gab es auch allerlei Gerichte, die ich auf meinen Reisen kennengelernt hatte. Neugierig entschied ich mich schließlich für eine Taube Qassimer Art und stellte erstaunt fest, dass es tatsächlich fast genauso schmeckte, wie ich mich erinnerte, obschon da ja einige Gewürze dazu gehören, die selbst zu Qassim schwierig zu bekommen sind. Nur das Pilzbrot und der Seetangsalat an Pilzsahne dazu gaben dem ganzen eine etwas seltsame Note. Somendalion dagegen bestellte einen Schmortopf vom Ziegenlamm mit reichlich Chambo. Das wird, so erklärte er mir, aus den fleischigen Stielen eines speziellen Pilzes hergestellt, die in Starkbier eingelegt werden. Davor müsse aber der giftige und übelriechende Hut sorgfältig abgelöst werden. Nach vier Wochen sei die halluzinogene Wirkung vergangen und es bleibe ein pikant-scharfer Geschmack. Ich verzichtete auf die angebotene Geschmacksprobe.
Dazu gab es einen kräftigen Rotwein, der angeblich von Tronja importiert worden war. Sei dem, wie es wolle, jedenfalls schmeckte er nicht nur hervorragend, sondern verlieh uns auch die nötige Bettschwere. Auf dem Weg nach Hause stolperten wir einige Male, was Somendalion zum Anlaß nahm, lauthals über die schlechte Beleuchtung zu schimpfen. Tatsächlich führte das gelegentlich zu besserer Ausleuchtung, wenn in einem Stockwerk über uns das Licht anging und ebenso lauthals nach Ruhe verlangt wurde.
DIE BOTSCHAFT „Igitt!“ Nkhat Ħĕna zieht mit spitzen Fingern den Putzlumpen aus einer Ecke ihres Empfangszimmers, öffnet die Tür und wirft ihn in die Vorhalle. Einer ihrer Leute, der gerade einer Seitentür zustrebt, sieht sie erstaunt an. „Schaff das mal raus hier“, versetzt sie und riecht an ihren Fingern. Es ist ein säuerlicher Geruch, den sie nicht kennt und den sie auch nicht näher kennenlernen will - zum Putzen vermutlich hocheffektiv. Sie lässt ihren Blick durch die Vorhalle schweifen und das muntert sie wieder auf. Die Halle ist so, wie sie es gewünscht hat - groß und leer. Und wie das ganze Gebäude - groß und leer. Zwar hat sie sich ihr neues Heim auf der endlosen Schiffahrt immer wieder ausgemalt und ist immer zu anderen Bildern gekommen als zu diesem, aber wenn man Varr sieht, die Art zu bauen und wie Stadt und Hafen angelegt sind, muss sie zugeben: Das hier ist nahe am Optimum. Größe und Lage stimmen. Der Rest ist eine Frage von Zeit. Und Geld. Sie dreht sich um und betritt wieder das Empfangszimmer. Es ist der einzige bereits eingerichtete Raum, schon vor ihrer Ankunft bezugsfertig, aber nach den allgemeinen und ihren Maßgaben, im Stil der Stadt. Welchem Volk ihre zukünftigen Besucher auch immer angehö-
ren mögen, es werden Besucher oder Bewohner Varrs sein. Damit ist Varr der vorgegebene gemeinsame Bezugspunkt und deshalb verkörpert das Zimmer zunächst einmal Varr, eine etwas leblose Standardausführung von Varr. Um Leben, Details und die Tatsache, dass dies eine Botschaft Elcets ist, wird sie sich kümmern. Dafür ist sie ja da. Leben ist zunächst einmal das wichtigste. Was nutzt diese Botschaft, was nutzt ihre Anwesenheit hier, wenn zweimal im Jahr einige Vertreter Varrs ein Höflichkeitsmahl in diesem Raum einnehmen, wenn einmal im Mond ein Seemann beschließt, irgendeine Nichtigkeit über die Vertreterin des Staates zu regeln, um sein Gegenüber zu beeindrucken, statt die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen? Nein, sie darf nicht hier warten auf Besuch wie ein Gefangener. Sie muss hinausgehen in die Stadt, am besten auch ins Land. Sie wird Augen und Ohren offenhalten, Leute kennenlernen, viel sprechen. Die drei oder vier Sprachen, die sie aus ihrer Heimat kennt, werden ihr kaum etwas nutzen, aber auf ihren Geheiß hatte man eine Varrja angeworben, die auf einem Schiff der Rugals nach Tarknis fuhr und dann mit ihr, Nkhat Ħĕna zurück nach Varr reiste. Auf dieser Fahrt hat sie sich von morgens bis abends mit der Varrja unterhalten, die Sprache gelernt, so gut es ging, Wortschatz, Aussprache, Grammatik, Schrift und dazu noch einen Grundwortschatz und einige Floskeln des Idioms, das man in Dolgoria spricht, einer benachbarten Stadt, die mit Varr Handel treibt. Nebenbei hat sie alles über Varr aus der Armen herausgepresst, was in ihrem Kopf war, und das war mehr als die Varrja selbst gedacht hätte und zum Glück auch mehr, als Nkhat Ħĕna befürchtet hatte. Oh, die Reise ist sehr anstrengend gewesen für die kleine Varrja, mag sie auch eine Handbreit größer sein als sie selbst. Für Nkhat Ħĕna war das Ganze ein großer Spaß, außer bei hohem Seegang. Ihr Volk lebt nicht an der Küste und sie ist nicht mir Schiffen aufgewachsen. Macht nichts, sie hat sich letztlich an das Schiff gewöhnt. Das musste auch so sein, Varr ist schließlich eine Hafenstadt und die wird sie nun erkunden. Einen Termin bei Dedtpro von Varr hat sie schon, einen bei Horkan Un‘Sharrac sollte sie auch noch bekommen, morgen wird sie sich mit Jakuzo ad Aldura von der Rugal-Sippe mit einigen Händlern im örtlichen Hauptkontor treffen. Die Varrja hat sich auch hier als nützlich erwiesen, denn sie kennt viele Leute etwa zwei Ebenen unter den hohen Herrschaften und diese Kontakte sind genau so wichtig, das zweite Standbein, das sie hier braucht. Ja, sie wird hinausgehen, sehen wie die Leute hier wohnen, arbeiten, leben und die Leute von außen, fremde Händler, Besucher. Sie wird allmählich Einladungen aussprechen, nach einigen Wochen oder Monden, einzeln, Gruppen und die Leute werden kommen, ja das kann sie, in ihrer Botschaft wird etwas geboten. Dann, wenn sie weiß, mit welchen Menschen oder anderen Wesen sie es hier zu tun hat und kurz bevor das Empfangszimmer zu eng wird, wird sie beginnen, das Haus allmählich auszubauen gemäß den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Besucher, obwohl diese sie gar nicht äußern und manchmal gar nicht kennen. Gibt es auf Varr einen Stamm, gibt es unter den Besuchern ein Volk, das in Zelten lebt? Kein Problem, sie lässt in einem der vielen leeren Räume ein solches Zelt aufstellen, das den Raum ausfüllt, der Eingang wird durch einen Durchgang aus Stoff- oder Lederbahnen führen, man wird weder die ursprüngliche Tür noch den Raum auch nur erahnen. Sie denkt an Jesser, die Zeltstadt in der Borea und lächelt.
Überall werden Gegenstände an Lederriemen von der Zeltdecke hängen, Nützliches und Schmückendes und in der Mitte ein Feuerchen, von Steinholz bewacht und der Rauch zieht durch das Loch in der Decke und wird durch Röhren nach außen abgelenkt, im Zelt kann man ruhig atmen, kein Kratzen im Hals. Sie weiß nicht, wie man so ein Röhrensystem baut, aber sie kennt jemand, der das weiß, er sucht gerade vor Varr für sie nach einer bestimmten Sorte Erde. Oder, wenn das Zeltvolk ganz andere Vorstellungen hat, dann wird es eben ganz anders gebaut. Kein Problem. Wenn sich regelmäßig Manataoer hierher verirren sollten oder Händler aus Fischina - sie glaubt es ja nicht, die Varrja hat noch keinen getroffen - könnte man auch einen kleinen Eispalast bauen. Das wäre an sich ganz einfach, nach allem, was sie weiß, ist der Stil eher karg und der hauptsächliche Baustoff eben Eis, ohne großen Firlefanz. Die Schwierigkeit ist, das Eis auf Eistemperatur zu halten und die sichere Ableitung von doch anfallendem Wasser nach außen. Vermutlich sollte der Raum in den Keller, dann tropft es nicht im Stockwerk darunter. Andererseits bleibt dann vielleicht Wasser im Raum stehen. Aber ihre Regierung hat Kontakt zu einem Druiden, der kann das Wetter für ein ganzes kleines Feld verändern. Sie brauchen hier ohnehin noch einen Druiden. Sollen sie einen schicken, der wenigstens das Wetter über ein Zimmer oder besser, ein paar Zimmer kontrollieren kann. So einer muss zu finden sein. Realistisch ist allerdings, dass ein Gutteil der Besucher in nächster Zeit aus Tarknis kommt. Die Rugals wollen eine Handelsstrecke bauen und die Besatzung mag gemischt sein wie sie will - der gemeinsame Bezugspunkt für diese Gruppe ist Tarknis. Also ein Raum mit dunklen Steinwänden, gut gearbeitet, aber nicht ziseliert, schweren hölzernen Möbeln, großen Kerzenhaltern, keine drückende Wirkung dank guter Raumhöhe, eine gewisse Macht ausstrahlend, aber nicht ferne oder fremde, sondern begreifbare Macht, die Sicherheit bietet und einfache Seeleute beruhigt und sogar ermuntert. Immer ausreichend Guhs und Frostwein, nicht nur Guhs wie im Machairas. Schinken rund um die Uhr zu allen Jahreszeiten, von Fußrobben und Laps. Keine Geweihe an der Wand, schon gar nicht aus Metall. Die ganzen Einzelheiten eben. Es ist alles schon bestellt; kommt mit der übernächsten Flotte aus Tarknis, kostet die Regierung keinen Zinneiserling und bringt ihr ein nettes kleines Zubrot. Die Rugals wollen ja auch, dass ihre Leute sich wohlfühlen. Noch realistischer ist allerdings, dass es in nächster Zeit überhaupt nicht viele Gäste von außen geben wird. Denn offenbar ist sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Die ganze Kriegs- und Handelsflotte von Varr ist in den Hafen eingelaufen. Und auch wenn das als kleines vorübergehendes Problem verkauft wird: Das ist Krieg. Krieg ist schlecht für Kultur, für Orte der Begegnung, für Schönheit und Versponnenheit, für Einladungen und Gegeneinladungen. Aber sie ist Diplomatin. Sie hätte es vorgezogen, aus einer großen, schönen und vor allem vielfältigen Botschaft aus zu handeln. Aber es geht auch anders. Einbringen kann sie sich auch mit weniger Finesse. Sie kann Dinge organisieren. Kriegswichtige Dinge. Es ist gut, wenn der Druide, der da kommen mag, Eis machen kann. Wichtiger könnten andere Zauber sein. Komponenten. Wichtiger ist sein Botenadler. Am wichtigsten aber ist es, sich erst einmal ein Bild zu machen, um was es hier eigentlich geht. Wer gegen wen? Wer
mit welchem Grund? Soll man sich einmischen? Wenn ja, auf welcher Seite? Sie ist Botschafterin zu Varr, also steht sie zunächst für Varr ein - aber sie wird nicht das Denken ausschalten. Wenn sie das alles geschafft hat, dann wird sie sich in den einen Raum zurückziehen, den sie auf jeden Fall einrichten wird. Die Decke zwischen zwei Zimmern der obersten Stockwerke wird schon herausgerissen, um eine gute Höhe zu erreichen. An die obere Decke kommt ein Zweigewerk, das wie ein Blätterdach aussehen wird. Der Raum wird mannshoch mit Erde befüllt. Palisaden bis in Brusthöhe an den Wänden und Bäume werden gepflanzt, damit irgendwann die Decke aus lebenden Ästen und Blättern besteht. Die Außenwand wird oberhalb der Palisaden herausgebrochen, dass Wind und Mondlicht Zugang haben. In der Mitte des Raumes vier Stämme und ein Dach. Ringsum Moos und kleine Äste, aber unter dem Dach nur Erde. Dorthin wird sie einladen, wenn einmal ein hununischer Gast kommt, was vermutlich nie der Fall sein wird - in ihr Schlafzimmer, vielmehr ihre Sommerschlafstatt. Denn dort wird sie schlafen, in einer Kuhle aus blanker, glatter, vielleicht minimal feuchter Erde, ein einfacher Umhang, keine Decke. So, wie das Mädchen Ħĕna geschlafen hat, bevor sie auszog und die großen Städte kennenlernte, bevor sie in der Hauptstadt Aldwa die Kultur eines ganzen Reiches und der Küstenhändler aufsog, bevor sie in der neuen Drei-KaiserStadt einen halben Kontinent kennenlernte und die richtigen Leute dazu, bevor sie selbst wichtig wurde. Denn der Tag ist Aufregung, Kommunikation, eine Fülle an Details und Interaktionen. Aber in der Nacht kommen zu ihr die Ideen, die sie am Tage lebt. Die Nacht bindet alles zusammen, die Nacht erdet sie. Auf der blanken Erde wird sie besser schlafen als auf jedem Diwan, jedem Felllager, besser als in jeder Hängematte. Und sie wird davon träumen, wie sie ihre Winterschlafstatt einrichtet.
ARRU MYELK Er hielt sie fest, als ob er sie nie wieder loslassen wollte. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Ideenbruchstücke, Informationen, halbbewusste Fragen wie Schiffe, die seit Jahren ein weites Meer befuhren, hier und da aus einer Nebelwand auftauchten und wieder verschwanden. Gevattern... in ihrem Namen sprachen Menschen vielerlei Stämme und andere Wesen in fast allen Häfen des Archipels. Die Gevattern waren ein Name, ein Programm, ja mehr eine Philosophie - wohin man auch kam, jeder Händler kannte den Begriff und fast überall war er positiv besetzt - wer gute Kontakte zu den Gevattern hatte, konnte selbst gute Kontakte schließen, das war ihm in den letzten Jahren immer hilfreicher geworden. Aber er hatte noch nie einen Gevattern gesehen. Arru Myelk... ein Schiff, nein, das Schiff, auf das sich die unbekannten Gevattern bezogen. Dieses Schiff war real, das wusste er, er hatte es gesehen. Es war ein sonderbares Schiff, groß und aus einem Material oder vielmehr aus mehreren Materialien mit seinen unwirklich roten Adern - und doch nur ein Schiff, auch die Niun hatten sehr andere Gefährte und selbst die Schiffe, die er befehligte, aus Steinholz, sorgten vielerorts für Verwunderung. Dass man an Bord Feuer machen konnte, ohne Angst zu haben, konnten manche Seeleute anderer Völker kaum begreifen. Doch das Sonderbare der Arru Myelk konnte nicht nur das Schiff selbst sein, so seltsam es war... es war der Bezugspunkt einer Organisation, der Stoff für Legenden, das Innereste eines Vielvölkerbundes - was war die Arru Myelk? Gewährsfrau, Gewährsmann... es gab viele davon, so wie seine Sippe viele Händler umspann - aber sie umfassten Wesen, die nichts miteinander zu tun hatten, Blau-Schemmen wie Ranother, Katzenwesen wie Menschen - was band sie aneinander? Alles Individuen, so unterschiedlich sie sein konnten, doch sie zogen alle an einem Strang, sprachen mit vielerlei Zungen, doch mit einem gemeinsamen Unterklang - was machte sie zu Gewährsleuten, was hatte sie zusammengeführt? So viele Schiffe... Die Zusammenarbeit mit den Gewährsleuten hatte von Anfang an funktioniert, was ein enormer Vorteil in unbekannten Gewässern war und er hatte niemals Fragen gestellt. Er wusste nicht, ob das ein Teil des Erfolgs war oder Zufall, er hatte sich von seinem Gefühl leiten lassen, das lag seiner Familie, es verfing bei Soldes Kontakt zu den Niun, es verfing im Zusammenspiel mit den Gewährsleuten. Nein, er hatte nicht nach Gründen gefragt. Er analysierte, wenn etwas unklar war, wenn etwas nicht funktionierte. Mit den Gewährsleuten gab es irgendeine natürliche Grundlage, die Vertrauen schuf. Er hatte nie gefragt. Dann war sie ihm begegnet: Händlerin, Gewährsfrau und Leiterin des Kontors in der Stadt der Handelskonferenz, der größten, die seit langem im Archipel stattgefunden hatte. Viel Arbeit, viele gemeinsame Gespräche, auch hier ein sich wie von selbst ergebendes Miteinander wie so oft mit den Gewährsleuten. Dann - mehr. Er hatte sich nie gebunden, keine wirkliche Entscheidung, es hatte sich nie ergeben. Er war Fernhändler, das lag ihm im Blut, immer auf dem Sprung, wenig Raum für anderes.
Und jemand auf dem eigenen Schiff? Besser nicht. Er wäre dem nicht unter allen Umständen ausgewichen, aber auch das hatte sich nicht ergeben und er war froh darüber. Aber diese Frau - stark, selbstbewusst, auch fern der Heimat, auch Händlerin, auch verantwortlich für viele Menschen und viel Geld - es war ein wortloses Verständnis. So war geschehen, was er vielleicht unbewusst immer vermieden hatte. Denn er war Fernhändler. Er musste weiter. Und in dieser Nacht - der Zeitpunkt der Abfahrt war fern, am Horizont aber zu erahnen in dieser Nacht hatte er nach all den Jahren eine Frage gestellt. Und Schiffe auf dem weiten Ozean seiner Gedanken kamen aus ihren Schlupfwinkeln, Nebelbänken und verborgenen Häfen und formierten sich zu einer Flotte, zu einer großen mächtigen Flotte mit der Arru Myelk als Leitschiff, deren Geheimnis er nun kannte. Ein großes Geheimnis, das bei ihm sicher war. Aus dieser großen Antwort entspann sich nun aber eine für ihn noch wichtigere Frage, die unterschwellig seit Monaten vorhanden war und die sich jetzt hartnäckig meldete, nicht länger verdrängen ließ: Wie würde es weitergehen? Er war jetzt lange - zumindest für ihn - an diesem Ort geblieben, aber der Aufenthalt würde nicht ewig dauern. Die Konferenz war zu Ende. Er musste weiter nach Abernalon, von dort nach Fischina, von dort ins Ungewisse, vermutlich ab Fischina zusammen mit Gewährsleuten, aber nicht mir ihr. Sie würde in Blajall bleiben müssen. Wie war das eigentlich geregelt bei Gewährsleuten hatten sie ihre Aufgabe zeitlebens, bis sie in der Arru Myelk aufgingen? Hatten sie eine Wahl? Ein wie ausgiebiges Leben neben dem der Gewährsfrau war vorgesehen oder gestattet und kam eine feste Bindung darin vor? Und welche Wahl hatte er? Die Reise von Fischina aus würde ihn vielleicht um ganz Alorr herumführen, vielleicht auch nicht es konnte Jahre dauern. Vielleicht würde er auch gar nicht zurückkehren. Es waren unsichere Gewässer, in die er fuhr. „Ich komme zurück“, murmelte er. Sie sah ihn fragend an, hatte offensichtlich kein Wort verstanden. Er schüttelte lächelnd der Kopf und verdrängte die Frage notdürftig, sandte dieses Schiff zurück in die Nebel. Für diese Nacht hatte er genügend Antworten erhalten.
I
Die schwimmende Blüte Jakuzo liebte es, wenn etwas groß war. Die Werft in Tarknis, wo die Schiffe gebaut wurden, die der Tiefsee trotzen, die Schiffe, auf einem derer sie hierher gelangt war! Der heilige Bezirk in Basli Dravul, ein Gebiet von acht mal acht Storkanem Raddid oder Wegstunden, wie es andere, oder ein Großes Feld, wie es noch andere nannten, und wo man jeden Schritt auf einen Teil des Tempels stoßen konnte, der der heilige Bezirk als Ganzes war. Die schiere Größe der Überfahrt, bis die „Schwarzer Wein“ Varr erblickte. Aber nichts hatte Jakuzo je gesehen noch erlebt, das diesem Anblick glich. Die Insel war vielleicht ein Storkan Raddid breit, die Länge war nicht zu ermessen. In ihrer Mitte ragte ein Berg in die Höhe, höher als Jakuzo jemals einen erblickt hatte. Vermutlich war die Fernen Berge von dieser Höhe, die nicht zu erklimmen weise war, denn ihre Abhänge waren die Grenze nach Kriegoria. Jakuzo als Seefahrerin war niemals weit genug ins Landesinnere gereist, sie zu erblicken. So wie die Fernen Berge musste dieser Gipfel sein. Um ihn herum wucherte es von Grün in seinen verschiedensten Farben und so weit erkennbar in verschiedenen Formen. Das wiederum kannte sie, auch der Heilige Bezirk war überbordendes Grün in allen Schattierungen und bildete da, wo Jakuzo ihn schätzte, ein Ufer. Dennoch, diese Insel inmitten der See, der Berg, der wie ein riesiger Blütenstempel emporragte – das schlug alles. Ja, wie eine Blüte konnte man die Insel vielleicht betrachten, eine einzige, riesige Blüte, die von lauter kleineren Pflanzen bewachsen wurde, die dieses riesige Wesen aber so wenig störten, wie eine Fußrobbe die Wassermilben, die sich an ihre wenigen Borsten klammerten. Oder waren sie ihr sogar nützlich wie ein Putzerfisch für den Almeith und andere mächtige Meeresfische? Und wenn das nur die Blüte war, die höher ragte als alles was sie kannte, lag dann unter den Wellen ein Stengel verborgen? Ein Stengel, der vom tiefen Meeresgrund emporwuchs, so viel länger wie der einer Sonnenblume länger ist als noch die größte Blüte? Und diese Blume, die das Gebilde dann war, war vielleicht nur eine von vielen auf den Meeren der Welt, abseits von Schiffahrtsrouten und den Blicken der Welten, und diese eine hatte es gewagt, hier zu wachsen, weit ihrer Heimat, so wie sie selbst weit entfernt von ihrer Heimat war. Und vielleicht war auch die Blume samt all ihren riesenhaften Mitblumen für ein anderes großes Wesen nur das, was die grünen Pflanzen auf der Blume für sie waren, ein Bewuchs, den sie kaum merkte. War vielleicht die ganze Welt nur ein Wesen, auf dem andere Wesen wuchsen wie diese Blume, auf der andere Wesen wuchsen wie Bäume, auf der andere Wesen... Jakuzo holte tief Luft. Ihre Gedanken trugen sie wieder einmal davon. Diese Blüte folgte, nach allem was man hörte, einer Strömung, also hatte sie keinen Stengel. Und es war durch nichts bewiesen, dass sie ein Lebewesen war. Sehr wohl allerdings gab es andere Lebewesen, die sich um sie scharten, sie umschwammen und umschwärmten auf ihren Schiffen wie Bienen. Die Blüte barg offenbar Nektar mit äußerst attraktivem Duft. Und nun kamen sie daher, einige einzelne versprengte fremde Bienen, die der Nektar ebenfalls anzog. Sie mussten ja gar nicht
unbedingt welchen mitnehmen. Aber sie wollten ihn riechen, sehen, erkunden... Ob das wohl einfach so ging? Vermutlich nicht. Was war schon einfach, wenn man die Welt, in der man sein ganzen Leben verbracht hatte, hinter sich ließ?
t MYRASPIELEN LEICHT GEMACHT (II) ..behandelt diesmal den Sichtbereich und die damit zusammenhängenden Erkundungen.
Der Sichtbereich Beinhaltet sämtliche GF, welche : • Ein Reich zuvor erkundet hat • oder für die es entsprechende Karten „bekommen“ hat (sei es durch Raub, Handel oder sonstwie). Üblicherweise bekommt ein Reich (oder eine andere Spielposition wie z.B. ein Wanderer oder eine Handelsorganisation) mit jeder Auswertung schlicht und einfach eine Liste mit den betreffenden GF und deren Nummern, nebst einer kurzen Erklärung. Beispiel:
GF 057 = Romantao Die Reihenfolge in welcher besagte GF aufgeführt werden ist von Reich zu Reich verschieden (und hängt vor allem von den persönlichen Vorlieben des jeweiligen Spielers ab). Beispiel: Sichtbereich der Gevattern der Arru Myelk im Reiche Manatao/Ranoth
057 = Romantao 054 = ButaSamui 051= Ganu Dia
061= entlang des Kufengeleits 095= entlang des Kufengeleits 058= Scho-Scholan 077= entlang des Kufengeleits 080 = FEE & Fischina 008 = Eira In diesem Beispiel sind die GF also von Peristera nach Philiae angeordnet.
Karten Mangels Möglichkeit, Zeit und Lust erstelle ich KEINE aktuellen Karten. Findet sich ein „Freiwilliger“, bin ich jederzeit bereit die nötigen, aktuellen Informationen aufzubereiten und weiterzuleiten! Jeder Spieler hat die Möglichkeit, die Gesamtkarte anzufordern oder erhält bei Bedarf Karte einzelner GF.
Erkundungen Jedes Reich kann jeden Zug ( zu Phase 1) bis zu 6 GF erkunden. Dies geschieht durch die sogenannten Erkundungseinheiten. Das sind IMAGINÄRE Einheiten (, die also NICHT gerüstet werden müssen). Mit diesen wird vom Ausgangs-GF in eines (oder mehrere) der benachbarten GF gespäht. Die Voraussetzung ist, dass im Ausgangs-GF eine Mindesteinheit (d.h. 1.000 K oder vergleichbares) steht. Ein Spion kann NICHT zum Ausspähen von GF benutzt werden!
Erkunden für Fortgeschrittene Die Fernerkundung: Dabei wird ein GF erkundet, das nicht an das Ausgangs-GF angrenzt. Dafür benötigt wird weiterhin eine Mindesteinheit im Ausgangs-GF. Diese „kostet“ : Ziel-GF im Abstand von 2 GF entfernt => 3 Erkundungseinheiten Ziel-GF im Abstand von 3 GF entfernt => 6 Erkundungseinheiten Ob sich das dann jeweils lohnt, muss jeder Spieler selbst wissen. Doppeltes Erkunden: Damit erkundet man ( s.o.) ein GF doppelt ( setzt also 2 Erkundungseinheiten ein) und erhält dafür genauere Ergebnisse. Forschen:
Ein EIGENES GF wird genauer erkundet und man erhält Aufschluss über „Besonderes“ im GF ( wenn vorhanden). Erkundungsergebnisse ... bekommt der Spieler dann mit der Auswertung für Phase 1. Er „sieht“ damit folgendes: Einfaches Erkunden ( mit 1 Erkundungseinheit ) gibt Aufschluss über die Geographie des Ziel-GF , den/die Besitzer des Ziel-GF ,den Standort größerer Bauwerke ( ab 7 BWP) und sich eventuell im GF bewegende Heere. Zweifaches Erkunden ( mit 2 Erkundungseinheiten !) zeigt darüber hinaus sämtliche sich dort befindende Bauwerke mit einer groben Einschätzung deren Art, sowie eine grobe Schätzung etwaiger Heere innerhalb der Bauwerke Forschen ( mit 1 Erkundungseinheit ) zeigt etwaige „Besonderheiten“ im GF.
Beispiel: mit doppelter Erkundungseinheit erkundet
GF 058 = Scho-Scholan Bestehend aus Kew (10), Küstengewässer (16) und Hochsee (17) Einnahmen Land: 1.800 GS Einnahmen Wasser: 3.900 GS MET Scho-Scholan auf KF 39, Kufengeleit von 061/02 über KF 45 nach 39, weiter über KF 38 nach 077/15. Das gesamte GF gehört zum Reiche Manatao. Handelsrouten nach ButaSamui ( Elcet) und Eira ( Gevattern) Besonderes: Thron der Eysriesen in Scho-Scholan, Kontor und diversere interne/externe Botschaften GF zählt als KALT => Verluste für Heere/Flotten 20 % je Zug/AW Soweit für heute euer YGG VOM BLAUEN EISE
D IE
LETZTE
S EITE
Das war’s auch schon wieder. Der nächste Zug (83) gilt für Frühjahr bis Herbst 436 n.P. Der ZAT für die ZUGABGABE 83-1 ist der erste Sonntag im August (07.08.2016 n.C. irdischer Zeitrechnung). Für diesen Zug schreiben wir einen KARTEN-WETTBEWERB aus. Die Lieferanten der besten Landkarten werden wir Gold überschütten – jedenfalls mit einem angemessenen Anteil der dafür ausgeschriebenen 5.000 Goldstücke! Eure Spielleiter Michael Ecker
und
Jochen Sprengel
IMPRESSUM Der Segmentsbote von Karnikon ist ein Mitteilungsblatt der Fantasywelt Myra, speziell bezogen auf das Segment Karnikon. Der Segmentsbote erscheint in unregelmäßigen Abständen mit den Nachrichten aus Karnikon/Ysatinga und Neuigkeiten der Welt Myra. Dieser Bote ist Bestandteil der Auswertung und wird als interne Veröffentlichung normalerweise nur von Spielern des Spiels "Welt der Waben" bezogen. Für die Inhalte der Texte sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Das Urheberrecht sowie eventuelle Bildrechte liegen beim jeweiligen Autor. Soweit bei den Beiträgen Autoren benannt werden, handelt es sich um Pseudonyme; die vollständigen Namen und Adressen sind der Redaktion bekannt.
Spielleitung Karnikon (V.i.S.d.P. im Auftrag des VFM e.V.) Michael Ecker Tettnanger Str. 75 88214 Ravensburg
Jochen Sprengel Neuer Weg 13 69412 Eberbach
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schaefer_claudia@gmx.net
Erscheinungsdatum dieses Boten: Juli 2016 Bildnachweis für diesen Boten: Soweit nicht hier oder am Bild anders verzeichnet, sind alle verwendeten Grafiken© der jeweiligen Autoren oder der Redaktion und/oder stehen unter einer gemeinfreien Lizenz (Public Domain). Sie können in nicht-kommerziellen Publikationen des VFM e.V. frei verwendet werden, soweit dadurch nicht die Kulturhoheit von Spielern für ihre jeweilige Spielposition verletzt wird. Weitere Herkunftsangaben können bei der Redaktion erfragt werden. Die Abbildung in ’Unruhe über Mjallten’ sowie die ’Küstenszene bei Darascon’ beruhen auf Werken von Ivan Aivazovsky (18171900). Die Vorlage für die Abbildung unter ’Erwachen’ stammt von Matt Skogen und steht unter CC Public Domain Licence. Das Titelbild beruht auf einem Original von Andreas Aschenbach (1815-1910) und wurde leicht verfremdet.