vibrant impressions by perfectprops
You don’t give people what they want; you give them what they never dreamt they wanted. Diana Vreeland
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THE VIENNESE ART OF CONTEMPORARY CELEBRATION
vibrant impressions by perfectprops
a book by perfectprops Vienna Andreas Lackner, Roswitha Kladnig Design: Ronald Talasz trafikant – Handel mit Gestaltung. Text: Dr. Gerda Buxbaum
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Die Reise Š Joachim Baldauf, vorherige Seite: Life Ball Stylebible Š Markus Morianz
VORWORT
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st Festgestaltung eine Kunstform, gleichrangig neben Malerei und Bildhauerei? Ja, lautet die Antwort bis ins späte 18. Jahrhundert. Denn nicht nur für die Kirche war die Feier kulturelles Zentrum, auch für die Aristokratie waren Feste weder Äußerlichkeiten noch periphere Ausnahmeerscheinungen. Vor allem das höfische Leben des Barock war von einer steten Folge spektakulärer Festlichkeiten geradezu ausgefüllt. Alle Künste trugen dazu bei und wurden als gleichrangig betrachtet. Im barocken Theater etwa spielte das Wort die geringste Rolle. Der Kunstbegriff war umfassend – Feuerwerk, Gartengestaltung, Wasserspiele, Blumenschmuck und Kostümierung waren integrale Bestandteile der Inszenierung des temporären Gesamtkunstwerks.
Das Regelsystem der bildungsbürgerlichen Ästhetik ist heute, nach mehr als 200 Jahren, immer noch im Umlauf, wenn auch nicht mehr als einzige Währung, sondern relativiert im Rahmen einer wertepluralistischen Gesellschaft. Treiber dieser Relativierung ist nicht etwa die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche, sondern die Kunst selbst samt ihrem intellektuellen Umfeld. Seit dem Beginn der Moderne, vor allem aber seit der Pop-Art, gibt es wachsende Tendenzen, die strikte Trennung von Kunst und Populärkultur, von „E“ und „U“ aufzulösen. Während die Kunst, um ihre jeweiligen Grenzen zu überschreiten, immer neue ästhetische Felder in Beschlag nehmen muss, findet parallel in der Wirtschaft eine Kulturalisierung statt, seit nicht mehr Produktfunktionen, sondern Markenfantasien den ökonomischen Wettbewerb vorrangig entscheiden.
Um die Vormachtstellung des Adels zu brechen, entwickelte das aufstrebende Bürgertum vor allem im 19. Jahrhundert neue kulturelle Codes, die das feudale Zeremoniell entwerteten und gegenläufige bürgerliche Tugenden formulierten. Sparsamkeit statt Verschwendung, Bildung statt Macht, Innerlichkeit statt Äußerlichkeit, Dauer statt Flüchtigkeit, Substanz statt Erscheinung, Bedeutung statt Form, Tiefe statt Oberfläche, Authentizität statt Inszenierung, geistige Botschaft statt „inhaltsleerer“ Repräsentation. Für die Ästhetik der bürgerlichen Epoche folgte daraus, dass jede äußere Form zeichenhaft auf etwas „inneres Geistiges“ zu verweisen hatte. Die Künste wurden dementsprechend in eine neue Hierarchie gebracht. Im Vorteil waren nun jene, denen ein höherer Anteil an Bedeutungsträgerschaft zugeschrieben wurde, im Nachteil jene, die keinen elaborierten Diskurs zur Deutung ihrer Formen auf ihrer Seite hatten und als „bloß angewandte“ Künste der Ausgestaltung des Alltagslebens nahestanden. Bildung hieß nun jener Code, der diese Unterscheidungen zu treffen erlaubte und auch jenen Menschen zur Verfügung stand, die weder über Macht noch Geld verfügten. Die Definitionsmacht kultureller Geltungen und Werte zog das Bürgertum auf diese Weise erfolgreich an sich. In der Kunst der Moderne wurde die Verpönung ornamentaler und repräsentativer Dimensionen des Ästhetischen schließlich zu einem radikalen Programm.
Die gegenwärtige Eventkultur ist von einer wachsenden Anzahl verschiedenster Veranstaltungen bestimmt. Daraus resultiert in der Ökonomie der Aufmerksamkeit ein Konkurrenzdruck, der Aufwand und Ansprüche steigert. An diesem Punkt der historischen Entwicklung werden Traditionen und Kulturtechniken der künstlerischen Festgestaltung wieder aufgegriffen und zeitgemäß neu interpretiert. Der Event erfährt eine Aufwertung zu dem, was in der europäischen Kunstgeschichte als Fest bezeichnet worden war. Dementsprechend zeigen die Inszenierungen von perfectprops viele Anknüpfungen an die vormodernen Höhepunkte des künstlerisch gestalteten Fests, insbesondere des Barock. Pompös, gewitzt, anspielungsreich und luxurierend treten sie auf, sind dabei strategisch wie auch konzeptuell hinterlegt und beherrschen die große Geste, wozu ein Höchstmaß an Geschmackssicherheit ebenso nötig ist wie augenzwinkernder, mit Leichtigkeit vorgetragener Humor.
Die Umstellung von der feudalen zur bürgerlichen Ästhetik verlief langfristig und allmählich. Aus dem späten 19. Jahrhundert sind Höhepunkte anspruchsvoller künstlerischer Festgestaltung wie der von Hans Makart 1879 inszenierte Umzug zur Silberhochzeit des Kaiserpaares überliefert. In der Wiener Akademie der bildenden Künste gab es bis 1945 eine Meisterklasse für „Szenische Kunst und Festgestaltung“, die abgeschafft wurde, weil die Nazis sie politisch missbraucht hatten. Nur noch als Teil der Bühnenbildnerei – und damit dem zur „Hochkunst“ zählenden Theater untergeordnet – behielt die Festgestaltung ein kleines Plätzchen im Pantheon der Künste.
Blickt man zurück auf die Kulturgeschichte des Fests insgesamt, so erscheint die Moderne mit ihrem ästhetischen Programm asketischer Ernsthaftigkeit als kurzes Zwischenspiel, während die gegenwärtige Entwicklung den anthropologischen Normalzustand wiederherstellt, in dem das Fest Kernelement jeder Kultur ist, seit es Menschen gibt. Schon seit altrömischen Zeiten zählt zu den künstlerischen Mitteln der Festgestaltung in Europa die frei assoziative Montage von Zitaten heterogener Sphären, Zeiten und Kulturen. In der Postmoderne der 1980er-Jahre ist dieses Gestaltungsprinzip in die Künste zurückgekehrt, seit den 1990er-Jahren steht es im Zentrum der digitalen Kultur. Die festlichen Inszenierungen von perfectprops bedienen sich der Neuen Medien, um eine vergessene Kunstform wieder zum Erblühen zu bringen – die Meisterschaft im Zelebrieren eines digitalen Barock. Dr. Wolfgang Pauser ist als Essayist spezialisiert auf Alltags- und Konsumkultur, Bildende Kunst und Architektur. Er unterrichtete an der „Angewandten“ und der TU Wien und war von 1994 bis 1998 Kolumnist für DIE ZEIT.
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Das Leben ein Tanz Š Joachim Baldauf
FOREWORD
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s giving a party an art form, on a par with painting and sculpture? Yes, was the answer until the late 18th century. Because the celebration was a cultural center not only for the church; for the aristocracy parties were neither formalities nor exceptional peripheral occurrences. Above all, the courtly life ofthe Baroque period was almost full to the brim with a constant series of spectacular celebrations. All art contributed to this and was regarded as equal. In the baroque theater the word played the least important role. The concept of art was comprehensive – fireworks, landscaping, fountains, flowers, and costumes were an integral part of the staging of the temporary work of art.
In order to break the hegemony of the aristocracy, particularly in the 19th century, the emerging middle classes developed new cultural codes that did away with the feudal ceremony and formulated civil virtues: Thriftiness rather than waste, education rather than power, introspection rather than outwardness, permanence rather than brevity, substance rather than appearance, significance rather than form, depth rather than superficiality, authenticity rather than staging, the spiritual message rather than “empty” representation. For the aesthetics of the bourgeois epoch, it followed that any outward form had to symbolically refer to something of the “inner spirit”. The arts were accordingly brought into a new hierarchy. The advantage was now held by those to whom a higher share of significance as a bearer of meaning was attributed, the disadvantage by those that had no elaborated discourse of the significance of their forms on their side and, as “only applied” art were close to the arrangement of everyday life. Education was now that code, which allowed these distinctions to be made and was at the disposal of anyone that had neither power nor money. The power to define cultural values and validities thus successfully pulled the middle class close. In modern art the taboo of ornamental and representative dimensions of the aesthetic eventually became a radical program. The transformation from feudal to bourgeois aesthetics was long and gradual. From the late 19th century, highlights of demanding artistic party organization such as the procession to the Silver Anniversary of the Kaiser in 1879 by Hans Makart, were recorded. In the Vienna Academy of Fine Arts, there was a master class until 1945 on “Scenic Art and Party Organization,” which was abolished because the Nazis abused it politically. Only as part of stage design and thus subordinated to theater which was classified as “high art,” did party organization retain a small place in the pantheon of the arts. Today, the control system of the educated middle-class aesthetic is, after more than 200 years, still in circulation, albeit no
longer as the only currency, but in perspective within the context of a society with a plurality of values. Impetus of this relativization is not perhaps the commercialization of all aspects of life, but art itself, including its intellectual environment. Since the beginning of Modern art but above all since the time of Pop art, there have been growing tendencies to do away with the strict separation of art and popular culture, modernity, especially since the pop-art, there are growing tendencies, the strict separation between art and popular culture. While art, in order to exceed its current limits, must constantly requisition new aesthetic fields, a culturalization is taking place on a parallel in the economy since it is no longer product functions but rather brand fantasies that lead economic competition. The current event culture is determined by a growing number of different events. This results in competitive pressure in the economy, which increases costs and demands. At this point in historical development, traditions and cultural techniques of artistic party design are once again being taken up and reinterpreted in a contemporary context. The event is being upgraded in comparison with what was categorized as a party in European art history. Accordingly, the productions of perfectprops show many connecting points to the pre-modern highlights of the artistically designed party, particularly the baroque. Pompous, clever and smart, laced with innuendo, and superfluous they occur, substantiated both strategically and conceptually, having mastered the grand gesture, which requires a high degree of taste confidence as well as a tongue-in-cheek, lightly propounded humor. Looking back on the cultural history of the party as a whole, the modern ascetic earnestness with its aesthetic program appears as a short interlude, while the current development is restoring the normal anthropological condition in which the party has been a core element of every culture since there have been humans. From as far back as ancient Roman times, the artistic resources of party design in Europe have included the free-associative montage of quotations of heterogeneous spheres, times, and cultures. In the post-modernism of the 1980s, this design principle in the arts has returned; since the 1990s, it has been at the center of digital culture. The festive productions of perfectprops use the new media in order to bring a forgotten art form back to life – the mastership of celebrating a digital Baroque.
Dr. Wolfgang Pauser specializes as an essayist on everyday and consumer culture, visual arts and architecture, taught at the “Angewandte” and the Technical University of Vienna. Furthermore, he worked as a columnist for the weekly newspaper DIE ZEIT from 1994 to 1998.
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v. l. o. n. r. u.: Apollosaal – Außenansicht und Saal, Sofiensäle um 1900, Apollsaal – Tanzhain, Dianabad als Ballsaal, Etablissement Gschwandner um 1900, Elysium in der Johannesgasse
VERGESSENE ETABLISSEMENTS eine wiener geschichte
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in Lichtermeer von Flammen und eine Fülle von Farbenzauber ergossen sich über sämtliche Räume, und was das Auge nicht zu fassen vermochte, das erlauschte wonnetrunken das Ohr, es hörte das Rauschen der Palmen, das Plätschern der Wasserfälle und von allen Seiten lieblich tönende Musik … So beschrieb Wilhelm Maximilian Kisch die weltberühmte Wiener Attraktion, das Vergnügungslokal Elysium in der Johannesgasse, dort, wo sich heute das Metro Kino befindet. Es war eine biedermeierliche Erlebniswelt in den Kellerräumen des St. Anna Klosters. In einer magischen Grottenbahn wurden Musik, Tanz, akrobatische Darstellungen und kulinarische Genüsse geboten.
Das Etablissement ist in der gehobenen Umgangssprache ein Vergnügungslokal, angesiedelt zwischen vornehmer Gaststätte und verschleiertem Bordell. Im ehemals berühmten Vergnügungsetablissement Gschwandner im 17. Bezirk – heute mit dem Reiz eines verwunschenen Kulissendepots ausgestattet – wurden die Bühnen für die Fait-accompli-Serie zu diesem Buch arrangiert und fotografiert. Ein anderes Vergnügungsetablissement war der Apollosaal im ehemaligen Wiener Vorort Schottenfeld, 1862 wurde die Apollogasse nach dem Etablissement benannt. Der 1808 eröffnete Tanzsaal bot 8000 Besuchern Platz, Höhepunkt des Geschäfts war der Wiener Kongress 1814/15: Jeder Raum war eigens benannt und architektonisch anders gestaltet sowie überaus romantisch dekoriert. Haine, Teiche und Grotten, fliegende Adler, mythologische Gipsfiguren und Engel mit Beleuchtungskörpern bildeten die Requisiten. 1839 wurde der Apollosaal an eine Gesellschaft von Seifensiedern (heute Unilever) verkauft, die dort bis zum Brand von 1876 die Erste österreichische Seifensieder-Gewerks-Gesellschaft „Apollo“ betrieben. Die Winterreitschule der Spanischen Hofreitschule ist seit 1572 nicht nur der schönste Reitsaal der Welt, sondern auch der älteste heute noch existierende Ballsaal von Wien. Bekannt sind die so genannten Damenkarusselle Maria Theresias, aber auch die zahlreichen Maskenbälle und Redouten, die hier stattfanden.
Wien konnte mit einem breit gefächerten Angebot an Vergnügungsplätzen aufwarten, unter anderen auch mit einer lokalen Spezialität: Das als Stahlkonstruktion ausgeführte Dianabad, das zwischen 1841 und 1843 errichtet wurde, war die erste Schwimmhalle auf dem Kontinent. Während der badefreien Zeit wurde das Bad, wie auch die Wiener Sofiensäle, als Konzert- und Ballsaal dekoriert. Dieser neue Veranstaltungssaal wurde am 12. November 1860 mit der „Diana-Polka“ von Johann Strauss (Sohn) eröffnet. Eduard Strauß debütierte hier ebenso wie Carl Michael Ziehrer 1863; die berühmte FiakerMilli trat auf. Am 15. Februar 1867 erlebte der Strauss-Walzer „An der schönen blauen Donau“ im Dianabad seine mit enthusiastischem Applaus bedachte Uraufführung. Im Unterschied zum einfachen Tanzboden war der Ballsaal im 17. und 18. Jahrhundert eine aristokratische Einrichtung und Bestandteil von Schlössern. Solange noch keine festen Stuhlreihen installiert waren, konnte auch das Parkett von Theatern als Ballsaal genutzt werden – wie heute noch bei manchen Opernbällen. Im 19. Jahrhundert wurden dann zahlreiche bürgerliche Ballsäle gebaut, die sich über Eintrittsgebühren finanzierten. Viele dieser Ballsäle waren mit Gaststätten kombiniert, zahlreiche um 1900 gebaute Hotels besaßen Ballsäle. So ist im ehemaligen Ballsaal des Hotels Post in Wien heute die Wiener Kammeroper eingerichtet. Für das einstige Hotel „Zum blauen Bock“ wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der rund 350 Quadratmeter große Saal mit expressiven Atlanten, neobarocken Formen und Säulen samt vergoldetem korinthischem Abschluss errichtet, er blieb bis in die 1980er-Jahre in Betrieb. Die großen Tanzflächen waren von Zuschauerplätzen, oft auch Logen und Séparées umgeben und erlaubten Kontratänze, also tänzerische Gesellschaftsspiele zwischen mehreren Paaren wie die Quadrille. Seit dem Wiener Kongress 1814/15 waren Diplomatie und Ballsaal eng miteinander verbunden und wurden zum Inbegriff des „Mondänen“. Im Elysium würde es nun heißen: „Nun besteigen wir willig den Wagen, und im Fluge brausen wir dahin durch göttliche Gefilde, durch pittoreske Grotten, Tunnels und schäumende Cascaden … Ermüdet und ermattet begrüßen wir schließlich mit Freude das wirkliche Alpenland, wo Speise und Trank uns erquicken und eine duftige Cigarre unsere erschöpften Lebensgeister stärkt …“
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elisabeth gürtler Hôtelière und Generaldirektorin der Spanischen Hofreitschule
lisabeth Gürtler ist die Inkarnation von pflichtbewusster Disziplin und bescheidener Eleganz. Eine zarte Powerfrau, die nicht nur das weltberühmte Hotel Sacher führt, sondern auch die Geschicke der Spanischen Hofreitschule lenkt. Zu ihren großen Leidenschaften zählen ihre Hunde und „ihre“ Lipizzaner. Über ihr Privatleben spricht Elisabeth Gürtler nie – dass sie erst vor Kurzem ihrem langjährigen Weggefährten, dem Schauspieler Helmut Lohner, das Jawort gegeben hat, dürfen aber alle gerne wissen.
Erinnern Sie sich an Ihre erste Party ? Ja, als ich 15 Jahre alt war. Es hat mich sehr beeindruckt, dass dort so viel Walzer getanzt wurde. Wen würden Sie gerne mal zum Dinner ausführen ? Warum ? Hillary Clinton, eine sicher sehr zielbewusste Frau, die viel erlebt und erduldet hat. Wie würden Sie Ihren Stil einem Fremden beschreiben ? Klassisch-elegant. Wie viel Ambiente und Inszenierung braucht das perfekte Fest ? Neben einer guten Planung müssen Gastgeber, Gäste und Inszenierung zusammenpassen und aus einem „Guss“ sein. Was bedeutet Schönheit für Sie ? Schönheit ist sehr relativ, hat aber auch viel mit Ausstrahlung zu tun … in jedem Fall sind Proportionen wichtig. Welche Person hat Ihr Leben und Wirken geprägt – und inwiefern ? Mein autoritärer Vater hat mir Fleiß und Zielstrebigkeit vorgegeben, mein erster Mann hat mich gelehrt, dass man sich nur auf sich selbst verlassen kann. Wien, Wien, nur du allein: Was lieben Sie an dieser Stadt ? Wien ist für mich Heimat, Geborgenheit und Vertrautheit! Man kennt viele Menschen, man kennt die Usancen – eine Großstadt und dennoch übersichtlich. Welche Traditionen und Rituale sind Ihnen wichtig ? Alle ! Denn sie erleichtern und verschönern das Leben. Die High Society – ist dieser Begriff bereits überholt ? High Society ist ein Schlagwort der Zeitungen, aber ohne konkreten Inhalt. Feste, Shows, Inszenierungen, Luxus, Schönheit. All das ist oftmals Flucht vor der Realität. Wie oder wohin fliehen Sie am liebsten ? Nach Hause zu meinen Kindern, meinem Mann und meinen Hunden. Ihr Lebensmotto ? Man muss nur wirklich wollen !
Ein jegliches hat seine Zeit.
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Agent Provocateur, Opening Party – Kaiserbrßndl Herrensauna, Wien
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Atelierhaus der Akademie der bildenden Kßnste – Semperdepot, Wien (in Kooperation mit Partneragentur events_by_spitz)
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Life Ball Stylebible Š Andreas H. Bitesnich
BON APPÉTIT from buffet to table setting
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inger food or large-scale table theater: Today, food comes to the table or into the glasses with more style – if it’s delicious, it must also look delicious. High-quality water from an exclusive bottler before the meal is a must, the discreetly sympathetic handling of diets is expected, and vegetarian dishes are a matter of course. This section talks about events at which the celebration of dining, with the table as the stage for cutlery and decorations, is in focus. The liaison of various design disciplines works out particularly well here if all the entire creative concepts and production come from a single source. How else could girls painted with porcelain dish designs appear? Would small fast food cardboard containers imprinted with Augarten porcelain flower ornaments, or a specially designed mango burger inspired by Maria Theresa table porcelain be possible? How else could a finger food buffet be set up on bales of hay, a dinner that is red down to the sealing wax on the menus involving the entire room, a pyramid of glasses floating in a hot air balloon, or white Panton chairs and Cone tables arranged in an imperial hall with brocade-covered walls?
The elaborately set table is a secular altar, a portrait of the age, the calling card of a celebration and central symbol of togetherness. The connecting composition of color, Chinaware, food, flowers, and ambience is significant. An imaginatively set table means more than just a bit of clever interior architecture; the
task is to inspire pleasurable companionship and create atmosphere through small visual aphorisms – not as theatrically staged show-off tables for museum viewing enjoyment, but as subtle intimate theater. Antoine Carême, founder of classic French cuisine at the beginning of the 19th century, might have served as inspiration; he was also called the cook with the eye of an architect. Viewing a buffet, he saw not only the often artistically arranged foods in strict symmetrical order, but also pièces montées, for example, fruit jellies that looked like Greek temples. He introduced an entirely new aesthetic vocabulary and designed a revolutionary grammar for food, the table, and its composition. The buffet as a special method of food presentation spread from France throughout the rest of Europe in the 17th century. One patron of the buffet was Napoleon, said to have been no fan of all too formal receptions; the tradition of the standing reception may well date back to him. Cooking was one of the first creative acts of humanity; indeed haute cuisine can be seen as true art, dictated by tradition and innovation. Now a kind of Creation has taken center stage that does not end with the arrangement of the food. Often, in association with everyday stress including processed foods or fast food, a loss of the food culture is criticized; constant snacking distributed throughout the day appears to have established a new culture. It is especially in this area where the most imaginative innovations are arising today.
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No smoking? Š Paul Prader
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Mango-Burger und Ingwer-Fritten – Motto Catering Couture inspiriert vom Dekor „Maria Theresia“ (Augarten Porzellan)
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MEMORIES the most beautiful day
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nforgettable in every way and forever more … unforgettable lyrics sung by Nat King Cole. The design of the most beautiful day is more than ever imbued with the concepts of affection and emotion. The reception is correspondingly individual. The gracious steps of the bride to the altar have, in a certain sense, something in common with the media-focused performance of actors on the Red Carpet. Both a fairy tale?
Memories – we do everything we can to preserve and hold on to beautiful memories. Often the so-called most beautiful day is, at least in terms of eternity, an illusion – it is almost always strategically planned with a ceremonial performance of rituals. The experts largely agree that rituals need a certain theatricality to function well. In the future, research will decode this “grammar of rituals” to determine to what dramatic means the human brain may be particularly susceptible. The particular expressions of celebration include such rites of passage as weddings, birthdays, confirmations, or bar mitzvahs, and the associated customs. The German word for “wedding” originally meant every high feast; then it was reduced to the meaning of “marriage.” Yes, of course, a theater production requires a suitable stage. Whether 1,000 guests are to be invited or everything is taking place “very privately” and in exclusive intimacy or whether it’s to be a relaxed celebration at the wine tavern – a whole range of different rituals must be brought together, with sensitivity in terms of location, on such a day.
certain hierarchy in the clothing. As a social activity dining is a significant point in the program: the culinary level must be approximately on a par with the aesthetic value of the settings and the artists that appear. A counterweight to the expected hilarious chaos is formed by such organized elements as accurately aligned rows of chairs or a black and white checked floor covering in the official area of a wedding: alcoves and hidden corners where people can retreat. What is special about a personal holiday remains in the memory; the extraordinary mise-en-scène that goes with it consists of innumerable sensitively determined details. The framework for the celebration must encompass a surprise bag full of astonishing features that represent love and tender regard. If a child’s birthday, through all of its colorful variety, does not evolve into a county fair but rather a – partially edible – curio cabinet for explorers and scientists accompanied by magicians, it has been successful. Children sense this – and most adults as well … It is indeed interesting that tradition continues to play a particular role when it comes to special occasions. The inherited traditions are familiar; they create security and enmesh people into the course of time. The conventional colors, the long dress, the veil, the bridal bouquet, the cake, a special menu – changes would be an incalculable risk and are therefore rarely chosen.
Cultural scientists Jan and Aleida Assmann speak of memory spaces and coined the term “cultural memory” for the tradition within us, the texts, images, and rituals solidified over generations, repeated for hundreds or indeed sometimes thousands of years that represent our consciousness of time and history, our Finding the right landscape, particularly impressive architec- self-image and our concept of the world. ture or a magical space to use for the party is probably the first step. In terms of producing a coherent, festively com- … we are allowed to be sentimental and get misty-eyed – posed image, quite a challenge, on the same level as creating a how beautiful!
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gery keszler Obmann von AIDS LIFE & Life Ball Organisator
ery Keszler – Feinmechaniker aus Mödling, Goldschürfer und Zirkuskoch in Australien und Visagist in Paris sind nur einige Stationen seiner Findungsreise um den Globus. Die bisher letzte Station des kreativen Reisenden ist seit zwanzig Jahren der Wiener Life Ball.
Erinnern Sie sich an Ihre erste Party ? Nein, aber mit Freude und Stolz an den ersten Life Ball und an die Freunde, die mir zur Seite standen, um die erste Million für österreichische AIDS-Hilfsprojekte zu erwirtschaften. Wen würden Sie gerne mal zum Dinner ausführen ? Wohin und warum ? Ich würde gerne mit Marie Antoinette Kuchen essen. Als Kunstfigur hat sie eine ganze Epoche mit ihrem Lifestyle geprägt. Wie würden Sie Ihren Stil einem Fremden beschreiben? „Schlichtheit ist Feigheit“ war immer meine Devise. Das trifft aber mehr auf meine Arbeitsergebnisse zu. Mit Jeans und einem Anzug komme ich gut durch den Tag. Wie viel Ambiente und Inszenierung braucht das perfekte Fest? Feste sollen uns für einen Zeitraum aus dem Alltäglichen entlassen. Ohne richtiges Ambiente und fantasievolle Inszenierungen kann ein Veranstalter Erwartungen nicht erfüllen. Ein außergewöhnliches Fest sprengt diese Erwartungen, aber das perfekte Fest hat noch nicht stattgefunden. Welche Person hat Ihr Leben und Wirken geprägt – und inwiefern? Den stärksten Einfluss hat wohl jeder in seiner Kindheit, und das waren in meinem Fall meine Großeltern; erstes Wissen und Werte durch meine Lehrerin; die ersten Liebhaber und die anderen, die folgten; der Zufall meines Berufsweges; Freunde und große Menschen wie Bill Clinton, die mir begegnet sind und mich begleitet haben. Und natürlich meine Mutter! Wien, Wien, nur du allein: Was lieben Sie an dieser Stadt? Ich liebe den Beginn aus „Geschichten aus dem Wienerwald“, der da lautet: „Weil der Wurschtl unsterblich ist, ist auch der Tod sein bester Freund. Und weil sie sich nichts zu Leide tun können, darum können sie sich so gut leiden. Der Juchee und der Uijeminee friedlich vereint.“ Darin steckt die Widersprüchlichkeit, die mich an Wien fasziniert und die eine nie endende Inspiration für den Life Ball ist. Welche Traditionen und Rituale sind Ihnen wichtig? Traditionen sind ein wichtiger Teil kulturellen Lebens und sollten auf unterschiedliche Weise gepflegt werden. Opernball und Life Ball nebeneinander stellen ein solches Signal dar. Feste, Shows, Inszenierungen, Luxus, Schönheit. All das ist oftmals Flucht vor der Realität. Wie oder wohin fliehen Sie am liebsten? Mein Rückzugsort ist mein kleines Kellerstöckl bei meinen Tieren im Südburgenland, das ich seit letztem Jahr selbst renoviere. Ihr Lieblingstrinkspruch? Gesundheit! Ihr Lebensmotto? Geht nicht, funktioniert nicht, will nicht, kann nicht – gibt es hier nicht.
Scher dich nicht um deinen Ruf, sondern kümmere dich um deinen Charakter.
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Movements – Hofburg Redoutensäle, Wien (in Kooperation mit Partneragentur events_by_spitz)
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10 festival: Fashion Show Liska by Thomas Kirchgrabner
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Fashion Shows: Jil Sander, Liska by Thomas Kirchgrabner
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Das Dorotheum wurde 1707 von Kaiser Joseph I. gegründet und ist mit seiner mehr als 300-jährigen Geschichte das älteste der großen Auktionshäuser der Welt. Als bekannte Wiener Institution verkörpert das Dorotheum ein Stück österreichischer Geschichte.
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The Dorotheum was founded in 1707 by Emperor Joseph I and, with its history of more than 300 years, it is the oldest of the great auction houses of the world. One of Vienna’s best-known institutions, the Dorotheum can be said to embody a part of Austrian history.
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Only the Best
Louis Vuitton, Hermès, Dior, YSL, Fendi, Mink by Liska, Moët Ice, Baccarat Kristall, handgemachte Süßigkeiten, eine eigene winzig kleine Blumeninsel. Und als Krönung – die Ankunft eines schönen, jungen Models in einem weißen Schwan. Wie herrlich! SO. UND NUN AUFWACHEN, MÄDELS! DAS RICHTIGE LEBEN LÄUFT ANDERS.
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Verpackung schützt © Paul Prader
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eva dichand
Herausgeberin der Tageszeitung HEUTE
va Dichand verliert nie viel Zeit, um alles auf den Punkt zu bringen. Als Frau, noch dazu mit Modelqualitäten und dem Gardemaß von 1,78 cm in eine Domäne der Männerwelt vorzudringen – kein Hindernis, sondern eher eine Herausforderung.
Wen würden Sie gerne mal zum Dinner ausführen ? Wohin und warum ? Karl Lagerfeld, L’Avenue in Paris. Weil es wohl kaum jemanden gibt, der die Kombination absolut kreativ und Business so beherrscht wie er. Wie würden Sie Ihren Stil einem Fremden beschreiben ? Ballerinas/Businessoutfit/High Heels/cute little Partydresses Wie viel Ambiente und Inszenierung braucht das perfekte Fest ? Ein schönes, außergewöhnliches Ambiente erfreut die Sinne. Letztlich gibt jedoch die Mischung der Gäste in Kombination mit guter Musik den Ausschlag. Was bedeutet Schönheit für Sie ? Viele unterschätzen die Wirkung von Schönheit. Ein smarter Kopf macht auf jeden Fall schön. Welche Person hat Ihr Leben und Wirken geprägt – und inwiefern ? Viele verschiedene Personen. Manche durch ihr positives Denken und die Energie, mit der sie ihre Arbeit und Überzeugungen vorantreiben. Andere wiederum mit ihrem ausgeglichenen Lebensstil oder durch ihre optische Erscheinung. Wien, Wien, nur du allein: Was lieben Sie an dieser Stadt ? Die Gemütlichkeit und Sicherheit, die sie ausstrahlt. Die versteckte Verrücktheit, das kulturelle Angebot und natürlich ihre Menschen mit all ihren Eigenheiten. Welche Traditionen und Rituale sind Ihnen wichtig ? Klassische Traditionen wie Kekse backen vor Weihnachten, Ostereier bemalen mit den Kindern und der gemeinsame Abend alleine mit meinem Mann jeden Sonntag. Feste, Shows, Inszenierungen, Luxus, Schönheit. All das ist oftmals Flucht vor der Realität. Wie oder wohin fliehen Sie am liebsten ? In genau diese Sachen, dazu sind sie ja da. Manchmal lässt einen ein besonders tolles Kleid träumen, manchmal ein Club in Paris oder ein Glas Champagner. Ihr Lieblingstrinkspruch ? Möge es uns nie schlechter gehen ! Ihr Lebensmotto ? Bist du unzufrieden, dann musst DU es ändern.
Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
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v. l. o. n. r. u.: Christoph Kersten, Stefan Riedl, Maya Digruber, Doris Ackerl, Adam Szczurek, Richard Marx, Alfi Jakl, Andreas „Woody“ Holzmann (alle Decotime) Didi Ruckerbauer, Manuel Riss, Walter Winkelmüller, Thesi Lackner (alle Decotime) Andrea Konrad (Decotime), Arthur Schwarz, Daniel Bojanowsky (beide perfectprops), Iris Hübl (Decotime) Sandra Landwerth, Alma Milcic, Sophie Chudzikowski, Yoan Gonfond, Jody Cuberli, Josipa Filipovic, Angela Kladnig, (alle perfectprops) Claudia Spitz (Freundin und Inhaberin der Partneragentur events_by_Spitz)
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Conrad Kroencke, Markus Diesner (Pony Express), Florian Weber (Concept Solution), Jürgen Erntl (Concept Solution), Andreas Kohl (Event Electric), Thomas Berlhein (Föhr), Melissa Baumgartner, Lukas, Stefanie Prem (alle Kunstgärtnerei Doll, Salzburg)
v. l. o. n. r. u.: Gerda Buxbaum (fashion in context), Ronald Talasz (trafikant – Handel mit Gestaltung.), Gertraud Auinger-Oberzaucher (themata | kommunikation), Martin Hötzeneder (Head of production, perfectprops), Ela Angerer (Journalistin), Thomas Draschan (Künstler), Jörg und Karoline Doll (Kunstgärtnerei Doll, Salzburg)
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ISBN: 978-3-902672-87-2