Interview Stefan Sauter 1. Beschreibe doch mal kurz die Geschichte, die eure Tanzperformance „a live wire“ erzählt. Das ist gar nicht so einfach, da die Story so offen und vielseitig interpretierbar gestaltet ist, dass jeder einzelne Zuschauer seine ganz eigene von seinen Erlebnissen beeinflusste Geschichte verstehen wird. Grundsätzlich geht es darum, dass die soziale Struktur einer Gruppe im Fokus steht. Es ist die Geschichte über die vielseitigen Möglichkeiten, welche aufkommen, wenn man sich von den Fesseln eines bestimmten Systems entreißt und als Gruppe und Individuum die Freiheit sucht. 2. Wie seid ihr auf den Titel gekommen? Der Titel war für mich der Ausgangspunkt des gesamten Stückes. „a live wire“ steht wörtlich übersetzt für einen „unter Strom stehenden Draht“ was etwas belebtes ausdrückt aber auch gewisse Gefahren mit sich bringt. Wenn man aber das „a“ und „live“ verbindet entsteht „alive“ was für Lebendigkeit und Lebensfreude steht. Nimmt man aber ein paar kleine Veränderungen von Buchstaben und Wörtern vor, so erhält man „a wierd live“ was für ein fremdartiges und gestresstes Leben steht. Und genau so funktioniert die Geschichte. Kleine Veränderungen können große Folgen haben und zu einer völlig neuen unbekannten Situation führen. 3. „A live wire“ ist Euer erstes abendfüllendes Programm. Welche besonderen Anforderungen an Euch als Tänzer bringt ein Abendprogramm – im Gegensatz zu einzelnen Choreografien – mit sich? Es ist im Wesentlichen die Möglichkeit als Tänzer in seiner Kunstform voll und ganz auf zu gehen. Die Vielseitigkeit einer abendfüllenden Produktion eröffnet einem mehr Gelegenheit sein Repertoire vollständiger zum Besten geben zu können und auch im Laufe der Entwicklung zu erweitern. Selbstverständlich verlangt es aber auch erheblich mehr körperliche Kondition und langfristigere Vorbereitung. Man muss sich seine Kräfte einteilen und die körperliche Erschöpfung im „Storyboard“ berücksichtigen. 4. Was hat Euer Stück mit Weihnachten zu tun? Weihnachten und speziell die Zeit davor ist in der europäischen Kultur die Zeit der inneren Einkehr und der Besinnung. Man beschäftigt sich mehr mit seinen Wurzeln, der Familie, Freundschaften und Herzensangelegenheiten. Die Nächte werden länger und das Wetter wird kalt. Man kann die Kälte des Winters auch manchmal in den Herzen der Menschen spüren. Unser Stück arbeitet genau mit dieser inneren Einkehr und regt zum Fühlen und Nachdenken an. Das Stück gibt Beispiele von Reaktionsweisen wie Menschen miteinander umgehen, in Einklang kommen oder sich voneinander entfernen. Wir verwandeln die Bühne zu einer Plattform um Gefühle zu verkörpern und darzustellen. Unsere Emotionalität soll auf den Zuschauer überspringen weitergetragen werden. Ebenso versucht die Geschichte an zu regen auch mal über seinen Schatten zu springen und auf einender zu zu gehen.