2 minute read
die bauliche Entwicklung Pfaffenhofens
3 Veränderungen im Stadtbild: die bauliche Entwicklung Pfaffenhofens
Das Ende der mittelalterlichen Stadt: Stadtbild im Wandel
Advertisement
Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts besaß Pfaffenhofen nahezu unverändert sein Aussehen, wie es im 16. Jahrhundert nach der schweren Plünderung und Brandschatzung des Jahres 1504 wieder aufgebaut worden war. Neben der mehrere Meter hohen, mit vier Toren und 17 Türmen bewehrten Stadtmauer prägten die Stadtpfarrkirche, das „Große Stadthaus“ am Unteren Hauptplatz, das Rentamt mit Rathaus und die Heiliggeistspitalkirche (Standort heutiges Rathaus) das Ortsbild. Zwei- und dreigeschossige Häuser der Bierbrauer, Wirte, Kaufleute und Kunsthandwerker dominierten den großen Platz.
Vorgelagert waren lediglich der Münchener und der Ingolstädter Vormarkt mit einzelnen, meist eingeschossigen Häusern. Die Vogtmühle im Süden, die Arl- und die Stadtmühle im Norden und die St. Andreas-Kirche in Altenstadt standen ebenfalls außerhalb der Ummauerung auf Stadtgrund. Weit ausgedehnte Wiesen und Felder umsäumten das bebaute Areal und reichten bis an den Bereich der ehemaligen Stadtmauer heran.
Blick auf die Befestigungsanlagen und den Stadtgraben mit dem Türltor (Kupferstich von Anton Wilhelm Ertl, 1687)
Abtragung des Mauerrings und Gewinn neuer Flächen
Die Abtragung des Mauerrings auf eine Höhe von knapp zwei Metern im Jahr 1807 und das Auffüllen der außen vorgelagerten tiefen Wassergräben ermöglichte die Er-
Stadtmauerpartie an der Nordseite der Grabengasse mit angebauten Häusern (um 1920) Blick am Ingolstädter Tor vorbei auf das Rathaus, im Hintergrund mittig die drei Türme des „Großen Stadthauses“, das 1804 abgebrochen wurde (Kupferstich von Anton Wilhelm Ertl, 1687)
Die an der heutigen Moosburger Straße stehende Nikolai-Kirche fiel 1803 der Säkularisation zum Opfer und wurde durch ein Wohnhaus ersetzt (Gemälde von Hans Donauer, um 1590).
schließung neuer Flächen im Bereich der alten Umfriedung. In den folgenden beiden Jahrzehnten begannen Bürger, an der Stadtmauer Häuser zu errichten. In einzelnen Fällen lief die Mauer durch das Haus, nachdem an beide Seiten angebaut worden war. Die Stadt strahlte dadurch mehr „Offenheit“ aus, zumal zwei der als beengend empfundenen und bereits damals den Geschäftsverkehr hemmenden Stadttore verkauft und anschließend abgebrochen wurden. Einem erwarteten Wachstum stand nichts mehr im Wege, es sollte in größerem Stil jedoch erst im ausgehenden 19. Jahr hun dert sichtbar werden. Die Abbrüche des „Großen Stadthauses“ (Hauptplatz 21), der Nikolai-Kirche (Moosburger Straße 15) sowie des Münchener und Ingolstädter Tors (bei Münchener Straße 7 bzw. Ingolstädter Straße 23) waren neben der Abtragung der Stadtmauer auf eine Höhe von zwei Meter die sichtbarsten Eingriffe in das Stadtbild.
Bauboom ab den 1860er Jahren
Die Bautätigkeit im frühen 19. Jahrhundert entwickelte sich zwar für damalige Verhältnisse vergleichsweise stark, nach heutigen Maßstäben jedoch in bescheidenem Umfang. War es im 17. und 18. Jahrhundert nur zu vereinzelten Neubauten ge kom men, so entstanden im Zeitraum von 50 Jahren zwischen 1800 und 1850 rund 50 neue Wohnhäuser, die anfänglich Baulücken im engeren Stadtbereich schlossen und nach 1830 vor allem an der Ingolstädter sowie sporadisch an der Scheyerer Straße und an der Spitalstraße zu stehen kamen. Zu einem merklichen Sprung in der Bautätigkeit kam es ab den 1860er Jahren, als binnen zweier Jahrzehnte 135 Neubauten auf bisher unbebauten Flächen, ausgreifend nach allen vier Himmelsrichtungen, errichtet wurden.
Typische Fassade von Neubauten des frühen 19. Jahrhunderts (1819)