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Zur Einführung
Die Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts bis zur Eröffnung der Eisenbahnlinie München–Ingolstadt 1867 ist eine weitgehend vergessene Epoche der Pfaffenhofener Stadtgeschichte. Geprägt von den Folgen der Koalitionskriege (1792–1815), der „Biedermeierzeit“ und einer Phase des Aufbruchs zur Jahrhundertmitte hat diese Zeit jedoch Interessantes zu bieten. Veränderungen im Stadtbild, eine neue Stadtverfassung, Naturkatastrophen und Unglücke, aber auch frische Impulse und Veränderungen machen die ersten rund 50 Jahre des 19. Jahrhunderts zu einem interessanten Thema. Persönlichkeiten und Schicksale einzelner Familien sowie die tiefe Ver ehrung des bayerischen Regentenhauses seitens der Stadt prägten diese Epoche ebenfalls. Für das 19. Jahrhundert fließen zahlreiche historische Quellen. Neben den Magistratsprotokollen, Gewerbe- und Ansässigmachungsakten bieten Chroniken und bisher kaum zugängliche Zeitungsberichte neue Einblicke in das Geschehen in und um Pfaffenhofen. In einer Zeit, in der es noch keine Lokalzeitung gab, berichteten sowohl in Bayern als auch außerhalb des Königreichs gedruckte Blätter über besondere Vorkommnisse in der Stadt. Gedankt sei wieder den am Zustandekommen dieser Ausgabe der „Pfaffenhofener Stadtgeschichten“ beteiligten Institutionen und bewährten Kräften: der Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm für die Herausgabe dieser Schriftenreihe, der Druckerei „Humbach & Nemazal“ für Layout und Druck, der Agentur „ideehochzwei“ für die Gestaltung des Umschlags sowie Frau Martina Wühr, Herrn Thomas Tomaschek und Herrn Florian Erdle für das sorgfältige Lektorat.
Andreas Sauer
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1 „Im Anfang war Napoleon“: schwieriger Start ins 19. Jahrhundert im Umfeld der Koalitionskriege
Kampf um die Vormachtstellung in Europa
Der Start für die Stadt Pfaffenhofen in das 19. Jahrhundert erfolgte in bewegten Zeiten, die weite Teile Europas verändern sollten. Die knapp zwei Jahrzehnte, mit Unterbrechungen von 1792 bis 1815 dauernden „Koalitionskriege“ wirkten sich als Folge der Französischen Revolution massiv auf das Kurfürstentum (ab 1806 Königreich) Bayern aus und veränderten sein Territorium, die Infrastruktur und sämtliche Bereiche der Verwaltung und des Alltagslebens. Am Konflikt der Großmächte war das Land Bayern als Bündnispartner in wechselnden Koalitionen – zunächst auf Seiten Österreichs, ab 1806 auf Seiten der Franzosen und zuletzt im Verbund mit den europäischen Großmächten gegen Napoleon – beteiligt. Sowohl durch die Stellung von Soldaten als auch als Ort kriegerischer Auseinandersetzungen waren das gesamte Land, aber auch der Raum Pfaffenhofen und die Stadt unmittelbar betroffen.
Kampfhandlungen bei Pfaffenhofen und Auswirkungen auf die Stadt
Neben Gefechten in der Region wie der Schlacht bei Rottenegg im Jahr 1796 kam es mehrmals unmittelbar in der Stadt und ihrem Umfeld zu Konflikten. Allein bis 1801 hatte es sieben Durchzüge und Einquartierungen französischer und kaiserlichösterreichischer Truppen gegeben. Damit einher ging die erzwungene Abgabe von Nahrungsmitteln und Geld, die Leistung von Entschädigungszahlungen (Reparationen), aber auch die Zerstörung großer Wiesengründe und der Ernte durch dort lagernde, mehrere Tausend Soldaten, die in der rund 300 Häuser und etwa 1.600 Einwohner zählenden Stadt und ihrer Umgebung untergebracht waren. Hier kam es zu drei größeren militärischen Scharmützeln. Am 30. Juni 1800 zogen kaiserliche Truppen aus Pfaffenhofen ab und drohten dem neu gewählten Bürgermeister Paul Schöll Schläge an, sollte er den Franzosen strategische Informationen zukommen lassen. Ein daraufhin einsetzender Aufstand der Pfaffenhofener und das Läuten der Sturmglocke beschleunigten den Abzug der Kaiserlichen, denen am Folgetag die Franzosen nachfolgten. Höhere militärische Ränge quartierten sich in den besseren Häusern der Stadt ein, einfache Soldaten mussten auf den Feldern bei Altenstadt oder auf den Anhöhen im