Trauma Mobbing

Page 1

Pfarrertag am 22.06.2016 Erfurt

Psychotrauma als Folge von Mobbing und das Leben danach

Dipl.-Psych. Gabriele Kluwe-Schleberger ThĂźringer Trauma Netzwerk



1


2


3


„Vor all meinen Bedrängern bin ich ein Spott geworden... Ich bin vergessen in ihrem Herzen wie ein Toter; ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß…denn ich höre, wie viele über mich lästern ..." - Psalm 31,12ff

4


Quelle: Blog von Peter Teuschel,

http://www.blog.drteuschel.de/wordpress/ptbs-durch-mobbing-oder-die-traegheit-unserer-diagnosesysteme/

PTBS durch Mobbing oder Die Trägheit unserer Diagnosesysteme Publiziert am 24. September 2014 von Peter Teuschel Gestern war es mal wieder so weit. Eine meiner Patientinnen kam aus der Trauma-Ambulanz zurück. Sie hatte dort einige umfangreiche Tests absolviert und ein ausführliches Gespräch mit dem dortigen Arzt geführt. Am Ende war die Sache klar. Sie zeigte alle wesentlichen Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und die Empfehlung lautete, sie solle eine trauma-orientierte Psychotherapie durchführen lassen. Der Arztbrief, den sie mir vorlegte, zeigte als Diagnose … na was? Raten Sie mal! ICD F32.2 schwere depressive Episode Hoppla, werden jetzt manche denken, aber die typischen PTBS-Symptome und die Empfehlung, eine Traumatherapie zu machen, und das Ganze noch durchgeführt auf dem hohen Level einer Spezialambulanz … Wo ist denn die Diagnose PTBS abgeblieben? Wenn die Diagnostik dieser Störung Fahrt aufnimmt und alles immer schneller und eindeutiger auf diese Diagnose zuläuft, kommt plötzlich eine Mauer in Sicht, auf der steht ein einziger Begriff: Kriterium A Manch eine Diagnose ist schon an dieser Mauer zerschellt, so auch die PTBS meiner Patientin von gestern. Worum handelt es sich dabei? Eine chemische Formel? Ein radioaktives Element? Ein Gesetzesparagrah?

5


Nein, das “Kriterium A” bezeichnet den Auslöser, also das eigentliche Trauma, das einer PTBS natürlich vorausgehen muss. Die ICD 10 fordert: Der Betroffene war (kurz oder lang anhaltend) einem belastendem Ereignis von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Das DSM IV fordert: Es war eine Konfrontation mit einem traumatischen Ereignis gegeben und zwar: Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod oder ernsthafter Verletzung oder Gefahr für eigene oder fremde körperliche Unversehrtheit (objektiv) und Reaktion: Intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen (subjektiv) Ein “Kriterium A” wird landläufig akzeptiert, wenn es sich bei dem Trauma um schweren Unfall, Naturkatastrophe, Mordanschlag, Vergewaltigung o.ä. handelt. Bei meiner Patientin war als Auslöser ihrer posttraumatischen Symptomatik aber jahrelanges Mobbing vorangegangen. Und diese Belastung wird in den allermeisten Fällen nicht als ausreichend schwer gesehen, um eine PTBS auszulösen. Die Fachambulanz hat nichts falsch gemacht, sie darf unter diesen Umständen keine PTBS diagnostizieren. Der Fehler liegt vielmehr in den gängigen Klassifikationssystemen, die Mobbing als Auslöser für eine PTBS nicht einschließen. Das führt zu dem paradoxen Effekt, dass meine Patientin zwar mit der Empfehlung einer Traumatherapie die Fachambulanz verlässt, aber die entsprechende Diagnose nicht gestellt werden darf.

6

Quelle: Blog von Peter Teuschel, http://www.blog.drteuschel.de/wordpress/ptbs-durch-mobbing-oderdie-traegheit-unserer-diagnosesysteme/


Die Diagnosesysteme sind in manchen Bereichen wie Dinosaurier, die schwerfällig durch die Landschaft tappen und nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun haben. Ein sehr unbefriedigender Zustand. Da hilft es auch nichts, wenn der Kollege Bämayr in seinem Buch “Das Mobbingsyndrom” eine ausführliche Monographie über die traumatischen Folgen von Mobbing veröffentlicht hat und das renommierte “Lehrbuch der Psychotraumatologie” von Fischer und Riedesser Mobbing ein eigenes Kapitel widmet. Eine Initiative zur Aufnahme von Mobbingfolgen in die ICD hat ebenfalls Dr. Bämayr gestartet. Stand heute aber immer noch: Wer gemobbt wird, dadurch alle Symptome einer posttraumatischen Störung entwickelt und laut Empfehlung einer Spezialambulanz eine Traumatherapie durchführen soll, hat keine PTBS.

Quelle: Blog von Peter Teuschel, http://www.blog.drteuschel.de/wordpress/ptbs-durch-mobbing-oderdie-traegheit-unserer-diagnosesysteme/

7


Nein, das “Kriterium A” bezeichnet den Auslöser, also das eigentliche Trauma, das einer PTBS natürlich vorausgehen muss. Die ICD 10 fordert: Der Betroffene war (kurz oder lang anhaltend) einem belastendem Ereignis von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Das DSM IV fordert: Es war eine Konfrontation mit einem traumatischen Ereignis gegeben und zwar: Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod oder ernsthafter Verletzung oder Gefahr für eigene oder fremde körperliche Unversehrtheit (objektiv) und Reaktion: Intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen (subjektiv) Ein “Kriterium A” wird landläufig akzeptiert, wenn es sich bei dem Trauma um schweren Unfall, Naturkatastrophe, Mordanschlag, Vergewaltigung o.ä. handelt. Bei meiner Patientin war als Auslöser ihrer posttraumatischen Symptomatik aber jahrelanges Mobbing vorangegangen. Und diese Belastung wird in den allermeisten Fällen nicht als ausreichend schwer gesehen, um eine PTBS auszulösen. Die Fachambulanz hat nichts falsch gemacht, sie darf unter diesen Umständen keine PTBS diagnostizieren. Der Fehler liegt vielmehr in den gängigen Klassifikationssystemen, die Mobbing als Auslöser für eine PTBS nicht einschließen. Das führt zu dem paradoxen Effekt, dass meine Patientin zwar mit der Empfehlung einer Traumatherapie die Fachambulanz verlässt, aber die entsprechende Diagnose nicht gestellt werden darf.

8

Quelle: Blog von Peter Teuschel, http://www.blog.drteuschel.de/wordpress/ptbs-durch-mobbing-oderdie-traegheit-unserer-diagnosesysteme/


Mobbing-Erfahrungen und ihre traumatischen Folgen: Was bedeutet Trauma im Zusammenhang mit Mobbingerfahrungen? Wie können wir mit Menschen umgehen, die durch Traumata infolge erlebten Mobbings zu Boden gedrückt werden? Welche Möglichkeiten haben die Betroffenen selbst, mit ihren belastenden Erfahrungen umzugehen und womit müssen sie zu leben lernen? Welche Therapiemöglichkeiten bestehen für Traumata?

9


Psychotrauma Trauma = Wunde , auf beiden Seiten des Subjektes „Ein Psychotrauma ist eine seelische Wunde, die auf ein traumatisierendes Ereignis (oder deren mehrere) zurückgeht, bei dem im Zustand von extremer Angst und Hilflosigkeit die Verarbeitungsmöglichkeiten des Individuums überfordert waren“, oder: „ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt“ (Fischer & Riedesser, 1998, S. 79; 3. Auflage S. 82).

10

Quelle: aus Vortrag v. Prof. Dr. med. Günter H. Seidler, Uniklinik Heidelberg


Trauma-Ereignis = Akt der Auslöschung der Daseinsberechtigung/Daseinsbefähigung (über den Verlust der Selbstwirksamkeit) des Betroffenen. Insofern ist Trauma die (physiologische und psychische) Spur eines Tötungsversuches (sozial, physisch, psychisch mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Einzelfall)! Naheliegend eine Folge: das Erleben, fremd zu sein, nicht dazuzugehören, aus dem Kontext der Welt rausgefallen zu sein.

Quelle: aus Vortrag v. Prof. Dr. med. Günter H. Seidler, Uniklinik Heidelberg

11


Verlust

Verdrängte Gefühle

Angst, Panik, Resignation

Belastende Situation

(z. B. im Beruf, in der Familie)

Durchhalten

Unruhe, Nervosität, Hektik Überforderung

Trauma

12

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2006

Lieblosigkeit

Strafe

Schmerzen

(Kopf, Bauch, Rücken, Herz)

Fehlleistungen

KRISE

Quelle: nach Klinik-Prospekt WickerKlinik Bad Wildungen, S. 4/5


Formen menschlicher Gewalt Sexuelle Gewalt Vergewaltigung, gegen den Willen zu sexuellen Handlungen nötigen, sexuell angreifen, als Sexobjekt

Macht und Kontrolle

Erniedrigung

Drohung

behandeln

einsperren zerstören, Gesten, Handlungen ihr/sein Eigentum Angst machen durch Blicke Drohungen aussprechen/ausführen, einschüchtern, beleidigen,

Psychische Gewalt

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2005

13


Physische und sexuelle Gewalt stoßen, schlagen, treten, würgen, festhalten, fesseln, mit Gegenständen und Waffen bedrohen und Verletzungen zufügen, Essensentzug, Schlafentzug Vergewaltigung, gegen den Willen zu sexuellen Handlungen nötigen, sexuell angreifen, als Sexobjekt behandeln

14


Emotionale Gewalt kontrollieren, was sie/er tut wen sie/er trifft mit wem sie/er spricht wohin sie/er geht sie/ihn für verrückt erklären, Schuldverschiebung, drohen, die Kinder wegzunehmen

15


Psychische Gewalt einschüchtern, beleidigen, Drohungen aussprechen/ausführen, Angst machen durch Blicke, Gesten, Handlungen ihr/sein Eigentum zerstören, einsperren

16


Soziale Gewalt Männliche Privilegien ausnutzen, sie/ihn wie eine Bedienstete behandeln, alle Entscheidungen treffen, Kinder als Druckmittel benutzen, sie/ihn im sozialen Umfeld schlecht machen

17


Ă–konomische Gewalt Arbeitsverbot, Zwang zu arbeiten, um Geld bitten lassen, Geld zuteilen, verweigern oder wegnehmen

18


19


Die Posttraumatische Belastungsstörung nach ICD-10 (F43.1) Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Hierzu gehören eine durch Naturereignisse oder von Menschen verursachte Katastrophen, eine Kampfhandlung, ein schwerer Unfall oder Zeuge des gewaltsamen Todes anderer oder selbst Opfer von Folterung, Terrorismus, Vergewaltigung oder anderen Verbrechen zu sein. Prämorbide Persönlichkeitsfaktoren wie bestimmte Persönlichkeitszüge, z.B. zwanghafte oder asthenische Persönlichkeitszüge oder neurotische Krankheiten in der Vorgeschichte können die Schwelle für die Entwicklung dieses Syndroms senken und seinen Verlauf verstärken, aber die letztgenannten Faktoren sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten der Störung zu erklären. Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), oder in Träumen, vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten. Ferner finden sich Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit sowie Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Üblicherweise findet sich Furcht vor und Vermeidung von Stichworten, die den Leidenden an das ursprüngliche Trauma erinnern könnten. Selten kommt es zu dramatischen akuten Ausbrüchen von Angst, Panik oder Aggression, ausgelöst durch ein plötzliches Erinnern und intensives Wiedererleben des Traumas oder der ursprünglichen Reaktion darauf. Gewöhnlich tritt ein Zustand von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanzsteigerung, einer übermäßigen Schreckhaftigkeit und Schlafstörung auf. Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und Suizidgedanken sind nicht selten. Drogeneinnahme oder übermäßiger Alkoholkonsum können als komplizierende Faktoren hinzukommen. Die Störung folgt dem Trauma mit einer Latenz, die Wochen bis Monate dauern kann. Der Verlauf ist wechselhaft, in der Mehrzahl der Fälle kann jedoch eine Heilung erwartet werden. Bei wenigen Patienten nimmt die Störung über viele Jahre einen chronischen Verlauf und geht dann in eine andauernde Persönlichkeitsänderung (F62.0) über.

20


Fragmentierte Speicherung traumatischer Erfahrungen Bild Geräusche

Emotion Beziehung Geruch Dissoziation Amnesie Gedanken

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2005

Körperempfindung

Kontext Atmosphäre

21


Trauma-Integration

Geräusche Beziehung Kontext Atmosphäre Geruch

22

Körperempfindung

Gedanken

Bild

Emotionen

Dissoziation Amnesie © THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2005


PTBS

Komorbiditätsblatt der Traumafolgeerkrankungen © THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2005

23


Komorbiditäten bei Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen*: 48% der Männer und 49% der Frauen mit PTSB haben gleichzeitig Depressionen 52% der Männer und 28% der Frauen zeigen Alkoholabhängigkeit oder Alkoholmissbrauch 35% der Männer und 27% der Frauen mit PTSB werden drogenabhängig oder missbrauchen Drogen

24

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2006

*Quelle: Kessler 1995, Nationale Studie zu Komorbiditäten psych. Erkrankungen (USA)


Rahmenmodell posttraumatischer Prozesse Schutzfaktoren 

Kohärenzsinn

Soziale Unterstützung

Medizinisches Behandlungsmanagement

Ressourcenorientierte Stabilisierung

Traumafolgen Ereignisfaktoren

•PTSD

Posttraumatischer Prozess Intrusion

•Traumaschwere •Unerwartetheit

Hyperarousel

•Angst

Vermeidung Dissoziation

•Unkontrollierbarkeit

•Dissoziative Störungen •Depression •Somatisierung •Sucht

Risikofaktoren

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2005

Alter bei Traumatisierung

Sensibilisierung durch Vortraumatisierung

Prämorbide psychische Störungen Quelle: nach „Entwicklungen in der Psychotraumatologie“ von G. H. Seidler, P. Laszig, R. Micka, B. V. Nolting (Hg.)

25


Dynamik des posttraumatischen Prozesses (nach Horowitz)

Normale Reaktion

Pathologische Reaktion Traumatisches Ereignis

Aufschrei, Furcht, Bestürzung, Wut Verleugnung, Konstriktion, Abschalten, Ausblenden Intrusion, Flash-backs der traumatischen Situation oder Teile davon Durcharbeiten, Integration der Erfahrung in die Persönlichkeit Bewältigung, Fortsetzung des eigenen Körpererlebens

26

THÜTZ / G. Kluwe-Schleberger Quelle: nach „Entwicklungen in der Psychotraumatologie“ von G. H. Seidler, P. Laszig, R. Micka, B. V. Nolting (Hg.)

Überwältig-Sein, Konfusion, Orientierungsverlust Panik, Kontrollverlust, hysterisches Verhalten Extremes Vermeidungsverhalten bis hin zu Medikamenten- und Drogenabusus Überflutungszustände, persistierende Bilder und Gedanken, Hypermnesien Psychosomatische Reaktionen, Flashbacks, Somatisierungsstörungen Persönlichkeitsstörungen


Voraussetzung 1: intensives emotionserzeugendes Ereignis

Voraussetzung 4: Wahrnehmung des Ereignisses als unentrinnbar

Encodieren einer traumatischen Erinnerung

Voraussetzung 2: Hohe Bedeutsamkeit des Ereignisses fĂźr den Betroffenen

Voraussetzung 3: Neurobiologischer Zustand des Gehirns zum gegebenen Zeitpunkt Quelle: Ronald A. Ruden, Wenn Vergangenes nicht vergeht, S. 69 ff.

27


Verlaufsmodell bei traumatischen Belastungen

Traumatisches Ereignis

•durch Vernachlässigung, Abwesenheit (real/emotional) •durch Misshandlung •durch Schmerzzustände

Reaktion auf Trauma

•Schreien, Rückzug •Versagen der neuropsychobiologischen Regulation •Erstarren, Blickabwendung

Traumaspezifische Antworten

Bewältigungen

Mittel- / langfristige Folgen

28

•Fight-/fight-Reaktionen •Dissoziation

•Compliance, Deckverhalten •Unruhe, Vermeiden

•Gestörte affektive , kognitive und körperliche Entwicklung

Wiederherstellungen in traumatischen Szenarien, Wiederholungszwang Quelle: A. Streeck-Fischer, Trauma und Entwicklung, S. 105


Übliche Zeichen und Symptome bei außergewöhnlichen Belastungen und exzessivem Stress gedankliche Verwirrung verminderte Entscheidungsfähigkeit Kognitiv Konzentrationsschwierigkeiten Probleme mit dem Gedächtnis Verringerung der höheren kognitiven Funktionen

Emotionaler Schock Wut Trauer Depression Gefühl, überwältigt zu sein

Starkes Schwitzen Sprachstörungen Herzrasen höherer Blutdruck Hastiges Atmen

THÜTZ / G. Kluwe-Schleberger

Änderung der Verhaltensmuster Vernachlässigung der Körperpflege Änderung des Essverhaltens Distanz zu anderen Menschen längeres Schweigen

29


Einfache und komplexe Traumatisierung

Einfaches Trauma

Komplexe Traumatisierung 30

Š THĂœTZ G. Kluwe-Schleberger


Physiologie psychischer Traumatisierung

31


Quelle: Foto William A. Ewing „Der Kosmos in uns“, S. 85

Unser Gehirn ist vergleichbar mit einer Baustelle. Es verfügt über eine Neuroplastizität, die nutzungs- und erfahrungsabhängig ist. 32

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2006

Quelle: nach G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie


Quelle: Gehirn & Geist 12/2006, S. 42

33


34

Quelle: Gehirn & Geist 12/2006, S. 72


Die Art der Vernetzung und die Qualität der Verbindungen im Gehirn sind abhängig von  wie und wofür der Mensch sein Gehirn nutzt  welche Erfahrungen er im Laufe seines Lebens macht Verschaltungsmuster, die durch frühere Erfahrungen entstanden sind, haben großen Einfluss auf die weitere Nutzung sowie die nachfolgende Strukturierung und innere Organisation des Gehirns. Der Mensch kann bis ins hohe Alter Verschaltungsmuster in seinem Hirn umformen.

Quelle: nach G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie

35


Bewältigungsreaktionen Angeborene Reaktionen (Reflexe und Regelkreise) Erfahrungsbedingte Reaktionen (Bindung und Vertrauen) Erlernte Reaktionen (Wissen und Können)

36

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2006

Quelle: nach G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie


Alarmreaktionen

Störsignale

Alarmreaktion

Bewertung der Störung im Frontalhirn

Auslösen der Alarmreaktion

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2006

Quelle: nach G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie

37


Die Alarmreaktionen sind als Auslöser der Bewältigungsreaktionen eng mit diesen verbunden. Es wird nach folgenden Alarmsystemen unterschieden: Furchtsystem Paniksystem Beunruhigungssystem Irritation

38

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2006

Quelle: nach G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie


Panik-System  Disstress-Systeme bei Erwachsenen: Kloß im Hals, Druck auf der Brust, weiche Knie

 Das Paniksystem ist auch verantwortlich für das Herdenverhalten.  Panik-Attacken: hochgradige Erregung, Erstarren, Abschalten d. Sprach- und Lautzentren, leises Atmen

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Quelle: G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie

39


Furcht-System  Furchtsystem ist eng an Sympathikus gebunden.  Das Furchtsystem und seine Störungen sind besser erforscht als das Paniksystem.  Das Furchtsystem ist mit Kampf und Flucht verbunden. Es bildet die Basis für unsere kognitiven Lernschritte.  Kern dieses Systems liegt in der Formatio reticularis, genauer im Locus coeruleus (blauer Kern).  Die erregenden Neurotransmitter sind die Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin)

40

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Quelle: G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie


Furcht-System

Gefahrensituation Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin

Erhöhung der Vigilanz

Suchen einer Lösung aus unserem Erfahrungsprogramm

Problem gelöst: Erfolgserlebnis ! Vermehrte Ausschüttung von Dopamin und Opiaten

Einprägung dieser Lösung, Veränderung der Genexpression von nachfolgenden Nervenzellen, Förderung der Neubildung von Synapsen, Bahnung der Verschaltungen mit denen das Erfolgserlebnis erreicht wurde (gilt auch bei „negativen“ Lösungen wie z.B. Bulimie !) © THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Quelle: G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie

41


42

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger


Kontrollierbare Herausforderungen

Herausforderungen mit zu starkem Stress

Starke Cortisolausschüttung

Gedächtnisfördernd

Konzentration nur auf Stressabbau

„Lernen“ ist davon abhängig, dass wir etwas Stress haben.

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Quelle: G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie

43


Festigung, Stabilisierung

Fähigkeiten

Auflösung, Umformung

neue Anforderungen

Erwartungen 

falsche Erwartungen

Gefühle

verletzte Gefühle

Psychische Belastung Angst

Stressreaktion

„kontrollierbar“ =Herausforderung

44

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger 2006

„unkontrollierbar“ =seelische Belastung

nach Gerald Huether, 2004


Das Furchtsystem ist ein wichtiges Beruhigungssystem für das Paniksystem. Wir machen uns Furcht, obwohl wir eigentlich Panik haben, da wir mit der Furcht besser umgehen können (Kampf, Flucht, Lernen). Dies ist im Zustand der Panik nicht möglich (Lähmung).

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Quelle: nach G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie

45


Beunruhigung und Irritation Beunruhigung (nicht wissen, wie man reagieren soll) und Irritation (Spüren, dass Reaktion nicht zum gewünschten Ergebnis führt) sind die Verkleinerungsformen von Panik und Furcht. Werden die Störfaktoren in Richtung Beunruhigung und Irritation bewertet (im Frontalhirn), bleiben Furcht- und Paniksystem auf einem niedrigen Level und das Gehirn kann eine vernünftige Lösung finden. Reichen die Verschaltungsmuster des Frontalhirns nicht aus werden die subkortikalen Bereiche aktiviert.

46

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Quelle: nach G. Hüther, U. Sachsse, Neurobiologisch fundierte Psychotherapie


Quelle: Spektrum der Wissenschaft, Dossier 6/2008, S. 31

47


Gehirn@Geist/Art for Science

48

Quelle: Gehirn & Geist Nr.1-2/2010 Seite 27


Erste Stressreaktion - Furchtreaktion Reaktion des Gehirns Aktivierung stressrelevanter subcorticaler und corticaler Zentren

Wer macht was ? / Vorgang Amygdala aktiviert vegetative Zentren, dadurch Ausschüttung von Noradrenalin

Was passiert dadurch?

Hypothalamus aktiviert sympatisches Nervensystem, dadurch Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin im Nebennierenmark Bei starkem Stress Aktivierung des Parasympaticus

Erhöht Verhaltensbereitschaft, verstärken Stress-Symptome

Erhöht Aufmerksamkeit und Verhaltensbereitschaft

Auswirkungen auf Blasenund Darmtätigkeit

Stress Erhöhung von Blutdruck, Herzschlag, Atemfrequenz, Muskeltonus, Blutzuckerspiegel, Mobilisierung Fettreserven

THÜTZ / G. Kluwe-Schleberger

Quelle: nach G. Roth u. T.F. Münte in „Entwicklungen in der Psychotraumatologie“ von G. H. Seidler, P. Laszig, R. Micka, B. V. Nolting (Hg.)

49


Die Amygdala ist zuständig für die Alarmreaktion. Sie ist der „Rauchmelder“ des Gehirns. Der Hippocampus hat eine beruhigende Wirkung auf Amygdala. Er vermittelt Orientierung im Raum und hilft, Gefahren einzu-ordnen.

Der Thalamus ist die Hauptsteuerzentrale des Gehirns. Der Hypothalamus ist das Kontrollzentrum für die biologischen Grundfunktionen wie Frieren und Schwitzen, Hunger und Fresslust, Schlafen und Wachen.

50

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Quelle: Spektrum der Wissenschaft 11/2006; S. 49

Amygdala und Hippocampus arbeiten beide daran, dass wir aus Schaden klug werden.


© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

51


52

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger


© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

53


Anlage

54


Phasen der Traumatherapie Oft längste Phase,

Stabilisierung

Traumakonfrontation

Trauer und Integration

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Kann auch von traumazentrierten Fachberatern übernommen werden Nur von ausgebildeten Traumapsychotherapeuten durchzuführen Von ausgebildeten Traumapsychotherapeuten oder traumazentrierten Fachberatern durchzuführen

55


Ebenen der Stabilisierung: körperlich, sozial, psychisch 1. Körperliche Stabilisierung: Basale Selbstfürsorge; Verbesserung, Verfeinerung der Sinneswahrnehmungen; einfache Entspannungstechniken; Techniken zur Körpersynchronisation und – integration 2. Soziale Stabilisierung: Schaffung einer sicheren Umgebung; Unterbrechung von Täterkontakt; Mobilisierung sozialer Ressourcen; Netzwerkarbeit; 3. Psychische Stabilisierung und Affektregulation: 1. Kognitiven Techniken, 2. imaginativ-hypnotherapeutischen Techniken 3. DBT-Techniken.

56


Hilflosigkeit

Sprachbarrieren

Unfähigkeit zur Detailschilderung

Wut

Kulturschock

Schuldgefühle

Angst Panik Zerstörte Bindungen

Wut

Selbstzweifel

Minderwertigkeits gefühle Gedächtnis störungen

Gereiztheit

Selbsthass Verletzbarkeit

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Spirituelle Lebenskrise 57


Gesellschaftliches Umfeld (mit Vorurteilen)

Flüchtlingsrat Wohlfahrtseinrichtungen

Kulturelle Bildung

Gutachter (div. Spezialitäten Therapeuten Ärzte,Psychotherap.

Täter

Heimbetreiber (Sozialarb., Angest.)

Parlamente, Ministerien, Verwaltungen, Parteien

Schule, Kindergarten, KITA

Gerichte, Staatsanwaltschaften

Gesundheitsamt, (Amtsarzt)

Hilfsorganisationen

Förderverein Asyl

Landesverwaltungsamt Ausländerbehörde

Polizeibehörden

Bundesgrenzschutz

Medien, Presse

58

Eltern

Rechtsanwälte (div. Spez.)

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Arbeitsagenturen, Tarifparteien Sozialamt (Leiter, Fachgebietsleiter, Krankenscheinstelle)


Wichtige Grundlage für die Gesprächsführung mit traumatisierten Menschen:

 Herstellen der äußeren und inneren

Sicherheit für den Betroffenen

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

59


Wichtige Grundsätze: den Stärken, Freuden und positiven Teilen des Betroffenen große Aufmerksamkeit geben Anhören der Erzählungen des Betroffenen zum traumatisierenden Ereignis; im gemeinsamen Gespräch danach den Schwerpunkt auf äußere Sicherheit, Selbstkontrolle und Stabilisierung legen den Betroffenen selbst über Angebote entscheiden lassen, der Betroffene behält selbst die Kontrolle Information des Betroffenen über Trauma, Traumareaktionen und Arbeitstechniken Die Betroffenen trösten sich selbst, sorgen selbst für ihre Sicherheit, nutzen selbst ihre inneren Helfer – DAS TUT NICHT DER BETREUER ! Der Betreuer zeigt dem Betroffenen nur die möglichen Techniken und leitet ihn an. 60

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger


Zusammenstellung eines Notfallkoffers als Technik zur Selbstberuhigung (nach Lamprecht, 2000)  Schreiben: Tagebuch, Briefe o. A.  Spazieren gehen ( in der Natur, wo Menschen sind oder gerade keine Menschen)  Bewegen, Tanzen, Sport treiben, Laufen  Malen: etwas Schönes oder das Belastende aus mir heraus malen  Kontakt zu wohltuenden Menschen aufnehmen; auftanken; sagen, was los ist; anrufen; hinfahren; Besuch einladen  Etwas Schönes unternehmen  Bäume umarmen, an Blüten riechen  Imaginationsübungen machen (sicherer Ort etc.)  An den Lieblingsplatz gehen  Kuscheltier in den Arm nehmen  Heiß/kalt duschen, abrubbeln, eincremen  Geschirr zerschlagen, in ein Kissen hauen, im Wald die Wut herausschreien  Wärmflasche machen  Heißen Tee , Kaffee oder Lieblingsgetränk zubereiten und trinken  Schöne Erinnerungen und Bilder in mir ansammeln  Etwas basteln, schaffen, kreativ sein; etwas spielen  Im Garten arbeiten, in der Erde wühlen, Körperlich arbeiten (aber dabei auf Belastungsgrenze achten)  Putzen, Aufräumen, Geschirr abwaschen, Staub saugen, Bügeln, Wohnung schön machen  Sich umziehen, zum Friseur gehen  Haustiere streicheln  Sich mit angenehmen Düften umgeben (z. B. Aromalampe)  Herausfinden, was der Trigger war, und was der Unterschied zu heute ist  Professionelle HelferIn anrufen (BetreuerIn, Frauennotruf, TherapeutIn)

61


Beispiele für Behandlungsmethoden bei PTSB

imaginative Techniken

Somatic Experiencing nach Peter Levine

Sicherungsübungen (Baum, Tresor, sicherer Ort, innerer Helfer) Arbeit mit dem inneren Beobachter Screen-Technik PITT nach L. Reddemann

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

62

NLITT (Neurolaterale Imaginative Traumatherapie nach G. KluweSchleberger)

EMDR EMDR mit Kindern EMDR mit Erwachsenen

Kognitive/ Behaviorale Traumatechniken

HaveningTherapie


EMDR = Eye Movement Desensitization and Reprocessing = Desensibilisierung und Neuverarbeitung durch Augenbewegungen

Š THĂœTZ G. Kluwe-Schleberger

63


EMDR ist eine von Dr. Francine Shapiro 1987-1991 entwickelte neuartige traumabearbeitende Psychotherapiemethode, die die Möglichkeiten der Behandlung seelisch traumatisierter PatientInnen nachweislich erheblich verbessern kann. Nach neueren Metaanalysen der bisherigen kontrollierten Behandlungsstudien zur posttraumatischen Belastungsstörung gilt die EMDR-Methode als eines der 4 nachweislich effektiven Verfahren der Störung (v. Etten & Taylor, 1998, Journal of Clinical Psychology). Die Methode ist u.a. von der American Psychological Association (APA) und der International Society for Traumatic Stress Studies (ISTSS) als effektiv anerkannt und wird weltweit erfolgreich in der Behandlung von Traumafolgeerkrankungen eingesetzt.

64

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Quelle: www.emdr-instiut.de


Wie wurde EMDR entdeckt bzw. entwickelt? 1987 machte Francine Shapiro einen Spaziergang durch einen Park. Dabei hatte sie beunruhigende Gedanken. Die Gedanken verschwanden. Als sie sie wieder zurück gerufen hatte, spürte sie, dass die Gedanken nicht mehr so beunruhigend waren. Francine Shapiro begann, ihre Gedankenprozesse zu beobachten. Sie stellte fest, dass sie während der beunruhigenden Gedanken schnelle Augenbewegungen durchführte. Dabei schienen die quälenden Gedanken aus dem Bewusstsein zu verschwinden. Kamen die Gedanken wieder, waren sie nicht mehr so belastend. Die Augenbewegungen bewirken also eine Desensibilisierung des belastenden Materials.

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

Quelle: aus L. Parnell EMDR-Therapie mit Erwachsenen

65


EMDR verknüpft die mit der traumatischen Situation verbundenen Wahrnehmungsbestandteile

Traumat. Situation Schlimmster Moment Belastung, wahrnehmb. Körperempfindungen die damit verbundene Emotion

Negative Kognition

- Traumatische Ereignisse führen zu anhaltenden Blockaden in der Psyche. - Durch EMDR werden diese Blockaden gelöst ohne etwas „Nützliches oder Notwendiges“ zu entfernen*.

66

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

*Quelle: aus L. Parnell EMDR-Therapie mit Erwachsenen, S.30


Dipl.-Psych. Gabriele A. Kluwe-Schleberger PSYCHOTHERAPEUTISCHE PRAXIS

NEUROLATERALE IMAGINATIVE TRAUMATHERAPIE (NLITT) Die von mir so benannte Neurolaterale Imaginative Traumatherapie (NLITT) vereinigt die Vorzüge der bilateralen Stimulierung einerseits und der imaginativen Techniken andererseits. Sie stützt sich dabei auf die aktuellen Erkenntnisse der Hirnforschung, wonach Vertrauen das „Gegengift“ gegen Angst ist. Vertrauen besetzt die gleichen Hirnareale wie Angst und „fährt sie runter" (Gerald Hüther). Ziel der NLITT ist also eine schnelle und gezielt Entlastung bei Hochstresslagen sowie die Befreiung von Angst durch Vertrauensbildung und Ressourcenstärkung. Gestärkt werden sollen in erster Linie die salutogenetischen Fähigkeiten des Organismus.

© Gabriele Kluwe-Schleberger

67


Imaginationsübungen nach Luise Reddemann Sicherheit, Geborgenheit, Urvertrauen: Innerer sicherer Ort, Innere Helfer, Inneres Team Kontrolle, Distanzierung, Steuerung: Fernbedienung, Tresor, Gepäck ablegen Körper, Organismus: Lichtstromübung, Windmühle Wachstum, Entwicklung: Baum-Übung, Innerer Garten, Achtsamkeitsübung 68

© THÜTZ G. Kluwe-Schleberger


Übung des inneren sicheren Ortes Dieser Ort kann auf der Erde sein, er muss es aber durchaus nicht. Er kann auch außerhalb der Erde sein ... Lassen Sie Gedanken oder Vorstellungen oder Bilder aufsteigen von einem Ort, an dem Sie sich ganz wohl und geborgen fühlen. Und geben Sie diesem Ort eine Begrenzung Ihrer Wahl, die so beschaffen ist, dass nur Sie bestimmen können, welche Lebewesen an diesem Ort, Ihrem Ort, sein sollen, sein dürfen. Sie können natürlich Lebewesen, die Sie gerne an diesem Ort haben wollen, einladen. Wenn möglich, rate ich Ihnen, keine Menschen einzuladen, aber vielleicht liebevolle Begleiter oder Helfer, Wesen, die Ihnen Unterstützung und Liebe geben. Prüfen Sie, ob Sie sich dort mit allen Ihren Sinnen wohl fühlen. Prüfen Sie zuerst, ob das, was Ihre Augen wahrnehmen, angenehm ist für die Augen. Wenn es noch etwas geben sollte, was Ihnen nicht gefällt, dann verändern Sie es ... Nun prüfen Sie bitte, ob das, was Sie hören, für Ihre Ohren angenehm ist ... Wenn nicht, verändern Sie es bitte so, dass alles, was Ihre Ohren wahrnehmen, angenehm ist ... Ist die Temperatur angenehm?... Wenn nicht, so können Sie sie jetzt verändern ... Kann Ihr Körper sich so bewegen, dass Sie sich damit ganz wohl fühlen, und können Sie jede Haltung einnehmen, in der Sie sich wohl fühlen? ... Wenn noch etwas fehlt, verändern Sie alles so, bis es ganz stimmig für Sie ist ... Sind die Gerüche, die Sie wahrnehmen, angenehm? ... Auch sie können Sie verändern, sodass Sie sich ganz wohl damit fühlen ... Wenn Sie nun spüren können, dass Sie sich ganz und gar wohl fühlen an Ihrem inneren Ort, dann können Sie mit sich eine Körpergeste vereinbaren. Und diese kleine Geste können Sie in Zukunft ausführen und Sie wird Ihnen helfen, dass Sie diesen Ort ganz rasch wieder in der Vorstellung haben. Und wenn Sie das möchten, können Sie diese Geste jetzt ausführen ... Um die Übung zu beenden, können Sie wieder Ihre Körpergrenzen wahrnehmen und den Kontakt des Körpers mit dem Boden achtsam registrieren. Danach kommen Sie dann mit der Aufmerksamkeit zurück in den Raum.

69


Glücksübung Ich bitte Sie, sich an eine Situation zu erinnern, in der Sie sich glücklich gefühlt haben. Und rufen Sie sich so viele Details ins Gedächtnis wie sie benötigen, um dieses Empfinden wieder spüren zu können, dieses Glücksempfinden wieder spüren zu können. Vielleicht spüren Sie nicht so intensiv wie damals, aber Sie können doch den Geschmack wieder spüren. ... Und dann können Sie, wenn Sie wollen und, wenn Ihnen das angenehm ist, ausprobieren, ob es möglich ist, das Glücksgefühl in die Zeit vor dem Glücksmoment und in die Zeit nach dem Glücksmoment ausdehnen. ... Sie sind jetzt Ihrem persönlichen Glück aber vor allem Ihrer Glücksfähigkeit begegnet. ... Stellen Sie sich Ihr ganzes Leben als eine Linie vor, die sich irgendwo in der Zukunft verliert. Und schauen Sie nach leuchtenden Punkten des Glückes auf dieser Linie; vielleicht sind es wenige, vielleicht sind es mehr Punkte; eine kürzere oder eine längere Linie, auf der es mehr oder weniger Glückspunkte gibt. ... Und dann stellen Sie sich vor, dass Sie über dieser Linie schweben mit ihrem Glücksempfinden, das Sie jetzt zu dieser Linie schicken, so dass dort mehr leuchtende Punkte erscheinen. Und dieses stärker und immer stärker werdende Leuchten auf dieser Zeitlinie kommt wieder zurück zu ihnen und vergrößert das Glücksempfinden in Ihnen. Und so sind Sie in einem Wechsel mit den Glückspunkten und ihrem inneren Glücksempfinden, so dass das immer mehr wachsen kann, soviel wie Sie möchten. Und denken Sie daran, dass es nicht darum geht, wie es in Ihrem bisherigen Leben gewesen ist, das können Sie rückwirkend nicht ändern, sondern es geht um das Bild in Ihnen, und das können Sie verändern. Und vor allem können Sie viele dieser leuchtenden Punkte in die Zukunft bringen, denn die Zukunft erschaffen Sie von jetzt an. Vielleicht möchten Sie auch spüren, dass es Sie glücklich macht, dass Sie die Zukunft von jetzt an erschaffen können. ... Es ist Ihr persönliches Glück und Ihre Fähigkeit, Glück zu empfinden, das Sie mit einer Farbe, der Farbe des Glückes verbinden können. Und Sie können sich jetzt vornehmen, dass Sie nachher einen Gegenstand in der Farbe des Glückes für sich finden, der Sie an diese Übung und Ihre Glücksfähigkeit erinnern wird. Und Sie können sich vornehmen, dass Sie oft an diese Glücksfähigkeit denken werden. ... Kommen Sie dann mit der vollen Aufmerksamkeit zurück in den Raum. THÜTZ G. Kluwe-Schleberger

70

Quelle: Dr. L. Reddemann, Traumakurs


Von einem sympathischen Unbekannten angelächelt werden

Die Wände bunt streichen Alte Freunde wieder treffen

Allein zu Hause zu lauter Musik tanzen

Beim Radiohören im Auto lauthals falsch mitsingen

Nach einem stressigen Tag den Lieblingspulli anziehen

Sich mit jemanden freuen

Der erste Sonnenstrahl nach sieben Tagen Regen

Selbst gesätes Gemüse ernten

Von ganzen Herzen fluchen

Mit den eigenen Kindern die Welt noch einmal entdecken

Die Liebste auf einem Waldsee spazieren rudern

Die Kiste mit alten Kindheitsfotos durchstöbern Bäume umarmen Krimis gucken an einem Novembernachmittag © Gabriele Kluwe-Schleberger

Sich in einem Buch verlieren 71


Vielen Dank fĂźr Ihre Aufmerksamkeit.

Kontakt: gabriele.kluweschleberger@tonline.de www.thuetz.de www.gabriele-kluweschleberger.de Tel. 036844-30833 Fax 036844-30834

72




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.