Die Landfrau

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Landfrau

Landfrau

U E N

LANDLEBEN spezial

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Für alle, die das Landleben lieben

NATUR GENIESSEN

15 Ideen aus dem Landleben

Juni /Juli /August 2/2012

Zu

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MEIN LEBENSTRAUM

DIE BESTEN REZEPTE

der Landfrauen

Ein Sommer auf der Alm


LANDgarten

BUNTE PRACHT Bis auf das B채umeschneiden macht das Ehepaar Steinmetz im Garten alles selbst.

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LANDgarten

w Intervieta mit Jut t z Stein me

ZU BESUCH IM

Blumenparadies

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, man stünde im Garten Eden. Diese blühende Oase schufen sich Jutta und Reinhard Steinmetz selbst – vom gepflasterten Weg über einen üppigen Bauerngarten bis hin zur Baumbepflanzung. Warum all der Aufwand, verrät uns die Hobby-Gärtnerin in einem Interview. Interview: Schirin Mameghani • Text: Stella Paschen • Fotos: Jutta und Philipp Steinmetz

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, aufs Land zu ziehen? Mein Mann ist in Himmelstadt aufgewachsen. Zu Beginn unserer Ehe haben wir in der sieben Kilometer entfernten Kleinstadt Karlstadt gewohnt. Als im Elternhaus meines Mannes in Himmelstadt eine Wohnung frei wurde, haben wir uns entschlossen, dort einzuziehen – ohne uns Gedanken um „das Leben auf dem Land“ zu machen. Schon bald bemerkten wir die Vorzüge: Wir hatten beide unsere Geschäfte in Karlstadt. Wenn wir nach der Arbeit zu Hause waren, waren wir sozusagen in einer anderen Welt. Da konnten wir richtig abschalten und keiner hat uns gestört, ganz anders als in Karlstadt.

zum Beispiel mit den Projekten Weihnachtsmarkt oder Dorfgartenschau. Welche Verbindung gibt es zwischen Himmelstadt und dem Christkind? Im Jahr 1986 wurde in Himmelstadt ein Weihnachtspostamt gegründet, das bis heute das einzige in ganz Bayern ist. Dort kommen Briefe aus der ganzen Welt an, adressiert an das

Christkind, die von ehrenamtlichen Helfer beantwortet werden. Die Internetseite lautet: www.post-anschristkind.de Seit über zehn Jahren gibt es in unserem Ort nun auch einen sehr schönen Weihnachtsmarkt. Wie wurde die Leidenschaft für Ihren Garten geweckt? Bis zur Geburt unseres ersten Sohnes

WITZIGE DEKO Ein alter Fensterladen gibt der schönen Szenerie einen stilvollen Rahmen.

Was genau hat Sie an dem Ort Himmelstadt fasziniert? Ich habe das Dorf erst im im Laufe der Zeit, vor allem als die Kinder da waren, kennen und lieben gelernt. Heute genieße ich die dörfliche Gemeinschaft. Mein Mann und ich sind hier ehrenamtlich sehr engagiert,

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war der Garten nur Mittel zum Zweck. Als wir in unserem ersten Sommer als kleine Familie auf einer Decke im Garten saßen, haben wir zum ersten Mal einen Bezug dazu bekommen. Die Grünfläche diente damals nur der praktischen Nutzung und war eigentlich gar nicht schön. Da wir beide gestalterische Berufe ausübten, kreisten aber sehr bald Gedanken zum Umändern des Gartens in unseren Köpfen. So haben wir uns das erste Mal mit diesem Thema beschäftigt. Dann entdeckten wir die Gartenarbeit als Ausgleich zum Berufsstress. Heute könnten wir ohne unsere grüne Oase gar nicht mehr sein!

Welche sind ihre Lieblingspflanzen? Ich liebe eigentlich alles, was blüht. Toll finde ich die verschiedenen Taglilien in unserem Garten und seit zwei Jahren habe ich meine Leidenschaft für Dahlien entdeckt. Welche Pflanzen gedeihen bei Ihnen besonders gut? In unserem Garten wächst fast alles. Was sich nicht wohlfühlt, „verschwindet“ sehr schnell auf natürlichem Wege. Die Taglilien sind fast nicht zu bändigen und meine Tomatenernte ist auch immer sehr üppig. Wir lieben selbst geerntetes Gemüse.

Können Sie Ihren Garten mit drei Wörtern beschreiben? Erholungsort, blühendes Paradies, gelebte Leidenschaft. Machen Sie die Gartenarbeit selbst? Und welSONNENPLATZ Auch che Arbeiten verrichten Katze Engelbert fühlt sich Sie regelmäßig? in dem Garten wohl. Bis auf das Bäumeschneiden machen wir alles selbst – mit Unterstützung meines Schwiegervaters. Der Kaufen Sie Ihre Pflanzen bei leistet mit seinen 80 Jahren noch recht bestimmten Gartenzüchtern? viel, zum Beispiel mäht er den Rasen! Die meisten Pflanzen haben wir in Mein Mann kümmert sich meist um die einer Baumschule gekauft. Dazu vielen Pflasterwege, Mäuerchen & Co. kamen dann immer wieder neue von Ich bin mit der Pflege der Stauden, dem Gartenmessen und Fachbetrieben. Gewächshaus und Bauerngarten beschäftigt. Ab und zu sind unsere Jungs Befinden sich in Ihrem Garten einige zu Hause und übernehmen die eine Ecken, die schwer zu pflegen sind? oder andere Tätigkeit. Unsere Stauden sind relativ leicht zu Gibt es auch Arbeiten, die Sie anstrenpflegen, vor allem, weil man sie so gend finden oder gar nicht mögen? gut wie nie gießen muss. ProblemaInsgesamt sind alle Arbeiten für uns tisch werden die vielen Kübelpflanzen Entspannung. Lediglich auf das Unwenn es heiß ist, da komme ich mit krautjäten könnten wir verzichten. dem Wässern nur sehr schwer nach.

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Haben Sie eine echte Rarität in Ihrem Garten gepflanzt? Die holländischen Funkien zum Beispiel sind seltenere Exemplare. Oder der Lampionbaum, der von einer Baumschule aus Italien importiert wurde. Er ist zu jeder Jahreszeit sehr attraktiv, vor allem im Juni und Juli, da blüht er wunderschön. Gibt es eine Art „Philosophie“, wie Sie Ihre Gartenarbeit betreiben? Für alle Projekte in unserem Garten verwenden wir nur natürliche Materialen. Die Wege sind aus heimischem Muschelkalk oder Buntsandstein. Unser Gemüse baue ich selbstverständlich rein biologisch an. Wie viel Freizeit verbringen Sie im Jahr in Ihrer grünen Idylle? Wir sind mindestens ein Mal pro Woche im Garten. Das ganze Jahr über, auch an kalten Tagen, ist samstags „Gartentag“. Im Sommer werkeln wir oft nach dem Abendessen bis es schon dunkel ist.

Wie genießen Sie Ihre Zeit unter freiem Himmel? Nach getaner Arbeit setzen sich mein Mann und ich auf einen unserer unzähligen Sitzplätze und belohnen uns mit einem Gläschen Wein. In der warmen Jahreszeit frühstücken wir sonntags oft auf der Terrasse oder an einem sonnigen Platz. Wo halten Sie sich in Ihrem Garten am liebsten auf? Wir haben viele idyllische Plätze in unserer Freiluftoase, die wir je nach Tages- oder Jahreszeit genießen.


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Hin guck er

OBEN Bunte Glaskugeln dienen im Garten der Familie Steinmetz als Farbtupfer zwischen den Grünpflanzen. UNTEN LINKS Die Sterndolden mit sternförmigen Blüten entpuppen sich als besondere Schönheiten. UNTEN MITTE Zinnien und Mangold sind die Lieblingskombination der Hausherrin. UNTEN RECHTS Fleißig erklimmt die Kletterrose Raubritter das Rankgerüst.


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LEUCHTEND Die Quitte trägt erst vier bis acht Jahre nach ihrer Pflanzung die ersten Früchte. EINEN GRÜNEN DAUMEN haben Jutta und Reinhard Steinmetz gleich zweimal.

Angefangen von der überdachten Pergola, über die Bank am Gartenteich bis hin zur Sitzgruppe im Bauerngarten, auf der wir meistens unsere Kaffeepause einlegen. Gibt es eine Anekdote, die Sie zu Ihrem Garten erzählen können? Vor vier Jahren hatten wir in unsere grünen Idylle zum „Tag der offenen Gartentüre“ geöffnet und tausende Besucher strömten in unser Paradies. In einer Ecke parkten wir an diesem Tag unsere sechs Schubkarren ordentlich in einer Reihe. In der kommenden Faschingssitzung berichteten „Gartenzwerge“ über die tollen Himmelstadter Grünflächen, in denen sie wohnen dürfen. Ein Zwerg, der von unserem Grundstück kam, rühmte sich damit, dass sein Gartenbesitzer den größten „Fuhrpark“ hätte. Ein Garten macht viel Arbeit. Was bekommen Sie von ihm zurück? Das Wort „Arbeit“ verbinde ich eigentlich nicht mit unserem Paradies, ganz im Gegenteil. Wir sehen das als Erholung, auch wenn allzu oft danach das Kreuz wehtut... Unser Garten ist Balsam für die Seele und erfreut auch

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noch unser Auge. Er ist außerdem ein schöner Platz für Feste mit unseren Freunden. Nicht zu vergessen die reichliche Ernte aus dem Gemüsegarten – natürlich alles aus biologischem Anbau! Was machen Sie und Ihr Mann beruflich? Mein Mann hat eine Werbeagentur. Ich betreibe einen Großhandel und einen Internetshop für niedliche Kinderaccessoires, die wir alle selbst herstellen (www.mein-name.info). Kommen Sie überhaupt noch zu Ihrer Arbeit oder ist der Garten jetzt Ihre „Berufung“? Bei unserem Arbeitspensum bleibt unter der Woche oft nur wenig Zeit dafür. Der Garten dient uns zum Abschalten. Meine „grüne“ Leidenschaft und überhaupt die Liebe zur Natur hat mich veranlasst, eine Ausbildung zur „Gartenführerin“ zu machen, die ich Ende Mai abschließen werde – das ist in der Tat eine ganz neue Berufung!

Worauf sind Sie in Ihrer grünen Oase besonders stolz? Ich bin sehr stolz auf unseren Holzbackofen, den mein Mann mit Hilfe eines Maurers gebaut hat. Dieser ist nur mit selbst gesammelten, alten Ziegelsteinen dekorativ verkleidet. Haben Sie für die Zukunft weitere Projekte geplant? Meinem Mann fällt ständig ein neues „Projekt“ ein und noch ist genug Platz da, um unsere Ideen umzusetzen. Haben Sie oder Ihr Mann ein Hobby, für das Himmelstadt und Umgebung besonders gut geeignet sind? Wenn wir unsere Freizeit nicht im Garten verbringen, gehen wir hier in der schönen fränkischen Landschaft wandern, vor allem in den Weinbergen. Dort genießen wir die herrlichen Aussichten. Wir schätzen unser Zuhause und die Umgebung so gut, dass wir manchmal Gäste hier geführt und begeistert haben – mit einer Weinprobe inklusive! Wo kaufen Sie Lebensmittel ein? In den Sommermonaten ernähren wir uns hauptsächlich aus unserem eigenen Anbau. Da muss ich selten zum Einkaufen. Ansonsten gehe ich auch in die nahegelegenen Supermärkte. Ich bevorzuge grundsätzlich Bioware und keine Fertigprodukte, denn ich koche leidenschaftlich gerne für meine Familie und für Gäste. Öffnen Sie Ihre Pforten auch für Besucher, zum Beispiel unsere Leser? Am 23. und 24. Juni 2012 steht unser Garten neben 40 weiteren in unserem Dorf für Besichtigungen offen: www.dorfgartenschau.de Für die Zeit danach plane ich nach meiner Ausbildung auch Führungen durch unseren eigenen Garten. D


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