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Zu Besuch im Berghotel Sankt Martin

5-Sterne-AlpenWellness im Kraftort

Jede volle Stunde ist die Strasse vom sankt-gallischen Vättis nach Sankt Martin im Calfeisental offen. Im Pendelverkehr führt die schmale Strasse neben dem malerischen Gigerwald-Stausee durch zwei Natursteintunnel zum malerischen Kraftort. In der typischen Walsersiedlung bietet das «Berghotel & Alpwirtschaft» nebst rustikalen Zimmern ein Open-Wellness der Extraklasse.

Text: Erich Büchler Bilder: Jürg Waldmeier

Sankt Martin Berghotel & Alpwirtschaft 7315 Vättis sanktmartin.info

Die Winter in Sankt Martin sind hart und lang, die Lawinengefahr ist wegen der riesigen Schneemengen gross. Das bekam auch Astrid Riser, die neue Gastgeberin des «Berghotels & Alpwirtschaft» in Sankt Martin, am eigenen Leib zu spüren. Ende April war sie mit dem

Küchenchef Markus Baumgartner hier unterwegs, um die Küche vor Ort zu besichtigen. «Wir waren gut ausgerüstet und sind geübte Skifahrer.

Wohlbehalten erreichten wir das tiefverschneite Sankt Martin. Da passierte es: Kurz nach der Besichtigung hörten wir ein Grollen und Krachen und sahen, dass gegenüber eine Lawine die Zufahrtsstrasse verschüttet hatte», erzählt Astrid Riser. «So kamen wir in den Genuss eines Helikopterflugs, der uns aus der misslichen Lage befreite. Dies war die einzige Möglichkeit, wieder aus dem

Tal herauszukommen.» Die Unmengen an

Schnee bewogen die Bewohner im 17.Jahrhundert, aus dem rund 1400 Meter über

Meer gelegenen Calfeisental auszuwandern und nur noch im Sommer das Vieh auf die Alp zu bringen. Ab den 1950er-Jahren wurden die Gebäude in der alten Walsersiedlung restauriert. Im Frühling 2017 kaufte der Unternehmer und Touristiker

Kurt Schär mit etlichen Aktionären die sechs Gebäude.

Energie tanken im Kraftort

Inmitten der Siedlung steht die Kirche, die 1312 erbaut wurde. Aus den Nachbartälern pilgerten früher die Bewohner hierher, um zu heiraten, ihre Kinder zu taufen oder in der Sonntagsmesse zu beten. Der Küchenchef Markus Baumgartner klärt mich auf: «Die Kirche steht mitten im Ort, fest verankert auf den Felsen. Unter dem Glockenturm befindet sich ein magischer Ort. Viele Wanderer finden in der Kirche Ruhe und Frieden. Es gibt auch die anderen, die macht die Energie nervös und angespannt. In einigen Schriften wurde die Kirche als Wallfahrtsort beschrieben, wo Menschen Energie und Kraft fanden.»

Echt regionaler Genuss

Die zweite Gastgeberin ist Petra Eggenberger, die Tochter von Astrid Riser. Sie hat langjährige Erfahrung im Eventbereich und in der Tourismusbranche. Die Mutter kümmert sich vermehrt um die Gäste und die Tochter eher um die Vermarktung und die Administration. «Ohne meine Tochter hätte ich diese Herausforderung nie angenommen», erklärt Astrid Riser. «Wir sind ein eingespieltes Team und verstehen uns meist blind», ergänzt die Tochter. «So auch, wenn es um unser Angebot an Speisen geht.» Regionalität ist im «Berghotel & Alpwirtschaft» Sankt Martin kein leeres Wort. Das Gemüse stammt vom Lindenhof in Mels, das Frühstücksei liefert der Bauer Thomman von Valens, für das Fleischplättli mit Käse sind der Metzger Kellenberger von Bad Ragaz und die Malanser Alp Findels zuständig. «Und zu jedem Gericht servieren wir feines Brot aus dem eigenen Holzofen», erzählt die Gastgeberin begeistert.

Alpen-Wellness mit Panoramasicht Der Wellnessbereich gliedert sich nahtlos in die historische Siedlung ein. Unzählige Wanderwege und vier E-Bikes laden ein, die Ausdauer zu trainieren. Zum Entspannen in der freien Natur stehen eine Holzfasssauna und der Hotpot bereit. Svenja Kellenberger und ihr Freund, Julian Harm, geniessen die wohltuende Wassertemperatur von 38 Grad im Lärchenholz-Bottich sichtlich. Die beiden sind zwei Tage hier und von ihrem Wohnort Bad Ragaz mit dem E-Bike angereist. Geschlafen haben sie im Zimmer «Rossstall». Svenja hat ihren Freund eingeladen. Vielleicht weil sie ein schlechtes Gewissen hatte: Im Früh-

Im Winter abgeschottet und zugeschneit. In der warmen Jahreszeit ist Sankt Martin ein Kraftort für Wanderer und Biker.

Zwei Generationen, ein Ziel! Die Mama an der Front und die Tochter in der Vermarktung und Mitarbeiterplanung.

«Unsere Zimmer begeistern.»

Astrid Riser, Gastgeberin

ling hatte sie viel Zeit in den Kochwettbewerb «Marmite youngster» investiert. Die gelernte Konditorin wurde für ihr Engagement mit dem dritten Platz belohnt. «Ich bin sehr stolz auf Svenja. Nur richtig feiern konnten wir noch nicht. Das holen wir jetzt und hier so richtig nach», bekräftigt Julian. Aus dem Bottich geniessen sie die Aussicht auf den kleinen «Hausberg Chilchlichopf» mit dem Holzkreuz und die Schneefelder des über 3000 Meter hohen Piz Sardona.

Bademantel inbegriffen, nicht nur für die Wellness

Astrid Riser wirtete einige Jahre weiter unten im Tal im Berghaus Gigerwald. Daher kennt sie die Gegend und Sankt Martin schon lange. Nicht ohne Stolz führt sie durch die sechs Gebäude mit drei Familienzimmern, acht Doppelzimmern und dem Kajütenzimmer mit zwölf Liegen. «Jedes ist ein Unikat. Oftmals entwischt dem Gast bei der Besichtigung seines Zimmers ein kurzes ‹Wow›», erklärt sie und fügt an: «Die Gäste sind von den ausgewählten Holzarten und der Einrichtung der Zimmer begeistert. Für die Besucher ist es fast ein wenig wie im Ballenberg. Wo eine Türe offen ist, gehen sie rein. Nicht um etwas zu stehlen, sondern um ihren ‹Gwunder› zu stillen.» Bis in den Herbst sind über das Wochenende alle Zimmer ausgebucht. Im Sommer sind Hochzeiten geplant, etliche Geburtstage und sonstige Festivitäten. Die Bademäntel in den Zimmern seien übrigens nicht nur für den Wellnessbereich gedacht, erklärt die Gastgeberin schmunzelnd, sondern auch für den nächtlichen Toilettenbesuch. Der grösste Teil der Zimmer besitzt nämlich keinen Nassbereich. Geduscht wird im Haupthaus, das kleine und grosse «Geschäft» erledigt ebenso. Alt und Neu – eine Harmonie

Info

«Nomady» – Camping abseits vom Camping

Unterhalb der Walsersiedlung, auf dem Parkplatz direkt neben dem Fluss, sind vier Stromanschlüsse für «Nomadies» installiert. Kein Campingplatz mit gepflegtem Rasen, nein, Felsteile und Steine bilden den Untergrund. Hier übernachten Campingfans und können die Infrastruktur des «Berghotels & Alpwirtschaft» nutzen. Im eigenen Wohnmobil zu schlafen, die Natur pur zu erleben und trotzdem die Annehmlichkeit einer wärmenden Dusche oder eines Menüs mit regionalen Gerichten zu geniessen – so lässt sich das aushalten. Der Preis von 70 Franken ist im Verhältnis hoch. Wenn der Camper sich im Restaurant verpflegt, erhält er jedoch einen Teil zurück. Die Kosten für die Übernachtung beinhalten den Platz, die Nutzung der Toiletten und den Stromanschluss. Der Open-Wellnessbereich kann gegen Aufpreis vor Ort gebucht und benutzt werden.

Villa Barrique – Geniessen im Fass

Etwas ausserhalb der Siedlung befindet sich die Villa Barrique. Auch in dieser flippigen Holzfassunterkunft findet man keine Nasszellen. Sie steht direkt neben dem kleinen Teich, in den das Wasser des eigenen Wasserkraftwerks fliesst. Philipp Schuffel packt mit seiner Freundin gerade die Koffer und will abreisen. «Wir sind von Wuppertal (D) nach Sankt Martin gefahren. Gestern pedalten wir mit den E-Bikes den Berg hinauf. Die prächtige Aussicht über den Stausee war fantastisch. Die Berge spiegelten sich im Wasser – ein wahres Naturwunder. Die achtstündige Autofahrt von Wuppertal hat sich gelohnt. Ein spannender Ort, mit vielen Überraschungen, die uns begeistert haben.»

Strom vom eigenen Kraftwerk

Die Siedlung Sankt Martin wird im Einklang mit der Natur geführt. Daher auch die regionalen Lebensmittel. Dies ist aber nicht alles. In den Bergen hat es Unmengen an Wasser. Vor fünfzehn Jahren wurde ein eigenes Wasserkraftwerk für die Siedlung gebaut. Die Fassung des Wassers liegt rund 500 Höhenmeter oberhalb von Sankt Martin. Mit 35 Bar drückt das Wasser auf die Turbinen im Kraftwerk unterhalb des Dorfladens. Die Anlage bringt eine Leistung von 50 Kilowatt. Der Betrieb ist herausfordernd, doch mittlerweile kennen sich Service- wie auch Küchenmitarbeitende damit aus. Die Anlage reagiert sensibel auf grosse Lastwechselschwankungen. Da kommt es schon mal vor, dass das Drei-Gang-Dinner zum Candle-LightDinner übergeht. Zum Glück gibt es in der Küche vier Gasflammen. Mit ihnen kocht Markus Baumgartner unabhängig von Strom weiter.

Aussergewöhnlich, doch alles, was es zum Schlafen braucht – die Villa Barrique.

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Aktionäre packen mit an

In der Walsersiedlung sind die Aktionäre nicht nur Geldgeber. Jeder hat seine Aufgabe und nimmt diese auch gerne wahr. Alle zwei bis drei Wochen muss die Wasserfassung für das Frischwasser und das Kraftwerk gereinigt werden. Im nah gelegenen Wald müssen Bäume gefällt werden oder eine Tür braucht einen neuen Anstrich. «Wir haben engagierte Aktionäre, die uns mit finanziellen Mitteln unterstützen und mit ihrer handwerklichen Begabung das Leben leichter machen», freut sich Petra Eggenberger. ▪

Details prägen die Innenausstattung des Berghotels.

ES GIBT IMMER EINEN GRUND

Lachs von Dyhrberg zu geniessen

Aber auch für tiefgekühlte Menufische und Meeresfrüchte ist Dyhrberg ein Garant für Spitzenprodukte.

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