Orangeflow 4

Page 1

04 NOVEMBER 2002

www.orangeflow.com

www.tazl-design.com


ORANGEFLOW ist das Magazin von Martin Tazl | tazl@tazl-design.com Salvatorweg 18-20 | 47051 Duisburg | Mobil: 01 72 - 2 42 34 93 Telefon: 02 03 - 9 33 15 33 | Fax2Mail: 089 - 2 44 36 53 24 Portfolio: www.tazl-design.com

2

Content

4

First Words

6

Tazl Design NEWS

10

Jörg Karrenbauer Photography

16

Feierfeil: Der Spalter

18

Tom Hafner: Was ist kreativer Lifestyle?

20

Firmenportrait: KRANKIKOM

22

Design-Prozeß: Pink Cherry Lounge by Tazl

28

Das Kreative Netzwerk

30

Portrait: André Schmechta, Creative Director

36

The Living Webcam: Zweieinhalb Jahre Kunst im Internet

38

Orange Lifestyle: Dirk Behlau und Martin Tazl

42

Eine Welt = Eine Idee? Kuriositäten in der Gestaltung

Guten Morgen in diesem Haus!Hier ist ORANGEFLOW 4.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile (auch Illustrationen und Abbildungen) ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Herausgebers (Martin Tazl) unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in analogen, elektronischen und audiovisuellen Systemen.

www.orangeflow.com

ORANGEFLOW © copyright 2002 by Martin Tazl

2

3


First Words

Grüße, Grüße! Und willkommen zurück in der orangenen Welt. Es

Full-Servie-Betreuung ermöglicht, andererseits eine

hat sich viel getan seit der letzten ORANGEFLOW.

ganze Menge mehr bietet als der Kunde von seiner Agentur gewohnt ist. Das Argument in der heutigen

Bei mir selbst hat sich der Sprung vom Arbeitneh-

Zeit ist stärker als je zuvor das Geld. Nur soviel sei

mer in die Selbständigkeit vollzogen und nun heißt

gesagt: Wir müssen keine Firmengebäude bezahlen

es offiziell „TAZL Design | Kommunikation | Beratung“

und keine Fuhrparks finanzieren. Dass dies sich auf

oder anders ausgedrückt: Achtung, liebe Konkur-

unsere Preisflexibilität auswirkt, ist unser zweitwich-

renten - ein neuer Hai ist im Becken ...! ;-)

tigstes Argument — das wichtigste Argument ist aber die Erfahrung, die jeder einzelne von uns mitbringt.

Die aktuelle Wirtschaftslage hinterläßt Spuren. Ich

Schauen Sie sich die einzelnen Köpfe doch einfach

sehe es als Motivation und freue mich über die viele

mal selbst an: www.daskreativenetzwerk.de

schöne Arbeit, die in Zukunft noch zu tun ist — Qualität wird immer gefragt sein. Ich wünsche nun viel Entspannung beim Lesen von Eine Vision, die ich persönlich schon seit vielen

ORANGEFLOW Nummer 4. Und nicht vergessen:

Jahren gedanklich verfolge, erweist sich dieser Tage

Orange ist Leben ;-)

als beweisbar: DAS KREATIVE NETZWERK — meine kreativen Freunde und Partner, mit denen zusammen eine unglaubliche Leistungs-Power

Martin Tazl

gewährleistet werden kann, die einerseits Agentur-

4


Tazls Arbeitsreferenzen 2. - 3. Quartal 2002 Martin Tazl | tazl@tazl-design.com Salvatorweg 18-20 | 47051 Duisburg | Mobil: 01 72 - 2 42 34 93 | Telefon: 02 03 - 9 33 15 33 | Fax2Mail: 089 - 2 44 36 53 24 Portfolio: www.tazl-design.com

Komplett-Service

MediaSec Technologies Tazl gestaltete den kompletten Corporate-Auftritt der MediaSec Technologies neu, inklusive zweisprachigem Website-Re-Design, Programmierung und Print-Kommunikation. In Zusammenarbeit mit Peter Wansing (www.daskreativenetzwerk.de) Die Website: www.mediasec.de

Print Design

Web Design

Web Design

WorldGames 2005

Wagner Pizza - LA PIZZA

Selbstdarsteller mit Personality Websites

La Pizza heißt die neue Kreation von Wagner Pizza.

Websites für die Opernsängerin Inga-Britt Andersson, den Sänger Georg Zimbehl und den Kommunikationsberater Ingo Thielen. www.ingabrittandersson.de | www.zimbehl.com | www.ingoismus.de

Im Auftrag von KRANKIKOM entwarf Tazl die zweisprachige Imagebroschüre für die im Jahre 2005 stattfindenden WORLD GAMES in Duisburg.

Tazl gestaltete für den langjährigen Kunden die Website für diese neue Produktlinie. www.wagnerpizza.de

Logo Design

CD Cover Design

Web Design

PLURALIS

Juewett Bostick: It´s not so easy

DAS KREATIVE NETZWERK

Tazl gibt der neugegründeten Planungsgesellschaft Pluralis ein Gesicht. Nachfolgend entstehen Print- und Online-Kommunikation.

Für den Gitarristen und Producer Juewett Bostick aus Los Angeles, USA, gestaltete Tazl das Key Visual Foto Design und das Cover seiner Debut-CD „It´s not so easy“.

6

Die neue Version des Netzwerkes ist online. www.daskreativenetzwerk.de

Das war aber noch nicht alles. Auf der nächsten Seite geht´s weiter.

7


Tazls Arbeitsreferenzen 2. - 3. Quartal 2002 Martin Tazl | tazl@tazl-design.com Salvatorweg 18-20 | 47051 Duisburg | Mobil: 01 72 - 2 42 34 93 | Telefon: 02 03 - 9 33 15 33 | Fax2Mail: 089 - 2 44 36 53 24 Portfolio: www.tazl-design.com

Web- und Print Design

MDT Für den internationalen Schirmhersteller MDT erstellte Tazl in Zusammenarbeit mit Peter Wansing (www.daskreativenetzwerk.de) die Gestaltung und Programmierung der Corporate Website. Im Zuge dessen entwarf Tazl auch ein Re-Design der Print-Kommunikation und produzierte diverse Broschüren und den Hauptkatalog 2003.

www.mdt-tex.com

Print Design

Fachmagazin FORMAT + DRUCK

Michael Lackmann Technik

TAZL - Der Mensch als Marke: Kreativer des Monats Mai 2002

Print-Anzeigen, Visitenkarten, Messeposter und Einladungskarten.

www.tazl-design.com/press_articles/pages/format_und_druck.html

Macromedia und GWM (Ges. für Weiterbildung und Medienkonzeptionen) Tazl zurück zu seinen Wurzeln: Für ein Weiterbildungsprojekt (CD-ROM) der Firmen GWM und Macromedia entwickelte Tazl Character Designs, schrieb und zeichnete Storyboards sowie die Reinzeichnungen, anahnd derer dann der komplette Film animiert wurde. Zudem schrieb Tazl die Dialoge und führte bei den Synchronisationsarbeiten Regie.

8

9


JÜrg Karrenbauer ist seit der ersten ORANGEFLOW mit am Start. Seine einzigartigen LEICA-Fotoserien aus Schottland oder der Toscana haben auch international viel Beifall gefunden. ORANGEFLOW präsentiert auf den folgenden Seiten weitere Fotos von Karrenbauers Schottland-Trips.

SCHOTTLAND 10

11


SCHOTTLAND 12

13


joergius@aol.com 14

15


Olaf A. Feierfeil

Foto: Thomas Brandt

Der Spalter Wer die Geschichte kennt, könnte eine Zukunft haben Da treffe ich den Architekten, der Le Corbusier für einen französischen Badeort hält. Da sagt mir die Architektin mit Inbrunst, Sottsass interessiere sie nicht; der sei ja schließlich Designer. (Das Sottsass Senior halb Mailand gebaut hat, ist ihr genauso unbekannt wie die Tatsache das Sottsass jun. in seine Fußstapfen getreten ist. Das ist kein Allgemeinwissen, aber ein Architekt sollte – gleich welchen Geschlechtes – das Fundament kennen auf dem er baut.)

Der Spalter polemisiert und polarisiert in jeder Ausgabe der ORANGEFLOW. Parteiisch - kompromisslos unabhängig. Der Spalter macht Schluß mit

Da treffe ich den Dipl. Grafik-Designer, für den Bauhaus ein Heimwerkermarkt ist und Willy Fleckhaus wahrscheinlich irgendwas mit der Flick-Dynastie zu tun hat. Nach Jan Tschichold, Wladimir Kandinsky, Kurt Schwitters oder Kurt Weidemann frag ich erst gar nicht. Und auch mit Brody bin ich vorsichtig. Schließlich war der ja von Ende der 70er bis Ende der 80er stilbildend – also quasi in grauer Vorzeit. Der Marketingleiter mit Agenturerfahrung ist nicht weniger peinlich. Für ihn ist eine Antiqua automatisch altmodisch und Futura zu modern. Klar, sagt ja schon der Name. Da begegne ich Werbetextern, die kein Wort von David Ogilvy oder Howard Gossage gelesen haben; die nicht wissen, dass der Konjunktiv, "man" und der Passiv nicht helfen, ein Produkt zu verkaufen; die noch nie etwas von einem Buch mit dem Titel "Deutsch für Profis" gehört haben und die es auch weiterhin konsequent ablehnen, irgendein Buch zu lesen.

dem Konsens des DesignGeblubbers. Wer davon Kopfschmerzen bekommt, für den gibts immer noch Spalt(er)Tabletten. Wer den Spalter kontaktieren will, kann ihn anmailen: olaf@feierfeil.com Wer die Website des Spalters sehen will, geht hierhin:

Ja sicher, es ist zuviel verlangt wenn ich von Werbern erwarte, dass Sie ein paar grundlegende Dinge kennen. Augenbewegungstests haben bereits in den 50er Jahren in USA gute Ergebnisse geliefert. Hans Domizlaff hat die Probleme des One-to-One Marketings des Customer Realationship Managements und vieler anderer "neuer" Erfindungen bereits in den 30er Jahren gelöst – nur auf diese aufgeblasenen Worthülsen verzichtet. Ach, was schreib und rede ich!? Vergeßt es einfach. Macht weiter wie bisher. Kümmert Euch nicht, um das was man in Büchern oder im Internet nachlesen kann. Kümmert Euch nicht um die Geschichte eurer Berufe. Wenn ihr es nämlich tätet, würdet Ihr feststellen, dass keine eurer Ideen, Theorien und Untersuchungsergebnisse tatsächlich neu ist. Wenn ihr das feststellt, müßtet ihr Euch erschießen, oder wenigstens euren Job aufgeben ... OK. Lest bitte doch. Dann quält ihr mich nicht mit eueren "Arbeiten". Dann hört das Rumgeblubber im Bildungsfreien Raum endlich auf.

www.feierfeil.com 16


Statement von Tom Hafner, Designsquad

Beschreibung einer Schizophrenie

Vor ein paar Wochen habe ich auf einem kleinen Markt irgendwo in Frankreich eine kleine Holzfigur gesehen. Diese Figur war ein ca. 20 cm langer Holzstab mit kleinen Zierschnitzereien. Sie konnte nichts, ging nir-

Patient Tom Hafner wurde

gendwo an, bewegte sich nicht und machte keinen Mucks.

1974 zum ersten Mal aus der Klinik entlassen. Danach

Der Verkäufer, ein netter Mann aus Togo, erzählte mir es sei eine Art

normgerechter Schulgang.

Spielzeug aus seinem Dorf, das junge Mädchen geschenkt bekommen.

Auffälliges Zeichnen und

Dieses Stück Holz bereite die Kinder auf Nachwuchs vor, sie spielen

Kritzeln während des Unterrichts. Macht erste

damit, können es einkleiden und damit reden. Und wenn eine Frau ihr

Flyer. Schulpraktikum als technischer Zeichner.

echtes Baby verloren hatte, trägt sie dieses Stück Holz mit sich herum,

Vater freut sich. Sohn will doch nicht Architekt wer-

als wäre es ihr totes Kind. An den Schnitzereien erkennt man, um wel-

den wie sein Vater. Vater freut sich nicht mehr.

chen Stamm es sich handelt, in welchem Jahr es gemacht worden ist

Abitur. Patient will Musiker werden. Kauft sich

und wem es gehört.

einen Computer. Erste Anzeichen der aufkommenden Schizophrenie. Macht Musik. Und gestaltet.

Neulich schlenderte ich durch „Toys ‚R’ us“ und blieb verblüfft an einem

Um nicht aufzufallen geht er einem Traineeship bei

Regal mit Babypuppen stehen. Sie konnten sich in die Hose machen,

Toshiba Europe im Bereich Produktmarketing nach

sich übergeben, schreien, rülpsen und dabei wild mit den Armen fuch-

und arbeitet nebenbei für diverse Promotionagen-

teln. Und waren dabei seelenloser als ein stilles Stück Holz.

turen als Moderator und Teamleiter oder macht mit bei Hörspielen für Radio KW. Das verdiente Geld

Mit dem kreativen Lebensstil verhält es sich nicht anders. Viele verwech-

steckt er in eine GbR mit zwei anderen Patienten.

seln das Ausschöpfen moderner Technik mit Kreativität und suchen in

Die Schizophrenie ist Geschäftsidee. Vertonte

der Funktionsvielfalt nach Inspiration. Heraus kommen Ergebnisse, die

Webseiten machen. Damals noch neu.

bestenfalls dekorativ, dafür aber seelen- und ideenlos sind. Kreativität

Das Gestalten wurde zum Beruf, Musik zum

wird oft aus Defiziten geboren und je mehr ich improvisieren muss,

Hobby. Bei den Partnern andersrum. Dann

desto eher entstehen neue Lösungsansätze. Darüber hinaus sollte die

Trennung der Wege. Patient verliert sich in

Funktionsweise einer Software nicht über mein Empfinden dominieren

Gestaltungssucht, kommerziell durch

und ich muss sie auch nicht so einsetzen, wie sie eigentlich gedacht

Firmen wie Swatch und Agenturen wie BBDO

war. Sicherlich ist die Technik behilflich, Arbeitsabläufe zu optimieren

Inter-active ausgenutzt und betrachtet den

und spart letztendlich Zeit, doch in der Ideenfindung kann sie mir nur

Computer als gleichberechtigten Lebenspartner.

wenig helfen.

Durch Eigentherapie versuchte Selbstheilung als Art Director bei der Duisburger Kommunikations-

Der kreative Alltag sieht oft anders aus. So ist der Mainstream meist mit

agentur Vinschen und Partner. Durch Ortswechsel

Effekthascherei zu beeindrucken, die guten Ideen bleiben meist unver-

bedingter Ausstieg und erneuter Therapieansatz

standen. Den gesunden Mittelweg zu finden, beansprucht meine

durch freiberufliches Print- und Webdesign, sehr

Kreativität manchmal mehr als die Idee selbst.

gern Flash. Schizophrene Merkmale wie Platten auflegen, filmen, fotografieren, HTML beherrschen und Samples arrangieren. Patient fühlt sich gut dabei und ist selbstbezeichneter Autodidakt mit

www.designsquad.org

schneller Auffassungsgabe.

eMail: thafner@designsquad.org

Therapie verläuft erfolgreich. 18


DESIGN-PROZESS EINBLICK

PROJEKT: Mon Chéri PINK CHERRY LOUNGE Konzeptideen für Mon Cheri/FERRERO 2002. Zusammen mit Ingo Thielen (www.ingoismus.de). Photoshop-Illustration: TAZL Leider nicht realisiert worden. Hat trotzdem Spaß gemacht.

22

23


N E T W O R K I N G

Die Website des Kreativen Netzwerkes: www.daskreativenetzwerk.de

Hier präsentieren sich die Köpfe hinter den Ideen: Mit diesem einzigartigen Konzept hat der Kunde erstmalig die Möglichkeit, sich ganz genau und ganz offen anzusehen, mit wem er es zu tun hat.

Individualisten olé! Netzwerke funktionieren nur, wenn sie keine sind

von Ingo K. Thielen

Netzwerke sind wichtig. Jeder profitiert von jedem, Synergien - bla bla bla. Das

zwei Controller, wenn einer alleine die

Directors, Texter, Programmierer, Sänger

Augenblick, mit der Gewissheit, dass das

Gute Kommunikation erfordert also ledig-

alles haben wir schon hundert Mal gehört. Sei es von Systemadministratoren,

Arbeit nicht schafft, aber die Funktion als

- ein kleiner Kreis kreativer Köpfe hat sich

Gegenüber weiß, wovon er/sie spricht

lich, die richtigen Köpfe zusammenzubrin-

die alles vernetzen damit Computer und unterschiedliche Systeme miteinander

solches gibt es nur einmal. Und genau so

prinzipiell zusammengefunden. Wieso

(denn sonst wäre man nicht da wo man

gen. DAS KREATIVE NETZWERK

kommunizieren oder Agenturverbünde, die erst ein Netzwerk gründen, dann

ist das auch in Netzwerken, alles andere

prinzipiell? Weil es eigentlich „kein

ist!) Bei Projekten geht es dann schon in

besteht aus individuellen Köpfen (mit

aufkaufen (oder aufsaugen) um noch größer zu werden. Aber dennoch haben

ist Quatsch und schon vor dem ersten

Netzwerk“ ist. Wie gesagt. All diese Köpfe

die Tiefe, spricht miteinander ;-).

ganz passablen Menschen dran ...).

Netzwerke immer wieder ihren Reiz, gerade wenn es darum geht, unterschiedli-

Treffen gescheitert.

arbeiten eigenständig oder in festen

che Kompetenzen zusammen zu bringen.

Positionen - es sei denn, übergreifendes

Das Ergebnis:

Man stelle sich nun vor, Leute mit indivi-

Wissen rund um Kommunikation ist

Schnelle Resonanz aus unterschiedlichen

duellen Ansichten, eigenen Köpfen bilden

gefragt. Dann findet sich, je nach Projekt

Blickwinkeln in Form von Angeboten,

Ingo K. Thielen, Kommunikationsberater (www.ingoismus.de)

Ein Zusammenspiel von Mehreren funktio-

schiedlichen Interessen (z.B. mehrere

ein Netzwerk. Das Ergebnis: Chaos und

unterschiedliches Know-how in Form ein-

Kooperationen und „interdisziplinären

niert aber nicht um seiner selbst willen,

Agenturen schließen sich zusammen. Alle

ein Haufen von Individualisten. Oder eben

zelner Personen zusammen - real oder

Machbarkeitsaussagen“ (gebündelt über

sondern sollte immer frei konstituierbar

machen eigentlich das Gleiche aber jeder

ein Pool von Individualisten, die sich pro-

virtuell. Der Vorteil: Jeder (Kunde)

einen Ansprechpartner für den Kunden).

bzw. konfigurierbar ergebnisorientiert aus-

will irgendwie davon profitieren. Totgeburt

jektbezogen ergänzen - ohne sich zu ken-

bekommt das, was er braucht - skills on

gerichtet sein, also: structure follows func-

sage ich!). Partnerschaften funktionieren

nen, jemals alle getroffen zu haben. Und

demand, sozusagen und eben nicht den

Aufgrund der Flexibilität und Ad hoc-

tion! Voraussetzung für das Gelingen von

ja auch nur, weil unterschiedliche

es geht. Es lebe die virtuelle Kommunika-

ganzen Apparat einer Agentur.

Konstitution des tatsächlich benötigten

menschlichen Netzwerken ist, dass sich

Charaktere oder verschiedenn Rollen

tion.

diese im vergleichbaren (im besten Falle

kooperieren. Unternehmen funktionieren

DAS KREATIVE NETZWERK (www.das-

Die Struktur: keine, eigentlich. Jeder ein-

werk“ weit mehr als Full-Service Agen-

sogar, gleichen) Interesse zusammen tun.

auch so. Jeder hat seine Rolle, seinen

kreativenetzwerk.de) ist der beste Beweis!

zelne kann Anfrage an das Netzwerk

turen und große Anbieter. Gute Ideen ent-

Aber eben nicht aus Gleichen, mit unter-

Funktionsbereich. Ich brauche nur dann

Designer, Musiker, Konzeptioner, Creative

geben. Das Zusammenspiel entsteht im

springen immer einem kreativen Kopf.

28

Know-hows bietet dieses „Projekt-Netz-

29


PORTRÄT

Oben: www.zeitspringer.de

Unten: www.checkpoint-1305.de

Martin Tazl im Gespräch mit

Schmechta

André Schmechta, Creative Director der Agentur ZEITSPRINGER.

ORANGEFLOW beschäftigt sich gerne mit Ausnahmeerscheinungen. Mit Querköpfen. Mit Autodidakten. André Schmechta ist so einer. Als Creative Director und Mitgesellschafter der MultimediaAgentur DIE ZEITSPRINGER in Münster betreut er Kunden wie SKL ider Fuji Magnetics. Doch Schmechta hat kurioserwei-

se vorher mit Werbung oder Gestaltung rein gar nichts am Hut gehabt: Der Mann war jahrelang erfolgreicher Musiker! Bereits im jungen Alter zog es André in die Musik. So verkaufte er seine elektrische Eisenbahn, um seinen ersten Synthesizer, Ein KORG Monophon, zu kaufen. Er war sehr früh dabei, mit dem C64 und Midi-Effekten hetumzuexperi-

30

mentieren. Seine Inspiration zog Schmechta aus Bands wie Kraftwerk oder DAF — man ahnt also, daß André mehr im Bereich der schrägen und monotonen Töne sein Wirkungsfeld sah. New Wave und Grufti-Style waren damals genau sein Ding. Mit achtzehn Jahren hatte er bereits konkrete Zusagen von

Plattenlabels in der Tasche. Der Mann hat Klavier studiert. Ein weiteres Studium versuchte er mit Sozialwissenschaften, aber dies scheiterte an seinem Drang, Musik zu machen. Seine Band „XMarks The Pedwalk“ war jahrelang erfolgreich – auch international. Mit „XMTP“ produzierte André Schmechta mehrere Alben und weitete seine Produktionstätigkeiten auch auf

andere Bands und Künstler aus. Im Jahre 1992 baute er sein eigenes Studio auf: Die TGIF Music Production. Schmechta investierte sein ganzes Geld, um seinen Traum zu verwirklichen. Und es lief auch einige Jahre ganz gut bis der Musikmarkt eine heftige Flaute erfuhr und reihenweise die Labels zusammenbrachen. Richtig viel Geld war bei der

31

Studio-Geschichte aber auch nicht herumgekommen. So mußte sich André 1998 entscheiden, ob er lieber mit seinem Studio pleite gehen wollte oder ob er umsatteln sollte und sich neue Betätigungsfelder zu erschließen. In der Zwischenzeit hatte André selbst bereits mehrere CD-Cover gestaltet und ihn zog es nach all den Jahren in der Musik in Richtung Design.


„Lösungsorientiertes Denken braucht der Kunde — Strategien sind gefragt.“

Er ging nach Köln und ließ sich in der SAE zum Multimedia Producer ausbilden. Schmechta, der schon zu C64-Zeiten eigene kleine Computerspiele geschrieben hat, merkte schnell, dass ihm diese neue Spielfläche namens Multimedia einen Riesenspaß bereitete. Durch seine damalige Freundin und Bandpartnerin Steffi kam ein Kontakt zur Agentur WebEffekt zustande

und Schmechta hatte seinen ersten Job – direkt als Creative Director. In dieser Zeit lernte er unternehmerisches und strategisches Denken und betreute Kunden wie BOSCH, 3M oder Veltins. Als die strategische Ausrichtung der Agentur nicht mehr mit Schmechtas Vorstellungen ubereinstimmte, verließ er WebEffekt und fand in den ZEITSPRINGERN seine neue Heimat. Die Zeitspringer suchten nicht nur einen Designer, sondern auch einen Strategen. Was wiederum dazu führte, das der Designer und Stratege Schmechta nun eben auch Mitgesellschafter und Prokurist ist. Schmechta ist in seiner Einstellung auch etwas anders gelagert als der typische Klischee-Designer: „Mir geht es nun wirklich nicht darum, dass ich als Hauptsache immer nur irgendwelche Projekte realisieren will und ich mich darüber kaputtdiskutieren muß, ob der Pixel jetzt noch drei Schritte nach links soll oder nach oben ...“ Er sieht sich selbst nicht als den typischen Designer. „In erster Linie ist Design Funktion. Und es soll den Zweck erfüllen, daß es funktioniert. Daß gutes Design im Prozeß einer sauberen Betreuung und Projektabwicklung enthalten ist, setze ich bei einer guten Agentur einfach voraus. Darüber muß man nicht immer reden, das gehört einfach dazu.“

Die Online-Kommunikation der Süddeutschen Klassenlotterie Schmechtas aktuelles Full-Service-Projekt.

„Der Kunde soll gut drauf sein und erkennen können, daß er verstanden wird und daß wir lösungsorientiert an seinen Kommunikationsbedarf herangehen.“ Deswegen macht Schmechta mit den Zeitspringern nicht nur Websites, sondern agiert z. B. als Lead-Agentur für die Süddeutsche Klassenlotterie SKL, zu deren Kommunikationsbedarf eindeutig mehr gehört als nur ein Screen Design. Schmechta schaftt den übergreifenden Kommunikationsaspekt nicht zuletzt auch dadurch, daß er sich als Designer nicht zu wichtig nimmt und die Strategie in den Vordergrund stellt. André Schmechta ist Überzeugungstäter und er hat noch viel mit den Zeitspringern vor. Auf die Frage, ob er irgendwann den Schritt in die Musik zurückmachen möchte, antwortet er grinsend: „Heutzutage von der Musik alleine zu leben, ist mit zu großen Strapazen verbunden. Es ist aber schön zu sehen, daß auch heute noch Fanpost aus aller Welt eintrifft und mich die Leute fragen wann es denn mit XMTP wohl weiterginge ...“ „Aber ich habe ja nie gesagt, daß es die Band nicht mehr geben muß ... Nur Geduld, da kommt noch was ...“

Martin Tazl

www.zeitspringer.de www.checkpoint-1305.de

32

33


Tazls Skizzenblock

More than 1.200 desktop screens for free!

www.tazl-desktops.com

Š 1995 by Martin Tazl

34

22


Chronik

TheLivingWebcam Zweieinhalb Jahre Kunst im Internet. Täglich.

Dezember 1999: Feierfeil der Texter kauft sich eine Digitalkamera und legt sie seinem Fotografen-Freund Thomas Brandt auf den Küchentisch. "Guck sie Dir an, und erklär mir dann, wie ich damit umgehen muß." Thomas Brandt guckt sich die Kamera an, und tauscht sie um.

www.livingwebcam.de

Januar 2000: Brandt hält Digitalfotografie zwar immer noch für Spielerei, leiht sich aber öfter Feierfeils Digitalkamera. Februar 2000: Brandt ist endgültig infiziert. Feierfeil bekommt seine Digi kaum noch zu Gesicht.

Martin Tazl im Gespräch mit Olaf A. Feierfeil

Unter www.livingwebcam.de steht seit jetzt zweieinhalb Jahren ein

Tazl: Also Kunst weg von der eigenen

kommt und sagt: Mach aus den Fotos

Feierfeil: Ja, das wäre sicher wün-

Kunstprojekt im Netz, das täglich aktualisiert wird. Täglich.

Person.

das und das.

schenswert. Aber es müßte schon ein

Tazl wollte wissen, was dahinter steckt.

Brandt: ... auf Fotos ist nie, was ich

Brandt: Vor allem bei den Serien haben

gesehen habe ...

wir zu Anfang zusammengesessen und

Unternehmen sein, dass wirklich zur

Tazl: Als ich das erste Mal die Adresse in

Kunst-Linklisten gefunden ...

den Browser eingegeben habe, dachte

überlegt wie das geht. "Das MittagsFeierfeil: ... und ich weiß nicht, was er

gericht tagt" zum Beispiel ist in einer Zeit

ich, dass ich zu einer typischen Web-

Feierfeil: Ja, die tun sich offensichtlich

gesehen hat und sehe die Fotos auch

entstanden als wir zwei, dreimal die

cam-Seite komme ...

alle ziemlich schwer, die Seite einzuord-

noch anders als Thomas.

Woche zusammen gegessen haben.

nen. Ist die LivingWebcam nun Literatur

LWC passt ... Brandt: Nikon zum Beispiel ... Feierfeil: .. oder Apple oder Südzucker ... Brandt: ... oder Iglo oder Maggi, wegen

Brandt: Ja. Das ist aus heutiger Sicht

oder eine Fotogalerie, eine Kalender-

Brandt: Die Distanz zu der eigenen

Feierfeil: Bei den Autos war es so, dass

sicher ein Problem.

blattsammlung oder Webkunst?

Person oder Position kommt fast

Thomas irgendwann mit Fotos von

zwangsläufig, wenn Du so arbeitest.

einem Wagen ankam die ich richtig

Feierfeil: Dann würde Kunst auch wieder

Tazl: Weil es ja keine Webcam ist, son-

Tazl: Was würdest Du denn sagen?

klasse fand.

nach Brot gehen.

dern vielmehr eine Sammlung von Kalenderblättern aus Digitalfotos.

der Mittagsgerichte.

Tazl: Das würde mich allerdings interesFeierfeil: Vielleicht ist es am ehesten

sieren, wie Ihr das macht. Ganz prak-

Brandt: Und aus "Dummdeutsch am

Tazl: Das seh ich ein. Vielleicht meldet

eine Collage, ein ReadyMade mit digita-

tisch. Jeden Tag eine HTML-Seite ist ja

Donnerstag" spricht in erster Linie der

sich ja jemand. Danke fürs Interview.

Feierfeil: ... und Statements. Brandt ist

len Mitteln. Oder besser jeden Tag eine

nicht gerade wenig.

Texter.

die Webcam. Die lebende Kamera, wenn

neue Collage ... Brandt: Vor allem wenn man´s nebenbei

Tazl: Trotzdem ist mir nicht klar, wie Ihr

macht.

das geschafft habt, mittlerweile über 900

Du so willst. Brandt: ... aus meinem Kopf und Auge

Seiten zu produzieren ...

Thomas Brandt, Fotograf. www.belichtet.de

Brandt und Feierfeil: Uns auch nicht.

Olaf A. Feierfeil, Werbetexter und Berater. www.feierfeil.com

Fotos. Er packt sie mir auf CD oder mailt

Tazl: Und Ihr hat nicht eine Werbung auf

Die Helfer:

mir welche, wenn es ganz aktuelle

der Seite ...

Tazl: Und warum dann Webcam?

und seinem Kopf und seiner Schreibe ...

Brandt: Wir dachten, dass wir so in

Feierfeil: Wir haben für uns von Anfang

1.000 und 2.500 Digitalfotos im Monat,

Suchmaschinen mehr Beachtung finden.

an gesagt `Wir wollen kein Tagebuch

neben den analogen Schwarz/weiß

Bei der Flut an Webcam-Seiten, die aus

machen, sondern das Leben um uns

allen Enden der Welt das Web überfluten

dokumentieren, kommentieren, interpre-

war das ein Trugschluß.

tieren oder einfach nur aufzeigen ...

Motive sind. Ich sehe die Fotos durch,

Feierfeil: Thomas schießt zwischen

Tazl: Ich hab Euch aber auch in keinen

36

Die Macher:

lasse mich inspirieren und baue dann

Brandt: Richtig. Aber wir würden uns

einen Tag oder mehrere. Oder Thomas

schon gerne sponsern lassen.

Stefan Szepanek, Programmierer (PHP-Scripte) Roswitha Vorbrüggen, Art Director (Anregungen und Kritik) Roger Schlender, Webhosting 37

März 2000: Brandt und Feierfeil überlegen, ob man nicht öfter mal ein gutes Digitalfoto ins Web stellen kann. Nach wenigen Gesprächsminuten steht fest: Wir machen eine Website mit täglich wechselndem Inhalt. Wie sich erst Monate später rausstellt, glaubt keiner der beiden daran, dass sie es wirklich schaffen. April 2000: Die erste Testversion der LivingWebcam ist im Netz. Brandt hat auch eine Digital-Kamera. Juli 2000: Die LivingWebcam steht. Inklusive der Seiten seit April. Ein gemeinsamer Stil ist gefunden. Februar 2001: Brandt und Feierfeil wundern sich, dass sie 10 Monate lang produziert haben und tatsächlich jeden Tag pünktlich eine neue Seite im Netz war. Aber ihnen gefällt das Layout nicht mehr. April 2001: Pünktlich zum Geburtstag ist die Seite relauncht. Auch alle zurückliegenden Tage sind optisch überarbeitet. An den Inhalten als Zeitdokumente haben Brandt und Feierfeil allerdings nicht gerüttelt. April 2002: Die LivingWebcam wird 2 Jahre alt. Feierfeil und Brandt machen weiter.


L I V I N G

S P H E R E

31 Jahre, Designer aus Bonn Die Wohnung, in der ich mit meiner Freundin Ariane in Bonn lebe, befindet sich in einem 1979 erbauten 2-Familienhaus in Bonn-Beuel. Die Wohnung befindet sich größtenteils im 70er Originalzustand, d.h. es gibt die grünen/braunen Kacheln im Badezimmer, das orangefarbene Haustelefon, die orangefarbenen Kacheln auf der Gästetoilette ... und einen braungefließten Küchenboden. Viele Besucher müssen erstmal schlucken, wenn Sie das erste Mal zu uns kommen und bezeichnen unser Domizil oftmals als "bunte Designer-Spielhalle" was an den 70/80er-Videospielautomaten liegt, die sich verstreut in der ganzen Wohnung und auf der Toilette befinden - darunter ein 1978 Space Invaders.

Dirk Behlaus Websites: www.pixeleye.net www.designbooks.net www.behlau.net www.nitro-design.de www.bestflashsites.de www.spaceinvaders.de

Wir lieben Orange (die Küchenfarbe), aber auch Gelb (die Flurfarbe) und auch helles Grün (die Badezimmerfarbe) und das Design der 60/70er Jahre. Dirk ist großer Fan von Verner Panton; drei Panton Chairs finden sich in der Küche, Pantons Phantom Chair im Wohnzimmer. Weitere Objekte sind z.B. eine raketenförmige, 1,20 hohe Lavalampe, ein orangefarbenes Weltron 2001 Radio von 1970 oder der Plong Kaugummiautomat von 1962. Die leuchtende und lebendige Atmosphäre unserer Wohnung inspiriert und erfreut uns tagtäglich. Für uns ist das Ausdruck kreativen Lifestyles und purer Lebensfreude.

38

39


L I V I N G

S P H E R E

29 Jahre, Duisburg In meiner neuen Wohnung sollte die Farbe Orange natürlich eine große, entscheidende Rolle spielen, aber ich wollte keine Wand komplett orange färben. Das hätte mir die Sache visuell zu schwer gemacht, um täglich in diesem Raum zu leben. Orange als Akzent auf Weiss aber sehr gerne. Zentrales gestalterisches Element ist die „schwarze Lady im orangenen Kreis“, ein WallPainting, was ich mit Yasemin Avci zusammen gemalt habe. Ein anderes Wall-Painting (gelbe Lady im blauen Kreis) existiert im Schlafzimmer. Verschiedenste Original 70er-Jahre-Möbel- und Dekorationsstücke (natürlich in Orange) setzen die Akzente. eBay ist für solche Zwecke eine wahre Schatztruhe.

www.tazl-design.com

40

41


Eine Welt = Eine Idee ..? Martin Tazl entwarf im Jahr 1997 das Logo für seine Ex-Firma via one! multimedia. Der Design-Prozeß entwickelte sich aus knapp zwanzig Entwürfen. Im Laufe der Jahre stieß Tazl über das Internet auf viele Ähnlichkeiten. So unangenehm es auch für einen Designer sein mag, so kurios und zeigenswert ist es auch. Deswegen zeigt Tazl mit einem zwinkernden Auge der Selbstironie nun seine Sammlung ...

Das via one!-Logo. Entworfen von Martin Tazl im Jahre 1997

Wer ähnliche Grafiken im Internet findet, maile sie bitte an Martin Tazl: tazl@tazl-design.com

42


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.