Sommer14

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Ausgabe 10 / Juni 20 14 / CHF 4.50

2014

ABTANZEN

DURCHDREHEN Wie weit noch? Ab in den Sattel für die schönsten Velotouren im Land

EINPACKEN

Was muss in den Rucksack? Wir packen ein, vom Cityguide bis zur Badehose

MITSTAUNEN

Wo spielt die Musik? Diese Festivals sollte man nicht verpassen

LOSLAUFEN

Wohin soll’s gehen? Ausflugstipps für Städtehopper und Gipfelstürmer

REINBEISSEN

Wie, wo und was Sie grillieren ist uns gar nicht Wurst

Wann darf man klatschen? Kunst-, Kulturund Konzertevents für jeden Geschmack

EINTAUCHEN in den Sommer Wo und wie die Schweiz sich sonnt und abkühlT www.sommerguide.ch


Stockhorn, Berner Oberland

Auf unsere Gipfel schaffen es auch Städter. Dank 670 Bergbahnen.

Frische Bergluft, Panoramarestaurants und Höhenwege mit spektakulären Aussichtsplätzen: Das alles erreichen Sie ganz bequem mit unseren Gondeln, Zahnradbahnen und Sesselliften. MySwitzerland.com/sommer

Unsere Partner


Editorial

10 Jahre Sommer! Was vor zehn Jahren als kleiner Festival-Guide begann, ist heute einer der umfangreichsten Sommerführer der Schweiz geworden. Seit 10 Jahren begleiten wir nun schon die Schweizer Openair-Festivals und kommen zum Schluss: alles wird grösser, teurer, kommerzieller. In den letzten 10 Jahren entwickelten sich Openairs zu echten Festivals mit bargeldlosem Zahlungssystem und sogar organisierten Übernachtungsmöglichkeiten. Jedes Jahr kommen aber zum Glück auch neue kleine Festivals dazu – familiäre Festlichkeiten, bei denen das Zusammensein im Vordergrund steht. Auch wenn dort tolle Bands auftreten – immer mehr auch Comedians – so bleiben sie dennoch Geheimtipps, fernab vom Mainstream. Solche Festivals werden im Frondienst von Vereinen organisiert. Gerade diese Festivals fanden immer mehr Platz in unserem Sommerführer. Der Sommerguide hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt und berichtet nicht nur über Festivals, sondern gibt Tipps für einen aktiven, gelungenen Sommer-Spass. Dieses Jahr sind es wieder rund 300 Empfehlungen, wo der Sommer in der Schweiz am schönsten ist. Wollen Sie wissen, wo das ist? Die Antwort: überall. Vom Jura im Westen bis zum Piz Bernina im Osten, von der Burg Hohenklingen im Norden bis zu den Tre Castelli in Bellinzona: Die ganze Schweiz ist voll von grossartigen Perlen, die es zu entdecken gibt. Zum Beispiel die beiden idyllischen ZürichseeInseln Ufenau und Lützelau, die rekordverdächtigen Hölloch- oder Beatushöhlen oder der mittlerweile 100-jährige Schweizer Nationalpark. Apropos Jubiläum: Auch die RHB feiert dieses Jahr den 125. Geburtstag – das ist die Gelegenheit, mit aufwändig renoviertem historischen Bahnmaterial durch eine UNESCO-geschützte Bahnroute zu fahren. In dieser Ausgabe bewegen wir uns aber auch oft an Gewässern. Sei es mit dem Kanu den Fluss runter oder zu spektakulären Wasserfällen oder mit dem Segelboot über den See. Wir wandern an Ufern entlang, fliegen mit Helikoptern oder fahren mit einem Ballon über die Alpen. Viel Vergnügen beim Lesen; vielleicht können wir Ihnen ja den einen oder anderen Tipp geben, den Sie noch nicht kannten.

Jürg Zentner Chefredaktor

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Inhalt Die Schweizerische Post, offizielle Vorverkaufsstelle

Zentralschweiz

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Mit tendrin stat t nur dabei! Schöner können Ferien nicht sein: Seen, Berge und jede Menge Unterhaltung. Hier wird es garantiert niemandem langweilig.

Region G ­ enfer See   West is best!

An den Ufern des Genfersees erstreckt sich die helvetische Light-Ausgabe der Côte d’Azur – nur eben gänzlich frei von snobistischen High-Society-Attributen.

46 Bern und Oberland Up and down Von Mythen und Legenden umrankte Alpengiganten, schmuck erhaltene Städtchen aus dem Mittelalter – und mittendrin eine vor Kulturleben pulsierende Mini-Metropole.

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Graubünden  Auf nach Blaubünden!

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Eigentlich ist das ganze Graubünden ein einziger riesiger Naturpark. Dieses Jahr feiert der Schweizerische Nationalpark seinen 100. Geburtstag.

Mittelland

78

Luna Open Air Cinema 2014 80

Lasst hören aus alter Zeit! Eigentlich könnte man das Mittelland auch Burgenland oder Römerland oder schöne Altstädte Land nennen. Hier entdeckt man die Vergangenheit neu.

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Wallis

Festhüt te und Outdoor-Action! Hier blüht die älteste Weinrebe der Schweiz, hier wächst der einzige Krokus der Alpennordseite, hier reicht der Gletscher bis zur Strasse.

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Refresh mit Axe: das Upgrade!

Ostschweiz

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Laut und lässig! Tauchen in einem Berg, Weltstars in einem Tobel oder rote Bergseen: Hier ziehen sich die Gegensätze an.

Tessin Pizza, Polenta, Postk artenmotive

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Kulturell wie kulinarisch hat der Südkanton seine Vorzüge. Seiner imposanten Kulisse von Verzasca bis Gotthard zollte jüngst der Kinofilm «Die schwarzen Brüder» Tribut.

Zürich und Region   Stadt von Welt

Das volle tolle Programm von Nachtleben bis Naturwunder – sowie alles dazwischen, und so ziemlich unmittelbar vor der Türschwelle.

68 Nordwestschweiz  Wild und Wasser

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«Down by the River» oder «Up where we belong» – wählen Sie selbst den passenden Soundtrack zum Sommerprogramm zwischen Rheinknie und dem Fusse des Jura.

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SOMMER 2014 | Zentralschweiz

Zentralschweiz: Allgemein Auf den ersten Blick ist die Zentralschweiz wie eine gigantische Kulisse für einen Heimatfilm. Wo man hinschaut, egal in welchem Innerschweizer Kanton, egal in welche Richtung man guckt, es sieht einfach traumhaft aus. Die Innerschweiz rühmt sich, die Geburtsstätte der Schweiz zu sein, das Herz der Schweiz, die Urschweiz. Doch heute ist die Zentralschweiz vor allem die «Upcoming»-Region der Schweiz. Es ist nicht bloss wegen der Steuervorteile, die gleich in

Zentralschweiz wohl die historischsten Wanderrouten

mehreren Zentralschweizer Kantonen geboten werden,

der Schweiz. Kein Fleck in der Urschweiz, der nicht

dass sich hier die Superreichen niederlassen, es ist auch

nach Geschichte schreit. Je näher man der Rütliwiese

wegen dem Potenzial und dem Wachstum dieser Region.

kommt, desto bildhafter und lebendiger werden die

Nicht nur touristisch, sondern auch wirtschaftlich. Wenn

Sagen und Mythen aus den Gründertagen der Schweiz.

Wasser das Gold des 21. Jahrhunderts ist, hockt die Zentralschweiz auf einem der grössten Schätze Europas.

So verpflichtet die Moderne der hier gelebten Tradition. Ob nun auf die Rigi mit der historischen Dampfbahn

Als ob dies nicht genug wäre, bietet die Zentralschweiz

oder dem Dampfschiff von Luzern gegen Weggis zu,

ein Freizeitprogramm, das schier unglaublich ist. Mal

hier wird Bestehendes leidenschaftlich gepflegt und Ge-

abgesehen vom ganzen Spass, den man auf dem Titlis,

schichte mit neusten Technologien konserviert.

dem Pilatus oder der Rigi haben kann, gibt es in der In diesem Jahr richten wir unseren Fokus darum eher weg von der traditionellen, urchigen Innerschweiz und zeigen sie von der aktivsten, modernsten Seite. Naturfreunde dürfen darob nicht das Köpfchen lampen lassen – der Natur geht es bestens, trotz der vielen Activity-Angebote, die es hier gibt. Auch kulturell kommt hier jeder und jede auf seine Kosten. Am Blue Balls Festival geben sich auch dieses Jahr die angesagtesten Acts die Klinke in die Hand, während in kleinen Festivals das antikommerzielle Programm durchgegeben wird, aber gleichzeitig auch traditionelle, volkstümliche Veranstaltungen ihren Platz haben.

Schön laut: The Subways spielen am Blue Balls.

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Highlight

!

Highlight nimmt man hier wörtlich: High sind die Berge, am schönsten im Licht der Magic Hour. Ein unvergessliches Erlebnis, von dem schon viele Künstler in Bildern und Texten schwärmten, ist der Sonnenaufgang auf der Rigi. An ausgewählten Tagen fährt ein Extrazug extra früh auf den Berg – dazu gibts Alphornklänge und ein währschaftes Frühstück. Magic Hour auf der Rigi.

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DAS ORIGINAL KENNT KEINE ALTERNATIVEN.

landrover.ch


SOMMER 2014 | Zentralschweiz The Hives

18.–26. Juli

Blue Balls Luzern

Was gibt es über das Blue Balls Festival in Luzern zu sagen, was man nicht schon längst weiss? Dass es während über einer Woche zum Musikzentrum der Schweiz wird oder dass auch

dieses Jahr wieder um die hunderttausend Besucherinnen und Besucher ins KKL und Umgebung pilgern werden? Vielleicht reicht es ganz einfach, zu behaupten, dass das Blue Balls Festival dem Jazz Festival Montreux allmählich den Rang abläuft, zumindest was das Line-up der Stars angeht.

Wäre das Blue Balls eine Person, wäre sie heute etwas über 20 Jahre alt und weiblich, wenn man so das Line-up anguckt. Sie trägt HighHeels statt Gummistiefel und ein luftiges Sommerröckchen anstelle eines Regenschutzes: Das Blue Balls ist das kultivierte Fröllein unter den Festivals, was durchaus als Kompliment gemeint ist. Schliesslich ist nichts gegen Bands wie Travis einzuwenden. Die Schotten veröffentlichten letztes Jahr ihr siebtes Album und treffen nicht nur jeden Ton, sondern auch am 19. Juli im KKL ein. Den 24. Juli sollten sich die Triphop-Fans, die beim Blue Balls immer auf ihre Kosten kommen, rot in der Agenda anstreichen: dann nämlich schwebt Alison Goldfrapp über die Bühne des Konzertsaals des KKL. Obwohl: Goldfrapp alleine in die Triphop-Ecke zu drängen, würde der Vielseitigkeit der Glam-Diva nicht gerecht, oder? Haben wir weiter oben behauptet, das Blue Balls sei ein Mädchen-Festival? Notiz an den Lektor: Streichen Sie das! Denn am 21. Juli bebt das

KKL. Im Luzerner Saal treten zwei richtig gute Indie-Rockbands auf. Zum einen The Hives: Gibt es eine bessere Live-Band? Nein. Gibt es eine gestriegeltere Band, die dreckigeren Indie spielt? Nochmals nein. Darum schreien wir im Kollektiv ja, ja und nochmals ja. Seit 17 Jahren prügeln sich The Hives durch ihr Musikrepertoire, das so viel Stimmung macht wie ein Schweizer WM-Final gegen Brasilien. Rund ein Dutzend Hits bringen die Schweden in die Schweiz mit; der allergrösste Hit ist aber immer noch Frontmann Pelle Almqvist, der offiziell zu den 50 grössten Frontmen aller Zeiten gehört. Zum anderen The Subways: Sie sind nur zu dritt – und die Bassistin ist erst noch eine Frau – aber sie machen dermassen Vowärts-Rock’n’Roll, dass einem die Luft wegbleibt. Spätestens seit Guy Ritchie ihren Song «Rock’n’Roll Queen» im Film «Rock’n’Rolla» zur Hymne machte, erfreut sich die britische Band auch hierzulande einer grossen Fangemeinde. www.blueballs.ch

15 Jahre Waldstock Steinhausen 30. Juli bis 2. August Nein, es ist kein Psylo-Pilz, das Festival fährt nur so ein. Für drei Tage findet man bei Steinhausen im Kanton Zug alljährlich eine bunte, lustige Zauberwelt, zusammengeschustert von fleissigen und kreativen Heinzelmännchen. Am Waldstock Openair wird mehr geboten als nur krachende Bands und gesponserte Bierbars. Hier wird ge-

lacht, getanzt, gegessen und gefeiert, so als sei immer Sommer 1968. Die Bands und Acts treten beim Waldstock in den Hintergrund, auch wenn sie zentraler Bestandteil sind. Die 15. Ausgabe bestreiten Dodo Hug, Tape Five, Chief’s Special. Und als Lacher des Sommers, das Chaostheater Oropax.  www.waldstock.ch

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SOMMER 2014 | Zentralschweiz

B-Ton Brunnen SZ

10. Heirassa Festival Weggis

Hier ist der Name sowohl Programm als auch lautmalerischer Witz. B-Ton bezeichnet nicht nur die Auswahl der Bands, sondern auch die Location. Im Areal der alten Zementfabrik in Brunnen treten während zweier Tage vielversprechende Schweizer Acts auf. Wie Beton gut durchmischt sein muss, so ist es auch das Programm: Vom Heavy (Despu Palliton) bis hin zum stillen Singer-Songwriter Luc Jornot, Blind Butcher, Lyvten und den sehr experimentierfreudigen Öz Ürügülü.

Vielleicht sind es ja die «Expats» oder «die Masseneinwanderer», die uns Schweizern zeigen, was wir an unseren Bräuchen haben. Die Neo-Schweizer sind jedenfalls fasziniert vom Brauchtum, das viele Jahre von der Schweizer Jugend als uncooler Hudiggägeler verschmäht wurde. Heute erfreuen sich Volksmusik-Anlässe einem immer grösseren Zulauf. In Weggis hat man die Gelegenheit, rund 70 Stunden Volksmusik vom Feinsten mit über 40 Formationen zu geniessen. Bereits zum 10. Mal findet das Heirassa Festival in Weggis statt. Benannt wurde das Volksmusik-Festival nach dem Hit «Heirassa» von Komponist Alois Schilliger. Für alle Insider: Am ersten Abend des Festivals wird Willi Valotti geehrt, unter anderem von den Alderbuebe.

8. bis 9. August

www.bton.ch

Sound of Glarus 28. bis 30. August

19. bis 22. Juni

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www.wvrt.ch

Wenn Lichtblitze durch den Glarner Nachthimmel schiessen, Rauchschwaden emporsteigen und tausende Menschen jubeln, werden keine Hexen verbrannt, sondern es findet das Festival «Sound of Glarus» statt. Bereits zum siebten Mal kracht es dieses Jahr auf dem Rathausplatz der kleinsten Hauptstadt der Schweiz. Drei Tage dauert das Festival, dessen Programm breiter ist als das Elmer Martinsloch – in das immerhin die Elmer Kirche reinpasst, by the way. Ob Glarner Hiphop von Bandit, Crossover von Guano Apes oder poppigere Songs von Schnüselsänger Bastian Baker: es hat für alle was.  www.soundofglarus.ch

Das Festival mitten in Glarus.

20. Country Alpen Open-Air Klewenalp

wie ein Trapper, ein einsamer Cowboy oder ein mystischer Indianer, der mit den Bergen spricht. Hier hätte sogar Johnny Cash 18. Bis 20. Juli seine schwarzen Klamotten gegen eine Es muss ja nicht immer der Mount Rush- grüne Helly Hansen getauscht und Willie more, die Rocky Mountains oder der Nelson würde mit dem Alpengras den Grand Canyon sein. Die Klewenalp verFlash seines Lebens haben. Zum 20. Mal sprüht genauso Wild West Flair – gerade werden dieses Jahr auf der Klewenalp die im Sommer. Schliesslich wurden auch Pferde gesattelt, die Bullen geritten und die Winnetou-Filme in den Alpen gedie Lassos geschwungen, yeeehaaa! dreht. Gerade hier kann man sich fühlen www.klewenalp.ch

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ERLEBE DEN UNTERSCHIED MIT WENIGER RAUCHGERUCH

t In s e r a


SOMMER 2014 | Zentralschweiz

Zorbing Engelberg

Wissen Sie, was Zorbing ist? Richtig, ein Heidenspass. Der Zorb ist eine drei Meter grosse, aufblasbare Kugel aus durchsichtigem PVC, mit dem der «Zorbonaut» – so wird der Passagier genannt – einen Hügel runterdonnert. Der Einstieg in die Donnerkugel erfolgt über einen schmalen Tunnel. Drinnen schnallt sich der Zorbonaut an Händen und Füssen an, um nicht in der Kugel hin- und

hergeschleudert zu werden. Ein 70 Zentimeter dickes Luftpolster federt die Unebenheiten der Zorbing-Piste aus. In Engelberg gibt es eine solche Zorbing-Bahn. Für nur 20 Franken kann man sich drei Mal den Berg runterrollen lassen. www.zorbing-engelberg.ch

Zorbing: Professionelles Runterkugeln.

Marbachegg-Cart Abgefahrener kann ein Sommertag nicht sein! Auf drei oder vier Rädern geht es hier mit Garacho den Berg hinunter. Mit den Marbachegg-Carts saust man auf einer Holzpiste über die saftigen Alpweiden. Und gleich wieder hoch. Mit einem Schlepplift geht es bequem wieder nach oben, um erneut den abwechslungsreichen 650 Meter langen Parcours runterzubrausen. Aber Achtung: Der Parcours hat es in sich und macht süchtig. Zum Glück gibts nicht nur Einzeltickets, sondern auch 10-Fahrten-Abos. Geeignet für Kinder ab 11 Jahren oder in Begleitung Erwachsener. www.marbach-lu.ch

Sternensauser Hoch-Ybrig Fahrverbot? Nicht für die Carts auf der Marbachegg.

Sternensauser «Flying Fox»: So heisst die längste Seilrutsche der Welt. Sie ist insgesamt 2,3 Kilometer lang und steht auf dem Hoch-Ybrig. Die atemberaubende Fahrt in luftigen Höhen (max. 80 Meter ab Boden) führt mit bis zu 120 Stundenkilometern von der Bergstation der Sesselbahn Sternen hinunter zur Fuederegg und anschliessend zur Talstation Sesselbahn Sternen. Wenn das keinen Adrenalin-Kick der Extraklasse gibt. Hierfür darf man allerdings nicht zu schwer (125 Kilo) oder zu leicht (30 Kilo) sein, und auch nicht zu jung (ab 9. Geburtstag) oder zu klein (ab 130 cm). Allen anderen steht nichts mehr im Weg, die 2,3 Kilometer Turbokick zu erleben. www.hoch-ybrig.ch

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Airboard auf der Sommerschanze Einsiedeln Wer braucht schon Schnee, um Airboarden zu können. In Einsiedeln wird im Sommer auf dem Schanzenhügel der Skisprunganlage gerutscht, was der Schanzenrasen hergibt. Es werden auf der 117-Meter-Schanze Geschwindigkeiten von bis zu 95 Sachen erreicht. Wer schafft es, den Geschwindigkeitsrekord von bis dato 104,5 km/h zu brechen? Alles, was es braucht, wird einem vor Ort zur Verfügung gestellt. Den Mut muss man allerdings schon selbst mitnehmen – auch ein paar Freunde wären nicht schlecht, weil es in der Gruppe einfach mehr Spass macht und man sich gegenseitig messen kann.

Das geht runter wie ein geölter Blitz.

www.impuls-event.ch

Höhlenbrunch Gruebisbalm Vitznau 13. Juni und 10. August In dieser Sommer-Ausgabe haben wir es ein bisschen mit den Höhlen, was? Tja, wir recherchieren dieses Jahr eben tiefer. So sind wir auch auf das Angebot der 100 000-jährigen Höhle Gruebisbalm bei Vitznau gekommen. Die Höhle bietet Platz für bis zu 400 Personen und garantiert eine einmalige Atmosphäre für aussergewöhnliche Erlebnisse. Zum Beispiel mit dem Höhlenbrunch und seinem reichhaltigen Buffet sowie musikalischer Unterhaltung. Keine Angst, dabei handelt es sich nicht um Mammut-Fleisch und Buschtrommeln, sondern eher um einen BuureZmorge. Wie man in die Höhle kommt? Ganz einfach: Ab Vitznau mit der Rigi-Bahn. Übrigens: Die Höhle kann auch für Firmenanlässe und private Feste gemietet werden. www.hoehlenfeste.ch

The Mountainman 2014 Engelberg 16. August

Ist er zu krass, bist Du zu schwach! Das ist kein Werbeslogan für ein Hustenzältli, sondern das Fazit für die zweite offizielle Trail Running Schweizermeisterschaft. Sie findet auf der ULTRA Strecke des Mountainman statt. Hier die krassen Fakten, bei denen uns nur schon beim Schreiben die Luft wegbleibt: 80,3 Kilometer Länge, total Aufstieg 5000 Meter, Abstieg total 4674 Meter. Gestartet wird um 6.30 Uhr am Trübsee, der letzte müsste um 23 Uhr im Ziel sein, sonst wird er nicht mehr gemessen. Doch wahrscheinlich ist man dann nur noch froh, überlebt zu haben. www.hoch-ybrig.ch

Brunchen wie die Höhlenmenschen

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SOMMER 2014 | Zentralschweiz

Top 10  Nicht verpassen! 1

Tierpark Goldau Was für eine Katastrophe! 457 Menschen kamen beim Goldauer Bergsturz im Jahr 1806 ums Leben, als sich gewaltige Gesteinsmassen vom Rossberg lösten und das Dorf Goldau unter sich begruben. Umso hübscher die Idee von einigen Goldauer Tierfreunden, auf dem Schuttkegel einen Tierpark zu errichten. Sie gründeten 1925 einen Verein und bauten einen grossen Teil des Parks in Fronarbeit. Schon von Anfang an sollten hier keine exotischen Tiere ausgestellt werden, sondern einheimische Tiere in natürlichem Umfeld leben. Heute gibt es im 34 Hektaren grossen Park rund 100 verschiedene Tierarten wie Siebenschläfer, Steinböcke, Wölfe, Luchse und Bären. Auch viele bedrohte Vögel finden hier ihr Zuhause. Im Tier- und Naturpark kann auch grilliert werden – dafür stehen grosszügige Grillstellen zur Verfügung. www.tierpark.ch

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Molkenbad Berglialp Von Cleopatra hiess es, dass sie ihre Schönheit dem täglichen Bad in Eselsmilch zu verdanken habe. Auf der Berglialp zwischen Klausenpass und Walensee kann man es der ägyptischen Königin gleichtun. Dabei hat man die Wahl zwi-

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schen Molken-, Biomilchschaum-, Stutenmilch-, Heu-, Honig- oder Lavendelbad. Ebenso individuell die Grösse der holzbeheizten Lärchenzuber, für 2 bis 15 Personen. Diese Wohltat muss man sich allerdings zuerst verdienen. Von der Ortschaft Matt aus ist die Berglialp in 1 bis 2 Stunden Wanderung zu erreichen. Zum Glück muss das Gepäck nicht selbst geschleppt werden: Es wird mit der Transportseilbahn zur Hütte gebracht. www.molkenbad.ch

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Schutz. Wald. Mensch Man hat nie ausgelernt! Wie wichtig Wälder für unser Leben sind, erfährt man auf einem der Lernpfade des Bundesamtes für Umwelt. In der Schweiz gibt es mehrere Lernpfade des BAFU, die auf die Bedeutung des Schutzwaldes hinweisen. Er dient zugleich zur Schadensprävention bei Naturgewalten und bietet Rohstoff und Lebensraum für zahlreiche Lebewesen. Anhand von acht Erfahrungsorten mit jeweils einem Themenschwerpunkt setzt sich der Besucher mit «Naturgefahren und Schutzwald» auseinander. Das Ganze ist also sowohl spannend als auch erholsam – und erst noch kostenlos. Wo gibts denn sowas? Zum Beispiel in Arth im Kanton Schwyz. Der Erlebnisweg Via Silva dauert etwa 2,5 Stunden und ist 7 Kilometer lang. www.schutz-wald-mensch.ch

4 Lorelei Inseln Vierwaldstättersee Die Schweiz ist das Land der 1500 Seen. Umso erstaunlicher, dass es verhältnismässig wenig Inseln gibt – ausser sie wurden von Menschenhand geschaffen. Wie die drei Lorelei Inseln im Vierwaldstättersee. Die Badeinseln entstanden mit dem Aufschütten von über 3 Millionen Tonnen Geröll aus dem Bau des Gotthard-Basistunnels. Seit mittlerweile neun Jahren sind sie der Öffentlichkeit zum Baden freigegeben. Die drei Badeinseln, die sich nur 40 Meter vom Festland entfernt befinden, sind im Sommer der Hotspot beziehungweise Cool-Point in der Zentralschweiz. www.reussdelta.ch

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Wanderung über den Gotthard-Pass Magisch, mythisch, majestätisch: Der Gotthard-Pass gehört seit Jahrhunderten zu den Hauptverkehrsrouten zwischen Alpennord- und Alpensüdseite. Über den Pass der Pässe führt auch eine der eindrücklichsten Wanderungen, die rund 6 bis 7 Stunden dauert. Losmarschiert wird in Göschenen, wo es durch die Schöllenenschlucht und über die Teufelsbrücke bis nach Andermatt geht. Auf dem alten


Saumweg führt die Wanderung nach Hospental über die alte Postkutschenstrasse rauf auf die Passhöhe. Auf der Alpensüdseite geht es der berühmten Tremolastrasse entlang runter nach Airolo. www.wanderland.ch

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Schmetterlingspfad Lungern Haben Sie gewusst, dass Lungern ein einzigartiges Schmetterlingsparadies ist? Nirgends in der Schweiz ist die Vielfalt an tagaktiven Faltern so gross wie im Gebiet zwischen Schönbüel und dem Lungernsee. Weit über 100 Schmetterlingsarten werden hier gezählt. Das liegt an der milden Süd- Südostlage und der naturbelassenen Umgebung aus Geröll, Blütenwiesen, Mischwäldern und kleinen Bachläufen – einfach der ideale Platz für die hübschen Sommervögel. Übrigens: In diesem Gebiet sagen sich nicht nur Fuchs und Hase Gute Nacht, sondern auch Steinböcke, Murmeltiere, Luchse, Adler und Amphibien. Der Schmetterlingspfad ist ein wunderschöner Naturweg hoch über dem Lungernsee. Die beste Zeit, um die Falter zu bestaunen ist übrigens zwischen Juni und September. www.schmetterlingspfad.ch

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Erlebnis-Festung Vitznau Kompanie stillgestanden! Hier befinden Sie sich auf militärischem Grund – zumindest früher. Heute kann man die ehemalige hochgeheime Armee-Festung Vitznau als Zivilist besichtigen. Zu sehen gibt es in der 1942 erbauten Artilleriefestung vieles: Unendlich lange Stollen, in denen sich Kampfstände, Versorgungstrakte und sogar ein kleines Spital befinden. 1,5 Stunden dauert die Besichtigungstour, wer länger bleiben will, kann in der Erlebnis-Festung Vitznau auch übernachten. Geschlafen wird in historischen Soldatenbetten, gegessen wird ein Militärmenü in der Soldatenstube tief im Rigiberg. Vielleicht nicht jedermanns Sache; aber auf jeden Fall ein einzigartiges Erlebnis für Militärfans, von denen es ja nicht wenige gibt. www.festung-vitznau.ch

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9 Magic Hour auf der Rigi Von Goethe über Tolstoj bis Mark Twain schwärmten Literaten vom Ausblick der Rigi als einem der schönsten der Welt. Der Königin der Berge setzt der Sonnenauf- und -untergang die Krone auf. Extrazüge fahren an ausgewählten Sommertagen frühmorgens zum höchsten Punkt, rechtzeitig zum Sonnenaufgang mit Alphornklängen und reichhaltigem Frühstück. Auch zum Sonnenuntergang gibt es ein Romantik-Spektakel, das kaum zu überbieten ist. Ob bei einer nostalgischen Bergfahrt im Salonwagen «Belle Epoque» oder bei einem Abendessen in der Panorama-Kabine der Luftseilbahn Weggis-Rigi Kaltbad. Nirgends erlebt man die Magic Hour magischer als auf der Rigi. www.rigi.ch, 29. Juni – 14. September

10 Easy Velo-Chillen um den Sarnersee Was für eine wunderschöne Seenlandschaft sich hier doch bietet! Im historischen Sarnen, dem Hauptort von Obwalden, startet die leichte Velotour für die ganze Familie rund um den Sarnersee. Es geht vorbei an schönen Bauernhöfen durch schattige Wälder mit Wildbächen und idyllische Verweilstationen, die zum lauschigen Picknick einladen. Die Tour ist 17 Kilometer lang, flach und ultragemütlich. www.veloland.ch

Alp Erlebnis Trübsee Oh wänn de Senn, go melche gaht, dann kann man ihm am 19. Juli auf der Erlebnis Alp Trübsee live dabei zu sehen. Auf 1800 Meter über Meer kann man das entbehrliche, aber auch herrlich freie Leben der Sennen auf der Alp kennenlernen. Es gibt zahlreiche Attraktionen in den vier Alphütten in Engelberg zu erleben. Die Alphütten befinden sich rund um den Trübsee und entlang des Wanderweges zur Bergstation Älplerseil. www.titlis.ch, 19. Juli

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SOMMER 2014 | Graubünden

Graubünden Eigentlich müsste ja der Kanton korrekterweise Blaubünden heissen,

so häufig wie hier die Sonne scheint. Böse Zungen behaupten ja, dass es im Engadin nur nachts regnet, wenn die Touristen schlafen. So viel Schönheit verpflichtet auch zum Erhalt des Natur- und Kulturerbes. Doch dem Bündnerland gelingt die Gratwanderung zwischen Gastlichkeit und Eigenständigkeit – stets im Einklang mit dem Hauptdarsteller dieser Inszenierung: die Natur.

Highlight Jubiläen zweier National-Heiligtümer In diesem Sommer wird in Graubünden tüchtig gefeiert. Man hat auch allen Grund dazu. Zum einen ist da der 100. Geburtstag unseres Nationalparks, zum anderen auch das 125–Jahr-Jubiläum der Rhätischen Bahn. Die Schmalspurbahn, die streckenweise zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, bietet dazu viele Anlässe und Gelegenheiten, mit altem Schienenmaterial zu fahren. Zum Beispiel nach Zernez, wo es zahlreiche Festivitäten zum Nationalpark gibt.

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Auch nach 125 Jahren immer noch in voller Blüte: Die Rhätische Bahn.

Gian & Giachen: Wer kennt sie nicht, die beiden

Natürlich kann man auch im Bündnerland jede

lästerhaften Steinböcke, die für Graubünden

Art von Adrenalin-Sportarten ausführen – aber

Tourismus werben. Mal witzeln sie über Skifah-

es ist fast zu schade, mit Hochgeschwindigkeit

rer, mal ziehen sie über Biker und Kletterer her

an der Schönheit des Alpenkantons vorbeizu-

oder über den Nebel der Unterländer. Mit gros-

ziehen. Wir empfehlen darum eine der vielen,

sem Erfolg: Graubünden ist eine der attrak-

vielen

tivsten Ferienregionen der Schweiz – nicht

zweifelsohne zu den schönsten der Schweiz zu

bloss im Winter, sondern immer mehr auch im

zählen sind. Nebst historischen Saumpfaden,

Sommer. Im vergangenen Jahr stiegen die Ho-

legendären Passstrassen oder geweihten We-

telübernachtungen um fast 3 Prozent gegen-

gen wie dem Jakobsweg oder dem Energieweg

über dem Vorjahr. Aber was sind schon Zahlen

gibt es auch zahlreiche Erlebnispfade für die

und Statistiken angesichts dieser atemberau-

ganze Familie – wie zum Beispiel den Flurina-

benden Landschaft, die so abwechslungsreich

Weg oder die Heidi-Wege.

wunderschönen

Wanderrouten,

die

wie spektakulär ist. Der Sommer in Graubünden ist mehr als eine Graubünden ist der flächenmässig grösste Kan-

Flucht vor der drückenden Hitze des Unter-

ton der Schweiz – hier hat es Platz für alle Arten

landes ins kühl herbe Alpenklima – es ist bes-

von Outdoor-Aktivitiäten. Aber auch für die Na-

ser, als ans Meer zu fahren. Sie werden erstaunt

tur. Auf rund 170 Quadratkilometern Fläche

sein, wie viele kleine Seen, Flüsse und Bäche

breitet sich der Nationalpark aus. Es ist der äl-

auftauchen, wenn der Schnee weg ist. Im Som-

teste Nationalpark der Alpen und wurde 1914

mer finden sich übrigens viele Hotelangebote,

gegründet. Wer es diesen Sommer nicht in das

die günstiger sind als in der winterlichen Hoch-

grösste Naturschutzgebiet der Schweiz schafft,

saison. Viele der legendären Grand-Hotels sind

kein Problem: zum Jubiläum ist der National-

im Sommer nicht bis unters Dach gefüllt und

park auf Tournee und macht in den 16 grössten

gewähren darum einen grosszügigen Rabatt

Coop-Zentren Halt.

oder ein All-inklusive-Paket.

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SOMMER 2014 | Graubünden

30 Jahre Open Air Lumnezia

25.–26. Juli

Das grösste Festival im Kanton Graubünden feiert dieses Jahr das 30-jährige Bestehen.

✴✴ Gratulieren werden zahlreiche geile Acts, allen voran Placebo mit dem charismatischen Frontsänger Brian Molko. Die Briten verkauften bislang 10 Millionen Tonträger und es werden wohl noch eine Menge mehr werden. Noch mehr Britpop gibts von den Kaiser Chiefs, die den Samstag headlinen. Ganz besonders darf man sich auf Tyler The Creator freuen, der mit seiner Hiphop-Crew Odd Future Wolf Gang Kill Them All 2011 einen MTV-Award gewann. Mit Anna Rossinelli, Famara oder Bligg gibts auch heimisches Schaffen – und zwar von seiner besten Seite. www.openair-lumnezia.ch

Polenta Jam 18. BIS 19. Juli

Was hat ein Sack Polenta mit Hiphop zu tun? Ganz einfach: Polenta Jam. Auch in der zwölften Ausgabe wird am Bündner Hiphop-Festival ordentlich Mais produziert. Neben angesagten Hiphop-Acts und DJs gibts natürlich wieder jede Menge Side-Events aus der Graffiti-Welt: Bomber-Contest und Life Graffiti-Action, aber auch diverse Workshops, zum Beispiel Breakdance-, Rap-, DJ- und Graffiti-Kurse. www.polentajam.ch

Openair Safiental 19. BIS 20. JulI

«Nicht am Arsch der Welt, sondern am Busen der Natur. Das Openair Safiental ist einzigartig. Mitten in den Bündner Bergen umgeben von Wald und Wildbächen.» So beschreibt sich das lauschige Festival selbst, das es seit dem Jahr 2000 gibt. Damals wurde es organisiert vom Jugendverein Tenna, ab 2001 dann vom Verein Openair Safiental. Der Anlass ist mittlerweile ein Fixpunkt im Bündner Openair-Sommer. Nur schon das Campieren inmitten der packenden Natur ist ein Erlebnis! Wenn sogar noch ein paar gute Freunde mit dabei sind, kann der Hochsommer nirgends herrlicher sein. www.openair-safiental.ch

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Quellrock Bad Ragaz 20. BIS 21. Juni Dass das Quellrock-Festival in den Ruinen der Bad Ragazer Burg Freudenberg stattfindet, ist kein Zufall. Wo sonst herrscht mehr Freude am 20. und 21. Juni dieses Jahres als in diesen altehrwürdigen Gemäuern aus dem 13. Jahrhundert? Seit 35 Jahren gibt es das kultige Festival in der Südostschweiz. Viele legendäre Bands traten hier schon auf – dieses Jahr kommt mit Bad Religion eine weitere dazu. Damit ist den Veranstaltern ein echter Coup gelungen. Die im Jahr 1980 gegründete AmiPunk-Band, ist der Headliner des Festivals. Wir würden aber auch Steff La Cheffe ganz oben auf die Liste setzen oder die bosnische Band Dubizova Kolektiv, die mit ihrem bunten Hiphop den Freudenberg zum Kochen bringen wird. www.quellrock.ch

LIMITED EDITION – Unverbindliche Empfehlung für Detailpreis. * Die Promotion ist ohne Kaufzwang. Siehe Teilnahmebedingungen auf www.chesterfield.ch. Für Raucher 18+, wohnhaft in der Schweiz.

Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu. Fumer nuit gravement à votre santé et à celle de votre entourage. Il fumo danneggia gravemente te e chi ti sta intorno.

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SOMMER 2014 | Graubünden

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29. Eidgenössisches Jodlerfest Davos Klosters 3. BIS 6. Juli

Burning Mountain 26. BIS 29. Juni

Davos ist eigentlich sowas wie eine riesige Bühne, auf der die unterschiedlichsten Events ihren grossen Auftritt haben. Mal trifft sich hier die globale Wirtschaftselite, dann wieder der Wintersport-Zirkus und anfangs Juli gastiert hier das Eidgenössische Jodlerfest. Dann wird Davos zum Mekka der Alphornbläser, Fahnenschwinger und Jodler. Ist Mekka ein bisschen zu hoch gegriffen? Nein, denn jeder Volksmusik- und Brauchtumsfreund wird während dieser vier Tage nach Davos pilgern müssen. Erwartet werden rund 10 000 aktive Mitglieder des Eidgenössischen Jodlerverbandes mit vielen Begleitpersonen. Es wird der grösste Anlass sein, der je im Landwassertal stattgefunden hat. Ob dann auch die Schweizer Luftwaffe die Jodler beschützt wie im Januar jeweils die WEF-Teilnehmer?

Können 50 000 Facebook-Fans irren? Nein. Darum findet dieses Jahr zum vierten Mal in Zernez eines der grössten elektronischen Festivals der Schweiz statt. Mitten in den schönen Engadiner Bergen locken die DJS mit ihrem Sound die Kobolde und Elfen hinter den Steinen hervor und verbinden die Klangwelt mit der kraftvollen Natur. Die Magie der Alpen, eine Lasershow der Extraklasse und Sound aus einer turbo-geilen Soundanlage machen aus dem viertägigen Festival ein Erlebnis in einer Zwischenwelt, von der man noch an der nächsten Lord of the Rings-Convention erzählen wird.

www.jodlerfest-davos.ch www.burning-mountain.ch

15. Silser Hesse-Tage Sils 26. bis 29. Juni Sils war schon immer Anziehungspunkt für grosse Künstler und Denker. Thomas Mann, Max Reinhardt, Fritz Stern oder Luchino Visconti: hier wurde Weltliteratur geschrieben und grosse Ideen kreiert. Nicht zuletzt im 1908 erbauten Belle Epoque-Hotel Waldhaus. Dieses Jahr finden bereits zum 15. Mal die Silser Hesse-Tage statt. Das vielseitige Programm richtet sich nicht nur an Kennerinnen und Kenner von Hesses Werk, sondern an alle Interessierten, die einen der erfolgreichsten Schriftsteller und einflussreichsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts näher kennenlernen möchten. www.engadin.stmoritz.ch

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SOMMER 2014 | Graubünden

Ans Wasser oder in die Berge? Am besten beides. Denn in Arosa gibts ganze 10 Seen. Zwei davon befinden sich mitten in Arosa: als Bade- und Pedalo-Seen. Die übrigen Seen erreichen Sie auf schönen Spaziergängen oder längeren Wanderungen, zum Teil sind Feuerstellen vorhanden. In Arosa ist nicht nur im Winter der Teufel los, auch im Sommer lockt die Feriendestination im Schanfigg mit vielen tollen Events. Dank Gratis-Billetts für die Bergbahnen, welche die Gäste von ihren Hotels geschenkt bekommen, ist es auch ein ökonomischer Entscheid, den Sommer in den Bergen zu verbringen. Grade für solche, die im Sommer gerne ans Wasser fahren. www.arosa.ch

Seen Wanderung Arosa Schellenurslis Schwester Flurina hat einen eigenen Panoramaweg.

Heidiweg Maienfeld

Fast jedes Schweizer Kind kennt die Geschichte vom Schellenursli. Seine Schwester Flurina schafft es allmählich aus dem Schatten ihres berühmten Bruders. Das Engadin widmet dem Kinderbuch «Flurina und das Wildvöglein» von Alois Carigiet und Selina Chönz nun einen eigenen Erlebnispfad. Entlang des rund dreistündigen, einfach begehbaren Panoramaweges wird die rührende Geschichte der Flurina, wie sie das elternlose Wildvögelein rettet, illustriert und erzählt. Ein Wanderweg mit Jöh-Effekt!

Eigentlich erstaunlich, dass sich Maienfeld noch nicht in Heidiland unbenannt hat. Kein Ecken, der hier nicht an die Geschichte des kleinen Waisenmädchens erinnert, die zu den bekanntesten Kindergeschichten überhaupt gehört. Das liegt nicht zuletzt an den zahlreichen Verfilmungen. Auf dem Heidiweg auf die Heidialp und der grösseren Tour, dem Heidi Erlebnisweg, begegnet man der Heidi-Geschichte auf Schritt und Tritt. Ein Abschluss im Original-Heidihaus rundet den Heidi-Tag perfekt ab. Wer dann am Abend noch einen Heidifilm-Marathon macht, wird garantiert Alpträume haben bzw. von Schwänli und Bärli träumen.

www.engadin.ch

www.heididorf.ch

Flurina WEG

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21.–22. juni

Hillclimbing European Championcup Obersaxen Rämdädämmdämm! Wenn in Obersaxen die Motoren aufheulen, dann findet wieder der legendäre Hillclimbing-Wettbewerb statt. Dabei gilt es eine Distanz von 235 Metern bei einer Steigung von 141 Prozent zu überwinden, die Höhendifferenz beträgt 115 Meter. Bei der ältesten und traditionsreichsten Motorradsportart, dem Hillclimbing – ein Fahrer, eine Maschine und ein Hügel – geht es um Mut, Taktik und jede Menge Spass. Auch abseits der Piste: Es gibt heisse Party, kühles Bier und jede Menge Motorenlärm. Das ist definitiv ein Offroad-Erlebnis, bei dem der Grüne Nationalrat Bastien Girod einen Herzinfarkt bekommen würde. www.hillclimbing.ch

Die älteste Form des Motorradsports: das Hillclimbing.

British Classic Car Meeting St. Moritz 11. Bis 13. juli

Gentlemen, Starts your Engine! Wenn im Juli die feinen Herren und Damen hüstelnd ihre fauchenden und blubbernden Motoren ihrer Rolls-Royce, Aston Martins, Jaguars oder Lotus anwerfen, geht es zwar weniger um das Tempo wie in Le Mans als um eine faszinierende Rallye durchs Engadin. Auch für die Zuschauer ist dieses Spektakel ein Augenschmaus, wenn Hunderte der schönsten Autos aller Zeiten durch die schönste Landschaft aller Zeiten fahren. Seit 1994 treffen sich in St. Moritz jährlich im Juli Hunderte von Oldtimer- und Classic Car Fans zu Ausfahrten, Gleichmässigkeitsprüfung (Rallye) und «Concours d´Elégance». www.bccm-stmoritz.ch

Gletscherlehrpfad Morteratschgletscher Auch der Morteratschgletscher zieht sich immer mehr zurück. Vor rund 150 Jahren reichte der Morteratschgletscher noch zwei Kilometer weit ins Tal runter. Wie es dazu kam, erfahren die Besucher auf dem Gletscherlehrpfad. Der gut ausgebaute Naturweg zum Morteratschgletscher dauert vom RHB-Bahnhof Morteratsch rund eineinhalb Stunden und gehört zur Kategorie der einfachen Wanderungen. www.pontresina.ch

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SOMMER 2014 | Graubünden

Top 10  Nicht verpassen! 1

125 Jahre RHB Happy Birthday RhB! Die Rhätische Bahn feiert dieses Jahr ihr 125-jähriges Bestehen; selbstverständlich mit vielen Jubiläumsangeboten und einzigartigen Bahnfahrten mit historischem Fahrmaterial. Zum Beispiel die stilvolle Reise im Alpine-Classic Pullmanwagen aus den 30er Jahren, der sorgfältig restauriert wurde. Hierbei reist man während zwei Tagen im elegant luxuriösen Abteil des Salonwagens durch die Schweizer Alpen wie damals General Guisan. Start der Reise ist in St. Moritz oder Zermatt, übernachtet wird in Andermatt in einem gemütlichen Berggasthof, bevor die ebenfalls nostalgische Lok (u.a. das Krokodil) den Salonwagen zum nächsten Höhepunkt auf der bekannten «Glacier Express»-Strecke zieht. www.rhb.ch

2 Der Parc Ela Hereinspaziert im grössten Naturpark der Schweiz! Auf einer Fläche von rund 550 Quadratkilometer – davon sind 200 Quadratkilometer unberührte Naturlandschaften – darf hier die Natur ganz natürlich sein. Anders als im Nationalpark leben hier Mensch und Natur harmonisch und ursprünglich miteinander. Idyllische Dörfer um die historischen Alpenpässe Albu-

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la, Julier und Septimer wechseln sich ab mit vielseitiger Landschaft, mal kulturell bewirtschaftet, mal wild und unbändig. 19 Gemeinden arbeiten gemeinsam daran, die regionale Wirtschaft zu stärken, die Natur und Landschaft zu schützen und das kulturelle Erbe zu bewahren. 2012 hat der Park das Label «Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung» vom Bund erhalten. www.parc-ela.ch

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Schloss Tarasp Es prägt die Landschaft wie kaum eine andere Burg in Graubünden. Gebaut auf einem 100 Meter hohen Felsen, wacht die Festung seit bald 1000 Jahren über die Region. 100 Räume umfasst die Trutzburg, die seit 1919 öffentlich besichtigt werden kann. Jedes Jahr wollen dies rund 15 000 Besucher tun. Es lohnt sich, denn die Geschichte der Burg Tarasp ist sehr interessant und gibt Einblick in eine längst vergessene Zeit. Das Schloss Tarasp gehörte jahrhundertelang deutschen und österreichischen Adelshäuser – erst dieses Jahr wechselte es für rund acht Millionen Franken an eine regionale Stiftung. www.schloss-tarasp.ch

5 Silsersee Schönheit ist langweilig. Was gibt es darüber schon zu sagen, was die Sinne nicht schon längst beantwortet haben. So auch hier. Den Silsersee und die magische Landschaft muss man einfach selbst gesehen haben. Der Silsersee ist mit 1800 Metern über Meer der höchst gelegene der vier grossen Oberengadiner Seen und mit einer Fläche von 408 Hektaren zugleich auch der grösste Alpensee. Zwischen Sils und Maloja verkehrt die höchst gelegene Schifffahrtslinie Europas. Doch was sind schon Fakten, wenn die Schönheit einen einfach sprachlos macht www.engadin.stmoritz.ch

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Altstadt von Chur Die wahre Urschweiz liegt in Chur. Chur ist die älteste Stadt der Schweiz und schaut auf eine über 5000-jährige Siedlungsgeschichte zurück. Darauf ist man hier stolz, ebenso auf die intakte, verkehrsfreie Altstadt, die in den letzten 20 Jahren kontinuierlich renoviert wurde. Bei der Stadtführung – ob nun auf eigene Faust (einfach den roten Hinweisschildern folgen), mit dem Audio-Guide (MP3-Player in 13 Sprachen) oder durch ortskundige Touri-Guides – hier lernt man mehr Historisches über die Schweiz als im Geschichtsunterricht während der ganzen Primarschulzeit. www.chur.ch


Eisen. Wer auf den abwechslungsreichen 7 Kilometern der magischen Rundpfade wandelt, wird an zehn thematischen Stationen rund um die Materie Wasser zum Innehalten und Staunen eingeladen. Aber: Auf der rund zweistündigen Wanderung muss niemand verhungern. In Hofläden gibt es frische Produkte aus der Region.

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www.savognin.ch

Kunstpfad am Rhein Trun Lässt sich Kunst in Kilometern messen? Ja. Auf dem 1,5 Kilometer langen Kunstpfad am Rhein in Trun lassen sich 70 Exponate von Künstlerinnen und Künstler aus der Region besuchen. Die Skulpturen, Plastiken und Figuren aus Holz, Eisen, Bronze, Aluminium und Stein auf dem «senda d›art» sind so vielseitig wie originell. Interessiert? Dann hier melden: www.surselva.info

7 Nationalpark Jubiläum 100 Jahre Nationalpark Schweiz Nationalpark! Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Am kommenden 1. August, dem offiziellen Geburtstag des bisher einzigen Nationalparks in der Schweiz, werden in Zernez Feste gefeiert, Theater gespielt und Reden geschwungen – unter anderem von Bundesrätin Doris Leuthard. Bis heute ist nur ein kleiner Teil des Nationalparks für die Menschen zugänglich – es gibt einige Täler, in denen seit 100 Jahren kein Mensch mehr war. Und das soll auch die nächsten 100 Jahre so bleiben! www.nationalpark.ch

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Little Grand Canyon Vor rund 15 000 Jahren lösten sich 12 Kubikkilometer Fels und verschütteten das Vorderrheintal. Doch der Rhein fand seinen Weg durch das Geröll. So entstand eine gewaltige Schlucht, in der es zahlreiche Wanderangebote gibt. Zu empfehlen ist die Route von Flims/Waldhaus zum blaugrünen Cauma-See, durch dichte Wälder und über saftige Bergweiden nach Conn. Dort steht «Il Spir», auf deutsch «Mauersegler» – eine einzigartige Aussichtsplattform, die weit in die RheinSchlucht hineinragt, wo es rund 400 Meter in die Tiefe geht. Weiter geht die Route durch abwechslungsreiche Landschaften zum Zielort der Station Valendas-Sagogn. www.ruinaulta.ch

UNESCO Welterbe Kloster St. Johann Val Mustair Über 1200 Jahre alt ist die Geschichte des Klosters St. Johann in Müstair. 1983 wurde das immer noch von Benediktinerinnen bewohnte Kloster zum Welterbe der UNESCO erhoben. Gegründet wurde das Kloster von Karl dem Grossen, dessen Tod sich 2014 zum 1200. Mal jährt. Dazu gibt es verschiedene Events, die ganz im Zeichen des Frankenkönigs stehen. Das Kloster ist übrigens heute der bedeutendste helvetische Kirchenbau aus der Zeit vor der Jahrtausendwende und besitzt den grössten bis heute erhaltenen Freskenzyklus des frühen Mittelalters.

9 Wasserweg Ansaina In der «Hexenküche der Natur» ist Wasser nicht gleich Wasser. Im Bündner Albulatal sprudelt nicht nur frischestes Wasser aus den Quellen, sondern auch Schwefel- und

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SOMMER 2014 | Ostschweiz

Ostschweiz Der Wilde Osten fängt nach Winterthur an und führt bis an die österreichische Grenze, das Rheintal runter und zieht sich entlang der Churfirsten, der Linthebene bis an den Zürichsee. In diesem Quadrat finden nicht nur die zwei grössten Deutschschweizer Openair-Festivals statt, sondern zeigt sich der Sommer allgemein von seiner schönsten Seite.

Lieber in die Berge oder doch ans Mittelmeer? In der

licher mag, dem seien die wunderschönen Wanderun-

Ostschweiz braucht man nicht zu wählen, sondern

gen im Appenzellerland zu empfehlen – hier finden sich

kann alles gleichzeitig haben. Zum Beispiel am Walen-

zahlreiche Erlebniswege wie der Gesundheitsweg oder

see, wo ein mittelmeerartiges Klima herrscht, das be-

der Witzweg.

sonders bei Seglern beliebt ist. Darüber thronen die Churfirsten, die auf der Nordseite mit wunderschönen

Wer lieber in Flip-Flops durch den Sommer geht als in

Wanderrouten durchs Toggenburg locken. Einen Berg

Wanderschuhen, dem sei ein Ausflug in eines der hüb-

weiter findet sich schon der Alpstein mit dem Säntis

schen Ostschweizer Altstädtchen

und den anliegenden sanften Alpweiden des Appenzel-

empfohlen. Spontan fällt uns

lerlandes. Nach wie vor ein Erlebnis ist übrigens der

grad Stein am Rhein ein, die

Alpaufzug der Appenzeller und Toggenburger Sennen,

Perle am Rheindelta. Oder

der jährlich im Juni stattfindet.

Gottlieben mit den historischen

Gebäuden

oder

Die Ostschweiz bietet auf der einen Seite beste Unter-

das Städtchen Werdenberg

haltung, auf der anderen Seite aber auch Action ohne

im

Grenzen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Quad-Tour

bekanntesten

durch Mostindien? Oder eine Alpenüberquerung mit ei-

Sujets der Ostschweiz.

Rheintal,

eines

der

Postkarten-

nem Heissluftballon? Wer es lieber ein bisschen gemüt-

Pharell Williams

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am Frauenfeld Openair


Die Seerenbachfälle oberhalb des Walensees gehören zu den höchsten der Schweiz.

Highlight

!

Dieses Jahr feiert das Frauenfelder Openair die 20. Ausgabe. Das grösste Hip-hop-Festival Europas hat sich 2013 selbst übertrumpft. Auf der einen Seite mit dem Line-up, das mit den ganz grossen Stars wie Outkast, Pharell Williams, Whiz Khalifa und M.I.A aufwartet, zum anderen, weil das Festival dieses Jahr zur richtigen Festival-City wächst; die Veranstalter stellen ein Übernachtungsangebot für jedes Budget. So gibt es für das schmale Budget die Variante Favelas und für das dicke Portemonnaie die Variante Luxus-Mansion.

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SOMMER 2014 | Ostschweiz

✴ Clanx Festival Appenzell

Stars in Town 6. BIS 9. August

29. BIS 31. August

Das Line-up ist interkontinental, der Gerstensaft lokal und das Food von guten Eltern: Die Tage vom 29. bis 31. August gehören den Appenzellern, wenn das Clanx Festival zum munteren Wiesenspiel lädt. Doch entgegen allen Erwartungen wird am Clanx Festival in Appenzell kein Quöllfrisch, sondern Schützengarten (4 Dezi für 3 Stutz) geschluckt. Und auch sonst sind die Organisatoren für Überraschungen zu haben. Fast Food ist für Kinder, die Clanxer dinieren lieber gefüllte Schweinefiletmedaillons im Speckmantel an Morchelrahmsauce. Oder Entenbrust im Holderweinseeli mit Sommertrüffelkartoffelstock. Noch Fragen? Alles frisch, alles lecker, alles bezahlbar. Gourmetkost auch auf der Bühne: Rockerkid Ryan McGarvey (USA), Liedermacher Götz Widmann (D) oder die Synthiebolzer Steaming Satellites (AUT). Bei so viel internationaler Masseneinwanderung könnte dem einen oder anderen unwohl werden. www.clanx.ch

Jan Delay & Disco No 1 in Town.

Fast 30 Millionen Leute guckten Tom Odells Song «Another Love» bereits auf Youtube an. Bestimmt auch ein paar Girls aus Schaffhausen. Der britische Schnügel wird bereits als neuer Jeff Buckley gefeiert. Tom Odell steht am Freitag auf der Bühne, bevor Jan Delay & Disko No. 1 die Bühne stürmen. Noch nicht genug Stars in Town? Am Samstag tritt Amy MacDonald auf, Hurts am Donnerstag, aber richtig kultig wirds am Mittwoch. Dieser Abend gehört Weischno Bands wie Status Quo und Uriah Heep. Den Abend eröffnen die jungen wilden Holländer von DeWolff, die wie eine Mischung aus Pink Floyd, Deep Purple und Led Zeppelin tönen. Hammond-Orgel, Gitarre und eine Trommel, das ist alles, was es für richtig geilen Rock braucht. www.starsintown.ch

Open Ear Festival Brunnadern 19. juli

Heisse Läppchen am Open Ear Festival mit Stahlberger und Kutti MC: Wie offen die Löffel der Besucher des Open Ear Festivals im St. Gallischen Brunnadern-Neckertal tatsächlich sind, wird sich am 19. Juli zeigen. Mit Kutti MC konnte man einen Fisch an Land ziehen, der derzeit mit Wortjonglagen wie «Üsi Vorstellig, dass üsi Vorstellig kei Vorstellig isch, isch d Vorstellig, dass üsi Vorstellig kei Vorstellig isch» bei Stammtisch-Philosophen für fiese Schlägereien sorgt. Auch der zweite Headliner kann jonglieren und vor allfälligen Sprachbarrieren muss man sich bei ihm ebenfalls nicht fürchten. Stahlberger ist mit seinem neusten Wurf «Die Gschicht isch besser» in Fahrt und wird mit heimischem Publikum vor der Brust wohl seine grösste Tischbombe zünden. Die regionalen Allstars Same Old Story, All Ship Shape und Sika Lobi heizen die Meute zuvor ein. Freunde der Zeltkultur werden beim Open Ear Festival kürzer treten müssen, die Organisatoren beschränken sich aufs Wesentliche und setzen auf ein eintägiges Openair und einen mehrtägigen Kater. www.openear.ch

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22. Klingen Openair Stein am Rhein 25. und 26. Juli

Am 25. und 26. Juli lässt das Klingen Openair den Himmel brennen. Auf der Waldlichtung bei der Burg Hohenklingen sagen sich junge Füchse und alte Hasen gute Nacht. Und mit guter Nacht ist jede Menge Musik gemeint, die dem Festival-Namen alle Ehre macht. Zum einen streiten Nachwuchsrotznasen aller Schubladen um 25 Minuten Fame. Wer einen der vier Slots am Klingen Openair will, muss eine grosse Hood am Start haben (Onlinevoting). Dann gilt es, in den 25 Minuten die anderen drei Mitstreiter in Grund und Boden zu rocken. Die Sieger der Schlacht dürfen nämlich am Stars in Town in Schaffhausen spielen und mit Status Quo oder Jan Delay backstage um die Wette furzen. Am Klingen Openair kommen aber auch Bands zu Wort, die einen Contest nicht mehr nötig haben. Die Aeronauten zum Beispiel, die laut eigener Aussage in ihrer 20-jährigen Bandhistorie schon jedes Instrument ausser Querflöte beschmutzt haben. Oder die Badass-Punkfreunde Failed Teachers, bei denen besonders Mamis froh sein dürften, dass sie als Lehrer nichts taugen. Für den Quotenmultikulturalismus werden Kurt (D), Cerebral Ballzy (USA) und Auxes (D) sorgen.

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www.klingenopenair.ch

Open air Kino St. Gallen 12. Juli BIS 3. August

M.I.A.

Das 20. Openair Frauenfeld

Seit 1999, mitten in der Stadt im grünen Park gelegen, ist das Openair-Kino der ideale Ausgangtipp mit dem Schatz an einem lauschigen Hochsommerabend. Gute Filme gibts genug, zum Beispiel der neueste von Woody Allen. In «Blue Jasmine» gehts um eine ehemalige Society-Lady, die nach dem Selbstmord ihres vermeintlich reichen Mannes erfuhr, dass dieser eigentlich gar kein Geld hatte, sondern seine Anleger schlicht betrog. Doch das Zurückbuchstabieren ihres Lebensstils fällt Jasmine – gespielt von Cate Blanchet – sehr schwer. Sie kann sich nicht damit abfinden, dass sie in die Armut abgleitet und wird verrückt. www.lunaopenaircinema.ch

10. BIS 12. Juli

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Von wegen Frauenfeld liegt in der Pampa, Frauenfeld wird nesdieses Jahr zur Festival Mega-City, inklusive Reichep im iT u K ino -Ap . ch li lt ä und Armenviertel. So stellt das Frauenfelder Openair Store erh dieses Jahr Unterkünfte zur Verfügung, die man in Packages buchen kann. Und zwar je nach Budget: von der Self-Made-Favela bis hin zur exklusiven Luxus-Mansion. Während es in der Favela um Spass, Abenteuer, Fingerfertigkeit und Kreativität geht, erwartet die Gäste der Mansion, VIP Lofts und VIP Tents das pure Luxus-Openair-Erlebnis an bester Lage, inklusive gross angelegter VIP Lounge und selbstverständlich perfektem Rundumservice. Dabei gäbe schon über das Line-up ein ganzes Buch zu schreiben, das dieses Jahr noch besser ist als es die Jahre vorher schon war. Von Outkast, über M.I.A., Pharell Williams, NAS oder Wiz Khalifa … ach, lassen wir das und machen es kurz: Hingehen. Punkt. new.openair-frauenfeld.ch

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www.appenzeller.ch

Wir singen nicht. Unser Rezept bleibt geheim.


SOMMER 2014 | Ostschweiz

26.–29. JUNI

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Das Openair St. Gallen

The Black Keys

Hätte die Schweiz je ein Woodstock gehabt, wäre es das 1977 erstmals durchgeführte Openair St. Gallen. Während drei Tagen wird seit 1981 im Talkessel unterhalb der Fürstenlandbrücke die unabhängige Republik Sittertobel ausgerufen. Zwischen Lagerfeuer-Stimmung und Après-Ski-Partyfeeling gibts weltbeste Musik auf mittlerweile drei Live-Stages.

Wo andere Festivals eine schöne Aussicht suchen, verkriechen sich die St. Galler lieber ins Sittertobel. Dort kann man es dafür richtig laut tschädderen lassen, ohne dass sich jemand daran stört. Immerhin werden wieder rund 100 000 Besucherinnen und Besucher erwartet, was das St. Galler Openair zum zweitgrössten Festival der Deutschschweiz macht. Auf drei Live-Stages gibts dieses Jahr wieder nur allerfeinste Kost, allen voran von den Headlinern The Black Keys. Das Duo, das mit Grammys überhäuft wurde und endlos ausverkaufte Shows auf der ganzen Welt spielte, kommt mit neuem Album im Gepäck nach St. Gallen. «Turn Blue» ist bereits die achte Platte von Dan Auerbach und Pat Carney; sie erschien Mitte Mai und wird von den Kritikern hochgejubelt. Dieses Jahr gibt es ausserdem ein Wiedersehen mit den Sportfreunden Stiller, die nach ihren gefeierten Auftritten im Jahr 2002, 2005, 2008 und 2010 heuer zum fünften Mal ins Sitterto-

bel kommen. So wird das Sittertobel am Sonntag zum Stillertobel und damit ist Stimmung bis zum Schluss garantiert. Freut Euch auf bierselige Kneipenbrüller, Game-Boy-Melodien gepaart mit cleverem Gitarrenpop und Texte über die wirklich wichtigen Dinge: Freundschaft, Mädels, Ausgehen – und natürlich Fussball. Verlassen wir noch kurz die Hauptbühne und gucken auf die Sternenbühne, wo am Sonntagnachmittag ebenfalls eine Kultfigur auf der Bühne stehen wird: Jack Stoiker. Der St. Galler Troubadour kann stolz von sich sagen, dass es bereits ein Tribute-Album über ihn gibt, obwohl seine Songs so gut wie nie am Radio zu hören waren und sind. Kein Wunder, bei Songtiteln wie «I de Sackhoor» oder «Di Tütsche sind blöd». Jack steht nicht alleine auf der Bühne, sondern bringt Gäste mit. Apropos Schauplatz: Ein Abstecher lohnt sich auch auf die Chesterfield Live-Stage, wo unter anderem geile Zürcher Acts wie Rapper Skor oder die Elektro-Popper von Saalschutz auftreten werden. www.openairsg.ch

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SOMMER 2014 | Ostschweiz

50 Jahre Hoher Kasten Der Hohe Kasten oberhalb Brülisau gilt als besonders beliebter Startplatz für Gleitschirme. Aber auch bei Wanderern und Kurzausflüglern ist der seit 1964 mit einer Seilbahn erschlossene Berg sehr beliebt. Manche bezeichnen ihn sogar als «Rigi» der Ostschweiz. Seit 2008 befindet sich ein Drehrestaurant auf dem Gipfel – gleich nebenan gibt es einen einzigartigen Alpengarten mit 300 verschiedenen einheimischen Alpenpflanzen, die hier auf 5000 Quadratmetern wachsen. Vom Hohen Kasten führt auch der erste Geologische Wanderweg der Schweiz – 14 Schautafeln erklären die geologischen Phänomene des Alpsteins. Zum 50. Jubiläum der Bahn gibt es dieses Jahr einige Attraktionen, zum Beispiel am 18. Juli, wo auf dem Hohen Kasten ein musikalisches Abendprogramm mit 4-Gang-Abendessen, gespickt mit Einlagen von Philipp Langenegger und Werner Alder, passend zu den zwei jubilierenden Luftseilbahnen stattfindet. www.hoherkasten.ch

Bodensee-Tour Da können sich noch so viele Superreiche um den Züri-, Zuger oder Genfersee quetschen, am Bodensee herrscht grenzenlose Bewegungsfreiheit. Hier kann man über weite Strecken direkt am Ufer des Sees entlangfahren, was an den Reichen-Hotspots nicht möglich ist, weil ihre Villen direkte Uferwege verunmöglichen. Die Radtour-Rundfahrt führt von Romanshorn nach Kreuzlingen und wieder zurück, über sanfte Hügel und vorbei an lauschigen Plätze mit wunderschönem Ausblick auf den Bodensee und das gegenüberliegende Deutschland. Am Start- und Zielort Romanshorn lassen sich verschiedene Arten von Velos mieten: Vom normalen City-Bike über E-Bikes bis Tandem. Haben Sie gewusst, dass Tandemfahren nur halb so anstrengend ist wie normales Fahrradfahren? Der Grund: Der Rollwiderstand ist nur derjenige eines Einzelrads, aber es wirkt die doppelte Körperkraft. www.veloland.ch

Kamelreiten im Thurgau Lassen Sie in Ihrer Freizeit jemand anders buckeln. Zum Beispiel ein Kamel. Sie haben richtig gelesen. Kamele kann man nicht nur in de Wüste reiten, sondern auch im Thurgau. Dieses einzigartige Erlebnis ist übrigens auch für Firmengruppen geeignet, da der Kontakt mit Tieren verbindet und eine angenehme Atmosphäre schafft. Ob nur für einen kurzen Ausritt während einer Stunde oder ernsthaftes Kameltrekking über mehrere Stunden – das Angebot hat für jeden etwas. Selbst für die Kleinen, die es vorziehen, auf den kleineren Lamas zu reiten.

Seifenkisten-Derby Seit 44 Jahren veranstaltet die IG LO Seifenkisten-Derby Schweiz Seifenkistenrennen in der ganzen Schweiz. Insgesamt 20 Rennanlässe finden 2014 statt, nicht bloss in der Ostschweiz. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein Plauschrennen, sondern um eine richtige Rennmeisterschaft. Daneben können Junioren selbst erste Erfahrungen in Schnupperseifenkisten sammeln. Es stehen an den Renntagen drei Schnupperseifen zur Verfügung, wo Kids kostenlos (gegen ein Depot von 50 Franken) Seifenkisten fahren können; vielleicht ja der Beginn einer grossen Rennfahrer-Karriere! www.ig-lo-seifenkisten-derby.ch

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www.kamelhof.ch


Bergrennen Hemberg Formel-1-Rennen sind seit dem tragischen Unfall beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans hierzulande verboten. Aber dafür gibts mancherorts die spannendere Rennversion: das Bergrennen. Das Hemberger Bergrennen ist legendär und fand bereits bis 1990 statt, bevor es jahrelang nicht mehr stattfand. Doch seit 2012 geht das Rennen weiter – zwar nicht mehr auf der Originalstrecke, die saumässig gefährlich war, und von den Fahrern keinen einzigen Fehler zuliess. Der neue Parcours führt auf einer alternativen Route, die früher als Rückfahrstrecke genutzt wurde. Trotzdem, immer noch ein Erlebnis, wie die Rennautos die enge Strasse raufhetzen.

Mostindien Quad Tour Arbon Nein, es ist kein Orient-Express, der da durch Mostindien zieht, sondern eine Quad-Gruppe auf ihrer fünfstündigen Tour durch den Thurgau. Über sanfte Hügel, über Nebenstrassen, durch Wald und Feld, Kieswege und sogar Wasser führt die Fahrt auf den vierrädrigen Spassfahrzeugen. Nach einer kurzen Einführung, Sicherheitsinstruktionen und Probefahrt mit dem Quad geht es ab Arbon kreuz und quer durch die herrliche Landschaft Mostindiens. Wer wenig Zeit hat, der kann auch nur auf eine Feierabend-Tour vorbeikommen. Ebenso gibt es 2-Tages-Touren und Gruppen-Events – in jedem Fall bedeutet das eine Menge Spass. www.atv-action.ch

www.bergrennen-hemberg.ch

Alpenüberquerung mit dem Ballon Nur Fliegen ist schöner. Denn in einem Ballon fliegt man nicht, sondern man fährt. Oder besser noch, man lässt sich vom Wind und der Thermik treiben, natürlich unter Leitung eines erfahrenen Ballon-Piloten, der bereits Tausende von Stunden im Ballonkorb verbracht hat. Profis wie Skyfun bieten die ganze Palette von Einsteiger-Fahrten bis hin zum

Höhepunkt jedes Ballonfahrers: die Überquerung der Alpen. Das schafft man nur, wenn die Wetterverhältnisse perfekt stimmen. Auch von den Insassen verlangt der Alpenflug gute körperliche Verfassung – bei dem Abenteuer steigt der Ballon bis auf 5000 Meter über Meer. Übrigens: Wenn es von der Topographie her möglich ist, startet der Ballon auch in unmittelbarer Nähe vom Wohnort. www.skyfun.ch

Segeln am Walensee Der Walensee ist für Segler einfach genial: Hier gibts sogar Windgarantie. Dank der guten Lage am Fusse sonnenwarmer Bergflanken kommen die Luftmassen in Bewegung; nachmittags gibt es die bekannte Walenseethermik mit einer Windstärke von 3 bis 5. Noch gewaltiger wirds bei Westwind und Föhn, wenn der warme Wind durch die Täler zieht. Hier kann man das Segeln von Grund auf erlernen – oder, wer es kann, Boote oder Katamarane mieten. Segeln eignet sich übrigens auch für Gruppenausflüge oder die immer moderner werdenden Teambildungs- und Kommunikationsseminare.  www.segelsportwalensee.ch

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SOMMER 2014 | Ostschweiz

Top 10  Nicht verpassen! 1

Wasserfall Betlis Einfach spektakulär, diese Seerenbachfälle! Die drei Wasserfälle bilden eine fast 600 Meter hohe dreistufige Kaskade, wobei der mittlere Seerenbachfall mit 305 Metern der zweithöchste Wasserfall der Schweiz ist. Ausserdem gibt es ein weitverzweigtes kilometerlanges Höhlensystem, von dem Teile bis heute unerforscht sind. Die Seerenbachfälle liegen oberhalb von Betlis, einer Halbinsel am Walensee. Zu erreichen ist der Weiler zu Fuss von Weesen in rund 45 Minuten oder mit dem Kursschiff. In Betlis gibt es übrigens auch hübsche Badestrände und Feuerstellen für die typische Schweizer Familie, die nie ohne Wurst und Thermoskannen-Tee wandern geht. www.amden-weesen.ch

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InselN Ufenau und Lützelau Vor den Toren des Schloss Rapperswil liegen die beiden Zürichseeinseln Ufenau und Lützelau. Obwohl sie nur wenige Meter voneinander entfernt liegen, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Die grössere der beiden Inseln, die Insel Ufenau, gehört seit dem Jahr 965 dem Kloster Einsiedeln, während die Insel Lützelau einst ein Frauenkloster war und heute der Stadt Rap-

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perswil-Jona gehört. Auf der Insel Ufenau gibt es eine Gaststätte, eine Kirche, eine Kapelle und zwei Grabstätten. Auf der kleineren Insel Lützelau darf sogar im Rahmen campiert werden. Die Perle im Zürichsee verfügt aber ebenso über einen Gastrobetrieb und es hat sogar Grillmöglichkeiten. Hin und zurück kommt man von der Lützelau mit einem Shuttle-Boot, von der Ufenau gibt es ein Kursschiff, das regelmässig anhält. www.insel-luetzelau.ch, www.ufenau.ch

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Säntis Der Säntis ist nicht bloss der höchste Berg im Alpstein, sondern auch das, was die Amerikaner unter einem Landmark verstehen. Vom Gipfel des 2501, 9 Meter über Meer gelegenen Berges hat man eine Sicht in sechs verschiedene Länder. Fünf Jahre, während der Zeit der Helvetischen Republik, war der Berg sogar Namensgeber für den Kanton Säntis. Seit 1935 führt von der Schwägalp eine Seilbahn zum Säntis-Gipfel. Derzeit wird auf der Schwägalp massiv gebaut und die Talstation für 42 Millionen Franken ausgebaut. 2015 soll der Neubau – der unter anderem auch ein neues Restaurant beinhaltet – eröffnet werden. Schon jetzt ist die Schwägalp ein beliebtes Wanderziel; ebenso ist der Säntis bekannter Ausgangspunkt für Alpstein-Wanderungen. Einziger Wermuts- bzw. Regentropfen: Die Region Säntis gehört zur niederschlagsreichsten der Schweiz. www.saentisbahn.ch

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Taminaschlucht Aus der Tiefe der mysthischen Taminaschlucht sprudelt das 37 Grad warme Quellwasser, von dem man seit dem 13. Jahrhundert weiss, dass es heilend ist. Der Arzt und Philosoph Paracelsus, der ab 1535 erster Badearzt in Bad Pfäfers war, belegte die Heilkraft des Thermalwassers. Das sprach sich weit herum. Sogar Adlige aus Russland pilgerten hierher zur Genesung – eine Museumsstätte erinnert an die Bedeutung des heilenden Wassers. Ab Bad Ragaz wandert man rund eine Stunde auf einer autofreien Naturstrasse zum Alten Bad Pfäfers. www.altes-bad-pfaefers.ch

5 Stein am Rhein Manche Besucher müssen sich schon zweimal die Augen reiben, wenn sie zum ersten Mal nach Stein am Rhein kommen. Bezaubernder könnte man eine Altstadt inmitten einer einzigartigen Landschaft nicht malen. Wäre das Städtchen nicht real, wäre die Kulisse schon fast zu kitschig. Die mittelalterliche Altstadt mit ihren wunderbaren Fassaden ist bestens erhalten, ebenfalls das alte Kloster und die Burg Hohenklingen, die stolz seit dem 13. Jahrhundert über dem Kleinod am Untersee thront. Hier lässt sich übrigens de-


likat speisen sowie prima über Ländchen und Städtchen schauen. www.steinamrhein.ch

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Sevelen. Das mittelalterliche Städtchen Werdenberg ist dank glücklicher Umstände bis heute äusserst gut und original erhalten. Wegen Umbauarbeiten ist das Schloss dieses Jahr leider geschlossen. Ein Besuch lohnt sich dafür umso mehr im Museum im Schlangenhaus, das über das frühere Leben im Burgstädtchen zu berichten weiss. www.werdenberg.ch

8 Kristallhöhle Kobelwald Oberriet Grade, wenn es draussen siedend heiss ist, verspricht eine Tropfsteinhöhle wohltuende Abkühlung. Die Lufttemperatur in der Kristallhöhle Kobelwald, nahe Oberriet im Rheintal, beträgt konstante 8.5 Grad Celsius. Hier tauchen die Besucher ein in eine faszinierende Höhlenwelt, voll mit Calcit-Kristallen, Tropfsteinen und fliessendem Gewässer. Rund 665 Meter lang ist die Schauhöhle insgesamt, davon sind 128 Meter bestens ausgebaut und begehbar. Die Höhle steht allerdings nicht jederzeit offen – am besten orientieren Sie sich auf der Website über die Öffnungszeiten. www.kristallhoehle.ch

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Seealpsee Hüpfen Sie ruhig rein in den kalten Bergsee! Der Seealpsee liegt eingebettet im Alpsteinmassiv und ist einfach magisch. So magisch, dass sich der sonst klare blau-grüne Seealpsee rot färben kann. Wem der Bergsee zu kalt ist, kann ja nur seine geschundenen Wasserfüsse abkühlen – schon hat man unzählige kleine Fische, die einem die Mikro-Hautschuppen von den Füssen putzen. Dieses Erlebnis muss man sich schon verdienen, der Seealpsee ist nur zu Fuss zu erreichen. 50 Minuten dauert die Wanderung ab Wasserauen, anspruchsvoller ist der Fussmarsch über den Säntis, die Ebenalp oder den Schäfler. www.seealpsee.ch

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Aussichtsturm Wil Bis vor 10 Jahren war die Altstadt mit dem hübschen Weiher das Wiler Wahrzeichen. Doch mit der Eröffnung des 38 Meter hohen Wiler Holzturms im Jahr 2006 hat die Äbtestadt ein neues Wahrzeichen erhalten. Weitherum ist der Wiler-Turm auf dem Hofberg zu sehen, ergo kann man von dort auch weit herum sehen. Und siehe da: Wer die 189 Stufen des Holzbauwerks raufgekraxelt ist, erhält eine atemberaubende Aussicht, bis auf die Berner Alpen. Der beste Ausflugstipp ist eine etwa anderthalbstündige Rundwanderung vom Zentrum Wils zum Turm und wieder zurück. www.stadtwil.ch

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Amdener Höhenweg Hoch über dem Walensee liegt an einzigartiger klimatischer Lage das Dörfchen Amden. Selbst im Winter gibt es hier Temperaturen wie am Mittelmeer, besonders bei Föhnwind. Vom Dorf Amden führt eine Sesselbahn zum Ausgangspunkt der Höhenwanderung, die durch ein geschütztes Moorgebiet von nationaler Bedeutung führt und ein Panorama bietet, das einen nach Luft schnappen lässt – zum Glück ist die Alpenluft hier oben besonders gesund. www.amden-weesen.ch

Stadt Werdenberg Eigentlich gilt in der Schweiz eine Ortschaft erst ab 10 000 Einwohner als Stadt. Doch beim Städtchen Werdenberg macht man gerne eine Ausnahme. Werdenberg hat nur rund 40 Häuser – etwa 60 Einwohner leben hier. Doch im Schloss Werdenberg residierte einst der Graf von Werdenberg über die Dörfer Grabs, Buchs und

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SOMMER 2014 | Zürich

Zürich im Fluss: Das Limmatquai ist die Lebensader der Altstadt

Zürich und R Too bright to fail

Immer in Bewegung – in der globalen Trendnahrungskette steht Zürich auf einer Ebene mit Berlin oder Tokyo. Was die mit Abstand dynamischste Stadt der Schweiz von ihren ausländischen Schwestern unterscheidet: Sie ist eingebettet in Wald, Wiese und Wasserläufe, die unmittelbar hinter der Stadtgrenze beginnen. Konzeptkunst oder ein Haufen Schrott? Die Debatte läuft unvermin-

gigantischer Geschäftsklotz, in dem sich unter anderem eine der

dert weiter, während der ans Limmatquai transplantierte Rostocker

Banken eingenistet hat, welche Zürich (auch) ins globale Spotlight

Hafenkran stur seine alteisernen Glieder in den Zürcher Himmel

rücken. Die Alternativ-Shoppingmeile zur exklusiven Bahnhofstra-

streckt. Als Symbol für – ja, wofür denn eigentlich? Dafür, dass dank

sse in den Bögen des Bahnviadukts – trend- und qualitätsbewusster

Packeisschmelze am Nordpol das Mittelmeer schon bald über die Al-

Lifestyle, Flagship-Stores, eloquente Kundschaft. Weiter der Con-

pen schwappt? Oder um die innovative Energie zu demonstrieren,

tainer-Turm der Freitag-Brüder, die ihre Taschen aus Abdeckplanen

die in Zürich in Lebensqualitäten-Ratings regelmässig Spitzenplätze

längst von Japan bis Los Angeles exportieren. Und schliesslich die

einbringt? Möglich. Um diese noch bildlicher zu illustrieren, zoomen

Institutionen des Nachtlebens, von piekfein herausgeputzt über

wir jedoch ein paar Kilometer weiter die Limmat hinunter:

trendy-urban bis zum improvisierten Baracken-Charme. Sie werden jedes Wochenende zur Pilgerstätte der Feierlustigen, von Freitag-

Dort, auf dem Areal der einstigen Produktionsstätten der Schwer-

abend bis Sonntagmorgen ist dieser Teil von Zürich eine einzige

industrie im Kreis 5, vereinen sich innert einiger Quadratkilometer

grosse Verrichtungsbox!

sämtliche Gesichter der Stadt Zürich. Natürlich der Prime Tower,

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Postkarte? Nein, Üetliberg in real life!

Highlight

Region

!

Gewaltig ursprünglich Verkehr, Lärm, Menschenmassen, Leuchtreklame – wirksamste Medizin gegen einen Anflug von städtischer Klaustrophobie ist ein Ausflug in die grüne Lunge des Kantons Zürich! Der Naturpark Sihlwald umfasst hektarenweise sich selbst überlassenes Gehölz, durchzogen von Wander- und Bikepfaden, an deren Rand sich sprichwörtlich Fuchs und Hase grüssen.

Dass kaum einen beschwipsten Stolperer des ganzen Jubeltrubels

Schwänen sind: Vorher verzichten die Zürcher auf die Luxemburgerli,

entfernt die Natur das Zepter übernimmt, dürfte gewissen Gesellen

als dass ein Sommer ohne Pedalofahrt inklusive Seeschwimmen ver-

an einem verkaterten Sonntagmorgen fast wie eine Fata Morgana vor-

geht, sozusagen der gemütlichste Duathlon diesseits der Alpen.

kommen. Smogglocke, von Abwassern aus Fabriken verdreckte Tüm-

Schliesslich ist Zürich aber keine isolierte Hochburg, sondern auch

pel oder kilometerlange Outskirts? Niet, würde der Russe sagen. Am

«nur» das pulsierende Herz einer ganzen Region, deren Attraktionen

Limmatufer manifestiert sich die Dynamik der City darin, dass die

das Image der Metropole weiter aufpeppen. Winterthur im Nordosten,

Jogger sprichwörtlich am Laufmeter an den flanierenden Passanten

die entschleunigte Mini-City in Zürichs Vorgarten mit ihrer blühen-

vorbeikeuchen. Die Ruderclubs gehören so selbstverständlich zu den

den Kulturszene. Oder der Naturpark Sihlwald im Südwesten – näher

Hochschulen wie das Büffeln vor den Semesterprüfungen. Und im

als im wild wuchernden Gehölz entlang der Sihl kommen Sie in der

muskelbetriebenen Zweirad haben die Zürcher die Antwort auf den

ganzen Schweiz nicht an einen Dschungel heran. Schmeissen wir also

chronischen Parkplatz-Engpass entdeckt – wer einen Moment auf der

unsere Agenden und Termine über den Haufen und lassen uns trei-

Quaibrücke verweilt, zählt wohl bald einmal mehr vorüberziehende

ben, von den Vibes einer globalen Megacity – ohne die negativen

Rennvelofahrer als Schwäne. Ach, und wenn wir gleich bei den

Emissionen einer solchen.

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SOMMER 2014 | Zürich

13.–24. AUG.

WINTERTHURER MUSIKFEST- ✴ ✴ WOCHEN ✴

13.–24. AUG

Die Mehr-als-100 000-Einwohner-Stadt ist wohl das grösste Dorf der Welt, das noch über eine Gemeindeversammlung verfügt. Nun gut, eine inoffizielle zwar. Doch ein Winterthurer, der während der Musikfestwochen nie in der Steinberggasse aufkreuzt, der kann eigentlich nur ausgewandert sein. Nur weil kein Wasser mehr fliesst, muss ein Brunnen noch lange nicht trockengelegt sein. Diejenigen in der Winterthurer Altstadt zum Beispiel werden für zweieinhalb verschwitzte Sommerwochen zu Bierständen umfunktioniert. Ausser jenem im Backstage-Bereich, der wird als Kaltwasser-Jacuzzi für die erschöpften Headliner benötigt. Zuschauer, denen die Winti-Wurst oder der panasiatische Standard-Festivalfood langsam zu den Ohren raushängt, speisen derweil im Temporär-Restaurant El Tipico auf dem Kirchplatz frische, originell zusammengestellte Marktküche. Dafür stehen die Musikfestwochen: Hinter den Kulissen der unkonventionelle Family-Spirit – und auf der Bühne zwischen den Altbau-Fassaden zwölf Nächte hintereinander ein Line-up, das dem Indie-Gourmet das Wasser in den Mund treibt. Einerseits wegen der Namen, anderseits wegen der stilistischen Vielfalt. Zur Eröffnung fährt der Ostschweizer New-Age-Mani-Matter Manuel Stahlberger samt St. Galler Allstar-Band auf der Kirch-

platzbühne vor, die Steinberggasse nehmen gleichzeitig die norwegischen Ratzfatz-Rocker von KakDamien Rice grübelt jetzt schon kmaddafakka unter darüber, welche Songs er Beschuss. Im weitean den Musikfestwochen spielt. ren Festival-Verlauf folgen Koryphäen wie der Afrobeat-Gitarrero Ebo Taylor auf Neuentdeckungen à la Gipsy Hill aus England mit ihrer Klezmer-Electro-Zigeunerfusion. Einen Abend hypnotisiert uns der UK-Ambient-Newcomer SOHN, am nächsten kopfnicken wir zum Züri-Rap von Skor. Alle diese Bands (für die man anderswo ordentlich was abdrückt) und viele mehr treten gratis und franko in Winterthur auf. Und wenn man dann doch ein Ticket bezahlen muss (namentlich am letzten Wochenende), dann ist dieses das Geld gleich mehrfach wert. Nur schon, weil der Ire Damien Rice nach dem umjubelten Blue-Balls-Gig von 2013 erneut eines seiner raren Schweizer Gastspiele gibt. www.musikfestwochen.ch

FILMFLUSS 9. bis 27. Juli

Vom «Fleischmarkt» sprechen die eingeweihten Zürcher, und meinen damit das östliche Limmatufer zwischen Platzspitz und Escher-Wyss-Platz. Weil man dort vor lauter tätowierten, im Fitnessstudio gestählten und im Solarium vorgebräunten Körpern kaum mehr das Grün der Liegewiesen sieht. Tagsüber. In Hochsommernächten jedoch mutiert die Badi am Unteren Letten zum Reprisenkino unter den Sternen. Auf der einen Seite des Wasserlaufs spielen auf der Leinwand die grossen und kleinen Dramen aus fünf Dekaden Filmgeschichte, auf der anderen fläzen sich die Cineasten bei Tapas und Aperitif auf die Holzplanken. Das ist vielleicht nicht gerade der Mount Everest, mindestens aber das Matterhorn der Grossstadt-Romantik! www.filmfluss.ch

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Cubik Anfang Juli eine Festivalrakete unter Stadiondach zünden? Scheint etwa so vernünftig wie an der Tankstelle einen Zigarettenstummel wegzuschnippen. Wobei, wir erinnern uns an den Frühsommer 2013. Schneefallgrenze 700 Meter, Openair mit Winterschuhen und Wollmütze. So gesehen – die Macher des ersten Cubik-Festivals gehen auf sicher, wenn sie das Hallenstadion für zwei lange Nächte zum Tempel der elektronischen Tanzmusik ummöbeln. Von der Kanzel wummern Grössen wie Techno-Papst Paul Kalkbrenner, für die Erleuchtung sorgt eine High-tech-Lasershow. Und wer doch frische Luft schnappen mag, tut das in der riesigen Chillout-Lounge unter dem Sternenzelt auf dem Vorplatz.

4.–5. JULI

www.cubik.ch

REEDS FESTIVAL 25. bis 27. Juli

WINTI-ARENA 12. Juni bis 13. Juli

König Fussball kehrt heim. Und Winterthur legt ihm den gelb-grünen Teppich aus. Auf dem Reithallen-Areal grassiert während der WM das Brazil-Fieber, als fliesse die Eulach direkt zur Copacabana. Bereits vier grosse Fussballturniere wurden in der Winti-Arena bier- und festselig begangen. Für den Cup im Land des fünffachen Champions erfährt das In- und Outdoor-Eldorado für bis zu 3000 Fans ein karibisches Latino-Redesign. Palmen, Sand und ein Kunstrasenteppich sorgen während der Übertragung sämtlicher 64 Spiele für Beach-Vibes. Und statt des urchigen Biergartens entsteht im Hof ein Samba-Dome, unter dessen Kuppel die Temperaturen garantiert in tropische Bereiche klettern.

Die Suche nach Babylon treibt manche in die Karibik, andere nach Äthiopien, Thailand, Indien… Ganz schön zeitaufwändig! Dank dem Reeds-Festival reicht nämlich auch schon eine Zweitklasse-Fahrkarte für die ZVV-Zone 135. Die schlanke Budget-Lösung der Reise zu Jah führt auf eine Wiese mit Seeanstoss in Pfäffikon ZH (nein, nicht dort, wo das Alpamare steht!). Zwischen Wasser und Wohnhäusern wächst dort für drei lange Juli-Abende eine kompakte Rastafari-Pilgerstätte aus dem Gras. Musikalisch steht das Festival selbstverständlich im Zeichen des Reggaes, allerdings mit Abstechern in diese wie jene Richtung der World-Music. Beispiele gefällig? Freitags animiert die Bündner «Skapelle» Open Season zum Tanz ins Wochenende, bevor Protoje aus Jamaica die Rasta-Roots in den Dub einpflanzen. Und am Sonntag beehrt Angélique Kidjo aus Benin das Reeds – so etwas wie die Madonna des Afropop. www.reeds-festival.ch

www.winti-arena.ch

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SOMMER 2014 | Zürich

27. Juli

Ironman Switzerland

Da sind sie noch fit: Ironmänner beim Start am Mythenquai.

Entweder in der Chemie- oder in der Philosophienachhilfe – wir wissen es nicht mehr so genau – kam uns diese Theorie zu Ohren: Eine Verbindung ist mehr als die Summe ihrer Elemente. Leuchtet ein. Und trifft auch auf den Pfundskerl von einem Triathlon zu, mit dessen Startschuss für hunderte stählerne Athleten eine stundenlange Odyssee im und um den Zürichsee beginnt. Da guckt so mancher verpennte Schwan etwas dümmlich aus der weissen Wäsche, wenn seine Ruhe gestört wird. Von einem Pulk aus in Wetsuits gezwängten Menschenkörpern, der sich frühmorgens ins Wasser stürzt, um 3,8 Kilometer zu kraulen. Danach kleben sie über 180 Kilometer im aerodynamischen Sattel ihrer Hightech-Velos. Quasi zum Dessert joggen sie dann noch einen Marathon, 42,2 Kilometer um Seebecken und Altstadt. Wahnsinn? Irgendwie schon. Und überdies wahnsinnig ansteckend... Denn der Ironman, das ist mehr als dreimal Schinderei am Stück. Das ist ein Wettkampf, der so viele Gesichter hat wie Teilnehmer. Er ist Ausweg aus der Midlife-Crisis, Lebensaufgabe, persönlicher Meilenstein, oder Startpiste auf dem Weg zum Louis XIV unter den Triathlons, jenem in Hawaii… Der Ironman, das ist eine Faszination, welche vom Startschuss bis zum Zieleinlauf auch auf die Zuschauer am Streckenrand übergreift.  www.ironmanzurich.com

OFFENE RENNBAHN

VITAPARCOURS KÄFERBERG

Sie diente als Filmkulisse («Bäckerei Zürrer» u.a.), Freiluft-Parkplatz, kürzlich als Spekulationsobjekt für Immobilienhaie… Aber nichts mit Abriss. Die altehrwürdige offene Rennbahn zu Oerlikon bleibt bestehen. Jenes Rund, wo seit über einem Jahrhundert die strammen Beine unermüdlich kurbeln und kurbeln – während die nicht ganz so strammen auf der Tribüne über Bier und Nussgipfel das Geschehen kommentieren. 23 Renntage umfasst der Kalender der Saison 2014, jeweils am Dienstag die Abendkonkurrenz, darunter internationale UCI-Anlässe, welche für EMund Weltcupqualifikation zählen. Für Hobbygümmeler bietet Trainer Alois Iten Bahnfahrkurse an. Dazu wird das legendäre Asphaltrund, neben dem Tour-de-France-Legende Hugo Koblet einst seine Tankstelle betrieb, auch mehrmals zur velofreien Zone. Am 22. Juli fahren Rennwagen-Oldies zur Indianapolis-Nostalgieshow auf, am 12. August die Highway-Chopper zur Harley-Nacht.

In harten Zeiten muss man den Gürtel enger schnallen. Entweder, weil die Bikinifigur selbst im Juni noch Wunschdenken ist. Oder, weil wegen gestiegener Miete das Fitness-Abo über die Klinge springen musste. Der Vitaparcours am Käferberg – öffentliches Gratis-Trainingscenter unter Blätterdach – ist die Lösung für beide Szenarien. Sowie eine Gelegenheit für Bürohengste und –Stuten von Zürich-West, die Mittagspause sinnvoll zu nutzen. 15 Stationen säumen den 2.3-Kilometer-Rundkurs oberhalb des Bucheggplatzes. Klimmzüge, Ringübungen, über Baumstämme hüpfen… Wer danach den Nachmittag frei nimmt, verbringt diesen gern im nahen höchstgelegenen Zürcher Tessiner-Grotto der Welt. Bei Wein, Wurstwaren und wunderbarer Aussicht auf Uetliberg, Innenstadt und Limmattal.

www.rennbahn-oerlikon.ch

www.zurichvitaparcours.ch, www.tessin-grotto.ch

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BIKEPARK ALLMEND  Ueli, der Velomechaniker unseres Vertrauens, schraubte kürzlich mit einer ordentlichen Schramme am Kinn in der Werkstatt herum. Ein Souvenir an den ersten City-Bikepark Europas, der seit 2013 die Singletrails des Zürich- und Uetlibergs ergänzt. Grün bepflanzte und bunt besprayte 5500 Quadratkilometer, die einen argen Kontrast liefern zum angrenzenden Konsummekka Sihlcity. Auf den Rampen und Rails im Schatten der Shoppingmall keimt das urbane Leben – vier Tracks bedienen die Freestyler vom nuggisaugenden Dreirad-Dreikäsehoch bis zum gestählten BMX-Gladiator oder dem rundumgefederten Profi-Pumper. Als Nachhilfe in Sachen Skills und Selbsteinschätzung finden inzwischen sogar Schulsportkurse statt. Was wir Ueli dem Mech speziell ans Herz legen möchten…  www.bikeparkzuerich.ch

Sieht aus wie ein fremder Planet, ist aber der grösste städtische Bikepark der Schweiz.

STADTZÜRCHER SEEÜBERQUERUNG

2. Juli (Verschiebungsdaten: 9. Juli, 20. August) Die Olympischen Spiele? Die sind längst zum wirtschaftlichen Global Player mutiert – eine multimediatisierte Jagd nach Rekorden, Medaillen, TV-Geldern und Sponsorenverträgen. Im Vergleich dazu steht der olympische Gedanke deutlich stärker im Zentrum der Zürcher Seeüberquerung. Dort wartet nämlich niemand mit einer Stoppuhr an der Ziellinie, geschweige denn würden Lichtschranken aufgestellt. Die einzigen Offiziellen sind für das «Besenboot» oder den Kleidertransport engagiert. Und mitmachen dürfen sämtliche mehr oder auch weniger geübten Schwimmer, welche sich die 1500 Meter zwischen den Bädern Mythenquai und Tiefenbrunnen zutrauen. Nun, sofern Wetter und Wassertemperatur mitspielen… www.seeueberquerung.ch

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SOMMER 2014 | Zürich

Freestyle.ch

27. und 28. September Wenn man den gewöhnlichen Nachmittag auf den Skaterampen der Landiwiese als Grümpelturnier auf Rollen bezeichnet, dann ist das letzte Septemberwochenende die Champions League: Am grössten Actionsport-Event Europas gehen die Top-Cracks von dies- und jenseits des Atlantiks an den Start. Auf Bikes mit und ohne Motor, sowie in den Königsdisziplinen Snowboard und Freeski von der gigantischen Kunstschnee-Sprungschanze jumpt die Elite um Podestplätze und Preisgeld. Wer die Eier und die Skills hat, kommt im Skateparcours selbst zum Handkuss. Passiv- oder Nachwuchs-Stuntmen können entweder staunend danebenstehen oder sich in der Label World mit Utensilien fürs Training eindecken. Den Soundtrack zum ganzen Trubel liefern übrigens Top-DJs sowie Live-Acts vor Ort. Ach ja, und an den Afterpartys in den Clubs der City bringen die Helden der Lüfte bis ins Morgengrauen den Beweis, dass es unter Spitzensportlern eben doch noch echte Rockstars gibt.  www.freestyle.ch

100. ZüriMetzgete 22. Juni

Sehnig in der Konsistenz, tiefer Fettanteil, eher zäh… So viel zur Beschaffenheit des Fleisches, welches an der Züri Metzgete im Zentrum des Interesses steht: Jenes an den Beinen der Pedaleure, welche an der traditionellen Zürcher Velomeisterschaft die knapp 50 Kilometer durchs Oberland von und nach Buchs abstrampeln. Und das mit der Tradition ist im Fall keineswegs einfach so dahingefaselt. Die 100. Austragung steht diesen Sommer an. Gefeiert wurde das Jubiläum schon Anfang Mai mit einer Nostalgiefahrt auf der ursprünglichen Strecke der Anfangstage. Zum «richtigen» Rennen (das hier als Synonym für «Volksfest» funktioniert) erwartet der Radsportverein Zürich ein breites Feld vom Feierabendgümmeler bis zu ehrgeizigen Lizenzfahrern aus den Talentschmieden der Vereine. www.rvzuerich.ch

Die Wurst hat zwei Enden, die Metzgete nur eines. Diese Herren rasen ihm entgegen.

PLANETENWEG Mein Vater erklärt… dauernd, dass der Merkspruch ja gar nicht mehr funktioniert, seit die Internationale Astronomische Union dem armen Pluto den Status eines Planeten entzogen hat. Kleiner Trost: Auf dem Planetenweg hat er seinen Platz weiterhin (genau genommen sogar dreifach, aufgrund seiner starken elliptischen Bahn). Beginnen tut der Pfad auf dem Albisgrat mit der Sonne an der SZU-Station Uetliberg. Und während die meisten Ausflügler bloss auf der Terrasse des Uto Kulm rumgurken, finden Müllers und andere Lustwanderer bis zur Buchenegg das Sonnensystem im Modell abgebildet – eine Milliarde mal kleiner. Rund zwei Stunden dauert der Marsch bis zum Ex-Planeten Pluto. Und zur Felseneggbahn, die einen bequem an den S-Bahnhof Adliswil heruntergondelt.  www.uetliberg.ch/planetenweg


INTERNATIONALER GREIFENSEELAUF 20. September

Die schönsten 21 Kilometer des Sommers haben diese Läufer noch vor sich.

Schon seltsam. Unsere degenerierte Spezies konsultiert für Wetterfragen schon den Regenradar, statt einfach aus dem Fenster zu gucken. Wer in dieser Digitalisierung eine Oase sucht, findet den Greifensee. Auf seinem Spiegel verkehren Stand-up-Paddler, Segel- und Ruderboote. Einzig ein Kursschiff stört ab und zu die analoge Idylle. Bis heute verdient ein Berufsfischer hier seinen Lebensunterhalt und zur Erholung von der Arbeit lockt das spazier- und velofahrbare Naturschutzgebiet am Ufer. Alles andere als Erholung – nämlich ein ausgewachsener Halbmarathon rund um das Gewässer – erwartet die Teilnehmer des 35. Greifenseelaufs. Der Volkssportanlass gehört zu den populärsten in der Schweiz. Obs wegen der frisch gefischten Fischknusperli ist, die zur Belohnung auf die Athleten warten, ist ein unbestätigtes Gerücht. www.ryffelrunning.ch

SIHLWALD Wandernacht: 12. Juli, Kindertag: 17. August Zu Tonnen schleppten und schifften die Habsburger das Holz in die Stadt. Das brachte dem Sihlwald den Übernamen «Heizung von Zürich» ein. Spätestens die Deklaration zum Wildnispark hat den Raubbau beendet, heute wuchert die Natur ungestört drauflos – was den Urwald an der Sihl zu einem europaweiten Unikum macht. Im Naturzentrum Sihlwald mit seinen zahlreichen Anlässen und der Biber- und Fischotteranlage sowie im seit 1869 (!) bestehenden Wildpark Langenberg in Langnau lässt sich die Wildnis in gezähmter, umzäunter Form kennenlernen. Für die volle grüne Dröhnung ziehen sich kilometerweit Wander-, Velo- und Reitwegen durchs Gehölz. Der Aussichtsturm auf der Albiswacht gibt die Sicht frei auf Zuger- und Zürichsee, vom Pfannenstiel über den Pilatus bis zu den vom ewigen Schnee glasierten Alpengipfeln. Übrigens, am 12. Juli führen die Ranger auf eine Nachtwanderung, um jene Tiere zu treffen, denen Pro Natura die jährliche Ausstellung widmet: den Höhlenbewohnern. Genau, Batman und so... www.wildnispark.ch

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Feel the energy. 2 5 0 ml

1.– CHF

Limited Edition: Dein ok.– energy drink in 3 coolen Designs. 44

Erhältlich in ausgewählten


SOMMER 2014 | Zürich

Top 5  Nicht verpassen! «Geschnetzelte» mit Pilzen. Und natürlich das Dessert – ein Glacé aus Sojacreme, mit oder ohne Zuckerzusatz. Und keine Sorge: Ein Probierbesuch in der Vegelateria bedeutet nicht, dass Sie anschliessend ein Leben lang auf Grosis Hackbraten verzichten müssen! www.vegelateria.ch

1 SEEBAD ENGE Eng wirds zuweilen tatsächlich in der Schwimmanstalt mit Bio-Bistro, die so viel mehr bietet als «nur» das. Kleine Auswahl: Kung-Fu-Training mit Blick auf Springbrunnen und die Glarner Alpen. SUP-Vermietung, Massage und Yogakurse, sogar exotischer Lifestyle-Schnickschnack wie Shaba, die orientalische Art der Haarentfernung. Die Unplugged-Konzerte gelten kantonsweit als akustische Körnung jedes Katersonntags. Und während drüben in Brasilien der Ball rollt, wird das Seebad Enge zur schwimmenden WMBar! 12. Juni bis 13. Juli: WM-Bar 10. August: From Kid 17. August: Patrick Bishop 24. August: Skor www.tonttu.ch

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www.fischers-fritz.ch

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KANZLEIAREAL Wenn das Utoquai Zürichs Côte d’Azur ist und der Röntgenplatz das «Little Mumbai», dann geht das Kanzleiareal – unter Insidern das «Chiis» – locker als Miniatur-Berlin durch. In der Mitte thront das multikulturellste Zürcher Schulhaus der Welt, in der benachbarten Turnhalle hat sich ein Hiphop-Club einquartiert. Jeden (!) Samstag bauen die Marktflöhe einen gigantischen Freiluft-Trödelladen auf und ein Container beherbergt das einzige Reprisenkino mit Hänger-Sofas und Openair-Leinwand – sowie eine Bar, auf deren Vorplatz ganze laue Sommernächte lang die Gläser klirren und die Kiesel knirschen. Xenix Openair: 10. Juli bis 16. August, www.xenix.ch

4 VEGELATERIA Fleischlos glücklich? Viele gehen noch weiter, vegane Kochbücher verkaufen sich derzeit besser als der Duden und die Bibel zusammen. In der Vegelateria an der Müllerstrasse im Kreis 4, dem ersten veganen Bio-Restaurant der Schweiz, herrscht Eiszeit für Fleischtiger. Spezialität vom Buffet des zwischen Dönerbuden eingepferchten Imbisses: das Zürcher

den Holzbänken des Campings Wollishofen tafeln Szenegänger neben Wohnmobilfreaks. Letztere kommen des Zeltens wegen, erstere eventuell für eine Nacht im Safarigemach – aber primär wegen der Beiz. Auf deren Karte steht, was dem Berufsfischer Adrian Gerny über Nacht ins Netz gegangen ist. Hecht, Felchen oder Rüschen landen mit Haut und Schuppen auf dem Rost oder werden zu Süsswasser-Sushi vernudelt. Im Shop gibts das Gefänge aus dem Zürichsee übrigens auch zum Mitnehmen – sowie Eier, Milch und Gemüse vom Kilchberger Stockengut.

CHINAGARTEN Die Entencurrys der Fast- (und Fad-) Food-Asiaten an der Langstrasse sind etwa so «chinesisch» wie Älplermaccaroni. Ein authentischer Abstecher ins Reich der Mitte führt Fernwehkranke hinter die Mauern des Chinagartens am Zürichhorn – ein Geschenk der Partnerstadt Kumming für die Unterstützung beim Bau der Trinkwasserversorgung. Ein Teich, Pavillons, Brücken, ein kleiner Wasserpalast und ein Mondtor sind harmonisch arrangiert nach dem Prinzip des Energieflusses, im Zentrum stehen die «drei Freunde des Winters» – Föhre, Bambus und Winterkirsche. Die Anlage gilt als einer der höchstgeweihten Tempelparks ausserhalb Chinas! www.stadt-zuerich.ch/chinagarten

FISCHERS FRITZ Für Ferien im Süden müssen Zürcher nicht einmal die Stadtgrenze überqueren. Auf

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SOMMER 2014 | Bern

Bern, Oberland und seeland: Hauptsache Hauptstadt Oh Aare, immer der Aare nach. Ob im Gummiboot, hoch zu Velosattel oder auf Schusters Rappen von Aarberg aus auf der 17 Kilometer langen Legende von einem Wanderweg – der Fluss bildet die Lebensader Berns. Und vereint an seinen Ufern sämtliche Vorzüge dieser ultradiversen Region.

Von wegen Zürich-Komplex! Selbst wenn ausserhalb der Landes-

Im Vergleich zu dem, was hinter Thun wartet, geht der städtische

grenze eine Mehrheit den grösseren, aber nicht unbedingt hübsche-

Hausberg aber höchstens als Hügelchen durch. Quasi vor der Nase

ren ewigen Konkurrenten im Osten für die Landeshauptstadt hält,

des schmucken Städtchens, 20 Zugminuten die Aare hoch, wachsen

haben die Berner für Minderwertigkeitsdepression so ziemlich gar

die Alpengipfel majestätisch in den Himmel – das Stockhorn, der

keinen Anlass. Die Ursache für den Irrtum liegt nämlich eher an den

Niesen, weiter hinten Eiger, Mönch und Jungfrau. Ein Shangri-La für

Hauptquartieren der Grossbanken als an einem Übergewicht an At-

Outdoor-Freaks von globaler Strahlkraft. In den Mehrbettzimmern

traktionen. Denn in dieser Hinsicht zieht Bern sämtliche Register –

der Jugendherbergen von Interlaken etwa werden während der Sai-

von A(areschwumm) bis Z(ytglogge Turm): In den überschaubaren

son mehr Sprachen geredet als in jedem Dolmetscher-Büro, wäh-

Stadtgrenzen versammeln sich Weltklassemuseen, das National-

rend draussen in der Abendsonne die Wandersocken auslüften.

stadion und natürlich das Bundeshaus. Auf den Spuren des Dällebach Kari patrouillieren die Reisegruppen in Horden durch die UN-

Und dazwischen? Da wartet längst nicht mehr die in der preisge-

ESCO-zertifizierte Altstadt, in deren Gassen aller Globalisierung

krönten Pedro-Lenz-Verfilmung «Der Goalie bin ig» abgebildete Plat-

zum Trotz ein Hauch von lauschiger Lädeli-Beizli-Kultur weht.

tenbautentristesse in der Vorstadtwüste. Sondern gmögige Kleinund Kleinststädtchen. Lyss zum Beispiel, mit seinem pittoresken

Apropos Kultur: Die setzt spätestens nach Büroschluss einen ange-

Dorfkern. Oder Biel, sozusagen eine Weltmetropole im Ta-

nehmen Kontrast zum helvetisch strikten Beamtenwesen. Auf den

schen-(Uhr-)Format, die so viel mehr zu bieten hat als den Seifen-

Kleinbühnen Berns starten grosse Karrieren, respektive unter den

schaum-Pop von Pegasus und das Ticken der Rolex. Etwa mit der

Gartenlauben im Lorraine-Quartier. Der Zuckerguss auf dem

Braderie die vielleicht coolste Chilbi der Schweiz. Und für alle Teil-

Schweizer Mundartrock-Kuchen singt nicht zufällig meist Bern-

zeit-Eremiten schliesslich setzt das Emmental der Urbanität eine

deutsch. In den Liveclubs tummelt sich eine frische Szene von Jazz

idyllische Ländlichkeit entgegen – rustikale Bauernhöfe, unberührte

über Rap bis Folk, und die Eigengewächse erhalten immer wieder

Natur, wilde Wälder… Ja, auch das ist Bern!

Rückendeckung (oder Anschauungsunterricht) von Stars aus der grossen weiten Welt. Am Stadtfestival Buskers zelebrieren Musiker, Artisten und Gaukler die Strassenkunst. Und der Gurten lohnt den Aufstieg auch abseits des viertägigen Kult-Openairs. Er präsentiert sich, wenn alle Sponsorenbanner abgeräumt sind, als grüne Oase, völlig jugendfrei und familienfreundlich.

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Der Faulhornweg: der Elvis unter den Oberländer Wanderrouten.

Highlight

!

Faulhornweg Für diese Erfahrung lassen manche Europa-Reisende den Eiffelturm sausen, den Markusplatz links liegen und das Hofbräuhaus Hofbräuhaus sein: Die Wanderwege über und um Grindelwald führen durch ein einziges, gigantisches, Realität gewordenes Postkartenmotiv – mit der heiligen Dreifaltigkeit der Oberländer Alpengipfel als Sahnehäubchen: Eiger, Mönch und Jungfrau.

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SOMMER 2014 | Bern

GREENFIELD FESTIVAL

12.–14. JUNI

Pickelhart im Nehmen! Das sind jene zehntausende Openair-Jünger, die ihre Zelte auf dem Flugplatz Interlaken aufschlagen. Einerseits verlangen ihnen die oberländischen Alpengewittern einiges ab – anderseits das musikalische Donnerwetter: Das Greenfield verschreibt sich als einziges Festival in der Schweiz prinzipiell und fast ausschliesslich den verzerrten, schnell und laut gespielten Stromgitarren – und fährt damit seit 10 Jahren auf der Erfolgsspur. Die helvetischen Rockfans halten dem Anlass auf jeden Fall die Treue, Wetter hin oder her. Denn so ein wenig Platzregen kann doch kein echtes Heavy-Metal-Herz erweichen!

Soundgarden Nostalgiker, die den guten alten Neunzigern nachhängen, tun das selten wegen Whigfield oder Dr. Alban. Sondern wegen der Welle des rohen Alternativrocks, der zu Beginn der Dekade von Seattle her den Planeten überrollte – losgetreten von Nirvana, Pearl Jam oder eben Soundgarden. Erst seit Kurzem tritt die Band um Charakterstimme Chris Cornell, die mit «Black Hole Sun» eine der düstersten Hymnen des Grunge verantwortete, wieder im Kollektiv auf. www.greenfieldfestival.ch Australien liegt an

der Aare – am diesjährigen Marzilli Movie.

BERNER KANTONALSCHWINGFEST 10. August

Nichts ist damit, die Privilegien des royalen Daseins auszukosten: Der König muss wieder in die Hosen! Vor Jahresfrist, am eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Burgdorf, wuchtete Matthias Sempach sämtliche Gegner ins Sägemehl. Doch keine zwölf Monate später muss sich der vermeintlich stärkste Mann des Landes den Gegnern erneut stellen, am Kantonalen Schwingduell in Saint-Imier. Mit Kilian Wenger und Christian Stucki stehen da schon mal zwei prominente Mit-Anwärter auf die Berner Schwingerkrone bereit. Dazu giftige Aussenseiter, Gastschwinger aus befreundeten Verbänden – und rundherum mit 8000 Zuschauern auf dem Sportplatz SaintImier sowie traditionellem Festbetrieb ein würdiger Rahmen für den Showdown der Alpengladiatoren im Berner Jura. www.stimier2014.ch

Marzilli Movie 22. bis 26. Juli 26 Stunden, eingepfercht zwischen zwei Sitzlehnen – so sieht ein Trip von Zürich-Kloten nach Sydney in der Regel aus. Bern kennt da eine bequemere Alternative. Dort liegt Down Under nur einen Abendspaziergang weit weg. Führen tut dieser ins Kult-Freibad Marzili an die Aare. Zur elften Ausgabe des mit viel Liebe inszenierten Freiluftkinos abseits des Blockbuster-Betriebs wird die Flagge Australiens aufgezogen. Und auf der zwischen Pappeln und Bundeshaus-Panorama gespannten Leinwand gibt es entsprechend cineastische

Leckerbissen zu bestaunen, in denen es von Kängurus und Koalas nur so wimmelt. Zum Vorglühen, bevor man sich auf Wolldecke oder Liegestuhl fläzt, fliessen an der Bar selbstverständlich Aussie-Biere und -Weine, zum stimmigen Soundtrack eines Didgeridoos. Und wer nach Apéro und 90 Filmminuten noch die volle Down-Under-Dröhnung sucht, den bitten die Movie-Macher auf die Tanzfläche der 5ème Etage – zur Mottoparty inklusive Dresscode, AC/DC, Kylie Minouge und, ähm, ja bestimmt auch «Weather With You» von Crowded House. www.marzilimovie.ch

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BRADERIE BIEL 27. bis 29. JuNi Kriechgang der Wirtschaft, das gab es schon in den Dreissigern. Um dem schleppenden Konsumverhalten der Bevölkerung etwas Beine zu machen, schmissen 1936 ein paar Bieler Geschäftsinhaber um den Parfümzampano Emil «Miggi» Tièche die erste Bieler Braderie. Geklaut hatten sie die Idee des innenstädtischen Jubeltrubels aus dem Jura, von La Chaux-de-Fonds. Anfangs stotterte das Bieler Pendant noch, doch in den über siebzig Jahren seither hat sie bis heute das Prestige des populärsten jährlich stattfindenden Stadt- und Marktfests der Schweiz errungen. An den von Volleyballerinnen oder Hockeyclubs betriebenen Freiluft-Bartresen und in den temporären Vereinslokalen von Chnorzi Clique oder Brasil Cultura Tropical spülen die Bieler ihre Alltagssorgen die Gosse runter. Auf dem Zentralplatz und in den umliegenden Gassen wird gegessen (von Brathuhn bis Thaicurry), getanzt (zu DJs und Livebands), getrunken (von Weisswein bis Caipirinha) – und eben gekauft! So fleissig, dass Miggi Tièche in seinem Grab bestimmt ganz selig lächelt. www.bielbraderie.ch

HANGAR ROCKIN‘ 4. und 5. Juli Ready for Takeoff? Einstiegsort: Flugplatz St. Stephan, nahe Lenk im Simmental. Destination: ohne Zwischenhalt zurück in der Zeit. Als die Autos noch Klasse hatten und die Musik noch echten Swing. Aus allen Winkeln des Kontinents rollen sie an zum Retro-Gipfel im Berner Oberland, die Rockabillys, die Oldtimer-Fanatiker, die Töff-Nostalgiker – mit behutsam pomadierten Elvis-Tollen auf dem Haupt, farbigen Oldschool-Tattoos auf den Oberarmen und selbstverständlich ihren fahrbaren Untersätzen unterm Hintern. Zum sechsten Mal gastiert das Hangar Rockin‘ bereits im pittoresken Hochtal bei Adelboden – und hat sich dort als Europas populärstes Auto- und Bike-Meeting der Szene eingenistet. Dass so ein Gipfeltreffen nicht nur zum Brummen der Motoren stattfindet, versteht sich von selbst: In der Tiki-Bar rotiert das altehrwürdige Vinyl und im Hangar schmettern Livebands wie die schwedischen Trickbag stilechten Surfrock aufs Parkett. www.hangarrockin.com

Buskers Berner Altstadt

7.–9. AUG.

Im Berner Veranstaltungskalender klaffte lange ein Loch wie in einem Appenzeller Käse: Die Würze des Sommers kam in der Hauptstadt nämlich höchstens von der Kantine des Freibads. Es fehlte der kulturelle Pfeffer. Seit elf Jahren ist diesem Mangel geholfen: Mit dem Buskers; einem Stadtfest, das sogar jene begeistert, welche die Welt wie ihre Westentasche kennen. Lonely Planet, das ist so in etwa die Bibel der jungen und junggebliebenen Individualreisenden. Und wenn solche Experten auf ihrer Homepage ein Top-10-Ranking über europäische Destinationen aufschalten, dann guckt der Globetrotter natürlich ganz genau hin. Und findet dort: Bern! Als eines der Killerargumente gegen das Image des leicht verpennten Kleinstadtgrooves und als guten Grund für einen Besuch an der Aare erwähnt Lonely Planet explizit das Buskers Festival. Anders als im Falle der kommunen Openairs prangen auf den Postern des Buskers keine der Gesichter und Namen, die wir von MTV kennen. Auf und rund um mehr als 30 provisorische Bühnen feiert die Gauklertradition ein furioses Revival. Gegen 150 Künstler im weiteren Sinne

des Wortes fallen zum Buskers in Bern ein. Ihre Darbietung muss dabei nicht in irgendein Korsett passen: Comedy oder Gassenschau, Theater oder Strassenmusik, Akrobaten oder Pantomimen, Clowns oder Performancekünstler, und dazu alle erdenklichen Kreuzungen. Und das alles kostenlos. Theoretisch zumindest, denn die eine oder andere Münze in einen Hut springen zu lassen, das ist Ehrensache! Beteiligen tun sich am kunterbunten Potpourri Nationen aus allen Ecken der Welt. Und selbstverständlich bringen viele davon gleich ihre kulinarischen Reize mit in die Hauptstadt. Wär ja schade, wenn bei einem Künstlergipfel von Weltruf nur Raclette auf den Klapptisch käme. www.buskersbern.ch

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SOMMER 2014 | Bern

GARTEN festival

18. BIS 19. Juli Schlagzeilen über Kairo? Die befassen sich zuletzt eher mit Massenkundgebungen, korrupten Politikern und manipulierten Wahlgängen. Pünktlich Mitte Juli jedoch taucht die grösste Stadt Nordafrikas auch in der Kulturagenda wieder einmal auf – wenn auch nicht ganz in eigener Verantwortung: Eine Kneipe im Berner Lorraine-Quartier hat sich den Namen der ägyptischen Kapitale entlehnt. Und jährlicher Höhepunkt (neben diversen empfehlenswerten Shows, Lesungen und Tanznächten) im Café Kairo ist dabei das Gartenfestival – sozusagen eine sympathische Mikroversion dessen, was am selben Wochenende auf dem Hausberg abgeht. Doch statt Gigantismus, Werbeplakaten, Ausverkauf und kommerzindustrieller Reizüber-

flutung bietet die Stadtberner Institution der Alternativkultur am Dammweg jene Acts auf, die dann vielleicht irgendwann in drei Jahren einmal die Hauptbühne des Gurtenfestivals rocken. Sofern sie das denn möchten. www.cafe-kairo.ch

One direction stadedesuisse 4. Juli Spielt also doch mal noch ein Team in der Nationalarena, das so richtig Erfolg hat. Und wie. Während die Berner Fussballer völlig unabhängig von Trainer, Budget oder Mannschaftsaufstellung immer wieder die Nerven der Fans strapazieren, sind die kollektiven Jubelstürme beim Konzert von One Direction garantiert – wenn auch das Zielpublikum ein leicht anderes ist. Das Östrogen wird von den Mädchenkörpern im Teenie-Alter rund um den Erdball in Strömen ausgeschüttet, sobald die fünf Schnügel der britischen Boygroup die Bretter betreten. Inzwischen hat sich die Hysterie um die aus einer Castingshow hervorgegangene Popsensation auf sämtliche Medienkanäle ausgeweitet: TV, Radio, Konzertarenen, Social Media, zuletzt sogar ein Kinofilm in zeitgemässer 3D-Optik… Und allein schon mit letzterem spielten die Hitparadenstürmer über 60 Millionen Dollar ein. Wer redet da im Musikbusiness noch die ganze Zeit von Krise? Aber Kino hin, Youtube her: In Bern gibt es One Direction in Fleisch und Blut, mit Haut und Haar und allem Drum und Dran! www.stadedesuisse.ch

Young Boys einmal anders: Teeniepop statt Fussball in Bern West.

Open air Kino Murten 2. Juli bis 7. August

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In Murten passieren epochale Ereignisse. So geschehen am 22. Juni 1476, als die tapferen Eidgenossen vor den Toren des Zähringerstädtchens die Truppen aus dem Burgund zurückschlugen. Mindestens ebenso dramatische (wenn auch weit weniger blutige) Stunden erlebt Murten während der Kinonächte im Stadtgraben unter dem Sternenzelt. Pedro Lenz‘ Romanfigur «Goalie» erhält da mit Marcus Signer ein mit dem Filmpreis prämiertes Gesicht. Und Wes Anderson kleckert mit seinem farbenfrohen «Grand Hotel Budapest» kunterbunt drauflos. Jeweils um 20 Uhr öffnet die Hotel… äh, die Kino-Bar gleich neben der imposanten Stadtmauer. Und schon wenig später geht der Spurt auf die besten Plätze los – Abend für Abend keine Schlacht, aber immerhin ein «Gerangel von Murten». www.lunaopenaircinema.ch

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SOMMER 2014 | Bern

FAULHORNWEG Nicht, dass der Name jetzt falsche Assoziationen weckt: Ein Sonntagsspaziergang ist diese Wanderung nämlich keineswegs. Respektive, unter Umständen natürlich schon, aber nicht unbedingt für morsche oder müde Knochen. Die nach dem Gipfel in ihrer Mitte benannte Route zieht sich 15 Kilometer lang durch die Bergwelt, für die sich das munzige Dörfchen Grindelwald internationalem Renommee rühmen darf. Und regelmässig belegt der Faulhornweg in Hitparaden der schönsten Alpinwanderungen

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einen Spitzenplatz – trotz der Tortur, die gut und gern sechs bis sieben Stunden dauert. Als Ausgangspunkt dient die Schynige Platte, die schon mal fast 2000 Meter über Meer liegt. Auf dem Marsch via Faulhorn über First nach Bachsee präsentiert sich die Jungfrau von ihrer Schoggiseite. Ach, und wenn wir gleich bei der Schoggi sind: Gegen Unterzuckerung stellt das Berghaus Weberhütte (2344 M.ü.M.) Nussgipfel und Apfelschorle bereit.

lorrainebad

NIESENBAHN

Wer BE sagt, muss auch A(are) sagen. Der Fluss ist die Hauptschlagader der Hauptstadt, liefert rund 60 Prozent des Trinkwassers sowie einen zünftigen Anteil der Elektrizität. Und, ein paar hundert Meter oberhalb der Energieanlage des Kraftwerks Felsenau, erfrischende Abkühlung. Dort streckt sich das Lorrainebad entlang des Uferwegs aus, von wo sich die nördliche Flanke der Altstadt im Rückenschwumm bewundern lässt. Und das jenen Asyl bietet, denen der Fleischmarkt im Marzili überhand nimmt. Obwohl, auch dieses öffentliche Stadtbad trumpft mit fleischlichen Gelüsten. Einerseits mit einem gemischten FKKAbteil. Dann mit dem aus einer Grundwasserquelle gespeisten (und darum ordentlich kühlen) Naturschwimmbecken, in dem sich sogar Fische pudelwohl fühlen. Und schliesslich mit den Gerichten aus dem Restaurant, das in einem roten Pavillon untergebracht ist. Wie etwa der kultige «Bärezipfu» mit Brot oder die Spezialität des Hauses, die mediterrane Gelüste weckt: Calamares im Teig.

Sprichwörtlich rekordverdächtig: Tupfgenau 11674 Treppenstufen führen entlang der Geleise der Niesenbahn auf den Aussichtsberg. Damit ist dem felsigen Giganten, der stolz und mächtig über dem Thunersee thront, ein Eintrag im prestigeträchtigen Guiness-Buch sicher. Und jeweils an einem Samstag im frühen Juni nähmaschinelen die gepickten Konditionsfanatiker am Niesenlauf auf der Jagd nach dem Streckenrekord die Absätze hoch. Den ganzen Rest des Sommers brauchen Sie für die atemberaubende Aussicht ins Kandertal keine Schweisstropfen zu vergiessen, sondern bloss etwas Kleingeld locker zu machen für ein Billet der 104-jährigen Standseilbahn, die um einen weitaus bequemeren Aufstieg bemüht ist. Sie steht zwar nicht explizit im oben erwähnten Wälzer, gehört mit rund dreieinhalb Kilometern aber immerhin zu den längsten ihrer Art in Europa. Und mit einer Steigung von bis zu 68 Prozent garantiert zu den steilsten!

www.lorrainebad.ch

www.niesen.ch


Gar kein Käse: Laufsport im Emmental.

EMMENTALER HALBMARATHON 16. August

canyoning in der Lenk Das Wasser geht den Weg des geringsten Widerstands. Doch will der Mensch ihm folgen, muss er seine Widerstandsfähigkeit beweisen – knallhart. Nämlich beim Canyoning, in den engen Schluchten des Simmentals. Wer dort den Bergbächen entlang zu Tale zieht, erlebt ein Abenteuer, das so manchen Hollywood-Stuntman ins Schwitzen bringen würde: Abseilen von überhängenden Felsvorsprüngen, Rutschpartien im eisigen Nass, Tauchgänge unter schmalen Passagen hindurch sowie meterhohe Sprünge in Flusspfannen, so blau wie die Augen von Terence Hill. Dafür braucht der Outdoor-Freak Nervenstränge, reissfest wie die Stahlseile der Niesenbahn, sowie eine Top-Kondition. Auf eigene Faust sollte er es aber selbst dann nicht probieren – verschiedene Anbieter offerieren im Simmental Canyoning-Trips, inbegriffen sind in der Regel Transport, Ausrüstung und die unverzichtbare Führung eines erfahrenen Guides. Unsere Favoriten: die Saxetenschlucht, nur fünf Minuten von Interlaken, oder die Grimselschlucht im Quellgebiet der Aare.

New York, London, Berlin, Gohl im Emmental… Das Marathon-Fieber grassiert längst bis in die hintersten Winkel des Kantons Bern. Weil dort aber alles ein bisschen beschaulicher zugeht, haben sie die Startzeit auf morgenmuffelfreundliche 11 Uhr angesetzt, die Strecke halbiert und vor inzwischen neun Jahren als Nachfolger des Gohlgrabenlaufs den Emmentaler Halbmarathon ins Leben gerufen. Ein Wettkampf für Jogger, die nicht während der ganzen (halbe) Strecke mit Werbeslogans und Hitparadensound zugedröhnt werden wollen und denen der Asphalt auf Dauer zu hart ist. Wobei, hart wird es auch auf den hiesigen Schotterwegen: Vom Schulhaus Gohl kämpft sich das Feld bis auf die Hohmatt, 1300 Meter über Meer. Eine saftige Herausforderung mit saurer Muskelkater-Garantie. Dies können die 217 Finisher des vergangenen Jahres (ein neuer Teilnehmerrekord!) bestätigen, die über Hügel und durch Gräben gekeucht sind, vorbei an einsamen Bauernhöfen, wo die Kuhglocken noch von Braunvieh geläutet werden statt von überdrehten Zuschauerhorden. www.emmentaler-halbmarathon.ch

www.daily-adventure.ch www.adrenalin.ch www.lenksportundevents.ch

TRÜMMELBACHFÄLLE Neben lauter Brunnen darf sich Lauterbrunnen einer weiteren wässerigen (und lauten) Attraktion rühmen: Den Fällen des Trümmelbachs. Dieser trägt das Gletscherwasser der drei Giganten des Oberlands – Eiger, Mönch und Jungfrau – im Alleingang ab. Rund drei Kilometer nach Lauterbrunnen hat sich der Bergbach in den Fels hineingefressen, wo er ein wahres Spektakel veranstaltet: Über zehn Fälle stürzt er 140 Meter in die Tiefe, 20 000 Liter Gletscherwasser donnern, tosen und gurgeln pro Sekunde ins Tal – und das alles im Inneren des Felsenmassivs. Tunnels, Galerien und sogar ein Schräglift erschliessen Besuchern dieses eindrückliche Kunstwerk der Natur. www.truemmelbachfaelle.ch

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SOMMER 2014 | Bern

WANDERWEGE UM DIE KLEINE SCHEIDEGG Im Winter flitzen die Skicracks mit über hundert Sachen das Lauberhorn hinunter. Und wenn die Schmelze eingesetzt hat und der Hang für die nächsten Monate von Schnee und Slalomstangen befreit ist? Selbst dann herrscht an seiner Flanke rege Aktivität. Kaum liegen die Temperaturen über dem Gefrierpunkt und hat sich das letzte Schneemödeli in Tauwasser aufgelöst, trainieren die Alpinläufer bereits für den Jungfrau-Marathon, der im Spätsommer jeweils Horden von Extremsportlern anlockt. Oder die Wandervögel zotteln auf dem klassischen Passweg den Fuss der Männlichenkette entlang von der Wengeneralp zur Eigernordwand. Eines haben sie alle gemeinsam: Ins Schnaufen kommt so oder so, wer sich auf die exquisit markierten Wanderwege der Region begibt. Und wer sich den Alpinmarathon zum Experiment statt der vollen Distanz wenigstens als Teilstück antun will, hat ab der Bergstation der Wengeneralpbahn Gelegenheit: der Trail führt von hier via Locherflue auf die Kleine Scheidegg. Die gemütlicheren Zeitgenossen wählen da vielleicht lieber den «Öpfelchüechliweg». Führen tut der von Holenstein zur Brandegg. Benannt ist er nach der Spezialität der dortigen Bergwirtschaft, in der sich auf der Terrasse wunderbar die stechenden Waden entspannen lassen. Jungfraumarathon: 13. September www.jungfrau-marathon.ch; www.jungfrau.ch

BERNER Frauenlauf 15. Juni

Mit dem Grand Prix (den angeblich schönsten zehn Meilen der Schweiz) richtet Bern jeweils Anfang Mai den populärsten Laufsportevents des Landes aus. Schön für Bern. Dumm für alle, die ihn dieses Jahr bereits verpasst haben. Doch wenigstens die weiblichen unter ihnen haben Gelegenheit, das Versäumte Mitte Juni nachzuholen: Auch der dann zum 28. Mal stattfindende Frauenlauf führt nämlich über die vielleicht einzige UNESCO-zertifizierte Joggingstrecke diesseits der Alpen – nämlich über das Kopfsteinpflaster der zum Weltkulturerbe zählenden Berner Altstadt. Solch ein mondäner 5- bis 15-Kilometer-«Catwalk» erfordert natürlich entsprechende Vorbereitung: der Bundesplatz verwandelt sich vor dem Start jeweils in ein gigantisches Freiluft-Aerobicstudio, auf dem die Teilnehmerinnen ein Warm-Up-Programm vorgeturnt bekommen. Und wo bei dem ganzen Jubeltrubel die Männer bleiben? Die dürfen dann nach dem Zieleinlauf zur Regenerationsphase antraben – als Masseure. www.ryffelrunning.ch

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BÜTSCHELEGG BIKE- ODER WANDERTOUR

Seilpark Dählhölzli

Irgendwann nach Münsingen rauscht das Postauto an Schildern vorbei, auf denen Ortsnamen stehen wie Hinterfultigen oder Niederbütschel. Nie gehört? Umso besser, denn so geht es den meisten. Was wiederum heisst, dass die Tour von Niedermuhlern auf die Bütschelegg ein romantisch-einsames Unterfangen wird. Erst über Felder, später durch ein schattiges Waldstück führt der Pfad zu einem echten Insider von einem Aussichtspunkt: Am Ziel präsentiert sich ein bombastisches 360-Grad-Panorama auf die Jurakette, den Thunersee und das Alpenmassiv. Die beim Aufstieg zu Fuss oder Velo verbrannten Kalorien stockt man im nach dem Gipfel benannten Restaurant wieder auf, das mit einem grossen Kinderspielplatz und einer fast noch grösseren Snack-Auswahl lockt, von diversen Spezial-Röstis über das Cordonbleu bis zu exotischen singhalesischen Currys. Und wem diese dann schwer im Magen liegen, der legt noch eine Verdauungs-Ehrenrunde zur Klosterruine Rüeggisberg ein.

Jüngste Attraktion im städtischen Tierpark Dählhölzli – neben dem Afrikanischen Riesentausendfüssler oder dem Kurzohr-Rüsselspringer: der helvetische Temporär-Kletteraffe. Beobachtet werden kann der tagesaktive Zweibeiner in freier Natur zwischen Ende März und November in den Baumwipfeln des Adventureparks Ropetech. Dort hangelt er sich jeweils von einer der 120 Plattformen, die bis zu 23 Meter hoch in den Astkronen montiert sind, zur nächsten. Und verliert dabei nicht nur den Boden unter den Füssen, sondern auch schon einmal die Orientierung, wenn er fledermausmässig mit dem Kopf nach unten in den Schnüren baumelt – selbstverständlich reissfest und nach allen Regeln der Kletterkunst gesichert. In sieben Parcours kann er sich im Dählhölzliwald verstricken, das Niveau reicht von Kinderrouten (ab vier Jahren) bis zur «Königsetappe» Parcours 7, die das Adrenalin zum Kochen bringt und während der gut 45 Minuten tierischem Vergnügen viel Kraft und Geschicklichkeit erfordert. www.ropetech.ch Cliffhanger revisted.

www.buetschelegg.ch

Knallrote Gummiboote auf der knallvollen Aare.

aarebööteln Sonntag, Sonnenschein, sommerliche Temperaturen? Treffen diese drei Dinge auf einmal ein, dann herrscht zwischen Thun und Bern beinahe mehr Verkehr als am Gotthard-Nordportal vor Ostern. Obwohl, im Oberland geht das mit den Gefährten deutlich flüssiger vor sich. Es handelt sich nämlich nicht um Autos, sondern um Schlauchboote, Kanus und Flösse. Die werden von Süsswasserkapitänen von der Einbootsstelle unter der Regiebrücke Thun-Schwabis bezogen und samt der ganzen Besatzung bis in die Hauptstadt zur Liegewiese Eichholz manövriert. Im Mietpreis inbegriffen sind Schwimmwesten, Paddel, eine Pumpe sowie eine Kleidertonne, die am Ziel für trockenes Hab und Gut garantiert. Nur den Proviant brauchen Sie selbst einzupacken – das Vergnügen dauert nämlich je nach Wasserstand gern einmal drei Stunden. www.aarebootsvermietung.ch

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SOMMER 2014 | Bern

Top 10  Nicht verpassen! 1

Rush-Hour geht es am paradiesischen Aare-Ufer bei Badespass, Grillplausch oder entspannendem Nichtstun sehr gemächlich zu. Oder, wie die Berner sagen, «gmögig». www.campingeichholz.ch

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ARBERGER PUCE Was Ebay und Ricardo für den Digital Native, das war Aarberg im Mittelalter für die Seeländer, dank seiner zentralen Lage auf dem Handelsweg in die Stadt: ein Umschlagplatz für alle möglichen Güter. Mobilisierung, Globalisierung und der Lauf der Zeit haben das inzwischen geändert und ein hübsches, aber etwas provinzielles Städtchen zurückgelassen. Bis im Frühling 1977 ein Kollektiv von Gewerblern und Idealisten neues Leben ins historische Zentrum brachte: Seit damals steigt jeweils an den letzten April- und Augustwochenenden die Aarberger Puce , ein Giga-Flohmarkt mit über 250 Ständen für Antiquitätenjäger, Ramschsammler und alle Neugierigen, die einfach gern haben, wenn etwas läuft. 29. und 30. August, www.puce.ch

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SCHLOSSKONZERTE THUN Angesprochen auf das «Tor zum Oberland» reagieren Soldaten mit leichter Verstimmung: «Afghanisthun» steht für kalte Winter und lausige Küche. Doch Thuns Wehrmachtstradition reicht bis weit ins Mittelalter zurück, wovon bis heute der Burgturm zeugt. Und jeden Frühsommer werden die altehrwürdigen Mauern kulturell aufgewertet, zu den Schlosskonzerten erklingen an zehn Abenden Jazz-, World- sowie klassische Symphonieklänge. bis 22. Juni, www.schlosskonzerte-thun.ch

CAMPING EICHHOLZ

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27. Juli bis 21. Aug., www.theatergurten.ch

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Das Gurtenfestival? Gut und recht, Rambazamba und Rockmusik über vier lange Juli-Tage. Nur eine Einschränkung bereitet den Openairgängern fast noch mehr Kopfweh als der Bierkonsum vom Vortag: Dass sie auf dem Zeltgelände einzig die ollen Zweieriglus aufziehen dürfen. Darum weicht ein stattlicher Anteil jeweils auf den Campingplatz Eichholz aus – und sorgt für regen Betrieb. Ausserhalb dieser

lisse zum vierten Mal sommerliche Freilichtspiele. Regie führt heuer Livia Anne Richard, das Stück lehnt sich an den Dokumentarfilm «Unser Garten Eden» von Mano Khalil. In der Bühnenadaption projiziert das Ensemble die grossen Fragen des Lebens in den multikulturellen Mikrokosmos eines Schrebergartens. Tiefsinnig, tiefgründig – tierisch unterhaltsam.

«PARADIES» IM GURTENPARK Wer wähnt sich schon frei der Sünden? Wäre ja auch grausam langweilig. Umso schöner, Gewissheit zu haben, dass wir dennoch alle ins «Paradies» können. Jenes im Park im Grünen auf dem Berner Hausberg. Dort inszeniert die Theatergruppe Gurten diesen Sommer vor prächtiger Ku-

Wartsaal Geht das Wetter einmal baden und ertrinkt die Liegewiese des Marzili im Morast, dann verkriechen sich Bücherwürmer ins Lorraine-Quartier. Dort ist Bern ein wenig wie Berlin ohne «Li»: alternativ, etwas arty, aber bodenständig und ohne Hipster-Attitüde. Besonders im Café Wartsaal. Neben einer Speise- und Getränkekarte steht den Besuchern eine Literaturkarte zur Verfügung, eine Orientierungshilfe für die gigantische Bücherwand. Diverse Veranstaltungen bringen Leben ins Haus, etwa das «Studentenfutter»: ein 15-Franken-plusWein-Abendessen für Lehrlinge und Studis. Wer auf Molekularküche steht, der bestellt sein Dinner jedoch besser woanders. Der Wartsaal kocht einfach und währschaft. Aber mit Zutaten von Spitzenqualität. www.wartsaal-kaffee.ch


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sation allerdings mit quicklebendigen, pelzigen «Ureinwohnern» teilen: den Murmeltieren. Einige davon bewohnen den Murmelipark, eine eingemauerte Wiese auf der Passhöhe – in welche die fleissigen Kerle schon ein Tunnelsystem gebuddelt haben. www.grimmselpass.com

STAND UP PADDLE Wie wandelnde Zeitbomben ticktacken die Nordicwalker über unsere Waldwege. Das gelenkschonende und weniger geräuschintensive Pendant zu Wasser heisst: Stand Up Paddle, kurz SUP. Inspiration für den Trendsport lieferten polynesische Fischer, die auf ihren Kanus stehend durch die Wellen des Ozeans gleiten. Inzwischen schneiden die Surfboards samt stehenden Breitensportlern drauf auch durch die Aare, besonders idyllisch gerät das Workout am frühen Morgen. Und mit dem Zug des Flusses fühlt sich das fast an, als hätte man beim Nordicwalken zünftig Rückenwind. www.aare-sup.ch

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MURMELTIERPARK GRIMSEL Hier Italien. Dort Deutschland. Und dazwischen diese unüberwindbar scheinenden Giganten aus Stein… Vor 120 Jahren erleichterte die Eröffnung der Grimselstrasse zwischen den Kantonen Bern und Wallis dieses Dilemma. Und wenn man schon dabei war, erschloss man die Wasserscheide von Rhone und Aare (mit Luxus-Aussicht auf Furkapass und Rhonegletscher) auch gleich als Biker- und Berglerparadies. Die raue Natur am Totensee müssen sich die Wesen aus der Zivili-

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ST. BEATUSHÖHLEN Der mythologische Hintergrund: Einst soll ein feuerspeiender Drache in den Höhlen gehaust haben, bis der Heilige Beatus mit einem Kruzifix bewaffnet aufkreuzte und das Biest in die Flucht schlug, worauf dieses von einer Klippe stürzte und elendiglich im Thunersee ertrank. Nette Geschichte. Die belegten Fakten dazu: ein Kilometer des Grottensystems oberhalb Interlakens ist dank Beleuchtung und gesicherten Wegen fürs Fussvolk begehbar. Die kolossalen Tropfsteingebilde, Wasserläufe und Hallen bilden allerdings noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs: 14 Kilometer der Höhlen, die wegen des nahen Jakobswegs einst als Unterschlupf für Pilger dienten, sind bis heute erforscht. www.beatushoehlen.ch

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Murten Selbst auf der Schweizer Landkarte bloss ein winziger Fleck, entpuppt sich das Zähringerstädtchen beim genauen Hingucken als Hotspot, der Kultur- und Freizeitaktivitäten im Quadrat offeriert. Wir erinnern uns an den begehbaren Monolith im (zum Baden angenehm temperierten) Murtensee im Rahmen der Expo02. Wir erinnern uns an die Geschichtslektionen, in der wir die Schlacht bei Murten behandelten, zu deren Gedenken am 5. Oktober einer der beliebtesten Volksläufe der Schweiz stattfindet. Und wir bestaunen die von einer Ringmauer begrenzte Altstadt mit ihren romantischen Laubengängen. Wie inspirierend diese wirken, bewies der berühmteste Sohn Murtens: Schriftsteller Jeremias Gotthelf. 81. Murtenlauf am 5. Oktober, www.murtenlauf.ch

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STATT-LAND-RUNDGANG Tradition mag das Rückgrat einer Stadt sein. Doch Innovation ist das Blut in ihren Adern. Und so hat ein junges Kollektiv beschlossen, anders als die üblichen Touristenführungen in ihren Rundgängen die dunkeln Ecken Berns auszuleuchten. Im Angebot von StattLand findet sich etwa «Bern giggerig», das eine Exkursion ins bequemste Sexkino der Stadt beinhaltet. Oder «Bern kriminell», das mit schauspielerischen Einlagen den sonntäglichen «Tatort» ersetzt. Und, ganz neu, ein Rundgang im Park der kleinen Schanze, der sich dem kernigen Berner Dialekt widmet. Und wie alle StattLand-Touren jede Menge Fakten aus der «Haben Sie gewusst, dass…»-Kategorie vermittelt. www.stattland.ch

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SOMMER 2014 | Mittelland

Unterschätztes Mittelland Burgen, Schlösser, Armeen, Schlachten und Römer! Alles, was sich Kinder in Form von Playmobil- oder Lego-Sets wünschen, gibts im Mittelland in natura. Ob auf dem Legionärspfad der Römer in Vindonissa (Windisch) oder auf einem der vielen mittelalterlichen Wehranlagen: Zeugen der Vergangenheit gibts im Mittelland alle Nasen lang.

Queens of the Stoneage spielen am Heitere Open Air

Das Mittelland zieht viel zu schnell an einem vorbei,

der Zivilisation entfährt. Auf der anderen Seite lockt

wenn man es auf der Autobahn durchquert. Man ahnt ja

aber auch das Solothurner Jura, das Schwarzbubenland

gar nicht, was man auf dem Weg von Zürich nach Bern

oder das Fricktal zu schönen Wanderungen oder Velo-

oder Basel so alles verpasst. Hier wurden einst blutige

touren.

Schlachten ausgetragen, Weltreiche begründet und sogar gegen den Teufel gerungen.

Die lauen Sommernächte laden auch im Mittelland zu zahlreichen Festivals und anderen Festivitäten. Dazu

Das Mittelland bietet aber weit mehr als nur einen drei-

gehören unter anderem die beliebten Openair-Kinos,

dimensionalen Geschichtsunterricht. Der Sommer im

die hier an besonders schönen Orten stattfinden. Oder

Mittelland ist lässiger, als man auf den ersten Blick

liegt es vielleicht daran, dass es im Mittelland so viele

ahnt. Zum Beispiel gibts wunderbare Kanutouren auf

hübsche Ecken gibt? Ein Ausflug ins Mittelland lohnt

der Reuss oder auf dem Hallwilersee, beides einzigarti-

sich auf jeden Fall. Auch wenn es nur für einen Tag ist –

ge Perlen in intakter Natur. Man glaubt sich hier in der

das Angebot ist so lang wie breit.

Einsamkeit Kanadas, ist aber nur einen Steinwurf von

58


Highlight

!

FOXTRAIL Seit letztem Jahr bietet Foxtrail ihre spannenden Schnitzeljagden auch auf drei besonderen Aargauer Schlösser an. Über Rätsel und spannende Wege gelangt man in die historischen Anlagen, die man so von einer ganz anderen Seite kennenlernt.

30 Jahren Karls kühne Gassenschau

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SOMMER 2014 | Mittelland

8.–10. Aug.

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Heitere Festival

Jedes Jahr macht die Sommerguide-Redaktion eine interne Bucket-List, also eine Liste, auf der steht, welche 10 Festivals in diesem Sommer unbedingt besucht werden müssen. Das Heitere steht dieses Jahr weit oben in den Top 5 der besten Festivals dieses Sommers. Nicht nur wegen der ähem, heitere Stimmung,

Die Antwoord

sondern vor allem wegen dem tollen Line-up.

Nein, es ist noch kein Jubiläum, obwohl das Programm dieses Jahr so exzellent ist, dass man sich bei der nächsten Ausgabe – der 25. – kaum noch überbieten kann. Am 24. Heitere Openair stehen unter anderem Sean Paul, Cro und Die Antwoord auf der Bühne. Die Antwoord ist das heisseste, was der afrikanische Kontinent in diesem Jahrzehnt exportiert hat, obwohl Ninja und Yo-Landi Visser so weiss sind wie Kalklatten. Die Antwoord ist ein Gesamt-Pop-Kunstwerk, das aus Trash Gold macht. Am besten gleich jetzt auf Youtube gehen und die Videoclips von Die Antwoord angucken. Wer danach nicht sofort ein Ticket fürs Heitere will, hat dieses Jahrhundert noch nicht begriffen.

Wem das noch nicht genug Argumente sind, sagen wir nur fünf Wörter: Queens of the Stone Age. Die Supergroup um den ehemaligen KyussGitarristen Josh Homme gibt es mittlerweile seit 18 Jahren. Sänger Josh Homme ist selbst überrascht, dass die Queens so lange überlebt haben. Dave Grohl trommelte zweimal als Ersatzmann für die QotSA und seinen Freund Josh Homme; einmal 2002 und 2012, nachdem der langjährige Schlagzeuger Joey Castillo aus der Band geworfen wurde, weil er seine Frau schlug. Doch egal, wer an der Trommel hockt und die Sticks schwingt, die Super Stoner lassen es auf der Bühne richtig krachen und verwandeln das Umland in eine trockene kalifornische Wüste. www.heitere.ch

23. Open air Kino Frick

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2. BIS 26. Juli Fricks Monti ist seit Jahrzehnten der kulturelle Hotspot im Fricktal. Nebst dem ältesten Bluesfestival der Schweiz – seit 1993 – findet auf dem Parkplatz von fricks monti dieses Jahr zum 23. Mal das Openair-Kino statt, neu als Partner der Coop «Luna Openair Cinemas». Bevor jeweils um 21.45 Uhr die Filmvorführungen beginnen, gibts schon ab 18 Uhr leckeres Essen und geselliges Beisammensein; schliesslich gehts hier nicht alleine um den Film, obwohl diese auch dieses Jahr so gut sortiert sind, wie man es von einem bekannten Kulturbetrieb erwarten darf. Zum Beispiel «Gravity», das beklemmende, aber äusserst spannende Weltraumdrama mit Sandra Bullock und George Clooney, das sieben Oscars abräumte. Noch mehr fährt der Film im dunklen Nachthimmel ein, der ja immerhin das Filmset für den Streifen bietet. www.lunaopenaircinema.ch

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18. Openair Etziken 25. bis 26. Juli «Wenn in Solothurn jemand von Krokus spricht, meinen 2 von 100 die Pflanze; die restlichen 98 verstehen unter Krokus die Solothurner Rock-Legenden um Marc Storace, Chris von Rohr, Fernando von Arb, Mark Kohler und Mandy Meyer», heisst es in der Pressemitteilung des Solothurner Festivals. Das ist, wie wenn Die Toten Hosen in Düsseldorf auftreten oder früher Oasis in Manchester: ein Heimspiel. Das bedeutet: grösstmögliche Stimmung dank maximalem Fanauflauf. Doch das ist noch längst nicht alles, was Etziken dieses Jahr zu bieten hat. Am Samstag stehen unter anderem auch noch 2Raumwohnung, Bastian Baker und die «Wir sind Helden»-Sängerin Judith Holofernes auf der Bühne. Aber schon am Freitag lohnt es sich, hinzugehen – Steff La Cheffe, Pegasus, Bligg und am Schluss ein Set von Remady & Manu L. Das Festival im Wasseramt bleibt aber immer noch ein Familien-Festival, auch wenn es eine zweitägige Mega-Party wird. www.openair-etziken.ch

18. Solothurner Sommerfilme 19. bis 24. August Unter uns: Solothurn im Januar – wenn jeweils die Solothurner Filmtage sind – ist so trist wie ein Schweizer Tatort. Tatort ist Solothurn zwar auch im Sommer in Sachen Film, allerdings in schönerem Ambiente. Denn was im Januar wegen des Nebels nicht zu sehen ist, ist die prachtvolle Stadt, die zu den schönsten der Schweiz gehört. Auf der äusserst charmant gelegenen Krummturmschanze findet dieses Jahr schon zum 18. Mal das Sommer Kinofestival statt. Während der fünf Tage im August fühlt man sich dann näher dem Mittelmeer als dem Jura. Und irgendwie fragt man sich, warum man die Schweizer Filmtage nicht in den Sommer verlegt, wenn man die ganze Herrlichkeit dieser stolzen Ambassadoren-Stadt in vollem Mass geniessen kann. www.solothurn-city.ch

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Aarauer Open air Kino 15. Juli bis 24. August

Und wieder heisst es dieses Jahr auf der Pferderennbahn Schachen: Film ab! Von Mitte Juli bis Mitte August warten dort tausend Plätze auf bezaubernde Kinomomente. Auch heuer wird am Aarauer Open Air Kino auserlesene Filmkost kredenzt. Obwohl der Eröffnungsfilm «Achtung, Fertig, WK» nicht ganz den guten Geschmack trifft, halten viele Filmkritiker das Sequel der Erfolgskomödie für besser als den Vorgänger. Das liegt wahrscheinlich an Regisseur Oliver Rihs, der mit dem Independentfilm «Schwarze Schafe» oder dem ersten philosophischen Porno «Hasenhimmel» schon so Kult ist, dass ARTE bereits ein Porträt über den Schweizer Regisseur brachte. Marco Rima wird übrigens live vor Ort sein; die beste Gelegenheit also, sein Dienstbüchlein bei ihm unterschreiben zu lassen. www.lunaopenaircinema.ch

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Lost in Nature Birmenstorf 25. BIS 27. Juli

Von wegen: Drum’n’Bass und Jungle ist out. Das Open Air Festival erfreute sich in den letzten Jahren stetig steigender Besucherzahlen. Für Drum’n’Bass und Jungle braucht es auch keine dunklen Keller, es kann ebenso ein Feld in Birmenstorf sein. Hauptsache, es hat geilen Sound aus einer Top-Anlage, Visuals, Stimmung und tolle Leute. Das alles gibts am diesjährigen Lost in Nature, draussen im Birmenstorfer-Jungle: Live Acts, Zeltplatz, Bars, Food Corner, Chill-out-Tippis, und diverse Specials. Regen gilt übrigens nicht als Ausrede; die verschiedenen Floors sind überdeckt. www.lostinnature.ch

Open air Kino Schloss Hallwyl 26. Juni BIS 16. Juli

Schon seit Schulzeiten wissen wir: Das im 13. Jahrhundert erbaute Schloss Hallwyl ist eines der bedeutendsten Wasserschlösser der Schweiz. Das Schloss war seit 1265 im Besitz der Familie von Hallwyl bis es 1994 als Schenkung an den Kanton Aargau überging, der es in sieben Jahren komplett sanierte. Im Sommer wird das Schloss jeweils zur Kulisse für das jährliche Openair-Kino-Festival. Ganz besonders darf man sich auf den 15. Juli freuen, wenn der Dokumentarfilm «Mikrokosmos Gassenschau» gezeigt wird, ein Insider-Film über das grösste Outdoortheater der Schweiz: Karls kühne Gassenschau. Am 15. Juli zeigt der Regisseur Heinz Winter mit Schauspielern ein theatralisches Vorprogramm und anschliessend sein fesselndes Filmportrait. iT unes-App im www.lunaopenaircinema.ch

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Frischluftkultur Muri 15. BIS 16. August Frisch. Luft. Kultur. Der Name ist auf dem Rosshügel Programm. Über den Weiten der Felder steigt auch dieses Jahr wieder ein ausgelassenes Festival, das zum ersten Mal 2006 durchgeführt wurde. Die Outdoor-Party für die ganze Familie ist nur dank des Einsatzes eines Trägervereins möglich. Stellvertretend sei an dieser Stelle all den selbstlosen Helfern und meistens auch in Fronarbeit aktiven Organisationstalenten Dank ausgesprochen, die jedes Jahr in der Schweiz unzählige solch familiärer Festivals auf die Beine stellen. www.frischluftkultur.ch

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SOMMER 2014 | Mittelland

Die Reuss-Schlauchbootfahrt von Bremgarten nach Gebenstorf bietet die vielleicht vier schönsten Stunden des ganzen Sommers. Die Flussfahrt gehört zu den Klassikern im Mitteland und wird im Sommer zum Spielplatz unzähliger Freizeitböötler. Die Reuss ist insbesondere so beliebt, weil sie kleine, aber leicht zu bewältigende Wildwasserstellen hat und sonst einer naturbelassenen, dicht bewaldeten Uferzone folgt. Dazwischen gibt es immer wieder herrliche Bade- und Grillplätze. Wer kein eigenes Kanu oder Schlauchboot hat, kann eines in Bremgarten mieten und in Gebenstorf wieder abgeben. Kleiner Tipp: eine Kanufahrt macht auch grossen Spass bei Regen, nass wird man ja sowieso.  www.kanuland.ch

Reuss Schlauchboot

Magic Park Riedholz Es muss ja nicht immer gleich Euro-Disney oder der Europa-Park sein – für einen lustigen Nachmittag reicht auch der Magic Park in Solothurn. Auf kleinstem Raum findet sich hier auf vier Etagen eine Erlebniswelt – vom Geisterschloss über verschiedene Themenzimmer bis zum Piratenkeller. Im Aussenbereich befinden sich 12 Bahnen (unter anderem Space Tower, Piratenschiff, Bumper Boat, Miss Piggy Train, Red Baron-Flugzeuge, Tassenkarussell), ein Minigolfplatz, Spielplätze und diverse Terrassen. Vor allem die kleineren Kinder im Vorschulalter, denen die ganze Welt noch gross und bunt erscheint, haben hier eine Riesengaudi auf kleiner Fläche. www.magicpark.ch

Sauglatte Bahn im lustigen Magic Park.

Weissenstein Wanderung Der Jura-Höhenweg gehört zu den schönsten Wanderungen im Mittelland. Wer nicht vier Tage Zeit hat, die rund 60 Kilometer unter die Füsse zu nehmen, dem sei besonders die 18 Kilometer lange Wanderung von Balsthal auf den Weissenstein oder umgekehrt empfohlen. Zugegeben, der Aufstieg bis zum Höllchöpfli ist steil und braucht schon eine gesunde Kondition. Doch die Aussicht auf der Höhenwanderung durch Wälder und Weiden, vorbei an geologischen Besonderheiten, ist Lohn genug. Beim Weissenstein (1284 Meter über Meer) handelt es sich um einen der markantesten Aussichtspunkte des Juras. Die Sonnenterrasse im Solothurner Jura bietet bei schönem Wetter einen einzigartigen Blick über das Mittelland zum Alpenkranz, vom Säntis bis zum Mont-Blanc. www.wanderland.ch

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Dieses Panorama muss sich hart erstrampelt werden

Belchen-Panorama Velotour Bevor jetzt Gümmeler, die ihren Kick nur bei Mega-Passfahrten finden, über eine Tour im Mitteland müde lächeln, sollte gesagt sein, dass es sich bei der Velotour von Olten nach Liesthal um eine echte Knochenschinder-Strecke handelt. Denn die hügelige Landschaft des Ketten und Tafeljuras bietet zwar einen wunderbaren Weitblick, verlangt aber auch viele Bergfahrten, die ganz schön in die Scheichen gehen. Einfacher gehts natürlich mit einem E-Bike. Die Belchen-Panorama-Route führt über eine Länge von 45 Kilometer, wovon 6 Kilometer ungeteert sind. www.veloland.ch

Schongi-Land Jedes Kind im Mittelland kennt das Schongi-Land. Zischen Aesch und Muri, in der Nähe des Hallwilersees, liegt der Familien-Erlebnispark mit zahlreichen Attraktionen, Bahnen, Rutschen, Hüpfburgen, Fun-Sportgeräten, Überschlag-Schaukel (die einzige in der Schweiz) und einer grossen Spiel- und Action-Halle. Daneben gibts auch hübsche Weiher-Anlagen, eine uralte Mühle, handzahme Esel und ein gemütliches Beizli. Das Beste aber ist: Im Eintrittspreis von nur 20 Franken für Erwachsene und 18 Franken für Kinder ab 5 Jahren ist die uneingeschränkte Benützung der Attraktionen inbegriffen. www.schongiland.ch

Schloss Wildegg

Foxtrail Schloss Schnitzeljagd Was vor elf Jahren mit einem Abenteuer-Projekt in Thun startete, ist heute die spannendste Schnitzeljagd der Schweiz. Jedes Jahr nehmen rund 100 000 Verfolger die Foxtrail-Fährte in mittlerweile sieben Städten auf. Neu dazugekommen sind Schnitzeljagden auf drei Aargauer Schlössern: Schloss Wildegg, Schloss Lenzburg und ein ganz besonderes Wasserschloss. Die spannende Schnitzeljagd führt einen mit Hilfe von geheimnisvollen Botschaften, witzigen Rätseln und geschickten Kombinationen zu den geheimen Schlosszugängen und dann kreuz und quer durch die historisch spannenden Kulissen. Dabei erfährt man nicht nur viel über die Eigenheiten der Schlösser, sondern findet auch Orte, an die sich sonst niemand hingetraut. www.schlossfoxtrail.ch Nur eine von vielen Attraktionen im Schongiland

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SQUADRA MONDA 1/1


SOMMER 2014 | Mitteland

Top 5  Nicht verpassen!

1 Zähringer Stadt Rheinfelden Schon seit der Mittelsteinzeit vor etwa 10 000 Jahren war die Gegend um Rheinfelden besiedelt – nur wenige Kilometer davon entfernt entstand die erste römische Stadt auf Schweizer Boden. Später war die Stadt jahrhundertelang umkämpft, belagert oder verpfändet – im 17. Jahrhundert verwüsteten sogar Schweden und Franzosen die Stadt. Mit der Entdeckung reicher Salzvorkommen kam 1844 der wirtschaftliche Aufschwung. Noch heute zeugen die Salinen von jenen Tagen. Aber auch ein Sightseeing durch die autofreie, historische Altstadt ist nur zu empfehlen. Dabei erfährt man zum Beispiel, warum die Turmuhr am Oberturm seit dem 17. Jahrhundert stets sieben Minuten vor geht. www.tourismus-rheinfelden.ch

2 Schloss Habsburg Die Habsburg ist mehr als eine Trutzburg im Kanton Aarau. Von hier aus entstand ein Imperium, um nicht zu sagen ein Weltreich. Die zwischen 1020 und 1030 erbaute Burg war der Aargauer Dynastie schon im 13. Jahrhundert zu klein und zu wenig repräsentativ. Heute ist die Habsburg ein Ort, an dem die Geschichte neu erlebt werden kann. So gibt es auf dem Habsburger Königsweg die Geschichte der Habsburger zu

begehen, aber auch Ausstellungen über den Alltag in der Burg sowie die Siedlungsgeschichte der Region. Natürlich gibt es auch ausführliche Informationen über die einzelnen Gebäude und Bauphasen der Burg. Wenn nach so viel Geschichte der Kopf qualmt, kann man ihn beim herrlichen Rundblick in die Landschaft – vom Berner Oberland bis in die Ostschweiz, in den Jura und den Schwarzwald – auslüften lassen. www.ag.ch

3 Schlafen wie die Römer Vor 2000 Jahren schlugen in Vindonissa rund 6000 Legionäre ihr Lager auf und bereiteten sich hier auf ihre Einsätze vor. Heute erinnern zahlreiche Fundstücke und Ausgrabungen an den historischen Ort – unter anderem die einzige bis heute funktionierende Wasserleitung nördlich der Alpen. Auf dem Legionärspfad lässt sich die Geschichte des einzigen römischen Legionslagers in der Schweiz authentisch erleben. Unter realen Bedingungen lässt es sich im original nachgebauten Römerlager Contubernia sogar leben wie vor 2000 Jahren. Wer hier übernachtet, bereitet mit einer Römerin oder einem Legionär eine original römische Mahlzeit zu, die man dann unter freiem Himmel geniessen kann. Ausserdem kann man die Kampftechnik und die Spielkunst der Antike kennenlernen. Am Abend, am Lagerfeuer, hört man spannende Geschichten aus dem Legionsalltag. Geschlafen wird original römisch auf einer mit Stroh gefüllten Leinenmatratze. Der neue Tag beginnt mit einem Römer-Frühstück aus selbst gebackenem Brot, Milch, Honig und Früchten. www.vindonissapark.ch

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Vollmond-Kanufahrt auf dem Hallwilersee Natürlich kann man auch tagsüber auf dem Hallwilersee Kanu fahren. Zum Beispiel quer über den See zum kleinen Delta zu einem der lauschigen Grill- und Badeplätze. Ein ganz besonderes Erlebnis ist aber eine Kanufahrt bei Vollmond, wenn er romantisch auf den See scheint und man still über den Hallwilersee gleitet. Es gibt geführte Mondschein-Touren ab Beinwil am See. An drei Daten im Sommer werden diese Vollmondfahrten angeboten – inklusive Bootsmiete, Schwimmwesten, Tourleitung, warmes Getränk und Imbiss. www.momo-erlebnisse.ch 13. Juni, 10. August, 9. September

5 Helikopter fliegen Ein Helikopter-Rundflug ist nach wie vor etwas, das auf jede Bucket-Liste gehört. Ob nun ein Jura-Rundflug zu einem Berg-Beizli, ein Alpenrundflug mit Zwischenlandung oder ein Ausflug ins Emmental, wo man direkt neben einer Blockhütte landet, in der eine Zwischenverpflegung wartet. Doch das alles ist nichts im Vergleich dazu, den Helikopter selbst zu steuern. Der Schnupperflug beginnt am Boden mit einer kurzen Einweisung. Danach steigt man selbst ins Cockpit und erlebt das Helikopterpilot-Gefühl hautnah. Unter Aufsicht eines Fluglehrers kann am Doppelsteuer der Helikopter selber geflogen werden. www.heli-west.ch

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SOMMER 2014 | Nordwest

Kein Szenenbild aus «Avatar», sondern bezaubernde Realität des Jura.

Highlight

!

Creux-du-Van  In einer gerechten Welt würde der Talkessel im Jura in einer Kategorie rangieren mit dem Grand Canyon oder den Victoriafällen. In einer realistischen Welt wäre er dann aber wohl von Reisebussen, Amateurfotografen und Souvenirshops überflutet. Und dass er das nicht ist, macht genau den Reiz dieses faszinierenden Naturspektakels aus.

Basel und Nordwestschweiz Die Chemie stimmt Klar, Basel steht für seine weltweit operierenden Phar-

Tattoo unter dem freien Himmel des Kasernenhof so-

maproduzenten. Basel steht für die Hochburg des natio-

wie die inzwischen sogar nach Miami exportierte

nalen Fussballs. Basel hat die Fasnacht und den «Daig»

Kunstmesse Art mit globalem Renommee sind nur die

und fabriziert so trockene Honigplätzchen, dass einem

bekanntesten Exponenten: Allein in der Stadt Basel

ohne ein Glas Milch dazu der Erstickungstod droht. Wo-

selbst finden den Sommer über wahrscheinlich mehr

mit die drei Stereotype abgehandelt wären. Und die

Rock-, Pop- und Electrokonzerte statt als andernorts in

Bühne frei wäre für die wahren Vorzüge dieser vielseiti-

allen anderen Kantonen zusammen.

gen, dynamischen Stadt, die irgendwie dauernd in Bewegung bleibt. Fast wie das Wasser des Rheins, der sie

Aus still gelegten Industriebrachen an der Schwelle zu

gleichzeitig durchschneidet und vereint.

Frankreich spriessen des Weiteren innovative Projekte der engagierten Jugend oder Junggebliebenen: ein Ska-

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Kultur und Kunst etwa wird in Basel grösser geschrie-

terpark hier, eine in einem Container einquartierte Bar

ben als anderswo. Das Marschmusik-Megaspektakel

(sogenannte Buvette) dort, ein Electro-Club gleich da-


Rhein ins Stadtleben: Dämmerung über Basel Stadt.

Basel behauptet seinen Platz im Rampenlicht der europäischen Bühne. Das hat bei weitem nicht nur mit den Champions-League-Auftritten seiner Fussballer oder den Pillen seiner Pharmaunternehmen zu tun. Der Multikulti-Meltingpot am Dreiländereck vereint Attraktionen a Gogo. Und hat dabei die Wildnis gleich vor der Türschwelle.

zwischen… Was den provisorischen Charme der Alter-

irgendwann in den Sechzigern zum Stillstand gekom-

nativkultur angeht, hält Basel problemlos mit den gän-

men zu sein – oder begann irgendwann wieder rück-

gigen Millionenstadt-Kreativmetropolen mit. Nur kann

wärts zu laufen.

man sich dort kaum ohne Hautausschlag im Flusswasser tümmeln, was in Basel (zumindest vor dem Areal

Vorwärts laufen dafür die berühmten Pferde, auf deren

des Rheinhafens) dagegen problemlos möglich ist.

Rücken geübte (oder waghalsige) Ausflügler über die sattgrünen Hügel galoppieren. Und dahinter, in den Tie-

Der scharfe Kontrast zur kosmopolitischen Mini-City

fen seiner Talkessel, Wälder und Schattenhängen, hor-

folgt nur wenige Bahn- oder Autominuten entfernt: der

tet der jüngste Kanton der Schweiz mystische Legen-

Jura überrascht mit einer Weite und Wildnis, wie man

den. Jene der Grünen Fee, dem lange Zeit verbotenen

sie in den engen Landesgrenzen kaum für möglich hiel-

Anisschnaps, ist nur eine davon.

te. Bauernhöfe, Alpaufzüge, kopfsteingepflasterte Dörfchen – an manchen der Käffer scheint der Lauf der Zeit

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SOMMER 2014 | Nordwest

BASEL TATTOO 18. bis 26. Juli Wenn irgendwer von Tuten und Blasen eine Ahnung hat, dann die Drahtzieher hinter dem Militärmusikgipfel im Hof der Alten Kaserne zu Basel. Das weltweit zweitgrösste Freiluftspektakel seiner Art jagt nicht nur den eingesessenen Silberrücken des Armeestabs eine Gänsehaut über die Wirbelsäule, sondern selbst dem eingefleischten GSoA-Aktivisten: minutiös choreografiert marschieren die Orchester samt Pauken und Trompeten durch die Arena, defilieren herrlich gestriegelte Pferde. Abteilungen aus der ganzen Welt interpretieren royale Königsmärsche, schottische Highland-Klänge sowie die grössten Hits aus den Pop- und Rockannalen. Das Basel Tattoo sprengt Grenzen – auch räumlich: Die Parade durch die Innenstadt ist fester Bestandteil, seit 2013 organisiert es sogar einen Mini-Ableger im deutschen Freiburg im Breisgau. 120 000 Zuschauer verfolgen den Event jedes Jahr als Live-Publikum, fast eine halbe Million schaltet jeweils zur TV-Übertragung zur Primetime zu. Auf diesem Weg strahlt die Faszination Basel Tattoos sogar bis in die hinterste Ecke der Schweizer Wohnzimmer. www.baseltattoo.ch

Den Gripen hat das Volk abgelehnt, für Militärmusik ist es aber gern zu haben.

Im Fluss  Festival  29. 7.– 16. 8.

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Er wäre «scho gäng gern e Fischer gsi». Das singt Büne Hüber – Frontmann der Berner Kultband Patent Ochsner – in einem seiner Evergreens. Ein wenig ging jener Traum im vergangenen Sommer in Erfüllung: «Romantisch, lustig, leidenschaftlich», solche Worte wählt der Rockpoet als Beschreibung für das Konzert im Rahmen des Basler Festival Im Fluss. Dort stöpseln die Bands ihre Gitarren nämlich auf einem vor dem Oberen Rheinweg festgezurrten Floss ein, das im Jahr 2000 vom Stapel gelaufen ist – und seitdem zum Sommer am Dreiländereck gehört wie die Schnitzelbänke zur Fasnacht. Abend für Abend verursacht es wahre Volksaufmärsche, insgesamt 50 000 Zuschauer wohnten den 17 Shows im vergangenen Jahr bei, von den Stufen am Ufer aus, von der nächsten Brücke – oder gleich während des erfrischenden Flussbads in der Abenddämmerung. Und sie gingen jeweils nicht heim, bis der letzte Ton verklungen war und der von Huber ebenfalls beschworene Honigmelonenmond hoch am Himmel stand. www.imfluss.ch

PURE RUM. NOTHING ELSE. MAI TAI 70

5 cl Rum Coruba N.P.U., 2 cl Orangenlikör, 1 cl Limettensaft, 1 cl Mandelsirup, 1 cl Zuckersirup

st ir it u p. www.rumcoruba.com

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13.8.– 17. 8.

ROck oz arenes

Vielleicht riecht er etwas komisch. Doch sterben wird der Rock wohl kaum in absehbarer Zeit. Im Rampenlicht der grossen Festivals gehören neben der Stromgitarre jedoch die Turntables längst mit zum Standard-Inventar. Auch am wohl schönsten Openair der Schweiz.

Den Braten des Techno-Trends hat man in den Büros des Rock oz Arènes gerochen – und entsprechend angerichtet. Die Arena und der Name der sommerlichen Konzertreihe im römischen Amphitheater sind geblieben. Der Rahmen jedoch hat sich dem Zeitgeist angepasst und so vibrieren die antiken Pflastersteine heuer zum Beatgetöse der Elite-DJs. Vergangenes Jahr führte Branchenkrösus David Guetta höchstpersönlich die Vertreter seiner Gilde an, 2014 trumpft die Electrofraktion mit süttigheissen Eisen wie Hardwell, Jay Hardway oder Mercer auf. Die haben vielleicht noch nicht alle den Megastar-Status (und die Stundenlöhne) eines Guetta, geniessen dafür Underground-Credibility und haben garantiert ebenfalls das eine oder andere potentielle Hit-Ass im Ärmel. Apropos Ärmel: Handgestrickte Musik hat natürlich nach wie vor genauso ihren Platz. Mit der Beatpunkerin Patti Smith beehrt am 14. August eine Grande Dame das malerische Städtchen, für die der Begriff «lebende Legende» noch eine Untertreibung ist. Dem Spirit der Seventies haben sich auch Airbourne verschrieben, wenn auch eher der blues-schweinerockigen Ecke von AC/DC und Co., dargeboten mit jugendlichem Esprit. Eine zur Band gewordene Faust in die Fresse! www.rockozarenes.ch

Hot Dogs, hot Rods,

OPENAIR BASEL

15. und 16. august

Das Kulturschaffen am Rheinknie glänzt konstant mit seiner Improvisationskunst. Dabei meinen wir jetzt nicht einmal primär die Jam-Sessions der hiesigen Gitarristen, sondern vor allem das Finden und Ausbauen der Infrastruktur jener Schauplätze, an denen diese Sessions, Partys oder Events dann steigen. Der Hof der Alten Kaserne etwa wird für zwei August-Abende zur imposanten Freiluft-Konzertarena umfunktioniert. Innovationsgeist legen die Ausrichter des fünften Openairs Basel des Weiteren auch in der Zusammenstellung des Programms an den Tag – statt zum fünfzigsten Mal die immer gleichen Recken aufzubieten, spielt der Engländer Electrofolker Fink einen exklusiven Gig in der Deutschschweiz – sowie in der Nachhaltigkeit. Letztere begleitet einen sogar beim Gang an den Merchandise-Stand, wo zu Gunsten der NGO Viva con Agua von Künstlern eigens entworfene Shirts und Bags zum Verkauf stehen.

www.openairbs.ch

DRIVE-IN CINEMA PRATTELN

Freiluftkino American Style

4. Juli bis 2. August

In den Kneipen düdeln die «Tetris»-Spielautomaten, auf den Köpfen thronen Föhnfrisuren, im Radio läuft Jackos «Thriller». Und wer ein Mädchen abschleppt, fährt mit diesem zum Knutschen ins Autokino. Jawohl, wir schreiben die Achtzigerjahre. Zu einer kleinen Retro-Zeitreise dorthin lädt ab 4. Juli das Drive-In-Cinema auf dem Prattler Sprisse-Areal, nahe der Autobahnausfahrt. Servicepersonal auf Rollschuhen liefert das Popcorn direkt an die Fahrertür, der Soundtrack läuft über Bordradio. Und abgelassen werden Filme aus der Klassiker-Kiste, nicht nur jener Hollywoods. Da poliert Wachsoldat «HD Läppli» wieder einmal seine schwarzweissen Stiefel und den Zwirbelschnauz, da pustet «Der Postmann» den Staub von seiner Mütze und die Gremlins spitzen wieder einmal ihre Fangzähne. Noch nicht ganz so viele Jahre auf dem Buckel, dafür allemal das Zeug zum Kultstreifen hat jenes Werk, das vielleicht besser als jedes andere in ein Autokino passt: «Drive», der Durchbruch von Ryan Gosling aus dem Jahr 2011.

www.cinema-drive-in.ch

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SOMMER 2014 | Nordwest

CREUX DU VAN TOUR Vergessen Sie den Grand Canyon, den Kilimandscharo und das Matterhorn sowieso. Der einzige Grund, warum die Creux du Van nicht sämtliche Postkarten aus der Westschweiz ziert, ist jener, dass ein bedrucktes Stück Karton diesem Wunder der Natur nie gerecht werden könnte. Senkrecht fallen die bis 160 Meter hohen Karstklippen ab, rahmen eine vier Kilometer lange Felsenarena ein. Im Talkessel spriesst eine frühmorgens von Nebelschwaden umgarnte arktisch-alpine Flora, die einen rätseln lässt, ob das jetzt nach Norwegen oder eher nach Südstaaten aussieht. Das 25-Quadratkilometer-Schutzgebiet dient Luchsen als Jagdrevier, Gämse und Steinböcke kraxeln auf den Vorsprüngen umher. Und gelegentlich eben auch eine Gruppe Zweibeiner, die von Noiraigue aus mit dem E-Bike in gut 90 Minuten umwelt- und kraftschonend herangerollt sind. Und denen vor lauter Staunen glatt die Kinnlade auf die Lenkstange runterfällt.

Überragend: der Talkessel hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

www.myswitzerland.com

DURCH DIE SCHLUCHT DER ORBE

PILGERWANDERUNG INS LAUFENTAL Nicht gerade ein Kinderspiel, aber eine faulpelz- und familienfreundliche Wanderroute führt über den einstigen elf Kilometer langen Pilgerweg vom Bahnhof Flüh im Leymental hinauf nach Mariastein und hinüber nach Laufen. 500 Höhenmeterchen sind beim Bezwingen des Hügelrückens des Blauen zu meistern. Und die Route ist so gut ausgeschildert, dass der Wandervogel seine ganze Aufmerksamkeit dem Panorama sowie den Sehenswürdigkeiten unterwegs widmen kann. Neben der Wallfahrtskapelle St. Anna sei an dieser Stelle besonders das Benediktinerkloster Mariastein erwähnt, ein Überbleibsel aus dem 17. Jahrhundert. Sowie die drei Tore und die 400 Meter erhaltene Stadtbefestigung im Zielort im Laufental, wo man nach rund dreieinhalb Stunden ankommt. www.wanderungen.ch

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In bilderbüchischer Idylle dösen die Häuser von Orbe an der Peripherie einer weiten Ebene im Hinterland von Yverdon Les-Bains vor sich hin, um die der gleichnamige Fluss eine elegante Schlaufe zieht. Aber Achtung – im Verborgenen liegt die Kraft. «Naturgewalt» – kaum ein anderes Wort beschreibt so treffend, was die sonst so sanfte Orbe in der Schlucht anstellt, die sie beharrlich in den Berg geschnitzt hat. Hier donnert das Wasser in einer Lautstärke seinem Lauf entlang, dass daneben manche Technoparty wie ein Kindergeburtstag daherkommt. Es drängelt sich durch enge Spalten, rast gnadenlos durch Stromschnellen, prallt an schroffen Felsklippen ab – und stürzt über teils mehrstufige Wasserfälle, von denen jener bei Saut du Day wohl am meisten Eindruck zu schinden vermag. Um der Orbe zu folgen, wandert man auf 16 ruppigen Kilometern nach Vallorbe. Auf einem Pfad, der zum Teil so nah am Wasser liegt, dass einem die Gischt der wilden Orbe den Nacken benetzt – der aber auf anderen Teilstücken oberhalb des Flussbetts fast schon tollkühn in den Fels gemeisselt ist. www.wanderungen.ch


VELOWEG JURAROUTE Ordentlich zu beissen kriegen Velofahrer, welche die süssen Früchte der Juraroute geniessen wollen. Doch die 280 Kilometer, welche das Rheinufer in sechs Etappen mit jenem des Lac Léman verbinden und dabei über giftige 4500 Höhenmeter von Basel nach Nyon klettern, sind die sauren Waden und die muskelgekaterten Oberschenkel wert. Die bargeldlose Rückvergütung erfolgt etwa beim Traversieren einsamer, tannenbestandener Hochebenen, die sich irgendwie der Zivilisation entzogen zu haben scheinen. In die Pedale tritt man zum Soundtrack gurgelnder Grenzbäche in den Tobeln und dem Zirpen der Libellen in den Hochmooren. Unterwegs laden das Uhrenmekka La Chaux-de-Fonds im kargen Hochland, das erfrischend kühle Wasser des Lac de Joux oder die erhabene Stille in der Wildnis des Parc Jurassien Vaudois dazu ein, dem Hintern eine Pause im Sattel zu gönnen. www.veloland.ch

Das Flaggschiff der Basler Badekultur.

RHYBADHYSLI SANTIHANS Um ein Haar wäre es dem Rhybadhysli, wie die Basler die historische Badeanlage St. Johann nennen, an den Kragen gegangen: Ihr Abriss war im Stadtparlament in den Siebzigern schon beschlossene Sache. Ein Kollektiv aufgebrachter Stammgäste stemmte sich dagegen – und behielt am Schluss die Oberhand, womit das 1886 errichtete Flaggschiff der Basler Badekultur bis zum heutigen Tag erhalten bleibt. Tatsächlich gemahnt die Form der Anlage übrigens an einen Schiffsrumpf. Erst recht, seit eine Fahnenstange und ein Anker das kultige Bad am abschüssigen Rheinufer schmücken. Ein Teil der eingeschworenen Gästegemeinschaft – zu ihr gehört unter anderem der Schriftsteller Christoph Mangold – liebt seinen Santihans derart heiss, dass er selbst an bitterkalten Wintertagen herkommt: Im Herbst 2014 soll in der Herrengarderobe die Saunakabine «Schwitzhysli» entstehen. Und die ganz Hartgesottenen treffen sich selbst im Januar täglich zum Winterschwimmen vom Fährensteg der Klingeli zur Treppe des Rheinbads, wo freilich nicht einmal die Garderoben geheizt sind. www.rhybadhysli-santihans.ch

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SOMMER 2014 | Nordwest

Die Schweizerische Post offizielle Vorverkaufsstelle Gut zum Druck:

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270.20 de (214320) 02.2014 PV

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Die Schweizerische Post ist offizielle Vorverkaufsstelle für Tickets von Ticketcorner, Starticket, Ticketportal und Ticketino. Tickets und Veranstaltungstipps erhalten Sie in jeder Poststelle mit Ticketvorverkauf. Veranstaltungsangebot: • Classic/Musicals • Jazz/Blues/Funk • Pop/Rock • Festival/Openair • Folklore/Gospel • Show/Theater • Clubs/Party • Sport • Specials • Zirkus

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natürlich bei der Post. post.ch/tickets


FOREST JUMP

JURAWANDERUNG PORRENTRUY-ST. URSANNE Die Atmosphäre in den Gassen des antiken Zentrums von Porrentruy macht Lust auf mehr. Was sich vorzüglich trifft, denn der Altstadtbummel lässt sich problemlos erweitern. Genau genommen um knapp 16 Kilometer, zur ersten Etappe des Trans-Swiss-Trails. Diese führen aus dem Bezirkshauptort über sattgrüne Weiden in die gottverlassenen Wälder, die wie auf dem Grat des Jura spriessen. Und von dort geht es dann nur noch begab – wörtlich! Beim Abstieg in die szenische Schlucht, welche der Grenzfluss Doubs in Jahrtausende langer Arbeit in die Karstfelsen geschliffen hat. Nach knappen fünf Stunden erreicht man so das Bijou von einem Rastplatz, St. Ursanne. Wer dort verschnauft, füllt seine Lungen mit einem Hauch von Mittelalter: Das vorzüglich erhaltene und gepflegte Städtchen erweckt den Eindruck, eine Zeitmaschine habe einen soeben in der Epoche der Kreuzritter, Könige und Klosterbrüder ausgespuckt.

Ein wenig DschungelFeeling mitten in den Wäldern des Jura: Zwischen den mächtigen Tannen des Seilparks Forest Jump hangeln die Sportsmänner und -frauen hoch über dem Boden hin und her. Lianen, Seilbrücken, sogar eine zirkusmässige Velofahrt auf einem gespannten Schiffstau – die nach Filmhelden wie Tarzan oder Robin Hood benannten Parcours in Les Prés d’Orvin bieten Stunts, bei denen selbst Sylvester Stallone weiche Knie kriegt. Mit dem «Pinocchio» ist allerdings auch für den Nachwuchs eine adäquate Kletterpartie vorhanden. Und selbst Höhengeängstigte können sich zwischen den Wipfeln des Berner Jura den Nachmittag vertreiben. Etwa auf der Slackline, im angrenzenden Bisonpark oder beim Bogenschiessen. Oder indem sie an einer der Feuerstellen schon mal die Glut für die hungrigen Kletteraffen anheizen. www.forestjump.ch

www.wanderland.ch

Gegen die Wand:

MOUTNAINBIKE-TRAIL CHASSERAL-WEISSENSTEIN

die schroffen Klippen am Chasseral.

Es sind diese Tage… Wenn der Biswind sämtliche Nebelschwaden wegfegt und im helvetischen Luftraum für kristallklare Verhältnisse sorgt. In diesen Zeiten gehört die Biketour von Neuenburg nach Solothurn mit Garantie zum Atemberaubendsten, was das Veloland Schweiz zu bieten hat. Und das nur in zweiter Linie wegen des Aufstiegs vom Neuenburgersee über den Hausberg Chaumont bis auf den 1607 Meter über dem Meeresspiegel ragenden Chasseral. Sondern primär wegen dem, was sich dem Blick auf dem Kamm der südlichen Jurakette präsentiert: Da schweift der Blick quer über das Mittelland, streift die in der Sonne glitzernden Seen und den Ballungsraum Bern, reicht bis zu den vom ewigen Schnee bedeckten Alpengipfeln. Und als kleine historische Zugabe passieren die 87 Kilometer auf dem Col de Pierre Pertuis einen natürlichen Felsentunnel, den schon die Römer rege genutzt haben. www.mountainbikeland.ch

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SOMMER 2014 | Nordwest

Top 10  Nicht verpassen! 1

10 Meilen Laufen Keine Regeln, keine Linien, bloss zwei Füsse und ein Ziel – Laufen ist der unkomplizierteste Sport überhaupt. Und die Ortschaft Laufen im Baselbiet schon allein des Namens wegen privilegiert dafür. Besonders zum Volkslauf Ende Juni. Dessen 10-Meilen-Rundkurs (etwas über 16 Kilometer) zieht eine Schlaufe via Brislach zum Flussbett der Birs und zurück nach Laufen, unterwegs stellen sich dem Feld zwei bewaldete Hügel in den Weg. Über vier Meilen führt ein abgespeckter Track, dazu startet eine Piccolo- sowie eine Kinder- und Jugendkategorie auf dem 2-Kilometer-Circuit durch die malerische Altstadt. Ach ja, erstmals rühmt sich Laufen 2014 als Austragungsort der landesweiten Bewegungsinitiative «I’m Fit». 21. Juni www.10meilen.ch

2

laide und Christophe Chapatte vom Landwirtschaftsgut Ecurie Double C im Weiler La Chaux-de-Breuleux zu einem besonderen Projekt veranlasst: Sie organisieren drei- bis fünftägige Abenteuertrekks, im Sattel durch die «Prärie»! Gekocht wird am Lagerfeuer, geschlafen im Tipi, im Heuschober oder auch einfach so unter den Sternen. Und Zähneputzen, nun ja, im Wilden Westen muss man halt Prioritäten setzen. www.ecuriedoublec.ch

3

PAPILIORAMA Tausendundein Sommervögel flattern dem Besucher um die Ohren, im neuen Papiliorama von Kerzers (jenes in Neuenburg brannte 1995 aus). Ganze 60 Arten versammeln sich in der Urwald-Fauna unter der Kuppel des treibhausartigen Amphitheaters von 40 Metern Durchmesser. Und das selbst dann, wenn es draussen Bindfäden sträzt. Vampire und menschliche Nachtschattengewächse verkriechen sich derweil ins Nocturama. In dieser weltweit einzigartigen Konstruktion herrscht tagsüber Vollmond-Stimmung, wodurch man zu helvetischen Bürozeiten die nachtaktive Fauna der tropischen Regenwälder beobachten kann: Gürtel- und Faultiere, Nachtaffen, ja sogar richtig fette Anakondas. www.papiliorama.ch

5

PORT LAND Ein wenig Nostalgie hängt in der Luft, während des Abrisses der Blackcrossbowl, dem Basler Skatertreff auf dem NT-Areal. Die schwingt aber bald über in einen Orkan der Begeisterung für den im Frühling 2013 eröffneten Rollbrett-Park Port Land. Für das Projekt auf der stillgelegten Industriebrache am Klybeckquai generierten die Initianten via der Plattform Wemakeit.ch über 10 000 Franken. Investiert wurden diese unter viel Schweiss und Schmerz in eine 400-Quadratmeter-Betonschüssel, ausgestattet mit diversem Schnickschnack für halsbrecherische ActionStunts. www.portlandbasel.blogspot.ch

SPAZIERRITT VIQUE - REBEUVULIER Was der Fiat Uno in den Gässlein von Rom, das sind die Freiberger für die Hügel der Nordwestschweiz. Die für die Region typische Pferderasse ist und war schon immer auf dem engmaschigen Netz von Reitwegen das authentischste Fortbewegungsmittel. Vom gemütlichen Sonntags-Kurztrip bis zu anspruchsvollen Tagesritten (inklusive Bauern-

TREKK ADENVURE ECURIE DOUBLE C

hoferfahrung auf dem Gut Ferme sur Mont der Familie Schläppy-Monnier) sowie allem dazwischen reichen die Möglichkeiten in der wilden,

Wenn Kroatien für die Verwirklichung von Cowboyphantasien taugt (Stichwort: Winnetou), dann der Jura erst recht! Nicht nur, weil er näher an Amerika liegt. Die Fortbewegung hoch zu Ross gehört in den wilden Hügeln so selbstverständlich zur Tagesordnung wie das Zähneputzen. Was Adé-

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weiten Weidenlandschaft zwischen Vicques und Rebeuvulier.

4

www.juratourisme.ch


6

schliessen erst um 20 Uhr – an gewitterfreien Hundsabenden. www.ville-fribourg.ch

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im beleuchteten Giga-Becken offen. Das Angebot in der kaum hundert Meter von der französischen Grenze entfernt liegenden Anlage hat sich in den vergangenen Saisons zum Renner entwickelt – und wird 2014 traditionsgemäss weitergeführt. www.ed-bs.ch

10

KÄSEBLÜMCHEN DREHEN Also nehmen wir den Mönchskopf, spiessen ihn auf den Stift in der Mitte der Girolle und raspeln dem Kerl nach und nach das Fleisch ab… Stimmt, klingt wie der Bericht eines Folterknechts aus dem Mittelalter. Doch in Tat und Wahrheit funktioniert so die fachgerechte «Zubereitung» des Halbhartkäses Tête de Moine. Die Spezialität aus dem Berner Jura – genauer: aus dem Kloster von Bellelay – wird nicht in Scheiben geschnitten, sondern mit beschriebener Technik zu Rosetten gedreht, wodurch sein rezenter Geschmack besonders intensiv am Gaumen kitzelt. Ausprobieren! www.tetedemoine.ch

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VELOTOUR IM SAANELAND Gebackenen Egli aus dem Murtensee schlemmen. Erfrischungsbad im Lac de Gruyère. In Broc die dort hergestellte Schokolade naschen. Im Schloss Erlach die Burgfräuleins bezirzen. Ja, all das ist möglich. Wenn Sie dazwischen ordentlich in die Pedale treten. Auf dem Veloweg, der in vier Tagesetappen von Bex im Rhonetal nach Erlach durch das Saane- und Freiburgerland führt. Schroffen Kalksteinklippen am Saaneufer entlang und über die kolossale Radbrücke des Broye-Kanal ins Gemüseland. Womit schon mal angedeutet wäre, was als Beilage zum Egli auf den Teller kommt. www.veloland.ch

So ein wenig Rebellion hatten die vom Rest des Landes gern als Hinterwäldler verschrienen Jurassier schon immer im Blut. Respektive, spätestens nach dem zweiten Gläschen Absinth. Fast ein Jahrhundert lang stand das unverschämt alkoholhaltige «Lebenselixier» aus dem Valde-Travers auf der Verbotsliste, bis es das Gesetz im Frühling 2005 rehabilitierte, sprich aus der Illegalität befreite. Infotafeln, Läden, kleine Museen und natürlich degustationsfreundliche Brauereien säumen heute die einstige Schmuggelroute, auf welcher die «Grüne Fee» unter dem Deckmantel des Schweigens samt ihrem Mythos während der Mini-Prohibition nach Frankreich auswanderte. www.routedelabsinthe.com

BAINS DE LA MOTTA Raucht den Studenten der örtlichen Hochschulen an schwülen Nachmittagen der Kopf vor lauter Prüfungsstress oder geraten die Gemeindearbeiter an Hundstagen ins Schwitzen vom Rauf- und Runtersteigen der steilen Fribourger Altstadtgassen, führt ihr Ausweg an die Kasse des Bains de la Motta. Das Bijou unter den Schweizer Freibädern lockt mit seiner Architektur im klassizistischen Stil aus dem vorvergangenen Jahrhundert sowie mit sämtlichen zu wünschenden Annehmlichkeiten. Bis tief in den Abend hinein: Seine Pforten

VAL-DE-TRAVERS

9 Vollmondschwimmen im bachgraben Wenn der Mond voll ist, dann ist es auch das Basler Freibad am Bachgraben. Jawohl, zu nachtschlafender Stunde! Während der Vollmondnächte im Juli steht das grösste nicht an einem Gewässer liegende Freibad der Schweiz der baselstädtischen Allgemeinheit zum Vollmondschwimmen

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SOMMER 2014 | Genfer See

Region LémAn Rosinenpicker und Perlentauscher Mehr Meer, dafür müssen Sie schon an den «echten» Strand fahren.

Doch anders als an der Côte d’Azur oder der Costa Brava müssen Sie auf dem Weg zum hochsommerlichen Bad im grössten Binnensee Europas keinen Hürdenlauf über Leiber eingeölter Pauschaltouristen vollführen. Und lehnen im Liegestuhl zurück, ohne sich vor heranfliegenden Volleybällen zu fürchten.

Da können sie anderswo noch hundert Hafenkräne an

Einmal-quer-durch-Europa-Reise. Knapp 200 000 Ein-

ihre Flüsse stellen: So viel Ozean-Atmosphäre wie am

wohner, aber das Flair einer Weltstadt – Kunst, Genuss,

Lac Léman bringt keine andere Region der Schweiz hin.

Shopping, Mediterrané, alles in Spazierdistanz.

Das fängt schon in Montreux an. Mit seinem Casino,

Derweil im Hinterland des Lac Léman, quasi dem «Mit-

den Fünfsterne-Hotels, den Prunkvillen in den Hügeln,

telmeer der Romandie», sich die Abhänge schroff

der Promenade am Ufer und den darauf flanierenden

dem stahlblauen Himmel entgegenrecken. Ein

VIPs verströmt der Kurort einen Hauch von Monaco, in-

Shangri-La für Bike-Fanatiker und Bergläufer,

mitten der Rebberge. Nur dass der Soundtrack hier bes-

Wanderer und Weinliebhaber. Sowie alle,

ser ist: Das Jazzfestival, seit Jahr und Tag eine Instituti-

welche gleich mehrere dieser Vorlieben

on der Popkultur, fährt 2014 einmal mehr ein Bollwerk

in sich vereinen. Denn nach der Trotti-

von einem Programm auf, ein genreübergreifendes

net-Kamikazefahrt von Les Diable-

zweiwöchiges

rets das Gemüt mit einem Glas

Wer-hat-noch-nicht-wer-will-nochmal

der Topstars von heute, morgen und in alle Ewigkeit.

vom Wirt gekelterten Weisswein in der Abendsonne abzukühlen,

Eine Brise von Nizza dagegen bauscht die Segel der

oder zum Spaghettiteller vor

Yachten an den Quais von Lausanne – Ouchy, Bellerive,

der Escalade in Genf einen fei-

Vidy... Mit dem feinen Unterschied, dass die Damen hier

nen Roten vom Winzer aus

keine Schönheitschirurgen brauchen. Dank der steilen

der Region zu degustieren,

Gassen, so die Legende, hätten die Lausannerinnen die

das gehört zur Erfahrung

schönsten Beine weit und breit. Die quicklebendige

Westschweiz wie die Pa-

Mini-Metropole vereint überdies auf engstem Raum

parazzi zu Cannes.

Bourgeoisie und Bohème, Nobelrestaurants mit Wasseranstoss und Studentencafés mit Bier und Latte zu Discountpreisen. Und natürlich Genf, zweitgrösste Stadt des Landes im südwestlichsten Zipfel. Finanzplatz, Sitz internationaler Organisationen – und Etappenziel so ziemlich jeder

Robin Thicke wirft sich zum Jazz Festival in Schale.

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Highlight

!

Fête de la Musique Wahnsinnig lebendig: Das sonst so hüftsteife Genf bleibt während der Fête de la Musique drei Tage wach. Die längsten drei des Jahres – das Stadtfest zu Mittsommer verwandelt die ganze City in ein Tollhaus der Musikanten und Artisten.

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Luna Open Air Cinema 2014 Datum

Ort

Standort

Web

Hauptsponsor

Deutschschweiz 24. Juni bis 20. Juli

Kreuzlingen

Hafenareal

www.lunaopenaircinema.ch

26. Juni bis 16. Juli

Seengen

Schloss Hallwyl

www.lunaopenaircinema.ch

2. bis 26. Juli

Frick

Fricks Monti

www.lunaopenaircinema.ch

2. Juli bis 2. August

Zofingen

Gemeindeschulhaus

www.lunaopenaircinema.ch

7. Juli bis 7. August

Murten

Am Stadtgraben

www.lunaopenaircinema.ch

7. Juli bis 14. August

Zug

Seepromenade

www.lunaopenaircinema.ch

9. Juli bis 17. August

Luzern

Aula Alpenquai

www.lunaopenaircinema.ch

10. Juli bis 17. August

Arbon

Quaianlagen

www.lunaopenaircinema.ch

11. Juli bis 10. August

Wohlen

Kantonsschule

www.lunaopenaircinema.ch

12. Juli bis 3. August

St. Gallen

Im Kantipark

www.lunaopenaircinema.ch

15. Juli bis 24. August

Aarau

Pferderennbahn Schachen

www.lunaopenaircinema.ch

19. Juli bis 11. August

Gelfingen

Schloss Heidegg

www.lunaopenaircinema.ch

21. Juli bis 14. August

Uster

Reithalle Buchholz

www.lunaopenaircinema.ch

23. Juli bis 10. August

Weinfelden

Sportwiese bei der Badi

www.lunaopenaircinema.ch

18. bis 23. August

Brig

Stockalperpalast

www.lunaopenaircinema.ch

23. Juni bis 17. Juli

Martigny

Amphithéâtre

www.lunaopenaircinema.ch

17. Juli bis 19. August

Fribourg

Le Belluard – Bollwerk

www.lunaopenaircinema.ch

18. Juli bis 19. August

Vevey

Place Scanavin

www.lunaopenaircinema.ch

2. bis 23. August

Delémont

Au Château

www.lunaopenaircinema.ch

18. Juni bis 24. Juli

Lugano

Lido di Lugano

www.lunaopenaircinema.ch

14. August bis 7. September

Bellinzona

Castelgrande

www.lunaopenaircinema.ch

Westschweiz

Tessin

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SOMMER 2014 | Genfer See

FOR NOISE Festival 21.–23. AUG.

Normalerweise funktioniert das so: Ankommen am Freitag, in Stimmung kommen, in Stimmung bleiben, heimgehen am Sonntag, gefolgt von mühsamer Wiederintegration in die Zivilisation. Nur, was ist in Lausanne schon normal…

Die Romands brauchen gelegentlich ihre Extrawurst. Wenn Lausanne Krach macht, dann tut es das ein wenig anders, als das an anderen Festivalstätten üblich ist. Statt in der Suburb namens Pully hocken zu bleiben und auf das Spätsommerwochenende zu warten, tritt das For Noise schon tief im Frühling als Veranstalter von Clubnächten in Erscheinung. Und

auch was das Line-up am Mutterschiff-Event anbelangt, gärtnern die Macher hinter dem seit 1997 stattfindenden Indie-Gipfel in einem Beet abseits des Mainstreams. Sie bringen es jedoch trotzdem immer wieder fertig, sowohl die frankophon als auch die angloamerikanisch orientierte Hipster-Zielgruppe zu euphorisieren. Garantiert auch mit der nächs-

ten Ausgabe: Neben den US-AmbientIndie-Darlings Other Lives («Tamer Animals») und der gefeierten Basler Songwriterin Anna Aaron, die im Frühling mit «Neuro» ein gewichtiges Werk vorlegte, verirrt sich die Streetfolk-Kapelle Beirut endlich wieder einmal in helvetische Breitengrade! www.fornoise.com

PALEO FESTIVAl 22. bis 27. Juli

Sechs Nächte, fast eine Viertelmillion Zuschauer und über 200 Konzerte – das Paléo ist der Supertanker in der Flotte der Schweizer Openairs. Und somit Pflichtstoff für eine Publikation wie diese. Weil die Tickets für den trotz seiner Grösse sympathisch familiär gebliebenen Mega-Event jedoch etwa so einfach zu kriegen sind wie eine Audienz beim Papst, halten wir uns kurz. Und freuen uns umso mehr für Sie, falls Sie dabei sein werden, wenn auf dem temporären Giga-Gauklerplatz oberhalb von Nyon denkwürdige Shows über die Bühne gehen – von den Black Keys, Zaz, Jake Bugg, Vanessa Paradis oder Youssou N’Dour. www.paleo.ch

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SOMMER 2014 | Genfer See

Estivale Konto leer, Agenda leer und das am Nationalfeiertag? Der Weg aus der drohenden Tristesse führt geradewegs nach Estevayer-le-Lac. Dort lädt das Estivale am junger Romantiker der 1. August zum kostenlosen Freiluft-Festivalplausch. Mit einem unverschämt alten Schule. knackigen Hauptgang: The Rambling Wheels, jenen wandelbaren welschen Rock’n’Roll-Buben, die sich jetzt schon über etliche Jahre so beharrlich im Musikbusiness festbeissen wie ein Piranha im Bein des Touristen, der ums Verrecken nicht vom Bad im Amazonas absehen wollte. Wie auch immer, um im Haifischbecken des Openair-Geschäfts zu bestehen, braucht es natürlich noch gewichtigere Argumente als rollende Räder – gerade in der Region rund um den Lac Leman, wo die Dichte an hochklassigen Events wohl so hoch ist wie kaum irgendwo auf der Welt… Mit zahlreichen Programmhöhepunkten (unter anderem der Pophoffnung Noa Moon) liefert die 24. Ausgabe des Estivale jedoch mehr als genug schlagende Argumente! www.estivale.ch

21.7.– 3.8.

Pascal Obsipo,

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COLEY Einen Kontrast setzt sie nur schon der Hautfarbe wegen. Trotz des dunklen Teints gilt die erst gerade 20-jährige Belgierin Coley jedoch als einer der hellsten Sterne am Black-Music-Himmel. Ihre Single «My Tomorrow» entwickelte sich zum Social-Media-Minihit, der selbst die Aufmerksamkeit der Rap-Mogule weckte. Immerhin zitierten schon Kanye West oder Snoop Dogg die charismatische Sängerin zu sich auf die Bühne. PASCAL OBISPO Vom Reissbrett bis zum Chartseinstieg – Pascal Obispo setzt der Retortenkultur im Popgeschäft ein zugkräftiges Ein-Mann-Unternehmen entgegen. Er schreibt, komponiert, produziert und performt seine Songs nämlich auf eigene Faust. Und trifft damit genau den zeitgenössisch-zeitlosen frankophonen Musiknerv: etwas Romantik, grosse Melodien, eingängige Refrains. Ach ja, aussehen tut das Multitalent übrigens auch noch ganz passabel! Folk-Newcomerin

Noa Moon ist auf dem Weg zur Sonnenseite.

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ROMEO & JULIA IM SCHLOSS 19. JuNi

Kriege, Pest und Cholera – das Leben in England war kein Schleck, als dort vor genau 450 Jahren der kleine William das Licht einer ziemlich trostlosen Welt erblickte. Dieser kleine William gehört heute – obwohl längst tot – zu den Allergrössten. Shakespeares Komödien, Tragödien und Dramen wurden in über 80 Sprachen übersetzt, allein die Englische hat der unermüdliche Schreiberling um geschätzte 1700 Wörter erweitert. Perfid insofern, als wir über die Persönlichkeit oder Motive des Dichters kaum mehr wissen, als auf diese Heftseite passen würde. Gewiss ist dies: 38 Stücke verfasste Shakespeare, das wohl bekannteste und in Film und Theater meistinterpretierte davon heisst «Romeo und Julia». Zum 450. Geburtstag erhält der Rolls Royce von einem Liebesepos eine Bühne, wie sie sich auch der Urheber selbst nicht stimmiger hätte wünschen können: Paul Stebbings inszeniert die Romanze im Hof des Schloss Chillon. Und wir schmelzen jetzt schon dahin vor Rührung.

Shakespeare, Bier und Weisswein – und Chillon als Theaterbühne.

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CINEMA EN PLEIN AIR VEVEY 18. Juli bis 16. August

Neben der Wurst (in diesem Fall eine Waadtländer Saucisson) hat auch der Genfersee zwei Enden. Am östlichen Zipfel – gegenüber der 200 000-Einwohner-Megapole, welcher das Gewässer seinen Namen verdankt – schlummert das entspannte Städtchen von Vevey. Während jener Sommerwochen, in denen anderswo die kulturellen Mühlen stillstehen, erlebt dessen Zentrum göttliche Komödien, teuflische Action und brandheisse Liebesszenen. Auf dem Kopfsteinpflaster der Place Scanavin werden die leckersten ArthouseSchinken sowie die bäumigsten Hollywood-Blockbuster der vergangenen Monate aufgetragen. Die meisten davon definitiv leichter verdaulich als die kantonale Lieblingswurst!. www.lunaopenaircinema.ch

My Heart Belongs To

GENA FESTival

4. und 5. Juli

Electro-Balkanpop. Grunk. Souliger Trip-Funk oder Blues-Trash-Musette… Allein die Genrebezeichnungen der eingeladenen Acts deutet an: das Gena Festival purzelt etwas aus dem Rahmen der alten bekannten immergleichen Openair-Tradition. Was angesichts des programmtechnischen Einheitsbreis, der auf gewissen Äckern so heruntergenudelt wird, durchwegs positiv zu werten ist. Umso mehr, weil sich das Gratis-Openair in Avully GE – nur eine Rhoneüberquerung von Frankreich entfernt – irgendwie anfühlt wie eine überbordende Spontan-Grillparty in Nachbars Garten. Und weil trotz des familiären Flairs stets Bands auftreten, die sich eigentlich Engagements im grösseren Rahmen gewohnt sind. So wie heuer die Zürcher Indie-Lokalhelden My Heart Belongs To Cecilia Winter. Auch das ist, aus Sicht des Gena Festivals – durchwegs positiv zu werten.

Cecilia Winter erwarten anscheinend

www.genafestival.ch

eine kalte Nacht.

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SOMMER 2014 | Genfer See

Imagine... Vielleicht wächst hier ein neuer John Lennon heran. Die Frisur stimmt schon mal.

Fête de la ­Musique  20. bis 22. Juni

Am 21. Juni geht die Sonne so früh auf und so spät unter wie an keinem anderen Tag im Jahr. Und in keiner anderen Stadt der Schweiz (ja, unter Umständen sogar der Welt) lassen sich jene Stunden so intensiv mit Leben ausfüllen wie in Genf. An einer multikulturellen Extravaganza, die jeden Rahmen sprengt und jeden Sinn anspricht: die Fête de la Musique. Wie die Heuschrecken über Ägypten fallen die Musiker und Tänzer über die Innenstadt her. Sie sind überall, die Ensembles, Einmannorchester, Schülerbands oder Breakdance-Cliquen, summieren über drei Tage hinweg mehr als 500 Auftritte! Von Afrobeat bis Zigeunerpunk ziehen die Künstler dabei alle Register, die allermeisten Shows finden unter freiem Himmel und «free of charge» statt. Und weil das Schlendern von einer Darbietung zur nächsten vom Zuschauer einen gewissen Kraftaufwand erfordert, sind die Köche an den Imbissständen mit internationalen Spezialitäten darum besorgt, die Energiereserven der bis zu einer Viertelmillion Besucher wieder aufzufüllen. www.fetedelamusique.ch

FESTIVAL DE LA CITE LAUSANNE 8. bis 13. Juli

Würden Städte an der Qualität ihrer Feste gemessen – Lausanne genösse eine noch höhere Reputation, als es das dank IOC und Konsorten sowieso schon tut: Das Festival de la Cité stellt seit 1972 den Anspruch, einerseits die Stadt und ihre Bevölkerung zu feiern, anderseits die Kreativität in all ihren Facetten. Und diesem zweiten Punkt wird sie diesen Sommer einmal mehr in jeder erdenklichen Hinsicht gerecht: Die Wege und Gassen im Zentrum Lausannes verwandeln sich für fast eine Woche in ein artistisches Kabinett, das zum Neuentdecken der vertrauten Umgebung einlädt. Die Theater-Guerillas des Rimini Protokoll rufen zur multimedialen Stadtführung auf. Der Comedy-Club von La Cuisine reizt die Lachmuskeln und die Pantomime-Clowns Out stiften verwunderte Verwirrung. DakhaBrakha bringen die städtische Stimmung zum Kochen, indem sie östliche Folklore mit schweisstreibenden Afro-Rhythmen frisieren. Und wer sich im Taumel der Nacht noch sämtliche Sicherungen der Vernunft durchbrennen möchte, der wendet sich zu später Stunde an die Franko-TechnoRebellin Salut, c’est cool – und wird mit einem Beatgewitter der Extraklasse fürstlich bedient.

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www.festivalcite.ch

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Wie eine dunkle Gewitterwolke hing die Trauer im vergangenen Winter über den Dächern von Montreux: Claude Nobs – Busenfreund der Poptitanen, unermüdlicher Initiator, Lebemann und Patron des örtlichen Jazzfestivals – verunfallte tödlich auf einer Skipiste. Bis weit in die obersten Ränge des Showgeschäfts hallte der ungläubige Aufschrei über den Verlust der Jetset-Ikone, die in ihrer Villa schon mal Prince oder Elton John zum Zvieri begrüsste. Wenigstens ein Quäntchen Trost spendet die Gewissheit, dass ein Teil des Verschiedenen weiterlebt – solange im Komplex am Genfersee weiterhin jeden Sommer das Montreux Jazzfestival steigt. Jenes Lebenswerk von Nobs, das schon lange so viel mehr bietet als bloss Altherren-Musik. Im Auditorium Stravinski, dem Jazz Lab und Jazz Club rattern die innovativen Künstler aus aller Herren Länder während über zwei Wochen ein Monsterprogramm herunter, in dem alles Platz hat von Soul-Evergreens über Indie-Discokracher, Reggae und Worldmusic bis zu den Dinosauriern der ersten Heavy-MetalWelle «British Steel». Pharell Williams, Stevie Wonder, Outkast, Van Morrison, Metronomy oder Massive Attack – ein 2014er-Line-up wie aus den feuchtesten Liebhaberträumen. Apropos feucht: Rund um die Location steigt derweil ein wahres Volksfest: Electropartys mit Weltklasse-DJs bis in die frühen Morgenstunden, Gratiskonzerte auf Openair-Bühnen sowie ein gigantischer Food- und Klunkerbasar entlang der Seepromenade. www.montreuxjazz.com

4.–7. juli

MONTREUX JAZZ FESTIVAl MASSIVE ATTACK Auf den Alben von Massive Attack sind die sonnigen Momente etwa ähnlich selten wie in den Winternächten von Bristol. Jenem südenglischen Kaff, in welchem das Kollektiv um Robert Del Naja den Trip-hop prägte, in dem sich die meteorologisch bedingte gedrückte Stimmung in metallisch schleppenden Electrobeats materialisiert. Dass seit dem letzten Longplayer schon über vier Jahre verstrichen sind, nährt die Hoffnungen, in Montreux neues Massive-Material zu hören.

DAMON ALBARN Fast fünfzig musste der ehemalige Posterboy des Britpop werden, um ein Soloalbum zu veröffentlichen. Auf der faulen Haut lag Damon Albarn jedoch nie. Nach der Quasi-Auflösung seiner Stammband Blur schrieb er als Kopf und Seele hinter der Cartoon-Band Gorillaz gutgelaunte Popgeschichte. Mit der Alternative-Allstartruppe The Good, The Bad & The Queen trat er schon einmal in Montreux auf. Nach einem Ausflug ins Operngeschäft (!) widmet sich Albarn auf «Everyday Robots» dem nachdenklichen Lo-Fi-Pop. Stille Wasser gründen eben tief – das trifft auf den Genfersee wie auf Damon Albarn zu.

«Du, Robert, müssen wir jetzt echt auf Jazz umsatteln?»

SWISS VIBES 11. Juli

Akustik – state of the art! Der Rahmen – festlich gediegen. Aussicht von der Terrasse – Lac Léman, Uferpromenade und die gegenüberliegenden französischen Alpen. Im Prinzip hätte das Montreux Jazz Festival absolut keine Not, eine Eventreihe auszulagern aus dem angestammten Kongresszentrum mit seinen drei für den Anlass prädestinierten Sälen. Anderseits: Wenn in unmittelbarer Nachbarschaft eine Location wie das Schloss Chillon thront, warum eigentlich nicht? Zwischen dem 4. und 18. Juli finden in der majestätischen Wasserburg musikalische Themenabende statt, von denen wir Ihnen diesen besonders ans Herz legen möchten: Julian Sartorius – umtriebiger, technisch brillanter und mit innovativem Geist gesegneter Meisterschlagzeuger – und das Herrgöttchen von Pianist Marc Perrenoud bestreiten die Swiss Vibes. Und die werden selbst den verkorkstesten Jazz-Laien in ihren Bann ziehen. www.chillon.ch

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SOMMER 2014 | Genfer See

12 HEURES LACUSTRES   Spass mit Nass – Volksschwimmen in Estevayer.

Auf dem Fahrrad brauchen Sie dafür ein paar Sekunden, zu Fuss vielleicht eine Minute oder zwei. Und zu Wasser? Finden Sie es heraus! Gratis und franko. Zum Volksschwimmen 12 Heures Lacustres in Estevayer lädt die

örtliche Sektion der nationalen Lebensrettergemeinschaft sämtliche Teilnehmer ein – ohne Startgeld. Einen halben Kilometer Kraul beinhaltet das Programm, als idyllischer Startort dient der Gemeindestrand. Und

obwohl das Wettschwimmen in einem der wärmsten Seen der Schweiz stattfindet, gilt es für sämtliche Teilnehmenden: Kühlen Kopf bewahren. www.sauvetage-estavayer.ch

VELOTOUR DURCHS WEINGEBIET LA CÔTE Drink and drive? Kaum irgendwo auf der Welt ist die Verlockung zu diesem Kavaliersdelikt grösser als auf der Velo-Route von Lausanne nach Genf. Wer von der Hauptstadt der Waadt in die Weltstadt am Ausfluss des Lac Léman radelt, durchquert neben prunkvollen Villenvierteln, idyllischen Dörfchen sowie dem mächtigen Schloss zu Nyon nämlich die üppigen Rebberge des Weingebiets La Côte. Und wen das Panorama der Savoyer Alpen noch nicht genug berauscht, tja, der möchte vielleicht halt doch mit dem Genuss eines kühlen einheimischen Weissweins etwas nachhelfen. Solange es bei einem Gläschen bleibt, relativ unbedenklich. Nur wenn sich die «Boxenstopps» auf der 70 Kilometer langen, relativ flachen Strecke allmählich häufen, fährt man dann unter Umständen im Slalommodus im Ziel ein – nach deutlich mehr als den budgetierten fünfeinhalb Stunden.

Blumenweg An manchen Tagen ist es völlig okay, nicht den Mount Everest zu bezwingen oder es den anderen zu überlassen, mit dem Einrad quer durch Australien zu pedalen. Ja, man darf es auch mal ruhig angehen, sind ja schliesslich Ferien. Oder zumindest so was Ähnliches. Sich deswegen aber gleich in einen Sightseeing-Bus mit einer Horde dauerknipsenden Asiaten zu zwängen, aussteigen, Fotos machen und wieder einsteigen in Endlosschlaufe – auch nicht jedermanns Sache. Einen Mittelweg mit optimalstem Aufwand-Ertrags-Verhältnis bietet, voila: der Blumenweg von Montreux zum Château de Chillon. Eine Wanderung aus der Kategorie Sonntagsspaziergang. Feiertäglich sogar das, was einem auf den vier Kilometern so ins Blickfeld gerät. Mit dem Höhepunkt zum Schluss: der gigantischen Wasserburg auf ihrer Felseninsel. www.myswitzerland.com

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ABENTEUERPARK DES EVAUX Eine Tranche «Spiderman», einige Ausschnitte «Pirates Of The Caribbean», ein paar Augenblicke «Indiana Jones» – und das alles, ohne einmal den Kinosaal zu wechseln? Klar doch, willkommen im Abenteuerpark Des Evaux! Wobei, die Metapher hinkt etwas. Denn Popcorn pickend im Sessel kleben – nix da! In der Outdoor-Anlage in einem Gehölz bei Genf müssen die jungen und junggebliebenen Möchtegern-Helden selbst aktiv werden und die Superman-Ambitionen auf acht verschiedenen Parcours beweisen. Diese reichen von der Dschungel- bis zur Seefahrer-Simulation. Seilbrücken gilt es zu überwinden, Klettertürme zu bezwingen, im Luftreifen die Steilwandkurven hinabzutreiben oder an einer Seilwinde zwischen den Baumkronen zu hangeln. Und als wäre das der Action noch nicht genug, lockt der Park den Sommer durch mit diversen Specials wie der GPS-Schatzjagd oder einer Nachtübung im Schein des Lagerfeuers. www.parcaventuregeneve.com

Wieder einmal fette Beute ins Netz gegangen...

VINORAMA LAVAUX Einzigartig. Berauschend. Atemberaubend. Solche Worte stottern die Besucher der Vinorama in Lavaux – sofern es ihnen nicht gleich vollends die Sprache verschlägt. Auch das soll vorkommen angesichts dieser Vielfalt: Hunderte von regionalen Weinen lassen sich im von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Zentrum erkunden. Eine Auswahl davon steht jeweils zur Degustation bereit – am Bartresen, von dem aus die Sicht frei ist auf die von Rebstauden überzogenen Terrassenhänge sowie den Forestay-Wasserfall. Neben dem Genuss steht die Information ganz oben auf der Prioritätenliste der von der Stiftung Moulins de Rivaz betriebenen Einrichtung, auf halbem Weg zwischen Lausanne und Montreux gelegen: Eine audiovisuelle Dokumentation bringt dem Besucher in acht Sprachen den jährlichen Arbeitszyklus einer Winzerfamilie näher. Und zeigt so den Prozess, den die Traube durchläuft, von der Staude bis in unsere Gläser.  www.lavaux-vinorama.ch

Welscher Tropfen höhlt den Stein.

LAUSANNE-ROMONT AUF DER HERZROUTE  Auf den Bildern läuft dem ambitionierten Hobby-Landschaftsfotografen das Wasser vor der Linse zusammen: Alpenpanoramen wie von den Postkarten im Souvenirshop, der Genfersee in Vogelperspektive, und die unter dem Patronat des Weltkulturerbes stehende Rebberge der Lavaux mit dem Kitschfaktor einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung. Bloss… Auf den Bildern riecht man selbstverständlich den Schweiss nicht, der beim

Erklimmen der Aussichtspunkte aus den Poren gequollen ist. Okay, auf dem E-Bike lassen sich die Ausflüsse etwas reduzieren. Trotzdem, die erste Etappe der Herzroute von den noblen Quais von Lausanne über die Freiburger Kantonsgrenze ins mittelalterliche Romont, jagt den Puls selbst mit batteriebetriebenem Hilfsmotor ordentlich in die Höhe. www.myswitzerland.com

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SOMMER SOMMER 20142014 | Genfer | Genfer See See

Aussicht von der Bellerive? Mehr heiter als wolkig!

BELLERIVE PLAGE LAUSANNE Der Eingangs-Komplex erinnert in seiner Form an ein römisches Kolosseum. Kolossales hat sie tatsächlich zu bieten, die Lausanner Badeanstalt – pardon: DIE! Lausanner Badeanstalt Bellerive Plage. Nicht nur für durchtrainierte Gladiatoren, auch für den Spargeltarzan oder

den fülligeren Geniesser, der mal eben einen Nachmittag die Welt draussen vor den Toren des 1937 eröffneten Bellerive vergessen möchte. Vor genau fünfzig Jahren – im Zuge der Expo64 – erfuhr das Freibad eine Rundumerneuerung. Die Anlage verfügt heute über Beachvolley- und Basketballcourt, ein olympisches Schwimmbecken (in dem sich auch der Spargeltarzan mit etwas Geduld zur Gladiato-

renfigur kraulen kann), einen Zehn-MeterSprungturm und eine Liegewiese, die mit ihren 7,5 Hektaren schon fast eine eigene Postleitzahl benötigt. Und das eigentliche Highlight: 350 Meter Sandstrand mit Seeanstoss – für eine Brise Mittelmeer-Ferienfeeling mitten in der Stadt. www.lausanne.ch/piscine

Ovomaltine sponsert alle, die an 3 Openairs verregnet wurden, mit 12 ovo drinks. Neu

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altine kannst m o v O Mit icht bes ser. n du’s Aber länger. So bekommst du deine E x trapor tion Energie: Einfach drei Fotos von dir im Regen an den verschiedenen Openairs dieses Jahres vor einem Openair-Logo oder mit deinem Festival-Pass machen und auf ovo.ch/sponsoring gehen.


Mehr als nur «Six Feet

TEUFLISCHE TROTTINETFAHRT

Under», die Hirondelle liegt bis zu 60 Meter tief.

In der Sprache des Indianerstammes der Apachen bedeutet Arapaho: «Diejenigen, welche von den Bergen hinabsteigen». In der Sprache der Westschweizer hat der Begriff ein rassiges QuasiSynonym erhalten. Nur sollte man dort dann «hinabsteigen» gegen «runterbrettern» ersetzen: Arapaho heissen die Gefährte, die anmuten wie die Kreuzung aus einem guten alten Oldschool-Trottinet und einem Hi-Tech-Motocrosstöff: Dank Federgabel und fetten Profilreifen ist das robuste Zweirad bestens gerüstet für das satanisch-sommerliche Downhill-Abenteuer in den eigentlich als Skigebiet bekannten Bergen von Les Diablerets. Auf der Königsetappe brettern die Adrenalin-Junkies in Gruppen von acht und mehr Teilnehmern von der La Berneuse bis nach Aigle hinunter, 20 Kilometer über Geröll, Saumpfade und Waldwege. Kürzer und kinderfreundlicher, aber ebenso nervenkitzelnd: die sieben Kilometer von Lalé nach Les Diablerets. www.swissaventure.ch

SS HIRONDELLE Die Schwalbe zählt – neben Anker und Co. – zu den populärsten Tattoo-Motiven von (echten und verkappten) Seemännern. Einer von ihnen benannte vor gut 150 Jahren sogar seinen Süsswasser-Raddampfer im Genfersee nach jenem Zugvogel, der auf Französisch «Hirondelle» heisst. Doch am 10. Juni 1862 stutzte ein Felsen dem Schiff die Flügel. Die SS Hirondelle lief vor Vevey auf ein Riff auf, schlug leck und soff ab. Auf Nimmerwiedersehen? Nicht ganz. Gut, ein Drittel des Prachtsschiffs brach vermutlich ab und sank tief über eine steil abfallende Unterwasser-Klippe hinab. Während sich die zwei übrigen Drittel des Wracks zum spektakulären Lieblingsziel für geübte Flaschentaucher gemausert haben. Die Einstiegsstellen befinden sich zu beiden Seiten einer Landzunge nahe La Tour-de-Peliz. Dunkelheit, Kälte sowie eine Tiefe von 40 bis 60 Meter machen die Expedition allerdings zu einer echten Knacknuss, ein No-Go für Amateure. Die Expedition empfiehlt sich einzig für erfahrene, physisch wie psychisch belastbare Seebären – mit oder ohne Schwalbentattoo. www.mergo.info/hirondelle.html

LEYSIN ZU FUSS  Wer von Leysin redet, tut das gemeinhin in Zusammenhang mit perlweissen Berghängen, Pulverschnee-Abfahrten und Après-Ski-Fondues. Oder – mindestens genauso empfehlenswert – in Bezug auf die prächtigste sommerliche Nordic-Walking-Tour der Saison. Vom Kurort oberhalb des Genfersees schlängeln sich drei verschieden lange Routen die Alpen hinauf. Alle starten sie an der (um diese Jahreszeit etwas verwaisten) Eisbahn. 4.8 Kilometer stöckeln Nordic-Walking-Grünschnäbel von dort aus, immerhin 8.1 Kilometer warten auf die fortgeschrittenen Gelegenheitswalker. Und auf nimmermüde Outdoor-Freaks dann sogar 15.4 Kilometer pure Bergnatur. Ach, wer übrigens keine Geduld hat, die Technik mit den Laufstöcken zu erlernen, der schnürt die Joggingschuhe. Jeder der Parcours an der kühlen Alpenluft ist auch laufend ein Genuss für Auge und Lunge. Wenn auch weniger für die stechenden Wadenmuskeln...  www.leysin.ch

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SOMMER 2014 | Genfer See

Top 5  Nicht verpassen! 1

Villeneuve – wo die rennradverrückten Romands bei jedem Hudelwetter auf den Trottoirs Spalier stehen und ein kleines Strassenfest veranstalten werden, um Cancellara und Co. anzufeuern. 21. Juni, www.tourdesuisse.ch

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MONT SOLEIL Die Energie ist das zentrale Thema bei der Tour auf den Sunnyboy unter den Freibergen. Weniger Ihre eigene, die wird beim Aufstieg dank dem am Bahnhof von Saignelégier gemieteten Elektrobike sogar geschont. Oben auf dem Gipfel thront ein gigantisches Sonnenkraftwerk, die Fläche der Solarzellen entspricht ungefähr drei Fussballfeldern, was den jährlichen Strombedarf von 200 Haushalten abdeckt. Gegenüber, auf dem Mont Corsin, ragen vier gigantische Windturbinen in den Himmel, welche Elektrizität für weitere 850 Häuser liefern. Nach so viel Technik empfiehlt sich beim Rückweg ein natürliches Highlight: ein Abstecher in die Hochmoore von Etang de la Gruère.

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www.cgn.ch

LES BAINS DE LAVEY Heisse Nächte sind garantiert – schliesslich sprudelt aus den Quellen von Lavey das wärmste Thermalwasser im Land. 32 bis 36 Grad warm ergiesst sich das heilende Nass in die Innen- und Aussenbecken der Anlage südöstlich des Lac Léman. Neben medizinischen Therapien bieten die Bäder eine umfangreiche Palette an Wellness-Angeboten – sowie Wochenend-Öffnungszeiten bis 22 Uhr! Wer sich das volle Verwöhn-Programm leistet, fährt danach aber nicht heim, sondern nächtigt und frühstückt im angegliederten Grand Hotel. www.lavey-les-bains.ch

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TOUR DE SUISSE Von Herzen gern würde Lokalmatador Fabian Cancellara das Leadertrikot der Tour de Suisse über die Herzroute befördern. Allzu einfach dürften es die Gegner dem Zeitfahr-Spezialist allerdings kaum machen auf der achten Etappe der diesjährigen Tour de Suisse. Auf ihrer Marschroute von Delémont nach Verbier im Wallis durchkreuzt der Tross das Waadtland von oben nach unten, passiert Montreux und

Sommertag auf seine Art einzigartig sein soll, beordert die Genfer Schifffahrtsgesellschaft täglich ihre schönsten Pferdchen aus dem Stall: die mit prächtigen Ornamenten geschmückten Raddampfer der «Belle Epoque»-Flotte. Etwa das Flaggschiff «La Suisse» mit mondänem 1.-Klasse-Salon und mit Blattgold eingefassten Schnitzereien, das eine Medaille als schönstes Dampfschiff der Welt gewann. Flankiert wird die Primadonna von der «Montreux», einem schwimmenden Museum mit Jahrgang 1904 und damit die alte Dame der Flotte, oder der erst im vergangenen Herbst restaurierten «Vevey».

Belle Epoque RADDAMPFER Spezielle Gegebenheiten erfordern spezielle Massnahmen. Und da jeder neue

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CAMPING DE VIDY Schmales Budget, aber kein Bock auf den Schmuddel der Billighotels? In Lausanne übernachten Sie mit vier Sternen für weniger als eine Zehnernote. Und das erst noch mit Stil und Seeanstoss! Auf dem Campingplatz Vidy, unmittelbar vor den Toren des Stadtzentrums. An Wochenende sorgen regionale Rockbands für etwas «Smoke on the Water» und Feuer im Zeltdach (im übertragenen Sinne). Die Jamie Oliver des Gaskochers finden einen fett gestockten Supermarkt, Auswärtsesser die hübsche Beiz Les Berges, welche regionale Specials serviert wie den frisch gefischten Genferseefisch. Theoretisch müssten Sie Vidy also den ganzen Urlaub über nicht verlassen – was angesichts all der Attraktionen in der Region aber doch etwas schade wäre. www.campinglausannevidy.ch

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SOMMER 2014 | Wallis

Wallis

Das Wallis ist ein eigener Planet mit einem eigenen Klima, eigener Sprache und Eigenheiten, die bis heute gepflegt werden. Hier blüht es wie im biblischen Paradies, nachdem die Ur-Walliser Suonen legten, um die trockenen Sonnenhänge zu bewässern. Schon die Römer besiedelten das Wallis und nutzten die einzigartige, alpine Lage, in der sogar Safran wächst. Und natürlich Wein; das Wallis ist der Weinkeller der Schweiz. Und natürlich Obstspeicher, Feriendestination und einzigartige Festhütte.

Im Wallis ist immer was los. Ob im Winter

bahn. Sie wurde auf private Initiative hin in

auf der Piste oder im Sommer an einem der

den 90er Jahren restauriert und gehört heu-

zahlreichen Festivals: die Walliser haben es

te zu einer der abenteuerlichsten Bahnen

gern lustig. So gibt es praktisch kein Dorf, in

der Schweiz, die wieder vollständig befahr-

dem nicht irgendwann diesen Sommer der

bar ist. Einfach unglaublich, wie beschwer-

Bär groovt oder der Wolf tanzt. Trotz Fest-

lich früher die Reise über die Alpen war.

stimmung haben sich die Walliser ihre Schönheit nie unter dem Hintern weg stibit-

Das Wallis ist vor allem eine Feriendestinati-

zen lassen, sondern sind immer noch Herr

on für die ganze Familie. Hier kann man sich

ihrer Täler. Zum Beispiel: Das Stockalper-

mit Kind und Kegel so austoben wie kaum

schloss war seit der Erbauung im 17. Jahr-

irgendwo anderswo in der Schweiz; sogar zu

hundert in der Hand der Familie Stockalper,

humanen Preisen. Eine Woche Ferien im

bevor es zum Briger Rathaus wurde. Auch

Wallis ist dabei weit unterhaltsamer als eine

Zermatt wird von einigen wenigen, einhei-

Woche am Meer. Wo sonst kann man auf un-

mischen Familien verwaltet.

terirdischen Seen Boot fahren oder innert nur 2 Stunden auf den Gipfel eines Viertau-

Apropos hegen und pflegen: eines der bis heute beeindruckendsten Bauwerke im Wallis findet sich auf den Schienen – die Furka-

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senders klettern.


Highlight

!

Zermatt Es ist sehr schwierig, ein Highlight aus dem bunten Katalog an natürlichen und kulturellen Schönheiten des Wallis auszuwählen. An Highlights kaum zu überbieten ist nach wie vor Zermatt, der wohl schönste Ort in den Alpen. Nicht nur wegen dem Matterhorn, dass dieses Jahr nur reduziert zu besteigen ist, sondern wegen dem Rundumpaket, das einem im autofreien Dorf geboten wird. Zahlreiche Anlässe unterhalten die Gäste auch während der Sommermonate, nicht nur im Dorf, sondern auch auf dem Gletscher, wo übrigens das ganze Jahr lang Ski- und Snowboardsaison ist.

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SOMMER 2014 | Wallis

14.–31. Aug.

Ein Jubiläum der kultivierten Art.

Statt immer nur mit Gummistiefeln und Depot-Bierbechern an Openairs rumzuhängen, empfehlen wir ein Kontrastprogramm der hochkarätigen Art. Das Festival International de Musique Sion-Valais findet seit 1964 statt und feiert dieses Jahr also das 50-Jahr-Jubiläum. Wenn das kein Grund ist, eines der 15 Konzerte an historischen und charmanten Orten in Sion zu besuchen. Den Mehrweg-Bierbecher lässt man dabei lieber zuhause – ebenso die Gummistiefel.

50. Festival International de Musique Sion-Valais

Falschgeldmuseum Saillon

www.sion-festival.ch

Obwohl das Wallis als eine der wettersichersten Regionen der Schweiz gilt, kann es mal regnen. Als Regenprogramm empfehlen wir die unglaubliche Geschichte des Joseph-Samuel Farinet, eine Art Walliser Robin Hood des 19. Jahrhunderts. Der Geldfälscher, Schmuggler und Dieb brach mehrfach aus dem Gefängnis aus und versteckte sich während 10 Jahren in Saillon, wo er sein Falschgeld grosszügig unter der Bevölkerung verteilte. Doch leider war er auch ein äusserst charmanter Schürzenjäger. So übertrieb er seine Weiberei, auf dass eine enttäuschte Liebhaberin ihn bei der Polizei verpfiff. Farinet verschanzte sich daraufhin in der Salentsee-Schlucht. Die Polizei belagerte die Schlucht drei Tage lang, bevor Farinet starb – ob im Kugelhagel, auf der Flucht oder durch eigene Hand ist bis heute ungeklärt. Heute ist ihm das Falschgeldmuseum in Saillon gewidmet. www.saillon.ch, jeweils Mittwoch – Sonntagnachmittag

PASCAL OBISPO METHOD MAN & REDMAN WU TANG

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Lebensweg Cäsar Ritz Niederwald Gotthard

Sierre Blues Festival  9. bis 13. Juli

Das Sierre Blues Festival ist mittlerweile kein Geheimtipp mehr. Weit über die Kantonsgrenze hinaus ist das Blues Festival in der Sonnenstadt Siders bekannt. Es wurde sogar ins Jahresprogramm der Blues Foundation in Memphis, USA, aufgenommen. Apropos Legende: Auch in der sechsten Ausgabe des Sierre Blues Festival stehen KultActs auf der Bühne. Allen voran die Rock Ur-Gesteine Gotthard, Uriah Heep und Popa Chubby. Aber auch die Blues-Nachwuchs-Generation hat hier ihren grossen Auftritt, den grössten natürlich der Blues-Schnügel Jonny Lang. Rund 30 internationale und nationale Acts erwarten die Besucher während der vier Sierre Blues-Tage im Juli.

King Edward VII. nannte Cäsar Ritz den «König der Hoteliers und Hotelier der Könige», noch heute strahlt der Name «Ritz» stolz von den schönsten Grand Hotels der Welt. Angefangen hat aber alles hier, in einem kleinen Walliser Dorf, als Sohn eines Bergbauern. Auf dem interaktiven, rund fünf Kilometer langen Themenweg erfährt der Wanderer Interessantes über den weltberühmten Gommer Hotelier. Der «Lebensweg Cäsar Ritz» ist ein zweisprachiger, selbsterklärender und chronologisch aufgebauter Themenpfad. Die Routenwahl ist dem Leben von Cäsar Ritz angepasst: erst ein holpriger, steiniger Beginn, der sich allmählich ebnet und schliesslich in weite Bahnen mündet. www.caesar-ritz.ch

www.sierreblues.ch

LandArt, Land & Leute Binn 1. bis 6. September

Wissen Sie, was LandArt ist? Ganz einfach erklärt: Kunst ist, was man aus dem macht, was um einen in der Natur rumliegt. Mit Ästen, verschiedenartigen Blättern, Steinen und Erde lassen sich wahre Kunstwerke basteln. Dabei gibt es keine Regeln, ausser, dass man nur Sachen aus der Natur verwendet, die bereits tot sind, also keine lebenden Äste oder Blumen ausreissen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, ganz im Sinne der Ursprünge der Kunstbewegung, die in den 60er-Jahren in den USA begann, als Kontrast zur GalerieKultur. Im Binntal gibt es dieses Jahr wieder eine wunderbare, wanderbare LandArt-Ausstellung entlang der historischen Strasse durch die Twingischlucht; sie führt von Steinmatten bis nach Binn. Im Binntal gibts übrigens noch was Lustiges: nämlich einen Wallisertitsch-Sprachkurs. Während einer Woche lernt man mit allen Sinnen das Leben der Walliser kennen. www.landschaftspark-binntal.ch

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SOMMER 2014 | Wallis

Internationales Festival der Alphornbläser Haute-Nendaz

25. bis 27. Juli

Spätestens seit dem Pepe-Lienhard-Hit «Swiss Lady» ist das Alphorn so schweizerisch wie Fondue oder das Goldvreneli. Dabei kennt man diese Art von Hirten-Horn auf der ganzen Welt. So treten neben nationalen auch internationale Alphornisten am grössten Treffen der Schweiz auf. Rund 150 Spieler werden zum dreitägigen FolkloreFest auf 2200 Meter über Meer erwartet. Sie messen sich als Solisten, aber auch als Formationen. Ausserdem gibt es ein Ensemble-Spiel aller Alphornisten, einer der Höhepunkte des 13. Internationalen Festival der Alphorn. Daneben gibts auch noch Schwingete, einen traditionellen Markt und natürlich jede Menge Hudipfupf.

www.nendazcordesalpes.ch

Hoch, die Fahnen und ein Hoch auf die Alphornbläser

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Refresh mit Axe: das Upgrade! Frischer Wind in der männlichen Körperpflege: Axe unterzieht sein Bodyspray-Sortiment einer Rundumerneuerung, sowohl was das Design angeht als auch punkto Dufterlebnis. Und mit dieser Aufgabe hat man nicht einfach irgendwen betraut…

WIN A TV! Mitreissende Blockbuster oder nervenaufreibende Fussballpartien auf dem munzigen Laptop-Screen gucken? Schluss damit! Axe und der Sommer 14 verlosen ein Upgrade für die gute Stube: einen schmucken LCDFernseher im Wert von CHF 1000.-. Mailen Sie uns den Grund, warum gerade Sie das Teil gewinnen sollten, bis zum 1. Juli 2014! Stichwort: Sommer 14 an: goetz@mediabox.ch

Richard Seymour und Dick Powell, das sind quasi Hammer und Amboss der englischen Designschmiede. Das Gespann zählt die internationalen Premiummarken zu seinem Kundenstamm. Und bestätigt seine Reputation eindrücklich mit der Gestaltung der aktuellen Axe-Kollektion. In seiner ikonischen Aufmachung setzt das Packaging die Attribute von Axe optisch optimal um: Dynamik, Eleganz, Coolness, Zeitgeist – und vor allem Männlichkeit. Dank neuem Verschluss hat Mann den bevorzugten Bodyspray schneller zur Hand als Lucky Luke seinen Colt. Zusätzlich optimierte die weltweit anerkannte Duftdesignerin Ann Gottlieb gezielt Düfte der AXE-Range. Das Ergebnis: eine noch länger anhaltende Wirksamkeit und ein spürbar verbessertes Dufterlebnis. Im neu lancierten Werbespot versucht der Protagonist über mehrere Geschichtsepochen hinweg, die Aufmerksamkeit seines Schwarms zu erhaschen, vom antiken Rom bis in die blumigen Seventies. Erfolg hat er jedoch erst in der Gegenwart – weil die Voraussetzungen für Herzensbrecher noch nie so günstig waren wie heute. Dank dem Axe Upgrade 2014!

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20 Jahre Gränichen Openair 22. bis 23. August

Philipp Fankhauser: Eben noch in der Jury bei «The Voice of Switzerland» und schon Ende August als Headliner auf der Bühne des Openair Gränichen, das dieses Jahr das 20jährige Jubiläum feiert. Ebenfalls am Freitag treten Tito & Tarantula auf, welche die meisten aus dem Film «From Dusk till Dawn» kennen. Robert Rodriguez hat die Band in einem kleinen Club in LA entdeckt und weit herum bekannt gemacht – bis ins hinterste Walliser Tal wie es scheint. www.openairgraenichen.ch

Gampel Openair

14.–17. Aug.

Und um dem gerecht zu werden, musste der ultimative Partykracher her – überraschend und exklusiv: Scooter! Scooter verkauften weltweit über 30 Millionen Tonträger und waren während über 500 Wochen in den Charts vertreten. In Kürze erscheint mit «The fifth chapter» das brandneue Album. Teufel nochmal, was für geile Acts auch dieses Jahr ins Wallis kommen – manche sogar exklusiv. So geben Bands wie Mando Diao, Turbonegro, oder Volbeat ihr einziges Festival-Konzert diesen Sommer am Gampel. Die Fantastischen Vier geben sogar eine super exklusive Show zum 25-Jahr-Bandjubiläum. Ganz besonders darf man sich auf Marilyn Manson freuen, der dieses Jahr seine 16. Tournee bestreitet – zwei Tage nach dem Gampel Openair steht er am Alt-Fest in England auf der Bühne. Wie jedes Jahr sind wir auch 2014 sprachlos über das grandiose Line-up, das wie immer zu den besten der ganzen Saison gehört.

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www.openairgampel.ch

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SOMMER 2014 | Wallis

Wanderwellness in Brigerbad Brigerbad ist der ideale Ausgangspunkt für viele tolle Wanderrouten, aber auch ebenso beliebter Zielort vieler Wandervögel. Der Grund ist das herrliche FreiluftThermalbad, übrigens das grösste in der Schweiz. Nirgends erholt man sich besser nach einer Wanderung als bei einem Schwumm in einem der vielen verschiedenen Becken. Leider müssen Bädeler dieses Jahr auf die Grotte verzichten – sie wird umgebaut. Das dürfte den Kids egal sein, denn die zieht es sowieso eher zur längsten alpinen Wasserrutschbahn der Schweiz. Sie ist 182 Meter lang und schlängelt sich über mehrere Kehren einen natürlichen Berghang hinunter. Gleich nebenan befindet sich ein 4-SterneCampingplatz, ein ideales und kostengünstiges Basislager für abwechslungsreiche Ferien. www.brig-belalp.ch

Sommerski-Vergnügen auf Matterhorn Zermatt ist mehr als eine Feriendestination, Zermatt ist eine eigene Welt. Eine Welt, in der es keine Autos, sondern lustige Elektrowagen, spektakuläre Bahnen und Helikopter gibt; eine Welt, in der sich Gourmet-Tempel an Top-Hotel reiht, Folklore-Konzerte von Rockstars besucht werden, eine Welt, in der einem stets ein internationales Wahrzeichen ins Gesicht lacht. In dieser Welt fährt man auch im Hochsommer Ski. Auf dem Gletscher, der über 3000 Meter über Meer liegt, stehen den Sommer-Wintersportlern bis zu 21 Pistenkilometer und sogar ein Fun Park mit Superpipes, Rails, Kickers, Boxes, Wallride etc. zur Verfügung. Gut möglich, dass man beim sommerlichen Ski- oder Snowboard-Vergnügen neben einem Olympiasieger oder einer Weltmeisterin in der Sesselbahn sitzt. Denn hier trainieren im Sommer die Nationalmannschaften aus der ganzen Welt. www.matterhornparadise.ch

1. Gornergrat Schwingfest Zermatt 12. bis 14. September Superlative braucht man in Zermatt nicht lange zu suchen. Nachdem auf dem Gornergrat im Jahr 2013 mit 508 gemeinsam auftretenden Alphornbläser der Eintrag ins Guiness-Buch der Weltrekorde gelang, gibts auch dieses Jahr wieder eine Welt-Exklusivität: Mit dem 1. Gornergrat Schwingfest findet im September das höchste Schwingfest der Welt statt. Neben dem eigentlichen Wettkampf gibts auch Schnupperlektionen, Podiumsgespräche, Schaukämpfe und eine Flugshow der Air Zermatt. Zu hoffen bleibt, dass dann schönes Wetter ist – auf über 3000 Meter Höhe kann schlechtes Wetter schnell sehr unangenehm werden. www.gornergrat.ch 98


Brauchtum wird hier zu Erlebnisferien.

Zielankunft der Tour de Suisse Saas-Fee 22. Juni Dieses Jahr müssen sich die strammen Wädlis der «Tour de Suisse»-Teilnehmer die Zielankunft hart verdienen. Nach neun kräftezehrenden Etappen endet die diesjährige Tour de Suisse mit einer Bergetappe in Saas-Fee. Saas-Fee liegt auf einem Hochplateau im Saastal und ist umgeben von 13 Viertausendern – drum der hübsche Übername «Perle der Alpen». Um die Schönheit und Ursprünglichkeit zu bewahren, herrscht hier absolutes Autoverbot. Zum Glück sind die Gümmeler von der Tour de Suisse «mit dem Velo da». Und Sie?

Brauchtumswoche Grächen

www.saas-fee.ch

Wer wird die Tour des Suisse 2014 gewinnen?

6. International Seaplane Meeting Bouveret 26. bis 30. Juni Während Wasserflugzeuge in vielen Teilen der Welt zu den normalen Fortbewegungsmitteln zählen, sind sie hierzulande eher selten, obwohl die Schweiz viele Gewässer hat, aber einfach auch zu dicht besiedelt ist. In den 90er Jahren gab es sogar mal eine Volksinitiative, die Wasserflugzeuge in der Schweiz ganz verbieten wollte. Doch so weit ist es nicht gekommen. In Bouveret findet dieses Jahr während fünf

Leben wie zu Gotthelfs Zeiten! In Grächen gibts Ende Juli für eine Woche Nostalgie pur. Während dieser Woche werden jede Menge Brauchtums-Erlebnisse wie Nostalgiefahrten der Matterhorn Gotthard Bahn oder dem alten Postauto, Wanderungen über Säumerwege mit kulinarischen Zwischenstopps oder einfach tolle Unterhaltung auf dem Dorfplatz mit urchigem Festbetrieb veranstaltet. Zahlreiche Programmhöhepunkte erwarten die Feriengäste in Grächen – auch die Kinder werden Spass daran haben, hautnah zu erleben, wie sich unsere Vorfahren die Zeit vertrieben. www.graechen.ch

Tagen bereits zum sechsten Mal das International Seaplane Meeting statt. Sie treffen sich in der Bucht von Bouveret beim «Hotel Rive Bleue La Lagune». Vor der herrlichen Kulisse werden aussergewöhnliche Wasserflugzeuge präsentiert, in denen man sogar mitfliegen kann. www.seaplanes.ch

Heisst gleich wie der Flughafen von Los Angeles: Lax.

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Berne / Switzerland

17-20 14 JULY 20 R Ü F S T E CK I T H C O N ! g a t n ES GIBT n o ag & S

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1-Ta g e spa ss

90.– 2-Tagespa ss CHF 130.– CHF


Gletscherwanderung Aletsch-Gletscher Es gibt verschiedene, aufregende Wanderungen um den beeindruckenden Aletsch-Gletscher, immerhin der grösste Alpengletscher Europas. Einer der beliebten Wege führt vom Hotel Belalp hinab ins Aletschji. Von dort gehts in den «Leng Acker» zum alten Gletscheraufstieg und zur Hängebrücke. Die Hängebrücke ist 124 Meter lang und führt über die 80 Meter tiefe Massaschlucht. Die beeindruckende Hängebrücke liegt vor dem Gletschertor des Grossen Aletschgletschers. Wer nicht nur zum Gletscher, sondern auf den Gletscher möchte, kann dies ebenfalls tun. Auf keinen Fall aber auf eigene Faust, sondern mit erfahrenen Bergführern, die Seilschaften ab vier Personen über den Gletscher führen.

Gorge Alpine Saas-Fee Canyoning ohne Wasser: Das bietet die spektakuläre Abenteuertour Gorge Alpine durch die Schlucht zwischen Saas-Fee und Saas-Grund. Vorbei an tosendem Wasser und bizarren Felsformationen durchquert man mit Tyrolienne, Hängebrücken, Leitern und Stahlseilen die tiefe Feeschlucht. Höhepunkte der Abenteuertour sind die rassige Seilbahn und der Pendelgang. Safety first: Alle Teilnehmer erhalten einen Helm, Klettergurt und ein Klettersteigset zum Sichern an den Stahlseilen – so machts sicher Spass. www.saasfeeguides.ch

Aquaparc Bouveret Am Genfersee entspannten bereits viele Weltstars. Es wird also für die Deutschschweizer höchste Zeit, den Lac Leman besser kennenzulernen. Die einzige Walliser Gemeinde am Genfersee hat nicht nur eine einzigartige Bergkulisse und einen breiten Sandstrand zu bieten, sondern mit dem Aquaparc auch eine Wasser-Erlebniswelt, gerade als Schlechtwetter-Variante. Besonders für Kinder ist der Aquaparc megalässig. Es gibt drei Erlebniswelten in einer karibischen Atmosphäre: Captain Kids Land, Paradiesinsel in einer Piratenwelt und Jungle Land mit 6 spektakulären Rutschbahnen. Die Eltern entspannen derweil im Paradise Land, einem Wellnesspark mit Dampfbad, tropischem Bad, Sprudelbad, Sauna, Fitnessraum und Solarium. Im Sommer ist der Aquaparc übrigens mit dem grössten Schwimmbad Europas verbunden – dem Genfersee. www.aquaparc.ch

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SOMMER 2014 | Wallis

Top 10  Nicht verpassen! 1

Das Goms Gletscher, Dampfbahn, sonnenverbrannte Holzhäuser, dichte Wälder und steppenhafte Landschaft: «Lord of the Rings»Fans stellen sich so wohl Mittelerde vor. Das Goms war bis zum Bau des Gotthardtunnels eine der wichtigsten Nord-Süd-Handelsrouten. Vom Reichtum jener Tage zeugen noch heute unzählige Kirchen, Kapellen und alte Hotels entlang der Saumstrasse. Zum Beispiel das Hotel Belvédère. Noch bis vor 100 Jahren reichte der Gletscher bis vor die Haustüre des Hotels. Bis heute lässt sich der Rhonegletscher mit einem kurzen Spaziergang vom Parkplatz erreichen. Der Rhonegletscher liegt nur rund 180 Meter über der Furkapassstrasse. Durch das Goms fliesst die hier entspringende Rhone, noch wild und ungestüm. Weiter unten gibt es dadurch wunderbare Rafting-Touren und sagenhafte Wanderrouten. Geben Sie dem Goms eine Chance – es lohnt sich. www.goms.ch

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als für Gold. Noch heute ist das Gramm Safran teurer als die meisten illegalen Drogen. Seit dem 14. Jahrhundert wird in Mund Safran angebaut, geerntet und gehandelt. Mund ist der einzige Ort nördlich der Alpen, wo dies möglich ist. Safran ist der getrocknete Stempel einer Krokusart, die im Herbst violett blüht. Im Safrandorf Mund gibt es nebst einem Lehrpfad auch ein Museum über die seltene Pflanze, aus der hier jährlich rund 3 Kilogramm Safran gewonnen werden. www.naters.ch

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Grande Dixence Schwindelfrei müssen Sie hier schon sein! Alleine bei den Zahlen wirds einem schwindlig: Die Staumauer ist 285 Meter hoch und rund 15 Millionen Tonnen schwer. Mit den rund 6 Millionen Kubikmeter verbauten Betons könnte man eine 1,5 Meter hohe, 10 Zentimeter breite Mauer rund um die Erde bauen. Der Grande Dixence ist ein Mega-Bauwerk und gehört zu den höchsten Staumauern der Welt; die daraus gewonnene Energie ist einfach gigantisch. Wie gigantisch, können Sie selbst erleben. Das Innere und das Äussere der Staumauer lässt sich besichtigen und begehen – Sie werden beeindruckt sein.

Safrandorf Mund

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Wer hätte gedacht, dass sich tief unterhalb der Weinberge der Gemeinde St. Leonard zwischen Sion und Sierre der grösste natürliche, unterirdische See Europas befindet. Auf 300 Metern Länge und 20 Metern Breite lässt sich sogar Böötli fahren. Krass, nicht? Hinter dem befahrbaren Teil des Sees gibt es noch weitere kleine Säle, die jedoch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. 1943 wagte sich der Höhlenforscher Jean-Jacques Pittard mit Jacques Della Santa ins Innere der Höhle. Nachdem aber 1946 durch ein Erdbeben der See um einige Meter absank, konnte die Schauhöhle seit 1949 für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich gemacht werden. www.lac-souterrain.com

www.grande-dixence.ch

Bereits kleine Mengen dieses göttlichen Gewürzes machen aus jeder Mahlzeit ein Festmahl. Safran gehört zu den teuersten Gewürzen überhaupt – im Mittelalter wurden für Safran sogar höhere Preise bezahlt

Lac Souterrain

5 Tour auf das Allalinhorn Hoch auf den 4000er! Das Allalinhorn gilt als einer der leichtesten zu besteigenden Viertausender der Alpen. Das liegt daran, dass man mit der Standseilbahn bis knapp unter den Gipfel kommt. Die restlichen 570 Meter bis zum Gipfel sind in einer Tagestour zu machen. Viele Bergsteiger kommen hierher, um sich für bevorstehende Touren anzuklimatisieren, die anderen besteigen ihn als Trainingstour. Selbst Anfänger werden mit sicherer Hand zum Gipfel geführt. Das Panorama ist unglaublich, man hat die Aussicht auf sage und schreibe 60 Viertausender. Wo gibts das sonst schon! www.saasfeeguides.ch

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Stockalperschloss Brig Kaspar Jodok von Stockalper hatte im 17. Jahrhundert das Monopol für den Warentransport über den Simplon-Pass, 1648 auch das Salzmonopol, was er mit hohen Zöllen schamlos ausnützte. Mit Spekulationen und anderen dunklen Geschäften vermehrte er sein Geld und gewann zunehmend an Macht. Als Krönung baute er sich selbst das Stockalperschloss in Brig. Doch das Geld brachte ihm kein Glück, sondern viele Probleme. Nachdem er bittere Strafen erleiden musste, durfte er zurück in sein Schloss, wo er 1691 im Alter von 81 Jahren starb. Erst seit 1955 bewohnt das Schloss kein direkter Nachfahre von Kaspar Jodok von Stockalper mehr, 1948 kam das Schloss in den Besitz der Stadt Brig und beherbergt seit 1960 das Rathaus. Im Schloss befindet sich auch ein Museum, das man besichtigen kann. www.brig-glis.ch

7 Furkabahn Es war kein einfaches Unterfangen der Freunde der alten Furka-Dampfbahn, die historische Bahnstrecke zu retten. 1981 wurde der Betrieb der Furka-Bahn eingestellt, weil der moderne Furka-Bahntunnel die Strecke überflüssig machte. Mitte der 80er Jahre beeinträchtigten ausserdem gewaltige Hochwasserschäden die Furka-Bergstrecke. Doch seit den 90er Jahren restaurieren die verschiedenen Träger-

schaften die alten Schmalspurbahnen und sanieren die alte Bahnstrecke Meter um Meter. Seit 2001 kann die gesamte, 18 Kilometer lange Bahnstrecke wieder mit historischem Schienenmaterial befahren werden. Zum Glück, denn die dampfende und zischende Furkabahn ist ein einzigartiges Erlebnis, das die Passagiere durch atemberaubende Gebirgslandschaften führt. Rund zwei Stunden dauert die steile Fahrt von Realp nach Oberwald, vorbei am Rhonegletscher und der wilden Furkareuss. www.obergoms.ch

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Suonen Wanderung Das Wallis gehört zu den trockensten Gegenden der Schweiz. Viele Regionen konnten erst fruchtbar gemacht werden, nachdem Suonen verlegt wurden. Suonen nennt man die Wasserleitungen, die zum Teil abenteuerlich an Felswänden befestigt sind. Die ältesten Suonen gehen bis in die Römerzeit zurück. Diese Wasserleitungen sind aus offenen Gräben, die das kostbare Wasser von den Gebirgsbächen auf abenteuerliche Art durch Eisen- oder Holzkanäle und Steintunnel in die trockenen Sonnenhänge des Wallis, in die Weinberge oder auf die Obstplantagen bringen. Zahlreiche Wasserläufe leisten noch immer ihren Dienst. Im französischsprachigen Unterwallis wird eine Suone «un bisse» genannt. In Botyre gibt es das Suonen-Museum (musee-des-bisses), das die Geschichte der Walliser Bewässerungskanäle auf 270 Quadratmetern Ausstellungsfläche näherbringt. www.musee-des-bisses.ch

Lötschental Wahrscheinlich geht es Ihnen gleich wie den allermeisten, die das Lötschental ei-

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gentlich nur auf dem Weg von ihrem Zuhause nördlich der Alpen zu ihrer Feriendestination südlich der Alpen bereisen. Dabei ist das Lötschental mehr als nur eine Autoverlade-Station. Hoch über der ungestümen Lonza eröffnet sich eine Welt, die schöner nicht sein könnte. Am Sonnenhang laden die Orte Ferden, Kippel, Wiler und Blatten zu wunderschönen Wanderrouten ein, von einfachen Spaziergängen, über Erlebnispfade wie dem Sagenweg bis zu Alpinwanderungen zum UNESCO-Weltnatur-Erbe. Ursprünglich, echt und abseits der ausgetrampelten Touristenpfade findet man hier eine Schönheit, die man sonst nur auf Postkarten sieht; oder heutzutage auf Facebook. Gefällt mir? www.loetschental.ch

10 Leuker Weinwanderungen Im Mittelalter erlebte Leuk seine Hochblüte und war Sommerresidenz des Bischofs. Doch schon die Römer waren hier ansässig. Und pflanzten bestimmt auch Wein an, der hier herrlich wächst. Mitten in der mittelalterlichen Stadt Leuk mit den hohen Trockenmauern und dem eindrücklichen Beinhaus blüht eine Rebe aus dem Jahr 1798, von der bis heute Wein produziert wird. Reben wachsen hier aber auch im Wald. Im Herzen des Pfynwalds befindet sich ein Weingut, wo ebenfalls eine Degustation möglich ist. www.vitisantiqua1798.ch

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SOMMER 2014 | Tessin

Tessin INTO THE WILD «Ja, gibts denn dort überhaupt etwas?». Das ist die Frage, die uns ein Bekannter kürzlich gestellt hat, als die Sprache auf den Südkanton kam. Und eine Frage, die wir ihm und Ihnen auf den folgenden Seiten gründlich austreiben werden!

Von Lastwagenfahrern bevölkerte Raststätten, hinge-

Lauf der Zeit schon vor der Eröffnung des Gotthard-Tun-

klotzte Outlet-Stores oder allenfalls einmal eine von

nels vorbeigezogen scheint. So sieht der Segen der geo-

Pauschaltouristen überschwemmte Pizzeria – viel mehr

grafischen Isolation aus! Kirchtürme, deren Glocken der

als dieses Wasteland entlang der Autobahn A2 kriegt

Pater noch mit dem Seil läutet. Häuserwände aus aufge-

der Fernfahrer auf seinem Weg in den Süden kaum mit

schichtetem Naturstein. Und unendlich viele versteckte

von der Durchfahrt durch das Tessin. Ausser eben er

Grotti, wo von der Nonna angerührte Polenta das leck-

biegt von der Transitachse ab. Zu einer Expedition in

erste Kaninchenragout der Welt begleitet.

jene Region, welche gemeinhin im toten Winkel der Restschweiz liegt – und gerade darum eine rustikale

Tagesausflügler, welche die Annehmlichkeiten der Zivi-

Oase geblieben ist für solche, die nicht auf eine (meist

lisation schätzen, beziehen Quartier in einem der popu-

dann doch nicht ganz so) einsame Karibikinsel fliegen

lären, aber nicht ausgetretenen touristischen Zentren.

mögen, um wieder einmal tief durchzuatmen.

Sie funktionieren einerseits als Ausgangspunkt für

Die Vielfalt des Südzipfels geht nämlich meilenweit hi-

Wanderungen oder Biketouren. Anderseits glänzen sie

naus über die Abstimmungsresultate und Staumeldun-

selbst mit mediterranem Charme und lockerer Italia-

gen, die fast als einziges regelmässig ans Nordportal

nitá. Ascona mit seiner Seepromenade. Lugano, das

des Gotthards durchsickern. Muss sie ja fast, denn die

nicht nur Finanzzentrum ist, sondern eine Art alpines

Sonnenstube erstreckt sich von unter 200 Höhenmeter

Süsswasser-Rio. Der Hauptort Bellinzona, über den mit-

bis auf über deren 3400. Eine hohe Decke, zu der sich ein

telalterliche Burgtürme wachen. Und natürlich Locarno,

weiter Horizont gesellt: Kaum fünf Prozent der Landes-

dessen Piazza Grande dieser Tage zum sommerlichen

bevölkerung besiedeln die sattgrüne Landschaft zu bei-

Parkett des Showgeschäfts mutiert.

den Seiten der Leventina – was der Natur so viel Raum zur Entfaltung lässt wie kaum irgendwo in der Eidge-

Und nach der Lektüre des folgenden Kapitels hoffen

nossenschaft.

wir, dass wir den Spiess umdrehen können. Und sie sich mit unseren Vorschlägen im Kopf dann plötzlich fragen:

Vom Lago Maggiore etwa winden sich enge Täler in die

Das Tessin – gibt es denn dort überhaupt eine Auto-

schroff ansteigenden Bergketten. Wie hingeworfen kle-

bahn?

ben an den Hängen winzige Dörfchen, an denen der

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Cool down: Ein Bad in der kühlen Verzasca ist nichts für Warmduscher

Highlight

!

Kopfsache Drei, zwei, eins… Der Instruktor zählt rückwärts. Und wer bei null nicht springt, der gerät ins Grübeln und springt vielleicht überhaupt nicht – von der Staumauer in den schroffen Ausgang des Verzascatals. 220 Meter im freien Fall! Das macht den Bungee Jump von der Verzasca-Mauer, von der James Bond schon in die Tiefe stürzte, zum vielleicht einzigen Adrenalinschub mit Eintrag im Guiness Buch der Rekorde.

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SOMMER 2014 | Tessin

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6.–16. Aug.

67. INTERNATIONALS FILMFESTIVAL LOCARNO 3D-Brillen, Multiplexe und zahnlose Fortsetzungsfilme? Muss nicht sein. Das Filmfestival Locarno zelebriert das Kino noch als Kunstform – in Anwesenheit von Kultregisseuren, Chefscouts und Kino-Koryphäen. Die aber doch alle im Schatten eines speziellen Raubtiers stehen. Sie ist äusserst selten, aber doch nicht vom Aussterben bedroht – die Spezies des Goldenen Leoparden. Vorkommen tun die edlen Raubkatzen am östlichen Rand des Maggia-Deltas und zwar einzig an einem Wochenende Mitte August. Dann stürzt er sich auf jene ausgesuchten Wettbewerbsteilnehmer, welche eine Jury aus namhaften Köpfen während der vorangegangenen Tage kritisch beäugt und für würdig befunden hat. Spätestens wenn zum Finale der anderthalb mit Filmen vollgepackten Festivalwochen in Locarno der Abspann läuft, mutiert der Goldene Leopard zum Hauptdarsteller. Schon vor der Preisübergabe jedoch rückt Locarno in den messerscharfen Fokus der Kinowelt. Das internationale Filmfestival auf der Piazza Grande zählt zu den wichtigsten in Europa. Und zu den schönsten. Die Balkone, Bogengänge und romantischen Fassaden, welche die Leinwand einrahmen, taugten problemlos als Kulisse für einen Fellini-Streifen. www.pardolive.ch

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FESTA IN VALLE 26. Juli

Stellen wir uns das Moon and Stars zu Locarno als blank polierten Alfa Romeo vor, dann kommt das Openair von Monte Carasso wie ein giftiger Abarth GTI um die Ecke. Locarno liegt am See, Monte Carasso als Suburb von Bellinzona im von der Autobahn durchschnittenen Tal des Ticino. Der zentralen Location auf der Piazza Grande setzt das Festa in Valle die Wiese im Hof eines abgelegenen Klosters aus dem 15. Jahrhundert entgegen, dem VIP-Apéro ein Pingpongturnier. Und dem Staraufgebot der Grossverdiener ein garantiert unkommerzielles Musikprogramm. Dieses Jahr etwa die hardrockenden Turiner Langhaardackel von Lou Quinse. Oder Ska Nerfs, eine jurassische Interpretation des zündenden Gypsy-Offbeat. Ach ja, was den Jahrgang der beiden so verschiedenen Openairs angeht, hat das FiV die Nase übrigens deutlich vorn: 1993 war es eines der ersten Rockfestivals des Kantons. www.festainvalle.ch

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JAZZ ASCONA 20. bis 28. Juni

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CINEMA A CASTELGRANDE 14. August bis 7. September Auf der Leinwand materialisieren sich die Luftschlösser, welche wir Zivilisationsmenschen in schwachen Momenten in die Wolken träumen. Umso mehr, wenn diese Leinwand eingerahmt ist von einem echten Schloss. Das Castelgrande thront auf einem Koloss von einem Felsen über der Altstadt Bellinzonas, die UNESCO zählt die Burg zum Welterbe. Und die Welt als Gast empfängt Bellinzona, eingefangen auf den Filmrollen, die ab dem 14. August in den Hof des Castelgrande gebracht werden. Bevor jeweils die Projektoren zum dreiwöchigen Freiluft-Filmerlebnis anlaufen, serviert übrigens das Restaurant Castelgrande auf der Panoramaterrasse das Abendessen. Ein oscarverdächtiger Rahmen – tafeln wie einst die Schlossherren. Mit königlicher Aussicht über die Magadinoebene.

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«Ascona, the city for pretty swingin‘ evergreens / Ramona, Rosetta you’ll get hits from New Orleans». Theoretisch ist dieser Zeile nichts hinzuzufügen. Beschreibt sie doch allein schon in aller Deutlichkeit, was für ein zum Klang gewordener Geist während des Jazzfestivals unter dem Mond von Ascona durch die Gassen spukt: Jener aus den goldenen Tagen New Orleans‘. Hinzugefügt hat Multiinstrumentalistin Gunhild Carling diesem Reim aber noch eine ganze Reihe weiterer, hat sie überdies in ein smoothes Jazzkleid gehüllt und sie zum Jubiläumsgeschenk an den Ort am Lago Maggiore erklärt – als Hymne zur 30. Ausgabe. Selbstverständlich wird die amerikanisch-schwedische Doppelbürgerin den Song zum Anlass vor Ort live zum Besten geben. In (indirekter) Gesellschaft von namhaften Vertretern der gediegenen WhiskeyglasSchwenker-Klänge. Das Duke Ellington Orchestra gibt sich die Ehre, Craig Adams und ein ganzer Rattenschwanz begnadeter Künstler aus Ungarn, Neuseeland, selbstverständlich aus New Orleans – oder gleich aus Ascona selbst. www.jazzascona.ch

www.lunaopenaircinema.ch

BUSKERS LUGANO 16. BIS 20. Juli

Wenn die Finanzberater und Private-Banker ihre Büros für die Sommerferien dichtmachen, wird die Bühne frei für die frivole Schoggiseite Luganos. Und in seinen Strassen tummeln sich statt Business-Anzügen plötzlich die verhutzelten Gewänder von strassenkünstelnden Freaks. Während vier lauer Sommernächte transformiert das Städtchen unter dem Banner des Gauklerfestivals Buskers nun schon zum sechsten Mal zum Laufsteg der Crazyness. Zum live gespielten Soundtrack von Solo-Sängern oder experimentierfreudigen Soundtüftlern. Jongleure und Clowns erklären Strassenkreuzungen zu asphaltierten Mini-Manegen. Dazu all das Unerwartete, Überraschende – wie zuletzt etwa das in einem Wohnwagen eingenistete Kleinkino. Der Berner Ableger des Buskers gehört dort längst zu den unverzichtbaren Highlights in der Kulturagenda. Und auch im mediterranen Flair Luganos scheint sich das Hippiegespenst mit jeder Ausgabe ein wenig wohler zu fühlen.

Ticino unplugged: Lugano steht am Buskers unter Strom

www.luganobuskers.ch

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SOMMER 2014 | Tessin

GRENZEN SPRENGEN UND HÖHEPUNKTE SAMMELN MIT BÄCHLI BERGSPORT

Bergsport ist eine lebenslange Leidenschaft. Alles, was Sie brauchen, finden Sie bei Bächli Bergsport: Die grösste Auswahl von Bergsportartikeln in der Schweiz, sportliche Beratung, wegweisenden Service und faire Preise.

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ONLINESHOP www.baechli-bergsport.ch

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BLUES TO BOP

23. August bis 1. September Da haben die Kommunikationsplaner einen sauberen Job erledigt: «Feel the music on your skin» verspricht der Slogan des diesjährigen Blues To Bop in und um Lugano. Und eine Gänsehaut wird den Fans, welche der Gratis-Konzertreihe im Tessiner Spätsommer dieses Jahr beiwohnen, garantiert über die Unterarme kriechen. Strukturiert ist das Programm in Themenabende – Blues In The Hills lädt zu melancholiegetränkten Gitarrensoli in den Hügeln von Tesserete. Nah am Wasser gebaut ist die Bühne des Lakeside Blues in Morcote. Während in Sessa beim Unplugged Blues in intimer Atmosphäre für einmal die Verstärker schweigen. Und in der Mitte von alldem das Herzstück des Festivals: drei Nächte auf den vier Hauptplätzen Luganos, wo sich Legenden wie Walter «Wolfman» Washington oder Ray Gelato die Klinke in die Hand geben – und sich zur Kür am Grande Finale gleich noch miteinander ins Rampenlicht stellen. www.bluestobop.ch

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CINEMA AL LAGO 18. Juni bis 24. Juli Leinen Los! Kapitän Hook, der rastagelockte Sparrow oder Rose und Jack am Bug der Titanic… Eigentlich sollten sie während der Openair-Kinowochen in Lugano ja ausschliesslich Piraten- und Seefahrerfilme programmieren dürfen. Weil halt die Location schlicht dafür prädestiniert ist: Im Sandwich zwischen Lido und Hafen werden die Sesselreihen platziert, mit dem Schiffsteg vor der Nase und den Wellen, die gegen die Ufermole plätschern, als konstanter Geräuschkulisse. Nun ja, vielleicht schafft es ja Russell Crowe als Noah diesen Sommer in die exquisite Filmauswahl, um die Gilde der Ozeannomaden zu vertreten. Übrigens, aufgepasst, wer in Luganos Freilicht-Filmzyklus abtaucht, benötigt einen langen Atem. Das Cinema al Lago bleibt nämlich fast anderthalb Monate stehen. Und falls das Nass währenddessen mal von oben kommt, dann steht ein ganzes Arsenal von Regenschirmen zur kostenlosen Ausleihe parat! www.lunaopenaircinema.ch

MOON AND STAR 10. bis 19. Juli Den «Salotto» rufen die Bewohner von Locarno die Pizza, die das Zentrum ihres Alltags bildet. «Wohnzimmer» bedeutet das übersetzt. Und so gesehen steigt dort während zehn Julinächten wahrscheinlich die bestbesetzte Stubete der Welt. Von dies- und jenseits der Alpen sowie von beiden Seiten des Atlantiks reisen die Acts an, welche stilistisch, alters- und zielgruppentechnisch das ganze Spektrum bedienen. Den kürzesten Weg nimmt dabei wohl Laura Pausini auf sich, die als Stammgast schon bald Bürgerrecht in Locarno geniesst. Gesellschaft in

der Frauenpower-Fraktion erhält sie 2014 von der US-Countrylegende Dolly Parton, die mit einem phänomenalen neuen Album in den Satteltaschen aus dem Ruhestand zurücktritt. Ex-Soldat James Blunt rückt ein zur Kuschelrunde unter dem Himmelszelt, derweil die BoygroupSchnügel der Backstreet Boys für den nötigen Mädchenkreisch-Faktor sorgen – und für eine hysterische Unterwäscheschlacht in den ersten Reihen vor dem Absperrgitter. www.moonandstars.ch

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SOMMER 2014 | Tessin

«Die schwarzen Brüder» heisst das Buch. Lange zurück liegt

VERZASCATAL

Giorgios Odyssee inzwischen, doch Sonogno döst bis heute am Kopfende des Verzascatals vor sich hin. Die Kirche steht noch immer im Dorf und neben seiner Funktion als Romanschauplatz dient das Nest als Ausgangs- oder Endpunkt der Wanderung auf dem «Sentierone», der sich von Locarno oder Tenero der Verzasca nach in die Höhe schlängelt. Zwischen Brione und Lavertezzo hat der örtliche Tourismusverein den Pfad sogar mit von Menschenhand geschaffenen Kunstwerken verziert. Nach Lavertezzo übernimmt dann die Natur die Rolle des Künstlers. Die Verzasca glänzt in ihrem Bett so Türkis wie eine mit Saphir gepflasterte Saumgasse. Ihre Wasser haben im Lauf der Jahrhunderte glatte Strukturen in die Felsen geschliffen und dahinter balancieren die Rottannen wie Zirkusartisten auf den Felsvorsprüngen. Die

Als Primarschüler geleiteten wir während der

34 Kilometer bis nach Sonogno halten sportliche Wanderer locker

Klassenlektüre den kleinen Giorgio aus dem

zwei Tage beschäftigt. Der Sentierone lässt sich aber auch

behüteten Sonogno hinaus, in die böse weite Welt

gut von Locarno oder Tenero aus in Teilstücken erkunden –

nördlich des Gotthardmassivs. Und als Erwachsene machen wir den umgekehrten Weg.

die meisten Dörfchen (von denen Corippo das spektakulärste Bild abgibt) verfügen neben einfachen Herbergen über eine Postauto-Station. www.wanderland.ch

TREMOLASTRASSE Sie dreht und wendet sich wie ein Aal am Haken. Bloss dass sie einem nicht aus den Händen glitscht – denn die Tremolastrasse ist in Stein gemeisselt im wahrsten Sinne des Wortes. Kurz hinter Airolo zweigt das Kopfsteinpflaster des neuen Passübergangs ab, welcher die Tremolastrasse vom Transitverkehr entlastet. Eingekesselt von den bedrohlichen Felsmassen des Gotthards schlängelt sie sich der Tremolaschlucht entlang zum Hospiz auf der Passhöhe – über permanent ansteigende 14 Kilometer. Und Sie können mitschlängeln, im Sattel des Rennrades. Über 24 Serpentinen zickzacken Sie bis auf 2108 Meter über Meer hinauf, bezwingen so das längste Strassenbau-Denkmal der Schweiz. Ein Bergpreis, den Sie sauer verdienen müssen – indem Sie die Unbeugsamkeit der Natur bei jedem Tritt in die Pedale in den Waden spüren.

Der Aufstieg ist für Ausdauernde, die Abfahrt für Schwindelfreie.

VALLE ONSERNONE Der Ball liegt bei der Politik: Eine Initiative, welche die Westflanke des Onsernonetals zur Kernzone des zweiten Nationalparks erklären soll, steckt in der Pipeline. Nun, morgen geschieht der Vollzug wahrscheinlich noch nicht und auch nicht übermorgen. Schon heute allerdings können Sie das wilde Tal zwischen dem Centovalli und dem italienischen Kurort Craveggia zu Fuss erkunden, Gesetzesvorlage hin, Unterschriftensammlung her. Von Cavigliano klettert der Weg steil nach Auressio und Loco, wo ein Museum die vor wenigen Jahrzehnten noch übliche handwerkliche Heimindustrie rekapituliert. Von dort via Ponte Oscuro dringt der Pfad schliesslich in die unberührte Wildnis ein. Wo die Chancen auf die Begegnung mit einem Steinbock fast höher stehen als jene auf ein Zusammentreffen mit einer zweiten Wandergruppe. www.ticino.ch

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ADVENTUREWORLD MONTE TAMARO Locarno, Lugano und Bellinzona bilden eine Art Überland-Bermuda-Dreieck – in dessen Mitte sich der Monte Tamaro erhebt. Verschwunden ist dort noch niemand. Doch der Tamaro gilt als vielleicht heissestes Pflaster der Region für jene, die gern einmal das Blut in ihren Adern aufkochen. Wer sich in die Seile des Abenteuerparks hängt, unterzieht seine Nervenstränge einem gewichtigen Elchtest. Der anspruchsvollste der drei in einen märchenhaften Buchenwald gezogenen Kraxelparcours beinhaltet einen 15-Meter-Sprung! Mehr als 400 Meter misst der längste Flying Fox der Schweiz auf der Alpe Foppa, der beim quasi-freien Fall an einer Downhill-Seilwinde auf kriminelle 60 Stundenkilometer beschleunigt. AdrenalinFlash ahoi! Dagegen erscheint die Rodelbahn mit ihrem lausigen Top-Speed von fünfzig als das reinste Kinderspiel... www.montetamaro.ch Ein Königreich für Romantiker, die Kirchen von Giornico.

VELO- UND GROTTOPLAUSCH LEVENTINA Drei Klimazonen, Bauwerke von der Romantik bis zur Moderne und Rastplätze von der Feuerstelle über urchige Grotti bis zur Fastfood-Kette – ein Veloweg der Kontraste verbindet Airolo mit Biasca. Wobei Sie dabei kaum wirklich velofahren müssen – das übernimmt das am Bahnhof Airolo gemietete Zweirad auf der abfallenden Strecke nämlich selbst, während die Flora von alpinen Nadelwäldern in überwucherte Weinberge und schliesslich zu mediterranen Palmenhainen übergeht. Parallel dazu passieren Sie Epochen der Zeitgeschichte: In Dazio die alte Gotthard-Zollstation mit angegliedertem Museum. In Faido die Holzhäuser aus der Renaissance, reich mit Schnitzereien verziert. Giornico mit seinen sechs Kirchen aus der Romantik. Und als Gegenstück dazu das futuristische Autobahnviadukt Biascino. Übrigens: Ambitionierte Biker, denen diese 40 Kilometer noch nicht ausreichen, rollen auf derselben Strecke nach Bellinzona weiter.

sCHLOSSWANDERUNG BELLINZONA Heutzutage nach Bellinzona zu kommen – null Problemo, dank Bus und (Auto-)Bahn. In ritterlicher Vorzeit allerdings trotzte der Kantonshauptort den Angreifern als uneinnehmbare Festung. Davon zeugen die drei Burgen, deren Besichtigung eine städtische Mini-Wanderung kombiniert. Sie beginnt zuoberst – auf der Sasso Corbaro, deren Wachtürme den Lago Verbano (das Locarner Seebecken) sowie den Zusammenfluss des Ticino mit der Moësa überschauen. Einen Stock tiefer liegt der von Mario Campo restaurierte Festungskomplex Montebello, von wo die Treppenstufen der Contrada Motta in den Stadtkern hinabführen. Über diesem thront das majestätische Castelgrande, erSCHLOSSen durch einen in den Fels gehauenen Lift. In ihrem Bauch hortet die alte Dame unter den drei Burgen moderne Kunstgalerien – und hinter ihren Mauern lockt das Erholungsgebiet im ehemaligen Flussbecken, das durch die Trockenlegung der Magadino entstand. www.bellinzonaturismo.ch

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SOMMER 2014 | Tessin

5 U A M D A E D I N I T U N O L O PA

D I K D O O /W N Y B O IN R T & W A P H P E O I RÖYKS HITE LIES / RICH E V I L W S / T S O O R T E E EDITOR B Y Y M D O O N O O L R B T E M TH E / R E N N E Y R P B O K C L T A U K C / S R FRITZ E T E H V I G L I F Y L K A S T T E N / CRYS 5 7 9 1 Ø HE T M / / E T D N I I S A RP A DARK W / R E V I R E H T Y UME L F DR / E V I L S S E LL

K ARU G N A L K E LLE / V S U R O E K N O O / PA B L ASMA L A TIN / CRO I P T I R / K O N L I S S K G I M / A N NA S TA N Y / S P O B M E I R D A H S K BA TH E RS … A O B / D E N É A H / K I N GS R / KLISC L O A D V I A T R A / M R J E SUS O F S N A JE AIR .C H N E P O H C URI W W W.Z

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SOMMER 2014 | Tessin

Top 5  Nicht verpassen! Es kostet rund 200 Franken und einen riesigen Haufen Überwindung. www.trekking.ch

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park des Landes. Auf 3,5 Kilometern Schienen kurven 18 Modellzüge um die 130 Modellhäuser und Modellwahrzeichen der Modellschweiz im gigantischen (echten) Garten des Swiss Miniatur in Melide. www.swissminiatur.ch

ASCONA WHISKY Der hochprozentige Höhepunkt eines kulinarischen Streifzugs steht im Regal jenes Shops in Ascona, der die Delikatessen des Gutbetriebs Terreni alla Maggia verkauft: Honig, Eier, Polenta… Auf den 150 Hektaren am Naturschutzgebiet der Maggia-Mündung kultivieren die Betreiber das nördlichste Reisfeld der Welt, keltern Wein, bauen Obst an – und destillieren den einzigen Tessiner und einen von nur drei Schweizer Whiskys. Der Ascona Single Malt (CHF 73.-) duftet fruchtig nach Kirsch und Vanille, besticht mit einem vollmundigen Aroma – und 43 Volumenprozent. www.terreniallamaggia.ch

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LIDO RIVA CACCIA Das Paradies liegt nur ein paar Haltestellen entfernt: Der Bus nach Lugano-Paradiso setzt Sie gegenüber des Kunstmuseums am Giardino Belvedere ab – vor den Toren der Badeanstalt Rivo Caccia. Wer dort aufs Floss hinauskrault, findet sich umzingelt von den imposanten Zuckerhüten rund um dieses Rio de Janeiro der Südalpen. Und den Caipirinha mixt die Kellnerin in der frei zugänglichen Bar, übrigens auch unter Nichtschwimmern ein beliebter Treffpunkt für den FeierabendDrink. Oder das erste Date. www.lugano.ch

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CENTOVALLI-EXPRESS Okay, der «Express» ist vielleicht etwas hoch gegriffen. Zwei Stunden braucht die Centovallibahn für 50 Kilometer ins italienische Domodossola. Sie verbindet die Gotthard- mit der Simplonstrecke, also auf kürzestem Weg die Kantone Tessin und Wallis. Und durchquert dafür das Tobel des Wildbachs Melazza mit seinen hunderten von Seitenarmen. Wir tuckern über tödliche Abgründe, Haarnadelkurven, ziehen an Kastanienwäldern und tosenden Wasserfällen vorbei. Und vergessen vor Entzücken beinahe, wo wir eigentlich hinwollen. So fühlt sich das an, wenn der Weg das Ziel ist. www.centovalli.ch

DER GOLDENEYE-JUMP Zwei Wochen für 220 Meter! So lange dauerten die Dreharbeiten an der VerzascaStaumauer, bis jene berühmte Anfangssequenz des James-Bond-Abenteuers «Golden eye» im Kasten war, in welcher der Agent von der Staumauer in die enge Verzascaschlucht hinunterstürzt. Mit einem Gummiseil an den Füssen. Pierce Brosnan schlotterten derart die Knie, dass Stuntman Wayne Michaels den Job erledigte, der 1995 Bungee-Jump-Weltrekord bedeutete. Und wer die Eier hat, kann Michaels immer noch hinterherspringen.

SWISS MINIATUR Die Skulpturen auf dem Mailänder Dom bewundern. Auf den Spuren von Johanna Spyri im Weinfelder Heididorf wandern. Im Schloss von Burgdorf in der eigenen Phantasie schwelgen. Und für all das nicht einmal in einen Zug steigen! Wobei, selbst so einer fährt durch den einzigen Miniatur-

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Impressum

Herausgeberin

Mediabox Verlag GmbH Eichstrasse 25, 8045 Zürich Telefon 044 205 50 20 Fax 044 205 50 21

Gesamtverantwortung

Florian Biafori Sandro Proietto

Chefredaktion

Jürg Zentner, Marco Rüegg zentnerindustries.ch

Redaktion

Shiva Arbabi Zentner, Beat Karrer, ­ Phillipe Braun, Michael Dukanakis, ­ Xavier Siegrist, David Müntenknecht, ­S abine Müller, Christian Menoventi

Website

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Ticketmanagement

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Druck

DRUCKHAUS KAUFMANN Raiffeisenstrasse 29, 77933 Lahr (DE) www.druckhaus-kaufmann.de

Auflage

120 000 Exemplare

Sprachen

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Die Redaktion entscheidet unabhängig über Eintragungen in diesem ­Magazin. Alle Eintragungen haben informativen Charakter und keine recht­ liche Verbindlichkeit. Änderungen bleiben vorbehalten. Jegliche Ver­ wendung des Inhaltes nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte oder Bilder übernimmt der ­Verlag keine Haftung.

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