MÄRZ / APRIL 2018
DAS STERNENTHEATER Unser Kosmos
EXPLORE! 3D
Foto: ©Creative Planet
SPIELPLAN UND MEHR AUS DEM PLANETARIUM HAMBURG
Der Schlüssel zum Planetenlauf
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Plan Foto: ©Creative
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ächtiger als alle anderen Sterne erschienen sie unseren Vorfahren: die rätselhaften 7 „Wandergestirne“ Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn, denn sie bewegten sich durch das feste Muster der Sterne. So wurden sie in allen Kulturen als Götter verehrt und prägten den Kalender, Riten und Festlichkeiten. Frühe Hochkulturen in Ägypten, Mesopotamien oder Mittelamerika errichteten grandiose Bauwerke, Tempel und Pyramiden, die nach dem Lauf dieser himmlischen Wanderer ausgerichtet waren. Das Wissen über die Zyklen der Gestirne war Herrschaftswissen, das nur Wenigen
vorbehalten war und Pharaonen wie Königen die Macht über die Zeit verleihen sollte. Auch heutzutage kennen sich nur Wenige am Himmel aus und können „Wandersterne“ von den „Fixsternen“ unterscheiden - obschon jeder sie als Planeten kennt („planetes“: Griechisch „Wanderer“). Diese Planeten sind zu Reisezielen für unsere unbemannten Raumsonden geworden und der Traum für kommende Generationen von Astronauten. Wohl selten machen wir uns klar, welch unglaubliche intellektuelle Leistung und wie viel mühsame Detektivarbeit über viele Jahrhunderte notwendig war, um so weit zu kommen, um den rätselhaften Zick-Zack-Kurs dieser Himmelskörper entschlüsseln zu können und dies nun für Weltraumflüge zu nutzen. Nun bietet sich dafür eine ganz besondere Gelegenheit, denn in der neuen Kosmosreise EXPLORE! (engl. für „Erforsche!“) nimmt das Planetarium Hamburg alle Besucher mit auf eine bisher nie dagewesene 3D-Erkundungstour zu den Gesetzmäßigkeiten des Himmels. Sie beobachten die alten Ägypter bei der Errichtung ihrer Pyramiden, blicken dem Astronomen Johannes Kepler über die Schulter und befinden sich am Ende sogar im Cockpit eines Raumschiffes, das Richtung Mars fliegt. Die As-
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Was verbirgt sich hinter „geo- und heliozentrisch“? Bis zum ausgehenden Mittelalter wurde das Weltbild von der Vorstellung bestimmt, dass die Erde (griechisch „Geos“) im Mittelpunkt des Weltalls steht – man spricht vom geozentrischen Weltbild. Die Vorstellung, dass die Erde sich drehen könnte, sich gar um die Sonne bewegen könnte, war für den damaligen gesunden Menschenverstand ziemlich absurd. Nikolaus Kopernikus war dann im Jahre 1543 einer der Ersten, der das bereits in der griechischen Antike geborene heliozentrische Weltmodell, bei dem nicht die Erde, sondern die Sonne (griechisch „Helios“) im Zentrum stand, wiederbelebte. Aber erst
tronomen des Planetariums begleiten die Besucher in diesem einzigartigen Rundum-3D-Erlebnis und machen auch die aktuellen Bewegungen und Bahnen der Planeten im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“. Mastermind von EXPLORE! ist Maciej Ligowski, der bereits mit seiner ersten Produktion „Dream to fly“ (für das Planetarium des Kopernikus Science Center in Warschau) unzählige internationale Preise gewonnen hat. Zusammen mit Art Director Maciej Rasala gründete er danach die Planetariumsschmiede „creative planet“ und präsentierte schon im vergangenen Herbst bei der großen amerikanischen Planetariumskonferenz die 2D-Version der neuen Produktion EXPLORE! Auf Wunsch und in Zusammenarbeit mit dem Planetarium Hamburg entstand danach die noch eindrucksvollere 3D-Fassung, deren Weltpremiere im April in Hamburg stattfindet. Maciej Ligowski erzählt dazu: "Nach drei Jahren intensiver Arbeit sind wir stolz, eine PlanetariumShow zu präsentieren, die die Geschichte des ewigen Traums der Menschheit erzählt, nämlich die Sterne zu erreichen: EXPLORE! präsentiert eine breite Auswahl an wissenschaftlichen Themen auf moderne und zugängliche Weise, in einer Geschichte, die uns schließlich auf den Weg zum Planeten Mars bringt. Wir erklären und vergleichen dabei nicht nur wissenschaftliche Konzepte wie
AUSGABE 7
Maciej Ligowski
etwa das geozentrische - und das heliozentrische Weltbild oder die rückläufige Bewegung von Planeten. Indem wir das Beispiel Johannes Keplers und seiner drei Gesetze der Planetenbewegungen (siehe Artikel Seite 2) genau untersuchen, zeigt „EXPLORE!" auch, wie die Erkenntnisse einzelner Menschen die Welt verändern können und wie sehr wir alle davon profitieren. Hochwertige Bildwelten, eigens für diese Inszenierung komponierte Musik und ein fachkundiger Erzählstil dienen dabei einem einzigen Zweck: das eindringliche Erlebnis und die Erkenntnis für das Publikum zu stärken. 3D spielt dabei eine ganz wichtige Rolle, ist aber gerade im Planetarium nicht ganz einfach. Für das Kino wird räumliche Tiefe dadurch erzeugt, dass man zwei Filme gleichzeitig laufen lässt - jeweils einen für das linke und das rechte Auge des Betrachters. In diesem Fall, wo es ein ebe-
spätere Beobachtungen und akribisch genauen Messungen der Planetenbewegungen verhalfen dem heliozentrischen Weltbild bis zum 18. Jahrhundert zum Durchbruch. Heute wissen wir, dass auch die Sonne nicht im Zentrum des Universums steht - und auch die Milchstraße, das Sternsystem zu dem sie als ein Stern unter Sternen gehört, nur ein System von anscheinend unendlich Vielen ist… Es gibt kein Zentrum des Universums.
nes Bild in nur einer Blickrichtung gibt, ist stereoskopisches 3D recht unkompliziert. Ganz anders sieht es aber angesichts der Sternenkuppel im Planetarium aus. Ihre Geometrie erfordert es, dass alle Blickrichtungen einen räumlichen, stereoskopischen Effekt bekommen müssen. Dabei gibt es vielfältige Schwierigkeiten und es müssen auch manchmal Kompromisse eingegangen werden. Durch unsere Erfahrung und die gemeinsamen Tests an der Planetariumskuppel in Hamburg konnten aber alle Herausforderungen bewältigt werden. Wir sind begeistert vom Ergebnis und freuen uns auf die Reaktionen der Besucher - und wenn ich meine eigenen Kinder betrachte, so habe ich keinen Zweifel, dass sowohl die antike Astronomie als auch der Flug ins All für Jedermann von Interesse sein werden.“ Weltpremiere in 3D Mi., 4. April 2018, 19:00 Uhr
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