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Stefan Bürer und die Lakers

Stefan Bürer ist seit Oktober 2021 PR- und Kommunikationsleiter bei den SCRJ.

Nach 28 Jahren als SRF-Sportkommentator – Tennis und Hockey – sucht nun der 58-jährige Rapperswiler eine neue Herausforderung. Er prägte zusammen mit Heinz Günthardt eine Kommentatoren-Ära die seines gleichen sucht. Angefangen hat seine journalistische Laufbahn bei Radio Zürichsee, wo er schon damals als Reporter über den SC-Rapperswil-Jona berichtete. Stefan Bürer ist mit der ehemaligen SRF-Journalistin Regula Späni verheiratet, hat 3 Kinder und wohnt in Rapperswil-Jona. Seine Hobbys sind Tennis, Snowboard und Sport im Allgemeinen. Gemäss einer SRF Jury-Auswertung waren Sie mit der Schulnote 5.4 die Nummer 1 der Sportmoderatoren. Es hiess: «Der Beste, cool, witzig, viel Schalk, gepaart mit einer Prise Ironie. Fachlich top, sprachlich noch besser. Über Stunden am Stück fehlerlos. Ein Federer-Spiel ohne ihn ist nur halb so toll.» Stimmt das? Naja, offensichtlich hat es die Jury so beurteilt, was mich natürlich freut. Sich selber zu beurteilen, ist immer schwierig. Aber zwei Dinge kann ich mit Bestimmtheit sagen: ich habe immer mein Bestes gegeben. Und fehlerlos war ich sicher nicht, das ist auch gar nicht möglich in einem solchen Job.

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Was hat Sie bewegt, Ihren angestammten Job aufzugeben und nochmals neu zu starten? Immerhin waren Sie fast 30 Jahre bei SRF und gehen auf die 60 zu. Nach so vielen Jahren beim Arbeitgeber wechselt man eigentlich nicht mehr die Stelle? «Man» vielleicht nicht, ich schon. Ich brauchte für mich einfach noch einmal eine neue Herausforderung. Und ich fühle mich fit genug, dass ich die neue Herausforderung auch packe. Ich bin den Lakers sehr dankbar, dass sie mir diese Chance geben.

Wäre das Thema SCRJ auch in Fragen gekommen, wenn die Saison traurig ausgesehen und gar ein Abstieg gedroht hätte? Nun, als ich bei «Rappi» begann, wusste ja noch niemand, wie die Saison enden wird. Also lautet die Antwort auf ihre Frage: Ja. Es hätte auch anders kommen können, das ist ja das Spannende am Sport. Und uns ist bewusst, dass es auch wieder schwierigere Zeiten geben wird.

Ist der SCRJ ein Bubentraum von Stefan Bürer? Als Knirps besuchte ich mit meinem Götti die SCRJ-Spiele und wurde so mit dem Virus infiziert. Wenn du als Kind bereits diese Emotionen kennenlernst, werden sie dich immer begleiten.

Was ist Ihre Aufgabe bei den Lakers und was können Sie in Ihrer Funktion neben dem Eis bewirken, da doch (fast) die ganze CHMedienwelt schon ausführlich über die Spiele bereichtet? Ich bin dazu da, die Marke Lakers zu schärfen, sie noch breiter abzustützen und mit meinem tollen Team dafür zu sorgen, dass es einfach ein «Muss» ist, an den Spielen dabeizusein. Dafür nutzen wir die verschiedenen Möglichkeiten der Kommunikation, die sich heute bieten.

Öffnet Ihr Bekanntheitsgrad die Türen oder werden gerade bei Ihnen extrem hohe Anforderungen gestellt? Klar sind die Anforderungen hoch, und natürlich auch die Erwartungen. Das kenne ich aber bereits von meinem letzten Job, da hatte jeder eine Meinung dazu. Und logisch hilft der Bekanntheitsgrad, Türen zu öffnen. Durch die Tür durch muss man dann allerdings immer noch.

Kommentieren liegt Ihnen wohl im Blut – Tennis und jetzt Hockey? Ich habe immer auch Eishockey kommentiert bei SRF – es war einfach quantitativ viel weniger als im Tennis, deshalb hat man mich mehr mit Tennis assoziiert. Aber ich liebe beide Sportarten über alles.

Was braucht es zum guten Kommentator, spielen neben dem Sportwissen auch flotte Sprüche eine wesentliche Rolle? Beni Thurnherr war ja der Klassiker. Es gehören viele Faktoren dazu: Fachwissen, Stimme, Sprache und Sprechen, Timing, und ja, ein bisschen Humor und Sprachwitz kann nicht schaden. Wie haben es die Lakers geschafft, Sie ins Boot zu holen, der Wohnsitz in Rapperswil hat wohl nicht alleine ausschlaggebend? Es gab schon länger ein loses, gegenseitiges Interesse. Und ich habe irgendwann signalisiert, dass wenn ich mal noch den Job wechsle, die Lakers bei mir oberste Priorität hätten.

Früher brachen oft die Leistung in der zweiten Saisonhälfte ein. Was ist der Grund, dass die Lakers Ende Saison so weit vorne in der Tabelle stehen? Auch da spielen verschiedene Faktoren mit. Die Crew um Headcoach Stefan Hedlund ist daran, hier eine Hochleistungskultur einzuführen. Sportchef Janick Steinmann hat viele junge Spieler zu uns geholt und diese spüren, dass die Trainer auf sie setzen. Die Lakers können in dieser Liga nur mithalten, wenn alle mitziehen und wir auf und neben dem Eis eine Einheit sind.

Wie ist heute der Ruf und die Achtung über die Leistungen der Lakers, nach einer so erfolgreichen Saison? Der Abstieg 2015 war ein Wendepunkt in unserer Geschichte. Die Aussenwahrnehmung der Lakers war damals richtig schlecht. Seither ist hervorragende Aufbauarbeit geleistet worden und ich spüre, dass sich die Wahrnehmung im Rest der Eishockey-Schweiz deutlich geändert hat. Heute werden wir respektiert für all das, was wir in den letzten Jahren geleistet haben. Wie ist das eigentlich bei Ihnen zu Hause, denn Ihre Frau war jahrelang ebenfalls Sportmoderatorin. Geht es da in sportlicher Hinsicht, resp. Ansicht eher hitzig zu und her und ganz entscheidend, wer hat dabei das letzte Wort? Klar, bei uns dreht sich vieles um den Sport, auch unsere Kinder sind ja sportbegeistert. Hitzig wird es eher selten, da wir ja im Eishockey alle das gleiche Team unterstützen…

Sie waren die Tennis-Stimme der Schweiz, haben die Schweizer Tennisgrössen hautnah erlebt und nun die Abkehr, schmerzt das? Nein, es war ja – zumindest von mir – ein bewusst gewählter Abgang. Was schmerzt, ist dass ich und Heinz Günthardt uns nun nicht mehr ganz so oft sehen.

Da Roger Federers Rücktritt immer näher rückt, er nach Rapperswil zügelt, werden Sie sich sicherlich öfters zu Kafi und Kuchen treffen oder werden diese Beziehungen strickte getrennt? Das war schon immer getrennt, denn ich hatte ja meine Rolle als Kommentator und Journalist, da ist zuviel Nähe sowieso nicht gut. Kaffee und Kuchen hatten wir noch nie zusammen, Champagner hingegen schon. Aber natürlich freue ich mich, wenn Roger an ein Lakers-Spiel kommt.

Zum Schluss: Was wünschen Sie sich und den Lakers die Zukunft? Den Lakers wünsche ich, dass wir den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen, dass wir bescheiden, bodenständig und nahe bei den Fans bleiben. Mir selber wünsche ich viele gute Momente mit guten Menschen. Und uns allen, dass es endlich wieder ruhiger und friedlicher wird in dieser Welt.

Vielen Dank Herr Bürer für das interessante Gespräch und wir wünschen Ihnen und den Lakers viel Erfolg und alles Gute. •• text: marco zimmermann, fotos: zvg.

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