STADT&LANDmagazin DEZEMBER 2021

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im porträt

«Die Gleichgültigkeit vieler gegenüber der Natur macht mir Sorgen» Urs Fuchs ist seit sechs Jahren Betriebsleiter Wald und Holz bei der Ortsgemeine Rapperswil-Jona. An seinem Beruf liebt er die Vielfältigkeit, die Teamarbeit und die verschiedensten Begegnungen mit Waldbesuchern.

661 Hektaren Wald. Das ist sein Arbeitsgebiet. Urs Fuchs ist Förster

Bereichernde Begegnungen

und als Betriebsleiter Wald und Holz bei der Ortsgemeinde Rappers-

Nebst all den Diskussionen, die zum Teil viele Nerven kosten, hat Urs

wil-Jona für die ganze Fläche des Forstreviers Rapperswil-Jona und

Fuchs aber auch immer wieder tolle und bereichernde Begegnungen

Teile von Eschenbach zuständig. Zusammen mit seinen Forstwarten

und Gespräche mit Waldbesuchern. Viele freuten sich über die schö-

und den drei Auszubildenden, kümmert er sich um das Wohl des

nen Plätze und den gepflegten Wald. «Was ich Sie schon immer mal

Waldes. Dabei ist kein Tag wie der andere. Das ist auch das, was Fuchs

fragen wollte», hört er sehr oft. «Es ist lustig, die Menschen haben an

an seinem Beruf als Förster liebt: die Vielseitigkeit, oft draussen in

Polizisten und an Förster immer eine Frage, die sie schon immer mal

der Natur zu sein. «Die Pflanzen, die Tierwelt und die Zusammen-

stellen wollten», lacht Fuchs. Auch werde er sehr oft gefragt, wo denn

hänge beider, welchen Einfluss das Wetter auf die Natur hat, die

sein Hund sei. In den Köpfen vieler läuft der Förster mit einem Hund

verschiedenen klimatischen Einflüsse, das alles fasziniert mich immer

an der Leine und einem Gewehr auf dem Rücken durch den Wald.

wieder», sagt der 32-Jährige. Die Menschen könnten gestalten wie sie

«Das ist der Wildhüter, ich bin nicht der, der Tiere betreut», erklärt

wollten, die Natur sei immer stärker. «Deshalb müssen wir möglichst

Urs Fuchs.

mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten.» Er und sein Team kümmern sich um die Wanderwege und Strassen im Der Wald ist keine Entsorgungsstelle

Wald, Rastplätze, Grillstellen, Spielplätze, Bänke und den Schauplatz

So abwechslungsreich und spannend sein Arbeitsalltag ist, so sei es

Natur. Das alles muss unterhalten und in Stand gehalten werden.

doch auch immer schwierig, allen Anspruchsgruppen gerecht zu

Weiter fällen Sie Bäume, etwa 2600 Kubik pro Jahr. Der Zuwachs

werden. Dazu gehören alle Waldbesucher wie Fussgänger, Reiter,

beträgt 3200 Kubik im Jahr. Das Nadelholz wird an die eigene Sägerei

Biker, Wanderer, Pilzsammler und Jäger, genauso aber auch die

geliefert, das Laubholz zu Energieholz als Stückholz oder Schnitzel

Naturschützer, die Waldbesitzer und die politische Gemeinde und

aufbereitet und das Stammholz wird weltweit verkauft. Auch einen

natürlich seine Mitarbeitenden. Besonders Sorgen macht ihm die

eigenen Christbaumverkauf organisieren Fuchs und sein Team. Dieser

Gleichgültigkeit vieler Menschen gegenüber der Natur. «Überall

ist zurzeit am Laufen.

bleibt Abfall liegen. Das ist ein altbekanntes Problem, aber während

Corona hat das noch mehr zugenommen», sagt er konsterniert. Nicht nur Plastik, Verpackungen und Flaschen lassen die Leute einfach im Wald liegen, Urs Fuchs hat auch schon ein Sofa, Pneus oder immer wieder Bauschutt gefunden. «Der Wald ist keine Entsorgungsstelle. Mir ist völlig unverständlich, wie Menschen das machen können.» Auch wenn sie noch so viele Schilder aufstellten und Abfallsünder direkt ansprächen, vielen sei es einfach egal. «Wenn es finanziell nicht schmerzt, dann ist es vielen gleichgültig.» Es müsste mehr Ressourcen für Kontrollen geben und die Menschen müssten noch stärker sensibilisiert werden, findet Urs Fuchs. Nicht nur das Abfallthema beschäftigt den 32-Jährigen. Auch sonst werden viele Verbotstafeln missachtet, wie er erzählt. «Wenn wir zum Beispiel eine Strasse sperren, da wir diese sanieren und wieder in Stand bringen, werden die Absperrgitter häufig wortwörtlich mit den Füssen getreten.» Ein Verbot sei für viele einfach nur ein Hindernis, das sie überwinden. Ein häufiges Argument, das er dann zu hören bekommt, ist, dass der Wald ja allen gehöre. «Das stimmt nicht», entgegnet der Förster. In der Schweiz gebe es kein Land, das niemandem gehöre. In seinem Forstrevier gehören 155 Hektaren Privatbesitzern, die restlichen gehören der Ortsgemeinde und dem Kloster Wurmsbach. 4

•• text: carole bolliger, fotos: franziska marty, zvg.


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