im porträt
«Die Gleichgültigkeit vieler gegenüber der Natur macht mir Sorgen» Urs Fuchs ist seit sechs Jahren Betriebsleiter Wald und Holz bei der Ortsgemeine Rapperswil-Jona. An seinem Beruf liebt er die Vielfältigkeit, die Teamarbeit und die verschiedensten Begegnungen mit Waldbesuchern.
661 Hektaren Wald. Das ist sein Arbeitsgebiet. Urs Fuchs ist Förster
Bereichernde Begegnungen
und als Betriebsleiter Wald und Holz bei der Ortsgemeinde Rappers-
Nebst all den Diskussionen, die zum Teil viele Nerven kosten, hat Urs
wil-Jona für die ganze Fläche des Forstreviers Rapperswil-Jona und
Fuchs aber auch immer wieder tolle und bereichernde Begegnungen
Teile von Eschenbach zuständig. Zusammen mit seinen Forstwarten
und Gespräche mit Waldbesuchern. Viele freuten sich über die schö-
und den drei Auszubildenden, kümmert er sich um das Wohl des
nen Plätze und den gepflegten Wald. «Was ich Sie schon immer mal
Waldes. Dabei ist kein Tag wie der andere. Das ist auch das, was Fuchs
fragen wollte», hört er sehr oft. «Es ist lustig, die Menschen haben an
an seinem Beruf als Förster liebt: die Vielseitigkeit, oft draussen in
Polizisten und an Förster immer eine Frage, die sie schon immer mal
der Natur zu sein. «Die Pflanzen, die Tierwelt und die Zusammen-
stellen wollten», lacht Fuchs. Auch werde er sehr oft gefragt, wo denn
hänge beider, welchen Einfluss das Wetter auf die Natur hat, die
sein Hund sei. In den Köpfen vieler läuft der Förster mit einem Hund
verschiedenen klimatischen Einflüsse, das alles fasziniert mich immer
an der Leine und einem Gewehr auf dem Rücken durch den Wald.
wieder», sagt der 32-Jährige. Die Menschen könnten gestalten wie sie
«Das ist der Wildhüter, ich bin nicht der, der Tiere betreut», erklärt
wollten, die Natur sei immer stärker. «Deshalb müssen wir möglichst
Urs Fuchs.
mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten.» Er und sein Team kümmern sich um die Wanderwege und Strassen im Der Wald ist keine Entsorgungsstelle
Wald, Rastplätze, Grillstellen, Spielplätze, Bänke und den Schauplatz
So abwechslungsreich und spannend sein Arbeitsalltag ist, so sei es
Natur. Das alles muss unterhalten und in Stand gehalten werden.
doch auch immer schwierig, allen Anspruchsgruppen gerecht zu
Weiter fällen Sie Bäume, etwa 2600 Kubik pro Jahr. Der Zuwachs
werden. Dazu gehören alle Waldbesucher wie Fussgänger, Reiter,
beträgt 3200 Kubik im Jahr. Das Nadelholz wird an die eigene Sägerei
Biker, Wanderer, Pilzsammler und Jäger, genauso aber auch die
geliefert, das Laubholz zu Energieholz als Stückholz oder Schnitzel
Naturschützer, die Waldbesitzer und die politische Gemeinde und
aufbereitet und das Stammholz wird weltweit verkauft. Auch einen
natürlich seine Mitarbeitenden. Besonders Sorgen macht ihm die
eigenen Christbaumverkauf organisieren Fuchs und sein Team. Dieser
Gleichgültigkeit vieler Menschen gegenüber der Natur. «Überall
ist zurzeit am Laufen.
bleibt Abfall liegen. Das ist ein altbekanntes Problem, aber während
Corona hat das noch mehr zugenommen», sagt er konsterniert. Nicht nur Plastik, Verpackungen und Flaschen lassen die Leute einfach im Wald liegen, Urs Fuchs hat auch schon ein Sofa, Pneus oder immer wieder Bauschutt gefunden. «Der Wald ist keine Entsorgungsstelle. Mir ist völlig unverständlich, wie Menschen das machen können.» Auch wenn sie noch so viele Schilder aufstellten und Abfallsünder direkt ansprächen, vielen sei es einfach egal. «Wenn es finanziell nicht schmerzt, dann ist es vielen gleichgültig.» Es müsste mehr Ressourcen für Kontrollen geben und die Menschen müssten noch stärker sensibilisiert werden, findet Urs Fuchs. Nicht nur das Abfallthema beschäftigt den 32-Jährigen. Auch sonst werden viele Verbotstafeln missachtet, wie er erzählt. «Wenn wir zum Beispiel eine Strasse sperren, da wir diese sanieren und wieder in Stand bringen, werden die Absperrgitter häufig wortwörtlich mit den Füssen getreten.» Ein Verbot sei für viele einfach nur ein Hindernis, das sie überwinden. Ein häufiges Argument, das er dann zu hören bekommt, ist, dass der Wald ja allen gehöre. «Das stimmt nicht», entgegnet der Förster. In der Schweiz gebe es kein Land, das niemandem gehöre. In seinem Forstrevier gehören 155 Hektaren Privatbesitzern, die restlichen gehören der Ortsgemeinde und dem Kloster Wurmsbach. 4
•• text: carole bolliger, fotos: franziska marty, zvg.