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Fußball-EM 2021
from 2021.06
Fairplay
Foto: BROADVIEW Pictures
„Ich wurde als Trainer bespuckt“
Ex-Bundesliga-Kicker und Schauspieler Jimmy Hartwig spielt die Hauptrolle in der Dokumentation „Schwarze Adler“ und positioniert sich im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2021 zu Rassismus im Sport
Im Mittelpunkt der abendfüllenden Dokumentation „Schwarze Adler“ von Regisseur Torsten Körner stehen Fußballer, die zwei Aspekte verbinden. Sie alle haben den Schwarzen Adler der deutschen Nationalmannschaft auf der Brust getragen. Und sie alle sind schwarz. Der Film, der seit 15. April auf Amazon Prime verfügbar ist, berichtet von den zuweilen erschütternden Erfahrungen der Sportler mit dem alltäglichen Rassismus gestern und heute. Einer der Protagonisten ist Jimmy Hartwig (66), dessen Bundesligalaufbahn 1972 bei den Kickers Offenbach startete.
Herr Hartwig, zum Film Schwarze Adler. Wann haben Sie sich zum letzten Mal persönlich rassistisch angegriffen gefühlt? Im Grunde passiert das jeden Tag, nicht mit Worten, aber mit Blicken. Das ist einmalig. Wenn ich einkaufe, dann wissen die Leute manchmal natürlich nicht, wer ich bin. Und es wird getuschelt. Sobald die Leute erfahren, dass es doch der Jimmy Hartwig ist, heißt es: „Ach so! Das ist aber ein netter Kerl!“ Das finde ich so grausam. Ich kann mir nur vorstellen, wie das ist, wenn man nicht bekannt ist. Die Menschen kennen dich nicht, fällen aber sofort ein Urteil.
Wurden Sie als Kind von Ihrer Mutter und Ihrem Großvater darauf vorbereitet, dass Sie in der Schule angefeindet werden könnten? Vom Großvater nicht, der hat nur gesagt: „Verschwinde!“ Meine Mutter hat mich schon vorbereitet. Sie hat gesagt, dass ich jetzt in eine andere Welt komme. Es wird Kinder geben, die mich ausschimpfen. Du bist dunkel, du siehst nicht so aus wie die. Und zweitens kommst du aus einem anderen Viertel als die, die aus reichen Verhältnissen stammen. Und genau so ist es eingetroffen. Meine Mutter konnte am Einschulungstag nicht mit mir in die Schule gehen und ich bin mit sechs Jahren ganz allein mit einer Zuckertüte und einem Ranzen in die Schule marschiert. Da wurde ich schon geprägt. Und ich wusste, dass das Leben, das mir in die Wiege gelegt wurde, nicht das einfachste sein würde.
Haben Sie den Fußballverein dann auch als eine Rettungsinsel empfunden, auf der nur zählte, was man draufhatte? Insofern, dass ich rauskam, andere Menschen kennenlernen und viel Sport treiben konnte. Ich wollte zeigen, was in mir steckt. Als ich in den Fußballclub gekommen bin, haben die anderen Eltern aber auch gesagt: „Was willst du denn hier als Dunkelhäutiger?“ Der Trainer Kurt Schreiner hat mich unterstützt und gesagt: „Der spielt hier nicht, weil er braun ist, sondern weil er viel besser spielt als Ihr Sohn. Deshalb ist er auch in meiner Mannschaft.“ Er hat einen Schild über mich gehalten. Ich habe gemerkt, dass es auch Menschen gibt, die wie meine Mutter vor mir stehen, zu mir halten und nichts auf mich kommen lassen. Wenn mir in meinen verschiedenen Lebensabschnitten immer wieder solche Menschen begegnet sind, hat mir das neuen Mut gegeben. Sie waren ganz wichtig in meinem Leben.
Sie waren als Trainer in Sachsen und haben in Leipzig Theater gespielt. Das Bundesland gilt als rechtsradikaler Hotspot. Haben Sie beim Thema Rassismus regionale Unterschiede festgestellt? Als ich in Leipzig Theater gespielt habe, habe ich davon nichts gespürt. Sicherlich kamen nach der Wende viele Typen aus dem Westen rüber, die der Meinung waren, denen im Osten mal zeigen zu müssen, wie es geht. Ganz schlimm. Als Theaterschauspieler habe ich von Rassismus nichts mitgekriegt. Aber als Trainer bei Sachsen Leipzig habe ich so richtig Breitseite gekriegt. Alter Verwalter! Es wurde immer von Seilschaften gesprochen. Ich wusste gar nicht, was das ist. Für mich stammte der Begriff immer vom Bergsteigen. Dann habe ich gemerkt, was Seilschaft wirklich bedeutet. Mein Präsident war ein ehemaliger Oberstleutnant der Staatssicherheit. Er hat mich sofort spüren lassen, dass ich nicht gern gesehen bin. Ich weiß es noch bis heute, wie er zu mir gesagt hat (Anm.: in breitem sächsischen Dialekt): „Na passen se mal uff. Wenn se globen, dass se bei uns machen können, was se wollen, nur weil se ausm Westen rübergekommen sind, dann werdn se mich aber ma kennenlernen.“ Das war dann auch der Ansatz von den Jungs. Das war ganz schlimm. Und so ging es auch weiter. Ich habe immer Breitseite gekriegt. Dann bin ich nach Cottbus gefahren und direkt in der Höhle des Löwen gelandet.
Inwiefern? Ich wurde als Trainer bespuckt und mit Steinen beschmissen. Mir wurde bewusst, dass irgendetwas verkehrt läuft. Aber ich habe in Leipzig tolle Menschen kennengelernt, bis heute habe ich einen super Kontakt nach Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen. Ich liebe diese Menschen, weil sie geradeheraus und ehrlich mit dem sind, was sie dir ins Gesicht sagen. Aber trotzdem ist es sehr schwer, da hineinzukommen. Ich weiß nicht, warum die Rechten im Osten so stark geworden sind. Die Regierung hat bei der Wiedervereinigung große Fehler gemacht und blühende Landschaften versprochen. Das war Wahlpropaganda. Hätte der Herr Kohl von Anfang an gesagt, dass die Wiedervereinigung kein Zuckerschlecken werden würde, dass viele Leute ihre Arbeit verlieren und auf der Strecke bleiben werden, wir aber alle versuchen müssen, das Bestmögliche zu erreichen, wäre das bestimmt besser gewesen. Die Politiker von damals haben dazu beigetragen, dass Rassismus heute im Osten verbreiteter ist als im Westen.
Anders als seine Hautfarbe kann man seine sexuelle Orientierung verstecken. Verstehen Sie Fußballer, die sich nicht outen? Ja, ich kann sie verstehen. Aber dass man heutzutage noch Angst haben muss, einen Mann zu küssen, wenn man verliebt ist – oder eben eine Frau – kapiere ich nicht. Ich habe zu meiner elfjährigen Tochter gesagt: „Mir ist egal, wen du kennenlernst, ob Junge oder Mädchen. Für mich zählt nur eins, liebe Tochter: dass du glücklich bist.“ In München gibt es einen schwul-lesbischen Club namens Die Streetboys, der ist wunderbar. Leben und leben lassen. In der Bundesliga kann man das nicht und das finde ich sehr schade. Es gibt ja schwule Spieler – das habe ich zumindest gehört – die Angst haben, sich zu outen. Man muss ja schauen, was da alles dranhängt. Vielleicht sind sie offiziell glücklich verheiratet und haben zwei Kinder.
Macht es Sie traurig, dass sich in Bezug auf Rassismus bis heute so wenig verändert hat? Solange es Menschen gibt, wird es auch Rassismus geben. Solange du deinen eigenen Fehler nicht siehst, solange gibt es auch Rassismus in Deutschland. Wir müssen dafür sorgen, dass das Problem kleiner wird und keine großen Strukturen entstehen. Eigentlich können nur Leute wie Steffi Jones, Asamoah oder ich über Rassismus reden. Normalerweise müssten Leute wie wir als Integrationsbeauftragte im Bundestag sitzen. Wir wissen, wie es geht und wie es sich anfühlt. Ich bin 66 und würde den Job gern übernehmen. Ich möchte etwas erreichen und für die Menschen da draußen arbeiten. A. Wesche
GRUPPE A GRUPPE B GRUPPE C
TÜRKEI – ITALIEN 11.06., 21:00, Rom : DÄNEMARK – FINNLAND 12.06., 18:00, Kopenhagen : ÖSTERREICH – NORDMAZED. 13.06., 18:00, Bukarest :
WALES – SCHWEIZ 12.06., 15:00, Baku : TÜRKEI – WALES 16.06., 18:00, Baku : ITALIEN – SCHWEIZ 16.06., 21:00, Rom : SCHWEIZ – TÜRKEI 20.06., 18:00, Baku : ITALIEN – WALES 20.06., 18:00, Rom : BELGIEN – RUSSLAND 12.06., 21:00, St. Petersburg : FINNLAND – RUSSLAND 16.06., 15:00, St. Petersburg : DÄNEMARK – BELGIEN 17.06., 18:00, Kopenhagen : RUSSLAND – DÄNEMARK 21.06., 21:00, Kopenhagen : FINNLAND – BELGIEN 21.06., 21:00, St. Petersburg :
NIEDERLANDE – UKRAINE 13.06., 21:00, Amsterdam : UKRAINE – NORDMAZED. 17.06., 15:00, Bukarest : NIEDERLANDE – ÖSTERREICH 17.06., 21:00, Amsterdam : NORDMAZED. – NIEDERLANDE 21.06., 18:00, Amsterdam :
UKRAINE – ÖSTERREICH 21.06., 18:00, Bukarest :
Tabelle GRUPPE A
Pkt.
Pkt.
Pkt.
Pkt. B1
B2
B3
B4
Tabelle GRUPPE B
Pkt. C1
Pkt.
Pkt. C2
C3
Pkt. C4
Tabelle GRUPPE C
Achtelfinale 5
28.06., 18:00, Kopenhagen
F1
Achtelfinale 6
3*
28.06., 21:00, Bukarest
A1
Achtelfinale 2
C2
26.06., 21:00, London
B1
Achtelfinale 4
3*
27.06., 21:00, Sevilla
A6
Viertelfinale 1
A5
02.07., 18:00, St. Petersburg
V2
Halbfinale 1
V1 A4
Viertelfinale 2
A2
02.07., 21:00, München
GRUPPE D GRUPPE E GRUPPE F
ENGLAND – KROATIEN 13.06., 15:00, London : POLEN – SLOWAKEI 14.06., 18:00, St. Petersburg : UNGARN – PORTUGAL 15.06., 18:00, Budapest :
SCHOTTLAND – TSCHECHIEN 14.06., 15:00, Glasgow :
KROATIEN – TSCHECHIEN 18.06., 18:00, Glasgow : ENGLAND – SCHOTTLAND 18.06., 21:00, London : KROATIEN – SCHOTTLAND 22.06., 21:00, Glasgow : TSCHECHIEN – ENGLAND 22.06., 21:00, London :
SPANIEN – SCHWEDEN 14.06., 21:00, Sevilla : SCHWEDEN – SLOWAKEI 18.06., 15:00, St. Petersburg : SPANIEN – POLEN 19.06., 21:00, Sevilla : SLOWAKEI – SPANIEN 23.06., 18:00, Sevilla : SCHWEDEN – POLEN 23.06., 18:00, St. Petersburg : FRANKREICH – DEUTSCHLAND 15.06., 21:00, München :
UNGARN – FRANKREICH 19.06., 15:00, Budapest : PORTUGAL – DEUTSCHLAND 19.06., 18:00, München :
DEUTSCHLAND – UNGARN 23.06., 21:00, München : PORTUGAL – FRANKREICH 23.06., 21:00, Budapest :
Tabelle GRUPPE D
Pkt.
Pkt.
Pkt.
Pkt. E1
E2
E3
E4
Tabelle GRUPPE E
Pkt.
Pkt.
Pkt.
Pkt. F1
F2
F3
F4
Tabelle GRUPPE F
Achtelfinale 1
26.06., 18:00, Amsterdam
C1
Achtelfinale 3
3*
27.06., 18:00, Budapest
D1
Achtelfinale 7
F2
29.06., 18:00, London
E1
Achtelfinale 8
3*
29.06., 21:00, Glasgow
A3
A1
Viertelfinale 3
03.07., 18:00, Baku
V4
Halbfinale 2
V3 A8
A7
Viertelfinale 4
03.07., 21:00, Rom
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