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Ghostbusters
TEXT: NICOLE ALBIEZ
The Newest Ghostbusters
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Die erste Geistersichtung seit 30 Jahren: Die nächste Generation an „Ghostbusters“ tritt ihr Erbe an – vor und hinter der Kamera.
GHOSTBUSTERS: LEGACY – GHOSTBUSTERS: AFTERLIFE KINOSTART 19.11., Can/USA 2021, REGIE Jason Reitman, MIT Paul Rudd, Carrie Coon, Finn Wolfhard, Mckenna Grace, FILMLÄNGE 124 Min., © Sony Pictures Eine überdimensionierte Bruchbude voller altem Plunder in einer öden Kleinstadt ist alles, was von Callies Vater geblieben ist. Die abgebrannte Single Mom (Carrie Coon, Gone Girl) zieht mit ihren Teenagerkindern (15 und 12 Jahre alt) hier ein. Was der alte Krempel alles draufhat, bemerken die Bewohner schnell genug. Und dass es in diesem Kaff irgendwo in Oklahoma nicht so stinkfad ist, wie Trevor (Finn Wolfhard, Stranger Things, Es) befürchtet hat, ebenso: „Die ganze Stadt ist wie The Walking Dead!“ – Irritierende Wesen treiben hier ihr Unheil. Zum Glück sind Nachfahren der Ghostbusters zur Stelle.
Denn wenn Phoebe (Mckenna Grace, Annabelle 3, Begabt – Die Gleichung eines Lebens) im Keller ihres verstorbenen Opas kramt, dann findet sie nicht Heugabeln oder abgelegte Mixer, sondern nichts Geringeres als ein Protonen-Pack. Und wenn Trevor eines von Opas alten Autos auf Vordermann bringt, dann verfügt das auch über ausfahrbare Schießsitze: Der Großvater, von dem hier die Rede ist, ist kein Geringerer als Egon Spengler. Dr. Egon Spengler – damals legendär gespielt von Harold Ramis – hat sich in New York City einen Namen gemacht als Geisterjäger. An der Seite von Dr. Peter Venkman (Bill Murray), Dr. Ray Stantz (Dan Aykroyd) und Winston Zeddemore (Ernie Hudwon) bekämpfte er den Gozer, den Marshmallow Man und allerhand andere Gestalten, die in New York City eher … destruktiv tätig waren.
Eine neue Generation ist auch hinter den Kulissen am Werk: Ghostbusters: Legacy wurde von Jason Reitman erdacht. Der Sohn von Ivan Reitman – dem Regisseur von Ghostbusters (1984) und Ghostbusters II (1989) – hat einen Film geschaffen, der die Ghostbusters


ECHTE LEGENDEN



auf nostalgische und gleichzeitig selbstständige Weise weiterleben lässt.
DAS INNENLEBEN EINES GHOSTBUSTERS Als Sechsjähriger hatte er seinen Vater am Set von Ghostbusters besucht. „Noch ehe jemand wusste, was ein Terrorhund oder ein Protonen-Pack war, sah ich einem Stuntman dabei zu, wie er mit Rasierschaum angespritzt wurde, als der Marshmallow-Man explodierte. Ich ging nach Hause mit einem kleinen Stückchen vom Marshmallow-Man, und das saß meine ganze Highschoolzeit lang auf meinem Regal.“
Reitman ist selber längst Filmemacher – einer, der einen anderen Weg eingeschlagen hat als sein Vater. Er betrachtet lieber das Innenleben seiner Figuren, als die Welt um sie herum zu spregen – siehe etwa Juno, Up in the Air und Young Adult. „Ich glaube, mein Vater hätte nie damit gerechnet, dass ich mit einer Ghostbusters-Story auf ihn zukommen würde“, lacht Jason Reitman. Aber dann hatte der Regisseur, der sich selber als Independentfilmer sah, das Bild eines zwölfjährigen Mädchens vor sich, das in einer Scheune ein ProtonenPack findet. „Als Harold Ramis starb, wusste ich plötzlich, wer dieses Mädchen war: Egon Spenglers Enkeltochter. Das war

die Story, die ich erzählen wollte: Die Geschichte eines Mädchen, das ein Proton-Pack findet und entdeckt, wer sie ist, was ihr Erbe ist und warum sie einzigartig ist.“ – So machte er die Ghostbusters ganz einfach und natürlich zu einer Jason-Reitman-Story. Er würde die bisherigen Filme ehren, aber etwas ganz Eigenständiges machen. Er würde Regie führen, sein Vater würde produzieren.
Als Jason seinem Vater Ivan Reitman die Idee präsentierte, war der ganz angetan von diesem perfekten Hybriden ihrer beider Welten. „Jason hegt ganz klar eine große Liebe für den Film und seine Ikonographie – das war auf jeder Seite des Scripts spürbar. Das Drehbuch rührte mich wirklich zu Tränen, als ich es das erste Mal las. Es beinhaltete den Spirit und die Heiterkeit des ersten Ghostbusters-Films, er hatte eine wirkliche Vision, wohin er mit dem Film wollte. Seine Idee, seine Vision zu einem Film in der Größenordnung von Ghostsbusters zu bringen, eine Familiengeschichte in einem großen, Weltrettungen umfassenden Konzept zu kanalisieren, schien mir eine gute Idee zu sein.“
Und er ergänzt: „Vor 1984 waren Superhelden standhafte All-American-Heroes – und immer ernsthaft bei der Sache. Diese Jungs, die Ghosbusters, waren ein bisschen Anti-Establishment und hatten Humor. Es machte Superhelden so viel zugänglicher.“ Auch Jason findet: „Ich glaube kaum, dass jeder denkt, er könnte Superman sein, aber ich glaube, man könnte sich vorstellen, ein Geisterjäger zu sein. Geister zu jagen war immer die Möglichkeit für Außenseiter, einen Moment des Ruhms zu erleben.“
Jason Reitmans Film sollte einer sein, der sich nostalgisch anfühlt; man sollte sich fühlen wie bei der Sichtung des Originalfilms. „Also nutzten wir alle möglichen Techniken, die mein Vater und seine Crew damals 1984 eingesetzt hatten. Das wird sich wie ein altes Familienrezept anfühlen – es ist auch eines.“
ECHTER GEISTERJARGON Als Jason Reitman und Drehbuchautor Gil Kenan (Monster House, aktuell auch: Ein Junge namens Weihnacht) ein fertiges Script vor sich hatten, machten sie sich an die Mutprobe, es an GhostbustersVeteran Dan Aykroyd – damals Co-Autor und Darsteller des Dr. Raymond Stantz – zu schicken, mit der Bitte um Feedback. „Es gibt wohl nichts Angsteinflößenderes, als Dan Aykroyd das Script zu diesem Film zu schicken“, meint Reitman. „Ich meine … Er ist der Typ, der ursprünglich die Idee hatte, Geister zu jagen. Ich war neugierig, was seine Anmerkungen wären und ob sie




die Tonalität des Urhebers hätten. Seine Antwort war, als würde man Bemerkungen von Ray Stantz direkt erhalten. – All diese merkwürdigen und witzigen GeisterÄußerungen und Lovecraft’schen Dialoge. Das ist so inspirierend. Man kann die Science Fiction und Fantasy, mit der er groß geworden ist, förmlich spüren.“
Aykroyd würde es nicht nur bei Notizen belassen und zum ausführenden Produzenten werden: Er wird in Reitmans Neuauflage zu sehen sein – und neben ihm treten wieder sein Parapsychologenkollege Bill Murray (als Peter Venkman) und Ernie Hudson als Winston Zeddemore auf.
EIN WÜRDIGES ERBE Die Show gehört aber eigentlich der nächsten Generation: Callie und ihre Kinder ziehen von Chicago in eine Bruchbude in Oklahoma. Geister waren lange nicht zu sehen, also hat schon lange niemand mehr an Geisterjäger gedacht. „Die Idee ist, dass man als jemand, der in den frühen Nullerjahren geboren wurde, vielleicht noch nicht mal oder nur kurz von den Ghostbusters gehört hat. Sie sind nicht mehr Teil des Alltags.“ Das liebevoll gestaltete filmische Tribut wird sie so was von in Erinnerung rufen: Reitman hat die Arbeit seines Vaters auf mitreißende Art weitergeführt. www.GhostbustersLegacy.de
