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Benedetta

BENEDETTA KINOSTART 03.12., F 2021, REGIE Paul Verhoeven, MIT Virginie Efira, Charlotte Rampling, Daphne Patakia, Lambert Wilson, FILMLÄNGE 127 Min., © Polyfilm

Führe mich in Versuchung

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Paul Verhoeven erzählt von „Benedetta“, einer lesbischen Nonne im 17. Jahrhundert.

Novizin Bartolomea (Daphné Patakia) hat für ihre Äbtissin Benedetta (geht ganz in ihrer Rolle auf: Virginie Efira) eine Überraschung vorbereitet: Sie wurde kreativ tätig und hat aus einer Statuette der Jungfrau Maria einen Dildo geschnitzt. Das Geschenk muss gleich ausprobiert werden. Fraglos hat Paul Verhoeven (Basic Instinct, zuletzt Elle) noch immer Freude an der „Provokation“. Wenn er von der Nonne Benedetta und ihrem Leben und Wirken im Italien des 17. Jahrhunderts erzählt, greift er zwar gern zur Überzeichnung, thematisiert neben der lesbischen Beziehung aber auch Glaubens- und Machtfragen, inszeniert Intrigen und Uneindeutiges.

Die Figur der Benedetta steigt in den Rängen der Ordensgemeinschaft zur Äbtissin auf, als sie sich als Auserwählte Gottes inszeniert: Die Wundmale Christi treten auf ihrem Körper auf, ihr erscheint in Visionen immer wieder Jesus. Darüber, ob sie tatsächlich die Auserwählte ist oder doch nur eine Manipulatorin, scheiden sich im Kloster die Geister. Auch Verhoeven lässt eine Positionierung offen. „Ist sie sich ihrer Manipulationen bewusst? Manipuliert sie mit guten oder bösen Absichten? Ist die Geschichte, die Arnold Schwarzenegger in Total Recall erlebt, Traum oder Wirklichkeit? Beide Interpretationen sind legitim. Dasselbe gilt für Benedetta“, so der Regisseur. Benedetta löst durch ihre Stigmata jedenfalls die strenge Klostervorsteherin Felicita (Charlotte Rampling) ab, wovon nicht alle begeistert sind.

EIN FASZINIERENDES LEBEN Benedetta, der in Cannes im Wettbewerb lief, basiert auf dem Buch „Immodest Acts“ von Judith C. Brown. Die Autorin war über die Geschichte gestolpert, als sie in den Archiven in Florenz an einem anderen Projekt geforscht hatte. Sie hatte „die Aufzeichnungen des Benedetta-Prozesses gefunden, der im frühen 17. Jahrhundert stattgefunden hatte. Sie war beeindruckt und fasziniert. (…) Es sind keine anderen Prozesse gegen lesbische Frauen in der Geschichte des Christentums bekannt.“ So auch Verhoeven. Ihn interessierte aber auch, „dass Benedetta eine Frau des 17. Jahrhunderts war, die eine wirkliche Machtposition erreicht hatte, sowohl in ihrem Kloster von Theatiner-Nonnen als auch in ihrer Stadt Pescia. Benedetta war berühmt als eine Heilige und als Äbtissin des Klosters. Sie hat dank ihres Talents, ihrer Visionen, Manipulationen, Lügen und Kreativität Machtpositionen erreicht. Sie hatte es in einer vollkommen von Männern dominierten Gesellschaft und Zeit geschafft.“ #benedetta

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