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Avatar: The Way of Water
Spektakel und Revolution
Die lang erwartete Avatar-Fortsetzung entführt unter die Meeresoberfläche.
13 Jahre ist es her! Andernorts entstehen in dieser Zeitspanne zwei bis drei Remakes. Nicht so auf Pandora. Dort ticken die Uhren anders. Schöpfer James Cameron hat selbst gesagt, es möge möglichst viel Zeit bis zur Fortsetzung von Avatar – Aufbruch nach Pandora vergehen. Der Mann weiß nun mal, wie man Spannung hochhält – nicht nur in seinen Werken. Was war das damals für ein Spektakel! Der erfolgreichste Film aller Zeiten. Dank der von Cameron eigens dafür entwickelten 3-D-Technik wurden wir Zuschauer an die Hand genommen und auf einen fernen Mond entführt, der, im Gegensatz zum Erdtrabanten, nicht karg und leer, sondern voller Leben ist. Üppige Wälder, mystisch schwebende Wolkeninseln und fremde blaue Wesen, die mit der Natur im Einklang leben. Etwas, das die Menschen längst verlernt haben.
Auch in der lang erwarteten Fortsetzung dreht sich einiges um den begehrten Rohstoff Unobtainium. Wir erinnern uns: Da die natürlichen Ressourcen auf der Erde im Jahr 2154 erschöpft sind, kommen die Menschen nach Pandora, um dort Unobtainium abzubauen. Dabei geraten sie mit dem hiesigen Volk der Na’vi in Konflikt, das sich gegen die Zerstörung ihres Lebensraums zur Wehr setzt. Aufgrund der technologischen und militärischen Überlegenheit der Menschen droht den Eingeborenen der Untergang, ehe eine kleine Gruppe um Soldat Jake Sully (Sam Worthington, The Last Son) die Seiten wechselt und das Blatt wendet. Zudem verliebt sich Jake auch in die Na’vi-Frau Neytiri (Zoe Saldana, Avengers: Endgame), die ihm zeigt, dass Pandora wesentlich mehr zu bieten hat als gewinnbringende Rohstoffe.
BOMBAST SCHLÄGT BANALITÄT Pocahontas-Vergleiche drängten sich rasch auf, die unter Kritikern überwiegend dazu dienten, auf die Banalität der Story hinzuweisen. Cameron selbst machte nie ein Hehl
VOM
ZUSAMMEN
LEBEN
daraus, Inspiration aus Literaturklassikern von Poul Anderson oder Edgar Rice Burroughs sowie aus seinem eigenen Kurzfilmdebüt Xenogenesis gezogen zu haben. Außerdem war bald sowieso klar, dass die zugrunde liegende Geschichte nur ein Vehikel für die Hauptattraktion darstellt, für die der Name James Cameron bürgt wie kein anderer: Spektakel und cineastische Revolution.
Neben der eigens erfundenen 3-D-Filmtechnik, die das weltweit bisher technisch ausgereifteste stereoskopische Kamerasystem hervorbrachte, waren es auch die atemberaubenden Animationen, die das Publikum in Begeisterung versetzten. Mit der sogenannten performance-capture-stage wurde die Gesichtsmimik der Schauspieler detailgenau wie nie zuvor eingefangen und auf dem Computer verarbeitet. Mithilfe einer kleinen, vor dem Gesicht platzierten Kamera konnten erstmals 95 Prozent des Schauspiels auf die animierte Figur übertragen werden.
„SCHEISSTEUER“ Ein Monsterbudget, dessen genaue Höhe nicht bekannt ist – Insider gehen von etwa 300 Millionen US-Dollar aus –, machte es möglich. Ein Film, der alle Rekorde sprengt, macht jede Kostenfrage ohnehin obsolet. Auch im Hinblick auf die Fortsetzung Avatar: The Way of Water wurde – vom Produktionsbudget bis zu den Marketingausgaben – groß gedacht. Auf die Frage, wie teuer dieser Film gewesen sei, antwortete James Cameron mit: „Scheißteuer.“ Mutmaßlich müsse der zweite Teil einen Platz in den Top fünf der erfolgreichsten Filme aller Zeiten erreichen, um die Produktionskosten wieder hereinzubekommen. Dafür wird kräftig die Werbetrommel gerührt. Unter anderem erstrahlte sogar auf den Niagara-Fällen eine Lichtershow, die Szenen aus Avatar: The Way of Water offenbarte.
Ob die hochgesteckten Ziele der Macher nun erreicht werden oder nicht, mit diesem Sequel soll noch
lange nicht Schluss sein. Zudem stehen die Chancen gut, dass wir nicht noch mal 13 Jahre auf eine weitere Fortsetzung warten müssen. Bis 2028 sollen noch drei weitere Filme erscheinen. Cameron habe immer schon ein Mehrteiler vorgeschwebt, weshalb er in Teil eins bewusst einige Aspekte ausgespart hat. So entdecken wir in Avatar: The Way of Water viele noch unerforschte Seiten Pandoras, wie die nicht minder farbenfrohe Welt an und unter der Wasseroberfläche.
WIEDERGEBURT IN BLAU Mehr als zehn Jahre ist es nun her, dass Jake Sully im Körper eines Na’vi „wiedergeboren“ wurde. Er und Neytiri haben eine Familie gegründet. Der älteste Sohn Neteyam (Jamie Flatters), sein Bruder Lo’ak (Britain Dalton), die Tochter Tuk (Trinity Bliss) und zusätzlich zwei Adoptivkinder – darunter auch ein Menschenjunge – komplettieren das Familienglück. Währenddessen versucht die Resources Development Administration (RDA) weiterhin, die Natur Pandoras auszubeuten. Das es in der aktuellen Heimat nicht sicher ist, sind Jake und seine Familie gezwungen, beim Metkayinavolk unterzukommen, das an den Küsten und Meeren von Pandora lebt. Dort erfährt Jake erneut, was es bedeutet, ein Fremder zu sein, der sich an neue Stammesbräuche anpassen muss, während die Gefahr, die von den unbelehrbaren Menschen ausgeht, immer näher rückt. Bald kommt es zum Aufeinandertreffen mit neuen Feinden, aber auch mit einigen, die man eigentlich längst besiegt geglaubt hatte… www.facebook.com/Avatar
Drei Filme, die die Welt veränderten Obwohl James Cameron seit Jahrzehnten in aller Munde ist, ist der quantitative Output des Kanadiers verhältnismäßig gering. Nimmt Cameron jedoch erst mal auf dem Regiesessel Platz, dann wird es wirklich revolutionär. Ganz besonders drei Produktionen haben Cameron in den Filmolymp erhoben und die Filmwelt auf den Kopf gestellt.
Terminator (1984) Der Autorenfilm (Drehbuch und Regie stammen gleichermaßen von Cameron) ließ den Stern des damals noch unbekannten Regisseurs aufgehen. Gleichzeitig wurde ein gewisser Arnold Schwarzenegger auf die Filmwelt losgelassen, welcher in der Folge eine unvergleichliche Karriere als Actionstar wie auch als US-Politiker hinlegte. Trotz geringem Dialoganteil gehören Lines wie „I’ll be back“ zu den meistverwendeten Filmzitaten. Terminator ist laut, brachial und zuweilen stumpfsinnig. Doch vor allen Dingen ist der Streifen bis heute stilprägender Kult.
Titanic (1997) Schon vorher gab es einige – mal mehr, mal weniger gelungene – cineastische Versuche, das epochale Unglück der RMS Titanic auf die Leinwand zu bannen, schließlich gehört der Untergang des zu diesem Zeitpunkt weltgrößten Schiffes zu den am meisten mystifizierten Ereignissen der Seefahrt. Der Hype, der durch Camerons gleichnamigen Film um den gesunkenen Stahlgiganten ausgelöst wurde, suchte jedoch seinesgleichen. Ja, im Zentrum steht die in schmachtende Céline-Dion-Klänge gehüllte Liebesgeschichte, die Kate Winslet und Leonardo DiCaprio über Nacht zu Superstars werden ließ. Doch abgesehen davon waren es James Camerons aufwendige Inszenierung sowie Dreharbeiten (die den Darstellern
alles abverlangten), die Titanic für lange Zeit zum erfolgreichsten Film (elf Oscars und Einspielergebnis von 1,8 Milliarden US-Dollar) aller Zeiten machten. Dieses Rekordergebnis an der Kinokasse wurde erst zwölf Jahre später überboten. Von wem? Dreimal dürfen Sie raten.
Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009) Wir schreiben das Jahr 2009. Das Kino hat schon bessere Tage gesehen. Titanic thront seit mehr als einem Jahrzehnt auf Platz eins der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Doch dann tut sich vor uns mittels eigens entwickelter 3-D-Filmtechnik eine neue, atemberaubende Welt auf. Plötzlich rennen die Leute den Lichtspielhäusern wieder die Türen ein. Jeder muss Avatar gesehen haben. Einmal, zweimal, vielleicht sogar dreimal – man kann sich an der vielfältigen Flora und Fauna, die Pandora bereithält, nicht sattsehen. Die Story? Egal. Gemeinsam mit den Na’vi durch die Lüfte zu fliegen genügt vollends für ein geradezu euphorisierendes Kinoerlebnis. 3-D-Filme haben mittlerweile etwas an Zauber eingebüßt, was auch damit zusammenhängt, dass kaum jemand den Einsatz dieser Technik so gut verstanden hat, wie James Cameron. Die nackten Zahlen sprechen für sich: 2,92 Milliarden US-Dollar an der Kinokasse eingespielt, Titanic verdrängt und nebenbei noch drei Oscars eingesackt. Der erfolgreichste Film aller Zeiten – und nun endlich mit Fortsetzung.
AVATAR: THE WAY OF WATER KINOSTART 14.12., USA 2022, REGIE James Cameron, MIT Sam Worthington, Zoe Saldana, Stephen Lang, Giovanni Ribisi, Dileep Rao, FILMLÄNGE 192 Min. © The Walt Disney Company