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Im Kopf eines anderen
„To Catch a Killer“: Shailene Woodley und Ben Mendelsohn ermittlen.

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Eine wie sie wird normalerweise eher verhaftet als in den Polizeidienst gestellt, kommentiert Geoffrey Lammark, Chefermittler des FBI, als er das Profil von Streifenpolizistin Eleanor Falco liest. Das „Bureau“ hatte sie schon mal abgelehnt – sie sei suchtgefährdet, aggressiv und nicht sonderlich sozial. Lammark sieht aber, als er es zufällig mit der Streifenpolizistin zu tun bekommt, wie intuitiv und sensibel sie agiert.
„Psychische Vorbelastungen“ hin oder her – er nimmt sie, obwohl sie kaum Erfahrung hat, in die Sondereinheit auf.
Wir befinden uns in einer unruhigen Silvesternacht in Baltimore (zumindest angeblich; gedreht wurde in Montreal): Die Polizei wird zu einer Reihe von Schießereien gerufen. Offenbar hat ein Scharfschütze von einem Hochhaus aus 29 Menschen getötet – hat wahllos auf gläserne Fahrstühle, Whirlpools und
Menschen mit Cocktailgläsern in der Hand gezielt. Eleanor, die als eine der Ersten am Tatort war, scheint sich mehr als ihre Kollegen in den Täter hineinversetzen zu können. Nun soll sie, die einer Clarice Starling aus Das Schweigen der Lämmer (1991) ähnelt, ein Profil des Serienmörders erstellen, der wahllos zur Tat schritt und bei der Wahl seiner Opfer keinerlei Motiv vermuten lässt. Während sich das Team durch den enormen Zeitdruck in Streitigkeiten verliert, schlägt der Täter erneut zu –diesmal in einer Shopping Mall.
Einnehmendes Duo
Die Stärke von Damián Szifrons (Wild Tales) englischsprachigem Debüt mag nicht das Drehbuch zum dargestellten Fall sein (das Szifron gemeinsam mit Jonathan Wakeham, der in der langen Form noch nicht erfahren ist, verfasst hat), sehr wohl aber die dunklen, stilsicheren Töne, mit denen der

Regisseur die fortschreitenden Ermittlungen inszeniert und besonders seine Hauptdarsteller: Die immer tolle Shailene Woodley (Divergent) tritt als sensible Polizistin auf. Zu ihrem Gegenüber, FBIMann Lammark, wird der einzigartige Ben Mendelsohn (Bloodline, The Dark Knight Rises).
#tocatchakiller
Zu Neueinsteigern ist die Eberhofer-Reihe sehr freundlich. Keine der bisher zehn erschienenen BestsellerVerfilmungen verlangen großes Vorwissen. So liefert auch der elfte Streich mehr vom Erfolgsrezept aus Krimi, makabrem Humor und Running Gags auf Niederbayrisch. Auch das Rehragout-Rendezvous lastet auf den stets hängenden Schultern des Kripobeamten

Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel, Beckenrand Sheriff), seines Zeichens Leberkäsjunkie aus Niederkaltenkirchen mit misanthropischen Tendenzen – etwa daran zu erkennen, dass der Polizeibeamte recht schnell die Waffe zückt, selbst wenn bloß ein BaumarktMitarbeiter die Oma (Enzi Fuchs, Garmischer Bergspitzen) schubst.
Die Oma ist im Übrigen auch die einzige Person, die es versteht, den chauvinistischen Franz in die Schranken zu weisen. So fallen ihre Enkelsöhne um das gewohnt
Frauen an der Macht
herzhafte Mittagessen um, da die betagte Dame in den Streik tritt, um sich selbst zu verwirklichen. Die Jungen sollen ohnehin Selbstständigkeit lernen.
Fast zur gleichen Zeit erbt Franz’ Herzensdame Susi (Lisa Maria Potthoff, Maria Mafiosi) vorübergehend die Position der stellvertretenden Bürgermeisterin. Erste Amtshandlung: Umwandlung von Franz’ Posten in einen Halbtagsjob, damit er sich um Sohn Pauli kümmern kann. Mehr hat’s nicht gebraucht. Außer vielleicht einen neuen Mordfall, bei dem er seine ganze Männlichkeit unter Beweis stellen kann.
AUS DER KOMFORTZONE GEKICKT facebook.com/RehragoutRendezvous
Dass sich der maximal taktlose Franz immer wieder mit dem weiblichen Geschlecht herumplagt, ist einer der roten Fäden, die sich durch alle Eberhofer-Krimis von Erfolgsautorin Rita Falk ziehen. Den mürrischen Polizisten jedoch damit zu konfrontieren, wie die wichtigsten Frauen in seinem Leben ihn aus seiner patriarchalischen Komfortzone kicken, sorgt für bisher unübertroffen komische Momente. Natürlich bekommt der Franz auch in seinem elften Filmabenteuer genug Spielraum für die klassischen Eberhofer-Dinge, von zünftigen Besäufnissen mit den Kumpels bis hin zum Missbrauch des örtlichen Kreisverkehrs.
REHRAGOUT-RENDEZVOUS KINOSTART 10.08., D 2023, REGIE Ed Herzog, MIT Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp, © Constantin Film
