Die Schattenseiten der Intimität Verschüttete Gefühle

Claire Denis stürzt Juliette Binoche in Gefühlswirrungen: „Mit

Endlich ist der letzte Drehtag absolviert, die Anspannung fällt, nachdem alle Komparsen orchestriert wurden und die Schlussklappe gefallen ist, nach und nach ab. Auf die Schlussklappe folgt die Abschlussparty, bei der der deutsche Filmemacher Tomas erst in die Arme seines britischen Ehemannes Martin fällt, dann mit der Lehrerin Agathe tanzt, flirtet und schlussendlich mit ihr im Bett landet. Am nächsten Tag berichtet Tomas seinem Mann stolz von seiner Nacht mit einer Frau. Martin ist Tomas’ Affären gewohnt. Kompliziert wird es erst, als es nicht beim One-Night-Stand bleibt und Martin seinerseits nach einer Affäre sucht. Die Besitzansprüche des rücksichtslosen To mas sind andere als die des sanften Martin … Franz Rogowski, Adèle Exarchopoulos und Ben Whishaw spielen in diesem nahen, sexy und schonungslosen Beziehungsfilm mit, den Ira Sachs (Forty Shades of Blue, Little Men) mit Sensibilität gestaltet. Die Liebe und das Begehren können Widersprüchliches und sehr Grausames hervorrufen … Die Tragiko mödie, die auch bei der Berlinale lief, feierte ihre Weltpremiere beim Sundance Filmfestival.

#passagesfilm

PASSAGES KINOSTART

31.08., F 2022, REGIE Ira Sachs, MIT Franz Rogowski, Adèle Exarchopoulos, Ben Whishaw, FILMLÄNGE

91 Min., © Stadtkino Filmver leih/MUBI

SBeziehung mit Jean, als sie ihrem Ex und Jeans altem Freund François wieder begegnet. „Kommt die Vergangenheit zurück?“, fragt Jean verunsichert, und ja, das tut sie. Die Begierde flammt auf in diesem erotischen Thriller, für den Claire Denis in Berlin den Silbernen Bären für die beste Regie und minutenlange Standing Ovations holte. Ihre Sara ist hin und her gerissen zwischen dem Schönen und Sicheren und dem Aufregend-Ungestümen – und die Situation gerät schnell völlig außer Kontrolle. Wieder arbeitete Denis mit der Autorin Christine Angot zusammen, mit der sie bereits das Drehbuch zu Meine schöne innere Sonne schrieb; wieder steuern die Tindersticks die Musik bei. Juliette Binoche, Vincent Lindon und Grégoire Colin liefern intensive Performances ab, und Éric Gautier fängt mit seiner Kamera Bilder ein, die ganz nah dran sind an den ineinander verstrickten Figuren. #mitliebeundentschlossenheit

SCHAFT

Zwischen Kutter und Konzertbühne

Die „Fisherman’s Friends“ stürmen wieder die Leinwand.

2019 zog eine Gruppe Fischer eine beim Stand-up-Paddling in Seenot geratene Junggesellengruppe aus dem Wasser – unter großem Gelächter. Ähnlich laut lachte sie, als einer der geretteten Londoner Hipster ihnen einen Plattendeal vorschlug: Musikmanager Danny (Daniel Mays) und seine Freunde hatten ihre Retter singen gehört und möchten die am Hafen als Shanty-Chor auftretenden Seebären unter Vertrag nehmen. Chris Foggin inszenierte mit der charmanten Komödie Fisherman’s Friends eine wahre Geschichte: Die „Fisherman’s Friends“ sangen sich 2010 in die britischen Charts. Nun kommt die filmische Fortsetzung.

Auf den schnellen Aufstieg folgt der Fall: Noch vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums zieht der Frauenversteher der Band (Dave Johns) mit seinen unbeholfenen Flirtversuchen den Zorn einer wichtigen Musikjournalistin auf sich. Unterdessen wehrt sich Jim (James Purefoy) dagegen, dem Willen der Plattenfirma zu entsprechen und seinen verstorbenen Vater durch ein neues Bandmitglied (als Anwärter: Richard Harrington) zu ersetzen. Als Jim dann auch noch auf der Bühne die Nerven verliert und einen sehr blamablen Auftritt hinlegt, war’s das mit dem Plattenvertrag. Nicht zuletzt die irische Skandalrockerin Aubrey (Imelda May) wird Jim helfen, sein Leben wieder anzupacken. Die „Fisherman’s Friends“ wollen es nun auf eigene Faust hinkriegen: Sie stemmen sich gegen den „Fluch des zweiten Albums“ und ergaunern sich einen Platz beim legendären Glastonbury Festival, bei dem einst David Bowie und Joan Baez spielten. Und nun die „Fisherman’s Friends“ als Vorband von Beyoncé? Das könnte den internationalen Durchbruch bedeuten – wenn dieser Weg für die Band denn der richtige ist …?

Feel Good Mit Rhythmusgef Hl

„Natürlich wollten wir wieder einen Feelgood-Film machen, der sich an ein breites Publikum richtet, aber es war uns auch wichtig, erneut tiefsinnigere Themen des Lebens in einer Dorfgemeinschaft zu erforschen“, so die Regisseure Meg Leonard und Nick Moorcroft. „Wegen der turbulenten Covid-Zeit, die uns auch bei den Vorbereitungen zum Dreh begleitete, fühlten wir uns auch verpflichtet, auf Aspekte wie Einsamkeit, Trauer und Depression einzugehen, die viele unserer Zuschauer gerade persönlich erlebt hatten. Wir entschieden uns, diese Emotionen im Frontmann Jim (James Purefoy) zu personifizieren und zu zeigen, welche Auswirkungen sein Kampf gegen die eigenen Dämonen auf Freunde und die Dorfgemeinschaft hat.“ Leonard und Moorcroft führen die Figuren durch die emotionale Achterbahn des schnellen Ruhms – und bewahren sich das Herz und den Charme des ersten Films.

#fishermansfriends2

FISHERMAN’S FRIENDS 2 – GEGEN DEN WIND, AUF DAS LEBEN! KINOSTART 24.08., UK 2022, REGIE Meg Leonard, Nick Moorcroft, MIT James Purefoy, Sam Swainsbury, Dave Johns, Richard Hainsworth, FILMLÄNGE 112 Min., © Einhorn Film